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To be forgiven

Zeig mir das Licht
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte dazu eigentlich nur eines sagen: Ich liebe Yukiko und es wird sich nie ändern :p
Lasst euch nicht von so Sachen wie "Vermouth/Sharon/Chris" verwirren. Trotz allem ist alles die gleiche durchgeknallte Person XDD aber eines kann ich garantieren, Yukiko wird sie nie mit "Chris" ansprechen, nicht in 10 Jahren, nicht in 20 und auch nicht als Greis XD (womit ich immer schon Recht hatte... Mittlerweile haben wir Beweise dafür, dass diese Annahme goldrichtig war) XD
Ne, Jevi?

Ach und Ryo-Baka : Lass dich mal fein schocken ^^ XD

Chu~ Komplett anzeigen

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Big Impact

Es war später Abend. Die die 40 Jahre alte Hellbraunhaarige kam gerade aus der Dusche, als das Telefon klingelte. Sie wunderte sich schon, dass derjenige sie zu so später Stunde anrief, dabei sollte er doch schon lang im Bett liegen. Sie raste zum Telefon und hörte wenig später die Jungen-Stimme, die völlig gehetzt klang.

„Kann ich vorbeikommen? Es ist dringend! Superdringend!“ sagte er an und seine Mutter merkte an der Aufregung in der Stimme ihres Kindes, dass er nicht übertrieb. Sofort wurde sie blass im Gesicht. „Ich bin zuhause! Wo bist du? Soll ich dich abholen?“ Sie machte sich sofort Sorgen, schließlich war der Junge einer gefährlichen Verbrecherorganisation auf der Spur. Sie würde jede Wette abschließen, dass er ihnen gefährlich nahe war, näher als es ihr behagte. Shinichi hatte immer furchtbar viele neugierige Fragen, aber sie hatte ihm nur bedingt weiterhelfen können. Sie wusste doch auch nicht, was in Sharon gefahren war. Manchmal glaubte sie, dass sie diese Frau nie gekannt hatte… Dann gab es Tage, da kam es ihr vor, als habe sie zumindest nicht alles erfunden und gespielt. Sie war sich diesbezüglich einfach nicht sicher – das konnte man auch nicht, denn eine perfekte Schauspielerin konnte doch jeden täuschen, auch ihre Freundin. Sie wollte sich nicht in etwas verrennen und ihren Sohn beeinflussen, dass er ihr half, wenn sie es vielleicht gar nicht so sehr verdiente, immerhin gehörte sie dieser Organisation an, was sie bis heute nicht verstand.

„Ich bin gleich da! Ich wollte nur sicherstellen, dass du auch da bist.“

„Du klingst sehr aufgewühlt…“

„Damit magst du Recht haben, aber mach dir keine Sorgen… Bin gleich bei dir…“

Seit er das Gespräch in Misato mitangehört hatte, hatte sich sein Wissen um ein Vielfaches erweitert. Er hätte nie geglaubt, dass jemand mal reden würde, offensichtlich waren nicht alle so eisern im Schweigen wie Vermouth es war.
 

Elf Uhr abends, draußen wehte ein kalter und erbarmungsloser Wind, der dem kleinen Jungen das Gesicht schnitt. Für einen Schirm hatte er keine Zeit gehabt und hoffte doch, dass er vor dem bevorstehenden Regenguss ihr Haus erreichte, ehe dieser einsetzte. Der Himmel war schon so trist und grau, direkt über seinem Kopf eine dicke Gewitterwolke. Gerade in dem Moment, als ihm ein Regentropfen auf die Nasenspitze tropfte, erreichte Klein-Shinichi das Haus seiner Eltern. Geradeso, denn eine Windböe fegte ihn fast von den Socken, ehe ein so kräftiger Regen einsetzte, dass er binnen Sekunden klatschnass gewesen wäre. Er schnaufte, seine Brust schmerzte, so schnell war er gerannt.

Seine Mutter kam ihm schon entgegen, schenkte ihm einen besorgten Blick, den er mit einem sehr traurigen erwiderte.

„Was ist passiert, Shinichi?“ Ihre todernste Frage ließ auf große Sorge schließen, ebenso wie das fehlende Verniedlichen seines Namens.

„Zu viel“, sagte er mit einem Blick, der sich gegen Boden richtete.

„Du solltest dich setzen, denn bei dem, was ich dir sagen will, solltest du es. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob du mir dann nicht zusammenklapst…“

In Yukikos Gesichtszügen spiegelte sich sofort Angst wider und sie folgte der Forderung ihres einzigen Sohnes.

Sie begaben sich ins Wohnzimmer und seine Mutter saß auf der Couch, während ihr Sohn die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und stehen blieb. Er schloss die Augen und versuchte seine Gedanken zu koordinieren. Dabei überlege er, wo er anfangen sollte…

„Diese CIA-Agentin, von der ich dir erzählt habe… Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass ich durch sie so viel herausfinden würde. Vor kurzem habe ich sie überwacht, ich bin mir nicht sicher, ob sie keine Ahnung hatte, dass ich es tat, oder mir nicht ins Handwerk pfuschen wollte, bei meinem Plan. Du musst mir helfen… Ich verrate dir ein paar Sachen und du hilfst mir auf die Sprünge“, sagte er ernst, denn er wusste, dass seine Mutter ihn nicht belügen würde, jedenfalls glaubte er sie so gut zu kennen, dass sie nicht von ihm erwartete, irgendwen zu verschonen.

„Ihr wohnt eine beachtliche Zeit in Los Angeles. Sind dir dabei jemals die Namen Joanne Moore und Jamie Moore begegnet?“

Aus irgendeinem Grund rechnete Yukiko eher damit, dass er die grausame Wahrheit über Sharon auspackte und sie gleich heulen würde… Mit Joanne oder Jamie rechnete sie nicht… Sie sah ihren Jungen rätselnd an und war dann fast ein wenig erleichtert, dass er nicht sofort wieder von ihr anfing… Am liebsten wollte sie alles vergessen, was sie über sie wusste und gar nicht mehr erfahren, so weit war sie schon…

„Was ist denn mit Jamie? Er ist ein berühmter Detektiv in den vereinigten Staaten.“

„Wenn das nur alles wäre…“

Conan öffnete jetzt die Augen und diese begegneten seiner Mutter. „Er ist ein Mitglied der Schwarzen Organisation“, sagte er, dabei raschelte der mittlerweile tosende Wind in den Blättern der Bäume und das Prasseln des Regens gegen die Fenster wirkte wie ein bedrohliches Klopfen. Gepaart mit dem hell aufleuchtenden Blitz, der vom Himmel herabschnellte, wirkte die Atmosphäre für einen Moment sehr gespenstig. Er wollte seine Mutter nur ungern schockieren, aber es würde sich kaum vermeiden lassen.

„Um dich zu beruhigen, Mutter… Jamie ist kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil. Er war mit Rena Mizunashi zusammen in einem Auto und sie fuhren zusammen zu einem weiteren Mitglied der Organisation. Es ist schade um sie alle, dass sie sich in einem solchen Laden befinden. Er kennt deine Freundin Sharon länger, als ihm lieb ist…“

Yukiko zuckte auf, als er nun doch von ihr sprach. Jetzt kam die erschreckende Wahrheit, oder? Sie krallte sich ins Polster ihrer Couch und fragte sich wie schlimm es wirklich war.

„Deine Freundin hatte einen schweren Konflikt mit einigen Leuten aus ihrer eigenen Familie. Jamie erzählte davon, dass seine Tante wohl mit ihr aneinandergeraten ist, weil sie um deren Sohn herumgelauert haben muss. Dabei hat sie ihr wohl sogar gedroht, sie würde ihr nicht das Kind wegnehmen. Nun… Da stellt sich mir die Frage, wieso sollte sie das tun? Ich dachte im ersten Moment, dass Sharon es nicht möglich war Kinder zu bekommen, aber ich fürchte, sie hat entschieden, darauf zu verzichten. Denn offenbar kassiert die Organisation solche Kinder sofort ein und versucht aus ihnen etwas Passendes zu machen. Wenn sie nicht als Killer taugen, dann setzen sie sie anderweitig ein.“ Conan wollte es aber noch nicht dabei belassen. „Die Rede war auch von Keichiro Takagi“, sagte er, dabei war seine Stimme ein wenig leiser geworden, aber auch leicht verachtend.

Dieser Name schockierte Yukiko noch ein kleines bisschen mehr, denn den würde sie bestimmt nie vergessen. Den Mann, der ihre Familie schon damals nie leiden konnte, weil sein Sohn Wataru und ihre Tochter Shina so gut befreundet gewesen waren. Außerdem hatte er alle Freunde seiner Kinder immer immens erschreckt.

„Was ist mit diesem Mann? Ist der etwa auch in dieser Organisation, in der Sharon ist?“

„Ja, leider… Und das ist auch nicht alles. Sein bester Freund ist James Black vom FBI… Er wird also mit seinen grausamen Taten höchstwahrscheinlich davonkommen. Er hat James einen Gefallen getan… Und weil er ihm ja ach so dankbar ist, will er ihm auch einen tun. Es handelt sich dabei um so etwas wie ein Abkommen. Wenn das FBI Vermouth zu fassen bekommt, gibt er Chardonnay, der kein geringerer als der gute Keichiro ist, die Möglichkeit, sich noch einmal eindringlicher mit ihr zu befassen. Ich will überhaupt nicht darüber nachdenken, inwiefern dieser Mann das täte. Er ist verabscheuungswürdig. Anscheinend hat er so etwas wie einen Narren an ihr gefressen – weshalb auch immer. Vielleicht ein großer Fan…“

Ihr Herz raste und sie konnte nicht verbergen, dass sie der Gedanke an Keichiro es ihr angst und bange werden ließ. Sie erinnerte sich immer noch daran, als ihre Tochter bei den Takagis zuhause gewesen war, kaum dass sie 13 war. Wataru war aus irgendwelchen Gründen kurzzeitig verschwunden und Shina war alleine mit dem Vater gewesen. Ihre Tochter war nachmittags ganz unverhofft früher nach Hause gekommen und hatte verstört gewirkt, weshalb ihre Mutter von ihr wissen wollte, was geschehen war. Da hatte sie ihr gesagt, dass Keichiro versucht hatte sich an ihr zu vergehen… Yukiko war schlecht, sie machte dadurch auch einem Geist Konkurrenz, so weiß war sie im Gesicht.

„Geht’s dir nicht gut?“ Natürlich musste der Detektiv so etwas nicht fragen, denn sie sah wirklich furchtbar aus und ihre Hand legte sich an ihren Mund, als müsste sie sich sonst jeden Moment übergeben. „Glaube mir, ich werde nicht zulassen, dass so ein Mann sie zu fassen kriegt. Ich habe etwas dagegen, dass ein Geisteskranker sich an einer Frau zu schaffen macht, egal was sie in ihrer Vergangenheit auch verbrochen haben sollte. Das geht mir gegen den Strich, deswegen werde ich die Zusammenarbeit mit dem FBI abbrechen. Rena Mizunashi muss selbst das Gespräch belauscht haben, denn durch den Sender, mit dem ich sie überwachte, hörte auch ich davon. Ich hörte sie nicht nur einmal den Atem stocken, als die beiden Männer sich über Jamies Familie und den Boss unterhielten. Sie wissen wohl offensichtlich auch beide nicht, um wen es sich dabei handelt. Dass Watarus Vater der Drahtzieher ist, ist zwar nahelegend, aber ich bezweifle das aus verschiedenen Gründen. Vermouth hasst ihn – vielleicht hasst sie ihn auch mit am meisten von allen, die ihr im Leben begegnet sind. Wundern täte es mich nicht.“

Nun schloss der kleine Shinichi die Augen. Er hatte von Akai erfahren, dass dieser vor ziemlich genau 3 Jahren Vermouth in Amerika gejagt hatte. Obwohl auch er in Rätseln sprach und vieles unter den Tisch fallen ließ, hatte sich Shinichi nur zu gut an die Zeit in Amerika erinnert, vor allem, was kurz vor ihrer Abreise geschah… Als Ran diesem Killer in die Arme gelaufen war… Weil es mittlerweile ein Fakt war, dass Yukikos Freundin Vermouth war, die damals noch mit ihren traurigen, depressiven, aber auch zutiefst verbitterten Worten einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, hatte er mittlerweile eins und eins zusammengezählt. Er seufzte und sah Yukiko etwas besänftigender an. „Anscheinend hat sie eine Schwäche für Ran entwickelt, denn sie schwirrt um uns herum wie ein Schatten und versucht uns vor allem Bösen zu bewahren. Du kannst also zumindest, was das angeht, beruhigt sein. Sie ist zwar Mitglied bei denen, aber mir erscheint es so, als wenn sie alles andere als Freude dort verspürt. Da wundert es mich nicht mehr, was sie damals gesagt hat. No angel has smiled upon me, not even once. Damit meint sie ohne Zweifel dieses schreckliche Leben in der Organisation – da ist sie auch nicht die einzige Person. Jamie wirkte, als sei ihm das gesamte Leben versaut worden. Außerdem ist er der Sohn von James Black. Seine Gefühle für den eigenen Vater halten sich so stark in Grenzen, dass er sich von ihm fernhält… Er beschützt einen Typen, der Sēiichī heißt – oder nennen wir ihn doch besser Cognac, den Fürchterlichen.“ Dabei holte er tief Luft und setzte sich neben seine Mutter, die so tödlich blass, wie sie war, sich jetzt den Kopf hielt. Er stellte ihr ein Glas Wasser hin. „Er ist Ryochis bester Freund und er schwört, er hat das Herz am rechten Fleck und hat auch wenig Freude im Leben. Lustigerweise ist eine der Freuden in seinem Leben wohl deine Freundin.“ Er lächelte und wollte mit dieser Sache seine Mutter ein klein wenig beruhigen. „Kann sein, dass Sharon in ihrer Vergangenheit nichts geschenkt wurde und sie wirklich viel Pech hatte, aber mittlerweile…“ Er gab sich ein wenig geheimnisvoll und lächelte dann sogar. „Sie und dieser Cognac sind wohl ein Liebespaar.“ Er sah sie mit einem fast schon strahlenden Lächeln an. „Sie scheint für ihn so etwas wie die Welt zu bedeuten. Die beiden haben ein Kind zusammen… Das sollte dich freuen. Ich habe Tatsuji zurate gezogen und er ist bereit, beiden zu helfen. Der gute Cognac hat nämlich mehr als nur ein ausgewachsenes Problem. Denn er war bei der Polizei.“

„Oh Gott, Shinichi, was sind das nur für Leute?“

„Gefährliche Leute… Jeder, der mit ihnen zu tun hat, hat wenig zu lachen. Siehst du ja an mir.“ Er meinte den Zustand, in dem er immer noch steckte. Dabei schweifte sein Blick ab, um seiner Mutter den traurigen Ausdruck in den eigenen Augen nicht anzutun. Es gab nichts Schlimmeres, als in einem Körper zu stecken, der nicht der eigene war.

„Freut es dich wenigstens ein bisschen, zu wissen, dass sie einen Sohn hat. Nun gut, Tatsuji hat ihn gerade, aber so wird sie wenigstens brav das tun, was ich will“, sagte er und wirkte dabei zwar etwas gemeingefährlich, aber auch er musste ab und zu mal den Schein wahren. Er konnte ja nicht zugeben, dass ihn der Gedanke doch auch ein bisschen sentimental machte…

Selbst die brutalsten Mörder – Vermouth zähle ich zu den hinterhältigsten, aber nicht zu den brutalsten… Sogar die wirklich brutalen Killer verabscheuen Männer wie Keichiro Takagi, die sich an Kindern vergehen. In Gefängnissen hatten solche nichts zu lachen. Die Mörder verschworen sich gegen solche Leute… Nur, weil sie den Kerl bekämpft, ist sie kein guter Mensch… Aber vielleicht könnte sie einer werden, wenn diese Organisation einfach verschwindet… Tatsuji sagte so etwas, dass er sich vorstellen kann, viele Menschen würden besser werden, wenn es so etwas nicht gäbe. Er hat Ahnung auf dem Gebiet, immerhin ist er Profiler. Da werde ich ihm wohl vertrauen müssen… Sogar Ryochi hat mir gesagt, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. Sein Freund tötet Menschen… Weil er es muss… Auch noch die eigenen Leute. Das geht an die Substanz. Ich hoffe es ist noch nicht zu spät. Er scheint wirklich ein netter Kerl zu sein… Aber wo käme ich hin, wenn ich meine Täter bemitleiden würde? Das darf ich nicht. Aber sie sind auch Opfer, Opfer der Organisation… Ihnen allen wurde übel mitgespielt. Ich will, dass all das endlich ein Ende hat. Ich will keine Horrorschichten mehr hören über derartige Grausamkeiten…’
 

Zeitsprung – Eine Stunde später
 

Dass Yukiko Kudō eine nahezu unkontrollierbare Frau war, wusste Yūsaku mehr als gut, diesmal jedoch bekam ihr Sohn Shinichi das zu spüren. Er wollte wirklich nett sein und weihte sie ein und was tat diese Frau? Kaum, dass herausgekommen war, wie gut es ihrer Freundin wahrscheinlich demnächst gehen würde, mit ihrem Gefährten und ihrem Sohn, da zwang sie Shinichi mit ihr zu Tatsuji zu fahren. Warum hatte er ihr das nur verraten? Jetzt hatte er den Salat. Er wollte seine Mutter dann auch nicht alleine losziehen lassen und man konnte ja die Sache mit dem Nützlichen verbinden. Er wollte sowieso noch einmal mit dieser Frau reden. Sie war für ihn doch eine wichtige Person, nicht weil er sie so gut leiden konnte, aber weil sie schon solange der Organisation angehörte und er sie dann doch noch gerne verhört hätte, wie alle seine Verdächtigen. Er würde ihr nicht zu viel von seinen Gefühlen zeigen, aber ein bisschen Dankbarkeit wäre schon angebracht, wenn sie ihr Leben aufs Spiel setzte. Er war nicht so skrupellos wie das FBI, was ohne Rücksicht auf Verluste handelte. Die Sache mit Akai war zwar auch auf seinem Mist gewachsen, aber mittlerweile fand er selbst, dass sie Kir übel mitgespielt hatten. Man hatte sie ausgenutzt, nach Strich und Faden und wusste noch nicht einmal, welche Konsequenzen das haben konnte. Aber so hatte Gin sie wenigstens nicht umgebracht, es war ein notwendiges Übel gewesen, da waren sie sich einig. Aber so knallhart war selbst Shinichi nicht – jetzt wo er das wusste. Immerhin war Ryochi mit seiner Schwester zusammen gewesen und sie hatten ein gemeinsames Kind – Shizuka. Er fand die Sache schrecklich und war nun selbst betroffen. Wenn er den Kerl erwischte, der seine Schwester auf dem Gewissen hatte, der konnte sich frisch machen. Wenn er gewusst hätte, wie nahe er der Spur dieses Killers war, dann… Wer wusste schon, was dann geschehen wäre? Vielleicht würde er eines Tages sogar selbst einen Mord begehen? Bisher hatte er sie alle nie verstanden, aber das lag daran, weil er nicht so viel gewusst hatte. Mittlerweile war er bei dem Punkt, wo er sie auf Teufel komm raus stoppen wollte. Egal, was es kostete. Diese Menschen, die diesem Verein treu ergeben waren, besaßen kein Herz. Jedenfalls bezweifelte er, dass sie eines hatten. Kein halbwegs vernünftiger Mensch würde so etwas gut finden…
 

Seine Mutter hatte ihr Auto ein weiteres Mal fast zugrunde gefahren und die Reifen quietschten erneut, was wohl Tatsuji und Riina nun wirklich erschreckte, dass eine weitere Person ihr Auto mit derartigem Geräusch vor ihrer Wohnung parkte. Sie rechneten ja nicht mit einem weiteren Besuch. Jedenfalls hatte dieses Sēiichī und Chris auseinanderfahren lassen, als wäre der Satan höchstpersönlich erschienen…

Man sah beiden eindeutig an, dass sie mit dem Allerschlimmsten rechneten. Wenn man der Blondine nicht sowieso ihre Waffe weggenommen hätte, hätte sie diese wohl sofort zur Hand genommen. In ihrer Situation durften sie nicht zögern, ihre Waffe zu gebrauchen, wenn es die Situation verlangte. Doch im Gegensatz zu Chris hatte Sēiichī seine Waffe, bemerkte ihren schockierten Gesichtsausdruck – die Angst, wie er sie genannt hätte, weil sie ohne Waffe war. Sein Blick traf ihren, mit einem Lächeln, was ihr klar vermittelte, dass sie sich keine Sorgen machen musste – er würde sie schon beschützen… Sie und ihn… Nach seiner vielsagenden Miene nahm er seine Waffe zur Hand und lud sie, was Riina schockiert große Augen bekommen ließ. Die Angst aller Beteiligten übertrug sich auf sie und sie klammerte sich an Tatsuji. „Wer kann das sein?“

Auch der Interpol-Agent rechnete mit dem Schlimmsten, als es dann an der Tür klopfte, wunderte er sich aber schon… Kein Verbrecher klopfte an die Tür, oder etwa nicht? Er würde die Tür eintreten, Derartiges, aber doch nicht klopfen. Durch den Türspion konnte er dann eine Frau mit hellbraunen Locken erkennen. Ein mittelschweres Seufzen kam über seine Lippen.

Er drehte den Kopf zu Sēiichī. „Keine Panik, es ist Yukiko… Meine Tante…“

Sēiichī war verwirrt, denn er wusste nicht, was sie hier wollte…

„Und jetzt?“

„Ich fürchte, dass ich sie reinlassen muss“, sagte er mit einem leichten Schweißtropfen an der Schläfe, der verriet, dass Yukiko wohl sehr beleidigt wäre, wenn er das nicht tat.

Er fragte weder Sēiichī, noch Chris, ob es ihnen recht war, er öffnete die Tür und da standen sie. Tatsujis Blick ging nach unten zu der kleinen Person an der Seite von Yukiko. „Was für eine Überraschung…“

„Sie ließ sich nicht abhalten, Tatsuji! Und sie hat mich gezwungen, ehrlich!“ Auch Conan lief ein Schweißtropfen über die Wange, ehe Tatsuji den Kopf schüttelte. „Glaube ich sofort… Konntest du den Mund nicht halten, wie?“ Es gab sonst keinen guten Grund, weshalb sie ausgerechnet jetzt auftauchte und noch dazu in Riinas Wohnung.

Yukiko drückte sich an Tatsuji vorbei und Conan lief mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen hinterher, wobei ihn Halbmondaugen zierten, als seine Mutter dann auch schon mit dem Theater anfing, kaum dass Tatsuji die Tür zugemacht hatte.

„Wo ist dieser Sēiichī Iwamoto?“ fragte sie in einem verärgerten Ton, der Tatsuji aber schon verblüffte. „Ohoh…“

Er gab mit dem Daumen ein Zeichen Richtung des Genannten, der mit gezogener Waffe und schockierten Gesichtszügen dastand, neben ihm die Blondine, die sich hinter ihm versteckte.

Es war das erste Mal, dass er Vermouth sich hinter einem Mann verstecken sah, was er schon irgendwie drollig fand.

Chris kam nun hinter Sēiichī hervor, rollte dann aber mit den Augen, weil ihre Freundin wie immer maßlos übertrieb, sie verstand nicht einmal, warum sie so einen Wind machte… Und wieso verlangte die nach Sēiichī?

„Was wird hier gespielt? Was willst du von ihm?!“ Ein leicht bissiger Ton war in ihre Stimme gefahren, ehe Yukiko zu ihnen rüberkam, Sēiichī nahm die Waffe gerade runter und seufzte erleichtert. „Madame, Sie haben uns einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich dachte, es kommt wer weiß wer…“

Yukiko besah den jungen Mann von oben bis unten, ignorierte Chris gekonnt und ging nicht auf ihre Frage ein.

„Hallo?! Ich rede mit dir!“ sagte diese, aber Yukiko besah ihren Freund mit Argusaugen und vor allem wirkte sie kritisch.

Hatte dieser freche Kerl sie gerade wie eine alte Schachtel mit Madame angesprochen? Erschreckt hatte sie ihn also. „Sagt der Richtige! Wie wär’s, wenn Sie die Waffe erstmal runternehmen?!“

Yukiko war irgendwie ziemlich garstig zu Sēiichī und Chris wusste nicht einmal, warum. Aber sie sah die Hellbraunhaarige wenig später doch ein bisschen misstrauisch an.

„Was genau denkst du da zu tun, Yukiko?“ fragte die Blondine ihre alte Freundin, weil diese Sēiichī ja fast ins Gesicht sprang – das missfiel ihr dann doch ziemlich.

„Ich nehme ihn unter die Lupe.“

Sharon entglitten gerade sämtliche Gesichtszüge und sie feuerte ein sehr entnervtes und aufsässiges „Was?!“ hervor, was nicht nur empört, sondern auch wütend klang.

„Ganz schön jung und vorlaut, der Gute“, sagte Yukiko, dabei lächelte sie ein bisschen gemein. „Aber schnuckelig ist er.“ Sie warf Sēiichī einen überlegenen Blick zu. „Ich will doch bitten! Ich bin jünger als sie! Wusstest du das nicht?“ Yukiko war jetzt etwas frecher zu diesem Flegel, der sie Madame nannte…

Sie konfrontierte Sēiichī gerade eiskalt damit, dass er mit einer alten Schachtel zusammen war, das fand Sharon nun wirklich unmöglich und alles andere als nett. Kein Mensch auf dieser Welt konnte sagen, wie der junge Mann darauf reagieren würde. Es war ja sogar ihr ein Rätsel. Er musste das nicht wissen…

„Toller Fang, muss ich schon sagen…“ Yukiko grinste Sēiichī vielsagend an, der doch ein wenig große Augen hatte. War er schockiert? Aber wieso denn?

Es dauerte einen Moment, dass er darauf reagieren konnte, weil die Frau ganz schön frech war, fand er. Ihn als tollen Fang bezeichnen und dann noch schnuckelig…

Kurz darauf zierte Sēiichī ein sanftmütiges, aber auch gleichgültiges Lächeln. „Sie müssen sich irren, Miss Yukiko. Chris ist 31 und kein Jahr älter. Außerdem…“ Der Schwarzhaarige stockte, während er die augenscheinliche Freundin mit seinen raffinierten, klaren Meeresblauen Augen ansah. Diese Augen, die es schafften, dass man in ihnen versank. „…ihr Alter spielte für mich noch nie eine Rolle.“ Es war nicht unbedingt die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, aber für hier und jetzt stimmte es.

Es war ihr gegönnt, diesem Mann sehr tief in die Augen zu sehen, die verheißungsvoll funkelten, weil er sich wohl angegriffen fühlte. Es stimmte, er war jünger als sie… No matter what.

Weil sie keinen Grund fand, an seinen Worten zu zweifeln, schenkte Yukiko dem Mann jetzt ein Lächeln, aber auch ihre Augen funkelten. „Herzallerliebst… Wie ich sagte, ein richtiger Schnuckel.“ Sie wendete den Blick von Sēiichīs Augen ab und die ihren erfassten jetzt das Eisblau ihrer Freundin, die sich regelrecht verhört fühlte, als Yukiko weitersprach. „Macht er dich glücklich?“

Diese Frage fühlte sich an, als wenn ihre Freundin sie damit überrollte.

„Warum interessiert dich das?“ fragte sie die Hellbraunhaarige, was Tatsuji aus einigen Metern Entfernung schon ein wenig verblüffte.

Ist das ihr Ernst? Sie fragt so etwas allen Ernstes? Oh man… Hat sie denn ihren gesamten Glauben in die Menschheit durch diese elende Organisation verloren? Glaubt sie, dass alle ihr immer nur Böses tun wollen?’ Er beobachtete aber auch den total vom Donner gerührten Sēiichī, der sich doch bestimmt hart angegangen fühlte durch so eine Frage. Er musste sich doch fragen, wer diese Frau war, die wagte, so eine Frage zu stellen.

„Würde ich dann fragen? Ich meine, er ist ein Mörder, oder nicht?“ Auch das wusste sie, damit schockierte sie Sharon jedoch erstrecht.

Ihre Lippen pressten sich fest zusammen, als wolle sie verhindern, eine Antwort zu geben. Sie hasste, dass sie es fragte und wie sie es tat. „Nenn ihn nicht so…“ Es widerstrebte ihr, Sēiichī einen Mörder oder einen Killer zu nennen. „Guter Kerl ist passender.“

Sēiichī wunderte sich, dass sie da jetzt so kleinlich war und am liebsten wollte er sein Maul aufreißen, wie er es immer tat und dazu stehen, dass er das war, was Yukiko von ihm annahm.

Ihre Freundin wollte gnädig sein, obwohl es ihr missfiel, dass er eine Waffe in der Hand hielt, die Sēiichī jetzt aber wieder wegsteckte, immerhin drohte ihnen keine Gefahr. Von der hübschen Frau ging keinerlei Gefahr aus, auch wenn sie ihn scharf anging, er könnte schwören, dass sie ihn sich genau anschaute, um zu erfahren, ob er es ernst mit ihr meinte.

„Sie ist eine gute Freundin“, sagte er leise, fast geflüstert zu Chris, „sie macht sich Sorgen um dich, dass du dich mit dem falschen Mann einlässt.“ Er lächelte sie an und fand es süß, wie sie sich um seine Freundin kümmern wollte. Er schwenkte den Blick zu Yukiko. „Ich denke schon, dass sie glücklich ist, immerhin sind wir nun schon knapp 8 Jahre zusammen.“ Sēiichī wollte sie nicht fragen, er würde schwören, dass sie glücklich war, denn so strahlend wie vorhin hatte er sie noch nie gesehen. Es hatte ihm mehr als gut gefallen, da würde er natürlich alles dafür tun, dieses schöne Lächeln, was sie geziert hatte, erhalten zu können.

Dass er jetzt so reden musste, auch weil Yukiko sie in so eine blöde Situation brachte, indem sie Sēiichī einfach sagte, sie sei eine alte Schachtel, kam eine leichte Röte in ihrem Gesicht auf. Sie schämte sich ein bisschen für Yukiko und hoffte, dass Sēiichī nicht gleich noch weiter ausholen würde. Das ging sie doch gar nichts an, so gut sie auch befreundet waren.

„Acht Jahre? So lange hast du es mit meiner sturen Freundin ausgehalten? Das ist eine beachtliche Zeit, wirklich. Ich hörte, ihr beide habt einen Sohn zusammen.“ Jetzt wirkte Yukiko wesentlich sanfter und sah Sēiichī trotzdem mit einem drohenden Blick an. „Ich hoffe, dir ist klar, dass du jetzt für sie verantwortlich bist, oder? Pass mir gut auf meine Freundin auf und solltest du sie irgendwie unglücklich machen, bekommst du es mit mir zu tun.“

Sharons Gesicht färbte sich in einem immer dunkeler werdenden Ton, als sie Yukiko so sprechen hörte.

„Bitte hör jetzt auf.“

„Mach ihr keinen Kummer, verstanden? Noch mehr Schicksalsschläge kann sie nicht brauchen. Kannst du mir das hoch und heilig versprechen?“

Vor einigen Jahren hätte Sēiichī jetzt reiß ausgenommen, wenn man ihm solch eine Frage gestellt hätte. Er hätte Angst nicht zu genügen, oder alles falsch zu machen und eine Enttäuschung zu sein, aber jetzt brachte er das nötige Selbstbewusstsein auf, um mit Sicherheit sagen zu können, dass er diese Forderung erfüllen konnte. Sein Blick ging trotzdem zu der Frau, die er liebte, die zum ersten Mal so etwas wie eine Schamesröte im Gesicht hatte, dass es ihn total faszinierte. Sein bewundernder Blick ruhte auf ihrem hübschen Gesicht und er griff sanft nach ihrer Hand, ehe er weitersprach. „Ich verspreche es.“

Erst jetzt schien Yukiko zufrieden, denn sie begann augenblicklich zu strahlen und hob beide Arme, um Sēiichī um den Hals zu fallen, was dann aber wirklich zuviel war.

„Also Yukiko!“ meinte die Blondine entsetzt.

„Das freut mich…“ Sie ließ sich von seinem guten Aussehen nicht beeindrucken. Da konnte ja jeder kommen. Die Hellbraunhaarige hoffte, dass der junge Mann einen guten Einfluss auf sie hatte und sie von Dummheiten abhalten konnte, genauso wie er hoffentlich stark genug war, sie zu beschützen. Mit der Knarre hatte er ja nicht lang gefackelt, aber ob sie das so gut finden sollte – sie war diesbezüglich ein wenig ratlos.

„Yukiko, nun sei gnädig, ja?“ sagte Tatsuji, der sich das alles wie im Kino angesehen hatte. Er hatte nicht vor, Sēiichīs Fehltritte an Yukiko weiterzugeben, denn das hätte seine Tante mehr als nur nicht gut gefunden, zu wissen, was er in der Vergangenheit gemacht hatte.

„Er ist doch erst 25, aber ich denke, er meint es ernst mit ihr. Sēiichī hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn – das sagt mein Freund immer, der kennt ihn schon gute zwanzig Jahre. Er wird ihn wohl kennen, so wie du sie kennst, nicht wahr? Ich denke, du kannst sie ihm ganz unbesorgt überlassen.“

Wirke ich schwach und hilflos? Give me a break…’ Ein bisschen schmollig war sie schon, aber auf der andern Seite, welche Frau mochte keine starken Männer, die sie beschützen konnten?
 

Acht Jahre? Aber er ist doch erst 25… Ich sollte mir darüber jetzt keine Gedanken machen, was eine um die 50-jährige mit einem Kerl will, der als ihr Sohn durchgehen würde… Ein bisschen teilnahmslos stand er am Fenster und lauschte nur, wie seine Mutter den jungen Kerl so rund machte. ‚Oioioi. Sollte man nicht eher Sharon mal rund machen…’ Aber er war hier kein Richter, der sich ein Urteil erlauben konnte. ‚Naja, was soll’s? Kann man eh nicht mehr ändern.

Der kleine Shinichi überließ die Erwachsenen sich selbst und zog dann Tatsujis und Riinas Aufmerksamkeit auf sich, als er einfach sich davonstahl und sich zum Tisch begab, wo ihm etwas aufgefallen war. Er kletterte hoch und hörte aus dem Körbchen ein Glucksen und ein kleines Lachen. Sie wollten also wirklich von hier verschwinden… Und dann? Auf und davon, hasta la Vista, als wäre nie etwas gewesen? Wenn das nur so einfach wäre…

Oder würde diese Frau am Ende das Kind und Sēiichī irgendwohin verfrachten, um dann zurückzukommen, weil er weiter für Ärger sorgen wollte?

Shinichi seufzte, es fiel ihm schwer zu glauben, dass sich etwas ändern konnte. Und der Kerl… Der war dieser Frau eindeutig hörig. Sollte er das gut finden?

Auf der anderen Seite… Was würde er an ihrer Stelle machen?

„Mich fragt ja keiner, aber ich frage mich schon, was sie geritten hat, so etwas zu machen?“ Seine unschuldigen, blauen Augen glubschten regelrecht hinter seiner Brille hervor, als der Junge wohl meinte, er müsse Kontaktfreudig werden und nach ihm fassen, lächelte er dann doch.

Riina war zu Shinichi gegangen und lehnte sich über den Stuhl. „Na du?“ sprach sie Shawn an, dieser blickte neugierig mit seinen strahlend blauen Augen zu ihnen empor. „Ist er nicht süß, Shinichi?“

Erschrocken blickte er nach hinten zu Riina, die ihn anlächelte.

„Ähm…“ Ein bisschen peinlich berührt war er schon, dass man ihn dabei erwischte, wie er das Baby begutachtete.

„Ich glaube, um das zu verstehen, musst du nicht nur einmal wieder groß werden, sondern auch noch aus deinem Teenager-Alter wachsen“, sagte sie frech und grinste ihn an.
 

Vielleicht machte Sēiichī sich weniger Gedanken, aber sie war noch in der Lage sich zu fragen, woher Yukiko überhaupt wusste, dass sie hier war. Sie blickte zur Seite, wo sich Conan sehr interessiert gab und Riina ihm wenig später Gesellschaft leistete.

Yukiko wollte sie ja weiter blamieren, indem sie Sēiichī um den Hals fiel, was dieser wohl nur widerwillig mit sich machen ließ.

Stell dich nicht so an! Sie wirkt viel gefährlicher als sie wirklich ist…’ Er fühlte sich natürlich schon etwas genötigt. Es hätte nur noch gefehlt, dass Yukiko noch gebusselt hätte.

Es schien ihr, als hätte Sēiichī gerade komplett vergessen, wie man sich gegen eine Frau wehrte. ‚Ach herrje, das kann man ja nicht mehr mitansehen. Du weißt aber schon noch, dass du ein Mann bist?’ Innerlich machte sie sich lustig, auch weil er jetzt so schüchtern reagierte. Wenn sie ihm damals mit knapp 17 um den Hals gefallen wäre, hätte er komplett anders reagiert, da war es doch wohl witzig, wie er unfähig war, Shinichis Mutter von sich zu lösen, dabei sah er richtig gequält aus. ‚Yuichi würde dich auslachen…’ Er wollte anscheinend nicht unhöflich sein, aber sie würde diesem Chaoten bestimmt nicht gegen ihre Freundin helfen.

Außerdem fand sie viel spannender, dass Conan anscheinend Interesse an dem Korb hatte. Sie wusste, dass er zwar ruhig gewesen war, aber als stiller Teilnehmer der Konversation kein Wort überhört hatte. Auch nicht, dass sie ein Kind hatten. „Was beschäftigt ihn jetzt so?“ fragte sie sich leise flüsternd und beobachtete, wie Riina anscheinend den Kleinen etwas aufziehen musste. Weil sie eben doch ein Biest war, wollte sie dem noch die Krone aufsetzen…

Deswegen ging Sharon zu den beiden Personen hinüber und lächelte Shinichi frech ins Gesicht. „Du musst mich für eiskalt gehalten haben. Aber glaube mir, kleiner Detektiv, KEINE Frau ist einfach nur eiskalt.“ Was genau sie damit meinte, erläuterte die Schauspielerin nicht genau, sie meinte noch nicht einmal sich selbst. Ihr fielen sehr viele Frauen innerhalb der Organisation ein, die sie zwar als bösartig einstufen würde, aber auch die hatten ihre Schwächen. Speziell dachte sie gerade an Valpolicella, die bei Carpano schließlich auch butterweich wurde… Sogar die…

Conan fand das aber alles andere als lustig, dass Riina ihn erst ärgerte und Vermouth das wohl auch noch gut fand, er fühlte sich schon ein bisschen verschaukelt.

„Glaubst du dir eigentlich selbst, was du da manchmal sagst? Wie oft stehst du vor dem Spiegel, wenn du dir diese Schwachheiten einredest, mhm?“ Damit verpasste er ihr einen ziemlichen Tiefschlag, zumal er wissend, aber auch ein bisschen geheimnisvoll lächelte.

„Es gibt Menschen, denen kannst du tausend Lügen auftischen und egal wie brillant deine Schauspielkünste auch sind, sie werden sie dir noch in tausend Jahren nicht abkaufen…“ Er grinste, ziemlich fies sogar. Mit diesen Leuten meinte er keineswegs sich selbst, sondern die Leute, die sie wahrhaft gekannt hatten, so wie seine Mutter. Er bezweifelte, dass es die einzige war, nachdem was er gehört hatte. „Bedanke dich bei Jamie Moore, der einer davon ist, der dir die Show nur bedingt abkauft.“

„Woher kennst du den schon wieder?“ war die Schauspielerin jetzt doch ein bisschen beleidigt, damit hätte sie nun nicht gerechnet, außerdem war sie der festen Überzeugung, dass er selbst wohl auf ihre Schauspielerei hereinfiel. Jamie konnte sie aus diversen Gründen nicht ausstehen. Sie bezweifelte ja sogar, dass er je einen Gedanken an sie verschwenden würde, wenn es ihn nicht so sehr ärgern würde, wenn Vermouth sich an seinem Neffen vergriff. Pfah, bestimmt war er doch jetzt wieder in der übelsten Laune, weil er sie nicht mehr so einfach auseinanderbringen konnte. Das versuchte er immerhin seit Jahren. Nicht, dass sie ihm das verübelte, nein, er hatte gute Gründe dafür. Sie war schlecht, alles an ihr war schlecht und brachte nur Unheil mit sich, nicht? Wie könnte Jamie sie da mögen?

„Kir hat zwei Männer belauscht, der eine war Jamie Moore. Anscheinend wollte er dem Anderen sein Leid klagen. Beide haben sich lange unterhalten – über sehr interessante Dinge, wie Sēiichī…“ Er blickte zu ihr hinüber, ohne den Kopf zu drehen, dennoch trafen seine Augen ihre. „…und Sharon. War schon sehr aufschlussreich, sie reden zu hören. Jamie war ganz schön redselig. Das, was er sagte, lässt mich daran zweifeln, dass du erfolgreich warst, sonst würde er sich gar nicht so viele Gedanken machen, sondern dich zum Teufel jagen. Sein Hass richtet sich auf andere… Zum Beispiel auf den eigenen Vater. Den findet er tausend Mal schlimmer als dich. Ach, und Chardonnay…“ Es kam ein schnippischer Laut von ihm, denn im Grunde konnte er all das nachvollziehen.

Conan beobachtete die 31-jährige. Sie war eine ausgezeichnete Schauspielerin, sie lächelte geheimnisvoll, wohl weil sie sich denken konnte, mit wem Jamie gesprochen haben musste. Er glaubte, dass sie die Leute um sich herum sehr gut kannte. In der Tat wusste sie, um wen es sich handelte, aber dann erwähnte Shinichi einen Namen, der ihr das Lächeln aus dem Gesicht wischte. Als er von Chardonnay sprach, merkte man eindeutig den Missmut, den sie ihm entgegenbrachte. Ihr Gesicht veränderte sich nur sehr geringfügig, aber der verhasste Glanz in ihren Augen, den sah er sofort. Auch wie sie verbissen die Zähne aufeinander presste.

„Ich kannte denjenigen, der sich hinter Chardonnay verbirgt schon…“, sagte er, „ich gebe zu, dass es mir kurz nasskalt den Rücken runterlief, ihn in eurer Organisation zu wissen. Obwohl er natürlich absolut hineinpasst. Mir ist noch kein schlechterer Mensch begegnet, als er“, gab er offen seine Meinung zu, obwohl er das nicht müsste.

„Ach doch, das geht. Wie sagt man so schön? Schlimmer geht immer?“ An wen sie genau dachte, würde sie Shinichi nun nicht auf die Nase binden.

Valpolicella kann ihn toppen…

Sharon schüttelte den Kopf. „Dass diese Männer auch nie schweigen können“, sagte sie.

„Oh, ich glaube, Jamie hat lange genug geschwiegen, er wirkte regelrecht verzweifelt. Er macht sich vor allem Sorgen, dass die falschen Leute alles herausfinden.“ Conan blickte zu Sēiichī hinüber, der diesen Blick bemerkte und es endlich aus Yukikos Umklammerung geschafft hatte. Da er jetzt sowieso flüchten wollte und ihre Blicke sich trafen, begab er sich zu ihnen, dabei grinste Conan den 25-jährigen schäbig an. „Und, was glaubst du? Wirst du diesen Cognac vermissen?“

Sēiichī war regelrecht entrüstet, als dieses Gör ihn das fragte. Ein bisschen erinnerte er ihn schon an seine alten Zeiten, als er 17 du noch ein bisschen durchgeknallter war als jetzt. Er fragte sich mittlerweile wirklich, ob er Todessehnsucht gehabt hatte…

Einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem gefährlichen Grinsen nach oben und seine Augen blitzen gefährlich auf.

„Ernsthaft?“ fragte er doch etwas belustigt, obwohl er schon entsetzt war, so eine Frage gestellt zu bekommen. Am liebsten wollte er den schwarzen Peter weiter schieben und sie das beantworten lassen… Er wusste, dass sie ihn absolut verabscheute, wenn er das machte… „Keiner weint diesem arroganten, eingebildeten, selbstherrlichen, lebensmüden, unsensiblen und bekloppten Cognac eine Träne nach. Auch ich nicht…“ Obwohl er Chris nicht ansah, wusste diese, dass er sie zitierte. Sie hatte ihm einmal eiskalt an den Kopf geworfen, dass sie ihn aus genau diesen Gründen hasste.

„Da täuschst du dich, Sēiichī“, sagte die Blonde mit einem stichelnden Lächeln, obwohl sie den armen Kerl nicht damit nun auch noch ärgern sollte, weil es eigentlich schlimm war. „Es gibt jemanden, der ihn vermissen wird…“

Conan, Riina und auch Sēiichī blickten zu der Frau mit dem gemeinen Lächeln. „Ach? Vermouth oder was?“ feixte der Angesprochene, doch sie schüttelte den Kopf und entgegnete gehässig: „Unser Boss natürlich.“

Sie wurden Zeuge wie Sēiichīs Lächeln erstarb und man ihm ansah, wie wenig es ihm gefiel, dass sie das so sagte. „Er wird bestimmt einen anderen armen Idioten finden, mit dem er sein Spiel treiben kann…“ Ihm war schlecht, wieso musste sie das sagen?

Shinichi, der bei seiner Frage vor allem an Ryochi gedacht hatte, der die Überzeugung lebte, sein Freund hasste, was Cognac tat, wunderte sich nicht. Aber dass Sēiichī sich selbst einen armen Idioten nannte, ließ den Jungen nun seufzen.

„Vielleicht tröstet es dich, Sēiichī! Aber ich werde alles daransetzen, diesen Mann aus dem Verkehr zu ziehen, zusammen mit all seinen alkoholischen Anhängern. Mein Wort darauf.“

Ob es ihn tröstete? Sēiichī besah dieses Kind, blickte zu Chris und hatte kein gutes Gefühl dabei. Trotz allem, sie vertraute auf seinen scharfen Verstand und hatte ihre traumhaften Fantasien rund um Silverbullet. Er selbst glaubte noch nicht wirklich daran, dass dafür eine einzige Person ausreichte.

„Nein, tut es nicht! Denn solange sie existiert, sind wir Gefangene. Wir können vielleicht abhauen, aber man könnte uns jeder Zeit wieder einsammeln. Wirklich frei sind wir erst, wenn dieser Laden dem Erdboden gleichgemacht wurde.“ Sēiichī holte tief Luft, denn seine Freunde und er versuchten seit Jahren dem Laden zu schaden, durch die ein oder andere Sache. Wirklich großen Schaden hatten sie nicht anrichten können, aber ihnen so manchen Auftrag versauen.

Sēiichīs Worte trugen nicht gerade dazu bei, dass sich Vermouth gut dabei fühlte, was sie vorhatten. Es war kein Zufall, dass sie solange in Tokyo geblieben war. Sie hatte gern alles unter Kontrolle – ja, sie war mindestens genauso schlimm wie der Boss, der alles kontrollieren musste. Sie hasste es, wenn ihr etwas aus den Händen glitt. Man sah anhand ihres Gesichtes, dass sie nicht gerne ging, nicht gerne Menschen hier zurücklassen wollte.

Sēiichī sah ganz genau, was sie dachte und fühlte in diesem Moment. Sie hatten sich geschworen, das gemeinsam zu schaffen. Als er diesen alles vernichtenden Gesichtsausdruck in ihrem Gesicht sah, wurde ihm ganz elend. Es war so etwas wie ein Traum. Ein Traum von Freiheit und einer besseren Welt.

Auch Conan sah ihr an, dass sie all das nicht ganz so geplant hatte. „Auch, wenn du andere Pläne hattest. Denn das sehe ich dir an… Ich möchte dir danken für deine Bemühungen meine Familie zu schützen, jetzt ist es an der Zeit, deine zu schützen.“ Nachdem der Junge bisher eher fiese Sachen von sich gegeben hatte, wollte er zum Abschluss noch einmal nett sein.

„Auf Tatsuji kann man sich verlassen, immerhin ist er ein Agent von Interpol. Dort seid ihr jedenfalls besser aufgehoben, als beim FBI. Jedenfalls habe ich das so entschieden…“ Er seufzte, denn die Geschichte mit Chardonnay und James Black hatte ihn wirklich erschreckt.

Sēiichī war enorm beeindruckt von dem Zwerg.

„Ich bin beeindruckt, kleiner Detektiv. Du bist eben schlau… Schlauer als ein gewisser jemand.“ Sie ließ den Blick zur Seite schweifen, wo Sēiichī aber dann doch noch so viel Klugheit bewies, ihre Spitze zu hören, die ganz eindeutig ihm galt.

Womit hatte er das nur wieder verdient? Sie wollte ihn eigentlich nur ärgern, die Worte waren nicht direkt ernst gemeint, sie hielt ihn ja nicht für dumm, aber nicht für so schlau wie den Jungen.

Sēiichī verschränkte die Arme. „Wie kann ein 9-jähriger schlauer sein als ich, he?“

„Oh – dir das zu erklären würde Stunden benötigen und die haben wir nicht, Sēiichī.“ Sie lächelte ihn an, dabei wirkte sie doch ganz schön fies, obwohl sie dieses Verhalten ein wenig unter Kontrolle gebracht hatte in letzter Zeit, weil er es gerade nicht verdient hatte, dass man so eklig zu ihm war. Nur Vermouth würde ihn weiter quälen, egal wie sehr er sich abrackerte, ihr zu gefallen. „Mach dir nichts draus, Darling~, du hast andere Qualitäten… Huehuehue.“

Der Angesprochene verzog sofort seine Miene zu einem Schmollen, als sie das so sagte.

„Wahnsinnig witzig, ehrlich.“ Er hatte den unterschwellig mitschwingenden, unlauteren Ton gehört – der Junge doch hoffentlich nicht… Das sollte man ihm wirklich ersparen – ihre komischen Gedanken. Er hatte dann doch noch genug Anstand, sein Liebensleben nicht diesem Früchtchen unter die Nase zu reiben.
 

So wenig es ihnen allen gefiel – vor allem Yukiko gefiel es in erster Linie nicht sonderlich – es hieß Abschied nehmen, denn Tatsuji hatte nicht vor, allzu lange zu warten, bis dem Boss vielleicht einfiel, dass er die Kontrolle verloren hatte. Wenn er das erst einmal bemerkt hatte, waren sie am besten ganz weit weg, damit sie die Detonation nicht mehr mitbekamen, die es auslöste, wenn man ihn derartig anschmierte. Sie hatten sich gegenseitig kurz in die Arme geschlossen, man wünschte sich Hals und Beinbruch und Dinge wie *gebt auf euch acht*, wurden gesagt, die man beschwichtigte, als sei alles nicht so wild.

Trotzdem… als sie zum Flughafen fuhren, beschlich sie alle ein sehr mulmiges Gefühl.

Yukiko hatte bei einer spärlichen Tarnung geholfen, wofür ihr die Freundin wirklich dankbar war, denn um ehrlich zu sein, sie hatte seit gut zwei Tagen kein Auge mehr zugemacht und fühlte sich ein bisschen zerschlagen. Aber da der Flug über zehn Stunden dauern würde, konnte sie ja bald ein Schläfchen machen. Sie wusste auch nicht, sie war eigentlich vieles gewohnt, aber in letzter Zeit waren so viele schlimme Dinge passiert, dass es auch einer Frau wie ihr an den Kräften zerrte. Oder wurde sie krank?

Sie saßen in einem Taxi und schwiegen. Man sagte, eine Flucht würde immer Fehlschlagen, aber so ganz stimmte das nicht. Die meisten kamen nur wieder zurück – aus welchen Gründen auch immer.

„Ich bin erst beruhigt, wenn wir in diesem Flugzeug sitzen… Wahrscheinlich werde ich auch dann noch das Gefühl haben, sie seien überall. Dass sie das Flugzeug zum Absturz bringen, oder so etwas…“ Zutrauen musste man der Organisation alles.

Tatsuji, der fuhr, blickte in seinen Rückspiegel und sah dabei die Blässe in ihrem Gesicht und dass sie schwitzte. Sie fühlte sich auch gerade überhaupt nicht gut… Aber sie sagte nichts, wie käme sie dazu? Sie schob es auf das Unbehagen, was sie verspürte, immerhin war es eine riesen Aktion, abzuhauen und ein neues Leben zu beginnen. Sie mussten all ihre Spuren verwischen. Ihr gesamtes Leben umkrempeln.

Sēiichī gab sich tapfer und ließ sich die Unruhe nicht anmerken. Er wollte nicht als Angsthase dastehen, obwohl jeder in ihrer Situation es sicherlich mit der Angst zu tun bekommen würde. Er hatte nicht wirklich so große Angst, dass diese Flucht fehlschlug. Mehr vor den Konsequenzen. Was passieren könnte, wenn… Er hatte viel mehr Angst um die beiden, als um sich selbst. Sein eigenes Leben war ihm mittlerweile egal, aber das hieß nicht, dass sein Überlebenswille nicht sehr groß war. So etwas würde er ihnen doch nie antun wollen…

Sie näherten sich dem Airport. Bisher war nichts passiert. Sie waren unbemerkt bis ins Innere des Flughafens gelangt und ihnen war niemand begegnet, der sie kannte. Es schien sich nicht einmal jemand um sie zu scheren.

Beim Einchecken wurde es erst so richtig schlimm. Ihr Atem rasselte, sie hielt sich die Stirn. Ihre Sinne rauschten. Die Augen so schwer, ihre Sicht verschwamm. Sie wollten gerade zu den Gates, wo Riina der Babykorb zugeschoben wurde, was sie zunächst nicht so ganz kapierte. Sēiichī verstand ebenso die Welt nicht mehr, als sie sich an ihn krallte und an seinem Hemd festhielt, dabei wankte sie ein bisschen gegen seine Schulter und er besah sie mit besorgter Miene. „Was ist?“

Wenn er es nicht besser gewusst hätte, er hätte geschworen, dass sie getrunken hatte…

„Ich fühl mich nicht…“ Sie verharmloste unendlich, wie schlecht sie sich wirklich fühlte.

„Du siehst auch irgendwie nicht gut aus“, sagte er und fragte sich, was sie ihm diesmal wieder verschwiegen hatte. Sēiichī war gewohnt, dass sie Verletzungen unter den Tisch fallen ließ, weil sie nichts mehr hasste, als vor ihm wie ein schwaches Frauchen dazustehen. Deswegen musterte er sie genauestens und versuchte abzuchecken, ob er etwas fand. Ihre Hand, die sich auf die linke Seite legte, fiel ihm zwar auf, aber als er sie wegnahm, ließ sie das fast willenlos zu.

„Mich haut so schnell nichts um, mach dir keine Sorgen“, sagte sie noch, egal wie wacklig sie sich auf den Beinen fühlte. Diese ohrenbetäubenden Kopfschmerzen, die Umgebung schwankte und ihre Augen wollten immer weniger koordinieren. Sie stockte einmal und atmete hektischer, da blieb Sēiichī vollends stehen. „Irgendwas ist doch! Jede rede eben mit mir!“

„Ich…“ Mehr bekam sie nicht hervor, weil sie sich wenig später dann doch an die Brust griff und sich fragte, warum ihr diese so wehtat, sie hatte eine minimale Verletzung, was für sie so etwas wie einen Kratzer darstellte. Aber dann, als würde man in ihrem Inneren eine Trommel schlagen, blieb ihr die Luft weg und sie keuchte mehrmals. Sie konnte sich nicht länger auf den Beinen halten und dann entfuhr ihr ein markerschütternder Schrei, der wohl den ganzen Flughafen alarmierte, was gar nicht gut war, immerhin wollten sie relativ unbemerkt hier weg…

Nicht nur Sēiichī bekam einen Heidenschreck, auch Riina und Tatsuji, die sich zu beiden herumdrehten. Da war es bereits passiert, ihr hatten die Beine nachgegeben und sie war eher glücklich in Sēiichīs Arme gefallen, der sie im allerletzten Moment noch hatte fangen können.

„Chris, was hast du? Sprich mit mir?“

Sie konnte nicht. Nicht ein Wort entkam ihren bebenden Lippen. Ihr war heiß und zur gleichen Zeit kalt. Alles schwankte und alles Weitere bekam sie kaum noch mit. Wie sie fast leblos in Sēiichīs Armen hing, wie dieser in völliger Verzweiflung ihren Namen sagte. All dies fühlte sich an, als sei es in weite Ferne gerückt. So wie der Wunsch, von hier zu verschwinden.

Tatsuji sah Chris. Er bemerkte, dass sie irgendeinen Schock haben musste. Erst trat Schaum hervor, dann röchelte sie. Er wusste nur eines, er musste handeln, so schnell wie möglich. Obwohl sie alle völlig ahnungslos gegenüber der Sache waren, die hier passierte.

Sēiichī wusste ja nicht einmal, wieso sie so entsetzlich schrie, er war verzweifelt. So unendlich verzweifelt und glaubte, dass er noch nie solche Angst hatte aushalten müssen.
 

Von ihrem Zusammenbruch bekamen sehr viele Menschen etwas mit, viele standen da und beobachteten die Szene. Wie sie fiel und wie der junge Mann sie fing… Wie die drei Personen um sie herum immer wieder versuchten mit ihr zu sprechen. Das ging knappe fünf Minuten, bis Sanitäter sich um sie kümmerten. Sēiichī wurde gewaltsam von seiner Freundin getrennt. Sein ganzer Körper zitterte und er merkte, wie ihm irgendwann die Tränen kamen.

Die Sanitäter sprachen von einer kleinen Verletzung, die sie erlitten haben musste.

Wer auch immer das gewesen war… er würde dafür büßen… das schwor er sich. Aber gerade hatte er einfach nur wahnsinnige Angst, dass sie sterben könnte. Er hatte noch nie in seinem Leben so etwas gesehen.

Tatsuji wollte den armen Sēiichī, der sowieso schon so verzweifelt hinter den Sanitätern herrannte und diese anbettelte ihn mitzunehmen, nicht auch noch zusätzlich aufwühlen. Aber er, er wusste, dass das kein einfacher Anfall gewesen war, oder derartiges.

Nein – die steckten dahinter.

Riina konnte es kaum mitansehen und drückte sich gegen seine Brust, um es nicht mehr sehen zu müssen. Es war schrecklich.

„Gift…“, murmelte er und Riina sah auf, erschrocken zutiefst erschüttert. „Was… Wie?“ war sie verwirrt. „Aber sie war doch die ganze Zeit bei uns…“

„Ich weiß es nicht, aber die Verletzung…“ Er nahm ihre Hand. „Komm! Wir fahren hinterher! Ich will wissen, ob sie etwas finden und was sie finden…“ Der Braunhaarige war zwar besorgt, aber die Ärzte hatten mit keinem Wort gesagt, dass ihr Leben auf dem Spiel stand, was ihn schon wunderte.

Sie wussten alle nicht, welcher glücklichen Fügung sie es verdankten, dass sie bis ins Krankenhaus überlebte. Aber alles, wirklich alles konnten sie in die Tonne treten.

Als sie im Hospital waren, stürmte schon förmlich die Presse den Laden, das fand er mit am schlimmsten. So etwas kriegten die immer zuerst raus.

„Ich muss dringend telefonieren. Wenn die rauskriegen, um wen genau es sich handelt, brennt die Luft wirklich.“ Er ließ Riina nur ungern stehen, aber er musste das mit seinen Kollegen besprechen und zwar pronto…
 

Ausgerechnet jetzt war der Aufzug überfüllt. Deswegen nahm Sēiichī die Treppe und rannte diverse Stockwerke hinauf, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm und fast hinfiel. Als er oben angekommen war, stieß er die Tür auf und fiel fast über die Informationstheke.

„Ein Notfall, gerade eingeliefert!“

Die junge Dame schaute den total verzweifelten, blassen Mann mit einem fragenden Blick an, weil er keinen Namen sagte.

Hinter ihm kam gerade eine blonde Frau zum Stehen, die ihn am Arm zog und ihn sich wenig später herumdrehen ließ.

Ihre Augen trafen sich und er glaubte diesen nicht trauen zu können...

„Du… Du hier?“ stammelte er fassungslos, ehe er mehrmals sehr hektisch atmete und sie versuchte den armen Jungen wieder zu beruhigen.

„Komm mit“, sagte sie ihm, wie selbstverständlich, als wenn sie wusste, was das einzige war, was ihn gerade interessierte…

Er war noch zu sehr außer Fassung, als dass er sie davon abhalten konnte, dass sie ihn mitzog. Dazu kam auch, dass er dieser Person vertraute…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Habt ihr echt gedacht, dass die einfach schaffen abzuhauen? Bei MIR? XD Träumt weiter.
Wer die Person am Ende ist, erfahrt ihr dann im nächsten. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryo-Baka
2017-10-13T02:01:33+00:00 13.10.2017 04:01
Kann nur Baileys gewesen sein uu"""" toll! Aber Yukiko war geil jup x"""D conan auch .. "Danke dass du meine Family beschützt hast, jetzt ist an der Zeit deine zu schütten" .\\.
Antwort von:  Melora
13.10.2017 12:50
du hättest schlafen sollen XDDDDDD bist immer noch so irre, 4 Uhr morgens xD aber schön, dass du den Satz so sehr feierst, hab auch mit so'n Grinsen dagesessen >D vor allem wegen dem O.O Gesicht von Madamchen XDDDD so würde die bei dem satz gucken. so wie in New york der Killer so: o.Ô XDDD


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