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Der Glasgarten

von

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Die Weiblichkeit der Sünde

~ Die Weiblichkeit der Sünde ~
 


 


 

Dieses Ritual wurde zum Zwecke der Huldigung an die Maßlosigkeit vollführt. Das Problem an diesem teuflischen Akt war, dass er auf seine Kosten ging. Wieder einmal.

Was blieb ihm anderes als demütig zu ihr aufzusehen, nachdem sie selbiges von ihm einforderte? Wenn sie so weiter machte würde sie sich seinen Hass zuziehen und die Letzte, der das passiert war, hatte schlussendlich der Tod auf dem kalten Betonboden einer Lagerhalle ereilt. Zugegeben es war ein glücklicher Umstand gewesen, der ihm dieses Problem genommen hatte.
 

„Deine Hände. Sie liegen nicht parallel. Empfindest du dies, als korrekte Umsetzung von dem was ich von dir fordere?“, säuselte ihre mädchenhafte, von ihr inszeniert lockende Stimme an sein Ohr.

Er verschob die linke Hand auf dem Boden einen Zentimeter weiter zu sich her, sodass seine Fingerspitzen eine ungefähre, gedachte Linie bildeten.

„Die heutige Lektion…“, sie richtete sich mit diesen Worten auf und er erlaubte sich einen tieferen gelösteren Atemzug als die, die bisher seine Lungen mit Luft versorgt hatten als sie noch in seiner unmittelbaren Nähe gelauert hatte. Denn nichts anderes tat sie. Sie lauerte darauf, dass er einen Fehler machte. Um diesen dann hart zu bestrafen.
 

„…widmet sich der Behandlung deines Narzissmus. Deiner übersteigerten Selbstliebe.“ Sie ging um ihn herum, setzte sich auf den kniehohen Hocker, der ihm, in den letzten Zusammenkünften, als Sitzgelegenheit gedient hatte. Doch offenbar war ihm heute selbst das nicht gegönnt.

„Du gibst doch zu, dass du ein Narziss bist, oder?“

In seinem Kopf dröhnte es. Er hatte den Blick wieder auf die Dielen gerichtet. Er hatte keine Angst. Und wenn sie ihm nicht das gab wonach er sich sehnte, was er brauchte, würde er nie wieder Angst verspüren müssen. Nie wieder. Und dieser Gedanke brachte ihn fast um. Er förderte grüne Flüssigkeit in seiner Speiseröhre nach oben, hinein in den Rachen, in dem er die bittere Galle schmeckte, die sein ganzes Bewusstsein für Sekunden auszufüllen schien, als er mit aller Selbstbeherrschung, die ihm heute noch zur Verfügung stand zurückdrängte was ihn zu überfallen drohte.
 

Es war still zwischen ihnen und er wusste nachdem ihm dieser Umstand aufgefallen war nicht sofort warum dies so war. Sie wartete. Auf ihn. Aber warum?

Die Frage. Sie hatte ihm eine Frage gestellt, überlegte er hektisch und Schweiß trat ihm auf die Stirn, die auf den Dielenbrettern sanft auflag.

„Ja.“
 

„Ja WAS?“ schrie sie ihn unvermittelt an und sein entblößter Oberkörper zuckte erschrocken zusammen. Er war heute zu sensibel für diesen Scheiß, schrie etwas in ihm als Entschuldigung vor sich selbst über diese Schreckhaftigkeit.

„Ja. Gula“, antwortete er entgegen seines Zorns, in seinem Inneren. Er fühlte jedoch, wie er es nach Wochen des Darbens immer differenzierter betrachtete was sie mit ihm veranstaltete. Ihm fiel auf, dass er nebst der neutralen Betrachtung der Situation – wie er hier halbnackt und hilflos vor ihr auf dem Holzboden kniete – panische Angst vor den Auswirkungen ihres Handels hatte. Er konnte diese Angst nicht abstellen. Sie wechselte sich mit Gleichgültigkeit ab und dieser Umstand machte ihm zu schaffen. Dieser extreme Wechsel machte ihm bewusst, dass er viel zu nahe am Abgrund stand und sie dafür verantwortlich war. Er brauchte das Serum.
 

„Wie schön, dass du dich noch erschrecken kannst. Das ist ein Zeichen. Findest du nicht? Ein Zeichen, dass du heute deine Ration noch nicht brauchst. Ich finde wir können durchaus noch ein, zwei Wochen damit warten.“

Er schloss nach Beherrschung ringend die Augen. Er fühlte, wie er zu zittern begann. Der bloße Gedanke daran, was in den nächsten Wochen passieren konnte, reichte aus um sein Inneres mit eisiger Kälte zu füllen.

„Denkst du daran, dass ich eine Schlampe bin und nicht verdient habe was du ihr zu geben hast? Deine Ängste, dein Hass, deine Lust? Zusammengefasst deine Gefühle?“
 

Er hörte, wie sie ihren Hocker weiter zu ihm herzog. Etwas kühles, Glattes landete auf seinem Rücken. Er wusste was es war. Ihre Peitsche. Und er wusste auch, dass sie hier keine sadomasochistischen Spielchen trieben. Das hier war bitterer Ernst. Es ging hier nicht um seine Lust. Hier ging es nur um ihre Macht über ihn. Um ihre Maßlosigkeit.
 

„Die einzige Schlampe hier im Raum bist du, mein Lieber. Aber das weißt du sicher. Du bietest dich jedem an, der dir nützlich sein kann. Das ist widerlich. Selbst vor dem Feind machst du nicht halt.“
 

Alles in ihm gefror. Dieser Satz fuhr ihm in die Eingeweide und wie glühender Stahl fühlte er fast körperlich den Schmerz, den diese Worte anrichteten. Sie wusste es?

Fieberhaft versuchte sein Gehirn herauszufinden, wo ihm ein Fehler unterlaufen sein könnte. Wirre Gedanken kamen ihm. Er könnte überlaufen. Und dann hätte er beinahe gelacht. Er wäre tot bevor er überhaupt einen derartigen Vorschlag an die Gegenseite richten könnte.
 

Verzweiflung machte sich in ihm breit und spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Er hatte sich an eine Hoffnung geklammert an… irgendetwas.

Er hob den Blick… den Blick auf den Ring, den er trug. Es war ein Knopf auf eine Stoffschlaufe genäht. Das ganze Arrangement war anschließend auf einen Holzring gespannt worden. Er hatte gesagt… dass die Kinder ihm das geschenkt hatten… den Knopf und das Stück Stoff… und er hatte – aus Respekt vor der kindlichen Geste - dieses Schmuckstück anfertigen lassen…
 

Aber wie so vieles in seinem beschissenen Leben war auch das gelogen.
 

Auch wenn er alles gut inszeniert hatte. Mit einer Bastelstunde für die Kinder.

Der Knopf stammte jedoch von einer silbergrauen europäischen Bettwäsche. Der Knopf eines Kopfkissens… das Stück Stoff… von einem bestimmten Kleidungsstück. Beide mochten für Unwissende unscheinbare Utensilien darstellen. Für ihn jedoch… ein Traum… der sich nie erfüllen würde. Sie standen für ein kurzes Glück…für Freiheit und für Sicherheit. Sie gaben ihm Kraft. Er trug sie nur an Tagen wie diesen. An Tagen an denen er, diese Kraft durch nichts anderes bekam, als durch das Stück Holz, welches mit dem Stoff bespannt war auf dem der kleine Knopf thronte.
 

Er hatte geschwiegen, doch er wusste, dass sie hier nur vorwärts kamen wenn er etwas sagte, das hatten ihn frühere „Sitzungen“ mit Gula gelehrt.

„Wovon sprichst du Gula?“, wagte er es unsicher zu fragen und der Hieb mit der Peitsche folgte kaum, dass die Frage einen fragenden Ton angenommen hatte. Er biss die Zähne zusammen und starrte auf den kleinen dunkelgrauen Knopf, der an seinem Ringfinger saß. Er wusste, wie viel er aushalten konnte. Und er wusste mittlerweile auch wann der Punkt kam an dem er zu betteln anfing. Und er wusste auch, dass sie dann nicht aufhören würde. Das hatte er alles bereits in Erfahrung gebracht.

Wie gut, dass man auf seinem Körper nie die Spuren ihrer Werke sah. Darauf achtete Gula mit Akribie. Sie wusste nämlich, dass Superbia ihr ansonsten so dermaßen in den Arsch treten und ihr die hübsche Fresse polieren würde, dass sie danach nicht mal mehr dessen Schwanz lutschen können würde. Was sie wirklich gerne tat. Regelmäßig und ausgiebig. Mit Erfolg.
 

Nach zweiundzwanzig Hieben fing er an unruhig zu werden. Nach vier weiteren ballte er die Hände zur Faust, bis sie ihm darauf auch einen verpasste und sie von ihm verlangte, dass er die Handflächen gefälligst auszustrecken hatte. Er starrte auf seinen Ring und sie verpasste ihm auf die Fingerspitzen einen Hieb, der ihn die Tränen in die Augen trieb.

Gerade in diesem Moment verfluchte er sein Leben. Verfluchte er was aus ihm geworden war und sehnte sich nach seinem Traum. Er hätte Schreien mögen. Nicht in erster Linie vor Schmerzen, sondern als er daran dachte, was er verloren hatte. Was er sich erlogen, gestohlen hatte und was ihm unverzeihbar für immer durch sich selbst genommen war.
 

Er war selbst schuld an seiner Lage. War nicht er es gewesen, der eine Entscheidung getroffen und die unvermeidbaren Konsequenzen daraus in Kauf genommen hatte? Doch was trafen Kinder schon für Entscheidungen? Seine hatte sein Leben zerstört. Sie hatte ihn in diese Knechtschaft gebracht, aus der ihm nur der Tod die Freiheit schenken würde. Oder ein verdammt guter Plan.
 

Er spürte, wie der Schweiß ihm die Oberschenkel befeuchtete, wie er in den Stoff seiner Hose sickerte, die sie ihn heute anbehalten lassen hatte. Offensichtlich hatte sie heute keine Zeit für Sex. Ihm sollte es Recht sein. Er brauchte nur seine Dosis.

„Wovon ich spreche?“, schrie sie ihn in einer kurzen Pause an und ihre Stimme schraubte sich in von ihm noch nicht gehörte Höhen. Und wenn er es genau bedachte - wozu er momentan genug Zeit hatte – fand er ihre Stimme ätzend in seinen Ohren, auch wenn seine halblangen Haare den Großteil des Gekreisches abhielten.

Er hörte wie sie erneut stehen blieb und die Peitsche auf dem Hocker landete. „Ich rede von deinem kleinen Treffen mit Asami. Was wolltest du bei ihm? Hast du ihm deinen kleinen Arsch zur Verfügung gestellt, du dreckige Schlampe?“
 

Das brachte das Fass tatsächlich zum Überlaufen. Und es lag eher an der Erleichterung, die er fühlte, denn der Sorge um sein Wohlergehen. Wie eine Sprungfeder schnellte er mit dem Oberkörper hoch und funkelte sie voller Hass an. „Ja, habe ich. Und? Geht dich mein Sexualleben irgendetwas an, Gula?“ Er hatte genug von diesem Theater.
 

Ihr zarter Rosenmund verzog sich zu einem überlegenen Lächeln. „Oh. Und ob es das tut“, flötete sie und sie beugte ihr Knie, bettete seinen Kopf an ihre Brust und schob ihre Finger der rechten Hand über seine Wange an seinen Hinterkopf. Sanft und Fürsorglich. Doch er wusste, dass sie noch etwas in der Hinterhand hatte und versteifte sich. Er wollte sich vollständig aufsetzen, sie bemerkte es und griff hart in seine Haare. Die Kopfhaut brannte und er schloss für einen Moment die Augen. „Schließlich möchte ich es dir richtig gut besorgen. Wohin soll das denn alles führen, wenn du bei mir keinen mehr hoch bekommst? Apropos besorgen…“

Sie stand schnell auf, gab ihn frei. Er verfolgte dies mit vorsichtigem Blick. Sie ging zu einem kleinen Koffer. Er quittierte das Öffnen mit einem genervten Augenrollen. In diesem Koffer bewahrte sie ihre Spielzeuge auf.
 

„Du bist ein Gesamtkunstwerk, auch wenn du eine Schlampe bist, aber du bist meine Schlampe. Vergiss das nicht.“ Ihre gönnerhaften Worte ließen ihn innerlich stöhnen. Was sie nicht sagte war, dass sie nicht die Einzige war, die an dem „Kunstwerk“ gearbeitet hatte.

„Das was du auf deinem Körper trägst ist ein Zeichen deines Versagens. Es bindet dich an uns. Du bist unser Werk.“

Ein Dreck war er. Er gehörte niemandem. Und er war mit Sicherheit nicht ihr Werk. Das würden sie alle noch früh genug erfahren.
 

„Mein Werk. Und ich finde, es ist noch nicht vollendet. Etwas stört mich. Ich finde…“, sie kam wieder zu ihm und blieb dicht vor ihm stehen, sodass seine Wange an ihrem Oberschenkel zum Aufliegen kam. Er wollte sein Gesicht abwenden, doch sie hielt ihn mit dem gleichen Griff wie zuvor schon in den Haaren fest. Und dann hörte er ein lautes Summen. „Wenn du nicht so eine falsche Schlange wärst, würde ich direkt Gefallen an dir finden. Aber dir ist nicht zu trauen. Selbst Asami würde dich nicht haben wollen. Ich frage mich…“

Er versuchte sich zu drehen, dass er sehen konnte welches ihrer bescheuerten Spielzeuge aus ihrem Sortiment für horizontale Spielweisen sie auserkoren hatte. Als hätte er nicht schon alles durch…

„…wer dich je wollen könnte.“ Seine Kopfhaut brannte. Er erhaschte einen Blick auf einen Scherkopf und kurz danach fühlte er die Kühle des Metalls an seiner Kopfhaut neben seinem Ohr an der Schläfe. „Hör auf damit!“
 

„Womit?“, fragte sie und fuhr einmal mit dem Scherkopf in einem Halbrund um sein Ohr in Richtung Hinterkopf. „Ich finde dich wesentlich attraktiver ohne deine Haarpracht. Superbia würde mir nur zustimmen. Es fällt wesentlich leichter dich zu bändigen und zur Räson zu bringen, wenn du ein wenig unterwürfiger, nackter aussiehst.“

„Du hast einen völligen Dachschaden, Gula!“, sagte er zornig und sie hatte alle Mühe ihn festzuhalten. „Ja. Vielleicht habe ich den. Aber ich weiß was du heute nicht hast… DU bekommst heute deine Dosis nicht.“ Sie rasierte eine zweite Bahn und er bekam plötzlich Panik. Er brauchte seine Haare. Es war Teil seines Kapitals. Er brauchte sein Aussehen…

„Lass mich… ich…“

Würde er tatsächlich auf seine Dosis verzichten können, um das zu retten…was… ja was? Er spürte wie seine Gegenwehr erlahmte. Er würde tatsächlich seine Dosis bevorzugen? Er gab sein Aussehen auf… für die Droge?

Seit wann stellte er den Erhalt seines Selbst über sein Kapital? Wann war das Geschehen?
 

Bevor sie eine dritte Bahn fahren konnte zuckten sie beide zusammen als die Tür aus den Angeln krachte und an ihnen vorbei segelte. Diese Chance sollte nicht ungenutzt vergehen und er stemmte sich gegen Gula, diese jedoch ließ sich von dem Hünen, der in der Tür stand und sie komplett ausfüllte nicht beeindrucken.
 

„Was willst du hier, Acedia?“ Sie rammte ihr Knie in den Oberbauch des Knienden und ihre behandschuhte Faust traf die linke Gesichtshälfte. Finn stöhnte auf und krümmte sich zusammen. Er wurde mit einem Fußtritt auf den Boden befördert, wo er liegen blieb. Ein Schauder durchzog ihn, als der Schmerz langsam nachließ und er keuchend die Lippen öffnete.

Blinzelnd kämpfte er sich auf die Hände und blickte nach oben. Acedia sah ganz und gar nicht glücklich aus. Sein ausdrucksloses Lächeln haftete jedoch nicht auf ihm sondern auf Gula.
 

„Dass du deinen Hintern hierher bequemt hast um dieses Stück Scheiße vor mir zu retten ist wirklich bemerkenswert.“ Ein leises spöttisches Lachen erklang als sie über den Liegenden hinweg trat. Mit einer schnellen Bewegung versuchte er ihr die Beine von den Füßen zu ziehen, was ihm aber misslang. Sie lachte erfreut und er blitzte sie böse an.

„Gula. Wo ist seine Dosis?“, hörte Finn die leidenschaftslose Stimme von der Tür her.

„Was geht es dich an?“, herrschte sie ihn an und ging zum Tisch am Ende des Raumes, wo ihr Koffer stand.

„Superbia schickt mich. Er ist drei Wochen überfällig. Du gefährdest den Plan, wenn ihm etwas geschieht.“

Gula drehte sich wütend um, korrigierte jedoch ihren Gesichtsausdruck und ein listiger Ausdruck veränderte das Minenspiel.
 

Finn kam nun in die Sitzende und wischte sich einen Speichelfaden von den Lippen. Sein Mund verzog sich bösartig, doch selbst das konnte dem Gesicht nicht seine andersartige Schönheit nehmen. Er verfolgte ihren Abgang, den sie einleitete, in dem sie eine Phiole auf den Tisch stellte und ihren Koffer aufnahm, mit Wachsamkeit.
 

„Hier, Schlampe. Das Serum… nur für dich. Nächstes Mal kommst du nicht so leicht davon.“ Seine Augen verharrten für eine Sekunde auf der gelblich schimmernden Flüssigkeit in der Phiole.

Während er zusah wie sie an ihm vorbeiging und aus seinem Augenwinkel verschwand kroch sein Blick wieder zur Phiole zurück. „Verpiss dich, Acedia“, hörte er sie wie aus weiter Ferne.
 

Die gelbliche Flüssigkeit gehörte jetzt Finn. „Du solltest das nächste Mal pünktlich zur Ausgabe erscheinen. Sie wird dir das nächste Mal weitaus mehr antun als lediglich deine Haare zu entfernen.“ Die Stimme kam näher und er spürte wie eine große Hand, die sich um seinen Oberarm schlang, ihn mühelos hochzog und er seine Beine unter den Körper bringen konnte. Schließlich stand er angelehnt an Acedia. Er riss sich vom Anblick der Phiole los und legte den Kopf in den Nacken um aufzusehen. Das ehrliche Lächeln, welches er verspürte tauchte auf seinem Gesicht auf, wie die Erscheinung der Jungfrau Maria. Acedia zeigte keine Gefühlsregung, behielt den gelangweilten Ausdruck auf seinem Gesicht.
 

„Ich war geschäftlich unterwegs. Er muss das Serum Gula gegeben haben.“

„Damit sie Spielchen mit dir treibt?“ Acedia wischte eine feuchte Spur salzigen Wassers über die hohen Wangenknochen fort, die der schmale Mann offenbar nicht bemerkt hatte.

„Um dich im Zaum zu halten? Um dich beschäftigt zu halten, damit du auf keine dummen Ideen kommst?“

„So ungefähr.“

„Wenn du so weiter machst, dann kommen sie noch auf die Idee, du seist gefährlich.“ Ein unzufriedenes Grunzen später, stand der schlanke Mann wieder sicherer auf seinen Beinen. Er hielt sich den Bauch, rieb vorsichtig darüber und ging hinüber zum Tisch. Seine Finger fanden die Phiole und hielten sie gegen das Licht. Schwäche und Machtlosigkeit… das war sein Leben und er sehnte sich nach etwas anderem. Er steckte die Phiole in seine Hosentasche.
 

„Das ist lächerlich. Ich bin der Schwächste von euch“, murrte er und drehte sich suchend um die eigene Achse. Als er gefunden hatte wonach er suchte machte er zwei Schritte in den Raum hinein und ging in die Hocke. Er nahm die Haare zusammen auf und bündelte sie so gut es ging.

„Körperlich gesehen. Sicher.“ Acedia ging zur Tür, während die losen Haare sorgfältig zwischen den feingliedrigen Fingern sortiert wurden.

„Aber wenn selbst Superbia Angst vor dir hat, solltest du deine Aktivitäten langsam auf ein erträgliches Niveau herunterschrauben, damit du nicht in sein Fadenkreuz gerätst. Er hat dir Gula nicht umsonst auf den Hals gehetzt. Und auch die Deutsche Hure nicht. Er will dich in Ketten sehen. Aber er muss dir Freilauf gewähren, was ihm nicht sonderlich schmeckt.“
 

Braune Augen blickten von ihrer Tätigkeit hoch und entdeckten nur mehr den leeren Türrahmen.

„Superbia… Angst?“ Ein geschmeicheltes Lächeln zirkelte um die Mundwinkel. „Vor mir?“ Das Lächeln wurde zu etwas was am besten mit Ironie zu beschreiben war.
 

Er wusste, dass er das was er am sehnlichsten wollte nicht haben konnte. Und wenn er es nicht haben konnte, dann sollte es keiner haben. Er würde die Welt in Schutt und Asche legen. .. und vermutlich dabei dieses Kleinod dabei zerstören. Für seinen Plan, brauchte er Sin. Und nicht nur das… er musste dafür weiter die Füße still halten. Auch wenn es ihm schwer fiel.

Sein Blick glitt zurück zu dem Bündel Haare in seiner Hand und fiel auf den Knopf an seinem Finger. Das Lächeln verblasste und die Lippen pressten sich vor Bitterkeit, die er empfand aufeinander. Er spürte den Schmerz, als wäre er körperlich und nicht nur in seinem Inneren.
 

Er hörte das Lachen von johlenden Kinderstimmen und seufzte. Etwas sagte ihm, dass sein Plan die Weltherrschaft an sich zu reißen von zartem Kindergekreische durchkreuzt werden würde. Er musste also die Kinder loswerden. Dringend.

Sich erhebend ging er hinüber zum Tisch und legte die Haare ab. Er fuhr sich mit den Fingern vorsichtig über die nun kahl rasierte Stelle. Sauber abrasiert.

Er zupfte aus seiner hintern Hosentasche einen Haargummi, drapierte seine Haare über die kahlen Stellen und band den Rest fest im Nacken zu einem Knoten zusammen. Danach sammelte er sein Unterhemd vom Boden auf, zog es sich über den Kopf und steckte es in die Hose. Es folgte der übergroße, weit ausgeschnittene Strickpullover, der ihm fast bis auf die Oberschenkel fiel und seine schlanke Silhouette betonte, anstatt sie zu kaschieren, wie von ihm beabsichtigt. Die geschnürten Stiefel, in denen seine Stiefelhose steckte überprüfte er auf guten Sitz, bevor er samt seiner Haare das Zimmer verließ. Er musste Kisho Bescheid geben, damit sie den Raum in den Ursprungszustand zurückversetzte, bevor noch der Hausherr Wind von der Unordnung bekam.
 

Die schwarz gekleidete Gestalt ging die Galerie entlang. Die schweren Stiefel berührten sanft die marmornen Fliesen, als sie die weitläufige große Haupttreppe hinunter schritten. Seine Sekretärin Rai kam aus den Empfangsräumen zur Linken, des großen Entre. Als sie ihn bemerkte, war er schon fast auf der untersten Stufe angekommen. Sie lächelte erfreut und verneigte sich dann. „Invidia-sama. Ich habe dich gesucht. Du sagtest, ich solle dich an den Zeitplan erinnern. Wir sind eine halbe Stunde überfällig.“ Sie steckte in einem hübschen dunkelblauen Kostüm, das sehr raffiniert geschnitten war. Alles an ihr war tadellos. Ihr Auftreten, ihre Zurückhaltung, ihre Kleidung, ihr Make-up, ihre Frisur. Er mochte sie.

„Ich bin aufgehalten worden“, sagte er leise und streckte seine Hand aus. Sie überreichte ihm einen digitalen Kalender in Padform. Die braunen Augen, die so dramatisch, mit schwarzem Lidschatten hervorgehoben waren richteten sich auf den Terminplan.
 

„Sakurakawa-sama wünscht eine Unterredung in einer Stunde. Und jetzt solltest du bereits im Labor sein.“

Finn gab ihr das Pad zurück. „Ich kann nicht. Geh und entschuldige mich. Es gibt momentan Wichtigeres. Sie sollen mit dem Separationsprozess ohne mich beginnen. Und richte ihnen aus, wenn sie den Zeitpunkt der Initiierung verpassen, werde ich persönlich, ihre Reihen ausdünnen.“ Sie nickte und verneigte sich erneut.

„Bring die Probandin ins Labor. Ich komme in einer halben Stunde für eine Visite nach unten.“

„Verstanden, Invidia-sama.“
 

Sie verließ ihn und er schlug den Weg ein, den sie zuvor gekommen war. Die Empfangshalle war leer. Er durchquerte sie und bog in einen schmalen Flur ab, der an den Gärten entlangführte. Zu einen Seite bot eine Glaswand den Blick in ein atemberaubendes Gartenpanorama. Der Flur öffnete sich in einen offenen Raum und am Ende standen zwei Bodyguards in „unauffälligen“ schwarzen Zwirn. Er stoppte und nickte dem kleineren der beiden zu.

„Kawa. Ist er noch in der Besprechung?“, fragte Finn.
 

„Ja. Invidia-sama. Sollen wir dich informieren, wenn sie beendet ist?“, fragte Kawa. Finn nickte und machte kehrt. Seine weichen Stiefel liebkosten den Holzboden, als er zurückkehrte und das Haupthaus an der großen Empfangstreppe über einen Zugang verließ. Sein Weg führte ihn über einen überdachten Kiesweg hinüber zu dem Bungalow, welchen er sein Refugium nennen durfte. Keiner hatte dort ohne besondere Gründe Zutritt. Ira hatte diese Regel gebrochen. Nun… Ira war Geschichte, aber Gula war die Gegenwart. Er hätte sich gerne selbst um das Problem gekümmert, doch sie brauchten Gula. Was der Grund war, warum er ihre Spielchen ertrug. Der Verlust von Ira war ohnehin schon schwer aufzuwiegen. Auch wenn er nicht verhehlen konnte, dass es beruhigend war, dass Ira das Zeitliche gesegnet hatte. Er war für ihn zur Gefahr geworden. Die Bilder, die auf seinem Nachtkästchen gelandet waren hatten ihm gar nicht geschmeckt. Er würde nicht mehr dahinter kommen, ob Ira von seinem Geheimnis erfahren hatte… es sei denn er hat es mit Gula geteilt. Dann würde er es früher oder später am eigenen Leib erfahren ob sie es wusste.
 

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel lehnte er sich für Augenblicke dagegen. Er tastete nach der Phiole in seiner Hose, zog sie hervor und barg sie in seiner Hand. Nach einem Moment der Unentschlossenheit löste er sich von dem Holz in seinem Rücken und ging in den Raum hinein. Es war nur ein einziger Raum, das Bett lag unter der Bodenfläche und er musste drei Stufen hinab gehen um zu seinem Bett zu kommen. Er setzte sich, legte das Bündel Haare sorgsam auf das Nachtkästchen, zog die Schublade auf und holte eine metallene Schatulle hervor. Er öffnete sie und stellte sie neben sich. Dann zog er einen Stauschlauch aus dem Kästchen. Er zog seinen Pullover aus, stülpte den Stauschlauch über seine Hand, hinauf bis über die Ellbeuge, zog den Schlauch oberhalb fest und arretierte ihn. Dann folgte die obligatorische Hautdesinfektion. Er machte die Hand zur Faust, wischte über die Stelle an der er Blut abnehmen wollte. Seine Venenverhältnisse waren nicht unbedingt vorzeigbar, doch er wusste welche Vene für seine Zwecke hervorragend geeignet war. Mit geübten Fingern griff er hinüber zur vorbereiteten Spritze und Nadel. Mit den Zähnen zog er die Schutzhülle der Nadel herunter und ließ sie fallen.

Er entnahm wenige Tropfen Blut, löste die Stauung wieder und klebte sich ein Pflaster auf den kleinen Einstich. Es waren nur wenige Milliliter Blut, die er entnommen hatte, doch sie reichten völlig aus. In einer automatischen Molekülspritze, deren Zylinder momentan noch leer war füllte er sein Blut ein, brach die Versiegelung der Phiole auf und füllte die gelbliche Flüssigkeit mittels eines Dorns ein. Sofort begann die Reaktion. Er verschloss die Spritze, schaltete die Vorrichtung ein, damit sich im Apparat Druck aufbauen konnte, während er durch das Sichtfenster die Reaktion des Serum beobachten konnte. Er schüttelte das Gemisch einmal.

Es stellte sich langsam eine Verfärbung ein. Nur minimal zu sehen, doch er war zufrieden. Er warf die Molekularspritze zur Seite auf den Pullover. Finn war ein High-tech-fan, auch wenn er das Meiste was er anfasste zu Schrott verarbeitete, oder schlichtweg falsch bediente. Deshalb lebte er auch in einem intelligenten Haus, wo er das Gewünschte lediglich laut äußern musste. Sobald jedoch ein Problem mit der Technik entstand fand er sich bei ihrem Haustechniker, Schrägstrich Informatiker wieder. Wenn er nicht derjenige gewesen wäre, der hier den einen oder anderen über die Klinge springen hatte lassen, bei diversen Zuwiderhandlungen dann wäre ihm wohl nicht jedes Mal bei unsinnigen Technikproblemen sofort geholfen worden.
 

„Computer. Dusche warm Stufe drei. Musik Auswahl zwei. Lautstärke fünf. Hermetische Abriegelung des Gebäudes.“ Beinahe sofort hörte er das sanfte Prasseln von Wasser gedämpft durch die Tür zum Badezimmer. Danach erklang das Trommeln des Schlagzeugers einer japanischen J-Rock Band, die den nötigen Krach verursachte, den er brauchte. Es war zu laut für seine Ohren.

Seine Finger tasteten nach seinem Puls. Desinfizierte die Stelle. Tastete erneut nach dem Puls noch auf feuchter Haut. Dieses Mal brauchte er keine Vene, sondern eine Arterie. Er nahm die Molekülspritze auf, besah sich die Konsistenz seines Blutes, welches wieder normal schien. Keine Verfärbung, die Viskosität schien in Ordnung. Der Schnelltest in der Spritze zeigte grünes Licht für die Applikation und für die Kompatibilität mit seinem Blut.
 

Finn zögerte einen Moment, setzte die Spritze an und die Applikation frei. Fast sofort schoss ein heißer brennender Schmerz von seinem Arm in seine Fingerspitzen, nur um dann zu verhallen. Er ließ die Molekülspritze fallen, drückte eine Kompresse auf die Einstichstelle und legte sich aufs Bett. Hastig kroch er noch etwas weiter hinauf und zog seine Beine in Erwartung dessen an sich, was bisher immer die Folge des Serums gewesen war.
 

Wie ein ihn überfallendes Monster kam Panik über ihn, überschwemmte sein ganzes Wesen und ließ ihn wimmernd zurück. Seine Augen brannten und in dem ganzen Irrsinn wurde ihm bewusst, dass es die Wimperntusche und der Kajal waren, die seine Tränen in ein Gemisch aus Feuer und Pech verwandelten. Schatten tauchten aus den Winkeln seines Blickfeldes auf und er schloss die Augen, als er das Gefühl hatte seine Brust würde zusammengedrückt. Als säße ein Elefant auf ihr. Er wollte Luft holen, doch es war ihm unmöglich. Sein Körper zitterte unkontrolliert, als er sich auf den Rücken zurückrollte und sein Oberkörper sich wand. Und dann… bekam er plötzlich andere Probleme, als simples Luft holen. Lichtblitze feuerten vor seinen geschlossenen Augen. Mit einem ‚Plopp‘ konnte er wieder atmen und ein roher heißerer Laut des Luftholens ging zwischen dem Rockgewitter aus dem Äther unter.
 

Er schrie als irrationale Angst und plötzlich überschäumendes Glück sich in aberwitziger Geschwindigkeit abwechselten. Seine Atmung war langsam, viel zu langsam, seine Augen standen nun offen, die Pupillen viel zu weit, als der Körper immer stiller wurde, die Arme und Beine ausgestreckt.

Zeit spielte nun keine Rolle mehr. Zeit verging bis zum nächsten Atemzug. Und es verging viel Zeit dazwischen. Und dann kamen Schmerzen. Stechende, blitzartige Schmerzen schossen in seinen Kopf, feuerten Kanonaden hinter seinen Augen ab und ließen ihn schreien. Er krampfte sich zu einer Kugel zusammen, seine Hände legten sich um seinen Kopf. Er wippte hin und her, bis die nächste Salve Schmerzen kam. Er wusste, dass der Schmerz nur in seinem Kopf war, dennoch hatte er das Gefühl sowohl Glieder als auch Rumpf würden ihm auseinandergerissen.
 

So ging es bis der nächste Song kam. Dann noch einer und noch einer. Zwanzig Minuten dauerte das Martyrium bis er Erleichterung verspürte. Zitternd nahm er seine Hände vom Kopf, wischte sich über das Gesicht und versuchte sich zu erden. Minutenlang blieb er still liegen, lauschte auf sein Inneres, wagte sich nicht zu bewegen, in der Angst, dass die Schmerzen wiederkommen würden, wenn er sich bewegte um sich aufzusetzen.

Irgendwann wurde es besser. Irgendwann fand er auch seine Stimme in dem Gekrächze wieder, das aus seiner Kehle kam. „Computer. Musik aus.“
 

Sofort verstummte der Lärm. Die ohrenbetäubende Stille, die einsetzte war, wie eine rauschende greifbare Welle in seinem Kopf. Sein Körper fühlte sich bleischwer an. Wie gern wäre er jetzt hier liegen geblieben, oder wahlweise auch an einem weißen Sandstrand unter Palmen. Er würde auch herunterfallende Kokosnüsse in Kauf nehmen, wenn er nur weit weg von hier gewesen wäre. Hier waren die Kokosnüsse, die auf ihn fielen, kleiner und bleihaltiger. Er nahm sich vor, zumindest Prospekte von solchen Reisezielen zu inspizieren. Wer wusste schon, wann er Tickets in eine solche Region nötig hatte?
 

Dieser Gedanke brachte ihn wieder hoch. Er setzte sich vorsichtig auf, lauernd ob nicht doch noch etwas weh tun konnte und entspannte sich erst als er saß und seine Füße den Boden berührten. Sein Unterhemd war feucht vom Schweiß und er zog es sich langsam über den Kopf. Er löste die Schnallen der Stiefel, die Schnürung war wesentlich schwieriger, da seine Hände immer noch viel zu zittrig waren. Nach den Stiefeln folgten die Hose und die Unterwäsche. Dann griff er sich seinen Bademantel, der am Fußende des Bettes bereit lag, schlüpfte in die weiche flauschige Welt von Frottee und machte sich auf in Richtung Badezimmer. Eine warme Dusche würde ihn wieder fit machen.

Allzu lange konnte er sich nicht darin aufhalten.
 

Als er schließlich zwanzig Minuten später aus seinem Domizil heraustrat, hatte sich sein Erscheinungsbild in so weit verändert, dass er jetzt einen Anzug trug, seine frisch gewaschenen Haare sorgfältig zu einem Zopf im Nacken frisiert waren und er seine Kontaktlinsen in eine randlose Brille getauscht hatte.

Die Furcht war verklungen. Ihm ging es besser. Dennoch lauerte die Bedrohung einer ungewissen Zukunft ständig in ihm. Sie hing vom Serum ab.
 

Bevor er zu der Unterredung mit dem Familienoberhaupt ging hatte er noch eine kleine Runde durch die Laboratorien vorgesehen. Er ging in die Küche des Haupthauses. Die Begrüßungen der Küchenmannschaft erwiderte er knapp, als er in Richtung Vorratsräume ging und von dort in den Kühlraum. Er schloss die schwere Stahltür von innen, durchquerte den kalten Raum und gelangte an eine Wand, die augenscheinlich völlig unauffällig war, wäre nicht in einem Metallkasten an der Wand eine Vorrichtung zur Identifikation angebracht worden. Diese Hürde nahm er und die Wand schob sich beiseite. Er trat hindurch und stand auf einer Plattform. Die Wand schloss sich wieder. Die Plattform fuhr mit einem Ruck an und glitt dann sanft in die Tiefe. Ungefähr zwei Minuten später tauchte im Schacht, den er hinunterfuhr erneut ein Paneel auf. Wieder musste er sich identifizieren. Als auch dies geschehen war öffnete sich die Wand und er trat in das matt beleuchtete Entre ihres Labors ein. Ein langer Flur öffnete sich ihm. Rechts und links davon befanden sich Labore, die mit Sicherheitsglas von den anderen abgetrennt waren, jedoch von außen einen guten Einblick auf das Geschehen boten. So konnte jede Einheit im Notfall separiert werden.
 

Er ging den Flur entlang und folgte der linken Abzweigung an dessen Ende. Wieder reihten sich Tür an Tür, diese führten jedoch zu Büroräumen. Am Ende dieses Flurs blieb er an einer dieser Türen stehen, atmete tief ein und klopfte dann einmal an bevor er sie öffnete. Der Raum war abgedunkelt, nur ein Steckdosenlicht sorgte für weiches tröstliches Licht um sich im Raum zu orientieren.

Er schloss die Tür und ging zu dem schmalen Bett, welches zur Linken stand. Die Schlafende Schönheit, die darin in einer halben Bauchlage lag öffnete die Augen und er ging in die Hocke. „Hallo, meine Kleine.“ Seine Stimme war leise. Sie drehte sich auf den Rücken und fing an, sich die Augen zu reiben. Als sie fertig war streckte sie ihm eine Hand hin, die er in seine nahm. „Hats weh getan?“

Sie nickte. Gänzlich anders zu ihrem sonstigen Verhalten sagte sie nichts. Ihre Lebhaftigkeit war weg, weggewischt und zurück war nur mehr Mattigkeit und - wie er nun erkannte - Angst geblieben. Sie blickte ihn mit ihren großen dunklen Augen an und er wusste, dass er sie loswerden musste. Dringend.

„Wo ist…?“, begann sie und er strich ihr über die klamme Stirn, wischte ihr die feuchten braunen Haarsträhnen aus den Augen.

„Mittagsschlaf. Wie du. Nur oben.“ Sie schien zufrieden damit zu sein.

„Willst du zu mir kommen? Kuscheln?“

Anstatt einer Antwort setzte sie sich auf und streckte die Arme aus. Er setzte sich aufs Bett, lehnte sich an die rückwärtige Wand und hob sie auf seinen Schoß. Die Decke um sie herumgeschlungen steckte er sie noch fest bevor er ihr sanft über den Kopf strich und sie ihr Gesicht an seine Brust legte. Und dann erfüllte seine Stimme den Raum als er ihr das Gute-Nacht-Lied vorsang, dass sie so liebte.

Sie war bald wieder eingeschlafen und er konsultierte nachdem er das Zimmer verlassen hatte den Projektleiter.
 

„Meine Zeit ist begrenzt, begleiten Sie mich zur Schleuse“, sagte Finn und der Leiter des Projekts nickte dienstbeflissen.

Sie gingen den Flur entlang und blieben vor einem der Labore stehen. Ein Roboter führte mehrere in einer Halterung eingebrachte Reagenzgläser in ein Gerät ein.

„Es ist nach wie vor sehr schwierig die Substanz zu gewinnen. In neun von zehn Fällen gelingt es uns nicht eine taugliche Version herzustellen.“

„Das Problem?“

„Die Probandin. Ihre Kooperation gerät mit zunehmendem Alter ins Schwanken. Wir sollten zu anderen Maßnahmen greifen um uns ihrer Mithilfe zu versichern.“

Finn nickte verstehend. „Das war zu erwarten. Ich werde ihre Bedenken dem Familienrat mitteilen.“

Der Laborleiter verneigte sich angedeutet. „Natürlich, Invidia-sama.“
 

Dieser verabschiedete sich und fuhr auf dem gleichen Weg wieder nach oben. Das Labor hatte noch zwei andere Ausgänge für den Notfall. Diese waren jedoch nur für diesen einen besonderen Fall eingerichtet.

Oben angekommen wartete bereits Rai im Eingangsbereich auf ihn.

„Kawa teilte mir mit, dass Herr Sakurakawa sein Gespräch beendet hat. Die Videokonferenz wird gerade vorbereitet. Du wirst erwartet.“

Sicher wurde er das. Er machte sich mit Rai im Gefolge auf, das Empfangszimmer des Hausherrn zu betreten. Es folgte das Begrüßungsszenario, ebenso wie ein kurzer Austausch der Befindlichkeiten. Sakurakawa-sama war in den Staaten aufgewachsen und legte viel Wert auf derartige Begrüßungsfloskeln. Finn hatte dafür momentan weniger übrig.
 

Die Videokonferenz begann und er lieferte seinen monatlichen Bericht ab.

„Wie steht es um Operation ‚Macao‘?“

Finn wandte sich zum großen Bildschirm. „Die Vorbereitungen laufen gut. Ich treffe mich in Kürze mit einem der Händler.“

„Solltet ihr nicht die nötige Ausrüstung bereits vor Ort haben?“

„Nein. Die Waffen werden erst kurz vor dem Einsatz geliefert. Das ist sicherer. Ich hatte bereits mehrfach die Gelegenheit mich vor Ort umzusehen und alles Nötige in die Wege zu leiten.“

Der ältere Herr auf dem Monitor sah ihn lange abschätzend an und nickte dann. „Meine Frau hält viel von dir. Wir hätten dir nicht die Leitung des Vorhabens übertragen, wenn sie nicht gedacht hätte, dass du diese Verantwortung tragen könntest. „

Finn verneigte sich tief. „Ich danke für dieses Vertrauen, Sakurakawa-sama.“

„Wie geht es mit den Probanden voran?“

„Gut. Ihre Kooperation ist uns sicher. Jedoch denke ich, dass wir uns mit dem Gedanken tragen sollten, sie in nächster Zeit umzusiedeln. Der Standort hier ist gefährdet.“
 

Der Patriarch sah von Finn zu seinem Sohn, der in einem Sessel an seinem Schreibtisch saß und der Unterredung still beiwohnte. „Er ist nicht gefährdet“, widersprach dieser. Finn hob fragend die Brauen und wandte sich dann aber ohne Ausdruck dieses Erstaunens zurück zum Bildschirm.

„Durch wen ist er gefährdet?“, wollte nun doch der Patriarch von ihm wissen, da er Finn offenbar mehr Urteilsvermögen zutraute als seinem eigenen Sohn. Was die Lage für Finn innerhalb des japanischen Familiengefüges wohl in Zukunft weniger rosig gestalten würde.

„Durch Schwarz. Momentan können sie mit den Informationen, die sie erlangen nicht viel anfangen, aber es wird nicht mehr lange dauern, und sie kommen hier her.“
 

„Schwarz ist keine Gefahr!“, sagte der Patriarch endgültig und Finn nickte. Er wusste wie groß die Gefahr war und er würde Vorkehrungen treffen, auch wenn ihm hier keiner glaubte. Schwarz war weitaus weniger dumm als der Clan dachte und auch weitaus wehrhafter ohne ihre Fähigkeiten als der Clan dachte. Zudem sind zu viele Fehler gemacht worden. Sin war nicht kontrollierbar. Und Superbia, der diese Funktion übernehmen sollte – und dies in der Vergangenheit auch zur vollen Zufriedenheit getan hatte – ließ ihnen hier die Zügel zu locker. Gula war die Zeit, in der sie hier hätte sein sollen wer weiß wo über gewesen. Sie war tagelang nicht in der Stadt gewesen. Wer wusste schon was sie getrieben hatte?
 

„Die Zusammenarbeit mit SIN geht reibungslos?“

Finn nickte. „Ja. Aber wir haben Ira verloren. Er wurde zu leichtsinnig.“

Der Patriarch sagte etwas zu jemandem hinter dem Monitor. „Wir sehen uns nach einem geeigneten Ersatz um.“

Finn bedankte sich und der Patriarch entließ ihn. Er verließ das Zimmer. Kawa und Motoi flankierten die schwere Doppeltür und beobachteten wie er den Vorraum verließ.

Wieder im Flur angekommen machte er vor dem Ausblick in den Garten halt. Es regnete feine Bindfäden und er ließ das Gespräch in seinen Gedanken Revue passieren.
 

Sein Telefon summte leise in seiner Tasche und er tastete danach. Er flippte es auf, sah auf die Nummer und runzelte die Stirn. Die Nummer war ihm nicht vertraut, entsprechend vorsichtig nahm er ab.

„Ich werde nicht lange mit dir sprechen“, sagte eine warme, ältere Frauenstimme zu ihm und er brauchte einen Augenblick bis er sie erkannte. „Sie…?“, entfuhr es ihm.

„Die Frage ist deiner nicht würdig. Offensichtlich bin ICH es, ja“, sagte sie trocken und Finn fuhr es heiß und kalt den Rücken hinunter. Oh. Das war nicht gut. Wenn sie bei diesem Gespräch erwischt oder abgehört werden würden…

Doch noch bevor sich seine Paranoia wie eine überdimensionierte Kaugummiblase ausdehnen konnte zerstreute sie seine Bedenken. „Es ist eine sicherere Leitung.“
 

„Wie… wie kann ich Ihnen helfen?“, brachte er mühsam heraus. Wenn er vor jemandem Respekt hatte dann vor ihr. Für sie würde er alles tun. Vermutlich auch deshalb weil er wusste, dass sie nicht alles von ihm verlangen würde. Nicht mal wenn es hart auf hart kam.

„Wie geht es meinem Enkel?“

Die Frage löste Stille zwischen ihnen aus. Bis er sich besann. Er räusperte sich.

„Ich habe momentan keinen Kontakt. Es war sehr schwierig. Ich musste die Observation abbrechen. Ich denke… dass es ihm gut geht. Er kann auf sich selbst achten, glauben Sie mir.“

„Ich verstehe.“

Sie schwieg und er hatte das Gefühl, dass Gespräch beenden zu müssen, als sie wieder sprach.

„Beschütze ihn.“

„Das kann ich nicht“, sagte er aufgebracht.

„Ich kann es nicht versprechen“, ergänzte er dann etwas ruhiger, schüttelte aber den Kopf über die Unmöglichkeit ihres Ansinnens.

„Wenn es geht… nur wenn es geht… wenn es im Bereich deiner Möglichkeiten ist.“ Sie klang verzweifelt. Auch wenn ihre Stimme alles andere als von der Wärme abwich. Doch er kannte sie. Sie war verzweifelt, sonst würde sie ihn nicht um so etwas bitten.

„Momentan ist es nicht nötig. Später vielleicht. Doch die Anweisungen von Sakurakawa-sama sind für mich bindend.“

„Natürlich sind sie das. Ich rufe dich nicht zur Untreue an deinem Herrn auf. Aber ich weiß, wie findig du bist. Du lässt dir sicher etwas einfallen. Bitte.“

Wie konnte er da nein sagen?

„Ich… denke…“ Er verstummte. Dann: „Später. Wenn es unabwendbar wird. Erst dann.“

„Gut. Damit bin ich einverstanden. Erst dann. Ich danke dir.“ Sie legte auf bevor er etwas sagen konnte. Wieso mussten seine Tage ständig neue Katastrophen offenbaren? Kaum hatte er die erste verdaut tat sich die nächste auf. Als würde er diesen ganzen Mist magisch anziehen.
 

Er klappte das Mobiltelefon zu, warf dem Garten noch einen letzten Blick zu bevor er im Gehen das Telefon in seine Tasche zurückgleiten ließ. Laut seinem Terminplan hatte er jetzt zwei Stunden Spielraum um etwas zu essen, seine Pläne für Morgen durchzusehen und sich um die Umsetzung seiner ganz persönlichen Unternehmungen zu kümmern.
 

Auf dem Weg zurück zu seinem Domizil kam er wieder auf den Kiesweg zurück. Wasser fiel vom Dach der Abdeckung und nässte seine teuren Schuhe, die er nur angezogen hatte um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sie waren bequem, aber nicht eingelaufen. Und er war froh, dass er sie bald wieder gegen anderes Schuhwerk eintauschen konnte. Er blieb stehen und sah in das triste Wetter hinaus. Was zum Teufel hatte er an sich, dass die Frauen in seiner Umgebung dazu veranlasste ihm das Leben schwer zu machen?

Er seufzte, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging den überdachten Kiesweg entlang. Die Eine… hatte ihn leiden sehen wollen. Die andere… wollte Macht über ihn… die Dritte …nun ja… die Dritte… verehrte er… und die vierte… liebte er…

Wieder ein tiefer Seufzer.

Sie machten ihm das Leben schwer. Bürdeten ihm mehr auf als er verkraften konnte und er hatte nicht den blassesten Schimmer wie er alle unter einen Hut bekommen sollte. Nun… die Nummer eins war Geschichte. Tote zählten also in der Rechnung nicht.
 

Er sah in den düsteren Himmel hinauf, der aus seiner Warte umrahmt vom dunklen Blattgrün der Flora des Gartens eine Hommage auf den grauen Ausschnitt seiner nahen Zukunft darstellte. Er zog den Kopf ein und überquerte das kurze Stück freien nieselgrauen feuchten Weg, der nicht überdacht war zu seinem Domizil, öffnete die Tür und schlüpfte hinein. Er kontrollierte wie stets zunächst die Überwachung seiner Behausung, bevor er den Hausagenten bemühte um warmes Licht in einigen Ecken des großen Wohnraumes anzuschalten.
 

Seine Finger fanden die Knöpfe seiner Anzugjacke, drückten sie durch die Knopflöcher. Er ging zu dem weißen Zweisitzer, setzte sich darauf und stützte die Ellbogen auf die Knie, das Kinn in die linke Hand. Sein Blick verriet, dass er mit den Gedanken noch immer bei „seinen“ Frauen war.
 

Nummer Zwei war ein Problem. Nummer Drei… war nicht vor Ort… und Nummer Vier musste er loswerden. Dringend.

Seit einigen Tagen kroch eine Idee in seinem Kopf herum. Aber sie war schwierig, kompliziert. Vielleicht unmöglich in der Durchführung. Aber vor allem war sie gefährlich und würde einige Dinge grundlegend ändern. Es würde diese Dinge für immer unumkehrbar machen. Für diese Idee musste er mehrere Fäden über Wochen im Hintergrund spinnen und sie gespannt halten, bis das Eintrat, was er sich erhoffte.
 

Sein Blick fiel auf sein Notebook. Daneben lag eine flache Stahlkassette. Er zögerte einen Moment bevor er die Kassette zu sich heranzog, sie auf dem Tisch drehte und an einer der Außenkanten entlangfuhr bis er die Stelle fand die er suchte. Es war eine schmale Vertiefung, in der er seinen Daumen einlegte. Es klickte und ein Mechanismus fuhr einen kleinen Monitor neben der Vertiefung aus. Er gab einen zwölfstelligen Code ein und das Touchpad fuhr wieder ein. Der Code gab die Öffnung der Kassette frei und er konnte den Deckel nach oben wegklappen. Ein Monitor war in der Deckklappe zu sehen, der Laptop fuhr sein Programm automatisch hoch sobald der Code eingegeben worden war. Die Satellitenverbindung stand nach einigen Augenblicken und er suchte sich seinen Weg zu dem Postfach, dass er gelegentlich überprüfte. Es lagen zwei Nachrichten darin. Damit hatte er nicht gerechnet. Schließlich war er als Transporter momentan nicht aktiv. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er und seine Talente sehr gefragt gewesen waren um heiße und/oder gefährliche Waren zu transportieren. Seit er für die Sakurakawas arbeitete hatte er diesen Job aufgegeben.
 

Vielleicht… aber doch nicht. Er hatte sich schon gefragt warum ‚Sie‘ ihn für diesen Posten vorgeschlagen hatte… War es wegen der Kinder? Sie hatte ihm drei Schützlinge anvertraut. Und im Endeffekt sollten sie irgendwann bei ihr sein. In ihrer Obhut. Aber bis dorthin war es ein weiter Weg – im übertragenen und tatsächlichen Sinn. Bis dahin gab es viele Widrigkeiten zu beseitigen, viele Lebenden dem Tode zuzuführen und einige Flugmeilen zu sammeln.
 

Er lächelte und rief die erste der beiden Nachrichten auf. Es war an die ‚Weiße Spinne‘ gerichtet, sein alter Ego als Transporter und als Intrigant. Ein Auftrag, den er ohnehin letzte Woche absolviert haben sollte und den er nicht angenommen hatte. Er löschte die Nachricht. Offenbar war dem Auftraggeber entgangen, dass er nicht zur Verfügung stand.
 

Die zweite Nachricht war interessanter. Geradezu erstaunlich. Die Nachricht war von gestern. Der Absender erbat ein Treffen mit ihm am heutigen Abend an genau der Stelle an der er sich mit dem Waffenhändler treffen wollte. Um genau die gleiche Uhrzeit. Was bedeutete, dass sie ein Informationsleck hatten oder der Waffenhändler dieses Leck hatte. Dumm nur, dass der Inhalt dieser Informationen zum CIA gelangt war. Er hatte einen Kontakt dort. Dieser Kontakt wünschte also ein Treffen und sagte ihm gleichzeitig, dass er ein Leck hatte und dass sie die Aktivitäten der Familie beobachteten.

Er starrte auf die Nachricht, griff zu seinem Telefon, tippte eine Nummer ein. Superbia ging augenblicklich ans Telefon.

„Wir haben ein Leck“, sagte er ohne Begrüßung und lehnte sich zurück.

„Wer?“

„Noch unbekannt. Einer meiner Kontakte rät mir vom Treffen heute Abend mit den Lubejow Brüdern ab. Allein die Tatsache, dass er die genauen Umstände und die Uhrzeit des Treffens kennt sagt mir, dass es eine Falle ist.“

„Wer weiß vom Treffen?“

„Der Boss, SIN, die Brüder und Rai.“

„Mögliche Verdächtige?“

„Rai und die Brüder“, sagte Finn.
 

„Rai habe ich selbst überprüft. Sie ist der Familie treu ergeben. Sie ist sauber. Keine Familie, keine Liebschaften, keine Geldnot, keine Gründe. Sie hat selbst einige Zeit als Cleaner gearbeitet und bewundert dich.“

Finn hatte diese Antwort nicht erwartet, freute sich aber darüber. Er mochte Rai. Sie zu töten hätte er selbst übernommen, wäre ihm aber unangenehm gewesen.

„Gut. Dann gehen wir davon aus, dass das Leck bei den Brüdern ist.“

„Wie vertrauensvoll ist dein Kontakt?“

„Gar nicht“, sagte Finn und schnaubte. „Die Tatsache, dass er es weiß allein reicht mir.“

„Irgendjemand kommt uns zu nahe und sagt uns damit, dass er uns auf die Finger sieht. Sie wollen unseren Deal stören.“

„Schick SIN zu den Brüdern und fühl ihnen auf den Zahn. Ich will wissen wo das Leck sitzt. Seid vorsichtig.“

„Du kommst nicht mit?“, hörte er die amüsierte Stimme an sein Ohr dringen. „Nein, ich werde die Verladung der Container überwachen. Rai begleitet mich.“ Sie hatten ihr Equipment als Forschungsausrüstung für pharmazeutische Studien getarnt.
 

„Der Deal platzt?“

„Wir verlegen den Deal vor. Wenn nötig schaltet die Brüder aus und schnappt euch die Ware. Sie am Leben zu lassen wäre von Vorteil um zu sehen wohin sie laufen, wenn sie aufgescheucht worden sind.“

„Falls das Leck bei ihnen ist und nicht bei uns“, gab Superbia zu bedenken.

„Rai geht sorgfältig mit diesen Terminen um. Sie hinterlegt keine brisanten Daten, wo sie gehackt werden könnten. Ihr Kopf ist der einzige Ort wo sie aufbewahrt werden.“

Stille breitete sich in der Leitung aus und noch bevor Superbia etwas sagen konnte…

„Ich glaube nicht, dass ein Telepath der Urheber unseres jetzigen Problems ist.“

„Es gibt nur einen der gut genug wäre um ihr so nahe zu kommen ohne auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen. Es sei denn wir haben nicht gründlich genug gearbeitet und bei unserer ‚Säuberung‘ einige übersehen, die nun wie erwartet zum Problem werden.“
 

Finn schloss müde die Augen. Er wusste was SIN vor seinem Beitritt für die Sakurakawa Familie getan hatten. Sie hatten PSI Akteure aufgespürt, sie gefangen, sie studiert und schließlich wie Müll beseitigt. Er wusste es deshalb, weil er selbst Teil dieser Müllbeseitigung hätte sein sollen. Dummerweise hatte er seinen ersten großen Job in den Sand gesetzt.

„Rai ist in der niedrigsten Abwehrstufe recht talentiert. Sie würde ein Eindringen sofort bemerken.“

„Das vielleicht. Aber würde sie sich auch erinnern, wenn ihr Gedächtnis manipuliert worden wäre?“

„Vermutlich nicht.“

Finn schwieg.

„Wir sind ihnen zu nahe gekommen. Sie persönlich anzugreifen hat uns geschadet“, sagte er kalt.

Superbia antwortete auf seine implizierte Kritik nichts. „Wir machen uns sofort auf den Weg. Falls wir nicht erfolgreich sind bleibt uns nur Rai.“

Finn brauchte noch eine Information. „Gula. Wo war sie die letzten Tage? Hatte sie einen Auftrag? Wenn ja, habe ich ihn nicht autorisiert.“
 

Superbias amüsiertes Lachen drang durch die Verbindung direkt in Finns Vorstellung und er hatte das Gefühl ihn direkt vor sich sitzen zu haben. Der dunkle mitleidlose Blick, mit dem er ihn stets bedachte tauchte vor seinem inneren Auge auf. „Sie war in Osaka. Der Händler, der uns die Pläne anbot hat dort seinen Sitz.“

„Und du bist dir sicher, dass sie sich nicht hinreißen hat lassen etwas Dummes anzustellen?“

„Ich bin nicht ihr Kindermädchen.“
 

„Nein. Das mit Sicherheit nicht. Aber du solltest ihr Wärter sein. Die Schädigung ihres Frontallappens ist bereits soweit fortgeschritten, dass ich bezweifle, dass sie für die kommenden Vorhaben noch zu steuern ist.“

„Erst Ira, jetzt Gula. Der zerebrale Zerfall schreitet in der Reihenfolge voran, in der diese hoffnungsvollen Seelen ihre Plätze als Sünden einnahmen.“ Superbia fand diesen Umstand äußerst amüsant, wie Finn aus den spöttischen Worten entnehmen konnte. Finn dagegen musste zugeben, dass dieser Umstand ihn ganz gewiss nicht so stark erheiterte. Schließlich gehörte er auch zu diesen „hoffnungsvollen Seelen“.

„Ich verstehe, dass dir das keine großen Sorgen bereitet“, erwiderte Finn gelassen, die Wut, die in ihm schwellte aus seiner Stimme lassend. Dass die Nebenwirkungen so gravierend waren hatte ihm zu Anfang keiner gesagt. Im Gegensatz zu den anderen von SIN war ihm die Annahme des Serums als die bessere Wahl erschienen. Seine anderen Möglichkeiten hatten weniger Aussicht auf sein Überleben geboten. Seit Jahren tat er jeden Tag nur eines: den Tod aufschieben.
 

Wenn er die Reihenfolge der Rekrutierung bedachte, war er der übernächste, der damit beginnen würde einen Hang zur Perversion zu entwickeln, wie es Ira getan hatte oder paranoide Wahnvorstellungen, wie Gula sie von Zeit zu Zeit äußerte. Wenn sie einen schlechten Tag hatte. Bei ihm wirkte sich ein Fehlen der Substanz bereits jetzt schon auf den präfrontalen Kortex aus. Er wurde gefühllos.
 

Er beendete das Gespräch und legte das Mobiltelefon neben die Stahlkassette.

Dann schickte er eine Antwort an das Postfach. Einen Code, den nur sie beide kennen sollten, der Uhrzeit und Treffpunkt angab. An diesem Ort würde dieser jedoch nur eine Nachricht finden, die dann zum eigentlichen Treffpunkt führen würde. Er schloss die Stahlkassette, neutralisierte das Schloss und begann mit den Vorbereitungen für das Treffen.
 

Er hatte nicht vor irgendjemanden darüber zu informieren, dass er sich mit einem Agenten treffen würde. Es war seine Rückversicherung für seine Unternehmungen. Eine seiner Rückversicherungen.

Eines seiner heißen Eisen im Feuer, mit denen er spielte. Seufzend erhob er sich, durchquerte die Mitte des großen Raumes und stieg die Stufen hinauf um zu einem Raum zu gehen, der neben dem Badezimmer lag: Sein Ankleidezimmer.

Die Tür glitt automatisch zur Seite und er betrat das Zimmer. Der Raum war groß genug um ein separater Schlafraum zu sein. Für ihn war er jedoch wichtiger als ein Schlafraum. Hier hingen sehr viele Kleidersäcke, die mit Zetteln beschriftet waren. Er ging die Reihe zu seiner Rechten entlang, suchte nach dem Gewünschten und fand es schließlich. Er zog es mittels der ausfahrbaren Schiene heraus, zippte den Reißverschluss nach unten, besah sich die Kleidung und kontrollierte anhand der Beschriftung ob alles vorhanden war.
 

Danach ging sein Blick nach oben zu den Regalen, die die unterschiedlichsten Taschen, Rucksäcke, Tragetaschen, Koffer und anderes beheimateten. Auf ihnen standen Nummern, die ebenfalls einem Zuordnungssystem angehörten. Er zog einen Rucksack und eine Laptoptasche aus weichem Leder hervor, die zusätzlich noch Platz für Geschäftsunterlagen bot. Beides stellte er neben den herausgezogenen Kleidersack. Er besah sich den Zettel erneut und ging dann zum Schuhregal hinüber. Dort waren ebenfalls mit Nummern versehene Schuhpaare aufgereiht. Er nahm die Sneaker an sich, die die gleiche Nummer wie der Rucksack hatten und stellte sie neben den Rucksack.
 

Dann legte er alles auf den Tisch in der Mitte des Raumes und begann den Kleidersack auszuräumen, die Kleidung sehr sorgfältig zusammenzurollen und in einzelnen Rollen in den formellen Aktenkoffer mit integriertem Laptopfach einzuräumen. Als alles verstaut war, fehlten nur mehr zwei Dinge, die er im Regal neben den Schuhen fand. Ein Ausweis, samt Monatsfahrkarte, Schülerausweis und diverse andere Dinge, die er in einem Geldbeutel fand. Er legte ihn auf die Tasche, daneben ein Mobiltelefon samt auffälligem Anhänger, es folgten diverse Schmuckstücke, eine Uhr und eine Mütze. Alles wanderte in die Tasche. Sie war optimal gefüllt. Der dünne Rucksack, der noch leer war wurde obenauf gelegt, die Tasche geschlossen.

Dann ging er zurück um sich im Bad fertig zu machen. „Computer. Verbindung zu Rai herstellen.“ Er begann damit sich das dunkle Augenmakeup zu entfernen. „Invidia-sama“, meldete sich seine Sekretärin fast augenblicklich, nachdem er die Verbindung in Auftrag gegeben hatte.

„Rai, ich werde dich zum Hafen begleiten. In zwanzig Minuten treffen wir uns beim Wagen. Wir nehmen den Landrover mit der Monitorausstattung.“

„Ja. Verstanden.“

Er beendete die Verbindung, wusch sich das Gesicht, nahm sich ein frisches Handtuch und trocknete sich ab, noch während er sich zu dem Hängeschrank umdrehte, der auf der anderen Seite des Badezimmers stand. Dort angekommen öffnete er eines der mittleren Türen und sah sich mehreren mit Nummern beschrifteten Plastikdöschen gegenüber. Er nahm eines heraus, öffnete es und fand was er suchte in der klaren Flüssigkeit schwimmen. Einige Zeit verbrachte er noch im Badezimmer, bis er fertig war und samt dem kleinen Döschen herauskam. Es wanderte ebenso in die Aktentasche, wie der MP3- Player und ein Netbook. Danach war sie voll.
 

Als er den Bungalow verließ, war seine Anzugjacke geschlossen, in seiner linken Hand schmiegte sich das Leder des Griffes der Aktentasche an die Haut seiner Finger. Seine Rechte umfasste das Mobiltelefon, mit dem er sich bei ihrem Mann am Hafen erkundigte wie die Dinge liefen. Es war überflüssig zu sagen, dass sie ihm bald einen Besuch abstatten würden. Das konnte jederzeit geschehen und war obligat.
 

o~
 

Seit einer Stunde hing er im Yoyogi Park herum. Um ihn herum ein Dutzend junger Leute, die sich spontan zu einer Session im Park zusammen gefunden hatten. Einer von ihnen war der Lokalmatador im Breakdance Ishide Takuya. Die Jamsession war weniger spontan als die meisten dachten. Sie war von Finn auf den Plan gerufen worden zum Zwecke der Tarnung. Hin und wieder nieselte es leicht, doch das störte die Umstehenden weniger. Der Regen war warm und für Finn günstig, denn es waren weniger Leute im Park aber immer noch genügend um einen schnellen Abgang zu gewährleisten.

Die Umgebung im Auge behaltend schob er sich die Mütze mehr in die Stirn und wandte den Blick auf den Platz, den er als Treffpunkt auserkoren hatte. Er sah seinen Kontakt kommen. Es ging los.
 

„Sie ist da.“ Neben ihm nickte ein Mädchen von vielleicht fünfzehn und grinste ihn verschwörerisch unter ihrer grüngelben Mütze breit an. „Ist sie nicht etwas spießig? Und naja… sehr viel älter als du, Yun?!“ Er zuckte etwas linkisch mit den Schultern. „Ich bin nicht hinter ihr her.“ Das Mädchen, das von allen nur Mi genannt wurde tippte sich an die Nase und sah zu ihm auf. „Ah… sie hat eine jüngere Schwester?“ Zwinkernd nickte er, ein unwiderstehliches Lächeln präsentierend. „So in die Richtung“, deutete er an. Das schien ihr zu reichen. „Na, dann mal los!“ Sie erwiderte das Zwinkern, trat aus der Gruppe heraus und entfernte sich von ihnen. Der breite Weg machte eine Kurve nach links und am Ende dieser Kurve stand sein Kontakt, in einen unauffälligen blauen, halblangen Trenchcoat gekleidet mit schwarzem Regenschirm.

Finn verfolgte wie Mi seinem Kontakt einen Zettel überreichte. Er konnte erkennen wie sie die Frau angrinste. Danach verzog sich Mi wie verabredet aus dem Park. Sein Kontakt kam in seine Richtung, ging an ihm vorbei und verließ den Park in östlicher Richtung.
 

Er wartete zehn Minuten, es schien ihr niemand zu folgen. Dann verabschiedete er sich aus der Gruppe. Es folgten einige Handschläge, markige Sprüche und gute Wünsche bevor er sich mit einem Tippen mit den Fingerkuppen, der rechten Hand an die Schläfe und einem dankenden Lächeln von Ishide verabschiedete. Der nickte und sah Finn nach, als dieser davoneilte. Er rannte durch den Park, allerdings auf einer anderen Route als die, die sie eingeschlagen hatte. Sie kamen zeitgleich an der Straße an, zu der er sie delegiert hatte. Das Taxi, das er zu diesem Zeitpunkt dorthin bestellt hatte hielt gerade an. Der Fahrer öffnete beide Türen, wie er ihn angewiesen hatte. Finn näherte sich im Laufen dem Wagen. Sie stieg ein. Er trat an den Wagen heran und nahm die andere Seite. Als die Türen sich schlossen und sie sich anblickten, nannte Finn die Adresse zu der er wollte. Der Fahrer musste einmal quer durch die Stadt.
 

Er nahm seine Mütze ab, die ohnehin durchnässt war und schüttelte sie umständlich aus. „Ms. Crawford, womit verdankte ich den zugegebenermaßen unterhaltsamen Ausflug in die Innenstadt? Meine Zeit ist wie stets begrenzt.“

Während sich der Fahrer in den Verkehr einfädelte und sie in Richtung Norden fuhren nahm er seinen Rucksack vom Rücken und machte es sich bequemer. Er sah zu ihr hinüber und konnte die weißen Fingerknöchel sehen, die den Schirm umspannten. „Ist sie das nicht bei uns allen, Spinne?“ Sein Blick fand ihre Augen und die schmale Linie ihres Mundes.
 

„Entspannen Sie sich. Sie wollen etwas von mir, nicht umgekehrt. Sollte deshalb nicht eher ich ein wenig nervös in ihrer Gegenwart sein?“ Er sprach Englisch, mit spanischem Akzent, wie immer im Kontakt mit ihr.

Sie schwieg und sah zum Fenster hinaus. „All die Jahre habe ich auf ein Zeichen, eine Nachricht von ihnen gewartet.“ Die Vorsicht war aus ihrer Stimme zu hören. Sein Blick schweifte über die steife Sitzhaltung, über ihr makelloses Profil, das nur an einigen Stellen das Zeichen des Alterns verriet.

„Ich hatte bisher noch keine Verwendung dafür den Schuldschein einzulösen.“ Er lächelte melancholisch, als er sich an die Vergangenheit erinnerte. Die Zeiten damals waren weniger kompliziert, denn spontaner, trotzdem gefährlich.

„Was wollen Sie?“

„Einen Kontakt. Eine Information.“ Sie sah immer noch auf die Straße hinaus.

„Worüber? Und was macht Sie so sicher, dass ich Ihnen weiterhelfen kann oder werde?“ Er wischte sich durchs feuchte Haar, das ihm strähnig an den Seiten herunter hing. Eine Stunde im Regen hatte ihn aufgeweicht.

„Sie haben mir schon einmal geholfen. Und ich frage mich immer noch weshalb. Sie haben dabei alles verloren. Ihr Ruf wurde beschädigt, ihr Auftraggeber machte Jagd auf sie, das Geld, dass man ihnen versprochen hatte war ihnen versagt und sie mussten fliehen.“

„Das ist richtig. Weshalb sollte also dieser Reputationsverlust von damals dazu führen ihnen heute zu helfen? Sie schulden mir das Leben ihres Bruders, Eve. Nicht mehr und nicht weniger. Oh vielleicht doch etwas mehr. Die zwei Millionen, die mir dabei durch die Lappen gegangen sind.“ Sie schuldete ihm wesentlich mehr. Viel mehr. Sein Leben.
 

„Sie schulden mir ein Leben. Ein Leben für ein Leben. Zu dumm, dass es mit der Umsetzung dieser Schuld etwas schwierig werden wird.“
 

Sie wandte ihr Gesicht ihm zu und der eisige Blick mit dem sie ihn bedachte kam ihm vertraut vor. „Sie arbeiten wieder für die Sakurakawa Corp. So viel ist mir bekannt, ich weiß nur nicht in welchem Umfang. Offensichtlich hat der Verlust ihres Rufes weniger Auswirkung auf das Verhältnis zu ihrem damaligen Arbeitgeber gehabt als ich dachte.“

Die eiskalte Wut, die er aufgrund dieser Worte verspürte zeigte sich nicht nur in seinen Augen. „Sind Sie sich da ganz sicher, Eve?“, fragte er bedrohlich leise.
 

„Nein, das bin ich nicht.“ Sie zögerte, dann wandte sie den Blick ab, als könne sie ihm nicht länger in die Augen blicken. Was er bezweifelte, für derlei Anwandlungen war sie zu abgebrüht. Sie war eine Crawford.

„Ich weiß, dass Sie zu SIN gehören. Sie sind der einzige der Gruppe, der aus dem persönlichen Kader der Firma rekrutiert wurde. Soweit wir wissen geschah das nicht freiwillig. Ich biete Ihnen einen Ausweg. Wenn Sie mir helfen.“

Er lachte. „Sie bieten mir… einen Ausweg an? Selbst wenn ich Ihr Angebot annehmen könnte, was sagt ihnen, dass ich es würde? Einmal davon abgesehen, dass sie mir dann immer noch etwas schulden würden.“

„Das ist richtig.“ Sie schwieg ein paar Minuten. Er ließ es zu und betrachtete sich die Umgebung. Der Wagen fuhr nun über die Schnellstraße.

„Nehmen Sie die nächste Ausfahrt“, wies er den Fahrer an.

„Werden Sie mir helfen?“, fragte Sie erneut.

„Ich kann nicht. Diesmal nicht.“

Der Zug um ihren Mund verhärtete sich. „Weshalb haben Sie sich dann heute mit mir getroffen und meine Zeit verschwendet?“
 

„Um Sie an die Schwere Ihrer Schuld zu erinnern.“

Sie sah ihn wieder an. „Es hatte Konsequenzen, dass Sie den Auftrag damals nicht ausgeführt haben.“

„Alles hat Konsequenzen“, erwiderte er achselzuckend.

„Ich kann Ihnen helfen“, wiederholte Sie, dieses Mal vehementer.

Er wies den Fahrer an in der nächsten Seitenstraße anzuhalten. Finn zog seine Mütze über die feuchten Haare. Dann sah er die Agentin an. „Das können Sie nicht, Eve. Niemand kann das. Nicht mehr.“ Er lächelte als die Tür sich öffnete.

„Kontaktieren Sie mich, falls nötig.“

Er antwortete ihr nicht sondern verließ den Wagen. Dem Taxi nachsehend ging er in Gedanken ihr Gespräch durch. Er hatte sich wieder eine Möglichkeit mehr geschaffen. Und dieser Umstand zauberte ein Lächeln auf seine Lippen.

Wieder eine Frau mehr in seinem Leben, für die er etwas tun sollte. Die Frage war nun lediglich… nützte es ihm auch?
 


 


 

Fortsetzung folgt…

Vielen Dank für’s Lesen.

Bis zum nächsten Mal!

Coco & Gadreel



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Inukami
2010-04-07T17:25:39+00:00 07.04.2010 19:25
Juhu ^^

und es geht weiter! hab das neue kapi erst gar nicht bemerkt ... -.-°
naja, aber es ist gut gemacht, musste mich erstan nochmal einlesen, aber die neuen feinde von schwarz sind schon klasse, keine ahnung wohin die storry hier führt *grins*
achja, die kapi überschrift ist schon ne klasse für sich XD
Lg Okami


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