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Der Glasgarten

von

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Friends & Foes

~ Friends & Foes ~
 


 


 


 

Der Stau in Tokyo war für Aya immer wieder wunderbar geeignet um zu sich zu finden und über die letzten Tage und Wochen nachzudenken, die er für sich selbst noch nicht reflektiert hatte.

Es war ruhig gewesen seit ihrem… seit den beiden Ereignissen hatten sie zu sich selbst gefunden. Diese Nacht in Verbindung mit dem Tag danach hatte das Band zwischen ihnen verstärkt und Ayas Sorge beinahe gänzlich vernichtet.

Sein Vertrauen in Schuldig war gestärkt worden und Aya arbeitete hart daran, dass er dieses Pflänzchen nicht eingehen ließ.
 

Was nicht hieß, dass Schuldig ihn in den letzten Tagen nicht in luftige Höhen getrieben hatte mit seinen Zettelchen, die er überall in der Wohnung gefunden hatte.

Und das nur, weil er besagtes Halsband gesucht hatte… natürlich nur, wenn Schuldig nicht da war… er wollte ja die Aufmerksamkeit des anderen nicht auf seine Neugier lenken. Warum er danach suchte?

Nun... Schuldig hatte ihn so heiß gemacht, dieses Halsband zu finden, das wertvolle, wunderschöne Stück, dass er nicht davon ablassen konnte, es zu suchen.

Was er anstelle des Halsbandes fand, waren kleine, gelbe Post-Ist mit lustigen Sprüchen wie „Tja, wahr wohl nix!“ oder „Pechvogel!“ oder „Also das wäre ja wohl zu offensichtlich!“ oder „Hier? Ich lach mich tot! Darauf kannst auch nur DU kommen!“ oder der letzte, den er jetzt gefunden hatte: „Seidenräupchen.“.
 

Toll!
 

Dabei hatte Aya versucht, sich in Schuldig hinein zu versetzen. Wie es geklappt hatte, hatte er an den Zetteln gesehen. Es war ja nicht so, dass er nicht alle Verstecke in der Wohnung durchsucht hätte… auch an den unmöglichen Orten, so zum Beispiel auch unter dem Abfluss ihrer Badewanne. Nichts.

Dass er auf den Schrank für Banshees Katzenfutter und Katzenstreu hätte kommen können, hielt Aya für ein Gerücht.

Er war aber darauf gekommen, als er besagtes Katzenstreu ausgewechselt hatte.

Ein wirklich schönes Stück hatte sich ihm erschlossen. Fein gearbeitete Ketten, die sich um den Hals schlängelten und in vier langen, schmalen Ketten endeten. Die Ketten, die seine Haut gereizt hatten…

Den Brillanten hätte er fast übersehen… die Smaragde jedoch nicht, die sich wie kleine, verstohlene Tropfen das ganze Band entlang schlängelten.
 

Aya seufzte laut. Schuldig und seine teuren Geschenke… er hatte den anderen Mann einfach nicht davon abbringen können. Doch er wusste diese Stücke zu schätzen. Sehr sogar.
 

Was ihn jedoch nicht davon abhielt, Schuldig einen Post-It-Zettel an die leere Stelle zu kleben.

„Das war ZU offensichtlich!“
 

Nun gut…
 

Aya konzentrierte sich lächelnd wieder auf den Verkehr. Er war unterwegs zu Crawford, um mit ihm einige Dinge durchzusprechen, während Schuldig auf einem Empfang war. Sie hatten aufgrund der Einladung, die sie bei der Toten gefunden hatten, recherchiert und sich einen Empfang mit ähnlichem Teilnehmerkreis ausgesucht. Ein erster Anhaltspunkt, ebenso, wie es einen zweiten gab. Asami.

Ein verhasster Name für Aya, aber eine Spur.
 

Eine halbe Stunde später stand er vor der Tür des Ryokans und klingelte.
 

„…wird innerhalb des Zeitrahmens bei dir…“, Brad verstummte als er die Türklingel hörte. Seine Augen glitten von der Zeitung, die er gerade wegen der Veranstaltungshinweise durchsah auf ihre Computeranlage. Er ging näher zum Rechner und holte sich ihre Videoüberwachung aufs aktuelle Fenster.

„…dein Schmusetier ist eingetroffen“, gab er über den Kopfhörer an Schuldig weiter, mit dem er in Verbindung stand.

Die Erwiderung legte ein spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel und er ging samt Zeitung um die Tür zu öffnen. Allerdings hielt er sich kaum mit Begrüßungsfloskeln auf. Ran bekam den gleichen nichtssagenden Blick wie immer. Das gleiche nichts aussagende Gesicht. Brad wandte sich bereits halb im Öffnen der Tür um, allerdings drückte er Ran die Zeitung vor die Brust, und ging nach: „Such nach einer Privatparty, die die Miwazwillinge ausrichten“, wieder in den Wohnraum.
 

Aya besah sich die Zeitung, die ihm in die Hand – vor die Brust gedrückt worden war. Seine Augenbraue hob sich ob des Kommentares, der ihn so freundlich begrüßt hatte und ging dann in die Küche, die Zeitung beiseite legend und sich einen Kaffee nehmend.

Er wusste nicht, seit wann er zum Team Schwarz gehörte und Crawfords Anführerstatus auch für sich anerkannt hätte. Denn so hatte sich der Ton des Orakels angehört.
 

Arschloch.
 

Wie gut, dass es Dinge gab, die sich nicht änderten… aber irgendetwas musste Schuldig ja an dem Amerikaner finden, dass es ihn immer zu ihm hinzog.

Er nahm einen Schluck von dem viel zu starken Kaffee und kam innerlich erst einmal in diesem Haus an, in dem er eigentlich nicht sein wollte, aber sein musste, wenn sie weiterkommen wollten in ihren Nachforschungen.

Stumm drehte sich Aya zur Tür und sah gerade etwas Kleidhaftes im Flur vorbeihuschen. Er runzelte die Stirn.

Frauenbesuch?

Nein, das konnte nicht sein…

Stirnrunzelnd stieß er sich ab und ging bis zum Flur. Dieses Profil war ihm doch bekannt vorgekommen…

„N.a.o.e.?“, fragte er in den Flur hinein, jeden Vokal einzeln betonend.
 

Nagi hatte seine halbflachen, schwarzen Schuhe in der Hand und sah gerade auf, als er Fujimiyas Stimme hörte. „Ja?“
 

Die zweite Augenbraue hob sich auch noch, als Aya Nagi von oben bis unten musterte. Schuldig hatte zwar schon einmal etwas davon erwähnt, aber live hatte Aya den anderen noch nicht gesehen und war gelinde gesagt überrascht, wie weiblich doch der Junge aussah.

„Weiß Omi davon?“, fragte er das Erste, was ihm in den Sinn kam.
 

Naoe bückte sich und stellte die Schuhe auf den Boden um nacheinander in sie hineinzuschlüpfen.

„Er hat mir dabei geholfen. Es war nicht einfach, die Festivitäten von den üblichen Szenepartys zu separieren. Ich denke, er dürfte unbesorgt sein.“
 

Unbesorgt? Omi war sicherlich eher erfreut gewesen, dass sich Nagi in solche… Kleidung geworfen hatte. Er war das perfekte, asiatische Mädchen, hübsch gar...wenn man nicht wusste, dass er ein Mann war.

„Die Tarnung ist nicht schlecht“, gab er schließlich zu und schmunzelte. „Als was trittst du auf – Schuldigs Freundin?“
 

„Ja.“

Nagi streifte sich die schwarzen Handschuhe mit der edlen Zierstickerei an den Seiten über die Hände und Unterarme und griff nach der zierlichen Handtasche.

„Ich werde Verbindung aufnehmen, sobald ich auf Schuldig treffe.“ Er nickte, strich sich die schwarzen langen Haare über die Schulter, öffnete die Tür und verließ das Ryokan.
 

Eine Weile noch sah Aya Nagi nach und schlürfte seinen Kaffee zu Ende, bevor er sich einen neuen nahm und zu Crawford ins Arbeitszimmer kam.

Ohne Zeitung.

„Wer sind diese Miwazwillinge?“, fragte er den Rücken des Orakels, der ihm abgewandt am PC saß.
 

„Die zwei einflussreichsten Damen, wenn es darum geht, möglichst viele Menschen mit möglichst viel Einfluss und viel Geld auf einem Fleck zusammenzubringen. Sie richten diverse Empfänge aus, kleinere und größere Zusammenkünfte um Spenden für wohltätige Einrichtungen, Stiftungen zu sammeln. Und sie geben auch häufig im Anschluss an steife, formelle Anlässe, private und lockere Partys.“ Brad hatte sich nicht umgedreht, während er gesprochen hatte. Jetzt jedoch erhob er sich und sah Ran an.
 

„Ist das gerade eine Miwa-Party, auf der sich Schuldig und Nagi befinden?“

Dann war die ominöse Tote also ein Gast gewesen, bevor der Ire sie umgebracht hatte. Die Spur war schon einmal gut, grenzte es den Kreis doch vielleicht schon einmal in Ansätzen ein.

Was aber auch gleichzeitig bedeutete, dass sie sich im Kreise der oberen Zehntausend bewegten, vielleicht sogar in Regierungskreisen.
 

„Eine der Schwestern hat ein Gala Dinner organisiert. Es geht um eine Spendenaktion. Im Anschluss daran gibt es in der Stadt eine kleine Privatparty. Manx hat Nagi und Schuldig mittels ihrer Kontakte Einladungen zukommen lassen. Sie wird selbst auch zugegen sein.“ Er lächelte ironisch, bevor er an Ran vorbeiging, Richtung Küche. Er hatte Lust auf ein Glas Wein. Es war nicht zu erwarten, dass es Probleme bei diesen vergleichsweise harmlosen Nachforschungen geben würde. „Und… keine Angst… sie ist nicht zu Schwarz übergelaufen“, rief er zurück. „…sie ist in eigener Sache dort.“ Er kam in die Küche und wählte aus dem Regal einen italienischen Rotwein aus.
 

Aya kam Crawford nachgeschlendert und lehnte sich leicht spöttisch lächelnd an den Türrahmen.

„Wenn jemand nicht überlaufen würde, dann wäre sie das.“

Aya wusste davon, dass sie im Informationsaustausch mit Schwarz stand, besonders im Hinblick darauf, dass Kritiker immer stärker angegriffen wurden.

„Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob sie schon ihren Preis eingelöst hat?“
 

Wie neugierig konnte ein Mensch eigentlich sein?

Brad öffnete die Weinflasche, kostete und schenkte sich ein Glas des schweren Rotweines ein. Er überdachte diese impertinente und indiskrete Frage reiflich bevor er sich zu einer Antwort herab ließ.

„Ich habe ihr geholfen“, Brad nickte ernst. „Sie hat bekommen, was sie wollte.“ Einen Moment später breitete sich auf seinem Gesicht ein wirklich gemeines Lächeln aus. Es war zwar im Zaum gehalten von ihm, aber es war zu sehen.
 

Das Lächeln passte nicht zu Crawfords Worten, befand Aya und sah den anderen unter dem Deckmantel der Gleichgültigkeit zweifelnd an… zumindest er sah die Zweifel, Crawford würde nichts als einen stoischen Gesichtsausdruck zu sehen bekommen.

Er dachte kurz an die Wette, die er mit Schuldig geschlossen hatte und kam mit sich überein, dass genau DAS nicht sein konnte. Manx würde im Leben nicht mit dem Orakel schlafen.

Zumindest war die Vorstellung recht… widerwärtig.

„Ich hoffe nur nicht, dass sie sexuelle Dienste von dir gefordert hat… das dürfte Schuldig doch gar nicht gefallen, oder?“
 

Brad lehnte an der Küchenzeile, betrachtete sich Ran mit einer inneren Gelassenheit und nahm einen Schluck des Weines.

„Nein, gefordert hat sich nichts in dieser Richtung. Dahingehend kann ich dich beruhigen.“ Wieder lächelte er spöttisch und seine Augen funkelten wissend. Das helle Braun seiner Augen glomm im fadenscheinigen Licht der marginalen Küchenbeleuchtung.
 

„Das freut mich… für Schuldig. Sie ist mir egal.“ „Das freut mich… für Schuldig. Sie ist mir egal.“ Aya begegnete dem Lächeln flüchtig mit seinem eigenen spöttischen. Es schien, als hätte der Amerikaner nach seinem kurzen Krankenhausaufenthalt wieder Oberwasser, vermutlich tat ihm Schuldig gut… oder dass sich nun alles wieder fügte.

Doch auch wenn sich Aya geschworen hatte, Crawford als Schuldigs Partner zu akzeptieren, so fiel es ihm doch anhand seines Benehmens recht schwer.

Aber er musste ihm ja nicht näher kommen.

„Was ist mit unserer neuen, heißen Spur Asami?“, kam es triefend vor Sarkasmus aus Ayas Mund.
 

„Was soll mit ihr sein?“ Brad hob eine Augenbraue, nicht wissend worauf der Rothaarige hinaus wollte.
 

„Habt ihr schon Kontakt zu ihm aufgenommen?“, spezifizierte Aya sich und hob eine Augenbraue. Was er gerne tat in letzter Zeit, wie er bemerkte.
 

„Nein. Damit waren wir bis wir einen zweiten Hinweis haben. Asami ist schwierig und wir wollen uns nicht noch mehr Probleme machen, als wir ohnehin schon haben.“
 

Asami war schwierig umzubringen, das stimmte. Weiß war mehrfach gescheitert, als sie es versucht hatten… und das stimmte Ayas Laune nicht wirklich gut.

Aya schwieg und betrachtete sich den Amerikaner. Sie hatten sich wirklich nicht viel zu sagen, doch das störte ihn nicht… vermutlich, weil er auch lieber schwieg.
 

Brad nahm die Weinflasche zur Hand und ging auf Ran zu. Er stellte sie neben Ran ab. „Nimm dir welchen, wenn du willst. Aber sieh mich nicht so mordlüstern an, da kann ich heute Nacht kaum schlafen…“, lächelte er mit der Mischung aus Gelassenheit und mildem Spott, bevor er die Küche verließ und sich wieder Richtung Arbeitszimmer aufmachte.
 

Mordlüstern?

Er?

Das hielt Aya für ein Gerücht.

Trotzdem musste auch er lächeln, verfluchte sich aber auch gleichzeitig für seine offene Mimik, die er sich in Schuldigs Nähe angewöhnt hatte.

Ein Wein war nicht zu verachten, befand er und schenkte sich ebenso ein Glas ein, kam damit zurück ins Arbeitszimmer und ließ sich in einen der Bürosessel gleiten, blieb natürlich automatisch auf seinen Haaren sitzen, die er stumm fluchend unter seinem Hintern hervorzog.

Im Hintergrund liefen die Daten zum aktuellen Auftrag, die Crawford anscheinend schon recherchiert hatte.
 

„Nein.“ Brad lehnte sich in dem hohen Sessel zurück und schüttelte unmerklich den Kopf. Er kommunizierte erneut mit Schuldig.

Sein Gesicht drückte Skepsis und Argwohn aus.

„Nein. Das wirst du nicht. Das war nicht Teil der Besprechung. Halt dich an den Plan.“

Seine Stimme wurde kühler.

„Das Thema ist beendet.“
 

Aya schmunzelte in sich hinein. Auch ohne zu wissen, wer am anderen Ende der Leitung war, konnte er sich denken, um wen es sich handelte.

„Er hört nie auf das, was man ihm sagt“, sagte Aya wie zu sich selbst und nahm einen Schluck Wein. „Was wollte er denn dieses Mal?“
 

„Sich die Erlaubnis einholen um auf eigene Faust etwaigen gefundenen Spuren nachzugehen.“

Brad erlaubte sich ein verächtliches Geräusch. „Das heißt so viel wie ein paar Leute zum Sprechen zu bringen. Was in diesen Kreisen tunlichst zu vermeiden ist. Zumindest, wenn wir uns in Zukunft noch öfter dort umhören wollen. Es ist zu gefährlich. Selbst… oder gerade für ihn.“
 

Aya nickte bedächtig.

Besser, sie sammelten zunächst, bevor sie andere Methoden auffuhren, da hatte Crawford schon ganz recht. Und wie auch schon zuvor, stellte Aya fest, dass sie ähnliche Gedankenstrukturen besaßen, was Aufträge anging.

Youji hatte ihm einmal vorgeworfen, wie Crawford zu sein, kalt und unnahbar und Aya hatte wiederholt festgestellt, dass dem auch teilweise so war…teilweise.

„Du kennst ihn…oder gab es jemals eine Mission, in der er nur das getan hat, was der Plan war?“
 

„Ich gebe ihm nicht umsonst Naoe mit“, sagte Brad mit dem leisen Unterton von Resignation.

„Es ist wie ein Spiel für ihn, mit lebenden Schachfiguren. Er sieht die Gefahr oft nicht mehr. Und wir können uns keine Fehler leisten.“
 

Aya hörte diese feine Nuance heraus und musste schmunzeln. Anführerleid… er konnte es verstehen.

Das hörte man auch in seinen Worten. „Er hat bis jetzt überlebt… irgendwie. Und irgendwie ihr anderen auch. Aber Hongkong wird ihm den Ernst der Lage gezeigt haben.“

Hongkong… das Schuldig und ihn fast auseinandergerissen hätte… das Crawford und ihn auf eine Art und Weise zusammengeführt hatte, die – auch wenn Aya das mit einem Zähneknirschen zugab – einzigartig war. Schuldigs Tod hatte ein Band zwischen ihnen erstehen lassen, dass Aya jetzt schwerlich kappen konnte.
 

Brad drehte sich in seinem Stuhl und nahm sein Weinglas vom Tisch um einen Schluck zu nehmen, während er sein Augenmerk auf Ran lenkte.

„Es bestand in der Vergangenheit keine Absicht uns zu töten. Weder euch noch uns“, gab er zu bedenken. „Die Hongkong-Affäre“, Brad lächelte sparsam, „hat uns genau diesen Punkt aufgezeigt. Irgendjemand hat Schuldig aus China herausgeholt - mittels Asami. Schuldig war also so viel Wert, dass sich jemand mit Asami verbündet hat um ihn nach Japan zurückzuholen - und zwar in einem Stück. Schuldig weiß das und entsprechend verhält er sich auch. Er fährt wie immer volles Risiko - nur wissen wir nicht, wann sich unsere Gegner dazu entschließen und jetzt doch so gefährlich zu werden, dass ihnen unser Tod für sie zum Ziel wird.“
 

„Er hat Angst“, erwiderte Aya schlicht. Das merkte man Schuldig an, wenn er es auch nicht immer sagte. Vielleicht riskierte er deswegen so viel… um einen Sieg zu erlangen und diese Angst endgültig zu töten, indem er ihre Auslöser tötete.
 

„Das ist keine Entschuldigung für Insubordination“, sagte Brad und verzog die Mundwinkel abfällig. „Damit hat er sich schon oft in prekäre Situationen gebracht und damals half ihm seine Telepathie auch nicht mehr weiter.“

Brad stellte das Glas ab.

„Wenn er so weiter macht, muss ich ihn bestrafen.“ Brad drehte sich mit dem Sessel wieder halb zum Rechner hin und schmunzelte in sich hinein. „Du könntest diese Bestrafung übernehmen. Dir fallen doch sicher einige Dinge ein, die ihm nicht behagen.“
 

„Ich habe ihn schon genug bestraft“, sagte Aya zu sich und nahm einen großen Schluck Wein. Alleine mit seiner Anwesenheit hatte er Schuldig schon des Öfteren mehr bestraft als belohnt.

„Zurzeit darf er das Bad putzen. Wenn du ihn jemals wirklich hart bestrafen willst, lass ihn das auch bei dir tun. Er hasst es. Und natürlich ist sexuelle Abstinenz auch nicht sehr erwünscht.“

Ein langer, prüfender Blick traf Crawford und offenbarte, dass hinter der letzten Bemerkung mehr stand.
 

Brad spürte den sezierenden Blick in seine Richtung und er drehte den Kopf, der an der Rücklehne des Sessels lag. „Willst du mich damit fragen, ob er mit mir schon im Bett war?“ Natürlich war es so.
 

„Nun ja, ich möchte nicht fragen, ob ihr zusammen Blümchen pflücken wart.“ Wenn schon ehrlich, dann ganz ehrlich.
 

„Warum willst du es wissen? Macht es für dich einen Unterschied wenn du es weißt?“
 

„Weil es mich interessiert. Einen Unterschied für mich persönlich macht es nicht, nein, da ich nicht vorhabe, euer Bett zu teilen, aber ich kann mich nicht von der Neugier freisprechen.“

Und von einer latenten Eifersucht, die Aya jedoch gut im Zaum halten konnte. Er wusste, dass Schuldig ihn liebte und nichts würde ihm dieses Gefühl nehmen. Doch… da gab es ja auch noch den anderen. Der, auch wenn unabhängig von ihm… trotzdem irgendwie noch Fremdkörper war.
 

„Du… weißt aber schon, dass es dich nichts angeht. In gewisser Weise.“ Brad war gespannt, wie lange Ran noch geduldig war. Immerhin hielt er schon lange durch ohne hochmütig oder trotzig zu werden.
 

Eine hoch erhobene Augenbraue begegnete Crawford. Geduldig war Aya schon lange nicht mehr, aber er hatte durchaus gelernt, es nicht zu zeigen. Vor allen Dingen wer war er denn, dass er seine Ungeduld und Neugierde vor Crawford zeigte?

Nun ja, vielleicht ein wenig.

„In gewisser Weise muss ich aber wissen, was ich Schuldig bieten muss, um dich auszustechen… es kann ja nicht angehen, dass der Hauptmann weniger drauf hat als der Nebenmann.“ Ayas Zähne zeigen hätte man Lächeln nennen können… ein sehr gemeines Lächeln.
 

Das brachte Crawford doch fast dazu Fujimiya eine gewisse Portion Humor zuzurechnen. Vor allem in dieser speziellen Situation. Offenbar hatte der Japaner sich mit ihr arrangiert - zumindest versuchte er es - zu Schuldigs Wohl, was Brad ihm anrechnete.

Er stellte sich die Frage, ob er selbst so großzügig wie Fujimiya wäre, Schuldig zu teilen und er musste verneinen. Wäre er an Stelle des Japaners gäbe es keinen zweiten Partner. Jedoch lagen hier Gegebenheiten vor, die alles andere als der normale Gang der Dinge waren und somit auch ungewöhnliche Lösungen bedurften.

„Ich denke, Schuldig geht es nicht darum wer mehr drauf hat, vielmehr scheint es so zu sein, dass wir ihm Unterschiedlichkeiten bieten.“ Somit war Fujimiyas Frage nicht gänzlich beantwortet, aber Crawford hatte nicht vor preiszugeben, dass zwischen Schuldig und ihm bisher nichts gelaufen war.
 

Ein sehr schiefer Blick traf Crawford. Unterschiedlichkeiten? Da gab es einige, die das nicht so sahen.

„Wenigstens einer, der mir zustimmt.“

Wenngleich sich Aya auch fragte, wo denn wirklich diese Unterschiede lagen… gut, vielleicht war er nicht so ein Arschloch wie Crawford. Wenngleich Crawford ja auch wohlversteckte, menschliche Seiten hatte.
 

Brads Aufmerksamkeit driftete für kurze Momente zum Bildschirm zurück. „Ich sehs mir an.“

Er wechselte die Überwachungskameras, bis er das Überwachungsgebiet der Kamera neun vor sich hatte.

Schuldig hatte einige Neuankömmlinge entdeckt und dazu noch in ungewöhnlicher Kombination.

„Ein Spross der Familie Sakurakawa“, schickte Brad zu Schuldig zurück. „Er stand nicht auf der Einladungsliste, die wir erhalten haben.“

Brad nickte für sich selbst und blickte auf den Monitor, als Schuldig erneut anfragte. „Keine Kontaktaufnahme“, sagte er und seine Stimme klang wie geschmiedeter Stahl. „Und ja, ich meine das ernst.“

Er kappte die Verbindung und schaltete auf eine andere Kamera um, sah Schuldig dabei für Momente dabei zu wie er sich mit einem anderen Gast unterhielt. Natürlich weiblicher Art der Spezies Mensch.
 

Brad wandte sich zurück zu Ran. „Ich stimme dir zu, dass es Unterschiede zwischen uns gibt… wer kommt denn auf die abstruse Idee, es gäbe Gemeinsamkeiten?“, fragte er, die Stimme mit einer Prise Ironie angereichert.
 

Aya hob zunächst das Weinglas an seine Lippen und nahm noch einen weiteren Schluck. Der Wein wärmte ihn schnell, kein Wunder, hatte er doch heute wieder nicht viel gegessen, wieder aus Stress, dass Schuldig nun alleine auf einem Auftrag war… auch wenn es augenscheinlich nur etwas Harmloses war.

Dennoch war genau das auch der Grund, der ihn letzten Endes zu Crawford getrieben hatte. Das letzte Mal, als er mit Crawford in einem Raum gewesen war für längere Zeit, war Schuldig wiedergekommen – wiederauferstanden von den Toten...

Dass diese Logik nicht wirklich logisch war, beachtete Aya nicht… schließlich wollte er diese innerliche Unruhe loswerden.
 

Doch zurück in die Gegenwart, riss sich Aya selbst aus seinen dunklen Gedanken.

„Die Hälfte, wenn nicht sogar dreiviertel deines Teams“, erwiderte er staubtrocken auf die Frage des Amerikaners. „Anscheinend sind sie blind, was das angeht… wir haben keine Gemeinsamkeiten.“ Bis auf den Despotismus, bis auf den Anführerstatus, die Gefühlskälte…
 

„Natürlich haben wir die nicht“, gab Brad im gleichen Tonfall zurück. Ihm war jedoch durchaus klar, dass sie diese Gemeinsamkeiten hatten. Er nahm sein Weinglas vom Tisch vor sich und nahm einen Schluck während er die Bildschirme im Auge behielt. „Was glaubst du findet Schuldig an mir?“ Eine klare Fangfrage.
 

Dass Aya seit neuestem seine Emotionen nicht mehr ganz so gut unter Kontrolle hatte wie noch vor Monaten, zeigte sich jetzt, als Crawford reinstes Erstaunen traf.

Er drehte den Bürosessel leicht und merkte, wie warm seine Ohren waren. Er hätte wirklich etwas essen sollen!

„Was findet Schuldig an dir…“ Aya grübelte nach. Die Frage hatte es wirklich in sich, das konnte Aya nur bestätigen. Er sah an die Decke, als wenn sie ihm eine Antwort geben könnte. „Du hast ihm Stärke gegeben, damals. Selbst, als er versucht hat, dich zu bekommen, hast du ihn abblitzen lassen. Ich vermute, aus einem seiner Spiele ist dann Ernst und aus dem bloßen Habenwollen ist etwas Tieferes geworden. Außerdem steht er auf Arschlöcher. Das kannst du nicht abstreiten.“

Ayas Blick wanderte zurück. „Was glaubst du denn, findet er an mir?“
 

„Er steht auf Arschlöcher, das sagtest du bereits.“ Brad stellte sein Weinglas ab und gab über die Tastatur Befehle ein um einige der anderen Kameras einzusehen.

„Ich wollte nicht darauf hinaus, wie er ‚zu mir’ gekommen ist, sondern was er an mir findet, Fujimiya. Und das ist das Gleiche was er bei dir auch hat nur in einigen Bereichen verstärkt, extremer. Im Umgang mit dir treten an ihm Verhaltensweisen auf, die er bei mir nie zeigen oder ausleben würde.“
 

„Weil er Respekt vor dir hat“, lächelte Aya in sein Weinglas hinein. Wohl eher Angst. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jemals auf die Idee kommen würde, dich durch die Wohnung zu jagen.“ Gut, das war seine eigene Idee gewesen, aber Schuldig war darauf eingestiegen!

Aya warf einen Blick auf die Bilder, sezierte für einen Moment lang die Personen, die zu sehen waren. Alles in allem friedlich, doch für wie lange noch?

„Er schätzt an dir deine Stärke und Beständigkeit. Etwas, das er bei mir nicht bekommt.“ Eher Chaos und Soziopathentum…

Aber es war schon interessant, wie Crawford zwischen seinem Vor- und Nachnamen wechselte. Als Schuldig noch als tot gegolten hatte, waren sie beim Vornamen gewesen, zumindest Crawford. Aya hatte den anderen eher stumm bei seinem Vornamen genannt; und jetzt hatten sie ihre alte Feindschaft wieder aufleben lassen.

Es gab ja auch nichts mehr, was sie verband. Nichts, bis auf den lebenden Schuldig. Ob das genug war… er wusste es nicht.
 

Brad versuchte erst gar nicht, die Jagd-Beichte zu kommentieren, er drehte lediglich sein Gesicht zu dem Japaner hinüber und betrachtete sich die leicht geröteten Wangen.

„Du solltest etwas essen.“ Bevor hier noch mehr intime Details zum Vorschein kamen, die er nicht hören oder sich vorstellen wollte.
 

„Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich in deiner Gegenwart so betrinken werde, dass ich dir alle schmutzigen Geheimnisse von Schuldig und meiner Wenigkeit erzähle“, erwiderte Aya zielsicher. Er war nun einmal Japaner und nicht dafür gedacht, größere Mengen Alkohol zu sich zu nehmen.

Es sei denn, es handelte sich um Sake. Und wenn, dann nur in Schuldigs Gegenwart. Oder so.

„Wie wäre es, du stellst dich an den Herd und kochst?“ Woher das nun kam, war Aya ein Rätsel… vielleicht daher, dass er Crawfords Essen wirklich mit Genuss gegessen hätte, wenn er nicht um Schuldig getrauert hätte.
 

„Allein dieser Vorschlag während einer Observation zeugt davon, dass du dringend etwas essen solltest. Wie wäre es, wenn DU etwas kochst?“ Brads Mundwinkel kräuselte sich zu einem angedeuteten spöttischen Lächeln.
 

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass dies hier meine Küche ist“, spiegelte Aya Crawfords Geste. „Aufgrund der Tatsache, dass du dich momentan in einer Observation befindest, halte ich es für angebracht, dass du nachher kochst, da hast du schon Recht.“ Mal sehen, bei wem letzten Endes der schwarze Peter hängen blieb, wenngleich Aya da schon so seine Ahnung hatte.

Ayas Blick fiel auf einen der Bildschirme, als er ein bekanntes Gesicht wahrnahm. Ein Firmenchef, den sie nie wirklich zu fassen bekommen hatten als Weiß. Neben seinen rechtschaffenen Gesetzen verkaufte er auch Waffen an Länder, die alles brauchten – außer Waffen. Im Gegenzug holte er billige Arbeitskräfte nach Japan… moderner Menschenhandel quasi. Ayas Finger zuckten. Ja, in diesem Moment wünschte er sich seine Katana. In diesem Moment wusste er, dass er mit dem Töten immer noch nicht fertig war. In diesem Moment spürte er den Weiß in sich mehr als deutlich.
 

„Memo an mich: Fujimiya keinen Wein mehr anbieten…“, murmelte Brad als er dem mörderischen Blick des Japaners gefolgt war. „Wobei…“, er ließ den Satz mit einem nachdenklichen Gesicht im Raum hängen. Es war amüsant, wie schnell sich ein paar Schluck Wein in dem blassen Gesicht zu einer ansprechenden zarten Röte ausweiten konnten. Es war eine Schwäche, die sich hier offenbarte. „Hast du heute schon etwas gegessen?“
 

„Du hast Humor… ich bin erstaunt“, sagte Aya in Crawfords Richtung und hob die rechte Augenbraue. Seine Augen folgten nur einen Moment später und maßen den Amerikaner schweigend, dessen Belustigung und dessen Verweilen auf seinen Wangen.

„Genug, um in diesem Moment nicht betrunken zu sein.“ Miso zum Frühstück war es gewesen… eine Schale. Gut, nicht genug. Crawfords Frage erinnerte ihn an die Zeit, in der Schuldig als tot gegolten hatte. Dort hatte der Amerikaner ihm diese Frage jeden Tag gestellt. Immer dann, wenn er da gewesen war.

Und immer hatte Aya sie mit nein beantwortet.

„Woher hattest du eigentlich diese Videos von Schuldig?“
 

Brad hatte mit diesem Thema nicht gerechnet und fixierte einen der Monitore, auf dem Schuldig von einem Areal zum anderen ging um dort an der Bar einen neuen Drink zu ordern.

„Halt dich mit den Drinks zurück“, wies Brad Schuldig an. „Es reicht, wenn einer von euch Roten am Rande eines Besäufnisses wankt.“

Zu Ran gewandt sagte er in wesentlich weniger stählernen Tonfall: „Aus früheren Zeiten. Aber was bringt dich auf die Frage?“
 

Am Rande des Besäufnisses?

Aya musste doch wohl sehr bitten, er war noch nicht einmal in Ansätzen betrunken.

Zufrieden betrachtete er sich Schuldigs Gesichtsausdruck, der für einen Moment lang in das völlige Schmollen und absolute Zweifel abglitt. Eine Millisekunde nur, bevor er sich wieder auf den Empfang konzentrierte.

Aya hielt es nicht für notwendig, diese allzu impertinente Anspielung auf sein Trinkverhalten mit etwas anderem als einem weiteren Schluck zu kommentieren und konzentrierte sich auf die nächste Frage.

„Die Erinnerung an die jüngere Vergangenheit“, erwiderte Aya ebenso ehrlich. Information gegen Gegeninformation… warum nicht? „Außerdem findet man diese Art von Videos sicherlich nicht auf der Straße. Die Frage ist auch, warum du sie überhaupt schon so lange gehabt hast.“
 

„Tja… warum hatte ich sie wohl?“, fragte Brad in Richtung Monitor mit nachdenklicher Stimme. Es gab von ihnen allen Videoaufnahmen und er hatte sie schon sehr lange. Seit SZ‘ Untergang und einige Aufnahmen sogar schon wesentlich früher.

„Ich habe sie SZ abgenommen.“
 

„Als Erinnerung an alte Zeiten, nachdem der Sturz der Kathedrale ins Meer euch beinahe getötet hätte?“, wollte Aya wissen und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas. Gut, vielleicht hätte er nicht so schnell trinken sollen, wenngleich er von vornherein weniger in seinem Glas gehabt hatte als Crawford selbst.
 

„Eher als Versicherung, dass niemand anderer an die Tapes kommen würde. Ich wollte sie zerstören, aber irgendetwas hat mich davon abgehalten.“

Brad erhob sich und ging um Ran herum um Ran nachzuschenken. Wenigstens konnte er sich während der Operation damit unterhalten, Fujimiya betrunken zu machen.
 

Aya beobachtete Crawfords Tun mit Argusaugen und musste ob der Menge, die nun sein Glas füllte, doch die Stirn runzeln.

„Gibt es einen Grund, warum du mich abfüllst?“, fragte er mit teuflischer Intonation und verschränkte die Arme, drehte sich zu Crawford, der neben ihm stand. Seine Augen waren entgegen der Röte auf seinen Wangen klar und scharf.

„Was hat dich davon abgehalten?“
 

Brad lächelte sparsam. „Der Gedanke an Rache. Ich wollte mir stets vor Augen halten können, was nie wieder sein sollte. Das Gefühl kennst du sicher gut genug.“
 

„Und dennoch hast du dir Schuldigs Videos nicht aus dem Gedanken der Rache angesehen, als er für tot gehalten wurde.“

Natürlich kannte Aya das schöne Gefühl der eiskalten Rache, das sich irgendwann in Leere umwandelte. Er hatte seine Rache gehabt und dann? Nichts.
 

„Was willst du von mir hören?“

Brad stellte die Weinflasche ab und setzte sich wieder auf seinen Platz, die Monitore nicht aus seinem Blick lassend. Rans Fähigkeit, ihm mit seinen Fragen auf die Nerven zu gehen, hatte unter dem vermeintlichen Verlust von Schuldig kaum in ihrer Intensität nachgelassen.
 

„Die Wahrheit, was sonst?“

Aya sah, wie Schuldig schon wieder intensiv mit einer Frau flirtete und nichts unversucht ließ, um sie von seiner Person zu überzeugen.

„Ihm macht das Spaß… seine Umgebung zu triezen.“ Aya hatte „mich“ sagen wollen, doch er hatte nicht vergessen, dass Crawford ebenso ein potenzieller Kandidat war… wäre, wenn Schuldig es sich eingestehen würde.
 

„Ja, es ist eine Art Lebenselixier für ihn. Ohne seine Umgebung dazu anzustacheln, ihre gewohnten Handlungen aufzugeben und sich auf ihn einzustellen, sie zu reizen und anzustacheln, ohne dies würde ihn die Monotonie einholen. Sein Wesen verändert Dinge und trotzdem strebt er nach Beständigkeit, klammert sich daran, an Regeln. Ärgerlich ist es nur, dass er ständig dagegen ankämpft. Schuldig ist ein Paradoxon.“
 

„Eines, das dich fasziniert.“

Aya drehte sich den Bildschirmen zu, dem Subjekt ihres Gespräches. Ja, es stimmte… Schuldig war ein Paradoxon, ein äußerst attraktives, zugegebenermaßen.

„Du hast mir die Frage immer noch nicht beantwortet, warum genau du mich jetzt abfüllen willst.“
 

„Um dich ins Bett zu kriegen, solange Schuldig sich anderweitig beschäftigt“, gab Brad mit gelangweilt spöttischer Miene und Stimme als Antwort zurück.

Als er Rans Blick begegnete, trafen seine allwissenden Augen auf das klare Violett, welches bereits einen weichen Ton angenommen hatte, vermutlich war es die Wirkung des Rotweines, den der Japaner auf nüchternen Magen getrunken hatte. Den Kaffee zählte Brad nicht mit.

Der Zug, um seine Mundwinkel nahm eine Note an, die schwer einzuordnen war. Etwas zwischen kühler Berechnung, der Gelassenheit eines Hellsehers und einem Quäntchen Bedauern, dessen Ursprung er sich selbst nicht sicher war.
 

Der rothaarige Japaner sah diese Mischung in der Mimik des anderen und es ließ ihn einen Moment lang innehalten. Er war ruhig, was durchaus an der Wirkung des Alkohols lag und ebenso sehr auf Details fixiert. Details wie der Zug um Crawfords Mundwinkel oder dessen intonierte Worte.

„Wieso brauchst du dafür Alkohol, wir waren doch schon zusammen im Bett“, gab Aya zweifelnd zurück, mit einem Quäntchen an Enttäuschung, das gerade eben reichte, um seine Worte ernst klingen zu lassen. Das Quäntchen an Sehnsucht war ebenso kalkuliert, auch wenn es einen ernsten Hintergrund hatte. Als er den ersten Schreck der Nähe zum Amerikaner überwunden hatte, hatte er dessen Anwesenheit genossen, auch jetzt noch fand er sie rückwirkend weniger schlimm als gedacht. Zumal Crawford ja nicht gänzlich unattraktiv für ihn war… er war eben nur… Crawford.
 

„Ah… dein Schmusetier macht mir hier amouröse Angebote“, sagte Brad ins Mikro seines Headsets zu Schuldig. Die Antwort ließ ihn leise lachen.

„Nicht ganz so schlimm, aber seine Gesichtsfarbe ähnelt der eines erröteten Mädchens.“ Brad wandte sich von Ran ab und kam zu den Bildschirmen zurück.

„Dein Püppchen müsste in Kürze eintreffen. Es ist noch fünfzehn Minuten vom Eingang entfernt.“
 

So schnell kam die Retourkutsche, musste Aya feststellen, als er Crawfords Worte vernahm und sich wieder einmal vor Augen hielt, warum er den anderen eigentlich nicht leiden konnte.

Das Orakel war und blieb ein Arsch.

„Von den amourösen Angeboten magst du träumen, aber die Realität sieht da doch etwas anders aus… ich stehe da eher auf den langhaarigen Typ, wie du weißt“, kam es zurück, als wieder Ruhe in den Raum einkehrte und Aya seinen Blick auf das eine oder andere Gesicht auf den Monitoren richtete.

„Obwohl dein Hintern sicherlich mal eine nette Abwechslung wäre…“, sinnierte Aya schließlich und runzelte nachdenklich die Stirn, als wenn es tatsächlich eine ernst zunehmende Option für ihn war.
 

Fujimiya erntete dafür jedoch lediglich einen amüsierten Laut. „Er ist auf meinen Hintern scharf. Offenbar hast du dein Schmusetier nicht im Griff“, schmunzelte Brad in Richtung Monitor und Schuldig sah kurz hoch zur Kamera, ein finsteres Gesicht ziehend.

„Das gibt Ärger im Paradies“, verkündete Brad und hob eine Augenbraue in Richtung Fujimiya.
 

Schmusetier?

„Wenn du dich ordentlich beim Sex anstellst, Pimp Daddy, war es das wert gewesen“, lächelte Aya teuflisch und zeigte seine Zähne in Richtung des dunklen Gesichtsausdruckes, der schon längst wieder verschwunden war.

Er wusste, dass er sehr wohl zu leiden hatte, wenn Schuldig wiederkam, doch… nun gut. In der Not fraß der Teufel Fliegen oder behauptete ganz schlicht, dass er auf Hintern stünde, die ihn nicht die Bohne interessierten.
 

Schuldig jedoch fand es offenbar weniger lustig, dass Ran Brad anmachte.

„Du bleibst wo du bist. Das war ein Witz. Du bewegst deinen Hintern kein Stück dort raus, bevor die Operation nicht abgeblasen wird.“

Brads Stimme nahm einen drohenden Unterton an. „Nein und das war nicht doppeldeutig gemeint.“
 

Schuldig nahm es für ernst, was er hier gesagt hatte? Aya zweifelte latent an Schuldigs klarem Denken in diesem Moment und streckte eine Hand in Richtung Amerikaner aus.

„Gib mir das Headset, ich möchte mit ihm reden“, sagte er nach reiflicher Überlegung, dass kurze prägnante Worte Schuldig wirklich davon abhalten konnten, noch mehr Dummheiten zu machen und sich selbst damit zu gefährden. Wie kam dieses ungarisch-deutsche Telepathenzackelschaf eigentlich auf so einen abwegigen Gedanken?, grollte Aya innerlich.
 

„Das würde dir nichts bringen, er antwortet mir per Telepathie. Es wäre auch sehr komisch würde er mit sich selbst sprechen.“ Brad sah Fujimiya an als wäre dieser kognitiv eher suboptimiert.
 

„Habe ich etwas davon gesagt, dass es notwendig ist, dass er MIR antwortet?“, traf Eiseskälte mit einem Stich von Schadenfreude auf diese latente Unterstellung der Vollblödheit. „Hat wohl was für sich, wenn man sich gegen seine Gabe abschirmen kann, was? Also… das Headset bitte.“ Ja, es machte Aya Spaß, sehr großen sogar.
 

Brad rollte mit dem Sessel ein Stück zurück, zog ein anderes Headset heran und reichte es dem Japaner mit gönnerhafter Geste weiter.
 

„Deine Freundlichkeit war das Erste, was ich an dir gemocht habe“, entgegnete Aya auf diese Geste und setzte es sich auf, überprüfte die Verbindung.

„Weißt du, was ich gerade genieße?“, sagte er zu Schuldig. „Dass du den Mund hältst, während dein Schmusetier ein paar deutliche Worte sagt. Also, während du dir die Zeit auf dem Empfang vertreibst, treiben wir es hier wie die Kaninchen. Auf einer Skala von eins bis zehn, wie wahrscheinlich klingt das? Nicht wahrscheinlich? Sehr gut, gut erkannt. Deswegen konzentrierst du dich auf das, was du gerade tust, oder willst du, dass sie dich unvorbereitet erwischen… wie beim letzten Mal?“ Auch in seinen Worten schwang eine leise Drohung mit, die Drohung ging jedoch auch zu Crawford, der Schuldig erst abgelenkt hatte!
 

Selbst Brad empfand diese Worte als unpassend, was sich derart niederschlug, dass Schuldig nichts darauf erwiderte - ein Umstand der sehr ungewöhnlich war. Fujimiya hatte gekonnt wie eh und je die Luft herausgelassen. Brad sagte nichts dazu, er hatte jedoch erwartet, dass Schuldig sich verbal bei ihm revanchierte, was jedoch ausblieb.
 

Aya ließ sich von dieser Stille einen Moment lang treiben, bevor er das Headset absetzte und abschaltete, sodass Schuldig ihn nicht mehr hören konnte.

Er war sich über seine doch recht krasse Wortwahl bewusst gewesen, hatte diese Worte auch bewusst so gewählt, wie er sie ausgesprochen hatte und dennoch hatte er nun das Gefühl, sich gegenüber Crawford erklären zu müssen.

Warum auch immer.

„Ich will nie wieder sehen, wie er in einem Leichenschauhaus liegt. Ich will diesen zweiwöchigen Horror nie wieder durchstehen müssen“, sagte er ernst und erhob sich aus dem Sessel. Jetzt war ein guter Zeitpunkt, sich etwas zu essen zu machen. Ein sehr guter.
 

„Bleib hier“, sagte Brad leise, mit der üblichen Autorität. Er hatte das Headset ebenfalls kurz ausgeschaltet.

„Hast du das Gefühl, dass wir in China nicht gut vorbereitet gewesen wären, oder dass wir unvorsichtig gewesen wären, dass wir uns amüsiert hätten, Spaß hatten? Dass der Zeitplan nicht eingehalten worden wäre? Hast du eine Ahnung wie wir arbeiten? Oder hast du eine Ahnung, dass Schuldig sich gerne nebenher amüsiert? Er ist durchaus Multitaskingfähig. Er macht die Drecksarbeit und braucht diesen Kontakt zum Koordinator. Ich dachte, du würdest ihn gut genug kennen um ihm in einer derartigen Situation keine hässlichen Erinnerungen zu bescheren. Was ist los mit dir?“, wollte er ernsthaft wissen.
 

Schweigen traf auf Crawfords Worte, die in Aya zunächst einmal Widerstand hervorgerufen hatten. Widerstand ob der Autorität, die ihm hier entgegenschlug. Doch auch Crawfords Argumente waren nur allzu verständlich, nur allzu berechtigt.

„Gerade weil ihr in China vorbereitet war, weil alles bis zum Zeitpunkt X nach Plan gelaufen ist, mache ich mir bei so einer einfachen Sache mehr Sorgen als ich es eigentlich tun sollte. Wir haben keinerlei Garantie, dass sie nicht wieder zuschlagen und dass er sich dieses Mal wieder in ihrem Schussfeld befindet. Keinerlei. Wenn er sich jetzt durch etwas Profanes wie einen simplen Spaß vom Wesentlichen ablenkt, dann kann das verdammt schlecht für ihn ausgehen. Und nein, ich weiß nicht, ob er sich einen Spaß erlaubt hat oder nicht. Ich habe nur gesehen, dass er bereit war, die Mission abzubrechen und somit den Verdacht auf sich zu lenken.“ Ayas Worte waren ruhig, jedoch lungerte die Verzweiflung in den Tiefen seines Bewusstseins nur allzu deutlich dahinter.
 

„Er hätte die Mission nie abgebrochen, Ran“, sagte Brad und erhob sich von seinem Platz. „Er gehorcht mir während einer Operation bedingungslos. Sein einziges Bestreben lag darin, in Gedanken bei uns… oder dir zu sein. Das ist alles.“

Brad wollte etwas erwidern, überlegte es sich jedoch anders und änderte seine Worte. „Er ist mein Werkzeug, ebenso wie Jei und Nagi es sind. Er meckert regelmäßig über Tätigkeiten, die er nicht versteht, aber er führt sie aus. Als Operator haben sowohl Nagi als auch ich durch Nagi die Kontrolle über ihn und seine Fähigkeiten. Es funktionierte gut… bisher. Die weiterentwickelte Form dieser Schachfigur wäre somit Jei. Er beschwert sich nicht.“ Brad hob ironisch eine Augenbraue.

„Ich hatte nicht vor ihn ewig dort zu lassen, deshalb wird Nagi ihn ablösen. Sie haben eine gewisse Überlappungszeit von zwei Stunden, in der sie sich zusammen sehen lassen, jedoch wird Schuldig eine Stunde vor Nagi gehen. Jei ist in der Nähe und sichert die Umgebung. Du kennst Nagis Fähigkeiten. Ein Stromausfall in Tokyo ist keine Schwierigkeit für ihn.“ Er lächelte nun sogar etwas. „Du vertraust unseren Fähigkeiten nach all den Jahren immer noch nicht?“
 

Aya ließ diese regelrechte Standpauke, denn nichts anderes waren Crawfords Worte, schweigend über sich ergehen. Schweigend und nachdenklich, vor allem mit der Frage beschäftigt, ob er den Fähigkeiten der PSI-Akteure vertraute oder nicht.

Crawford – Brad – war ehrlich zu ihm gewesen und so beschloss Aya, es ihm gleich zu tun, wieder einmal.

„Für Jahre wart ihr mit euren Fähigkeiten ein Fluch für uns, da wir gegen sie nur schwerlich ankamen. Aber jetzt gibt es da diese Gruppierung, jetzt sind wir untereinander gemischt und haben uns damit selbst geschwächt anstelle uns zu stärken. Ich habe mit angesehen, wie Jei an ihnen gescheitert ist, wie du und Schuldig nicht gegen sie angekommen sind. Ich vertraue euren Fähigkeiten, doch das Risiko, dass trotzdem irgendetwas passiert, ist sehr hoch.

Dass er nicht abbrechen würde, wusste ich jedoch nicht.“ Ein kurzes bitteres Schmunzeln huschte über Ayas Gesicht. Er konnte gut nachvollziehen, was Crawford mit Werkzeug meinte, denn nur so funktionierte ein optimal arbeitendes Team. Aya musste es schließlich wissen, hatte er doch so manches Mal durch eigenmächtige Aktionen alles gefährdet.
 

„Du dachtest, er würde abbrechen um hierher an deine Seite zu eilen und dir eine Strafpredigt zu halten, dass du gefälligst die Hände von meinem Hintern lassen solltest? Wo mittlerweile durchaus jedem klar ist, dass wir uns nur gegenseitig dulden und nicht unbedingt immer mit wohlwollendem Auge.“

Brad machte eine unbedeutende Handbewegung. „Er vertraut dir.“ Es hörte sich zwar fast so an, als müsste jetzt noch: ‚Vertraust du Schuldig?’ kommen. Brad überließ es Rans Fantasie sich diese Frage selbst zu stellen.
 

Genau das geschah nun. Vertraute Aya Schuldig? Ja. Konnte er zum jetzigen Zeitpunkt seine Angst hinter sich lassen, Schuldig noch einmal zu verlieren?

Nein.

Nein, konnte er nicht, dafür war sie immer noch zu groß. Im Alltag ließ sich diese Angst wunderbar verdrängen oder sogar auslöschen, doch in Extremsituationen wie dieser hier war das nicht so einfach und dann reagierte er über.

Aya fuhr sich mit der Hand über die Stirn, dann über das ganze Gesicht. Es war in der Tat heiß.

Ebenso wie er nun etwas sagte, dass er sich bis heute nicht zu träumen gewagt hatte, geschweige denn zugelassen hätte.

„Du hast Recht“, erwiderte er schlicht auf Crawfords Worte, die violetten Augen in ihre braunen Gegenstücke gebohrt.
 

„Und du… bist tatsächlich betrunken.“ Brad zeigte ein kühles Lächeln.

Er warf einen Blick zum Monitor. „Nagi ist eingetroffen.“

Dann nickte er Ran zu. „Lass uns etwas essen, die zwei haben alles im Griff. Unser Püppchen wird nicht zulassen, dass irgendjemand Hand an ihre Begleitung legt.“
 

o~
 

Wie oft hatten sie versucht, so nahe zu kommen wie jetzt und wie oft waren sie gescheitert?

Diese beiden Fragen geisterten Aya schon seit sie das Gebäude betreten hatten, im Kopf herum, während er sich gewisse Eckpunkte wie Notausgänge und ähnliches einprägte, falls sie schnell entkommen mussten.

Sie waren im Dreiergespann hier aufgetaucht und nun auf dem Weg zu Asamis Büro. Schuldig und Crawford trugen Anzüge, jeweils in der gegensätzlichen Farbe – Crawford hell und Schuldig dunkel, während er sich für ein etwas anderes Outfit entschieden hatte… Leder, wo das Auge reichte… oder, wie Schuldig gesagt hatte, Auftragsoutfit.

Zwar hatte Schuldig ihm das Versprechen abgenommen, den anderen Mann nur dann zu töten, wenn dieser von sich aus einen Versuch startete, sie zu überwältigen, dennoch hatte es Aya sich nicht nehmen lassen, sich bis an die Zähne zu bewaffnen. Von einer Waffe im Schulterholster, bis hin zu zweien in seinen Lederstiefeln.

Seine Haare waren auf chinesische Art und Weise mit zwei Stäbchen hochgesteckt… das zumindest meinte Schuldig. Er jedoch hatte sich die Stäbchen als Dolche anfertigen lassen, die er jederzeit aus ihrem haarigen Gefängnis befreien und einem potenziellen Angreifer in die Halsschlagader jagen konnte.

Dass keine seiner Waffen bereits im Eingangsbereich entdeckt worden war, hatte er Schuldig zu verdanken, der durch einen kleinen Einsatz seiner Fähigkeiten die Wachleute getäuscht hatte… aus dem einfachen Grund, dass er selbst bewaffnet war, ebenso wie Crawford auch.

Im Gegensatz zu den beiden Schwarz war er komplett… schwarz… bis auf seine Haare.

Schuldig und Crawford liefen etwas versetzt nach vorne, während er sich nach hinten hatte fallen lassen, jedoch nie soweit, dass er sich mehr als einen Meter von ihnen entfernte.
 

Was er Asami jedoch lassen musste, war, dass der Mann Geschmack hatte… denn wenngleich es ein simples Bürogebäude eines Yakuzabosses war, so war es doch stilvoll eingerichtet. Interessant. Auch der lange, breite Gang, den sie nun entlang schritten und an dessen Ende drei Personen warteten… darunter auch ein recht junger Mann.
 

Schuldig sah schon von weitem diesen jungen Mann und schmunzelte in sich hinein, äußerlich jedoch trug er das übliche amüsierte, wenig beeindruckte Lächeln zur Schau. Als sie näher kamen konnte er die unglückliche Stimme von Akihito hören.

„Hey… Kleiner… na wie läuft's?“
 

Dieser hatte in den letzten Minuten ungeduldig und nervös vor der Tür ausgeharrt… einfach aus dem Grund, da er von Asami höflich vor die Tür komplementiert worden war.

Doch nun… nun sah er ihn und…

„SCHU!“ Trotz der steifen Aufmachung des anderen sprang er ihn an und umarmte ihn stürmisch, zog ihn eng an sich. Er hatte ihn vermisst… nein, hatte nicht mehr daran geglaubt, den anderen jemals wieder zu sehen.

Denjenigen, der ihn gerettet hatte. In doppelter Hinsicht.

Dass ihn dabei ein violettes Augenpaar mit hochgezogenen Augenbrauen kritisch beobachtete, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht.

„Es läuft… wie immer!“, strahlte er den Telepathen zufrieden an. „Wie ist es bei dir?“
 

Ein echtes Lachen erfüllte den Raum und Schuldig drückte den jungen Mann an sich, bevor er ihm über die Haare strubbelte, diese unordentliche Masse noch unordentlicher zurückließ und ihn sich betrachtete. „Alles im grünen Bereich, mit ein paar Abstrichen“, er zwinkerte schelmisch und zog somit seine Aussage ins Ironische.
 

Brad war stehen geblieben, da sie als Einheit auftreten wollten und bei den Bodyguards den Eindruck vermitteln wollten, dass sie ebenso als Einheit agierten, einverstanden waren mit jeder Entscheidung des anderen.
 

„Und wie …“ er zeigte mit dem Kinn zur verschlossenen Tür. „…läuft’s generell mit dem Problem…“ er flüsterte. „...kind? Hat er sich benommen?“
 

„Er lernt, sich zu benehmen…“ Auch Takaba hatte seine Stimme etwas gesenkt und seine Augen verloren für einen kurzen Moment etwas von ihrer Fröhlichkeit.

Das erste Mal, als sie versucht hatten, miteinander zu schlafen, war zu einer Katastrophe geworden. Takaba hatte gedacht, dass er mittlerweile daran gewöhnt sein sollte, über solche Ereignisse hinwegzugehen. Nur anscheinend hatte er sich da getäuscht… dieses Mal ging es nicht. Alles in Takaba hatte sich dem anderen verweigert, wirklich alles. Sex war inzwischen undenkbar zwischen ihnen beiden. Körperliche Nähe weniger, auch wenn sie durchaus ein Problem für Takaba darstellte.

„Er ist anders als vorher… weniger rücksichtslos. Wenn auch immer noch ein Bastard!“
 

Aya erkannte langsam, um wen es sich handeln musste und seine Augen verloren etwas an ihrer Härte. Das war Schuldigs Mitgefangener aus Hongkong… derjenige… an den sich Schuldig so sehr erinnert gefühlt hatte.

Ein leises Lächeln schlich sich über seine Lippen und er entspannte sich. Obwohl er sich nicht denken konnte, warum sich so jemand mit Asami einließ.
 

‚Hey… wenn er kein Bastard wäre, dann wärst du kaum hier, hmm?’ Schuldig zwinkerte, aber sein Gesicht wurde ernster.

„Stimmt doch, oder?“, fragte er leise.

‚So ein bisschen Bastard ist doch nie schlecht? Schau dir die zwei hier an… beides von der Sorte, auch wenn sie nicht danach aussehen.’

„Wir müssen los, Takaba. Halt die Ohren steif“ ‚Und den Rest natürlich auch’, Schuldig grinste anzüglich und er machte sich auf den Weg Richtung Tür samt Bodyguards.
 

Große, braune Augen besahen sich die beiden anderen Männer und blieben schließlich in violetten hängen, die ihm vage bekannt vorkamen… warum…

Der Katzenmensch!

Das war Ran… das war sicherlich Ran, mit seinen violetten Augen und den roten, langen Haaren.

Takabas Neugier war geweckt und er konnte seinen Blick quasi gar nicht mehr von Ran lassen. Das war Schuldigs Partner, der außergewöhnliche Mensch, der eigentlich eine Katze war. Ein Kater…

Böse genug sah er aus… vor allen Dingen erinnerte er ihn leicht an Fei Long… mit seiner Frisur… war es doch eine von Fei Long Lieblingsarten gewesen, seine Haare zu tragen.

Takaba schauderte und begegnete einem schweigenden, violetten Blick, der direkt bis in sein Innerstes zu gehen schien und ihn reflexartig lächeln ließ.

‚Das ist er, oder, Schuldig? Darf ich ihn näher kennen lernen?’, fragte Takaba dennoch hoffnungsvoll. Der Rothaarige schrie aus seiner ganzen Gestalt Kühle, wenn nicht sogar emotionale Kälte. Takaba wollte wissen, ob er wirklich so war… wie er überhaupt war.
 

‚Wir sind Killer, schon vergessen, Kleiner? Wäre das so klug, ihn näher kennen zu lernen? Im Übrigen… schau ihn dir an, das lohnt sich gar nicht…’, schickte Schuldig abwiegelnd zurück, denn sie waren schon weitergegangen und die Bodyguards nickten gerade wohlwollend und öffneten die Tür.
 

‚Und ob sich das lohnt… er ist doch sicherlich ein netter Mensch, sonst wärst du nicht mit ihm zusammen! Außerdem hat er gütige Augen!’

Gut, das Letzte war frei geschwindelt, doch das wusste Schuldig ja sowieso nicht… oder so. Die Augen Rans waren kühl und emotionslos gewesen, ebenso seine Gesichtszüge. Doch was verbarg sich dahinter?
 

Auf der anderen Seite von Takabas Gedanken – nämlich auf Ayas Seite – wurden die Gedanken und Emotionen gerade dunkler, denn er hatte Asami erblickt, wie er hinter seinem Schreibtisch saß, Crawford gar nicht mal so unähnlich.
 

‚Ran guckt nicht gütig und lüg mich nicht so schlecht an…’ war das Letzte was Schuldig zu Akihito schickte, bevor er die Verbindung kappte und sich auf sein Gegenüber einstimmte.
 

Ein Mann nach seinem Geschmack. Die Verströmung von Macht - die Asami quasi förmlich aus jeder Pore quoll - zog ihn erneut - wie schon beim letzten Mal magisch an. Er lächelte für sich über diese Gedanken. Brad begrüßte ihn zuerst und Schuldig schloss sich an, während Brad das Wort führte und sie mehr oder weniger vorstellte.

„…kurzfristig einen Termin finden konnten“, schleimte dieser und Schuldig trug ein Lächeln auf den Lippen, das der Katze aus Alice im Wunderland alle Ehre gemacht hätte.
 

Zwei Anzüge und ein Rebellenoutfit…

Asamis Lippen umspielte ein amüsiertes, kaltes Lächeln, als er die ihm entgegengestreckte Hand einschlug und mit starkem Händedruck schüttelte.

„Setzen Sie sich“, deutete er auf die klar definierte, kalt schwarze Couchgarnitur am Fuße der rechten Wand. Er nahm ohne auf die anderen zu warten Platz und schlug die Beine übereinander, betrachtete sich jeden einzelnen von ihnen.

Das waren sie also, die Legenden. Schwarz, deren Name in der Unterwelt als Gerücht galt, als Schatten. Es hieß, sie hätten besondere Kräfte. Asami hatte das bisher immer als Humbug abgetan, bis ihm sein persönliches Ärgernis in einer wütenden, schwachen Minute etwas an den Kopf geworfen hatte, das ihn nachdenklich gestimmt hatte.

Diese Killer waren außergewöhnlich gut und einen von ihnen hatte er anscheinend vor den Fängen Fei Longs gerettet, interessant, wie sich ein Mensch wandeln konnte. Von hilflosem Gefangenem zu spielerischem Killer. Während der Dritte im Bund…
 

Eine lästige Schmeißfliege. Einer der unfähigen Killer, die schon mehrmals versucht hatten, ihn zu töten. Er hatte seine Leute auf die Gruppierung angesetzt, doch sie waren ihm entkommen. Seitdem hatte es jedoch keine weiteren Zusammenstöße gegeben, bis zum heutigen Tag.

„Was führt Sie zu mir?“
 

Schuldig ergriff das Wort, wie abgestimmt.

„Dank Ihrer Hilfe war mir der glückliche Umstand beschert, heil nach Japan zurückkehren zu dürfen und somit mein Überleben näher an eine hohe Wahrscheinlichkeit gekoppelt.“ Schuldig verflocht die Finger locker ineinander auf seinem Schoß. Den Ring trug er sichtbar am Finger.

„Ihnen dürfte unser bescheidener Broterwerb hinlänglich bekannt sein und bis auf wenige kläglich zu nennende Aufträge hielten wir uns aus dem großen Geschäft heraus um …wie sagt man so schön ‚die Füße still zu halten’.“ Er machte ein bedauerndes Gesicht und nickte, als wäre die Welt ein so verdammt übler und schlechter Ort und sie alle doch so arm und missverstanden. Worauf ein wölfisch und zugleich verrücktes Grinsen folgte. Ein böses.

„Aber… wir wurden nicht in Ruhe gelassen. Ein Überfall ereignete sich, wir wurden erneut gelinkt und… unser Rückzugsort enttarnt.“
 

Schuldig las für einen kurzen Augenblick neben seinen Worten die Gedanken des Yakuza Bosses.

„Es war schon immer besser, unterschätzt als überschätzt zu werden, nicht wahr?“ Sein Grinsen verebbte, als hätte er es sich vom Gesicht genommen und seine Augen nahmen einen gelangweilten Touch an. „Hören Sie… wir sind gelinde gesagt angepisst.“ Genug der schönen Worte. „Wir… wie auch Sie wollen in dieser Stadt unser Scherflein zur Ruhe und zur Ausgeglichenheit beitragen. Jetzt jedoch sind hier ein paar Jungs in der Stadt, die Unruhe stiften. Was glauben Sie, Asami-san, warum sie es zunächst auf uns abgesehen haben… bevor… der Rest dran kommt? Wir sind nämlich nicht die ersten auf der Abschussliste, aber das wissen Sie sicher schon.“ Er hatte nicht vor, Asami mit Unwissenheit über diese Vorgänge zu brüskieren… alles der Reihe nach.
 

Nichts zeigte Asamis Überraschung über die direkte Antwort auf seine Gedanken. Seine Miene war ein Stein aus kalter, lebloser Emotion, an dem alles abprallte.

So, die mächtigen Schwarz hatten Angst, dass die Ruhe in der Stadt gefährdet war und nicht nur sie selbst Ziel der neuen, unbekannten Gruppierung würden.

Denn dass auch andere Ziele der Morde werden konnten, die sich hier und da in Tokyo ereigneten, war eine latente, unterschwellige Drohung, die Asami nur marginal beeindruckte.

Sein Sicherheitssystem stand mit der Dynamik, mit der es floss und sich stetig veränderte.

„Was wollen Sie mir mit Ihren schönen, unverkleideten Worten mitteilen, Schuldig-san?“, fragte Asami unverwandt und lehnte sich zurück, ließ seinen Blick auf die mörderische Gestalt zu seiner Linken gleiten. Lange, blutrote Haare, hochgesteckt wie die einer Frau, ein Blick, der ihn nicht im Mindesten beeindruckte und der gleiche Ring wie der langhaarige Ausländer ihn auch hatte.

Wie zuckersüß und nutzlos.
 

Brad war an der Reihe und Schuldig schwieg, denn die Pause brauchten sie für die Inszenierung. Es sollte den Anschein haben als müssten sie über die Worte des Mannes nachdenken.

„Er möchte Ihnen verdeutlichen, dass wir die Spitze der letalen Maschinerie in dieser Stadt und auf diesem Erdball sind“, sagte Brad ganz ohne Färbung und ganz ohne Größenwahn.

„Die Gruppierung Weiß war nur deshalb bei Ihnen relativ erfolglos, weil sie uns nebenbei zum Ziel hatten und… sagen wir gut beschäftigt waren. Also bilden Sie sich auf Ihre Sicherheit in Ihrem kleinen Turm nicht all zu viel ein. Wenn Sie diese Bemerkung gestatten…“

Brad blickte zum Fenster hinaus.

Er verteidigte Weiß.

Gott… es lag wohl wirklich daran, dass Asami von seinem hohen Ross geholt werden musste.

Nebenbei war es eine Tatsache. Aber das spielte eine Nebenrolle.
 

„Wenn sie uns aus dem Weg geräumt haben, dann gibt es nichts, was ihnen gefährlich werden könnte. Rein gar nichts. Keine Regierung, keine Organisation auf dieser kleinen Kugel Erde. Die Ordnungshüter, deren Geheimdienstabteilung sind jetzt schon machtlos. Abteilungen, die offiziell nie existiert hatten, existieren nun wirklich nicht mehr. Sie wurden ausradiert.“
 

Schuldig verzog den Mund zu einem angetanen Lächeln bei dieser Aussicht und mimte den Erfreuten, was Brad in seiner monotonen und kühlen Erzählweise kurz zu ihm hinübersehen ließ.

„Und nicht einfach liquidiert. Rituelle Morde mit Zerstückelungen und hinterlassenen Botschaften. Es mag…“, er machte eine allumfassende gelangweilte Handbewegung. „…uns nicht weiter stören, denn es waren schließlich Agenten, die Ihnen und uns ein Ärgernis waren, doch sie räumen gezielt Störfaktoren nach einem bestimmten Muster aus dem Weg. Als nächstes werden sie Ihre Geschäfte übernehmen und… sie werden die Stadt in ihren Händen halten.“
 

„Wenn sämtliche unwichtige Störfaktoren wie diese Agenten aus dem Weg geräumt sind, was macht er dann noch hier? Sollte er nicht auch zerstückelt und den Würmern zum Fraß vorgeworfen unter der Erde liegen?“, fragte Asami mit einem amüsierten Lächeln in die Richtung des stummen Japaners und bedachte dessen ausdruckslose Mimik mit Wohlwollen.

Er kannte den Grund, schätzte Überläufer aber so gar nicht.

„Sagen Sie mir, Fujimiya-san, was treibt Sie in die Anwesenheit Ihrer Gegner, die Sie davon abgehalten haben, mich zu töten? Der Wunsch, es heute zu schaffen?“
 

Eine rote Augenbraue hob sich und unter der zwanghaft aufrecht erhaltenen Ruhe schimmerte Wut durch.

„Sie sind nicht mehr wichtig als Gegner, Asami-san“, tönte eine überraschend tiefe Stimme für den schmächtigen Körperbau. „Ein Tiger ohne Zähne.“

Eine in Ansätzen gute Antwort, befand Asami und wandte sich wieder den beiden anderen zu.

„Sie kritisieren mein Sicherheitsgefüge, kommen jedoch zu mir, um mich zu warnen. Das hat einen Grund. Welchen?“
 

So ein gottverdammtes Arschloch.

Aya wusste, dass er wenige Gelegenheiten hatte, den anderen zu töten, doch wenn dieser ihn angreifen würde… wäre er der erste, der zum Zuge käme.

Wenngleich ihn Crawfords Worte überraschten. Lob aus dem Munde des Amerikaners? Das war neu… Besänftigungstaktik vermutlich. Wer wusste schon, was die nähere Zukunft für sie brachte?
 

Schuldig bemerkte Asamis Blick und versprach sich Ran ganz viel zu loben für dessen Zurückhaltung und Selbstkontrolle. Denn er glaubte zu wissen, dass er ihm am liebsten mit fletschenden Zähnen an die Gurgel gesprungen wäre um sie aufzureißen…

„Der junge Mann, der mir so geflissentlich und umsichtig bei der Flucht geholfen hatte, gab vor meinem Boss zuzuarbeiten. Was eine Lüge war. Mit großer Wahrscheinlichkeit gehört er der Gruppierung an, die unseren Auftrag sabotierte um mich Fei Long auszuliefern. Ich…“, er lächelte bescheiden… „…verfüge über ungewöhnliche Fähigkeiten. Fei Long wurde augenscheinlich darüber nicht in Kenntnis gesetzt. Falls dies der Fall gewesen wäre, säße ich mit Sicherheit in einem Labor in den Vereinigten Staaten. Oder er hätte mich behalten … um eine wirksame Waffe gegen seine… Feinde in der Hand zu haben.“ Er machte eine kurze, wirksame Pause.
 

„Diesen jungen Mann kannte ich zuvor nicht. Er hat sowohl Sie als auch mich verarscht. Wir möchten wissen, ob Sie mehr über diesen Mann wissen und wenn ja, was.“
 

„Über welche Fähigkeiten verfügen Sie?“, fragte Asami schlicht, die Augen gelassen, aber auch einen Tick neugierig auf dem anderen liegend.

„Was sollte diesen Mann an Ihnen interessieren, dass er sich in Gefahr begibt, durch mich zu sterben oder auch durch Fei Long?“
 

„Das ist irrelevant.“ Schuldig neigte den Kopf leicht. ‚…sehen sie Ryuichi…niemand nennt Sie so… nicht einmal Akihito… der es sich so sehnlichst wünscht. Aber Sie sollten darüber nachdenken, was Fei Long mit meinen Fähigkeiten anrichten könnte, wenn er Gewalt über mich bekommen hätte. Was er durch eine Droge zeitweise hatte. Wenn nicht Akihito gewesen wäre, dann hätte er vielleicht über kurz oder lang herausbekommen, wie ich ticke…’

Schuldig wollte Asami wiederum nicht brüskieren und so sah war es eine Sache zwischen Ihnen beiden.

Brad klinkte sich in die Unterhaltung ein, doch Schuldig lenkte Asamis Aufmerksamkeit komplett auf sich selbst. Brad wurde von Asami nicht gehört. Aber es kaschierte den Umstand vor Asamis Männern, dass dieser die Aufmerksamkeit verlor.
 

Das, was Asami zuerst bemerkte, war, dass sein Gegenüber seine Lippen nicht bewegte, er dessen Worte aber klar und deutlich vernahm.

Gerücht, Schatten, Wahrheit.

Überraschen konnte Asami nicht vieles, dieses aber schon. Ein Mann, der in seinem Kopf kommunizierte, in seinen Gedanken, der sie lesen konnte.

Eine dunkle Augenbraue hob sich. Lesen?

‚Dann seien Sie dem Jungen dankbar, dass er sie vor dem Schicksal eines Versuchstieres bewahrt hat. Dass Sie aber Fei Long nicht in die Hände gefallen sind, ist kein Anreiz für mich, mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Machen Sie die Sache lohnend für mich, dann lasse ich mit mir sprechen.’

Ungewöhnlich, diese Art der Kommunikation, aber nicht unnütz. Ganz und gar nicht unnütz, wenn auch gefährlich.
 

‚Hören wir auf mit den Spielchen. Es gibt nichts Lohnendes. Wenn Sie nicht begreifen, dass ich es war, der Akihito vor weiteren Vergewaltigungen durch ihr Ex-Schätzchen bewahrt hat und dies immer noch eine Art Wiedergutmachung ist, könnte ich Ihnen auch drohen.’ Schuldig begann damit Asamis Geist so zu manipulieren, dass dieser einen dumpfen Kopfschmerz in der hinteren Schädelgrube verspürte, mit marginaler, aber steter Steigerung.

‚Wissen Sie… Asami… es geht nicht ums Lesen der Gedanken… das wäre Fei Long sicher auch nützlich gewesen. Es geht darum Gehirne so weich zu kochen, dass die weiße Masse strohhalmfertig aus der Nase läuft. Und… Sie können nicht einmal ein Taschentuch benutzen um die Sauerei weg zu machen, denn… Sie sterben dabei.’ Schuldig lächelte bedauernd.
 


 


 


 

Fortsetung folgt...

Vielen Dank für's Lesen.

Bis zum nächsten Mal!
 

Diese und unsere anderen Geschichten findet ihr auch unter:

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Gadreel & Coco



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