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Der Garten des Lebens

Krieg der Engel
von

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Die Träume

Du Morgenstern, wie konnte es geschehen, das du vom hohen Himmel niederstürztest?

Du hast so viele Völker unterworfen, jetzt liegst du selbst zerschmettert auf der Erde!

In deinem hattest du beschlossen: Ich steige immer höher bis zum Himmel. Dort will ich meinen Thron errichten, ich will noch höher sein als Gottes Sterne.

(Jes 14, 12-13)
 

"Cool, wir bekommen unsere eigenen Klamotten zum Kämpfen!" Begeistert hielt Farry einen seltsamen Anzug nach oben, der aus Latex oder etwas ähnlichem zu bestehen schien. Es war beinahe abartig, wie sehr sie sich darüber freute.

Joanne dagegen hockte teilnahmslos in einer Ecke neben Jack. Sie fühlte sich nicht gut. Ihr war schwindlig und ihr Körper schlaff. Außerdem gingen ihr die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte gesehen wie Chin sie umbringen wollte. Seltsam. War es wirklich nur eine Art Tagtraum gewesen oder hatte sie die Zukunft gesehen. Zögernd warf sie einen Blick auf Chin, der am Türrahmen lehnte und die anderen mit gleichgültigem Blick betrachtete.

Es war ein unglaubliches Gewusel in dem kleinen Raum in dem die Kleidungsstücke und die Waffen gelagert wurden. Jene Waffen, welche die Eltern der hier anwesenden entwickelt hatten. Auch Joannes und Jacks Mum und Dad.

Joanne wurde übel bei dem Gedanken das ihre Eltern so etwas erfunden hatten. Wie konnten sie so etwas nur tun? Waffen... um Menschen zu töten. Nun ja, auch wenn in diesem Fall die Menschen etwas anders waren.

Dies war noch so eine Sache die Joanne einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Es gab tatsächlich eine Organisation, die einen Supermenschen züchten wollten. Das klang ja wie aus einem schlechten Science-Fiction Film.

"Und wann soll das ganze hier losgehen?", erkundigte sich Chikara in einem leicht aggressiven Ton. Er schien sowieso ein sehr aggressiver Mensch zu sein. Er wirkte auf Joanne ein wenig wie der Anführer irgendeiner Straßengang. Auf jeden Fall nicht wie der Sohn eines Wissenschaftlers.

"Morgen beginnt eure Ausbildung", entgegnete Joseph, der sich gerade eine Zigarette anzündete. Er wirkte äußerst genervt auf Joanne. Dieser Joseph war wirklich ein eigenartiger Typ. Groß und kräftig, und ein Blick, der so kalt war, das einem kalt wurde wenn er einen ansah.

"Was denn für 'ne Ausbildung?" Farry blickte ihn aus großen Augen an.

Joseph rollte mit den Augen. "Na ja, ihr könnt ja auch völlig unvorbereitet da rausgehen, wenn euch das Spaß macht."

"Es war ja nur eine Frage!" Farry warf die Haare zurück und widmete sich wieder der Kleidung. Sie war ein typisches Mädchen, welches gefallen an Schmuck, Make-up und Kleidung fand. Joanne bewunderte sie ein wenig dafür, das Farry so normal sein konnte.

Als Farry bemerkte, das sie von Joanne beobachtete wurde, legte sie ein sanftes Lächeln auf ihr Gesicht und ging auf sie zu.

"Na, Süßer!", sprach sie Joanne an, wobei sie sich leicht nach vorn beugte. Sie trug eine Bluse mit einem weiten Ausschnitt. Joanne musste schlucken. "Du bist ziemlich hübsch, wenn ich das mal sagen darf."

"A... ah ja..." Joanne fühlte sich eingeschüchtert und wusste nicht, was sie sagen, geschweige denn tun sollte.

"Und schüchtern auch noch, das gefällt mir...!"

In diesem Moment fühlte sich Joanne extrem unwohl in ihrer Haut. Am liebsten hätte sie sich die Bluse aufgerissen oder etwas ähnlich dummes getan. Doch stattdessen warf sie Jack einen hilfesuchenden Blick zu, doch dieser grinste sie nur breit an. Mistkerl. Wir konnte er sich nur an ihrem Leid erfreuen?

"Ich... ich...", setzte Joanne an.

"Ja...?"

Sie suchte nach Worten, doch als ihr nichts besseres einfiel, setzte sie eine extrem ernste und abweisende Miene auf und erklärte, so ruhig wie möglich: "Ich bin schwul. Ich stehe nicht auf Weiber, also verzieh dich!"

Stille.

Fast so als wäre jemand gestorben.

Farry blickte Joanne aus ihren großen, braunen Augen an. Dann verzog sie das Gesicht, so handle es sich bei Joanne um eine widerliches kleines Insekt. Diese lächelte jedoch nur verschmitzt, ein wenig zufrieden über sich selbst warf sie einen Blick zu Jack, der sie verblüfft anblickte. Genauso wie der Rest.

Doch statt wegzugehen, hob Farry die Hand und verpasste Joanne die deftigste Ohrfeige ihres Lebens. So sehr, das Joannes Wange auf der Stelle rot anlief.
 

"Schwul also..." Belustigt stand Jack an der Wand und beobachtete Joanne wie sie leise vor sich hinfluchend ihre angeschwollene Wange kühlte.

"Mir ist nun mal nichts besseres eingefallen, was hätte ich denn sonst tun sollen?"

"Du hättest zum Beispiel sagen können das sie nicht dein Typ sein, oder so..."

"Dann hätte ich mir die doppelte Portion Ohrfeigen holen können. Blödes Weibsbild!"

"Willkommen in meiner Welt... der Männerwelt... So geht es irgendwann einmal jedem von uns. Wenn du dich schon wie ein Junge anziehst, wirst du wohl auch damit leben müssen."

"Hm... mag sein, aber weißt du was ich seltsam finde?"

"Das sie auf dich stand?"

"NEIN!", sie blickte ihn verärgert an bevor sie fortfuhr: "Chin weiß das ich ein Mädchen bin."

"Wie denn das? Hast du es ihm gesagt? Ich meine, er ist ja ein hübscher Kerl, aber..."

"So so, noch einer den wir demnächst für schwul halten können..."

"Ich dachte nur, das er dir vielleicht gefällt."

"Ist ja auch egal. Jedenfalls, als ich in diesem Zimmer lag und aufwachte, da war er da. Ich glaube er hat mich im Schlaf beobachtet. Und dann hat er mich Joanne genannt. Er wusste also, das ich ein Mädchen bin, ohne das ich etwas gesagt habe."

Jack schwieg eine Weile. Sein angestrengter Ausdruck im Gesicht verriet ihr, das er nachdachte. "war dein Hemd offen?", fragte er schließlich und sah ihr über den Spiegel in die Augen.

"Was denkst du denn?" Empört fuhr sie herum. Ihre Blicke berührten sich. Seine strahlenden Augen schienen dunkler als sonst. Verklärt.

"Na ja, du warst schließlich ohnmächtig."

"So ein Unsinn!" Sie ging an ihm vorbei zur Tür, gerade als sie diese öffnen wollte, legte Jack ihr die Hand auf die Schulter. Seine Wärme durchzog sie bis ins Mark. Sie waren angenehm, seine Berührungen. Schon als Kind hatte sie es geliebt wenn er mit seiner Hand ihre Schultern oder ihr Gesicht streichelte. Doch in diesem Moment erfasste sie ein leichtes Gefühl von Unbehagen.

Jack schien es zu spüren, er zog die Hand wieder zurück. Doch noch immer sah er sie an. Musterte sie von Kopf bis Fuß, ehe er eindringlich zu ihr sprach: "Nimm dich vor ihm in Acht! Bitte, Joanne. Chin mag faszinierend auf dich wirken, aber er ist nicht der Richtige!"

Sie konnte fast fühlen, wie sie von einer unglaublichen Wut erschüttert wurde. Wie konnte er es wagen! Ihre grünen Augen funkelten aus Zorn, als sie ihn anschrie: "Das geht dich einen Dreck an, Jack!" Und mit diesen Worten stürmte sie nach draußen, auf den Flur. Und noch während sie lief, schien sich der Boden unter ihren Füßen zu bewegen. Ja, er bewegte sich. Es war als würde er Wellen machen. Wellen, so wie Wasser es tat. Sanftes, weiches Wasser, welches den Körper umspülte und einen trug. Es war als würde sie versinken. Versinken. Versinken...

Ertrinke im Meer der Pein!

Die Luft wurde ihr knapp. Etwas umschloss fest ihre Seele. Zu fest! Zu fest! Sie konnte nicht mehr Atmen. Sie schnappte nach Luft. Doch statt Sauerstoff schoss Wasser in ihre Lungen.

Ertrinke!

Sie wand sich wie ein Fisch der in einem Netzt gefangen war. Ein Netzt, aus dem sie nicht frei kam, weil sich das feste, unsichtbare Gewebe um sie geschnürt hatte. Ihr alles abschnürte. Alles! Sie stieß einen lautlosen Schrei aus. Ein Schrei! Alles um sie herum färbte sich rot. Blut! Blut? Woher? Woher das Blut? Körper stürzten links und rechts von ihr ins Wasser. Schwer und unbeweglich wie Steine. Um sie herum fielen sie. Und einer landete auf ihr drauf. Ein toter Körper. Das Gesicht ihr zugewandt. Es starrte sie aus kalten Augen an. Es war eine Frau. Eine Frau, der man ein Messer in den Bauch gerammt hatte. Eine Kriegerin. Ein Engel! Mit schwarzen Flügeln.

Endlich gelang es ihr frei zu kommen. Sie ließ den Leichnam in die Tiefe fallen und strampelte nach oben. Mit letzter Kraft erreichte sie die Oberfläche. Tauchte auf. Um sie herum brannte es. Das Wasser brannte!!

Und dann...

War es vorbei. Sie stand wieder mitten im Flur. Um sich herum die kahlen, weißen Wände. Sie stand da und war ganz nass. Sie war ganz nass. Wasser tropfte aus ihrem Haar und ihrer Kleidung. Ihr weißes Hemd war rot gefärbt vom Blut, das sich mit dem Wasser vermischt hatte. Sie einen unangenehmen Kupfergeschmack in ihrem Mund.

War das gerade ein Traum oder die Realität gewesen? Es musste doch real gewesen sein. Sie war doch nass! Und sie hatte einen Leichnam in der Hand gehalten.

"Luzifer!" Sie brüllte es so laut, das es noch Meter weit zu hören sein musste. "Luzifer! Was soll das? Wieso hast du das getan?" Zornig starrte sie an die Decke, so als würde sie erwarten, das er jeden Moment hindurchfallen würde. Ihr Atem ging schwer. Die Bilder dieser Vision gingen ihr nicht mehr aus den Kopf. Dieser Leichnam. Eine tote Frau. Ein gefallener Engel.

Sie sank zu Boden, der schon ganz nass vom tropfenden Wasser war. Eine Pfütze hatte sich gebildet, und es machte Platsch als sie darin landete. Mit hängenden Schultern saß sie da und starrte in die Luft.

"Sie war doch noch so jung..."

"Wer?"

"Diese Frau natürlich." Sie blickte nach oben und sah in sein kaltes Gesicht. Er stand direkt vor ihr. Groß und schlank und wunderschön. Aber dennoch grausam. Er hatte ihr völlig unvorbereitet diese Bilder gezeigt. Nun lächelte er sie kalt an.

"Sie war nicht jung. Engel behalten ihre Jugend."

"Aber sie hat es nicht verdient zu sterben."

"Gott sagte sie solle sterben, also ist sie gestorben." Selbst als er das sagte, lächelte er noch. Kalt und grausam.

"Aber warum hat Gott gesagt sie solle sterben."

"Weil sie ihn verraten hat."

"Warum zeigst du mir solche Bilder? Warum war es real? Warum bin ich jetzt nass?" Joannes Stimme klang unnatürlich monoton. Starr blickte sie ihn aus leeren Augen an.

"Es sind Bilder meiner Erinnerung. Du erlebst das, was ich gesehen habe. Du erlebst es real, weil ich es real erlebt habe. Meine Erinnerungen sind so real, weil es die eines Engels sind, auch wenn ich ein gefallener bin. Es ist wie eine Zeitreise. Und wenn du hier wieder aufwachst, ist es, als wärst du wirklich dort gewesen. Es ist nun einmal so..."

"... weil Gott es so wollte?

"Weil Gott es so wollte."

Mit diesen Worten schnipste er mit dem Finger. Doch statt ihre Kleider zu trocknen, war nun auch sie völlig in Schwarz gekleidet. Erstaunt sah sie ihn an.

"Ich bin der Teufel", erklärte er nur belustigt, "ich kann so etwas eben."

Und mit diesen Worten verschwand er, ohne das sie ihm noch mehr Fragen stellen konnte. Einsam und verlassen stand sie im Flur, völlig in schwarz gekleidet. Ihr Haar war noch immer nass, aber die Kleider waren warm und angenehm. Sie machte sich auf den Weg zu jenem Raum, in dem die anderen warteten. Sie hatte keine Lust. Aber sie wusste nicht, was sie anderes hätte tun können. Lustlos stapfte sie den Flur entlang ohne sich noch einmal um Jack zu kümmern. Er würde den Weg schon allein finden. Er war ja kein kleines Kind mehr...

Sie waren ja nun keine kleinen Kinder mehr...
 

Nun begann sich alles für sie zu verändern. Es war, als wolle ihnen die Welt nun ein neues Gesicht von sich zeigen. Alles begann damit, das sie eine neue Wohnung bekamen. Eine schöne große Wohnung, in der genug Platz war, das sie und Jack, jeder von ihnen, ein eigenes Zimmer hatten. Es war nicht einmal das schlechteste Viertel, in dem sie hier wohnten. Die Wohnung lag im 14. Stock, sie gelangten mit einem großen Fahrstuhl dorthin. Die Schule die sie besuchten blieb die gleiche. Nach dem Unterricht gingen sie zum Hauptsitz von NeoGP. Dort wurden sie in verschiedenen Kampftechniken sowie in dem Umgang modernster Computertechniken geschult. An den Wochenenden mussten sie nur manchmal dort hin. Sonst hatten sie freu. Jack musste nicht mehr arbeiten. Sie bekamen genug Geld. Mehr als genug. Es war fast schon wunderbar, dieses Leben.

Doch Joanne fühlte sich von Tag zu Tag unglücklicher. Sie kam nicht mehr zurecht, mit sich und mit der Welt. Nachts konnte sie kaum noch schlafen, weil sie ständig diese grässlichen Träume hatte, welche Luzifer ihr schickte. Träume aus seinen Erinnerungen. Seinen Erinnerungen, doch waren dies nicht die ihren. Ihre empfand sie als grausam genug.

Völlig übermüdet schleppte sie sich an einem Freitag zu Dr. Tamano Akue. Er war Arzt, der für die Firma arbeitete. Zusammen mit Dr. Arkune Narata, einer noch recht jungen Ärztin, forschte er nach Medikamenten. Er war ein eigenartiger Kauz, der bereits eine Tochter, Jeanne, von 14 Jahren hatte, welche ebenfalls hier arbeitete. Genauso wie seine Cousine Suzuki, ein quirliges Mädchen von 13 Jahren. Außerdem arbeiteten hier noch Chins Bruder Jackie, 15 und ein Freund von Chikara, Kira, 16. Alles nicht viel Älter als sie selbst, doch bekam sie von jedem von ihnen Unterricht. Von Suzuki in Informatik, von Kira in Maschinen-Technik, von Jackie in Kickboxen und von Jeanne in der Steuerung von Maschinen.

Doch sie mochte in diesem Moment gar nicht daran denken, was an diesem Freitag noch alles vor ihr lag. Müde hockte sie in Dr. Akues Büro und wartete darauf, das er kam. Sie hatte das Gefühl eine Ewigkeit warten zu müssen. Müde starrte sie ein Bild an, als er eintrat. Sein weißer Kittel war zerknittert, sein schwarzes Haar zerzaus, er blickte erschöpft durch seine dicke, eckige Brille und außerdem hatte er einen Dreitagebart. Tatsächlich hatte Dr. Akue wenig Ähnlichkeit mit einem Arzt.

"Jo." Er lächelte verschmitzt. "Wie kann ich dir helfen mein Junge?"

"Schlaftabletten..."

Dr. Akue hob zuerst die eine Augenbraue, dann die andere. Es musste schon sehr eigenartig auf ihn wirken, wie sie auf dem Stuhl hockte, dunkle Ringe unter den Augen und mit matter Stimme nach Schlaftabletten fragte.

"Jo... was willst du damit? Du bist ein junger, kräftiger Mann und brauchst so etwas nicht. Gehe einfach zeitiger ins Bett und schaue davor kein Fernsehen. Diese Bilder wühlen einen nur noch mehr auf."

Erstens war sie kein Mann und zweiten sah sie kein Fernsehen, das hatte sie noch nie getan, schon als sie klein gewesen war nicht, Jack und sie hatten sich einfach keinen leisten können. Aber sie sagte kein Wort sondern lächelte ihn nur müde an.

"Doc... ich glaube sie verstehen nicht... ich..."

"Was soll ich denn nicht verstehen."

"Ich habe Alpträume, ich kann schon seit Wochen nicht mehr einschlafen!"

"Alpträume?" Ernst sah er ihr durch seine dicke Brille in die Augen. Er wirkte wirklich sehr müde. Fast schon so sehr wie sie selbst, es wurde Zeit, das er sich selbst einmal Ruhe gönnte. "Was meinst du damit?"

Sie hob die Schultern. "Doc, sie werden ja wohl wissen, was Alpträume sind!"

Er lächelte bitter und wandte den Blick ab. "Du kannst also nicht schlafen weil du Alpträume hast. Alpträume sind meist ein Zeichen für schlechte Erlebnisse in der Kindheit. Möchtest du darüber reden?"

Belustigt betrachtete Joanne den Arzt. Er war nicht viel älter als dreißig. Seltsam das er schon eine Tochter in dem Alter hatte. Und wo war die Mutter von dem Kind? Je mehr Joanne ihn betrachtete, um so mehr schien sie von dem Schmerz erblicken zu können, der von ihm Besitzt ergriff. Auch Dr. Akue war schlimmes widerfahren.

"Nein, Doc, ich möchte nicht darüber reden... Jedenfalls denke ich, das es nicht ihre Aufgabe ist, mich über meine Vergangenheit auszufragen." Mit diesen Worten erhob sie sich von ihrem Stuhl. Gerade als sie dabei war, den Raum zu verlassen, hielt er sie zurück.

"Warte, Jo!" Er wandte sich nicht zu ihr um, stattdessen begann er in einem Schubfach seines Schreibtisches zu kramen. Es dauerte eine Weile bis er ein kleines, braunes Fläschchen hervorholte. "Fang!" Er warf es ihr schwungvoll zu und sie fing es geschickt auf. Schweigend las sie Baldriantropfen. Verwundert sah sie ihn an.

"Das ist ein altes Naturheilmitten", erklärte er mit verschmitztem Lächeln, "es soll dich besser zur Ruhe kommen lassen. Es ist wenigsten nicht schädlich für so einen jungen Körper, im Gegensatz zu den chemischen Mitteln."

Sie bedankte sich und verließ das Zimmer, während sie sich das Fläschchen in die Hemdtasche steckte. Sie wollte sich gerade zum Gang umwenden, als erschrocken zurücktreten musste. Verblüfft starrte sie in Chikaras blasses Gesicht.

Der junge Japaner stand unmittelbar vor ihr. Er überragte sie kaum und seine dunklen Augen musterten sie mit beinahe feindseligem Blick. Sein Mund wirkte verkniffen, sein Haar war zerzaust, Schweiß lief ihm über die Stirn. Es schien als litt er große Schmerzen.

"Chi... Chikara...", entfuhr es ihr und sie wollte ihm helfen, in Dr. Akues Zimmer zu gelangen, denn es schien, als könne er kaum noch laufen. Doch statt sich zu bedanken, schlug Chikara zornig ihre Hand fort.

"Fass mich nicht, du schwule Sau!" Mit diesen Worten schleppte er sich zur Tür, öffnete sie und trat ein. Joanne konnte noch dumpf Dr. Akues verblüffte Stimme vernehmen. "Chikara!" Dann brach dieser zusammen.

Doch Joanne war zu verärgert um wieder hineinzugehen. Stattdessen wandte sie sich um und lief den Gang hinunter.

Diese Nacht war die erste seit langem, in der sie keine schlechten Träume hatte. Dr. Akues Mittel half...



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