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Die Klage des Schwertes

Der verzweifelte Kampf um eine bessere Zukunft in einer Zeit der Apokalypse und der vollkommenen Verzweiflung
von

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Träume der Verdammnis

Die Wolken türmten sich grau am Himmel über Dereses. Der Wind war stark aber kein Schnee fiel vom Himmel. Dereses war von Schneemassen weiß und wirkte verlassen, als sie sich ihren Weg zum Tempel bahnten.

Zwei Schwere Marmorsäulen türmten sich meterhoch vor ihnen auf. Auf jedem der beiden Säulen saßen eine grauschwarze Krähe, die auf die zwei hernieder sahen und dann wieder ihren Blick in Richtung Norden richteten.

Die beiden Säulen markierten den Beginn des Tempelbodens. Im Westen, Osten und Süden waren ebenfalls jeweils zwei Säulen erbaut. Der gigantische Bau des Sonnentempels erstreckte sich nun vor ihnen und sie schätzen sich glücklich nach der langen Reise ihr Ziel erreicht zu haben.

Sie traten in den Tempel ein, der warm erhitzt war. Der Zentaur sah sich in dem Gebetsraum um. Sein rotbraunes Fell war nass durch den aufgetauten Schnee, genauso wie sein Haar, dass dieselbe Farbe trug.

"Was ist das für Gesang und wieso ist Niemand hier? Ich dachte wir wären im Tempel der Sonnengöttin?"

Seine Begleitung, eine alte Dame mit grau geflochtenem Haar, schaute zu dem Zentaur.

"Es ist das Ritual, alle Priester und Priesterinnen helfen der Hohepriesterin, bei diesem Ritual. Sie Singen und erwecken die Magie."

Die Stimmen von hunderten von Priestern und Priesterinnen hallten durch den Raum. Es wirkte beunruhigend auf die Atmosphäre, als würde die Luft knistern. Der Zentaur wanderte leise durch den Raum, als ob er etwas durch zu laute Geräusche zerstören könnte.

Die grauhaarige Frau setzte sich auf eine reich verzierte Bank, die hier für die Besucher des Tempels standen. Sie ließ ebenfalls ihren Blick schweifen, sie war es leid in Begleitung des Zentauren zu sein, der ihr mehr als unsympathisch vorkam, was daran lag, dass ihre erste Begegnung mehr als daneben ging.

Die riesige Tür öffnete sich und zwei Personen traten ein. Ein junger Mann und eine junge Frau. Beide schauten sich suchend in der riesigen Halle um, bis der Blick des Mannes den Zentauren fand und dann den der älteren Dame. Er schien erfreut zu sein, sie hier anzutreffen.

Die Frau in seiner Begleitung folgte ihm, wenn auch auf etwas Distanz. Ihr türkisblaues Haar stach jedem sofort in die Augen, sowie ihre faszinierenden hellblauen Augen, die nichts Konkretes zu erfassen schienen.

Der braunhaarige Mann trat vor den Zentauren, der die beiden Neuankömmlinge beobachte. Er verbeugte sich tief.

"Arganais in Ehren."

Der Mann richtete sich auf und lächelte den Zentauren an, als er fortsetzte.

"Mein Name ist Reid ich entstamme der Provinz Patschuli und freue mich einen der Herren des Waldes kennen zu lernen."

Der Zentaur war mehr als beeindruckt, da die Menschen die offizielle und traditionelle Begrüßung eines Zentauren nicht mehr würdigten. Reid schien eine Ausnahme zu sein.

Der Zentaur nickte dem jungen Mann dankbar zu.

"Arganais in Ehren. Mein Name ist Galeth, es ist mir ebenfalls eine Ehre sie kennen zu lernen Reid."

Der Zentaur schaute an dem Mann vorbei zu der Frau, die etwas entfernt stand. Auch ihr schenkte er ein Nicken.

"Wie ist euer Name?"

'Malai'

Er war mehr als verwirrt, als er die Stimme nicht mit seinen Ohren vernahm, als mit seinem Geist. Reid hörte sie auch, wenn auch auf diese merkwürdige Weise, doch es hatte etwas Angenehmes und Aufrichtiges.

Sie wurden unterbrochen, als erneut die Tür sich öffnete.

Ein Mann in feinem schwarzem Mantel betrat den Raum, an seiner Hüfte trug er ein Schwert, das in einer schwarzen Scheide befestigt war. Er wirkte Müde und angestrengt. Schnell fand er die anderen Anwesenden im Raum, doch er wartete am Eingang. Verblüfft schaute er sich das monumentale Bauwerk an, das ihm verlassen vorkam, bis auf den Gesang, der so unüberhörbar den Raum durchflutete. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter, denn der Gesang wirkte beruhigend und bedrohlich auf einmal.

Eine weitere Person betrat den Raum. Die Frau war gekleidet in einer schweren Lederrüstung mit einem braunen Leinenumhang. Ihr kurzes Haar war nass, da es wieder begonnen hatte zu schneien. In ihrer Hand trug sie einen Speer. Sie schritt ohne den Mann, der am Eingang wartete, zu beachten an diesem vorbei. Kurz darauf traten zwei Personen nebeneinander ein und schlossen die Tür. Im grauen Gewand gekleidet freute sich die rothaarige Frau mit ihren auffällig grünen Augen über die angenehme Wärme des Tempels. Neben ihr stand ein Junge, dessen Aussehen das ihre um einiges schlug, denn die orangen Augen und das weiße Haar wirkten wie die eines Dämonen, doch durch sein kindliches Aussehen, hatte er weiche Konturen und etwas makellos Schönes.

"Gifu, sag mir, dass das auf dem schwarzen Drachen nicht Hagal war, wir müssen einen weiten Weg überbrücken und dass zu Fuß oder wenn wir Glück haben zu Pferd, aber auf einem Drachen, dass ist uns nicht vergönnt."

Gifu nickte nur mitfühlend zu der weiblichen Seherin.

Er sah sich im Tempel um, bevor er seinen Blick wieder auf die anderen Anwesenden warf, die sie aufmerksam betrachteten.

Die ältere Dame auf der Bank erhob sich. Sie kämmte sich das graue Haar zurück und ging dann auf die anderen zu.

"Dann haben sich ja fast alle versammelt." stellte sie zufrieden fest.

"Jara, sei nicht so verbissen und lächel' wenigstens, wenn wir uns schon seit vier Wochen nicht mehr gesehen haben."

Die rothaarige Frau klopfte der grauhaarigen auf den Rücken, die sie mehr als böse ansah. Gifu blieb auf Distanz genauso wie auch die anderen beiden, die vor ihnen ankamen.

Hagal betrat den Raum zusammen mit dem schwarzhaarigen Drachenreiter. Beide rieben sich die Hände, da der Flug mehr als kalt war. Hagal ging zielstrebig an den anderen vorbei zu den Sehern, die sich zu einer Gruppe zusammen gefunden hatte.

"Es scheint als seinen sie noch nicht bereit."

Hagal sah sich in der Gruppe um. Er hatte zu seiner Befriedigung festgestellt, dass das Ritual der Hohepriesterin noch anhielt.

"Habt ihr euch schon untereinander vorgestellt?"

"Noch nicht wirklich." antwortete Reid, der dem Zentauren den Rücken zuwandte.

"Also gut. Mein Name ist Hagal, ich führe die Gilde der Seher an."

Hagal sah seine Gegenüber an.

"Mein Name ist Jara", gab diese missmutig zu.

"Mein Name ist Naud", die rothaarige Frau lächelte freundlich, als sie sich den anderen zuwandte.

"Ich heiße Gifu." Der Blick des Jungen richtete sich auf keinen der Anwesenden.

"Dann bin ich wohl dran, ich heiße Reid." Der junge Mann verströmte etwas Positives, wie die Anwesenden bemerkten.

Als keiner etwas sagte, trat der Zentaur vor.

"Mein Name ist Galeth."

"Ich heiße Syriu", er hielt seine Arme verschränkt und schaute auf die Bavale, die seinen grimmigen Blick erwiderte.

"Erase."

"Cires."

Er sah sich in der Gruppe um, im Gegensatz zu den anderen war er nicht so offenkundig über seine Gefühle und behielt einen neutralen Gesichtsausdruck.

Malai war die letzte die sich vorstellte, obwohl niemand sah wie sich ihre Lippen bewegten, beschlossen sie innerlich, dass jeder etwas ungewöhnlich war.

Alle waren von einem der Seher eingeweiht worden, sie wussten alle, dass sie sich auf eine Sache festgelegt hatten, die sie ihr Leben kosten könnte, auch wenn es einige Überredungskunst, des jeweiligen Sehers gebraucht hatte.

Keiner sprach ein Wort jeder sah sich in der Gruppe um, doch keiner wagte es die unangenehme Spannung zu durchbrechen, aus Angst ein Blitz könnte auf ihn niederschlagen.

Der Gesang wurde lauter und bedrohlicher. Einige sahen sich fragend an.

Es kam zu einem Abrupten stoppen, als alle Fackeln und alle Kerzen sich entzündeten und den Raum erhellten. Die unangenehme Atmosphäre verschlimmerte sich nur, als das Singen wieder einsetzte.

"Sie sind fast fertig, es werden nur noch die Barrieren und Banne ausgerufen, dann wird dieser Ort der sicherste im ganzen Land sein."

Keiner von den Auserwählten fragte, was es damit auf sich hatte und wartete ab, bis etwa zehn Minuten später der Gesang seinen Höhepunkt erreicht und jedes Feuer, egal wie klein es war, sich grünblau verfärbte. Der Gesang verstummte und draußen in der Ferne erklang das Brüllen des schwarzen Drachen.

"Es ist eine Warnung." Cires führte seine Erklärung nicht weiter aus, als ob jeder verstanden hätte, was er damit meinte.

Es dauerte nicht lange, bis der Gebetsraum von einigen Priestern gefüllt wurde. Alle die sie sahen waren übermüdet oder total erschöpft. Sie verließen den Raum schnell durch die verschiedenen Ausgänge, die in das Innere des Tempels führten, wo die Quartiere lagen.

Die Priester und Priesterinnen waren verschwunden, vereinzelt kam ein Mönch oder eine Novizin um durch den Raum in einen anderen Gang zu kommen.

Zwei Priester kamen in den Raum und verbeugten sich höflich vor den Anwesenden, nach ihnen trat die Hohepriesterin aus dem geheiligten Raum, der sich hinter ihr schloss. Ihre Schritte waren unsicher und sie stützte sich auf ihrem Stab ab, als sie vor den Altar trat. Auch sie verbeugte sich und richtete sich wieder auf. Die Seher taten es ihr gleich und dann auch die restlichen fünf.

"Wie ich sehe, sind die Auserwählten wirklich gekommen." Die Hohepriesterin rang sich ein Lächeln ab.

"Es erfreut mich euch hier Willkommen zu heißen, sowie auch die letzten Seher dieses Landes. Die Ehre die ihr der Hochburg Dereses schenkt ist unvorstellbar. Es ist nur bedauerlich, dass es eine solche Situation erfordert."

Die Seher sahen sie beklommen an.

"Ich habe Zimmer herrichten lassen, die euren Bedürfnissen hoffentlich genüge tun. Ich stelle euch eine Novizin zur Verfügung, die sich um eure Belange kümmern soll."

Sie brach ab und jeder im Gebetsaal konnte ihr die Erschöpfung ansehen. Sie schloss die Augen um die Kontrolle über sich zu bewahren.

"Hohepriesterin, ich bitte euch. Erholt euch von dem Ritual."

Die Frau nickte dem Seher zu. Sie sah zu einem der farbigen Fenster hinauf.

"Auf dass mein Reich verschont bleibt."

Das plötzliche zusammenzucken, alarmierte alle im Raum. Belleris weitete ihre Augen, als sie auf etwas starrte, dass niemand im Raum wahrnehmen konnte. Tränen quollen hervor und rannten ihr Gesicht herunter.

Syriu, der ihr am nächsten war wollte zu ihr hoch eilen, wurde aber von der grauhaarigen Dame aufgehalten, als sie ihn mit aller Kraft zurückhielt. Stattdessen machten sich Reid und Naud auf den Weg. Naud umarmte die Frau sanft und flüsterte ihr etwas ins Ohr, als sie in sich zusammen sackte und mit Naud in die Knie ging. Auch Reid sprach sanft auf sie ein, doch die Tränen der Hohepriesterin versiegten nicht, als sie zitternd in Nauds Armen lag.

Reid stand auf.

"Wir bringen sie auf ihr Zimmer."

Hagal nickte den beiden dankbar zu und überließ den beiden jüngeren Sehern die Hohepriesterin.

"Was sollte dass?"

"Du hast nicht die Gabe, du würdest verletzt wenn du jemanden während einer Vision berühren würdest."

Syriu hätte am liebsten irgendetwas erwidert, aber es fiel ihm nichts ein.

Eine Novizin mit blonden Haaren trat vor die Gruppe, sie sah sich unsicher nach der Tür um, wo die Hohepriesterin hin verschwunden war. Zögernd stellte sie sich vor.

"Mein Name ist Cecil, ich bin die Novizin, die sich um euer Wohlbefinden kümmern soll. Die Zimmer sind hergerichtet und Essen und Trinken sind ebenfalls auf den Zimmern. Aufgrund des Rituals halten wir heute Abend keine Messe und lassen auch das Abendessen ausfallen. Die Priester und Priesterinnen müssen sich ausruhen und ihre Kräfte regenerieren."

Sie deutete auf eine Tür im Osten die einen riesigen Flur beherbergte. "Bitte folgen Sie mir."

Unsicher ging sie den acht anwesenden Personen voraus, wobei, Hagal neben sie trat und neben ihr herlief, während der Rest vereinzelt folgte.

"Wir haben drei Zimmer vorbereitet, mit jeweils vier Betten. Normalerweise hätten wir ihnen gerne jeden ein einzelnes Zimmer zugewiesen, aber wir sparen jeden Platz um Flüchtlingen Asyl zu gebieten. Vorerst nimmt aber die Burg die Heimatlosen auf. Obwohl der Krieg noch nicht mal begonnen hat, sind viele hierher gekommen."

Hagal nickte.

"Es ist sehr großzügig von der Herrin von Dereses, den Menschen Obdach zu genehmigen und uns trotzdem aufzunehmen."

"Hohepriesterin Belleris vertraut auf die Gilde der Seher, so wie auch die Priester und Priesterinnen."

"Verstehe. Erzählt die Herrin oft von ihren Träumen?"

Die junge Frau im schwarzen Novizinnenkleid wandte ihren naiven Blick auf den Seher.

"Es kommt vor dass sie etwas in den Gebetsstunden verlauten lässt aber das kommt eher selten vor."

Aus dem Gesicht von Celin ließ sich schließen, dass sie verunsichert war.

"Hat sie oft Visionen?"

Hagal war mehr als überrascht gewesen, dass die Hohepriesterin so mächtig war, dass sie sogar von Visionen heimgesucht worden war. Dadurch, dass sie nicht mit der einzigartigartigen Gabe des Sehens geboren war, sondern nur einen Bruchteil dieser Magie beherbergte, hätte sie eigentlich keine Visionen haben dürfen.

Einerseits war es beeindruckend und andererseits erschreckend, denn die Visionen waren selbst für reine Seher eine Qual, die sie im Laufe der Zeit zu beherrschen wussten. Sie hatten diese Gabe und hatten viel Zeit mit den Studien des praktischen Sehens verbracht, wohingegen die Hohepriesterin niemals etwas Derartiges hatte lernen müssen. Sie war von Anfang an zur Herrin von Dereses geboren worden.

"Nein oft auf keinen Fall, aber mir wurde erzählt, dass sie schon zweimal von diesen Visionen aufgesucht wurde, zu der Zeit war ich aber noch nicht im Tempel, sie müssen wissen, dass ich erst seit zwei Jahren im Tempel lebe und mich der Herrin Solei untergeordnet habe."

"Hatte sie über die Visionen geredet?"

Gifu hatte sich den beiden angeschlossen.

"Nein, keiner wusste was sie je gesehen hatte, aber ich glaube die meisten haben sich auch nicht getraut nachzufragen, was vorgefallen war. Die Herrin ist sehr jung und kommt den Voraussetzungen, die in sie gesteckt werden mehr als genüge nach. Keiner wagt es ihr Urteil anzuzweifeln. Hätte sie für den Kampf gestimmt, die meisten wären ihr gefolgt."

Hagal sah Gifu nachdenklich an, er wusste worauf er angespielt hatte. Das die Herrin schon zweimal eine Vision hatte beunruhgte den Seher zutiefst. Wenn sie nicht über die Visionen geredet hat, dann hieß das vermutlich, dass sie schon vor der Zeit des Kriegbeginns Dinge gesehen hat, deren Inhalt nicht erfreulich waren. Es hieß vor allem aber auch, dass die Herrin stark war, sehr stark sogar.

"Oh, wir haben das erste Zimmer von dreien erreicht. Also wie schon gesagt können vier Personen pro Zimmer untergebracht werden. Wie sie sich aufteilen liegt in ihrer Hand."

Cecil war vor einer Tür stehen geblieben und öffnete die Tür. Sie wartete bis alle Personen endlich ankamen.

"Ich schlage vor das Frauen und Männer getrennt schlafen werden und das wir Frauen es uns in diesem Zimmer aufhalten."

Niemand erwiderte etwas auf den Vorschlag der Bavalen, die erhobenen Hauptes in das Zimmer trat.

Das Zimmer war so eingerichtet, dass vier Betten in die vier verschiedenen Ecken gestellt waren. Im Zentrum des Raumes stand ein Tisch, der gerade groß genug war, das vier Person daran platz nehmen konnten. Auf ihm standen Brot, Obst und frisches Quellwasser.

Die Wände waren gestrichen in einer beigen Farbe. Ein Kamin war entzündet worden und spendete Wärme. Das Feuer hatte dieselbe Farbe wie alle Fackeln im Gebetsraum. Der grünblaue Schein der Flammen wirkte kalt, trotzdem war das Zimmer warm und angenehm.

Erase legte ihre Sachen, die sie über die Schulter getragen hatte auf ein Bett neben dem Fenster, das den Blick in die Stadt beherbergte. Wo sie überall das Flackern der grünblauen Fackeln sah.

Malei und Jara waren nun ebenfalls in das Zimmer eingetreten und suchten sich ein Bett. Jara suchte sich das Bett in der dunkelsten Ecke entfernt vom Kamin und Fenster, während Malei das Bett, welches direkt neben dem Kamin stand nutzte um sich hinzulegen.

"Was hat es mit dem Feuer auf sich?"

"Es ist das Zeichen für mächtige Magie die in diesem Gebiet ausgesprochen wurde."

"Wie?"

"Hast du sie nicht singen hören. Die Priester und Priesterinnen haben der Hohepriesterin in dem Ritual mit ihrer Macht geholfen. Drei Tage und Nächte haben sie gebraucht das Ritual zu vervollständigen."

Jara hatte sich an den Tisch gesetzt und sich eine der reifen Früchte genommen. Sie hasste es wenn Menschen wie Erase ständig Fragen stellten. Doch sie antwortete eh immer.

Malei hatte sich ins Bett gelegt und betrachte die züngelnden Flammen.

Erase war verblüfft. Sie hatte keine Ahnung von Magie in ihrem Clan wurde nur das Kämpfen an sich beigebracht aber nichts über die Magie. Das der Tempel drei Tage hatte für das Ritual gebraucht war verblüffend. Sie hatte sich insgeheim schon gefragt warum alle so übermüdet wirkten. Sie stellte keine weiteren Fragen, da Jara ihr mit ihren barschen Tonfall klarmachte, dass sie es hasste gefragt zu werden.
 

Derweil.

Die Gruppe war weitergegangen. Cires bildete den Schluss. Er sah sich im Flur um, der durch das blaue Licht erhellt wurde. Wie er schätzte war der Tempel riesig und würde Tausend Menschen locker unterbringen können. Er hatte gesehen wie viele Priester und Priesterinnen ganz alleine hier wohnten, nachdem sie den Ritensaal verlassen hatten.

Ab und zu kamen ihnen Novizinnen und Mönche entgegen die ehrwürdig den Kopf senkten, sobald die Gruppe an ihnen vorbeiging. Sie unterschieden sich von Priestern und Priesterinnen nur in der Tracht, die bei der Priesterschaft aus weißer Robe mit schwarzer Kordel bestand und bei Mönchen und Novizinnen aus schwarzen Roben mit grauen Kordeln. Wie Cires bemerkt hatte, hatte die Hohepriesterin dieselbe Tracht wie auch die Priesterinnen an, nur der Stab mit dem Sonnensymbol unterschied sie.

Schon jetzt sehnte er sich zu seinen Freunden, die auf Desu zurückgeblieben waren. Salai weniger als sein bester Freund Nigre. Jederzeit hatte er für gute Laune gesorgt und war für ihn da gewesen trotz seiner Beziehung zu Ina.

Cires schwor sich Nigre nie zu vergessen. Er war nur froh, dass Mythal bei ihm war, der immer mit ihm in Kontakt blieb, auch wenn sie zwei Kilometer von einander entfernt waren. So blieb trotzdem das Band erhalten, dass zwischen ihnen geknüpft war. Das Gefühl, der Geborgenheit.

Galeth, der vor ihm hertrabte, war in einer Herde aufgewachsen und war nun seit drei Jahren im Grenzgebiet der Wälder von Yagaji, wo er wie andere seines Alters auch den Wald vor Eindringlingen schützen sollte. Nur selten kamen sie in die Herde zurück. Erst später würde er auf Partnersuche gehen und das Leben in der Herde wieder aufnehmen, bis dahin war er dem Wald verpflichtet und ausschließlich ihm und seinen Bewohnern.

Es waren fünf Minuten vergangen, seit die Frauen sich abgesplittert hatten. Cecil hielt ein weiteres Mal an und öffnete eine Tür. Syriu, der relativ weit vorne lief, machte ohne weitere Kommentare seinen Weg in das Zimmer. Cires folgte ihm, er hatte keine Lust weiter zu laufen, bis sie das nächste Zimmer erreichen würden. Galeth wartete draußen.

"Ich schlafe in keinem Zimmer, ich bin nicht wie ihr Menschen, ich bin ein Geschöpf der Natur und lebe in ihr."

Cecil war mehr als perplex, sie wusste nicht was sie dem Zentauren anbieten sollte, denn darauf war sie nicht vorbereitet gewesen.

"Der Tempel umschließt einen großen Garten, ich bin mir sicher zu dieser Jahreszeit ist er recht unbenutzt."

Hagal rettete die Frau aus einer unbequemen Lage. Galeth akzeptierte schnell, da es besser war als vor der Burg einen Ort zu finden. So verließ er die beiden übrig gebliebenen Seher, die sich mit der Frau auf den Weg machten, das nächste Zimmer zu erreichen.

Syriu setzte sich auf das Bett das dem Kamin am nächsten war und warf seine Sachen, die er mitgebracht hatte auf den Boden. Er rieb sich mit der Hand durch sein dunkelblaues Haar, dass durch die Nässe in sein Gesicht fiel. Er legte seinen schwarzen Mantel fein säuberlich über einen der vier Stühle und stellte sein Schwert, nachdem er es abnahm neben sein Bett.

Cires legte seine Sachen auf einen Stapel neben sein Bett, dass er sich direkt am Fenster aussuchte. Sein Blick fiel sofort auf die felsigen Gebirgskette, die Dereses, wie einen Schutzwall zu umsäumen schien. Er erblickte Mythal in der Ferne. Man konnte die Gestalt des schwarzen Drachen gerade noch erkennen. Cires sah sich zu Syriu um, der an ihm vorbei auf die Stadt sah.

"Du bist Krieger? Für welche Seite?"

Cires setzte sich auf sein Bett, wenn er schon sein Dasein mit jemand fristen musste, dann nicht im Schweigen.

"Ich war Kommandant der Rebellen."

Syriu fokussierte seinen Blick auf Cires um zu sehen welche Reaktion es auf ihn ausüben würde. Enttäuscht stellte er fest, dass Cires seinen neutralen Gesichtsausdruck beibehielt.

"Dann kommst du wahrscheinlich aus dem Lager von Febrel?"

Syriu nickte, seine ernste Miene verzog sich als Cires ihn freundlich ansah.

"Woher stammst du, bist du ebenfalls auf der Seite der Rebellen?"

Cires lachte.

"Ich war auf der Seite der Rebellen, ja... ich war auf ihrer Seite."

"Willst du etwa sagen du bist ein Überläufer?"

Cires lachte erneut, der Gesichtausdruck, den Syriu ihm sandte war mehr als gefährlich, aber Cires zeigte sich unbeeindruckt. Als Drachenreiter, war man stets der Konkurrenz im Hort ausgesetzt vor allem unter schwarzen Drachenreitern..

"Nein, nein. Ich meine nur dass wenn wir hier in Dereses sind dementsprechend auch neutral sind. Ich stamme aus Desu."

"Dann bist du ein Drachenreiter?"

Stolz sah Cires aus dem Fenster und Syriu folgte seinem Blick, bis er den schwarzen Drachen sah.

"Ja, das bin ich."

Syriu pfiff leise. Ein schwarzer Drache war etwas Besonderes.

"Wie kommt es dass du schon Kommandant bist, ich meine du bist bestimmt nicht viel älter als ich."

"Liegt in der Familie."

Cires nickte anerkennend.

"Wann wohl der Krieg endgültig anfängt, die Truppen der Rebellen brechen in einer Woche auf und der Hort wird seine Geschwader auch zu dieser Zeit ausfliegen lassen. Aber wann stehen sich beide Seiten gegenüber?"

...
 

"Das ist das letzte Zimmer, ich hoffe es ist alles zu ihrer Zufriedenheit, sollte etwas sein benachrichtigen sie jemand aus dem Tempel wir werden uns bemühen den Wünschen nachzugehen. Morgen wird jemand kommen und sie zu den Essensälen führen."

"Danke vielmals für die Umstände."

"Da seid ihr ja, haben wir euch doch noch gefunden."

Hagal und Gifu drehten sich um zu Reid und Naud, die den Gang entlang kamen. Cecil verabschiedete sich erneut und ging an den vier Sehern vorbei.

"Wie geht es der Hohepriesterin?"

"Nicht allzu gut. Sie redet nicht, was immer sie gesehen hat, hat ihr Angst gemacht. Sie schläft jetzt, nachdem sie einen Beruhigungstee getrunken hatte."

"Das ist nicht gut. und wie steht es mit euch ist irgendetwas Vorgefallen, als ihr auf eurem Weg wart?"

Naud antwortete nicht sie gähnte nur herzhaft in ihre Handfläche während sie den Kopf schüttelte. Reid verneinte ebenfalls. "Meine Träume wiederholen sich nur. Aber es ist nichts Auffälliges darunter und in der Woche die ich unterwegs war hatte ich keine Visionen."

Hagal strich Gifu zärtlich über den Kopf.

"Dann können wir uns, glaub ich, alle ein wenig ausruhen. Reid wo schläfst du, bei Cires und dem anderen oder bei uns?"

"Ich werde bei den anderen mal reinschauen, vielleicht ein lustiger Haufen."

Hagal nickte und verabschiedete sich von den Beiden. Gifu tat es ihm gleich und verschwand im warmen Zimmer. Die beiden Seher machten sich auf den Weg, die beiden anderen Zimmer zu finden, wobei sie sich Zeit ließen. Beide hatten sich seit zwei Wochen nicht mehr gesehen, wo Reid zur Südküste aufgebrochen war.

Zärtlich legte Reid der rothaarigen Frau einen Arm um die Schulter. Sie schmiegte ihren Kopf an den jungen Seher.

"Was hast du gesehen?"

Reid sah seine Freundin fragend an, er wusste, dass sie Hagal angelogen hatte.

"Meine Schwester ist gestorben, vor drei Tagen. Ich war nicht rechtzeitig da. Von Nalkan bis nach Zirtani dauerte es drei Tagesritte, ich kam am Abend an, doch sie starb am Vormittag an ihrer Krankheit."

Reid umschlang ihren Körper mit beiden Armen, als ihr Tränen über das Gesicht rannten. Sie schluchzte, als sie ihr Gesicht an seine Brust legte. Er küsste ihr Haar und strich immer wieder über ihren Kopf hinweg und versuchte ihr Trost zu spenden.

Er wusste wie hart der Verlust eines geliebten Menschen war und vor allem auch, dass Naud nun keine Familie hatte und jemand brauchte. Sie war ein selbstbewusster Charakter und Reid wusste es zu schätzen, aber was ihre persönlichen Probleme betraf, so versuchte sie diese immer in den Hintergrund zu spielen. Da ihre Eltern sie des Hauses verwiesen haben, weil sie Dinge sehen konnte war nur noch ihre ältere Schwester für sie da gewesen.

Reid hatte seine Familie noch auf einem Ansitz in der Provinz Patschuli, wo er Naud immer wieder mitnahm. Sie war dort immer gern gesehen, da die Familie nur ein Kind hervorgebracht hatte.

Naud trat einen Schritt zurück und sah Reid an.

"Wir sollten in unsere Zimmer gehen, wer weis wen Jara wieder zur Weißglut treibt."

Ihr Lächeln war traurig, denn tief im Inneren wusste sie, dass sie den Schmerz über den Verlust ihrer Schwester nicht so schnell verkraften würde. Reid wusste es auch, doch er wusste auch, dass es besser wäre, wenn sie sich ausruhen würde.

Schweigsam brachte Reid sie bis zu dem Zimmer, dass die Frauen für sich beansprucht hatten. Sie hatten einen Mönch fragen müssen um den Weg zu finden, da sich ständig irgendwo ein Weg verzweigte. Er küsste sie noch einmal. Und entließ sie in die Obhut der drei anderen Frauen. Er machte sich, nach dem Naud im Zimmer verschwunden war, auf dem Weg zum anderen Zimmer.

Jara saß immer noch am Tisch und aß genüsslich, aber beständig die Früchte. Erase saß auf ihrem Bett und säuberte ihren Speer und Malai lag schon im Bett. Erase schaute auf, als Naud das Zimmer betrat und auch Jara sah sie mit einem Seitenblick kurz an ließ dann aber ihren Blick wieder zum Kamin schweifen.

Der Abend war herein gebrochen und ließ den Himmel verdunkeln. Die grauen Wolken verhinderten die Sicht auf die Sterne oder auf den Mond Calisro. Der Schnee rieselte seichte vom Himmel.

"Was hatte die Hohepriesterin?" Erase lehnte sich an die Wand den Speer in ihrem Schoß als sie zu Naud hinüberschaute.

"Sie hatte eine Vision."

"So wie du sie hast?"

Naud wusste, dass Erase darauf hinauszielte, dass Naud während ihres Aufenthaltes in Nalkan eine hatte.

"Ja, so wie ich, Jara und die drei anderen sie haben, nur dass sie keine wirkliche Seherin ist. Sie hat nur einen Teil der Gabe erhalten, die ihr die Möglichkeit des Sehens erlaubt, jedoch zu uns wesentlich geringer. Als Seher träumt man fast jede Nacht von zukünftigen oder vergangenen Dingen. Visionen suchen uns heim wann sie es wollen mal mehr mal weniger. Wenn man einen Monat lang keine Vision hatte ist das ein Glück für uns."

"Das heißt es bereitet schmerzen sie zu sehen?"

Naud setzte sich auf das Bett das dem von Erase entgegen lag.

"Ja, Schmerzen, die man zu ertragen lernt. Als Bavale werdet ihr das vielleicht besser verstehen als andere."

Erase nickte verstehend als Naud fortsetzte.

"Die Hohepriesterin ist diese Art von Schmerzen nicht so gewöhnt wie wir und die zusätzliche Anstrengung durch das Ritual haben sie leicht erschöpft."

"Was hat sie gesehen?"

"Das hat sie uns nicht erzählt, wahrscheinlich geht es uns auch nichts an, so wie jeder der Seher seine persönlichen Träume und Visionen hat, die er nicht verrät."

Nauds Blick fiel auf Jara, deren Blick aus Eis zu seien schien. Erase folgte dem Blick, verschwieg aber, was sie fragen wollte.

...

Als Reid das Zimmer betrat, in dem er gedachte zu schlafen fand er die beiden anderen Männer am Tisch sitzen und essen. Das Obst war ordentlich dezimiert und auch das Brot war schon angebrochen. Die Beiden schauten den braunhaarigen Seher an, bevor sie weiter das Essen in sich schlangen, als hätten sie seit Tagen nichts mehr gegessen.

"Ist das hier eine Fressorgie?"

"Neidisch?" Cires goss sich und Syriu ein Glas des frischen Quellwassers ein und füllte dann ein drittes Glas und setzte es auf dem Platz gegenüber von ihm ab, neben Syriu.

Ohne weitere Worte setzte es sich zu ihnen an den Tisch. Seine Tasche ließ er neben dem Stuhl fallen und trank von dem klaren Wasser.

Syriu reichte ihm das aufgeschnittene Brot, dass dieser Dankbar annahm.

"Hast also auch Appetit?"

"Immer doch."

Die Männer grinsten sich an.

Nach einer Weile schaute Cires Ried fragend an.

"Du bist mit der Rothaarigen zusammen?"

Reid sah Cires erstaunt an, der nur schief grinste. Niemand außer Naud und ihm wussten von ihrer Beziehung. Sie wussten nicht wie die anderen es aufnehmen würden und hielten es deswegen geheim.

"Wie kommst du darauf?"

Cires griff mit der Hand über den Tisch und zog ein paar rote Haare von Reids Hemd.

Reid sah betroffen auf den Tisch und Syriu schlug ihn kräftig auf den Rücken.

"Sei froh, ich hab kein Mädchen und ich riskiere hier demnächst mein Leben und kann auf nichts zurückgreifen. Cires wie stehts mit dir hast du irgendjemanden in Desu zurückgelassen?"

Cires schluckte sein Brot herunter.

"Nur Freunde. Sind wohl beide Single wir sollten vielleicht das Frauenzimmer stürmen."

"Ne ich glaub das lohnt sich nicht, die eine ist ne Bavale, die hasst Männer und die olle auch nicht, die rothaarige ist vergeben und die letzte ist irgendwie merkwürdig."

"Syriu, du hast mich überzeugt wir lassen das Frauenzimmer und schnappen uns eine nette Novizin."

"Ne danke heute nicht vielleicht morgen."

Reid verfolgte das Gespräch mit geweiteten Augen. Die beiden kannten sich nicht mal eine Stunde und hatten sich schon angefreundet.

"Es wäre nett wenn ihr nichts über meine Beziehung zu Naud verraten würdet."

Die beiden Männer sahen Reid überrascht an nickten dann aber.
 

Es war mitten in der Nacht, als er aus dem Schlaf schreckte. Das blaugrüne Feuer im Kamin leuchte noch immer, aber der Raum in dem er sich befand wirkte dunkel. Er rang nach Atem als hätte er im Schlaf den Atem angehalten.

"Alles in Ordnung?"

Er sah zu Syriu hinüber, der durch das Aufschrecken des Sehers geweckt wurde auch Cires schien wach zu sein, denn man hörte wie er sich im Bett aufsetzte.

"Es sind bloß die Träume."

Reid fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, dass schweißdurchtränkt an seinem Kopf anlag.

"Soll uns das beruhigen?"

Reid lächelte matt zu seinem Gegenüber.

"Ja."

Er vernahm ein spöttisches Lachen von Cires.

"Wir sind eh wach. Wir können nicht schlafen. Ehrlich gesagt, machen wir uns schon Gedanken über das was kommen mag. Vielleicht der Tod vielleicht auch nicht, wer weis? Du vielleicht. Ich werde kämpfen wie ich es Hagal versprochen habe, aber das heißt noch lange nicht dass ich keine Angst habe und nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen war das keiner der Happy-End-Träume. Erzählst du es uns?"

Reid nickte verstehend, auch wenn er es wollte und so müde er auch war. Er würde keinen Schlaf finden.

"Die Truppen von Nalkan sind soeben aufgebrochen. Ihr Ziel ist vorerst die Belagerung der Städte Klainat, Ihanta und Efur. Sie werden diese Städte als Lager benutzen und vorher alle Bewohner eliminieren, die sich nicht der Armee anschließen."

Reid ließ seinen Kopf hängen. Was er gesehen hatte war ein Blutbad gewesen, das so widerlich und grausam war, dass es ihn die Tränen in die Augen schießen wollte. Die Schreie der Menschen, die sich ihrem Tod gegenüber sahen, hallten in seinem Kopf wieder. Der schreckliche Anblick der verwüsteten Städte brannte sich in sein Gedächtnis wie eine Narbe, die er nie wieder los werden würde.

Die anderen beiden Zimmerbewohner schluckten. Sie hatten gewusst, dass der Zeitpunkt kommen würde. Beide Mächte waren im Aufbruch. Und die Bedrohung von der die Seher sprachen würde mit dem Beginn des Krieges kommen. Sie waren hier um das zu verhindern. Aber wie sie das anstellen sollten, das konnten ihnen nicht einmal die Seher sagen.

Die Hoffnung der Seher lag in den Händen von fünf Wesen, die sich erst seit diesem Abend kannten. Cires zweifelte an der Macht die sie haben sollten, einen Krieg zu verhindern, in dem sie bis vor kurzem noch selbst verstrickt waren.

"Wann werden sie diese Städte erreichen?"

"In zwei Tagen stehen sie vor den Toren von Klainat. Von dort aus trennt sich das Heer und rückt in die zwei anderen Städte ab. Dass heißt in drei Tagen hat ein Teil der Armee Ihanta erreicht der andere Teil erreicht Efur am Abend des dritten Tages von jetzt an gerechnet."

Reids Stimme zitterte. Er konnte den Schrecken nicht vertreiben. Er fühlte sich wie in den Nächten, wo er von der Bedrohung geträumt hatte. Die Angst saß so tief, dass er sich am liebsten in einer Ecke versteckt hätte. Was folgen würde, war grausam, nur die Hoffnung das Schicksal durch die fünf Wesen abzuwenden gab ihm Hoffnung.

Die Atmosphäre im Zimmer war gedrückt, Niemand wagte es die Stille zu durchbrechen. Nur das Feuer züngelte sich unaufhaltsam im Kamin und gab ein Knistern von sich. Der Morgen dämmerte bereits Westen, doch es würde noch eine gute Stunde dauern, bis die Sonne aufgehen würde und selbst dann würde man sie nicht sehen, denn die Wolkendecke war grau und türmte sich über dem gesamten Firmament. Es würde ein grauer Tag werden.
 

Das Klopfen war erschreckend laut und weckte die drei jungen Männer, die alle am Tisch gesessen hatten und dort auch wieder eingeschlafen waren. Die Sonne war bereits aufgegangen, doch es wirkte noch immer dunkel. Dicke, weiße Flocken schwebten vom Himmel herab.

"Ja?"

Syriu war der erste, der seine Stimme wieder gefunden hatte, auch wenn man die Schläfrigkeit gut heraushören konnte. Er hatte sich soweit aufgesetzt, dass beide Hände sein Gesicht stützten, als er sich vom Tisch abstützte.

Cires streckte sich gähnend, als sich die Tür öffnete und eine schwarzhaarige Novizin eintrat. Sie schaute sich in der Runde der noch halb schlafenden Mäner um, bevor sie sprach.

"Die Hohepriesterin lädt sie an ihren Tisch, es wäre nett wenn sie mir folgen würden."

Stumm erhoben sich alle drei, sie hatten zwei Stunden geredet gehabt und waren dann irgendwann eingeschlafen, und folgten der Novizin aus dem Zimmer. Sie schritt schnellen Schrittes den Flur hinunter und führte sie sicher durch den Irrgarten von Gängen, der sich im Tempel erstreckte. Sie gelangte an eine Tür und öffnete diese. Dahinter verbarg sich ein Saal in dem ein großer Tisch stand, an dem etwa zwanzig Personen platz nehmen konnten. Hagal und Gifu saßen bereits bequem am Tisch und sahen die drei übermüdeten Männer erwartungsvoll an. Am Ende des Tisches saß die Hohepriesterin. Ihr Gesicht war blass und unausgeruht, doch sie lächelte den drei schlafwandelnden Gestalten zu und zeigte mit der Hand auf die leeren Plätze.

Kaum hatten sie platz genommen, betraten die vier Frauen das Zimmer. Bis auf Naud schienen alle gut geschlafen zu haben.

Eine Novizin lief an den vier vorbei und eilte zur Hohepriesterin.

"Der Zentaur lehnt euer Angebot dankend ab. Er wird später zu euch stoßen."

Die Novizin war verängstigt ihre Aufgabe nicht gut erfüllt zu haben, doch die Hohepriesterin versicherte ihr, dass sie sich etwas Ähnliches schon gedacht hatte. Damit verschwanden die anwesenden Novizinnen.

Das Mahl wurde in fast andächtigem Schweigen durchgezogen. Ab und zu würde der ein oder andere etwas fragen doch das Gespräch erlosch auch fast immer nach einer knappen Antwort. Alle wussten, dass heute etwas unvorhersehbares eintreffen würde. Man hoffte nur es war ein Wandel zum Gutem.

Die zwei männlichen Auserwählten, die sich eingefunden hatten aßen als ob es keinen Morgen mehr gab, denn für sie war ungewiss ob sie jemals lebendig aus dieser Geschichte heraus kamen.

Die Bavale aß kaum. Sie hatte keinen Appetit, es kümmerte sie nicht ob sie nun in den Krieg zog oder in irgendeine andere Schlacht aber sie war zumindest zufrieden dass es sich diesmal richtig anfühlte auch wenn sie ihre Schwestern hatte zurückgelassen.

Malai saß versonnen auf ihrem Stuhl, gekleidet in einem von Nauds Gewändern, der aus silbernen Leinen zu bestehen schien. Sie aß ausschließlich Brot und lehnte jede andere Form von Nahrungsmitteln ab.

Die fünf Seher unterhielten sich ab und zu unter sich und tauschten die nächtlichen Träume aus und teilten auch der Herrin von Dereses diese mit.

Die junge Frau nahm die Offenbarungen stumm zur Kenntnis.

Als alle sich ausreichend gestärkt hatten kamen die Novizinnen und begannen abzuräumen. Hagal war der erste der Aufsprach.

"Ich glaube es ist an der Zeit, dass ihr eure Aufgabe erfüllt."

Cires und Syriu schauten einander an bevor Cires sprach.

"In wie fern sollen wir unsere Aufgabe denn erfüllen?"

"Ihr solltet versuchen eure spirituelle Kraft zu vereinigen, ich schlage vor ihr solltet das im Zentrum der Tempelanlage tun. Natürlich nur wenn die Herrin keine Einwände hat."

Belleris schüttelte lächelnd den Kopf und wies sie an zu folgen.

Syriu und Cires folgten der Hohepriesterin als letzte.

"Sag mir bitte du kannst nachvollziehen was wir jetzt machen sollen."

"Keine Ahnung, ich bin Krieger kein ausgebildeter Magier oder so."

Cires ließ hoffnungslos seinen Kopf hängen als er ein leichtes Lachen vernahm. Reid war mit Naud zu ihnen gestoßen. Beide lächelten aufmunternd.

"Keine Sorge, ihr sollt ausschließlich versuchen euch auf euer Inneres zu konzentrieren und eure ganzes Wesen darauf fokussieren. Also am besten Augen schließen und dann konzentrieren. Stellt euch einfach eine Feuerkugel in euren Händen vor und versucht soviel Kraft darin zu legen wie ihr könnt."

"Das sollte nicht so schwer sein."

Syriu nickte zustimmend zu Cires der sich dankend and Reid wand.

Auf ihrem Weg durch den Irrgarten von Tempel trafen sie auf Galeth, der sich ihnen anschloss. Er wechselte kaum ein Wort mit irgendjemand sondern folgte ihnen einfach.

Nach etwa fünfzehn Minuten laufen erreichten sie dann das Zentrum des Tempels. Der größte Garten im Tempel war systematisch aufgebaut und hatte im direktem Zentrum eine steinerne Treppe die in einer Kreisform zu einer tiefer gelegten Terrasse führte.

Die Hohepriesterin sowie auch die Seher blieben vor den Treppen stehen und wiesen die anderen an sich in das Zentrum zu begeben.

Erase atmete einmal kurz tief ein und stellte sich in den Kreis den sie bildeten zwischen Cires und Malai. Cires der neben Syriu stand klopfte diesem auf die Schultern.

"War mir eine Freude dich kennen zu lernen, wenn wir hier wieder rauskommen gehen wir zusammen einen trinken oder was sagst du?"

"Einen Trinken hört sich gut an. Aber du lässt mich bestimmt mal mit auf deinem Drachen fliegen oder?"

"Mit dem größten Vergnügen."

Beide lachten sich an und versuchten sich von der Aufgabe und ihrer Verantwortung abzulenken, doch es half nur für den kurzen Moment. Als sie sich wieder zu den anderen umwandten sahen alle zutiefst in Gedanken versunken aus. Malai die zwischen Galeth und Erase stand schaute zu jeden einzelnen in ihrem Umfeld und zum ersten Mal konnten die anderen etwas wie eine Gefühlsregung und den durchdringend blauen Augen erkennen, die etwas von Nervosität und Angst beschrieben.

'Lasst uns beginnen.'

Jeder schloss die Augen und begann die Hände vor sich zu halten als wollte man etwas tragen und konzentrierte sich darauf.

In den ersten Minuten geschah nichts und die Seher wurden ungeduldig sie hatten sich das etwas besser vorgestellt aber was hatten sie erwartet, dass fünf völlig verschiedene Persönlichkeiten auf Anhieb verstanden wie man Kräfte sammelt und diese bündelt?

Nein, das konnten sie nicht erwarten, und doch taten sie es. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Gerade als die Hohepresterin dabei war dieses unsinnige herumstehen zu beenden begann bei Malai sich die Energie zu konzentrieren und auch bei den andern begann sich ein Lichtbündel in den Händen zu bilden.

Malais leuchtende Kugel hatte eine bläuliche Verfärbung, die ihre Aura darstellte. Die Farbe des Wassers. (...ich weiß).

Galeth kleinere Kugel aus manifestiertem Licht leuchtete grünlich während Erase eine schwarz leuchtende Kugel kreierte. Ihre war klein etwa genauso groß wie die von Galeth.

Cires Kraft manifestierte sich in tiefroten Farbtönen deren Größe stetig wuchs und größer war als die der beiden vorigen, sie reichte fast an die von Malai heran.

Syrius Kraft offenbarte sich als silbernes Licht und war nur etwas größer als die von Erase.

Kleine Funken sprangen von den Kraftkugeln in die Mitte und vereinigten sich mit denen der anderen. Erst waren es kleine Funken und dann mehrere bis das Licht im Zentrum zu grell war als das man hätte hinsehen können.

Mit einer abrupten Druckwelle, die die Seher in die Knie zwang erlosch jegliches Licht.

Hohepriesterin Belleris rieb sich kurz über die Augen um diese wieder an die normalen Bedingungen anzupassen als sie sich aufsetzte und ihren Stab wieder aufrichtete. Sie stellte sich hin und lief bis zu den Stufen um dort den Atem stark einzuziehen und dann wieder auszustoßen.

In dem Zentrum wo zuvor die fünf Auserwählten gestanden hatten, war nur Syriu zurückgeblieben und der lag bewusstlos halbwegs auf den Stufen. Der Rest war verschwunden. Eine Tatsache die wie ein schwerer Schlag in die Magengrube der Hohepriesterin vorführte wie grausam das Schicksal war. Auch die anderen fünf waren an ihre Seite gekommen. Reid war der erste der sich aus seiner Starre löste und hinunter zu dem bewusstlosen Mann lief.

Cires schwarzer Drache kreiste über dem Zentrum und ließ einen schmerzhaften Laut von sich der den Anwesenden wie eine Narbe ins Gedächtnis brannte bevor er in den Wolken verschwand, wohin auch immer er nun fliegen würde.

Naud starrte gebannt auf den Himmel wo noch kurz zuvor der mächtige schwarze Drache kreiste als sie fühlte wie eine Träne ihren Augen entwich. Hatten sie die Auserwählten in ihr Verderben rennen lassen.

Hatte es etwas genützt, dass die fünf zusammen gekommen waren? Die Schuld die sich in ihr ausbreitete war so groß, dass sie aus dem Garten flüchtete ohne irgendjemanden auch nur eines Blickes zu würdigen.

Hagal sah Naud hinterher als sie durch die Tempeltore im Inneren verschwand. Auch er konnte das nagende Gefühl aus seiner Magengrube nicht verdrängen, dass ihm unaufhaltsam mitteilte, dass er versagt hatte.

Auch Gifu verschwand von dem Ort des Geschehens, wissend, dass er gerade keine Hilfe sein würde. Jara saß wie erstarrt noch immer auf ihrem Fleck und blickte hinab zu Reid, der Syriu versucht zu wecken.

"Wach auf!"

Reid verpasste Syriu eine Ohrfeige, doch der Krieger wachte nicht auf. Der Seher, der sich in diesem Moment so hilflos vorkam wie noch nie drehte den leblosen Körper, um entsetzt festzustellen, dass Syriu eine Wunde am Kopf hatte, wo er vermutlich auf der Treppe aufgeschlagen war.

"Hagal! Ich brauche deine Hilfe, wir müssen Syriu zurück in den Tempel bringen, er ist verletzt."

Hagal kam an die Seite seines Freundes und half ihm sogleich den bewusstlosen Mann wieder in den Tempel zu bringen. Schon nach einigen Metern kamen ihnen einigen Mönche mit einer Trage entgegen. Die Hohepriesterin hatte sie geschickt. Ihr besorgtes Gesicht spiegelte wieder, dass auch sie sich betroffen fühlte.
 

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Hier ist das zweite Kapitel auch schon wieder zu Ende, ich hoffe es hat euch gefallen und ich würde mich echt riesig über eure Kommentare freuen- ^-^

Naith



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-08-07T19:45:57+00:00 07.08.2004 21:45
Ach menno! Musst du denn unbedingt jetzt aufhören? Ich weiß ja, dass die Spannung erhalten bleiben muss, aber trotzdem bin ich jetzt wahnsinnig gespannt, was denn nun mit dem armen Syriu ist. T_T
Aber interessieren würde mich jetzt auch, was mit den anderen los ist. Sind die auch schwer verletzt oder alle ohnmächtig? Ich glaub mal nicht, dass die tot sind, oder?
Hoffentlich lässt das nächste Kapitel nicht all zu lange auf sich warten und hoffentlich ist es wieder so lang.
Wie Onisha schon gesagt hat, ist es echt super, dass du so lange Kapitel schreibst, weil man sich dann so richtig einlesen kann und dass Kapitel nicht zu Ende ist, wenn man gerade so schön drin im Lesen ist.
Also weiter!! *anfeuer*

Bye bye
Ifnaka

P.S. Hast du die Bilder selber gemalt? Gefallen mir wirklich gut und jetzt kann ich mir die Charaktere noch besser vorstellen. Find ich echt klasse.
Von:  DerkhanBlue
2004-08-02T12:08:27+00:00 02.08.2004 14:08
Miau!^^
Was, schon wieder am Ende?! Wie gemein... *grummel*
Ich mag die Geschichte. Du verstehst es echt, interessant zu schreiben und vor allem laaaaaange Kapitel zu schreiben, was natürlich sehr schön ist, denn meine sind für gewöhnlich nur halb so lang... ^^'
Da hast du dir echt was einfallen lassen! Schneller schreiben, will wissen, was denn nun mit den anderen passiert ist! Armer Syriu, gerade den mag ich besonders...

Nya, Kritik darf aber auch nicht fehlen, die ich auch habe... (Nich böse sein... *liebschau*)
Nya, manchmal sind bei dir die Zeiten etwas verrutscht...
Und um das 'dass' soltest du dich noch mal kümmern, da es ständig durcheinander gerät. Kleiner Tipp: Wenn du nach einem Komma statt des 'das' auch 'welches' einfügen kannst, wird es mit einem 's' geschrieben, geht das nicht, dann mit 'ss'.

Auch war ich manchmal etwas verwirrt, wer denn nun was sagte und musste deswegen ein paar Stellen zweimal lesen...
Es ist natürlich jedem selbst überlassen, wie er das schreibt...

Ansonsten super, glaub nicht, dass das deine erste Story ist! *nicknick*
Hoffe, schon bald weiterlesen zu können!

Miau!^^
Onisha


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