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Phönixfeuer

フェニックスの火
von

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Erwachen

10 Jahre später:
 

Ein Tropfen war zu vernehmen. Dunkele Steinmauern ließen den Raum sehr klein und beengend wirken. Ihr Atem ging langsam und ruhig. An Ketten gelegt, saß eine junge Frau auf dem Boden, die Knie nah an sich gezogen, ihren Kopf auf den verschränkten Armen liegend. Ihr ganzer Körper zitterte. Die Kälte, die durch die Steinmauern kroch, zog ihr in den Rücken und ließ ihr Mark gefrieren. Die Ketten, die sich um ihren Hals und an den Handgelenken befanden, machten ihre Lage nicht besser. Zudem sie nur ein knapp bekleidetes Kleid trug, das schon stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sie wusste nicht wie lange sie schon hier unten saß. Langsam fuhr sie mit ihren Fingern neben sich verschiedene Muster auf dem Boden nach. Ihre Augen ausdruckslos und matt sahen einfach nur geradeaus. Ihre silbernen Haarsträhnen fielen ihr dabei ins Gesicht. Sie hatte sich wieder einmal dem Anführer der Schurken Liga widersetzt. Sie sollte bei dem Überfall auf All Might mithelfen, war sie doch die Triumphkarte. Es war geplant, dass hierbei auch Schüler der U. A., der hochangesehen Hochschule für angehende Helden, ebenfalls eine Zielscheibe darstellen sollten. Durch diese Situation musste sich das Friedenssymbol einfach zeigen und kämpfen. Aber sie weigerte sich und machte mehrmals ihren Standpunkt klar, dass sie keine Waffe war, die man einfach so einsetzen konnte wie es ihnen gefiel. Wie sie es schon seit Jahren taten. Zur Strafe hatte man sie in den Kerker geworfen. Leise seufzte sie. Neben ihr saß ein kleiner Phönix, der ebenfalls an Ketten gelegt war. Sein Gefieder war blau und ging langsam in Rotgold über. Es handelte sich um einen Jungvogel, der sich noch im Wachstum befand. Traurig schaute er hoch zu seiner Herrin.

„Ach Kyochi, in was sind wir nur hier wieder reingeraten“, flüsterte die junge Frau und streichelte den Vogel am Kopf, der die Streicheleinheiten zu genießen schien. Ein kurzes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Zumindest war sie nicht allein. Plötzlich hörte sie Schritte. Die junge Frau spannte sich innerlich an und schaute starr auf die Kerkertür, die kurz darauf geöffnet wurde.

„Hey, Kleines“, ein junger Mann trat ein. Sein Erscheinungsbild war sehr düster. Groß und schlank gebaut, in dunklen Klamotten. Seine Augen ausdruckslos. In seiner Hand hielt er einen Teller mit Reisbällchen.

„Dabi, was machst du denn hier?“

Der Angesprochene lächelte kurz und gesellte sich zu ihr. Er ließ sich auf der anderen Seite von ihr nieder und reichte ihr den Teller. Sein schuldiger Blick sah dabei zu ihr. Die junge Frau sah verlegen weg und schaute in eine andere Richtung.

„Ich möchte nichts, danke“, flüsterte die Silberhaarige leise.

„Ach komm schon, Sora, du musst doch etwas essen.“, mit Essstäbchen hob er ein Bällchen hoch und hielt es vor ihr Gesicht.

„Komm schon ich weiß, dass du Hunger hast“, summte er.

Sie konnte nicht anders, ihr Magen drehte schon komplett durch. Zögernd biss sie ein Stück ab und sah wieder geradeaus.

„Na geht doch. Ich will doch nicht, dass meine kleine Schwester verhungert“.

Traurig sah er daraufhin wieder geradeaus. Der jungen Frau gefiel sein Blick überhaupt nicht. Sie wusste, dass er sich Sorgen um sie machte und sich an dem ganzen Streit die Schuld gab. Aber er konnte nichts dafür. Er war in der selben Lage wie sie. Gegen Tomura Shigaraki kam man nicht an, nicht mal der Schwarzhaarige, obwohl er sich in der Vergangenheit schon mehrmals schützend vor sie gestellt hatte.

„Iss´ noch in Ruhe fertig. Und halte dich dann bereit.“

Die junge Frau sah daraufhin fragend ihren Nachbarn an. Sein Blick wurde ernst und seine Hände verkrampften sich.

„Für was denn?“

Der Schwarzhaarige sah wieder zu ihr und kramte kurz in seiner Tasche. Neugierig folgte sie seinen Bewegungen, während sie die restlichen Reisbällchen aß und ihrem gefiederten Freund ebenfalls kleine Stücke zuschob. Was hatte er nur vor?

Kurz darauf gab er ihr einen kleinen Rucksack.

„Ich habe heimlich alles zusammengepackt, was dir gehört.“

Die Silberhaarige sah kurz in den Inhalt der Tasche. Manchmal konnte sie den Schurken echt einfach nur umarmen. Er hatte wirklich an alles gedacht, sogar an ihren wichtigsten Schatz.

„Danke Dabi“, war alles was sie sagen konnte und drückte den Rucksack nah an sich. Verlegen sah der Schwarzhaarige kurz weg, ehe er aufstand und einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervorzog, sich vor ihr hinkniete und die Ketten zu entriegeln begann.

„Keine Ursache“.

Die Silberhaarige wusste, dass er ein Mörder war, der ohne zu zögern und ohne mit der Wimper zu zucken jeden umbringen würde. Jedoch hatte er in den zehn Jahren, seit sie hier gefangen gehalten wurde, mehrmals gezeigt, dass er auf ihrer Seite war.

„Tomura und die Anderen schleußen sich genau jetzt in der U.A. ein. Somit sind kaum Wachen hier. Sobald ich dir gleich ein Zeichen gebe, wirst du rennen“

Die Augen der jungen Frau weiteten sich. War das ein Traum?

„Aber Dabi“

Kurz darauf legte dieser einen Umhang um sie und knöpfte diesen zu.

„Kein Aber, ich kann nicht weiterzusehen, wie sie dich seelisch zu Grunde richten. Du bist keine von uns, du warst es auch nie“, er griff nach ihrem Kinn und hob ihr Gesicht hoch, sodass sie ihm direkt in die Augen sah. Bronze traf auf Türkis.

„Weißt du welches Leben ich mir für dich wünsche? Das du etwas Ordentliches aus deinem Leben machst und Freunde findest. Dass du deine groß Liebe finden und eines Tages eine große Familie haben wirst. Du deine eigenen Kinder aufwachsen sehen wirst und friedlich neben deinem Gemahl einschläfst.“

Die Silberhaarige war gerührt, sie konnte die Tränen, die sich aus ihren Augenwinkeln stahlen, nicht zurückhalten. Seine Worte halten immer wieder durch ihren Kopf. Seit wann war er denn so poethisch veranlagt?

„Komm bitte mit“, wimmerte sie und sah ihr Gegenüber traurig an. Dieser schloss kurz seine Augen und atmete tief ein. Kurz darauf zog er die junge Frau zu sich und umarmte sie. Ihre Augen weiteten sich.

„Für mich ist es leider schon zu spät. Also mach dir keine Sorgen um mich.“

Daraufhin löste er sich von ihr und begab sich zum Kerkereingang. Der junge Vogel flog auf die Schulter der Silberhaarigen und versteckte sich in dem Umhang. Sie hingegen zog die Kapuze tief ins Gesicht. Ihr Herz klopfte unendlich schnell, ihr Atem ging sehr unregelmäßig. Als sie dar stand, bemerkte sie wie ihre Beine zitterten. Ihr Körper war komplett ausgemerzt. Wo genau sollte sie hin sobald sie hier weg war? Kannte sie doch niemanden außerhalb dieser Mauern. Als sie damals hierhergebracht wurde, hatte man ihr Gedächtnis gelöscht. Sie wusste nicht mal wer ihre Eltern waren und ob sie Freunde hatte. Aber das schlimmste von allem, sie wusste nicht mal ihren richtigen Namen. Sie folgte dem Schwarzhaarigen, der mithilfe seiner Spezialität, den Weg vor ihnen erhellte. Eine blaue Flamme tanzte auf seinen Handflächen hin und her. Sie liefen eine Zeit lang durch die dunklen Mauern. Es war still, zu still.

„Sind wirklich alle mitgegangen?“

„Fast alle ja, nur eine kleine Anzahl von uns ist hiergeblieben. Aber die haben sich alle die Kante gegeben und schlafen ihren Rausch aus.“

„Ach und du bist nüchtern?“, eine Augenbraue schob sich bei der jungen Frau nach oben. Ihr Vordermann erstarrte kurz.

„Habe ich es mir doch gedacht. Auf so eine riskante Idee kann man echt nur im besoffenen Zustand kommen, was?“ Sie senkte ihren Blick. Wieder halten die Worte des Schwarzhaarigen durch ihren Kopf. Diese würde er nie einfach so sagen.

Nach einer Ewigkeit waren sie außerhalb der Mauern angekommen. Die Sonne ging bereits unter. Vor einem Busch blieben sie stehen. Der Schwarzhaarige schob diesen zur Seite und hervor kam ein kleiner Tunnel.

„Ich habe vor längerem schon diesen Zwischenweg gefunden. Er führt direkt ins Stadtinnere. Allerdings bist du wahrscheinlich die ganze Nacht unterwegs. Begib dich direkt zur Agentur der Polizei. Dort wird man dir helfen können.“

Die Silberhaarige schulterte ordentlich ihren Rucksack. Der Jungvogel kletterte auf ihre Schulter und sah seine Herrin mit funkelnden Augen an.

„Danke nochmals. Ich werde dir das nie vergessen“.

Verlegen kratzte sich der Schwarzhaarige am Kopf und sah weg. Die junge Frau hätte darauf wetten können, eine leichte Röte um seine blassen Wangen gesehen zu haben.

„Jetzt geh endlich schon. Bevor Tomura und die Anderen zurückkehren.“

Die Silberhaarige nickte daraufhin und konnte nicht anders als ihn nochmals zu umarmen. Sie wusste was der Schwarzhaarige für ein Risiko auf sich nahm, wenn herauskam, dass er ihr geholfen hatte. Dessen Augen weiteten sich.

„Pass auf dich auf, ja?“

„Dito, das selbe gilt für dich, Kleines. Mach`s gut.“ Es war ein schwaches gequältes Lächeln. Nach diesen Worten war der Schurke verschwunden und der Busch wuchs wieder augenblicklich zu und verschloss den Eingang des Tunnels. Dunkelheit lag nun vor ihr. Aber nicht jene Dunkelheit, die sie die letzten Jahre erfahren hatte. Kurz atmete die junge Frau durch, ehe sie mit entschlossenem Blick losrannte. Mit jedem Schritt ließ sie einen weiteren Teil ihrer dunklen Vergangenheit hinter sich. Zurück ins Licht.
 

Zur selben Zeit woanders:
 

Krankenwagen und Blaulicht fuhren vor. Das Notrufsignal wurde gesendet. Alle Schüler wurden evakuiert. Langsam wurden diese von den Helden geleitet und nach draußen geführt. Zwischen ihnen lief auch ein Weißrothaariger, der seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben hatte. Es war wirklich super nervig. Während ihrem Training wurden sie doch ernsthaft von Schurken angegriffen. Dabei hatte er doch alles unter Kontrolle. Ein großer Teil von ihnen war ihm einfach unterlegen. Er hatte diese ohne große Probleme mit seiner Spezialität eingefroren. Wer ihm eher Bauchschmerzen bereitete, war dieser komische Typ mit den ganzen Händen um seinen Hals und auf seinem Gesicht. Seine Aura war einfach beängstigend. Wobei er nicht wirklich Angst verspürte, aber er hatte das Gefühl, das man bei diesem Kerl echt auf der Hut sein musste.

„ACH SCHEIßE MANN!!!“

Genervt schaute Shoto zu seinem Nachbarn. Ein Mitschüler lief an ihm vorbei mit einer riesigen Zornader auf der Stirn. Katsuki Bakugou, wie er leibt und lebt. Wenn es jemanden gab, der noch anstrengender war als diese Möchtegernschurken, dann war es definitiv er. Mit dieser kurzen Zündschnur, konnte er echt ungemütlich werden und auch schnell in Rage geraten. Genervt atmete Shoto aus. Dies blieb seinem Nachbarn nicht verborgen.

„Hast du etwa ein Problem, Halb-Halb???!!“

Und schon wieder dieser bescheuerte Spitzname. Langsam schloss Shoto seine Augen und versuchte den Blonden zu ignorieren. Er lief voraus.

„Hey, du halbe Portion, ignorier mich nicht!!“

„Halt endlich mal den Rand. Es gibt schlimmeres Katsuki. Herr Aizawa und Deku sind schwer verletzt“, kam es von der Brünetten, die direkt hinter Katsuki lief. Ochaco Urahara.

„Was interessiert mich dieser Drecks-Deku, Mondgesicht!! Er hat mir wieder mal die Schau gestohlen!! Dafür werde ich ihn in der Luft zerreißen“

Und wieder einer seiner beliebten Spitznamen. Kopfschüttelnd folgte der Weißrothaarige den Anweisungen und ignorierte die Streithähne hinter sich. Nun musste er auch noch vor der Polizei seine Aussage machen. Man war das mühsam.
 

Es war später Abend ehe die Polizei alle Aussagen aufgenommen hatte. Sogar sein Mitschüler Izuku Midoriya, den es echt schlimm erwischt hatte, wurde vernommen. Sein Lehrer Herr Aizawa war nicht vernehmungsfähig. Der Weißrothaarige hatte an der Seite Platz genommen und wartete nun auf seinen alten Herrn, den man umgehend kontaktiert hatte. Das konnte ja heiter werden. Schlimmer konnte der Tag echt nicht mehr werden. Er ließ seinen Blick durch die Räume gleiten. Heute war wieder echt viel zu tun. Er ließ sich zurückfallen und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Die Arme verschränkte er hinter sich. Um sich die Zeit zu vertreiben, lauschte er den Geräuschen der Uhr, die direkt über ihm hing. Der Sekundentakt des Zeigers hatte etwas Beruhigendes an sich.

„Ihr habt sie immer noch nicht gefunden? Bitte es muss doch ein Zeichen geben“.

Sein Blick fiel auf ein Ehepaar, das vor dem Polizeiinspektor stand. Der Mann, etwa Ende Vierzig, legte behutsam seine Arme um die Schultern einer kleinen Frau, die zitternd dar stand und die Tränen nicht zurückhalten konnte.

„Es tut mir wirklich leid, ihnen dies mitteilen zu müssen, aber die Suche wurde eingestellt. Nach 10 Jahren hat man die Akten niedergelegt.“

„Das kann doch nicht euer Ernst sein? Unser Kind ist immer noch verschwunden und ihr gibt einfach so auf?“, verzweifelt vergriff sich die Frau in der Uniform des jungen Mannes, der traurig zur Seite sah.

„Wir haben alles versucht, Frau Yuki. Trotz der Zusammenarbeit mit China, Russland und den USA, konnten wir keine Ergebnisse erreichen. Sie könnte überall sein. Zudem nicht einmal sicher ist, ob sie überhaupt noch lebt. So leid es mir tut, bitte schließen sie endlich ab. Sie tuen sich keinen Gefallen damit immer wieder alte Wunden aufzureißen.“

Ein bitterliches Weinen war zu vernehmen. Die junge Frau brach vor dem Polizeiinspektor zusammen und konnte sich nicht mehr zurückhalten.

„Bitte gebt uns unsere Tochter wieder“, schluchzte sie und ihr Mann kniete sich zu ihr und nahm sie in den Arm. In Shoto zog sich augenblicklich etwas zusammen. Auch wenn er es äußerlich nicht zeigte. Er wusste wessen Eltern es waren. Und der Gedanke daran versetzte ihm einen schmerzlichen Stich.
 

„Was hast du nun wieder angestellt?“

Augenblicklich wurde der Weißrothaarige aus seinen Gedanken gerissen. Vor ihm stand ein großer, muskulöser Mann. Sein Gesicht stand in Flammen. Eiskalte türkise Augen starrten auf ihn herab.

„Ich habe gar nichts angestellt. Und jetzt nerv nicht!“, gereizt stand der Jugendliche auf und schritt an seinem alten Herrn vorbei.

„Hast du zumindest deine linke Hälfte benutzt um die Schurken ordentlich einzuheizen?“

Und schon wieder ging es nur um ein Thema. Spezialität, Spezialität und nochmals Spezialität. In seinem Kopf bildeten sich immer mehr Gedankenblasen, die immer nur dieses eine Wort enthielten. Konnte er nicht einfach mal fragen, ob es ihm gut geht oder zumindest einmal sagen, dass er etwas gut gemacht hatte? Nein warum auch? Er ballte seine Hände zu Fäusten. Wie sehr ihn sein alter Herr gerade nervte war unglaublich.

„Kannst du endlich mal eine neue Schallplatte auflegen? Ist ja echt sowas von peinlich!“. Nach diesen Worten schritt der Weißrothaarige voran, ignorierte die fluchenden Worte seines Alten und verließ das Polizeipräsidium. Ein sanfter Windhauch streifte sein Gesicht, als er die Tür öffnete, und für einen Moment konnte er so etwas wie innere Ruhe finden. Er schloss seine Augen und ordnete seine Gedanken.
 

Heute auf den Tag genau ist es 10 Jahre her. Vor seinem inneren Auge konnte er sein jüngeres Ich sehen, wie es einem Mädchen seinen Schal geschenkt hatte. Dem Mädchen, dem er damals so oft hinterhergesehen hatte und sie ihn lange nicht wahrnahm. Bis zu diesem Tag zumindest. Und dann war sie einfach verschwunden, von heute auf morgen. Jenes Mädchen, dessen Eltern seit fast 10 Jahren schon verzweifelt versuchen, es zu finden.
 

Und da war es wieder, dieses schmerzliche Stechen in seiner linken Brust.



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