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A Hunter's Supernatural Guide to Disastrous Dating

Don't cry, Miss American Pie!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe das Maximum der Wörterzahl für den WB um über 7.000 Wörter gesprengt, was mir sehr leid tut, weil es Umstände bereitet hat.
Nachdem die lieben Schreifalter aber so kulant und kooperativ waren und wir eine faire Einigung finden konnten, mit der ich sehr happy bin - nur die ersten 10.000 Wörter werden gewertet - konnte ich mich sehr glücklich ins Schreiben stürzen.
Vielen Dank, Leute!

Die Geschichte hat mir beim Schreiben sehr viel Freude bereitet und ich habe es genossen, mich am Ende ein darin austoben zu können.
Ich hoffe sehr, dass sie auch einigen Lesern Freude bereitet. Das Supernatural Fandom ist im Bereich der deutschen Fanfics leider nicht sehr stark vertreten, darum war es mir ein großes Vergnügen, etwas beizusteuern!

Habt Spaß mit dem Ende! :)

PS: DragomirPrincess hat mich zu Cas' und Deans letzter Auto-Szene inspiriert und dafür noch einmal ein herzliches Dankeschön! <3 Komplett anzeigen

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Date-Desaster

„Woher kommt der Name 'Om' eigentlich? Hast du den schon mal gehört?“
 

Sie saßen im Impala; Eileen hatte Deans Laptop auf den Schoß genommen, der den ganzen Tag über unbemerkt von Sam im Fußraum des Wagens gelegen hatte.

 

"Es klingt... Asiatisch? Könnte das sein?"
 

Wie nachlässig von Dean... Und verhältnismäßig untypisch. Wohin war er mit dem Laptop gefahren und wieso hatte er vergessen, das Gerät mit in sein Zimmer zu nehmen?

Das letzte Mal war Dean, Sams Wissen nach, vor zwei Tagen mit dem Auto unterwegs gewesen.

Normalerweise hielt er es doch keinen Tag lang ohne Netflix aus und was er sonst noch in regelmäßigen Abständen im Internet trieb, wollte Sam lieber gar nicht so genau wissen …
 

Eileen neigte nachdenklich den Kopf und strich mit dem Zeigefinger über die Kante des heruntergeklappten Computerbildschirms.
 

„Wir sollten versuchen, etwas über sie herauszufinden. Vielleicht wird sie vermisst! Sie könnte ein Formwandler sein.“

 

Sam nickte.

Solange sie nicht bloß eine Illusion ist, dachte er im Stillen, zögerte aber noch immer, Eileen in seinen tatsächlichen Verdacht einzuweihen.
 

„Darf ich?“

Sie deutete in höflicher Zurückhaltung auf den Laptop und er nickte erneut, sagte aber: „Er gehört Dean, lass mich ihn hochfahren.“
 

Sie reichte ihm das Gerät, das er etwas unbeholfen auf seinen Knien vor dem Lenkrad abstellte.

Überrascht stellte Sam fest, dass sein Bruder den Laptop mit einem Passwort gesichert hatte. Nicht, dass das eine große Herausforderung darstellen sollte - es war nur eine vierstellige Zahlenkombination und er hatte drei Versuche.
 

1967. - Nicht der Impala.

0503. - Nicht Sams Geburtstag.
 

Sam überlegte kurz, war sich ziemlich sicher, dass Dean niemals sein eigenes Geburtsdatum als Passwort benutzen würde und gab dann ‚6783ein. Volltreffer!

 

Seit einigen Vorfällen mit Sams Laptop war Dean etwas sorgfältiger geworden, was seine … privaten Recherchen im Internet anging. Schließlich hatte er sich seinen eigenen zugelegt, was die Summe an auf Technik basierenden Streitereien zwischen den Brüdern gemindert hatte.

Sam hatte nahezu ewig gebraucht, Dean einzutrichtern, dass es Gründe gab, wieso man Tabs schloss, Suchbegriffe nicht speichern ließ und den Browserverlauf regelmäßig löschte.

An seinem eigenen Laptop schien sich Dean nicht unbedingt an die soeben erst erlernte Raffinesse der Internetnutzung zu halten …

 

Als Sam versehentlich die Browserfenster maximierte, die noch im Hintergrund liefen, kniff er reflexartig die Augen zusammen, in der Erwartung, dass ihn automatisch startende Videos von halbnackten asiatischen Schönheiten zu besonders sinnlichen Cybererfahrungen einluden. Peinlich berührt drehte er den Bildschirm auf seinen Knien ein Stück von Eileen weg.

 

Vollkommen unnötig, wie sich herausstellte – zumindest gab er sich und seinem Bruder vor seinem Date nicht die Blöße mit dessen unersättlichem Pornokonsum.

Stattdessen machte das, was Sam in sage und schreibe 15 offenen Tabs entdeckte, Dean verletzlicher, als es jede Offenbarung seiner sexuellen Vorlieben gekonnt hätte.
 

Dean hatte allem Anschein nach drei Antiquariate für antike Schriften kontaktiert, die angeblich altertümliche henochische Texte über himmlische Krieger besaßen.

Er verfolgte eine Versteigerung auf ebay über ein Buch aus der Renaissance, das sich mit den Existenz-Zyklen von Engeln beschäftigte (und unbeschreiblich abgedroschen klang – aber Sam verstand die Botschaft).

Ein anderer, nahezu noch beschämenderer Tab beinhaltete einen Wikipedia Artikel über gefallene Engel, der sich wie der Ausschnitt eines Teenie-Romans las.

Die nächsten zwei Registerkarten offenbarten wissenschaftliche Artikel und waren deutlich beeindruckender: Einer stammte von einem Archäologen, der für ein ägyptisches Museum arbeitete und halbwegs überzeugend behauptete, Teile fossiler Engelsschwingen am Nil gefunden zu haben; der andere war von einem buddhistischen Mönch, der sich damit auseinandersetzte, wie man auf spirituelle Weise in Einklang mit der eigenen Wiedergeburt als andere Existenzform käme.

Die anderen acht Tabs beinhalteten nahezu alles, was man auch nur annähernd mit Cas' aktueller Situation in Verbindung bringen konnte. Eine eher fruchtlose Suche nach ‚Engelsgnade‘, die halbherzige Recherche nach Meditationstechniken gegen Angst und Alpträume.

Eine erstaunlich ausgefeilte Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Umgang mit Personen, die ihren Wurzeln entrissen wurden‘.

Selbst ein Bericht über Traumata bei Soldaten und Kriegsüberlebenden war dabei.
 

Sam war sprachlos. Sein Gesicht fühlte sich seltsam heiß an, als er sich mit offenem Mund zu Eileen herumdrehte, der wohl aufgefallen war, dass Sam sich etwas Privatsphäre für seinen Bruder erhoffte und den Kopf taktvoll abgewandt hatte.

 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Eileen besorgt, als sie seinen Blick spürte und sein Gesicht sah.

Sam nickte abwesend.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich das sage, aber manchmal überrascht mich Dean. Positiv.“

Eileen lächelte ein wenig ratlos, bohrte aber glücklicherweise nicht nach.

Sorgfältig minimierte er die Fenster mit Deans Herzensgeheimnis und hackte sich in die polizeilichen Datenbanken auf der Suche nach Maria Om.

 

*

 

Dean brauchte drei Anläufe, bis er sich genug zusammenreißen konnte, um das Klo endlich zu verlassen.

Seine Jeans hatte er in beschämter Panik unter den Handtrockner gehalten, bis der schwere Stoff nur noch eine schwache Färbung und klebrige Klammheit im Schritt aufwies.

Was übrigens bedeutete, dass er die Schuhe hatte ausziehen müssen, um aus der Hose zu kommen. Und um nicht in Socken auf dem schmuddeligen Boden zu stehen, hatte er die Schuhe in Unterwäsche – die immer noch klatschnass und kalt an seinen Schenkeln haftete – wieder angezogen und auf einer öffentlichen Herrentoilette seine Hose trocken geföhnt.

 

Dean Winchester, begnadeter Jäger von Monstern und Dämonen, die wahre Hülle des Erzengels Michael, der rechtschaffene Mann, ehemaliger Träger des Kainsmals, bot mit brennenden Wangen, in pitschnassen Boxershorts und offenen Schuhen ein Bild für die unbarmherzigsten aller Götter.

 

Natürlich ließ es das Schicksal nicht dabei bewenden und schickte in dieser Zeit insgesamt vier Männer mit vollen Blasen zu ihm in die Hölle (Wenn jemand das Recht hatte, etwas als ‚Hölle‘ zu bezeichnen, dann wohl er!).

Mit zusammengebissenen Zähnen ignorierte er die Blicke und Kommentare. Und verbot sich jeden Gedanken daran, was vorhin beinahe passiert wäre, mit Cas und ihm … Nein, wenn er so tat, als wäre nichts gewesen, dann würde das vielleicht alles rückgängig machen!

 

Sobald er allein war, entledigte er sich in der einzigen Toilettenkabine seiner nassen Unterhose, stopfte sie in seine Jacke und schlüpfte in die Jeans, die sich in diesem Zustand beeindruckenderweise noch widerlicher anfühlte.

 

Durchatmen.

 

Du bist ein Soldat, sei keine Memme!

 

Er schickte ein erleichtertes Stoßgebet an niemand bestimmten (Gott sicher nicht!), als er feststellte, dass sich das Restaurant deutlich geleert hatte. Mit etwas Glück war niemand mehr hier, der Zeuge seiner unzähligen Blamagen in diesem Gebäude geworden war?

 

Castiel hielt immer noch das Telefon an sein Ohr; das Ohr, mit dem sein eigener Mund eben noch ‚Hasch mich!‘ gespielt hatte.

Zugegeben, es war ein sehr nettes Ohr, und Dean ertappte sich dabei, wie sein Blick der Kurve der Ohrmuschel nach unten folgte, über die Kante eines starken Kiefers mit Bartschatten, bis hin zu einem Paar unverschämt voller, rosiger Lippen, als er sich zu Cas an den Tisch setzte.

 

Neben ihn.

 

Auf der Sitzfläche der Bank gegenüber glitzerte eine unschuldige Cola Pfütze.

 

Dean saß also direkt neben Cas und starrte ihn an. Cas, der sich halb zu ihm herumgedreht hatte, erwiderte das selbstvergessene, nicht allzu glückliche Starren des Jägers mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.

 

„Geht es dir gut Dean?“

 

Die Frage rüttelte ihn aus seiner Trance und er bemerkte, dass der Engel das Telefonat beendet hatte und sein Handy ein wenig ratlos in der offenen Handfläche wog.

 

Dean lachte leise und humorlos.

 

„Naah, das war furchtbar. Lass uns gehen, ja?“

 

Cas legte den Kopf schief und wartete geduldig. Die Frage war nur, worauf. Auf eine Erklärung von Dean? Darauf, dass sie darüber sprachen, was vorhin beinahe passiert wäre?

Cas war so unbeholfen, was Zwischenmenschlichkeit anbelangte. Trotzdem war Dean sich ziemlich sicher, dass er genug Zeit mit Menschen verbracht hatte, um einen sich anbahnenden Kuss als solchen zu erkennen, selbst wenn er unterbrochen wurde.

 

Kuss.

 

Er hatte das Wort gedacht, das Wort, das Tabu war in Verbindung mit Cas!

Dean wand sich peinlich berührt auf seinem Platz, was sich als weniger gute Idee herausstellte, denn es erinnerte ihn unangenehm daran, dass er ohne schützende Unterwäsche in einer klebrigen, dreckigen Jeans steckte. Besagte Unterwäsche durchweichte derweil übrigens das dünne Innenfutter seiner Jacke.

 

Er stieß ein Schnauben durch die Nase aus, um sich von dem Druck der nächsten Worte zu befreien. Es funktionierte nicht wirklich.

 

„Cas … Ich klebe. Ich muss duschen. Und ich hab die Schnauze voll von dem Tag. Nimm‘s mir nicht übel, aber lass uns das alles verschieben, ja?“

 

Der treuherzige Blick aus den tiefblauen Augen versetzte seinem Herzen einen kleinen Stich.

 

„Ich verstehe, Dean.“

 

Das Schlimme daran war, dass Cas vermutlich wirklich Verständnis dafür hatte.

Für einen Moment wünschte er sich zur Toilette zurück. Die Schmach dort war leichter zu ertragen gewesen, als ein Versprechen an Cas brechen zu müssen.

 

Dean grinste gezwungen und nickte zum Handy in Cas‘ offener Hand.

 

„Wer hat angerufen? War das Sam?“

 

Er zog sein eigenes Handy aus der Jackentasche, das er inzwischen schon seit einigen Stunden ignoriert hatte, und stellte fest, dass es ausgeschaltet war.

Wie seltsam.

Normalerweise ließ er es immer an und achtete auf einen vollen Akku und Erreichbarkeit – für die üblichen Notfälle im Leben eines Jägers.

 

„Nein, das war nicht dein Bruder. Es war … einer von meinen.“

 

Sein Finger schwebte über dem Power Button; Dean hielt in der Bewegung inne, vollkommen aus dem Konzept gebracht von Cas‘ Worten.

 

„Wie meinst du das? Wer?“

 

Cas schien seine Antwort genau zu bedenken. Er betrachtete das dunkle Display einen Moment lang intensiv, als würde es ihm beistehen. Dann ließ er das Handy in seiner Hosentasche verschwinden.

 

„Einer meiner Brüder wollte mich davon in Kenntnis setzen, dass er lebt und gern in der nächsten Zeit mit mir in Verbindung treten würde. Obwohl ich jetzt … menschlich bin. Ich habe ihn für tot gehalten. Dass er lebt, ist eine gute Nachricht, Dean.“

 

Dean nickte perplex. Dass jemand aus Cas‘ Vergangenheit zu ihm Kontakt aufnahm, bedeutete vermutlich etwas Gutes. Ein anderer Engel, der Deans besten Freund nicht dafür verstieß, dass er keine Gnade mehr besaß.

 

Cas‘ kühle Hand legte sich plötzlich auf seine, in der er das eigene Smartphone hielt.

 

„Kannst du mir einen Gefallen tun, Dean?“

 

Die Berührung sandte ein leichtes Prickeln seinen Arm hinauf.

 

„Kommt drauf an, welchen!“

 

Was, genau genommen, absoluter Schwachsinn war.

Einen Gefallen für Cas? Natürlich würde er ihm den erfüllen!

Nachdem er ihnen beiden und vor allem Cas den gemeinsam geplanten Tag ruiniert hatte, weil er ein unsäglicher Trottel war – nein, im Ernst. Es gab nicht besonders viel, was er nicht für den Engel tun würde.

 

„Lass dein Telefon aus, bis wir zu Hause sind. Wenn Sam etwas braucht, kann er mich erreichen.“

 

Dean runzelte die Stirn, suchte nach einer Erklärung auf dem Gesicht des Engels, das plötzlich wieder gefährlich nah schien.

 

Es war eine verhältnismäßig kleine Bitte und obwohl Dean ihren Hintergrund nicht ganz verstand, bereute er seine genickte Zustimmung nicht im Geringsten, als er das winzige Lächeln von Cas vor sich sah.

 

*

 

Maria Om existierte nicht.

Zumindest wurde sie nicht vermisst, hatte in ihrem Leben noch keine Straftat begangen, besaß keinen Führerschein, kein Auto, nicht einmal einen Facebook-Account.

Entweder handelte es sich bei der unscheinbaren jungen Frau mit Oralfixierung (auch Eileen waren Kaugummi und Bonbon aufgefallen) um ein Phantom oder um eine hochmoralische Person, die ein altmodisches Leben fern der sozialen Medien führte.

 

Eileen war ein wenig hartnäckiger bei der Suche als Sam und hatte den Laptop übernommen, während er nervös an der zerknüllten Serviette herumfummelte, die sich allmählich in Fasern aufzulösen begann.

Die Jägerin filzte selbst die Homepage des Cafés auf Fotos der Mitarbeiter, jedoch ohne Erfolg.

 

Maria Om.

 

Der Name war wirklich merkwürdig.

 

„Ich glaube, ich kann nicht mehr denken, Sam“, sagte Eileen plötzlich und kicherte verlegen. Tatsächlich wirkte sie allmählich müde, auch wenn das wache Funkeln in ihren Augen nie an Intensität verlor.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sie fast eine Stunde im Auto verbracht hatten.

 

„Bisher scheint nichts in der Gegend passiert zu sein“, sagte Sam langsam und fingerte mit der serviettenfreien Hand am Schlüssel im Zündschloss herum.

„Wir könnten eine Pause machen und zusammen abendessen? Wenn du möchtest?“

 

Dann wäre das Date zumindest kein kompletter Reinfall gewesen. Innerlich kreuzte er die Finger und hoffte.

 

Eileen lächelte Sams Lieblingslächeln.

 

„Was hältst du davon, wenn wir vorher an dem Jahrmarkt vorbeifahren, von dem du erzählt hast? Maria ist vielleicht noch da!“

 

Es widerstrebte ihm ungemein.

Sam vermutete den Jahrmarkt inzwischen längst als Teil des übernatürlichen Spiels, in das sie geraten waren. War es klug, sich mit Eileen kopfüber hinein zu stürzen, ohne Dean oder Cas vorher darüber zu informieren?

 

Vermutlich nicht.

 

Sam konnte nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern und sich ihm hinzugeben. Er startete den Motor und lenkte das Auto vom Parkplatz des Cafés.

Auf ins Verderben!, dachte er grimmig, doch irrsinnigerweise fühlte es sich nicht halb so bedrohlich an, wie es das seiner lebenslangen Erfahrung nach hätte müssen.

 

„Ich habe übrigens eine ziemlich heftige Clown-Phobie“, sagte er beiläufig, als er merkte, dass Eileen ihn ansah und seine Lippen lesen konnte.

„Die Plakate für den Jahrmarkt sahen vielversprechend aus, was das angeht.“

 

Er spürte plötzlich eine Hand auf seinem Oberschenkel. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Eileen die Papierserviette von seinem Bein klaubte, als sie zu Boden flattern drohte.

„Keine Sorge, ich bin ja bei dir“, lachte Eileen gutmütig.

Sam schluckte.

Sie hielt die Serviette zwar fest, ließ die Hand aber wo sie war.

 

Vor dem Jahrmarkt war eine große Rasenfläche als Parkplatz für die Besucher ausgewiesen. Sam hielt den Impala ein Stück abseits davon, um bei Bedarf schnell wieder verschwinden zu können.

Misstrauisch sah er aus dem Wagenfenster auf das bunte Treiben vor ihnen.

Tatsächlich schien die Veranstaltung recht gut besucht, aber zum Glück konnte er auf die Schnelle kein einziges fröhlich geschminktes Gesicht unter einer schrillen Perücke entdecken und er atmete auf.

 

Eileen verpasste ihm einen aufmunternden Klaps auf das Bein und drückte ihm die in Mitleidenschaft genommene Serviette wieder in die Hand.

Beim Aussteigen verstaute sie Deans Laptop im Fußraum des Beifahrersitzes, wo sie ihn gefunden hatte.

 

Der unverwechselbare Geruch nach Zuckerwatte, gebrannten Mandeln, Bratäpfeln, Pferdeschweiß und -Mist schlug Sam entgegen, als er die Wagentür hinter sich schloss. Vermutlich war das hier eine recht stimmungsvolle Kulisse für eine romantische Verabredung, aber sie trug dennoch nicht dazu bei, dass er sich entspannen konnte.

Wenn der Jahrmarkt etwas mit dem Fall zu tun hatte, waren sie hier noch weitaus weniger sicher, als im Café.

 

Vielleicht hätte Sam Eileen mit in den Bunker nehmen sollen. Sie hätten Essen bestellen können, vielleicht hätte Dean sogar etwas für sie gekocht. Eileen und Cas kannten sich noch nicht. Es wäre viel für ein erstes Treffen außerhalb des Jobs gewesen, aber immerhin nett.

Sicher.

 

Nur leider waren sie nicht außerhalb des Jobs.

 

Maria Om.

 

Sam seufzte tief und schenkte der Serviette in seiner Faust einen letzten frustrierten Blick.

Als er sie achtlos in seiner Hosentasche verschwinden lassen wollte, hielt er inne.

 

M A R I A O M.

 

„Eileen!“, rief er gedankenlos und fuhr peinlich berührt zusammen, als ihm sein Faux Pas auffiel, den Eileen zum Glück ja gar nicht bemerkt haben konnte. Er wollte ausholen, um mit den Händen wedelnd ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch sie stand schon vor ihm. Erneut schreckte er zusammen und sie grinste belustigt.

 

„Ja, Sam?“, fragte sie und legte auf anbetungswürdige Weise den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzusehen.

Er musste sich einige Male räuspern, bevor er sprechen konnte, obwohl es Schwachsinn war. Wenn er wirklich respektvoll sein wollte, sollte er definitiv versuchen, mehr Gebärdensprache für Eileen zu benutzen!

 

Nun endgültig verlegen, bat er sie in fast mustergültiger Gebärdensprache erneut um ihren Kugelschreiber, den sie ihm mit einem Strahlen reichte.

 

Er presste das zerfledderte Stück Papier ans Wagenfenster des Impalas und begann, darauf herumzukritzeln, Buchstaben des merkwürdigen Namens zu streichen und sie in eine neue Reihenfolge zu bringen.

 

„Es ist ein Anagramm“, sagte er, als er sich wieder zu Eileen umdrehte, die ihm gespannt über den Arm hinweg zugesehen hatte.

„Kein besonders gutes, aber es erklärt, warum der Name so seltsam ist.“

 

I AM AMOR.

 

Eileen begann zu kichern.

 

„Nein, das ist wirklich nicht geistreich“, stimmte sie zu, aber in ihrem Ausdruck lag dennoch eine Spur von ehrlicher Bewunderung.

 

„Haben wir es hier mit Cupido zu tun, einem Amor? Sollen wir verkuppelt werden?“

 

Sam sah verlegen auf die Lösung des Anagramms in seiner Hand.

 

„Na ja, streng genommen wurde bisher niemand verletzt oder getötet. Eigentlich ist nichts weiter passiert, außer, dass Maria keine reale Person ist. Und mehr Clowns in meinem Umfeld sind, als mir guttut.“

 

Sie lachten beide und obwohl die Erklärung Sam nicht gerade zufrieden stimmte, schien sie der ganzen Situation doch etwas Anspannung zu nehmen.

 

Mit Engeln und ihresgleichen war sicher nicht zu spaßen, aber vielleicht hatte Amor sie aus einer guten Absicht heraus von jedem tatsächlichen Fall ferngehalten?

Wie gern würde er das glauben, wie sehr hoffte er auf das Gute im Himmel …

 

Eileen riss ihn aus seinen Grübeleien, in dem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn behutsam, aber bestimmt zu sich herunterzog.

Überrascht ließ er es zu, dass sie sein Gesicht mit beiden Händen umfasste und ihm einen nicht unsanften, aber verspielten Kuss auf die Lippen drückte.

 

„Amors Wille“, sagte sie, ohne ihn loszulassen und da war wieder dieses Funkeln.

Einen Kuss mit Eileen hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Weniger … forsch.

Trotzdem war es schön gewesen und er bereute es bestimmt nicht. Er hätte nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden gehabt.

 

„Gehst du mit mir aus?“, fragte Sam, dessen Knie sich seltsam weich anfühlten.

 

„Das tue ich doch schon!“

 

„Jetzt. Der Fall ist abgeschlossen. Lass uns … lass uns essen gehen.“

 

Eileen tat, als müsse sie überlegen, legte den Kopf schief und er verdrehte gespielt die Augen.

 

„Einverstanden! Für eine Portion Zuckerwatte gehe ich mit dir heute Abend essen!“

 

Diesmal machte er den ersten Schritt, überbrückte die Distanz zwischen ihnen und küsste Eileen. Sie kicherte in den Kuss hinein, bis er gegen ihre Lippen grinste und sie lösten sich voneinander.

 

„Warte im Auto, ja? Ich bin gleich wieder da. Mit Zuckerwatte.“

 

*

 

Allmählich war Dean an das Schweigen in Cas‘ Auto gewöhnt. In gewisser Weise war es ungemütlicher als noch auf dem Hinweg, was zweifelsohne an allem liegen mochte, was an diesem Tag zwischen ihnen geschehen war.

Andererseits war es auf der Rückfahrt nicht annähernd so eisig wie am Nachmittag und irgendwann begann Dean tatsächlich, die stille Zweisamkeit mit Cas zu genießen, als sie durch die glühende Abendsonne Richtung Bunker fuhren.

Eigentlich war es sogar ganz hübsch.

 

Kitschig.

 

Cas‘ Profil war in einen fast überirdischen, goldenen Schimmer getaucht und Dean musste schlucken. Der Engel bemerkte seinen Blick und erwiderte ihn sanft, so lange er die Augen von der Straße entbehren konnte.

 

„Möchtest du Musik aussuchen, Dean?“, bot er an, als er wieder geradeaus und durch die Frontscheibe schaute.

 

Ein lästiges Kitzeln fuhr durch seinen Magen und brachte von dort aus etwas in seiner Brust zum Flattern.

 

„Hmm“, brummte er als Antwort, grinste aber in sich hinein.

 

Dean streckte in dem Moment die Hand nach dem Autoradio aus, als Cas dasselbe tat und ihre Finger stießen auf halbem Wege in der Luft zusammen.

 

„Sorry“, nuschelte Dean.

 

„Mein Fehler, entschuldige“, sagte Cas.

 

Keiner von ihnen zog seine Hand zurück.

Niemals beim Fahren Händchenhalten, schoss es Dean durch den Kopf. Doch was sollte schon passieren? Die Straße war eben, führte immer geradeaus, weit und breit war kein anderes Auto in Sicht. Er verzog nicht einmal das Gesicht darüber, dass er ‚Händchenhalten‘ gedacht hatte.

 

Cas‘ Hand lag auf seiner. Das war kein Händchenhalten, es war nicht kitschig.

Es war … leicht.

 

Dean führte ihre in der Luft verschränkten Finger zum Radio und schaltete es ein.

 

 

I knew, I'd never doubt it

I was so sure about it

Don't think of all that's been before
 

I'll hear you, when you're calling

I'll catch you, when you're falling

Don't worry!

I will always be there, like never before

 

 

Asia.

Hey, gar nicht mal so übel!

 

Er lächelte stumm in sich hinein, erwiderte den Druck der kühlen starken Finger mit einer nie gekannten Sorglosigkeit.

Wie machte Cas das? Wohin war diese Panik auf einmal verschwunden? Panik wovor eigentlich?

Es war ihm seltsam gleichgültig.

 

Bis es plötzlich einen lauten, sehr vertrauten Knall unter ihnen gab und ein heftiger Ruck durch den Truck fuhr, der ihn ins Schlingern brachte. Dean ließ Cas‘ Hand augenblicklich los, der das Steuer umklammerte, um sie nicht von der Straße abkommen zu lassen.

„Lenk dagegen!“, rief Dean und Cas schaffte es.

 

Dean schloss die Augen, als sie zum Stehen kamen und ließ den Kopf mit heftig pochendem Herzen gegen die Lehne sinken.

„Na, wenn das mal kein geplatzter Reifen ist!“

 

Diese Schicksalsgötter, an die er nicht glaubte, waren heute wirklich außergewöhnlich sadistische Miststücke!

 

*

 

Als Sam (unbehelligt von Clowns, aber mit anhaltend mulmigem Gefühl in der Magengegend) mit einer großen Portion Zuckerwatte in der Hand auf den Parkplatz zurückkehrte, ließ er in Gedanken die Ereignisse des Tages Revue passieren. Alles ist gut, sagte er sich immer wieder. Doch irgendetwas hinderte ihn daran, zur Ruhe zu kommen.

 

Die Innenbeleuchtung des Impalas brannte und er lächelte unweigerlich, als er Eileen auf dem Beifahrersitz sah, wie sie auf ihn wartete. Es fühlte sich gut an. Normal.

Fast schon eine Spur zu normal.

 

Eileen hatte ihn noch nicht entdeckt, lachte unbekümmert wegen etwas, was er auf die Distanz nicht sah, aber sie fröhlich zu sehen, hob seine Stimmung noch mehr. Sie war wirklich sehr hübsch, und so unbeschwert, wenn auch ein wenig anders, als er erwartet hatte.

 

Eileen nahm ihr Handy vom Ohr und schien einen Anruf zu beenden. Sam schmunzelte, beschleunigte seine Schritte – und ließ die Zuckerwatte fallen.

Er brauchte dreißig Sekunden, um sich zu sammeln. Eine junge Familie mit Kinderwagen ging am Impala vorbei. Er musste dringend hier weg! Kein guter Platz für ein Showdown.

Sam biss die Zähne zusammen. Dann öffnete er die Autotür und stieg ein.

 

„Entschuldige. Sie hatten Schwierigkeiten mit der Zuckerwatte-Trommel“, sagte er, ohne sie anzusehen.

 

Eileen Leahy, die gehörlose Jägerin, war es nicht, mit der er den Tag verbracht hatte. Das Wesen neben ihm schaltete den Kassettenrekorder des Autos mit ungeahnter Selbstverständlichkeit an. Sam startete den Motor und fuhr los.

 
 

Hard times you had before you

I knew, when I first saw you

You, girl, you've always been mistreated, cheated
 

So leave it all behind you

It took so long to find you

I know that we can last forever, ever and more
 

Don't cry!

Now that I have found you

Don't cry!

Take a look around you

Don't cry!

Took so long to find you

Do what you want

But lil‘ darling, please, don't cry
 

I knew, I'd never doubt it

I was so sure about it

Don't think of all that's been before
 

I'll hear you, when you're calling

I'll catch you, when you're falling

Don't worry!

I will always be there, like never before

 

 

Sam parkte den Impala am Straßenrand. Bis zum Bunker waren es noch fast drei Meilen. Obwohl er sich ausrechnen konnte, dass ihr Versteck längst nicht mehr geheim war, wollte er den Feind nicht unbedingt direkt vor der eigenen Haustür abladen.

 

„Wieso halten wir?“, fragte Eileens Stimme neben ihm mit einem Unterton, bei dem ihm sich die Nackenhaare sträubten.

Er holte tief Luft und drehte sich in seinem Sitz herum.

 

„Ich weiß, was du bist“, sagte Sam kalt und starrte fest in die tiefbraunen, leuchtenden Augen, die er über den Tag hinweg viel zu liebgewonnen hatte. Sie gehörten nicht der Person, für die sie sich ausgab, was ein ungeahntes Gefühl von Verletzlichkeit in ihm zurückließ.

Er kam sich so betrogen vor. Benutzt.

 

Eileens Lächeln war ungetrübt, wenn auch eine Spur zu hart, zu schelmisch. Es schien nicht ganz zu ihrem Gesicht zu passen, so als lächelte eine fremde Seele aus ihrem Körper zu ihm heraus.

 

„Und was genau bin ich deiner Meinung nach, Samshine?“, flötete sie mit gespitzten Lippen.

 

Sam straffte die Schultern. In seinem Hosenbund steckte seine Pistole, mit der er nichts ausrichten konnte. Was er hier vor sich hatte, war zu mächtig, um sich von einer Silberkugel beeindrucken zu lassen. Er trat dem Gegner mit nichts gegenüber, als der Wahrheit.

Was war er doch für ein Idiot.

 

„Trickster“, sagte Sam rau und ohne den Blick abzuwenden. „Es passt alles … Du musst ein Trickster sein!“

 

Die Gier nach Süßigkeiten und Zucker.

Die bescheuerte Musik, die ihn schon den ganzen Tag über verfolgte.

Das Spielen mit seinen Ängsten, diese lächerliche Masse an Clowns.

Der bitterböse Humor, der dem Ganzen dennoch irgendwie anhaftete.

Die unverschämt große Macht, die ein übernatürliches Wesen nicht haben sollen dürfte.

 

‚Eileen‘ seufzte und schüttelte den Kopf. Sie wirkte nahezu enttäuscht.

 

„Ich habe mehr von dir erwartet, Sam!“, sagte sie und schnippte lässig mit dem Finger.

 

Die Erscheinung veränderte sich, ihre Züge verschwammen, wie durch die Kaskade einer klaren Substanz hindurch.

Die Schultern wurden breiter, das Haar kürzer. Tiefbraune Augen leuchteten nun hell, nahmen einen fast goldenen Karamellton an, umrahmt von einer dunkleren Korona.

Volle Lippen wurden schmal, kräuselten sich in einem raubtierartigen Grinsen in einem Gesicht, auf dem plötzlich Bartschatten wuchs.

Das alles geschah im Bruchteil von Sekunden und doch kam es ihm wie eine Ewigkeit vor, bis sein Gehirn die Information richtig verarbeitete, wen er da vor sich hatte.

 

Es war keine fremde Seele gewesen, die ihm wie eine andere Persönlichkeit aus Eileens Augen heraus zugezwinkert hatte.

Es war die Gnade eines Erzengels.

 

Gabriel?“, keuchte Sam und starrte perplex in das vertraute Gesicht der menschlichen Hülle.

„Ich dachte, du bist tot!“

 

Gabriel kicherte leise und wedelte mit dem Zeigefinger tadelnd vor Sams Nase herum.

„Na, na, man fragt doch Leute nicht so einfach, ob sie tot sind! Das ist sehr unhöflich, Samantha!“

Sein Finger umkreiste Sams Nasenspitze wie eine besonders nervtötende Fliege und landete schließlich einen nicht minder lästigen Stupser.

 

Sam kniff missbilligend die Augen zusammen, wagte aber nicht, die Hand vor seinem Gesicht wegzuschlagen. Immerhin legte sich gerade ein Erzengel mit ihm an – vermutlich das mächtigste Wesen (abgesehen von Gott), das der Himmel zu bieten hatte. Auch, wenn Gabriel wohl die Schnauze voll vom Himmel hatte, so wie er sich auf der Erde ins Zeug legte. Oder vielmehr der Himmel von ihm?

Wer könnte ihm das verübeln.

 

„Außerdem: Ich bin der Trickster. Was hast du erwartet?“

 

Sam schluckte hart.

„Nicht das hier“, gab er mit dünner Stimme zu.

Wenn Eileen die ganze Zeit über Gabriel gewesen war – hatte er dann wirklich und wahrhaftig mit einem Erzengel herumgeknutscht?

Zu welchem Zweck?

 

Dieser schien seinem Gedankengang problemlos folgen zu können, denn er sagte: „Ah, du bist enttäuscht! Das verletzt mich tief, Sammyboy.“

In seiner gespielten Gekränktheit nahm er zumindest die Hände weg.

 

Sam stieß etwas Luft durch die Zähnen, von denen er nicht gemerkt hatte, wie fest er sie zusammenbiss.

„Ich gebe zu, du lernst dazu und warst schlauer als die letzten Male!“

Gabriel nickte in milder Anerkennung und für einen kurzen Moment schien das aus seinem Lächeln zu verschwinden, was Sam als so bedrohlich empfand.

 

„Etwas, zumindest.“

 

Sicher, der Erzengel hatte sich als große Hilfe im Kampf gegen Lucifer, seinen eigenen Bruder, erwiesen. Hatte sich für die Menschen und die Erde entschieden, Sam sogar bei einer der schwerwiegendsten Entscheidungen seines Lebens unter die Arme gegriffen.

Auf eine Art, die Sam niemals in seinem ganzen Leben würde gutheißen können und die er Gabriel unter keinen Umständen jemals verzieh. Er hatte heute noch manchmal Alpträume von all den Dienstagen, an denen er Dean hatte sterben sehen.

Aber so spielten Engel nun einmal und in gewisser Weise wusste er die Bemühungen Gabriels auch zu schätzen.

 

„Ich hätte nie damit gerechnet, dass du so schnell Lunte witterst! Auch, wenn du dann erstaunlich lange gebraucht hast. Im Café dachte ich erst, du hättest mich! Warum warst du so gestresst, als du zu unserem Date kamst?“

 

Sam verdrehte die Augen über diese Formulierung, vermied es aber, Gabriel zu korrigieren.

Wenn es nach ihm ginge, erklärte er das Date rückwirkend für ungültig und die Erlebnisse des Tages als ausradierbaren Alptraum.

 

„Na komm schon, Sam. Mir kannst du es doch sagen!“, schmeichelte Gabriel und Sam zuckte ergeben die Achseln. Wozu sollte man etwas vor einem Engel verheimlichen, der die Wahrheit sowieso mit einem Fingerschnippen aus einem herausbekam?

 

„Das Date, von dem ich dachte, es sei mit Eileen, hat mich nervös gemacht“, gestand er kühn und betonte ihren Namen mit Nachdruck.

„Ich war mir nicht ganz sicher, wie sie zu der ganzen Sache steht, außerdem wollte ich sie mit Gebärdensprache beeindrucken. Dazu kommt, dass mich seit Wochen die Arbeit stresst, denn es gibt keine Arbeit und – Oh.“

 

Sam unterbrach sich, als er das selbstzufriedene Grinsen Gabriels sah, das ihm im Halbdunkel des Wagens entgegen funkelte.

„Das warst du.“

 

„Der Kandidat erhält 100 Gummipunkte und einen Preis für den klügsten aller Idioten!“, zwitscherte Gabriel vergnügt.

 

„Was hast du gemacht, Gabriel?“

 

Er erwartete nicht wirklich, darauf eine befriedigende Antwort zu bekommen, rechnete außerdem höchstens mit der Halbwahrheit. Aber aus irgendeinem Grund schien der Erzengel wahnsinnig stolz auf sich zu sein und noch dazu in Plauderstimmung.

 

„Ich habe euch für eine Weile ins Off geschickt“, erklärte er, als sei dies die einfachste Sache der Welt.

„Ins Monster-Off. Abgesehen von meiner Wenigkeit“, er zeigte ausholend auf sich selbst, „Habe ich keine übernatürlichen Einflüsse zu euch durchgelassen. Was glaubst du, wie viel Arbeit es war, eure Telefone, die Nachrichten und vor allem das blöde Internet vor euch zu filtern?“

Er seufzte und wenn Sam nicht das Zwinkern in seinen Augen bemerkt hätte, hätte er ihn tatsächlich für erschöpft gehalten.

 

„Für den Rest der Welt haben natürlich weiter übergriffige Monster gewütet und Menschen sind auf mysteriöse Weise gestorben oder verschwunden!“

Sam riss empört den Mund auf, aber Gabriel unterbrach seinen stummen Protest mit einer Handbewegung.

„Es gibt andere Jäger auf der Welt, Samshine. Viele von ihnen haben sich um Fälle gekümmert, die normalerweise ihr übernommen hättet. Und gib es zu: War es nicht eigentlich genau das, was du dir wünschst? Ein ruhigeres und normaleres Leben, weniger Übernatürliches, weniger Weltretten, mehr Sesshaftwerden?“

Er lachte kehlig; ein erstaunlich wohlklingender, tiefer Laut für diese nervige kleine Menschenhülle.

Sam schloss den Mund wieder.

„Keine Sorge, ihr wart absolut sicher in eurem Vakuum!“

 

„Ich mache mir keine Sorgen!“, widersprach Sam und das stimmte sogar. Gabriel war eine Landplage, aber dass er ihm oder Dean ernsthaft schaden wollte, bezweifelte er.

Ungenutzte Gelegenheiten dazu hatte er jedenfalls unzählige verstreichen lassen.

„Aber was war außerhalb? Es ist nicht so, als hätten wir je groß eine Auszeit gehabt! Irgendeine Lilith oder ein Crowley, eine Abbadon – Lucifer! Dieser ganze Mist endet niemals!“

 

Bei der Erwähnung Lucifers flackerte eine seltsame Mischung aus Schmerz und Bedauern über die spöttische Fassade des Tricksters.

 

„Mach dir keine Gedanken, Sam-Sam.“

Gabriel klang sanft.

„Kein Endboss wartet zu Hause auf dich. Was ich vor euch versteckt habe, ging vorher hierdurch.“

Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe.

„Und glaube mir, die Welt ist noch genauso verkorkst, wie sie es immer war. Aber zumindest plant gerade niemand zu offensichtlich, seine post-ödipalen Krisen an ihr auszulassen.“

 

Sam nickte. Wieder konnte er nicht anders, als dem verrückten Engel Glauben zu schenken.

„Dann verrat‘ mir jetzt, warum du es getan hast? Du musst doch irgendeinen Grund dafür gehabt haben!“

 

Lachfältchen bildeten sich in Gabriels Augenwinkeln, was ihm einen ungewohnt herzlichen Ausdruck verlieh.

„Oh, der Grund wird dir gefallen! Zumindest wirst du ihn nachvollziehen können. Es war nämlich!“

Er machte eine dramatische Pause und hob den Zeigefinger schon wieder gefährlich nah vor Sams Gesicht.

„Bruderliebe, Samoose. Nichts als Bruderliebe!“

 

Sam runzelte verständnislos die Stirn. Was hatten andere Engel damit zu tun? Waren nicht alle Erzengel – offensichtlich außer Gabriel – nun ja … tot oder in einem unerreichbaren Käfig weggesperrt?

 

Die Gedanken mussten ihm ins Gesicht geschrieben stehen oder Gabriel las nach Engelart in seinem Geist wie in einem offenen Buch, denn er sagte unumwunden: „Du denkst zu kompliziert, Sammy!“

Erneut war sein Tonfall erstaunlich sanft, fast liebevoll und ging Sam, in Verbindung mit dem Namen, von dem ausschließlich Dean Gebrauch machen durfte, gehörig gegen den Strich.

 

Moment … Bruderliebe. ‚Sammy‘ … Dean?

Nein –

 

„Castiel? Es geht um Cas?“

 

Gabriel nickte zufrieden.

„Und nochmal den Preis für den weltklügsten aller Idioten“, schnurrte er.

 

„Ihr Winchesters, Castiel und euer Versteck seid ziemlich engelsicher. Glaub mir, es war ein hartes Stück Arbeit, euch zu finden, als ich erfahren habe, dass Cassie die Existenz wieder einmal aus der darwinschen Perspektive genießt. Und es scheint diesmal unumkehrbar zu sein.“

 

Sam lauschte mit gemischten Gefühlen. Es gefiel ihm gar nicht, dass Gabriel, ob Erzengel oder nicht, trotz aller Sigillen, Schutzzauber, Tattoos und Sicherheitsvorkehrungen in der Lage gewesen war, den Bunker aufzuspüren.

Über seine Zweifel entging ihm fast der Hauch von Wehmut, den der Trickster überraschenderweise vor ihm offen legte.

 

„Cassie wird altern und sterben wie ein Mensch. Er ist immer noch ein Engel, ein Seraphim, aber seine Gnade ist zu einer Art engelhaften Seele geworden. Seine menschliche Hülle, sie gehört jetzt zu ihm. Mehr als je zuvor. Das ist für einen Engel ein unbeschreiblicher Verlust. Es gibt keine Worte dafür.“

 

Sam schwieg. Zu ähnlichen Schlüssen war er aufgrund von Cas‘ Erzählungen selbst schon gekommen, obwohl er nicht ganz sicher war, wie viel der gefallene Engel selbst über seinen Zustand wusste. Hatte er sich mit dem dauerhaften Verlust seiner Gnade abgefunden?

Sam schluckte betroffen. Seine eigenen Gefühle zu diesem Thema würde er vorerst zurückstellen müssen.

 

„Keine Worte in keiner Sprache, nicht einmal in Henochisch.“

 

Gabriels Sanftheit kam überraschend; der Erzengel hatte keine abschätzigen Bemerkungen über die menschliche Spezies fallen lassen und es verwunderte Sam, dass er derart großen Anteil am Schicksal des besten Freundes der Winchesters nahm.

Soweit der Jäger wusste, hatte Cas im Himmel keinen guten Ruf mehr – und das war noch eine gewaltige Untertreibung.

 

Der Trickster aller Trickster lächelte traurig.

„Ich wollte Cassie etwas Ruhe gönnen, eine kleine Auszeit, nenn es Urlaub, wenn du willst. Ich wusste, dass er sich nicht lange davon abhalten lassen würde, mit euch auf die Jagd zu gehen, aber er ist dazu noch nicht bereit. Er braucht Zeit, um das Leben zu lernen. Danach kann er sich immer noch mit euch zwei Trotteln“, er zwickte Sam in die Seite, der zusammenfuhr und sich ein gutes Stück von Gabriel weg lehnte, „die Köpfe einschlagen gehen.“

 

Sam räusperte sich und strich sein Hemd an der Stelle glatt, an der Gabriel ihn gekniffen hatte.

 

„Schön, ich seh‘ ein, warum du uns ins ‚Vakuum‘ geschickt hast, Gabe.“

Der Erzengel stutzte bei dem Spitznamen und Sam musste den Drang unterdrücken, ihm triumphierend die Zunge herauszustrecken.

Der jahrelanger Einfluss eines zu Streichen aufgelegten Bruders. Was der Erzengel konnte, konnte er auch.

 

„Aber wieso musstest du mich dazu auf ein Date mit dir selbst schicken? Im Ernst, es war furchtbar! Womit habe ich die Clowns verdient?“

 

Gabriels schallendes Lachen durchbrach die schwere Stimmung wie erfrischender Sommerregen.

 

„Weil du geschnüffelt hast und neugieriger bist, als dir gut tut! Ich musste dich ablenken und auf andere Gedanken bringen. Es hat eine Weile gebraucht, aber ich habe etwas – jemanden – gefunden, der dich genug beschäftigt, um dich vom Offensichtlichen wegzulocken.“

 

Sam errötete, was ihm im Zusammenhang mit Eileen, der echten Eileen, in der letzten Zeit entschieden zu oft passiert war.

 

Gabriel betrachtete ihn einen Moment lang aus unergründlich blitzenden Augen, bis er unruhig auf dem Fahrersitz herumzurutschen begann.

 

„Es hat zwar Spaß gemacht, mit dir auszugehen. Aber ich hoffe, du lernst daraus etwas, Samshine! Nimm dein Glück in Zukunft etwas mehr selbst in die Hand. Ohne Clowns.“

 

Die Lehre des Tricksters.

Schmerzhaft, bösartig, auf moralisch fragwürdigste Art und Weise urkomisch.

 

Sam räusperte sich abermals.

„Das werde ich. Ich versuche es. Aber sag mal … Dean ist normalerweise derjenige, der vom Jagen nicht genug bekommt. Wieso hast du nichts getan, um ihn davon abzulenken, dass nichts passiert?“

 

Gabriel kicherte vergnügt.

„Dein närrischer Bruder hat sich meinen Plänen gefügt, ohne dass ich etwas dafür tun musste. War mit dem Herzen genau an der richtigen Stelle, auch wenn sein Kopf manchmal zu tief in seinem Hintern steckt. Oder in deinem.“

 

Sam dachte an den Browserverlauf auf Deans Laptop. Die Bereitwilligkeit, Cas einen Wunsch zu erfüllen und mit ihm in den Baumarkt zu fahren.

Die Verbindung zwischen den beiden, deren Ausmaße er selbst nur erahnen konnte.

Sam nickte.

 

„Eine Frage hab‘ ich noch, Gabe.“

 

„Nur diese eine? Dad, heute muss mein Glückstag sein – Sam Winchester gehen die Fragen aus!“

 

Dafür bekam Gabriel ein Augenrollen.

 

„Was ist mit Maria Om? Ihr Name ist ein Anagramm, das habe ich verstanden, aber ist sie oder ihre Hülle eine reale Person? Wird sie vermisst und ich konnte aus dem Monster-Vakuum nur nichts über sie finden?“

 

„Die gute Maria“, seufzte Gabe und ließ sich tiefer in den Beifahrersitz sinken, als habe er an sie besondere Erinnerungen, in denen er in diesem Moment nur allzu gern schwelgen würde.

„Maria ist eine Illusion von mir gewesen, sollte deinen hübschen Kopf eine Weile beschäftigt halten. Sie steht symbolisch dafür, dass Amor noch eine ganze Menge von mir zu lernen hat!“

 

*

 

Als Sam den Bunker durch die Seitentür der Garage betrat, fühlte er sich wie erschlagen und außerdem irgendwie … klebrig. Schmutzig.

Die Ziele des Erzengels mochten (gegenüber Cas) noch so ehrenhaft gewesen sein – seine Spielregeln waren es nicht. Sam sehnte sich nach einer heißen Dusche und überlegte sogar, ob er seinen Bruder um eine Flasche Whiskey bitte sollte.

Wie sich herausstellte, waren Dean und Castiel aber noch nicht zurückgekehrt, weshalb Sam sich zum zweiten Mal an diesem Tag ausgiebig der Körperpflege widmete.

 

Als er nach einer halben Ewigkeit mit krebsroter Haut und in frischer, bequemer Kleidung in die Küche des Bunkers zurückkam, traf er auf Castiel, der einsam und, wie es schien, etwas ratlos in der Gegend herumstand. Besonders auffällig war dabei, dass er wieder in den schlabberigen Sachen der Winchesters vom Morgen steckte.

 

„Hey, Cas!“, begrüßte Sam den Engel und kämpfte seine Erschöpfung mit dem Versuch eines Lächelns nieder.

„Was soll der Aufzug? Wart ihr nicht einkaufen?“

Er deutete der Länge nach auf Cas‘ Körper.

 

„Hallo, Sam. Es kam nicht dazu“, antwortete der Engel knapp.

Sein Tonfall war schwer zu deuten.

 

„Das Auto ist auf dem Rückweg liegen geblieben – es ist eine lange Geschichte.“

 

Sam hob eine Braue, doch Cas hob nur die Schultern.

 

„Dean hat gesagt, er bestellt mit mir zusammen etwas zum Anziehen im Internet. Ich darf mir alles selbst aussuchen.“

 

Sam lächelte. Das klang tatsächlich sehr nett und Cas schien sich darüber zu freuen.

 

„Wart ihr wenigstens im Baumarkt?“

 

„Oh … nein. Das haben wir auch nicht mehr geschafft. Es ist viel passiert.“

 

Sam beschloss, seine Verwirrung hinunterzuschlucken. Castiel beantwortete zwar bereitwillig all seine Fragen, schien von sich aus aber nicht allzu viel erzählen zu wollen und für ein Verhör war er entschieden zu müde.

 

„Wie war deine Verabredung mit Eileen Leahy?“

 

Mist.

 

„Ja … Es war ein anstrengender Tag. Was hältst du von einer Runde Netflix? Ich wollte gerade Bier holen. Irgendwo haben wir noch Nachos. Ich suche sie, du holst Dean?“

 

Castiel lächelte leicht und überraschte wieder einmal mit einem größeren Maße an Empathie, als man es ihm zutraute: Er bohrte nicht weiter.

„Ich sage Dean Bescheid, wenn er aus der Dusche kommt.“

 

*

 

Irgendwie ergab es sich, dass sie sich im Schlafzimmer Nummer 15, in Cas‘ Zimmer, trafen. Er hatte den meisten Platz, weil sein Raum nach wie vor nur mit dem Nötigsten eingerichtet war, und er beschwerte sich nicht schon vorab über Krümel im Bett (Sam) oder darüber, dass fremde Hintern die Memory Foam Matratze ruinierten (Dean).

 

Es war ein wenig seltsam, wie sich drei erwachsene Männer so auf dem Bett arrangieren konnten, dass niemand die Füße oder Ellenbogen der anderen im Gesicht hatte, aber irgendwie passte es:

Dean, am Fußende, lag rücklings auf der Matratze, ließ Kopf und Beine über den Rand hinaus hängen und lauschte eher, als dass er zusah, während er sich geräuschvoll und kopfüber Nachos in den Mund schaufelte. Die Schüssel balancierte er auf seinem Bauch; sein Bier hielt er leichtsinnigerweise zwischen den Knien, so als habe er noch nie in seinem Leben unangenehme Erfahrungen mit Getränken auf seiner Hose gemacht.

Sam lehnte aufrecht am Kopfende, die Beine im Schneidersitz verschränkt, die Bierflasche in den Händen drehend und sein Smartphone im Schoß, dem er ab und an einen unsicheren Blick schenkte.

Castiel saß mit ausgestreckten Beinen zwischen den Brüdern, den Laptop so auf seinen Knien balancierend, dass er und Sam der Serie folgen konnten, da Dean sich offensichtlich gegen den visuellen Reiz entschieden hatte.

 

Aus den Augenwinkeln bekam Sam mit, dass Cas‘ linke und Deans rechte Hand sich des Öfteren beim Angeln in der Nachoschüssel trafen, bis sie sich stattdessen irgendwann gezielter, aber immer noch schüchtern auf Deans Bauch anstupsten.

Die Hände verschwanden zwischen Cas und Dean auf der Matratze und aus Sams Blick, aber er war sich sicher, dass sie ihre Finger miteinander verschränkt hatten; insbesondere dem ungewohnten Leuchten auf Castiels Gesicht nach zu urteilen und dem, was er von Deans Zügen in dessen unmöglicher Position erkennen konnte, grinste dieser peinlich berührt vor sich hin.

 

Sam konnte im Stillen nur den Kopf schütteln und sich fragen, was den Engel zu diesem Mut und seinen Bruder zur Überwindung seiner Ängste bewegt haben mochte. Er würde sich hüten, die beiden allzu bald darauf anzusprechen – es wurde endlich Zeit, dass sie diese Angelegenheit geregelt bekamen und Sam würde das sicher nicht verhindern, in dem er sie unnötig in Verlegenheit brachte.

 

Eine gehörige Portion Stolz auf seine Familie und auch etwas Wehmut mischten sich in die Erschöpfung des Tages. Wenn man es genau nahm (Und Sam war ein sehr detailversessener Mensch!), hatte er heute kein Date gehabt und, so betrachtet, hatte sich nicht das Geringste für ihn geändert. Er war nach wie vor allein.

 

Er würde Dean und Cas früher oder später von seinem … Abenteuer mit dem Erzengel erzählen. Er musste ihnen sagen, was es mit dem Ausbleiben der Fälle auf sich hatte. Musste sie beide darauf ansprechen, was es bedeutete, dass Cas nun für immer ein menschlicher Engel war und mit ihnen lebte und starb.

 

Nur nicht heute Abend. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich der Frieden auch tatsächlich friedlich an.

 

Mit einem leisen Seufzen aktivierte er das Display seines Telefons, entsperrte es und öffnete die Kontaktliste.

Als er eine Nachricht zu tippen begann, merkte er, dass das Handy auf ‚laut‘ gestellt war und die visuelle Tastatur wie eine Schreibmaschine klapperte.

 

Das Geräusch erregte Deans Aufmerksamkeit, der sich mit einem Ächzen in eine sitzende Position bequemte und dabei nur knapp mit der freien Hand die Nachoschüssel vor dem Absturz bewahrte.

Er rutschte näher an Cas heran, so dass ihre Schultern aneinander stießen, sein neugieriger Blick galt jedoch Sam.

 

„Wem schreibst du?“, fragte er und starrte schamlos auf das Handy in Sams Händen, obwohl er quer über das Bett unmöglich etwas erkennen konnte.

„Eileen? Wie war euer Treffen eigentlich?“

 

Sam wand sich innerlich, wünschte sich den Frieden und Deans geräuschvoll kauendes Schweigen von vor zwei Minuten zurück.

 

„Dean, ich möchte das sehen“, sagte Castiel plötzlich unerwartet und nickte mit dem Kopf Richtung Laptop.

„Wir können uns morgen über den Tag unterhalten.“

 

Dean öffnete den Mund, wollte sichtlich widersprechen, doch ein Blick in Cas‘ Gesicht und er schloss ihn wieder. Stattdessen fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, als zögere er vor einer Entscheidung.

Schließlich zuckte er ergeben die Achseln und rutschte mit einer Art gezwungenen Selbstverständlichkeit noch ein Stück näher an den Engel heran, bis sich nicht nur ihre Schultern, sondern auch ihre Arme und Beine der vollen Länge nach berührten.

 

Sam schenkte Castiel ein dankbares Lächeln, was Cas erwiderte, bevor er seinen Kopf behutsam auf Deans Schulter sinken ließ. Dean nahm es mit einem leisen Brummen hin, das überraschenderweise nicht allzu sehr nach Protest klang.

 

Mit einem eigenartigen Gefühl in der Magengegend (Rührung? Neid?) wandte Sam sich wieder der angefangenen Nachricht zu und tippte sie – diesmal geräuschlos – zu Ende:

 

[09:03PM]: Hi, Eileen! Wann bist du das nächste Mal in der Gegend? Ich würde dich gerne wiedersehen. Sam

 

Er drückte auf ‚Senden‘, bevor er es sich anders überlegen konnte.

 

Nimm dein Glück selbst in die Hand, hatte Gabriel gesagt. Vielleicht war es dumm, ausgerechnet auf den Trickster zu hören, aber was sollte schon schief gehen? Schlimmer, als dieses Date mit ihm konnte es unmöglich werden, oder?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist vorbei, it's done - lay you weary head to rest, don't you cry no more!

Dies ist in der Tat in vielerlei Hinsicht eine Jungfernfahrt für mich gewesen:
Die längste, fertiggestellte Multichapter FF, die ich je geschrieben habe.
Die erste abgeschlossene SPN FF.
Der erste (wenigstens zum Teil) happy Romance-Kitsch.

Und ich hatte so viel Freude dabei, dass ich überlege, ein Sequel zu schreiben.
Sam verdient noch sein richtiges Date, die richtige Eileen sollte Gelegenheit haben dürfen, sich zu Wort zu melden. Es tut mir übrigens unwahrscheinlich leid, was ich mit ihr 'angestellt' habe. Bzw. nicht mit ihr ... :(
Cas und Dean sollten definitiv noch zusammen einkaufen gehen und Gabriel sollte mit seiner vorlaute Klappe noch ein bisschen 'Screentime' bekommen.

So weit, so gut! Tüdelü! Komplett anzeigen

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