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Fall into the Sky

Soukoku Short Story Collection
von

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Gently rest your weary head

Das erste Mal war ein Unfall gewesen.
 

Die Mission, auf die man sie beide geschickt hatte, hatte sich als schwerer herausgestellt als zunächst angenommen. Sowohl Dazai als auch Chuuya hatten Verletzungen erlitten, und letzten Endes hatte ihr Gegner es geschafft, sie in die Enge zu treiben. Sie hätten sich irgendwie daraus befreien können, wenn Dazai einen Moment zum Nachdenken und Planen gehabt hätte, und genau aus dem Grund hatte er Chuuya mehr befohlen als gebeten, ihm eben dieses Zeitfenster zu beschaffen.
 

Jetzt aber war Dazai zu sehr in den Bann gezogen von der Zerstörung, die sich vor ihm zutrug. Er wusste wohl am besten, wie gefährlich Chuuyas Fähigkeit tatsächlich war, doch die letzten Augenblicke hatten ihm fast den Atem geraubt.

Mit einem Mal war Chuuya still geworden. Die Schwerkraft in seiner Nähe – ohnehin schon völlig durcheinander gebracht – geriet vollends außer Kontrolle. Es wirkte so, als wäre Chuuya selbst zu einem schwarzen Loch geworden, das weder Materie noch Licht entkommen ließ. Wo kein Licht war, herrschte nur Dunkelheit. Und diese Dunkelheit ließ die Haut an seinen Fingern und in seinem Gesicht nachtschwarz anlaufen. Kleine Fetzen Materie lösten sich, schwebten einen Moment in der Luft ehe sie sich wie ein brennendes Stück Papier auflösten.
 

Es sah schmerzhaft aus, und hätte Chuuya gekonnt, hätte er bestimmt aufgeschrien. Sein Partner war ohnehin nicht gut darin, physische Schmerzen auszuhalten, das wusste Dazai. Er fand jedoch auch, dass die Manifestation von Chuuyas Fähigkeit nicht besser zu ihm und jedem anderen Mitglied der Mafia hätte passen können; Leid für die Verdorbenen.
 

Dazai hätte mit Sicherheit ewig dabei zusehen können, wie Chuuya nicht nur ihren Gegner buchstäblich in Staub verwandelte, sondern auch die Umgebung in Schutt und Asche legte. Eine leise Stimme in seinem Kopf machte ihn jedoch darauf aufmerksam, dass Chuuyas Haut immer schwärzer wurde, immer mehr glühte und sich in Glut und Nichts auflöste.
 

Gemächlich ging er auf Chuuya zu, störte sich nicht an den Funken, die von dessen Haut auf seine übersprangen, denn der Schmerz den er spürte war nur ein Bruchstück dessen, was der andere gerade aushielt. Als Dazai vor ihm zum Stehen kam, hob er lächelnd die Hand und legte sie auf Chuuyas Kopf. Sie beide wurden in viel zu helles Licht getaucht, und nach wenigen Sekunden war das Einzige, das an Chuuyas Kraft erinnerte die Verbrennungen auf seiner Haut.
 

Zufrieden betrachtete Dazai, wie sein Partner das Bewusstsein verlor und ihm in die Arme fiel.

»Gut gemacht, Chuuya«, lobte er ihn leise.
 

›Ich habe dich nie schöner erlebt.‹
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  halfJack
2018-09-01T16:06:23+00:00 01.09.2018 18:06
Das sollte man wahrscheinlich, mit Rücksicht auf Chuuya, nicht denken, aber ich finde seine Kraft sowie die Darstellung hier aus Dazais Sicht schrecklich und schön zugleich. Ich glaube sogar, dass Chuuya im Grunde der Stärkste von allen Befähigten ist, wenn seine Kraft nicht so gefährlich wäre und ihn letztlich selbst zerstören würde.
Chuuya verabscheut Schmerz, ist geradezu empfindlich gegen sie, aber dennoch lässt du Dazai annehmen, diese Kraft würde perfekt zu ihm passen. In der deutschen Übersetzung wird seine Fähigkeit "Besudeltes Leid" genannt. Du entscheidest dich hier für "Leid für die Verdorbenen". Wegen der englischen Übersetzung oder wegen des japanischen Originals? Mein Japanisch ist nicht das Beste; ich hätte angenommen, 汚れっちまった (yogoretchimatta) bedeutet "beschmutzt/besudelt worden" und 悲しみに (kanashimi ni) in etwa "zum/für das Leid". Stimmt das oder stimmt das nicht, weißt du da Bescheid? Was hat dich zu dieser Übersetzungsvariante bewogen?
Das ist nun bloß meine Spekulation, aber ich verstehe deine Intention so: Im Grunde genommen ist Chuuya eine gute Seele, er empfindet Abscheu gegen sinnlose Gewalt, hat nichts für Folter übrig, ist in vielerlei Hinsicht zu empathisch für seinen Job. Um das ins Gedächtnis zu rufen, finde ich diesen Kurztext perfekt gesetzt hinter dem vorigen, wo es darum geht, wie die Hinrichtungsart der Mafia entstand und was Chuuya darüber denkt. Dennoch ist er Teil der Mafia und führt deren Aufträge aus. Seine Fähigkeit scheint die stärkste, überwältigendste von allen zu sein. Aber dafür muss er den Schmerz am eigenen Leib erfahren und in Kauf nehmen, dass ihn seine eigene Kraft auslöschen könnte. Ich begreife die Nennung seiner Fähigkeit als "Leid für die Verdorbenen" an der Stelle demnach so, dass Dazai meint, Chuuya würde sich selbst als verdorben und schmutzig begreifen und daher zu Recht das Leid und die Qual erfahren, welche letztlich die Konsequenz (oder vielleicht sogar Nährboden?) für seine Fähigkeit sind. Eine Kraft, deren Auswirkung eigentlich, in Dazais Augen, der gesamten Mafia gelten sollte, deren Mitglieder alle zu den Verdorbenen gehören.
Von diesem Gedanken abgesehen wirkt die Szene zwischen Dazai und Chuuya auch emotional und, nun ja, irgendwie sehr innig in ihrer Beziehung zueinander. Besonders der letzte Gedanke von Dazai. Ich fand das wirklich schön. Schaurig schön.


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