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Mein innigster Wunsch

von

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Kapitel 6

Nervös rieb der Blonde sich seine Hände immer wieder an seinen Oberschenkeln, blickte abwechselnd von der Tür auf seine Knie. Nach einer Weile blickte er dann auf seine Uhr und seufzte, als er merkte, dass er nun schon zwanzig Minuten hier saß und keine Menschenseele in den Raum getreten war. Ab und zu hörte er das Gelächter der drei Newkamas, die sich anscheinend angeregt über etwas unterhielten. Worüber sie sprachen konnte er allerdings nicht ausmachen. Es war zwar nicht so, dass er zu weit entfernt gewesen wäre und selbst wenn, hätte er sie mit dieser Gesprächslautstärke trotzdem gehört. Nein, dass, was es war, was es ihm unmöglich machte, der Geräuschkulisse zu folgen, waren seine mittlerweile sehr starken Kopfschmerzen, das Pochen an seinem Hinterkopf sowie das Rauschen in seinen Ohren. Hinzu kam nun auch noch eine arge Müdigkeit, welche drohte ihn zu übermannen. Da er sich auf einen Hocker gesetzt hatte, welcher vor einem Schminkspiegel mit Ablage stand, drehte er seinen Kopf zur Seite und besah sich im Spiegel. Seufzend fuhr er sich mit einer Hand über sein Gesicht, legte seine andere Gesichtshälfte frei und begutachtete sich. Seine Augen sprachen Bände, er sah genauso aus, wie er sich fühlte. Müde, ausgelaugt und wie von einem Lastwagen überfahren. Dieser Vergleich war zwar etwas extrem und doch irgendwie passend. Langsam zog er seine Hand wieder von seinem Gesicht weg, ließ seine Haarsträhnen ihren gewohnten Platz einnehmen und bettete dann seinen Ellenbogen auf der Ablage. Der Blonde warf noch einmal einen Blick zur Tür, seufzte dann und stützte seinen Kopf in seiner Handfläche. Wahrscheinlich würde es noch ein wenig länger dauern, bis der Schwarzhaarige tatsächlich kam. Er wusste es nicht, immerhin hatte er sich nie für solche Bühnenshows interessiert und wenn er ehrlich war, würde er sich so schnell nicht noch einmal auf so etwas einlassen. Jedenfalls könnte es nun noch eine Weile dauern oder aber sehr schnell gehen. So oder so, er hatte sich dazu entschlossen - beziehungsweise hatte ein herzhaftes Gähnen ihn davon überzeugt - seine Augen für einen Moment zu schließen. Es könnte ja nicht schaden, sich ein wenig auszuruhen, bis er denn kam. Natürlich hatte er mittlerweile Bedenken, da er nicht wusste, worauf er sich nun wieder eingelassen hatte, allerdings hatte er einen Entschluss gefasst. So holprig und unvorhersehbar der Tag begonnen hatte, so sollte er auch enden. Zumindest wäre es ihm recht und sich jetzt noch weitere Gedanken zu machen wäre sowieso schwachsinnig. Doch ehe er die Geschehnisse des Tages reflektieren konnte, spürte er, dass seine Augenlider so schwer wie Blei wurden und ehe er dagegen ankämpfen konnte, war er auch schon eingenickt.
 

Als er seine Augen wieder öffnete, da ein lautes Lachen eines der Newkamas ihn aus seinem Schläfchen weckte, war das Erste, worauf er blickte seine Armbanduhr. Fassungslos begutachtete er das Ziffernblatt, behauptete dieses doch tatsächlich, dass er über eine halbe Stunde hier gesessen und geschlafen hatte. Erschrocken über diesen Umstand hob er seinen Kopf und als er merkte, dass er nicht alleine war, entglitten ihm seine Gesichtszüge. Er wusste selbst nicht, ob er nun verärgert, erschrocken oder beschämt sein sollte. Der Schwarzhaarige hatte sich einen Hocker zu gezogen, saß nun wenig entfernt gegenüber von ihm und hatte es sich bequem gemacht, um ihn zu beobachten.

Der Tänzer lehnte mit einem Arm an der Ablage, hatte ein Bein über das andere geworfen und sah ihn einfach nur an. Dass es dem Blonden wieder nicht möglich war, zu erkennen was sein Gegenüber dachte, ließ sein Herz in seiner Brust rasen. Unentschlossen öffnete er seinen Mund, wusste nicht, ob er etwas sagen sollte oder ob er abwarten sollte, bis sein Gegenüber etwas sagte. Andererseits hatte er das Gefühl, dass der Schwarzhaarige von sich aus nichts sagen würde. Immerhin wusste er ja auch nicht, wie lange er denn nun dort schon saß und ihn nichtssagend begutachtete. Jeder andere hätte ihn geweckt, so viel stand für den Blonden fest. Irritiert zog er seine Augen zu leichten Schlitzen zusammen und presste einige unverständliche Worte über seine Lippen. Seine Nervosität verbot es ihm auch nur ein anständiges Wort von sich zu geben, er haspelte zusammenhanglose Silben ehe er sich räusperte. Dass der Schwarzhaarige ihn immer noch so ausdruckslos ansah, verwunderte ihn, hatte er doch erwartet, dass er ihn wieder amüsiert angrinsen würde. Nach dem Räuspern hatte der Schwarzhaarige sein eines Bein von dem anderen genommen und hatte nun beide Füße fest auf dem Boden stehen. Beinahe erwartend hatte er seine Hände in seinen Schoß gelegt und seinen Oberkörper etwas vorgebeugt.

„Wie... wie lange wartest du schon?“, kam es dann endlich von dem Blonden, der es nicht verhindern konnte, dass ihm eine Röte ins Gesicht schoss. Diese Situation war äußerst peinlich und unangenehm und die Tatsache, dass er ausgerechnet dem gegenüber saß, den er unbedingt kennenlernen wollte, machte es zunehmend schlimmer. Dass seine Pläne bisher alle nicht so das Wahre waren, hatte er bereits gemerkt, aber dass selbst Ungeplantes... so ungeplant verlaufen würde, ließ ihn dann doch bangen. Vielleicht war das Ganze die schlechteste Idee seines Lebens und er würde es noch bereuen, dass er dem Schwarzhaarigen so nachgelaufen war. Und dass der Schwarzhaarige es augenscheinlich genoss, wie er gerade mit sich selbst haderte, führte dazu, dass sein Kopf sich so heiß anfühlte, als würde er jeden Augenblick in Flammen aufgehen. Sanji versuchte dem Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen irgendetwas zu entnehmen, was verraten könnte, was er dachte, aber das Einzige, was er sah, war ein hämisches Grinsen. Erst als der Schwarzhaarige dann langsam seine Lippen bewegte und etwas sagen wollte, spürte er, wie ein Teil der Anspannung von ihm fiel.

„Hm... Ich bin vor ungefähr 25 Minuten hergekommen, habe mich umgezogen und sitze nun seit 20 Minuten hier.“, erklärte er so kühl, als würde er lediglich einige Fakten aus einem Geschichtsbuch vorlesen. Erstaunt über diese Distanz und gleichzeitig erschlagen von der Scham, riss Sanji seine Augen auf und sah den Schwarzhaarigen fassungslos an. Wieso hatte er ihn nicht geweckt und ihn einfach 20 Minuten lang beobachtet? Er musste doch irgendeinen Hintergedanken dabei gehabt haben, oder? Immerhin hatte er ihn doch hierher gebeten, weil er sich seine Wunde ansehen wollte! Erst jetzt fiel dem Blonden wieder ein, wieso er eigentlich hier war. Er hatte sich, dank seines besten Freundes, eine Kopfverletzung zugezogen, die sich der Schwarzhaarige ansehen wollte. Während er gedanklich diesen Sachverhalt reflektierte, zog er beinahe reflexartig seine Hand hoch und legte sie auf die verletzte Stelle auf seinen Hinterkopf. Mittlerweile schien das Blut eingetrocknet zu sein, aber schmerzen tat es nach wie vor, auch wenn er diesen durch die seltsame Atmosphäre, die in diesem Raum herrschte, verdrängt hatte. Fragend sah er dann den Schwarzhaarigen an, welcher plötzlich aufstand, als wäre seine Handbewegung eine Art Signal gewesen, dass ihm sagen sollte, dass er nun tun sollte, was er vorgeschlagen hatte. Es war ja sein Vorschlag gewesen, dass er sich die Wunde ansehen wollte. Gerade als Sanji darüber nachdenken wollte, ob es eine gute Idee wäre, einen Fremden, auch wenn dieser Medizin studierte, an ihn ran zulassen, lief der Schwarzhaarige an ihm vorbei und begab sich zu einem der Spinde, um diesen knarzend zu öffnen.
 

Da Sanji wissen wollte, was der Schwarzhaarige nun vorhatte, drehte er sich auf dem Hocker zu ihm herum und beobachtete ihn dabei, wie er etwas in dem Spind zu suchen schien. Es dauerte nicht lange, da zog der Schwarzhaarige ein kleines Köfferchen hervor. Obwohl der Koffer von gelber Farbe war und mit einem seltsamen Totenkopfzeichen verziert war, so wusste Sanji, dass es sich dabei wohl um eine Art Erste-Hilfe-Koffer handeln musste, auch wenn die Farbe als auch das Muster eher grotesk wirkten. Gespannt folgte der Blonde den Bewegungen des Schwarzhaarigen, wie er den Spind behutsam schloss und sich dann zu ihm wendete. Er ging einige Schritte auf ihn zu und blieb dann mit dem Abstand einer Armlänge vor ihm stehen und sah in Sanjis fragenden Blick.

„Es wäre hilfreich, wenn du dich umdrehen würdest. So kann ich die Wunde nicht sehen.“, erklärte der Schwarzhaarige dann, ging auf die Ablage zu, um dort den Koffer abzulegen und zu öffnen. Obwohl Sanji mit der Situation überfordert war, tat er wie ihm geheißen und drehte sich zum Spiegel um. Sein Blick fiel ungewöhnlicherweise nicht zuerst auf sein Spiegelbild, sondern auf den kleinen Koffer des Schwarzhaarigen. Dort sah er diverse Tupfer, Kompressen, Verbandsmaterial sowie Desinfektionsmittel. Des Weiteren befanden sich dort auch einige Instrumente von denen er aber lediglich den Zweck einer Schere,einer Pinzette und eines Skalpells erkennen konnte. Wofür die anderen Sachen waren, konnte er beim besten Willen nicht erkennen. Während der Blonde darüber grübelte, welches Werkzeug für was benötigt werden würde, hatte der Schwarzhaarige sich Handschuhe angezogen. Und erst als der Schwarzhaarige seine Hand auf seinen Schopf legte und einige Haare beiseite schob, wurde er aus seinen Gedanken gezogen. Im Spiegel begutachtete er den Schwarzhaarigen, welcher freudig lächelte, während er die Wunde begutachtete. Sanji wurde mulmig bei dem Gedanken, dass der Schwarzhaarige den Anblick von Wunden anscheinend genoss. Gerade als er etwas sagen wollte, blickte der Schwarzhaarige auf und lächelte das Spiegelbild von Sanji an.

„Es handelt sich hierbei um eine Platzwunde. Die Wundränder liegen zwar nicht sonderlich weit auseinander, aber ich würde es dennoch lieber vernähen. Normalerweise würde es reichen, die Wunde zu verkleben, aber dafür müsste ich einige Haare abrasieren, was ich bei deinen schönen Haaren gerne vermeiden würde... allerdings habe ich ein kleines Problem.“, erklärte der Schwarzhaarige und sah den Blonden ernst an, welcher ihn fragend ansah.

„Was für ein Problem denn? Aber warte bitte einmal. Kannst du das überhaupt?“, fragte er den Schwarzhaarigen mit besorgter Miene. Soweit er wusste, war der Schwarzhaarige erst im vierten Semester und der klinische Teil kam doch erst im fünften, was wiederum bedeutete, dass er das noch nie an einem echten Menschen gemacht haben durfte...

„Das Können ist kein Problem. Ich habe schon einige praktische Erfahrungen, obwohl ich erst im vierten Semester bin... Allerdings plane ich nicht, dir dazu weitere Infos zu geben.“, erklärte er dann kühl, worauf Sanji erneut das Wort ergriff. Ihm war zwar trotzdem nicht viel wohler bei der Sache, allerdings hatte er auch keine Lust jetzt noch in ein Krankenhaus zu gehen, um sich dort behandeln zu lassen. Und anscheinend, zumindest entnahm er das dem selbstsicheren Auftreten des Schwarzhaarigen, hatte er ausreichende Kenntnisse.

„Und was ist dann das Problem?“

„Ich habe nichts da, um die Stelle örtlich zu betäuben. Du hast also die Wahl, ob du die Zähne zusammenbeißen willst oder ob du in ein Krankenhaus gehst.“

„Tut es denn sehr weh?“, seufzte der Blonde fragend. Es war zwar nicht so, dass er sonderlich wehleidig war, aber die Tatsache, dass ein Fremder seinen Hinterkopf vernähen wollte und die Tatsache, dass er keinen Überblick darüber hatte, machten ihn dann doch etwas nervös.

„Kommt drauf an...“, antwortete er und sah so aus, als würde er überlegen.

„Worauf denn?“

„Darauf wie wehleidig du bist und darauf, wie gut ich es mache. Ich zweifele nicht an meinen Fähigkeiten, also ist fraglich, wie viel du aushältst. Es gibt solche und solche. Manche geben keinen Laut von sich, andere klingen so, als würde man sie lebendig aufschneiden.“

„Ich weiß nicht, ob mich das jetzt beruhigen soll oder nicht... Aber ich habe keine Lust, jetzt noch in ein Krankenhaus zu gehen, also kümmere du dich bitte darum.“

Sanji erkannte, wie der Schwarzhaarige einfach nur nickte und sich dann seinem Koffer zuwendete. Er tränkte einen Tupfer mit Desinfektionsmittel und während er den Kopf des Blonden mit einer Hand festhielt, säuberte er die Wunde mit dem Tupfer. Obwohl Sanji dachte, dass der Schwarzhaarige nun stillschweigend arbeiten würde, überraschte er ihn.
 

„Wenn ich mich recht entsinne, war dein Name Sanji, oder?“, fragte der Schwarzhaarige, ohne seinen Blick von seiner Arbeit abzuwenden.

Erschrocken sah der Blonde den Schwarzhaarigen an, wie dieser seelenruhig weiterarbeitete. Dass er ihn ansprechen würde, hatte er nicht gedacht. Und dass er sich seinen Namen gemerkt hatte, verwunderte ihn noch mehr. Denn das bedeutete, dass er ihn sehr wohl als den Typen erkannt hatte, der ihm heute morgen nachgestellt war.

„Ja... das ist richtig. Und wie heißt du?“, fragte er ihn dann zögerlich, obwohl er eigentlich schon aus diversen Quellen gehört hatte, wie dieser hieß. Verwundert hob der Schwarzhaarige seinen Kopf an und begutachtete das Spiegelbild seines Patienten.

„Ich dachte das wüsstest du schon längst?“

„Nun ja... schon. Aber ich würde es gerne von dir hören.“, erklärte er und lächelte ihn erwartungsvoll an, worauf der Schwarzhaarige skeptisch eine Augenbraue hochzog. Dann zuckte er mit den Schultern und wendete sich wieder der Wunde zu. Kaum hörbar seufzte Sanji auf, es war also tatsächlich nicht einfach, an ihn heranzukommen. Während er darüber nachdachte, ob er ihn verärgert hätte, hatte der Schwarzhaarige bereits das Werkzeug gewechselt und sterilisiert, hielt nun eine Nadel zum Wunden Vernähen in der einen Hand sowie einen bläulich glänzenden Faden in der anderen Hand. Ruhig fädelte er den Faden in das Nähwerkzeug und stellte sich dann wieder hinter den Blonden.

„Trafalgar Law.“, erklärte er dann und drückte die Wundränder probeweise zu, blickte dann konzentriert darauf.

„Bitte?“, fragte Sanji noch einmal nach, zuckte nur leicht auf, als der Schwarzhaarige, die Wunde zusammendrückte. Er war so in Gedanken gewesen, dass er sich nicht sicher war, ob er es richtig verstanden hatte. Genervt seufzte der Schwarzhaarige auf, wiederholte aber dann doch seinen Namen. Bevor Sanji sich bedanken konnte, hatte der Schwarzhaarige die Nadel durch die Haut gezogen, worauf der Blonde aber nur kurz die Augen zusammenkniff. Es tat nicht sonderlich weh, entweder weil er nicht so wehleidig war oder, weil er doch schon einiges an Alkohol intus hatte oder aber, weil sein Körper einfach nur müde war. Wahrscheinlich spielten sich diese drei Faktoren gegenseitig in die Karten, allerdings wollte er darüber auch nicht weiter nachdenken.

„Übrigens gefällt mir dein jetziger Kleidungsstil um einiges mehr, als der von heute Mittag...“, erklärte der Schwarzhaarige dann grinsend, zog die Nadel erneut durch ein Stück Haut, ehe die Wundränder aneinander zog. Während er den Faden gut verknotete und dann abschnitt, um ein Stück weiter erneut anzusetzen, begutachtete er immer wieder das Gesicht des Blonden, welches nun erneut zu einem saftigen Rot gewechselt war.

„Danke... schätze ich...“, sprach Sanji dann heiser und als er das grinsende Gesicht des Schwarzhaarigen sah, senkte er schnell seinen Blick. Eigentlich hätte er damit rechnen sollen, dass wenn er ihn erkannt hatte, dass er ihn auch darauf ansprechen würde.

„Hätte ja nicht gedacht, dass du es auch so nötig hast...“, lachte der Schwarzhaarige dann, wendete seinen Blick aber nicht von der Wunde ab.

„Versteh das bloß nicht falsch! Mein Kumpel wollte, dass ich mitkomme!“, erklärte er dann mit lauterer Stimme und sah den Schwarzhaarigen erbost an, obwohl seine rot schimmernden Wangen ihn verrieten. Der Schwarzhaarige sah ihn grinsend an.

„Ist ja gut, war nur ein Scherz, Sanji.“, erklärte er immer noch grinsend.

„Dann ist ja gut...“, er stoppte und überlegte einen Moment, um dann erneut anzusetzen: „Du studierst doch an der Uni Medizin, nicht wahr? Wieso arbeitest du dann hier?“

Verwundert zog der Schwarzhaarige eine Augenbraue hoch, hob seinen Kopf, sah ihn an und wendete sich dann wieder der Wunde zu.

„Was ist das denn für eine Frage? Ich studiere, richtig. Und ein Studium kostet Geld. Und wenn man Geld braucht, geht man Arbeiten. Ich dachte das wäre allgemein hin bekannt.“

„Das meine ich nicht! Dass du Geld brauchst, ist mir klar, aber warum hier?“

Der Schwarzhaarige seufzte auf, mittlerweile wurde ihm der Blonde doch etwas aufdringlich, aber er entschied sich, ihm trotzdem Antworten zu geben.

„Weil Ivan-ya gut bezahlt. Auch wenn er gewöhnungsbedürftig aussieht, er ist ein Mann von Recht und Anstand. Er zahlt sehr gut und ich muss nie mehr erbringen, als ich will.“, erklärte er und grinste, als er merkte, wie dem Blonden bei dem Namen seines Arbeitgebers ein deutlicher Schauer den Rücken hinunter jagte.

„Anscheinend kennst du ihn schon...“, stellte er dann fest, fühlte sich bestätigt, als der Blonde sich erneut schüttelte.

„Jedenfalls... muss ich noch eine Sache klarstellen.“, erklärte der Schwarzhaarige, knotete den letzten Faden zu und legte sein Werkzeug zur Seite, nachdem er den Faden abgeschnitten hatte.

Fragend sah der Blonde ihn an, worauf er fortsetzte.

„Ich möchte nicht, dass sich herumspricht, dass ich hier arbeite. Ich würde es nicht begrüßen, würden hier nun Studenten auftauchen, klar?“, seine Frage klang viel mehr wie ein Befehl und so nickte Sanji andächtig.

„Ich erzähle nichts weiter... in unserem Freundeskreis befindet sich auch nur ein weiterer Student, also brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“, erklärte Sanji, während der Schwarzhaarige sein Werkzeug wieder säuberte.

„Ist gut. Es ist ja wohl unwahrscheinlich, dass dieser eine Student mich erkennen würde...“

„Ja Kid ist nicht sonderlich aufmerksam, was solche Sachen angeht. Er...-“, Sanji unterbrach sich selbst, als er hörte, wie dem Schwarzhaarigen sein Werkzeug aus der Hand glitt und laut auf der Ablage klirrte.

„Kid? Eustass Kid?!“, fragte der Schwarzhaarige und drehte sich hastig zu ihm herum.

„Du kennst ihn? Ja, er ist ein Freund von uns. Wenn er nicht lernen müsste, hätten wir ihn auch mitgebracht... aber...“, der Blonde hörte auf zu erzählen, als der Schwarzhaarige eine Hand hob und ihm verdeutlichte, dass er nichts weiter zu sagen brauchte. Nachdem er seine Handschuhe abgezogen hatte, lehnte er sich an die Ablage und legte eine Hand auf seine Stirn, stöhnte kaum hörbar und fluchte dann ein gut hörbares „Scheiße“. Er ließ seine Hand über sein Gesicht gleiten und sah den Blonden dann nachdenklich an.
 

Am Verhalten des Schwarzhaarigen konnte Sanji erkennen, dass er Kid kannte und anscheinend kein gutes Verhältnis zu ihm hatte. Und jetzt wo er ihn sah, augenscheinlich über etwas grübelte, fiel ihm ein, dass Kid einmal einen Studenten erwähnt hatte, der ihm gehörig auf den Zeiger ging. Kid hatte mal etwas von einem „schwarzhaarigen Arschloch“ erzählt, dass zu „dämlich“ wäre, sich zu integrieren und nicht in der Lage wäre, sich so zu artikulieren, dass man ihn verstehen könnte. Dass dieser Student ein „arroganter Wichtigtuer“ wäre, der ihm nicht den Respekt zollte, den er verdiente. Als er die Worte Kids gedanklich wiederholte, musste er schmunzeln. Das Ganze passte einfach wunderbar zusammen. Wahrscheinlich hatte der Schwarzhaarige ihn ignoriert und seit dem war Kid der Ansicht, dass er ihm zeigen müsste, dass er Respekt zu haben hätte. Und so wie er Kid kannte, würde er bestimmt auch mal handgreiflich werden. Kam der Schwarzhaarige deshalb immer in die Kantine, obwohl er nie dort aß?

„Hat Kid dich geschlagen?“, fragte Sanji dann. Eigentlich wollte er diesen Verdacht gar nicht laut aussprechen, aber irgendwie waren ihm diese Worte doch über die Lippen gegangen.

„Was? Nein. Der wäre gar nicht in der Lage, mir was anzutun, dafür ist er viel zu dämlich. Ich sage mal so, wir haben ein angespanntes Verhältnis und geraten öfter als mir lieb ist aneinander. Dummerweise liegen unsere Vorlesungssäle direkt nebeneinander und so sehe ich ihn zweimal die Woche, wenn wir uns nicht zufällig über den Weg laufen... was mehr als genug ist.“

Der Blonde sah den Schwarzhaarigen verwundert an, denn mit so vielen Wörtern aus seinem Munde hatte er nicht gerechnet. Und noch viel mehr wunderte ihn der äußerst genervte Gesichtsausdruck.

„Also wäre es besser, wenn er dich hier nicht sieht... Ich kenne Kid zwar nicht so gut wie mein Kumpel, aber ich kann mir gut denken, was dein Problem ist... ich spreche mit den anderen darüber.“, erklärte er und sah, wie der Schwarzhaarige deutlich erleichtert aussah und nickte. Jetzt fiel ihm auch ein, dass die anderen ja auch noch da waren und wahrscheinlich auf ihn warteten.

„Da fällt mir ein, dass meine Freunde noch da sind. Ich sollte vielleicht mal zu ihnen gehen.“, dachte der Blonde nun laut.

„Das wird nicht nötig sein.“, erklärte der Schwarzhaarige, verstaute nun sein Werkzeug in seinem Koffer, schloss ihn und ging mit ihm zurück zum Spind, verstaute ihn darin. Sanji sah ihm fragend hinterher, wie dieser nun an ihm vorbeilief und von einem Tisch ein Stück Stoff nahm, um es ihm dann zu überreichen.

„Mein Sakko! Den hatte ich komplett vergessen! Dankeschön!“, grinste er ihn froh an.

„Bitte, aber dein Freund mit den grünen Haaren hat ihn mir gereicht. Ich sollte dir auch noch sagen, dass du nicht zu warten bräuchtest.“

„Wie?“

„Die beiden Langnasen sind bereits gegangen und die anderen beiden sind noch in den anderen Teil des Clubs gegangen. Er meinte zwar, dass ich dir das nicht sagen sollte, aber so weißt du woran du bist.“

„Na toll... Na ja, danke dass du mich aufgeklärt hast. Da hätte ich ja lange warten können.“

Der Schwarzhaarige grinste den Blonden schelmisch an, ging dann erneut zu seinem Spind und holte einen Mantel hervor, den er sich sogleich überzog.

„Da ich jetzt Feierabend habe, gehe ich jetzt nach Hause. Wie sieht es mit dir aus?“, fragte der Schwarzhaarige und holte eine weiße Plüschmütze mit braunen Flecken aus dem Spind heraus, um sie sich über den Kopf zu ziehen. Sanji sah ihn fragend an, denn diese Mütze hatte er noch nicht an ihm gesehen. Andererseits war es tagsüber auch warm, wieso sollte er also eine Mütze tragen?

Als er dann auf seine Uhr sah, seufzte er kurz auf. Es war nach ein Uhr, also könnte er auch nach Hause gehen. Ohne dem Schwarzhaarigen zu antworten, stand er dann auf und zog sich den Sakko über. Dann stellte er sich neben ihn und erklärte, dass er auch gehen würde. Der Schwarzhaarige nickte nur und verließ dann, dicht gefolgt von dem Blonden den Raum. Doch anstatt auf den Ausgang zu zu gehen, ging er zu der Tür gegenüber und stellte sich in den Türrahmen.

„Bentham-ya... Ich gehe jetzt nach Hause. Sag Ivan-ya Bescheid, bis morgen.“, erklärte er und ohne eine Antwort abzuwarten, ging er auf Sanji zu, deutete ihm an, dass er fertig wäre.

Als sie Tür zum Personalabteil passiert hatten, seufzte Sanji wohlig auf. Es kam ihm beinahe so vor, als wäre er wieder in der Welt der Menschen angekommen. Grinsend drehte sich der Schwarzhaarige, der bereits ein Stück vorgegangen war, zu ihm herum, blieb stehen und wartete darauf, dass er wieder anschloss. Schweigend liefen sie bis zum Ausgang und erst als sie wieder an der frischen Luft waren, sprach Sanji den Schwarzhaarigen an, während er sich ausgiebig streckte.

„Ich möchte dir nicht noch mehr Arbeit machen als ohnehin schon... ich gehe dann.“, erklärte Sanji und steckte sich eine Zigarette an, die, seiner Meinung nach, schon längst überfällig war.

„Kein Problem. Wir können noch ein Stück zusammen gehen. Wo musst du hin?“, erklärte der Schwarzhaarige und schob seine Hände in seine Manteltaschen.

„Ein Stück weit außerhalb. Nicht weit von der Uni entfernt.“

„Gut, ich begleite dich bis zu der Bäckerei „Garps Wunderbude“. Ich schätze, du weißt wo die ist. Von da an muss ich in eine andere Richtung.“, erklärte er kühl und ging los. Sanji nahm noch grinsend einen Zug von seiner Zigarette, ehe er aufholte und neben ihm her ging.
 

Obwohl sie nun schon eine Weile schweigend nebeneinander herliefen, konnte Sanji nicht anders als zu lächeln. Er hatte das Gefühl, dass der heutige Tag als Erfolg zu verbuchen wäre. Natürlich war einiges schief gegangen, nicht nur die Wunde an seinem Hinterkopf, aber anscheinend war das der Preis dafür, wenn man etwas haben wollte, was man begehrte. Nachdenklich tätschelte er mit seiner Hand durch seinen Haarschopf, doch ehe er die Wunde abtasten konnte, hörte er wie der Schwarzhaarige etwas sagte. Fragend sah er ihn an, worauf der Schwarzhaarige genervt mit den Augen rollte.

„Ich sagte: „Finger weg“. Normalerweise hätte ich die Naht abkleben müssen, was aber schwierig ist, wegen deiner Haare... Und wenn du da dran fasst, besonders nachdem du geraucht hast, kann sich die Wunde leicht entzünden. Falls es dich interessiert, ich habe drei Stiche benötigt, um die Wunde zu schließen.“, erklärte er erneut so kühl, als würde er lediglich Fakten vorlesen, wobei diesem Mal ein leicht genervter Unterton mitschwang. Nun gut, es waren auch Fakten, aber trotzdem wusste Sanji nicht, wie er mit seiner kühlen und distanzierten Art umgehen sollte. Also seufzte er nur auf und entschuldigte sich dann.

„Du brauchst dich doch nicht bei mir entschuldigen, es ist dein Körper und deine Gesundheit. Das könnte mich nicht weniger interessieren.“

„Aber wieso hast du dich dann um mich gekümmert?“

„Ist eine gute Übung. Ich dachte das wäre offensichtlich. Jedenfalls... achte ein wenig darauf. Sollten die Kopfschmerzen nicht nachlassen oder Übelkeit hinzu kommen, empfehle ich dir, einen Arzt aufzusuchen.“

„In Ordnung... Trotzdem noch einmal Dankeschön.“, erklärte der Blonde und ließ seine Hände in seine Hosentaschen wandern.

„Gern geschehen.“

Gerade dachte er noch er hätte einen Erfolg verbucht und nun hatte er das Gefühl, genauso weit wie am Anfang zu sein. Aber, obwohl der Schwarzhaarige beteuerte, dass es nicht so wäre, so hatte Sanji das Gefühl, dass er ihm zumindest nicht komplett egal wäre... Und obwohl er es ihm so schwer machte, so hatte Sanji nicht das Gefühl, sich von ihm distanzieren zu wollen. Im Gegenteil, es war zwar kompliziert und anstrengend, aber gleichermaßen interessierte er sich nun noch mehr für ihn. Dieses Paradoxon machte das Ganze umso spannender und Sanji hatte das Gefühl, dass er jetzt nicht aufgeben dürfte. Bis zu dem Punkt, an dem sie sich trennen würden, um ihrer Wege zu gehen, müssten sie noch ein Stückchen gehen. Und bis dahin hatte er noch Zeit, sich etwas zu überlegen, um ihn darauf anzusprechen, ob er eventuell Lust hätte, etwas mit ihm zu unternehmen. Allerdings müsste er es so anstellen, dass es nicht seltsam wirkte. Er wusste nur, dass er es nicht so wie Zorro zuvor anstellen sollte...

So schwer würde das ja wohl nicht werden!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kayeinfachkay
2016-06-22T12:12:31+00:00 22.06.2016 14:12
Viel Glück sanji - chan! !!!
Wie das wohl endet...
Interessant , hoffe es geht bald weiter

LG kayaki
Antwort von:  Bloodstained_Phoenix
22.06.2016 16:31
Danke für Dein Kommentar!^^

Freut mich sehr, dass Du immer noch dabei bist :D
Wenn mir nichts dazwischen kommt, werden die Updates immer mittwochs sein :)

Danke noch einmal dafür, dass Du mir bisher immer ein Feedback dgelassen hast und bis zum nächsten Mal^^

Liebe Grüße
BP


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