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This Is Called Love

Kurzgeschichten Sammlung
von

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Call Me

Ich komme aus dem Imbiss und sehe zum Himmel. Die Sonne scheint unbarmherzig auf mich nieder. Es ist heiß und ich schwitze ein wenig unter meiner Uniform. Der Himmel selbst ist beinahe wolkenlos und hellblau. Über mich fliegt ein Schwarm Vögel hinweg. Die Passanten um mich herum gehen geschäftig ihres Weges. Ich trinke meinen Kaffee aus einem Pappbecher und beiße herzhaft von dem Hamburger ab, den ich mir gegönnt habe.

Mein Funkgerät rauscht, doch als die Meldung durchgegeben wird merke ich, dass es nicht zu meiner Straße gehört, also gehe ich weiter zur Nebenstraße in der mein Auto parkt. Normalerweise sind immer zwei Leute auf Streife, aber da heute jemand ausfiel bin ich allein unterwegs. Dieser Distrikt ist ohnehin nicht gefährlich, dafür floriert eine Straße weiter die Prostitution. Ich komme wohl nicht darum vorbei die Straße später abzufahren.

„Oh man, nicht schon wieder...ˮ, murre ich und trinke den Kaffee, während sich meine Schritte beschleunigen. „Hey! Das ist keine Sonnenliege sondern ein Polizeiwagen! Runter von der Motorhaube!ˮ, brülle ich den Jungen an der dort liegt und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt hat. Er richtet sich ein wenig auf und zieht die Sonnenbrille ein Stück herunter. „Hi!ˮ

„Jedes Mal, wenn ich hier Streife fahre tauchst du auf und machst irgendwelchen Unsinn!ˮ, fahre ich ihn ungehalten an. „Los, runter da!ˮ

Missmutig lässt er sich von der Motorhaube rutschen. Er trägt eine schwarze Jogginghose mit zwei weißen Seitenstreifen, Turnschuhe und ein dunkelblaues Shirt ohne Aufdruck.

„Du warst fast drei Wochen nicht mehr hier. Ich habe dich schon vermisst, Sergejˮ, flötet er breit grinsend.

„Wie wäre es, wenn du endlich mal anfängst mich zu Siezen?!ˮ, brumme ich genervt.

„Tust du doch auch noch nicht und gib es zu, es stört dich nicht mal.ˮ Er grinst breit und wischt sich die blonden Haare aus dem Gesicht, die ihm der Wind in die Augen weht.

„Oh, lecker!ˮ Er reißt mir prompt den Burger aus der Hand und beißt davon ab.

„Hey, spinnst du?! Gib den zurück, Brian!ˮ Empört packe ich sein schmales Handgelenk, dass zerbrechlicher aussieht als es in Wirklichkeit ist und merke in dem Moment, dass ich in der anderen Hand noch den Pappbecher halte. Was für ein Dilemma!

„Ne, Sergej, wann gehst du endlich mit mir aus?ˮ, fragt Brian mich. „Und jetzt streite nicht wieder ab, du seist nicht schwul. Ich habe dich letztens im Club außer Dienst gesehen. Deine Zunge steckte ziemlich tief im Mund von diesem Italiener.ˮ

Ärgerlich sehe ich ihn an. „Verfolgst du mich etwa?ˮ

„Nö, wir treiben uns nur zufällig in den gleichen Clubs herum und wenn wir ehrlich sind gibt es die nicht gerade wie Sand am Meer.ˮ

„In meiner Freizeit kann ich ja wohl tun was ich will!ˮ Ich lasse sein Handgelenk los und greife nach der halben Burgerhälfte. Dass der Junge mit dem Gesäß auf der Motorhaube lehnt und ich zwischen seinen Beinen stehe, bemerke ich erst jetzt. Ich trete einen Schritt zurück und gehe energisch zur Fahrertür.

„Sergej! Ich warte noch auf eine Antwort!ˮ

„Ich bin doch viel zu alt für dich.ˮ Geschäftig steige ich ein und stelle den Kaffeebecher in die Vorrichtung in meiner Tür. Ich schließe diese und kurbele das Fenster herunter. Im Inneren ist es stickig und brütend heiß. Brian kommt zu mir und stützt sich mit beiden Armen ab. Er sieht zu mir durch das offene Fenster und zieht einen Schmollmund.

„Ich bin schon volljährig, weißt du?ˮ, erzählt er und sieht mich erwartungsvoll an. „Wir kennen uns schon seit letzten Sommer. Tu nicht so als würdest du mich nicht wollen, Sergej.ˮ

„Ich bin 27. Was willst du von mir? Such dir einen Jungen in deinem Alter.ˮ

„Ist mir egal. Ich mag dich. Mich stört es nicht, dass du älter bist.ˮ Er neigt den Kopf zur Seite und lächelt schelmisch. „Hast du nie daran gedacht, dir mal einen jüngeren Kerl zu angeln? Jetzt will dich mal einer und du blockst ab.ˮ

„Ich habe keine Zeit für so was...ˮ Das Funkgerät im Wagen rauscht und wieder wird eine Meldung durchgegeben. Wir lauschen schweigend. „In einem Kiosk in der 9. Straße randaliert ein Betrunkener.ˮ

Ich drücke auf das Fungerät und anworte kurz, dass ich in der Nähe bin und unterwegs sei. Ich drehe den Zündschlüssel um und sehe zu Brian während der Motor brummend startet.

Mit der Hand mache ich eine flüchtige Bewegung um ihn zu verscheuchen. Brian verzieht seinen Mund und seufzt. „Spaßbremse...ˮ, nörgelt er.

Noch ehe ich reagieren kann beugt er sich flink in den Wagen rein und küsst mich. Seine rechte Hand stützt sich auf meinen Arm am Lenkrad, die andere greift fest in die Wagentür. Seine Lippen sind weich und für einen Moment schließe ich die Augen. Ich greife in seinen Nacken und ziehe Brian ein wenig fester an mich, übe mehr Druck auf seine Lippen aus und koste diesen Moment voll und ganz aus.

So schnell wie es passiert ist lassen wir auch schon wieder voneinander ab. Er leckt sich über die Lippen und greift in seine Hosentasche. Auffordernd drückt er mir einen zusammengefalteten Zettel in die Hand. „Ruf mich an, wenn du dir endlich eingestanden hast, dass du mich magst.ˮ Er lächelt, stößt sich vom Wagen ab und geht einige Schritte zurück, während ich kopfschüttelnd aus der Parklücke fahre und den Wagen zur Kreuzung steuere. Im Rückspiegel sehe ich, dass er mir nachsieht. Ich öffne den Zettel, werfe einen flüchtigen Blick drauf und schmunzele.

„Schätze mal heute Abend habe ich ein Date.ˮ Lächelnd schalte ich den Blinker an der Kreuzung an und biege links ab, reihe mich in den Verkehr ein und stecke mir Brians Nummer in die Brusttasche. Dann lache ich auf. „Ich lasse ihn noch einen Tag zappeln.ˮ



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