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This Is Called Love

Kurzgeschichten Sammlung
von

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Wer Dornen sät

„Sam! Mein süßer Sammy. Schnuggiputz!ˮ, lallt Eli als er zur Tür hereinkommt und mir geradewegs in die Arme fällt. Er hat mal wieder getrunken, torkelt und kann sich dabei kaum auf den eigenen Beinen halten. Was für ein erbärmlicher Anblick.

Ich halte die Luft an, weil mir von dem Alkoholgeruch schlecht wird da Eli mir direkt ins Gesicht atmet.

„Wo warst du wieder?ˮ, frage ich ihn stirnrunzelnd.

„Bei Dirk.ˮ Ein heftiger Stich fährt mir durch die Brust. „Wer ist Dirk?ˮ, frage ich ihn misstrauisch.

„Hab ihn auf 'ner Party getroffen.ˮ Eli lacht und bekommt nicht mal mit was er da von sich gibt. Er ist total neben der Spur. Ärgerlich stoße ich die Haustür mit dem Fuß zu und zerre den Betrunkenen ins Schlafzimmer. Mühsam versuche ich ihn seiner Kleidung zu entledigen. „Hat Dirk auch getrunken?ˮ

„Oh ja, vor allem mein Sperma!ˮ, Eli lacht sich darüber scheckig, während mir sich die Eingeweide zusammen ziehen, als hätte er mir gerade mit voller Wucht in den Magen geschlagen. „Der hat meinen Schwanz gelutscht wie einen Lolli, sach ich dir!ˮ Eli grinst selig vor sich hin.

Verbissen versuche ich ihm die Hose von den Beinen zu ziehen, nachdem ich seine Schuhe ausgezogen und achtlos in eine Ecke des Schlafzimmers neben der Tür geworfen habe.

„Was massu da?ˮ, fragt er und senkt den Blick. „Hab noch genug zum abspritzen, leck mich ruhig!ˮ Voller Schadenfreude klopft er sich lachend auf den Oberschenkel.

„Ich ziehe dich aus für den Fall, dass du dich wieder vollkotzt.ˮ

„Mir is' nich' schlechd.ˮ Er klingt ja sehr von sich überzeugt. Ich kenne ihn da aber mittlerweile ein wenig besser.

Eli beugt sich über mich und versucht mein Shirt am Rücken hochzuziehen. „So weich...ˮ, schwärmt er, streift fahrig mit seinen Händen über meine Haut und lässt sich wie ein nasser Sack auf mich sinken. Genervt ziehe ich meinen Kopf zur Seite. Er ist verdammt schwer. „Lass den Mist, Eli!ˮ

„Lass uns figgen, Dirk...ˮ, murmelt er leise, dann rührt er sich gar nicht mehr.

Ich lasse mich auf den Boden sinken und schlinge meine Arme um ihn. „Du verdammtes, mieses Arschloch...ˮ, flüstere ich. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich kriege kaum Luft. Meine Augen brennen verdächtig.

„Mhm...ˮ Eli schmatzt und schmiegt sich fast schlafend an mich.

Ich halte es nicht mehr mit ihm aus. Jedes Mal tut er mir das an. Jedes verdammte Mal. Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken über die Nase. Schluchzer erschüttern meinen Körper. Ich drücke mein Gesicht in seinen warmen Pullover und halte meinen Freund fest an mich gepresst.
 

***
 

Am nächsten Morgen liege ich wach im Bett. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich bin total fertig und müde. Die halbe Nacht habe ich geheult und jetzt fühle ich mich einfach nur ausgelaugt und erschöpft.

Eli liegt neben mir im Bett und brummt. Er wird heute einen mächtigen Kater haben. Sein Arm legt sich auf meinen Bauch und er rutscht näher an mich heran. Noch immer riecht er nach Alkohol, aber wenigstens hat er nicht gekotzt.

„Morgen...ˮ, nuschelt er und küsst meine Schulter.

Ich antworte nicht, sondern starre weiter durch den Spalt zwischen den Gardinen nach draußen. Hellblauer Himmel. Passt so gar nicht zu meiner derzeitigen Stimmung. Deprimiert sehe ich zu Eli. Er hebt den Kopf an und küsst sich meinen Hals entlang.

„Ich bin nicht Dirk.ˮ

Eli öffnet die halbgeschlossenen Lider und runzelt die Stirn. „Mir ist schon klar, dass du Sam bist. Wer ist Dirk?ˮ

„Der Typ, den du gestern gevögelt hast.ˮ

„Oh, scheiße! Nicht schon wieder.ˮ Eli stöhnt und rappelt sich im Bett auf. Er sieht auf mich nieder und klatscht die flachen Hände vor seinem Gesicht zusammen so wie es die Asiaten beim Beten tun.

„Tut mir so leid! Ich habe wieder zu viel getrunken! Es wird nicht mehr passieren! Ich liebe dich!ˮ, entschuldigt er sich überschwänglich und leiert seine perfekte Litanei herunter wie er es schon so oft getan hat.

Ich wende den Blick emotionslos ab und gucke zum Fenster.

„Sam, bitte sei mir nicht böse!ˮ, jammert Eli. „Ich werde es wieder gut machen. Ich verspreche es dir!ˮ

Beim letzten Satz lache ich kurz höhnisch auf. Wie oft hat er mir das schon gesagt? Immer diese leeren Versprechungen. Er hält sich nie daran. Nie!

„Es war bloß Sex. Du weißt, dass ich dich mag und nur mit dir zusammen sein will. Die anderen Kerle bedeuten mir nichts.ˮ

„Schon klar...ˮ, murmele ich wenig überzeugt. Ich kriege keine Luft. Er nimmt mir die Luft zum Atmen. Seine Nähe macht mich krank. Ich will, dass er sich verzieht. Ich will meine Ruhe haben. Tränen treten mir in die Augen.

„Geh...ˮ, flüstere ich mit erstickter Stimme. Ich lege mir die Hand über die Augen, weil ich die Tränen nicht länger zurückhalten kann. Erstaunlich, dass immer noch welche kommen. Müssten die Tränen nicht irgendwann versiegen?

„Nicht weinen, Sam!ˮ Eli beugt sich über mich und streicht mir zärtlich über die Wange. Er versucht mir die Hand aus dem Gesicht zu ziehen.

„Fass mich nicht an!ˮ, brülle ich jäh und stoße ihn heftig von mir. Eli fällt rücklings aufs Bett und sieht mich verdutzt an. Heulend ziehe ich mir die Decke über den Kopf. „Verschwinde!ˮ, schluchze ich. Mir versagt die Stimme als ich es sage und die letzten Silben gehen dabei fast unter.

„Sam...ˮ Ich merke, dass er noch untätig auf dem Bett sitzen bleibt.

„Es tut mir echt leid. Ich habe mich total daneben benommen.ˮ

„Geh weg...ˮ, heule ich qualvoll. Wieso ist er immer noch hier?

Einzig meine Schluchzer tönen durch das Schlafzimmer. Ich kann mich nicht zurückhalten. Ich fühle mich elend. Wieso habe ich ihm nur immer wieder aufs Neue verziehen? Er ist unverbesserlich und das wird sich nie ändern. Ich war so blöd und wollte es nur einfach nicht wahrhaben. Immer wieder habe ich gehofft, dass er unsere Beziehung ernst nimmt. Er hat es nie getan. Nicht so wie ich. Dauernd geht er auf Partys und betrinkt sich. Er lernt nicht aus seinen Fehlern. Jedes Mal landet er im Bett von anderen Kerlen als zu mir zu kommen. Und ich bin so dumm und warte bis er endlich nach Hause kommt, nur um ihn zu entkleiden, seinen Kopf über die Kloschüssel zu halten, ihn zu waschen und ins Bett zu bringen. Ich bin es so leid. So unendlich leid...

„Ich dachte, du liebst mich.ˮ Elis Stimme klingt so weit weg.

Ich habe dich geliebt, Eli. Irgendwann einmal. Aber das ist lange her. Viel zu lange.

„Leb wohl, Eli...ˮ, flüstere ich heiser und verberge mein Gesicht im vollgeheulten, nassen Kissen.

Und dann ist er endlich weg.

Ich starre abwesend an die Wand. Sekunden, Minuten, Stunden... Ich weiß es nicht. Es fühlt sich an als hätte er einen wichtigen Teil von mir mitgenommen. Er hat mir so oft ins Herz geschlagen bis es zerbrochen ist und nun in Scherben am Boden liegt. Eine Scherbe hat er mitgenommen und wer auch immer es schafft mein Herz wieder zusammen zu setzen, es wird immer eine Wunde darin klaffen. Ein tiefer Riss, der nicht mehr heilt. Der ein Teil von mir sein wird. Eine verblassende Erinnerung. Eine unsichtbare Narbe hinterlassend. Man sieht es nicht, aber sie ist da. Sie wird immer da sein.



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