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Zwischenwelten

Ereri
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leser!

Dieses Kapitel hat 20.868 Wörter, es ist mithin 5000 Wörter länger als das bisher längste Kapitel. Vielleicht ist es ein kleiner Trost, denn das 7. Kapitel kommt erst zu Weihnachten.
Ich schreibe momentan am 8. Kapitel und genau wie beim 7. geht es zäh voran. Ich möchte mich deswegen entschuldigen.
Aber ich möchte mich im Voraus auch für die wundervollen Kommentare und die Favoriteneinträge bedanken! Ohne diesen Zuspruch würde diese Geschichte noch langsamer vorankommen. Jeder Kommentar ist wie Wasser auf meinen Mühlen! Es macht mich sehr glücklich, wenn ich eure Meinungen zu dieser Geschichte lesen darf und hoffe, dass ihr die langen Wartezeiten auch weiterhin mit mir überbrückt.
Und nun genug des Vorworts.

Im letzten Kapitel schlossen Eren und Co. die Ausbildung ab. Nur eine der vielen Hürden, die sie zu bewältigen haben werden.

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Krähenlied

„Okay, Mäuschen“, sagte der bullige Polizist zu ihnen, als er ihnen ihre Wohnungen in einem der Häuser des Blocks, in dem alle Polizisten der GSG9 lebten, zuwies, „Es gibt im dritten und vierten Stockwerk vier Wohnungen à zwei Personen, eine Gemeinschaftsküche im Zweiten und ein Vorgesetzten-Appartement im Ersten.“
 

Sie nickten bloß und verbissen sich sämtliche Kommentare darüber, dass sie wie Abschaum behandelt wurden. Sie waren die Neuen. Mäuse, Rotärsche, Muschis. Und noch dazu von einem neuen Ausbildungszweig, der sie zum Bindeglied zwischen Polizei und Militär werden ließ. Besser als SEK und GSG9. Man konnte sie nur verabscheuen.
 

„Heute Abend werft ihr euch in Schale und kommt zum Empfangsessen in das Gebäude, in dem ich euch abgeholt habe“, erklärte er weiter mit arroganter Stimme und ausladender Geste.
 

Sie nickten und wurden mit den Worten „Nistet euch ein Mäuschen“ stehen gelassen.
 

„Na, dann teilen wir uns mal auf. Ich will mit Marco in den dritten Stock“, verlautbarte Jean und zog seinen Freund die Treppe hoch.
 

Das war das Stichwort und sie rannten alle wie auf ein stilles Kommando hin los, um sich ihr Wunschzimmer zu sichern. Bei solchen Dingen wurde man einfach nicht erwachsen.
 

Jean und Marco teilten sich mit Mylius, Thomas, Ymir, Historia, Franz und Hannah das dritte Stockwerk, während Eren und Armin mit Reiner, Berthold, Mina, Annie, Connie und Sasha ins vierte Stockwerk mussten, wobei das Geschrei von Sasha und Connie groß war, wollten sie schließlich ursprünglich kein Zimmer miteinander teilen.
 

„Wenigstens sind die Appartements schön“, seufzte Eren, als er seine Hygieneartikel ins Gemeinschaftsbad brachte.
 

„Ja“, rief Armin aus seinem Schlafzimmer, „Klein, aber fein, nur putzen müssen wir nochmal alles. Es ist extrem staubig.“
 

Eren fuhr mit dem Finger über die Ablage vorm Spülbecken und verzog bei der grauen Schicht, die er dabei abkratze, den Mund.

„Ja, leider. Aber wir haben schon schlimmere Unterkünfte gehabt. Auf der Polizeischule hatten wir Wanzen in den Matratzen.“
 

„Abwarten. Wer weiß, was sich hier versteckt“, grinste Armin, als er mit seinem Hygienebeutel ins Bad trat.
 

Eren grunzte zustimmend und ging in sein Schlafzimmer zurück.
 

Das Appartement hatte zwei 14 qm große Schlafzimmer, ein 10 qm Bad und eine 16 qm große Küche mit Esstisch. Es war größer als in München.
 

„Was meinst du, wen wir als Vorgesetzten kriegen?“, rief Armin durch die Wohnung.
 

„Ich hoffe Levi. Obwohl es komisch ist, dass sie uns noch nichts gesagt haben. Das hätten sie spätestens bei der Abschlusszeremonie machen können“, rief Eren zurück und schnaubte unzufrieden, „Es ist immerhin wichtig, mit wem wir in die Einsätze gehen müssen.“
 

„Vielleicht will Rivaille nicht mit uns arbeiten oder es musste noch Papierkram erledigt werden“, schlug Armin vor.
 

Die Aussicht, dass sie Levi so schnell nicht mehr sehen würden, gefiel Eren kein Stück. Er glaubte nicht, dass er unter jemand anderem so gut arbeiten konnte und abgesehen davon wollte er mehr von Levi lernen. Eren war davon überzeugt, dass er sie gut führen würde. Das waren sie alle.
 

Auf persönlicher Ebene war Eren wütend darüber, dass Levi ihm keine Gelegenheit zum Abschied gegeben hatte oder dies selbst nicht für nötig befunden hatte. Nach ihrem Gespräch eine Woche vor Ausbildungsschluss hatten sie das Missverständnis nach Erens Begriff aus der Welt geschafft und Levi hatte ihn zwar nicht mehr auf diese kühle Art ignoriert, aber auch keine Chance zu irgendwelchen Gesprächen gegeben. Nach der Abschlusszeremonie war er einfach verschwunden und ward seitdem nicht mehr gesehen.
 

Eren war enttäuscht.
 

„Wenn alle solche Arschlöcher sind wie der Kerl vorhin, werden wir hier eine fantastische Zeit verbringen“, moserte Eren durch das Appartement und hörte Armin zustimmend summen.
 

„Aber wir sind in Paris!“, rief Armin begeistert und lächelte Eren strahlend und voller Enthusiasmus an, als er in sein Zimmer trat, um eins von Erens „verlorenen“ Shirts auf sein Bett zu werfen.
 

Eren rollte mit den Augen.
 

Seit Armin erfahren hatte, dass sie bis Jahresende und eventuell darüber hinaus ihren Hauptstandort in Paris haben würden, konnte ihm so gut wie nichts mehr die Laune verderben. Die Stadt war wie ein wahr gewordener Traum. Armin liebte alles, was mit Kultur und Wissenschaft zu tun hatte, sodass die historische Stadt mit ihrer wundervollen Architektur und den vielen Museen ein Paradies für ihn war. Eren sah sich in seiner Freizeit schon im Louvre versauern. Nicht, dass er sich nicht für diese Dinge interessierte, aber wenn man mit Armin in ein Museum ging, kam man nicht eher raus als bis man sie rauswarf.
 

„Ach, komm schon! Schau nicht so grimmig! Wir haben schon andere Leute ertragen und hier in Paris wird es bestimmt besser!“ Armin rempelte ihn freundschaftlich an, als er mit Eren ins Bad ging.
 

„Du hättest Bibliothekar oder so werden sollen“, grummelte Eren, während er Armin einen amüsierten Blick zuwarf.
 

***
 

Es gab nur einen Mann, der sie nicht wie den letzten Dreck behandelte. Keith Shadis, Kommandeur der GSG9, verdammt angsteinflößend, aber anständig. Er war ein großer, schlanker und kräftiger Mann mutmaßlich in den 50ern, mit dunkler Hautfarbe, vielen Falten und Augenringen, die seine scharfen, sandfarbenen Augen nur noch mehr hervorhoben. Wären sie nicht Levis Blicke gewohnt, hätten sie sich vermutlich in die Hosen gemacht.
 

Er wies ihnen einen eigenen Tisch in der riesigen Kantine zu, als sie an ihrem ersten Abend mit leeren Mägen in das Nebengebäude stolperten und dabei von missgünstigen Blicken erdolcht wurden.
 

Keiner von ihnen fühlte sich sonderlich wohl. Verständlicherweise. Sie saßen führerlos in einem Raum mit mindestens 200 SEK'lern und GSG9'lern, die sie nicht akzeptierten.
 

Allein die Geräusche von Besteck auf Tellern und geflüsterten Gesprächen hallten in der Kantine wider und verdarb anscheinend nicht nur Eren den Appetit, wie er am lustlosen Gesichtsausdruck seiner Kameraden bemerkte.
 

Das plötzliche Aufschlagen der massiven Flügeltür der Kantine ließ daher sämtliche Köpfe zum Eingang schnellen, in dem ein kleiner Mann in dunkelgrauer Uniform, dunkelgrünem Umhang und bordeauxrotem Barett aufgetaucht war.
 

Eren klappte das Kiefer herunter und nicht nur er stand automatisch auf.
 

Das Geräusch der sich zurückschiebenden Stühle in dem mucksmäuschenstillen Saal zog die sofortige Aufmerksamkeit des Mannes auf sie und Eren starrte direkt in sturmgraue Augen, die aus der Entfernung im fahlen Licht der alten Kronleuchter silbrig wirkten.
 

Bevor noch einer von ihnen einen Ton herausbrachte, donnerte Keith Shadis' laute Stimme durch die Kantine und er schritt mit selbstbewusster Ausstrahlung und einem überaus erfreuten Ausdruck in den sonst berechnenden Augen auf den Neuankömmling zu.
 

„General-Leutnant Levi Rivaille! Was für eine Ehre Sie bei uns begrüßen zu dürfen.“ Shadis reichte Levi schon von der Ferne seine Hand und da Eren und seine Kameraden rechts von Levi am ersten Tisch beim Eingang saßen, hatten sie den besten Blick auf das Geschehen.
 

Etwas zögerlich ergriff Levi die dargebotene Hand, Mimik ausdruckslos wie immer, doch seine Augen sahen aufmerksam und kalkulierend zu Shadis auf.

„General Keith Shadis, die Ehre ist ganz meinerseits.“
 

General?
 

Shadis lachte laut auf, als er Levis Hand wieder losließ.

„Hier bezeichnet man mich nur noch als Kommandeur.“
 

„Erwin erwähnte, dass Sie den Laden unter ihre Fittiche genommen haben“, sagte Levi mit einer Höflichkeit in der Stimme, die sie sprachlos machte. Sie konnten die Ereignisse an einer Hand abzählen, in denen Levi mit diesem Respekt gesprochen hatte und es war immer vor ihnen an Erwin gerichtet gewesen.
 

„Irgendjemand muss sich ja ums Nest kümmern“, lachte Shadis und sprach mit wohlwollendem Unterton weiter, „Glücklicherweise habe ich durch Erwin etwas Unterstützung bekommen und nun sind selbst Sie hier!“
 

Shadis lachte erneut und wandte sich an seine Untergebenen, die allesamt von ihren Tischen mit neugierigen Augen hochsahen.
 

„Ich möchte euch General-Leutnant Levi Rivaille vorstellen“, donnerte er mit noch lauterer Stimme und legte bei der Vorstellung eine Hand in Levis Rücken, eine kameradschaftliche Geste.
 

Levi schien nicht sonderlich erfreut von der Situation, aber es war schwer zu sagen, was er dachte.
 

„Diesem Mann“, fuhr Shadis fort und blickte Levi dabei fest in die Augen, „haben wir das Ende des 4. Weltkrieges zu verdanken.“
 

Das war neu.
 

Der Geräuschpegel in der gesamten Kantine schwoll kurzzeitig an und auch sie tauschten überraschte, irritierte Blicke aus. Was meinte Shadis damit?
 

„Sie übertreiben“, meinte Levi und zog verärgert die Augenbrauen zusammen.
 

„Keineswegs“, widersprach Shadis resolut und verkündete weiterhin: „Dieser Mann führte mit seiner Entscheidung die Jägertruppen in Beijing zu unterstützen die entscheidende Wende im Krieg herbei und hat durch die gezielte Tötung des Militärkommandeurs des chinesischen Heeres, Long Wang, den Untergang der chinesischen Schreckensherrschaft besiegelt. Ihr habt hier lebendige Geschichte vor euch stehen!“

Man konnte den Stolz und die Hochachtung gegenüber Levi geradezu aus jeder Faser Shadis' überquellen sehen.
 

Sie waren alle sprachlos.
 

Erens Gedanken rasten. Levi war ein Kriegsheld. Er war der Kriegsheld.
 

„Ich habe nicht mehr geleistet als jeder andere tapfere Soldat im Feld auch“, erklärte Levi kühl und fing sich wieder Shadis' geierhaften Blick ein, der eine ganz andere Sprache sprach.
 

Er unterhielt sich nun mit normaler Lautstärke mit Levi, sodass sie geradeso alles verstehen konnten, während Shadis' Schäfchen angestrengt zu lauschen versuchten.
 

„Das ist eine eklatante Untertreibung. Sie sind der geborene Soldat, ich habe nie einen fähigeren Mann erlebt und ich muss beschämt gestehen, dass Erwin von Anfang an mit Ihnen recht hatte. Ich war damals zu blind, um Ihr Potenzial zu erkennen.“
 

„Im Vergleich zu Erwin sind wir alle blind“, schnaubte Levi humorlos, während Shadis' lachte.
 

„Dieser Teufelskerl wusste schon als grüner Hosenscheißer, wie man die Leute manipulieren muss“, grinste Shadis wissend, „Ich hielt ihn für wahnsinnig, als er damals in Bangkok mit Ihnen im Schlepptau ankam und wollte, dass ich Sie aufnehme. Ich sah nur Unheil und Ärger auf mich zukommen und die ersten ein, zwei Jahre waren der reinste Horror. Ich bin in den Beschwerden über Sie versandet und hätte Sie beinahe wieder zum Teufel gejagt. Gott segne' Erwin, diesen elendigen Hund, der mich bekniet hat es nicht zu tun. Kurz darauf haben Sie eine beispiellose Karriere hingelegt und unzählige Leben gerettet.“
 

Levis Augen verdunkelten sich immer mehr, wurden kälter und kälter.

„Sie hätten mich besser rausgeschmissen“, sagte Levi mit eisiger Stimme und zog den waldgrünen, taillenlangen Umhang fester um seine Schultern.
 

Shadis' Enthusiasmus fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen und er wurde ernst, seine Stimme tiefer und für sie kaum noch zu verstehen, geschweige denn für die anderen Polizisten.
 

„Ich habe von der Gerichtsverhandlung gehört. Ich habe gehört, dass Sie sich selbst angezeigt haben, alles versucht haben, um sich selbst zu diskreditieren. Und als das Gericht nichts fand, um Sie für schuldig zu befinden, haben Sie versucht den Dienst zu quittieren. Glücklicherweise hat Erwin kommunizieren können, dass Sie nur freigestellt werden. Sie hätten wie Erwin zum General befördert werden können. Sagen Sie, Levi, glauben Sie wirklich, dass all' Ihre Bemühungen Ihr eigenes Leben zu ruinieren notwendig waren? Auch aus der heutigen Sicht?“
 

Levi starrte ihn ausdruckslos an. Kein einziger Muskel zuckte, einer Statue gleich.
 

Keith Shadis betrachtete ihn mit grimmigem Bedauern und seufzte.

„Nichtsdestotrotz ist es ein Segen für die Menschen Europas, dass Sie sich nun dieser Aufgabe zugewandt haben. Ich bin davon überzeugt, dass Sie und Ihre Leute Großes leisten werden.“
 

„Wie auch immer“, meinte Levi nach einer Weile des gegenseitigen Anstarrens und wandte sich von Shadis ab, „Ich hoffe, Sie haben Ihre Leute im Griff.“
 

Eren hatte das Gespräch mit ungläubigen Augen mitgehört, aber diese Respektlosigkeit zum Schluss hatte nicht nur seinen Kiefer zum Runterklappen gebracht.
 

Shadis blinzelte tatsächlich ein paar Mal irritiert, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach und sich wieder zu seinem Tisch zurück gesellte, die seltsamen Blicke seiner Leute ignorierend.
 

„Was steht ihr hier rum wie bestellt und nicht abgeholt?“, fragte sie Levi kühl, als er sich zu ihnen stellte als sei es das selbstverständlichste von der Welt.
 

„S-Sir“, stammelte Marco erstaunt.
 

Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
 

„Sie sind da!“
 

„Also führen Sie uns doch an?“
 

„Ich hab's doch gewusst!“
 

„Warum haben Sie uns nichts gesagt?“
 

„Gott sei Dank!“
 

„Wir hatten schon befürchtet, dass wir irgendeine Arschgeige vorgesetzt bekommen.“
 

„Sie können sich nicht vorstellen, wie froh wir sind, dass Sie da sind!“
 

„Was ist das für ein Barettabzeichen?“
 

Eren beobachtete wie seine Kameraden auf Levi einredeten, der das nicht erwartet zu haben schien. Mit irritiert blitzenden Augen nahm er das aufgeregte Geschnatter seiner Rekruten einen Moment lang sprachlos zur Kenntnis.
 

Eren spürte, wie sich bei diesem Anblick seine Mundwinkel auseinander zogen bis seine Wangen schmerzten.
 

„Was zur Hölle? Stopp!“ Abwehrend hielt Levi seine Hände hoch und versuchte die Fragerei mit einem gekonnt genervt-mahnenden Blick im Keim zu ersticken.
 

Der Tisch verstummte.
 

Levi atmete erleichtert aus und strich sich mit der rechten Hand ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. Eine überraschend nervöse Geste.

„Gut. Ich dachte schon dieser orale Durchfall hört gar nicht mehr auf.“
 

Schnaubend trat Levi zu einem leeren Stuhl und setzte sich mit einer schwungvollen Bewegung zu ihnen an den Tisch. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, während sie es ihm gleichtaten.
 

Als selbst sein finsterster Blick die lächelnden und grinsenden Gesichter nicht von ihm abbrachte, entschloss sich Levi sie einfach zu ignorieren und löste seinen Umhang, um ihn an die Stuhllehne zu hängen. Zum Vorschein kam eine dunkelgraue Dienstuniform mit Epauletten, karmesinroten Kragenspiegel und einem goldenen Abzeichen über der rechten Brusttasche.
 

Man konnte sagen, was man wollte. Levi war gemacht für diese Uniform. Oder Militärbekleidung generell, wenn Eren sich an Levis militärische Winterbekleidung zurückerinnerte. Er verkörperte von Natur aus diese gefährliche Eleganz eines Raubtieres und ummantelt mit diesen militärischen Attributen wirkte er auf fatale Weise hinreißend und noch Ehrfurcht gebietender.
 

Er zog sich mürrisch das Barett vom Kopf und legte es ordentlich vor sich auf den Tisch. Das goldene Barettabzeichen befand sich an der linken Schläfe des Baretts und zeigte einen von Eichenlaub umrandeten stürzenden Adler und am unteren Rand ein kleines Plättchen die europäische Flagge.
 

„Sie waren bei den Fallschirmjägern, oder?“, wagte Connie ihr Schweigen zu brechen und zeigte mit leuchtenden Augen auf das Barettabzeichen und das Abzeichen an seiner Brust, „Und das ist das höchste Fallschirmspringerabzeichen, nicht?“
 

Levi sah auf sein Barett.

„Ja.“
 

„Wie viele Sprünge haben Sie gemacht?“, bohrte Connie weiter nach. Seine unverfälschte Faszination schien Levi davon abzuhalten ihm harsch übers Maul zu fahren.
 

„Ich habe nicht mitgezählt. Nach lächerlichen 50 Sprüngen schmeißen sie einem dann sowas hinterher“, er tippte mit seinem Zeigefinger lustlos auf das Springerabzeichen an seiner Brust, „Die alten Kacker sehen es gar nicht gern, wenn man sich nicht mit dem Zeug behängt, dass sie einem aufdrängen, als wär' man ein Weihnachtsbaum.“
 

Connies Gesichtszüge entglitten, während Marco darauf einging.
 

„Wir sind Werkzeuge des Staates, irgendwie müssen wir unsere Zugehörigkeit ausdrücken und die Leute wollen in der Lage sein auch die Ränge und Zugehörigkeit einfach feststellen zu können. Daran ist doch nichts falsch?“
 

Levi sah Marco mit erhobener Augenbraue direkt ins Gesicht.

„In der Theorie ist das ganz nett, aber im Militär wird es oft übertrieben. Nur noch die Abzeichen und Ehrenmedaillen zählen und je bunter du bist, desto besser. Ich brauche das nicht, um meinen Job zu machen und will nur tragen, was wirklich notwendig ist. Aber erklär' das den verknöcherten Wichsern, die selbst nie im Krieg waren und mit ihren fetten, platten Ärschen auf ihren Sesseln durchs Büro rollen.“
 

Das entlockte fast allen ein Kichern.
 

„Wollen Sie denn nichts essen?“, fragte ihn Hannah mit sanfter Stimme. Sie schien einen Narren an ihm gefressen zu haben, was Franz bisher nur kopfschüttelnd mit einem „Sie findet ihn halt nett“ erklären konnte.
 

„Ich habe am Flughafen gegessen.“
 

„Also sind Sie unser Vorgesetzter“, platzte Reiner heraus, „Warum haben Sie nichts gesagt?“
 

Levis Augenbrauen zogen sich genervt zusammen, es galt jedoch nicht Reiner.

„Ich wurde Ende März von Erwin dazu überredet die erste Einheit zu übernehmen, aber das Verteidigungsministerium hat mit dem neuerlichen Personalwechsel im Mai angefangen zu zicken und wollte, dass ich mich nach Abschluss meiner Einheit noch einem Eignungsverfahren unterziehe.“
 

„So ein Schwachsinn“, schnaubte Reiner, „Als wenn sowas nötig wäre.“
 

„Wie ist Ihr Status denn jetzt eigentlich?“, mischte sich Jean stirnrunzelnd ein, „Sie sind General-Leutnant und trotzdem Kommandeur einer polizeilichen Anti-Terroreinheit?“
 

„Wenn du mich nach der verfickten Rechtsgrundlage fragst, muss ich passen. Ich bin allerdings nach wie vor Offizier des europäischen Heeres, nicht mehr freigestellt und müsste bei entsprechendem Befehl in Auslandseinsätze. Dieses ESE-Projekt ist Erwins Kind, das er mit dem Verteidigungsminister aufgezogen hat. Da Inlandseinsätze dem Militär verboten sind und die Polizei mit ihrem ganzen Verwaltungsapparat zu schwerfällig geworden ist, haben Erwin und Minister Zackly einen Weg gesucht eine militärähnliche Einheit fürs Inland zu gründen, die durch kurze Befehlsketten schnell und effektiv reagieren kann.“
 

„Sie umgehen also das Gesetz, indem sie eine quasi militärische Einheit gründen und sie bloß anders nennen, um im Inland operieren zu können“, schloss Jean zweifelnd.
 

„Es ist eine Lücke“, Levi zuckte mit den Schultern, „Was habt ihr denn geglaubt, was ihr für einen Sinn habt?“
 

„Nein, klar. Es ist nur der Gesamtkontext. Durch uns wird versucht ein Inlandsheer zu etablieren und das ist einfach - wow.“ Jean sah unglücklich auf seine Finger, die unruhig auf der Tischplatte lagen.
 

„Nein, kein Inlandsheer. Nur eine verbesserte GSG9 mit mehr Kompetenzen und weniger Regeln.“
 

„Genau dafür bin ich hergekommen“, grinste Ymir, „Ich will ein paar Arschlöchern auf kurzem Dienstweg in den Arsch treten.“
 

Das brachte die meisten von ihnen zum Lachen.
 

„Das werden wir, nachdem wir bis zum Jahresende mit Shadis' Leuten mitgelaufen sind. Wir brauchen Routine.“
 

„Die hier können uns nicht ab“, meinte Mylius mit gesenkter Stimme, „Sie behandeln uns wie Dreck.“
 

Levi faltete desinteressiert die Hände auf seinem Barett.

„Wen interessiert's. Wir werden denen schon noch die Mäuler stopfen.“
 

„Yeah!“, rief Connie und der ganze Tisch lachte und grinste unheilversprechend.
 

Sie wollten alle zeigen, was sie konnten.
 

„Morgen bekommt ihr eure Berufskleidung und ansonsten haben wir frei“, erklärte Levi monoton, „Aber ich würde vorschlagen, dass wir in die Stadt gehen und uns etwas umsehen.“
 

„Ja!“, quietschte Armin aufgeregt, was sie wieder zum Lachen brachte und Armin zum Erröten.
 

Levi warf Armin einen Blick zu, wobei er auch Erens streifte. Es war erst das zweite Mal an diesem Abend.
 

Es war nur ein kurzer Moment, ein Aufflackern, ehe Levi sich wieder an die anderen richtete.
 

„Irgendwelche Einwände?“
 

„Soll das ein Scherz sein? Scheiße, nein!“, rief Reiner und röhrte vor Lachen.
 

„Kennen Sie Paris, Sir?“, fragte Marco ruhig nach.
 

„Nein.“
 

„Aber Sie sind doch Franzose!“, schoss es aus Connies vorlautem Mund, was ihm von Levi einen kühlen Blick einbrachte.
 

„Ich habe bis fast 30 keinen Fuß aus Asien gesetzt. Ich war noch nie in Paris.“
 

„Mhm.“ Mehr schien sich Connie nicht zu sagen zu trauen.
 

„Genug der Fragestunde, Kinder. Wer morgen mit in die Stadt will, steht um 9:00 Uhr im Foyer unseres Wohnhauses.“ Mit diesen Worten nahm Levi sein Barett in die Hand und legte sich beim Aufstehen den Umhang über den Arm, „Gute Nacht.“
 

„Gute Nacht, Sir!“, kam es wie aus einem Munde.
 

Jetzt hatten sie ihr Selbstvertrauen zurück.
 

*~*
 

Sie hatten ihn nicht nach seiner Vergangenheit gefragt.
 

Obwohl sie durch Keiths loses Mundwerk so viel erfahren hatten, es aufsaugten wie Schwämme...

Sie haben nichts gesagt.
 

Sie wollten nur über seine Zugehörigkeit Bescheid wissen und ob er bei ihnen bleiben würde. Sie hatten sich ehrlich über seine Anwesenheit gefreut, ihn angestrahlt wie geisteskranke Idioten.
 

Es war ein ungewohntes Gefühl.
 

Es gab so wenig Menschen, die sich je auf diese Weise über seine Anwesenheit gefreut hatten. Davon lebten noch Erwin und Hanji.
 

Und dann kamen diese Bälger daher und schauten ihn so an! Obwohl sie ihn nicht kannten, er sie so hart trainiert hatte und alles andere als eine zugängliche Person war.
 

Erneut seufzte Levi auf und wischte sich müde mit dem Arm über die Stirn. Ein Blick auf die Uhr bestätigte seine Vorahnung. 01:30 Uhr. Er hatte vier Stunden mit Putzen verbracht.
 

Diese scheiß Dreckshölle, die sich GSG9-HQ bezeichnete, war ein armseliges Loch mit einer architektonisch wunderschönen Fassade.
 

Sein Appartement war relativ geräumig; ein helles Bad mit Badewanne und Dusche, eine gut ausgestattete Küche mit anschließendem gemütlichen Wohnzimmer und ein Schlafzimmer mit einem angenehm großen Bett. Das war ja alles ganz nett soweit. Wären da nicht diese meterdicke Staubschicht, die ganzen Kellerasseln und Spinnweben in jeder verfluchten Ecke. Es war geradezu widerlich.
 

Levi grauste sich irgendetwas anzufassen, bevor nicht alles makellos war.
 

Vier Stunden später konnte er zumindest schlafen gehen, ohne dass sich seine Haut vor Ekel abschälte und davon kroch.
 

Erschöpft räumte er seine Putzutensilien auf und zog sich aus. Seine Joggingklamotten waren völlig verstaubt und verschwitzt, sodass er sie einfach in die Waschmaschine steckte, bevor er in die Dusche stieg.
 

Das heiße Wasser lief seinen Körper hinab, umspielte seine angespannten Muskeln und beruhigte allmählich seine Nerven.
 

Es war lächerlich, wie verloren er sich fühlte.
 

Unglaublich, wie sehr er sich die letzten 1 1/2 Jahre an die Anwesenheit von Hanji, Erwin und Mike gewöhnt hatte. Ob er wollte oder nicht, sie waren immer da gewesen. Man hatte sie gehört oder beschäftigt über das Gelände gehen sehen.
 

Er war alleine.
 

Die Einsamkeit fraß sich durch seinen Bauch, höher, höher, immer höher, verstopfte seine Brust, blieb in seiner Kehle stecken wie ein dumpfer Stein. Erstickte ihn.
 

Er schnappte nach Luft. Das Geräusch laut und jämmerlich in seinen Ohren.

Er schaltete die Dusche aus.
 

„Ich bin davon überzeugt, dass es dir in Paris gut gehen wird!“, hallten Hanjis Abschiedsworte in seinem Kopf wider. Sie hatte kein großes Trara gemacht wie sonst. Sie hatte ihn an den Schultern gefasst, angelächelt und diese Worte mit nachdrücklicher, aber sanfter Stimme gesagt.
 

„Sie können sich nicht vorstellen, wie froh wir sind, dass Sie da sind!“
 

Die Worte der Bälger wiederholten sich in seinem Kopf, auch als er bereits im Bett lag und in der Dunkelheit an die graue Decke starrte.
 

Die frohen Gesichter, lächelnden Lippen, zaghaften oder überschwänglichen Gesten und Worte spielten sich vor seinem inneren Auge ab, bis er zu müde wurde den gedanklichen Konversationen zu lauschen. Und irgendwann sah er nur noch seegrün.
 

***
 

Sie landeten schneller im Louvre als er gucken konnte.
 

Keiner der Rekruten - oder sollte er sie nun Kameraden nennen? - hatte einen Einwand, als Armin mit seinem Wunsch herausplatzte den Louvre zu besuchen.
 

Levi machte es nichts aus. Er hatte in seinem Leben nicht viel Kultur genossen. Dazu gab es nie Gelegenheit und auch während seiner fast vierjährigen Weltreise hatte es ihn weniger zu den menschenüberfluteten, kulturellen Stätten gezogen. Ihm fehlte die Geduld, obendrein der Tatsache, dass er keine Menschenmengen mochte.
 

Den Louvre musste man wohl irgendwann mal besucht haben und es machte ihm nichts aus die Werke talentierter Menschen anzusehen und hier und da über ihre mutmaßlichen Gedanken zu rätseln.
 

Er schlenderte sicherlich seit drei Stunden durch die Ausstellungsräume, hatte die Werke aus den verschiedenen Kunstepochen betrachtet und ein paar seiner Kameraden herumsausen sehen beziehungsweise meistens lief ein besonders begeistertes Exemplar vor den anderen her und redete dabei wie ein Wasserfall.
 

Die Konstellation der Gruppen überraschte Levi im Grunde nicht, doch als er Armin und Eren nicht bei ihren gewöhnlichen Freunden fand, runzelte er leicht die Stirn. Er beschäftigte sich jedoch nicht weiter damit und erklärte ihre Abwesenheit mit einem Klogang.
 

Gemächlich trat Levi nun in die griechisch-römische Abteilung mit den imposanten Marmorstatuen und -skulpturen und blieb prompt vor der Venus von Milo stehen. Es war eine schöne Skulptur, aber Levi verstand nicht, was so besonders an ihr sein sollte. Sie hatte keine Arme und auf dem Schild stand bloß, dass man ihren Ursprung nicht zweifelsfrei feststellen konnte.
 

„Sie ist wie die Mona Lisa, nicht?“, ertönte plötzlich eine angenehme Stimme hinter ihm und ließ ihn sich ruckartig umblicken. Eren stand schräg links hinter ihm. Der Bastard hatte sich verdammt erfolgreich angeschlichen, Levi musste besser aufpassen. Er hatte sich zu sehr in der Menschenmasse treiben lassen.
 

„Die Mona Lisa ist nichts besonderes“, redete Eren weiter ohne ihn anzusehen, „Aber irgendwer war so begeistert von ihr und nun scharren sich alle um sie, obwohl im Gang davor viel bewundernswertere Gemälde hängen.“
 

„Es gibt immer einen Alpha. Die Masse ist dumm und will geführt werden“, erwiderte Levi leidenschaftslos.
 

„Das sind Allgemeinplätze, Sir“, grinste Eren und warf ihm einen schelmischen Blick zu, den Levi normalerweise jedem anderen aus dem Gesicht wischen wollen würde.
 

Aber Eren hatte so etwas unschuldiges an sich. Er war entwaffnend und auf eine irritierende Weise charmant. Levi mochte solche Leute nicht. Er konnte ihnen einfach nichts entgegensetzen.
 

„Fuck off, Jäger“, sagte Levi mit tiefer, kalter Stimme, davon überzeugt, dass es Eren zumindest zurückschrecken ließ.
 

Doch nichts da.
 

Eren schien sich dazu entschieden zu haben in den Angriff überzugehen. Seine Lippen zogen sich zu einem noch strahlenderem Lächeln auseinander und seine seegrünen Augen funkelten ihn unverschämt herausfordernd an.
 

„Können Sie Französisch?“
 

Levis Augenbraue zuckte.

„Findest du es angemessen, deinen Vorgesetzten derartig private Fragen zu stellen?“

Das Spiel konnten Zwei spielen.
 

Erens Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Er starrte ihn verständnislos an, öffnete den Mund ein paar Mal wie ein Karpfen auf dem Trockenen.
 

Levi schenkte ihm einen schrägen Blick und zog die Augenbrauen ungeduldig zusammen.
 

Dann lachte Eren. Laut. Herzlich. Ehrlich.
 

Es haute Levi regelrecht um.
 

„Die privaten Fragen sind doch die spannendsten“, grinste Eren, als er sich beruhigt hatte, „Aber es sollte gar keine so intime Frage sein - aber natürlich können Sie auch die beantworten - eher sprach ich von Französisch als etwas unverfänglichere Zungenakrobatik.“
 

„War das überhaupt ein Satz?“
 

Eren lehnte sich vor. Auf Augenhöhe mit ihm. Es war ein unerhört legeres Verhalten.

„Sprechen Sie Französisch, Levi?“
 

Die Art, wie Eren seinen Namen aussprach, jagte ihm einen heißkalten Schauder über den Rücken. Ein altbekanntes Feuer loderte in ihm auf, eine wagemutige Lust, die seinerzeit mit Erwin zu vielen interessanten Spielchen geführt hatte, bevor alles den Bach hinuntergegangen war.
 

Er war hin- und hergerissen. Und wartete zu lang.
 

Eren lächelte ihn an, schloss kurz nachgiebig die Augen und beugte sich zurück.
 

Levi beobachtete ihn mit steinernem Ausdruck. Umso erstaunter war er, als sich leicht gebräunte Finger um sein Handgelenk schlossen.

„Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen, Levi“, lächelte Eren verschwörerisch und zog ihn sachte mit sich.
 

Und Levi ließ sich ziehen.
 

Eren ging mit ihm durch die Ausstellungshalle an vielen beeindruckenden Marmorstatuen vorbei und blieb am anderen Ende vor einer Skulptur stehen, die seitlich auf dem Bauch auf einer Matratze lag. Sie war ganz und gar aus weißem Marmor und wunderschön.
 

Sie blickten zwar auf den Rücken der Skulptur, die mit ihren femininen Körperkonturen und dem ihnen zugewandten Gesicht eine Frau darstellen musste. Die Matratze, auf der sie lag, wirkte weich und gepolstert. Am liebsten würde er die Hand ausstrecken und sie anfassen, davon überzeugt, weiche Seide unter den Fingerspitzen zu fühlen.
 

In diesem Moment fielen ihm Erens Finger an seinem Handgelenk wieder auf und er riss sich los. Seine Grobheit brachte ihm einen kurzen irritierten Blick ein, ehe Eren auf ein Schild deutete.
 

„Ich muss zugeben, ich habe seit der Schule kein Französisch mehr gehabt und alles vergessen. Wissen Sie, was auf diesem Schild steht?“
 

Levi folgte dem Fingerzeig und zog die Augenbrauen zusammen.

„Mhm“, machte Levi erkennend und ging auf die andere Seite der Skulptur. Dort erkannte man die in Marmor gemeißelten männlichen Geschlechtsorgane und weiblichen Brüste.
 

„Das ist Hermaphroditos, der Sohn von Hermes und Aphrodite. Er und eine Nymphe namens Salmakis haben sich verliebt und wünschten sich für immer zusammen zu bleiben. Der Wunsch wurde ihnen von Zeus erfüllt und sie verschmolzen zu einem Körper. Huh, ich mag den Humor der griechischen Götter.“
 

„Okay, so viel habe ich mir auch erschlossen“, sagte Eren und verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust, „Aber Armin hat mir mal eine andere Geschichte erzählt. Da hat Salmakis versucht ihn zu verführen und ist mit ihm in einer Quelle verschmolzen, als sie sich das von seinen Eltern gewünscht hat. Danach wurde jeder, der in der Quelle badete zum Zwitter.“
 

Levi schielte ihn ungläubig an.
 

„Was?“, rief Eren aufgebracht, als er seinen Blick bemerkte und ließ die Arme wieder runterhängen.
 

„Es ist scheißegal, warum der arme Kerl mit Titten rumlaufen muss. Irgendein Idiot hat sich den Unsinn ausgedacht und andere haben's nachgeplappert.“
 

Die tellergroßen Augen Erens brachten Levi unwillkürlich zum Schmunzeln.
 

„Also Erstens gibt es schlimmeres als mit Titten herumzulaufen und Zweitens hat's der Begriff Hermaphrodismus ganz schön weit gebracht, dafür dass sich nur ein paar Idioten bei zu viel Wein Märchen erzählt haben.“
 

„Musst du mich ständig daran erinnern, dass du untervögelt bist?“
 

„Was??!“, entfuhr es Eren etwas zu laut, sodass er sich einige irritierte oder genervte Blicke einfing.
 

Was waren diese Wichser nur alle so empfindlich.
 

Levi brauchte Eren keinen weiteren Denkanstoß mehr geben, er hatte selbst geschaltet.
 

„Ich meinte Titten an Frauen“, erklärte er und machte es nicht besser, was ihm nach einem erheiterten Blick seinerseits aufzufallen schien, „Also ich meine, ... Herrgott nochmal! Wie alt sind Sie denn? Ich meinte das überhaupt nicht in irgendeiner Weise sexuell!“
 

„Gut zu wissen“, erwiderte Levi abgeklärt und fing sich plötzlich einen Klaps am Oberarm ein. Er sah Eren überrascht an, doch der verlor sich zu sehr in seiner aufgekommenen Scham, um es zu bemerken.
 

„Sie sind so gemein!“, lachte Eren mit geröteten Wangen und gutmütigen Augen.
 

„Balg“, seufzte Levi und ignorierte das angenehme Gefühl in seiner Brust. Stattdessen deutete er auf die Skulptur.

„Wolltest du mich bloß als Übersetzer missbrauchen oder warum hast du mich regelrecht her geschleift?“
 

Eren schaute kurz verdutzt und lächelte dann strahlender als die scheiß Zahnreiniger-Werbefritzen.

„Ich finde die Skulpturen ganz besonders schön. Das ist wahres Kunsthandwerk, finden Sie nicht auch?“
 

„Warum überrascht es mich nicht, dass dir das gefällt, was am wenigsten Denkarbeit erfordert“, triezte Levi ihn weiter.
 

„Ich hatte bis gerade vorhin Denkarbeit. Armin hat mich durchs ganze Museum gejagt und das ist verdammt groß“, seufzte Eren theatralisch geschafft auf, „Und wenn man mit Armin in Museen geht, dann heißt das nicht, auf nimmer Wiedersehen Verstand, sondern es wird richtig analysiert und bewertet. Ich bin völlig fertig und hab ihn derweil weiterlaufen lassen. Er holt mich nachher hier ab.“
 

„Wenn ich nicht miterlebt hätte, dass du da oben was drin hast, würde ich dich für einen Kretin halten“, sagte Levi und verschränkte seine Arme, „Du hast ein besonderes Talent dafür dumm zu klingen.“
 

„Ich weiß“, murrte Eren, „In der Schule hielten mich die Lehrer auch meist für bekloppt. Meine Noten waren trotzdem gut.“
 

„Du warst bestimmt das Kind, das sich im Schulhof ständig geprügelt hat.“
 

„Später, ja. Bevor meine Eltern ermordet wurden, erhielt ich Privatunterricht von jedem, der was konnte und Zeit hatte. Wir sind zu viel gereist, um mich in eine reguläre Schule zu stecken.“
 

„Was haben deine Eltern gemacht?“, hakte Levi nach und als er Erens entgeisterten Blick sah, fuhr er ungeduldig fort, „Nein, ich habe deine verschissene Akte immer noch nicht gelesen und werde es auch nie tun. Komm darüber hinweg.“
 

„O-kay“, sagte Eren langsam und wandte sich ihm zu, sodass sie nicht mehr nebeneinander standen, „Meine Eltern waren Ärzte und für die UNO tätig. Ich bin zwar in Hannover in Deutschland geboren worden, aber das war es bis sie starben dann auch von Deutschland oder generell Europa. Wir haben in verschiedenen afrikanischen Ländern gelebt, bevor wir wegen der großen Hungersnot nach Ägypten gegangen und drei Jahre dort geblieben sind. Bis zu ihrem Tod halt. Von ihrer Arbeit kannten sie auch die Ackermanns - Mikasas Eltern. Sie waren deutsche Lehrer und haben die Kinder dort in allen möglichen Fächern unterrichtet.“
 

„Ich dachte, Mikasa ist deine Adoptivschwester?“
 

„Ja, ihre Eltern wurden von der Kcrizott entführt und als sie nicht frei gekauft wurden getötet. Daraufhin nahmen wir Mikasa auf. Das war ungefähr ein Jahr, bevor meine Eltern getötet wurden.“
 

„Das ist ja scheiße“, entfuhr es Levi unsensibel, aber ehrlich.
 

„Jupp, ist es. Sie ist aber stark und wir beide hatten immer ein inniges Verhältnis. Es ist ein Wunder, dass ich mir ohne sie die Schuhe binden kann.“
 

Levi sah Eren erstaunt an. Obwohl er selbst miterlebt hatte, wie sehr Eren unter dem Zustand seiner Schwester litt, gelang es ihm diese Worte mit fester Stimme hervorzubringen. Und er nahm keinerlei Anstoß an Levis direkten Worten. Das war sehr angenehm.
 

Dieses Balg konnte Schmerz auch runterschlucken.
 

„Also war sie mehr deine Gouvernante als Schwester.“
 

„Sie ist Ihnen ähnlich“, erklärte Eren und blickte ihm freundlich in die Augen, „Sie bewegt sich wie eine Raubkatze und hat später allen eine Heidenangst eingejagt. Nach dem Tod meiner Eltern hat sie es sich zur Aufgabe gemacht mich zu beschützen; womöglich hat mir das den einen oder anderen Knochenbruch erspart.“
 

„Ich bewege mich also wie eine Raubkatze und jage allen eine Heidenangst ein“, resümierte Levi trocken und betrachtete Eren innerlich belustigt, doch der begann bloß leise zu lachen.
 

„Als wenn Sie das nicht wüssten“, grinste Eren, ehe er fortfuhr, „Auf jeden Fall konnte sie nicht verhindern, dass ich mich in der Waisenschule regelmäßig geprügelt habe.“
 

„Warum?“
 

Eren zuckte mit den Schultern.

„Ich war von bestimmten Dingen überzeugt und bei diesen Idioten haben verbale Argumente nicht gereicht.“
 

Levi konnte dies einwandfrei nachvollziehen. Er hatte sich selbst viel zu oft wortwörtlich durchgekämpft, um eine solche Verhaltensweise zu verurteilen.
 

Eren schien jedoch den Drang zu empfinden sich zu rechtfertigen.

„Es ist nicht so, dass ich mit der Prügelei angefangen hätte...“
 

„Ich habe mich in meiner Jugend auch unzählige Male geprügelt und ich kann nicht unbedingt behaupten, dass ich den Konfrontationen aus dem Weg gegangen wäre.“
 

„Manche Leute betteln ja auch geradezu nach einer Tracht Prügel“, schnaubte Eren mit dieser ungetrübten Ehrlichkeit, die Levi so sehr an ihm schätzte.
 

Als er nicht antwortete, blickte Eren ihn wieder an, leichte Verunsicherung in den Augen. Doch als er das kleine Lächeln auf Levis Lippen entdeckte, strahlte er ihn glücklich an.
 

Es verschlug Levi den Atem.
 

„Und nun?“, fragte Eren erwartungsvoll.
 

„Was?“
 

„Haben Sie sich diese Abteilung schon angesehen?“ Eren strahlte weiterhin wie ein Vollidiot.
 

„Nein.“
 

„Na, dann“, grinste Eren und fasste Levi am Stoff seines schwarzen Hemdärmels, um ihn in eine Richtung zu dirigieren.
 

Eren konnte sich glücklich schätzen, dass der Kontakt zu kurz für Levi war, um ihm eine zu wischen. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man ihn irgendwohin zog.
 

Dennoch folgte er Eren mit griesgrämiger Miene.
 

Ihren Rundgang durch die römisch-griechische Abteilung verbrachten sie mit unzähligen sarkastischen Kommentaren über die fantastischen Skulpturen und ihren Bedeutungen. Sie waren der Horror für kunstliebende Touristen und Kinderohren, aber Levi empfand zum ersten Mal seit sehr langer Zeit unreflektierten Spaß.
 

Er würde den Klang von Erens ausgelassenem Lachen noch Stunden später in seinem Kopf widerhallen hören. Sie hatten einen erstaunlich ähnlichen Humor.
 

Erst als Armin zurückkam wurde Levi wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und alle Ausgelassenheit verebbte.
 

„Eren, was machst du nur?“, tadelte Armin seinen Freund mit einem besorgten Seitenblick auf Levi. Anscheinend glaubte er, dass sich Eren vor seinem Vorgesetzten zum Affen machte. Ganz unrichtig war seine Einschätzung jedenfalls nicht.
 

„Kunsthandwerk genießen“, entgegnete Eren mit einem unschuldigen Lächeln als hätten sie sich vorhin nicht über den kleinen Schwanz der imposanten Herkules-Skulptur lustig gemacht.
 

Armin betrachtete ihn skeptisch, ehe er Levi scheu anlächelte.

„Ich habe die anderen vorhin getroffen und sie meinten, sie seien fertig und warten beim Souvenir Shop, Sir.“
 

„Gut, dann gehen wir. Ich habe sowieso Hunger“, bestimmte Levi ausdruckslos und zog sein Handy aus der Hosentasche. Sie hatten alle am Eingang einen Lageplan zugeschickt bekommen.
 

„Oh ja, ich bin auch am Verhungern“, schnaufte Eren, ehe er zu schwärmen begann, „Ich hoffe, wir kommen an so einer super leckeren Boulangerie vorbei! Ich will unbedingt so ein kleines Blaubeertörtchen probieren!“
 

„Ich glaube, wir werden was gesünderes Essen gehen, Eren“, seufzte Armin.
 

Levi achtete nicht weiter auf die beiden und ging Richtung Ausgang.
 

***
 

Es war bereits später Nachmittag, als sie sich in Montmartre ein kleines Restaurant gesucht hatten und ihre leeren Mägen mit französischen Köstlichkeiten füllten.
 

Levi konnte den Lobeshymnen seiner Leute im Stillen beipflichten. Andererseits waren sie alle nach dem schrecklichen Mensaessen in München nicht sonderlich schwer zufrieden zu stellen.
 

„Bekommen wir eigentlich eigene Uniformen, Sir?“, fragte Marco plötzlich, woraufhin sämtliche Aufmerksamkeit auf ihm lag.
 

„Ja.“
 

Sie sahen ihn einen Moment blank an, ehe Connie wild gestikulierte.

„Und wie sehen sie aus?“
 

Levi seufzte innerlich.

„Schwarz mit jägergrünen Umhängen und einem Abzeichen, das zwei Flügel zeigt.“
 

„Flügel?“, murmelte Mylius.
 

„Was sollen die Flügel aussagen?“, hakte Historia etwas schüchtern nach, pure Neugier in den hellblauen Augen schimmernd.
 

„Es sind die „Flügel der Freiheit“. Fragt mich nicht, wer sich das ausgedacht hat“, schnaubte Levi desinteressiert.
 

„Ich finde, dass es schön klingt“, meinte Historia, während ein paar andere lachten.
 

„Sehr pathetisch, nicht?“, warf Jean ernüchtert ein.
 

„Den Menschen gefällt pathetisch und außerdem passt es sehr gut. Wir haben schließlich einen wichtigen Spezialauftrag und können ungebunden mit anderen polizeilichen Einheiten und dem Militär arbeiten“, fiel Armin engagiert ins Gespräch.
 

„Ja, schon...“ Jean schien es im Grunde völlig egal zu sein, was sie trugen. Levi sah das genauso.
 

„Aber bis wir eigenständig agieren, laufen wir noch in der GSG9-Kluft rum, oder?“, fragte Reiner, bevor er seinen Wein austrank.
 

„Ja.“ Zugegeben, er hatte wirklich schon mehr von sich gegeben.

Vermutlich hatte er das heutige Wortlimit mit Eren verbraucht, dachte Levi selbstzynisch.
 

„Werden wir unsere Befehlsstruktur auch an die GSG9 anpassen oder zusätzlich eine eigene haben?“, wollte Armin wissen und die Frage war verdammt berechtigt.
 

Levi erhob sich vom Stuhl.

„Wenn wir zurück sind, werde ich eure Aufgaben erläutern.“
 

Mit einem knirschenden Geräusch standen alle auf.
 

***
 

„Das Präzisionsschützenkommando bilden Sasha, Annie und Mylius. Das Zugriffskommando unterteilt sich in zwei Gruppen. Die erste Gruppe bilden Ymir, Mina, Thomas, Marco und Franz. Jean, du wirst die erste Gruppe anführen.“

Levi ignorierte wie seinen Leuten die Kinnlade runterfiel und er sprach weiter.

„Die zweite Gruppe bilden Reiner, Berthold, Connie und Armin. Eren wird die zweite Gruppe anführen.“

Auch hier ignorierte er das ungläubige Schnaufen.

„Historia und Hannah werden uns als unsere IT- und Technik-Spezialisten unterstützen.“

Levi wusste, er würde es bereuen: „Fragen?“
 

Sie sahen ihn einen Augenblick mit großen Augen an, ein regelrechter Sturm rauschte ihre Kehlen hinauf und als alle auf einmal den Mund öffneten, musste Levi an sich halten, um die Hände nicht an seine Ohren zu pressen.
 

„Haltet die Schnauze, verdammt noch mal“, fluchte Levi ungehalten, „Wie zum Teufel soll ich denn was verstehen, wenn ihr alle gleichzeitig die Fressschleusen offen habt?!“
 

„Ähm“, machte Armin zögerlich, nachdem Levis Worte ihnen effektiv die Sprache verschlagen hatte, „Ich denke, wir wollen alle wissen, auf welcher Grundlage Sie Ihre Entscheidung bezüglich der Gruppenkonstellation getroffen haben.“
 

Levi beglückwünschte sich für diesen Kameraden.

„Sag, Armin, was meinst du, warum ich mich so entschieden habe?“
 

Der junge Mann schlug nachdenklich die Augen nieder und verschränkte seine Finger auf dem Tisch.
 

„Na ja“, begann er zögerlich, redete sich mit jedem Wort jedoch mehr Unsicherheit vom Leib, „wir sind zu viele für ein Zugriffskommando, also liegt es nahe uns zu splitten. Allerdings braucht man dann zwei Führungspersönlichkeiten, die unter Ihnen arbeiten können und entsprechende Qualitäten aufweisen.

„Für diese Aufgaben kämen neben Eren und Jean auch Marco und Reiner in Betracht, wobei von vorn herein feststeht, dass Jean und Eren möglichst nicht in einem unklaren Aufgabenverhältnis zueinander stehen. Es wäre also sinnvoll sie trennen. Jean und Marco ergänzen sich hingegen sehr gut, sodass es sich anbietet beide in einer Gruppe zu belassen. Da Eren eher ungestüm veranlagt ist, bietet es sich ebenso an einen geerdeten Charakter wie Reiner und ihn in eine Gruppe zu stecken - genauso wie mich im Endeffekt.

„Jeans Urteilsvermögen in komplizierten Situationen ist hervorragend und was ihn Marco gegenüber vorzugswürdig als Führer macht, ist, dass Marco auf Dauer nicht für solch verantwortungsvolle Positionen geeignet ist. Ihm fehlt diese gewisse Abgebrühtheit, die man für diese Position braucht.

„Reiner als Führer wäre zwar eine sichere Wahl, doch Erens Vorgehensweise ist durch seine Spontanität und sein Durchhaltevermögen oft innovativ und deswegen erfrischend erfolgreich. Damit mit ihm nicht die Pferde durchgehen, sind eben Reiner und ich als Stimme der Rationalität dabei. Berthold und Connie passen mit ihren exzeptionellen Fähigkeiten perfekt dazu, um uns zu einer Art Sturmtruppe zu machen, während Jeans Leute mit Ausnahme von Ymir eher eine solide Nachhut bilden.

„Ach ja, und das Präzisionsschützenkommando könnte von Mylius angeführt werden, weil ich denke, dass er am ehesten bereit ist diese Verantwortung zu tragen.“
 

Die Atmosphäre in dem kleinen Konferenzraum im Hauptgebäude der GSG9 war beinahe bedrückend. Die mit Holz kunstvoll ausgekleideten Decken und Wände verschluckten Armins Worte und zurück blieb eine bedeutungsschwangere Stille.
 

Allmählich schien Armin die Bedeutung seiner Worte zu verstehen und wurde von Sekunde zu Sekunde verlegener und unsicherer.
 

„Sehr gut, Armin“, meinte Levi und sah ihm direkt in die blauen Augen, „Ich hätte es nicht besser erklären können.“
 

Es bereitete Levi unwillkürlich Freude zu sehen, wie der junge Mann, ob seiner Bestätigung aufblühte und zu strahlen begann.
 

„Wir werden Sie nicht enttäuschen, Sir!“, durchbrach Eren überraschend die aufgekommene Stille mit fester Stimme und sah Levi entschlossen direkt in die Augen.
 

Er salutierte und die anderen taten es ihm gleich.
 

Ein wenig sprachlos verschränkte Levi seine Arme vor der Brust und lehnte sich gelassen zurück.

„Davon gehe ich aus.“
 

„Was macht Hannah, wenn sie in den Mutterschutz geht?“, fragte Historia, „Wird sie trotzdem bis acht Wochen vor der Entbindung von hier aus arbeiten? Und wo werden sie und Franz mit dem Baby leben?“
 

„Wir bleiben hier“, erklärte Franz, als Levi das Paar auffordernd anblickte, „Das Appartement ist zwar nicht allzu groß, aber vorerst haben wir genug Platz und Hannah kann uns mit ihren Fähigkeiten auch aus der Ferne unterstützen bis wir wissen, wann sie wieder arbeiten kann.“
 

Das Paar sah sich liebevoll an und sie schmiegte sich enger an seine Seite.
 

„Wollt ihr eigentlich auch heiraten?“, fragte Reiner ungeniert, was Hannah und Franz etwas verlegen machte und Reiner einen Ellbogenstoß von Berthold einbrachte.
 

„Erst wenn das Baby da ist“, sagte Hannah strahlend. Sie hatte eine sehr warme Persönlichkeit und durch die Schwangerschaft war sie noch mehr aufgeblüht.
 

„Wegen euch muss ich mit Connie schlafen“, nuschelte Sasha grimmig.
 

„Ähm, nein“, meinte Jean ganz trocken, „Ich denke das Appartement wird vom Staat bezahlt.“
 

Sasha blinzelte ein paar Mal perplex, ehe sie begriff und der Tisch in homerisches Gelächter ausbrach.
 

„So lustig ist das auch nicht“, murmelte Connie verschämt, während Sasha über ihre eigene Wortwahl lachte und ihrem Mitbewohner auf die Schulter klopfte.
 

Was für eine eigene Truppe, dachte sich Levi und versank ein wenig in Nostalgie. Es hatten sich wieder gute Leute um ihn gescharrt.
 

*~*
 

„Oh Gott, ich freu mich so aufs Bett“, seufzte Connie erschöpft und erntete zustimmendes Murren.
 

Sie flogen augenblicklich von Polen zurück nach Frankreich. Es war das Ende ihres ersten Einsatzes mit der GSG9. Die Entführung der alten Mutter eines Politikers. Sie hatten die Entführer in einem unterirdischen Lagerhaus bei Breslau aufgespürt und effektiv ausgeschaltet. Die Mutter war sicher und mit ein paar Schürfwunden und Prellungen ins Krankenhaus gebracht worden.
 

All das Training hatte sie nicht auf die Strapazen vorbereiten können, die ein ernsthafter Einsatz mit sich brachte.
 

„Wenn wir ankommen werdet ihr euch waschen, anschließend treffen wir uns im üblichen Besprechungsraum und gehen den Einsatz nochmal durch. Wir waren scheiße“, verlautbarte Levi mit kühler, erbarmungsloser Stimme und stand vor ihnen auf dem Gang des schmalen Hochgeschwindigkeitsjets. Er strotzte vor Kraft und stiller Energie.
 

Einige zuckten zusammen oder duckten sich verschämt in ihren Sitzen.
 

Eren bekreuzigte sich dafür, dass er keinen Fauxpas begangen hatte. Dafür allerdings seine Leute und das fiel auf ihn zurück, dennoch... Es hätte viel schlimmer sein können.
 

Levi setzte sich wieder und wirkte als könne er den gesamten Einsatz ein weiteres Mal durchführen. Er schien geradezu aufzublühen, sein Potenzial wies neue Höhen auf. Er strömte noch mehr Autorität aus und seine Augen wurden durchdringender und scharf wie die eines Falken.
 

Sie konnten nicht mit ihm mithalten und stockten. Ratterten dahin wie ein rostiger Heuwagen über einen unebenen Feldweg.
 

Vermutlich wagte es deshalb auch keiner mehr sich darüber zu beschweren, dass sie nach der Landung gerade mal Zeit hatten sich zu duschen, bevor sie sich im Besprechungsraum versammelten.
 

Levi saß am Kopfende des Tisches, einen Tablet-Computer vor sich liegend und die Projektion dessen Desktops hinter sich an die Wand strahlend.
 

Eren blickte Levi direkt in die Augen, als er sich hingesetzt hatte, die meisten anderen spielten zerknirscht mit ihren Fingern und bereiteten sich mental auf die Schelte vor.
 

Als Levi begann mit ruhiger Stimme zu sprechen, wandten sich alle Augen zu ihm.

„Eren. Jean. Was ist eurer Meinung nach schief gelaufen?“
 

Eren tauschte mit Jean einen fragenden Blick aus, ehe Jean ihm mit einem Nicken bedeutete anzufangen. War klar, dass sich das Pferdegesicht drückte.
 

„Unsere Aufgabe war es zwei der fünf Entführer, die draußen Wache schoben, auszuschalten und die GSG9'ler bei ihrem Einsatz hinten abzusichern“, begann Eren, um die Situation zu rekapitulieren.

„Dabei sollte ich mit meinen Leuten den Beta-Entführer bei seiner Patrouille in einen Hinterhalt locken und Mylius' Leute Alpha gezielt außer Gefecht setzen, während Jean und Co. nachrücken und die ins Lagerhaus vordringenden GSG9'ler absichern.

„Zu Anfangs hat es auch geklappt, aber dann ist dieser Obdachlose aufgetaucht und Jeans Team musste sich zuerst um ihn kümmern und ihn fixieren, sodass sie nicht rechtzeitig nachrücken konnten und es an meinem Team blieb die GSG9'ler zu decken.

„Dabei gingen wir zu langsam und ungelenk vor, sodass wir nicht rechtzeitig auf den Hinterhalt reagieren konnten und es nur Ihren Fähigkeiten zu verdanken haben, dass uns niemand erwischt hat. Bei der weiteren Fortführung des Einsatzes konnten wir die GSG9'ler absichern. Jeans Team kam recht spät und konnte bei der Festnahme nur noch zugucken.“
 

„Verbesserungsvorschläge?“, fragte Levi scharf nach, sehr zum Kontrast zu seinem gelangweilten Blick.
 

Eren zuckte mit den Schultern und schnaubte unzufrieden.

„Wir brauchen Erfahrung.“
 

Levi wandte sich von ihm ab.

„Was sagst du dazu, Jean?“
 

„Es ist erschreckend wie beschissen wir waren, obwohl eigentlich jeder von uns in seinem Beruf zuvor solchen Situationen ausgesetzt worden ist - von dem Training in der Ausbildung ganz zu schweigen. Und ich könnte noch nicht einmal sagen, wo das Grundproblem liegt.“
 

Levi betrachtete Jean kurz abschätzig, welcher stur mit verschränkten Armen auf die Tischplatte starrte und vor sich hin brütete.
 

„Irgendwelche Ideen?“, richtete Levi sich nun an alle.
 

„Wir sind einfach keine realen Einsätze mehr gewohnt“, brachte Reiner es auf den Punkt, „Die Pause war ja auch recht lang. Wir müssen uns einfach etwas einspielen wie Eren sagte.“
 

„Bis wir uns eingespielt haben, könnte jemand sterben“, erwiderte Ymir trocken, „Dafür haben wir keine Zeit.“
 

„Deswegen haben wir dieses halbe Jahr - um zu einer richtigen Einheit zusammenzuwachsen“, warf Thomas ein und erntete einen schmutzigen Blick von Ymir.
 

„Na, wenn du bis Januar dann noch lebst.“
 

„Leute!“, unterbrach Marco die aufkommende Diskussion just, als Thomas wütend den Mund aufmachte, „Zu streiten bringt gar nichts. Wir sollten uns viel lieber Gedanken darüber machen, woran es genau hapert anstatt uns gegenseitig anzublaffen.“
 

„Sag ich doch“, murrte Jean, während Armin die Hände auf dem Tisch faltete.
 

„Ich denke, in erster Linie hat uns eine Führung gefehlt“, sagte er und hob die Hand, als Eren missmutig die Augenbrauen zusammenzog und Jean grantig schnaubte, „Euch meine ich damit eigentlich nicht.“
 

Erens Kiefer klackte mit einem Plopp zu und er starrte mit den anderen abwechselnd fassungslos zwischen Armin und Levi hin und her.
 

Letzterer hob einen Augenbraue an und betrachtete Armin durchdringend, während der nervös Löcher in seine Hände starrte.
 

„Rede nur weiter.“
 

Armin holte einmal tief Luft, ehe er genug Mut aufbrachte ihrem Vorgesetzten in die bewegungslosen Augen zu blicken.
 

„Ich kann nachvollziehen, warum Sie Eren, Jean und Mylius die Führung größtenteils überlassen haben und für unseren ersten Einsatz waren wir gar nicht schlecht. Aber es ist eben genau das eingetreten, was eintreten musste: Jean geht auf Nummer sicher und fällt dadurch zurück und Eren ist so viel Verantwortung nicht gewohnt und will alles perfekt machen, wodurch er an Flexibilität und Reaktionsvermögen einbüßt.

„Von uns anderen will ich gar nicht anfangen, wir sind wie junge Lämmer hinterher gestolpert, nervös und unzufrieden damit, dass wir den GSG9'lern hinterherlaufen müssen und nicht unser eigenes Ding durchziehen können.

„Hier hätten wir Sie gebraucht, Sir. Nicht um Schadensbegrenzung zu üben, sondern um uns in den Arsch zu treten und Befehle ins Ohr zu brüllen.“
 

Mit Armins letzten Worten kehrte eine bedeutungsschwere Stille ein, die seine Ansprachen regelmäßig zu verursachen schienen. Alle Augen bohrten sich in Levi, der unbeeindruckt da saß und Armins Blick erwiderte. Hinter den sturmgrauen Augen wirbelten allerlei Gedanken und erst nach einer gefühlten Ewigkeit reagierte Levi.
 

Er schwang lässig einen Arm hinter die Stuhllehne und setzte sich schräg mit verschränkten Beinen zum Tisch.

„Ich gebe dir völlig recht“, meinte er unbeeindruckt, „Ich wollte euch ins Messer laufen lassen und es hat wunderbar funktioniert.“
 

Jean schnaubte entrüstet.

„Sie können uns doch nicht absichtlich zur Schlachtbank führen!“
 

„Das habe ich nicht. Ihr ward so sicher wie man es auf so einem Einsatz sein kann. Ich wollte sehen, wie ihr mit der Situation umgeht und habe meine Lehren daraus gezogen“, erklärte Levi unmissverständlich und begann etwas auf dem Tablet-Computer aufzuzeichnen.

„Wir werden den Einsatz nun rekapitulieren und eure einzelnen Handlungen analysieren und Alternativhandlungen besprechen.“
 

Sie arbeiteten den Einsatz bis in die frühen Morgenstunden nach.
 

„So, das wär's. Ihr könnt euch bis zum Mittagessen hinlegen, danach wird trainiert“, schloss Levi ihre Besprechung um kurz nach fünf Uhr morgens.
 

Alle stöhnten erschlagen auf, keiner so recht sicher, wie er ins Bett finden sollte. Levi hingegen schien vital und fit wie immer und stand auf, als wären sie nicht gerade fast sieben Stunden am Stück da gehockt.
 

„Ach ja“, sagte Levi beim hinausgehen, „Ab heute dürft ihr mich Duzen und Levi nennen.“
 

Sie waren so schnell wach wie ein Hund, der sein Futter in den Napf füllen hörte.
 

*~*
 

Mit jedem Einsatz verbesserten sie sich und auch Levi gewann ein Gefühl dafür, wann er wen wie anleiten musste, um das Maximum herauszuholen.
 

Als die heißen Augusttage ihr Ende fanden und der September Einzug hielt, empfand Levi seit langer Zeit wieder zerbrechliche Zufriedenheit mit sich. Es tat ihm gut sich zu beweisen und im Miteinander mit seinen Rekruten an Aufgaben zu wachsen. Diese jungen Menschen waren fantastische Persönlichkeiten und bildeten eine zunehmend gute Einheit.
 

Sie konnten zu einer guten Europäischen Sondereinheit werden.
 

Gedankenverloren saß Levi auf einer Bank in den weitläufigen Gärten Versailles' und beobachtete in seiner fragilen Einsamkeit die Touristen am Eingang des kleinen Parkabschnitts, in dem er sich befand, vorbeiliefen.
 

Er war zum ersten Mal hier und obwohl er nichts von Schlössern hielt, beglückwünschte er die Landschaftsarchitekten für diese schönen Gärten und unzähligen farbenfrohen Blumen. Hier konnte er sich zumindest entspannen, bis seine Kameraden ihn anriefen, um ihm das Ende der Schlossführung mitzuteilen und ihn zu treffen.
 

Er hatte sich tatsächlich an ihrem freien Tag zu diesem Ausflug bereit erklärt.
 

Levi mochte Geschichte und hatte das ein oder andere über das absolutistische Frankreich und die Französische Revolution gelesen, aber von selbst hätte er nicht das Verlangen verspürt diesen historischen und völlig überlaufenen Ort zu besuchen.
 

Er bereute es aber auch nicht.
 

Das Vibrieren seines Mobiltelefons beendete seine Ruhe jäh und er steckte sich schnaubend das Mikro ins Ohr, während er abhob und sich keine Gedanken darüber machte, wer ihn anrief.
 

„Seit ihr draußen?“, fragte er gelangweilt, bevor er zusammenzuckte.
 

„Leeee~vi! Ich bin’s, altes Haus! Na, hast du mich vermisst?“, quietschte es schrill in sein armes Ohr.
 

„Zum Teufel nochmal, Shitty-Glasses! Ich werd hier taub von deinem Geblöke“, fuhr er sie übellaunig an und rieb sich gepeinigt die Schläfen.
 

„Ohhh“, machte Hanji mitleidig, wobei ihr Grinsen kaum besser hätte herauszuhören sein können, „Ich wollte dir nur die fabelhafte Neuigkeit überbringen, dass ich um 18:00 Uhr in Paris landen werde. Na, freust du dich?“
 

Levi sah auf seine Armbanduhr.

„Willst du mich verarschen? Es ist bereits halb fünf. Warum kommst du und bis wann?“
 

„Hmm“, summte Hanji quengelig, „Ich wollte dich an meinen freien Tagen besuchen! Leider habe ich nur ein paar Tage Zeit. Ich lande am Charles-de-Gaulle, also hol' mich bitte ab! Ciaoiiii!“
 

„Hanji, warte verdammt-“, schimpfte Levi, doch sie hatte bereits aufgelegt. Diese dumme Pute.
 

Er schnaubte gereizt, als er auflegte. Diese Frau meinte auch sie könne sich alles erlauben.
 

Keine Sekunde später vibrierte sein Handy erneut, ohne zu überlegen nahm er ab.
 

„Was denn noch, Shitty-Glasses?“
 

Stille am anderen Ende ließ Levi blinzeln. Ups. Vielleicht hätte er nachschauen sollen, bevor er ins Telefon knurrte.
 

„Levi? Hier ist Eren.“
 

Levi richtete sich auf der Bank auf, als hätte er einen leichten Stromschlag bekommen.

„Seid ihr fertig?“
 

„Ja, wir sind gerade rausgekommen und gehen zu dem angelegten See in der Mitte.“
 

„Dann komme ich da hin.“ Levi stand auf und schlenderte zum Parkausgang.
 

„Die anderen würden gerne noch Essen gehen. Wärest du damit einverstanden?“
 

Levi seufzte innerlich. Die Art, wie Eren mit ihm sprach, störte ihn.
 

Klar, er hatte allen erlaubt ihn zu duzen und Eren hatte ihn unter vier Augen sowieso schon beim Vornamen genannt. Aber keinem der anderen war es so leicht gefallen sich umzustellen und ihn so vertraut anzusprechen. Es machte es für Levi nicht leichter die Distanz zu wahren und sich nicht mit ihm anzufreunden, wie Hanji es sich wünschte.
 

„Dafür bleibt keine Zeit. Hanji landet um 18:00 Uhr und will abgeholt werden.“
 

Eren lachte leise. Seine Stimme klang angenehm und entspannt am Telefon, ganz anders als im Funk bei den Einsätzen.

„Dann müssen wir sie natürlich vorm Essen holen. Willst du dann zurück oder gehen wir trotzdem auswärts essen? Hanji würde sich bestimmt freuen.“
 

Zu vertraut. Es war einfach zu vertraut.
 

„Mal schauen, wie spät es wird“, wiegelte Levi ab.
 

„Ja, sicher. Die anderen möchten ins Quartier Latin, weil sie sich nicht auf ein bestimmtes Restaurant einigen können, aber eigentlich wäre es schön, wenn wir nach Montmatre gehen könnten“, redete Eren unbeirrt weiter.
 

Levi brachte es nicht über sich ihn eiskalt abzuwürgen, während er durch die Irrgärten Versailles’ lief und den Weg zum künstlichen See in der Mitte der Schlossanlage suchte.
 

„Das Restaurant in Montmatre war wirklich ganz nett“, ging Levi darauf ein, „Aber es wird vermutlich auf eine Mehrheitsentscheidung hinauslaufen, falls wir überhaupt dazu kommen.“
 

„Na ja, wenn Hanji schon um Sechs kommt, können wir uns spätestens um Acht zum Essen setzen und um Elf wieder daheim sein.“
 

„Ich bezweifle, dass wir es vor Mitternacht schaffen. Du weißt wie gesprächig Hanji ist“, sagte Levi und trat aus dem Labyrinth der Gärten hinaus zum See.
 

„Ich sehe dich“, rief Eren auf einmal in den Hörer, „Wir sind links von dir!“
 

Blinzelnd sah sich Levi um und erkannte keine zweihundert Meter von sich den winkenden jungen Mann und seine Kameraden.
 

„Gut, sag' den anderen, dass wir gleich los müssen“, befahl Levi kühl und legte auf, bevor ihn Erens Stimme noch weiter aufhalten konnte.
 

Aus der Ferne sah er, wie Eren zu seinen Kameraden trat, war er zuvor noch abwärts gestanden.
 

***
 

Natürlich wurde es so spät, wie er befürchtet hatte.
 

Die Kirchenglocken hatten längst Mitternacht geschlagen, als sie in einem gemütlichen Restaurant in Montmatre ihre letzte Flasche Wein bestellten.
 

Hanji war lebendig, aufgedreht und stürmisch wie eh und je, sodass gar nicht daran zu denken war, dass einer von ihnen - außer Hannah natürlich - nüchtern ins Bett kam.
 

„Ich habe am Samstag Geburtstag!“, rief Hanji über den Tisch und erntete erstaunte Blicke und Ausrufe.
 

Levi wollte ins Bett.
 

„Dass heißt, du musst mit mir tanzen!“, stellte Hanji klar und schmiegte sich gut gelaunt an Levis Seite, der ihr einen mürrischen Blick schenkte.
 

„Warum sollte ich?“ Es war eine rhetorische Frage.
 

„Weil du mir versprochen hast, dass du nach Kriegsende mit mir tanzt und - Tadaa! - der Krieg ist vorbei!“
 

Zu Levis Entsetzen klingelte da was...
 

„Das ist verfallen.“
 

„Nix da“, lachte Hanji und betrachtete ihn dann bemüht schmollend, „Du hast es mir versprochen! Und außerdem gibt es dafür keine bessere Gelegenheit als meinen Geburtstag!“
 

Levi versuchte sie mit einem bösen Blick über diesen Zwischenfall hinwegsehen zu lassen, was bei Hanji den selben Effekt erzielte, als würde man mit einem nassen Lappen dem Meer zu Leibe rücken. Absolut lachhaft.
 

„Warum tanzen?“, fragte Historia. Ihre Wangen waren rot vom Alkohol, ihre Augen glasig und selten lebhaft.
 

Natürlich antwortete Hanji, bevor Levi überhaupt den Mund öffnen konnte.
 

„Levi ist ein ganz fantastischer Tänzer!“, schwärmte sie, „Er bewegt sich wie ein Gott und alle Frauen im Militär haben ihn deswegen angeschmachtet! Ansonsten hatte er sie ja immer mit seinem grimmigen Gesicht, seiner Gossensprache und kleinen Statur erfolgreich auf Abstand gehalten.“
 

Levi packte Hanji am Hinterkopf und riss sie an ihren hochgesteckten Haaren nach hinten, sodass ihr Kopf im Nacken lag. Trotz der zugegeben schmerzhaften Behandlung quietschte sie nur kurz und gluckste weiter.
 

Levi ignorierte die fassungslosen Blicke gänzlich, als er Hanjis Profil betrachtete. Er spürte das Vibrieren ihrer Kehle während sie unerlässlich gluckste.
 

Er ließ sie los.
 

„Ahhh“, stöhnte Hanji und rieb sich grinsend den Nacken, „Dafür schuldest du mir einen Striptease.“
 

„Nicht einmal in deinen Träumen.“
 

„Oh, was in meinen Träumen geschieht“, schmunzelte Hanji lasziv und zwinkerte ihm vielversprechend zu.
 

„Gott, geh' vögeln, du brauchst es dringend“, schnaubte Levi.
 

Hanji brach in Gelächter aus, bemüht dazwischen irgendwelche Satzfetzen herauszubringen, von denen Levi meinte „Angebot“ herauszuhören und das war schon alles, was er hören musste, um sie wieder vollkommen zu ignorieren.
 

Als er in die großen Augen seiner Kameraden sah, musste sich Levi ein Schmunzeln verkneifen. Seine stets leicht genervte Stimme verriet sein Amüsement ebenso wenig wie seine gelangweilte Miene.
 

„Los, bezahlt“, befahl er, „Wir müssen früh raus.“
 

»Garçon! L'addition, s'il vous plaît!«, rief Hanji laut und unheimlich effektiv.
 

Der Kellner schoss geradezu aus dem Restaurant heraus - vermutlich war er froh, dass sie gingen.
 

Sie bezahlten und machten sich auf dem Weg zur nächsten Metrostation.
 

„Wo übernachtest du eigentlich?“, fiel Levi ein, als er Hanjis vollgepackten Militärrucksack betrachtete.
 

Hanji drehte sich um und lächelte ihn zuckersüß an. Er ahnte schreckliches.

„Na, bei dir, Schatzilein!“
 

Levi wurde allmählich zu müde, um sich mit Hanjis Scheiß zu befassen und zuckte lediglich mit den Schultern.

„Ich hoffe für dich, dass du da drin auch eine Matte hast. Der Boden ist hart und kalt.“
 

Hanji folgte seinem Fingerzeig auf ihren Rucksack, grinste noch eine Spur breiter und stakste enthusiastisch davon.
 

Das würde eine lange Nacht werden...
 

*~*
 

Sein Herz hämmerte unangenehm in seiner Brust und es fühlte sich an, als würde es einer Trommel gleich durch den leeren Gang hallen, als er verunsichert vor der antiken Holztür stand, die zu Levis Appartement führte.
 

Wenn er lauschte, meinte er das metallene Plätschern von Wasser zu hören, wie es aus den alten Wasserhähnen in den Küchen floss.
 

Eren hob seine Hand an, absolut nicht bereit zu klopfen, aber mit diesem ziehenden Gefühl im Bauch, das einen schneller handeln als denken ließ. Sich zu überwinden.
 

Der hohle Lärm seiner Knöchel gegen Holz ließen ihn zusammenzucken, jedoch unwillig nun davonzurennen.
 

Er hörte kein Wasser mehr plätschern. Ob es nicht mehr lief oder durch das Dröhnen seiner Ohren nicht mehr durchdrang war ihm unklar.
 

Schritte im Inneren näherten sich und sein Herz begann zu rasen.
 

Er schluckte, als die Tür geöffnet wurde.
 

Levi lugte aus dem Türspalt hervor, sichtlich müde und wenig begeistert. Als seine sturmgrauen Augen auf ihn fielen, zog er überrascht eine Augenbraue hoch, ehe sich seine Mimik glättete und er verständnislos die Tür gänzlich öffnete.
 

„Eren, was ist los?“ Levis Stimme war rau vor Müdigkeit, nichtsdestotrotz fordernd und autoritär.
 

Eren atmete tief durch und nahm sich zusammen, um mit ruhiger, selbstbewusster Stimme sprechen zu können.

„Es tut mir wirklich leid, dass ich jetzt noch störe. Aber wäre es möglich, dass ich kurz mit Hanji spreche?“
 

Levi betrachtete ihn kurz abschätzend und trat dann zur Seite.

„Viel Glück.“
 

Eren fasste es richtig als Aufforderung auf Levi zu folgen und schloss behutsam die Tür hinter sich.
 

Er hatte keine Zeit sich umzuschauen, viel zu sehr fokussierte sich sein Blick auf Levi, der ihn vom Wohnzimmer in ein anderes Zimmer führte. Er trug nur ein weites T-Shirt und Shorts zum Schlafen.
 

Es war ungewohnt Levi so leger zu sehen und er schluckte trocken.
 

Levi ging - wie es sich herausstellte - in sein Schlafzimmer.
 

„Hey Vierauge! Du hast Besuch.“ Unfreundlich und grob zog Levi an Hanjis T-Shirt, das ihre komplette Schulter auf einer Seite bloßlegte, während sie scheinbar schlafend auf dem Bauch lag und es mit ihren ausgebreiteten Armen und Beinen tatsächlich schaffte das große Bett völlig in Beschlag zu nehmen.
 

„Mhmhn“, murrte sie und rührte sich nicht.
 

Sichtlich genervt zog Levi fester an ihrem T-Shirt bis ein eindeutiges Ratschen das Nachgeben des Stoffes anzeigte. Ungut stöhnte Hanji und schlug nach Levis unnachgiebiger Hand.
 

„Los raus, scheiß Vierauge! Eren will mit dir sprechen!“, grollte Levi und dem Geräusch nach zu urteilen zerriss er ihr Oberteil.
 

„Ähm“, machte er etwas ratlos, peinlich berührt von der ganzen Situation. Er wurde jedoch ignoriert.
 

Levis Worte schienen zu Hanji durchzudringen, denn sie setzte sich gähnend auf und rieb sich die Augen: „Eren?“
 

Levi ließ ihr T-Shirt los, welches sich ausgeleiert wieder an Hanjis Körper schmiegte und gefährlich tief hin. Ein Zentimeter tiefer und ihre eindeutig nicht BHte Brust würde hinausfallen.
 

Das war sicherlich nicht der Anblick, den ein Untergebener von seiner Vorgesetzten haben sollte. Obgleich Eren durch Weihnachten und den folgenden Ereignissen etwas abgehärtet war, spürte er, wie seine Wangen heiß wurden.
 

„Das ist mein Bett“, sagte Levi und es klang wie ein Fluchen, „Mach dich gefälligst nicht so breit oder ich schmeiß dich wieder auf den Boden.“
 

Nun schien Hanji wieder voll da zu sein. Sie grinste Levi an und zwinkerte ihm frech zu.

„Gib's zu, du liebst es mit mir zu schlafen.“
 

Spätestens jetzt stand Erens Kopf gänzlich in Flammen, während er zwischen Levi und Hanji hin und herschaute, unwillkürlich ein Kopfkino abspielend.
 

In Levis Augen blitzte kurz Wut auf, doch nach einem Wimpernschlag spiegelte sich nur noch resignierte Genervtheit in ihnen und er wandte sich Eren zu.

„Red', bevor ich sie abschlachte.“
 

„Das ist aber eine ziemlich makabere Umschreibung dafür“, stellte Hanji fest, was Levi mit einem Schnauben quittierte. Er hatte ersichtlich keine Lust mehr auf Diskussionen und Eren wunderte sich, wann sich bei ihm der Hebel umlegte und Hanji tatsächlich mit einem Arschtritt rauswarf.
 

Eren wollte es nicht soweit kommen lassen und schon gar nicht der Grund dafür sein.

„Entschuldige, Hanji“, begann er, „Ich weiß, es ist unpassend, aber ich finde einfach keine Ruhe und hatte bis jetzt keine Gelegenheit...“
 

Er stockte kurz, als Hanji ihm ihren Blick schenkte und ihn wach ansah.

„Ich war gestern in Berlin“, unterbrach sie ihn, „Ich habe mit Dr. Brzenska gesprochen und mir deine Schwester angeschaut. Ich bat sie, mir die Übermittlung meiner Erkenntnisse zu überlassen.“
 

Eren schluckte und verschränkte nervös die Finger ineinander. Im Augenwinkel bemerkte er Levis Blick auf sich ruhen.
 

„Ich muss zugeben, das Charité ist ein wahnsinnig fantastisches Krankenhaus! Die haben alles dort! Sogar-“
 

„Hanji“, ertönte Levis Stimme harsch und schneidend. Es riss Hanji aus ihrer aufwallenden Euphorie und den Erinnerungen an das hochmoderne Krankenhaus im Herzen Europas.
 

Eren starrte unentwegt in ihre braunen Augen, die an Glanz verloren und an Ernst gewannen.
 

Angst strömte durch seine Adern, erfüllte ihn mit erstickender Kälte.
 

„Mikasa hatte sehr großes Glück“, fuhr Hanji mit geebneter Stimme ruhig fort, „Wie durch ein Wunder wurden keine wichtigen Hirnareale durch den Kopfschuss verletzt. Weitere Untersuchungen zeigen, dass ihre Synapsen neue Verbindungen aufgebaut haben und sich ihr Gehirn regeneriert hat. Aber das ist bestimmt nicht neu für dich.“
 

Nein, das war es nicht. Die Ärzte hatten Eren kurz nach dem Anschlag mit erstaunten Augen und preisenden Worten zu geschwafelt, was für ein gottverdammtes Wunder es war, dass die Kugel ausgerechnet in diesem Winkel in diese Tiefe eingedrungen war und nichts dagegen sprach, dass Mikasa wieder gesund wurde und ein uneingeschränktes Leben führen könnte.
 

Leere Worte. Nutzlos.
 

Verzweifelte Wut ließ Eren mit den Zähnen knirschen.
 

„Ich habe sie zusätzlich noch einmal untersucht und bin der Meinung, dass sie aufwachen kann“, erklärte Hanji.
 

„Warum-“, begehrte er auf, doch Hanji erstickte seinen Ausbruch im Keim.
 

„Ihr Gehirn hat sich über die letzten Jahre regeneriert, aber ein solches Trauma hinterlässt noch lange spuren. Sie wird aufwachen, Eren. Aber es liegt an Mikasa selbst. Ihr Körper ist bereit, aber ihre Psyche lässt es noch nicht zu. Meinem Urteil nach wäre es jedenfalls falsch an Euthanasie zu denken und ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass sie aufwacht höher. Statt 0,3% würde ich die Wahrscheinlichkeit auf 40% hoch setzen. Und mit jedem weiteren Jahr erhöht sich die Wahrscheinlichkeit um 3-10%.“
 

Wortlos starrte Eren Hanji an, das Gesicht blank und ungläubig.
 

„Das ist eine gute Nachricht, Eren“, betonte Hanji sanft.
 

„Ist Dr. Brzenska kompetent?“
 

„Ja, ist sie. Aber du darfst nicht vergessen, dass sie keine Militärärztin ist und nie erfahren hat, welche Wunder möglich sind. Im Krieg lernt man sehr eindrücklich, was möglich ist und was nicht.“
 

Eren sah schweigend zu Boden. Mikasa war nicht verloren. Sie konnte aufwachen und vermutlich ihr Leben weiterleben. Hanji war seiner Bitte nachgekommen und konnte ihm Hoffnung machen.

Was hätte er mehr erwarten können?
 

„Danke“, flüsterte Eren, ehe er Hanjis Blick suchte und mit fester Stimme fortfuhr, „Vielen Dank für Ihre Mühen. Ich stehe in Ihrer Schuld.“
 

„Pfff“, winkte sie ab, „Du schuldest mir gar nichts, ich habe das gern gemacht.“
 

„Aber-“
 

„Nichts da!“, unterbrach sie ihn, „Ich hatte eine Entschuldigung das schöne Berlin zu besuchen und mich in der Charité auszutoben.“ Sie seufzte.

„Die Militärklinik in Brüssel ist zwar schön, aber ich kann mich da kaum bewegen vor Papierkram.“
 

„Bist du dort die Oberärztin?“, fragte Levi.
 

„Nö, Chefärztin der Traumachirurgie.“
 

„Seit wann?“
 

„Schon die ganze Zeit. Ich war wegen der Ausbildung nur beurlaubt“, erklärte Hanji, „Es gefällt mir allerdings nicht sonderlich und ich hoffe, dass Erwin mich zu euch schiebt.“
 

„Bloß nicht“, murrte Levi und stieg unbekümmert an Hanji vorbei ins Bett, „Bring du Eren raus und halt dann die Schnauze.“
 

„Dir auch gute Nacht.“ Hanji rollte mit den Augen und stand auf, während sich Levi zudeckte und mit dem Gesicht zur Wand liegen blieb.
 

Eren starrte noch kurz auf seinen Rücken, ehe er sich mit leiser Stimme verabschiedete.

„Vielen Dank, Levi. Gute Nacht!“
 

Er sah eine Bewegung unter der Decke, also hatte Levi ihn gehört.
 

Hanji ging voraus und öffnete mit einem sanften Lächeln die Wohnungstür.
 

„Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.“
 

„Ach was, das ist überhaupt kein Problem“, lächelte sie. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie selbst im Bett noch ihre Brille aufgehabt hatte.
 

Für einen Moment spielte Eren mit dem Gedanken zu fragen, ob etwas zwischen ihr und Levi lief, besann sich im selben Augenblick jedoch und nickte ihr mit einem müden, aber dankbaren Lächeln zu.
 

„Gute Nacht.“
 

„Gute Nacht, Eren!“
 

*~*
 

Hanjis Anwesenheit bereitete ihm mehr Kopfschmerzen als er ertragen wollte. Allein die Aussicht, dass sie morgen wieder in den Flieger stieg, ließ ihn bei Verstand bleiben.
 

Das Schlimmste stand leider noch bevor und spielte sich vor seinen Augen ab.
 

Die Kantine hatte sich innerhalb von zwei Stunden in einen quietschbunten Tanzsaal verwandelt. Luftballons und Luftschlangen verliehen dem mit dunklem Holz ausgekleideten Saal einen lächerlich billig-kitschigen Flair.
 

Levi wusste nicht, ob er es bedenklich oder beachtenswert fand, dass Hanji die Polizisten davon überzeugen konnte Getränke zu mixen, zu kochen und bei Dekoration und Einrichtung der Musikanlage mitzuwirken. Jedenfalls hingen sich alle rein und Levi konnte seine Leute nur durch Extra-Training davon abhalten ebenfalls zur bevorstehenden Party beizutragen.
 

Selbst Keith Shadis hatte nichts gegen dieses Theater einzuwenden gehabt, schien die Abwechslung geradezu zu begrüßen.
 

Die Vorbereitungen waren abgeschlossen als die ersten von Levis Leuten nach ihrem Training die Kantine aufsuchten und mit gehöriger Überraschung den Raum begutachteten.
 

Levi hatte nichts gegen Feiern im Allgemeinen. Er hatte nur etwas dagegen, wenn man ihn darin mit einbezog. Selten genug war es seine freie Entscheidung.
 

Der Saal vibrierte vor Leben und als die Musik durch die gut platzierten Lautsprecher klang, erhöhte sich der Lärmpegel signifikant, um die Gespräche über die Musik hinweg aufrecht erhalten zu können.
 

Am liebsten würde Levi fliehen.
 

„Hast du Hanji hier irgendwo gesehen?“, fragte es links hinter ihm, worauf er grimmig sein Gesicht zu der Person drehte.
 

„Sehnsucht nach Prügel, Jäger?“
 

Erschrocken blickte ihn Eren an wie ein Welpe, den man mit erhobener Hand bedrohte. Mitte Zwanzig und in so vielerlei Hinsicht schwer ernst zu nehmen. Es erstaunte Levi immer wieder aufs Neue, dass die persönliche Hölle, durch die Eren hatte gehen müssen, verhältnismäßig wenig von seinem Wesen zerstört hatte.
 

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“
 

Eren machte es sicherlich nicht besser, aber selbst Levi konnte bei dem treudoofen Blick nicht wirklich kalt oder böse sein. Im Grunde war ihm der Umgangston auch gleich. Er verlangte lediglich Respekt und Gehorsam - beides bekam er zuhauf von Eren und den anderen.
 

„Hau ab, Jäger“, schnaubte Levi resignierend und wandte den Blick wieder nach vorne.

Er saß in der zweiten Tischreihe vor der Tanzfläche, auf welcher sich momentan noch plaudernde Grüppchen befanden und wenig Tänzer. Die Tische in der ersten Reihe waren rundherum mit Spirituosen zugedeckt, sodass die Stimmung sicherlich schnell umkippen würde.
 

Er bemerkte erst, dass Eren nicht gegangen war, als der Stuhl am Nebentisch quietschend zurückgezogen wurde. So viel zum Thema Gehorsam.
 

Er ignorierte ihn.
 

„Da bist du ja, Eren! Ich hab dir ein Sandwich mitgebracht“, rief Armin, als er sich durch die Menge und neben Eren auf den Stuhl kämpfte, der sich bedankte.

Dann warf Armin einen Blick zu ihm hinüber: „Guten Abend, Sir!“
 

Levi nickte ihm zu; nicht ohne Eren einen strengen Blick zuzuwerfen, der diesen zu Recht als Hinweis verstand, was Levi von ihm als Begrüßung erwartet hätte.
 

Ihr Blickkontakt brach ab, als er einen Mann neben sich bemerkte. Beinah automatisch wollte er sich erheben, doch die Hand auf seiner Schulter hielt ihn davon ab.

„Bleiben Sie sitzen, bleiben Sie sitzen“, schmunzelte Keith Shadis, „Ist bei Ihnen noch etwas frei?“
 

„Natürlich“, sagte Levi und beobachtete Erwins Mentor, der sich ebenfalls in zivil gekleidet hatte, „Womit verdiene ich diese Ehre?“
 

Shadis lachte. Er kannte Levi und wusste, dass diese Höflichkeit seinen Sarkasmus ummantelte wie Schokolade die Scheiße.
 

Levi respektierte Shadis, doch obgleich sein Körper den militärischen Drill verinnerlicht hatte, sein Mundwerk war immer noch lose; wenn auch harmlos im Vergleich zu früheren Zeiten.
 

Sie sprachen ungezwungen über die Arbeit und die aktuelle sicherheitspolitische Lage und ehe sich Levi versah hatte sich der Saal in eine feucht-fröhliche Party verwandelt.
 

Als Schweigen einkehrte blickten Shadis und er über die Tanzfläche und beobachteten ihre Untergebenen dabei, wie sie sich zum Affen machten.
 

Hanji im Wust auszumachen war nicht sonderlich schwer. Sie hatte sich einen hübschen Polizisten gekrallt und tanzte wild mit ihm herum. Der Kerl hätte Levi leid getan, wäre er nicht froh gewesen, dass Hanji ihn nicht aus dem Gespräch mit Shadis hatte reißen wollen und statt ihn diesen Clown als Tanzopfer auserkoren hatte.
 

„Hey Eren! Armin! Los kommt!“, brüllte Connie über den Lärm hinweg, woraufhin sich Levi zu ihnen wandte, „Ihr sollt nicht den ganzen Abend rumsitzen! Kommt bewegt euch!“
 

„Ich kann nicht gut tanzen“, wiegelte Armin mit erhobenen Händen ab, während Eren grinste.
 

„Du musst wissen“, grinste Eren unheilvoll, „Armin hat nur sieben Jahre lang Ballett getanzt.“
 

„Eren!!“, schalt Armin ihn fassungslos mit hochrotem Kopf.
 

Connie starrte den blonden Mann mit kugelrunden Augen ungläubig an.

„Du hast echt Ballett getanzt? So echt mit Tutu und Strumpfhosen?“
 

„Tutu tragen Frauen, du Idiot“, erscholl Ymirs Stimme hinter Connie, die mit Historia dem Gespräch gelauscht hatte.
 

„Dann musst du erst recht mit uns tanzen!“, strahlte Historia begeistert.
 

„A-Aber ich kann doch nichts mehr und das hier ist die falsche Musik...“
 

„Egal“, meinte Connie und zerrte mit Ymir den sich vergeblich zierenden Armin vom Stuhl und schleifte ihn auf die Tanzfläche.
 

Der halb betrogene, halb Hilfe suchende Blick zu Eren, quittierte dieser mit einem Lachen und gutmütigen Augen.
 

Als Ymir mit Armin in der Menge untergetaucht war, blieb Connies Aufmerksamkeit wieder an ihm haften.

„Los, Eren! Du kommst auch nicht davon!“
 

Der hielt seinen halbvollen Getränkebecher hoch.

„Wenn ich fertig bin, komme ich nach. Versprochen.“
 

Das schien Connie zu überzeugen. Mit einem breiten Grinsen schmiss er sich keinen Moment später wieder zurück ins Geschehen.
 

„Ich werde dann wohl mal etwas zu essen suchen“, riss Shadis Levi aus seinen Beobachtungen, „Ansonsten werde ich auch noch auf die Tanzfläche gezerrt und ich bin wirklich kein Freund von diesen Single-Tänzen.“ Shadis zwinkerte ihm zu und verschwand zügig zu den hinteren Tischen.
 

Da ging sein Alibi dahin.
 

„Levi?“, fragte es diesmal bedächtig und mit einem innerlichen Seufzen wandte er sich Eren zu, der mit seinem Stuhl näher gerückt war, „Macht dir Tanzen keinen Spaß?“
 

„Seh' ich aus, als würde mir überhaupt etwas Spaß machen?“, konterte Levi in dem Vorhaben Eren zu vertreiben.
 

„Aussehen nicht“, erwiderte Eren trocken, ehe er mit diebisch blitzenden Augen fortfuhr, „Aber ich weiß, dass es ein paar Dinge gibt, die dir Freude bereiten.“
 

Das mit dem Duzen war eine wirklich schlechte Idee.
 

Levi schluckte.

„Die da wären?“, hakte er mit gelangweilter Stimme und interesselosem Gesicht nach.
 

Eren grinste, ob der dennoch gewonnen Aufmerksamkeit. Scheiß Balg.
 

„Es macht dir Spaß ziellos umher zu schwimmen, dich zu rangeln, zu lehren, an deine Grenzen zu gehen“, zählte Eren auf, „und andere aus ihrer Selbstvollkommenheit mit deiner Art auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen beziehungsweise aus der Reserve zu locken. Und das sind nur die Dinge, die mir spontan einfallen.“
 

Spätestens als Erens Augen in Triumph erstrahlten, wusste Levi, dass sich sein Erstaunen in seiner Mimik widerspiegeln musste.
 

Bemüht glättete er seine Gesichtszüge und blinzelte jegliche Emotionen aus seinen Augen.

„Vielleicht bist du nicht ganz so blind und dumm wie angenommen“, meinte er schroff und wirkungslos.
 

Warum schaute ihn dieses Balg mit so einem sanften Lächeln und warmen Augen an?!
 

Es brachte ihn regelrecht aus der Fassung.
 

Auch das schien Eren zu bemerken, denn er versteckte sein Grinsen hinter seinem Getränk, das er schnell leerte. Dann stand er auf, stellte das Glas ab und rückte seinen wie Armins Stuhl zurecht.
 

Levi wandte seinen Blick halb bewusst, innerlich über sich verärgert, auf die andere Seite des Raumes.
 

Eigentlich hätte er nicht überrascht sein dürfen. War er um ehrlich zu sein auch nicht. Trotzdem rührte er sich keinen Millimeter als er die Körperwärme spürte und der mittlerweile bekannte Geruch ihm entgegenschlug als sich Eren zu ihm herabbeugte und ihm ins Ohr flüsterte.
 

„Ich bin gespannt, ob du so gut bist wie du tust.“
 

Die Worte sickerten gerade noch rechtzeitig durch, sodass Levi Erens Zwinkern erhaschen konnte, ehe er in der Menge untertauchte.
 

Mit aufgerissenen Augen sah er ihm nach und ertappte seinen schnellen Puls und Herzschlag, woraufhin er sich mühsam zusammenriss und Arme wie Beine in leicht trotziger Manier verschränkte.
 

Wenn er diese Rotzgöre in die Finger bekam! Dem würden seine unverschämten Worte schon noch im Halse stecken bleiben!
 

Innerlich vor sich hinbrütend, vergas er für einige Zeit seine Umgebung zu beobachten. Umso mehr schreckte er auf, als sich Hanji kreischend neben ihn plumpsen ließ und sich in seine verschränkten Arme krallte.
 

„Leeeviii! Da bist du ja! Sitzt immer noch hier rum! Los komm tanzen!“
 

Seine Ohren klingelten und er verzog angewidert sein Gesicht, als ihm der süßliche Alkoholatem Hanjis entgegenschlug.
 

„Verpiss dich, Vierauge“, grollte er aufgebracht und riss seine Arme aus Hanjis Griffeln.
 

Sie schmollte umgehend und betrachtete ihn durch ihre dicken Brillengläser mit einem gekonnt niedergeschlagenen Blick.
 

Er ignorierte sie und warf stattdessen einen Blick auf die Tanzfläche.
 

Der Anblick dort verbesserte seine Stimmung nicht gerade.

„Was zum...?“
 

Hanji folgte seinem Blick und begann breit zu grinsen.

„Die sind echt gut, wa?“
 

Im direkten Vergleich war echt gut eine Untertreibung. In diesem Fall war echt gut fantastisch.
 

Zwischen den zappelnden Affen stachen einige von Levis Leuten hervor, die ihre Körper tatsächlich zur Musik bewegten und das auf eine angenehm talentierte Weise.
 

Irgendeiner schien sich eine Choreographie ausgedacht zu haben, die Mina, Connie, Sasha, Armin und Eren gemeinsam tanzten, während die anderen der ehemaligen Rekruten darüber lachten, pfiffen oder es für sich nachahmten.
 

Mina fiel es schwer im Takt zu bleiben, aber ihre Bewegungen waren fließend und sehr feminin, während Sasha überraschend leidenschaftlich wirkte und unvermutet geschickt. Connie konnte die Choreo perfekt im Takt, doch er wirkte etwas verbissen. Ihm fehlte die Leichtigkeit und Freude, die Armin und Eren ausstrahlten. Der Einfluss der Ballettschule auf Armin ließ sich nicht leugnen. Er bewegte sich leichtfüßig und natürlich. Es machte geradezu Spaß ihm beim Tanzen zuzusehen. Im Gegensatz dazu war Eren ein ungeschliffener Diamant, allerdings konnte man ihm sein Talent nicht absprechen. Er bewegte sich mit verschwenderischer Kraft und einer fesselnden Freude, die über jeden Fauxpas hinwegtäuschte.
 

Levi wollte kaum die Augen abwenden.
 

„Du schuldest mir noch einen Tanz oder mehr“, erinnerte ihn Hanji mit einem Schulterstoß in seine Seite.
 

Levi atmete tief durch. Er hatte es vor langer Zeit versprochen.

„Bringen wir's hinter uns, Brillenschlange.“
 

Vorfreudig sprang Hanji vom Stuhl und hüpfte wie ein Ball auf und ab.

„Ich geb nur schnell einen Song durch“, erklärte sie gehetzt und verschwand zu dem Kerl mit dem Tablet, der die Musikanlage steuerte.
 

Levi graute es.
 

Entsprechend griesgrämig blickte er drein, als er Hanjis Hand nahm und mit ihr auf die Tanzfläche schritt.
 

Prompt wurde ihnen Platz gemacht und jeder schenkte ihnen ihre volle Aufmerksamkeit als seien sie ein verficktes Weltwunder.
 

Er verabscheute es angegafft zu werden. Er kam sich bescheuert vor zu Hanji hochsehen zu müssen und fühlte sich noch kleiner als er ohnehin schon war. Er wollte nicht im Mittelpunkt stehen.
 

Erst als Hanji in der richtigen Position vor ihm stand, nahm er sich die Zeit ihr dunkelrotes, tiefgeschnittenes Kleid zu würdigen, das trotz seiner Nacktheit von Hanji getragen werden konnte ohne nuttig auszusehen.

„Du siehst ausnahmsweise mal wie eine Frau aus. Wie hast du aus diesen Pickeln Brüste gemacht?“
 

„Victoria's Secret, baby, Victoria's Secret. Aber du bist auch ganz passabel gekleidet“, lächelte sie mit einem schweifenden Blick über sein dunkelblaues Hemd und seiner schwarzen Stoffhose.
 

Sie sahen beide gut aus.
 

„Wenn du Trampel mir auf die Schuhe steigst, kaufst du mir neue und verbringst die Nacht auf dem Boden“, warnte er sie kurz bevor das Lied anspielte.
 

Hanji lächelte ihn lediglich an, echte rührende Freude in den braunen Augen. Dieser Anblick ließ Levi zur Ruhe kommen und sich fast gänzlich entspannen.
 

Als die Musik begann, verschwamm seine Umgebung zu einem farbenfrohen Lichtermeer und jegliche Nervosität und Unbehaglichkeit verschwand.
 

Hanji ließ sich erstaunlich leicht führen und in seinen Armen zurechtbiegen.
 

Vielleicht war es doch nicht ganz so übel wie angenommen.
 

Seinem vorsichtigen Optimismus wurde ein Dämpfer verpasst, als das nächste Lied anspielte und der einfachste Tanz hierzu - ein unkomplizierter Discofox - in einem unrhythmischen Desaster endete.
 

Hanji konnte nur tanzen, solange er sie nah bei sich hielt und sie außer ein paar Drehungen keine choreografischen Schritte machen musste. Beim Discofox konnte sie nicht mehr an ihm kleben und obwohl es ihm ein Rätsel war, schien es gerade daran zu scheitern. Der Tanz war leicht, trotzdem stellte sich Hanji auf einmal enervierend unbeholfen an.
 

„Was machst du?“, schnaubte Levi als sich Hanjis Körper mit jedem Fehltritt mehr verspannte und sich nicht mehr richtig führen ließ.
 

„Du musst mir die Schritte beibringen“, erklärte sie mit dem Blick auf ihre Füße.
 

Es wurde eine lange Nacht.
 

*~*
 

Armin war nie sehr beliebt gewesen.
 

Seine Eltern waren Naturfilmer und dementsprechend fast nie Zuhause, sodass er von seinen Großeltern väterlicherseits und seinem Opa mütterlicherseits aufgezogen worden war.
 

Er hatte eine sehr liebevolle Kindheit.
 

Mit fünf steckte ihn seine Oma in die Ballettschule und in dem Alter hatte er nichts außergewöhnliches daran gefunden. Sicher, es waren mehr Mädchen als Jungs, aber er hatte keine weiteren Gedanken daran verschwendet.
 

Erst in der Grundschule begannen allmählich die Hänseleien und wurden mit jedem Jahr heftiger.

Dafür gab es mehrere Gründe.

Er war der Lehrerliebling, weil er so wissbegierig war und das Lernen liebte.

Seine Oma zog ihm immer die alten Klamotten seines Vaters an, um zu sparen und ließ ihm die Haare für einen Jungen seines Alters sehr unvorteilhaft schneiden.

Hinzu kam seine extrem zierliche Statur und die Tatsache, dass er im Ballett tanzte.

Und mit jeder Schikane verlor er ein Stück mehr Selbstvertrauen und die paar Freunde, die er aus Kindergartenzeiten noch hatte.
 

Als er ins Gymnasium kam, war er ganz alleine und der fröhliche Junge, den seine Großeltern kannten, existierte nur mehr zum Schein. Sie waren gute Menschen mit guten Intentionen, er wollte sie nicht traurig machen und sie mit seinem Kummer belasten.

Tragischerweise durchschauten sie ihn auch nicht.
 

Sein Rücken war das Erste, das Armin von Eren sah, als der einem der Jungen einen Kinnhaken verpasste.
 

Wie immer wollten ihn drei Jungs aus seiner Klasse aufmischen, doch an diesem Tag bekam er wütende Unterstützung von zwei Waisenkindern, die so schnell und endgültig seine besten Freunde wurden, dass Armin heute noch manchmal innehielt und dem Schicksal für diese Fügung dankte.
 

Diese Freundschaft hatte sein Leben verändert. Sie hatte ihn unvergleichlich stärker gemacht.
 

Armin hatte sich freiwillig und aus Überzeugung an der Polizeiakademie gemeldet und bereute diese Entscheidung nie, obgleich besonders Eren nicht glauben konnte, dass er mit seiner Berufswahl vollends zufrieden war. Das war er. Er wollte den Schwächeren helfen und als Kriminalpolizist war es ihm zusammen mit Eren möglich gewesen.

Seinen anderweitigen intellektuellen Interessen konnte er mit unzähligen Sachbüchern in seiner Freizeit frönen.
 

Er hatte begriffen, dass Eren ohne ihn den beinahe-Verlust Mikasas nicht überstanden hätte. Armin war sein einziger Freund und Erens damalige feste Freundin hatte Erens Zusammenbruch nicht ertragen können. Sie hatte ihn verlassen, doch diese egoistische Tat war von Eren kaum zur Kenntnis genommen worden.
 

Egal wie schrecklich die Zeit gewesen sein mochte und obwohl der Alptraum noch anhielt, hatte sich Armin nicht ein einziges Mal für die Misere bemitleidet, in die ihn ihre Freundschaft gebracht hatte. Es war ihm ein Rätsel, wie man einen wichtigen Menschen im Stich lassen konnte.
 

Irgendwann hatte Eren wieder begonnen zu kämpfen und obwohl es ein gefährlicher Pfad war, auf den er sich begeben hatte, war Armin froh.
 

Nach misslungener Bewerbung bei der SEK hatten sie es nun beide bei der ESE geschafft und waren auf dem besten Weg für mehr Sicherheit in Europa zu sorgen. Armin hoffte inständig, dass sich Erens Vergeltungswunsch auf diese Weise in geordneten Bahnen verwirklichen ließ.
 

Glücklicherweise schien Eren in General-Leutnant Rivaille jemanden gefunden zu haben, der seine Fähigkeiten erkannte und ihn entsprechend fördern konnte.
 

Armin wäre ein Schwachkopf, wenn er nicht erkannt hätte, dass das Verhältnis zwischen Rivaille und Eren über eine gewöhnliche Lehrer-Schüler-Beziehung hinausging.
 

In der Gruppe bemerkte man nichts, aber das verbarg ihre gegenseitige Sympathie vor Armin nicht mehr. Erens Erzählungen von ihren Trainingseinheiten waren das eine, doch seit Armin mit Rivaille bei ihrem Ausflug nach München ein wenig gesprochen hatte, war ihm die Natur ihres Verhältnisses klar geworden.
 

Armin hatte keinen Zugriff auf Akten über Rivaille. Er wusste so gut wie nichts über den Mann und ohne Shadis' Worte wüsste er bis heute kaum mehr als das, was er am Anfang der Ausbildung Eren erzählt hatte. Es gab immer noch unzählig ungeklärte Fragen, aber sie hatten mittlerweile alle genügend Vertrauen, um Rivaille vorbehaltlos zu folgen. Seine Kompetenzen waren unleugbar.
 

Es bereitete ihm mithin weder Sorgen, wenn er Erens Umgang mit Rivaille beobachtete, noch hatte er Bedenken, dass Eren eine Freundschaft zu ihm schaden könnte.
 

Allerdings musste sich Armin an diesem Abend wundern, als er mit Eren und den anderen Rivaille beim Tanzen beobachtete.
 

Sie starrten ihren Vorgesetzten alle an wie das achte Weltwunder, als er mit Generaloberstabsärztin Zoë tanzte wie es kein Profitänzer besser hätte machen können. Was Bewegungsabläufe jeglicher Art anging, schien Rivaille seinesgleichen zu suchen.
 

Selbst als er sich gezwungen sah Zoë verschiedene Schrittfolgen beizubringen, konnten sie ihre Blicke nicht abwenden.
 

„Gibt es überhaupt etwas, was er nicht kann?“, murrte Jean neben Armin, woraufhin ihm Marco einen seelenvollen Blick zuwarf.
 

„Manche Menschen haben eben mehr Talente in die Wiege gelegt bekommen.“
 

„Wenigstens ist er nicht auch noch groß und gutaussehend.“
 

„Wieso? Fühlst du dich etwa bedroht, Jean?“, triezte ihn Ymir.
 

„Pfft, wieso sollte ich?“
 

„Da würde mir an deiner Stelle einiges einfallen“, mischte sich Eren ein und kassierte prompt einen heißblütigen Blick.
 

„Bitte nicht streiten“, griff Armin beherzt ein, „Komm, Eren!“
 

Widerstandslos ließ sich Eren von ihm zu den Tischen ziehen, wo sie sich etwas zu trinken suchten.
 

Nachdem sich Armin auf der Suche nach etwas nicht über die Maßen Alkoholhaltiges mit einer Vodka-Cola abfinden musste, sah er zu Eren, der mit funkelnden Augen zu Rivaille und Zoë blickte.
 

„Was denkst du?“, riss Armin seinen Freund aus den Gedanken, der ihm fast umgehend ein leicht bedröppeltes Lächeln zuwarf.
 

„Ich denke, dass ich ziemlich verkackt habe.“
 

„Warum denn das?“
 

Eren grinste ihn verschwörerisch an.

„Weil es sein könnte, dass ich Levi vorhin ziemlich provoziert habe und mich meine eigene Courage nun droht in den Arsch zu beißen.“
 

„Wäre nicht das erste Mal“, entgegnete Armin unverblümt, „Aber was hast du diesmal gemacht und warum wurdest du noch nicht zum Extra-Training geschickt?“
 

Seit Ausbildungsabschluss hatte Eren keine gesonderten Aufeinandertreffen mit Rivaille mehr, sodass er auch keine Gelegenheit mehr hatte sich in die Nesseln zu setzen. Es war jedoch unübersehbar, dass Eren, von einer innerlichen Unruhe ergriffen, nur darauf wartete ihrem Vorgesetzten eine Reaktion zu entlocken.
 

Er war schon immer auf Zoff aus, wenn er jemanden nicht respektierte.
 

Das Problem war vorliegend, dass Eren Rivaille durchaus respektierte - mehr noch bewunderte. Vermutlich gerade deswegen war er so erpicht darauf von ihm wahrgenommen zu werden.
 

Armin hatte ihre Dynamik noch nicht recht durchschaut, aber Rivaille schien Eren nicht gerade darin zu entmutigen ihn ständig herausfordern zu wollen, obwohl Armin durchaus bemerkt hatte, dass er eher eine Distanz zu Eren aufrecht erhalten wollte.
 

Tja, Pech, dachte sich Armin, Rivaille hatte sich mit Erens Sturheit verkalkuliert, wenn er meinte, dass er Eren so schnell wieder los wurde.
 

„Ich habe ihm quasi unterstellt, er könne nicht tanzen und dass er doch zeigen soll, dass nicht alles Lug und Trug ist“, erwiderte Eren mit einem verlegenen Grinsen, „Na ja, nicht direkt mit diesen Worten, aber gefühlt kommt es hin.“
 

Armin betrachtete ihn mit großen Augen und sah dann erneut zur Tanzfläche, wo Rivaille gerade mit Zoë den erfolgreich beigebrachten Discofox tanzte, als hätte er sein Lebtag nichts anderes getan.
 

Pures Amüsement sickerte in seine Stimme, als er Eren angrinste.

„Das war wohl ein gründlicher Schuss in den Ofen.“
 

„Haha“, Eren verzog missmutig das Gesicht und fuhr sich peinlich berührt durch die Haare, „Soviel habe ich auch herausgefunden.“
 

„Ich würde sagen, genieß den Anblick und hoffe, dass er keine Lust hat nochmal auf dich zurückzukommen“, schlug Armin lächelnd vor und legte Eren eine Hand auf den Oberarm.
 

Den hitzigen Blick, den er kassierte, hatte er nicht erwartet.

„Oh nein, das ist noch nicht zu Ende!“
 

Armin runzelte die Stirn, ob Erens Unheil versprechendem Grinsen und schalkhaft leuchtenden Augen. Ein Seitenblick auf Erens Getränk verriet puren Tequila, allerdings hätte er sich im nüchternen Zustand wohl ebenso enthusiastisch den Strick um den Hals gelegt.
 

„Eren“, begann Armin mit warnender Stimme, doch der schüttelte seine Hand ab und kippte den Rest des doppelten Tequila runter, ehe er mit einem frechen Zwinkern zurück zur Tanzfläche schritt.
 

Armin barg sein Gesicht kurz in der Hand.
 

Manchmal war Eren immer noch dieser heillose Unruhestifter, den Armin vor all diesen Jahren kennengelernt hatte.
 

Was hatte Mikasa ihm damals geraten?
 

„Manchmal muss man ihn mit dem Kopf gegen die Wand laufen lassen. Egal was wir machen, er tut's sowieso. Wir können ihm danach nur mit vorwurfsvollen Blicken den Kopf verbinden. Besser wird er es nie verstehen.“
 

*~*
 

Nach dem ersten Schock begannen die Leute selbst wieder zu tanzen, statt Levi und Hanji anzustarren und auch Eren fischte sich erfolgreich Historia heraus.
 

Er hatte zwar nicht viel Ahnung von lateinamerikanischen Tänzen, glücklicherweise war Historia jedoch auch nur darauf aus Spaß zu haben, sodass sie ihr Unwissen mit irgendwelchen Albernheiten überbrückten.
 

Nach einiger Zeit landeten sie in der Nähe ihrer ehemaligen Ausbilder und ahmten ihre Schritte relativ erfolgreich nach.
 

Fieberhaft suchte Eren nach einer Möglichkeit von Levi bemerkt zu werden, der seine Existenz nicht einmal wahrzunehmen schien.
 

Es dürstete ihn nach all der Zeit, in der ihm Levi möglichst aus dem Weg gegangen war, regelrecht nach einer Interaktion, sei es nur um wegen seiner Frechheit bestraft zu werden.
 

Eren machte sich keine großen Gedanken um sein penetrantes, pubertäres Verhalten. Es war nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er zweifelhafte Entscheidungen traf. Die Tatsache, dass bisher fast immer etwas Gutes dabei herausgekommen war, verminderte seine Traute nicht gerade.
 

„Soll ich mal fragen, ob wir die Partner tauschen können?“
 

Überrascht blickte er zu Historia hinab, die ihm mit geröteten Wangen, glänzenden Augen und einem verschwörerischen Grinsen zuzwinkerte. Sie war eine wunderschöne, zierliche Frau, aber Eren hatte nie etwas an ihrem Charakter finden können. Betrunken jedoch, wurde sie ihm schlagartig sympathisch.
 

„Traust du dich mit Levi zu tanzen?“
 

„Mehr als abservieren wird er mich schon nicht“, grinste sie mit dem Selbstverständnis einer schönen Frau. Anscheinend hatte sie ihre Unsicherheiten ertränkt.
 

„Okay, ich versuche es.“
 

Historia schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, nein“, winkte sie ab, „Ich frage lieber.“
 

So schnell konnte Eren nicht gucken, ließ ihn Historia stehen und trat zu dem tanzenden Paar, das überrascht inne hielt.
 

„Entschuldigung, dürfte ich mal mit Ihnen tauschen, Frau Zoë?“ Historia lächelte so süß und gewinnend, dass selbst Levi vermutlich nicht einfach „Nein“ sagen konnte.
 

Hanji strahlte die kleinere Frau blendend an und schmiegte sich enthusiastisch an Levi, nachdem sie Eren einen kurzen Blick zuwarf.
 

„Jaaa, das ist eine guuute Idee“, grinste sie und ließ Levi dann mit einem schnellen Wangenkuss stehen.
 

Eren traute sich kaum ihm ins Gesicht zu sehen, er konnte sich den mörderischen Blick auch so gut genug vorstellen. Keine Sekunde später hatte er braune Haare vor der Nase.
 

„Also dann, schöner Mann“, gluckste Hanji, „Lass uns das Tanzbein schwingen!“
 

*~*
 

Es war angenehm mit Historia zu tanzen. Sie war talentiert und ließ sich leicht führen, außerdem war es angenehm zur Abwechslung mal runter sehen zu müssen, um jemandem in die Augen sehen zu können.
 

Mit der Zeit wurden ihm die Standardtänze langweilig und er müde. Levi tanzte am liebsten frei nach Gefühl, aber hierfür fehlte ihm die innere Ruhe, sodass er Historia nach fünf Tänzen zu den Tischen führte, wo sich ihre Wege trennten. Die hübsche Frau ging sofort zu Ymir, die sie grinsend in eine liebevolle Umarmung schloss und etwas ins Ohr flüsterte.
 

Levi hatte sich bereits gedacht, dass die Zwei ein Paar waren.
 

Anschließend schweifte sein Blick zu Hanji, die sich gerade an Eren presste, welcher sich fieberhaft bemühte korrekt zu tanzen. Es war ein lächerlicher Anblick.
 

Er wandte sich ab und suchte vergeblich nach einem alkoholfreien Getränk zur Erfrischung. Es stellte sich heraus, dass Bier das nächste an Wasser war, das er auftreiben konnte. Natürlich hätte Levi auch einfach gehen können und es sich in seinem Appartement gemütlich machen können.
 

Eren hielt ihn hier. Das zwischen ihnen war noch nicht geklärt. Er wartete nur noch auf eine Gelegenheit dem frechen Balg eine Lektion zu erteilen.
 

Die sollte auch prompt kommen.
 

Keine zehn Minuten später gab Hanji auf und verschwand wohl aufs Klo, denn Eren stand alsbald neben ihm und schenkte sich ebenfalls eine halbe Maß ein. Er kippte das Bier schneller runter als gesund sein konnte und ein paar Tropfen rannen Eren am Kinn hinunter, was Levi angewidert zur Kenntnis nahm.
 

„Wir sind nicht im Schweinestall, Jäger“, kommentierte er mit gerümpfter Nase.
 

Eren stellte den fast leeren Krug neben sich ab und wischte sich wenig elegant mit dem Handrücken übers Kinn.
 

„Du bist ekelhaft.“
 

Eren lachte und wandte sich nun zu ihm. Seine seegrünen Augen glänzten erschöpft, beschwipst und unerlässlich schalkhaft.

„Ich muss nachher sowieso duschen. Ich bin völlig durchgeschwitzt.“
 

Levi wusste nicht, ob es Absicht war oder unbewusstes Beiwerk zu seinen Worten, aber er kam nicht umhin Erens Hand zu folgen, als er sein dunkelgraues Hemd etwas aufknöpfte.
 

„Kein Wunder, dass dir bei dieser jämmerlichen Performance heiß wird.“
 

„Dafür, dass ich sowas nie getanzt habe, fand ich mich ganz gut.“
 

Das überraschte Levi ein bisschen.

„Nie?“
 

„Nein“, schmunzelte Eren, „Ich habe nur ein wenig aus Jux mit Armin getanzt, als er für sein Ballett üben musste. Das ist aber auch lange her.“
 

„Also kennst du sonst nur das Club-Gehopse.“
 

„Könnte man so sagen“, sinnierte Eren kurz, ehe er ihm wieder direkt in die Augen blickte, „Aber wann hast du diese ganzen Tänze gelernt?“
 

Das war er. Der Moment der Abrechnung.
 

Es war Levi wohl am Gesicht abzulesen, denn Erens Augen weiteten sich und er schluckte verschüchtert.
 

„Du elendiges Balg“, grollte Levi finster, „Wie war das vorhin?“
 

Er durchbohrte Eren mit seinem Blick abwartend, der ihn wie versteinert anstarrte und nicht zu begreifen schien.
 

„Wiederhole, was du bei unserem letzten Gespräch am Ende gesagt hast“, befahl Levi.
 

Eren blinzelte unbehaglich, hielt den Augenkontakt jedoch.

„Ähm,... sowas wie „Zeig mir was du kannst“... .“
 

Barsch griff Levi nach Erens Kragen, wobei er fast Knöpfe ausriss, zog ihn auf Augenhöhe und so nah, dass er seinen Atem im Gesicht spüren konnte.
 

„Ich zeige dir, was ich kann. Als dein Boss kann ich dich jetzt sofort in den Trainingsraum schicken und dich erst zum Frühstück wieder abholen.“ Er meinte jedes Wort ernst. Eren schien das nicht zu begreifen.
 

„Tust du das auch?“, flüsterte Eren zaghaft.
 

Für einen Moment wusste Levi auf Erens dämliche Frechheit keine Antwort. Das Balg musste die Lektion begreifen, er musste wissen, dass es um Autorität und Benimm ging. Dass er nicht per se so leger mit Levi sprechen konnte und einen gewissen Abstand zu wahren hatte.
 

Es war zwar mit halbherzigem Ernst, aber das merkte Eren nicht, als Levis Augen jeglichen Ausdruck verloren.

„Du wirst jetzt trainieren gehen, Jäger. Ich will dich am Morgen an den Geräten schuften sehen, wenn ich dich abhole.“
 

Erens Augen weiteten sich ein wenig mehr und er öffnete ungläubig den Mund. Warmer Atem streifte Levis Wange, während er wie eine Statue verharrte.
 

„Du meinst das ernst“, realisierte Eren schlussendlich.
 

„Natürlich meine ich das ernst“, fuhr Levi ihn an und schob ihn grob von sich. Durch die Wucht strauchelte Eren kurz, doch anstatt die Beine in die Hand zu nehmen, starrte ihn Eren nochmal blinzelnd an.
 

Erst als Levi einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu tat, schien Eren seine Situation zu begreifen und sprang geradezu über den im Weg stehenden Stuhl und floh.
 

Mit einer verhängnisvollen Mischung aus Verärgerung und Belustigung sah Levi ihm nach.
 

Er musste die Grenzen nichtsdestotrotz besser abstecken. Eren wurde ihm zu wagemutig - auch wenn nur unter vier Augen.
 

„Strippst du jetzt für mich?!“, brüllte es ihm plötzlich ins Ohr und Hanjis Arme legten sich von hinten über seine Schultern.
 

Soviel zu abgesteckten Grenzen...
 

***
 

Nach einer Stunde Schlaf und einer halben Stunde heißem Duschens davor und danach ging Levi zu den großen Trainingsräumen, die kein Sportlerherz zu enttäuschen vermochten.
 

Levi mochte sich nicht vorstellen was für Unsummen hier hineingesteckt worden waren. Für jemanden, der seinen Körper im Alltag auf den Straßen Bangkoks gestählt hatte und für den eine Hantel aus alten Bremsscheiben bestand, waren diese technischen Wundergeräte zwar nützliche, aber hoffnungslos überteuerte und übertechnisierte Spielzeuge.
 

Es war mucksmäuschenstill und man konnte nicht wirklich von Überraschung sprechen, als er Eren auf einer Flachbank schlafend liegend vorfand. Er trug Trainingsshorts und lag mit dem nackten Oberkörper auf einem ausgewaschenem Handtuch, das mittlerweile mehr rosa als rot war.
 

Levi stellte sich ans Kopfende und stützte sich mit den Unterarmen auf der Langhantelstange ab. Er musterte Eren, der schlafend halb unter ihm lag. Er sah so viel jünger aus als sich Levi je gefühlt hatte. Und schön.
 

„Eren.“
 

Das weich ausgesprochene Wort reichte, um Eren wie von der Tarantel gestochen aufsitzen zu lassen und nur Dank seiner herausragenden Reflexe verhinderte Levi, dass sie schmerzhaft mit den Köpfen aufeinander stießen.
 

Irritiert blinzelte Eren die Verwirrungen des Schlafes fort und blickte automatisch als erstes auf die Hand an seiner linken Schulter, die ihn davon abhielt sich ganz aufzusetzen. Seine Augen folgten dem dazugehörigen Arm und wanderte schließlich zu Levis Gesicht. Er blinzelte erneut, Erkenntnis die seegrünen Augen weitend. Dann ließ sich Eren stöhnend zurücksinken.
 

Levi fiel die Hitze von Erens Haut erst auf, als sie unter seiner Hand verschwand. Mit hochgezogener Augenbraue verschränkte er seine Hände und stützte sich wieder auf der Stange über Eren ab.
 

„Wie spät ist es?“, raunte Eren mit vom Schlaf heiserer Stimme und barg das Gesicht in den Händen.
 

„Sieben. Um halb neun gibt es Frühstück.“
 

Erneut stöhnte Eren auf.

„Dann habe ich jetzt ungefähr eine halbe Stunde geschlafen“, nuschelte er, ehe er zwischen seinen Fingern zu Levi hoch schielte, „Es war nicht mehr. Ehrlich. Ich hab trainiert.“
 

„Hmm“, machte Levi. Er glaubte ihm.
 

Scheinbar beruhigt nahm Eren seine Hände vom Gesicht und betrachtete Levi mit sichtlicher Neugier in den faszinierenden Augen, in denen Levi sich länger verfing als ihm bewusst war.
 

Erens Gähnen unterbrach ihren Blickkontakt jäh und ein Frösteln ging durch seinen halbnackten Körper.
 

„Du solltest jetzt in dein Appartement zurückgehen und dich fertig machen. Du wirst nur wieder krank, wenn du hier liegen bleibst“, befahl Levi mit unmerklich atemloser Stimme.
 

Eren nickte und schob sich von der Hantelbank. Dann verzogen sich seine Lippen jedoch zu einem schelmischen Grinsen.
 

„Bekomme ich dann wieder Extratraining mit dir, wenn ich krank werde?“
 

„Ich gebe dir gleich einen Arschtritt“, versprach ihm Levi dunkel, aber mit reichlich ineffektiv amüsiert blitzenden Augen.
 

Eren packte glucksend seine Sachen und rannte verspielt mit einem kecken Grinsen aus dem Raum.
 

Levi erwiderte dieses Theater mit einem ehrlichen Schmunzeln.
 

Es war wohl zu spät.

Er konnte nicht mehr verhindern, dass sich Eren in die überschaubare Reihe ihm wichtiger Menschen dazugesellte.
 

Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hatte er kein schlechtes Gefühl deswegen.
 

*~*
 

Eren hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, warum Levi aufhörte gezielt von ihm Abstand zu halten. Ehrlich gesagt war es ihm auch genauso egal, solange er öfter mit ihm sprechen und trainieren konnte.
 

Und das taten sie. Fast jeden Abend vorm Schlafen gehen liefen sie eine Stunde lang draußen um den Block oder bei schlechtem Wetter auf dem Band, bevor sie anschließend zwanzig Minuten in der Sauna ausspannten.
 

Ganz langsam traute sich Eren ihr Verhältnis als freundschaftlich zu bezeichnen und er liebte es!
 

Dieses Jahr hatten sie vom 23. bis 29. Dezember frei, sodass Eren zwar mit Armin nach Berlin zu Mikasa flog, allerdings am 24. wieder zurück nach Paris anstatt zu den Alerts'.

Jeans familiäre Situation schien sich übers Jahr auch nicht gebessert zu haben, glücklicherweise nahm Marco ihn jedoch mit zu seiner Familie.
 

Dies ließ Eren wieder alleine mit Levi, Hanji, Erwin und Mike zurück, die zu Besuch gekommen waren und diesmal gelang es ihnen gemeinsam Levi davon abzuhalten sich an seinem Geburtstag aus dem Staub zu machen.
 

Eren kochte und hielt Hanji davon ab die kaum frequentierte Kantine auf den Kopf zu stellen. Gänzlich verhindern konnte er ihre Dekoration nicht, sodass alsbald unzählige Luftballons durch die Gegend flogen und Konfetti ihren Esstisch und den Boden drum herum bedeckte.
 

Es war erstaunlich in welcher Geschwindigkeit Hanji Ballons aufblasen konnte, ohne ohnmächtig zu werden.
 

Erwin und Mike hielten Levi mit Gesprächen und Kartenspielen auf Trab, um eine Flucht zu verhindern; obschon Eren nicht den Eindruck hatte, dass Levi ernsthaft versuchen würde abzuhauen.
 

In den späten Abendstunden saßen sie alleine in der Kantine und Eren räumte in der anschließenden Küche gerade die Spülmaschine aus, als er Hanji rufen hörte.
 

„Ja?“ Er schaute um die Ecke zur Tür, wo Hanji stand, während er sich die Hände mit einem Geschirrtuch abtrocknete.
 

„Komm mal her, ich muss dir was zeigen“, grinste Hanji und obwohl ihm Böses schwante, ging er zurückhaltend auf sie zu.
 

Er warf einen Blick hinter sie, doch die drei Männer schienen weiterhin zu pokern und sie nicht zu beachten. Vielleicht war es doch keine Falle.
 

Mit selbstbewussteren Schritten überbrückte er ihren Abstand und stellte sich vor Hanji.

„Was willst du mir denn zeigen?“
 

Wortlos deutete sie mit dem rechten Zeigefinger über ihre Köpfe. Im Augenwinkel bemerkte er wie sich die anderen in ihren Stühlen drehten, um zu ihnen zu sehen. Vielleicht war Eren deswegen wenig überrascht, als er über sich einen Mistelzweig baumeln sah.
 

„Und?“, wandte er sich wieder zur glucksenden Hanji, die ihn daraufhin anstrahlte.
 

„Das ist ein Mistelzweig“, erklärte sie begeistert.
 

„Und?“ Seine Passivität erzeugte leises Gelächter bei Mike und Erwin. Selbst Levi hatte sich in seinem Stuhl schräg gesetzt und beobachtete ihn mit amüsiert blitzenden Augen.
 

„Und wir beide stehen unter dem Türrahmen, an dem er hängt. Dem Brauch gemäß musst du mich nun auf den Mund küssen. Richtig“, grinste Hanji unbeirrt und deutete von seinen Lippen auf die ihren. Rot glänzend und fein geschwungen.
 

Sie mussten Wetten abgeschlossen haben. Es war albern. Und eigentlich war Eren dem Gedanken nicht abgeneigt sie zu küssen, aber er wollte es ihnen nicht allzu leicht machen.
 

„Hmm“, machte Eren gespielt nachdenklich, „Wäre es nicht unpassend, wenn ich dich küsse?“
 

„Nö, ich bin weder deine Ausbilderin noch Vorgesetzte“, zwinkerte Hanji ihm zu.
 

Er bemerkte, wie sich Mike und Erwin einen bedeutungsvollen Blick zuwarfen. Sie hatten wohl dagegen gewettet und glaubten, Eren würde kneifen. Levis Standpunkt blieb ihm schleierhaft, da er ihn lediglich unbewegt beobachtete. Ihm schien das Geschehen an sich und nicht das Ergebnis zu interessieren.
 

Eren sah wieder in Hanjis Gesicht.

„Stimmt“, meinte er sachlich, ging den letzten Schritt vorwärts, fasste Hanji um Taille und Schulterblätter und schwang sie seitlich nach hinten, wobei sie überrascht aufquietschte und ihre Arme automatisch um seinen Nacken schlang.
 

Ihre Lippen berührten sich, als Hanji ihre Überraschung erstaunlich schnell überwunden hatte, in einem sanften, nachdrücklichen Kuss. Hanjis Lippen fühlten sich etwas feucht vom Lippenstift an und waren weich. Auch ohne Zunge konnte Eren spüren, dass er gerade jemanden küsste, der darin viel Erfahrung hatte. Es war schön, aber Hanji mit der Zeit zu schwer und seine Arme von dem langen Tag zu müde, um den Kuss vor ihren Zuschauern weiter aufrecht zu erhalten.
 

Mike pfiff, während Erwin lachte und klatschte. Levi starrte sie unbewegt an.
 

Eren hob Hanji wieder auf ihre Füße, die ihn strahlend anlächelte.

„Wow, Eren“, grinste sie und tätschelte seine Schultern, auf denen ihre Hände noch lagen, „Respekt! So einen buchstäblich filmreifen Kuss hatte ich noch nie! Von wegen Jungfrau hier.“
 

Nun wurde ihm doch noch heiß und die Schamröte begann in seinen Wangen zu brennen.
 

„Willst du das Letzte vielleicht nicht doch noch revidieren?“, kommentierte Levi schonungslos sein feuerrotes Gesicht, woraufhin Eren ihm einen hitzigen Blick zuwarf.
 

„Oha! Vorsicht, Levi. Bissig“, scherzte Mike, was jener mit einem „Tch“ abtat.
 

Gutmütig tätschelte ihm Hanji abermals auf die Schulter und trat einen Schritt zurück.

„Ich krieg 100 € von euch!“
 

Kopfschüttelnd, aber amüsiert griffen die blonden Männer nach ihren Geldbörsen.
 

„Wir hätten es wie Levi machen und nicht wetten sollen“, seufzte Mike und legte einen 50er auf den Tisch.
 

Erwin tat es ihm gleich, schmunzelte Mike jedoch nur an.
 

„Und? Bist du jetzt fürs Leben gezeichnet?“, fragte Levi trocken an Eren gewandt, wofür er ein empörtes Schnaufen von Hanji kassierte, die sie beide ignorierten.
 

„Keineswegs. Irgendwie muss man ja in der Übung bleiben.“
 

„Waaas? Was bin ich? Ein Übungsgerät?“
 

Eren schenkte Hanji ein reumütiges Lächeln, das mit seinen schalkhaften Augen in zu großem Kontrast stand, um annähernd ernst genommen zu werden.
 

„Komm! Setz' dich zu uns, Eren!“, winkte ihn Mike gut gelaunt heran.
 

Eren und Hanji setzten sich neben Levi und mithin vor Erwin und Mike, die die Karten beiseite gelegt haben und ihn nun neugierig ansahen.
 

„Also Eren? Wie ist das mit dir und der Liebe? Gibt es da jemanden?“, fragte Mike geradeheraus, was Eren ihn mit großen Augen anstarren ließ.
 

„Du musst dieser Saufnase nicht antworten, Eren“, versicherte ihm Levi neben ihm, bevor er einen Schluck Whiskey trank, dabei das Glas umständlich von oben haltend.
 

Eren lächelte Levi kurz an, ehe er sich wieder Mike zuwandte.

„Schon in Ordnung. Nein, ich hatte nie viel Erfolg in der Liebe.“
 

„Och, wieso das denn? Du bist doch so ein Süßer“, schwärmte Hanji und begutachtete ihn eingehend.
 

„Ich sage ja nicht, dass ich nicht angeschaut wurde“, erklärte Eren, „Es war halt nur keine dabei für die ich auch etwas übrig hatte.“
 

„Bist du asexuell?“, bohrte Hanji nach und rückte ihm mit ihrem Gesicht musternd auf den Pelz, wobei ihre Brillengläser das dämmrige Licht reflektierten.
 

„Äh, nein.“ So ganz wohl fühlte sich Eren nicht unter ihrem Blick.
 

„Aber keine One-Night-Stands?“, wollte Mike jetzt auch noch wissen.
 

„Nein.“
 

„Aber Jungfrau bist du auch keine mehr.“
 

„Nein“, brachte Eren zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
 

„Wie alt warst du bei deinem letzten Partner?“
 

„Zwanzig.“
 

„Pfft.“
 

Sein Kopf schnellte zu Levi, der ihn belustigt betrachtete, doch schwieg.
 

„Und wie lange wart ihr zusammen“, hakte Hanji wieder nach.
 

„Ein gutes Jahr“, und bevor sie nochmal fragten, „Sie war meine erste und bis dato letzte Freundin. Ich hatte nach dem Anschlag auf Mikasa keinen Nerv für Romantik.“
 

„Aber wie kommst du so lange ohne Sex aus?“ Mike sah ihn ehrlich überrascht an.
 

„Du tust so, als hättest du nie Trockenphasen erlebt“, konstatierte Hanji mit zu Schlitzen verengten Augen, die es besser wussten.
 

„Keine ONS, seit sechs Jahren keine Freundin und nicht asexuell“, zählte Mike auf und wäre Eren nicht oft genug blöd angeredet worden, wäre es ihm sicherlich todpeinlich. Nun empfand er nur abwartende Spannung, wo das hinführen sollte.

„So lange habe ich es bisher nicht aushalten müssen und ich bin bei Leibe kein Schwerenöter“, schloss Mike.
 

„Was ist eigentlich aus Nanaba geworden? Ich hab euch immer zu Zweit in Erinnerung“, ertönte Levis ruhige Stimme wie kühles Wasserrauschen neben Eren. Ihm lief es beinahe warm über den Rücken und es schauderte in seinem Bauch als sei er nervös.
 

„Wir waren auch sowas wie Highschool-Sweethearts, aber nach dem Krieg entschied sie sich zurück zu ihren Eltern zu ziehen und im regionalen Krankenhaus zu arbeiten. Da ich das Militär nicht verlassen wollte, haben wir uns getrennt. Seitdem hatte ich nur kurzlebige Beziehungen. Man kann sich nach so einer langen Beziehung nicht so leicht an jemand anderen gewöhnen.“
 

Hanji winkte ab und verschränkte überzeugt die Arme vor der Brust, nur um sie in der nächsten Sekunde über die Rückenlehne ihres Stuhles zu werfen.

„Ach, das kommt darauf an, wen du triffst.“
 

„Hattest du überhaupt mal eine Beziehung, die länger als drei Wochen Bestand hatte?“ Mike beäugte sie kritisch, er hatte sich bereits eine Meinung über sie gebildet.
 

„Ich hatte noch nie eine Beziehung, nur mehrere Liebesaffären über längere Zeiträume. Fast zwei Jahre hatte ich den einen“, sagte Hanji als würde sie über das Wetter sprechen. Eren bewunderte ihre Selbstsicherheit. Sie schien mit sich im Reinen zu sein und keinen feuchten Dreck auf die Meinung anderer zu geben. Anders als Eren, der sich immer noch angegriffen fühlte, wenn man ihm seine überschaubaren romantischen Erfahrungen unter die Nase rieb.
 

„Waren es wirklich Liebesaffären?“, sprach Erwin zum ersten Mal und betrachtete Hanji gutmütig.
 

„Ich hab meine Liebhaber immer sehr gern gemocht. Es war jetzt nicht diese Liebe, von der sie in Romanen schreiben, eher ein Lieb haben... Es war schön und unkompliziert.“
 

„Hm“, nickte Erwin verständnisvoll, während Mike nachhakte.
 

„Aber jetzt hast du niemanden?“
 

„Nein“, antwortete sie und wandte ihren Kopf schelmisch grinsend zu ihm und Levi, „Levi will ja nicht.“
 

Der schnaubte und warf ihr einen kühlen Blick zu.
 

„Dabei hab ich's wirklich versucht“, schmollte sie.
 

„Du hast den Charme eines räudigen Elches.“
 

„Aw! Würdest du auch einen räudigen Elch in deinem Bett schlafen lassen?“
 

Levi wandte sich mit einem „Tch“ ab und trank einen weiteren Schluck Whiskey.
 

„Na, Eren!“, stürzte sich Hanji stattdessen auf ihn, „Was hältst du davon mit mir zu schlafen?“
 

„W-Was?“ Er starrte Hanji fassungslos, stocksteif und mit brennenden Wangen an. Sie lächelte vergnügt, ihre Augen meinten es ernst.
 

Durch das Rauschen seiner Ohren hörte er zwar Mike und Erwin schmunzeln, er hatte jedoch nur Augen für die hübsche, nett-verrückte Frau neben sich.
 

„Danke, aber wir haben ja gründlich erörtert, dass ich nicht viel Erfahrung habe“, er sah wie Hanji die Lippen zu einer Entgegnung spitzte, „Außerdem schlafe ich nur mit jemandem, den ich liebe.“
 

Das brachte Hanji zum Schmollen, während Mike die Augenbrauen zusammenzog.
 

„Also doch eher asexuell.“
 

Allmählich verlor Eren die Geduld und den Humor.

„Nur weil ich nicht mit jedem vögle, der ein hübsches Gesicht hat, bin ich weder asexuell noch prüde.“
 

Er musste wütender geklungen haben als intendiert. Zumindest warfen ihm Hanji und Mike etwas bedröppelte Blicke zu, während Erwin ihn nachgiebig anlächelte.
 

„Bitte entschuldige, Eren. Es war nicht unsere Absicht dich zu beleidigen“, versicherte ihm Erwin, obwohl der kaum ein Wort gesagt hatte.
 

„Ich finde deine Einstellung gut!“, rief Hanji und klopfte ihm auf den Oberarm, „Aber versteh, dass es für uns kurzlebige Soldaten schwer ist zu begreifen, dass jemand freiwillig so lange auf etwas so tolles wie Sex verzichtet. Ich mein, okay, ich bin auch schon lange abstinent, aber das auch nur wegen Überarbeitung und Mangel an Männern, die zu mir passen.“
 

„Ich hatte auch viel Arbeit“, betonte Eren pikiert, „Außerdem hab ich nun mal nicht mehr davon mit jemandem zu schlafen, für den ich nichts empfinde, als wenn ich meine eigene Hand benutze.“
 

„Es ist schon ein Unterschied“, murmelte Mike vor sich hin und brachte Hanji damit zum kichern.
 

„Der Unterschied ist nicht immens genug“, mischte sich Levi nach langem Schweigen plötzlich ein.
 

Erstaunt blinzelte Eren zu Levi, der stur geradeaus schaute und an seinem Getränk nippte.
 

Hanji verschränkte summend die Arme im Nacken.

„So Leute wie euch bezeichnet man als demisexuell. Können nur mit jemandem Sex genießen, den sie auch lieben. Grob formuliert.“
 

„Am Arsch“, fluchte Levi, „Ich lasse mich von dir Schrulle doch nicht in eine Schublade stecken.“
 

„Was ist so schlimm an Schubladen? Wo würdest du dich denn hinstecken?“
 

Levis Gesichtsausdruck verfinsterte sich zusehends und ehe Eren darüber nachdachte, ergriff er an dessen Stelle das Wort.
 

„Als Wissenschaftler ist es wohl unerlässlich alles zu kategorisieren, aber ich denke, dass das nur für Vergangenes möglich ist. Solange man lebt, wäre es fatal sich in eine Schublade zu stecken und sich so Optionen selbst zu verwehren. Am Ende sieht man schon, wo man landet und das größte Kompliment bleibt dann wohl ein Wissenschaftler, der sich den Kopf darüber zerbricht, wo er einen einsortieren soll.“
 

Als Eren in die verblüfften Gesichter der Militärs blickte, wurde ihm erneut warm vor Scham.
 

„Hört! Hört!“, rief Mike, bevor er mit Hanji und Erwin in schallendes Gelächter ausbrach. Sogar Levi schmunzelte und betrachtete ihn mit amüsiert blitzenden Augen.
 

„Wow, Eren! Du wirst ja regelrecht philosophisch“, witzelte Hanji gutmütig.
 

„Halt die Fresse, Vierauge“, fuhr Levi sie an, bevor sie überhaupt Luft holen konnte.
 

„Oha! Vorsicht, Hanji“, meinte Mike grinsend und nickte zu ihm und Levi, „Die beiden haben sich gegen dich verbrüdert.“
 

Eren sog irritiert die Luft ein und blickte erstaunt zu Levi, der Mike mit zusammengezogen Augenbrauen ansah. Als Hanji das Wort ergriff schauten sie beide zu ihr.
 

„Ja, ich hab's schon gemerkt! Da dachte ich, ich könnte Eren auf meine Seite ziehen, aber nix da. Dabei bin ich doch so viel hübscher und charmanter als Levi“, begann sie zu schmollen und er zuckte zusammen, als sie sich schwungvoll zu ihm drehte und sich in seine Schultern krallte, das Gesicht plötzlich seinem sehr nahe.

„Sag, Eren“, presste sie dringlich zwischen den Zähnen hervor, einen manischen Glanz in den Augen, „Warum magst du Levi lieber als mich?“
 

„Vielleicht zieht Eren eine etwas unaufdringlichere Umgangsart vor, Hanji“, ergriff Erwin mit ruhiger Stimme das Wort, die sich mit ihrer Autorität in ihre Köpfe bohrte und Hanji seufzend von ihm ablassen ließ.
 

„Menschenskind, Erwin“, schmollte Hanji und seufzte herzzerreißend, „Diese Zivilisten sind für meinen Charme einfach nicht empfänglich.“
 

„Nö, die haben's nur einfach nicht so nötig wie auf'm Kriegszug“, neckte Mike sie augenzwinkernd.
 

Gutmütig schlug Hanji nach ihm über den Tisch. Obwohl sie ihn gar nicht erwischen konnte, wich er trotzdem lachend zurück und schob den Stuhl dabei leicht nach hinten.
 

„Außerdem würde ich Levis Art nicht unbedingt als unaufdringlich beschreiben“, schmollte Hanji weiter und warf Levi einen gespielt beleidigten Blick zu.
 

„Ich bespringe wenigstens niemanden und frage nach Sex“, entgegnete Levi gelassen und trank seinen Whiskey aus.
 

Hanji drehte sich schwungvoll in ihrem Stuhl um und stützte sich mit ihrem rechten Ellenbogen am Tisch ab.

„Das stimmt so nicht! Du bespringst die Leute schon! Aber nur unter dem Vorwand von „Training“ - und Sex würde dir gut tun, aber du sagst ja, dass du keinen willst.“
 

„Das stimmt nicht und jetzt hör' auf mir auf den Sack zu gehen“, warnte Levi sie mit zu Schlitzen verengten Augen.
 

„Das geht ja gar nicht, wie wir festgestellt haben“, murrte sie halblaut und Eren wunderte sich, ob sich Hanji tatsächlich verletzt fühlte, weil Levi nicht an einer Affäre mit ihr interessiert war.
 

Levi bedachte sie mit einem gelangweilten Blick, doch Eren erkannte unterschwellig einen Sturm in den grauen Augen heraufziehen.

„Ich gehe schlafen. Gute Nacht“, stand Levi auch prompt auf und warf ihnen allen einen kurzen Blick zum Abschied zu, den Erwin und Mike mit einem Nicken und Lächeln zur Kenntnis nahmen.
 

„Ich auch“, beschloss Eren kurzerhand, „Ich wünsche euch eine gute Nacht. Bis morgen!“
 

„Gute Nacht, ihr Zwei“, lächelte und winkte Hanji, wobei sie nur ihn ansah.
 

Levi legte sein Whiskeyglas in die Spülmaschine, ehe er mit Eren zusammen das Gebäude verließ, um zu ihrem Wohnhaus zu gehen. Es war nur drei Häuser weiter und es gab zwar große, schwere Verbindungstüren zwischen den Gebäuden. Gewöhnlich war man jedoch schneller, wenn man einfach draußen herum ging als durch die Häuser zu laufen.
 

Es war kalt und feucht, aber windstill, als sie ins Freie traten. Eren atmete erleichtert durch und streckte sich kurz. Der Dezember war sehr stürmisch und nass gewesen und erst seit ein paar Tagen schien es als hole die Welt tief Luft, um sich für die Weihnachtstage kurz zu beruhigen.
 

Müde lief Eren einträchtig mit Levi die menschenleere, videoüberwachte Straße entlang und es war eben jenes Gefühl der Eintracht, das ihn sich entscheiden ließ seine vorherige Frage in Worte zu fassen: „Kann es sein, dass Hanji sich eine Beziehung mit dir wünscht?“

Als Levi ihm einen Blick schenkte, der ganz klar aussagte, dass er an seiner geistigen Gesundheit zweifelte, führte Eren seine Gedanken weiter aus.

„Es kam mir so vor, als sei sie ehrlich beleidigt und enttäuscht darüber, dass du ihre Avancen so rigoros niederschmetterst.“
 

Levi sah wieder auf den Gehweg und atmete tief aus, beinahe seufzend.

„Sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie gerne mal mit mir schlafen würde und natürlich ist sie über meine Ablehnung nicht begeistert, aber sie kennt mich lange genug, um deswegen nicht ernsthaft enttäuscht zu sein.“
 

„Warum war sie am Schluss dann so komisch?“
 

Levi zuckte leicht mit den Schultern und steckte seine Hände in die Taschen seines dunkelgrauen Stoffmantels.

„Wahrscheinlich nur um mich anzupissen, dieses dumme Vierauge.“
 

Eren nickte nachdenklich. Er konnte sich nicht vorstellen, warum Hanji Levi ausgerechnet an seinem Geburtstag ärgern wollen sollte.

„Auf mich war sie nicht böse, oder?“
 

„Weil du nicht mit ihr schlafen willst?“, fragte Levi und sah ihn befremdet an, ehe er amüsiert schnaubte und tatsächlich schmunzelte. Eren wurde buchstäblich von seinen sturmgrauen Augen ausgelacht!
 

„Was denn? Ihr Angebot klang ernst gemeint und ich habe sie komplett abprallen lassen!“, entfuhr es Eren mit großen Augen.
 

Levi blieb stehen und betrachtete ihn nochmals kurz, dann... dann fing er an zu lachen. Levi lachte ihn aus. Und obwohl Erens Wangen vor zorniger Schamröte glühten, konnte er auf den Mann vor sich nur mit hilfloser Bewunderung hinabblicken.
 

Als Eren schwieg, schaute Levi zu ihm hinauf. Er lachte nicht mehr hörbar, doch seine Augen strahlten und seine Lippen wurden von einem leichten Lächeln umspielt.
 

Eren wusste, er sollte, nein, musste etwas sagen, um nicht wie der letzte Depp dazustehen. Also öffnete er wenig hilfreich den Mund, aus dem kein so rechter Ton gelangen wollte.
 

„Ähm...“ Er kam sich vor wie ein Karpfen und musste auch den entsprechenden Eindruck machen, denn Levi schnaubte abermals belustigt und machte etwas, womit Eren ebenso wenig rechnete.
 

Levi hob seine Hand und langte nach oben und... er legte seine Hand auf Erens Kopf und wuschelte durch seine Haare. Es war eine ungeahnt sanfte Berührung.
 

„Du bist so unfassbar unschuldig“, sagte Levi mit weicher Stimme, die Eren innerlich schaudern ließ.
 

Erst als Levi ihm schmunzelnd gegen die Nasenspitze schnippte, wurde Eren in die Realität zurückkatapultiert und er fasste sich in einer übertriebenen Verlegenheitsreaktion mit beiden Händen und einem Schnaufen an die Nase.
 

Mit einem amüsierten „Tch“ wandte sich Levi um und ging weiter.
 

Eren folgte ihm indigniert.

„Hey! Warum lachst du mich aus! Und ich bin kein Kind!“
 

„Nein, das bist du nicht“, bestätigte Levi.
 

„Was war so komisch an meiner Frage?“
 

„Nein, Hanji ist nicht böse, weil du sie nicht flachlegst“, erklärte ihm Levi als sei er ein unverständiges Kind, „Sie ist bloß deprimiert, weil sie untervögelt ist und auch du daran nichts ändern willst.“
 

„Margh“, murrte Eren unzufrieden.
 

„Was bist du? Ein Kretin?“
 

„Nein, ein altjungfräulicher Don Juan“, moserte Eren und würde sich im selben Moment am liebsten für sein nunmehr unwiderleglich kindisches Verhalten selbst watschen.
 

Statt einen entsprechenden Kommentar zu ernten, gluckste Levi erneut.

„Anscheinend. Hanji gibt sich nach einem simplen Kuss sonst nicht so viel Mühe jemanden ins Bett zu zerren.“
 

Eren beschränkte sich auf peinlich berührtes Schweigen, während Levi in rarem Vergnügen vor ihm in ihr Gebäude trat.
 

***
 

Am 28. und 29. Dezember trudelten wieder alle ein. Ab dem 01. Januar 2123 gab es ganz offiziell die Europäische Sondereinheit, deren Aufgabe allein der Bekämpfung der international organisierten Kriminalität und des Terrorismus im Inland galt.

Sie hatten ein Jahr, um ihre Nützlichkeit unter Beweis zu stellen. Brachten sie Ergebnisse, würden im Januar 2124 weitere Polizisten mit der ESE-Ausbildung beginnen, um ihnen mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
 

Sie hatten keine Ahnung, was ihnen bevorstand.
 

Es war gar nicht so einfach unter den, der Polizei gehörigen Gebäuden, eines zu finden, auf dessen Dach man Silvester feiern konnte. Als Reiner und Connie eines fanden, mussten sie feststellen, dass sie mit ungefähr 150 weiteren Polizisten dieses Dach zum Mittelpunkt der Feierlichkeiten auserkoren hatten und nicht einmal die Hälfte dort oben gefahrlos Platz hatte. Also mussten sie weiterziehen.
 

Sie mochten alle Montmartre, wo die Pariser Künstler feierten und spontane Shows veranstalteten, aber es war zu weit weg und unsäglich überfüllt. Nur rund um den Eifelturm herum waren noch mehr Menschen, sodass beides nicht für sie in Betracht kam.
 

„Oh man, wie alt bist du?“, beschwerte sich Ymir, „Wenn du unbedingt ein Feuerwerk sehen willst, dann quetsch dich halt zu den ganzen Touris und Idioten zum Trocadéro.“
 

„Wir sind so nah am Eifelturm und da soll ich hier drin hocken, anstatt mir das Feuerwerk anzusehen?“, echauffierte sich Connie mit vorwurfsvoll erhobenen Armen.
 

„Es wäre wirklich schade“, mischte sich Marco zum ersten Mal ins Gespräch ein.
 

„Noch haben wir genug Zeit um uns zum Sacré Cœur zu stellen“, warf Mina ein. Das Strahlen in ihren Augen machte deutlich, wie gern sie dorthin fahren würde.
 

„Bis wir dort sind ist es 11. Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir da noch durchkommen.“ Wenig begeistert schüttelte Jean mit dem Kopf und lehnte sich mit verschränkten Armen im Stuhl zurück.
 

Sie saßen allesamt in der Kantine.
 

„Ich bin auch nicht sonderlich erpicht auf den Gedanken mich mit Hannah durch die Menschenmassen zu pressen“, lehnte Franz den Vorschlag ab und strich Hannah beschützend über den Oberschenkel. Sie war bereits ziemlich rund.

Das schien sie jedoch nicht davon abzuhalten Mina zuzustimmen.

„Sacré Cœur wäre wirklich schön.“

Sie nahm Franz' Hand in die ihre, als er ihr einen besorgt-irritierten Blick schenkte, und lächelte ihn geduldig an.
 

„Lass uns halt einfach gehen. Wer keinen Bock hat, soll halt Neujahr in seinen vier Wänden feiern“, beschloss Reiner der Diskussion überdrüssig.
 

„Also los geht's!“, stand Connie entschlossen auf.
 

Alle außer Ymir, Historia und Levi taten es ihm gleich.
 

Eigentlich wollte Eren nicht aufdringlich werden und dadurch das zarte Pflänzchen, das ihre Freundschaft war, überstrapazieren. Als sich alle von den drei übrig gebliebenen verabschiedet und ihnen einen guten Rutsch gewünscht hatten, ließ sich Eren zurückfallen und machte Armin ein Zeichen, dass er draußen kurz mit den anderen warten sollte.
 

Entschlossen stellte sich Eren zu seinem Vorgesetzten und griff gerade nach dem Stuhl neben ihm.
 

„Nein“, sagte Levi ruhig, bevor Eren sich überhaupt hingesetzt hatte.
 

Ernüchtert ließ sich Eren in den Stuhl plumpsen und wandte sich mit auf dem Tisch abgestützten Ellenbogen zu Levi.

„Nur dieses eine Silvester! Bitte! Es würde uns alle sehr freuen!“, versuchte Eren ihn zu überreden, wobei seine Stimme zugegebenermaßen recht quengelig klang.
 

„Verpiss dich.“ Levi sah ihn noch nicht einmal an. Er saß da wie immer, eine Teetasse in den Fingern und gelangweilt wie eh und je dreinblickend.
 

Eren seufzte tief.

„Ich werde auch freiwillig die Duschen in der Schwimmhalle putzen.“ Zwar beschäftigte die Polizei Reinigungskräfte für ihre Einrichtungen, doch Levi hatte sich erst letztens wieder über die mangelnde Sauberkeit beschwert, weil die Fließen matt und in manchen Ecken schmierige Stellen waren.
 

Das brachte ihm wenigstens Levis Aufmerksamkeit in Form eines Blickes ein.

„Versuchst du mich gerade zu bestechen? Mit deinen jämmerlichen Putzkünsten?“
 

„Du musst ja sehr verzweifelt sein, Eren, wenn du dich schon anbietest so etwas zu tun, nur damit der General-Leutnant mitkommt. Was kommt als nächstes? Hm?“, lachte ihn Ymir aus, die sich von Historias aufgebrachten Gesten, doch bitte zu Schweigen, nicht irritieren ließ.
 

Eren warf ihr einen wütenden Blick zu und versuchte sich von ihren weiteren Anspielungen nicht beeinflussen zu lassen. Levi starrte wieder ins Leere und nippte an seinem Tee.
 

Vermutlich hatte Ymir sogar recht. Er machte sich hier zum Affen und wenn Levi nicht wollte, konnte er ihn auch nicht zu seinem Glück zwingen. Außerdem warteten die anderen auf ihn und die Zeit lief ihnen davon.
 

„Dann halt nicht. Ich habe es zumindest versucht“, schnaubte Eren missgelaunt und stand auf. Levi verfolgte seine Bewegung.

„Ich wünsche euch einen guten Rutsch“, sagte er zu allen, wobei er Historias Lächeln erwiderte, „Bis Morgen und gute Nacht!“
 

Er wusste wie unhöflich sein harter Tonfall war und das er Levi direkt hätte ansprechen müssen. Als er ging, meinte er seinen Blick im Nacken zu spüren, er drehte sich jedoch nicht um. So sehr er Levi verehrte, zuweilen wurde es ihm schlicht zu dumm.
 

***
 

Es war das reinste Spektakel.
 

Auf den Straßen von Montmartre tummelten sich die verlorenen Künstler der Stadt und boten den Schaulustigen ein unterhaltsames Angebot bis Mitternacht. Zwischen all den Jongleuren, Artisten, Feuerspuckern, Schauspielern, Tänzern und Komödianten fanden sich auch ein paar Maler, die mit ihren Karikaturen und Portraits noch ein paar Euro dazuverdienten.
 

Durch ihre Begeisterung über die Veranstaltungen vergaßen sie beinahe, dass sie um Mitternacht vor Sacré Cœur auf die Stadt hinabblicken wollten und schafften es daher sich nur an den Rand der Treppen vor die Basilika zu drängen.
 

„Puh“, erleichtert wischte sich Connie über die Stirn, „Noch zwei Minuten. Wir haben es echt auf den Punkt geschafft.“
 

„Wir müssen uns auf dem Rückweg unbedingt so eine Tarte mitnehmen“, meinte Sasha neben ihm und brachte damit jeden, der sie gehört hatte zum Lachen, was sie mit einem unbedarften Blick quittierte.
 

„Pst! Es geht los“, mahnte sie Mina mit einem Lächeln.
 

Die Menge begann bereits zu zählen.
 

„Dix.“
 

Sie traten alle enger zusammen.
 

„Neuf.“
 

Eren schlang seine Arme um den Nacken von Armin und Connie, die neben ihm standen und spürte sich ebenfalls umarmt.
 

„Huit.“
 

Ihre gesamte Gruppe schlang ihre Arme um ihre Nebenmänner und -frauen.
 

„Sept.“
 

Kurz flackerte Bedauern über Historias und Ymirs Abwesenheit in Eren auf.
 

„Six.“
 

Auch Levi fehlte ihm.
 

„Cinq.“
 

Es hätte ihrem Gemeinschaftsgefühl sicherlich nicht geschadet.
 

„Quatre.“
 

Obwohl sie bereits eine eingeschworene Gemeinschaft waren.
 

„Trois.“
 

In zwei Sekunden würden sie die ersten Mitglieder der neugegründeten ESE sein.
 

„Deux.“
 

Es gab soviel zu tun.
 

„Un.“
 

Eren wollte im neuen Jahr so viel erreichen.
 

„Bonne année!“
 

Sie riefen es in die klare Nacht hinaus.
 

Rund um den Eifelturm gingen Feuerwerkskörper hoch und malten farbenfrohe Figuren und Lichterpilze in den Nachthimmel. Aus der Entfernung wirkten sie nicht sonderlich imposant, dennoch jubelten sie und alle Menschen um sie herum.
 

Eren sah zu Armin und begegnete prompt seinen himmelblauen Augen. Sie strahlten sich an, ein seltenes Gefühl der Freude und Zuversicht in der Brust und glückstaumelnder Sicherheit am richtigen Ort zu stehen.
 

Es war der genau richtige Ort.
 

Gleißend weißes Licht auf Höhe des Trocadéro und zwischen Eifelturm und der École Militaire, gleich neben dem Hauptsitz der Polizei, zog ihre Blicke auf sich. Das Feuerwerk wirkte dahingegen fahl. Es war nur der Stadt erlaubt am Eifelturm Feuerwerkskörper zu entzünden, um die Bauwerke zu schützen. Doch diese Lichter waren nicht an der richtigen Stelle.
 

Die erbarmungslose Faust der Furcht ergriff Erens Herz und eine bleierne Gewissheit presste ihm die Luft aus den Lungen.
 

Es fühlte sich an, als drehe er den Kopf wie in Zeitlupe, nur sein schwerer Atem in den rauschenden Ohren.
 

„Reiner! Nimm Hannah!“
 

Seine Stimme klang fremd in ihrer schallenden Dringlichkeit.
 

Er sah wie Reiner am anderen Ende ihrer Kette verwirrt zu ihm blickte und sich seine schmalen Augen plötzlich erschrocken aufrissen.
 

Dann handelte er und hievte sich die perplexe Hannah, die mit Franz vor ihm stand auf die Arme.
 

Eren rannte. Zog Armin und Connie hinter sich her. Sah und fühlte nichts außer den Weg vor sich, die Leiber, die er beiseite drückte und dass er etwas in den Händen hielt.
 

„Lauft! Lauft! Lauft!“
 

Erst als er das Kratzen in seinem Hals spürte, verstand er, dass er brüllte wie am Spieß.
 

Es war dieser dumpf-raue Schmerz, der ihn wieder zu Sinnen kommen ließ und mit ihm tausende Geräusche.
 

Vor den Treppen, die den Berg von Sacré Cœur hinabführten, wirbelte er herum.
 

„Eren!?“, rief Armin verstört.
 

Sie waren alle da.
 

Er schob Armin die ersten Stufen hinab.

„Los weiter! Schnell! Runter!“
 

Eren vergewisserte sich, dass wirklich jeder da war, als sie an ihm vorbei stürmten und folgte ihnen.
 

Der Boden wurde ihm durch eine immense Erschütterung unter den Füßen weggerissen.
 

Grell weißes Licht.
 

Verständnislose Schreie und betäubendes Dröhnen.
 

Der beißende Gestank von Rauch und Blut.
 

Die jähe Schwerelosigkeit, als er die Treppen hinabstürzte.
 

*~*
 

Es war ein voller Erfolg.
 

+++


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe das Kapitel am 05.01.15 beendet und nach dem schrecklichen Anschlag auf Charlie Hebdo am 07.01.15 habe ich überlegt das Kapitel umzuschreiben und die Bande in eine andere Stadt zu setzen.
Wie man sieht habe ich nichts verändert, aus zwei Gründen:
- Der Anschlag ist nun einige Monate her, sodass ich mich nicht mehr genötigt sah das Kapitel umzuschreiben.
- Ich wollte eine Stadt nehmen, die ich selber kenne. Da ich noch nicht viel von den europäischen Städten gesehen habe, aber 3x in Paris war, ist es nunmal diese Stadt geworden.

Ich weiß, es ist ein Cliffhanger. Das ist fies. Ein anderes Ende kam leider nicht in Betracht. Ihr werdet im nächsten Kapitel sehen, dass ich es leider nicht anders splitten konnte.
Ich freue mich auf eure Kritik zu diesem Mammutkapitel!

Nun fängt für unsere ESE jedenfalls die Arbeit an. Was für ein Einstand...

Bye

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jasmina15497
2015-12-25T08:51:15+00:00 25.12.2015 09:51
Ich hoffe das nächste Kapitel kommt bald online 😄 Ich warte schon sehnsüchtig 😅
LG Leandra
Antwort von:  Minerva_Noctua
25.12.2015 15:49
Hi!

Es ist nun freigeschaltet. Aber ich muss noch die kursive Schrift eintragen. Aus Zeitgründen schaffe ich das allerdings erst am Abend. Auf FF.de gibt es das Kapitel mit Kursivschrift.

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  jasmina15497
2015-11-06T14:20:09+00:00 06.11.2015 15:20
Ich kann einfach nur eins sagen :
bittttteeee schreibbbb weiter !!!
Ich liebe diese ff. Sie ist einfach Perfect. Genau die richtige Mischung aus Original und eigener Idee. Ich bewundere dich echt dafür, dass du so schreiben kannst. Ich freue mich jetzt schon sooooooo sehr aufs nächste Kapitel. 😄
Lg Leandra
Antwort von:  Minerva_Noctua
08.11.2015 14:25
Hi!

Ich freue mich wirklich sehr über deinen Kommentar! :D
Ohne Feedback habe ich einfach den Eindruck, dass es keinen interessiert und das ist demotivierend.
Ich bin gerade mit dem 8. Kapitel beschäftigt und hoffe, dass ich bald über die Schreibblockade komme, die mich gerade ärgert.
Danke für dein Lob, das rettet mir echt den Tag!

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  kleinYugi5000
2015-09-22T18:04:16+00:00 22.09.2015 20:04
OMG...ja das ist ein Cliffhänger...und was für einer ....mir fehlen regelrecht die Worte
Es war doch eben noch so schon...und zwischen Levi und Eren scheint es endlich zu knistern.....und dann so was...ich bin gerade absolut geflasht.....

weiter so....kann gar nicht abwarten das es weiter geht

LG Soph-chan
Antwort von:  Minerva_Noctua
23.09.2015 09:51
Guten Morgen!

Wow, du hast das Kapitel echt schnell gelesen!
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Die nächsten beiden Kapitel sind etwas langatmig, was die Handlung angeht (so fühlt es sich für mich zumindest an), aber dafür tut sich was bei den Charakteren:)
Schöne Woche und bis bald!

Liebe Grüße,

Minerva


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