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Die Legende von Shikon No Yosei

Das Schicksal einer Elementarmagierin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Geschichte bezieht sich auf ArenaNet´s Guild Wars 1 und 2. Die Handlung ist jedoch der Fantasie von Ami Diana Saphira Mercury entsprungen.
Leben, Tod, Wiedergeburt – dieser Ablauf war für Shiko, Ohtah, Seiketsu und Klerus nichts ungewöhnliches. Mehrfach hatten ihre Seele in den Nebeln bereits auf ihr nächstes Abenteuer gewartet … mit dem festen Versprechen der tyrianischen Götter, sich jedes Mal wieder neu zu begegnen. Aber nicht einmal Götter sind allmächtig …
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Buch 13: Verlorene Legende

Verbundene Seelen

Als Shiko die Augen öffnete, erstreckte sich der ihr wohl bekannte Anblick der Nebel vor ihr. Wie viele Leben sie durch den ewigen Zyklus erlebt hatte, konnte sie nicht sagen – doch da rief eine vertraute Stimme ihren Namen und sie drehte sich zu der Norngeborenen um.

„Es ist eine Freude, dich zu sehen, Seira.“, begrüßte die einstige Elementarmagierin ihre alte Freundin lächelnd.

Das Orakel erwiderte das Lächeln nicht und sprach mit belegter Stimme: „Es … es tut mir leid, Shiko, ich weiß nicht, wie das passieren konnte … Als ehemalige Gesandte kennst du die Gesetze der Nebel … Wer zu seinen ersten Lebzeiten an dieses Jenseits geglaubt hat, wird stets hierher zurückkehren, selbst wenn der ewige Zyklus ihn in vollkommen neue Welten schickt … Ihr habt diesen Prozess schon einige Male absolviert, aber … diesmal sind nur drei von euch zurückgekommen.“

Shiko musste nicht fragen, wer derjenige war … Wäre Klerus jener welcher, hätte die einstige Mesmer dieses Gespräch mit Seiketsu geführt … Und würde sie von ihrer Seelen-Schwester selbst sprechen, wäre er an ihrer Seite, um sie zu stützen … Doch er war es, der nicht zurück in die Nebel gefunden hatte. Ihr Beschützer, ihr Geliebter … Ohtah. Sie brach zusammen, ohne sich halten zu können. In ihrem ersten Leben auf Cantha hatte Ohtah Ryutaiyo ihr einen Abschiedsbrief geschrieben und sie verlassen … Die Minuten, in denen Shikon No Yosei ihm geglaubt hatte, waren die pure Hölle gewesen – nun wusste sie, dass es noch eine Steigerung gab. Damals hätte sie im Grunde nur die gesamte Unterstadt auf den Kopf stellen müssen, um ihn zu finden – nicht, dass sie das nicht getan hätte, wenn die kaiserlichen Wachen nicht bereits eine Vermutung gehabt hätten, wo das Versteck der Am Fah gelegen hatte. Und jetzt? Verschwommen konnte sich Shiko an einzelne, vergangene Leben erinnern … der kleinste Bruchteil einer Unendlichkeit von Welten.

„Shiko!“, drang der Klang ihres Namens gedämpft zu ihr durch.

Auch diese Stimme war ihr nur zu vertraut. Das einzige Wesen außer Ohtah, welches sie wieder auf die Beine ließ … Seiketsu beschleunigte ihre Schritte, gefolgt von Klerus. An ihren Blicken erkannte die einstige Legende sofort, dass sie bereits Bescheid wussten. Deshalb waren sie auch bis zu diesem Moment unterwegs gewesen – obwohl weder das Orakel der Nebel noch einer der Gesandten Ohtah´s Seele registriert hatten, waren sie losgegangen, um ihn zu suchen, leider erfolglos …

„Seira … sag´ mir, was ich tun kann.“, verlangte Shiko zu erfahren.

Das spirituelle Oberhaupt wischte sich die Haare aus dem Gesicht, ehe sie entgegnete: „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung … Ich war bereits bei den Sechs – selbst sie haben keinen Anhaltspunkt. Ohtah muss sich auf dem Weg irgendwo zwischen den Dimensionen verirrt haben … Es tut mir leid.“

Shiko begriff, was Seira ihr mitteilen wollte – es gab keine Spur und keine Hoffnung, er war verloren …

„Öffne mir ein Portal. Ich muss dorthin zurück, wo wir einander verloren haben.“, sagte die Rothaarige ohne jeden Zweifel.

Diese Reaktion überraschte eigentlich niemand, dennoch widersprach ihr das Orakel: „Bist du dir im Klaren darüber, was du da sagst?“

Sie nickte entschieden: „Ja. Selbst wenn ich alle kommenden Zeitalter damit verbringe, ihn zwischen den Dimensionen zu suchen, dann soll es eben so sein. Ich werde ihn niemals aufgeben!“

„Du hast es gehört, Seira, wir sind bereit!“, bestätigte die frühere Mönchin fast schon grinsend.

Seiketsu war ihretwegen bereits nicht in die Nebel eingegangen … Zwar hatte das letztendlich zu ihrem eigenen Glück geführt, doch genau deshalb bedeutete ihr Tun unweigerlich auch Konsequenzen für Klerus.

„Ich verstehe deine Entscheidung, Shiko.“, sagte dieser mit mildem Lächeln, ehe seine Hand nach der von Seiketsu griff, „Ich habe dich einmal ziehen lassen, Sei … dieser Fehler wird mir nicht noch einmal passieren.“

Gerührt fiel sie ihm um den Hals. Er hatte es mit seiner Liebe zu ihr nicht leicht gehabt … Nicht nur, dass sie aus Angst ihre eigenen Gefühle geleugnet hatte – Klerus war in dem Glauben gestorben, sie hätte das Kind eines anderen bekommen. Und dennoch war er dem ewigen Zyklus gefolgt, um den Hauch einer neuen Chance bei ihr zu bekommen …

„Niemand kann vorhersagen, wie lange diese Reise dauern mag … daher weiß ich nicht, ob wir uns wiedersehen. Shiko, Seiketsu, Klerus … ich bewundere euch, und natürlich auch Ohtah. Euer Band kann wahrhaftig nichts erschüttern.“, sagte Seira und neigte respektvoll das Haupt.

Shiko erwiderte die Geste mit den Worten: „Danke, Seira, für alles. Suun hätte keinen würdigeren Nachfolger finden können – ich wünsche dir, dass dir das ebenfalls gelingt. Die Nebel werden für immer unser Zuhause sein.“

Gerührt wandte sich die Norn ab und machte murmelnd ausschweifende Handbewegungen. Auf einmal erschien vor den Helden ein pechschwarzes Loch. Seiketsu ergriff mit der freien Hand die ihrer Seelen-Schwester und gemeinsam schritten die drei hinein. Schwebend fanden sie sich in einem Meer aus Sternen und Planeten wieder. Ihre astrale Gestalt erlaubte es ihnen, ihre vergangenen Leben in jenen Welten zu erfahren. Doch eine Stelle zog sie wie magisch in besonderem Maße an. Dort hatte es einst einen grün und blauen Planet gegeben, über den eine Atmosphäre mit zahlreichen Wolken gespannt gewesen war – also eine Welt ähnlich wie Tyria. Die drei Helden konzentrierten sich darauf und plötzlich erschienen Bilder vor ihren inneren Augen.

Es war ein sonniger Tag auf Ewyn. Ein warmer Wind spielte in den Wipfeln der Bäume. Sanfte Welle brandeten am Strand. Alles schien im Einklang miteinander zu sein … Die Magie, in in jedem einzelnen Lebewesen steckte und sich entweder in Licht oder Finsternis gründete – was beides sowohl gut als auch böse zeigen konnte –, bescherte den Bewohnern ein friedliches Leben.

Zumindest noch … Denn eine uralte Legende besagte, eines Tages würden sich diese beiden Mächte vereinen und so das Chaos über Ewyn bringen. Nur ein Auserwählter, der »Oberste König« könnte es in sich aufnehmen, kontrollieren und die Welt somit retten.

In jenen Tagen regierte Klerus als amtierender Herrscher über Ewyn – einst war er in dem festen Glauben gewesen, selbst der Oberste König zu sein, mit Seiketsu als seiner Wächterin. Bevor Klerus gekrönt worden waren, hatten sie eine Liebesbeziehung miteinander geführt … Bis sein Vater ihn zur Heirat mit einer »geeigneteren« Kandidatin gezwungen hatte, wenn er tatsächlich den Thron erben wollte. So blieb Seiketsu statt dem Platz an seiner Seite nur der Gang ins Priesterinnentum, wo sie sich zum Oberhaupt hocharbeitete und gleichzeitig ihre Fertigkeit entdeckte, in die Zukunft zu sehen sowie die Bedrohung des Chaos spüren zu können. Als ihre Schülerin hatte sie Nadeshiko erwählt – die wahre Wächterin des künftigen Obersten Königs.

Und so drängte die Rothaarige ihre Meisterin zu einer Antwort: „Oh bitte, weise Priesterin, Ihr kennt meine Zukunft, habt mich als Wächterin erkannt … sagt mir, wer es ist!“

„Meine liebste Schülerin … die Wahrheit zu kennen kann manchmal gefährlich sein. Dennoch mag auch dein Wunsch nach Wissen Schicksal sein.“, entgegnete Seiketsu geheimnisvoll, „Einst wünschte ich mir von ganzem Herzen die Wächterin des Obersten Königs zu sein … Weil ich mich in einen möglichen Kandidaten verliebt hatte. Doch unsere Gefühle hatten uns beide zu einem Trugschluss geführt … Nadeshiko, ich weiß genau, wie es in deinem Herzen aussieht … Aber du irrst dich nicht – derjenige, der mit jener Kraft geboren wurde … ist Prinz Ryuohtah.“

Obwohl sich die junge Feuer-Magierin genau diese Bestätigung gewünscht hatte – nämlich dass ihr bester Freund seit Kindertagen der Auserwählte war –, fühlte es sich fast an, wie ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht auch wegen Seiketsu´s Geständnis … Schon häufig war Nadeshiko ihr trauriger Blick in Richtung Schloss aufgefallen. Und gleichzeitig konnte sie sich bislang keinen rechten Reim darauf machen.

„Habt Ihr ihn je wiedergesehen?“, wollte sie kaum hörbar wissen.

Die Priesterin sah aus dem Buntglasfenster des Tempels, während sie antwortete: „Natürlich gibt es Anlässe, bei denen wir beide anwesend sind … Schließlich habe auch ich den Namen seines Nachfolgers verkündet, aber … seit unserem Abschied leben wir nur in unsere Rollen. Hier habe ich Trost gefunden, vor allem in meiner Aufgabe dich auf deine Pflicht vorzubereiten.“

Ein Lächeln breitete sich auf Nadeshiko´s Gesicht aus.

„Nun da du die Wahrheit kennst, hast du etwas zu erledigen. So geh´ …“ fügte Seiketsu hinzu.
 

Im Herzstück des großen Waldes, der neben dem Schloss lag, existierte eine heilige Stätte, welche der Magie als solcher gewidmet war. Hier kniete Nadeshiko im stillen Gebet.

Als Ryuohtah eintraf, verharrte sie in ihrer Position: „Prinz Ryuohtah … bei unserer heiligen Magie schwöre ich Euch meine ewige Treue! Für Euch, der Ihr auserwählt seid zum Obersten König aufzusteigen, gebe ich mein Leben, meine Seele.“

Diese Offenbarung verblüffte Ryuohtah nicht wirklich; ein Teil von ihm hatte es bereits gewusst – viel mehr traf ihn die Position von Nadeshiko und er murmelte: „Ich wünschte, es wäre andersrum und ich dürfte dein Wächter sein, Shiko. Selbst wenn unsere Stellungen uns eingeholt haben, ändert das nichts an meinen Gefühlen für dich.“

Eine verräterische Röte legte sich auf ihre Wangen und die Worte kamen ihr etwas stockend über die Lippen: „Ohtah, ich … Meisterin Seiketsu sagte, nur du … nur du könntest das Chaos eindämmen und das gesamte Universum retten. Es ist … eine Ehre für mich, dabei helfen zu können.“

Der Prinz zog sie am Handgelenk auf die Füße, sodass sie sich auf Augenhöhe gegenüber standen und sagte ernst: „Du weichst mir aus. Mein Vater hat seine Pflicht über die Liebe gestellt und hat damit zwei, nein, mindestens drei Menschen unglücklich gemacht – ihn selbst, meine Mutter … und Seiketsu. Diesen Weg werde ich nicht gehen! Ich liebe dich, Shiko, bis zu meinem Lebensende …“

Ihr Widerstand bröckelte. Noch einmal rief sie sich ins Gedächtnis, wie die Beziehung zu einem Prinzen für Seiketsu ausgegangen war … Doch er war nicht Klerus. Nadeshiko wollte seinem Versprechen vertrauen … Mehr noch – ihre eigenen Gefühle waren viel zu stark, als dass sie ihn nur als Schutzbefohlenen betrachten konnte. Und so gab sie sich dem folgenden Kuss willentlich hin.
 

Im Gegensatz zu seinem Vater machte Ryuohtah aus seiner Liebe keinen Hehl – es gab weder heimliche Treffen noch ausweichende Blicke bei Hofe, stattdessen wählte er Nadeshiko sogar zu seiner Tanzpartnerin auf dem jährlichen Ball. Ein Teil von Klerus bewunderte und beneidete seinen Sohn dafür, dass er so zu seinen Gefühlen stehen konnte. Er hatte diesen Mut nicht gehabt und die Bedingung seines eigenen Vaters widerspruchslos akzeptiert. Ryuohtah würde eher die Königswürde verweigern, als sich von Nadeshiko zu trennen … Daher ließ Klerus ihn gewähren – er würde es nicht ertragen, noch einen geliebten Menschen zu verlieren.

„Ihr habt keine Einwände, Vater?“, fragte Ryuohtah überrascht.

Der König wandte sich dem Fenster zu, sein Blick suchte nach den Mauern des Tempels, und antwortete: „Liebe lässt sich nicht verbieten … Als Herrscher obliegt es mir, die Gesetze Ewyn´s zu verwalten … und ich beschließe, allen Thronerben die freie Wahl zu geben.“

„>Ein König sollte mit Mut und Weisheit regieren, weil das Herz und der Kopf nur gemeinsam die richtige Entscheidung treffen können.<“, rezitierte der Prinz einen Satz, den sein Vater ihm als Kind häufig vor dem Schlafengehen gesagt hatte, um ihn auf seine Pflicht vorzubereiten.

Hätte Klerus damals nach diesem Grundsatz gehandelt, hätte er vermutlich eine gänzlich andere Entscheidung getroffen … Doch Weisheit kam nun einmal von Erfahrung und Erfahrung erhielt man vor allem durch seine Fehler … Als Ryuohtah sich verabschiedet hatte, um Nadeshiko von dem Gespräch mit seinem Vater zu erzählen, machte auch dieser sich auf den Weg - zum Tempel. In weiße Gewänder gehüllt kniete die Oberpriesterin vor dem Altar, auf dem eine klare Kristallkugel aufgebahrt war.

„In die Zukunft sehen zu können bedeutet nicht, alles zu wissen … Es sind einzelne Fragmente, die sich genauso gut mit jeder neuen Sekunde ändern können.“, sprach Seiketsu, während er näher trat, „Ich habe gesehen, dass wir uns wieder gegenüber stehen würden … Doch den Grund … und den Ausgang dieser Begegnung kenne ich nicht.“

Klerus schwieg einen Moment länger, dann erwiderte er: „Ich habe mich nie bei dir entschuldigt … Auch wenn es dafür eigentlich gar keine Entschuldigung gibt. Selbst wenn du behaupten würdest, es wäre Schicksal letztendlich gewesen – ich war einfach nur feige."

Die Braunhaarige erhob sich und sah ihn an. Bei keiner Zeremonie hatte sie es bislang gewagt, ihm in die Augen zu sehen. Es bedurfte keiner Worte – nicht für einen einzigen Tag hatte sie aufgehört, ihn zu lieben. Niemals hätte sie einen anderen Mann an ihrer Seite akzeptiert.

„Klerus, ich …“, begann Seiketsu, brach jedoch abrupt wieder an.

Alles in ihr zog sich zusammen, Schwindel befiel sie, zwang sie in die Knie. Sofort eilte Klerus zu ihr, um sie zu stützen. Ein stummer Schrei bahnte sich seinen Weg aus ihrer Kehle.

„Sei, bitte, was ist los? Wie kann ich dir helfen?“, fragte Klerus verzweifelt und hielt sie fester.

Seiketsu´s Augenlider flatterten und langsam schaffte sie es Worte zu bilden: „Es ist soweit … das Chaos wird über Ewyn hereinbrechen …“

Erschöpft lag sie in Klerus´ Armen. Nun war ihre Aufgabe erfüllt … Einige kostbare Sekundenlang genoss Seiketsu seinen Schutz, dann befreite sie sich von ihm.

Bevor er seinen Protest äußerst konnte, sagte sie: „Geh´ zurück ins Schloss, Klerus … Deine Frau wartet auf dich. Nur euer Sohn kann unsere Welt jetzt noch retten … Du solltest an ihrer Seite sein.“

Qual verzog sein Gesicht, doch er ging zum Eingangsportal. Dort drehte der König sich noch einmal um. Und obwohl Seiketsu ihn weggeschickt hatte, wollten sich seine Füße keinen Meter weiterbewegen. Stattdessen kehrte er zu ihr zurück und schloss sie erneut in seine Arme.

„Wenn unsere Welt untergehen sollte, will ich lieber bei der Frau sein, die ich liebe …“, flüsterte er nahe ihrem Ohr, ehe er zu ihrem Mund wanderte und ihn mit einem Kuss verschloss.
 

An anderer Stelle hatten Prinz Ryuohtah und Nadeshiko ebenfalls bemerkt, dass der Tag gekommen war … Dunkle Wolken zogen sich über dem Himmel zusammen. Ein eiskalter, beißender Wind riss die Blätter von den Bäumen. Das Meer türmte sich zu meterhohen Wellen auf. Alles schien aus dem Gleichgewicht gerissen zu sein … Und am Firmament traf ein weißer Schwall reinen Lichtes auf eine trübe Ansammlung purer Finsternis. Die beiden Mächte rangen zunächst miteinander, bis sie sich in einem Wirbel vereinten. Nun kannten sie das »Gesicht« ihres Feindes, auf den Ryuohtah und Nadeshiko ihr Leben lang gewartet hatten … das Chaos war nach Ewyn gekommen.

„Ich rufe das Feuer an!“, rief die Rothaarige sofort ganz die Wächterin.

Rings um beide herum wuchs eine Feuerwand aus dem Boden. Das unheilvolle Übel näherte sich ihnen, ein eiskalter Schauer lief ihnen über den Rücken. Diese Macht war gekommen, um erst Ryuohtah zu töten und dann ganz Ewyn zu vernichten … Sie schleuderte einen gewaltigen Strahl auf Nadeshiko ab, die ihre Flammen zu einem Schild formte. Zwar wurde die Energie abgeblockt, doch die Wucht schlug sie zu Boden. Ryuohtah streckte die Hände nach der Macht aus – er musste sie in sich aufnehmen! Während Nadeshiko sich den dröhnenden Kopf hielt, wurde sie bereits erneut attackiert. Da ging alles ganz schnell – Ryuohtah warf sich vor seine Liebste und fing den Schlag ab. Unfähig zu begreifen, was geschehen war, verlor Nadeshiko das Bewusstsein …

Im Tempel lag Seiketsu noch immer in Klerus´ Armen. Durch ihre Gabe spürte sie, was vorging.

„Liebe lässt Welten entstehen … und untergehen.“, murmelt die Priesterin noch.

Denn ohne die Kraft des Obersten Königs überzog das Chaos ganz Ewyn und verschlang den Planeten vollständig …
 

Shiko, Seiketsu und Klerus erwachten aus ihrer Vision. Es war kein Versehen gewesen … kein Verirren, nein, Ohtah´s Seele wurde vom Chaos gefangen gehalten. Und nicht einmal ihre Verbindung zu den Nebeln hatte ihn befreien können … Dabei war jene Macht schon einmal auf ihrer Seite gewesen. Die Kinder der Legenden hatten Yoso No Koshi´s Kontrolle über die vier Elemente mit Ryukii No Mai´s klassengegebenem Bund zur Finsternis sowie Toki No Kibo´s heiligem Licht miteinander verschmolzen und das daraus resultierende Chaos gegen Shiro Tagachi, den Untoten Lich, Abaddon und den Großen Zerstörer gerichtet und sie endgültig besiegt. Seiketsu wusste genau, worüber ihre Seelen-Schwester nachdachte und hatte die Zeit genutzt, um Klerus davon zu berichten. Sichtlich beeindruckt wollte dieser wissen, ob es ihnen nicht erneut gelingen könnte, das Chaos nach eigenem Willen zu kanalisieren.

„Dafür fehlt uns leider jemand, der einen Bezug zur Finsternis hat … Selbst eure Peingebete hatten einen heiligen Ursprung.“, widersprach Shiko geknickt.

Plötzlich hellte sich das Gesicht der einstigen Heilerin auf und sie rief: „Das stimmt nicht – wir sind mit ihm verbunden! Seira hat es selbst gesagt – es gäbe nichts, was unser Band erschüttern könnte.“

„Also auch keine gewaltige, chaotische Energie, die einen von uns gefangen hält …“, schlussfolgerte ehemalige Elementarmagierin, „Du hast vollkommen recht – Ohtah ist immer bei uns! Dann strengen wir uns mal an, um ihn zu befreien. Unser nächstes Leben wartet sicher schon!“

Auf Tyria war es Shiko leicht gefallen, die Elemente zu ihrer Unterstützung zu rufen – hier jedoch befand sie sich inmitten des Universums, ohne Körper.

„Feuer, Erde, Wasser, Luft … ich brauche eure Hilfe, kommt zu mir mir … leiht mir eure Kraft …“, murmelte sie, gleich einem Mantra.

Seiketsu und Klerus hielten sich an der Hand und rezitierten ein Gebet: „Oh Dwayna, Herrin des Lebens, verleih´ uns deinen Segen … lass´ dein Licht über uns leuchten …“

Während sie ihre Anrufe wiederholten, wurden immer ihre Worte vielstimmiger … Mit jedem weiteren Moment erschienen Abbilder von Shiko, Seiketsu und Klerus – Inkarnationen all der Leben, die sie geführt hatten. Da waren welche, die ihnen vollständig glichen, und bei anderen konnte man nur einzelne ihrer Merkmale ausmachen. Wächterin Shiko, Priesterin Seiketsu und König Klerus und Ewyn standen ihnen mit am nächsten. Die letzten, die erschienen, waren Shikon Feenseele und Seiketsu Lichtsegen, ihre ersten Wiedergeburten ebenfalls in Tyria, nur zweihundert Jahre nach ihrem Tod. Doch sie hatten noch jemand bei sich – Ohtah Shadowdragon! Und mit ihm fanden sich auch Ohtah´s Verkörperungen ein, samt Prinz Ryuohtah.

Gemeinsam beschworen sie die Finsternis: „Du bist uns Schutz, du bist uns Weiser … im Schatten leben wir, im Schatten sind wir vereint.“

Endlich erhöhten die Essenzen von Feuer, Wasser, Erde, Luft, Licht und Finsternis ihr Flehen – sie vereinigten sich und das Chaos unterstand nun ihrer aller Kontrolle.

„Höre uns, Chaos! Du bist weder gut noch böse – du bist ein Teil von allem und jedem. Chaos ist das Leben an sich!“, verkündete Shiko.

Das Chaos fügte sich … und zog in unzähligen Schwaden in alle Richtungen davon. Ihre Selbst verschwanden ebenfalls … Zurück blieb nur Ohtah. Shiko stürzte auf ihn zu, hielt ihn fest. Glück durchflutete sie. Vor allem als sie dieses Bekannte ziehen spürte, welches alle zurück in die Nebel zog …

„Shiko, ihr habt mich gerettet. Was ihr riskiert habt …“, sagte Ohtah bei ihrer Ankunft in den Nebeln noch etwas mitgenommen, „Danke! Ich danke euch.“

Seiketsu und Klerus nickten lächelnd, während Shiko ihm einen Kuss auf die Wange hauchte und entgegnete: „Einmal Legende, immer Legende. Wir gehören auf ewig zusammen!“
 

Was bedeutet es wahrhaft zu lieben? Shiko und Ohtah, Seiketsu und Klerus machen es vor – nichts kann sie dauerhaft auseinanderreißen. Nicht der Tod und keine Wiedergeburt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wem ist es aufgefallen? Ja, ich gebe es zu - ihre neuen Titel sind ein "wenig" von Yu-Gi-Oh! GX geklaut. Dafür gibt es direkt im Anschluss aus genau dieser Welt - freut euch auf ein Wiedersehen mit dem Hüter der Kristallungeheuer ... Johann Anderson! Komplett anzeigen

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