Zum Inhalt der Seite

Die Legende von Shikon No Yosei

Das Schicksal einer Elementarmagierin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Als mir die Idee für dieses Interlude kam, musste ich weinen ...

Diese Geschichte spielt in der Welt von Guild Wars – Factions; einem Online-Rollenspiel, das von ArenaNet entwickelt wurde. Die Handlung jedoch ist der Fantasie von Ami Diana Saphira Mercury entsprungen.
Viele, viele Jahre sind ins Land gezogen, seit Shikon No Yosei, Ohtah Ryutaiyo und Seiketsu No Akari die Verteidiger von Cantha waren … Inzwischen haben auch Yoso No Koshi, Ryukii No Mai und Toki No Kibo das Amt weitergeben. Und aus ihren Eltern sind die drei weisen Ältesten von Shing Jea geworden.
Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zwischenspiel 06: Die neuen, legendären Gesandten

Ein Leben im Dienste Cantha´s

„Erzählt uns noch eine Geschichte! Bitte, bitte!“, rief eines der Kinder, „Erzählt uns, wie Ihr damals gegen Shiro Tagachi gekämpft habt!“

„Nein, erzählt uns lieber von den anderen Ländern, die Ihr bereist habt!“, widersprach ein anderes.

Die Älteste lachte. Es war jedes Mal dasselbe, wenn sie ins Kloster kam. Die Kinder wollten immer wieder Geschichten über ihre Kämpfe hören, die inzwischen schon so lange zurücklagen. Dabei verdankte sie den Umstand dieser neugierigen Kinder ihrer eigenen Familie zu verdanken. Toki No Kibo hatte den Plan ihrer Mutter von einem angeschlossenen Kinderheim umgesetzt. Denn trotz der friedlichen Zeit gab es weiterhin unzählige Waisenkinder auf Shing Jea. Hier fanden sie ein liebevolles Zuhause und neue Hoffnung.

„Mal sehen … wie wäre es denn, wenn ich euch erzähle, warum ich als junges Mädchen den Weg der Elementarmagierin beschritten habe?“, fragte Shikon No Yosei freundlich.

Die Kinder jubelten vor Begeisterung, setzten sich artig in einen Halbkreis und die Shing Jea entfachte ein kleines Feuer in Mitten ihrer trauten Runde. Es war keine Magie, die sie verwendete, sondern ein simpler Zaubertrick. Doch sie hatte keine andere Wahl – um den Kindern eine Freude zu machen, tat sie zumindest so, als hätte sie noch ein Fünkchen ihrer magischen Kräfte.

Sie räusperte sie und begann ihre Erzählung: „Es ist viele Jahre her, aber ich erinnere mich noch genau an diesen Tag … Ich war damals gerade einmal elf Jahre alt und stand kurz vor meinem Eintritt in das Kloster. Das Studium der Klassen braucht seine Zeit, das lernt man nicht von heute auf morgen, müsst ihr wissen. Doch ich hatte keine Ahnung, welchen Weg ich wählen sollte … Sollte ich als Waldläuferin mit dem Bogen schießen, mir einen Namen als Meisterin der Illusion machen oder wie der große Ritualist Togo mit der Geisterwelt in Verbindung treten?“

Shikon No Yosei machte eine Pause – was ihr Vater wohl davon gehalten hätte, wenn sie seinem Beispiel gefolgt wäre? – und ließ ihre Worte wirken, bevor sie weitersprach: „Ratlos lief ich aus dem Dorf Tsumei hinaus ins Sunqua-Tal. Ich wanderte viele Stunden umher … bis es schließlich Abend wurde und die Sonne unterging. Ich kam gerade an den südlichsten Punkt des Tals, zum Schrein der vier Elemente … Und als ich dort stand und über das Meer schaute, welches sich so stark von dem feuerroten Himmel abhob, frischte der Wind auf. Er verwehte den Sand, sodass er um mich zu tanzen schien … In diesem Moment wurde es mir bewusst. Diese Zusammenkunft von Feuer, Wasser, Luft und Erde brachte mich zu meiner Entscheidung Elementarmagierin zu werden. Und glaubt mir, ich habe meinen Entschluss nie bereut!“

Ein tosender Applaus und freudige Rufe brachen los. Die Kinder sprangen von ihren Plätzen auf, tanzten über den Platz.

„So, jetzt wird es aber Zeit nach Hause zu gehen.“, rief die einstige Elementarmagierin sie zur Ordnung.

Die Kleinen verabschiedeten sich widerwillig, leisteten aber wortlos Folge. Erschöpft streckte Shikon No Yosei ihre Glieder. Wenn sie daran dachte, wie viele Meilen dieser Körper auf ihren Reisen zurückgelegt hatte … jetzt schmerzte beinahe jede Bewegung. Sie war zu alt geworden, nächstes Jahr hätte sie ihr Jahrhundert vollendet. Dennoch war es ihr eine Freude zu sehen, wie Generation auf Generation heranwuchs. Sogar Chiyo und Ryukichi, ihre Enkel, hatten bereits eigene Enkel – und ihre Tochter Aiko war die erste Kaiserin gewesen, die den den Thron Cantha´s bestiegen hatte.

„Na, hast du wieder die Kinderherzen höher schlagen lassen?“, wollte eine ihr sehr vertraute Stimme wissen.

Shikon No Yosei wandte sich um und erwiderte lächelnd: „Bald ist mein Repertoire an Abenteuern endgültig aufgebraucht … Aber es ist schön zu sehen, wie unsere Geschichten auf diese Art lebendig bleiben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dieses Wissen verloren ginge.“

„Dann sollte es dich freuen zu hören, dass Seiketsu fertig ist.“, erwiderte Ohtah Ryutaiyo prompt.

Die Shing Jea machte große Augen. Seiketsu No Akari hatte über Jahre hinweg die Erlebnisse der drei lebenden Legenden und ihrer Kinder aufgeschrieben. Es waren mehrere hundert Seiten geworden, eine Episode spannender als die andere. Natürlich hatten Shikon No Yosei, Ohtah Ryutaiyo, Yoso No Koshi, Ryukii No Mai und Toki No Kibo daran mitgewirkt – vor allem da die Mönchin nicht bei jedem Kampf dabei gewesen war. Und endlich war es soweit!
 

Shikon No Yosei und Ohtah Ryutaiyo trafen vor dem Eingang zum Kloster von Shing Jea auf Seiketsu No Akari. Es schien, als hätte sie die beiden bereits erwartet. Und keine Sekunde später, wussten sie auch, warum. Hinter ihr standen die vier Gesandten der Nebel, welche ihnen einst beim Kampf gegen Shiro Tagachi geholfen hatten.

„Seid gegrüßt … Wir wussten … wir würden uns eines Tages … wiedersehen.“, begrüßte sie Bote Vetaura mit seiner gewohnt langsamen Art zu sprechen.

Kurier Torivos war der Nächste, der sprach: „So ist es. Aber wie bei unserer ersten Begegnung haben wir auch diesmal eine Bitte an Euch.“

„Shikon No Yosei, Seiketsu No Akari, Ohtah Ryutaiyo … Ihr habt viele unglaubliche Dinge in dieser Welt verbracht und Euer ganzes Leben dem Schutze Cantha´s gewidmet.“, sprach Emissärin Heleyne.

Nun übernahm Herold Demrikov: „Aus diesem Grund möchte der Gesandten-Rat Euch aufnehmen.“

Die drei lebenden Legenden schnappten nach Luft. Seit Jahrhunderten hatte der Gesandten-Rat keine neuen Mitglieder angeworben. Geschweige denn jemals darum gebeten.

Die Elementarmagierin trat vor und antwortete: „Das ist eine überaus große Ehre. Und ich weiß, dass meine Zeit ohnehin abgelaufen ist … Für Cantha bin ich bereit alles zu geben!“

„Wo auch immer du hingehen wirst, ich werde an deiner Seite stehen.“, bestätigte ihr Mann und zwinkerte ihr zu.

Nur Seiketsu No Akari sah zögerlich zu Boden.

„Wie entscheidet Ihr Euch?“, wollte Kurier Torivos von ihr wissen.

Sie schloss die Augen, während sie antwortete: „Ich liebe das Leben als Mensch … und den Frieden. Doch meine Heimat liebe ich mehr! Deshalb ja, ich schließe mich meinen Gefährten an.“

„Dann erwarten wir eEuch hier bei Sonnenuntergang wieder.“, informierte sie Emissärin Heleyne.

Mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme fügte Herold Demrikov hinzu: „Bis dahin habt ihr Zeit, euch zu verabschieden …“

„Ein Geschenk … das normalerweise nicht vergönnt ist.“, meinte Bote Vetaura ehrfürchtig, bevor sie ins Geisterreich zurückkehrten.
 

„Das Buch über unsere Geschichte ist vollendet. Wir werden es in der geheimen Bibliothek des Klosters hinterlegen, die nur dem amtierenden Leiter zugänglich ist …“, erklärte Seiketsu No Akari im Kreise ihrer Familie, „Somit ist auch unsere letzte Aufgabe erfüllt.“

„Wovon redest du da?“, wollte Ryukii No Mai verständnislos wissen.

Shikon No Yosei legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter und antwortete: „Niemand lebt ewig. Nicht einmal Legenden … Es ist unser Lebensinhalt für Cantha zu kämpfen. Aber … in diesem Leben können wir das nicht mehr.“

„Die Gesandten nehmen uns in ihre Reihen auf … So können wir unseren Dienst gegenüber Cantha wieder aufnehmen.“, fuhr Ohtah Ryutaiyo fort.

Yoso No Koshi verzog keine Miene, als er daraufhin feststellte: „Also wollt ihr uns verlassen.“

„Wir wollen mit euch gehen!“, meldete sich Toki No Kibo zu Wort.

Ihre Ziehmutter lächelte sanft, schüttelte jedoch den Kopf: „Eure Zeit ist noch ganz nicht gekommen. Ihr werdet hier gebraucht.“

„Und wir brauchen euch!“, gab die Assassine schnippisch zurück.

Damit war wieder einmal bewiesen, wie ähnlich sie ihrem Vater doch war, dachte Shikon No Yosei, bevor sie erwiderte: „Darum werden wir auch aus den Nebeln über euch wachen … Glaub´ mir, wir werden immer bei euch sein und eines Tages sehen wir uns dort wieder.“

Der Blick der Elementarmagierin wanderte zu ihrem Sohn, er nickte entschieden. Yoso No Koshi war stets vernünftiger gewesen, als seine Schwester. Er verstand seine Mutter. Und es war schließlich nichts neues, dass die drei lebenden Legenden jederzeit ihr Leben für Cantha geben würden. Genauso wie ihre Kinder. Und deren Kindeskinder. Dieses Erbe würde ihre Blutlinie für alle Zeit weitergeben …
 

„Ihr seid also bereit.“, bemerkte Emissärin Heleyne anerkennend.

Und so sprach Bote Vetaura wieder in seiner unverkennbaren Gemütlichkeit: „Um als Gesandte zu erwachen … müsst Ihr ruhelos nach dem Tod sein. Und natürlich … bedarf es unserem … Einverständnis.“

„Mit >ruhelos< meint Ihr, dass wir keines natürlichen Todes sterben dürfen, nicht wahr?“, hakte die weise Elementarmagierin nach.

Herold Demrikov lachte daraufhin höhnisch: „Ihr seid schlauer, als Ihr ausseht. So ist es, wie wir müsst ihr von jemanden getötet werden … oder euch selbst das Leben nehmen.“

Die drei lebenden Legenden sahen sich an. Besonders Ohtah Ryutaiyo schluckte schwer. Es hatte schon einmal die Situation gegeben, in der er sich dazu gezwungen fühlte, Shikon No Yosei töten zu müssen und ihr anschließend durch eigene Hand zu folgen … Damals war er sich so sicher gewesen – heute wusste er nicht, ob er es wirklich hätte tun können.

Seine Geliebte ahnte, woran er dachte und schüttelte den Kopf. Sie wollte ihm oder Seiketsu No Akari ebenso wenig etwas antun, wie er ihr. Lieber beendete sie ihr Dasein selbst. Auch die dritte der Ältesten war dieser Ansicht. Mord war etwas Abscheuliches, egal gegen wen er sich richtete – nur wenn es keine andere Möglichkeit gab, um zum Gesandten-Rat zu gehören, richtete sie diese Schuld lieber gegen ihr eigenes Leben.

Wie auf ein stummes Kommando, ging alles plötzlich blitzschnell. Ohtah Ryutaiyo zog einen seiner Dolche und schnitt sich die Kehle durch, Seiketsu No Akari unterbrach mit einer Handbewegung den Lebensfluss in ihrem Herzen und Shikon No Yosei befreite ihre gesamte magische Energie, leblos fielen ihre Körper ins Gras.

Nur wenige Augenblicke später erschienen drei Geister am Ort des Geschehens, die nur für diejenigen sichtbar waren, die selbst aus den Nebeln stammten oder die heilige Prüfung Weh No Su bestanden hatten – doch sie hatten nicht mehr die Gestalt, in der sie gestorben waren. Stattdessen standen sie in ihrem jugendlichen Aussehen als Verteidiger von Cantha dar.

„Als Gesandter nimmt eure Seele die Form an, die ihr in eurem Herzen tragt … Dies ist euer wahres Ich und wird euch fortan bis in alle Ewigkeit begleiten.“, erklärte Kurier Torivos.
 

So begann die Ära der Gesandten Späher Ohtah, Heilerin Seiketsu und Botschafterin Shiko, die von nun an viele unzählige Jahre im Dienste der Nebel stehen werden.

Was sie jedoch niemals erfahren würden, ist, dass ihre Kinder ihnen an jenem Tag ins Sunqua-Tal gefolgt waren und ihre sterblichen Überreste ins Kloster von Shing Jea gebracht hatten. Und dort werden sie wohl bis heute verehrt …


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, es ist wie Shiko sagt: »Niemand lebt ewig. Nicht einmal Legenden ... « Und dennoch schmerzt jeder Abschied. Aber jeder Abschied ist auch gleichzeitig ein Neubeginn und Hoffnung gibt es immer. Darum erwartet die große »Rückkehr der Legenden«! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück