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Gefährliche Leidenschaft

von

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Imprisoned

Tsukasa hatte die letzte Nacht nicht sonderlich gut geschlafen. Die Angelegenheit bereitete ihm einfach Kopfschmerzen. Er wollte einfach nicht, dass sein kleiner Bruder in den Knast wandern musste. Zero wäre doch die neue Fickmatratze der anderen Insassen und so ein Alltag im Gefängnis war hart, da bezweifelte er einfach, dass der Jüngere das durchstehen würde.

Natürlich hatte er noch einmal mit Kiyota darüber gesprochen, schon alleine deswegen, weil Karyu sozusagen sein Fingerglied als Entschuldigung als nicht nötig erachtete. Aber auch ihr Oberhaupt sorgte sich um Zero, es hatte nun mal einen Grund gegeben, warum dessen Frau dies in ihr Testament geschrieben hatte. Dabei war es sogar unüblich ein Testament aufzusetzen, da so etwas normalerweise mündliche weitergegeben wurde.

Er hoffte ja inständig, dass er mit Karyu eine Lösung finden würde. Ihm war fast alles Recht, solange sein kleiner Bruder auf freiem Fuß bliebe.

Seufzend quälte er sich aus dem Bett und kleidete sich an. Zum Frühstück gab es dann einen extra starken Kaffee. Bei einem guten Kaffee konnte man sowieso den Löffel reinstellen. Vorbereitet machte er sich auf den Weg zum Treffpunkt. Er war etwas zu früh dran, aber Karyu ließ ihn nicht lange warten. Erst als sie in einer ruhigen Café Ecke saßen, fingen sie an sich zu unterhalten. Zu aller erst entschuldigte sich Tsukasa für das Verhalten seiner Untergebenen und überreichte Karyu das Fingerglied in der Schachtel. Der Größere nahm es entgegen und sie verbeugten sich beide, wobei Tsukasa sich tiefer beugen musste.

„So und jetzt genug davon, dieses Problem ist damit aus der Welt geschafft. Es geht um Zero. Er ist doch hoffentlich noch nicht zur Polizei gegangen?“, meinte Karyu dann und packte die Schachtel in eine kleine Tasche.

„Noch ist er zu Hause, lässt sich aber schon den Tathergang erklären. Viel Zeit bleibt also nicht.“

Karyu nickte, für einen kurzen Moment sah er eine Unsicherheit im Gesicht des Yamato-Yakuzas, dann verschwand dies sofort.

„Tsukasa, ich habe mir eine Lösung erdacht, die wohl nicht ganz so normal ist, aber sie würde wohl beide Probleme lösen.“ Während der Größere das sagte, wurde er neugierig. Was sollte das denn für eine Lösung sein? „Ich möchte, dass du mich in euren Clan überlaufen lässt. Zero würde sicherlich nicht ins Gefängnis wollen, wenn ich bei ihm bin und die erzwungene Trennung, die Yamato will, wäre auch nicht nötig. Er macht es sicher nur deswegen. Kannst du das einfädeln? Natürlich weiß ich, dass ich es nicht einfach haben werde bei euch und lange in Angst leben muss, weil mein Clan versuchen würde Rache zu verüben. Für Zero will ich das aber tun. Allerdings möchte ich keine Geheimnisse meines Clans preisgeben“, erklärte Karyu und musterte seinen Gegenüber.

Über diese Idee war er sichtlich überrascht. Es bürgte eine große Gefahr mit sich.

„Ich kann das leider nicht so entscheiden, aber ich will es versuchen. Dafür würde ich aber Kiyota die Wahrheit erzählen. Also den Hintergrund von dir und Zero, andernfalls würde er es sicherlich nicht nachvollziehen können. Wenn er zustimmt, dann werde ich dafür sorgen, dass du mit in meine Gruppe kommst. Dort sollte es dir nicht allzu schlecht gehen. Wenn es dir Recht ist, kann ich versuchen ihn anzurufen und ihm die Situation erklären. Dann wissen wir vielleicht, wie es weitergeht und können Zero davon abhalten.“

Das Karyu wirklich dazu bereit war, überraschte ihn. Mit vielem hatte er gerechnet, aber nicht damit und nun musste er einsehen, dass der Mann, der ihm gegenüber saß, wirklich seinen Bruder liebte.

Karyu verbeugte sich und ließ ein „Das wäre sehr nett“ erklingen. Als brüderliche Geste klopfte Tsukasa dem Größeren auf die Schulter. Sie würden das schon hinbekommen. Also suchte er in seiner Tasche nach seinem Handy und war für einen Moment verwirrt, weil dieses just in dem Augenblick anfing zu vibrieren. Hizumis Name erschien auf dem Display. Was wollte denn der Zwerg? Nach einer kurzen Entschuldigung an Karyu ging er ran.

„Was denn, du Knirps? Ich hoffe es ist wichtig!“, zischte er genervt. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass jede Minute zählte.

„Zero… Zero ist gegangen, er ist zur Polizei. Er hat sich gerade verabschiedet und ist dann los. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Er wollte nicht warten, bis du wieder da bist“, murmelte der Kleinere und Tsukasa schluckte. Die nächste kleine Polizeistation war von ihnen aus nicht weit. Wenn könnte er seinen Bruder nur noch aufhalten, wenn er mit Lichtgeschwindigkeit dahin fuhr und das war unmöglich. Perplex legte er auf und sah zu Karyu.

„Es ist zu spät… Zero hat sich der Polizei gerade gestellt…“, murmelte er fassungslos. Sein kleiner Bruder war weg. Für einige Jahre würde er diesen nicht wiedersehen und er hatte sich nicht einmal mehr verabschieden können. Zum ersten Mal hatte er seinen Bruder nicht beschützen können und sofort durchzog sein Körper eine unglaubliche Leere. So etwas hatte er noch nie gefühlt.

Auch Karyu war geschockt und wurde bleich. Ihre Lösung, die ihnen allen geholfen hätte, kam zu spät. Schweigend sahen sie sich nur an.
 

~*~
 

Bewusst hatte Zero gewartet, bis sein Bruder gegangen war. Er ahnte, dass dieser ihn zum Bleiben überreden wollte, aber es war seine Entscheidung. Er wollte gehen und Karyu damit die Entscheidung erleichtern. Lächelnd hatte er sich von allen verabschiedet und Hizumi noch zwei Briefe in die Hand gedrückt. Einer war für Tsukasa und der andere für Karyu. Zwar würden diese Briefe den beiden nicht viel bringen, aber zumindest könnte er sich so etwas verabschieden.

Mit der Tatwaffe machte er sich auf den Weg zur nächsten Polizeiwache. Vor der Tür atmete er noch einmal tief durch. In dem Moment, in dem er dieses Gebäude betreten würde, würde sich sein Leben schlagartig verändern. Sein Körper reagierte von alleine, öffnete die Tür und trat ein, aber sein Geist stand noch immer vor der Tür, zögerte und wollte eigentlich nur kehrt machen. Doch es war zu spät.

Er legte die Waffe auf den kleinen Empfangstresen und sagte, dass er am Mord des Polizisten schuld wäre. Die Polizisten zögerten nur eine Sekunde und nahmen ihn dann sofort fest.

Ohne sich zu wehren oder sonstigen Widerstand zu leisten, ließ er sich durchsuchen und seine Sachen abnehmen. Dann ging es in einen Verhörraum, wo er den Tathergang erläuterte. Von Hideo hatte er sich alles so genau wie möglich erklären lassen, sodass er das nur noch erzählen musste. Natürlich hatten die Polizisten seinen Anstecker gesehen und schon gefragt, zu welcher Gruppe er gehörte. Wahrscheinlich ahnten sie auch schon, dass er nicht der wahre Täter war, aber auf der Waffe waren nun einmal seine Fingerabdrücke, selbst das Magazin hatte er gesäubert und dann wieder angefasst. Es sollte eben keinen Hinweis darauf geben, dass er nicht der Täter gewesen war.

Nach dem Verhör wurde er in eine kleine Zelle gebracht, wo ein alter Mann saß. Womöglich einer dieser Grabscher aus der Bahn.

„So einer wie du hat doch wohl nicht etwa ein hübsches Mädchen begrabschen müssen, du kommst doch sicher auch so zu deinem Spaß“, lachte der alte Mann. Genervt ignorierte er diesen ekelhaften Perversen und hockte sich in eine Ecke. Hoffentlich würde der Staatsanwalt sofort Anklage erheben, damit er in Untersuchungshaft käme und nicht noch länger mit so einem Abschaum zu tun haben musste. Irgendwie war das sogar beleidigend. Hatten die keine andere Zelle frei?

Zu seinem Leidwesen musste Zero fast die kompletten 48 Stunden warten, ehe er dann einen Anwalt zu sehen bekam. Was bedeutete, dass die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hatte. Eigentlich war dies nicht anders zu erwarten, schließe hatte er einen Staatsdiener erschossen und eine Waffe mit sich geführt.

Sein Pflichtverteidiger war alles andere als motiviert, aber es war ihm egal. Er würde vor Gericht sowieso gestehen und Reue zeigen. Der Polizist war nicht das Ziel dieser Tat gewesen und es tat seinem Clan wirklich leid. Also erzählte er seinem Verteidiger nur noch einmal das was vorgefallen war und das er auch vor Gericht geständig sein würde. Das bedeutete natürlich wesentlich weniger Arbeit.

Da dieses Gespräch vorbei war und die Tat jetzt angeklagt wurde, kam er von der Polizeihaftanstalt in die Untersuchungshaft. Den Perversen war er also los.

Die Untersuchungshaft zog sich dafür in die Länge, so konnte er wenigstens schon einen Einblick in sein neues Leben für die nächsten Jahre gewinnen. Mit ihm waren noch ein paar Kleinkriminelle und Betrüger in Untersuchungshaft. Die Kleinkriminellen hielten sich für besonders toll, während die Betrüger eher darauf erpicht waren, eine Strategie zu finden, um einen Freispruch zu erlangen.

Der Kontakt zu seinem Bruder und Hizumi fehlte ihm, aber vor allem Karyu. Doch es musste sein. Karyu würde heiraten und den Yamato-Clan übernehmen. Für ihn war einfach kein Platz im Leben des Größeren. Wenn er von der Höchststrafe ausging, würde er wohl um die 15 Jahre kriegen. In dieser Zeit würde Karyu ihn sicher vergessen und er ihn hoffentlich auch.
 

Sein Prozess wurde für zwei Tage angesetzt und wahrscheinlich würde es auch nicht viel länger dauern. Er erläuterte die Tathergänge, verhielt sich ruhig und entschuldigte sich von ganzem Herzen bei der Familie. Allerdings bezweifelte er, dass die Richterin das alles mit einrechnen würde. Miyako Kimura war die erste Richterin im ach so hochmodernen Japan, und hatte sich wahrscheinlich bis zu dieser Position hochkämpfen müssen. Japan war eben doch eine Männergesellschaft, wenn es um die Karriere ging.

Am ersten Tag hatte er Hizumi im Publikum gesehen, welcher ihn traurig angesehen hatte. Heute, am zweiten und letzten Tag, war Hizumi wieder da und mit diesem Tsukasa. Er schenkte ihnen ein kurzes Lächeln. Wenigstens hatte er sie noch einmal sehen können. Zwar war Tsukasa sein Bruder, aber dadurch, dass dieser ein Yakuza war, dürfte er ihn sicherlich nicht besuchen kommen.

Die Richterin bat um Ruhe und verkündete dann das Urteil. Zehn Jahre mit Arbeitszwang im Gefängnis auf Kyûshû. Kurz schloss er die Augen und atmete durch. Ein komplettes Jahrzehnt. Weniger als er erwartet hatte, aber dennoch ein großer Einschnitt in sein Leben.

Mechanisch erhob er sich, als die Richterin ging. Die Wachleute kamen, um ihn abzuführen. Schnell warf er noch einen Blick zu seinem Bruder. Für einen Moment glaubte er sogar Karyus Blondschopf gesehen zu haben, aber da hatten seine Augen ihm sicher einen Streich gespielt.
 

Schon nach ein paar Tagen wurde er ins Gefängnis nach Kyûshû überführt. Der Aufnahmeprozess war sowieso überall derselbe. Fingerabdrücke und ein Foto, dann wurden seine persönlichen Sachen durchgesehen und in die Aufbewahrung gegeben. Schon in die einheitliche Gefängniskleidung, bestehend aus einer hellblauen Jacke und Hose, gekleidet, wurde ihm beim gefängniseigenen Friseur der Kopf kahl geschoren. Es hatte ewig gedauert, bis seine Haare diese Länge gehabt hatten und innerhalb von zehn Minuten war alles weg. Jetzt wurde er zum Gefängnisleiter gebracht, der ein kurzes Gespräch mit ihm führte. Ein paar persönliche Daten, einiges zur Familie, eben das was eine Personalkartei so brauchte, danach wurde ihm noch der Beginn und das Ende seiner Haftstrafe mitgeteilt sowie ein Heft mit den Verhaltensregeln gegeben.

Die ersten zwei Tage verbrachte er in einer Einzelzelle und durfte diese auch nur zur Pflichterziehungsstunde verlassen. Manche nannten das Eingewöhnungszeit, da sie dazu da war die Verhaltensregeln zu verinnerlichen.

Nach dieser Zeit wurde er in den allgemeinen Trakt gebracht, wo eine minimal größere Zelle und ein Mitbewohner auf ihn wartete. Giru, so hieß sein Zellenkollege, war ebenfalls ein Yakuza, allerdings aus der örtlichen Umgebung. Zero war froh, dass er wenigstens nicht wieder mit so einem Bahngrabscher in einer Zelle war.

Giru kam gerade von der Arbeit zurück und gleich darauf gab es Essen, ehe wieder Pflichterziehungsstunde auf dem Plan stand. Viel Zeit zum Kennenlernen blieb ihnen da nicht wirklich. In der freien Stunde vor der Nachtruhe kamen sie dann endlich mal zum Reden.

„Bist du eigentlich berechtigt hier, oder nur aus Karrieregründen?“, erkundigte sich Giru und sah zu ihm.

„Ich bin zwar nicht berechtigt hier, aber auch nicht wirklich aus Karrieregründen. Ist etwas komplizierter. Und du? Wie lange bist’n schon da?“

„Bei mir ist es berechtigt. Bin beim Schulden eintreiben etwas zu grob geworden. Hab fünf Jahre bekommen, ich glaube die Hälfte hab ich jetzt hinter mir. Irgendwann hat man überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Vor allem wenn die meisten Insassen einen meiden, nur weil man von der Yakuza kommt. Es gibt noch zwei weitere wie uns, alle anderen sind normal. Der Leiter nimmt aber eigentlich gerne Yakuza-Leute auf. Wir verhalten uns in der Regel immer so schön ruhig.“

Nachdenklich sah er an die Zellenwand. Ruhig verhalten? „Wegen den Vergünstigungen?“, fragte er dann murmelnd und Giru nickte.

„Ja, ist zwar auch nicht so einfach zu bekommen, aber es ist angenehmer. Manchmal kommt man sogar etwas früher raus dadurch, aber da musste wirklich auf alles achten.“

Früher wieder rauskommen? Sein Leben hatte hier noch nicht einmal richtig angefangen, aber das war schon ein kleiner Anreiz. Tsukasa würde sich sicherlich freuen.
 

Sein Tagesablauf war immer der gleiche. Morgens um 6:10 Uhr geweckt werden und zum Appell antreten, sich innerhalb von 20 Minuten waschen und die Zelle in Ordnung bringen, dann gab es Frühstück und die Arbeit rief. Vor der Arbeit durfte man sich noch einer Leibesvisitation unterziehen. Die Pinkelpausen waren vorgegeben und Mittag gab es um 12:40 Uhr. Einzig die drei Minuten für die Lockerungsübungen wurden variiert. Nach der Arbeit wurde man ein weiteres Mal durchsucht, dann gab es auf der Zelle wieder Essen, nur um dann zum Pflichterziehungsunterricht erscheinen zu müssen. Die freie Stunde danach nutzte er meistens um zu lesen. Er bekam keine Briefe, die er beantworten könnte. Was sollte er also sonst machen? Die zweieinhalb Jahre mit Giru in der Zelle verliefen ruhig und angenehm. Sie wurden sogar irgendwie Freunde.

Doch danach wurde sein Gefängnisleben zur Hölle. Während er sich mit den Insassen noch immer relativ gut verstand, fingen die Wärter an ihn zu schikanieren. Sie versuchten ihn zu provozieren oder bestraften ihn für Dinge, die er nicht getan hatte. Natürlich fing es nur mit kleinen Sanktionen an, wie Leseverbot oder das er keine Briefe mehr bekommen dürfte, nicht das da je einer bisher gekommen wäre. Doch so langsam schien den Wärtern das nicht mehr zu reichen. Er bekam Einzelhaft in Zellen, wo wirklich nichts außer einem Bett und Toiletteneinrichtungen war. In der Zeit durfte er nicht Arbeiten und bekam dadurch auch eine geringere Menge an Essen. Schlimmer empfand er eher die Stille und dazu verdammt zu sein nur rumzusitzen. Was er den Wärtern getan hatte, dass deren Verhalten so umgeschlagen war, wusste er nicht.

Er war nie länger als zwei Tage in Einzelhaft, aber auch das sollte nicht die letzte Methode zum Quälen bleiben. Natürlich war ihm aufgefallen, dass er als einziger hier einen eher zierlicheren Körperbau hatte, aber dass sich Wärter an ihm vergreifen würden, hätte er nicht erwartet. Kein einziger Mitgefangener hatte je versucht, ihn zu verführen oder zu vergewaltigen, dass übernahmen dafür jetzt die Wärter.

Erst nur in der Einzelhaft und später kamen sie ihn auch des Nachts in seiner Zelle besuchen, da er noch keinen Mitgefangenen bekommen hatte. Selbst als er krank war und auf der Krankenstation lag, war er nicht sicher vor diesen Übergriffen. Zero kannte seine Rechte und versuchte Beschwerde beim Gefängnisleiter einzulegen, nutzte die Gremiumsbox, versuchte mit dem Gremium zu reden, aber seine Briefe schienen nicht weitergeleitet zu werden und auch das Gremium zur Wahrung der Menschenrechte schien nichts von seinen Versuchen zu bemerken.

Er war gefangen in einem nicht enden wollenden Kreislauf. Wie lange das so ging, konnte er nicht mehr sagen. Lange genug auf alle Fälle. Als er endlich einen neuen Zellenmitbewohner bekam, hoffte er, dass diese Schikane aufhören würde. Es hörte auch auf, aber nur kurz, dann wurde er wieder vermehrt in Einzelhaft gesteckt.

Alles war nur noch unerträglich, sodass er schon an einem Plan arbeitete, wie er dieser Pein für immer entgehen könnte. Viele Möglichkeiten hatte er nicht. Wahrscheinlich würde er einen Fluchtversuch starten und sich dann einfach von einer der Gefängnismauern stürzen. Der Aufprall würde ihn dann sicherlich umbringen, hoch genug waren die Mauern.

Sein Plan wurde immer detaillierter und bald würde er diesen in die Tat umsetzen, als er an einem Sonntag plötzlich in ein Besucherzimmer gebracht wurde. Verwirrt wartete er und dann schob sich ein kleiner Wuschelkopf, samt Körper in das Zimmer.

„Hizumi?“, sagte er erstaunt und starrte den Kleineren an. Hizumi sah gut aus. Die Kleidung war schlicht, aber es passte zu ihm und saß perfekt. Der Jüngere nickte und setzte sich ihm gegenüber.

„Ich sag’s ja nur ungern, aber du sieht scheiße aus und selbst das ist noch geschmeichelt. Ist alles in Ordnung mit dir Zero?“ Hizumi musterte ihn besorgt, aber er winkte nur ab.

„Ja, alles bestens. Knastleben ist eben hart, mach dir keine Sorgen. Ich hab nur jedes Zeitgefühl verloren, ich hätte mal eine Strichliste führen sollen, wie lange ich noch hab. Wie komm ich zu der Ehre? Was treibt dich hierher?“ Es tat ihm gut den Kleineren zu sehen und mit diesem zu reden.

„Ich soll dir liebe Grüße von Tsukasa ausrichten und das du durchhalten sollst. Wir haben unser Zeitgefühl nicht verloren, deswegen kann ich dir sagen, dass du nur noch ein Jahr hast. Halte durch!“, versuchte Hizumi ihn aufzubauen und schaffte es irgendwie auch. Ein Jahr nur noch, das musste er schaffen.

Lächelnd griff er nach Hizumis Hand und drückte diese leicht. Sein Herz machte einen kleinen Sprung als die Geste erwidert wurde. „Wie läuft es mit dir und meinem Bruder? Seid ihr jetzt richtig zusammen?“

Schmunzelnd beobachtete er, wie der Jüngere sich verlegen am Hinterkopf kratzte und nickte. „Ja, es hat gedauert, aber seit ungefähr zwei Jahren sind wir jetzt zusammen. Ich musste auch nicht gleich eine Verbrecherkarriere anstreben. Ich betreue immer noch die Tiere und jobbe ab und an wieder bei den Hostessen“, erklärte Hizumi. Zero freute sich für den Kleineren und lächelte. Irgendwie baute ihn das gerade auf.

„Pass bloß gut auf den Dickschädel auf, der stellt sonst nur etwas an… Sag mal Hizumi, weißt du was aus Karyu geworden ist?“ Unbewusst lächelte er traurig. Was sollte denn groß aus Karyu geworden sein? Wahrscheinlich hatte dieser geheiratet und den Clan übernommen. Womöglich dachte dieser schon gar nicht mehr an ihn und kümmerte sich um sein Frauchen. Vielleicht hatte dieser sogar schon Nachwuchs produziert.

Hizumi schüttelte den Kopf. „Nein, leider weiß ich nichts. Tsukasa hat ihm deinen Brief überreicht und seitdem gab es keinen Kontakt mehr. Tut mir leid. Ich wollte dich auch schon früher besuchen, aber ich hab die Erlaubnis nicht bekommen.“

Schnell schüttelte er den Kopf. „Kein Problem, ich bin froh, dass du da bist. Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet überhaupt jemanden hier zu sehen. Meine Kontakte sind eben alle aus der Schattenseite der Gesellschaft, bis auf du, und da wird der Kontakt eben verweigert. Mach dir also keine Gedanken. Das ich dich sehen konnte, baut mich gerade auf. Das letzte Jahr werde ich auch noch durchhalten und wenn ich wieder zurück bin, schmeißen wir ‘ne Party. Einverstanden?“

Der Jüngere nickte begeistert und strahlte Zero an. Dann klopfte es und ein Wärter steckte seinen Kopf in das Zimmer. Die Besuchszeit war vorbei. Schnell verabschiedeten sie sich noch, dann blieb er wieder einen Moment alleine in dem Raum. Noch ein Jahr, nur noch ein Jahr.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So das nächste Kapitel! :D Viel kommt auch nicht mehr an Kapiteln ^^v
Ich hab übrigens ne Hausarbeit über den japanischen Strafvollzug geschrieben und hoffe, ich konnte ein paar Sachen davon ganz gut hier einbringen. Auch ohne genauere Beschreibungen, dass konnte ich nicht übers Herz bringen ^^"""

Dann sag ich mal bis zum nächsten Mal! ^.^v Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BleedingRose
2014-07-13T08:30:15+00:00 13.07.2014 10:30
So wie es aussieht, scheint es doch zu klappen, dass Tsukasa und Karyu sich treffen können, ohne das die Fetzen fliegen. Es war schön zu lesen, dass sie sich Zero zu liebe, mal zusammen getan und einen Plan entworfen haben, wie sie ihm vor dem Gefängnis retten können, auch wenn es ja leider zu spät war.
Zero ist also ins Gefängnis gegangen! Ich hatte ja echt bedenken gehabt, als ich das gelesen habe, gerade weil Zero nun mal sehr feminin ist und das Gefängnisleben kein Kindergeburtstag ist. Aber das dann ausgerechnet die Wärter... damit habe ich nicht gerechnet. Und dann musste ich auch noch lesen was Zero vor hat, zum Glück kam Hizu ihn besuchen und schaffte es somit, Zero wieder etwas aufzubauen. An Selbstmord denkt er jetzt hoffentlich nicht mehr, wo er weis, dass es nur noch 1 Jahr ist, dass wird er hoffentlich hinbekommen.
Hizumi und Tsukasa haben es also endlich hinbekommen? Gut so.
Aber was wird aus Karyu und Zero? Hoffentlich gibt es bei den beiden ein Happy Ende. Es muss eins geben. Gerade nach dieser Gefängniszeit, braucht Zero, seinen Karyu.
***

Es war wieder mal ein schönes Kapitel, gut geschrieben, vor allem der Gefängnisalltag. Man hat gemerkt, dass du dich damit beschäftigt hast. Ich hoffe das nächste Kapitel kommt bald. LG
Antwort von:  ZERITA
14.07.2014 16:19
Kommt eben darauf an was der Grund für das Treffen ist. ;) Aber ja, für Zero war der Plan zu spät.
Nach meinen Recherchen für die Hausarbeiten sind es durchaus eher die Wärter, die früher die Gefangenen gequält haben. Zwar nicht immer unbedingt auf sexuelle Art, aber fiese Strafen schienen vor der Reform schon auf der Tagesordnung gewesen zu sein. Traurig oder? Es scheint sich aber gebessert zu haben.
Ja, Hizumi und Tsukasa haben es endlich geschafft. Hat aber lange genug gedauert. ;) Was aus Karyu und Zero wird? Das wird noch nicht verraten. :D

Vielen lieben Dank. :D Ich hab mir wirklich Mühe gegeben und wenn man das merkt, freut mich das wirklich. :D Das nächste Kapitel wartet schon auf Freischaltung, sollte also bald da sein.
Vielen lieben Dank für deinen Kommi :D


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