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Bullum Solare

von

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Die Geburtstagsparty

Drei Wochen...

Es war die dritte Woche, in welcher Akane nicht von ihrem Amulett geweckt wurde, sondern vom ganz normalen Wecker. Tatsächlich erschreckte sie dieser ungewohnte Klang mehr als das Amulettklingeln.

Sie sah auf die Uhr. Eigentlich musste sie erst in vier Stunden auf der Uni sein und würde noch eine Weile schlafen können, um ohne Stress dorthin zu gelangen, entschied sich aber fürs Aufstehen. Ausgeschlafen hatte sie schon die letzten Tage, heute würde sie das ungewohnt sonnige Wetter des Aprils genießen.

Drei Wochen.

Akane hob den Leguan auf ihre Arme und blickte aus dem Fenster. Sie grinste breit.

Drei Wochen hatte sie schon ihre Ruhe. Noch nie hatte sich Hyperions Bastard so viel Zeit gelassen, ihr das Leben zur Hölle zu machen. Eigentlich sollte sie die lange Dauer beunruhigen, doch in Anbetracht der Arbeitserleichterung, weil Sailor Moon nun endlich ihre neue Macht beherrschen konnte, hatte sie sogar das Gefühl, mit dem Widerling persönlich fertig zu werden. Ein anmaßendes, aber gutes Gefühl.

Ihr Gesicht spiegelte sich im Fensterglas, Akane betrachtete es genau. Keine überdimensionalen Augenringe, eindlich einmal ein gesunder Teint, und mit dem breiten Grinsen konnte man sie fast als hübsch bezeichnen. Nur ihre Haare waren genau so zerzaust wie sonst. Vielleicht hatte irgendein Frisör einen Termin frei, damit sie diese Katastrophe heute endlich richten lassen konnte.

„Ich glaub, das wird heut ’n Supertag, gell?“, fragte sie den Leguan. Er blickte skeptisch. Als ob er die SMS vorausgeahnt hätte.

Seitdem Mamoru sich von Usagi mehr oder weniger vorübergehend getrennt hatte, musste Akane als eine Art Ersatz dienen. Fast täglich schrieb sie eine SMS oder E-Mail, es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich zu Telefonanten oder sogar Hausbesuchen hinreißen lassen würde. Akane musste der Guten irgendwie beibringen, dass sie jetzt zwar Arbeitskolleginnen, aber mit Sicherheit keine Freundinnen waren. Sie hatte nur überhaupt keine Ahnung, wie.

Akane las die SMS: [k]MORGNEN! XD Sory :( weil ich so kurtzfristig frage, aber Rei hatt heut Geburdstag ^^ und ich lade dich hertzlich zu irer Partie ein! Absagen ist ferboten! ;) LG Usagi ^.^[/k]

Akane hätte geantwortet, wäre die SMS nicht mit legasthenischen Rechtschreibfehlern und Interpunktionsvisagen belastet gewesen.
 

Es war wahrscheinlich der unbequemste Thron, die ein Herrscher sein eigen nennen konnte. Keine Polsterung, bloß hartes Material, so groß, dass fast zwei Personen darin Platz nehmen konnten. Der Thron war nicht auf Bequemlichkeit ausgerichtet, denn ein Herrscher dürfe sich nicht an solche verweichlichenden Dinge gewöhnen, sondern seine Macht darin demonstrieren, wie sie immer gesagt hatte. Er war ein Konstrukt aus allen Metallen, die man zur Zeit seiner Entstehung kannte, sodass seine Oberfläche ein Muster zeigte, an welches Augen sich erst langsam gewöhnen konnten. Keine Schnörkel, bloß das Material erzeugte die Imposanz. Nuancen von Grau, Schwarz, Braun, Rot, Gelb und Grün ordneten sich nebeneinander, dass man von der Weite glaubte, es handle sich um eine, undefinierbare Farbe, doch von der Nähe erkannte man die unterschiedlichen Farben. Weil die Auftraggeberin gewusst hatte, was Ästhethik war. Leider war der ursprüngliche Glanz des Throns durch mangelnde Pflege und die halbe Ewigkeit seiner Existenz verschwunden, was den Eindruck schmälerte. Was sie dazu sagen würde?

Mithras nahm gerne darin Platz. Solange sein Vater noch lebte, stellte diese Ehre ein Sakrileg dar, doch betrachtete man Kaiser Hyperions Zustand, so durfte es sich nur um ein kleines handeln. Doch immer beschlich ihn unterschwellig das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Er konnte es kaum erwarten, bis sein Vater das zeitliche segnete, um endlich vom Kronprinz zum Kaiser aufzusteigen, um endlich legitim in diesem Thron sitzen zu können und die komplette Macht über ihr Vorhaben auszuüben, ohne ständig aus Angst vor Missbilligung seines Vaters seine Pläne ändern zu müssen. Hätte er Hyperion nicht so viel zu verdanken und wäre ihm nicht bewusst, dass sein Vater trotz Alter und Krankheit noch immer zu mehr fähig war, als er, hätte Mithras ihn schon längst getötet.

Er sah auf die drei Portraits: Mamoru Chiba, Tuxedo Mask, Endymion, oder wie auch immer er heißen möge, den er schon in seine Pläne eingebaut hatte; Rei Hino, Sailor Mars, über die er noch unentschlossen war, was er mit ihr machen sollte, und diese Ami Mizuno, die offensichtlich einen Bezug zur Grabschänderin seiner Mutter hatte, doch den er nicht einordnen konnte, weswegen er lieber die Finger von ihr ließ.

Seit langem sah sich Mithras gezwungen, nichts zu tun. Zum Glück bedeutete ihm Zeit nichts mehr, also konnte er warten, bis seine Besten von der Mission zurück sein würden.

„Sohn...“

Mithras sah erschrocken hoch. Was machte sein Vater hier? „Solltet Ihr nicht im Bett liegen?“

„Ich fühle mich besser.“ Und tatsächlich sah Kaiser Hyperion gesund aus. Seine Falten waren weniger geworden, sehr Haar hatte teilweise wieder Farbe bekommen. Sein Gang war aufrecht. Bloß die erbärmliche Kleidung hatte er nicht gewechselt. „Was tust du hier?“

„Ich denke über meine nächsten Schritte nach.“

Kaiser Hyperion winkte einmal mit der Hand und Mithras stand unverzüglich auf. Hinkendes Schrittes näherte sich sein Vater dem Thron und nahm mit knackendem Rücken Platz. „Du kannst froh sein, dass deine Mutter dich nicht aus dem Jenseits tötet.“ Er stöhnte. „Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass du in letzter Zeit sehr aggressiv vorgangen seist. Was ist an den Gerüchten wahr, Sohn?“

Mithras verzog das Gesicht. „Es schien mir der beste Weg.“

„Und inzwischen tragen diese unwürdigen Kriegerinnen die Macht deiner Mutter in sich.“ Er seufzte. „Da siehst du wieder, was der aggressive Weg tatsächlich bringt.“

In diesem Moment beschloss Mithras seinem Vater nichts von dem Ausfindigmachen der Marskriegerin und des Erdenprinzen zu erzählen. „Ihr wisst, dass dies meine Art ist. Und hätte ich nichts tun sollen, während Ihr dahingesiecht seid?“

Hyperion seufzte: „Ich will nicht sagen, dass du nicht dein Bestes gegeben hättest, aber dein Bruder hätte immer noch besser gehandelt.“

„Sol ist tot. Kommen Sie darüber hinweg.“

„Ja.“ Er verfiel in sentimentales Schweigen. „Aber, wie du siehst, mein Zustand hat sich gebessert. Eine Energie aus dem Jenseits hat mir neue Kraft geschenkt.“ Dass er nie Sunnas Namen aussprach, hatte Mithras nie verstanden. „Nun übernehme ich wieder das Wort.“ Er stöhnte, als ob Hyperion von einem Schmerz durchfahren werden würde. „Geh zum Doktor.“

Mithras schnaufte: „Als ob der Doktor noch irgendetwas zu Stande bringen würde.“

Kaiser Hyperion grinste spöttisch: „Ich war im Koma und habe offenstlich doch mehr mitbekommen, als mein munterer Sohn. Der Doktor hat viel experimentiert. Seine Züchtungen haben sich verbessert. Geh und sprich mit ihm, er soll dir beweisen, was seine neue Kreaturen zu können pflegen.“

Hyperion winkte wieder. Wie zuvor konnte er nicht anders, als seinem Vater zu gehorchen.

Ja, es stand noch immer außer Frage, dass Mithras seinem Vater unterlegen war.
 

„Jaaa, ich hab die Torten gebacken“, seufzte Makoto zum dritten Mal ins Handy und umklammete den Plastiksack, wo sich die Mehlspeisen befanden. „Ich muss jetzt aufhören. Der Bus kommt gerade und du weißt, ich mag es nicht in den öff...“ Ihr Einwand hielt Usgai nicht vom Reden ab. Und Makoto war zu sanft um einfach aufzulegen, zumal sie die schwere Phase, die Usagi wegen Mamorus Distanzierung durchmachte, verstand. Weiterhin das Handy an ihr Ohr haltend zwängte sie sich an den anderen Leuten vorbei zu einem Sitzplatz, dabei wäre ihr das Mobiltelefon zweimal fast aus der Hand gefallen. Was Usagi inzwischen gesagt hatte, hatte sie kaum mitbekommen.

„Würdest du alles noch einmal wiederholen? Ich musste mich auf anderes konzentrieren.“

Usgai vergewisserte sich bloß, ob Rei eh nichts von der Überraschungsparty ahnte und ob es Ami gelang, ihre Freundin lang genug vom Hikawa-Tempel fern zu halten.

„Das weiß ich nicht, Usagi, ich bin vor dreißig Minuten erst aus der Arbeit raus und habe bis jetzt nur mit dir telefoniert.“ Sie rieb sich die Stirn, als Usagi auf Minako zu sprechen kam. „Hast du gestern Nacht Minakos E-Mail nicht gelesen?“ Natürlich hatte Usagi diese übersehen. „Sie wird sich verspäten, aber dafür wird Kyoko Asakawa auch kommen. Deck bitte deswegen noch für eine Person mehr auf.“

Es folgte einer Schwämerei über Minakos Schauspielkollegin und im Anschluss über die Soap-Opera im Allgemeinen. Und nebenbei ließ Usagi die Bemerkung fallen, dass sie Akane eingeladen hatten.

Makoto stutzte. „Äh, ist das wirklich so eine gute Idee?“ Usagi bejahte. „Ich weiß, du hast ihr viel zu verdanken, aber sie passt deswegen noch lange nicht in die Gruppe. Ich denke nicht, dass zu Reis zwanzigstem Geburtstag außerdem ständig irgendwelche zynischen Bemerkungen fallen sollen.“

„Wie Beschwerden darüber, dass es keine Stripper gibt.“

Das kam nicht aus dem Telefon. Makoto zuckte zusammen. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie sich neben Tayo gesetzt hatte.

„Äh... Usagi, reden wir später weiter... ich bekomme gerade einen weiteren Anruf... ja...ja, hab ich... JA! Mach’s gut!“ Makoto legte so schnell wie möglich auf.

Tayo sah ein wenig anders aus. Ausgeschlafen und gepflegt, sogar ihre Hautunreinheiten waren besser geworden.

„Ich hab es nicht so drastisch gemeint, wie ich es ausgedrückt habe“, entschuldigte sich Makoto. „Nimm es bitte nicht persönlich.“

„Doch, ich hau dich das nächste Mal mit meiner Peitsche entzwei.“ Makoto riss die Augen auf. „War’n Witz.“

Makoto knurrte: „Würdest du vielleicht einmal lächeln, wenn du sakrsatisch bist, damit man sich auch auskennt?“

„Sorry, Lächeln ist heute leider aus.“ Als Demonstration bewegte Tayo bewusst ungeschickt die Mundwinkel. „Aber du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich geh nicht hin. Du hast Recht, ich pass nicht in eure Gruppe und außerdem geht es mir auf den Geist, dass Usagi so tut, als wären wir befreundet. Ich mag kein Öl ins Feuer gießen.“ Tayo wandte den Kopf zum Fenster. „Tussen wie sie sind nicht mein Ding.“

Makoto kaute auf den Lippen, unschlüssig, was sie von Tayos letzter Aussage halten sollte. Wiedereinmal war Tayo zu direkt für ihren Geschmack gewesen. Sie fühlte sich wahrscheinlich deswewegen zu dieser Frage genötigt: „Sag mal, hast du eigentlich Freunde?“

Tayo wandte ihren Blick vom Fenster ab. Sie zuckte mit den Schultern. „Das lässt sich mit meinem Job nicht vereinbaren. Zu gefährlich für die Liebsten. Habt ihr schließlich Freunde außerhalb des ehrwürdigen Kreises der Kriegerinnen?“

Makoto kaute auf den Lippen. Sie dachte an Kimiko, die sich immer noch im Koma befand. Auch wenn sie eine Respektsperson war, hatte sie ihre Chefin immer auch als eine Freundin betrachtet, die sich nun in einem kristischen gesundheitlichen Zustand befand, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Makoto konnte nicht unterlassen, sich selbst die Schuld zu geben. Sie dachte weiters an Naru und Umino, Usagis beste Freunde zur Schulzeit, die mehr als einmal in Gefahr geraten waren und zu denen nun der Kontakt abgerissen war.

Die meisten kannten Tayo und ihre großes Mundwerk. Die restlichen mussten wohl ihre Direktheit einen Tag aushalten können. „Ich war zu voreilig“, seufzte sie. „Bitte komm.“

„Bist du schwanger?“

„WAS?“

Tyo knurrte: „Weil du so launisch bist.“

Makotos Röte im Gesicht verschwand langsam, ihr Magen murrte jedoch noch lange vor Zorn. „Nein, ich.... NEIN!... ich dachte nur... Du hast nun jemanden kennen gelernt, der mit den Gefahren umgehen kann, wenn er in welche gerät. Du solltest das nutzen.“

Tayo gab ein spöttisches Lachen von sich: „Mit de Gefahren umgehen? Ihr?“

„Hey, ich geb zu, wir haben uns nicht gerade geschickt angestellt, aber als so unfähig musst du uns auch wieder nicht darstellen. Außerdem hast du selbst gesagt, dass Usagi „ready“ ist.“

„Hab ich das? Wann?“

„Du lenkst vom Thema ab.“

„Ach, echt?“ Tayo wandte das Gesicht vom Fenser ab. „Du hast jetzt, denke ich, gut eine halbe Stunde, mich zu überzeugen. Wir stecken im Stau. Und ich verpass meinen Frisörtermin.“

Makoto war gar nicht aufgefallen, dass der Bus sich seit Minuten nicht mehr bewegt hatte. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Eine Verspätung zur Party war unvermeidlich. Makoto fürchtete sich vor Usagis Reaktion.
 

Als er vor sechs Jahren zum ersten Mal auf der Erde gewandelt war, war Mithras schnell mit dem Klischee des verrückten Wissenschaftlers konfrontiert worden. Es erschreckte ihn jedes Mal, wie sehr der Doktor diesem Stereotyp entsprach. Sein Labor war kaum beleuchtet und roch nach Moder und Schimmel. Es herrschte Unordnung, überall standen Gerätschaften, deren Verwendung Mithras nicht ansatzweise erahnen konnte. In Reagenzgläsern schlummerten die Embryonen, die durch Kontakt mit Sauerstoff zu den riesigen Wesen, genannt Züchtungen wurden. Es waren zu viele, als dass sie zu zählen waren.

„Wer da?“, kreischte der Doktor. Er hasste es, wenn er während seiner Arbeit gestört wurde. Mithras knurrte. Die Wut des Doktors war binnen Sekunden verschwunden und wich Demut. „Ach, Herr, Ihr seid es. Was führt Euch in mein bescheidenes Gemach?“

Bescheiden war die falsche Bezeichnung – keiner stellte so viele Anschaffungswünsche wie der Doktor.

„Der Kaiser schickt mich.“

„Oh, ist Eure Hoheit wieder genesen? Das muss beschimmt an meiner Medikamentation liegen.“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war Doktor auch der Arzt Hyperions geworden, obwohl Mithras eigens jemanden für Krankheitsfälle rekrutiert hatte.

„Genesen... ja... nennen wir es so... würdest du bitte deine Hakfresse von mir abewenden?“

Der Doktor hatte grünliche Haut, verfiltze braune Haare, keine Zähne, eine Hakennase, keine Lippen, Augen ohne Iris und Pupille, einen Bukel und war winzig. Keiner wusste, ob er mit diesem hässlichen Aussehen auf die Welt gekommen war, oder ob er Opfer eines Selbstexperiments war. Auf Mithras’ Befehl hin wandte er sich jedenfalls schnell ab.

„Vater behauptet, du hättest eine neue spezielle Züchtung auf Lager...“

„Oh ja!“ Der Doktor lief durch das halbe Labor und fand schließlich das gewünschte Reagenzglas. Er war dreimal daran vorbeigerannt. Mit gebeugtem Kopf hielt er das Wesen schließlich unter Mithras’ Nase. „Seine genetischen Komponenten entsprechen denen, der bereits bekannten Züchtungen, doch mir war es möglich beim Ihrem letzten Kontakt mit...“

„Spar mir die Erklärungen, ich hab dafür keine Zeit.“ Der Doktor guckte verdutzt. „Der Kaiser befiehlt, eines zur Erde zu schicken. Mein Addendum ist diese Adresse.“ Mithras drückte dem Doktor einen Zettel in die Hand. Es war das Haus der Marskriegerinnen.

Der Doktor fing an hysterisch zu lachen.

Mithras verdrehte die Augen und schlich angewidert aus dem Labor.
 

Spätestens nachdem Tayo ein Buch herausgeholt hatte, herrschte zwischen Makoto und ihr Schweigen. Zumal Makoto auch keine Ideen hatte, wie sie Tayo zum Kommen überreden konnte.

Das Schweigen und das Getuschel im Bus wurden vom Alarmsignal von Tayos Amulett unterbrochen.

„Verdammt!“, knurrte sie. „Ist nur ’ne Erinnerung“, rief sie in die Menge, die sie wegen den penetranten Lärms vorwurfsvoll anstarrte. Tayo fummelte am Amulett hektisch herum, ehe das Geräusch endete. Dann schlug sie das Buch wieder auf.

„Heißt das nicht, dass du zum Einsatz müsstest?“, fragte Makoto, die eine andere Reaktion erwartet hatte.

„Jep.“

Makoto blinzelte und fauchte: „Keine weiteren Anmerkungen? Warum tust du nichts?“

„Soll ich mich wirklich im vollen Bus oder in der vollen Straße wegteleportieren lassen? Geht’s dir noch gut?“

Makoto musste Tayo leider Recht geben. „Aber, was sollen wir dann machen?“

„Nix“, meinte Tayo. „Manchmal geht es halt nicht. Wir können allerdings hoffen, dass irgendwer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.“
 

Stolz stemmte Usagi die Hände in die Hüften. Ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht. Die Dekoration war gelungen. Schwarze und rote Luftballons, Reis Lieblinsgfarben, mit Helium gefüllt berührten die Decke, kam man zur Tür herein, sah man sofort ein riesiges Banner mit der Aufschrift „Happy Twentieth Brithday, Rei!“ und Rosenmotiven, Reis Lieblingsblumen. Kerzen brannten und Lampen mit bunten Glühbirnen waren in allen Zimmern verteilt. Düster und fröhlich zugleich, sowie es Rei mochte. Die vielen Geschenke, alle im selben roten Geschenkpapier verpackt, waren als Pyramide aufgestapelt, der Tisch für dreißig Personen mit dem besten Besteck des Haushalts gedeckt. In der Mitte fehlten nur mehr Makotos Torten. Eine Kuschelecke zum Plaudern war eingerichtet, ein Snack- und Getränkebuffet, Usagi hatte eine Playlist mit Reis Lieblingssongst zusammengestellt. Konfetti und Ratschen lagen für die Gäste bereit, die betätigt werden sollte, sowie das Geburtstagskind die Wohnung betrat. Und irgendwie hatte sie es geschafft den Raben Phobus und Daimos je ein Schleifchen um den Hals zu binden. Ja, es war gelungen! Wenn es nicht mit ihrer Zukunft als Königin des Silberjahrtausends wurde, würde sie beruflich Parties ausrichten.

Usagi biss sich auf die Lippen. Seit Mamuro den Kontakt zu ihr abgebrochen war, schien ihre sichere Zukunft plötzlich gar nicht mehr so sicher, wie noch vor kurzer Zeit. Sie schniefte.

Luna hockte auf ihrer Schulter und Usagi fing an die Katze apathisch zu streicheln. Gern hätte sie etwas gesagt, hätte sich nicht gerade Reis Großvater von hinten angeschlichen.

„Wow, das hast du toll hingebkommen!“ Der Greis schlug Usagi auf den Rücken. Sie setzte wieder ihre gute Laune auf.

„Danke! Ich hoffe, Rei wird es auch gefallen!“

„Sicher, sicher!“ Er gähnte. „Ich leg mich dann noch mal aufs Ohr, bevor die Party losgeht. Du weißt ja, alte Männer brauchen viel Schlaf.“ Usagi nickte. Es würde noch zwei Stunden dauern, bis Rei zurückkam, da gab es noch genug Zeit. „Magst du dich vielleicht ein wenig zu mir legen?“

Usagi riss die Augen auf und schüttelte sich unfreiwillig. So alt, so krank, und noch immer so ein Lustmolch! Es fiel ihr schwer, höflich zu bleiben: „Äh... ich...“

„Gute Nacht, hübsche Dame.“ Reis Großvater tänzelte summend davon. Usagi fand es unglaublich, dass der Alte trotz der schweren Krankheit noch so guter Launer war.

„Alles wieder in Ordnung?“, fragte Luna.

Usagi blickte die Katze an. „Was soll nicht in Ordnung sein?“

Luna beschloss sie doch nicht auf den Liebeskummer anzusprechen, um keine negativen Gefühle zu verstärken. „Nichts.“

Usagi betrachtete noch einmal ihr Kunstwerk. Nichts war mehr zu tun. Und noch mindestens eine halbe Stunde bis die ersten Gäste auftauchen würden. Und der Tempel der Hinos hatte einen schönen Garten. Usagi beschloss es Reis Großvater nachzutun und ein Nickerchen zu machen, jedoch in der überraschend warmen Aprilsonne.

Artemis, den sie heute sittete, war schon länger auf die Idee kommen – er lag auf dem Rücken liegend im Gras und schnarchte so laut, wie es für Kater eigentlich unmöglich sein sollte.

„Fauler Sack“, murmelte Luna. „Schläft lieber, anstatt uns zu helfen.“

„Du hast auch nur unnötige Tipps gegeben,“ bemerkte Usagi.

„Besser als gar nichts.“ Luna sprang von Usagis Schulter und stürmte auf Artemis, den sie brüllend weckte. Auch wenn sie bald nichts mehr in dem Stimmengewirr der beiden verstand, kicherte Usagi über den Streit der beiden Katzen. Sie waren wirklich wie ein altes Ehepaar, nur dass sie leider kein Paar waren.

Es dauerte nicht lange, bis Usagi eingeschlafen war. Doch auch der Schlaf dauerte nicht lange, denn sie wurde von einer zerbrechenden Fensterscheibe geweckt. Sie saß plötzlich aufrecht, die Hand umklammerte ihre Brosche. Sie spürte, was da war.

Usagi biss sich auf die Lippen. Es würde ihr erster Einsatz sein, ohne dass Sailor Sun ihr zur Seite stehen würde. Ohne Ratschläge. Auch wenn das letzte Mal Akane fast keine mehr geben musste und sie das Gefühl hatte, das Biest alleine erledigt zu haben, so hatte sie doch ein mulmiges Gefühl im Magen. Was, wenn sie gleich den Hikawa-Tempel zerstören würde?

Sie schlich an die Quelle des Krachs hin um sich überzeugen, dass sie ihr sechster Sinn nicht täuschte. Doch er hatte es nicht getan. Die Kreatur war wiederlich. Es schien sich um einen Vogel ohne Federn und ohne Augen zu handeln, aus der Haut drang eine grüne, dickflüssige Brühe und der Schnabel hatte Zähne. Sein Körper endete in einem Schweif, wobei Usagi erst beim zweiten Hinsehen bemerkte, dass es sich um eine Schlange handelte. Es hatte versucht durch das Fenster in den Tempel einzudringen, doch sein riesiger Körper passte nicht durch die Öffnung und es steckte fest.

Für Akane wäre das ein leichtes Spiel, dachte Usagi. Und für mich muss es das auch sein.

„Macht der Mondnebel, mach auf!“

Das Wesen wurde auf sie aufmerksam und fing hysterisch an sich zu bewegen. Der Schlangenschweif zischte auf Usagi zu, doch war nicht groß genug sie zu erreichen. Usagi umklammerte den Stab. Sie hatte Zeit genug, das Tier war eingeklemmt.

Konzentration aufbauen. Tief durchatmen. Auf den Herzschlag achten. Seinen Körper spüren und die ganze Kraft, die durch einen hindurchfließt, wahrnehmen. Nur wenn man die Größe, dieser antiken Macht kennt, kann man sich auch beherrschen. Mit den Augen das Ziel anvisieren. Versuchen an nichts anderes zu denken.

„Mondlich der Liebe...“

In diesem Moment riss sich das Monster aus seiner Falle. Der Vogelkopf wandte sich zu Sailor Moon, doch diese ließ sich nicht beirren.

Sie schrie: „Sieg!“ Und ein gleißender Lichtstrahl entkam aus ihrem Stab, in gerader Bahn raste er zu der Kreatur, die nicht einmal dazugekommen war, eine Attacke auszuführen. Unter Geschrei verwandelte es sich in Staub.

„Sailor Moon!“ Luna und Artemis kamen auf Usagi zu gerannt. „Ist dir etwas passiert. Wir haben gerade gemerkt, was hier los ist.

Sie verzog keine Mine, doch atmete ruhig. Doch dann zierte ein breites Lächeln Usagis Gesicht.

„Ich kann es!“, frohlockte sie. „Ich kann es endlich. Auch alleine.“ Sie machte einen Freudensprung. Und dann fiel ihr die Sauerei auf, die das Monster hinterlassen hatte. Wenigstens war die schöne Deko nicht beschädigt worden.
 

„DAS WAR ALLES!“ Die Tür zum Labor des Dektors öffnete sich mit einem lauten Knall. Mithras schnaufte vor Wut. „DAS DING IST SOGAR NOCH SCHWÄCHER ALS DIE VORANGEHENDEN!“

Er sah sich im Labor um. Kein Doktor. Da der Widerling allerdings nie das Labor verließ, konnte er sich nur verstecken. Unter einem vollbelandenen Tisch fand er ihn schließlich bibbernd hinter einigen Schacheln. Mitrhas stieß sie zur Seite und packte den Zwerg am Hals. „RECHTFERTIGE DICH, BETRÜGER, BEVOR ICH DICH DEINEN EIGENEN VIEHCHERN ZUM FRASS VORWERFE!“

„Nicht Kampf...“, krächzte der Doktor. Mithras lockerte den Griff, damit der Doktor besser zu Wort kam. „Sie sind nicht für den Kampf gedacht, es sind bloß Wirte. Das, was sie nach ihrem Tod ausbrüten, ist das Wirkungsvolle.“

Mithras wurde hellhörig. Er setzte den Doktor ab und ließ sich die Funktionsweise dieser Züchtungen detailliert erklären. Teilweise detaillierter als wollte. Wie sie funktionierten, verstand er zwar nicht, doch er verstand den Sinn und Zweck dahinter. Er musste dem Doktor schwer aber doch etwas wie Kompetenz zusprechen... wäre da nicht seine Wut wegen anderer Dinge.

„Das ist alles schön und gut, aber sag mir doch, warum hat das Ding nicht mitbekommen, welche Identität sich hinter der Schlampe von Mondprinzessin verbirgt. So schnell wie sie aufgetaucht ist, war sie sicher schon dort... oder?“

Der Doktor zitterte: „Tja ähm... sie sind eben nicht die hellesten...“

Mithras verpasste dem Doktor einen Tritt, dieser fiel zu Boden. Er packte den armseligen Mann und schleifte ihn mit sich. Das Flehen und Wimmern ignorierte er. Er dachte lieber daran, was in ein paar Tagen bei diesem Hikawa-Tempel passieren würde.
 

„ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!“, schrieen alle im Chor. Auf den ersten Blick konnte sie gar nicht ausmachen, wer und wie viele Personen überhaupt anwesend waren. Sie hatte ja damit gerechnet... das Ami ihr ausgerechnet an ihrem Geburtstag anbot, mit ihr Nietzsche zu besprechen, war einfach zu verdächtig, auch wenn Rei sie um Hilfe gebeten hatte. Aber dass es ein so großes Fest werden würde, damit hatte sie auch nicht gerechnet. Usagi hatte den Tempel sehr hübsch hergerichtet, auch wenn sie nicht verstand, warum ein Fenster auf beiden Seiten mit roten Decken verhangen war. Makoto hatte köstliche Torten mitgebracht und Minako hatte ein tolles Unterhaltungsprogramm mit Karaoke und (Trink)Spielen vorbereitet. Und sie fand Gesichter in der Menge, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Alles war perfekt!
 

Der Tag ist angebrochen, was soll ich sonst anderes tun?, dachte Akane mit verschränkten Armen vor den Treppen des Hikawa-Tempels stehend. Die Pop-Musik, die ihr alle Haare Berge zu stehen ließ, dröhnte bis hierher. Aber was sollte sie sonst heute noch tun?

Die Feinde hatten heute schon ihren Streich vollzogen und sie hatte ihn nicht wahrnehmen können. Den Fristörtermin hatte sie wegen des Staus verpasst. Universitären Verpflichtungen waren auch erledigt, Rika nervte auch nicht, auf Lesen hatte sie keine Lust und im Kino gab es im Moment keine gute Filme, die sie nicht schon gesehen hatte. Joggen, sie könnte Joggen gehen. Aber bis sie zu Hause war und sich Sportsachen angezogen hatte, war es zu spät dafür.

Was soll ich denn sonst tun, dachte sie wieder und gestand sich seufzend ein, dass diese Worte ein verdammt kümmerlicher Weg der Selbstbelügung waren. Es war wirklich nicht so, dass sie im Moment keine Lust auf Leute oder Alkohol hatte. Und es war wirklich nicht so, dass sie keine Lust hatte sich ein wenig mit ihren Arbeitskolleginnen zu amüsieren

Akane gingn in den Hikawa-Tempel



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