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Ein Neuanfang

Wahrheit. Verzeihung. Neues Leben...
von

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Kaidan: Treppe

Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, brauche ich eine Weile, um wieder zu wissen, wo ich bin. Es ist ungewöhnlich still. Kein schnarchender Naruto, kein schlafredender Schmuckshuppet-Fuchs und keine leeren Suppenschüsseln um mich herum. Der Blick aus dem Fenster ist auch anders: raus, über den Wald. Es ist noch etwas dunkel. Oder nicht ganz hell. Genau dazwischen. Morgendämmerung.

Wo bin ich?

Die Erinnerung an gestern Abend kehrt zurück. Das Staubwischen, danach das Abendessen mit Naruto und Sakura. Meine neue Wohnung.

Heute also. Itachi wird aus dem Gefängnis entlassen. Und wenn alles gut geht, zieht er bei mir ein.

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen liege ich in meinem neuen Bett, nachdem ich die letzten Wochen auf dem Boden von Narutos Zimmer geschlafen habe, und starre an die Decke. Die Lampe schimmert schwach im Licht, das von irgendwo draußen hereinkommt. Der Raum riecht noch nicht nach etwas, das ich Zuhause nenne. Ich weiß zwar kaum noch, wie ein Zuhause für mich riecht, aber irgendwie fehlt diesem neuen Zimmer das, was entsteht, wenn man darin lebt. Und ich glaube, es hat mit dem Geruch zu tun.

Mein Wecker, den Sakura mir vor einer Weile geschenkt hat, zeigt mit seinen Leuchtzeigern halb fünf Uhr an. Ich bin, aus meiner Zeit bei Orochimaru, an frühes Aufstehen gewöhnt. Training, noch vor dem Frühstück.

Aber heute nicht. Heute gibt es kein Training. Ich bin in Konoha und mein Bruder zieht zu mir in meine neue Wohnung.

Ich stehe auf, spüre den kühlen Holzboden unter meinen Füßen und gehe in das Zimmer hinüber, in das Itachi heute einziehen wird. Noch hat der Raum nichts von seinem Leben, genauso wie mein Zimmer noch nicht wirklich meins geworden ist. Ich gehe zum Fenster, ziehe die Rollläden hoch und stelle den Heizkörper an. Es soll warm sein, wenn mein großer Bruder hier einzieht.

Wie das wohl sein wird, mit Itachi und mir in einer Wohnung?

Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es gut geht. Und eigentlich gibt es auch keinen Grund, warum es nicht funktionieren sollte. Oder?

Ich kehre in mein Zimmer zurück, ziehe mich an und gehe vor die Tür. Draußen kommt gerade die Sonne hinter dem Wald hoch. Von hier aus kann ich das Haupttor sehen, wo selbst zu dieser frühen Stunde schon Leute ein und aus gehen. Die Torwächter öffnen um vier Uhr morgens.

Nachdem ich genug frische Luft eingeatmet und noch eine Weile den Sonnenaufgang über Konoha beobachtet habe, gehe ich wieder hinein. Zehn Minuten Badezimmer: Duschen, Zähneputzen, ein Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht, dann kämmen (was bei meinen widerspenstigen Haaren oft genug nervig wird) und ein kurzer Rumdumblick im Spiegel.

Dann ab in die Küche. Zum ersten Mal seit langem koche ich mir allein meinen Reis und kann dann in aller Ruhe frühstücken. Reis, ein wenig eingelegtes Gemüse, Seetang und meine heimlich geliebte Tomate. Das nennt man wohl normales Leben.

Ich fühle mich schon ein bisschen wohler, ein wenig mehr zu Hause in meiner neuen, ersten richtig eigenen Wohnung (das winzige Zimmer aus meiner Zeit während und nach der Akademie zählt nicht). Noch scheint sie, obwohl vergleichsweise klein, irgendwie zu groß für mich, aber ich werde ja auch nicht lange allein bleiben. Schon heute Abend wird Itachi auch hier sein.

Während ich mir die Schränke, in denen wenig, aber ausreichend Geschirr und Besteck vorhanden ist, genauer ansehe, schweifen meine Gedanken zu den letzten Besuchen bei meinem Bruder. Viel gesprochen haben wir nicht. Die Besuche nach dem ersten, tränenreichen, waren kürzer. Die meiste Zeit über habe ich an seinem Bett gesessen, seine Hand gehalten, während ihm stumm die Tränen übers Gesicht liefen und er dann der langsamen Genesung entgegenschlief. Wenn er die Augen öffnete und bemerkte, dass ich da war, lächelte er.

Ein einziges Mal ist er langsam und sehr vorsichtig aufgestanden. Mit Harumis Hilfe machte er ein paar Schritte zum Tisch am Fenster, musste sich dann aber sofort hinsetzen. Itachi, der früher jeden Tag Taijutsu trainiert hat und Gegner mit einem einzigen Schlag bewusstlos schlagen konnte, so zu sehen, schon nach ein paar Schritten atemlos und müde, das hat mich erschreckt. Obwohl ich ihn schon sehr viel kraftloser erlebt habe, war es doch ein Schock für mich. Mein Entschluss, alles dafür zu tun, dass er wieder so stark wie früher wird, ist noch fester geworden.

„Guten Morgen, Sasuke!“

Naruto und Sakura. Schon wieder.

„Könnt ihr mich nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen?“ frage ich.

Naruto grinst mich an, kichert, und fragt zurück: „Und? Wie war die erste Nacht in deinem neuen Zimmer?“

„Was wollt ihr so früh schon von mir?“

„Also, eigentlich sind wir hergekommen, um dich abzuholen. Die Alten wollen dich nämlich sehen, wegen Itachi. Keine Sorge, du musst da nicht allein durch. Tsunade wird auch dabei sein.“ antwortet Sakura, „und du solltest deine Kunai und Shuriken hier lassen.“

„So früh morgens schon?“

„Ja. Ich weiß auch nicht, was das soll.“

„Wahrscheinlich hat Yamato den dreien erzählt, dass ich morgens oft mies drauf bin und aggressiv werde, wenn mich jemand weckt. Die hoffen jetzt bestimmt, dass ich ihnen eine Steilvorlage für irgendwas liefere.“

„Und deshalb wirst du dich nicht aufregen, verstanden? Kakashi kommt mit und wir auch, du bist also nicht allein.“ sagt Sakura. Sie hat so etwas in der Stimme, einen Befehlston, dem ich nichts entgegensetzen kann.

„Die können machen, was sie wollen!“ Naruto redet mal wieder lauter, als es in einem kleinen Raum wie meiner Miniküche sein müsste, „dich geben wir nicht wieder her, Sasuke! Und wenn du deinen Bruder im Dorf haben willst, werden wir dich dabei unterstützen, das auch durchzusetzen!“

„Ich weiß ja, dass ihr und Itachi…“ was die beiden wirklich über meinen Bruder denken, weiß ich nicht. Wir haben in letzter Zeit nicht viel über ihn gesprochen.

„Kein Problem!“ Naruto grinst mich an, „wenn zwischen dir und Itachi alles okay ist, haben wir überhaupt nichts gegen ihn!“

Fast hätte ich darauf mit „Ihr seid die besten Freunde, die man sich vorstellen kann!“ geantwortet, aber das, was von dem eiskalten Sasuke noch in mir übrig ist, verhindert es.

„Wir werden uns daran gewöhnen, dass er hier lebt. Ganz bestimmt. Er ist immerhin dein Bruder.“

„Das hat euch früher auch nicht interessiert.“

„Er hat dich so furchtbar leiden lassen. Natürlich waren wir wütend auf ihn. Wir sind schließlich deine Freunde.“ sagt Sakura, „und woher hätten wir wissen können, dass er selbst genauso gelitten hat? Das wusste doch niemand. Nicht einmal Kakashi hat es bemerkt.“

„Erinnert ihn bitte nicht daran. Er denkt selbst viel zu viel. Wir müssen das hinter uns lassen, versteht ihr?“
 

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir dir das durchgehen lassen?!“ Koharu starrt mich mit ihren schmalen schwarzen Augen an, „du und dein Verräter von Bruder, ihr habt in Konoha Gakure nichts mehr zu suchen!“

„Ach nee, und du willst das bestimmen?“ von der Alten lass ich mir gar nichts sagen! Wenn sie so weiter über meinen Bruder lästert, vergess‘ ich mich noch.

„Schluss jetzt!“ ruft Tsunade, „Sasuke und auch Itachi wieder ins Dorf aufzunehmen, war meine Entscheidung und ihr haltet euch da raus, verstanden?“

„Es geht hier immerhin um die Sicherheit des Dorfes. Ein Mitglied der Akatsuki-Organisation hereinzulassen, ist vollkommen inakzeptabel.“ sagt Homura.

Meine Hände zittern vor Wut. Wenn ich jetzt Kusanagi hier hätte…

„Worum geht’s hier eigentlich?“ schreie ich, „darum, dass jemand, der bereit ist, sein Leben für dieses Dorf zu geben, eine zweite Chance bekommt? Oder darum, dass ihr niemanden vom Uchiha-Clan hier haben wollt?“

Koharu ist deutlich anzusehen, dass ich sie erwischt habe. Sie und ihr bescheuerter Krieg gegen meine Familie! Und Danzo, der bisher nichts gesagt hat, sieht genauso aus. Meine Hand zittert, es zieht sie beständig zur Waffentasche an meinem Gürtel.

„Beruhige dich, Sasuke. Die Drachen haben beschlossen, dass Itachi hier ins Dorf zurückkommt und daran gibt es nichts zu rütteln.“ sagt Kakashi.

„Dann hört doch damit auf!“ schreit Naruto, „ich bin hier die Jinchu-Kraft, hinter mir waren sie her! Und wenn Itachi das alles nicht wollte, wenn es ihm genauso wehgetan hat wie Sasuke und mir, dann muss er auch die Chance haben, das wieder in Ordnung zu bringen!“

Damit hat wohl keiner von den Alten gerechnet. Dass Naruto, der von Akatsuki verfolgt wurde, Itachi jetzt verteidigt, passt nicht in ihr schwarz-weißes Denken. „Du hast dazu gar nichts zu sagen.“ versucht Koharu ziemlich armselig, ihre Haltung zu bewahren.

„Doch! Weil ich nämlich mal Hokage werde!“ Naruto ist mal wieder ganz in seiner Motivation, „und dann wird hier in Konoha einiges anders!“

„Den Uchiha ist nicht zu trauen.“ sagt Danzo und bringt damit mein Geduldsfass zum Überlaufen.

„Was soll Itachi euch denn tun? Er ist krank, kann kaum ein paar Schritte gehen und wird in nächster Zeit meistens im Bett liegen. Das einzige, was er tun könnte, wäre, euch zu sagen, dass ihr mit diesem schwachsinnigen Krieg aufhören sollt! Er kann nicht mal was gegen euch schreiben, weil er nämlich fast blind ist!“ mir reicht’s. Wenn die noch ein einziges Wort gegen Itachi sagen, garantier ich für nichts mehr. Ich hab schließlich noch Chidori.

Sakura steht neben mir. „Sasuke, beruhig dich endlich! Itachi wird bei dir leben, daran können die nichts mehr ändern. Es würde dich nur in Schwierigkeiten bringen, wenn du jetzt ausrastest, also lass es.“ zischt sie in mein Ohr.

Naruto wird richtig wütend. Homura hat gerade, als Sakura mit mir geredet hat, irgendwas gesagt, das wohl in Richtung Jinchu-Kraft ging. Ich hab's nicht genau gehört.

„JETZT HALTET ENDLICH MAL DIE KLAPPE!! IHR VERSTEHT ÜBERHAUPT NICHTS!! SASUKE IST MEIN FREUND, KAPIERT!!“

„Naruto“ sagt Sakura, viel zu leise, „krieg dich wieder ein.“

Er regt sich nicht ab, sondern rauscht mit fuchsroten Augen und spitzen Eckzähnen an uns vorbei, hinaus. Dass Kyuubi jetzt ein Schmuckshuppet namens Kyu-chan ist, ändert nichts daran, dass dieses Wesen ein ungeheures Temperament hat und auch weiterhin Verwandlungen bewirken kann.

Draußen sind schon die Drachen zu hören.

„Ihr werdet noch sehen, was das für Schwierigkeiten bringt…“ sagt Koharu.

Schwierigkeiten wird es bestimmt geben: nämlich für sie und den Ältestenrat.

Vor der Tür schwebt Darkrai.

„Wo ist dein Zimmer?“ fragt er mich.

Ich zeige in die Richtung, wo das Haus steht.

Dialga, das über dem Dorf schwebt, steht binnen weniger Sekunden direkt über meiner Wohnung. Itachi ist schon hier, vor dem Haus, ich kann es deutlich spüren.

Ich laufe durch die Straßen, vorbei an vielen Leuten, die zu den Drachen hochschauen wie zu einem aufregenden Sommerfeuerwerk. Kakashi, Naruto und Sakura sind hinter mir. Narutos Augen sind wieder blau, aber dass er noch immer eine gewaltige Wut auf die Ältesten hat, ist ihm deutlich anzusehen.

Itachi sitzt in seiner Akatsuki-Uniform auf der Treppe vor der Haustür, neben ihm steht Harumi und um die beiden herum hat sich ein Kreis aus neugierigen, teils ängstlichen Leuten gebildet.

Naruto und Sakura haben ihn in der Zeit nach meiner Rückkehr noch nicht gesehen. Das letzte Mal war wohl bei der Mission mit Suna Gakure und Akatsuki. Sie haben mir nur wenig davon erzählt. Und ich will's noch gar nicht wissen.

Die Blicke der Leute um Itachi herum fühlen sich für ihn ganz bestimmt nicht gut an. Ohne ein Wort zu sagen, geben sie ihre Botschaft zu verstehen:

„Das ist der Abtrünnige, der Verräter, der zur gefährlichen Akatsuki gehörte!“

„Was tut er hier im Dorf?“

„Wurde Akatsuki nicht aufgelöst?“

„Er war doch schon mal hier und hat gegen unsere Leute gekämpft.“

Sie brauchen es gar nicht wirklich auszusprechen. Ihre Blicke genügen.

Er hat sich an die Wand gelehnt, den Kopf gesenkt und wirkt schwach, unglücklich und auf gewisse Weise schüchtern. Sein langes, schwarzes Haar ist offen und hängt vor seinen Augen.

„Hier gibt’s nicht zu sehen!“ schreie ich, „verschwindet!“

Langsam ziehen sich die Leute wieder in ihre Häuser zurück. Sie flüstern miteinander, werfen noch den einen oder anderen Blick auf meinen Bruder, bevor sie ihre Türen wie Schutzschilde hinter sich schließen.

„Itachi? Geht’s?“

Er hebt den Kopf, stumme, rötliche Tränen laufen aus seinen grauen Augen über sein Gesicht. Wieder hier zu sein, in Konoha, seiner geliebten Heimat, die er zuletzt als vorgetäuschter Feind betreten hat: ich kann mir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie es gerade in ihm aussieht. Glücklich darüber, dass jetzt endlich alles in Ordnung kommt. Traurig über die verlorene Zeit und die Ablehnung, die ihm entgegenschlägt. Und dann wohl dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn man etwas nach langer Zeit endlich geschafft hat, obwohl es als unmöglich galt, und dann doch irgendwie sehr unglücklich ist. Wie gesagt, ich kann es mir kaum vorstellen. Meine Rückkehr hierher war ganz anders.

„Komm, wir gehen rein.“ stark bleiben, Sasuke! Du schaffst das!

Langsam steht Itachi auf und zieht den Mantel aus, während Harumi ihn stützt. Die Treppe in den dritten Stock ist ein Stück neben der Haustür. Ich gehe voran, drehe mich immer wieder um, während Itachi langsam eine Stufe nach der anderen nimmt und sich dabei an Harumi und dem Treppengeländer festhält. Hinter ihm steigen Naruto und Sakura die Treppe rauf.

Auf der fünften Stufe passiert es dann: er kann nicht mehr, bleibt schwankend stehen, seine Hand rutscht auf dem Geländer ab und er sinkt schwer atmend auf die Knie. Gerade noch so kann er sich auf der nächsten Stufe abstützen. Sein Herz scheint weh zu tun und er bekommt kaum Luft. Schon die wenigen Treppenstufen sind wohl zu viel für ihn.

„Hey, Itachi!“ Naruto ist sofort bei ihm und hält ihn fest. Das ist wohl der endgültige Beweis, dass er meinem Bruder verziehen hat.

Ich renne so schnell die Treppenstufen zu ihm runter, dass ich die Kanten der Stufen deutlich unter den Füßen spüre.

„Es… geht schon wieder, …Sasuke.“ Itachi versucht natürlich, seinen Zusammenbruch herunterzuspielen, damit ich mir keine Sorgen mache. Aber dadurch mach ich mir nur noch mehr Gedanken um ihn.

Sakuras rechte Hand leuchtet im grünen Licht des medizinisch benutzten Chakras, sie legt Itachi die Hände aufs Herz.

„Oben kannst du dich gleich hinlegen.“ sagt sie, „du musst dich gut ausruhen, hast du verstanden?“

Itachi nickt, lächelt Sakura an und steht, sehr langsam, auf. Ich lege seinen rechten Arm um meine Schultern, er ist tatsächlich, obwohl er bestimmt seit Monaten nicht mehr trainiert hat, schwerer als ich. Trotz seiner Schwäche ist sein Körper noch der eines Ninja, dem Taijutsu, wenn er genug Energie hat, spielend gelingen. Auch, wenn er im Augenblick nicht einmal ausreichend Kraft hat, um allein die Treppe in meine Wohnung hinaufzugehen. Darin besteht der Unterschied zwischen trainierter Muskelkraft und der unbeständigen Lebenskraft eines hochsensiblen Menschen.

Erst jetzt fällt mir auf, wie ungeschickt es sein kann, im dritten Stock zu wohnen, wenn man einen schwer kranken, älteren Bruder hat. Er wird, solange er zu schwach ist, um jeden Tag die Treppe zu schaffen, oben bleiben müssen. Vielleicht ist das auch besser so, wenn er erst einmal nicht oft draußen ist und ihn keiner sieht. Dann kann er sich in Ruhe wieder daran gewöhnen, hier zu sein und die Leute draußen gewöhnen sich daran, in ihm wieder den hochbegabten Hoffnungsträger unseres Clans zu sehen.

Naruto hilft mir, Itachi zu stützen, bis wir endlich oben an der Tür angekommen sind. Die Tür zum ersten Zimmer ist noch offen von heute Morgen. Langsam, an die Wand gelehnt, zieht er die Schuhe aus, dann helfe ich ihm in sein Zimmer, wo er erschöpft ins Bett sinkt und sofort einschläft.

„Das sieht wirklich nicht gut aus.“ flüstert Sakura, „da muss Tsunade helfen, ich bin nicht gut genug, um die Verletzungen eines so langen Zeitraums heilen zu können.“

„Hat er eine Chance, wieder stark und gesund zu werden?“ frage ich.

„Ja, irgendwann bestimmt. Aber wie lange das dauern wird, hängt von den Menschen ab, die mit ihm zusammenleben. Je liebevoller ihr mit ihm umgeht, umso schneller wird er wieder gesund werden.“ sagt Harumi und deckt meinen Bruder mit einer Decke aus dem Wandschrank zu.

„Er muss trainiert haben, bis er's echt nicht mehr konnte.“ bemerkt Naruto, „das hab ich eben gespürt, als ich ihn gestützt hab.“

Den Rest des Tages verbringe ich bei halbwegs konzentriertem Lernen an meinem Schreibtisch. Um drei oder so wacht Itachi auf. Ich gehe zu ihm rüber, räume alles, was er dabei hat, in den Schrank, während er sich langsam Schlafanzug und Yukata übereinander anzieht.

„Frierst du?“ frage ich.

„…weil ich… so wenig Kraft… habe…“ antwortet er sehr leise.

Ich drehe die Heizung auf und lasse die Rollläden runter.

„Wenn was ist, rufst du mich, ja?“

Aber das hört er schon nicht mehr. Er schläft wieder.

Um sieben sehe ich noch einmal nach ihm, drehe die Heizung noch ein bisschen höher und bleibe eine Weile vor seinem Bett stehen. Er trägt die Halskette, die Mama ihm zum siebzehnten Geburtstag geschenkt hat. Im Gefängnis trug er diese Kette nicht, genauso wenig wie den Akatsuki-Ring. Auf seinem Gesicht liegt eine Mischung aus Frieden, Traurigkeit und auch Unglauben darüber, dass er wieder in Konoha ist.

Was er wohl träumt?

Ich würde gern seine Gedanken kennen, seine Gefühle nachempfinden, um zu erfahren, wie sehr ich ihm wehgetan habe und ob es ihm gerade trotz seiner Schwäche einigermaßen gut geht. Leidet er noch immer, weil es sich über die zehn Jahre unauslöschlich in seine sensible, gefühlvolle Seele eingebrannt hat?

Langsam und vorsichtig, wie um etwas sehr wertvolles und zerbrechliches zu berühren, strecke ich die rechte Hand aus und streiche über Itachis langes, glattes Haar. Dabei berühre ich seine Wange, sie fühlt sich warm und ungewöhnlich weich an.

Ich gehe wieder in mein Zimmer zurück, räume meinen Schreibtisch auf und gehe gleich nach einer Schale Reis und dem abendlichen Badezimmerbesuch ins Bett.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sas-_-
2013-05-30T17:18:51+00:00 30.05.2013 19:18
Da bin ich wieder :D
Was deine FF betrifft, hab ich es ja bald geschafft
sie durchzulesen.

Soou, dann leg ich mal los.
Also, was mir jetzt spontan einfällt,
ist die Sache mit Narutos Kyuubi.
Foxy? Tut mir leid, aber ... das klingt irgendwie ...
na ja du weißt schon! :DD
Damit kann ich, ehrlich gesagt, gar nix anfangen >.<
Sonst habe ich eigentlich nur Fehler gefunden :D
Klar, man könnte etwas am Setting drehen,
mehr auf die Reaktionen oder Gefühle eingehen,
was die Ältesten betrifft,
aber ich finde jetzt nicht, dass das überarbeitet werden muss oder so!
Mir hat es gefallen :]
Jetzt kurz zu den Fehlern, die ich gefunden habe:

Als ich am nächsten Morgen aufwache, weiß ich zuerst nicht, wo ich bin.
Da stimmt die Zeitform nicht.
>Als ich am nächsten Morgen aufwache, wusste ich zuerst nicht, wo ich bin.<
Es ist ja dann schon vorbei, auch wenn er im Präsenz erzählt.

Fünf Minuten Badezimmer, dann in die Küche, Reis kochen, Frühstücken.
Der Satz ist nicht so toll gelungen, muss ich ganz ehrlich sagen,
den könntest du doch noch etwas ausbauen^^
Fünf Minuten Badezimmer könnte doch eine neue Doku bei RTL II sein :DD
Nein, ich will mich nicht drüber lustig machen! >.<
Aber wie gesagt, wenn du es etwas ausbauen würdest, das wäre schön :]

sagt Danzo und bringt mein damit Geduldsfass zum Überlaufen.
Da ist halt ein Dreher drinnen.

„Hey, Itachi!“ Naruto ist sofort bei ihm und hält ihn fest. Das ist wohl der endgültige Beweis, dass er meinem Bruder verziehen hat.
Das ist die Stelle, bei der ich erst mal gestaunt habe und dachte,
oha, Naruto kann teleportieren, wo kommt der jetzt her?
Danach wurde mir klar, dass sie mit Sasuke zu Itachi gegangen sind,
also entweder hab ich da schon wieder geschlafen, oder es kam
in der Handlung nicht ganz raus, wenn es deutlich gesagt wurde,
bin ich einfach zu blöd zum Lesen, sry :DD

Okay, jetzt aber, mein Lieblingsteil!^^
Du hast lauter kleine Sachen beschrieben,
sei es nun, das der Boden unter Sasukes Füßen kalt ist oder anderes,
aber genau darauf stehe ich sehr!^^
Einfach auch diese Kleinigkeiten wahrzunehmen!
Was du immer gut kannst, ist die GEfühle zu beschreiben,
speziell hier, wo Sasuke sich Gedanken darüber macht,
wie es seinem Bruder jetzt gehen könnte,
das hast du wirklich super hinbekommen!^^
Das hier ist ein Zitat, dass ich am besten fand

aber irgendwie fehlt diesem neuen Zimmer das, was entsteht, wenn man darin lebt. Und ich glaube, es hat mit dem Geruch zu tun.

Das kann ich absolut nachvollziehen,
einfach schön, wie du das geschrieben hast :]

Ach es gab so viele tolle Sachne in dieser FF,
unter anderem Nautos Wutausbruch :DD
und dann sein übliches Statement: "Und ich hab wohl was zu sagen,
weil ich nämlich ... werde!" :DDD

Also, wieder ein schönes Kap,
das ich sehr gern gelesen habe!^^

Und ich freue mich aufs nächste!!^^





Antwort von: Harulein
30.05.2013 19:41
Erstmal:
Hab sofort alles berichtigt und dabei natürlich die Quota überschritten, es wird jetzt also erneut freigeschaltet.
Dann: Danke für's Lob ^^ ich freu mich immer wieder total drüber, wenn mir jemand sagt, welche Textstellen ihm besonders gefallen.
Beim nächsten Kapitel bin ich wirklich, wirklich gespannt, was du dazu sagst...
lg
Haru
Von:  Sandra-Lavi-Bookman
2013-02-04T15:13:27+00:00 04.02.2013 16:13
echt ein tolles kapitel :)
ist dir super gelungen
wie schön du immer alles beschreibst
Antwort von: Harulein
04.02.2013 16:35
Dankeee!


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