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Wenn du was zerstört hast...

...bau es wieder auf!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hab die Szene am Schluss des Kapitels als Lime eingestuft, da ich sie wirklich nur angedeutet beschrieben habe und ja nichts zu sehen ist. Komplett anzeigen

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Eine Seite an ihm, die ich noch nicht kannte

Als wir wieder vor dem Haupttor von Konoha sind, bleibt Konan ein Stück hinter uns stehen. Ihre Augen leuchten ganz seltsam.

„Hey, was ist los?“, frage ich.

Sie steht da, schließt die Augen und hebt die Arme ein Stück, so als wollte sie sich in eine Friedenstaube verwandeln und geradewegs über die Mauer fliegen. Naruto sieht sie fragend an.

„Ich träum seit über zehn Jahren davon, hier durch das Tor zu gehen, um in diesem Dorf zu leben.“, antwortet Konan mit einem verträumten Lächeln und ohne ihre Augen zu öffnen oder die Arme sinken zu lassen, „diesen Moment muss ich ganz fest in mein Gedächtnis einbrennen.“

„Wie viel Uhr ist es eigentlich?“, fragt Naruto. Nach der fast abendlichen Dunkelheit in der Regen-Region um Ame blendet das helle Licht von Konoha fast ein wenig und das Zeitgefühl ist etwas durcheinander.

Keiner von uns hat eine Armbanduhr oder so ähnlich dabei.

Naruto und ich gehen schon durch das Tor, während Konan noch einen Moment engelsgleich mitten auf der Straße steht und unsere berühmte Waldluft einatmet. Als ich wieder hergekommen bin, hab ich nicht so eine Szene gemacht.

„Schwägerin, oder was immer du auch für mich bist, beweg dich!“, rufe ich ihr zu. Ich geb' ja zu, dass ich ungeduldig bin!

Die feste Freundin meines Bruders öffnet endlich die Augen, kriegt sich wieder halbwegs ein und folgt uns ins Dorf, allerdings mit einem Blick wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal in die Stadt mit dem großen Vergnügungsviertel geht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diese Frau mögen oder sie doch ziemlich seltsam finden soll. (Und so nebenbei hasse ich die Stadt mit dem Vergnügungsviertel!)

Vor dem Krankenhaus kommt uns Sakura entgegen.

„Na, seid ihr wieder da? Das ging aber schnell!“, sagt sie.

„Ja, die Teleporter sind echt gut.“, erwidert Naruto, „aber nur für sowas. Es geht doch nichts über eine schöne, lange Mission. Allerdings nicht im Regen…“

„Im Regen?“, fragt Sakura.

„Frag nicht. Ame Gakure.“, ich hab echt keine Lust, unser Regenabenteuer und die Izu-Episode jetzt vor Sakura auszubreiten. Dass dieser Einsiedler tatsächlich mit mir verwandt sein soll, kann ich mir nämlich noch nicht so recht vorstellen.

„Und wer ist das?“, sie zeigt auf Konan.

„Das ist Itachis Freundin.“, antworte ich knapp und dränge an Saku vorbei ins Krankenhausgebäude.

"Verlobte bitteschön, Sasuu.", korrigiert mich Konan sofort.

„Warte, Sasuke!“, ruft Saku mir hinterher, „Tsunade ist grade bei ihm!“

Wir müssen also vor dem Krankenzimmer warten. Ich kann durch die geschlossene Tür hören, wie Tsunade mit Itachi redet, aber ich verstehe kein Wort.

Konan läuft den Gang hoch, dreht sich um, läuft zurück, kratzt nervös den orangefarbenen Lack von ihren blassen Fingernägeln und redet undeutlich vor sich hin. Wie lange hat sie Itachi wohl nicht mehr gesehen?

„Ey, wieso dauert das so lange?“, fragt Naruto ungeduldig.

Die Tür geht auf. Konan bleibt schlagartig stehen.

„Itachi geht es soweit wieder gut. Ihr könnt jetzt zu ihm.“, sagt Tsunade. Sie trägt einen Krankenhauskittel und darüber ihre übliche grüne Jacke. „er hat gute Chancen, ganz gesund zu werden, aber nur, wenn ihr gut auf ihn aufpasst. Ich hatte selten einen so rückfallgefährdeten Patienten. Aber er erholt sich immer sehr schnell, oder? Ich habe mit Harumi, der Ärztin vom RZL gesprochen. Sie sagt, dass es Itachi wohl immer, egal wie heftig ein Anfall war, recht schnell wieder besser geht. Er hat trotz allem gute Selbstheilungskräfte.“

Sie sieht mich an, mit diesem klaren, deutlichen Blick und erst sieht es so aus, als wolle sie mich ermahnen, noch vorsichtiger mit meinem Bruder umzugehen. Aber dann lächelt sie. „Sasuke, du machst das großartig. Itachis Rückfall gestern war nicht deine Schuld, sondern eine späte Folge davon, dass er so lange krank war und es verstecken musste. Du brauchst dir also keine Vorwürfe zu machen.“

„Kann ich irgendwas tun?“

„Das tust du schon. Du bist für ihn da. Und Itachi spürt das.“, die Art, wie Tsunade mich ansieht, gibt mir das Gefühl, hier wirklich dazu zu gehören. Und so, wie sie über Itachi spricht, hat sie wohl auch ihn inzwischen akzeptiert.

Konan ist nicht mehr zu halten. Sie stürzt an Tsunade vorbei.

Erst eine ganze Weile später wage ich mich als Nächster ins Zimmer. Mit dem Gefühl, vorsichtig sein zu müssen, weil dieser Moment für meinen Bruder und seine Freundin sicher wichtig ist, gehe ich um den Wandschirm herum, der dafür sorgt, dass man Itachis Bett von der Tür aus nicht sehen kann.

Und das, was ich sehe, treibt mir vor Glück fast Tränen in die Augen:

Konan sitzt auf der Bettkante vor Itachi. Er hat sie ganz eng und fest umarmt, die Augen geschlossen und einen Ausdruck der vollkommensten Liebe, die ich je gesehen habe, im Gesicht. Es ist so still, dass ich ihn einen Satz sagen höre, der definitiv nur für Konans Ohren bestimmt ist: „Ich lass dich nie wieder los…“

Hat er überhaupt bemerkt, dass ich hier stehe? Er wirkt so versunken, als würde seine Welt in diesem Moment nur aus ihm und Konan bestehen. So hab ich Itachi noch nie gesehen. Ich habe ihn schon todtraurig, glücklich und verletzt erlebt, kenne seine Kampfseite, die Fassade und einige seiner geheimsten Ängste. Aber das, was ich hier und jetzt sehe, ist etwas ganz anderes. Eine Seite, von der ich nicht mal wusste, dass er sie hat. Ich habe ihn noch nie als jemanden gesehen, der auch auf solche Weise empfindet. Schließlich hatte er früher keine Freundin in dem Sinn. Immer nur seine Kindheitsfreundinnen, für die er nichts als Freundschaft empfand.

Hatte ich angenommen, er brauche das nicht? Dass er da anders als andere und seine Askese dermaßen eisern sei, dass ihn so etwas längst nicht mehr interessiere?

„Ähem…“, mehr bringe ich nicht raus.

Er öffnet die Augen, strahlt mich über Konans Schulter hinweg an und seine Lippen formen ein stummes „Danke.“

„Hab ich doch gern gemacht, Bruder.“, ich bringe tatsächlich ein Lächeln zustande, „echt.“

„Hab dich lieb, Sasuke.“, selbst seine Stimme klingt anders, irgendwie weicher als sonst.

„Und ich lieb dich, Itachi.“, mischt sich Konan ein und löst sich ein wenig aus Itachis Umarmung. Allerdings nur, um ihre Arme um seinen Hals zu legen und ihn mitten auf den Mund zu küssen.

Ich spüre das Blut schlagartig heiß in meine Wangen steigen und blicke reflexartig zur Seite aus dem Fenster. Im Augenwinkel kann ich sehen, dass Itachi den Kuss erwidert und rückwärts mit Konan zusammen ins Kissen sinkt. Meinen Bruder zum ersten Mal dabei zu sehen, wie er eine zugegeben wirklich hübsche Frau küsst, die seine Verlobte ist und von der ich bisher überhaupt nichts wusste, zählt sicher zu den merkwürdigsten Momenten meines Lebens. Einerseits bin ich überglücklich, dass es Itachi wieder gut geht, andererseits ist dieses Bild so ungewohnt für mich, dass ich am liebsten im Boden versinken würde. So leise, wie es geht, schleiche ich mich aus dem Zimmer.

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragt Naruto draußen.

„Was… ähm, wieso?“

„Du bist knallrot, Sasuke.“, er grinst, wahrscheinlich froh, dass er mich mal in einem Aus-der-Reserve-Moment erwischt hat, „also, was ist los?“

„Mein Bruder… seine Freundin… Krankenhausbett. Kuss.“, ich bringe noch nicht einmal einen vernünftigen Satz zustande. Sasuke, krieg dich ganz schnell wieder ein!

Naruto macht ein nachdenkliches Gesicht. Der Gedanke, dass Itachi da drin mit Konan rumknutscht, ist wohl für alle, die seine dunkle Fassade kennen, ziemlich schwer vorstellbar.

Noch später, abends, setzen die beiden dann noch eins drauf.

Nachdem ich mit Naruto erstmal ein paar Nudelsuppen gegessen habe, um den Moment, der eigentlich gar nicht so schlimm war (schließlich habe ich mit eigenen Augen gesehen, dass Itachi echt glücklich ist und offensichtlich mehr Selbsterhaltungtrieb hat, als ich dachte) zu verarbeiten, und dann den verbliebenen Teil des Abends an diesem langen Tag in meinem Zimmer verbracht habe, kommt es noch einmal zu einer Situation, die durch so gut wie nichts mehr zu toppen ist:

Ich stehe im Bad, bin wohl der letzte, denn Itachi ist längst in seinem Zimmer verschwunden. Konan wollte eigentlich erst einmal in einem Hotelzimmer schlafen, aber ihre weibliche Kosmetik auf unserem sonst eher puristisch bestückten Badezimmerregal zeigt unübersehbar, dass sie hier ist und sich bereits als Bewohnerin unserer kleinen Wohnung sieht.

Es ist zehn Uhr, spätabends oder nachts, wie man es halt nennen will. Und als ich nach dem abendlichen Badezimmerbesuch in meinem Bett liege und am liebsten sofort einschlafen will, höre ich es:

„Haahhhh...“

Zuerst erkenne ich weder die Art des Geräusches, noch, woher es kommt. Doch beim zweiten Mal wird mir klar, dass es von nebenan kommt und dass es sich um Itachis Stimme handelt.

„Mmmm… nnnnhh…aahhhh…“ Und Konan.

Ich ziehe mir die Bettdecke über den Kopf, versuche, nicht hinzuhören, nicht dran zu denken und vor allem, mir nichts vorzustellen. Aber die Tatsache, dass ich ein Junge und achtzehn Jahre alt bin, macht es mir denkbar schwer.

Sie tun es. Genau wie Naruto und Sakura. Und wie der Rest der Welt, der jemanden hat, um es zu tun. Ich hab das alles so viele Jahre lang ausgeblendet, dass ich jetzt nicht sofort damit klarkomme. Mein Herz ist viel zu kalt dafür und ich hab kein Mädchen, an das ich denken kann.

Selbst die Bettdecke reicht nicht aus, um die Geräusche aus dem Zimmer meines Bruders auszublenden. Und mein Gehirn, dessen Hormone oder was auch immer idiotischerweise nicht so eingefroren wie mein Herz sind, produziert schon erste Bilder eines endlos peinlichen Kopfkinos.

Hör auf, Sasuke!

Es hilft alles nichts. Ich hab früher, so mit zwölf, mal aus Versehen in einem Film zu sehen bekommen, wie diese Sache ungefähr abläuft (vielen Dank auch, Sensei Kakashi!). Und jetzt spinnt mein Kopf aus dem, was ich jetzt höre und dem, was ich damals gesehen habe, ein Bild von dem zusammen, was im Zimmer nebenan gerade abgeht. Die Wände in dieser Wohnung sind einfach zu hellhörig.

Ich ziehe mir das Kissen über den Kopf und warte. Um wirklich nichts mehr zu hören, muss ich mich ein wenig bewegen, damit das Rascheln des Kissenbezuges an meinem Ohr jedes Geräusch aus Itachis Schlafzimmer übertönt.

Nach einer Weile wage ich mich wieder unter dem Kopfkissen hervor und atme tief ein. Unter der Decke wird die Luft ziemlich schnell knapp.

Nebenan ist es ruhig geworden. Kein aufgeregtes Atmen ist mehr zu hören. Nur wenn ich ganz still liege und genau hinhöre, dringt leises Flüstern durch die Wand, von dem ich jedoch kein einziges Wort verstehe. Aber auch so weiß ich, worum es wahrscheinlich geht. Itachi ist sehr glücklich, er hat eine Frau, die er liebt und die ihn auch liebt. Ich bin nicht mehr ganz allein für ihn verantwortlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2013-04-27T19:35:07+00:00 27.04.2013 21:35
Da könnte man denken das Sasuke neidisch ist auf das Glück das sein Bruder hat mit Konan.Itachi hat sich das verdient mit ihr zusammen zu sein.Sasuke muss lernen das er das auch haben kann wenn er sich darum bemüht bin.Weiter so,freue mich auf die nächsten Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von: Harulein
28.04.2013 11:13
Sasuke kriegt das mit den Mädchen auch noch hin. Aber erst ne Weile später...
Von:  Sandra-Lavi-Bookman
2013-04-14T11:47:26+00:00 14.04.2013 13:47
hihi das ist wirklich nen sehr schönes Kapitel geworden :)
Konan und Itachi sind echt süß zusammen ^^
Und wie du mal wieder Sasuke beschrieben hast, ist wirklich super ;)
Antwort von: Harulein
14.04.2013 13:55
Dankeschön!


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