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The Darkside

von

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Jagdsaison

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Fahrtwind peitschte ihm ins Gesicht, grelle Scheinwerfer blendeten, er fuhr in halsbrecherischem Zickzack ohne sich an irgendwelche Verkehrsregeln zu halten durch laute, gleißende Straßenschluchten. Riesige Laster brummten und zischten, Autos hupten, jemand musste so heftig auf die Bremse treten um einen Zusammenstoß zu vermeiden, dass die Reifen auf dem Asphalt nur so kreischten.
 

Sasuke spürte eine grimmige Unruhe in sich, die ihn vorwärts trieb wie einen Wahnsinnigen. Er wusste nicht einmal, wo er hinfuhr. Zuerst war er nur einem dunklen Instinkt gefolgt, aber langsam keimte in ihm die Vermutung, dass der kopflose Fahrstil ihm hier über kurz oder lang den Hals kosten würde.
 

In Vollbremsung ließ er die Maschine bei der nächsten Chance auf die Standspur schlittern. Er packte in die Kleidung des reglosen Bündels vor ihm und riss ihn hoch, warf ihn auf den Platz hinter sich wo er mühelos in den Sattel glitt und zum Glück keine Anstalten machte zu fliehen oder von der Maschine zu springen. Kommentarlos schmiegte ein warmer Körper sich an seinen Rücken als Sasuke wieder Gas gab, schmale Arme schlangen sich um seinen Bauch und blieben dort. Kein Gezappele, kein Protest-... Sasuke kam der merkwürdige Gedanke, dass der Kleine wohl nicht zum ersten Mal mit verrückten Entführern zu tun hatte.
 

Seltsamerweise beruhigte ihn das sogar-... es war fast ein bisschen tröstend. Wenigstens einer von ihnen strahlte Ruhe aus, machte nicht alles noch schlimmer, gab ihm Zeit, seine Situation zu bedenken.
 

Er fing an zu überlegen in welcher Gegend er überhaupt war. Die Stadt war ihm gut bekannt und er hatte mehr als ein Notfall- Schlupfloch, mehr als ein Versteck für Zusatz- Schusswaffen falls er in Engpässe kam. Wer sich mit so vielen Gegnern anlegte, brauchte zumindest in der Hinsicht ein paar eiserne, gut platzierte Reserven.
 

Wo war das nächste Depot?

Sasuke entschied, dass es für den direkten Weg zu weit entfernt war. Er musste umkehren-... geschickt eine Schleife fahren und-...
 

Kurz wagte er einen Schulterblick.

Dummerweise sah er dabei direkt in die Augen seines unfreiwilligen Begleiters und bereute es gleich. Besonders, als er spürte, wie der ihn daraufhin sanft drückte, sich noch ein klein wenig mehr an ihn schmiegte.
 

„Schon gut“, hauchte er, „Ist schon gut... es kommt alles in Ordnung"
 

„Halt die Klappe“, knirschte der Uchiha.
 

„Ich weiß, dass du Angst hast“, Kai rieb seine Wange leicht an der Schulter vor ihm, „Du bist wütend und du hast Angst- aber...“
 

„Wenn ich was gar nicht leiden kann, ist es Psychogequatsche!“, schnappte Sasuke, „Also halt jetzt die Klappe, verdammt!“
 

Der kleine Rotschopf verstummte. Als sich die Straße zu mehr freier Fläche öffnete- glattes Schwarz unter ihnen- verlagerte Sasuke kurzerhand das Gewicht, zog das Lenkrad herum, wendete in halsbrecherischem Manöver in voller Fahrt, kam gerade noch so durch einen kleinen Schlenker an dem wild hupenden Wagen vorbei, der ihnen als erstes entgegen raste.

Erst Momente später spürte er, wie die Arme um seinen Bauch sich fester klammerten.
 

„Hast du überhaupt einen Führerschein?!“, kam die nicht mehr ganz so entspannte Stimme von hinten. Sasuke schnaubte verächtlich, zog mit ungutem Augenglimmen und kleinem Aufwärtszucken der Mundwinkel das Tempo noch etwas mehr an.
 

„Ich glaub ich muss kotzen“, stöhnte Kai nur Momente später.

„Fahr doch mal bitte rechts ran, ja?“
 

„Auf keinen Fall“, gab er unwirsch zurück, „Reiß dich gefälligst zusammen!“

„Ich kann nicht-... urgh-... tut mir leid-... aber den halben Döner von vorhin hast du jetzt gleich im Genick-...“
 

„Untersteh dich bloß!“, Sasukes Rücken verkrampfte sich, er versuchte sich umzusehen, drosselte zwangsläufig auch das Tempo.

Der kleine, an ihn geklammerte Rotschopf zuckte: Ein tiefes, wellenartiges Krampfen der Muskeln, hingebungsvolle Würggeräusche-...
 

Und Sasuke bremste mit voller Kraft.

Schlitternd kam das Motorrad zum Stehen, Kai sprang mit wackeligen Knien vom Sattel, machte zwei Schritte auf eine Hausecke zu, beugte sich vorwärts und übergab sich.
 

„Oh mann!“, stöhnte der Uchiha vor lauter Ekel, zwang seine Augen weg von dem Anblick, „Geht´s noch?! Was für eine Sauerei!“
 

„Sorry!“, Kai hustete kläglich, „Wenn ich nicht selber fahre passiert so was manchmal!“
 

Sasuke rollte kopfschüttelnd die Augen. Nervös glitt sein Blick die Straßen hinunter, versuchte die Umgebung im Blick zu behalten. Dieser Komplize, der sich an Naruto herangeschlichen hatte, war vermutlich schon unterwegs. So wie er ausgesehen hatte, nahm er sicher die Verfolgung auf.

Und das war sehr gut. Denn dann war er im Vorteil. Er brauchte nur ein bisschen Zeit um den Hinterhalt vorzubereiten. Zeit, die verrann, während der Blödmann kotzte. Mit so einer linken Taktik hatte er nicht gerechnet!

Er verfluchte sich selbst dafür, aber sein Ekel machte es ihm unmöglich, einfach weiter zu fahren...
 

Noch war kein Auto zu sehen. Das Cabrio-... hatte es diesem Typen gehört? Wenn ja, war es wirklich ein Kinderspiel... große, auffällige Wagen waren einfach im Blick zu behalten. Der Verkehr und die Straßen schränkten die Beweglichkeit ein, machten sie kontrollierbar...
 

In der Ferne hörte man Reifenquietschen und wildes Hupen... vielleicht war es nur Zufall, aber Sasuke ahnte-... spürte dass er das war.

Heh.

Ganz genau.
 

Persönliche Bindungen machten schwach... er musste ihn nur in vorteilhaftes Gelände locken, sich mit seinem Köder verschanzen... und jeder, der auftauchte, war dann seiner Willkür ausgeliefert..
 

„Beeilung!“, schnappte Sasuke, als der Rotschopf- unglaublich- sogar ohne körperlichen Zwang zu ihm zurückkehrte, durchatmete, wieder zahm in den Sattel glitt.

„Mann“, stöhnte der, schlang seine Arme wieder eng um ihn und schmiegte Wärme an seinen Rücken, „Schade um das gute Essen“
 

Sasuke rollte die Augen.

„Ich will jetzt nichts mehr hören, klar?“
 

Als er die Maschine wieder startete, fiel es ihm auf.
 

Vorn an der Kreuzung, vielleicht zwanzig Meter von ihnen entfernt, stand jemand mit einem riesigen, schwarzen Motorrad. Soweit nichts außergewöhnliches, aber etwas daran reizte seine Aufmerksamkeit... die Gestalt auf der Maschine blieb vollkommen reglos und anonym, verhüllt in dunkle Motorradkluft. Auch als die Ampel auf grün schaltete, rührte sie keinen Muskel.
 

Und in dieser Sekunde keimte in Sasuke der unheimliche Verdacht, dass er vielleicht selbst gejagt wurde... dass der Typ mit der Brille und der kleine Rotschopf hier doch vielleicht nicht sein größtes Problem waren...

Und die Erkenntnis, dass er wieder einmal vorschnell entschieden hatte- dass es ein Fehler gewesen war gleich zuzuschlagen anstatt erst einmal geduldig abzuwarten und mehr herauszufinden- kam zu spät.
 

Als das grüne Cabrio kreischend und schlitternd in die Kreuzung brach, gab er trotzdem Tempo und die Maschine beschleunigte, flog nur so zwischen Autos hindurch, über den Fußgängerweg wo einzelne Nachtschwärmer sich gerade noch so zur Seite warfen.
 

„Er ist echt ganz schön sauer, Sasuke!“, tönte Kai von hinten und der Uchiha biss die Zähne zusammen. Irgendwie musste er versuchen, nach links auszubrechen... wenn er jetzt-... ah, shit-..!

Ihm setzte das Herz ein paar Schläge aus, als er vor der Kurve einen Blick nach dort warf wo er hinwollte-... auf der anderen Seite der Straße, kaum zu sehen hinter der Gegenspur und den paar geparkten Autos, tauchte ein zweites schwarzes Motorrad auf wie ein Schatten.

Sie flankierten ihn wie Wölfe ihre Beute, hinderte ihn seitlich auszubrechen und brachte ihn durch geschickte, gezielte Manöver auf einen anderen Weg. Sasuke spürte seine Kehle eng werden.
 

Was zur Hölle passierte hier?!
 

Anstatt seine Verfolger zu locken... wurde er abgedrängt?

Unmöglich-..!
 

Aber so verbissen er sich weigerte, die Sache einzusehen-... mit jedem Ausbruchsversuch, mit jedem Stunt den er hinlegte, jeder neuen Taktik die er testete, spürte er wie die Schlinge sich zu zog...
 

Und je deutlicher er das spürte, umso mehr stieg die Panik, umso weniger konnte er noch klar denken. Er konnte es nicht fassen, dass ihm das passierte-... sein Herz raste, seine Finger die sich um den Griff der Maschine krampften waren schweißnass-...
 

Sakura war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen um ihn unvorsichtig zu machen-... es hatte mit Absicht niemand gleich angegriffen... Wer auch immer seine Jäger waren, das hier zeugte von viel Talent und Erfahrung. Das waren Profis. Sie hatten ihn erwischt-... und je mehr er versuchte, sich zu befreien, desdo härter wurde er mit der Unausweichlichkeit konfrontiert...
 

Oh, und er biss darunter die Zähne zusammen, schüttelte heftig den Kopf dass die wilden, schwarzen Haare um seine Stirn nur so flogen. Es ging nicht in seinen Kopf, dass er die Beute sein sollte. Er weigerte sich! Wer ihn in die Enge trieb sollte schon sehen, was er davon hatte! Niemals würde er in die Knie gehen-... er würde aufrecht sterben und dabei mitnehmen wen er konnte! Diesen Idioten stand der höllischste Kampf ihres Lebens bevor...
 

„Sasuke“, meldete der Rotschopf sich atemlos von seinem Rücken.

Er verkniff sich eine bissige Antwort und spürte, wie weiche Finger seinen Bauch streichelten, „Hör mal, das hat alles doch keinen Sinn, hm? Je mehr du dich stur stellst, desdo schlimmer machst du es-... im Grunde wollen wir dir doch nichts Böses! Ich weiß, es sieht für dich nicht so aus, aber wenn du nur einmal zuhörst-...“
 

„Halt die Klappe!“, schrie Sasuke völlig außer sich und geriet beinahe mit dem Motorrad aus der Balance, „Ihr wart selbst schuld, euch mit mir anzulegen... Ich werd dich umbringen! Dich und deinen bescheuerten Freund-... und dann finde ich den, der euch geschickt hat- jeden, der mit euch verbündet ist-... wenn´s sein muss, rotte ich die ganze, verfluchte Stadt aus!“
 

Die Strecke führte heraus aus dem Zentrum, weg von den viel befahrenen Straßen- natürlich- einen breiten, recht neu geteerten Anlieferweg entlang, der sich in einem Bogen krümmte und in einer Brücke über die Straße spannte, geradeaus, auf ein weitläufiges Gelände voll flacher, unscheinbarer Industriehallen zu.
 

Sasuke kannte die Gegend nur flüchtig. Natürlich wusste er ungefähr wo er war, aber die Erkenntnis ließ die Haare in seinem Nacken sich prickelnd sträuben. Sie jagten ihn in Kisames Revier.
 

Es war eine alte Fabrik.
 

Vor dem schmiedeeisernen Tor dort, das halboffen stand brachte er in einem plötzlichem Anfall von Widerwillen das Motorrad zum Stehen. Das Heck brach aus, rutschte in qualmendem Halbkreis über Asphalt und hüllte ihn ein in giftige Rauchschwaden.
 

Mit aufheulendem Motor kam das grüne Cabrio die Straße herauf geschossen. Stur hielt der Uchiha seinen Kopf gebeugt und den Blick in blendendes Fernlicht gerichtet. Auch wenn er nichts sah, er weigerte sich irgendjemandem die Genugtuung zu geben, sich geblendet zusammen zu krümmen.
 

Der Gefangene hinter seinem Rücken zerrte ängstlich an seinem Oberteil- und im nächsten Moment peitschten Schüsse. Neben ihm prallte ein Querschläger mit scharfem Platzen eines Steins von der Mauer.
 

Sasuke bockte das Vorderrad des Motorrads auf, wendete, wich zurück. Vielleicht war es doch keine gute Idee, aus reinem Trotz an einem Ort stehen zu bleiben wo er in voller Schusslinie eine Zielscheibe bot, selbst aber gar nichts sehen konnte. Er gab wieder Tempo, duckte den Kopf dicht über die Maschine und jagte schnurstracks auf das Gelände. Falle oder nicht- mit Mauern im Rücken, einer Deckung zwischen sich und dem Gegner würde er sich viel besser fühlen.
 

Bis auf das Mondlicht das zwischen Wolken hervorschien war es dunkel.
 

Weit und breit sah man keine Spur von Nachtwächtern oder einer Alarmanlage. Alles war wie perfekt vorbereitet für einen Kampf ohne Zeugen. Zum Anliefereingang kam man durch eine abschüssige Straße direkt ins Kellergeschoss des Gebäudekomplexes. Dort war mit einem Motorrad irgendwann auch kein Fortkommen mehr. Türschwellen und enge Durchgänge versperrten den Weg. Sasuke zerrte seine Geisel vom Sattel und ging zu Fuß weiter.
 

„Warte mal-... du solltest mir zuhören“, keuchte der Rotschopf, „Ich weiß, für dich sieht es aus als wären wir Gegner... aber-... wir brauchen uns irgendwie gegenseitig-... wir könnten-...“
 

„Wir“, zischte Sasuke mit allem Gift das er aufbrachte, „Können gar nichts! Und ich brauche niemanden! Ich bin auf niemandens Seite, nur auf meiner, kapiert?! Ich mache keine Deals!“, seine Augen flirrten Wahnsinn, er hielt den Kleineren mit gefletschten Zähnen am Kragen gepackt, „Es ist zu spät für Deals! Ich werde jeden von euch nur zerquetschen, der mir in die Quere kommt!“
 

Kai schloss den halboffenen Mund.

„Ist ... das dein letztes Wort?“, flüsterte er.

„Verdammt richtig!“, schäumte Sasuke, „Mit dir fange ich an-... und dann ist dein bescheuerter Freund an der Reihe!“
 

Der Rotschopf senkte ein wenig den Kopf. Der kleine, weiche Körper sank in sich zusammen, die großen Augen schlossen sich... für einen kleinen Moment war er still.

Und dann explodierte er zu einem Bündel von Muskeln, Sehnen und Killerinstinkt.
 

Sasuke war so überrumpelt, dass er ihn aus dem Griff verlor. Bevor er überhaupt richtig wusste was passiert war, sprang seine Geisel ihm ins Gesicht, warf sich in einer halben Flugrolle über seinen Rücken und trat ihm dann so gezielt zwischen die Schulterblätter, dass er mit kehligem Laut zu Boden ging.
 

Schmerz pochte, aber das was am meisten weh tat war sein Stolz als der Instinkt ihn von seiner Bauchlage zurück auf Hände und Knie hoch trieb. Als er sich ungläubig über die Schulter weg umsah brachte der glimmende Blick des kleinen, unverhofft starken Rotschopfs in der dunklen Fabrikhalle eine schaurige Erinnerung an Gaara mit sich.
 

Natürlich war es nicht Gaara- aber die Parallele schmeckte Sasuke so überhaupt nicht. Er machte einen Sprung nach vorn, entwischte dem Kleinen, der in Sekunden den Spieß umgedreht hatte, nur um Haaresbreite. Dessen Turnschuh traf mit einer Wucht den Asphalt, dass es nur so knallte. Sasuke stolperte, kam auf die Beine, wich weiter zurück, zog seine Nase milimeterweit außer Reichweite. Das war nicht Kung Fu, es war nicht Taekwondo, es waren keine Polizeigriffe sondern kurze, präzise Stöße, hungrig nach Blut. Dieses kranke Hündchen war wie ausgewechselt... Von Anschmiegsamkeit und Beißhemmung keine Spur mehr!
 

Und Momente später flogen ihm auch wieder Kugeln um die Ohren. Gegner Nummer zwei war am Schauplatz eingetroffen, und er war wirklich überhaupt nicht begeistert. Das Dröhnen der Schüsse in der dunklen Halle, das Splittern und Pfeifen der Querschläger war ohrenbetäubend und machte ihn in kurzer Zeit so orientierungslos, dass er lange genug stehen blieb um sich niederreißen zu lassen. Ein Ruf und das Etwas in seinem Rücken hörte auf, ihm die Wirbelsäule zu zermalmen. Es hielt keuchend still. Er selbst tat dasselbe.
 

Ein paar Sekunden lang hatte er die sinkende, panische Gewissheit, dass das hier der Wendepunkt war.
 

Die Kontrolle über das Geschehen war ihm völlig entglitten. Es gab keine Pläne mehr, nur noch den Kampf bis aufs Blut.
 

„Nicht bewegen“, hallte Stimme des Brillenträgers bedenklich nah und kurz darauf hörte er eilige Schritte von Ledersohlen auf Beton, ein charakteristisches Klimpern und metallisches Ratschen im Nacken, das ihm Gänsehaut über den Körper jagte. Kurz hatte er den Impuls wieder um sich zu treten, als er Handschellen spürte-... aber der heiße Lauf der Pistole, die sich an seine Schläfe presste überzeugte ihn doch davon, kraftlos zu bleiben. Es saugte Widerstand aus ihm heraus.

Ihm blieb nichts als sein bitterer Gesichtsausdruck, als der Fremde ihn auf die Füße zerrte. Mit Handschellen wurden seine Handgelenke an ein nahes Heizungsrohr gekettet, das seitlich an der Wand entlang lief- offenbar hatte der zweite Fremde von Sasukes Wehrhaftigkeit gehört und wollte kein Risiko eingehen...

Mit ausgestreckter Waffe trat der Brillenträger einen Schritt zurück.
 

„Haben wir dich“, zischte er triumphierend, „Lange genug hat es ja gedauert... du schuldest uns ein paar Antworten, Freundchen. Wir werden uns schön unterhalten...“
 

Erinnerungen an Menschen in Panik vor Folter und Mord blitzten durch Sasukes Kopf. Eine Frau hatte einmal gedroht, sich auf die Zunge zu beißen und sich damit selbst zu töten... wie um Himmels Willen konnte das überhaupt funktionieren?

Er hatte wenig Hemmungen, sich selbst Schmerz zuzufügen wenn es dem größeren Ziel half, aber-...Ohne Zyankali- Kapsel kam ihm das Ganze jetzt, wo er selbst in der Lage war, lächerlich aussichtslos vor.
 

„Kai...“, befahl der kühle Blonde, der den gefesselten Uchiha hinter seinen Brillengläsern hervor beobachtete wie einen aufgespießten Käfer-

Der Brustkorb des seltsamen, kleinen Rotschopfs hob und senkte sich heftig, sein Blick war wieder groß und hündchenartig, wenn auch ein wenig betreten, als er aufsah.
 

„Hol Verstärkung.“

„Okay“
 

Der Kleine nahm ein Handy aus der Hosentasche und drückte mit dem Daumen darauf herum. Sasuke schluckte.

Er drehte seine Hände in engen Metallringen und Erinnerungen fluteten sein Gehirn.
 

[style type="italic"]„Ich kann niemanden fesseln, wenn wir keine... Verbindung haben“[/style]
 

„Tss...“
 

Bitter biss er die Zähne zusammen. Verflucht schlechtes Timing, jetzt an sowas zu denken... Naruto...

Seine sanften Hände im Rücken, während er am Andreaskreuz stand. Jetzt in die kalten Augen dieses Fremden zu starren, war... bitter.
 

[style type="italic"]„Du bist mein Freund“[/style]
 

[style type="italic"]„Warum bist du so? Warum tust du allen so weh? Was willst du?“[/style]
 

[style type="italic"]„...Tiefer?“[/style]
 

Die Erinnerung von Gaara in den Sanitärräumen dieses Clubs, mit dem wissenden Blick und dem Ledermaulkorb in seinen Fingern...

[style type="italic"]„Früher oder später wirst du gefickt. Die Frage ist nur, von wem...“[/style]
 

Sasuke schluckte hart, er ballte die Fäuste, biss seine Zähne zusammen. Langsam begann er zu verstehen was das bedeutete. Und er wollte es nicht-... Er konnte hier nicht sterben. Er konnte auf keinen Fall vor diesen furchtbaren Fremden unter Folter nachgeben-... nicht, wenn er immer noch die Ahnung von Narutos Lippen an seinen spürte. Die Tatsache, dass der Brillenträger blond war und ihn bei jedem Blick an den anderen erinnerte, machte alles noch viel schlimmer.

Zunehmend unruhig zog er an den Fesseln, versuchte die Panik zu unterdrücken die in ihm aufwärts brodelte, als er spürte wie tief und aussichtslos er sich diesmal in die Situation hineinmanövriert hatte.
 

Innerlich schrie er. Er verzog seine Miene nicht, aber irgendwo in seinem Brustkorb schrie Sasuke.
 

Sein Atem ging kurz und bemüht unauffällig. Seine Hände waren nicht frei, aber dieser Wichser würde ihn auf keinen Fall anfassen-... Nicht, so lange er noch treten konnte. Seine Nasenflügel weiteten sich. Er senkte den Kopf, richtete einen tödlichen, herausfordernden Blick auf den Mann mit der Waffe.
 

„Wirds bald?“, raunzte der und neigte den Kopf zu seinem kleinen Komplizen.

„Ich krieg igendwie hier kein Netz“, jammerte der Rotschopf, „Ich versuchs draußen“ und damit trabte er mit federnden Schritten davon.
 

Zurück blieben zwei, die beide nicht sonderlich einverstanden damit waren, plötzlich miteinander allein zu sein.
 

Der Blonde, Kurabayashi, fasste den Griff seiner Waffe noch fester, straffte den Rücken und ließ die Augen noch etwas schmaler werden.

Sasuke schaffte es endlich, ganz regungslos zu bleiben, die Arme entspannt zu halten und nur seinen glühenden Blick sprechen zu lassen. Etwas, in dem er gut war. Seine Augen waren eine Waffe für sich. Er hatte schon ganz andere Leute damit in die Knie gezwungen...
 

Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zogen sich endlos. Die Stille der Dunkelheit, die von dem bisschen Mondlicht durch ferne Fenster nur schärfere Schatten bekam, breitete sich weiter aus, wurde schwer und bedrohlich.
 

Schließlich hielt es keiner der Beiden mehr aus ohne zu sprechen.
 

„Braucht ganz schön lange“, flüsterte Sasuke, „Wenn ihm mal bloß nichts passiert ist...“
 

Das saß. Kurabayashis Haltung schwankte, er wich zurück, sah sich um.

In diesem Moment hörte man aus weiter Ferne ein merkwürdiges Geräusch.
 

Es war noch ganz leise, schwer zuzuordnen. Aber es klang rau und hässlich schleifend. So wie wenn jemand am anderen Ende der Flure und Gänge eine Metallklinge über den Boden zog.
 

Beide hielten den Atem an.
 

Sasuke spürte ein flaues Gefühl weit hinten in seiner Kehle.

„Wie viele Komplizen hast du?“, wollte der Blonde flüsternd wissen. Er war sichtlich blasser geworden, aber Sasuke war so gierig nach jedem winzigen bisschen Unsicherheit bei seinem Gegner, dass er die Zähne fletschend ein böses Grinsen zog und beschloss, das Spiel mitzuspielen.
 

„Rate mal“, zischte er.

Kurabayashi fluchte.

Und die merkwürdigen Geräusche kamen näher.
 

Das charakteristische Schleifen mischte sich mit einer Art hallender, dumpfer Schläge, die in ungeduldigem Rhythmus durch die Rohre dröhnten und die Sasuke sogar an der Kette vibrieren spürte. Sein Blick wurde wild und flirrend- natürlich hatte er Angst. Sein einziger Triumph war, in den Augen des Anderen die gleiche Angst und Verwirrung zu sehen und das reichte in diesem verzweifelten Augenblick aus um seine Stimmung in höchste Höhen zu pushen. Ein irres Lachen blubberte in ihm hoch, brach aus ihm heraus. Es war schrill, hysterisch und vollkommen wahnsinnig- natürlich musste der Andere das falsch verstehen und natürlich machte es nichts an der Situation besser-... aber allein nur zu wissen, dass sein Gegenüber die Macht über ihn verlor, war das Beste was er sich jetzt vorstellen konnte-...
 

Der Andere sah sich immer nervöser um, schien das Vertrauen in seine Waffe allein immer mehr zu verlieren. Er biss die Zähne zusammen, hob den Kopf hoch, so als könnte er auf die Art besser entscheiden, woher das Geräusch kam und was er als erstes tun sollte. Schließlich gab er sich einen Ruck, senkte die Pistole, blaffte ein letztes, befehlendes: „Du bleibst genau da wo du bist!“- und verschwand.
 

Er sprintete in die selbe Richtung, die sein Partner eingeschlagen hatte und war innerhalb von Sekunden weg, verschluckt von pechschwarzer Dunkelheit.
 

Zurück blieb Sasuke, der nach einem kurzen Innehalten sofort begann an den Fesseln zu zerren. Das Metall gab nicht nach. Er warf sich entschlossen zurück, hob einen Fuß und versuchte gegen das Rohr zu treten das seine Arme aufwärts gestreckt hielt. Es war zu massiv. Keine Chance. Innerlich eine Menge Flüche unterdrückend zog er mit zunehmend zitternden Händen, während er spürte wie das Adrenalin in seinem Körper mit jedem Pulsschlag mehr wurde.
 

Irgendwann lief Blut-... er spürte kaum einen Schmerz, sah nur die aufgerissene Haut, spürte das warme Kitzeln als ein Tropfen seinen Unterarm hinab rann. Seine Finger waren schon taub. Sein Herz wummerte in seinem Brustkorb, dröhnte durch ihn hindurch, schüttelte ihn. Mit weitem Blick sah er auf.
 

Das Schleifen war jetzt ganz nah. Es kam von vorn aus dem Korridor. In ihm zog sich alles schmerzhaft zusammen, er spürte sich schrumpfen, während sein Körper eine kalte Hülle blieb und er sinnlos zurückwich so weit es nur irgendwie möglich war.
 

Und dann, weit hinten, am Anfang der Halle trat es langsam aus den Schatten, beleuchtet von silbernem Mondlicht.
 

Ein Wesen wie aus einem Horrorfilm.
 

Breite Schultern, nackter Oberkörper, glatt zurückgestrichene, graue Haare.

In der Hand hielt er eine riesige, dreiblättrige Sense mit blutroten Klingen, die er mit lässigem Schwung durch die Luft sirren ließ, während er in gelassenem Schritt auf sein Opfer zutrat.
 

Sasuke war wie gelähmt. Es musste ein ähnliches Gefühl sein, wenn man mitten im dunklen Meer trieb und einen riesigen, weißen Hai auf sich zu schwimmen sah.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  AsteriaGaia
2014-02-23T18:55:10+00:00 23.02.2014 19:55
Zum teufel ich bin ja schon am ende angekommen!!! Da lese ich die FF von anfang an da ich sie gestern gefunden hatte und heute lesen MUSSTE xD Und dann bin ich schon hier angekommen und dann ist das So Hammer Spannend!! °^°
*Hibbel*

Erlich Ich bin froh die FF gefunden zu haben, hab lange keine Mehr gelesen und...Wow. Dein Schreibstiel ist echt krass und auch wenn die kapitel Kurz sind steckt da so viel drin das icht echt Toll. Das bekommt nicht jeder hin. Die Gefühle, Regungen und Taten von jeder einzelnden Person kommen deutlich hervor und machen das lesen umso spannender :)

Und dann die Geschichte an sich. Wahnsinn! °^°b

Ich dachte erst hm das wird so eine normale FF wo alles schnell geht aber nein ö.ö Nichts passiert zu schnell sondern genau dann wenn man was nicht erwartet :) Wenn ich so überlege da wo Naruto, Sasuke peitschte so Sanft und wirklich behutsam kam in mir der gedanke "Hmmm...will mehr wissen xD" ich mag das pair NaruSasu aber so wie diese Geschichte aufgebaut ist wird sie Spannender was das mit NaruSasu angeht eben weil so viel zwischen drin passiert und alles nicht gleich in den ersten Kapitel passiert :)

Einfach Toll ^-^b

ich bin sehr gespannt wie und wann es weiter geht und da mich die FF dazu verleitet les ich gleich noch maaaal xDDDD
Von:  lunaris-von-aquanta
2014-02-22T18:44:46+00:00 22.02.2014 19:44
Omg omg omg o////o"""""

Bitte mach schnell weiter diese Spannung ist nicht auszuhalten.... hab heute dein Werk gefunden und alles bis hierher gelesen....

Gaaah schnell mein Herz setzt aus >\\\<

Ich will wissen wie es weiter geht.

chiriomiep
Antwort von:  somali77
08.03.2014 21:38
Hehe xD inzwischen sind ja schon mehr Kapitel da, aber ich freu mich natürlich, dass du so mitgefiebert hast <3 im Moment gibts ja grade eher wieder ne kleine Verschnaufpause (muss auch mal sein, so zwischendurch ^^) <3

Danke für deinen Kommentar!!! >8D
LG, somali77
Von:  jyorie
2014-02-20T13:35:46+00:00 20.02.2014 14:35
Hey ヾ(◍’౪`◍)ノ゙♡

ich glaub das ist auch zum Ausrasten, wenn die Geisel die man
genommen hat einem auch noch versucht zu beruhigen und mit
Psychogefasel daher kommt, statt schön brav angst zu haben.
Und dann auch noch das „ich-muss-kotzen“ ... nein – das ist wirklich
keine normale Entführung gewesen.^^ (Aber Reiseübelkeit ist echt
eine fieße sache!)

was ich am krassesten fand, das es auch hier wieder so war, das
der scheinbar unscheinbare Junge so schnell umschlagen konnte und
Sasuke abermals überwältig wurde. ... hat er als Panther immer nur den
Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt? ...

Schön beschrieben hast du die Paralellen, wie Sasuke an die Dinge denkt,
die er mit Naruto gemacht hat und wie das passiert was da momentan mit
ihm abläuft. Nur war es in dem Moment nicht sehr hilfreich für ihn, das er sich
da noch hätte befreien können, bevor er festgesetzt war.

Bin gespannt wer jetzt kommt – wenn er in Kisames Gebiet ist, ob es Hidan
und Kuzo sind oder noch jemand ganz anderes.

CuCu Jyorie


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