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The Darkside

von

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Kiss Kiss, Bang Bang

~
 

Es schmeckte nach warmem Atem und Nudelsuppe.

Genau wie ihr erster Kuss.
 

Mehr wagte Sasuke nicht, nur dieses eine, weiche Nippen an seinem Mund. Der Damm war gebrochen und das hier war was von ihm übrig blieb- so viel gnadenlose, brutale Ehrlichkeit, dass es ihn selbst erschreckte.
 

Der Blonde blieb stehen wie zur Salzsäule erstarrt. Seine Lippen waren kalt von der Nachtluft und starr vom Schock. Dass er nicht reagierte war die bittere Erfüllung von einer ebenso bitteren Vorahnung. Aber das war okay... Sasuke hatte ja irgendwie damit gerechnet...
 

Sobald er zurück wich- nur ein Bisschen, wurde der Schmerz unerträglich. Es fühlte sich wirklich an, wie zu sterben.

In einer merkwürdigen, unwirklichen Sekunde schoben sich Traum und Albtraum übereinander. Sein ganzes Leben- na gut, eine beachtliche Zeit davon-... hatte er nicht geglaubt, dass so etwas je passieren würde und jetzt- jetzt war er da, der Moment, und der Andere hatte sich noch nie so... fremd angefühlt. Es war alles so falsch, so gescheitert, so... zu spät...
 

Naruto wich auf Abstand und Sasukes Kopf sackte auf seine Brust. Es gab nichts mehr zu sagen. Ausweichen konnte er nicht, das Metallregal bohrte sich immer noch in seinen Rücken, Naruto hielt ihn dagegen gepresst.
 

Aus den Augenwinkeln sah Sasuke nur, wie die gehobene Faust des Anderen langsam sank. Er hörte tiefes, stockendes Atmen, hob den Blick und sah auf in blaue Augen.

Und dann spürte er sie. Die Hand, Finger in seinem Haar, eine warme Hand die sich in seinen Nacken schob, ein blutiger Daumen, der zitternd seine Wange streichelte. Naruto schluckte hart.

„Sas-...“, begann er, bevor seine Stimme brach, aber das war genug.
 

Sasuke stieß sich nach vorn, presste blindlings die Lippen auf seine, saugte hungrig an seinem Mund, grub ihm mit vernichtender Kraft seine Klauenfinger ins Oberteil und gab ein kleines, ungewolltes Geräusch von sich, als er spürte wie Narutos Arme sich um ihn schlossen.
 

Er dachte nichts mehr. Er fühlte nichts mehr, alles reduzierte sich auf den raschen, weichen Puls der in seinen Ohren pochte und die ganze Welt füllte.

Er spürte sein Herz schlagen.

In diesem goldenen, heißen Moment von sinnlosem, hoffnungslosem Glück pochte es klein und heftig. Alles was er hatte und je gewesen war steckte in diesem Kuss. Er war so erbärmlich schlecht darin seine Gefühle zu zeigen, aber er hoffte-... wusste-... dass Naruto vielleicht verstand. Wenn ihre Körper heftig genug kollidiert waren, hatten sie sich immer verstanden, irgendwo tief in der weißen, unendlichen Welt in ihrem Innern. Was ihm entgegen flutete war so eine unglaubliche, bedingungslose Welle von Zuneigung, dass er nichts anderes tun konnte als den Mund zu öffnen und Narutos Atem in sich hinein zu saugen als ob es das einzige war was ihn überleben ließ.
 

Der Andere blieb verkrampft. Er küsste nicht wirklich zurück, aber das war nicht schlimm. Seine Umarmung war mehr als genug. Sie gab einem das Gefühl, dass alles irgendwie wieder gut werden konnte, auch wenn Sasuke genau wusste wie bescheuert das war...
 

Nur sehr langsam trennten sie sich wieder, heftig atmend, Stirn an Stirn. Unfähig sich anzusehen, aber genau so unfähig loszulassen.
 

„Du zitterst...“, flüsterte Sasuke. Es war die Wahrheit.

Narutos Muskeln schlotterten furchtbar, wahrscheinlich noch heftiger als davor, sein Atem kam kurz und ruckartig.

„Du auch.“, brachte der Blonde mühsam heraus. Ein tiefes Schaudern durchlief Sasuke in leisen, regelmäßigen Wellen.
 

„Mir ist eben kalt.“, log er flüsternd und biss die Zähne zusammen.
 

Naruto gab ein Prusten von sich. Ein nervöses, überfordertes Geräusch das kein wirkliches Lachen war.

„Was läufst du Blödmann auch halbnackt durch die Gegend?“, stöhnte er und seine Mundwinkel zuckten aufwärts.
 

Etwas in Sasuke schmolz bei dem Anblick- es reichte nicht, das zu sehen. Er musste es fühlen. Er musste Lippen dagegen drücken, die weich und nachgiebig waren, so weich, dass dem Anderen klar werden musste, wie sehr er Narutos Verzeihung brauchte. Er brauchte sie. Wofür hätte er sonst Sakura retten müssen?
 

Tief saugte er diesen Duft in sich auf, hielt sich an ihm fest. Narutos Hände rutschten über seinen Rücken, die Lederjacke verschob sich-... und das Gefühl der warmen Fingerkuppen, die mehr aus Versehen auf blanke Haut stießen, war wie ein Stromschlag der Hitze durch ihn hindurch pulste, alles auf einen Schlag anders werden ließ... und irgendwo in sein vernebeltes Hirn quetschte sich der Gedanke, wie grotesk und abartig es wäre, wenn sie jetzt Sex haben würden-...
 

Hier drin, in dieser verfluchten, halbdunklen Abstellkammer, während sie beide noch mitten im Nervenzusammenbruch steckten, keiner von ihnen wirklich zurechnungsfähig war und Sakuras Unterleib ein paar Zimmer weiter zusammengeflickt wurde...
 

Allein der Gedanke war geschmacklos... ekelhaft geradezu, aber ihm war das egal.

Naruto war immer noch viel zu -freundschaftlich-, viel zu- tröstend-, nicht -eindeutig- genug-... und Sasukes Körper bog und krümmte sich heftiger gegen ihn, in flirrendem Rausch von Crystal, Verzweiflung und Adrenalin.
 

Er legte den Kopf zurück-... seine Augen glitzerten dunkel, er spürte wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief als Naruto sich zögernd, wie hypnotisiert von den schwarzen Pupillen näher beugte, wie alles in ihm sich zusammenzog als Narutos Daumen mit etwas mehr Absicht sein Steißbein streifte-...
 

Und in diesem Moment donnerte mit reichlich Schwung eine Faust an die Tür.
 

„Lebt noch einer?!“, kam gedämpft Shikamarus Stimme, und Sasuke schloss seinen leicht geöffneten Mund mit einem Klacken der Zähne. Sein Blick sprühte pures Gift. Oh, er wusste schon, wen er die nächste Zeit über mit glühender Leidenschaft hassen würde... über wessen Tod er sich viele Gedanken machen würde.
 

"Da will so ein Typ mit dir reden, Naruto! Komm raus, wenn noch was von dir übrig ist!“
 

„Ich-... ich komme gleich!“, brüllte Naruto etwas wackelig zurück, und Sasuke fand den Satz überhaupt nicht lustig.
 

„Sag ihm, er soll sich verpissen.“, zischte er.
 

„Das geht nicht-... ich muss noch arbeiten...“
 

„Du hast einen Schock, du musst gar nichts mehr! Lass dich krank schreiben!“
 

„Halt die Klappe!“, hielt Naruto dagegen, „Du bist selber total auf Speed oder wasweißich! Sieh dir mal deine Augen an!“
 

"Tss!"
 

"Selber, tss!"
 

"Idiot!"
 

"Miststück."
 

Sasuke grub seine Fingernägel fester, kniff die Lippen zusammen und legte schließlich in dunkler Herausforderung seinen Kopf schief.
 

"Ich könnte irgendwas Dummes tun, wenn du mich los lässt...", drohte er leise.
 

"Du kannst auch problemlos was Dummes tun, wenn ich versuche dich festzuhalten.", Naruto rollte die Augen, "Wenn du mir irgendwas wirklich klar gemacht hast, dann das-... Die Lektion hat gesessen!"
 

Sasukes Mundwinkel zuckten nach unten, seine Finger wurden kraftlos. Sein Blick sank. Er gab ein schwaches Schnauben von sich.
 

„Es-... ich-... wir-...“, Naruto ließ ihn los, versuchte mit entschuldigend gehobenen Händen eine passende Verabschiedung zu finden, während er einen halben Schritt rückwärts ging:

„Hey, ähm-... lass uns-... wir sehen uns später, ja?“
 

Der Uchiha verzog das Gesicht.
 

Ratlos ließ Naruto die Arme sinken, wandte sich dann schließlich ab, ließ Sasuke stehen wo er war und ging zur Tür. Der Dunkelhaarige hob den Kopf.
 

„-...Warte!“
 

Mit ausgestreckter Hand hielt Naruto inne.
 

"… was ist?"
 

„Hör zu-...“ Sasukes Stimme war plötzlich sehr verändert, „Sprich mit niemandem-... geh mit keinem mit-... glaub nichts, was sie erzählen, du-...“, er zögerte, leckte sich über die Unterlippe und formulierte es noch einmal anders,

„Hier... ist es vielleicht nicht mehr sicher.“
 

Naruto schnaubte und sah sich über die Schulter hinweg zu ihm um. Ein letzter Blickkontakt, seine Augen waren blau und glimmend,
 

„Ich kann auf mich selbst aufpassen, klar?“, murrte er.
 

Und kurz darauf war er weg.

Die Tür fiel mit einem Krachen ins Schloss. Sasuke starrte sie ein paar Sekunden lang einfach nur an. Dann blinzelte er, senkte wie betäubt seinen Kopf wieder. Die Gedanken schossen wild darin durcheinander-

Naruto... jemand wollte Naruto sprechen?
 

Sie waren auf der Straße nicht angegriffen worden, aber kaum hatten sie Sakura ins Krankenhaus eingeliefert, wollte jemand Naruto sprechen?

Woher wusste dieser jemand überhaupt, dass er hier war...?
 

Ein flaues Gefühl überkam ihn.
 

Dem ersten Impuls, zur Tür hinaus hinterher, kam er nicht nach...

Er hatte keine Waffe mehr, und womöglich rechnete wer- auch- immer Naruto dort draußen auflauerte schon damit.
 

Aber zur Hölle... Sakura hatten sie vielleicht erwischt.

Mehr bekamen sie nicht.
 

Und wenn er sein Revier nur mit Zähnen und Fingernägeln verteidigen musste...
 

~
 

Mit zitternder Hand fuhr Naruto sich durch seine blonden Strähnen, als er wieder ins grelle Licht der Station stolperte. Er machte einen zerzausten Eindruck, seine Augen waren immer noch weit und ausdruckslos-... hilflos sah er sich um. Nur ein kleines Stück weiter hob Shikamaru den Arm und winkte ihn zu sich her-... neben ihm stand jemand Fremdes in einem hellen Trenchcoat.
 

Jemand, der blondes, kurzes Haar und eine Brille trug und dabei wirkte wie jemand, der sich eine Menge Spaß im Leben verkniff, nur um eine gute Entschuldigung für seinen Sadismus zu haben. Sein Blick, mit dem er herübersah als Shikamaru in Narutos Richtung nickte, war schneidend und kalt.
 

Wirklich Lust auf die Unterhaltung hatte Naruto nicht, als seine Beine ihn die paar Schritte zu den Anderen trugen.

„Hey.“, atmete er.
 

„Herr Uzumaki?“, der Fremde griff in seine Brusttasche, ließ eine silberne Marke kurz aufblitzen und schob sie wieder zurück, „Betäubungsmittel- Kontrollbehörde... Mein Name ist Kurabayashi. Können wir uns kurz unterhalten?“
 

Naruto schluckte. Sein Instinkt sträubte ihm die Nackenhaare und drängte ihn, sich umzudrehen und einfach wegzulaufen. Weit weg.
 

„Klar.“, meinte er mit erstickter Stimme.
 

„Ausgezeichnet... Folgen sie mir.“
 

~
 

Für Sasuke war es kein Kunststück, durchs Fenster zu klettern. Seine Sinne liefen auf Hochtouren. Womöglich galt dasselbe auch für seine Paranoia, aber das war ja nicht zwingend ein Nachteil... Geduckt schlich er am Gebäude vorbei.

Unter grell erleuchteten Fenstern blieb er im Schatten, trabte rasch vorwärts auf die Eingangsseite und in den Parkplatz davor, zwischen die Autos. Kies knirschte unter seinen Schuhen, mit dem kalten, klaren Duft der Nachtluft mischte sich der Geruch von Dieselöl.
 

Was für eine Art von Killern war verrückt genug, ihren Schlag in einem vollbesetzten, öffentlichen Krankenhaus zu setzen? Er konnte sich das nicht vorstellen... Andererseits hatte er sich auch nicht vorstellen können, dass jemand so etwas mit Sakura tun würde... nur um zu zeigen, wie leicht er es konnte-... diese verdammten Schweine...
 

Sein Blick aus dunklen Augen scannte angestrengt die Umgebung auf Auffälligkeiten. Irgendeine Art von schwarzem Lieferwagen... oder ein Auto mit verdunkelten Scheiben vielleicht, ein-... halt-... er erstarrte in seiner Bewegung.
 

Dort, bei dem mattgrünen Cabrio stand jemand der ihm bekannt vorkam...

Jemand, der sich gelangweilt auf ein kleines Motorrad lehnte und seine kurzen Haarsträhnen um die Finger zwirbelte... es war eine eigentümliche Haarfarbe... braunrot... wie geronnenes Blut...
 

Sasuke biss knirschend die Zähne zusammen, sein Puls beschleunigte sich.

Er hatte geahnt, dass der Kleine verdächtig war... aber das?! Seine Augen wurden finster und schmal.
 

Der Kerl war ja sowas von tot!
 

~
 

„Sind sie wegen-... wegen Sakura hier?“, Naruto rieb seine Hände an der Hose ab, bevor er versuchte, sie in die Jackentaschen zu schieben, „Whoa, das-... ging echt schnell-... also, ich hab keine Ahnung wie oder wann das passiert ist-... mein Kollege und ich, wir waren die ganze Nacht im Dienst... ich meine, ich wusste, dass die Gegend nicht gut für sie ist! Aber-... sowas-...! Und diese Leichen da-...“
 

„Offen gesagt geht es hier nicht um sie. Nicht in erster Linie, zumindest.“, Kurabayashi schüttelte leicht den Kopf, „Die Kollegen von der Kriminalpolizei werden sich darum kümmern... wir sind wegen Ihnen gekommen.“
 

„... Wegen-... wegen mir?“, Naruto schluckte,

„Bin... ich in Schwierigkeiten?“
 

Kurabayashis kühle, helle Eulenaugen hinter der Brille blinzelten.

„Sagen Sie es mir. In diesem Krankenhaus sind in letzter Zeit größere Mengen an rezeptpflichtigen Medikamenten verschwunden...“
 

Naruto starrte den Fremden mit offenem Mund an.

„... echt jetzt?“
 

„Würden Sie sich freiwillig einem Bluttest unterziehen?“
 

„N-... nein! Ich meine-... Nein!", hilfesuchend sah Naruto sich nach Shikamaru um. Von dem war allerdings nichts zu sehen. Womöglich nutzte er die Chance um ein paar Sekunden allein zu sein und sich für den Rest der Nacht zu beruhigen.
 

"Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund! Ehrlich, glauben sie ich würde meinen Arbeitgeber beklauen?“
 

„Sie sind kein unbeschriebenes Blatt, Herr Uzumaki...“, Kurabayashi zuckte die Schultern, „... Sachbeschädigung, Körperverletzung... Erregung öffentlichen Ärgernisses...“
 

„H-Hey...! Shit!-... das ist ewig her!“, Naruto senkte die Stimme zu einem Flüstern, sein Blick war gehetzt, „Ich hab mich geändert!“

„Sie waren im Konoha- Heim, ist das richtig?“

„... J-... ja, aber-...“
 

Kühle, gefühllose Augen musterten ihn und der Uzumaki schien darunter zu schrumpfen.

„Dieses Heim kümmert sich um besonders schwer erziehbare, traumatisierte und-oder delinquente Jugendliche. Ist das richtig?“

Narutos Blick sank zu Boden.

„... Ja“, murmelte er.
 

„Und Sie waren dort, weil Sie als nicht führbar galten, als impulsiv, unkontrolliert und gefährlich?“, Kurabayashi nahm lässig eine Zigarette aus einem silbernen Etui in der Jackentasche und drehte sie zwischen den Fingern.

Naruto konnte nicht antworten. Er biss sich mit leerem Blick auf die Unterlippe.
 

„Verstehen sie, Herr Uzumaki...“, Kurabayashi deutete mit kurzem Kopfrucken an, ihm durch die Tür des Haupteingangs nach draußen zu folgen, „Die Geschichten in Verbindung mit Ihren... privaten Aktivitäten... geben einem zu Denken. Sie haben Kontakte ins Rotlichtmillieu, leben ihre sadistischen Machtfantasien in zwielichtigen Einrichtungen aus...“

„Hey! Das ist nicht-...“

„Jemand in hilflosem Zustand vor sich liegen zu sehen erregt Sie, nicht wahr?“
 

Naruto blieb stehen. Sein entsetzter Blick traf auf reflektierende Brillengläser.

„I-... ich würde nie-...“

„Interessant, dass Sie diesen Beruf gewählt haben... man wird fast regelmäßig mit Hilflosigkeit konfrontiert, oder? Ein paar Minuten lang Macht über Leben und Tod, fast wie ein Gott, das ist-...“
 

„Nein!“, bestimmte Naruto heftig.
 

"Ach...?"

Kurabayashi musterte ihn.
 

„Ich würde nie-...“, Naruto stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Niemals-... sowas ausnutzen. Das ist krank. Ich bin gern stark, ja-... aber unterstellen Sie mir nicht sowas. Das Eine hat mit dem Anderen überhaupt nichts zu tun, okay?“
 

"Hm", der Brillenträger schob sich die Zigarette zwischen die Lippen,

„Wenn sie das sagen... was ist mit diesen ganzen, fraglichen Diagnosen? Antisoziale Persönlichkeitsstruktur... unkontrollierbare Aggressionsattacken-... nicht einzuschätzende Gefahr für Betreuer und andere-...“
 

Naruto schüttelte heftig den Kopf.

„Das ist Bullshit!“, meinte er mit bebender Stimme, „Der Typ, der das Gutachten geschrieben hat, war ein totaler Idiot, und-... damals ging es mir richtig dreckig-... alles war-... alles war anders-...“
 

~
 

Der kleine Rotschopf bei seinem Motorrad wurde blass, als der Uchiha plötzlich vor ihm stand.

„Sasuke!“, stammelte er verdutzt.
 

„So sieht man sich wieder.“, Sasukes Stimme war ironisch ruhig, „Was machst du hier?“
 

Der Kleine schluckte sichtbar, verlagerte sein Gewicht von einem zum anderen Bein.

„Ähh-... ich, uhm-... mein Freund, er... holt sich Tabletten gegen seine, ähm, Aggressions- Attacken...? Ich hab ihn nur her begleitet! Komischer Zufall, oder? Hehe...“
 

Sasuke konnte seine Angst beinahe riechen.
 

„Erzähl mir nochmal wie das war...“, forderte er lauernd, seine leicht aufwärts gezogene Oberlippe ließ eine Reihe von blanken Zähnen sehen, „Mit diesen Doktorspielchen im Konoha- Kinderheim“

„Ah, das-... ähm, also-...“, der Andere rieb sich den Hinterkopf, bevor er inne hielt, „Warte-... das war nicht im Konoha- Kinderheim“
 

Sasuke spürte das Blut aus seinem Gesicht weichen.
 

„Wovon redest du?“, fragte er tonlos, „Was war es sonst?“
 

„Es hieß Chidori... Tausend Vögel.“
 

Die Welt verschwand hinter einem Schleier von rot. Plötzlich hatte er wieder diesen nassen, schweren Geruch in der Nase, wie von rostigem Eisen...

Schreie. Teppichmesser. Klaffende Löcher im Hals. Ein schmatzender, klebriger Teppich, der ihn festhalten, in sich hinein saugen wollte.

Sasukes Augen waren weit und dunkel.
 

„Du lügst!“, keuchte er, „Es gibt keine Überlebenden vom Chidori- Kinderheim außer mir... Mein Bruder ist damals Amok gelaufen, es war in allen Zeitungen!"
 

Heiß und gleißend blubberte Wut und Panik zugleich in ihm auf, seine Hand schoss nach vorn und er packte den Kleinen am Kragen:
 

"Du verfluchter, schlecht informierter Schnüffler!“, grollte er, "Für wen arbeitest du?!“
 

Grob riss er den Anderen vom Motorrad herunter, zur Motorhaube des Cabrios. Der brachte vor Überrumpelung nur einen schwachen Laut hervor.
 

~
 

Kurabayashi sah Naruto schweigend an.

In den schmalen, kalten Augen war kein Vorwurf, keine Verachtung.
 

„... stimmt es, dass Sie von Betreuern als „Monster“ bezeichnet wurden?“
 

Narutos Blick war weit und unfokussiert. Er schüttelte nur leicht den Kopf.

„Sie... können sich nicht vorstellen, wie das war.“, flüsterte er.
 

„Nein... ich denke nicht.“, räumte Kurabayashi ein. Er hielt ihm das silberne Etui entgegen,

„Vielleicht war ich etwas vorschnell-... Manchmal schieße ich übers Ziel hinaus. Dafür entschuldige ich mich. Rauchen sie?“
 

„Nein... Danke.“
 

„Ich will offen zu Ihnen sein... Wir haben Anweisung, Sie zu überprüfen.“
 

Naruto nickte stumm.

"O-... okay."
 

„Einige sind der Ansicht“, bemerkte der Ermittler, „dass verlorene Jungs wie Sie nie mehr richtig auf die Beine kommen. Einmal ein Verbrecher, immer ein Verbrecher...“
 

Sie durchquerten die Eingangstür, kühle Nachtluft empfing sie.

„Ich habe meine Gründe, die Theorie anzuzweifeln. Wir beobachten Sie schon eine Weile. Trotzdem muss ich den Hinweisen nachgehen... Und Sie müssen zugeben, dass der Schluss nahe liegt, sich an Sie zu wenden, wenn man nur ihre Hintergründe und Strafakten ansieht...

Wir sind an einer größeren Sache dran und die zentrale Person, auf die viele Spuren hinführen ist jemand, der mit ihnen im Konoha- Kinderheim untergebracht war und den Sie vermutlich gut kennen... seien Sie ehrlich- In welchem Verhältnis genau stehen Sie zu Uchiha Sasuke?“
 

Naruto erstarrte.

„Sasuke? Uhm-... W-... was-... ist mit ihm?“
 

Kurabayashi blieb stehen, um sich zu ihm umzusehen.

„Wir befürchten, dass es nicht gut für ihn aussieht.“, gab er zu, „Beliefern Sie ihn mit Medikamenten?“
 

„Nein!“, erwiderte Naruto geschockt.
 

„Hmm...“, Kurabayashi musterte eine Weile seinen Gesichtsausdruck, bevor er zufrieden nickte, „Wissen Sie, wo er sich aufhält?“
 

„Uh-...", Naruto wand sich unter der Frage, "ähm... das ist schwer zu sagen... mal ist er da, wissen sie, und dann ist er-... ähm... wieder weg-...“
 

„Tja... das dachte ich schon.", Kurabayashi nickte langsam und schob seine Hand in die Tasche, um sein Feuerzeug hervor zunehmen,

"Danke für Ihre Kooperation...“
 

Er schnippte das Feuer an, um sich vor den Türen des Krankenhauses die Zigarette anzuzünden und einen tiefen Zug zu nehmen.

Naruto atmete durch, erleichtert darüber, dass das Gespräch vorbei zu sein schien.
 

„Wenn ich noch etwas in privater Sache bemerken dürfte-...“, meinte der Brillenträger beiläufig,

„...Sie haben wirklich einen faszinierenden Stil.“
 

„Huh?“, Naruto blinzelte irritiert.
 

„Für einen Top...“, ergänzte der Andere, „Ihre Showsessions sind inspirierend.“
 

Der Uzumaki sah den Ermittler mit offenem Mund an.

In diesem Moment hörten sie einen erstickten Aufschrei vom Parkplatz.
 

~
 

„Shit! Lass mich-... lass mich los!“, Kai versuchte ihn weg zu drücken, was Sasuke nur dazu brachte ihn noch fester zu packen.
 

„W-... warte! Das ist die Wahrheit!“, japste der Kleine in steigender Panik, „Ich weiß, dass es dieses Unglück gab, aber ich war vorher wirklich mit dir zusammen dort! Du hast viel geweint und hattest oft Heimweh... und warst total auf deinen großen Bruder fixiert...“
 

„Ich dreh dir den Hals um, du kleine, schäbige Ratte!“, Sasukes Grollen war finster.

„Ich hab Erinnerungslücken!“, Kais schmaler Rücken kollidierte hart mit dem Blech des Cabrios, und Sasuke spürte mit gewissem Staunen wie muskulös der zierliche Körper war. "Au!" Die Beine des Anderen in der schwarzen Motorradkluft zappelten in der Luft,

„Scheiße! Hör auf mich zu würgen!“, flehte er hoch und hektisch, „Wenn ich zu großen Stress habe, kriege ich Anfälle! Kurz nach der Sache von dir weiß ich nichts mehr! Ich bin irgendwo in nem Hinterhof aufgewacht, voller Blut! Von dem Unglück hab ich später in den Nachrichten gehört- das ist die Wahrheit, ich schwöre-... ich schwöre es!“
 

„Ach ja?!“ fauchte Sasuke, „Wer hat dich her geschickt?! Woher wusstest du, dass wir hier sind?! Ich mag es überhaupt nicht, was ihr mit meinem Mädchen gemacht habt!“

„Wovon redest du?“, Kai wimmerte nur noch, die dichten Wimpern über zusammengekniffenen Augen waren verdächtig feucht, „Ich hab nichts mit irgendeinem Mädchen gemacht! Ehrenwort! Und wir wussten auch nicht, dass du hier bist-... das war reiner Zufall, okay?!“

„Vielleicht sollte ich mit dir dasselbe machen, dann kommt die Erinnerung sicher wieder!“

„Du bist total verrückt!“

„Vielleicht- aber ich lass mich von euch nicht verarschen!“
 

~
 

„Was zum-...?!“
 

Kurabayashi fiel die Zigarette aus der Hand. Naruto erstarrte, als er die paar Meter weiter mitten in einer Reihe geparkter Autos den völlig außer Kontrolle geratenen Uchiha bemerkte, wie er einen jungen, zierlichen Mann würgte und seinen Kopf immer wieder auf das Blech der Motorhaube eines Autos schmetterte.
 

Der Brillenträger reagierte- unter dem hellen Trenchcoat hatte er ein Pistolenhalfter mit einer Dienstwaffe, und die zog er:
 

„Keine Bewegung!“, gellte der Ruf bis zu den Kämpfenden hinüber, „Sie, mit der Lederjacke! Gesicht zum Wagen und Hände hinter den Kopf!“
 

~
 

Sasukes Kopf zuckte herum. Der Ausdruck in seinen Augen war flirrend und fiebrig, wie ein tollwütiges Tier.
 

„Nicht schießen!“, flehte Naruto, „Fuck, warum muss jeder hier gleich mit der Waffe rumfuchteln! Können wir nicht drüber reden, wie vernünftige Leute?!“
 

„Tu lieber was er sagt“, wisperte Kai vom Blech des Wagens herauf zu Sasuke, ein Auge zusammengekniffen, das andere vorsichtig geöffnet, „Er ist immer so schnell besorgt-... und dann wird er immer so furchtbar ungemütlich...“
 

„Halt die Klappe!“, zischte der Uchiha ihm zu und riss den Anderen vor sich, zwischen ihn selbst und den auf ihn gerichteten Lauf der Waffe. Kai hing nach Luft schnappend und wie gelähmt in seinem Schraubstockgriff.
 

Kurabayashis Augen wurden sehr schmal, der Blick hinter seiner Brille war tödlich.

„Loslassen!“, bellte er und ging einen Schritt nach vorn, „Sofort loslassen und Hände hinter den Kopf! Das ist die letzte Warnung!“
 

„Komm doch!“, fauchte Sasuke mit leicht irrem Funkeln in den Augen, und seine Stimme rutschte zurück in hysterische Tonlagen, „Fang mich, wenn du kannst! Und geh bloß weg von diesem Idioten von Sanitäter, sonst brech ich deinem kleinen Freund gleich hier das Genick!“
 

Kurabayashi und Naruto sahen sich an.
 

Den Moment nutzte Sasuke, um den Rotschopf kurzerhand über das Motorrad zu werfen, sich in den Sattel zu schwingen und die Maschine zu starten.
 

„Stehen bleiben!“, Kurabayashi- jetzt spürbar selbst am Limit mit seinen Nerven- feuerte seine Waffe ab. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall.

Naruto schrie auf-
 

Sasuke duckte sich und gab Tempo, mit einem wilden Aufheulen des Motors, einem Schlenker der Maschine in den Verkehr, verschwanden der Uchiha und seine Geisel im vor Neonlicht flirrenden Chaos der Nacht.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2014-02-21T18:48:27+00:00 21.02.2014 19:48
Hey \(._.\) ♫ ƪ(‘-’ ƪ)(ʃ ‘-’)ʃ (/._.)/♪

So dumm können doch die Ermittler nicht sein, das war sicher nur
ein Trick um an Sasuke ran zu kommen – obwohl die beiden ja schon
vorher Sasuke erwischt hatte und ihm sogar DNA-Spuren geklaut haben.
geht es bei denn beiden um noch mehr, als die Morde, weil ich mir nur
schwer denken kann, das das Switch-Team Interesse hat, ein paar geklauten
Betäubungsmitteln im Krankenhaus auf die Spur zu kommen.

Und Sasuke reitet sich noch mehr in die Scheiße, jetzt wo er einen der
Ermittler gekidnappt hat – Momentan scheint er arg außer Kontrolle zu sein.

CuCu Jyorie


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