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Conspiracy

Verschwörung
von

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Diebe der Nacht

Walther vertrieb sich eine Weile allein die Zeit.

Er sah sich aufmerksam in der kleinen Stadt um und achtete auf jedes Detail, das verdächtig schien. Zur aktuellen Tageszeit jedoch schien alles normal. Mit einem Seufzer stieß er eine Rauchwolke seiner Zigarette aus, und setzte sich auf die nächstgelegene Bordsteinkante, abseits der lebhaften Häuser. Nur eine kleine Verschnaufpause für den alten Mann - er schloss seine Augen und dachte über so einiges nach, was irgendwann dazu führte, dass alte Erinnerungen in ihn aufstiegen, und er bald von seinem Sitzplatz aufschreckte.

"Alles in Ordnung, Walther?" - unsicher sprach die Stimme in seinem Kopf. Sie stammte von niemand anderes als seinem Diener. Der alte Walther jedoch reagierte nicht auf diese Frage.
 

Währenddessen vertrieben sich auch Matthew und James die Zeit. James lud ihn in sein Zimmer ein, und Matthew machte es sich prompt auf dem Bett bequem.

"Ich bin gleich wieder da. Warte hier!" mit diesen Worten verschwand James aus dem Zimmer. Man hörte nur noch, wie er die Treppen hinunter eilte. Matthew grinste. Irgendwie war es ja schon niedlich, wie er reagierte. Er sah sich im Zimmer um, während er auf dem Bett liegen blieb. Das Zimmer war typisch für Jungs eingerichtet - Sammelkarten, Sticker, in der Ecke lag sogar ein Fußball. An den Wänden hingen sogar einige Poster, und ein Regal war bestückt mit Büchern über Ärzte und Sanitäterwissen, aber auch Krimis und Polizeigeschichten fanden sich dort wieder.

"Er kann sich glücklich schätzen." sagte Matthew zu sich selbst. Selbstverständlich hatte er einen heimlichen Zuhörer, der auch sobald durch seinen Seelenstein sprach.

"Du klingst leicht verbittert, Matthew."

"Nicht doch." Matthew schüttelte den Kopf. "Ich kann nur von mir sprechen, ich hatte damals nicht so viele Freiheiten. Immerhin standen wir ständig unter Schutz und Aufsicht. Wir haben alle ein großes Zimmer geteilt, da blieb nicht viel Zeit für... eigene Hobbies. Aber das weißt du ja, oder?"

"Ich erinnere mich daran, als wärst du erst heute erwachsen geworden, mein Freund."

"Ja... Bei uns gab es damals keine Sammelkarten. Keine Poster... Wir hatten zwar Spielzeug, aber irgendwie war es trotzdem nicht das selbe. Vor allem... wenn mein Bruder nicht da war." Matthew schloss seine Augen, und seufzte. "...Die anderen Kinder haben mich gemieden wie die Pest. Während einigen von ihnen mein Affenschwanz nicht geheuer war, machten sich andere darüber lustig. Und auch wenn unser persönlicher Aufpasser sehr darum bemüht war, den Frieden zu bewahren, ich habe oft bemerkt, wie überfordert er war."

"Sehr aufmerksam von dir." lachte der Affe.

"Neckst du mich schon wieder? Komm schon..." Noch bevor Matthew weiter erzählen konnte, betrat James aufgeregt das Zimmer.
 

"Ich muss etwas erledigen... ich kann leider nicht sagen, wie lange das dauert, aber..."

"Du verhältst dich merkwürdig. Hast du Geheimnisse vor mir?" Matthew neckte ihn vorsichtig.

"Was? Oh, nein. Ich wollte Papa besuchen, aber da er noch im Büro ist, ähm... habe ich mich angemeldet. Ich geh dann gleich los."

"Darf ich denn nicht mitkommen?" Matthew war verwirrt.

"Doch, natürlich! Aber ich möchte, dass jemand auf Sir Walther wartet, wenn er zurück kommt... und ihr könnt dann nachkommen. Das Büro ist unschwer zu übersehen, ihr werdet es finden! Ist das okay?"

Matthew kratzte sich an die Wange, und lachte dann. "Na gut. Ganz wie du meinst."

"Danke! Ich geh dann jetzt!" und hinaus verschwand er, aus seinem Zimmer. Matthew war verdutzt, und doch verstand er das Verhalten. "Er ist glücklich, hm? Sehr sogar."

"Genau das glaube ich auch. Definitiv."

"Ja... Muss sich schön anfühlen, nach Hause zu kommen. Nach Hause... wo die Eltern warten..."

"Matthew..."
 

...

Währenddessen hatte Walther seinen Rundgang in der Stadt fast beendet. Still beobachtete und analysierte er die Situation. Als er in die Nähe des Stadtausgangs kam, aus der man regulär in die Stadt gelangt, bemerkte er ein reges Treiben. Mehrere Arbeiter liefen die Route auf und ab. Der Veteran hielt sich zurück, direkt zu fragen, doch eine der Wachen sprach bereits, als Walther in seine Nähe kam.

"Es hat in den letzten Nächten mehrere Erdrutsche gegeben." erklärte die Wache. "Die Arbeiter schuften Tag und Nacht, um den Weg wieder freizulegen. Doch es ist eine anstrengende, körperliche Tätigkeit..."

//Noch mehr Erdrutsche...?// Walther's Augenbrauen erhoben sich. "Kommt das öfter vor?" fragte er schließlich.

"Einerseits gab es schon ruhigere Zeiten." erklärte die Wache. "Andererseits hingegen... Tenguuna ist von einem Canyon umgeben. Dass hier Erdrutsche passieren, sollte theoretisch an der Tagesordnung gehören, doch ich vermute, wir haben aktuell nur Pech."

"Verstehe." Walther zeigte sich wenig beeindruckt, und entschloss sich dazu, zum Haus von James' Eltern zurückzukehren.
 

Dort angekommen, fand er vorerst niemanden vor, und alles war ruhig.

"Sind wohl ohne mich abgehauen." sagte der Veteran leicht ironisch. Der Diener jedoch hielt ein.

"Ich nehme ein leichtes Schnarchen aus dem ersten Stockwerk wahr, Walther."

"...Ein Schnarchen?" Walther seufzte, entschied sich jedoch, nachzusehen. Und schon bald konnte er die Geräuschquelle mit eigenen Ohren hören, und ausfindig machen. Er betrat das Zimmer von James, und sah sich langsam um - erspähte dann das Bett, und die darauf schlafende Person. Matthew war weggetreten und schnarchte vor sich hin.

"Matthew!" - Walther schrief mit scharfer Stimme, und sorgte dafür, dass der Junge prompt aufwachte und auf der Matratze saß.

"...Ich ruhe nur meine Augen aus. Was soll denn das Geschrei? Oh."

"Was ist hier eigentlich los? Niemand im Haus und du pennst in fremden Betten."

Matthew hob den Finger, als er kurz davor stand, sich zu erklären. Doch ihm entwich vorerst nur ein Gähnen. "Also... James is weg und ich sollte auf dich warten."

"James ist weg?"

"Er hat gesagt, er geht zu seinem Papa... und ich soll auf dich warten, damit wir hinterher kommen." er sprang vom Bett auf, streckte sich und kratzte sich am Po. "Bin dann soweit. Kommst du?" Er lief an Walther vorbei, aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Walther folgte ihm nur widerwillig. Er hielt es für einen leicht beknackten Plan.
 

"Es war James' Idee. Also beschwere dich nicht."

"Und wo liegt dieses Polizei Präsidium, Herr Schlaumeier?"

"James sagte, man kann es nicht verfehlen."

"Mau, ich weiß, wo es ist." sprach der Kater aus dem Seelenstein.

"Du hältst die Schnute." ermahnte ihn Walther. Er und Matthew verließen das Haus und machten sich auf den Weg. So langsam brach der Nachmittag an, und die knallende Sonne sorgte für ordentliche Hitze.
 

Die beiden kamen an einigen Arbeitern vorbei, die inmitten der Stadt Rast machten. Matthew beobachtete sie für einige Sekunden und fragte sich, was los ist. Das Gedränge wurde immer dichter, und mehr Helfer tauchten auf.

"Hey, Walther. Wir sollten uns das ansehen..."

"Es geht uns nichts an." erwiderte er und lief einfach weiter. "Misch dich nicht in die Angelegenheiten anderer."

"Es könnte aber wichtig sein..."

Walther blieb stehen und drehte sich herum, ging dann einige Schritte auf Matthew zu - nur, um ihn am Kragen zu packen und vom Fleck zu ziehen.

"Misch-dich-nicht-ein!" Wie so oft, zeigte er seine kühle Seite. "Diskussion Ende!"
 

Matthew gefiel die Behandlung nicht, doch folgte ihm, auch wenn er angesäuert war.

"Wir hätten sie auch nach dem Weg fragen können, weißt du..."

"Wozu? Du warst vorhin überzeugt, dass wir es auch ohne Hilfe finden würden..."

"Du weißt schon, dass du gerade echt fies bist? ...Hey, Walther! Ich rede mit dir!"

"Ihr verhaltet euch manchmal wie ein altes Ehepaar." merkte der Affe an, und kicherte sogar.

"Ruhe auf den billigen Plätzen!" schrie Matthew zurück. Walther sah ihn an, als hätte er genau gehört, was der Affe sprach.

"Du hast das jetzt nicht gehört, nein?" fragte Matthew zur Sicherheit nach. Walther ging dann einfach voraus... Er wusste, wo sie lang mussten, da er das Gebäude bei seinem Spaziergang bereits erhascht hatte. Sie erreichten es in wenigen Minuten und traten ein.
 

Im Büro war es angenehm kühl. Die steinernen Mauern, aus denen das Gebäude gefertigt war, wirkten jedoch leicht befremdlich. Die Wände waren nur wenig dekoriert, einige Fotos, Ausschnitte von Zeitungsreporten und sogar Urkunden hingen dort. Nicht weit von ihnen entfernt, vielleicht einige Meter stand ein Tisch mit mehreren Geräten drauf. Walther und Matthew konnten aus der Ferne beobachten... wie James freudig am Tisch stand und auf und ab sprang.

"Er ist immernoch echt happy, was?" merkte Matthew an. Schon bald jedoch unterbrach ihn eine Stimme. Und hinter den Geräten stand ein rothaariger, groß gebauter Mann auf, der hinter den Geräten nicht zu sehen war. Die Zigarette im Mund, setzte er ein selbstbewusstes Lächeln auf und hieß die beiden willkommen.

"Und ihr seid dann wohl Walther und Matthew, nehme ich an?" sprach er, als die beiden näher kamen, streckte dann die Hand aus und stellte sich vor. "Ich bin Officer Cromwell, sehr erfreut."

"E-ebenso..." Matthew erstarrte ein wenig. Er konnte irgendwie kaum glauben, dass dieser Mann mit James blutsverwand war - der Officer wirkte durchtrainiert und solide. James hingegen... eher zart.

"Mein Sohn hat mir bereits viel von euch berichtet. Ich danke euch aufrichtig dafür, dass ihr euch um ihn kümmert. Er macht doch hoffentlich keine Umstände?"

James wollte regelrecht im Boden versinken. Hatte seine Mutter nicht die selbe Frage gestellt?

"Papa... bitte..." raunzte er eher leise - und wurde prompt durchs Haar gewuschelt.

"Nein, er macht uns keine Umstände. Eigentlich war er sogar richtig mutig, da er uns den ganzen Weg von Lungrais, in den Wald gefolgt ist, nur um uns zu finden..." erzählte Matthew spontan - und kassierte dafür fast einen Tritt auf die Füße. Officer Cromwell lachte hingegen. "Ja... mein Junge hat viel Mumm, wenn es drauf ankommt." und zeigte offen seinen Stolz.

Nur wenige Sekunden später ertönte ein Piepton, und sein Vater drehte sich zum Bildschirm des Gerätes, von dem es kam.

"Öhm... was ist das für ein Ding?" fragte Matthew verwirrt. Der Officer sah ihn daraufhin verblüfft an. Wusste er wirklich nicht, was das hier für ein Gerät ist?

"Lebt dein Freund ein wenig... hinterm Mond, James?"

"Ähm... nein?" James war sich nicht sicher. "Aber, das ist ein Computer, Matthew! Papa benutzt ihn für die Arbeit, zum Kommunizieren... und für vieles mehr..." erklärte er ihm.

"Computer? Aha... Nein, so ein Ding habe ich noch nie gesehen, tut mir Leid."

"Von woher kommst du, Matthew?" fragte er, und lächelte dabei aber. Vermutlich, damit ihm die Zigarette nicht aus dem Mund fiel.

"Von... weit her. Ähm... Es ist kompliziert."
 

Der Polizist bemerkte, dass Matthew nicht weit ausholte, und schüttelte den Kopf, verständnisvoll.

"Mach dir nichts draus. Diese Art von Technologie ist nicht überall verbreitet. Es ist in Ordnung, wenn du noch nie zuvor einen Computer gesehen oder bedient hast." dann drehte er sich zu seinem Sohn. "Hör zu, James. Ich habe gerade eine E-Mail von einem Freund erhalten. Die Lage ist, wie folgt... Durch die Erdrutsche in der letzten Zeit, sind die meisten Wege in und aus unserer Stadt verschüttet."

"Verschüttet?" rief Matthew dazwischen. Walther trat ihm nun wirklich auf die Füße - autsch!

"Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel nix zu melden."

Officer Cromwell nahm es gelassen, und führte fort.

"Durch die Verschüttungen der Wege, werden in der Stadt die Ressourcen knapp. Gerade eben jedoch ist eine Lieferung eingetroffen, und ich möchte, dass du sie abholst. Denn ich muss hier die Stellung halten." Er legte dann seine Hände auf die Schultern seines Sohnes. "Ich verlasse mich auf dich, mein Sohn."

James strahlte regelrecht, und nickte stark, als sein Vater ihm diese Aufgabe überließ. "Ich werde dich nicht enttäuschen, Papa!"

"Wunderbar. Du wirst ihn sofort erkennen. Gib ihm dies..." er händigte seinem Sohn einen Zettel aus. "Und sag ihm, dass Lucas Cromwell dich schickt. Er wird es dann verstehen."

"Bin schon weg!" James war Feuer und Flamme und verließ das Büro geschwind. Sein Vater sah ihm mit einem Lächeln hinterher, bis die Eingangstür sich wieder schloss. Dann setzte er sich.
 

"Im Namen von meiner Frau und mir, möchte ich nochmals größten Dank ausdrücken, dass ihr euch um ihn gekümmert habt. Er ist jung, kann aber hart arbeiten. Und dennoch verhindert es nicht, dass man sich als Elternteil Sorgen macht."

"Ja, verständlich, denke ich..." sagte Matthew, während er sich am Kopf kratzte.

"Wenn ich etwas für euch tun kann, dann sagt dies bitte. Es wäre das Mindeste."

Bald trat auch die Mutter hervor, die sich in einem anderen Büro befand, und kam der Gruppe entgegen.

"Wir stehen wirklich in eurer Schuld." sagte sie.

Walther schüttelte leicht den Kopf. "Das ist zu viel Dank."

Matthew jedoch, der Lucas Cromwell bei der Arbeit beobachtet hat, wurde neugieriger.

"Also, was genau nochmal konnte man mit diesem Ding...?"

Lucas schmunzelte, erklärte es ihm aber nochmals gern. "Ohne dieses Ding könnte ich jedenfalls nicht so effektiv arbeiten. Der Computer hält meine Daten bereit, er dient zur Kommunikation, und hilft mir auch beim Fahnden von Menschen. Näheres jedoch ist Polizei-Geheimnis..."

"Man kann damit Menschen... fahnden?"

"Unter gewissen Umständen..."
 

Als Lucas sich weiter erläutern wollte, stürmte ein kleines Team an Männern ins Büro. Sie schienen ein wenig panisch, und trugen eine verletzte Person bei sich. Bedeckt mit Tüchern und Laken, konnte man die Person nicht erkennen, doch sie sah schwer verwundet aus.

"Officer Cromwell, wir haben ein Problem. Wir haben diesen Mann bewusstlos am Flussbett gefunden, er braucht dringend Wundversorgung..."

Lucas stand auf und sah den Ernst der Lage. Er nickte und sagte.

"Bringt ihn auf die Station. Die Vorräte sind knapp, aber mit etwas Glück kriegen wir ihn wieder auf die Beine. Los!"

Das Team eilte zu einem separaten Bereich, die Tür schloss sich hinter ihnen. Auch Lucas begleitete sie.

"...So geht das schon Tag ein, Tag aus..." seufzte hingegen Beatrice. "Wir haben hier leider kein Krankenhaus, wir haben nur kleinere Quarantäne Bereiche und Ärztestationen. Aber wie mein Mann schon sagte, die Vorräte werden immer knapper. Und leider... schaffen es viele Menschen nicht."
 

Als sie von der Lage erzählte, verfiel die Gruppe für einige Zeit ins Schweigen...

"Wir haben viele Verletzte durch die Erdrutsche, aber auch durch die Diebe, die hier mehr und mehr einfallen. Und leider... muss ich gestehen, dass auch wir aktuell sehr unterbesetzt sind." mit diesen Worten ging sie umher und begann, die Stationen zu kontrollieren.

"He, ähm..." Matthew unterbrach die Stille. Walther starrte kühl zurück.

"Ich weiß, was du jetzt sagen willst. Wir sollen mit anpacken. Du mischst dich also schon wieder ein..."

"Ja, n-nein, so meinte ich das nicht! Aber... uns sind doch irgendwo auch die Hände gebunden, oder?" Matthew setzte sich auf einen der Stühle und schlug die Beine übereinander. "Durch die Erdrutsche kommen wir hier nur schwer weg. Es käme also jedem zugute, wenn wir mit anpacken würden... und... der Verletzte von eben..."

"Ja, ich ahne schon, wer unter diesen Tüchern lag."

"Er wird nicht gerade happy sein, wenn er aufwacht und uns sieht. Auf der anderen Seite..." Matthew kratzte sich am Kinn.

"Es gibt keine andere Seite. Aber mit einer Sache hast du zumindest einen Punkt... und das sind die Erdrutsche." Walther gab dies zu. "Wir sitzen also unfreiwillig fest. Es sei denn, wir gehen die selbe Route zurück, die wir gekommen waren. Dies ist aber auch nicht ganz ungefährlich..."

"Meinst du, wir werden weiterhin...?"

"Ich schließe zumindest nicht aus." Walther wusste, worauf Matthew hinaus wollte. Doch plötzlich ließ er seinen Kopf hängen. "...Was ist denn jetzt schon wieder?"

"...Als James' Vater erzählt hat, dass man mit dem Ding hier... Menschen finden kann, dachte ich, er könnte mir bei der Suche meines Bruders helfen." Matthew schien traurig, und so klang auch seine Stimme. Nur langsam sah er wieder auf, schaute zum Computer, und dann zu der Tür, hinter der Lucas verschwunden war, um dem Patienten zu helfen. "Für einen Moment hatte ich Hoffnung... doch jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher."
 

Noch bevor Matthew weiter erzählen konnte, öffnete sich die Tür des Polizei-Amtes. Dick beladen, traten zwei Personen ein - einer davon war James, das Gesicht des anderen wurde durch die Kisten, die er trug, verdeckt.

"Tut mir Leid, dass ihr warten musstet!" rief James, und ging auf die beiden zu. "Wir haben alles dabei."

"Dein Vater ist vorhin mit einem Patienten...-" doch erneut wurde Matthew unterbrochen, da Lucas geschwind aus dem Zimmer kam.

"Dein Timing ist perfekt. Wir brauchen deine helfenden Hände, mein Sohn." Er nahm ihm die Ladung ab, und ging voraus. Matthew jedoch hielt James kurz auf.

"Warte mal nen Moment... Wir glauben, dass der Verletzte, der vorhin eingeliefert wurde... Pierre ist."

In James' Augen war sofortige Angst zu erkennen, als der Name fiel. Er zögerte sichtlich.

"Wir wollen dich nicht davon abhalten, ihm zu helfen... falls er es ist. Aber es kann gut sein, dass er uns die Sache von vorhin immernoch übel nimmt." Matthew flüsterte. Immerhin war der andere Mann noch im Raum und hörte zu, auch wenn er bepackt war. "Sei einfach vorsichtig."
 

"James, beeil dich bitte!" rief es aus dem Zimmer. Lucas forderte seinen Sohn nun strenger auf, und James nahm die Beine in die Hand.

"...Da geht er."

"Können wir jetzt auch nicht ändern." Walther schien es mittlerweile gleichgültig zu sein. "Und was ist mit dir, Lieferjunge?"

"Ich bin kein Lieferjunge! Ich heiße George!" der junge Mann stellte nun endlich die Ladung ab. Zum Vorschein kam ein eher... ungewöhnliches Gesicht. Violettes Haar, von einem Kopftuch bedeckt. Leichte, helle Kleidung... und gar einen Säbel am Rücken! Matthew bemerkte sogar noch ein weiteres Detail, das ihn aufmerksam werden ließ.

"Also gut... Seemann. Du kannst jetzt gehen." Walther blieb distanziert und schickte den Knaben so schnell wie möglich weg. Dann nahm er die Ladung und brachte sie schweigend in die Quarantäne Station.

"...Du bist ein Seemann?" fragte Matthew neugierig. George jedoch hatte ihm bereits den Rücken zugedreht und war auf dem Weg nach draußen.

"Bin ich. Und ich besitze ein riesiges Schiff!" George grinste regelrecht frech. "Für heute jedoch bin ich nur eine Begleitung für..."

"Für die Lieferung."

"Für die Lieferung, genau. Aber... vielleicht lade ich dich eines Tages auf eine Fahrt ein, wie wärs?" George zwinkerte ihm zu, und Matthew wusste auf einmal nicht mehr, ob er ihm die Sache mit dem Schiff abkaufen kann. Der junge Mann wirkte... als hätte er eine ziemlich lose Zunge, und Prahlen schien zu seinen besten Eigenschaften zu zählen.

"Ich muss jetzt aber los. Wir sehen uns, vielleicht." Und mit diesen Worten war er schon verschwunden.

"...Verdammt." Matthew runzelte die Stirn. Das verlief nicht so, wie geplant.

"Was hast du, Matthew?" die Affenstimme ertönte. Er hatte alles beobachtet, so gut wie es aus dem Seelenstein heraus ging.

"...Vergiss es, ist nicht so wichtig."
 

Nach einiger Zeit kam auch Walther zurück. Er zeigte sich wenig beeindruckt, als er Matthew allein vorfand.

"Und hier dachte ich, du haust zwischendurch ab, um den Arbeitern zu helfen..."

"...Ouh, verflixt." Genau das hatte Matthew eigentlich vor. Doch der Tratsch mit George lenkte ihn ab. Als dann auch noch James aus dem Zimmer geflitzt kam und von einem Zimmer zum nächsten rannte, ahnte der Veteran, dass es hier länger dauern würde.

"Wir treffen uns später wieder hier, James." sagte er ihm, als er ein weiteres mal vorbei rannte.

"Ist gut!" antwortete der Sanitäter, ohne Walther anzusehen. Er schien wirklich sehr beschäftigt und vor allem, eifrig.

"Wie jetzt... du meinst, wir...?" Matthew legte den Kopf schief, doch Walther lief bereits los und verließ das Polizei-Amt. Matthew trottete hinterher, war jedoch schon verdutzt. "Wie kommt's denn mit der Meinungsänderung?"

"Geht dich nichts an."
 

Da der Weg zum Ort, wo einer der Erdrutsche geschehen ist, noch weiter entfernt war, begann Matthew unterwegs, zu grübeln. Die Arbeiter werden sicherlich erschöpft sein. Und zu allem Überfluss wurde es langsam auch dunkel.

"Wir übernehmen also die Nachtschicht, ja?"

Walther beantwortete die Frage mit einem strengen Blick.

"Ich... werte das als ein Ja..."

"Es wird nicht einfach, die Felsmassen zu bewegen." erklärte der affige Freund. "Und das Risiko auf neue Einschläge ist ebenfalls nicht gering."

"Was schlägst du vor?"

"Miau, wir sollten den Diener der Erde fragen." antwortete das Kätzchen spontan. Walther klopfte an seinen Seelenstein.

"Halt die Schnute."

"Aber Walther, das ist die einfachste Lösung." der Kater gab Widerworte.

"Und wo finden wir diesen Diener?" Matthew war neugierig geworden. Viele Diener hatte er auf seine Reise noch nicht gesehen. Er wusste eigentlich ziemlich wenig.

"Wir sind ihm bereits begegnet, schon vergessen? Wenn er nicht zu beschäftigt ist, könnten wir versuchen, ihn zu rufen."

"Das könnt ihr??" Matthew war erstaunt.

"Miau, können wir. Wenn wir zu den Dienern Bindung aufgebaut haben, reagieren sie viel eher auf unsere Anfragen nach Hilfe."

"Ich bin wirklich beeindruckt. Das wusste ich gar nicht. Äffchen, wieso hast du mir noch nicht davon erzählt?"

"...Könnt ihr jetzt mal aufhören, zu quatschen? Mir platzt der Schädel!"
 

Für einen Moment verstummte Matthew, doch dann konfrontierter er Walther.

"Was ist denn mit dir los?"

"Was mit mir los ist...?!" Walther war sichtlich wütend. "Ich höre Stimmen in meinem Kopf, und das ist zum kotzen!"

"Beruhige dich, Mann. Daran gewöhnst du dich... aber, halt, warte... wie viele Stimmen hörst du?" Walther konnte auf diese Frage nur wütend stöhnen. Er ging weiter voraus, und murmelte vor sich hin.

"Kinder... Immer das selbe Theater..."
 

...

Es wurde Nacht.

Die Gruppe fand sich an dem Ort ein, wo der letzte Erdrutsch stattgefunden hatte. Als die Luft rein war und kein weiterer Arbeiter mehr in der Nähe zu sehen, übernahm der Diener des Eises die Anrufung des Dieners der Erde. Walther hielt sich fern, als wolle er nicht involviert werden.

"...Manchmal wünschte ich mir, er wäre nicht so schroff." seufzte Matthew. "Er behandelt mich wie ein dummes Kind."

"Hast du dir nicht ausgesucht, mit ihm zu reisen, miau?"

"Ich habe ihn um Hilfe gebeten, weil er von allen Soldaten... zugänglicher und vor allem talentierter, geschickter wirkte. Er gab mir diese Zuversicht, dass... wir meinen Bruder zusammen finden könnten. Das war zumindest mein erster Eindruck."

"Talentiert ist er, miau. Aber mit mir ist er ja ebenfalls noch nicht wirklich warm geworden. Ich nehme an, er braucht einfach mehr Zeit. Manchmal kann man auch einem alten Esel noch Tricks beibringen."

"...Geht das Sprichwort nicht anders?"

"Egal, miau. Ich werde jetzt rufen."
 

Der Diener des Eises stieß ein markerschütterndes Geheul aus. Matthew hielt sich die Ohren zu, und selbst Walther trieb es aus seinem 'Versteck' hervor.

"Bist du denn des Wahnsinns?!" er packte seinen Diener am plüschigen Schwanz und zog daran.

"Miauuuuuuuuu, Wally, hör auf, zu ziehen!"

"WIE hast du mich eben genannt...?" Walther wirkte, als würde er jeden Moment explodieren. Da kam aus der Ferne ein leuchtendes Licht auf die Gruppe zu. Und schon bald offenbahrte sich der Diener.

"Yip yip yip!" rief es gar aufgeregt - und der Fuchs, der ihnen bereits im Wald begegnet war, setzte sich sogleich auf das Geröll.

"Ach, der Fuchs ist... ja... so sieht man sich wieder, yip yip!" Matthew war es ein wenig peinlich, dass er den Diener bereits vergessen zu haben schien.

"Miau." Als Walther endlich den Schwanz des Dieners los ließ, begann er, mit dem Fuchs zu reden. Die beiden wandten eine Sprache an, für das menschliche Wesen unverständlich.

"Hey, Äffchen." flüsterte Matthew. "Weißt du, wovon sie reden?"

Doch keine Antwort kam. Aus dem Seelenstein entwich ein sanftes Schnarchen - der Diener schien ein Nickerchen zu halten. Was zu dieser Tageszeit nicht ungewöhnlich war.
 

"Er sagt, die Erdrutsche der letzten Zeit waren nicht alle natürlicher Basis, miau."

"Yip yip!" der Diener der Erde schlug mit der Rute auf den Boden.

"Er habe beobachtet, dass sich Arbeiter auf dem Weg in den Tiefen der örtlichen Minen gemacht haben. Auf der Suche nach... Mineralien, Juwelen und vor allem wertvollen Diamanten und Ressourcen... hat man mit Dynamit Explosionen freigesetzt. Diese waren aus sehr weiter Entfernung wahrzunehmen."

"Hier gibt es eine Mine?"

"Hat den Anschein, als hätte Herr Polizist uns nicht alles gesagt." Walther zog an seiner Zigarette. "Ich nehme an, dass er weiß, dass es hier eine Mine gibt. Und Explosionen dieser Art sind so gewaltig, dass man sie nicht überhören... oder leugnen kann."

"Yip yip yop."

"Miau, wir sollten ihn vermutlich nochmal fragen. Aber er sagt, dass in der Mine... ebenfalls Menschen verschüttet liegen könnten." Er drehte sich zum Fuchs, und fragte weiter.

"Yiiiiiiip..." Der Fuchs wirkte verstört und stellte die Ohren auf.

"Er sagt, Diebe gehen eine gewisse Schleichroute, die allerdings sehr gefährlich geworden ist. Direkt... unten am Fluss entlang."

"Das muss der gleiche Weg sein, den die Männer vorhin gekommen sind, als sie P-"

"...Sie nehmen also den gleichen Weg." Walther unterbrach Matthew.

"Er sagte auch, dass er sich für gewöhnlich nicht einmischt, aber da wir die Fuchsbabies gerettet haben und nett zu Chris und Jillian waren, schuldet er uns theoretisch einen Gefallen."

"Du kannst die Diebe schnappen oder aufhalten?" Matthew drängelte sich nach vorn und ging auf Augenhöhe mit dem Fuchs. Dieser nickte langsam. "Ist ja doll! Dann könnten wir sie zusammen schnappen und dem Polizisten vorführen, und ihn dann wegen der Mine befragen!"

"...Du willst ihn also bestechen."

"Nein, bestechen ist das falsche Wort. Wir schnappen die Diebe, und er schuldet uns für den Gefallen, einen Gefallen!"

Walther verleierte die Augen.

"Hast du ne bessere Idee? Wenn es immer die selben Diebe sind, dann bringt es nur Vorteile, sie zu schnappen. Das Städtchen hätte dann auch wieder Ruhe, findest du nicht?"

"Yip."

"Er hat Matthew zugestimmt und legt sich auf die Lauer. Wir sollen folgen, miau."
 

...

Sie machten sich auf den Weg, und nahmen bald Stellung nahe des schmalen Weges am Fluss ein. Nur das Rauschen des Flusses war wahrzunehmen. Von Menschen und Dieben - keine Spur.
 

"Bist du sicher, dass sie diese Nacht hier entlang kommen?"

"Yip."

"Miau, er ist sich sicher." Der Diener des Eises senkte den Kopf und begann, die Spuren aufzunehmen. "...Mrrrrr. Die Spuren sind keine 24 Stunden alt. Allerdings sind hier so einige Menschen vorbei gekommen..."

"Du kannst es nicht genauer spähen?"

"Matthew." eine müde Stimme erklang aus dem Seelenstein. "Wir haben alle unsere Stärken und Schwächen. Vergiss das nicht."

"Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken."

...

"Miau, da kommt jemand!"
 

In jenem Moment zog eine kleine Gruppe an Menschen vorbei. Sie waren in Kleidung verhüllt, die teilweise ihr Gesicht verdeckte, und es schien, als wären mehrere Altersgruppen vertreten. Einer der Personen, vermutlich ein Mann, trug ein dunkelgrünes Gewand, und einen orangefarbenen Schal, der sanft im Wind wehte. Das Gesicht war verdeckt, doch die gelben Augen, sowie scharlachrote Haarsträhnen, schauten hervor. Als er stehen blieb, blieb auch der Rest der Gruppe stehen.

Als Matthew seine Chance sah, sprang er aus dem Versteck hervor.

"Stehen geblieben!" rief er, und kam dem vermummten gefährlich nahe. Doch als er ihn ergreifen wollte, rempelte er direkt zurück und rannte ihn wortlos über den Haufen. Die zweite, vermummte Person ergriff mit der restlichen Gruppe sofort die Flucht - zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Diener der Erde und der Diener des Eises stürmten hinterher und trieben ihn in die Enge, Matthew hingegen konfrontierte den verbliebenen Dieb. Als dieser ein Messer zückte und nach Matthew schlug, konnte er gerade so ausweichen - bekam aber mit der anderen Faust direkt einen Schlag in den Magen versetzt. Als Walther den Moment abwartete, um einzugreifen, schlug Matthew den Dieb gezielt in den Nacken. Dieser ging sofort zu Boden... und Matthew machte es ihm gleich.

"Bär! BÄR!!" schrie es aus der Ferne. "Großer Bär, miau!"

Walter war dabei, den Dieb zu fesseln, und konnte dabei beobachten, wie Fuchs und Großkatze von einem Bären davongejagt wurden. Von dem Rest der Gruppe fehlte bald jede Spur.

"Zumindest haben wir einen von ihnen. ...Und nun, zu dir-"

"Ja ja... ich hab mir... den Zugriff... gut überlegt..." stammelte Matthew vor sich hin. Er schaffte zumindest, sich hinzusetzen. "Ah... was ein Schlag..."
 

Walther packte den Dieb so fest er konnte und nahm ihn mit sich. Matthew kauerte ihm hinterher. Sie machten sich auf den Weg zur Polizei Station, um den Verdächtigen auszuhändigen. Auf den Weg dorthin vereinten sie sich auch wieder mit den Dienern.

"Miau, tut mir Leid. Ein riesiger Bär..."

"Yip." - da es bald Morgen wurde, zog der Diener der Erde sich zurück in den Wald, woher er gekommen war.
 

Kaum die Polzei Station betreten, stand Officer Cromwell von seinem Platz auf.

"Kann ich euch helfen?" fragte er, vor allem, als er Matthew sah. Er nickte zu seiner Frau herüber, und die brachte ihn zur Station.

"Wir haben einen der Diebe. Leider ist der Rest entkommen."

"Ihr habt einen der...?" der Officer staunte nicht schlecht und nahm den vermummten an sich. Er war noch immer bewusstlos - als er ihm letztlich die Haube vom Kopf zog, zeigte sich die volle Pracht seines scharlachroten Haares und auch der Rest seines Gesichts kam zum Vorschein.

"Sieh an, sieh an... Wen haben wir denn hier?"

"Kennen Sie ihn?"

"Nein, aber ein Dieb ist besser als keiner." Lucas wagte gar, ein wenig zufrieden zu schmunzeln. Er vertraute darauf, dass sie zumindest einen Verdächtigen hatten. "Sieht so aus, als würde ich erneut in eurer Schuld stehen. Gute Arbeit, Soldat."

"Ex-Soldat."

"Papa!" rief es aus den Gängen, und bald kam James angerannt. "Was ist passiert?"

"Sir Walther und Matthew haben einen der Diebe gefangen. Wir werden ihn in Gewahrsam halten und uns um ihn kümmern." geschwind nahm er dem Dieb das rostige Messer ab, und brachte ihn in einer Zelle unter. Danach wandte er sich zu einem Raum und lud Walther ein, ihm jegliche Details zu erzählen.

"Wir haben sie dabei ertappt, wie sie auf den Weg in die Stadt waren. Sie nahmen den schmalen Schleichweg am Flussbett, woher vermutlich auch deine Männer gekommen waren."

"Der gleiche Schleichweg? Das ist schlecht." Lucas machte sich zu allem Notizen. "Wie viele waren es?"

"2 Jugendliche, mindestens. Und scheinbar auch ein paar jüngere Kinder."

"Entführer...?" der Polizist murmelte besorgt vor sich hin.

"Vermutlich haben sie in der Nähe ein Versteck. Gibt es dort unten am Flussbett etwas, wo sie sich möglicherweise verstecken könnten?" Walther lenkte das Gesprächsthema geschickt. Lucas überlegte, und nickte dann.

"Ja, da gibt es tatsächlich einen Ort. Eine Mine, die vor Jahren stillgelegt wurde. Es ist sehr eng und gefährlich dort, man kommt nicht einfach rein, und auch nicht einfach wieder raus. Es hat damals zu viele Unfälle gegeben, weshalb sie geschlossen wurde."
 

...

Währenddessen kümmerten sich James und Beatrice um Matthew's Wunden.

"Du scheinst wohl öfter Schläge in den Magen zu bekommen." sagte sie nach einer Untersuchung. "Das sieht echt nicht gut aus hier unten."

Matthew konnte nur erschöpft husten. Beatrice's Blick fiel auf das Amulett, das um seinen Hals hing und schwach zu blinken schien.

"Kannst du das mal ablegen? Es stört ein wenig bei der Untersuchung."

Matthew legte seine Hand schützend über den Seelenstein und weigerte sich, es abzulegen.

...

"Du hast Glück, dass der Seemann gestern die richtige Medizin mitgeliefert hat. Damit sollte es dir besser gehen, wenn du dich ausruhst."

"...Wir können uns nicht ausruhen." erwiderte er. "Wir müssen weiter, und jemand wichtiges finden..."

"Wenn du dich nicht ausruhst, wirst du bald niemanden mehr finden. Nimm dir die Zeit."

"J-ja, bitte hör auf meine Mutti. S-sie weiß das am besten."

Beatrice nahm James' Mütze ab und wuschelte ihm durchs Haar.

"Das gilt auch für dich. Du hast wunderbar mitgeholfen, aber du benötigst ebenfalls Schlaf."

"Und was ist mit Papa und dir?"

"Uns geht es gut, mein Sohn. Und jetzt, wo es den Anschein hat, dass die Diebe sich erst einmal zurückgezogen haben, können wir ein wenig aufatmen und planen."

"Bist du sicher, dass sie...?"

"Ah... ...ich bin mir nicht sicher. Der eine Kerl... mit den Kiddos, ist zwar abgehauen, aber... ob wir ihn eingeschüchtert haben, keine Ahnung..." Matthew murmelte vor sich hin und dachte dabei an die Szenerie, die vorgefallen war. Er hörte, wie die Diener riefen, ein Bär hätte sie verfolgt und verjagt. "Hmmmmm..."

"Du bleibst hier auf der Station. Es ist vielleicht nicht schön, aber notwendig." mit diesen Worten verließ Beatrice das kleine Zimmer, und bald auch James.

"...Ein Bär..." murmelte Matthew und schloss die Augen.
 

...

Währenddessen hatte Walther ausgiebig erzählt, was in der Nacht vorgefallen war. Als er die Mutmaßung äußerte, dass jemand in der Mine sein, und die Erdrutsche gar durch Explosionen ausgelöst worden wären, horchte der Polizist erneut auf. Aller Gefahren zum Trotze, überlegte er den nächsten Schritt. Er wusste, dass man der Sache auf dem Grund gehen müsste.

"Ich werde einen Trupp zusammenstellen, der die Sache untersucht. Das Bedarf einer größeren Suchaktion, vor allem, wenn es verschüttete Opfer geben könnte. ...Es tut mir Leid, aber fürs Erste müsst ihr wohl ein paar Tage in der Stadt bleiben."

"Dem stimme ich zu." sagte Beatrice, als sie auf ihren Mann zuging. "Dein Freund benötigt ebenfalls noch Ruhe. Wenn er sich nun übernimmt, kann das schwere Folgen mit sich ziehen."

"...Er kann von Glück reden, dass der Kerl ihn nicht mit dem Messer erwischt hat. Wer weiß, wie unberechenbar der andere ist." kein Anzeichen von Mitgefühl war in seinen Worten zu finden.

"Die Situation ist ernst, Soldat. Deinem Freund geht es wirklich schlecht." Beatrice bemerkte, wie Walther bei dem Wort 'Freund' die Augenbraue hob. "Es wird euch nicht umbringen, ein paar Tage mehr hier zu bleiben."

"...Was diese Frau alles zu wissen scheint." merkte Walther sarkastisch an. Immer im Hintergedanken, dass Truppen weiterhin hinter ihnen her sein könnten, und werden. Und einer von ihnen verweilt gar genau am selben Ort...

"Wenn dir die Gesundheit von ihm zumindest ansatzweise wichtig ist..."
 

...

"Ist ja schon gut!" - der Veteran ließ sich überreden.

Matthew wurde die darauffolgenden Tage ausgiebig versorgt und für die weitere Reise gestärkt...
 

Eines Nachts wachte er abrupt aus seinem Schlaf auf. Obwohl das Zimmer klein war und nicht viel zuließ, fühlte er sich beobachtet. Unsicher drehte er sich zur Tür - in der Dunkelheit war jedoch nichts zu sehen.

"Äffchen, ist da jemand...?" flüsterte er. "Ich fühle mich beobachtet."

...Äffchen antwortete mit einem zarten Schnarcher.

"War klar. Entschuldige." ... Matthew stand auf und ging zur Tür. Sie war nicht verschlossen, was ihn zuerst verwunderte. Er verließ das Zimmer und sah sich langsam auf dem Gang um. Als er das Licht anschalten wollte, funktionierte es nicht, und mit dem bloßen Auge kam er nicht sehr weit. Als er sich rumdrehte und wieder in sein Zimmer zurück wollte, wurde er gepackt und an die Wand gedrückt. Die Person war nicht zu erkennen, verhinderte aber durch das Bedecken von Matthew's Mund den Hilfeschrei.

"...Jetzt habe ich dich genau da, wo ich dich haben wollte..." Die Stimme klang anfänglich zwar ruhig, doch in ihr ruhte ebenso der Zorn. "Wenn du nicht gewesen wärst..." mit fast jedem Wort schien er aggressiver zu werden - Matthew jedoch reagierte hinterhältig, und bevor er keine Luft mehr kam, trat er sein Gegenüber direkt in den Schritt! Effektiv wie es war, nutzte er die Gelegenheit zur Flucht. Im Treppenhaus schien glücklicherweise das Mondlicht durch die Fenster, sodass er die Stufen gut erkennen konnte. Er eilte hinunter, dem Ausgang der Polizeistation entgegen, und lief direkt in Walther hinein.

"Was ist jetzt schon wieder los...?"

Matthew hustete und keuchte bei dem Versuch, klar zu antworten. Er musste nach der Aktion erstmal Luft holen.

"Verschwinden wir von hier, flotti!" rief er letztlich, und verließ das Gebäude.

"Miau, da kommt wirklich jemand..." meldete sich der Diener, und daraufhin ging auch Walther. Wenige Schritte vom Gebäude entfernt, fand er Matthew.

"Was ist eigentlich los??"

"Der Kerl ist hinter mir her... Er hat... mir aufgelauert... er wollte sich bestimmt rächen..."

"Der Kerl sitzt in der Zelle und kann niemandem was tun..." als Walther dies aussprach, dachte er, Matthew würde den Dieb meinen, den sie geschnappt haben. Dann fiel ihm jedoch ein, dass er gar nicht den Dieb meinen könnte. Der Soldat nahm Stellung ein und versteckte sich, mit einem guten Blick auf die Station. Und es dauerte nicht lange, da verließ jemand das Gebäude. Ausgerüstet mit Schwert und seinem Hab und Gut, flatterte sein Umhang im Wind. Er sah sich um, und ging dann in eine andere Richtung als die beiden gegangen waren.

"Dein... Freund?"

Walther schwieg. Er packte Matthew am Oberarm und schliff ihn einige Meter entlang.

"Wir verschwinden von hier."

"Ja, gut, aber... wie sollen wir hier weg kommen? Lucas hat doch gesagt, dass die Wege verschüttet sind. Und was wird aus James?"

"Seine Eltern haben darum gebeten, dass er hier bleiben soll. Und genau das wird er."

"Aber, er ist ein essentielles Mitglied und kann Leben retten!"

"Nicht, wenn er dabei selbst umkommt!"

Schon bald entbrannte die Diskussion zwischen den beiden. Sie gaben sich Pro und Contra...

"Er wird nicht umkommen, wir beschützen ihn doch! Außerdem, er hat es ganz alleine durch den Wald geschafft!"

"Er wird hier bleiben, bei seinen Eltern! Schluss, aus!"

"Du verdankst ihm selbst dein Leben, und dankst ihm das, indem du ihn zurück lässt?!"

"Er ist hier sicherer! Ende!"

"Miau, Walther, pass auf!"
 

...

Schritte kamen immer näher, und aus der Dunkelheit trat eine Person hervor. Das Großschwert lässig über der Schulter tragend, ging er auf die beiden zu. Als er ins Licht trat, wurde die Gestalt sichtbar: es war Pierre.

"Ein weiteres Mal entkommt ihr mir nicht...!"

Es war klar, dass der Soldat auf einen Kampf aus war.

"Hast du schon vergessen, was beim letzten Kampf geschehen war? Du hast verloren! Mach nen Abflug!" Matthew provozierte ihn mit seiner großkotzigen Wortwahl.

"...Ich werde niemals aufgeben... nicht, bevor ich habe, was ich will..." Obwohl er versuchte, keine Schwäche zu zeigen, war er noch sichtbar angeschlagen. Nach dem Sturz in die Tiefen, war das nicht verwunderlich.

"...Ich bekämpfe niemanden, der geschwächt ist." Walther stieß mit dem Speer am Boden auf. "Unter diesen Bedingungen wäre es kein ehrenhafter Kampf. Sei nicht so stur."

"Oh, wenn es um Sturheit geht, da kenne ich noch jemanden..." sagte Matthew mit verschränkten Armen.

"Halt dich da raus!" schimpfte Walther zurück. Pierre versuchte, auf beiden Beinen zu stehen, ging aber nach wenigen Minuten zu Boden und stützte sich am Schwert auf.

"Aber er will doch mich haben, und nicht dich!" Er drehte sich zu Pierre. "Keine Ahnung ob du die Situation mitbekommen hast, aber du rächst dich für etwas, von dem du keine Ahnung hast...!"

"...Du hast meinen Sohn schwere Verbrennungen zugefügt, und wagst es, zu sagen, ich hätte keine Ahnung?!"

"Er hat angefangen! Es war Kyle, der Walther angreifen wollte, und das, obwohl er in dem Moment selbst geschwächt war! Das hatte auch nichts mit Ehre zutun! Dein Sohn wollte Walther töten, und es war nur fair, das zu verhindern!"

In aller Wut versuchte Pierre, aufzustehen und hob sein Schwert ein weiteres Mal. Matthew sprang zurück, und wurde zusätzlich von Walther gestoßen. "-Hey!"

"Abmarsch!" er schob ihn ein weiteres Mal und brachte ihn dazu, das Feld zu räumen. Matthew gab schließlich nach und rannte in Richtung Hafen.
 

Beide Soldaten tauschten Minutenlang stille Blicke aus. Sie beide waren selbstsicher, und keiner schien weichen zu wollen.

"...Du hast schon immer die Konfrontation gesucht. Das sieht dir ähnlich."

"..."

"Doch in diesem Zustand nehme ich keine Herausforderung an. Das solltest du wissen, Pierre." Walther hielt inne. "Der Junge sagt die Wahrheit. Auch wenn du es fürs erste nicht wahrhaben willst. Es war dein Sohn, der es auf mich abgesehen hatte. Er und weitere Soldaten, die er jenen Abend angeführt hatte. Was ich zu diesem Zeitpunkt verbrochen hatte, weiß ich selbst noch nicht - aber dein Sohn hat keinen Skrupel gezeigt." mit diesen Worten verschwand auch Walther in Richtung Hafen. Zu dieser späten Zeit jedoch legte kein Schiff an, und so fand er nur Matthew und einen leeren Hafen vor.
 

"...Was nun?"

Der Soldat bemerkte, wie Matthew nervös am Steg herumtänzelte. Nach wenigem Suchen fand er ein kleines Fischerboot, das scheinbar zurückgelassen wurde, aber noch intakt schien. Er schob es ins Wasser hinein.

"In das Boot? Oh, nein, nein, nein, nicht das Boot!"

"Der Weg über das Wasser ist der einzige, der uns aktuell bleibt. Beweg dich, oder ich lasse dich hier stehen!" Er warf ihm gar die Paddel zu und forderte ihn auf, zu paddeln. Er betrat nur sehr zögerlich das Boot und kniff sogar die Augen zusammen, als er sich setzte.

"Miau, ich kann ihn verstehen. Ich mag Boote auch nicht sonderlich."

"Dann muss er sich eben mal zusammen reißen!"
 

Matthew wirbelte die Paddel mit geschlossenen Augen im Wasser herum, das Boot jedoch konnte er damit nicht zum Bewegen bringen. Walther verlor letztlich die Geduld und riss sie ihm aus der Hand. Dann ging es endlich voran. Und eins, und zwei...



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