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Fateful Triad

Das Schicksal einer durchsetzend-selbstbewussten Lady
von

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Sein oder nicht Sein, das ist hier die Frage - 1597


 

Es sei mir eine Ehre, Euch zu unterrichten, Madam
 

Mittlerweile waren gute vier Jahre vergangen, nachdem diese Worte ihr Leben vollkommen verändert hatten. Richard Evans, ihr Vater, war zurück nach Windermere gegangen, während sie freiwillig in London geblieben ist. Das Mädchen, welches sich im zarten Alter von dreizehn Jahren weigerte, überhaupt in die Hauptstadt zu fahren und ständig wissen wollte, wann sie endlich in die geliebte Heimat zurück kehren würden, hatte sich hier wunderbar eingelebt, sich etabliert und sich im Hause ihres Onkels ein Reich zum wohlfühlen geschaffen. Damals konnte sie es gar nicht erwarten, wieder Heim zu fahren, doch jene Aussage, hatte alles verändert. Seit dem war sie nicht ein einziges Mal zurück nach Windermere gekehrt. Stattdessen lernte sie fleißig, schrieb und vergas vollkommen die eigentlichen Pflichten einer Frau. Onkel McNally tolerierte dies, hatte er Richard doch versprochen, Lady Alexia zu unterstützen, wobei die beiden älteren Männer darauf bedacht waren, ihre Kinder zu verheiraten. Keiner der beiden wusste bisher von diesem Vorhaben und ahnte nicht das Geringste. Denn die mittlerweile junge Frau widmete sich die meiste Zeit der Lyrik und nicht irgendwelchen Männergeschichten, somit auch nicht ihrem unterschwellig werbenden Cousin.
 

Alexia schlug die Augen auf, strich sich leicht über diese und streckte sich etwas. Ein herzhaftes Gähnen entfloh ihr, während sie tief durchatmete und sich dabei langsam aufsetzte, um sich in der Wohnstube um zu sehen. Es war nicht ihr zu Hause bei den McNallys, auch wenn sie diesen Raum mehr als genug kannte. Sie hatte hier bereits einige Stunden der Ruhe verbracht, wenn es zu spät wurde noch Heim zu kehren oder sie an den Mittagen zu erschöpft war und sich eine Pause genehmigte. Ihre schlanken Hände strichen kurz über ihren Bauch um das Kleid zu richten, während ihr Blick zur Wanduhr wanderte. Ihr kleines Nickerchen hatte tatsächlich länger gedauert als geplant, sodass sie nun wohl etwas in Zeitverzug kommen würde. Direkt erhob sie sich, ging hinaus zum Nebenzimmer, an dessen Tür sie klopfte.
 

„Alexia, ich habe Euch bereits erwartet!“ entgegnete ihr der Dichter mit einem sanften Lächeln. Schon lange benutzte er die gehobene Anrede, um der ganzen Welt zu zeigen, dass ihr, einer Frau, Respekt entgegen zu bringen war. Denn das kleine Mädchen, welches er vor jenen Jahren begann zu lehren, war zu einer schönen, reifen, jungen Frau heran gewachsen, wohlgeformt und intelligent, mit einem bezaubernden und unwiderstehlichen Lachen. Alexia war vollkommen anders als die anderen Frauen ihres Alters. Sie besaß ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und strahlte dabei eine Sicherheit aus, die ihr das Leben, wie sie es wünschte, ermöglichte.
 

„Verzeiht, ich habe zu lange geruht“ flüsterte sie lächelnd, während sie ruhig und aufrichtig vor seinem Schreibtisch stand.
 

„Ihr werdet mich heute Abend begleiten“ Seine Worte waren bestimmend und duldeten keine Widerworte. Dennoch blickte er in das entsetzte Gesicht der jungen blonden Frau.
 

„Aber… William… das geht nicht. Heute Abend sollte mein erstes Buch fertiggestellt werden“
 

„Ihr begleitet mich heute Abend ins Theater. Ein Kleid liegt bereits auf Eurem Bett, eine Magd wird Euch herrichten. Wir sitzen in der Königs Lounge…“ Wie immer war der Dichter nicht aus der Ruhe zu bringen, schrieb noch etwas auf das vor sich liegende Blatt Papier, um seinen Kopf danach wieder zu heben und die junge Frau deutlich zu mustern. „Und nun kuscht Euch in Euer Gemach und macht Euch zu Recht!“
 

Ein weiteres Mal wollte die junge Frau widersprechen, doch Shakespeare symbolisierte ihr mit einer Handbewegung, dass sie nun den Raum verlassen und seiner Forderung nachgehen sollte. Trotzig brummte Alexia auf, stemmte ihre Hände in die Hüften und atmete stoßartig aus. Wie sie es hasste, vorgeschrieben zu bekommen, was sie zu tun hatte und wo sie hingehen sollte. Der Blondine war in diesem Moment nichts wichtiger, als die Veröffentlichung ihres ersten eigenen Buches, welches sie vollkommen in der Welt der Lyriker festigen sollte. Selbst die Tatsache mit dem König persönlich in einer Lounge zu sitzen, interessierte sie herzlich wenig. Sie verharrte noch einen Moment vor dem Schreibtisch, wurde jedoch gekonnt ignoriert, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als das Arbeitszimmer zu verlassen, die Treppen hinauf zu laufen und dir Tür zu ihrem Zimmer zu öffnen.
 

„…“
 

Wie angewurzelt stand die junge Frau da, ihr Blick auf das eisblaue Kleid gerichtet. Es war wirklich schwer, Alexia sprachlos zu machen, doch in diesem Moment war das Unmögliche geschehen. Langsam trat sie näher, ihr Mund stand noch immer einen kleinen Spalt offen, während sie vorsichtig ihre Arme ausstreckte und den Stoff berührte. Teuerste Seide, weich wie Watte in einer atemberaubenden Farbe. Alexia hielt sich das Kleid vorsichtig an, blickte dabei in den Spiegel. Ihre Gesichtsmuskeln waren noch immer vor erstaunen gelähmt. Noch nie hatte sie ein derartig schönes Kleid in ihren Händen gehalten. Ihre Bewegungen waren bedacht, als könnte das Kleid durch jede schnelle Bewegung zerstört werden. Sie behandelte es wie den wertvollsten Schatz auf dieser Welt, dem unter keinen Umständen etwas passieren durfte.
 

„Lady Alexia?“ Eine unbekannte Stimme erfüllte den Raum. Sie musste zu der Magd gehören, von der der Dichter gesprochen hatte. Langsam wandte die Blondine ihren Kopf zu der Tür, musterte die Frau, die unwesentlich älter als sie selbst sein musste, aber dennoch wesentlich älter wirkte. Dies lag bestimmt an der schweren körperlichen Arbeit. Die junge Blondine nickte ihr zu, genehmigte ihr den Eintritt. Sie selbst legte das Kleid zurück auf das Bett, um sich ihres zu entledigen und erst einmal im Badezimmer zu verschwinden. Dort wusch sie sich mit einem Waschlappen, trocknete sich folglich ab und kehrte so zurück. Nach kurzer Zeit hatte sie das Kleid übergestreift, stand wieder vor dem Spiegel, während sie die Luft anhielt, damit es die Magd schnüren konnte.
 

„Ist es so in Ordnung?“ fragte sie mit leiser, eingeschüchterter Stimme. Viele Frauen konnten nicht verstehen, wie Alexia es wagte, sich den Konventionen zu widersetzen. Sie waren sich sicher, dass die Blondine schon bald auf dem Scheiterhaufen enden würde, da rettete sie selbst ihre adlige Abstammung nicht vor dem Unheil. Dennoch mieden sie wenn möglich den Kontakt zu ihr, um nicht von dessen schlechten Einfluss erfasst zu werden.
 

„Habt Dank“ entgegnete Alexia der Magd, die sich kurz dezent verbeugte und daraufhin das Zimmer wieder verließ. Es dauerte noch eine ganze Weile, die Kutsche war in der Zeit bereits vorgefahren, bis die Lady ihr Zimmer verließ, bereit für den Abend im Theater. Langsam glitt sie die Treppe hinab, eine Hand auf das Geländer gelegt. Ihr Gang war elegant und mehr schwebend, als wirklich gehend. Andere Frauen in ihrem Alter waren bereits verheiratet. Sie fühlte sich zum ersten Mal in diesem Moment wie eine richtige Frau, ein unglaubliches Gefühl, wie sie fand. Das Kleid betonte ihre weiblichen Rundungen, gerade ihre Taille war hervor gehoben. William Shakespeare stand bereits in der Eingangshalle. Auch dem älteren Herrn war das Erstaunen ins Gesicht geschrieben. Sein Mund stand einen Spalt auf, während er seine Augen über ihren Körper gleiten ließ. Spätestens jetzt wurde es deutlich. Alexia hatte sich zu einer wunderschönen jungen Frau entwickelt, die sicher so manchem Mann dem Verstand rauben könnte, wenn sie es denn wollte.
 

„Ihr seht fantastisch aus, My Lady“ entgegnete ihr der Dichter lächelnd, hielt ihr den Arm hin, sodass sie sich einhaken konnte. Dieses Mal ließ sie sich sogar in die Kutsch helfen, um das wertvolle Kleid nicht doch zu beschmutzen, oder gar kaputt zu machen. Dennoch war es für die junge Frau etwas ungewohnt, nun derartig aufrecht sitzen zu müssen. Die Hände überkreuzte sie auf ihrem Schoß während sie ihren Blick hinaus wandte. Während der ganzen Fahrt wurde nicht gesprochen. Noch immer war die Blondine etwas patzig, dass sie die Zeit nicht mit der Fertigstellung ihres Buches verbrachten, sondern ins Theater gehen musste, doch die Tatsache, dieses wunderschöne Kleid tragen zu dürfen, machte die ganze Sache für den Moment erträglicher.
 

Die Kutschfahrt dauerte nicht sehr lange. Vielleicht eine halbe Stunde, wenn überhaupt. Auch jetzt ließ sich Alexia aus der Kutsche helfen, sah sich direkt vor dem großen Gebäudekomplex um und war begeistert. So etwas hatte sie noch nicht gesehen und langsam verstand sie, dass auch dies zu ihrer Ausbildung gehörte. Shakespeare nickte ihr dabei lächelnd zu, bot ihr erneut den Arm an, in den sie sich einhakte, um das von prachtvoller Architektur bewandte Haus zu betreten. Auch von innen konnte es die junge Dichterin begeistern. Vollkommen fasziniert blickte sie sich immer wieder um, als sie plötzlich vor einem Wachmann stehen blieben, der sie umgehend in die Lounge des Königs führte. Diese war natürlich noch unbesetzt. Shakespeare begann daraufhin sofort die Benimmregeln zu erklären. Immerhin war die junge Frau eigensinnig und schlug dauernd über die Strenge, was in der Nähe des Königs nicht zu tolerieren war.
 

„Alexia, ich bitte Euch inständig, Euch beim König mit Eurer Art zurück zu halten. Ich habe Euch mitgenommen, um Euch langsam zu involvieren. Sprecht nicht ungefragt, seht dem König nicht direkt in die Augen und verbittet Euch jegliche anstößigen Kommentare oder Bemerkungen. Begrüßt ihn standesgemäß und erhebt Euch erst wieder, wenn dieser Euch darum bittet. Hält er Euch die Hand hin, küsst diese, als Zeichen Eurer Untertänigkeit“
 

Die Augen der Blondine weiteten sich. „Untertänigkeit?!“ wiederholte sie skeptisch. In ihren Augen war auch der König nur ein Mensch, dem sie sich sicher nicht einfach unterwerfen würde. Nein, Alexia unterwarf sich niemanden. Sie war ihr eigener Herr und daran würde auch der König höchstpersönlich nichts ändern. Die junge Frau stand aufrecht vor ihrem Meister, blickte ihm weiter in die Augen, als diese gerade ansetzte, um sie in ihre Schranken zu weisen. Doch plötzlich hielt er inne. Shakespeare verstummte vollkommen, räusperte sich und deutete auf den Eingang, wobei er sich unmittelbar später verbeugte.
 

Die Frau in dem atemberaubenden eisblauen Kleid wandte sich um, blickte dem König direkt in die Augen und musterte ihn unauffällig. Der Dichter musste sich in diesem Moment wohl verfluchen, sie mitgenommen zu haben. Der König erwiederte ihren Blick hart, während er sichtbar erwartete, dass sie sich ihm unterwarf. Alexia allerdings tat es nicht, sondern lächelte kurzerhand und deutete auf seinen Platz.
 

„Möchten Eure Majestät sich nicht lieber setzen?“ raunte sie höflich, in ihrer typisch quirligen Art. Der König musterte sie derweil selbst und konnte sich innerlich ein dezentes Schmunzeln nicht verkneifen. Noch nie war er auf eine Frau gestoßen, die wirklich jede Regel brach, die es zu brechen gab und dabei noch dermaßen charmant wirkte. So kam er ihrer Aufforderung nach, setzte sich auf seinen Stuhl und deutete auf den Platz neben sich, auf den sie sich setzen sollte. Erst danach begrüßte er den Dichter, welcher sich ebenfalls erhob und sich neben seiner Schülerin niederließ. Das kann nicht gut gehen
 

„Wie ist Euer Name?“ fragte der König nun zunehmend interessiert, wobei in Shakespeare sichtbar Panik aufstieg. Sicher würde er sie danach in den Kerker werfen oder gleich Hängen lassen. Zumindest würde sie für ihre Unzucht gestraft werden.
 

„Alexia-Faith Evans, Lady of Windermere und Schülerin von William Shakespeare“ stellte sie sich direkt, ohne Umschweife vor, während sie noch immer den Blickkontakt nicht löste.
 

„Ihr seid also das Mädchen, von dem die halbe Stadt spricht“ entgegnete der König, der sich wohl nicht vorstellen brauchte. William Alexander Edward Lancaster, der seit wenigen Jahren England regierte, ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
 

„Soso, über mich spricht also die halbe Stadt? Was wird über mich gesagt?“ der Dichter wollte eingreifen, ihr das Wort verbieten, doch gelang es ihm nicht.
 

Bevor der König ihr jedoch antworten konnte, öffneten sich die großen Flügeltüren der Lounge und ein weiterer Mann trat ein. Auch bei diesem blickte Alexia sogleich auf, erhaschte nur für einen Moment seinen Blickkontakt. Es geschah etwas, was wohl nur der im Hintergrund sitzende William Shakespeare genau sehen konnte. Die Blondine hatte eigenständig den Blickkontakt unterbunden und zur Seite gesehen. Was war geschehen? Alexia wusste es selbst nicht, sie schluckte schwer, während sich jener Mann an die andere Seite des König setzte.
 

„Prinz Henry, darf ich Euch vorstellen. Alexia-Faith Evans, Lady of Windermere und die besagte Schülerin des William Shakespeare“ wiederholte der König persönlich ihre Vorstellung, während Henry sie leicht anlächelte und mit einem dezenten Nicken begrüßte. Für einen Moment wurde die Lounge in ein seltsames Schweigen getaucht, die Blicke des Königs und des Prinzen lagen auf der jungen Frau, welche ihren Blick auf die Bühne gewandt hatte, auf der nun das Theaterstück ihres Lehrers begann.
 

„Wie heißt das Stück?“ fragte der König erneut, um ihre liebliche Stimme wieder zum Sprechen zu bringen und sie in eine Konversation zu verwickeln, während er sie mit eindeutigen Blicken ansah. Das Stück schien nebensächlich zu werden.
 

„Verbotene Liebesmüh, Eure Majestät“ entgegnete sie sofort, während sie ihren Blick dezent auf den König richtete und ihn erneut ansah. In seinen Augen jedoch sah sie etwas, dass ihr nicht gefiel. Er sah sie mit einem furchteinflößenden Ausdruck an, von dem sie sich allerdings nicht unterkriegen lassen würde. Doch das war nicht alles. Auf diese Art und Weise hatte sie noch kein Mann angesehen, zumindest nicht so offensiv. Es wirkte schon fast…lüstern.
 

Gerade wollte sie ihren Blick wieder abwenden, um der Szenerie auf der Bühne ihre Aufmerksamkeit zu schenken, als der König erneut das Wort erhob.
 

„Und worum handelt es, in Verbotener Liebesmüh?“
 

Alexia biss die Zähne zusammen, atmete tief durch um nun nicht in ihre Gewohnheiten zu fallen und ausfallend zu werden. Ruhig wandte sie sich dem König wieder zu, lächelte charmant, während sie begann den Inhalt des gerade begonnenen Theaterstücks zu paraphrasieren. „Die Handlung findet am Hofe des Königs Ferdinands von Navarra statt. Seine Freunde, die Lords Dumain, Berowne und Longaville schwören sich, die nächsten drei Jahre ganz dem Studium von Literatur und Wissenschaften zu widmen und in dieser Zeit allen weltlichen Genuss zu entsagen. Vor allem der Gesellschaft von Frauen…“ Kurz hielt sie inne, während sie die intensiver werdenden Blicke des Königs auf ihrem Körper, gerade ihrem Dekolleté, wahrnahm. In diesem Moment geschah es mit ihr, sie konnte nicht mehr an sich halten.
 

„Vielleicht solltet Ihr Euer Augenmerk eher auf die Bühne wenden, als mir diese durchaus aussagekräftigen Blicke zu schenken. Einer Lady sieht man immerhin ins Gesicht, wenn sie mit einem spricht und nicht-“ Im wohl letzten Moment konnte sie ihre scharfen Worte so gerade noch zügeln. Während Henry sich nun offensichtlich kein leises Lachen verkneifen konnte, reagierte auch der König unerwartet. Anstatt sie aus der Lounge zu verbannen, nickte er lediglich, blickte erstmals auf die Bühne und schwieg.
 

Die junge Frau atmete so tief durch wie das wirklich enggeschnürte Kleid es zuließ. Dabei saß sie aufrecht, die langen leicht gelockten blonden Haare locker über die Schulter fallend, die Lippen einen Spalt geöffnet um tonlos zu atmen und dem Schauspiel zuschauend. Kellner brachten Erfrischungen, wobei sie nun jedoch jeden Blick zum König mied. Lediglich zum Prinzen warf sie zwischendurch einige unauffällige Blicke, nicht wissend, dass er es ihr gleich tat. Doch auch der König beobachtete die junge Frau immer wieder unauffällig und hatte dabei seinen Entschluss schon längst gefasst.
 

Die Nacht war hereingebrochen und das Stück neigte sich dem Ende zu. Das Volk applaudierte, sowie der König und der Prinz. Auch Alexia tat es ihnen gleich, während der Autor die Lounge verlassen hatte und nun selbst auf der Bühne stand und sich verbeugte. Wieder einmal ließ es Alexia sich nicht nehmen, die Regeln zu brechen. Wenn jemand stehende Ovationen eröffnen durfte, war es lediglich die Königsfamilie. Die junge Frau jedoch erhob sich einfach klatschend und lächelte dabei strahlend über das ganze Gesicht. Es war ihre erste Theateraufführung, zudem von einem Stück, welches sie leibhaftig in der Entstehung erlebt und etwas geholfen hatte.
 

Entsetzt blickte der König drein, blickte in das Gesicht seines Bruders, der verblüfft mit den Schultern zuckte. Kurzerhand erhoben sich beide, woraufhin es der ganze Saal ihnen gleich tat. Alexia dachte sich nun nichts dabei. Erst als die Halle verstummte, die Lichter ausgingen und der Vorhang sich schloss, drehte sie sich schwungvoll um, wobei ihre Haare förmlich durch die Luft flogen, blickte den König und dessen Bruder erneut mit diesen selbstsicheren Lächeln an, in dem man keinen Funken Unterwürfigkeit erkannte.
 

„Lady Alexia“ begann der König, nachdem seine Augen nun über ihren stehenden Körper geflogen waren. „Mister Shakespeare hat viel versprochen über Eure Kunst und ich werde gespannt darauf warten, dass Ihr mir persönlich Euer erstes Buch vorstellt“
 

Da war sie! Die Chance! Ihr Herz klopfte hart gegen ihre Brust. Wenn der König persönlich ihr Buch lesen wollte, war dies ein großer Schritt in die Welt der Dramatik und Lyrik. Wie sagte ihr Meister eins? Sein oder nicht sein, dass ist hier die Frage! Jene Einladung des Königs war ihr ‚sein‘.
 

„Jawohl, Eure Majestät. Ich werde es ihnen persönlich vorstellen, sobald ich die Ausgabe in meinen Händen halte“ entgegnete sie ihm höflich lächelnd, neigte ihren Kopf etwas nach vorne, um zu Nicken, während er und sein Bruder die Lounge verließen. Weiterhin biss die junge Frau die Zähne fest zusammen, um keinen Freudenschrei in diesem hallenden Theatersaal auszustoßen. Erst als sie die Lounge ebenso verließ, im Foyer wieder auf ihren Meister traf, der sie zur Kutsche geleitet, konnte sie es nicht mehr verbergen.
 

„Der König, er will trotz meines Auftretens mein Buch lesen. Von mir persönlich vorgestellt…“ erzählte sie dem Dichter sogleich, während sie doch etwas auf quietschte und über das ganze Gesicht glücklich strahlte.
 

„Ich bin wirklich sehr stolz auf Euch, Lady Alexia, auch wenn Euer Benehmen die Grenzen der Höflichkeit überschritten hatte…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Anemia
2012-08-08T16:20:24+00:00 08.08.2012 18:20
Auch das zweite Kapitel ist sehr gut geschrieben. Das ist nicht selbstverständlich, es gibt einige Storys, in denen die Qualität nach und nach abflaut. Dafür habe ich bei meinen auch immer Angst. ;)
Hier finde ich die Absätze viel augenfreundlicher gesetzt. So ist es für mich perfekt. :)
Schön, dass man Alexia richtig anmerkt, dass sie es verabscheut, als 'feine Dame' behandelt zu werden. Du lässt sie entsprechend handeln und ich weiß aus Erfahrung, dass einem, wenn man gerade an einer Geschichte dran ist, alles nebensächlich erscheint. ;)

"Stattdessen lernte sie fleißig, schrieb und vergas vollkommen die eigentlichen Pflichten einer Frau."
'Vergaß' bitte mit ß und nicht mit s. ;)

"Das kann nicht gut gehen"
Da fehlt der Punkt am Ende.

"Sein oder nicht sein, dass ist hier die Frage!"
Das berühmte Zitat. Leider hast du hier 'dass' mit Doppel-S geschrieben, dabei bezieht es sich doch auf den vorangegangenen Satz und wird deswegen mit einem S geschrieben.

"...entgegnete sie ihm höflich lächelnd, neigte ihren Kopf etwas nach vorne, um zu Nicken..."
Müsste 'Nicken' hier nicht klein geschrieben werden? Es ist nicht substantiviert, es ist ein ganz normales Verb.

Oh, Alexia wird ja richtig frech! Jap jap, einer Lady sieht man ins Gesicht uns nicht auf eine tiefere Region. xD Sie wird mir zunehmends sympathisch und ich habe mich dabei ertappt, wie die Geschichte mich an manchen Stellen ziemlich eingenommen hat. Konnte kaum noch Notizen machen. Das ist ein sehr gutes Zeichen. ;)

Bis zum Nächsten!

lg Serpa
Re-✖✐✖


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