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Freundschaft und Liebe

[Sasuke x Sakura | high school AU | jerks to friends]
von

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Dances And Delusions


 

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Zwei Stunden später standen sie im Kampai. Wer da war? Nun, sagen wir: jeder. Die Eröffnung dieses Lokals hatte überall für Aufregung gesorgt, denn man hatte es auf den Geschmack der Jugendlichen perfekt abgestimmt. Die Preise waren erschwinglich (was bei den Internatsschülern zwar egal, aber trotzdem ein Vorteil war), die Einrichtung war modern und das Karaokesystem war eines der besten auf dem Markt verfügbaren. Kurzum: Es war voll.

Inmitten dieser Menge hatten Sayuri, Neji und Tenten einen Tisch für etwa fünfzehn Personen mit ihrem Leben verteidigt, bis der Rest endlich kam. Sayuri hatte nämlich einen Plan. Den Plan, Tenten mit ihren früheren Freundinnen zu versöhnen.

"Oh, nein, das kann deine Schwester voll vergessen, ich geh dort nicht hin!", weigerte sich Ino, als sie mit Sakura, Hinata und Temari eintraf. "Nicht in diesem Leben und auch sonst niemals!"

"Wir müssen ja nicht mit Tenten reden! Ich möchte nur bei Sayuri sein, um ihr beizustehen. Sie hatte einen harten Tag." Sakura schob ihre Freundin durch die Menschenmasse auf den Tisch zu.

"Nein! Denk doch an Hinata!"

"Ino hat Recht", stimmte Hinata zu. Ihre Stimme übertönte kaum die schiefen Töne, die einer der Drittklässler auf der Bühne von sich gab. "Ich kann keinesfalls da rüber gehen. Geh du am besten alleine. Ino, Temari und ich werden uns einen anderen Tisch suchen."

"Und welchen? Es ist kein einziger mehr frei. Sayuri hat eine ganze Palette Sitzplätze für uns freigehalten." Doch Sakura gab sich schnell geschlagen. Sie war ebenso wie Temari und Hinata in den hohen Kreisen aufgewachsen, darum wusste sie eines: Es schickte sich nicht, mit dem Ex-Verlobten zu reden, wenn dieser einen so brüskiert hatte—zumindest in den Augen der Gesellschaft. Also verabschiedete sie sich auf Zeit von den dreien und kämpfte sich durch die Menschenmasse zu Sayuri.

Diese sah enttäuscht und verärgert auf. "Wieso kommst du alleine?"

"Die alte Geschichte."

"Einen Versuch war es wert. Setz dich doch." Sayuri warf einen missmutigen Blick zu Ino, die gerade ein paar Erstklässler von ihren Plätzen verscheuchte. "Neji und Tenten kennst du ja, also muss ich euch nicht vorstellen."

"Ja, kann man so sagen." Sie gaben sich einem peinlichen Schweigen hin, das erst nach fünf Minuten von Sakura gebrochen wurde. "Neji, es soll wirklich keine Beleidigung dir gegenüber sein, dass sie sich nicht zu dir setzen."

"Keine Sorge, so sehe ich das nicht. Die Gesellschaft verlangt es. Ich kenne mich sehr gut mit den Regeln aus. Wie du weißt sind Hinata und ich uns inoffiziell auch nicht böse."

"Ja. Ja, das ist eine große Erleichterung für diese Situation. Und wie geht es euch als Paar? Man sieht euch selten zusammen."

Tenten antwortete, während sie sich bei Neji einhakte. "Es geht uns hervorragend", lachte sie. "Wir wollen nur nicht mehr Aufmerksamkeit als wir ohnehin schon bekommen. Die Tochter eines einfachen Angestellten an der Seite eines adeligen—du weißt ja, dass sowas für Furore sorgt."

"Wir vermissen dich", meinte Sakura nüchtern. "Ino ist die einzige, die das nicht zugeben will."

"Kann ich mir vorstellen. Ich vermisse euch ja auch, aber unter diesen Umständen dürfte ich nicht einmal mit Sayuri befreundet sein. Nun, sei's drum, wir müssen damit leben. Was führt dich zu uns?"

"Meine liebreizende kleine Schwester natürlich. Sie bietet mir eine ausgezeichnete Ausrede, um bei euch zu sitzen. Wie geht es dir denn, Sayuri?"

"Besser. Ich hab mit Tenten darüber gesprochen und du hast mir auch sehr geholfen. Allerdings gibt es eine neue Entwicklung in diesem Fall." Nach einer spannungsaufbauenden Pause sagte sie: "Ich muss nun doch mit zu dieser Anwaltsgala. Papa möchte, dass ich mehr unter Leute komme, damit ich später gute Beziehungen knüpfen kann. Die Sabakunos werden auch mit ihren Kindern da sein."

"Großartig", murmelte Sakura erst ehrlich, dann wiederholte sie es zynisch. "Großartig. Ich habe wen zur Unterhaltung, aber du tust mir leid. Vielleicht hättest du es unseren Eltern doch sagen sollen? Das mit Gaara und dir. Dann hätten sie dich nicht gezwungen, mitzugehen."

"Nein. Es ist okay. Ich bin heute nur ausgeflippt, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte. In Zukunft wird mir das nicht mehr passieren."

Eine halbe Stunde später verabschiedete sich Sakura von den dreien und stellte mit Freude fest, dass die anderen drei Zuwachs erfahren hatten. An dem kleinen Tisch saßen mit ihnen Gaara, Naruto und Shikamaru, neben dem der einzig freie Sessel stand. Zufall? Wohl kaum. Sakura ergriff ihre Chance, den besprochenen Plan in die Tat umzusetzen.

Zwanzig Schritte trennten sie von der Gruppe, dann saß sie in dem kleinen Kreis, den sie freudig begrüßte. Für Shikamarus Begrüßung ließ sie sich dabei ein wenig mehr Zeit.

"Freut mich, dass du auch gekommen bist. Normalerweise bist du doch nicht der Typ für derartige Aktivitäten."

"Normalerweise nicht, aber es gibt da eine Person, die ich unbedingt sehen musste." Er lächelte sie an. Mann, spielte er seine Rolle gut!

"Danke, dass du den Platz neben dir freigehalten hast."

"Ehrlich gesagt—"

Weiter kam er nicht. Plötzlich spürte Sakura eine Hand auf ihrer Schulter und eine bekannte Stimme informierte sie sachlich darüber, dass dies sein Platz wäre. "Könntest du also bitte aufstehen?"

Sie drehte sich um und sah zu den schwarzen Augen auf, die im schönsten Gesicht der Bar saßen. "Sasuke—" Sie mühte sich, das Suffix unausgesprochen ausklingen zu lassen. Nun ging es darum, höflich, aber sachlich zu bleiben. "Entschuldige bitte. Ich wusste nicht, dass du hier sitzt." Sie stand auf, ließ eine Hand aber auf der Lehnte liegen, womit sie ihm den Weg zum Sessel versperrte. Mit gesenkter Stimme sagte sie: "Wenn du willst, besorge ich dir einen weiteren Sessel. Ich würde dich nur bitten, dass du mir den neben Shikamaru überlässt." Sie warf einen gekonnten Seitenblick auf ihn und sah dann wieder ernst zu Sasuke. "Du verstehst?"

War das ihr Ernst? Sie hatte Interesse an Nara Shikamaru? Sasuke konnte das nicht recht glauben. Aber sie spielte ihre Rolle auf jeden Fall überzeugend. Der Seitenblick, die Ernsthaftigkeit in ihren Augen, Shikamarus gerade aufkeimendes Lächeln—das schien echt zu sein. Nun, er war kein Unmensch. Was hatte er schon dagegen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit jemandem schenkte, der vorzugsweise nicht er selbst war? Etwas Besseres konnte ihm gar nicht passieren!

Diese Überlegungen veranlassten Sasuke dazu, Folgendes zu sagen: "Schon gut. Bleib ruhig sitzen."

Sakuras Herz schlug wilder als jemals zu vor. Sie hatte es geschafft. Sasuke war offensichtlich überzeugt—perfekt. Dann stand dem Plan ja nichts mehr im Wege! Und sie wusste auch schon, wie sie auf die nächste Stufe klettern konnte.

"Leute, wir sind hier in eine Karaokebar, richtig?", sagte sie nach einiger Zeit angeregter Gespräche. "Warum singen wir nicht? Shikamaru, wir beide. Wie wär's?"

"Niemals", rief Ino über den Tisch. "Ich hab schon so oft versucht, ihn dazu zu überreden, aber unser Shikamaru ist kein begeisterter Sänger—"

"Gerne", unterbrach er sie. Als ihn alle entgeistert anstarrten, fügte er hinzu: "Ich singe sehr gerne mit dir, Sakura. Aber ich wähle das Lied aus."

"Kein Problem." Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht ging Sakura mit ihm zur Theke, um sich für das nächste Lied anzumelden. Als sie außer Hörweite waren, begann sie zu kichern. "Hast du ihre Gesichter gesehen?"

"Ja. Aber übertreib's nicht. Dass ich singe, ist eine Ausnahme. Wenn unser Deal bestehen soll, machen wir nie wieder solche Peinlichkeiten."

"Komm schon, macht doch Spaß!" Sie hakte sich bei ihm ein, als sie Richtung Bühne gingen.

Im Stillen stimmte Shikamaru ihr zu. Er war normalerweise nicht für solche Dinge zu haben, aber Ausnahmen konnte man machen. Und es machte tatsächlich Spaß. Zumindest Sakura. Shikamaru stand dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Wer sich dagegen wehrte, Spaß zu haben, dem half auch nicht Funworld, geschweige denn mittelklassiges Karaoke. Doch immerhin hatten sie ihr Ziel erreicht: Ino ließ Sasuke für einen Moment sein und starrte Sakura und Shikamaru mit offenem Mund an, wie sie schunkelnd auf der Bühne das Duett darboten, das glücklicherweise recht schnell war. Wäre es ein romantisches Lied gewesen, wäre sie ihrer Freundin sofort an die Gurgel gesprungen. Aber Ino wusste sich zu beherrschen. Als ihre Sängerfreunde wiederkamen, hatte sie sich wieder unter Kontrolle.

"Hat's Spaß gemacht?", sagte sie mit einer leichten Spitze, die Shikamaru mit großer Genugtuung bemerkte.

"Ja. Ich könnte mich glatt zu einem neuen Lied überreden lassen. Aber nur mit Sakura", fügte er hinzu, als Ino bereits ansetzte. Sie nahm die Abweisung wahr und drehte sich beleidigt Sasuke zu, der das Schauspiel skeptisch beobachtet hatte. Er warf Shikamaru einen bösen Seitenblick zu, denn es war nur seine Schuld, dass er dieses blonde Gift schon wieder an der Backe hatte. Dafür würde er büßen. Bitterlich büßen.
 

Irgendwann erklärte Sakura sich für müde. Ino wollte noch bleiben und auch der Rest verspürte nur wenig Lust dazu, schon um elf zu gehen. Wenn sie schon einmal feiern durften, wollten sie es auch auskosten.

Sakura war kein Partymensch, ganz im Gegensatz zu Ino. Sie wusste sich allerdings sehr wohl in geregeltem Ambiente zu amüsieren. Die Stunden im Kampai waren schön gewesen, witzig, geistreich und unterhaltend und in Wahrheit wollte Sakura noch nicht gehen; mit ihrem frühen Aufbruch bezweckte sie etwas Bestimmtes. Shikamaru würde sich erbeten, sie heimzugeleiten, um den Schein perfekt zu machen. Er selbst war kein Feiertyp, weswegen er froh darüber sein würde, dem Lärm zu entkommen.

"Also dann, einen schönen Abend noch, Leute."

"Dir auch, Sakura-chan!", rief Naruto. Dabei war sein Arm gefährlich nahe an Hinatas Hand, die schon die ganze Zeit das Colaglas am Tisch umklammert hielt. Natürlich hatten sie die ganze Zeit nebeneinander gesessen.

"Gute Nacht", wünschte Gaara.

"Ich komme mit."

Sakura stockte. Sie musste ihre Gedanken ordnen. Sie hätte geschworen, Shikamarus Stimme gleich vernehmen zu können, aber die Stimme, die schlussendlich erklungen war, war tiefer und tonloser. "S-Sasuke?"

Ein Glück, dass die Sängerin gerade ziemlich laut trällerte und ihre Freunde sich bereits wieder ihren eifrigen Gesprächen zugewandt hatten, sonst hätten sie Sakuras Verlegenheit und vor allem Verwirrung bemerkt. Doch so bemerkte nur Sasuke diese, was schlimm genug war.

"O-Okay. Dann los."

Sie kämpften sich zusammen durch die Menschenmasse, die nun sogar bei den schiefen Tönen mitgrölten und sich um diese Uhrzeit immer dichter drängten. Genauer gesagt kämpfte Sasuke sich mit seinen breiten Schultern durch und die schmale Sakura trippelte ihm so dicht als möglich hinterher. So kamen sie ganz gut voran, holten ihre Jacken und verließen die Bar nach wenigen Minuten.

Innen hatten ein hoher Lautstärkepegel und dicke Luft geherrscht, sodass es Sakura draußen außerordentlich kalt und still vorkam. Die Gänsehaut kam nicht nur von der Kälte. Sie war hier. Mit Uchiha Sasuke. Alleine. Und sie würde zwanzig Minuten mit ihm verbringen, ehe sie in Miso ankamen. Das war ein Traum. Ein Alptraum! Sie war noch nicht bereit dafür! Sie konnte noch nicht neutral genug zu ihm sein!

"Ist dir kalt?"

"Was?"

Er deutete auf ihre Arme, die sich unwillkürlich um sie geschlungen hatte. "Ich will nicht, dass du erfrierst, während wir beisammen sind. Das macht sich nicht gut in meinem Lebenslauf. Außerdem würde ich mich schuldig fühlen, dich im Stich gelassen zu haben, solltest du wirklich sterben."

"Du hättest natürlich auch die Option, mir zu helfen, falls ich erfriere."

"Eher nicht. Ich hab kein Helfersyndrom."

"Hab' ich gemerkt."

Damit war vorerst alles zwischen ihnen gesagt. Erst nach gut fünf Minuten erhob Sasuke wieder seine Stimme. "Müssen wir da lang?"

"Nein. Links."

"Ah."

Weitere fünf Minuten vergingen, dann kamen sie an der Busstation an, von der aus in wenigen Minuten der nächste Bus ins Internat fahren sollte. Sakura ließ sich auf der Holzbank unter der Plexiglasüberdachung nieder und seufzte.

"Ich würde lieber aufstehen. Das Holz kühlt über Nach stark ab. Du erkältest dich noch." Eigentlich wollte er es nett meinen, doch seine Worte klangen wie anmaßende Besserwisserei. In Gedanken stellte er sich schon auf eine Predigt von Sakura ein. Darauf schien sie ja zu stehen.

Doch es kam anders. Sie stand tatsächlich auf, unberührt von seiner Herablassung. "Danke für deine Anteilnahme." Es lag leichter Sarkasmus darin, doch die Nettigkeit in der Stimme überlagerte ihn gekonnt. "Darf ich dich etwas fragen, Sasuke?"

"Sofern du keine Antwort darauf erwartest…"

"Warum bist du mitgekommen?"

Die Frage entlockte ihm ein amüsiertes Grinsen, das in der Dunkelheit kaum sichtbar war, als er den Kopf gen Boden neigte und seine Hände in die Hosentaschen gleiten ließ. Die schwache Beleuchtung der Haltestelle half auch nicht viel. "Mach dir lieber keine Hoffnungen, Sakura. Ich bin nicht der Mensch für überfüllte Bars und die Gespräche bei Tisch sind für mich nicht von Interesse. Zudem nervt deine blonde Freundin ziemlich. Zumindest die eine; die andere malträtiert mich förmlich mit ihren Blicken, was mir auch nicht unbedingt den Abend versüßt. Allerdings kenne ich den Weg ins Internat nicht. Ergo habe ich darauf gewartet, dass jemand geht, dem ich mich anschließen konnte. Ich konnte ja nicht wissen, dass du das bist."

"Na, vielen Dank auch für diese liebreizende Abwertung", sagte sie beleidigt. "Du könntest ruhig ein wenig Dankbarkeit zeigen, dass ich so höflich bin und dir den Weg zeige."

"Du hättest es natürlich lieber gesehen, wenn Shikamaru mitgegangen wäre, nicht wahr?"

"Ich weiß nicht, was du meinst."

In diesem Moment kam der Bus. Sie lösten ihre Fahrkarten und blieben in der ersten Reihe sitzen, allerdings auf verschiedenen Seiten. Mit ihnen fuhren nur acht andere Schüler.

"Falls es dich interessiert", setzte Sakura erneut nach ein paar Schweigeminuten an, doch sie wurde unterbrochen.

"Tut es nicht, keine Sorge. Ein Blinder merkt, was zwischen dir und ihm abgeht. Ich denke nur, dass du es deiner Freundin bald sagen solltest, sonst köpft sie dich."

"Dafür, dass du dich nicht für unsere Belangen interessierst, weißt du ziemlich genau Bescheid, Sasuke-kun." Teufel, sie musste sich dieses Suffix abgewöhnen!

Er verzog den Mund zu einem selbstgefälligen Lächeln. "Ich bin ein guter Beobachter. Mir entgehen nicht viele Dinge. Du und Shikamaru, ihr wärt ein hübsches Paar. Schade, dass du schon vergeben bist, sonst wäre ich vielleicht einmal mit dir ausgegangen."

Sakuras Herz klopfte mit einem Schlag heftiger. Sie wollte bereits sagen, dass sie nicht mit ihm zusammen war, als es plötzlich in ihrer Tasche vibrierte. Sie fischte das Handy geschickt heraus. Es war eine Textmitteilung von Temari—Sakura, bist du etwa mit UCHIHA weg? Pass bloß auf dich auf.

Das war die Rettung gewesen. Sakura dankte Temari stumm tausendmal, während sie eine Antwort formulierte—Ja, Sasuke ist bei mir. Keine Sorge, ist alles okay. Komm nicht zu spät nach Hause. Und halt Ino von Shikamaru fern, sonst endet das heute blutig. Sie drückte auf Senden und lehnte sich erleichtern zurück. Um ein Haar hätte sie den einen Plan zunichte gemacht. Sie würde mit Shikamaru reden müssen. Das verlief ganz und gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.

Den Rest der fünfzehnminütigen Fahrt verbrachte jeder schweigend für sich auf dem Sitz am Fenster, aus dem sie hinaussahen. Sakura unterband jeden Drang, einen Seitenblick auf Sasuke zu werfen, vehement. Als der Bus hielt, ließ Sasuke sie vorgehen. Eine Spur gute Erziehung zeigte er also. Lobenswert. Sie führten zusammen die tuschelnde Traube von Schülern an, deren Mädchenanteil völlig aus dem Häuschen war, dass er mit Sasuke im selben Bus gefahren war—oh, sie hatten ja so denselben Rhythmus! Darüber verdrehte Sasuke nur genervt die Augen.

"Gute Nacht", sagte er, als sie immer noch schweigend den zweiten Stock erreicht hatten.

"Nacht", murmelte Sakura. Sie traute sich nicht mehr zu, sonst hätte sie vermutlich ihr eisernes Schweigen gebrochen. Erst in ihrem Zimmer, das Gott sei Dank gleich am Anfang des Ganges war, konnte sie erleichtert ausatmen.

Was war das bloß gewesen? Sasuke war nicht gemein zu ihr gewesen! Wo gab's denn sowas? War er etwa doch ein wenig an ihr interessiert? Zumindest an ihrer Freundschaft? Vielleicht funktionierte ihr Masterplan ja wirklich so schnell?
 

ɣ
 

Sasuke konnte das selbstherrliche Grinsen gar nicht mehr aus seinem Gesicht verbannen. Er lächelte selten ehrlich. Aber heute Abend war ihm danach zumute. Er hatte es also trotzdem noch drauf. Egal, ob ein Mädchen in jemand andern verliebt war, er schaffte es doch noch immer, sie zu verwirren. Es verschaffte ihm ein gewisses Gefühl der Befriedigung. Wenn er schon nicht über sein Leben verfügen konnte, dann wollte er zumindest so weit als möglich über sein Umfeld verfügen. Und das konnte er verdammt gut!

"Warum so selbstgefällig, Uchiha?" Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. In der Dunkelheit konnte er die an der rechten Wand lehnende Gestalt auf den ersten Blick nicht erkennen. Erst bei genauerem Hinsehen identifizierte er Karin, die lässig die Arme verschränkt hatte und einen Fuß abgewinkelt an der Wand abstützte. "Kommst du von einem fremden Bett?"

"Hat man dir nicht beigebracht, dass man nicht dreckig macht, was einem nicht gehört? Und lass das Uchiha weg. Du darfst mich Sasuke nennen."

"Ach, darf ich?", fragte sie süffisant. Dabei stieß sie sich von der Wand ab. "Verrätst du mir, von wo du kommst?"

"Nicht aus einem fremden Bett. Ich weiß nämlich, dass man fremdes Eigentum nicht beschmutzt."

Karin lachte amüsiert. "Gute Umlegung, das muss ich dir lassen. Also warst du in der Stadt. Wie gefällt dir Miyazu?"

"Ein ziemlich ödes Kaff, in dem eine Karaokebar den größten gesellschaftlichen Treffpunkt darstellt. Nicht gerade mein Fall."

"Klar", meinte Karin leichthin, "ein Uchiha ist natürlich Größeres gewohnt. Aber damit musst du dich abfinden, ob du's willst oder nicht. Eine Tragödie."

"Und von wo kommst du?", wollte nun Sasuke wissen. "Hast du mir aufgelauert?"

"Ha!", stieß sie hohl aus. "Das hättest du gerne. Ich habe mit Suigetsu ein paar Strategien für den Wahlkampf durchgenommen. Montag hängen die Listen aus, also geht's überübermorgen los. Deine kleine Freundin stellt sich tatsächlich auf?"

Sasuke zischte genervt. "Wenn du damit Sakura meinst, darüber kann ich dir nichts sagen. Und sie ist nicht meine kleine Freundin."

"Schon gut, ich wollte dich nur ärgern."

"Lass das in Zukunft besser. Das könnte schmerzhaft enden."

"Oh, habe ich den bösen Jungen wütend gemacht?", raunte Karin sarkastisch. "Du machst mir keine Angst, Sasuke. Ich mache mir nichts aus deinem Reichtum und deinen Muskeln und deinem perfekten Gesicht." Mit jedem Wort kam sie ihm einen Schritt näher, bis sie direkt vor ihm stand. "Darum magst du meine Gesellschaft, nicht wahr? Weil du bei mir keine Angst haben musst, auf eine liebestolle Tussi zu stoßen. Danke für dieses Kompliment. Aber jetzt gehe ich ins Bett. Ich bin müde."

Damit ging sie sich leichtfüßig an ihm vorbei, verschränkte sie Arme hinter dem Rücken und war bereits ein paar Schritte weit gegangen, als Sasuke sie zurückhielt. "Hey, Karin!"

Sie drehte sich lächelnd um. Die nicht vorhandene Beleuchtung verschlang alles, außer ihr rotes Haar und die blaue Sporthose.

"Gute Nacht."

Sie legte ihren Zeige- und Mittefinger an die Stirn und warf sie in einer Abschiedsgeste von sich. Einige Sekunden später waren ihre Schritte im dunklen Gang verhallt.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Kerstin-san
2015-09-06T16:37:57+00:00 06.09.2015 18:37
Hallo,

oh, wow, Hinata und Neji waren verlobt?! Ich hab mit vielem gerechnet, was zu der Entzweiung der Gruppen geführt hat, aber nicht damit..
Ich finde es nur so seltsam, dass Hinata das Theater um das offizielle Benehmen völlig mitspielt, wenn sie ihm eigentlich gar nicht böse ist. Aber mit der oberen Gesellschaft und wie das so gehandhabt wird, kenn ich mich auch nicht so aus.
Aber für Neji und Tenten (mein Lieblingspaar) freut es mich wirklich.

Ach Sakura.. Schon erstaunlich, wie wir Frauen aus so gut wie nichts, Interesse interpretieren können und uns gleich wieder vergebliche Hoffnungen machen.

Ich mag deine Version von Karin wirklich sehr. Sie ist ziemlich cool drauf und bietet Sasuke ordentlich Paroli. Das ist für ihn ja auch mal was ganz neues.

Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Verovera
2013-04-27T20:17:32+00:00 27.04.2013 22:17
sasuke und karin....jahahaha....nein. ehrlich, die passen nicht. umso mehr wünsche ich, dass sie zusammen kommen. die beschreibung impliziert das ja irgendwie und du hast mich gespoilert, böse nikki.
ein gutes kapitel auf jeden fall. ^^ shikamaru und sakura sind irgendwie süß zusammen. die idee ist außerdem nett. abgedroschen, aber lustig umgesetzt. ob es so lustig bleibt? ich werde es lesen.

lg
v
Von:  L-San
2013-03-20T17:19:41+00:00 20.03.2013 18:19
Oha, flirty Sasuke. Gefällt mir, dass er so manipulativ denkt. Vielleicht ist das Wort manipulativ etwas zu krass.
Mensch, schon wieder endet dieses Kapitel viel zu schnell. ;D
Sehr unterhaltsam Five.
Und schön geschrieben.
Fast perfekt.
Aber nur fast.
Noch ein bisschen an dem Schreibstil feilen und dann hast du mich.
Oh man, so langsam fange ich wirklich an, mich in deine FF zu verlieben.
;D
Von: abgemeldet
2013-02-17T18:25:53+00:00 17.02.2013 19:25
Okay, jetzt muss ich mal was sagen...Ist Sasuke krank? Irgendwie gefällt mit das mit ihm und Karin gar nicht. Das ist...schlecht. Wirklich, sehr schlecht..ich les jetzt weiter..
-J
Von:  fahnm
2011-02-17T22:29:34+00:00 17.02.2011 23:29
hammer Kapi^^
Von:  HaiFraeulein
2011-02-17T21:51:49+00:00 17.02.2011 22:51
Boah, dieser selbstgefällige eitle Sasuke XD
Ich hbe gerade son mega Hass auf den.. ich hoffe du lässt den irgendwie leiden, und Karin auch.
Sasuke soll auf die harte Tour erfahren, wie toll Sakura ist! Grah XD
Hach ich liebe deine Story so *3*
Von:  Kleines-Engelschen
2011-02-17T21:19:03+00:00 17.02.2011 22:19
ein klasse kapitel. bin ja sehr gespannt welche ausmaße das alles noch annimmt. hoffe du schreibst bald weiter =)

greetz
Von:  Orientalo
2011-02-17T20:54:40+00:00 17.02.2011 21:54
Gefällt mir! SUper Fanfic usw usw usw
Ich bin grad zu müde, um noch mehr zu schreiben, aber ich denke das reicht ^.-
Mach weiter soo^^
Von:  paralian
2011-02-17T20:17:59+00:00 17.02.2011 21:17
:O - wie schnell bist du im (aus)denken?!

Ich kann mir schon regelrecht vorstellen, wie Sakura mit ihren Wimpern
schlägt und suffisant lächelt... Ich wette Sasuke zerstört Sakura & Shikamarus Pläne..

Alles in Allem (Y)
Weiter so, lG.


Von:  NaxLu
2011-02-17T16:31:40+00:00 17.02.2011 17:31
Omg,
ist das der Hammer.
Ich liebe das Kapi am meisten
das mit Sakura und Shika, haha
ich lach mich weg. Ich hoffe es geht,
bald weiter. :)

Lg Nami


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