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Adventskalender 2010

One-Shot Sammlung
von

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22.Dezember - Die weißen Gärten

Die weißen Gärten (SoneaxAkkarin)
 

Ich wusste, ER hatte sie geschrieben:
 

Die kleine, schlichte Karte, die ich in meinen mittlerweile zittrigen Händen hielt, die von der Kälte, die draußen in den schneeverwehten Gärten herrschte, schon ganz steif gefroren waren.
 

Leider hatte ich keinen Mantel zum Weihnachtsball der Gilde mitgehabt, auf dem sich Novizen, Lehrer und einfache Magier bis zu hohen Persönlichkeiten tummelten, um einen angenehmen, ruhigen Abend miteinander zu verbringen und nur ganz am Rande das alljährliche Weihnachtsfest zu feiern, welches alle Jahre wieder kam.
 

Mein Atem bildete kleine Wölkchen vor meinem Gesicht, ehe sie sich wie Nebel verzogen.
 

Zu mindestens hatte ich Glück, dass es nicht schneite, sonst wäre ich in meinem grünen, elegant geschnittenem, aber zu dünnen Kleid schon längst durchgefroren gewesen, da ich allgemein auf Wärmezauber oder ähnlichem verzichtete, im Gegensatz zu vielen anderen Magiern, die sich ihre Fähigkeit nur zu gerne zu Nutze machten.
 

„Warte in den Gärten auf mich.“
 

Stand in einer wunderschön geschwungenen Schrift auf der Karte, die mir einer der Kellner überreicht hatte, als ich einen Moment für mich gewesen war, fernab von anderen Menschen.
 

Ich hatte mir keinen Reim darauf machen können, warum gerade ER mir eine derartige Nachricht schreiben würde, vielleicht war es auch nur ein dummer Novizenstreich, auf den ich mal wieder hineinfiel, Regin gingen schließlich niemals die Ideen aus mich zu quälen, aber dieses eine Mal wollte ich auf mein Herz anstatt meinem Verstand hören und so fand ich mich in den weißen Gärten wieder, in denen man kaum noch den Fußweg von einem normalen Strauch unterscheiden konnte, es sei denn man lief geradewegs in eine weiße Wand hinein, dann wusste man genau, dass es entweder ein Strauch oder ein Baum gewesen war, in den an genagelt war.
 

Obwohl ich schon mehr als fünf Minuten hier zubrachte, kam die Person der Nachricht nicht und ich fing unwillkürlich an mich zu fragen, ob ich nicht doch auf einen Scherz hineingefallen war, als sich unvermittelt ein Wärmeschild um mich herum bildete, der mir eine Gänsehaut auf die kalten Arme trieb.
 

Da sich allerdings niemand vor mir befand, konnte die Person, die den Schild heraufbeschwört hatte, nur hinter stehen.
 

Seine Magie war wie immer kaum zu spüren, schien keine Persönlichkeit zu haben, deswegen erkannte ich ihn auch sofort. Jede andere Person, die ich kannte, hatte eine Aura, die ihre Persönlichkeit ausstrahlte, nur bei ihm fühlte man nie etwas.
 

Egal wann.
 

„Du erkältest dich, Sonea“, ertönte die dunkle Stimme des Hohen Lords hinter mir.
 

Innerlich musste ich erst einmal tief durchatmen, um mein aufgeregtes Gemüt zu beruhigen, welches sich mit nervösen Gesten ausdrücken wollte.
 

„Im Gegensatz zu anderen bin ich abgehärtet, ich werde nicht krank.“, erwiderte ich, drehte mich ruhig zu ihm um, um seine Silhouette im fahlen Mondlicht ausmachen zu können, die sich wie ein krasser Gegensatz mit seinen schwarzen Roben abhob.
 

Er erwiderte meinen Blick mit seinen fast schwarzen Augen, die mir in meiner Anfangszeit als Novizin mehr als nur Angst eingejagt hatten. Jetzt jedoch…Ich wusste selbst nicht wann, aber meine Gefühle hatten sich ihm gegenüber verändert…
 

Verstohlen musterte ich ihn. Seine schwarze Robe ließ ihn wie ein Geist durch seine bleiche Haut erscheinen, obwohl er durchaus schlank war, besaß er auch Muskeln, die an genau den richtigen Stellen meiner Meinung nach saßen. Sein langes Haar trug er offen, was ich in der Öffentlichkeit nur sehr selten bei ihm beobachtet hatte. Seine Gesichtszüge waren undeutbar, aber wenigstens nicht feindselig oder spöttisch, wie ich ihn in meiner Gegenwart eigentlich meistens gesehen hatte.
 

„Wieso habt Ihr mich herbestellt, Hoher Lord?“, fragte ich ohne Umschweife.
 

Ich gehörte nicht zu den Menschen, die um den heißen Brei herumredeten, egal welche Person vor mir stand und wenn es der König von Kyralia selbst gewesen wäre.
 

Ein amüsiertes Glucksen löste sich aus seiner Kehle, deutlich konnte ich das beinahe hochziehen seiner Mundwinkel zu einem Lächeln erkennen, ehe er seinen Blick durch die schneebedeckte Umgebung wandern ließ.
 

„Dieser Garten hat in der Winterzeit eine tiefgehende Bedeutung für viele Magier und Magierinnen. Weißt du welche?“
 

Ich wusste zwar nicht, was er mit dieser Frage meinte, aber ich versuchte mir einen Reim darauf zu machen. Schon in der Zeit, als die Gilde mich gefangen genommen hatte, hatte ich aus Lord Rothens Gästezimmer die weißen Gärten sehen können, in denen sich besonders Abends fast nur Paare versammelt hatten und einen entspannten Spaziergang zu zweit machten.
 

Mein Herz setzte einen Moment aus, nur um schneller weiter zu schlagen.
 

Intensiv spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, erwiderte ihn schon aus reinem Protest, was ihn nur noch mehr in Amüsement zu versetzen schien. Mir jedoch, war diese Situation durchaus ernst!
 

„Die Gärten sind ein allgemeiner Ort zum Spazierengehen, hier tummeln sich jeden Tag zich Leute, wenn Ihr mir also etwas zu sagen habt, drückt euch genauer aus!“, verlangte ich, meine Nervosität mit allen Mitteln verbannend.
 

Mittlerweile hatte ich kein gutes Gefühl mehr bei der Sache, im Gegenteil, wieder kam ich mir wie die Maus vor der Katze vor, die sich schon gefährlich verlockend die Zähne leckte.
 

Wenn ich mit mir selbst in Konflikt stand, hatte ich die nervige Angewohnheit, meine Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Das bereute ich jetzt zutiefst.
 

Weiche, aber kühle Lippen legten sich auf meine. Eine Hand wanderte um meine Hüfte, drückte mich bestimmend an den größeren Körper, der mehr als nur Wärme versprach, die andere spielte mit ein paar langen Strähnen meines Haares, die mir bereits aus meiner Hochsteckfrisur gefallen waren.
 

Ich wollte keine Luft mehr holen, nur noch entsetzt sein, aber ich konnte nichts anderes als in diese dunklen, fast schwarzen Augen zu starren, die meine mit ihrem Blick magisch anzuziehen schienen.
 

Langsam löste sich Akkarin von mir, blieb mir dennoch so nahe, dass ich mühelos seinen Atem über mein Gesicht streichen spürte.
 

„Diese Bedeutung, kleine Sonea, wirst du noch früh genug herausfinden.“
 

Ende



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