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Runenherz

Weltenwandler Chroniken Teil 1
von

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Ohne Erinnerung

Bitte entschuldigt, dass dieses Kapitel so lange gebraucht hat.

Danke für eure Kommis und Favos. Hab mich sehr darüber gefreut.

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Es tropfte. Immer und immer wieder.

Erst wusste sie nicht einmal, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte, aber als ihr Bewusstsein langsam zurückkehrte und das Brummen in ihrem Kopf leiser wurde, bemerkte sie, dass es etwas nicht stimmt. Sie wollte die Augen nicht öffnen, nur irgendwann tat sie es schließlich doch. Zuerst war alles verschwommen und sagte ihr nicht viel, aber dann wurden die Bilder scharf und die Gerüche dieses Ortes strömten auf sie ein. Der dominanteste Duft von allen war etwas, was ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließ: Blut!

Erschrocken fuhr sie hoch, als sie die Wolfsleichen entdeckte, die um sie herum lagen. Sie befand sich in einer Höhle, konnte sich aber nicht im geringsten erklären, wie sie an diesen Ort gekommen war und noch viel Schlimmer, sie wusste nicht einmal ihren eigenen Namen. Verwirrt blickte sie sich um und bemühte sich nicht in Panik zu geraten.

„Hallo“, rief sie. „Ist hier noch irgendjemand am Leben.“

Selbst ihre Stimme klang für die zitternde Wölfin fremd. Wie erwartet, bekam sie keine Antwort auf ihre Frage. Unbeholfen stolperte sie in Richtung Ausgang, ohne die toten Wölfe um sich anzusehen. Sie konnte sich nicht erklären, was nur geschehen war und wahrscheinlich wollte sie das auch nicht wirklich wissen. Draußen blendete sie das grelle Licht in den Augen und es brauchte eine Weile, bis sie sich daran gewöhnte, doch dann musste sie bemerken, dass hier andere Wölfe waren.

„Bitte“, stammelte sie. „Helft mir!“

Ein dunkler Wolf kam mit hochgezogenen Lefzen auf sie zu: „Verdammt, sie hat überlebt.“

Die Wölfin begriff nicht, was er damit meinte, aber sie konnte sich denken, dass es nichts Gutes bedeutete. Auch einige andere des Rudels ging bedrohlich auf sie zu.

„Tötet sie!“, brüllte einer der Wölfe und hetzte auf die Wölfin zu.

Diese zog den Schwanz ein und rannte mit der letzten Kraft, die noch in ihr war, in die andere Richtung. Zwar wusste sie nicht wohin sie sollte und warum sie überhaupt angegriffen wurde, doch ihr war eines klar: Sie musste hier so schnell wie möglich weg. Schneller als sie sich das selbst zugetraut hätte, flitze sie in den Wald und wagte es nicht sich nach ihren Verfolgern umzudrehen. Allerdings hörte sie ihre Schritte und das Fletschen ihrer Zähne deutlich. Sie waren ihr dicht auf den Fersen. Eine Weile schlängelte sie sich zwischen Bäumen hindurch, als sie plötzlich ein Rauschen wahrnahm. Ihr blieb nichts anderes übrig als sich weiter darauf zu zu bewegen. Erst kurz vor dem Abgrund, der sich vor ihr auftat, blieb sie stehen und blickte sich verzweifelt nach einem Ausweg um. Unten in der Schlucht floss ein reißender Fluss, also kam einfach hinunter springen nicht Frage. Vermutlich würde sie bei dem Versuch ertrinken oder unglücklich auf einen Stein aufschlagen, der nur knapp unter der Wasseroberfläche lag. Dann sah sie ihre Rettung. Ein riesiger Baumstamm führte zur anderen Seite. Ohne auf ihre Erschöpfung zu achten, lief sie darauf zu und setze eine Pfote auf das Holz. Die Höhe ließ sie zögern und sie blieb reglos stehen.

„Halt!“, rief einer ihrer Verfolger. „Wir kriegen dich so oder so!“

Daraufhin überwand die Wölfin ihre Angst und ging vorsichtig bis zur Mitte des Stammes. Doch dann musste sie mit Schrecken erkennen, dass auch auf der anderen Seite einige Wölfe standen.

„Komm ruhig her zu uns“, knurrte einer von ihnen und die Wölfin wich sofort zurück.

Sie saß in der Falle. Immer wieder sah sie von einer zur anderen Seite.

„Ihr bekommt mich nicht“, meinte sie ernst.

Sie schloss ihre Augen und sprang in den Abgrund.
 

Runa schnupperte interessierte im Gras, weil sie eine frische Kaninchenspur aufgenommen hatte, doch dann nahm sie eine Bewegung über den Fluss wahr und wurde abgelenkt. Da stütze etwas hinunter. Zuerst war ihr nicht klar, um was es sich handelte, doch dann erkannte sie plötzlich, dass es ein Wolf war. Der Körper des armen Geschöpfes landet hart im Wasser und ging unter. Angespannt rannte Runa an das Ufer und wartete darauf, dass der Wolf wieder auftauchen würde.

Nichts geschah.

Schließlich blieb der gelben Wölfin nichts anderes übrig. Sie stürzte sich in die Fluten und schwamm so schnell sie konnte zur Aufprallstelle. Sie atmete tief ein und tauchte unter. Es war ein untypisches Verhalten für Wölfe und Runa fühlte sich mehr als unwohl dabei, aber jemanden vor ihren Augen ertrinken zu sehen, würde ihr noch mehr zu schaffen machen, deswegen bemühte sie sich den Unbekannten zu erreichen. Unter Wasser riss sie die Augen auf und suchte nach dem Körper. Schnell erkannte sie, dass die Strömung ihn ein Stück nach vorne getragen hatte und nutze diese ebenfalls, um ihr Ziel zu erreichen. Sie packte die schwarzweiße Wölfin am Nacken und nahm sie mit an die Wasseroberfläche.

Über ihr kreiste Spot und schimpfte: „Was machst du bloß schon wieder?“

Ohne auf den Vogel zu achten kämpfte sich Runa zum Ufer und zog die gerettete Wölfin ins Trockene.

„Hätte ich sie ertrinken lassen sollen, Amsel?“, meinte die gelbe Wölfin, nun da sie das Maul wieder frei hatte.

„Natürlich nicht“, erwiderte Spot mürrisch. „Doch das hat wohl nichts gebracht. Sie ist tot.“

Die Gelbe starrte traurig auf den lebelosen Körper vor sich.

„Nein, das werde ich nicht zulassen“, sagte sie und legte ihre Pfote auf die Pfote der anderen Wölfin.

„Hör auf damit. Du weißt, dass du es nicht kontrollieren kannst. Wenn du….“

Doch Runa hört den Vogel schon gar nicht mehr. Sie konzentrierte all ihre Macht in sich und hoffte, dass es ihr gelingen würde, der Wölfin das Leben zu retten. Um sie herum begann die Luft zu wirbeln und riss ein paar Blätter und Stöcke mit sich. Erschrocken entfernte sich Spot und ließ sich einige Bäume weiter entfernt nieder. Die gelbe Wölfin konnte spüren, dass die Schwarzweiße noch am Leben war. Wie schwach auch die Flamme des Lebens in der Unbekannten war, Runa hielt daran fest und versuchte währenddessen den Körper zu heilen. Es tat weh. Es fühlte sich an als würden sich die Wunden der anderen Wölfin auf sie übertragen. Lange konnte sie nicht mehr durchhalten und plötzlich riss die Verbindung ab. Die gelbe Wölfin taumelte einige Schritte zurück und fiel dann ins weiche Gras. Für wenige Sekunden wollten sich ihre Lungen nicht mit Luft füllen, aber dann schaffte sie es doch zu atmen.

„Dumme Wölfin!“, hörte sie Spot krächzen. „Willst du dich selbst umbringen?“

Runa stellte die Ohren auf und sah zu der schwarzweißen Wölfin herüber. Ihr Brustkorb hob und senkte sich kräftig.

„Sie lebt!“, lachte die Gelbe fröhlich. „Spot, sie lebt. Sie ist am Leben!“

„Und du wärst dafür fast draufgegangen.“

„Ach, sei mal nicht so, Vogel. Manchmal muss man auch ein Risiko eingehen.“

„Und du weißt, dass du solche Dinge nicht tun sollst. Es war ihr Schicksal zu sterben und du mischt dich da einfach ein“, erwiderte die Amsel eingeschnappt.

„Fang nicht schon wieder mit deinen Predigten an“, meinte Runa genervt. „Vielleicht war es ja ihr Schicksal von mir gerettet zu werden. Wer weiß schon welchen Weg die Magie bereithält.“

Der Vogel schwieg, weil er wusste, dass es sinnlos war zu diskutieren. Man konnte es jetzt nicht mehr rückgängig machen. Vorsichtig stand Runa auf und betrachtete die Wölfin von nahem.

„Sie wird wohl noch eine Weile schlafen. Vielleicht kann ich inzwischen etwas Futter auftreiben. Pass auf sie auf, Spot!“, meinte die Gelbe.

Bevor er mit einer genervten Bemerkung, die so typisch für ihn waren, antworten konnte, machte sie sich schon auf den Weg. Der Vogel plusterte sich wütend auf, aber behielt die ohnmächtige Wölfin trotzdem im Auge.
 

Einige Zeit später kehrte Runa mit einen großen Hasen im Maul zurück und legte ihn vorsichtig vor die junge Wölfin, die immer noch tief und fest schlief. Spot, der sich gerade mit ein paar Beeren beschäftigte, tat so als würde die Gelbe nicht sehen. Offensichtlich war er noch beleidigt und die gelbe Wölfin hatte nicht die Lust sich mit ihm herumzustreiten. Als dann plötzlich eine Bewegung von der Unbekannten folgte, waren alle Gedanken an den Vogel vergessen. Die Schwarzweiße stöhnt angestrengt, dann öffnete sie langsam die Augen und blickte sich verwirrt um.

„Wo bin ich?“, fragte sie mit leiser Stimme.

„Nun, ich denke an einem sicheren Ort, solange du nicht wieder versuchst irgendwelche Kopfsprünge zu machen“, neckte die Ältere sie.

Die Wölfin wirkte noch sehr benommen und die Gelbe stupse den Hasen vor ihr an und meinte: „Vielleicht solltest du erst einmal etwas fressen. Dann wird es dir sicher besser gehen.“

Es dauerte etwas bis die Unbekannte begriff, was da gerade gesagt worden war, dann schnappte sie sich die Beute und schlang sie gierig herunter. Danach stand sie auf und trank mit großen Schlücken aus dem Fluss, der ihr davor fast das Leben gekostet hatte.

Runa betrachtete sie dabei ruhig und schwieg, bis sich die andere Wölfin schließlich neben sie setzte und meinte: „Danke für deine Hilfe.“

„Das habe ich gerne gemacht“, erwiderte die Ältere freundlich. „Also was hast du da gemacht?“

„Ich wurde von Wölfen verfolgt, aber ich weiß nicht einmal warum. Eigentlich weiß ich gar nichts mehr. Nicht einmal an meinen Namen kann ich mich erinnern.“

Als Spot das hörte, folg er interessiert auf Runas Schulter. Er wollte alles mitbekommen, was sie Schwarzweiße zu erzählen hatte, doch diese blickte ziemlich verunsichert als sie die Amsel sah.

„Das ist nur Spot. Ein Freund von mir“, sagte die Gelbe. „Du kennst also nicht mal mehr deinen Namen? Ich bin überzeugt, dass die Erinnerung sicher wiederkommen wird, aber bis dahin muss ich dich ja irgendwie nennen. Lass mich überlegen….ich werde einfach Sayuri zu dir sagen.“

„Bist du sicher, dass du ihr diesen Namen geben willst, Wölfin?“, meinte der Vogel mit aufgeregten Flügelflattern.

Die Gelbe nickte: „Findest du nicht, dass sie ihr ähnlich sieht?“

„Schon, aber das ist es ja.“

„Es ist in Ordnung“, erwiderte die Gelbe gelassen.

„Und du?“, fragte Sayuri. „Was tust du hier?“

„Wir sind nur auf der Durchreise und ziehen morgen weiter in Richtung Norden. Ich suche nach dem legendären Artos, aber das wird dir ja bestimmt nichts sagen, da du deine Erinnerung verloren hast.“

Sayuri nickte nur leicht und merkte wie Traurigkeit sie überkam.

Ihr Gegenüber erkannte das und erwiderte aufmunternd: „Ich würde sagen, du bleibst einfach eine Weile bei mir und dann wird sich schon alles regeln. Gesellschaft würde mir gut tun, weil mit diesem Vogel ist es unerträglich.“

Spot zog der Gelben mit dem Schnabel einige Haare aus dem Pelz und piepste aufgebracht.

„Hab ich dich beleidigt?“, fragte die Wölfin amüsiert.

„Nein, ich wollte nur zum Besten geben, dass es mit dir genauso unerträglich ist.“

„Siehst du, Sayuri. Vögel und Wölfe passen einfach nicht zusammen“, meinte Runa darauf und die Schwarzweiße konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Ich komme sehr gerne mit euch“, erwiderte die junge Wölfin. „Aber erst möchte ich noch etwas schlafen.“

„Ja, ruhe dich aus“, meinte die Gelbe und legte sich selbst in das weiche Gras.

Erst jetzt merkte sie, dass auch sie ziemlich müde war. Die Anwendung der Magie hatte sie wohl mehr Kraft gekostet, als sie sich eingestehen wollte. Im nächsten Moment schlief sie friedlich ein.
 

Der Regen setzte gerade ein, als ein junger Wolf die Reviergrenzen des Bergrudels überschritt. Er war längere Zeit nicht mehr hier gewesen, aber die Gerüche waren immer noch die alten, so dass er sich gleich heimisch fühlte. Den wenig bewachsenen und steinigen Boden hatte er schon als Welpe unter seinen Pfoten gespürt und er fühlte die Verbundenheit, die er zu seinem Geburtsrudel hatte, in jeder Faser seinen Körpers. Mit schnellem Schritt begann er den Anführer des Rudels zu suchen, um ihn von seiner Reise berichten zu können. Es dauerte nicht lange, da konnte er ihn deutlich riechen und wie er erwartet hatte, befand sich der Alphawolf in seiner Höhle. Eine Wache stand davor, ließ aber den jungen Rüden mit einem Nicken vorbei. Drinnen schüttelte er sich erst einmal das Fell aus, dann drang er weiter in den Bau vor.

„Du bist also zurück?“, kam es plötzlich von dem Anführer.

Etwas erschrocken, weil sich seine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und er den Anführer deswegen nicht wirklich erkennen konnte, erwiderte der Rüde: „Ja, Sir, und ich habe sie gefunden.“

„Endlich“, meinte der Schwarzbraune mit freudiger Stimme.

„Sie wandert nach Norden. Was sie sucht, kann ich Euch leider nicht sagen, Yaris.“

Der große Wolf trat aus dem Schatten auf sein Gegenüber zu und dieser zuckte etwas zurück, weil der Alpha auf ihn bedrohlich wirkte. Eigentlich fürchtete jeder Wolf des Rudels sich von ihm, aber gerade das machte ihn zum Anführer.

„Das ist nicht wichtig. Ich will sie nur zurück. Hol meine besten Krieger. Ich breche heute noch auf.“

Wie befohlen lief der junge Wolf los, um zu erfüllen, was sein Leitwolf von ihm verlangte. Yaris blieb zurück und konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Es war endlich so weit. Er konnte sich Runa zurückholen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hundefrau
2010-08-06T18:54:27+00:00 06.08.2010 20:54
Uhhh, wie spannend x33
Ich bin auf Sayuri's Design gespannt :D
und auf ihre Geschichte xD


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