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I'll be there for you

-Neues Kapitel online!-
von

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Willkommen Zuhause

1. Home Sweet Home
 

"BLACK!!!", schrie eine aufgebrachte Stimme durch den gesamten Hogwartsexpress.

Mit funkelnden blauen Augen und blonder Lockenmähne rannte das Mädchen durch den Zug, hielt Ausschau nach dem verdammten Idioten Sirius Black.

"Black, bleib sofort stehen oder ich verhex dir deinen Allerwertesten und zwar so kräftig, dass du acht Wochen nur noch "Autsch" sagen kannst! Bleib stehen, du verdammter Volltrottel!"

Sie war voll und ganz außer sich. Nun hätten einige der belustigten Zuschauer sicher behauptet, auch sie wäre eine der zahlreichen Eroberungen von Mr. Ich-bin-so-scharf-mir-kann-keine-widerstehen-Black, die er dann eiskalt fallen gelassen hatte, aber zu diesem exklusiven Club konnte sich Apolline Malloy nicht zählen und wollte es auch gar nicht, eher hätte sie sich auf ein Date mit dem Riesenkraken im schwarzen See eingelassen, ohne Sauerstoff oder magische Atemhilfe!

Es lag daran, dass sich Apolline und Sirius zu ähnlich waren, was beide natürlich abstritten, aber jeder wusste es. Beide waren stolz, loyal gegenüber Freunden und wollten beide Spaß am Leben, auch wenn das junge Mädchen sich das Vergnügen auf andere Weise suchte, als der Casanova.
 

Sirius rannte weiter, dicht gefolgt von der rasenden Blondine, aber er war es gewohnt vor ihr wegrennen zu müssen, das kam fast täglich vor.

Schnaufend erreichte er das Abteil, welches er und seine Freunde, die glorreichen Rumtreiber, jedes Jahr für sich bezogen. Hier hatten sie sich alle zu ersten Mal getroffen und hier planten sie die Streiche für das kommende Schuljahr.

Schnell verschwand er in dem Abteil, schob die Tür zu und ließ das Roll herunter.

Völlig außer Atem ließ er sich neben seinem besten Freund James Potter fallen.

Der grinste ihn nur blöde an. Okay, von ihm brauchte er keine große Unterstützung zu verlangen, also schaute er zu Remus Lupin, der allerdings völlig vertieft in ein dickes Buch war.

Sirius seufzte laut und erhoffte somit ein kleines bisschen Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Ach hör schon auf damit. Es ist deine eigene Schuld, dass Apolline dich Jahr für Jahr durch den Zug hetzt, Tatze", meinte Remus ohne auf zu sehen.

"Hast du ihr mal wieder vor der Toilette aufgelauert?", fragte James amüsiert.

"Nein, genau genommen, habe ich ihr an den Hintern gefasst. Aber es war nur ein Versehen, wirklich! Aber diese Zicke muss ja gleich mal wieder ausrasten", beschwerte er sich bei seinen Kumpels.

"Aus Versehen, natürlich Tatze, natürlich", grinste sein bester Freund.

"Ach halt du doch die Klappe Krone, sobald dir Evans über den Weg läuft, geht es in die nächste Runde mir Rennen und hysterischem Gekreische", gab er zurück und das hatte gesessen. James schaute bockig aus dem Fenster und murmelte vor sich hin: "Sie wird schon noch mit mir ausgehen, wirste sehen."

"Apropos Lily, ich muss los Leute", erklärte Remus, legte sein Buch weg und stand auf.

"Hast du was mit Evans, Moony oder warum musst du los und erwähnst dabei ihren Namen?", fragte Sirius neugierig.

Moony, wie er unter den Rumtreibern genannt wurde, seufzte. "Nein, aber du vergisst das hier", er tippte auf das goldenen Vertrauensschülerabzeichen, "und rat mal wer meine reizende Kollegin ist".

Er meinte das nicht spöttisch, denn Remus mochte Lily, weil sie nett, offen und sehr hilfsbereit war, außer zu James Potter und Sirius Black.

"Och nö oder? Kontroll-Evans ist Vertrauensschülerin, ich glaub dass wird ein schlimmes Jahr", meinte Black und stöhnte als hätte ihm gerade jemand einen Klatscher in die Magengrube versenkt.

Remus schüttelte den Kopf und ging mit einem schnellen "Man sieht sich später" Richtung Vertrauensschüler-Abteil.
 

Apolline hatte es aufgegeben Black zu verfolgen, sie wusste in welchen Abteil er sich versteckte und würde ihn später immer noch eine Lektion erteilen können.

Sie hatte sich zu ihren besten Freundinnen gesellt.

"Und was hat er jetzt schon wieder angestellt, der kleine Racker?", fragte Penelope lachend.

"An den Hintern hat er mir gefasst, das hat er angestellt. Ich meine was erlaubt sich dieser Mistkerl eigentlich?", raste die blonde Hexe.

"Moment, Sirius Black's Hand lag auf deinem Hintern? Uh darf ich den auch mal anfassen, alles was Sirius berührt ist heilig", schwärmte Penelope übertrieben und grinste.

Apolline grinste: "Och wenn du fragst, dann natürlich, du doch jeder Zeit".

Die beiden lachten, wurden aber von einem gelangweilten Seufzer unterbrochen.

"Hättet ihr das, jetzt geklärt? - Schön dann, kann ich mich ja von euch wilden Hühnern verabschieden", sagte eine rothaarige Hexe, die die ganze Zeit still daneben gesessen und mit den Augen gerollt hatte.

"Du gehst Lily? Aber nicht unseretwegen oder?", fragte Apolline und betrachtet ihre beste Freundin mit ihrem berühmten Dackelblick. Wenn sie das tat, konnte niemand ihr widerstehen, auch Lily Evans war dieser Macht unterlegen.

Sie lächelte. "Nein, aber ich muss ins Vertrauensschüler-Abteil. Bis später."

Sie gab ihren beiden Freundinnen jeweils ein Küsschen auf die Wange und ging dann davon.
 

Das Gespräch der Vertrauensschüler stellte sich als furchtbar langweilig heraus. Die Schulsprecher waren aber auch echte Triefnasen, selbst Professor Binns, der Geist, der Geschichte unterrichtete, erzählte spannender und fesselnder.

Remus lehnte sich leicht zu Lily und flüsterte: "Als ob nicht völlig klar wäre, was jeder zutun hätte. Ich für meinen Teil habe es beim ersten Mal verstanden und beim zweiten Mal verinnerlicht, aber wie oft wollen die uns das jetzt alles noch mal sagen?"

Seine Partnerin lächelte amüsiert und zuckte die Schultern, ehe sie ihm antwortete: "Vermutlich sitzen wir hier, bis der Zug anhält und im Schloss erzählen sie es uns dann noch einmal."

Beide grinsten sich an.

"Okay, dann könnt ihr jetzt gehen. Haltet eure Aufsichtszeiten ein und benehmt euch wie Vertrauensschüler", sagte der Schulsprecher und wirkte dabei so, als würde er selbst gleich einschlafen.

Alle erhoben sich eiligst von ihren Plätzen und stürmten aus dem Abteil, nicht dass die beiden Schulsprecher noch auf die Idee kamen, sie hätten etwas wichtiges vergessen oder müssten alles erneut durchgehen.
 

Da Lily jetzt mit Remus Aufsicht hatte, würden ihre Freundinnen warten müssen, aber die amüsierten sich sicher noch über den neusten Tratsch und lachten die albernen Gänse aus, die sich von Sirius das Herz hatten brechen lassen.

"Wie waren die Ferien?", fragte Remus. Die Rothaarige schaute zu ihm und lächelte.

"Ganz nett. Ich war mit meiner Familie an der Küste, aber meine Schwester, naja, du weißt schon." Sie seufzte, als sie an ihre Schwester dachte. Petunia und sie waren sich einst so nah gewesen, wie beste Freundinnen, aber seitdem Lily Hogwarts besuchte und Zauberei lernte, hatte ihre Schwester sich von ihr entfernt. Sie sprach nicht mehr mit ihr und wenn dann nur um sie als 'abnormal' oder 'verrückt' zu bezeichnen.

Remus legte ihr die Hand auf die Schulter und sah sie aufmunternd an. "Kopf hoch, Lils. Du bist die klügste junge Hexe die ich kennen, zudem bist du nett und freundlich. Und weißt du was? Du bist überhaupt nicht verrückt. Ich für meinen Teil, kann jedenfalls nichts verrücktes an dir erkennen."

Sie lachte. "Danke Remus, das baut mich wirklich auf."
 

"Moony, Kumpel. Was für eine Freude, dass man dich auch mal sieht und, wow, sie dir an wer da bei dir ist. Wenn das nicht meine geliebte Lily ist."

Als Lily Evans die Stimme von James Potter vernahm wollte sie sich umdrehen und einfach gehen, aber dafür war es zu spät. Der schwarze Wuschelkopf war schon bei ihnen angekommen. Sicherheitshalber trat sie einen Schritt zurück, bereit zu wegzurennen, wenn es nötig war.

"Meine Schönste, ich hab dich vermisst. Ich dachte du wolltest mich mal besuchen", sagte James vorwurfsvoll.

"Niemals hätte ich ein solches selbstmörderisches Versprechen gegeben, Potter", meinte sie kalt, "und jetzt geh uns aus dem Weg, wir müssen unseren Pflichten nachgehen."

"Achja du bist ja Vertrauensschülerin", er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, "erstmal herzlichen Glückwunsch und zweitens, ich habe gleich eine Aufgabe für dich und zwar wurde ich eben von bösen Slytherins verhext. Ehrlich, jetzt kann ich keine Farben mehr sehen, aber ein Kuss von dir hebt den Fluch sicher auf. Ich meine du als Vertrauensschülerin musst schließlich in solchen misslichen Lagen helfen. Das ist deine Pflicht, Lily." Er grinste sie an und kam ihrem Gesicht gefährlich näher, sodass sie einen weiteren Schritt zurückwich.

"Ich bedaure dich ja wahnsinnig, Potter, aber leider bin ich momentan nicht für solche Gefallen in der Lage. Aber frag doch Remus, DER ist auch Vertrauensschüler", sagte sie schnippisch.

James sah von Lily zu Remus, von Remus zu Lily. "Sorry Moony, du bist ja echt süß, aber da bleib ich lieber farbenblind."

Sein Freund nickte. "Danke, mir ist es auch echt lieber wenn sich unsere Gesichter fernbleiben."

"Lily!" Die Angesprochene drehte sich um. Apolline und Penelope hatten anscheinend genug getratscht, denn nun gingen sie lächelnd auf die kleine Gruppe zu.

Als sie James sahen, fingen sie an zu kichern.

"Hey Romeo und hast du Julia schon rumgekriegt?", fragte Penelope belustigt, aber James schmollte schon wieder.

"Nein, aber ihr werdet es alle noch sehen. Ich werde nicht aufgeben."

Apolline legte Lily mitleidig den Arm um die Schulter. "Da haste dieses Jahr aber was vor dir."

"Schmollst du schon wieder Krone. Ist dir mal wieder 'ne Maus namens Lily Evans über die Leber gelaufen oder was?", erklang eine Stimme hinter den Mädchen, die erschrocken herumfuhren.

Sofort ballte sich Apollines zarte linke Hand zu einer Faust, mit der rechten zog sie ihren Zauberstab. "Du schon wieder, du Mistkäfer."

Böse funkelte sie den Ankömmling Sirius an.

"Polly ganz ruhig. Tief durchatmen. Raste jetzt nicht aus", flüsterte Penelope beruhigend und Lily tätschelte ihr sanft den Arm. "Es ist nur Black, der ist es echt nicht wert, hier eine Show abzuziehen."

"Und ob er das wert ist, dieser blöde Vollidiot", mit diesen Worten richtete sie ihren Zauberstab auf den Jungen, der sich mit einem leisen "Oh oh" umdrehte und wieder anfing vor ihr wegzulaufen.

"Aaahja", sagte James, "schön das wir das geklärt hätten, jetzt noch mal zu uns Lilylein. Also gehst du mit mir aus?"

Lily stieß einen genervten Schrei aus, drehte sich um und flieh vor ihrer persönlichen Klette, die einfach nicht losließ und sich ihr schon wieder an die Fersen heftete.

"Lily, hey Lily! Warte doch, du hast mir nicht geantwortet. War das eben ein Freudenschrei?"

"Verdammt Potter, lass mich in Ruhe!"

Remus und Penelope sahen ihren Freunden verdutzt nach, dann sahen sie sich an und fingen an zu lachen.

"Es ist toll wieder zuhause zu sein, was Penny?", fragte Remus lachend.

"Einfach super, ich hab euch alle echt vermisst. Das wird bestimmt ein tolles Jahr."

Sonnenschein

Lily hatte es geschafft ihre persönliche Klette in dem Gedränge um den den Süßigkeiten-Wagen, der gerade vor einem Abteil Erstklässler stand, abzuschütteln.

Danach hielt sie sich eine Weile auf der Zugtoilette versteckt, was zwar unbequem und muffig war, aber wenigstens keinen James Potter inklusive hatte.

Gezwungenermaßen musste sie ihr Versteck verlassen, denn eine Schülerin aus Hufflepuff musste ganz dringend mal.

Die Gryffindor machte sich auf den Rückweg zu ihrem Abteil, stets auf der Hut, vor einem James Potter, der vielleicht hinter einer Ecke lauerte und sie ansprang sobald sie vorbeikam.

Okay, Lily, jetzt wirst du paranoid. Hör sofort auf mit diesen Wahnvorstellungen, mahnte sie sich selbst.
 

In ihrem Abteil fand sie nur Penelope, die ihre Nase in einen ihrer Liebesromane versteckte. Sie liebte solche Geschichten, sie war und blieb eine hoffnungslose Romantikerin.

Als ihre Freundin eintrat sah sie auf und lächelte: "Na hast du Jamie abgehängt?"

Lily rollte mit den Augen und setzte sich auf den Platz am Fenster, der nicht von Polly's Katze Philadelphia eingenommen wurde.

"Im Ernst, Penny. Ich habe keine Ahnung, was Potter von mir will. Kann er nicht eines seiner Fangirls nerven, anstatt mich?"

Sie war genervt. Früher war alles so schön, damals als James sie noch ignorierte oder allerhöchstens einen dummen Kommentar abgab; dass er sie jetzt ständig verfolgte und nach einem Date fragte, konnte sie partout nicht ausstehen.

Was bildete er sich ein?

Als würde sie mit so einem Störenfried und Macho ausgehen, der nichts besseres als Streiche im Kopf hat und ständig andere Leute verhexen musste.

Penny legte ihr Buch zur Seite und schenkte ihrer Freundin einen mitfühlenden Blick.

"Ich weiß, du magst James nicht besonders, aber er ist wirklich okay. Er ist äußerst höflich- "

Lily schnaubte verächtlich.

"- ja, das ist er in der Tat, Lils. Er ist auch sehr freundlich, wenn er will und was seine ganzen Streiche und Verhexungen angeht, naja, mein Gott, er ist jung und möchte seinen Spaß haben."

"Ach und andere Schüler kopfüber in die Luft zu hängen oder einen Eimer Wasser über den Kopf zu schütten, ist lustig? JA? Bitte Penny. Verschone mich damit. Das du James magst, ist deine Sache, aber ich muss ihn nicht auch gleich mögen", wandte die Rothaarige zickig ein.

"Ich habe nie gesagt, dass ich es gut finde, dass er andere verhext und niemals habe ich von dir verlangt, dass du ihn mögen sollst. Aber Lily, auch James wird erwachsen werden", meinte die Brünette.

Die andere erwiderte nichts, sie wollte nicht mit Penny diskutieren, denn in einem war sich Lily sicher: James Potter würde niemals erwachsen werden!
 

Diesmal hatte Apolline die Jagd nicht aufgegeben, sodass Sirius nun in seinem Abteil hockte, bedroht von einer aufgebrachten Blondine, die ihren Zauberstab gefährlich nah an sein Gesicht hielt.

"Komm wieder runter Baby, es war ein Versehen", sagte er abwehrend.

"Nenn mich nicht Baby, Black", zischte sie und fuchtelte drohend mit dem Stab vor seiner Nase herum.

"Hey Lady, pass auf sonst stichst du noch jemandem das Auge aus!"

"Silencio", sagte sie und Sirius verstummt abrupt.

Dann lehnte sie sich nach vorne und kam seinem Gesicht sehr nah.

Er konnte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren, er konnte die winzigen weißen Pünktchen in ihren blauen Augen erkennen, er konnte den Pfirsichduft ihrer Haare riechen.

"Hör mir gut zu Black, ich sage es dir ein letztes Mal - wag es nicht noch einmal mich anzufassen oder mich mit einem deiner dämlich Sprüche zu nerven, wag es nicht noch mal mir Kosenamen wie "Baby" oder "Lady" zu geben und wag es nicht mir deine Anwesenheit mehr als nötig aufzudrängen, ansonsten kannst du dir ein schon mal ein Bett im St. Mungos vorbestellen", warnte sie in mit leiser, aber bedrohlicher Stimme.

Blitzschnell richtete sie sich auf und verließ eiligst das Abteil.

Sirius starrte ihr nach.

Wenige Augenblicke später wurde die Abteiltür aufgeschoben und sein bester Freund trat ein.

"Sag mal Tatze, war das nicht eben Malloy? Und du lebst noch?", fragte er verdutzt. So wie Apolline drauf war, hatte er schon Angst, er müsste seinen besten Freund in einer Papiertüte nach Hogwarts tragen.

Sirius wollte etwas erwidern, aber noch immer lag der Schweigezauber auf ihm. James grinst ihn an.

"Warum so sprachlos, Kumpel? Hat dir die gute Polly, den Kopf so sehr verdreht?"

Sein Freund funkelte ihn zur Antwort nur böse an und deutete dann auf seine Kehle, was soviel bedeuten sollte wie: Scheiße, jetzt nimm diesen dummen Zauber von mir!

"Wie? Hast du was gesagt mein Freund? Tatze, du muss schon laut mit mir reden, wenn du was willst", meinte der hilfsbereite James Potter mit einem breiten Lächeln.

"Finite", erklang eine Stimme und Remus betrat lächelnd das Rumtreiber-Abteil.

"Danke Remus, wenigstens ist einer meiner Freunde noch anständig", sagte Sirius und warf James einen bösen Blick zu, der allerdings ignorierte das gekonnt.

"Sag mal Moony, wo warst du denn so lange? Kleines Kaffeekränzchen mit O'Shea?", er zwinkerte ihm zu.

"Ah... ähm, nein, ich hatte noch etwas anderes zu erledigen", erklärte er knapp und ließ sich dann auf seinen Platz fallen.

Jetzt waren seine besten Freunde hellhörig geworden und beugten sich in seine Richtung. Misstrauisch beäugten sie ihn.

"Etwas zutun gehabt"

"Soso, der gute Remus hatte was zu tun"

"Darf man erfahren was?"

"Nein, zu diesem Zeitpunkt nicht", antwortete Remus und vergrub sich hinter seinem Buch.

Sirius nahm es ihm weg und schmiss es in die Ecke.

"Hey, könntest du etwas vorsichtiger mit meinen Sachen umgehen?", fragte Remus knurrig.

"Nein, mein Freund, erst wenn du uns sagst wo du warst", drängte Sirius.

James nickte. "Spuck es schon aus, Moony. Und wenn du uns erzählst du hättest gerade einen kleinen Quickie mit Bellatrix Black auf der Toilette gehabt, wir würden immer noch zu dir stehen."

Sirius wurde leichenblass und Remus entglitten alle Gesichtszüge.

Schweigend starrten sie beide zu James, der kurz darauf anfing zu lachen.

Er klopfte Remus kräftig auf die Schulter.

"War doch nur ein Scherz!", lachte er, aber die beiden anderen Rumtreiber lachten nicht. Sein Grinsen wich einem erschrockenen ernsten Gesicht. "Sag mir jetzt ja nicht, dass du gerade wirklich... auf der Toilette... und mit der?"

Sirius' Augen weiteten sich entsetzt und er starrte Remus an, wie das Brot den Toaster.

"Erzähl nicht so ein Scheiß, Potter", sagte Remus zischend, "natürlich hab ich so etwas nicht getan!"

Die beiden Rumtreiber entspannten sich sichtlich und Moony konnte es kaum fassen, hatten die beiden den eben echt gedacht, er und Sirius durchgeknallte Cousine hätten sich für traute Zweisamkeit auf die Toilette zurückgezogen?

"Wenn ihr es unbedingt wissen wollt, ich war bei den Erstklässlern", erklärte Remus.

"Erstklässler?", fragte James als hätte er noch nie etwas davon gehört.

"Willst du einen Kindergarten aufmachen und hast noch Insassen gesucht?", scherzte Sirius.

"Ja, Krone, Erstklässler, du weißt schon die kleinen, die so ängstlich dreinschauen", erklärte Remus ernsthaft und wandte sich dann an Sirius, "Nein, will ich nicht, aber ich bin Vertrauensschüler, es ist meine Aufgabe, die anderen Schüler zu beaufsichtigen und die kleinen brauchen meine Hilfe, mehr als ihr. Malloy hätte dich schon nicht umgebracht und Lily ist viel zu gutmütig um James zu erledigen."

Er stand auf, "Wenn ihr mich entschuldigen würdet, ich muss noch mal kurz weg."

Remus verließ das Abteil.

James sah Sirius an, der seinen Blick erwiderte.

"Da ist doch was in der Alraune", meinten beide wie aus einem Munde und mussten über ihren Chor grinsen. Das passierte ihnen häufiger.

"Was meinst du, sollten wir ihm nachgehen?", fragte James nachdenklich.

"Krone, ich denke das sollten wir tun", antwortete der andere grinsend und beide erhoben sich.

Sie gingen in die Richtung, die Remus eingeschlagen hatte, und sahen durch jede Abteiltür hinein, auf der Suche nach ihrem Freund. Währendessen unterbreiteten sie verschiedene Theorien, was Remus wohl zutun hatte, denn seine Aufsichtszeit war vorüber, das wussten sie.

Die beiden Rumtreiber waren sich fast sicher, dass sie Remus wohl mit einem Mädchen vorfinden würden.

Als sie ihren Freund fanden, mussten sie erschrocken feststellen, dass sie recht hatten.

Aber Remus befand sich nicht nur mit einem Mädchen in dem Abteil, nein, gleich fünf kleine Erstklässlerinnen umgaben ihn, während er ihnen Geschichten erzählte.

"Bei Merlins Bart, unser Kumpel ist Kindergärtner", hauchte Sirius erschrocken und starrte zu seinen besten Freund, der noch immer fasziniert das Kinderszenario betrachtete.

James begann zu grinsen, immer breiter, bis er sich nicht mehr halten konnte und anfing zu lachen.

Sirius zog in sicherheitshalber zurück in ihr Abteil, ehe Remus noch merkte, dass sie ihm nachspionierten.
 

In der Zwischenzeit hatte sich Apolline Malloy wieder zu ihren Freundinnen gesellt und sich ausgelassen über den Vollidioten Sirius Black beschwert.

Lily hörte gar nicht mehr richtig hin, sondern antwortete der rasenden Freundin ab und zu mit einem mitfühlenden Blick, einem Nicken oder auch mal einem "Völlig verständlich."

Penelope hingegen hörte sich jede Flucherei geduldig an und tätschelte ihrer Freundin beruhigend den Arm.

"Natürlich, war es von Sirius nicht nett, dir an den Po zu fassen, aber vielleicht war es diesmal wirklich ein Versehen, schließlich herrscht im Zug ein ziemliches Gedränge.

Sirius hat es sicher nicht so gemeint", erklärte sie ihr ruhig.

"Ach komm schon Penny", wand Apolline ein, "sei nicht so naiv. Es ist ja wirklich süß, dass du stets versuchst das Gute zu sehen, aber bei Black kannst nicht mal du leugnen, dass er ein perverser Idiot ist."

Lily nickte zustimmend. "Penny, bedenk doch mal, wie hoch sein Verschleiß an Mädchen ist. Gerade du müsstest das doch wissen, schließlich heulen sich alle bei dir aus", unterstützte sie Polly.

Penelope seufzte. "Ja, ich weiß, aber meine Theorie über Sirius Black lautet folgendermaßen -" Ihre Freundinnen betrachteten sie interessiert. "Sirius Black ist in einem strengen Elternhaus aufgewachsen, mit Regeln und Sitten, die ihn in Ketten legen sollten, aber er ist klug genug um über diesen Tellerrand zu gucken. Er ist intelligent und reif genug, um zu erkennen, dass all die Regeln und Werte, die ihm seine Eltern vermitteln wollen, völliger Humbug sind. Das es nicht zählt, welchen Blutstatus man hat und das egal ist wie viel Geld man besitzt.

Also will er aus diesem ganzen Quatsch aussteigen und rebelliert. Er will seinen Eltern und der gesamten reinblütigen Gesellschaft, die versessen auf Reinheit ist, beweisen, dass es etwas stärkeres als reines Blut gibt, das Menschen verbindet und zwar Liebe.

Und diesen Beweis sucht er, indem er sich selbst verlieben will. Sirius weiß nur nicht wie er das anstellen soll und wie er die ganze Sache erkennt, weil er als Kind nie das Lieben gelernt hat. Er sieht nur einen Ausweg, er muss sich ausprobieren."

Lily und Apolline starrten ihre Freundin mit offenen Mündern an. Es war bekannt, dass Penelope O'Shea gütig und auch etwas naiv ist, dass sie für jeden ein offenes Ohr hat und stets einen guten Rat geben kann.

"Jetzt mal ganz im Ernst, Penny, meine Liebe", durchbrach Apolline die Stille, "das ist das dümmste das ich je gehört habe. Du stellst Black als das arme Opfer der bösen Gesellschaft hin, nicht das ich diesen Blutwahn unterstütze, aber glaub mir, Black ist höchstens das Opfer seiner Dummheit."

"Fein", war das einzigste was Penny sagte, bevor sie aus dem Abteil rannte.

Lily seufzte. "Jetzt ist sie wieder traurig, hättest du es ihr nicht schonender beibringen können?"

"Oh bitte Lils! Unterstützt du etwas diese verrückte und völlig abwegige Idee? Mutierst du jetzt auch zu einem Fangirl von Black?", fragte Polly schnippisch.

"Nein. Und rede nicht in diesem Ton mit mir Apollina", verteidigte sich die junge Hexe, "Polly du weißt genau, was ich von Sirius Black halte und ich weiß wie abwegig Pennys Theorie klingen mag, aber du kennst sie. Sie sieht immer und überall das Gute in einem Menschen. Sie will daran glauben. Bitte, lass ihr dieses kleine Stück ihrer heilen romantischen Traumwelt noch."

Die Blonde nickte. Sie würde später mit Penny reden, jetzt lies sie ihr lieber Zeit um sich zu beruhigen. Penelope war sehr nah am Wasser gebaut und Apollina war grottenschlecht darin, mit Tränen umzugehen.
 

Penny stand im Gang, die Stirn gegen die kühle Scheibe gedrückt, und versuchte die Tränen zu unterdrücken.

Sie hätte nicht von ihrer Theorie anfangen sollen, dachte sie sich, denn schließlich wusste sie, was Apolline über Sirius dachte und auch stur bei dieser Meinung blieb. Egal was man Gutes über ihn erzählen konnte, Polly änderte ihre Einstellung nicht. Da biss man auf Granit.

Penelope wusste das, aber dennoch versuchte sie immer ihre Freundinnen davon zu überzeugen, dass die Rumtreiber viele gute Seiten hatten.

Sirius hatte sie in der ersten Klasse oft vor Lucius Malfoy beschützt, obwohl der damals in der fünften war.

James hatte die Schuld für einen ihrer explodierten Zaubertränke auf sich genommen, nur damit sie keinen Ärger von Slughorn bekam.

Remus hatte, naja, Remus war eben Remus. Er war für sie da, als sie krank war, mit ihm konnte sie reden, als ihre Tante von Todessern umgebracht wurde, bei ihm konnte sie weinen, offen und ohne Scheu.

Eine Hand legte sich auf ihr Schulter und erschrocken wirbelte sie herum.

Als sie ihren besten Freund sag atmete sie erleichtert aus. "Remus, bitte erschreck mich nicht so."

"Tut mit Leid, Penny", entschuldigte er sich, "Du siehst traurig aus, was ist passiert?"

Egal wie sehr sie sich bemühte, egal, dass sie immer mit einem Lächeln umherlief, Remus merkte wenn etwas nicht stimmte.

"Ich... ich hab Polly und Lils meine Theorie erläutert... über Sirius", nuschelte sie leise und legte den Kopf auf seine Schulter.

"Oh, verstehe", er strich ihr beruhigend über den Rücken, "Polly hat sicher wieder einen Aufstand gemacht."

"Sie meinte ich stelle ihn als eine armes Opfer da und dass er höchstens Opfer seiner eigenen Dummheit wäre."

Remus lachte leise. "Du musst zugeben, in mancher Hinsicht liegt sie da gar nicht mal so falsch."

Das Mädchen konnte nicht verhindern das ihr ein Lächeln über das Gesicht huschte. "Du bist ein verdammt gute Freund, Lupin. Nimmst deine Freunde immer wie sie sind und spottest nie über sie", witzelte sie und schaute auf.

Er grinste. "Ach du kennst mich doch."
 

Ein kalter Nebel lag in der abendlichen Septemberluft, als der Hogwartsexpress im Bahnhof von Hogsmead einfuhr.

Schülermassen drängten sich auf den Bahnsteig, es wurde geschubst und gedrängelt.

"Als gäbe es nicht genug Kutschen", murmelte James leise vor sich hin. Sein bester Freund klopfte ihm auf die Schulter. "Du weiß doch, dass läuft hier wie beim Sommerschlussverkauf in der Winkelgasse, die ersten kriegen immer das beste, also lass und reinhauen Kumpel. Wo steckt eigentlich Moony, unser Kinderhüter?"

Suchend schaute er sich um. James deutete grinsend nach vorne. "Der hütet wohl gerade O'Shea. - Hey Remus! Wo warst du denn die ganze Zeit?", rief er seinem Freund zu während er sich durch die Schülergruppen drängelte.

"Vertrauensschülersachen und so", antwortete Remus knapp. "Lasst uns eine Kutsche suchen. Kommst du mit, Penny?"

Sie schüttelte den Kopf. "Ich suche Lily und Apolline. - Ach dahinten sind sie ja. Bis nachher Jungs wir sehen uns beim Festessen. Haltet uns Plätze frei." Sie gab den dreien noch jeweils ein Küsschen auf die Wange und schlängelte sich zu ihren Freundinnen durch.

"Sie ist ein super Mädchen oder Remus?", fragte Sirius und stieß seinen Freund mit dem Ellenbogen leicht in die Rippen.

Remus wusste, auf was Sirius herauswollte. "Ja sie ist super, deshalb ist sie ja meine beste Freundin. Und jetzt quatsch nicht rum und lass uns eine Kutsche nehmen."

Er hatte die Nase voll, dass Sirius die Freundschaft zwischen ihm und Penelope immer derart verdrehen musste. Genervt ging er voraus und stieg in eine der führerlosen Kutschen. James und Sirius stiegen hinterher.

"Sagt mal, wo steckt eigentlich unser kleiner Wurmschwanz? Hat es den in Ferien fortgepustet oder was?", fragte James, als auch schon eine bekannte Stimme in ihrer Nähe quiekte: "Krone, Tatze, Moony, wartet auf mich!"

"Ach da ist er ja", seufzte Sirius leise und zog gemeinsam mit James den dicklichen Peter Pettigrew in die Kutsche.

"Sag mal Wurmschwanz, wo hast du denn gesteckt?", fragte Remus.

"Ähm ich, wurde aufgehalten von... einem alten Bekannten", erzählte er zögerlich.

"Alter Bekannter? Wer denn?", hakte Sirius misstrauisch nach.

"Kennt ihr sicher nicht, ist aus Hufflepuff", nuschelte der Dicke, während sich die Kutsche in Bewegung setzte.

"Achso, na wenn du meinst Wurmschwanz", meinte James und schaute seinen besten Freund an. Sirius erwiderte seinen Blick und zwischen den beiden fand ein stummer Austausch statt, der sagte: 'Da ist was in der Alraune'.
 

Die große Halle erstrahlte im hellen Licht der über hundert schwebenden Kerzen, die Decke spiegelte den nebelverhangenen Himmel draußen wider, das Stimmengewirr der Schüler erfüllte den Raum.

Nachdem man auch die letzten Freunde begrüßt hatte, fand man sich allmählich an seinem Haustisch ein.

Apolline hatte sich bei Penelope entschuldigt und hatte sich breitschlagen lassen, sich mit ihr und Lily zu Remus und den anderen Rumtreibern zu setzen. Sie hatte sich extra nicht auf den freien Platz neben Remus gesetzt, da sie sonst Black direkt gegenüber hätte sitzen müssen. Welch eine Horrorvorstellung!

"Oh man, hab ich vielleicht Hunger, ich könnte 'nen ganzen Drachen futtern. Die sollen sich dieses Jahr mal etwas beeilen mit ihrem Einteilen und Reden halten", maulte Sirius.

"Das sagst du jedes Jahr, Tatze", sagte sein bester Freund grinsend.

"Still jetzt", zischte Remus, als sich das schwere Portal der großen Halle öffnete und die kleinen Erstklässler, angeführt von Professor McGonagall, den Saal betraten.

Sie staunten, zeigten auf die Decke und die Kerzen und bewunderten die gesamte Dekoration. Viele der älteren Schüler konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Sie alle waren mal so klein gewesen und ebenso erstaunt und verzaubert gewesen, als sie zum ersten Mal hier ankamen; denn auf den Zauber von Hogwarts konnte keine Erzählung von Eltern oder Geschwistern vorbereiten.
 

Die Kleinen blieben vor dem großen Podest stehen auf dem der Lehrertisch stand.

Der Schulleiter, Professor Dumbledore, lächelte die neuen Schüler aufmunternd an.

Vor dem Tisch stand ein dreibeiniger Hocker, auf dem ein alter zerschlissener Hut lag.

Einige Erstklässler in den vorderen Reihen deuteten auf ihn, murmelten und kicherten leise.

"Ruhe!", schellte die Stimme von Professor McGonagall, der Hauslehrerin von Gryffindor, durch dir Halle.

"Nun Erstklässler, ich werde sie nach einander aufrufen, sie werden sich auf den Stuhl setzen und ich werde ihnen den Sprechenden Hut aufsetzen, der sie dann ihrem Haus, ihrer Familie, ihrem Zuhause zuweist.

Sie zog eine Pergamentrolle hervor und begann mit "Adelaine, Fergus". Er wurde ein Hufflepuff, nicht sonderlich erwähnenswert.

"Bleysteene, Sarah" wurde die erste Slytherin.

"Und wieder jemanden an die dunkle Macht verloren", murmelte Penny leise.

Der erste neue Gryffindor wurde "Dickens, Kevin". Der Tisch der rot-goldenen Löwen brach in Beifall aus, als er sich bei seinen neuen Kameraden niederließ.

So ging es weiter bis zum Buchstaben 'L'.

"Lupin, Jodie!"

Ein schüchtern blickendes Mädchen trat nach vorne. Sie war etwas zu klein für ihr Alter und recht dünn. Ihre braunen Haare hatte sie zu zwei Zöpfchen gebunden.

Sie kletterte förmlich auf den Stuhl und hier und da hörte man ein "Wie süß" oder "Die Kleine ist ja niedlich" in den Reihen der Älteren.

Professor McGonagall setzte ihr den Hut auf, der ihr direkt über den Kopf bis zum Kinn runterrutschte.

Es dauerte nicht lange bis der Hut lautstark "GRYFFINDOR!" verkündete und die Lehrerin das kleine Mädchen von der übergroßen Kopfbedeckung befreite.

Sie wirkte wahnsinnig erleichtert und dann breitete sich ein breites Strahlen auf ihrem Gesicht aus, als sie auf den roten Tisch zulief, der sie mit kräftigen Applaus willkommen hieß.

"Remus! Remus, ich hab's geschafft!", rief sie fröhlich und rannte geradewegs auf ihn zu. Er hatte sich schon nach hinten gebeugt und breitete die Arme aus.

Das Mädchen fiel ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was von einem verzückten "Ooh!" der anwesenden Schülerinnen quittiert wurde.

Die Kleine setzte sich auf den freien Platz neben ihn, die dünnen Arme noch immer um ihn gelegt.

Remus lächelt und drückte das Mädchen an ihn. Sirius und James fielen fast die Augen aus dem Kopf, auch Peter quiekte aufgeregt.

"Hallo, du bist also Jodie", Penelope hatte sich etwas nach vorne gebeugt, damit sie das Mädchen auf Remus anderer Seite besser anlächeln konnte.

Jodie nickte. "Du musst Penelope sein. Freut mich dich kennen zulernen."

"Stopp!", unterbrach Sirius das fröhliche kennen lernen und sah Remus an. "Wer ist das?"

"Seine kleine Schwester, du Blödnapf", antwortet Penny.

James schaute von der kleinen zu Remus und zurück.

"Tatsache, die sehen sich sogar etwas ähnlich, aber Moony, warum hast du uns nicht erzählt, dass du eine Schwester hast?"

"Hab ich doch, in der ersten Klasse und in der zweiten hab ich das auch noch mal erwähnt, danach habt ihr nie wieder danach gefragt", antwortete Remus.

Jodie schaute zu den beiden Jungs, die ihr und ihrem Bruder gegenübersaßen.

Ihre Augen begannen zu Leuchten. "Oh! Ihr seid Sirius und James. Ihr gehört wie mein Bruder zu den glorreichen Rumtreibern. Mein Bruder hat mir ganz viel von euch erzählt", staunte sie und lächelte.

Die beiden Rumtreiber wirkten etwas verlegen. "Ja, genau die sind wir."

"Die größten Idioten auf diesem Planeten", wand Polly murmelnd ein.

"Du bist Apolline. Mein Bruder hat zwar gesagt, dass du hübsch bist, aber er hat ja völlig untertrieben." Apolline wurde rot, Remus lächelte sie entschuldigend an.

Jodie schaute weiter zu Lily, die sich gottesleider neben James hatte setzen müssen.

"Dann musst du Lily sein, deine Haare sind wirklich schön", sagte die kleine lächelnd.

Lily lachte. "Danke schön. Freut mich dich kennen zu lernen, Jodie. Remus schwärmt ja gerade zu von dir."

Remus lächelte stolz. "Sie ist ja auch mein Sonnenblümchen."

"Dann warst du vorhin bei deiner Schwester und ihren Freundinnen?", fragte James. Remus nickte.

"Oh man und wir dachten schon du willst einen Kindergarten eröffnen", lachte Sirius.

Penelope verdrehte lächelnd die Augen. "Also wirklich Sirius."

Die ganze Halle verstummte. Die Auswahlzeremonie war zu Ende und der Schulleiter hatte sich erhoben.

"Guten Abend Kinder. Ich heiße euch herzlich Willkommen hier in Hogwarts", begrüßte er die neuen und alten Hogwartsschüler, "wieder einmal steht uns ein langes ereignisreiches Schuljahr bevor und wie jedes Jahr, hat der alte Mann, der gerade vor euch steht, noch ein paar Worte an euch zu richten.

Zuerst erinnere ich daran, dass der Verbotene Wald, nicht umsonst so genannt wird. Des weiteren muss ich leider davon in Kenntnis setzten, dass aufgrund vieler Todesserangriffe, eure Hogsmead- Wochenenden nur eingeschränkt und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden werden."

Ein aufgeregtes, empörtes Gemurmel ging durch die Schülerreihen.

"Ruhe!", ordnete der Direktor an, "Ich weiß, dass euch das missfällt, aber es ist nur zu eurer eigenen Sicherheit."

Er sah eindringlich durch die Schülermassen.

"Voldemort und seine Anhänger gewinnen immer weiter an Macht, es verschwinden Leute und Menschen werden gefoltert und getötet. Wir wollen vermeiden, dass euch, der hoffnungsvollen Generation etwas zustößt. Deshalb fordere ich euch auf, vergesst Zwist und Streit unter euch. Gebt aufeinander Acht, denn in solchen Zeiten ist es wichtiger als alles andere, sich auf seine Nächsten verlassen zu können."

Dumbledore sah besonders zu dem Tischen von Gryffindor uns Slytherin, die Häuser die sich seit Gründerzeiten verabscheuten und mit einander konkurrierten.

"Nun wollen wir aber unsere Sorgen für einen Abend vergessen und unsere Rückkehr in die Mauern dieses wunderschönen Schlosses feiern. Guten Appetit!"

Er klatschte in die Hände und die leeren Platten und Schüsseln auf den Tisches füllten sich augenblicklich mit Essen; verschiedene Braten, Aufläufe, Suppen, Fisch, Salat und vieles mehr.

Die Erstklässler staunten erneut, während die älteren schon fleißig dabei waren, sich Essen aufzuschöpfen und loszulegen.

Auf Sirius Teller lag ein Berg aus Fleisch und Kartoffelauflauf und Bohnensalat.

"Also ganz im Ernst, Tatze. Ich frag mich wie du jedes Jahr, nein, jeden Tag, soviel Essen in dich reinstopfen kannst", meinte Remus kopfschüttelnd.

"Och das ist leicht mein Freund. Einfach Mund auf und rein damit", gab Sirius kauend zurück.

"Black, kau doch wenigstens fertig, eh du wieder Müll daherredest. Dir quillt ja das Essen aus dem Mund. Ist ja widerlich", schnaubte Apolline abfällig.

Sirius ignorierte sie einfach und aß weiter.
 

Nach einer ganzen Weile verschwanden die Platten und an ihrer Stelle erschienen Schüsseln mit Pudding, Eiscreme, Schlagsahne und Teller mit Kuchenbergen.

"Nachtisch!", verkündete Tatze lautstark und belud sich seinen Teller mit Pudding und Kuchen.

Die kleine Jodie sah in ihn mit schief gelegtem Kopf erwartungsvoll an.

"Was ist denn, Kleines?", fragte er, "Hab ich was im Gesicht?"

"Nein", antwortete sie, "ich warte nur darauf das du platzt."

Alle die in der Nähe saßen brachen in schallendes Gelächter aus.

"Kaboooom!", ahmte Frank Longenbottom lautstark eine Explosion nach und breitete dabei die Arme ruckartig aus, sodass sich seine Freundin Alice Samuals ducken musste.

"Ach keine Sorge Kleines, wenn ich platze dann höchstens weil mir die gute Polly einen Schwellzauber auf den Hals hext", gab Sirius lachend zurück und begann, sich an seine Nachspeise zu schaffen zu machen.

Apolline lächelte unschuldig. "So etwas würde ich niemals tun, Black. Ein Schwellzauber wäre einfach noch zu harmlos für dich."

Lily grinste und wollte sich die Schüssel mit Erdbeereis holen, als jemand sie vor ihr wegnahm.

"Oh entschuldige Lily, wolltest du auch Erdbeereis?", fragte James.

Sie nickte nur.

Er nahm einen großen Löffel voll Eis und füllte Lilys Teller, dann seinen eigenen.

"Möchtest du auch Schlagsahne?", er hielt die kleine Schale mit weißer fluffiger Sahne hoch.

"Gerne", brachte Lily nur hervor und als er ihr einen Berg Sahne auf das Eis serviert hatte kam von ihr ein gemurmeltes "Danke."

James lächelte breit, als er sich selbst Sahne auftat und zu Essen begann.

Penelope kaute ausgiebig auf einem Stück Zitronenkuchen, während sie die beiden ihr gegenüber interessiert beobachtete.

Ich hab ja gesagt, dass er ein prima Kerl ist. Wann sieht sie das nur endlich selbst?, fragte sie sich gedanklich.
 

Das Festessen neigte sich dem Ende zu, die Decke war bereits schwarz und die Kerzen fast ganz heruntergebrannt.

Als das Essen verschwand, machten sich die Schüler nach und nach auf den Weg in ihre Häuser.

Penelope begleitete James und Sirius nach oben und zog eine widerspenstige Apolline hinter sich her, während Remus und Lily, als Vertrauensschüler, die Erstklässler um sich scharten.

"Okay, alle sind da", sagte Lily zu ihrem Partner.

"Dann können wir ja gehen, folgt uns bitte und merkt euch den Weg, damit ihr morgen nicht verlauft und noch etwas vom Frühstück abbekommt, ehe Sirius hier war", sagte Remus laut zu den Jüngeren, die belustigt kicherten.

Sie führten die jüngeren durch die steinernen Korridore und durch das Treppenhaus, erklärten ihnen hier und da die Gefahren einer Trickstufe oder warnten sie vor Peeves dem Poltergeist.

"Er liebt es unachtsamen Neulingen Fallen zu stellen, kippt Sachen über ihnen aus oder bewirft sie mit irgendetwas. Ihr solltet daher gut aufpassen", mahnte Lily. "Und", ergänzte Remus, "fragt ihn nicht nach dem Weg, er lügt da gerne."

Die Erstklässler hörten gespannt zu und nickten brav.

Sie kamen vor dem großen Gemälde mit einer fetten Dame an, die den Eingang zum Turm Gryffindor bewachte.

"Passwort?" fragte das Portrait mit gelangweilter, monotoner Stimme.

Remus drehte sich kurz um zu den Neuen. "Ihr müsst euch die Passwörter gut merken, sie werden auch ab und an geändert, aber wir werden versuchen euch dies dann immer sofort mitzuteilen."

Dann drehte er sich wieder zu dem Bild und sagte: "Heldentum."

Mit einer einladenden Geste der fetten Dame, schwang das Gemälde zur Seite und gab einen Durchgang frei.

Dahinter lag der Gemeinschaftsraum der Gryffindors, tapeziert in den Hausfarben Rot und Gold.

Vor dem prasselnden Kamin stand ein weiches Sofa und ebenso kuschelige Ohrensessel, in die sich die anderen Rumtreiber und Penelope schon eingenistet hatten.

In dem großen runden Raum waren weitere Sessel, sowie große Holztische und Stühle verteilt.

"Willkommen in Gryffindor", begrüßte Lily die kleinen mit einem Strahlen und die älteren die sich noch hier aufhielten, klatschten und riefen ebenfalls Willkommensgrüße.

"So, ihr könnt morgen euer neues Zuhause erkunden. Es ist schon spät und ihr wollt doch fit für euern ersten Schultag sein, oder?", fragte die Vertrauensschülerin lächelnd. Die Kinder nickten.

"Okay, die Mädchen folgen mir bitte und die Jungs gehen mit Remus mit."

Die kleine Gruppe sortierte sich, doch bevor sie ich trennten umarmte Jodie ihren großen Bruder noch einmal und wünschte ihm eine gute Nacht.

"Gute Nacht, Sonnenblümchen", verabschiedete er sich von seiner kleinen Schwester und führte dann die Jungs zu ihrem Schlafsaal, während Lily mit den Mädchen auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, die Treppen zu den Räumen der Mädchen empor stieg.
 

Eine Stunde später war der Gemeinschaftsraum bereits leer, jeder hatte sich auf sein Zimmer zurückgezogen und die meisten schlummerten schon friedlich in ihren Himmelbetten.

Nur bei den Rumtreibern herrschte noch ein bisschen Konversation, die von Peters Schnarchen begleitet wurde.

"Mensch Remus, du hättest uns im Zug ruhig erzählen können, dass du zu deiner Schwester gehst", meinte James.

"Tut mir Leid, Jungs", meinte Remus und gähnte.

"Die kleine ist aber auch süß und sie kommt gut bei den Mädels an", meinte Sirius, "Hey Remus, kannst du sie mir vielleicht mal ausleihen?"

"Vergiss es Black!"

Ein guter Start in den Tag

3. What Nice Morning
 

Der erste Schultag begann früh für Penelope. Sie war noch nie eine Langschläferin gewesen, aber seit einigen Monaten erwachte sie sonderbar früh aus ihren Träumen, jeden Tag.

Da sie niemanden stören wollte nahm sie ihre Sachen, die sie am Abend zuvor bereits zurechtgelegt hatte und schlich sich leise über den Flur, vorbei an den Schlafsälen der Sechst- und Siebtklässlerinnen, ins Bad.

Die heiße Dusche tat ihr gut, es war ein Ritual für sie, ohne das sie nicht in den Tag starten konnte.

Fertig angezogen und die Haare zu einem langen Zopf geflochten, ging sie runter in den Gemeinschaftsraum. Er war natürlich noch leer, kein Wunder, denn es war gerade mal fünf Uhr morgens.

Bis auf drei Fackeln gab es keine Lichtquelle in dem großen Raum, sodass ein großer teil in eine gespenstige Schattenwelt gehüllt war.

Penny nahm ihren Zauberstab und entzündete das Kaminfeuer, ehe sie sich auf das Sofa davor setzte.

Sie seufzte wohlig auf, für sie gab es kaum etwas schöneres als die Ruhe des Morgens; die Ruhe vor dem Sturm, könnte man sagen.

Eine Weile betrachtete sie das knisternde Feuer und dachte an das vergangene Jahr und das, welches vor ihr lag.

Es herrschten dunkle Zeiten in der Zauberwelt. Ein mächtiger Schwarzmagier und sein grausames Gefolge zerstörten den Frieden.

Er nannte sich selbst Lord Voldemort.

Hätte dieser Name für Penny nicht diesen bitteren Nachgeschmack, hätte sie vielleicht hysterisch lachen können, über einen Größenwahnsinnigen, der sich selbst Lord nannte.

Aber ihr war nicht zum Lachen zumute, hatte sie doch selbst erfahren müssen, in welch schweren Zeiten sie lebten. Im letzten Jahr war ihr Tante Aurelia bei einem Einsatz im Kampf gegen die Todesser ums Leben gekommen, obwohl sie eine der besten Aurorinnen gewesen war.

Penelope verstand es nicht, sie konnte nicht verstehen, weshalb jemand so von Macht zerfressen war und dafür über Leichen ging, überhaupt verstand sie nicht, warum Menschen stets miteinander konkurrieren und kämpfen mussten. Es führte doch zu nichts, außer Schmerz, Tod und Verderben.

Eine einsame Träne rollte über ihre Wange.

Sie konnte es nicht verstehen.
 

"Und wieder bist du die erste die man am Morgen trifft", erklang eine leise Stimme und als sie von Feuer aufsah, erkannte sie Remus der nicht weit entfernt stand.

Als er ihre tränenfeuchten Wangen sah, eilte er zu ihr und nahm sie in den Arm.

"Und du weinst wieder", murmelte er vorwurfsvoll.

Sie klammerte sich an seinem Umhang fest und schluchzte leise.

"Ich versteh es nicht, Remus. Warum?", fragte sie.

Er schüttelte leicht den Kopf. "Menschen wollen sich beweisen und streben danach die Besten zu sein, doch viele vergessen dabei die anderen."

Egal was geschah, ihr Remus verstand immer was sie bedrückte.

Penelope wand sich aus seinen Armen und stand auf. Mit langsamen Schritten ging sie auf das Fenster zu. Draußen ging gerade die Sonne über dem See auf und tauchte selbst den Verbotenen Wald in ein warmes Licht. Wenn man genau hinhörte konnte man die ersten Vögel hören, die einen Morgengruß zwitscherten.

Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen lehnte sich Penny an den Fensterrahmen.

"Es sieht so friedlich aus, als könnte nichts und niemand dieses Bild trüben", sprach sie, "Komm her, Remus und sie es dir an!"

Sie drehte sich etwas in seine Richtung und streckte ihm die Hand entgegen.

Ihr bester Freund ging auf sie zu und nahm ihre Hand.

Er schaute hinaus und nickte. "Es ist wirklich schön."

Schweigend beobachteten sie den Sonnenaufgang, bis um etwa halb sieben die ersten Schüler sich in den Gemeinschaftsraum verirrten.

"Ich denke ich schmeiße dann mal die Jungs aus dem Bett", meinte Remus seufzend.

James wach zu kriegen war einfach, aber Sirius und Peter waren kniffliger, während die zwei anderen Fünftklässer Marcus Derwent und Ben Craft ganz von selbst aufstanden.

Penny lachte, als sie an die Schlafmützen dachte. "Ich helfe dir, Lily und Polly kommen stets - " "- pünktlich um sieben Uhr in den Gemeinschaftsraum", ergänzte Remus lächelnd. Nach den Mädchen konnte man seine Uhr stellen oder eher gesagt nach Lily, denn die nahm jeden Morgen einen kleinen Kampf mit Apolline auf, denn sie aber dank einem kalten Waschlappen stets gewann.

"Zusammen machten sich die zwei Helden auf, die kleinen Ungeheuer zu wecken", kommentierte Penelope grinsend auf dem Weg zum Jungenschlafsaal.

Remus lachte. "Ihr neustes spannendes Abenteuer."

Als sie den Raum betraten knöpfte sich Ben gerade das Hemd zu, während Marcus verzweifelt versuchte seine Krawatte zu binden.

"Guten Morgen, Jungs", grüßten sie die beiden und Penny eilte dem armen Marcus zur Hilfe.

"Du musst seit über vier Jahren täglich eine Krawatte binden und kannst es immer noch nicht", tadelte sie ihn lächelnd und bekam einen dankbaren Kuss auf die Wange.

"Ja, ich weiß ich bin unverbesserlich, aber ich habe ja wunderbare Hilfe", erwiderte er und zog seine Umhang über.

"Also James hat schon gegrunzt, der sollte kein Problem sein, sogar Sirius hat schon Laute von sich gegeben, aber der Petie schläft wie ein Stein und mümmelt dabei wie ein Hase", erklärte Ben grinsend.

"Viel Spaß beim Wecken, wir würden ja gerne helfen, aber das Frühstück ruft und wir wollen nicht riskieren, dass Sirius doch noch vor uns unten ist", meinte Marcus und machte sich dann mit seinem Kumpel auf den Weg in die große Halle.

Remus seufzte. "Ich übernehme Peter und du dafür die anderen zwei, okay?"

"Du übernimmst freiwillig den Mümmelmann, das ist ja so heldenhaft von dir. Pass auf, wenn er wieder ausschlägt, er hat eine harte Rechte", warnte ihn seine beste Freundin.
 

Penelope ging zuerst zu James, der war durch einen sehr simplen Trick zu wecken.

"Hey James", sagte sie und beugte sich etwas über ihn, "Lily hat nach dir gefragt."

Der Schwarzhaarige schreckte sofort hoch und sah sich um. "Lily? Wo? Sie hat nach mir gefragt? Im Ernst? Was wollte sie denn?"

Penny lachte und tippte ihm auf die Nase. "Ausgetrickst. Ich wünsch dir einen wunderschönen Morgen."

Er brummte etwas unverständliches, vermutlich war er enttäuscht, dass Lily nicht nach ihm gefragt hatte.

Während er aufstand und seine Sachen zusammensuchte, ging Penny zu ihrer nächsten Schlafmütze. Diese Mission würde sicher schwieriger werden, denn Sirius störte sich nicht mal an einem kalten und nassem Lappen im Gesicht und einen ganze Schwall Wasser über ihn zu kippen, fand das Mädchen zu gemein.

Ihr kam die Idee. Sie hockte sich vor sein Bett, strich ihm liebevoll durchs Haar und flüsterte ihm ins Ohr:

"Sirilein, Siri Schatz, ich muss mit dir reden."

Ein Brummen ertönte.

"Sirilein, erinnerst du dich an diese Party vor drei Monaten und was danach passierte in diesem Bett, mit dir und mir?"

Ein erneutes Brummen.

"Genau, darüber sollten wir reden. Also, naja, was denkst du, wie wir das Kind nennen sollen? Ich fände ja Melinda schön oder Robert für einen Jungen. Was meinst du?"

Mit einem entsetzten Schrei setzte sich Sirius ruckartig auf und starrt angsterfüllt auf Penelope, die sich gerade wieder erhob. Sie gab ihm lächelnd einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm einen guten Morgen, während James vor Lachen nach Luft schnappte.

Auch Remus konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Darf ich der Patenonkel werden?", fragte er grinsend.

Sirius nahm sein Kissen und schmetterte es in seine Richtung, aber Remus wich gekonnt aus und das Wurfgeschoss traf Peter knallhart am Hinterkopf.

Er drehte sich blinzelnd um. "Was war'n das?", fragte er verschlafen und rieb sich den Hinterkopf.

Die anderen vier lachten.

"Okay, jetzt da ihr alle wach seid, kann ich ja gehen oder muss ich auch noch beim duschen helfen?", lachte Penny.

"Du nicht, aber kannst du mir Lily schicken?", fragte James zwinkernd.

"Soll ich sie hochschicken, damit sie dich anschreit oder soll ich es stellvertretend tun, Potter?", gab die Hexe zurück.

Er seufzte. "Ach nein danke, O'Shea. So wie ich mein Lilylein kenne, bekomme ich heute noch mein Fett weg."

Sie schenkte ihm einen mitfühlenden Blick. "Es tut mir Leid, James. Irgendwann wird sie sehen, dass du ein prima Kerl bist", sprach sie leise und ging dann raus, damit sich die Jungs fertig machen konnten.
 

"Was hast du denn bei den Jungs gemacht?", fragte Lily mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Ich hab Remus geholfen, sie aus dem Bett zu werfen", erzählte sie lächelnd.

"Na hoffentlich warst du richtig fies zu Black", wand Apolline ein.

Penny konnte nur lachen, als sie an Sirius erschrockenes Gesicht dachte. Als würde sie sich auf so eine Alkohol-Party-Verbindung in seinem Bett einlassen.

"Sagen wir es mal so, es war nicht ganz fair", meinte sie lachend.

Lily schüttelte nur den Kopf. "Ist auch völlig egal, wie sie die Deppen weckt. Lasst uns frühstücken gehen."

Mit diesen Worten ging sie aus dem Gemeinschaftsraum, ihre Freundinnen eilten ihr nach.

"Ich bin wirklich auf die Stundenpläne gespannt. Ich hoffe die drücken uns nicht wieder Montagmorgen eine Doppelstunde Zaubertränke auf", seufzte Penny.

"Ach komm, so eine kleine Explosion deines Kessels macht das ganze Schloss munter", meinte Apolline belustigt.

"Hör auf Polly, du bist auch kein Genie in Zaubertränke", mischte sich Lily ein und wandte sich dann an die arme Penelope, die nicht mal einen einfachen Hustensaft hinbekam.

"Keine Angst, wir werden sicher wieder in Zweiergruppen sein. Ich kann ja mal Professor Slughorn fragen, ob du mit mir arbeiten darfst."

Penelope begann zu strahlen und drückte ihre Freundin. "Das würdest du tun, danke schön Lily."

"Super und ich krieg am Ende wieder Black oder was?", fragte Apolline beleidigt und erinnerte sich mit Grauen an das letzte Schuljahr zurück, in dem Slughorn es tatsächlich gewagt hatte, sie und Sirius Black zusammen zusetzen.

Penny hatte Glück gehabt, sie wurde Remus zugeteilt und Lily, na gut, die musste mit Severus Snape zusammenarbeiten, was an sich keine angenehme Sache war, aber seltsamer Weise verstanden sich die beiden gut.

Niemand verstand was zwischen der Gryffindor und dem Slytherin lief, aber viele beäugten es mit Misstrauen.

"Ich weiß wirklich nicht was du hast, Polly. Sirius ist gut in Zaubertränken und er hat dir letztes Jahr sehr oft die Note gerettet", meinte Penny.

Apolline verdrehte die Augen. "Sagt mir das Mädchen, das nur dank Remus Lupin nicht durchgefallen ist. Ich käme ohne Black wenigstens durch die Prüfungen."

"Schluss jetzt! Müsst ihr gleich am frühen Morgen wieder darüber streiten?", tadelte Lily etwas zu laut, sodass einige jüngere Schüler sie ängstlich anschauten.

Sie hatte es satt, dass ihre Freundinnen immer auf diesem ewigen Thema rumkauen mussten.

Aber die zwei ließen sich nicht stören.

"Ach, dafür schaffst du es noch nicht einmal eine Katze in ein Kissen zu verwandeln."

"Und du kannst dich nicht mal fünf Sekunden auf einem Besen halten."

"Du kannst nicht einmal den großen Wagen vom kleinen unterscheiden."

"Im Gegensatz zu dir schaffe ich es aber einen einfach Schwelltrank herzustellen ohne danach selbst auszusehen wie ein laufender Gugelhupf."

So ging das immer weiter und weiter.

Selbst während sie ihr Frühstück verspeisten schafften sie es noch, sich gegenseitig an den Kopf zu knallen, was die andere nicht konnte.
 

Lily rieb sich genervt die Schläfen. Sie waren keine 24 Stunden in Hogwarts und schon schafften es die beiden wieder, ihr Kopfschmerzen zu bereiten.

"Lily, alles okay bei dir?", fragte eine besorgte Stimme. Als sie aufsah, entdeckte sie James und die anderen Rumtreiber, die sich ihr gegenüber oder neben sie gesetzt hatten.

"Alles bestens, Potter. Nur das sich Penny und Polly gerade wieder in den Haaren liegen.

Mit einem Kopfnicken deutet sie zu den beiden, die gerade bei dem Können im Fach Alte Runen angekommen waren.

Remus seufzte, nahm seinen Zauberstab und richtete sie auf die beiden Streitenden.

"Mitescere."

Die beiden hielten in ihren angefangenen Sätzen inne und sahen sich an.

"Es tut mir Leid, dass ich schon wieder von deinen schlechten Zaubertrankkünsten angefangen habe", entschuldigte sich Polly und fiel Penelope um den Hals.

"Mir tut es Leid, dass ich so schlecht über deine Verwandlungen gesprochen habe", erwiderte diese und umarmte ihr Freundin ebenfalls.

Lily lächelte Remus an. "Ein Friedlich-Zauber, da hätte ich eigentlich selbst drauf kommen können.

"Gut gemacht Moony, eine schreiende Malloy am frühen Morgen, versaut mir immer den ganzen Tag", meinte Sirius und befüllte sich seinen Teller mit Ei und Schinken.

"Halt die Klappe, Black", gab Apolline nur zurück und trank einen Schluck Kürbissaft.

"Ach ja", seufzte James wohlig, "Ich liebe Hogwarts am Morgen."

Remus und Penny lachten, während Lily die Augen verdrehte und sich ihrem Toast widmete.
 

Während sie frühstückten, ging ihre Hauslehrerin am Gryffindortisch entlang und verteilte die Stundenpläne.

"Guten Morgen", begrüßte sie die Gruppe Fünftklässler. "Mr. Potter, Mr. Black, hier sind ihre Stundenpläne. Ich empfehle ihnen dieses Jahr pünktlicher zu erscheinen als im letzten." Sie übergab ihnen die Pergamentzettel und teilte den anderen ohne einen weiteren Kommentar ihr Pläne aus, dann schritt sie fort zu zwei Drittklässlern.

"Ich empfehle ihnen dieses Jahr pünktlicher zu sein", äffte Sirius die Verwandlungslehrerin nach und erntete einen empörten Blick von Lily.

"Sie hat doch recht, Black. Ihr kommt dauernd zu spät. Herrgott ihr seid fünfzehn Jahre alt, so langsam solltet ihr mal die Uhr lernen."

James nickte schuldbewusst und lächelt sie anschließend verschmitzt an. "Gibst du mir Nachhilfe?"

"Nein, danke, da kannst du lieber zu spä -" Ein Schrei unterbrach ihre aufbrausende Antwort.

"Das kann nicht wahr sein!" Penelope starrte auf ihren Stundenplan, als wäre es ihre Sterbeurkunde.

"Das darf doch nicht wahr sein", wiederholte sie, "wir haben nicht Montags Zaubertränke, nein, wir haben es jetzt! Dieses Jahr fängt gleich mit einem riesigen Knall an."

"Im wahrsten Sinne des Wortes", fügte Sirius grinsend hinzu und Remus zog ihm dafür eins mit seinem Tagespropheten über; wie nützlich doch so eine Zeitung sein konnte!

Explosiv

Attention, danger of explosion!
 

Ihre Laune war im Keller oder besser gesagt im Kerker.

Trotz allem bewahrte Penelope ihr Lächeln, als sie von Lily und Remus förmlich zum Zaubertrankunterricht gezerrt wurde.

"Du schaffst das schon, Penny. Der erste Tag ist noch immer dein bester", versuchte Apolline sie aufzuheitern.

"Yeah genau, die bombastischen Explosionen kommen immer erst zu Ende des Schuljahres", trug Sirius grinsend bei, wofür er einen bösen Blick der Leidenden erhielt und von Polly einen Schlag auf den Hinterkopf.

"Oh ja Black, ganz reizend. Du bist wie immer eine große Hilfe", meinte die Blonde und ihre Worte trieften vor Sarkasmus.

"Aber ihr müsst zugeben, dass er recht hat", stimmte Peter quiekend zu und kassierte dafür einen Schlag von Apolline und einen von Sirius.

"Aua, für was war das denn Tatze?", piepste er verwirrt.

"Mir war einfach danach, Wurmschwanz." Black zuckte mit den Schultern.

James ging den gesamten Weg grinsend neben den anderen her.

In Hogwarts war es doch am schönsten!
 

"Guten Morgen, Professor Slughorn. Hatten sie einen schönen Sommer?"

Lily stand lächelnd vor dem Zaubertrank-Meister, der breit zurück lächelte, als er eine seine absoluten Lieblingsschülerinnen vor sich stehen sah.

"Oh ja, oh ja. Es war ein schöner Sommer. Und ihrer Miss Evans?"

"Ja, wunderbar, ich war mit meiner Familie an der Küste. Es ist wirklich sehr schön dort."

"Nun, da bin ich ja froh, dass sie mir nicht auf stürmischer See umgekommen sind. Was täte ich nur ohne meine Lily?", fragte der Lehrer zwinkernd.

Es war kein Geheimnis, dass Horace Slughorn ein Sammler war.

Mit Leidenschaft pickte er talentierte Schüler oder solche mit guten Beziehungen heraus, reihte sie in seinem "Slug-Club" ein und förderte sie.

Viele wichtige Hexen und Zauberer hatte er unterrichtet und sind nur durch seine Hilfe so hoch aufgestiegen. Sie waren ihm dankbar und schickten ihm regelmäßig Geschenke oder ähnliche Sachen, wie Freikarten.

In seinen Augen würde es Lily einmal weit bringen, sehr weit, mit seiner Hilfe und dass obwohl sie "nur" muggelstämmig war.

Die Schülerin freute es, dass er sie so mochte, obwohl er Hauslehrer von Slytherin war und zugleich war es ihr immer peinlich, wenn der Professor sie bevorzugte und nach ihrer Meinung fragte.

Heute aber wollte sie genau das nutzen, allein um ihrer Freundin zu helfen.

"Professor Slughorn, könnte ich sie um etwas bitten?", fragte sie.

Er nickte eifrig. "Natürlich, mein Mädchen, natürlich. Was kann ihr alter Lehrer für sie tun?"

"Ich weiß, sie legen jedes Jahr die Sitzordnung fest, aber ich würde gerne fragen ob ich mich mit Penelope O'Shea zusammen setzen könnte. Sie ist nicht gut in Zaubertränke und das macht ihr sehr zu schaffen. Ich würde ihr dieses Jahr sehr gerne helfen, wenn sie erlauben."

Der Lehrer hob überrascht die Augenbrauen, lächelte dann aber.

"Das ist wahrlich nobel von ihnen, Miss Evans. Das sie sich einer hilfsbedürftigen Schülerin annehmen, ist sehr großzügig. Natürlich hoffe ich, dass das keine Auswirkungen auf ihre Leistungen haben wird, aber da hab ich wenig Bedenken. Schließlich sind sie hochbegabt, was Tränke angeht.

Sie und Miss O'Shea können sich gleich hier an den ersten Tisch setzen. So habe ich sie im Auge."

Er zwinkerte ihr zu und sie bedankte sich und eilte zu Penny, um ihr die glückliche Nachricht zu überbringen.

Der Lehrer wandte sich nun an die anderen Schüler aus Gryffindor und Ravenclaw, die noch immer zerstreut im Raum standen und darauf warteten, dass der Professor sie in Paaren zusammensetzte.

"Gut, gut, meine Damen und Herren. Dieses Jahr haben wir also das Vergnügen, das ihre beiden Häuser gemeinsam den Zaubertrank-Unterricht besuchen. Schön, schön.

Ich möchte die Sitzverteilung schnell hinter mich bringen, also bitte meckern sie nicht rum, sondern befolgen einfach meine Anweisungen.

Nun, Miss Evans und Miss O'Shea sitzen bereits, schön, schön."

Slughorn deutet auf die zweite Bank in der ersten Reihe, die noch unbesetzt war.

"Dieser wunderbare Platz gehört dieses Jahr -" Er schaute durch die Reihen der Schüler. "Mr. Lupin und Mr. Craft - Bitte, bitte die Herren, begeben sie sich zu ihrem Platz."

Remus und Ben lächelten sich an und ließen sich auf ihre neuen Plätze fallen.

Währendessen teilte der Lehrer weiter zu.

"Mr. Baker und... Mr. Pettigrew."

Conrad Baker, ein Ravenclaw mit kurzem blonden Haar, seufzte leise. Er war alles andere als begeistert über seinen Sitznachbar, der es sogar schaffte noch schlechter zu sein als Penelope.

"Mr. Derwent sie dürfen sich über die reizende Miss Lesley als Partnerin freuen."

"Yeah", jubelte Marcus, legte der Gryffindor Eva einen Arm um die Schultern und führte sie zu ihrem Platz.

"Ah Mr. Potter, mal sehen, wer passt denn zu Mr. Potter - " Suchend blickte der Lehrer in die Runde, ehe er James eine Ravenclaw namens Amanda Bishop zuteilte.

Ihr Zwillingsbruder Jacob klopfte ihm kurz auf die Schulter, was soviel heißen sollte, dass er damit einverstanden war, er wäre besser als der Casanova Black.

Immer weniger Schüler standen in den Gängen, bis nur noch vier übrig waren:

Megan Jones, Julian Craft, Sirius Black und Apolline Malloy.

"Oh bitte, Jones oder Craft, Jones oder Craft", murmelte Sirius leise wie ein Mantra vor sich hin.

"Mr. Black für sie habe ich natürlich schon die beste Partnerin. Da sie sich im letzten Jahr von Zeit zu Zeit in den Haaren lagen, finde ich sie können dieses Jahr nutzen und ihr Beziehung vertiefen, denn was sich neckt das liebt sich wohl, nicht wahr?"

Er zwinkerte schelmisch.

"Sie und Miss Malloy können an dem Tisch hinter Mr. Lupin und Mr. Cra -"

"NEIN!", Apollines verzweifelt entsetzter Schrei hallte von den kalten Kerkermauern wieder.

"Bitte Professor Slughorn, bitte setzen sie mich nicht neben den. Ich tausche auch gerne mit Conrad, aber bitte setzen sie mich nicht neben Black", flehte sie.

"Ausnahmensweise bin ich mal mit Blondchen einer Meinung. Da sitz ich lieber neben einem Ungarischem Hornschwanz Drachen. Der ist zahmer als dieses Biest", schaltete sich jetzt auch Sirius ein.

"Aber, aber meine Freunde. Sie gebe doch so ein wunderbares Paar ab. Glauben sie mir, ich hab einen Blick für so etwas." Wieder zwinkerte der Lehrer, während Sirius und Apolline ihn mit offenem Mund anstarrten. Dann wanden sie die Köpfe einander zu und als sich ihre Blicke trafen, schüttelten sich beide und riefen synchron: "Nie im Leben!"

Die Klasse lachte. Jacob Bishop und Benjamin Grant pfiffen.

"Und wieder sind sie sich in einer Sache einig, sehen sie, es wird doch langsam und nun husch auf ihre Plätze, sich knutschen, wie die heutige Jugend es wohl nennt, können sie später."

"Nur über meine Leiche", kam es wieder synchron.

Widerwillig und ganz langsam gingen sie zu ihrem Platz, denn Widerstand war bei Horace Slughorn vollkommen sinnlos. Am Ende hätte er ihnen noch ein gemeinsames Nachsitzen aufgedrückt.

Auch die letzten zwei setzt sich und der Lehrer atmete erleichtert aus.

"Gut, gut, meine Damen und Herren. Jetzt da sie alle ihren Partner an der Seite haben, begrüße ich sie noch einmal herzlich in diesem neuen Schuljahr.

Vor ihnen liegt ein Meilenstein, in ihrem Dasein als Schüler - die ZAG Prüfungen.

Wir werden dieses Jahr gemeinsam neues lernen und altes wiederholen und zusammen werden wir ihre Prüfungen mit Leichtigkeit bestehen. Ich will stark hoffen, dass sie alle bestehen werden und wir uns auch nächstes Jahr noch in diesem Unterricht treffen werden.

Aber nun denn, vor uns liegt viel Stoff, also lassen sie uns sogleich beginnen, meine Damen und Herren.

Wir wollen als kleine Wiederholung einen kleinen Plappertrank herstellen.

Schön, schön. Die Anleitung zur Herstellung steht an der Tafel und sie wissen wo sie alles finden.

Brauen sie zusammen mit ihrem Partner. Los, los, fangen sie an!"

Er klatschte in die Hände und die Schüler setzten sich in Bewegung.

Apolline holte die Zutaten, während Sirius den Kessel mit Wasser füllte und erhitzte.

Diese Arbeitsteilung hatten sie sich im vergangenen Jahr nach zahllosen Zankereien vereinbart. Hauptsache war, sie mussten so wenig miteinander reden wie möglich.

Ganz ohne Worte ging es dann doch nicht, zum Leidwesen aller.

"Malloy, du sollst die Quasselbohne schneiden nicht massakrieren", meckerte Sirius.

"Klappe Black! Nicht das ich noch deine Bohnen massakriere", zischte sie zurück und deutete mit dem Messer, das sie in der Hand hielt, unterhalb seiner Gürtellinie.

"Kleines Biest", fluchte er, während er Springwurzeln hackte.

Apolline trat ihm auf den Fuß und warf dann die klein geschnittenen Bohnen in den Kessel.

Der Trank färbte sich dunkelgrün, er zischte und schäumte gefährlich.

"Verdammt, die Quasselbohnen kommen erst nach dem Springwurzeln", rief Sirius erschrocken und starrte in den wallenden Kessel.

Der Trank wechselte jetzt im Sekundentakt die Farbe.

"Scheiße! Apolline, runter!", schrie Sirius Black, packte das verwirrte Mädchen an den Schultern und drückte sie zu Boden.

Mit einem lauten Knall explodierte das Gebräu.

Auch die anderen Schüler, die in der Nähe saßen, hatten sich gerade noch rechtzeitig ducken können.

Apolline fühlten den Druck auf ihrem Körper und als sie die Augen öffnete, sah sie direkt in das Gesicht ihres Partners, das nur wenige Zentimeter über ihrem schwebte, seine Hände umklammerten noch immer ihre Schultern.

Er lag so gut wie ganz auf ihr, nur sein linkes Bein stützte sein Gewicht etwas ab.

Sie blinzelte, noch immer erschrocken, aber als sie sein anzügliches Grinsen realisierte, wich der Schock der Wut.

"Black, du elendiger kleiner Flubberwurm! Geh von mir runter!", befahl sie.

Doch anstatt sich zu entfernen, beugte er sich näher zu ihr.

"Wieso? Hier ist es doch gerade so kuschelig", säuselte er ihr ins Ohr.

Mit einer ruckartigen Bewegung, riss sie ihr Bein nach oben, traf ihn an seiner empfindlichsten Stelle und drückt ihn dann von sich runter.

Sirius schnappte nach Luft, während Apolline aufstand und ihre Kleidung ordnete.

"Kumpel, alles klar bei dir?" James eilte seinem besten Freund zur Hilfe und zog ihn wieder auf die Beine. Der allerdings grummelte nur etwas Unverständliches.

"Bei Merlins Bart!", rief der Professor aus, "Ist jemand verletzt?"

Er eilte zur Unfallstelle und musterte alle Schüler die sich langsam wieder erhoben sorgsam.

Dann schüttelte er den Kopf.

"Mr. Black, Miss Malloy, das war ein sehr riskantes Manöver, das hätte ins Auge gehen können. Aber da heute der erste Schultag ist und sie beide so verliebt ineinander, will ich mal Gnade vor Recht ergehen lassen und ihnen keine Strafarbeit aufhalsen."

Er schnippte mit dem Zauberstab und der verspritze Zaubertrank verschwand.

"Wir sind nicht verliebt! Da knutsch ich lieber nen Flubberwurm", meinte Apolline säuerlich.

"Prima, viel Spaß, Malloy. Ich date solange den Saurüden von Hagrid", stichelte Sirius.

"Schluss jetzt meine Lieben", mischte der Lehrer dazwischen, "sie beiden dürfen jetzt gehen und sich umziehen. Professor McGonagall erwartet saubere Schüler in ihrem Unterricht und die anderen machen weiter."

Während sich alle ihren Kesseln zu wanden, verschwanden Apolline und Sirius aus dem Kerker.

Schweigend eilten sie nebeneinander nach oben Richtung Gryffindor-Turm.
 

Frisch geduscht und umgezogen schafften sie es gerade noch rechtzeitig zu Verwandlung.

Professor McGonagall beobachtete sie kritisch, als sie mit verbitterten Mienen durch die Bankreihen gingen und sich auch die Plätze setzen, die Lily und James für sie freigehalten hatten.

Kaum hatten sie die Federn ausgepackt, schrillte die Glocke und die Lehrerin begann mit dem Unterricht.

Sie hielt zuerst einen endlos scheinenden Vortrag über die ZAG Prüfungen und ermahnte die Gryffindors und Hufflepuffs zu Ordnung und Disziplin, was das Lernen betraf.

"Oh man, den Lehrern liegt doch mehr an den Prüfungen als uns, oder?

Warum schreiben sie die Dinger nicht?", beschwerte sich Sirius bei James.

"Ganz einfach, Mr. Black", die Lehrerin hatte sich vor ihm aufgebaut, "im Gegensatz zu ihnen, können wir es. Ich weiß nicht, was ihnen heute wieder über den Zauberstab gelaufen ist, aber ich dulde ihre schlechte Laune nicht in meinem Klassenzimmer.

Himmel, haben sie sich mit ihrer Freundin gestritten? Denn die zieht ebenso ein Gesicht wie sie."

Mit einem Kopfnicken deutete sie zu Apolline, die den Kopf auf die Hand gestützt hatte. Aber als sie die Worte der Professorin hörte, ballte sie eine Faust und schlug auf den Tisch.

"Der und mein Freund? BAH! Merlin bewahre mich davor, mit so einem schmierigen kleinen Halunken zusammen zu sein."

Sie schüttelte sich angeekelt.

"Lieber nehme ich eine von den widerwärtigen grünen Schlangen die im Kerker hausen!", meinte sie lautstark und warf Black einen tödlichen Blick zu.

"Tja, Professor, wie sie sehen, hab ich es nicht leicht, bei dem Püppchen und mal unter uns, Madam, ich steh nicht auf Blondinen", behauptete Sirius und gab einen bösartigen Blick zurück.

Das Spiel, das sie spielte, konnte er schon lange!

"Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, für sie beide, verdient durch schlechte Laune und ihre inakzeptable Anfeindungen."

Sie schritt wieder nach vorne, aber als sie sich umdrehte, dachte sie nicht daran einfach mit dem Unterricht fortzufahren.

Professor McGonagall sah besorgt zu ihren Schülern.

"Es herrschen dunkle Zeiten, wie sie wissen und in eben solchen Zeiten, ist es wichtig, ja sogar lebensnotwendig, zusammenzuhalten und gemeinsam stark zu sein, gegen den Schrecken, der da draußen lauert."

Sie sprach diese Worte leise und eindringlich. Jeder Schüler in diesem Raum, in diesem Schloss, wusste, dass sie Recht hatte.
 

"Mit Black zusammen, sein Freundin. Bäh! Was denkt die sich bloß? Sehe ich aus wie eines seiner billigen Flittchen?", schimpfte Apolline murmelnd, während sie kaltblütig ihr Gemüse zerfetzte.

Lily hatte genug, sie riss ihrer Freundin die Gabel aus der Hand und bedrohte sie damit. "Also entweder hörst du jetzt damit auf oder ich sage Black, dass du auf ihn stehst."

"Tu ich doch gar nicht!", rief Apolline entsetzt, "Der Typ ist mir total egal, verstanden?"

"Nein eben nicht", entgegnete die Rothaarige, "denn wenn er dir doch so verdammt egal ist, warum ärgert es dich so, wenn jemand denkt ihr seid zusammen?"

"Naja, weil...", begann Polly, "weil er ein Arsch ist und ich, bei Merlins Bart, nicht will, das man mich mit so einem in Verbindung bringt."

Sie nahm Lily wieder das Besteck ab und schob sich das Essen in den Mund.
 

Am anderen Ende des Gryffindortisches grummelte auch Sirius Black vor sich hin.

Als ob er etwas mit Malloy anfangen wollte!

Klar, sie war hübsch - mit den blonden Locken und den strahlenden Augen, erinnerte sie ihn ein bisschen an einen Engel - aber das machte nicht ihr verdorbenes Inneres weg. Sie war der Teufel in Verkleidung!

Er mochte dieses Mädchen nicht, seit sie ihn in der zweiten Klasse hatte abblitzen lassen.

Niemand lies Sirius Black abblitzen!

Von Zeit zu Zeit, in Momenten einen Höhenrauschs, erlaubte er sich einen Blick zu ihr, eine anzügliche Bemerkung und eine Berührung, in der Hoffnung, er kriege sie doch noch rum.

Niemand ließ Sirius Black abblitzen!

Niemand, außer Apolline Malloy und diese tat es lautstark und mit Drohungen und Flüchen.

"Verfluchtes Weib", zischt Sirius leise, während er seinen Hackbraten regelrecht pürierte.

"Man, Tatze, komm wieder runter", sagte James genervt.

"Ich will aber nicht wieder runter kommen, Krone. Dieses Weib macht mich einfach fertig, die bringt mich noch ins Grab", wütete er weiter.

"Sirius, gib Ruhe, okay? Apolline war auch nicht begeistert von Professor McGonagalls Annahme und ihr habt die Lage doch mehr als genug geklärt.

Außerdem hat die Professorin Recht, wir sollten zusammenhalten, in diesen Zeiten", argumentierte Remus.

Sirius Black verdrehte die Augen. "Ja, ja. Schon klar."

Er stand auf. "Könnten wir bitte noch etwas nach draußen gehen? Ich brauche dringend frische Luft."

Seine beiden Freunde nickten seufzend und erhoben sich ebenfalls.
 

"Sirilein, huhu!", schrillte eine Stimme über den Hof.

Mit einem Lächeln, das in diesem Gesicht einfach nur fehl am Platze wirkte, schritt eine große Brünette auf die Rumtreiber zu. Ihre dunklen Augen funkelten hinterlistig.

Beim Klang der Stimme, schauderte Sirius. Gott, wie er sie hasste, mehr noch als das das blonde Teufelchen!

"Bellatrix", antwortet er eiskalt.

"Da ist ja mein liebster Cousin", sprach sie mit einem ironischen Lächeln.

"Verschwinde Black oder ich hetz dir und deinen Herzbuben was auf den Hals", warf James ein und deutete auf Rodolphus Lestrange und Walden MacNair, die sie wie zwei Bodyguards flankierten.

Bellatrix Blacks schrilles, beinah hysterisches Lachen schallte über den Schulhof.

"Ach das kleine Potter-Baby will mich verfluchen! Jetzt habe ich ja solche Angst", feixte sie und ihre Leibwächter grinsten dümmlich.

"Was willst du Bellatrix?", fragte Sirius unterkühlt und trat mit erhobenem Kinn einen Schritt auf seine Cousine zu.

Sie schob die Unterlippe vor. "Darf ich nicht einmal meinem Cousin und seinen Freunden einen Besuch abstatten?"

"Wenn du einen Cousin sehen willst, dann geh doch zu Regulus, dem kleinen perfekten Black-Spross", entgegnete er.

"Aber Sirilein, was sprichst du da? Du verletzt mich."

"Du wirst drüber wegkommen und jetzt solltest du verschwinden und mit deinen Schoßhündchen spielen. Die brauchen dringend Auslauf."

Mit einem abfälligen Schnauben deutete er auf die Slytherins neben ihr.

"Wir sind keine Schoßhündchen", zischte MacNair und zog den Zauberstab.

Doch noch bevor er ihn richtig erhoben hatte, wurde er schon zu Boden geworfen.

James grinste süffisant. "Langsam wie eh und je, MacNair."

Jetzt zog auch Lestrange den Zauberstab und zielte. "Treib es nicht zu weit, Potter!"

Bellatrix drückte seinen ausgestreckten Arm herunter und lächelte.

"Aber nicht doch, wer will denn hier streiten? Kommt Jungs, lass uns gehen, wir können später noch mit unseren liebsten Löwen plaudern."

Sie gab Sirius einen Kuss auf die Wange und verschwand mit ihren Anhängseln im Schloss.

Verzweifelt versuchte sich ihr Cousin den Ekel von der Wange zu wischen.

"Bah, ist das widerlich! Diese alte Sabberhexe!"

"Ich sehe, sie ist charmant wie immer", urteilte Remus sarkastisch.

Sirius schnaubte.
 

"Oh nein, bitte sagt mir das das nicht wahr ist", murmelte Apolline und schaute zu den Slytherins, die gerade auf sie zukamen, als sie vor dem Klassenzimmer warteten.

"Bitte, sagt mir nicht, dass wir mit denen Zauberkunst haben. Ich war so froh, sie nicht mehr in Zaubertränken sehen zu müssen."

"Tut mir Leid, Polly, aber so wie es aussieht schon", meinte Penny seufzend.

Sie mochte die Slytherins auch nicht besonders. Ihr Spott in den vergangenen Jahren, wegen ihrer mangelnden Kompetenz in der Braukunst, hatte sich in ihr Gehirn eingebrannt.

"Ignorieren wir sie einfach", schlug Lily vor, kam aber nicht umhin, einen Blick zu Severus Snape zu werfen, der einmal ihr bester Freund gewesen war.

Sie würde ihn heute noch zu ihren Freunden zählen, aber er bevorzugte andere Kreise. Kreise in denen sie nicht geduldet wurde und zu denen sie auch nicht gehören wollte.

Er war Anhänger der Schwarzen Magie und angehender Todesser - das wusste Lily und dennoch wollte ein kleiner Teil von ihr stets wissen, dass es ihm gut ging, dass er in Sicherheit war und ein weiterer winziger Teil von ihr wusste, dass Severus im Grunde gut war.

Niemals hätte sie derartige Gedanken geäußert, auch nicht ihren besten Freundinnen gegenüber, die früher nie verstanden hatten, wie Lily mit dieser Schlange befreundet sein konnte und vor allem, warum sie das wollte.

Sie waren froh, dass sich mit der Zeit die Mauer zwischen den beiden hochgezogen hatte.

Aber sie verstanden es nicht, niemand verstand es.

Severus war Lilys Pforte in die magische Welt gewesen.

Er hatte entdeckt, dass sie besondere Kräfte hatte, die die der anderen Kinder überging.

Er hatte ihr erzählt, dass sie eine Hexe sei.

Er hatte ihr alles erklärt, was in der magischen Welt von Bedeutung war.

Er war ehrlich zu ihr gewesen.

- Nein, nicht ganz -

Er sagte, es wäre egal, ob man muggelstämmig sei, dass das Blut egal war.

Er hatte gelogen.
 

"Seht mal meine Freunde, wer da auf uns wartet - Engel, Sprenghase und Schlammblut", höhnte Robin Bale, selbsternannter Anführer der Schlangen.

Er war gut aussehend, schrieb gute Noten und konnte durch aus ein Gentleman sein, aber er drohte jede Sekunde vor Stolz zu platzen.

Für ihn waren Muggel Dreck, niedere Wesen, deren Existenz nicht gestattet werden durfte und Zauberer die von ihnen abstammten, so wie Lily, waren ebenfalls weniger Wert als ein Fußpilz.

Apolline hatte sich schützend vor ihre Freundinnen gestellt und erhob drohen den Zauberstab.

"Du widerliche kleine Missgeburt, hab ich dir nicht schon oft genug beigebracht solche Sachen lieber zu unterlassen?", zischte sie, einer Schlange ähnlicher als einem Löwen.

"Tarantallegra!"

Mit ebenfalls erhobenen Zauberstab schritt James durch den Gang, während Bales Beine anfingen, unkontrolliert zu zappeln und zu tanzen.

"Du mieser Drachenmist, sprich nicht so über Lily."

"Stupor", ein Schockzauber flog auf James zu, der ihn geschickt abblockte.

"Mieser Versuch, Schniefelus, ganz mieser Versuch."

"Er war noch nie der cleverste, was?", grinste Sirius.

"Hört auf! Es reicht jetzt", sagte Lily dazwischen und bekam von allen einen überraschten Blick.

"Bale hat dich beleidigt Lily und Snape wollte mich verletzen, so gesehen, war es Selbstverteidigung", erklärte James locker.

"Ja, wo ist dein Problem Evans?", hakte sein bester Freund nach.

"Ich... also... es ist gegen die Hausordnung und ich bin Vertrauensschülerin. Es... es ist meine Aufgabe, für... Ordnung und Gerechtigkeit zu sorgen", brachte sie mühsam hervor.

"Ist es denn gerecht, dass er dich so mies behandelt, dass er dich so... benennt? Ist es gerecht, dass er dein Leben am liebsten für immer auslöschen würde und das Leben deiner Familie?", fragte James und sein Gesicht spiegelte die Qual wieder.

Auch Lilys Blick war schmerzerfüllt als sie leicht den Kopf schüttelte.
 

Es war nicht völlig egal ob man muggelstämmig war, auch wenn Freunde einen akzeptierten und liebten. Die Gesellschaft mied Zauberer und Hexen, deren Magie eine neue Blüte am Stammbaum war.

Severus Snape hatte sie angelogen - mal wieder.

High Society

Im Krieg gab es Fronten.

An Fronten trafen sich die erbitterten Feinde.

Feinde bekriegten sich.
 

Das Klassenzimmer für Zauberkünste war eine hochexplosive Front geworden.

Auf der linken Seite hatten sich alle Gryffindors niedergelassen, zu ihrer Rechten hatten sich ihre Feinde, die Slytherins, gesetzt.

So saßen sie sich gegenüber und versuchten einander mit Blicken zu erdrosseln.

Penelope betrachtete sorgfältig das gegenüberliegende Lager, prüfte jede Gestalt mit einer grün-silbernen Krawatte.

Severus Snape versuchte James mit Blicken zu töten.

Robin Bale grinste Sirius höhnisch an.

Sein bulliger Freund Rick Skandel schaute Remus an, als wolle er gleich auf ihn losgehen.

Jeder Slytherin durchbohrte einen Gryffindor, die dann zurückbohrten.

Nur ein Mädchen, mit langen blonden Haaren, blauen Augen und von einer zierlichen Gestalt, blickte aus dem Fenster. Man hätte annehmen können sie bewundere die Landschaft, aber ihr Blick war leer, ging in eine Ferne, die man nicht sehen konnte.

Als Professor Flitwick mit dem Unterricht begann, versuchte Penny sich auf die Stunde zu konzentrieren, aber ihre Augen glitten immer wieder zu der blonden Slytherin, die verloren in das Unendliche sah.

Penelope beobachtete sie.

Das Mädchen war blass, viel blasser als sie es sonst schon war, ihr Augen hatten den Glanz verloren, mit denen sie früher verzaubert hatte, ihr Körper war mager und Penny fürchtete, ihr Gegenüber würde jeden Moment auseinander brechen können.

Der Unterricht nahm ein Ende und Penelope überlegte, ob sie die andere ansprechen sollte.

Die blonde Slytherin packte langsam ein, so war sie die letzte im Raum. Alle waren ohne sie gegangen, denn sie ertrugen ihre deprimierte Anwesenheit nicht.

Als sie auf den kühlen Korridor trat stand sie auf einmal Penelope gegenüber.

"Du sieht müde und krank aus. Fehlt dir etwas Narcissa?", fragte sie besorgt.

Narcissa Black sah die Gryffindor verwirrt an, als hätte sie seit langer Zeit zum ersten Mal eine menschliche Stimme gehört.

"Es ist so wie es sein soll. Es ist alle ganz normal", antwortete sie leise und schritt dann einfach an Penny vorbei.

"Cissy? Jetzt warte doch", die Gryffindor gab nicht nach und ging hinterher, "Cissa, du hast doch etwas. Was ist los?"

"Nein, nein, mir geht es gut. Ich muss mich gut und glücklich fühlen. Bitte, lass mich in Ruhe. Ich... ich muss noch etwas erledigen."

Narcissa eilte davon und ließ Penelope verwundert stehen.

Was bei Merlins Bart war los?
 

"Wo warst du denn Penny? Gerade warst du noch hinter uns und im nächsten Moment verschwunden", erkundigte sich Lily, als Penelope den Gemeinschaftsraum betreten und sich zu ihren Freundinnen gesetzt hatte.

"Ich... hatte etwas vergessen", antwortete das Mädchen geistesabwesend. Sie machte sich Sorgen um Narcissa, die so unglücklich dreinschaute und nicht mehr lachte und scherzte wie früher.

Narcissa war immer eine frohe Natur gewesen. Sie war offenherzig und liebenswürdig, damit war sie das genaue Gegenteil ihrer älteren Schwester Bellatrix, die grausam und bösartig war.

Die Jüngste der Black-Schwestern war nie gemein, auch nicht zu Gryffindors, im Gegenteil: in der Vergangenheit hatte sie sich in der Bibliothek öfter zu Penelope und Lily gesetzt, war auf dem Korridor mit einem Lächeln auf ihren Cousin Sirius zugegangen und sie war sogar so nett gewesen, Peter Hilfe bei den Hausaufgaben anzubieten.

Das alles hatte sie stets mit einem wunderbaren Lächeln getan, welches jedes Herz erwärmte. Wo war nur dieses Lächeln hin?
 

Schweigend machten die Mädchen ihre Hausaufgaben, aber Penny spürte die besorgten Blicke ihrer Freundinnen. Sie wussten nicht, dass nicht sie es war, der es schlecht ging.

Jedoch wunderte sich Penelope, warum niemanden Narcissas Niedergeschlagenheit aufgefallen war.

"-ny? Penny? Hey, hörst du zu?", schreckte sie Apollines Stimme aus den Gedanken.

Sie blinzelte verwirrt. "Was? Oh tut mir Leid ich war wohl woanders", entschuldigte sie sich leise.

"Wir wollten zum Essen. Es ist schon sieben Uhr. Also, kommst du mit?"

Penelope nickte nur und stand auf. Ihre Sachen ließ sie ausgebreitet auf dem Tisch liegen, sie war noch nicht fertig mit ihrem Zaubertrank-Aufsatz.

"Dir liegt etwas auf dem Herzen", stellte Lily auf dem Weg zur Großen Halle fest, aber Penny reagierte nicht. Ihre Gedanken waren wieder bei der blonden Slytherin.

Apolline und Lily tauschten einen weiteren besorgten Blick, versuchten aber nicht weiter, etwas aus ihrer Freundin rauszuquetschen. Sie würde reden, wenn sie wollte.

Beim Abendessen schwieg Penelope noch immer und ignorierte Remus Anstupsen und Zureden.

Sei rührte ihre Suppe nicht an, trank ihren Kürbissaft nicht und blickte gedankenverloren durch die Halle. Immer wieder schweifte ihr Blick zum Slytherintisch an dem Narcissa etwas abgerückt von den anderen saß und betrübt in ihrem Essen stocherte.

"Penny, Mund auf." Erschrocken drehte sie sich zu Remus, der ihr mit einer Gabel Gemüse vor dem Gesicht herumfuchtelte. Sie öffnete abwesend den Mund und kaute das Essen langsam. Kaum hatte sie den Bissen geschluckt, wartete schon der nächste.

"Braves Mädchen", lobte ihr bester Freund sie, als sie den letzten Bissen angenommen hatte.

"Möchtest du Nachtisch?", fragte Sirius grinsend und hielt ihr einen Löffel Pudding hin.

Penelope schob seine Hand weg. "Nein, danke. Ich hab keinen Hunger."

Sirius zuckte die Schultern und schob sich den Schokoladenpudding selbst in den Mund.

Sie betrachtete ihn und auf einmal fiel der Groschen. Wenn Narcissa nicht antwortete, fragte sie einfach ihren Cousin.

"Du Sirius?", begann sie und der Angesprochene lächelte sie breit an, froh darüber, dass sie endlich wieder Leben bekam. "Ja, Penelope?"

"Narcissa sieht so traurig aus. Fehlt ihr irgendetwas?"

Sie hatte nur den Namen genannt, da erstarrte das Gesicht von Sirius und verzog sich zu einer schmerzvollen Miene.

Auch die anderen lauschten jetzt, sahen hin und wieder zum Slytherintisch, aber Narcissa war bereits hinausgeeilt.

"Fehlen tut ihr nichts, im Gegenteil", meinte Sirius verbittert und betonte "fehlen" sehr stark.

"Aber sie hat etwas oder? Sie sieht unglücklich aus", hakte Penelope weiter.

"Sie ist auch unglücklich, sehr unglücklich. Zuhause hat sie zumindest versucht zu lächeln, da sie glücklich sein soll, aber hier kann sie gut unglücklich sein. Nicht einmal Bellatrix würde es wagen das zu petzen", erklärte Sirius.

"Was ist denn los?", fragte jetzt auch Remus.

Sein Freund schwieg und ballte die Hände zu Fäusten.

Apolline beobachtete sein Gesicht genau. Plötzlich jappste sie erschrocken nach Luft.

"Nein!", flüsterte sie entsetzt.

Sirius Augen trafen die ihren und sein trauriger Blick lies keinen Zweifel daran, dass Polly mit ihrer Vermutung voll im Recht war.

"Ja, Cissy wurde verlobt", bestätigte er nur leise.

James und Lily ließen ihr Besteck fallen, Remus starrte ihn fassungslos an und Penelope musste sich an ihrem besten Freund festhalten um nicht umzukippen; vor ihren Augen drehte sich alles.

"Verlobt?", hauchte sie leise.

"Mit wem?", fragte James, war sich aber innerlich klar, dass er die Antwort nicht hören wollte.

Sirius Gesicht wurde grimmig und bekam einen wilden Ausdruck. "Lucius Malfoy."

Lily schlug entsetzt sie Hand vor den Mund, James riss die Augen auf und Penelope fiel in Ohnmacht.
 

Als sie die Augen aufschlug, schaute sie an die verzauberte Decke der Halle.

Remus Gesicht tauchte auf und lächelte erleichtert.

"Penny, alles okay?", fragte James.

Sie musste sich einen Moment sammeln, alle Informationen zusammenfassen.

Narcissa Black war mit ihren 15 Jahren verlobt worden, verlobt mit Lucius Malfoy, der jetzt etwa 19 Jahre alt war. Cissy war unglücklich!

Penelope hatte nicht realisiert, dass sie weinte, bis Remus ihr eine Träne wegwischte und sie in den Arm nahm.

"Warum?", flüsterte sie heiser, das Gesicht an seine Schulter gepresst.

Sirius sah aus, als wolle er sogleich einen Mord begehen. Grimmig sah er beiseite, während er zischend antwortete: "Willkommen im Leben der magischen High Society."

Apolline schnaubte verächtlich. "Du meinst wohl: Willkommen in der Welt der Vollbekloppten." Er lachte. "Ja, genau die meine ich."

"Ich glaub mir ist schlecht", meinte Lily, "Können wir bitte an die frische Luft?"

Die anderen stimmten zu und Remus zog Penelope auf die Füße.

Zusammen gingen sie nach draußen und spazierten über die Ländereien.

"So etwas widerwärtiges, wie kann man sein Kind nur mit 15 Jahren verloben?", regte sich Lily auf. Sie verstand den Bluterhaltungstrieb der magischen Familien nicht.

"Was ich mich frage, warum ausgerechnet Narcissa und nicht Bellatrix oder Andromeda?", fragte Remus.

"Dromeda hat Mist gebaut. Sie wurde aus der Familie gestrichen", erklärte Sirius und seufzte betrübt.

Andromeda Black, seine älteste Cousine, hatte er stets am meisten geliebt aus seiner Verwandtschaft, da sie keine Abneigungen ihm gegenüber zeigte, weil er in Gryffindor war, weil sie ihn nicht hasste wie die anderen. Sie stimmte ihm zu - der ganze Wahn der Familie Black war gequirlter Mist!

"Was hat sie denn getan?", fragte Lily.

"Erinnert ihr euch noch an den guten Ted Tonks? Sie hat ihn geheiratet und ein Kind bekommen", erzählte er und grinste.

Ihm gefiel es, dass seine Cousine den Blacks so die Stirn geboten hatte. Sie liebte einen Muggelstämmigen und war einfach mit ihm durchgebrannt.

James lachte. "Super, ich wusste deine Cousine ist eine tolle Frau!"

Polly stimmte ihm zu. "Die beste Black, die die Welt je sah, außer dir vielleicht Blacki-Boy."

"Danke für die Blumen, Malloy", erwiderte er kurz, "naja jedenfalls hatte meine liebste Tante Druella Angst, da ihr das herzallerliebste Bellalein erzählte, die kleine Cissa hätte Interesse an Jacob Bishop."

"Moment! Die Bishops sind doch auch... reinblütig", fiel Lily ein und stolperte über das letzte Wort. Es war ihr zuwider Hexen und Zauberer nach ihrem Blut zu klassifizieren.

"Ja sind sie, aber sie gelten als Muggelfreunde, ähnlich wie meine Familie", sagte James.

"Du bist auch mit den Blacks verwandt", mischte Apolline dazwischen.

"Natürlich, in den magischen Familien treibt es sowieso jeder mit jedem", lachte Sirius. "Meine Eltern sind auch näher verwandt. Ihre Großeltern waren Geschwister."

Darauf schwiegen alle einen Moment.

Penelope kam selbst aus einer halbblütigen Familie. Ihre Großmutter mütterlicherseits war ein Muggel und die Eltern ihres Vaters waren beide muggelstämmig.

Es erschreckte das Mädchen schon ein Leben lang, wenn sie von den harten Sitten, wie einer Zwangsheirat, der reinblütigen Familien hörte.

"Also büßt Narcissa für den Fehler ihrer Schwester", fasst Remus es grob zusammen.

"Und dafür dass sie Jacob zu sehr mag", fügte Lily hinzu.

"Ja so ungefähr", bestätigte Sirius seufzend.

Er wusste, dass Cissy nie wieder die alte sein würde.

"Malfoy hat sich bestimmt gefreut, der blöde Drachenmist", knurrte James.

"Freuen ist untertrieben. Ist bei der Verlobungsfeier rumgerannt wie eine Grinsekatze und hat Narcissa einfach hinter sich hergezogen. Sobald sie mal nicht lächelte hat er sie sogleich gescholten, dass sie gefälligst stolz zu sein hat, jemanden wie ihn zu bekommen", erzählte Sirius.

"Mieser kleiner Drachenschwanz", fluchte Apolline, alles andere als damenhaft.

Sie wollte gerade eine ganze Parade Schimpfwörter über Malfoy loslassen, als sie zwei Gestalten am See sah.

"Da ist Narcissa", sagte sie überrascht und deutete auf die größere, blonde Person.

"Cissy!", erleichtert rannte Penelope auf sie zu und fiel ihr um den Hals.

"Es tut mir so Leid für dich. Oh, Cissy, wenn ich etwas für dich tun kann, wenn ich dir irgendwie helfen kann, ich würde alles tun", weinte Penny.

Narcissa drückte die Gryffindor von sich. Ihre Augen waren rot und gequollen von langem Weinen. Sie schüttelte den Kopf. "Du kannst mir nicht helfen, niemand kann das." Erneute Tränen bahnte sich den Weg über ihre blassen Wangen.

"Nicht wieder weinen, Cissa", sprach die andere Person.

Penny schaute verwundert auf die kleine Schwester von Remus.

"Jodie?", erklang die Stimme des Bruders, der mit den anderen am See ankam, "Was tust du hier?"

Jodie schaute ihn an und erzählte: "Ich wollte einen Spaziergang machen, nach dem Abendessen und als ich hier unten am See ankam, da sah ich Cissa hier sitzen und weinen."

Narcissa lächelte matt und strich der Kleinen übers Haar.

"Du hast eine wunderbare kleine Schwester, Remus."

Sie schaute zu ihrem Cousin. "Du hast es ihnen erzählt."

"Ja, es tut mir leid, aber Penny war so besorgt deinetwegen. Sie war selbst schon völlig neben sich", antwortete er mit gesenktem Blick.

Seine Cousine nickte still und schaute auf den See hinaus.

Jodie griff nach ihrer Hand und drückte diese. "Du darfst nicht völlig aufgeben. Du heiratest nach deinem Abschluss, das sind doch noch drei Jahre. Magst du nicht dein Leben noch genießen wollen?"

Die Slytherin lächelte das Mädchen an. "Natürlich möchte ich das, es gibt soviel, was ich noch tun will, eh man mich an dieses Flubberwurm kettet."

"Egal was du wünscht, Madame, wir helfen dir", bot James lächelnd an und Lily stimmte ihm zu. "Natürlich, also was möchtest du am liebsten tun."

Narcissa kaute auf ihrer Unterlippe. "Also am meisten... am liebsten hätte ich mehr zeit mit Jacob.

"Das kriegen wir hin", meinte Apolline sicher.

"Daran zweifle ich nicht, aber naja... meine Familie...", wandte die junge Black ein.

"Ja, Spitzel überall. Aber wir wären nicht die Rumtreiber, wenn wir dieses Hindernis nicht umgehen könnten. Oder Jungs?", fragte Sirius in die Runde. Seine Freunde stimmten ihm zu.

James grinste breit. "Endlich wieder Slytherins ärgern. Das Schuljahr kann losgehen!"

Narcissa lachte leise und wischte sich die letzte Träne fort. "Danke sehr."

Toujour Pur

"Du Remus?" Jodie saß neben ihrem Bruder und schaute ihn mit erwartungsvollen Augen an.

"Ja, Jodie, was gibt es denn?", erkundigte er sich und lächelte.

"Naja, wie ist das eigentlich? Muss ich auch mal jemanden heiraten, den Mummy und Daddy festlegen?"

Remus lachte, es war nicht lustig, aber er lachte, um ihr die kummervolle Miene zu verwischen.

"Nein, Sonnenblümchen, du wirst eine freie Wahl haben."

Es war die Wahrheit, denn die Familie Lupin gehörte nicht zu jenen Kreisen, die ihren Kindern eine Vermählung aufdrückten, weil sich das so gut im Stammbaum machte.

Die kleine Familie wollte das auch gar nicht. John und Anna Lupin wollten nur Glück und Liebe für ihre Kinder, denn das verdienten ihre Lieblinge.
 

"Warum?", fragte Penelope leise. Sie saß mit Lily und Apolline in der Bibliothek.

Eigentlich sollte sie ihren Aufsatz über Gebräue im 18. Jahrhundert anfertigen, aber es mangelte ihr Konzentration.

"Warum tun sie so etwas? Wie kann man das seinem Kind antun?"

Lily nickte betrübt den Kopf und sah zu Polly, die noch immer über ihrer Verwandlungshausaufgabe brütete.

"Toujour pur", sagte sie schlicht.

"Immer rein - wage es ja nicht dagegen zu verstoßen oder du bist längste Zeit lebendig gewesen", erklärte eine verächtliche Stimme.

Sirius ließ sich auf einen Stuhl neben Penny fallen und schnaubte.

"Ihr müsst eins verstehen, in der High Society -" er spuckte es aus wie einen verdorbenes Stück Fleisch, "- ist man konservativ und selbst das kommt nicht mal annährend an diese antike Denkweise heran. Immer reinen Blutes - das ist das oberste Gebot und es ist das Gesetz, dass ich an der Welt meiner Familie am meisten hasse.

Reines Blut - so ein Müll."
 

James flog.

Er fühlte sich frei, wenn er durch die Lüfte sauste. Es war eine andere Welt, eine andere Magie, als die die er kannte, eine andere Magie als die Liebe, die ihn an Lily Evans fesselte.

Es war der Zauber von Freiheit. James liebte Freiheit. Man konnte ihn nicht einsperren, daran würde er vermutlich zerbrechen.

Ein anderer Vorteil des Fliegens war die Klarheit seiner Gedanken. Sobald er in die Luft aufstieg, war sein Verstand klar.

James kannte die Welt da unten, die Welt der Reinblütigen, auch wenn seine Familie sich aus solchen Sitten heraushielt. Aber James wusste, in was für einer Welt Narcissa Black lebte und was eine Hochzeit für sie war. Es war nicht die Erfüllung von Liebe, es war ein Käfig, Fesseln die sie an jemanden ketteten, den sie nicht liebte, den sie vielleicht nicht mal richtig kannte.

James war froh, dass seine Eltern anders dachten. Denn obwohl sie Teil der höheren Gesellschaft waren, würden Charles und Doreen Potter niemals eines ihrer Kinder derart verraten.
 

Es tat Narcissa gut, dass ihre Freunde wussten, was sie erwarten würde, wie ihre Zukunft aussehen würde.

Sie hatte sich geschämt und sie hatte Angst, ihre Freunde würden sie meiden, wenn sie wüssten, mit wem sie die Zukunft teilen sollte.

Narcissa wusste seit langer Zeit, dass ihr Leben nicht einfach sein würde, dass das Leben nicht nach ihren Regeln, sondern den Regeln ihrer Eltern spielte.

Doch sie hatte nie die Hoffnung aufgegeben, hatte an ihren Träumen festgehalten.

Heilerin war ihr Traumberuf gewesen; Menschen helfen, ganz egal ob magisch oder nicht.

Sie hatte auch auf Liebe gehofft, dass man ihr die Wahl lassen würde oder zumindest, dass man sie gehen lassen würde, so wie bei Andromeda.

Ihre Schwester hatte einen Fehler begangen, für den sie nun büßen musste. Aber konnte sie ihre große Schwester dafür hassen? Nein, denn Andromeda war frei und glücklich, also war auch Narcissa froh. Wenigstens hatte eine von ihnen die Flucht geschafft.

Aber Cygnus und Druella Black würden einen solchen Verrat zukünftig nicht noch einmal dulden. Toujour pur.
 

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Ein kleines Nachwort:

Entschuldigt, dass es nur so ein winziges Kapitel ist, ein längeres ist schon in Arbeit, aber ich wollte das unbedingt einschieben, weil das in den nächsten Kapiteln hin und wieder aufgegriffen wird.

Danke fürs Lesen <3

:)

Sexy? Negativ.

Bereits nach zwei Schultagen waren alle wieder voll und ganz im Alltag gefangen.

Hausaufgaben hier, die ein oder andere Strafarbeit da halfen sicherlich auch.

Genervt klappte Sirius sein Verwandlungsbuch zu und warf es in eine Ecke des Gemeinschaftsraums.

"Ich habe keine Lust mehr!", sagte er gedehnt und legte den Kopf in den Nacken.

Unbeeindruckt las Remus weiter. James dagegen tat es seinem besten Freund nach und warf sein Schulzeug weg.

"Lasst uns ein paar Runden auf dem Gelände drehen", schlug er vor und Sirius sprang sofort begeistert auf.

"Komm schon Rem, alter Kumpel! Pete beweg dich, hopp hopp!", freute sich Black wie ein kleines Kind und zupfte an Remus Ärmel.

Seufzend legte der sein Buch beiseite.

"Ausnahmensweise", meinte er und stand auf. Peter quiekte vergnügt und ging mit seinen Helden hinaus. Denn für ihn waren sie genau das - Helden, zu denen er aufsah, Helden, in deren Glanz er sich sonnen konnte, denn schließlich gehörte er zu ihrem exklusiven Club.

Gemeinsam streiften sie durch die Korridore, die so gut wie leer waren. Die meisten Schüler kämpften mit Bergen von Hausaufgaben, die anderen versuchten die letzten Sonnenstrahlen des Sommers einzufangen.

"So mein Herren, das Schuljahr hat begonnen und meiner Meinung nach, haben die Rumtreiber ziemlich nachgelassen. Kein einziger Streich bisher, kaum eine Prügel mit Slytherins. Leute, ich bin enttäuscht", sagte Sirius ernsthaft und sah seine Freunde an.

James senkte schuldbewusst den Kopf und seufzte traurig, Remus dagegen verdrehte nur die Augen.

"Uh wie wäre es wenn wir deiner Cousine grüne Haare zaubern", schlug Peter vor.

Sirius schnaubte und winkte ab. "Petie wir sind doch keine Kinder mehr. Haare färben, pah, ich möchte Bellalein bluten sehen, nicht mit bunten Haaren. Die ist so schon gruselig genug."

"Voll und ganz deiner Meinung, Tatze", stimmte James zu. "Deine reizende Cousine hat wirklich mal ne Streichdusche verdient. Wir müssen sie schließlich gebührend verabschieden. Sie wird mir echt fehlen nächstes Jahr." Er legte die rechte Hand aufs herz und schniefte theatralisch.

Sein bester Freund tätschelte ihm tröstend die Schulter. "Mir auch Kumpel, mir auch."

"Ach was, ihr habt doch noch Snape", meinte Remus gelassen.

Das Gesicht der zwei Rumtreiber wurde zu grinsenden Fratzen. "Ach ja, Schniefelus der Gute. Ja, der bleibt uns natürlich erhalten."

"Trotzdem finde ich, dass wir uns zunächst um Bellatrix kümmern. Irgendwelche Vorschläge Männer?", fragte James in die Runde.

Die anderen schüttelten die Köpfe.

Remus fing an leise zu lachen und bekam von seinen Freunden verwirrte Blicke zugeworfen.

"Was ist so lustig? Hast du eine brillante Idee, mein Freund?", stocherte Sirius.

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Nein, mir ist nur gerade eingefallen, dass es da so ein dämliches Gerücht gibt."

"Seit wann interessierst du dich für Gerüchte, Moony? Wirst du jetzt zur Klatschtante?", überlegte James.

"Nein", antwortet der andere ernsthaft, "aber ich fand es unglaublich komisch, dass Bellatrix Black André heiß finden soll. Es heißt sie habe schon lange versucht ihn rumzukriegen -"

"Moment!", mischte sich Sirius ein, "Du meinst jetzt aber nicht André Malloy oder?"

"Ja doch, oder kennst du noch einen anderen?"

Sirius grinste über beide Backen und fing dann an bellend zu lachen. Auch James fand die ganze Sache zum brüllen komisch und die beiden Freunde lagen sich in den Armen, damit sie nicht umfielen.

Remus lächelte ebenfalls breit. "Ich sagte doch es ist komisch."

Tatze schnappte nach Luft und versuchte sich ein wenig zu beruhigen.

"Das ist nicht nur komisch, Remus, das ist ... genial!" Ein unheimliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Das ist die Information die wir brauchten. Danke Moony."

Die anderen Rumtreiber sahen ihn nur verwirrt an. "Wieso, brauchen wir diese Information?", fragte Peter.

Sirius ging mit freudigen Schritten weiter, während er seinen Freunden den Plan erläuterte: "Na seht mal, Bellatrix will etwas von André, der wiederum ein Gryffindor ist und sie ganz und gar nicht ausstehen kann. Wer kann das auch schon?

Jedenfalls wird der gute Andy unsere Geheimwaffe. Er wird sicher auf unserer Seite sein und wie jeder Gryffindor froh sein, den Slytherins eins auszuwischen.

Wir fangen einfach an. André Malloy ist unser Quidditch-Kapitän, Bellatrix die Star-Spielerin der Slytherins. Wir hauen unsere besten Freunde einfach beim nächsten Spiel kräftig in die Pfanne und André ist der Schlüssel, der Bellatrix ausschalten wird. Vor, nach und in dem Spiel."

James klopfte ihm auf die Schulter. "Brillant, mein Freund. Du bist begnadet wie immer."

"Aber ihr schlagt die Slytherins doch sowieso", warf Peter ein.

"Ja, aber immer nur ganz knapp", gab James widerwillig zu.

"Nicht dieses Jahr", verkündete Sirius stolz, "dieses Jahr werden sie zu Grunde gerichtet!"
 

"Polly, kannst du mir mal helfen?" Unter einem riesigen Bücherstapel auf den Armen schwankend, taumelte Penelope die Treppe zum Gemeinschaftsraum nach unten.

Polly war gerade nicht da, dass sah ihre Freundin aber nicht.

Als sie versuchte, an ihrem Gepäck vorbei zu sehen, kam, was kommen musste.

Penny stolperte.

Mit lautem Poltern und krachen landeten die Bücher am Ende der Treppe und Penelope stürzte die Treppe hinunter.

Unauffälliger war es natürlich nicht gegangen. Alle Schüler schauten zu ihr, bestürzt oder amüsiert.

Besorgte Rufe drangen an ihr Ohr, als sie versuchte sich aus ihren Bett aus Büchern zu erheben.

Eine Hand fasste sie am Arm und zog sie sanft auf die Füße.

"Ein filmreifer Auftritt, das muss man dir lassen."

Als sie aufsah schaute sie in das lächelnde Gesicht von Apollines Bruder.

André zog seinen Zauberstab und stapelte die Bücher in der Luft aufeinander.

Polly seufzte erleichtert. "Danke."

"Wo wolltest du den mit so vielen Büchern hin?", fragte er.

"Ich muss sie in die Bibliothek zurückbringen, sonst verflucht mich Madam Pince."

André lachte. "Das können wir natürlich nicht zulassen. Die Dame möge mir gestatten, dass ich sie begleite und ihr die schwere Last transportiere?"

Penny stimmte in sein Lachen ein. "Oh sehr gern. Man trifft ja nur selten auf solche Gentlemans."

Es war leicht mit André Malloy zu scherzen und zu lachen. Er war von Natur aus ein fröhlicher Zeitgenosse.

Zusammen verließen sie den Gryffindorturm und machten sich auf den Weg in die große Bibliothek von Hogwarts, die heiligen Hallen der Bibliothekarin Irma Pince.

Vor ihnen her schwebte der Bücherstapel.

Das Mädchen zischte leise.

"Stimmt etwas nicht, Penny?", fragte ihr Begleiter besorgt.

"Schon okay, mein Knöchel tut nur etwas weh. Es geht bestimmt gleich vorbei", tat sie ihren Schmerz leichtfertig ab.

"Sicher? Der Sturz sah ziemlich übel aus. Ich bringe dich gleich in den Krankenflügel, nachdem wir die Bücher abgegeben haben."

"Nein, nein, das ist wirklich nicht nötig. Ich lasse den Knöchel einfach von Lily mit einem Kühlzauber belegen. Wirklich, ich muss nicht in den Krankenflügel."

André hörte sich ihre Einwände kopfschüttelnd an.

"Vergiss es. Wenn es sein muss schleife ich dich zur Krankenschwester", damit war für ihn die Sache erledigt und Penny musste sich geschlagen geben.

Die Dickköpfigkeit lag nun einmal in der Familie Malloy.

Sie war eigentlich zu spät dran mit ihren Büchern, aber dank eines charmanten Lächelns und einigen Schmeicheleien Andrés ließ Madam Pince Gnade vor Recht ergehen.

"Warte kurz", hielt Penelope ihn an, als sie kurz vorm Krankenflügel waren.

Sie lehnte sich an die Wand und rieb sich den Fußknöchel.

Ihr Begleiter wartete geduldig, dann schlang er einen Arm um ihre Taille und legte sich ihren Arm um die Schultern.

"Danke", murmelte sie leise und ging, von ihm gestützt, in den Krankenflügel.

Die mütterliche Krankenschwester kam sofort auf sie zugeeilt, kaum dass sie ihre Station betreten hatten.

"Schon wieder gestürzt, Penelope?", fragte Madam Pomfrey und drückte sie sanft auf eine Liege.

Die junge Gryffindor wurde leicht rot und nickte nur still.

"Kindchen, was soll ich nur noch mit dir machen?"

André konnte sich ein Grinsen nicht ersparen.

"Es tut mir Leid, Madam Pomfrey", entschuldigte sich Penny.

"Ja, ich weiß Kindchen. So jetzt halt brav den Fuß still." Mit geübten Griffen zog die Schwester ihr Schuh und Strumpf aus, rieb eine Kräutersalbe auf den Fuß, verband ihn und zog ihr Strumpf und Schuh wieder an.

"So das war's. Du solltest den Fuß so wenig wie möglich belasten für die nächsten zwei Stunden. Also am besten machst du es dir in deinem Gemeinschaftsraum gemütlich und wartest ab", mit diesem Worten und einem herzlichen Lächeln verabschiedete Madam Pomfrey die zwei Schüler.

Vor der Tür des Krankenflügels schlang André wieder einen Arm um ihre Taille.

Diesmal aber umfasste er mit dem anderen Arm ihre Beine und zog sie auf seine Arm.

Erschrocken stieß Penelope einen spitzen Schrei aus.

"Was tust du denn da? Lass mich runter, ich kann alleine laufen."

"Nein, Madame Pomfrey hat gesagt du sollst den Fuß nicht belasten, also sorge ich dafür, dass du dich an die Vorschrift hältst."

"Aber, ich bin doch zu schwer", startete sie einen kläglichen Versuch, ihn zu überreden, sie runter zu lassen.

André lachte. "Du bist sogar noch leichter als meine Schwester und die kann unser zwölfjähriger Cousin hochheben."

Keine weiteren Widerworte duldend machte er sich mit ihr auf den Weg.
 

Sie waren gerade in den westlichen Korridor des zweiten Stockes eingebogen, als André am liebsten umgedreht wäre.

Mit hochgehobener Nase, so dass es reinregnen könnte, stolzierte Bellatrix Black, flankiert von ihren Schoßhündchen.

Als sie die Gryffindors erkannte, verzog sich ihr Gesicht zuerst in eine ungläubig Miene, dann jedoch in eine spöttische Fratze.

"Sieh an. André, welch eine Freude dich zu treffen", meinte Bellatrix mit zuckersüßem Lächeln, "Sag was trägst du da mit dir rum? Dein neues Püppchen? Reizend, aber sicher wirst du ihrer bald müde."

"Im Gegensatz zu dir, bin ich eine äußerst treue Seele", meinte er schnaubend.

"Ach komm schon", schmollte Bella, "Was will ein gut aussehender Quidditchspieler wie du mit so einem drittklassigen Mauerblümchen. Sie ist ja noch nicht einmal reinblütig."

"Sie ist reiner als du, Blut interessiert mich nicht."

Bellatrix lachte schrill. "Eine Jungfrau, oh Himmel, André ich wusste ja nicht, was für ein Schlimmer du bist. Das ist richtig sexy, weißt du?"

"Ja, damit wäre ich wohl dann der einzige von uns der sich mit diesem Adjektiv schmücken darf. Den du bist so sexy wie ein Flubberwurm", entgegnete er und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, während Bella rot vor Zorn anlief.

Jedoch versuchte sie ihre Haltung zu bewahren. "Du musst noch so unglaublich viel lernen, was den Umgang mit Frauen angeht. Ich könnte die gerne Privatstunden erteilen", bot sie an und zwinkerte kokett.

"Ich denke, den Umgang mit Frauen hat er schon sehr gut drauf, das einzigste was du ihm beibringen könntest, wäre wie man eine Krähe wie dich schlachtet", erklang eine hochmütige Stimme hinter ihr.

Mit einem frechen Grinsen kam Sirius aus einem Seitengang, gefolgt von seinem Freunden. Er droht seiner Cousine mit gezücktem Zauberstab und James tat es ihm gleich. Peter versteckte sich eher hinter den beiden, als das er wirklich einen Beitrag leistete und Remus schaute zu Penny, die errötet zu ihren Klassenkameraden sah.

Fragend blickte ihr bester Freund zu ihr. Er fragte sich, was seine beste Freundin auf den Armen des Gryffindor-Quidditchkapitäns machte.

Mit einem Nicken deutete sie auf ihre Fuß, den sie leicht anhob, damit er den Verband sah. Remus verstand und schüttelte lächelnd den Kopf. Das war typisch Penelope!

"An deiner Stelle würde ich meine kleinen Wachen nehmen und mich in das Kerkerloch zurückziehen", sagte James.

"Also ich", begann Sirius, "ich an deiner Stelle würde gleich Selbstmord begehen, damit ich niemanden mehr mit meiner hässlichen Visage zum Kotzen bringen könnte."

Er grinste seine Cousine böse an, die ihren Zauberstab zog und auf ihn richtete.

"Du mieser kleiner Verräter, du wagst es so mit mir zu reden? Du kleine Ratte!", schimpfte Bellatrix und feuerte einen Fluch auf Sirius ab, dem dieser aber geschickt auswich.

"Sieh doch ein, dass ich zu gut für dich bin, Bellalein."

Seine Cousine lächelte. "Rodolphus. Walden. Zeigt unseren kleinen Freunden, wie wir mit Verrätern und Muggelfreunden verfahren."

Mit fiesen Fratzen zogen die beiden Slytherins ihre Zauberstäbe und feuerten Flüche auf die beiden Gryffindor ab.

Dafür dass sie groß und kräftig gebaut waren, konnten sie ziemlich flink sein.

James und Sirius hatten kaum Zeit Gegenangriffe zu starten. Ein Zauber traf James direkt auf der Brust und er sackte zusammen.

Remus ließ Walden McNair dafür mit einer Ganzkörperklammer erstarren.

Während Sirius sich auf Lestrange stürzte, setzte André Penelope ab und entwaffnete Bellatrix, die gerade ihren Cousin schocken wollte.

"Es reicht jetzt, Bellatrix. Es tät dir und deinen Anhang gut, jetzt zu gehen."

Sie sah ihn lächelnd an, ging auf ihn zu und küsste ihn.

"Wir sehen uns wieder Schätzchen", hauchte sie lasziv.

Mit Bewegungen, die wohl aufreizend aussehen sollten, hob sie ihren Zauberstab auf, befreite McNair und ging dann mit schwingenden Hüften davon, gefolgt von ihren sabbernden Dackeln.

André war blass und sah aus als würde er sich jeden Moment übergeben.

"Jetzt ist mir schlecht, absolut schlecht", meinte er mit starrem Blick.

Sirius nickte. "Ja Mann, sie steht eben auf dich. Ist doch super!"

Apollines Bruder schaute ihn verwirrt an. "Was soll daran denn bitte super sein? Das ist nehme ich doch lieber einen Drachen, der ist handzahmer."

James rappelte sich auf und stützen sich auf Peter. Er grinste. "Ein Drachen ist nicht nur handzahmer, er sieht auch noch besser aus als Bellatrix."

"Besser als die auszusehen ist ja nicht gerade schwer", entgegnete André lachend.

"Vergiss nicht, das ein Drache intelligenter ist", meinte Penelope und stütze sich an die Wand.

Die Jungs lachten. "Yeah, das sowieso."

André nahm Penelope wieder ungefragt auf die Arme.

"Ach jetzt hör doch auf mit dem Quatsch!"

"Nein, Madam Pomfrey hat gesagt du sollst deinen Fuß schonen."

"Ich bin aber kein Kind mehr, lass mich runter", jammert Penelope. Dann sah sie verzweifelt zu ihrem besten Freund. "Remus, hilf mir, bitte", flehte sie, aber Remus schüttelte den Kopf.

"Wenn Madam Pomfrey gesagt hat, du sollst dich schonen, dann stehe ich ganz auf Andrés Seite. Tut mir Leid, Penny", erwiderte der und lächelte.

"Oh toll, mir geht's auch dreckig, trägt mich jemand?", fragte James in die Runde und hielt sich die Brust, wo der Schockzauber ihn erwischt hatte.

"Klar Kumpel, spring auf", lachte Sirius und deutete auf seinen Rücken. Das ließ sich James nicht zweimal sagen und kletterte auf den Rücken von Tatze.

Remus lachte. "Na dann, lasst uns gehen."

"Yeah, hüja Pferdchen", kommandierte James und gab Sirius einen Klaps auf den Kopf, der auf diesen Befehl hin lossprintete.

Penelope lachte ausgelassen. "Werden die beiden jemals erwachsen?"

"Vermutlich nicht", meinte André grinsend.

Schütze das Liebste

Fern von Hogwarts gab es eine Frau, die in dieser Nacht wachend am Fenster stand und darauf wartete, dass ihr Mann von einem Einsatz wiederkam.

Auf dem Arm hatte sie ein sechsjähriges Kind, dass vom sehnsüchtigen Warten eingeschlafen war.

Leise hörte sie ein Ploppen und den Signalton, der verkündete, dass ein Zauberer oder eine Hexe in die Nähe des Hauses appariert hatte.

Ihr Herz schlug höher. Mühevoll versuchte sie in der Dunkelheit zu erkennen, ob es ihr geliebter Ehemann war.

Der Kies knirschte unter den Schuhen des Ankömmlings.

Er war groß und schlank, mit zerzausten Haaren. Sie erkannte ihn nicht an seinem Aussehen, es war diese Ausstrahlung, die er mitbrachte. Hoffnung und Glück.

In dem Moment, als sie die Haustür öffnete, lächelte sie.

"Charles", hauchte Doreen Potter erleichtert und blickte in das lachende Gesicht ihre Mannes.

"Du bist noch auf?", fragte er und nahm sie und das schlafende Mädchen in den Arm.

"Ich konnte nicht schlafen, wie immer", gab seine Frau zu, "und Elizabeth wollte auch auf ihren Daddy warten. Leider hat sie nicht durchgehalten."

Charles Potter lachte und nahm seine Tochter auf den Arm, die trotzdem friedlich schlummerte.

"Bringen wir sie ins Bett", meinte er und stieg gemeinsam mit seinen zwei Herzdamen, wie er sie nannte, die Treppen hinauf und bettete das Kind sanft in ihrem Zimmer.

"Wie schlimm ist es?", fragte Doreen ihren Gatten, als sie zusammengekuschelt auf dem Sofa saßen.

Seufzend nahm Charles seine Brille ab und massierte sich die Nasenwurzel, eine Angewohnheit die er immer ausführte, wenn er nachdachte.

"Wir konnten die Ausmaße, des heutigen Angriffs eindämmen. Aber wir nehmen an, dass es noch mehr werden. Alastor warnt alle, die Augen offen zu lassen."

"Das warnt Moody doch immer", warf Doreen ein und entlockte ihm damit ein Schmunzeln.

"Ja, aber ich denke, diesmal sollten wir diesen Rat sehr ernst nehmen."

"Was ist mit den Kindern?", fragte Mrs. Potter besorgt, "Ist Hogwarts sicher?"

"Natürlich, ich bin sicher James und seine Freunde sind wohlbehütet. Wenn du mich fragst ist Hogwarts der einzigste Ort, der noch wirklich sicher ist. Dank Dumbledore."
 

Es tobte Krieg in der magischen Welt. Schon seit einigen Jahren gewannen Voldemort und seine Todesser an Macht, scharten dunkle Wesen um sich herum, töteten erbarmungslos jene, die sich ihnen nicht fügten oder die ihnen ein Dorn im Auge waren.

Die einst friedliche Zauberwelt stand Kopf. Statt Siegen im Quidditch oder neuen Reformen füllten berichte über Folter und Mord die Titelseiten des Tagespropheten. Tag für Tag.

Die Auroren, darunter James' Vater, hatten alle Hände voll zutun, doch sosehr sie sich bemühten, es war schwer auch nur einen von Voldemorts Anhängern zu fassen.

Angst und Schrecken standen tagtäglich weit oben auf der Liste, denn man konnte nie sicher sein, ob man nicht aus dem Hinterhalt angegriffen wurde.

Der einzigste Ort, der noch als sicher galt, war Hogwarts. In den dicken Mauern und unter zahlreichen magischen Bannen geschützt, sollte die junge Generation sicher sein.

Die Kinder - die Hoffnung auf ein Ende des Krieges.

Ja, die Schüler von Hogwarts waren behütet und abgeschirmt für Angriffe von außerhalb.

Aber niemand nahm das Brodeln ernsthaft wahr, dass sich innerhalb der Mauern ausbreitete.

Wenn du in der Schule einen Fehler machst, kannst du noch einmal von vorne anfangen. Was aber, wenn nicht? Was, wenn ein einziger Fehler schon das Ende sein könnte?
 

"Albus, so kann es nicht weitergehen", sprach Minerva McGonagall an jenem Abend zum Schulleiter, "wir können die Kinder nicht weiter nur mit Zaubern und magischen Bannen schützen."

Der Direktor saß an seinem Schreibtisch, die Hände aneinander gelegt und die Lehrerin über den Rand seiner Halbmondbrille betrachtend.

"Ich weiß was du meinst, Minerva. Aber was gedenkst du zu tun. Es sind Kinder, sie werden deinen Appellen an Zusammenhalt und Freundschaft wenig Aufmerksamkeit schenken."

"Oh ja, das merke ich. Erst letztens gifteten sich Mr. Black und Miss Malloy wieder an, als würden sie sich um die letzte Tüte Bertie-Botts-Bohnen streiten."

Dumbledore lachte. "Oh nun ich denke, diese beiden sind unser geringstes Problem. Was sich neckt, das liebt sich, Minerva. So funktioniert die Jugend. ich kann mich noch an eine junge Schülerin in Gryffindor erinnern, die immer an den Haaren gezogen und in die Seite gepiekst wurde."

McGonagall verdrehte, bei dieser Anspielung auf sie, die Augen. "Oh bitte, das war etwas ganz anderes. Unsere jetzige Lage lässt sich damit nicht mehr vergleichen."

"Nicht?", fragte der Professor verwundert, "Aber wir sind in erster Linie eine Schule, nicht wahr? Wir lehren die Jugend und müssen mit all ihren Späßen auskommen. Minerva, ich bitte dich. Sie sind Kinder und auch wenn sie selbst dass schon anders sehen mögen. Unsere Aufgabe besteht darin, die Kinder zu schützen und ihnen zu zeigen, wie sie da draußen überleben. Sicher, mir wäre es auch lieber, sie alle würden zusammenhalten, aber wir können nicht erwarten, dass über Nacht jeglicher Twist zwischen den Häusern abgelegt wird."

Minerva McGonagall seufzte und ließ sich in einen Sessel vor dem Schreibtisch fallen.

"Was ist mit den Muggelstämmigen? Wir müssen sie mehr schützen den je zuvor, denn nicht alle an dieser Schule akzeptieren sie und ihre Herkunft."

"Nun, wir dürfen nur darauf hoffen, dass jene Schülerinnen und Schüler Freunde haben, auf die sie sich voll und ganz verlassen können", sagte Dumbledore.
 

In einem kleinen Dorf lebte die Familie Evans. Lilys Eltern, die sich in der magischen Welt nicht auskannten, schliefen ruhig in dieser Nacht, wo doch alle besorgt zu wachen schienen.

Ihre Tochter hatte sich davor gehütet, ihnen zu erzählen, wie viele schreckliche Dinge da draußen geschahen. Natürlich hatte Lily nicht alles verbergen können und so wussten ihre Eltern von dem Krieg, aber nicht von seinen Ausmaßen.

Lily war ein Mädchen, das ihre Eltern zu gut kannte; sie wusste, dass ihre Eltern sich unnötig Sorgen gemacht hätten - nicht um sich selbst, aber um Lily.

Aber ihrer Tochter konnte nichts passieren, sie war in Hogwarts geschützt.

Den Eltern konnte ebenfalls nichts geschehen, denn ihr haus wurde magisch vor Bösem abgeschirmt.

James liebte Lily, nichts war ihm wichtiger als ihre Sicherheit und ihr Glück, also hatte er seinen Vater gebeten, das Haus der Evans zu schützen, damit seine Lily und ihre Familie immer sicher waren.

Aber das war ein Geheimnis, zwischen James und Charles Potter. Lily selbst hatte keine Ahnung von ihrem persönlichen Schutzengel.
 

"Orion!!!", die schrille Stimme hallte durch das Haus.

Orion Black seufzte, schaute aber nicht von seiner Zeitung auf.

Seine Frau eilte nach unten in den Salon und wütete vor ihm herum, aber er schenkte ihr keine Beachtung. Egal was war, sie würde schon wieder auf den Boden zurückkommen - irgendwann.

"Hör mir gefälligst zu!", befahl sie herrisch und riss ihm die Zeitung aus der Hand.

"Wir müssen etwas unternehmen", meinte sie.

Orion zog die Augenbrauen nach oben. "Gegen was?", fragte er nach, obwohl er es eigentlich gar nicht wissen wollte, denn eines wusste er - es war sicher nicht ihre Angelegenheit, aber Walpurga Black mischte sich zu gern in anderer Leute Sachen ein.

"Deine Schwester weigert sich mir zu helfen", schimpfte sie.

"Wobei will Lucretia dir nicht helfen?", fragte er nach, obwohl er es Leid war. Seine Schwester hatte sicher ihre Gründe.

"Wobei? Das fragst du noch Orion? Natürlich weigert sie sich mir zu helfen, eine standesgemäße Frau für Sirius zu finden. Dieser Junge mag vollkommen missraten, aber vielleicht kann ihn eine Frau zur Vernunft bringen!"

Sirius Vater seufzte. Natürlich, was auch sonst? Walpurga konnte niemals aufhören an ihrem ältesten Sohn herumzubasteln, bis er endlich in ihre Schublade passte.

"Er ist jung, Walpurga - lass ihn."

"Jung? JUNG?", schrillte sie und baute sich vor ihrem Mann auf wie ein Drache, "Vollkommen stumpfsinnig ist er. Sirius muss lernen, was es heißt ein Black zu sein! Ich werde nicht zu lassen, dass er den Namen unserer Väter beschmutzt!"

Damit dampfte sie auch schon wieder ab, schnaufend wie ein Zug.

Orion seufzte, hob seine Zeitung auf und widmete sich wieder dem Wirtschaftsteil.

Was gingen ihn die Machenschaften seines Sohnes an?

Ja, Orion Black war an Sirius Leben so sehr interessiert, wie an dem eines Hauselfen.

Wege der Freundschaft

Der Samstagmorgen dämmerte still herein.

Alle Schüler lagen noch in tiefem Schlummer, kosteten den wertvollen Moment aus.

Naja, fast alle.

Auf der Wiese am großen See stand eine kleine Gruppe von Schülern beisammen.

Das Quidditch Team der Gryffindors war beizeiten aus den Federn geholt worden und das hatte ihren Kapitän André Malloy einiges an Arbeit gekostet. Vor allem seine zwei Top-Jäger James Potter und Sirius Black hatten es sich nicht nehmen lassen, die Weckrufe des Chefs zu ignorieren und friedlich weiter vor sich hinzubrummen.

Ganz im Gegenteil zu Alice Samuels, die bereits gespannt im Gemeinschaftsraum herumgehüpft war, als André hinunter kam. Wenigstens auf seine Sucherin war Verlass!

Aber Gryffindors Spieler war nicht die einzigen, die früh auf den Beinen war.

"Ah, da kommen sie ja", verkündete André erleichtert, als er zum Schloss hinaufblickte, aus dessen Portal gerade jemand direkt auf sie zueilte.

Es war eine kleine Person, von zierlicher Gestalt. Ihr folgte eine weitere, jedoch größere und kräftigere.

Erstere war ein Mädchen, mit schwarzen glatten Haaren und sichtlich asiatischer Herkunft. Der Junge der, dank langer Beine, jetzt neben ihr herging, hatte blonde Haare und braungebrannte Haut.

"André!", die Stimme des Mädchen klang fröhlich. Sie begrüßte den Kapitän der Gryffindors und seine Mitspieler, ebenso wie ihr Begleiter das tat.

"Du bist Kapitän, Han?", fragte James und sah etwas ungläubig auf das blaue 'C', welches das Abzeichen des Mädchens schmückte.

Chun Han lächelte. "Ja, ganz genau Potter, jetzt könnt ihr was erleben", meinte sie lachend.

"Scheint doof gelaufen für dich, was Oldman?", stellte Sirius fest und grinste Troy Oldman, Hüter von Ravenclaw, an.

Dieser zuckte nur die Schultern. "Ich kann damit leben, außerdem macht Chun die Sache bestimmt besser als ich."

Chun lachte. "Ja, ganz sicher, aber wir sollten so langsam zur Sache kommen", meinte sie und winkte mit einem Stück Pergament in ihrer Hand.

"Bis auf euer Team, sind eigentlich alle komplett. Hufflepuff hatte gestern Nachmittag ihre Auswahlspiele und Slytherin soweit ich weiß keine, aber ihr Team ist voll und ganz besetzt worden", erzählte sie.

"Hufflepuff hat dieses Jahr den ein oder anderen guten Spieler bekommen. Ich habe die Auswahlspiele gesehen", erklärte Troy.

"Wer ist ihr Kapitän?", fragte Frank Longbottom.

"King", zischte Chun verächtlich. André verzog angewidert das Gesicht. Beide machten keinen Hehl darum, dass sie Nathan King nicht leiden konnten. Das tat niemand.

"Widerlicher kleiner Troll", schimpfte die Ravenclaw.

"Wie ist so was Kapitän geworden? Ich dachte Professor Sprout wäre ein kluger Kopf?", fragte James.

"Auch die besten machen mal Fehler. Aber dieser Fehler wird den Hufflepuffs in dieser Saison das Genick brechen", meinte sein bester Kumpel grinsend.

"Sei lieber nicht so voreilig", mahnte Troy, "King mag ein Trottel sein, aber seine Neuen sind äußerst gute Spieler. Allein ihre Sucherin ist ein riesiges Talent."

"Wer ist es?", fragte Frank.

"Ruth Sawyer, fünfter Jahrgang", erzählte Troy.

"Oh, das ist doch diese Blonde, die in Verwandlung hinter Remus sitzt, oder?", überlegte Sirius.

James nickte. "Ich dachte mir schon, dass sie eine gute Sucherin abgeben würde. Sie ist klein und soweit ich mich an den Flugunterricht erinnere, ist sie eine äußerst geschickte Fliegerin."

"Pah!", schnaubte Alice, "Sie kann so gut sein wie sie will. Das Mädchen schlag ich mit Links und verbundenen Augen."

Frank lachte, zog seine Freundin an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Das ist meine Frau!", meinte er stolz.

André grinste. "Ich verlass mich auf dich Samuels, also sieh bloß zu das du den Schnatz immer vor den anderen fängst."

"Ay, ay Captain", sagte sie und salutierte lachend.

"Was ist mit den anderen Neuzugängen?", fragte Sirius und versuchte einen Blick auf das Pergament in den Händen der Ravenclaw zu erhaschen.

"Joshua Mason, ebenfalls euer Jahrgang, ist einer der neuen Jäger, genauso wie Gladys Harcourt, aus der Sechsten", erklärte Chun.

"Vor Harcourt müsst ihr euch in acht nehmen. Mich wundert es warum sie erst jetzt dem Team beitritt - sie ist absolut brillant und wenn man nicht aufpasst gefährlich."

"Das schaffen wir schon, oder Kumpel?", grinste James seinen besten Freund an, der dieses Grinsen nur erwiderte.

"Da gibt es nur ein Problem Jungs, euch fehlt noch ein dritter Jäger", meinte Troy.

"Wann sind eure Auswahlspiele?", fragte Chun Han nach.

"Es wird keine geben", erklärte André, "Ich gebe Slytherin nicht die Chance unsere neue Top-Mannschaft vorher auszuspionieren."

"Das ist kompletter Wahnsinn, Malloy. Damit stürzt du dich ins Grab", sprach Troy, als würden sie eine lebenswichtige Kriegsstrategie besprechen.

"Er hat Recht", stimmte seine Kapitänin zu, "Wir haben auch eine gute Mannschaft, aber ich maße mir nicht an, Slytherin schlagen zu können, selbst mit Hufflepuff könnten wir diese Saison Probleme bekommen. Ihr seid die einzigste Chance die Schlangen in den Boden zu hauen. Es reicht nicht wenn du Leute raussucht, von denen du weißt, dass sie ganz passabel spielen. Ihr braucht die Besten."

"Wen hat Slytherin?", fragte André nachdenklich. Chun reichte ihm das Pergament, eine komplette Liste aller Spieler der Saison.

Dem Gryffindor entgleisten die Gesichtszüge. "Das soll ein Scherz sein oder? Seid ihr sicher, dass ihr alle korrekt eingetragen habt?"

Troy nickte betrübt.

Das Team der Löwen war alarmiert und scharte sich um das Pergament.

"Scheiße!", schimpfte Sirius laut, "Was soll der Mist? Robin Bale ist Kapitän? Seit wann lässt Slughorn Hornochsen seine Mannschaft anführen?!"

James tobte ebenfalls, war jedoch auch geladen von Vorfreude. "Dem Typen wasch ich sein dämliches Grinsen aus der Visage."

"Darüber regst du dich auf Black? Schon mal die anderen Jäger außer Bale angeguckt?", fragte Alice aufgewühlt.

Misstrauisch warf er einen weiteren Blick aufs Pergament und hätte am liebsten den nächsten Slytherin ermordet, der ihm über den Weg lief.

"Regulus ist Jäger? Das ist doch ganz auf den Mist meiner Cousine gewachsen. Hinterhältige Schlange. Denkt sie etwa, ich könnte nicht gegen meinen eigenen Bruder antreten?"

"Wohl so was in der Richtung, auf jeden Fall, fällt Regulus total aus dem Muster. Ich meine schaut euch das an. Diese Typen sind alle aus den oberen Stufen und bullig. Regulus ist eher schmächtig. Er wäre ein totaler Schwachpunkt", mutmaßte Chun.

"Vielleicht ist es aber gerade das, was sie uns glauben lassen wollen. Sirius, weißt du wie dein Bruder als Jäger spielt?", fragte Alice.

Der zuckte die Schultern. "Wir haben seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt. Früher war er meistens Hüter."

"Eins steht fest. Bellatrix ist gut geschützt", sagte Troy und tippte auf die beiden Namen, die als Treiber gekennzeichnet waren. Rodolphus Lestrange und Walden McNair.

"Oh, die Stellen kein Problem dar. Die sind so hohl, die haben Glück wenn sie den Klatscher treffen. Klar sie haben Kraft, aber die Beiden sind ziemlich schlecht im Zielen", äußerte sich James.

"Potter, du musst dringend lernen, deinen Gegner niemals zu unterschätzen", mahnte Chun den jungen Gryffindor.

"Also Malloy, wie du siehst, wird es nicht leicht. Ihr werdet um Auswahlspiele nicht herumkommen, oder hast du zufällig eine Geheimwaffe im Ärmel, besser gesagt zwei, denn euch fehlt meiner Meinung nach auch ein Hüter", stellte Troy fest.

In den Augen des Quidditch- Kapitäns blitzte etwas auf und ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Oh ja, hab ich. Glaubt mir - mit diesem Spieler gewinnen wir. Und die Sache mit dem Hüter... mhh..", überlegte er.

"Nehmt Craft", schlug Chun vor. "Ich hab in den Ferien gegen ihn gespielt. Er ist als Hüter kaum zu überwinden."

"Du meinst Ben Craft?", fragte Frank etwas ungläubig.

Die Ravenclaw nickte eifrig. André schaute zu seinen Jägern aus der Fünften.

"Keine Ahnung, wie er spielt", sagte James, "Aber ich halte ihn für fähig genug. Er ist ein guter Flieger und hat eine super Reaktionsgeschwindigkeit."

André nickte. "Okay, Sirius und James ihr kümmert euch darum, unseren neuen Hüter an Land zu ziehen und ich... ich besorg den Jäger", meinte er und schluckte.

Er kannte jemanden, der im Spiel absolut brillant war. Jetzt stand nur noch die Frage in Raum, ob diese Person auch beitreten würde.

Der Gryffindor reichte Chun Han das Pergament zurück, die es aber ablehnte.

"Ihr solltet es behalten, wir haben eine Kopie", sagte sie lächelnd, "Und jetzt sollten wir frühstücken. Leute ich sag euch, diese Saison wird hart, aber zusammen können wir Gryffindor aufs Siegerpodest helfen. Slytherin wird am Boden kriechen."

Alle stimmten mit Jubelrufen zu und dann teilten sie sich in einzelne Grüppchen, um in die Große Halle zu gehen.

Die vier Häuser von Hogwarts liegen in Konkurrenz miteinander. Ganz besonders, wenn es um Quidditch geht. Aber kein Haus wird mehr ausgeschlossen als Slytherin und keine Häuser arbeiteten fester zusammen als Gryffindor und Ravenclaw.

Mut und Intelligenz fand sich in beiden Häusern und vereint waren sie brillant.

Die Teams wussten, dass sie kaum eine Chance hatten, wenn sie alleine kämpften, denn zusammen war man immer stärker.

Also besorgte Ravenclaw die Informationen, erspähte Taktiken der anderen und bauten Strategien auf, die Gryffindor umsetzte.

Hogwarts wusste um die enge Verbundenheit der zwei Häuser, aber niemand ahnte wie fest dieser Zusammenhalt war.

Doch was blieb ihnen anderes übrig? Hat man einen gemeinsamen Feind, muss man gemeinsam gegen ihn vorgehen, ansonsten würde man sich selbst ausbremsen.
 

"Vergiss es, ich mach das nicht!"

"Komm schon, bitte! Du bist unserer letzte Hoffnung!"

"Tja, dann ist eure letzte Hoffnung eben gerade gestorben."

"Das kannst du uns nicht antun!"

"Ich kann und ich werde. Versteh doch, dass ich nicht mitmachen kann"

"Warum nicht? Bitte, ich kenne keinen der dich ersetzen könnte"

"Und wenn schon. Ich... ich habe keine Lust!"

"Das soll ein Argument sein? Komm schon, du liebst dieses Spiel!"

"Ja schon, aber... ich meine... das ist doch kein Grund. Ich habe überhaupt keine Zeit."

"Ich bin im Abschlussjahr, denkst du ich habe Zeit? Wenn du mich so lieb hast, wie du immer sagst, dann machst du mit."

"Das ist Erpressung!"

"Nein, ist es nicht. Bitte, ich flehe dich an, uns zu helfen! Sollten wir verlieren, muss ich die triumphierenden Visagen von Bellatrix und King ertragen!"

"King?"

"Ja, er ist Kapitän von Hufflepuff."

"Du musst nicht weiter auf Knien vor mir herumrutschen. Ich bin dabei. Dem wisch ich sein dummes Grinsen aus."

"Danke. Ich liebe dich."

"Ja, ja - das merk ich mir"
 

Freudestrahlend setzte André für Dienstag Nachmittag ein Training an.

Seine Mannschaft war komplett. Ihn hatte es alles gekostet, aber zum Glück hatten James und Sirius sofort fruchtbaren Boden gefunden. Ben Craft wurde Hüter der Gryffindors.

Jetzt stand das Team auf dem Rasen des Stadions. Zu sechst.

"Wo ist denn nun die Geheimwaffe?", fragte Sirius seinen Kapitän, der sich nervös umschaute.

"Übe dich in Geduld, Black", sagte Frank grinsend. Er war der einzigste der schon Bescheid wusste. Das würden ein Spaß werden, da war er sich sicher.

"Ich könnte sie erschießen", murmelte André leise, hielt aber sofort inne, als sein Blick zum Eingang fiel.

"Na endlich!", rief er erleichtert aus.

Alle Spieler drehten sich auf Kommando um.

"Das ist ein schlechter Scherz oder? Bitte sag mir, dass du uns verarschen willst", bat Sirius und starrte das blonde Mädchen an, dass gerade auf sie zuschritt.

"So hier bin ich. Tut mir Leid wegen der Verspätung, aber ich sollte ja niemanden sagen, was ich vorhab", meinte Apolline Malloy und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

André grinste. "Ich liebe dich, Schwesterchen. Also Leute, das ist unsere neue Jägerin."

James grinste Polly an und klopfte ihr auf die Schulter.

"Willkommen im Team, mal sehen ob du mit uns mithalten kannst."

"Potter, dich schlag ich doch locker", erwiderte die Neue lächelnd.

"Seit wann spielt Madame denn Quidditch. Hast du keine Angst um deine Frisur?", fragte Sirius herausfordernd.

Apolline lächelte ihn nur lieb an.

"Nein, wieso auch? Im Gegensatz zu dir, sehe ich immer gut aus."

"Oh bitte, selbst der alte Hauself unserer Familie sieht besser aus als du."

"Und du bist nichts im Vergleich zu einem niedlichen Flubberwurm."

Die zwei neckten sich wie ein altes Ehepaar.

Die anderen Spieler lachten.

"Ich wusste, das wird noch Spaß machen", bestätigte Frank sich selbst.

Sirius und Apolline grinsten sich an.

"Waffenstillstand?"

Er hielt ihr die Hand hin.

"Tja, da kann ich nichts mehr hinzufügen, außer - auf gute Zusammenarbeit."

Sie schlug ein.

René Clair sagte einmal: "Weniges auf der Welt verbindet so stark wie gemeinsame Abneigung gegen einen Dritten."
 

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AN: Für alle die es interessiert und jene, die im Kapitel nicht ganz mtgekommen sind, gibt es eine vollständige Liste aller Teams in der Charakterbeschreibung.

Auch Ravenclaw ist dabei, die hier ja nur mit zwei Leuten vertreten waren.

Nähres über einzelne Spieler wird sicher in den nächsten Kapiteln aufkommen^^
 

Danke fürs lesen!

*jeden ne tüte popcorn geb*

Unperfekte Lily

"Warum auf einmal?", fragte Lily Polly, nachdem diese ihren besten Freundinnen mitgeteilt hatte, dass sie dem Team der Gryffindors beigetreten war.

"Mein Bruder brauchte meine Hilfe", antwortet sie ruhig und ignorierte Lily, die sich deprimiert aufs Bett warf.

"Ach komm schon Lil, was ist denn bitte dabei? Ich spiele Quidditch na und? Es ist ein gutes Spiel. Ich liebe es."

Aber Lily verstand es nicht. Okay, sie kapierte, dass ihre Freundin diesen Sport liebte, so wie fast alle, die aus magischen Familien stammten. Sie verstand nur einfach nicht, warum sie ins Team gegangen war, wo sie sich doch all die Jahre dagegen gewehrt hatte. Außerdem waren Black und Potter auch dabei - das mochte Lily gar nicht. Der Gedanke, dass ihre Apolline so viel Zeit mit diesen Idioten verbrachte, war einfach beängstigend.

"Also ich finde es super", sagte Penny, die ihre Haare bürstete.

Ihre blonde Freundin lächelte sie dankbar an.

"Aber Black und... Potter", setzte Lily an, wurde aber von Penelope unterbrochen.

"Sie sind auch Spieler des Teams, na und? Außerdem sind sie sehr gut und es ist ja nicht so, dass sie schlechte Menschen sind."

"Das meinte ich doch nicht, aber sie sind so... so unreif", beschwerte sich Lily.

Jetzt ging das wieder los!

"Ich mach es wegen King", beichtete Apolline. Mit einem Ruck saß Lily gerade in ihrem Bett und starrte ihre Freundin an.

"Was zur Hölle hat dieser hirnverbrannte Idiot damit zu tun?"

"Er ist Kapitän der Hufflepuffs geworden. Verstehst du jetzt langsam? Das ist meine Chance ihm seine Ekel erregende und widerwärtige Maske vom Gesicht zu reißen. Ich will dass er endlich büßt", erklärte sie.
 

"Dieses Jahr werden wir gewinnen, das schwör ich euch", sagte James stolz und stellte sich auf ein Bett. Ein Kissen flog auf ihn zu und riss ihn um.

Grinsend meinte Marcus: "Wer hoch hinaus will, muss tief fallen können Potter."

Lachend rappelte sich James hoch.

"Du hast Recht wir könnten tief fallen, aber wir werden es nicht. Glaubt mir, der Sieg gehört uns. Mit Ben und Polly im Team haben die anderen überhaupt keine Chance."

Sirius schnaubte. "Freu dich nicht zu früh, mein Freund", murmelte er.

"Komm schon, Black. Immer noch sauer weil Apolline mehr Tore beim Training gemacht hat als du?", fragte Ben grinsend und klopfte ihm auf die Schulter.

"Nein, denn du hast sie mehr Tore machen lassen", schimpfte er mit dem neuen Hüter.

Dieser lachte nur. "Du wirst paranoid Black. Malloy ist einfach gut."

"Sie ist fantastisch!", rief James erfreut und grinste.

"Ich kann einfach nicht glauben, dass sie so ein Talent solange versteckt gehalten hat."

"Sie hatte sicher ihre Gründe nicht zu spielen", mischte sich jetzt auch Remus mit ein.

"Aber warum fängt sie jetzt an?", fragte Peter, der gerade einen Schokoriegel kaute.

Die anderen zuckten die Schultern. Remus seufzte.

"Vermutlich wegen King", mutmaßte er.

James zog verwundert die Augenbrauen hoch. "Nathan King? Der hat auch vorher schon gespielt, also warum sollte sie deshalb beitreten?"

"Das ist Pollys Sache, wenn ihr nichts davon wisst, dann ist es nicht an mir, euch etwas darüber zu erzählen", meinte Remus und wollte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum machen. Aber er wurde von seinen besten Freunden aufgehalten.

"Raus mit der Sprache, Moony", forderte Sirius.

"Nein, tut mir Leid. Es ist eine Sache zwischen Apolline und King", erklärte er und ging an seinen Freunden vorbei.

Verständnislos sahen sich die übrigen Fünftklässler an.

"Weiß einer von euch was da los ist?", fragte James Marcus und Ben, die aber nur mit den Schultern zuckten.

"Vielleicht waren die beiden mal zusammen und es hat ein unschönes Ende genommen", schlug Peter vor.

"Nein", knurrte Sirius und sah den dicklichen Junge wütend an, "Polly hatte sicher nichts mit diesem Drachenmist."

"Naja King ist ja dafür bekannt, dass ihm Mädchen in die Kiste hüpfen", meinte James nachdenklich und erntete dafür einen Schlag seines besten Freundes.

"Aber Polly ist nicht so", verteidigte er Apollines Ehre.

"Schon gut, Sirius. Peters Vorschlag war unüberlegt und dumm", beruhigte ihn Ben.

Peter nahm sich beleidigt noch einen Schokoriegel.
 

Jodie setzte sich neben ihren Bruder auf das Sofa.

"Hey Remus", sagte sie und lächelte aufmunternd, "möchtest du darüber reden?"

Besorgt musterte sie den Älteren, der seufzend aufschaute.

Er schüttelte den Kopf.

"Es ist schon in Ordnung, nur ein wenig stressig."

"Die Nächte werden heller", meinte das Mädchen und schaute aus dem Fenster, wo gerade der Mond aufging.

Remus lächelte matt. "Ja, das kommt erschwerend hinzu."

Liebevoll strich er seiner Schwester über den Kopf und lächelte.

"Reden wir nicht von mir, ja? Wie gefällt es dir bisher hier in Hogwarts?", wechselte er das Thema.

Jodie blickte ihn misstrauisch an, denn sie wusste ganz genau, das es ein Ausweichmanöver war.

"Es ist echt super", sagte sie. Wenn ihr Bruder nicht über seinen Kummer reden wollte, würde sie ihn auch nicht löchern.

Er lächelte. "Das freut mich zu hören und hast du schon viele Freunde gefunden?"

"Ja, oh du glaubst nicht, was Cathy mir erzählt hat, also Catherine McCort aus Hufflepuff. Sie hat gesagt, dass es im großen See sogar Nixen gibt", erzählte das Mädchen aufgeregt.

"Das stimmt", bestätigte Remus die Geschichte, "aber die Nixen im See haben nichts mit denen zu tun, die du aus Mutters Märchen kennst."

"Ach nein?", fragte sie verwirrt.

Er lachte. "Nein, warte kurz, dann siehst du was ich meine", er stand auf und ging zu Eva Lesley, die gerade an einem Aufsatz saß.

"Darf ich mir mal ganz kurz dein Buch ausleihen. Ich möchte Jodie nur etwas zeigen", bat er seine Mitschülerin um ihr Buch "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind".

Eva lächelte und nickte.

"Danke", sagte er und suchte eine bestimmte Seite, während zurück zu seiner Schwester ging.

"Hier. So in etwa sehen auch die Nixen im See aus", sagte er und hielt Jodie das Buch hin, die daraufhin das Gesicht verzog. "Die in Mamas Geschichten sind viel hübscher."

"Meermenschen sind völlig verschieden. Es gibt zahlreiche Völkergruppen, wie bei Menschen", erklärte Apolline, die zufällig vorbeikam. Nun ja, sie war eher aus ihrem Schlafsaal geflüchtet. Lächelnd nahm sie Remus das Buch aus der Hand und blätterte.

"Siehst du hier, diese Meermenschen sind schön", sagte sie lächelnd und hielt dem Mädchen das Buch hin. "Das sind Sirenen."

Fasziniert betrachtete die Kleine das Bild einer friedlichen Unterwasserstadt, durch welches lächelnde Meerjungfrauen schwammen.

"Oh ja, die sind wirklich schön", meinte sie lächelnd.

"Ich glaube ich habe in meinem Koffer noch ein Buch mit Geschichten über Nixen und Sirenen. Das kann ich dir leihen, wenn du magst."

Jodies Augen leuchteten. "Das machst du? Oh danke!", freute sie sich und umarmte die Ältere stürmisch, während ihr Bruder ein lautloses Dankeschön formulierte.
 

"Hey Evans, warte mal", schallte am nächsten Morgen Sirius Blacks Stimme durch den Korridor. Aber Lily blieb nicht stehen, drehte sich auch nicht um. Sie tat es nicht aus Absicht; ihre Gedanken nahmen sie nur zu sehr ein.

Erschrocken fuhr sie herum, als Sirius ihr auf die Schulter tippte.

"Um Himmels Willen. Black, du kannst mich doch nicht so erschrecken", meinte sie atemlos.

"Entschuldige bitte, aber ich wollte dich etwas fragen", erklärte er.

Verwundert sah sie ihn an. "Und das wäre?"

"Was ist mit Apolline los?", fragte er direkt und es blieb ihm nicht verborgen, dass Lily scharf die Luft einzog.

"So schlimm?", hakte er nach.

Die Rothaarige schüttelte den Kopf.

"Was geht dich das Verhältnis zwischen Polly und King an?", fragte sie, schroffer als geplant.

Sirius Augen verengten sich zu Schlitzen. "Verhältnis?", zischte er.

Lily schlug, erschrocken aufgrund ihres Geplauders, die Hand vor den Mund.

"Das... das geht dich nichts an, wie gesagt. Also bitte lass mich in Ruhe", meinte sie und wollte an ihm vorbei, aber er hielt sie am Arm fest und zog sie in einen Seitengang.

"Verdammt Evans, jetzt spiel dich hier nicht so auf. Sag mir einfach was los ist. Was läuft zwischen Polly und diesem Widerling?"

"Nichts", behauptete sie.

Sirius schnaubte. "Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin."

Lily drehte den Kopf zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte es ihm nicht sagen, schließlich war Polly ihre Freundin und sie hatte Geheimhaltung geschworen.

"Ich kann es dir nicht sagen."

"Warum nicht?"

"Weil, weil es nicht geht", versuchte sie sich zu erklären.

"Ist es etwa so schlimm?", fragte Sirius nach und bereitete sich auf das Schlimmste vor.

Sie sah ihn weiterhin nicht an. Er ahnte, dass es furchtbar sein musste.

"Bitte, Lily", flehte er leise. Seine Stimme begann zu schwanken.

Das Mädchen hob den Blick und erstarrte vor Schreck, als sie den besorgten, beinahe panischen Ausdruck in seinen Augen sah.

"Okay", stimmte sie leise zu und erklärte: "Nathan ist ein ziemlicher Widerling. Er ist ein Trottel, der nur auf Macht aus ist und naja 'Trophäen sammelt'. Er schmeißt sich auf schleimerischste Art an Apolline heran. Sobald er sie nur auf dem Gang trifft, spielt er sich vor ihr als der Größte auf und gibt den tollsten Helden aller Zeiten.

Manchmal ist es wirklich extrem und er bedrängt sie förmlich. Polly ist kaum alleine unterwegs, falls dir das aufgefallen ist."

Sirius knurrte. "Meinst du das, von dem ich denke, dass du es meinst?", fragte er heiser.

Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Noch ist Nichts passiert", sagte sie leise.

Er ließ sie los. "Stimmt noch nicht, aber sobald er mir in die Finger kommt, mach ich ihn fertig!", drohte er und raste wutentbrannt durch die Gänge.

"Black, nein!", rief Lily ihm nach und versuchte ihn aufzuhalten.

"Beruhige dich. Die Sacher ist harmloser, als du sie einordnest. Mach keine Dummheiten!"

"Harmlos?!", schrie Sirius und blieb abrupt stehen. Mit glühenden Augen funkelte er Lily an, "Das ist nicht harmlos, Evans! Es mag nichts passiert sein, aber das galt bisher. Jeden Moment könnte nämlich etwas passieren und glaube mir, das lasse ich nicht zu. Niemand krümmt Apolline ungestraft ein Haar. Niemand fasst sie an.

Ein hormongesteuerter Idiot wie King wird sie niemals bekommen."

Er schrie sie an, ließ seine Wut an ihr aus und das war etwas, dass Lily nicht zulassen konnte. Sie war nicht Schuld und er hatte kein Recht, so mit ihr umzugehen.

"Du bist doch selbst einer dieser hormongesteuerten Idioten, Black! Du nimmst doch auch alles, was dir in die Finger kommt. Gerade du solltest dich hier nicht als den Beschützer der Frauenwelt aufspielen. Du bist so ein egozentrisches -"

Weiter kam sie nicht.

Seine flache Hand knallte gegen ihre Wange und ihr Kopf bewegte sich scharf nach rechts. Das Blut pochte unter ihrer Haut. Der Schmerz raubte ihr die Kraft zu reagieren, sodass ihr Kopf in seiner Position verharrte.

"Stell mich nicht mit ihm auf eine Stufe, Evans. Du kannst halten von mir, was du willst, aber nicht so etwas."

Schritte näherten sich, aber keiner bog in diesen Gang ein. Zwischen den beiden herrschte Stille.

Sirius schnaubte, drehte sich um und verschwand. Lily hielt sich die schmerzende Wange und Tränen stahlen sich aus ihren Augen.

Eben noch hatte sie ihn verurteilt, weil er seine Wut an ihr ausließ und im nächsten Moment nahm sie selbst diesen Platz ein. Sie war selbst nicht besser. Sie durfte gar nicht urteilen.

Langsam ging sie nach unten, die anderen warteten sicher schon beim Frühstück auf sie.
 

Die Halle war schon sehr gut gefüllt. Penelope blickte sich immer wieder nervös um.

"Wo bleibt Lily?", fragte sie an Polly gewandt, die jedoch nur mit einem Schulterzucken antwortete und sich lieber ihrem Obstsalat zuwandte. Sie war noch immer verletzt über Lilys Reaktion des vergangenen Abends.

"Was ich mich frage, ist - wo steckt Sirius? Der lässt sonst nie das Essen ausfallen", ergänzte James und sah in die Runde.

"Deine Frage beantwortet sich gerade von selbst. Da ist er doch", meinte Remus und deutete auf Sirius der wutschnaubend durch die Halle eilte.

"Gott, wer ist ihm jetzt schon wieder über den empfindlichen Stolz gelaufen?", fragte James mit misstrauischem Blick, als er seinen besten Freund sah.

Ohne ein weiteres Wort, ließ er sich auf seinen Platz fallen und schaufelte sich Brötchen und Eier auf den Teller.

"Guten Morgen, Mr. Black. Ja, mir geht es gut, danke der Nachfrage und wie steht es um ihr Seelenheil? Sie sehen ja doch ganz schön mitgenommen aus, aber wer kennt das nicht. Wir haben alle mal einen schlechten Tag", führte James ein Gespräch mit sich selbst, aber Sirius reagierte nicht.

Penny streckte eine Hand über den Tisch und tätschelte seinen Arm. "Ist alles okay bei dir, Sirius? Du siehst blass aus", stellte sie besorgt fest.

Er entzog ihr schweigend die Hand und widmete seine Aufmerksamkeit dem Essen.

"Lass ihn. Er wird schon wieder", flüsterte Remus leise zu ihr. Daran zweifelte das Mädchen nicht, aber sie sorgte sich dennoch in diesem Moment.

Ihre Sorge wandte sich jedoch schnell jemand anderem zu, als Lily in die Halle kam.

Auch sie eilte, jedoch schleppend und betrübt.

Schon von weitem sah Penelope die feuerrote Wange ihrer Freundin und hielt erschrocken die Luft an.

Die anderen bemerkten ihre Reaktion und auch ihre Aufmerksamkeit wandte sich zu dem glühenden Teil von Lilys Gesicht.

"Was ist passiert?", fragte James, der als erstes seine Sprache wieder gefunden hatte.

Lily setzte sich schweigend neben Remus und schüttelte nur den Kopf.

"Sieh mich an", bat Remus und drehte ihre Kopf vorsichtig, sodass er die Wange besser betrachten konnte.

"Es ist nichts", flüsterte sie leise.

"Lily, das sieht nicht gerade nach Nichts aus", meinte Penelope.

Polly betrachtete die Wunde kritisch. "Das kommt von einer Hand, das ist ein Handabdruck", stellte sie fest und Lily schüttelte vehement den Kopf.

"Nein, ist es nicht", log sie, "Ich bin gestolpert und gegen eine Wand geknallt. Es ist schon okay."

"Polly hat Recht. Das ist definitiv ein Handabdruck", bestätigte James wütend.

Wenn er denn Kerl erwischen würde, der seiner Lily so zugesetzt hat, würde er ihn in Stücke reißen.

"Hier", sagte Apolline und reichte Lily einen Eisbeutel, den sie herbeigezaubert hatte.

Ihre Wut über Lily war binnen weniger Sekunden verraucht gewesen.

Stattdessen brodelte es jetzt in ihr, da jemand es gewagt hatte, ihrer Lily etwas anzutun. Träge lächelnd nahm ihre Freundin das Friedensangebot an und kühlte ihre Wange.
 

Eva Lesley hatte sich Lilys Wange angenommen und sie innerhalb weniger Sekunden heilen lassen. Da sie Heilerin werden wollte, war so etwas eine Kleinigkeit für sie.

Jetzt saßen die Gryffindors des fünften Jahrgangs zusammen mit den Hufflepuffs in Zaubereigeschichte und dösten vor sich hin.

Selbst Lily und Remus fiel es heute schwer sich zu konzentrieren.

Er sorgte sich, weil seine kleine Schwester erste Anzeichen einer magischen Erkältung zeigte.

Sie war in Gedanken bei den Geschehnissen des Morgens. Black hatte recht gehabt - so unfassbar das auch klang. Aber sie hatte ihm unrecht getan, ihn mit Nathan King auf eine Stufe zu stellen. Sicherlich gab es die ein oder andere Parallele, denn auch Sirius war dafür bekannt, nicht gerade der Enthaltsamste zu sein und trotzdem musste man ihm zurechnen, dass seine Beziehungen mindestens eine Woche hielten, auch wenn er es bisher nie länger als zwei Monate mit einem Mädchen ausgehalten hatte.

King dagegen hatte höchstens eine Beziehung von zwei Tagen.

Lilys Grübeleien über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Jungs wurden jäh unterbrochen, als ein Zettel vor ihr landete.

Fragend schaute sie sich um und sah gerade noch, wie Sirius sich wieder gelangweilt seiner Zeitschrift widmete.

Verwirrt entfaltete sie das kleine Stück Papier, welches mit Sirius säuberlicher Handschrift beschrieben war.
 

Das mit deiner Wange tut mir außerordentlich Leid.

Ich habe überreagiert und du musstest es ausbaden.

Das habe ich nicht gewollt.

Natürlich hat mich verletzt, was du gesagt hast, aber

ich war wütend auf King, nicht auf dich.

Am liebsten würde ich ihm den Hals rumdrehen.

Glaube mir eine rote Wange ist das, was er sich wünschen

wird, wenn ich mit ihm fertig bin.

Ich kann nur nochmals beteuern, dass es mir wirklich Leid

tut und ich hoffe es tut nicht mehr weh.

Es wird auch nie wieder vorkommen.
 

Lily lächelte. Das er sich bei ihr entschuldigte, rechnete sie ihm hoch an, denn für sie war diese Sache kein großes Thema und einer Entschuldigung hätte es gar nicht bedurft, um sie gnädig zu stimmen. Sie hatte ihm schon verziehen.

Da auf dem kleinen Zettel nach Blacks Ansprach kein Platzt mehr war, riss Lily ein Stück von ihrem Pergament ab.
 

Es braucht dir nicht leid tun.

Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast.

Außerdem muss ich zugeben, dass ich dir Unrecht

getan habe. Natürlich bist du nicht so ein Widerling wie

King. Du kannst ganz nett sein, wenn du willst.

Eva hat mich wieder hinbekommen, es tut also nicht mehr

weh und ich sehe auch nicht mehr so furchtbar aus.

Ich muss dich aber bitten: mach nichts Dummes!

Kind bekommt schon eine Abreibung. Schlagt ihn einfach

nur im Quidditch. Er ist so stolz, dass ihm das mehr schaden

wird als jeder Fluch.
 

Sie knüllte es zusammen und warf es zu Black, der es geschickt auffing und sofort las.

Er lachte lautlos, ehe er zurück schrieb und Lily die Post zusandte.
 

Du siehst niemals furchtbar aus.

So sehe ich das, aber ich ertrage auch jeden Tag James

Lobreden auf dich und selbst ohne die, könnte ich niemals

behaupten, du seiest hässlich.

Wir vergessen also den Vorfall heute Morgen?

Lass dir versichert sein, dass wir, besonders ich, King nicht

einfach davonkommen lassen.

Er hat doch keine Chance gegen uns. Wir sind das beste Team!
 

Sie musste unterbewusst nicken, als sie die letzte Zeile las.

Lächelnd schrieb Lily zurück.
 

Was vergessen wir? War heute morgen etwas besonderes?

Natürlich werdet ihr ihn schlagen und ich werde auf der

Tribüne stehen und euch anfeuern und mit euch jubeln,

sobald Alice den Schnatz gefangen und ihr haushoch

gewonnen habt.
 

Sirius zog erstaunt die Augenbrauen hoch, während er las und schrieb grinsend zurück.
 

Lily Evans bei einem Quidditchspiel und

das auch noch laut jubelnd?

Wow, das ich das noch erleben darf!

Wollen wir mal hoffen, dass das einer nicht in

den falschen Hals bekommt.

(Ich meine damit natürlich die verliebte Hohlbirne,

die neben mir sitzt und die ich besten Freund nenne.)
 

Lily konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen.

Früher war sie selten bei einem Spiel gewesen, nur in den ersten zwei Jahren, weil Apolline sie dazu genötigt hatte.

Aber unter diesen neuen Umständen konnte selbst sie nicht verbergen, dass das Spiel interessant war.

Was Potter anging - der würde schon verkraften, dass sie es nicht seinetwegen tat.

Sie wollte gerade zurück schreiben, als das Klingelzeichen die Klasse aus dem Tiefschlaf weckte und alle eiligst ihre Sachen schnappten.
 

Als sie herausgingen, legte Sirius ihr lässig den Arm um dich Schulter, was die anderen mit einem verwirrten und erstaunten Blick quittierten.

"Was ist denn mit euch los?", fragte Remus.

Sirius lachte. "Ja, was denn? Darf man nicht mal seine Freunde umarmen?", fragte er und drückte Lily an sich, die das ganze lachend ertrug.

Im Mondlicht

Diese Kapitel widme ich -LynnieUnbreakable-

Ganz einfach, weil es ohne sie nicht entstanden wäre, da ich in einem KreaTIEF gesteckt habe.

Die Grundidee ist von ihr und ich danke ihr an dieser Stelle nocheinmal ganz herzlich.

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Can't fight the moonlight...
 

Müde strich sich Penelope eine Strähne hinters Ohr, die sich rebellisch aus ihrem Zopf gelöst hatte.

Immer wieder warf sie nervöse Blick an die Tafel oder betrachtete niedergeschlagen ihren Aufmunterungstrank, der ein trübes Blau anstatt eines satten Gelbs hatte.

"Das sieht aber nicht ganz richtig aus, Miss O'Shea", stellte der Zaubertrankmeister fest. Horace Slughorn hatte einen Nachhilfekurs eingerichtet, auf Drängen von Professor Dumbledore, welcher der Meinung war, dass jeder Schüler ein Recht auf eine gute Ausbildung in allen Bereichen habe.

Die Gryffindor seufzte betrübt.

"Ich weiß einfach nicht was ich falsch mache", meinte sie kopfschüttelnd.

"Nun, so wie es aussieht haben sie zu wenig Saft von Kicherbohnen hineingetan", mutmaßte der Lehrer und quetschte eine weitere Bohne aus, deren Saft er dem Gebräu hinzufügte.

Ein helles Orange - das war auf jeden Fall ein Fortschritt.

Penelope lächelte erleichtert. "Danke, Professor."

"Dafür sind wir hier meine Liebe und nun halte die Temperatur konstant, ihr Feuerchen ist viel zu schwach."

Das Mädchen nickte und folgte den Anweisungen. Tatsächlich färbte sich der Trank gelb, auch wenn es matter war, als es sein sollte.

"Wunderbar, Miss O'Shea, wunderbar!", freute sich der Lehrer und klopfte ihr auf die Schultern.

Zufrieden mit ihrem heutigen Erfolg verließ Penelope den Kerker.

"Miss O'Shea, was tun sie zu so später Stunde hier unten?", wurde sie von Professor McGonagall in der Eingangshalle abgefangen.

"Oh, guten Abend Professor. Ich war bis eben bei der Zaubertrank-Nachhilfe, unten bei Professor Slughorn. Hier bitte", sagte sie und reichte ihrer Hauslehrerin ein Notiz des Zaubertranklehrers, welche ihre Entschuldigung stützte.

Die Lehrerin nickte und es schien fast, als würden ihre Mundwinkel etwas nach oben gehen, nur einen kleinen Millimeter.

"Nun gut, es ist wirklich schön zu wissen, dass sie ihre Ausbildung so ernst nehmen und sich wirklich Mühe geben. Nun aber Schluss. Nur ein ausgeschlafener Geist kann im Unterricht glänzen."

"Gute Nacht Professor McGonagall", verabschiedete sich Penny lächelnd und eilte nach oben, nicht sehend, dass ihre Lehrerin tatsächlich lächelte.

Minerva McGonagall mochte streng und hart erscheinen, aber im Inneren war sie mit Leib und Seele Lehrerin, der nichts mehr Freude bereitete, als junge Menschen streben und lernen zu sehen.
 

Penelope hatte bereits das 6. Stockwerk erreicht, als sie Schritte hörte, die sich ihr näherten.

"Bitte, lass es nicht Filch sein", betete sie innerlich und nahm wieder ihre Erklärung von Slughorn zur Hand.

Überrascht war sie, als sie ihren besten Freund erkannte, der rasend durch den Korridor eilte.

Er schien sie nicht zu bemerken, als er nach links abbog.

Sie beschleunigte ihre Schritte und ging ihm nach. "Remus!? Warte!", rief sie und konnte froh ausatmen, als er tatsächlich stoppte und sich umdrehte.

Ihr Lächeln erstarb.

Remus starrte sie wütend an. Seine Augen waren kritisch zusammengekniffen und sein Lächeln war einer harte Linie um den Mund gewichen.

Penelope war geschockt. Sicherlich, ihr bester Freund hatte ab und zu mal eine Phase in der er schneller aus der Haut fuhr als sonst, aber der Junge, der ihr jetzt gegenüber stand, konnte nicht ihr sanftmütiger, lieber Remus sein.

"Al... Alles in Ordung?", fragte sie zögerlich und ging langsam näher.

"Es ist alles Bestens", meinte er und wollte sich umdrehen, um zu gehen, aber Penny hatte ihn erreicht und seine Hand genommen.

"Aber dich ärgert doch etwas", sagte sie.

Schnaubend reiste er seine Hand los.

"Es ist alles okay, Penelope", versicherte er ungehalten.

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. "Ach komm, du kannst mir nichts vormachen", sagte sie und nahm ihn in den Arm.

Normalerweise beruhigte er sich durch diese einfache Geste schnell, nahm Vernunft an.

Aber an diesem Abend schien nichts normal zu sein.

Er stieß sie grob von sich und Penny landete unsanft auf dem Boden.

"Es ist nichts", sagte er und seine Stimme knurrte.

"Jetzt lass mich in Ruhe!", herrschte er sie an und lief davon.

Verwirrt verweilte Penelope auf dem Boden.

Sie zitterte und ihr Augen sahen Remus ängstlich nach.

Er hatte sie angeschrieen, er hatte geknurrt.

Sein Auftreten und vor allem sein Blick war wütend gewesen, richtig wild und animalisch.

Langsam kam das Gefühl wieder in ihren Körper und sie rappelte sich langsam hoch.

Der Gang erhellte sich und ihr Blick suchte nach der Ursache.

Am Fenster verharrten sie, starrten den Mond an, der leuchtend hell durch die Wolkendecke dran.

Er war voll, aber noch nicht ganz, eine kleine Ecke des runden Erdtrabanten war noch im Dunkeln.

Morgen würde auch dieser letzte Rest erstrahlen.

Vollmond.

Einmal in Monat.

Die hellen Nächte waren begleitet von Heulen und wurden untermalt von Schauergeschichten über animalischen Bestien.

Remus Stimme hallte in ihrem Kopf, sein Knurren schien im nachhinein um einiges lauter.

Es traf sie wie ein Schlag.

Vollmond.

Knurren.

Remus.

Werwolf.

Entsetzt suchte sie Halt, taumelte zurück und lehnte sich an die Wand.

Panisch schüttelte Penelope den Kopf.

Das konnte nicht sein! Nein, nein, nein!

"Nicht Remus", hauchte sie leise in die Stille.
 

Remus hetzte durch die Gänge.

Den Vorfall mit Penny hatte er schon wieder verdrängt, in ihm brodelte etwas anderes.

Er hatte immer gewusste, dass es ein Fehler war sich mit irgendjemandem einzulassen, ja überhaupt auf diese Schule zu kommen.

Seine Mutter hatte ihn ermutigt und auch Dumbledore hatte ihn bestärkt. Gutmütig wie er war hatte er sich breitschlagen lassen und eigentlich war er sehr glücklich darüber.

Er hatte nie auf das Glück einer richtigen Ausbildung gehofft.

Aber er hatte ja nicht genug bekommen können! Egoistisch war er gewesen, als er als sich mit den anderen angefreundet hatte.

Jeden Tag schaute er in den Spiegel sah die einzelnen Narben an seinem Körper und verachtete sich, das Monster, das er war.

Doch heute war es nicht der Selbsthass, der ihn aufgebracht hatte, sondern der neuste Plan seiner Rumtreiber!
 

"Hey Moony, wir müssen reden", sagte James und zog den Vertrauensschüler in den Schlafsaal, wo bereits Sirius und Peter warteten.

Tatze lehnte lässig an der Wand und grinste. Wurmschwanz saß auf James Bett und schaute nervös umher.

"Was gibt es?", fragte Remus und versuchte ruhig zu bleiben. In den letzten Tagen war er unruhig, wurde schnell misstrauisch und vor allem war er aggressiv und streitlustig. Aber das musste er verbergen, wenn er sich nicht verdächtig machen wollte.

"Wie du weißt, wissen wir von deinem kleinen pelzigen Problem", sagte James.

Kleines pelziges Problem - so nannte er es immer und grinste dabei.

Remus schnaubte.

Er hatte nicht gewollt, dass sie es erfuhren, aber Sirius war einfach zu clever in den dümmsten Situationen. Ausgerechnet er hatte eins und eins zusammen zählen können, als Remus einmal im Monat verschwand, um angeblich eine kranke Großmutter zu besuchen oder selbst im Krankenflügel landete. Einmal in Monat, bei Vollmond.

Sie hatten ihn in die Enge getrieben und er hatte es nicht mehr leugnen können.

Er war überrascht, als seine Freunde nur grinsend mit den Schultern zuckten und meinten, das würde nichts ändern.

Danach hatten sie ihn an solchen Tagen in Ruhe gelassen und dafür gesorgt, dass niemand anderes in die Nähe ihres pelzigen Geheimnisses kam.

Jetzt zog Remus verwundert die Augenbrauen nach oben.

"Morgen ist es soweit, ja und?"

"Wir werden dabei sein", platzte Sirius heraus und seine Augen glänzten voller Vorfreude.

Remus klappte wortwörtlich die Kinnlade herunter.

"Nein", sagte er laut und ballte die Hände zu Fäusten.

"Ihr wisst genau, dass..."

"Dass das gefährlich ist?", ergänzte James und winkte lässig mit der Hand, "Ja, das wissen wir, aber hey, wir lieben die Gefahr, außerdem kennen wir eine Methode, wie du uns gar nicht verletzen kannst."

Verächtliches Schnauben war zu vernehmen.

"Vergesst es! Sofort!", widersprach Remus laut.

Er wollte gar nicht wissen, was für einen dämlichen Plan sie wieder ausgeheckt hatten. Nichts würde funktionieren, denn Menschen waren nicht sicher in der Nähe eines Biestes wie ihm.

"Glaub uns, Moony. Diese Idee ist super gewesen, die Beste die wir je hatten und es ist absolut und zu hundert Prozent sicher", meinte Sirius selbstsicher.

Remus sah sie verächtlich an.

"Achja?", herrschte er sie laut an, "Nichts ist so sicher, wie die Tatsache, dass ich euch zerfetzen würde! Und jetzt hört auf mit diesen Kindereien!"

Er drehte sich herum und rauschte hinaus.
 

Wie in einem Trance taumelte Penelope in den Gryffindorturm und ging auf direktem Weg zu den Schlafsälen.

Lily und Apolline wechselten einen kurzen, irritierten Blick und eilten ihr sofort nach.

"Penny?", fragte Lily und betrat den Raum, wo Penny apathisch aus dem Fenster starrte.

Ihr Gesicht war blass, sie wirkte geisterhaft.

Polly ging langsam auf sie zu, schüttelte sie sanft an der Schulter.

"Penelope? Ist alles okay?", fragte sie leise.

Die brünette Hexe drehte sich um und blinzelte fragend.

"Was?", fragte sie verwirrt und schaute sie um.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, wo sie hingegangen war; im Grunde hatte sie gar nichts mitbekommen.

Remus. Werwolf. Remus. Werwolf. Remus. Werwolf.

Mehr gab es gerade nicht in ihrem Kopf. Innerlich schrie sie sich an, sie solle nicht so dumm sein, da das nicht wahr sein konnte.

Wie konnte Remus eine so dunkle Kreatur sein?

"Komm schon Pen, rede mit uns. Was ist los?", fragte Polly.

"Ist dir bei dir Nachhilfe irgendein Trank explodiert?", hakte Lily nach.

Penny schüttelte den Kopf.

"Alles gut, Peeves hat mich erschreckt", meinte sie mit monotoner Stimme.

"Ich geh ins Bett. Es ist spät", sie nahm ihren Schlafanzug und verschwand im Bad.

Lily sah ihr besorgt nach und Polly stürmte in den Gemeinschaftsraum.
 

"Potter! Wo ist Remus?", fragte Apolline, aber James zuckte nur die Schultern.

"Vorhin ist er raus gerannt, seit dem ist er nicht wiedergekommen", meinte er.

"Was ist los?", fragte André, der mit Frank eine Partie Schach am nächstgelegenen Tisch spielte. Seine Schwester sah besorgt und verwirrt aus, etwas das er selten bei ihr sah.

"Penelope verhält sich so komisch", meinte sie, "Sie war total lethargisch und hat nicht auf uns reagiert, dann ist ausgewichen."

"Und wieso suchst du dann nach Remus?", fragte James verwirrt.

Apolline sah ihn ungläubig an und blinzelte. Ja, warum eigentlich?

"Ähm, ich dachte, er könnte uns vielleicht helfen. Er ist ihr bester Freund."

Lily kam die Treppe hinunter und eilte zu Polly.

"Sie hat sich erbrochen", flüsterte sie der anderen zu.

Eigentlich sollte es niemand hören, aber James hatte es gehört.

"Wir sollten sie in den Krankenflügel bringen."

Die Mädchen sahen sich an und nickten.

Apolline ging nach oben und fand ihre Freundin im Badezimmer, wie sie sich verzweifelt an das Waschbecken klammerte. Ihre Zahnbürste lag im Becken, Tränen benässten ihre Wangen.

"Hey, Penny", sagte Apolline sanft und nahm sie in den Arm.

Vorsichtig führte sie sie nach unten, während sie mit dem Zauberstab ihr Gesicht ein wenig säuberte.

James wartete unten an der Treppe.

"Penelope, nicht erschrecken", warnte er sie vor und nahm sie auf die Arme.

Sie reagierte nicht.

Widerstandslos ließ sie sich raus tragen unter den besorgten und schockierten Blicken der Gryffindors, begleitet von ihren zwei Freundinnen.
 

Madame Pomfrey sah die vier Gryffindors verwirrt an.

"Um Himmels Willen, was ist denn passiert?", fragte sie und wies James an, Penelope auf eines der Betten zu legen, während Lily und Polly erklärten was passiert war.

Die Krankenschwester schüttelte nachdenklich den Kopf und untersuchte dann die Kranke.

Sie gab ihr einen Schlaftrank und trat hinter den Vorhängen, die Penelope von den anderen abgrenzte, hervor.

"Miss O'Shea hat einen Schock. Haben sie eine Ahnung, was sie derart in Angst versetzt haben könnte?"

Die Mädchen schüttelten den Kopf. "Naja, sie sagte, Peeves hätte sie erschreckt", erzählte Lily nachdenklich.

"Nun, ich glaube ein Streich des Poltergeistes hätte keine so starke Reaktion auslösen können. Hat sie erwähnt, das sie jemand anderem begegnet ist oder etwas anderes gesehen hat?", fragte Madame Pomfrey nach.

Polly schüttelte den Kopf. "Sie hat gar nicht viel gesagt, nur den Mond angestarrt."

In diesem Moment hätte man das Klicken in James Kopf beinahe hören können.

Er drehte sich um und eilte nach draußen.

"Potter?!", rief Lily ihm nach, aber als sie ebenfalls nach draußen lief, war er bereits verschwunden.
 

James hatte keine Ahnung wo er suchen sollte, aber er kannte dennoch sein Ziel.

Remus.

Er hatte den Turm nach dem Streit verlassen und streifte verbittert durch die Gängen.

Der junge Potter kannte seinen Freund gut genug, um das zu wissen.

Penny kam von der Nachhilfe, davon wusste er auch. es war also höchstwahrscheinlich, dass sie sich begegnet waren.

Zwar wusste er nicht wie, aber James war sich sicher, dass Penelope hinter das Geheimnis gekommen war oder zumindest eine sehr genaue Ahnung hatte, die sie nur noch nicht wahrhaben wollte.

Er bog in einen dunklen Korridor und hörte ein Klopfen aus einem Raum zu seiner Linken. Leichtes Geschimpfe war zu hören.

James trat ein und sah Remus an einem Pult sitzen, den Kopf auf die Bank gelegt und mit der Faust wütend auf den Tisch pochend.

"Was hast du getan?", fragte James und versuchte seine Wut zu unterdrücken.

Remus schaute auf.

"Was willst du hier?", stellte er eine Gegenfrage, aber James ging nicht darauf ein.

"Bist du von allen guten Geistern verlassen, verdammt?! Was hast du mit Penelope gemacht?", schrie er und baute sie vor dem anderen auf, der ihn verwirrt ansah.

"Penny? Was ist mit ihr?" Remus Stimme zitterte leicht.

"Madame Pomfrey sagt, sie habe einen Schock."

"Pomfrey? Sie ist im Krankenflügel", stellte Remus fest.

"Ja, Kumpel und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht an Peeves lag, sowie sie es ihren Freundinnen versucht hat glaubhaft zu erklären. Polly sagte sie habe den Mond angestarrt. Sie weiß es Remus."

"Nein!", rief Remus entsetzt und schüttelte den Kopf, "ich habe nichts gesagt, ich... sie darf es nicht wissen!"

James schnaubte und fuhr sie durch das schwarze Haar.

"Aber du bist ihr begegnet, also erzähl schon. Was ist passiert?"

Remus seufzte und erzählte brüchig, denn seine Raserei hatte ihn so geblendet, dass er sich an keine genauen Details erinnerte.

James seufzte. "Wir mussten damit rechnen. Am besten du redest mit ihr", meinte er, aber sein Freund schüttelte den Kopf.

"Ich tue etwas, was ich schon vor langer hätte tun müssen. Ich werde mich von ihr fernhalten."

"Damit wirst du es schlimmer machen", erklang eine Stimme von der Tür her.

Sirius trat ein und winkte mit der Karte des Rumtreibers, eine Erfindung, die die Freund jede Menge Zeit gekostet hat.

Aber es hatte sich gelohnt, denn nun hatten sie einen vollständigen Plan der Schule, der zudem jede Person anzeigte.

"Lily hat geweint, als sie zurück in den Turm kamen. Dein Glück, dass die Mädchen bisher vermuten, dass Penelope im Kerker einem angriffslustigen Slytherin begegnet ist. Du tätest besser daran, Penny beiseite zu nehmen und mit ihr zureden, nicht, dass sie etwas ausplaudert", erklärte er.

Remus knurrte. "Sie würde nichts sagen, darum muss ich sie nicht mal bitten. Außerdem wird sie ihre Mutmaßungen bald fallen lassen, wenn ich mich ganz ruhig verhalte und mich von ihr fernhalte."

James und Sirius wechselten einen Blick. Beide waren sich sicher, dass Remus Logik noch traurige Konsequenzen haben würde.
 

Am nächsten Morgen gingen Lily und Polly in den Krankenflügel und fanden eine lächelnd Penelope, die sie überschwänglich begrüßte.

Sie zog die beiden nach unten zur großen Halle und summte munter.

Selbst einen dummen Spruch von Robin Bale tat sie mit einem wink ab und lachte glücklich.

Ausgelassen genoss sie ihr reichliches Frühstück.

Ihre Freundinnen beobachteten sie skeptisch.

Die gute Laune konnte nicht normal sein, ganz und gar nicht.

"Hör auf damit!", brach Lily laut heraus und knallte ihre Gabel auf den Tisch.

"Du brauchst nicht so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre, verdammt!"

Penelope sah sie erschrocken an. Die Erinnerung durchzuckte sie schmerzhaft, das Bild ihres knurrenden besten Freundes raubte ihr den Atem.

Sie ballte die Hände zu Fäusten und lächelte matt.

"Mir geht es gut. Wirklich Lils", sagte sie und stand auf.

"Ich geh nach oben. Ich muss mich dringen umziehen", meinte sie und ging davon.

Sie eilte die Stufen nach oben und in der Nähe des Krankenflügels kamen ihr die Jungs entgegen.

"Hey, Penny. Alles klar bei dir?", fragte Sirius.

Lächelnd bejahte sie und sah zu Remus, der sie allerdings ignorierte und seinen Weg nach unten fortsetzte.

Besorgt sah sie ihm nach.

Irgendwas in ihrem Inneren wollte ihn umarmen, sagen, dass wirklich alles okay war.

Aber da war diese kleine Stimme der Angst, die ihr einflüsterte, Remus würde sie vermutlich nur erneut zurückweisen.

James klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und folgte dem mies gelaunten Freund. Auch Sirius und Peter gingen ihm nach.

Leise seufzend setzte das Mädchen ihren Weg fort.

Sie ging duschen und das Warme Wasser hüllte sie ein, lies ihre Sorgen für einen Moment verpuffen. Hoffnung breitete sich in ihr aus.

Ihre Angst erschien ihr plötzlich sinnlos, schließlich war Remus ihr bester Freund, der immer für sie da gewesen war. Wie konnte sie ihn im Stich lassen?

Selbst wenn er ein Werwolf war, was machte das für einen Unterschied?

Remus blieb Remus - einer der wunderbarsten Menschen, den sie kannte.
 

Aber im Verlauf des Tages wurde ihr klargemacht, dass es vermutlich nicht mehr wie früher wurde.

Ihr bester Freund war kalt und abweisend. Jeder Versuch mit ihm zu reden schlug fehl und Penny musste sich eingestehen, dass sich eine Mauer zwischen ihrem Freund und ihr über Nacht erbaut hatte.

Sie wollte das nicht! Sie konnte es doch nicht einfach dabei belassen!

Grübelnd schlenderte sie über die Ländereien, am See entlang.

Die Sonne färbte den Himmel bereits in ein warmes orangnen Lichtes, aber das störte Penelope nicht. Sie ließ sich auf einem großen Stein am Ufer nieder und schaute gedankenverloren auf den See hinaus.

Lächelnd erinnerte sie sich an ihren besten Freund, an ihre erste Begegnung in der Winkelgasse.
 

"Mummy, bekomm ich jetzt meinen Umhang? Bitte, bitte, lass uns zum Kleidungsgeschäft gehen", bettelte die kleine Penelope ihre Mutter an.

Mrs. O'Shea lachte und nickte. "Natürlich mein Hase, aber vorher müssen wir noch deine Bücher besorgen, okay?", erklärte sie und führte ihre Tochter in den Laden 'Flourish & Blotts'.

"Schau dich doch ein bisschen um, Penny. Ich geh und lass mir deine Schulbücher bringen."

Das Mädchen nickte und verschwand in der kleinen Welt voller hoher Regale, die voll gestopft Büchern waren.

Sie schaute sich staunend um und blieb in der Abteilung über Verwandlungen stehen.

Beinahe ehrfürchtig zog sie eines der dicken, in Leder gebundenen, Bücher heraus.

'Menschliche Transformation' stand in hellen Lettern auf dem Umschlag.

Penelope schlug es auf und bewunderte die Bilder, auf denen Menschen ihr Gesicht veränderten oder sich gar in Tiere verwandelten.

"Das Buch ist wirklich toll", sagte jemand und sie drehte sich überrascht um.

Ein Junge mit braunen Haaren und einem sanften Lächeln stand neben ihr.

"Du kennst es? Magst du Verwandlungen auch?", fragte sie ihn und er nickte.

"Natürlich, ich kann es nicht abwarten, das alles zu lernen", sagte er.

"Ich bin Penelope, aber nenn mich Penny", stellte sie sich.

"Freut mich, ich bin Remus."

Sie trafen sich im Zug wieder und freundeten sich schnell an. Begeistert waren sie von Hogwarts und heilfroh im gleichen Haus zu sein.

Ab dem ersten Tag in Hogwarts waren sie so gut wie unzertrennlich gewesen.
 

Es war dunkel geworden und Penelope erhob sich streckend von ihrem kalten Stein, als sie plötzlich ein tiefes Knurren hinter sich vernahm.

Erschrocken drehte sie sich um und stolperte einen Schritt rückwärts.

In ihrer Nähe bäumte sich ein riesige Silhouette auf.

Der Mond tauchte aus den Wolken auf und gab den Blick auf den großen Werwolf frei.

Er heulte, ehe sein Blick auf ihr hängen blieb. Seine Augen so schwarz wie die Nacht und wild funkelnd.

Es herrschte eine gefährliche Stille und die Sekunden erschienen wie Minuten.

Penelope war entsetzt, konnte sich nicht rühren. Ihre ängstliche Miene spiegelte sich in den Augen des Wolfes.

"Remus?", hauchte sie leise.

Die Ruhe der Nacht wurde durch ein erneutes Heulen des Wolfes durchbrochen.

Wie in Zeitlupe nahm sie wahr, wie der Werwolf auf sie zusprintete.

Ihr schriller Schrei hallte durch die Dunkelheit und schreckte die Vögel von den umliegenden Bäumen auf.

Immer weiter stolperte sie rückwärts, bis sie das Wasser fühlte, das um ihre Knöchel spülte und in ihre Schuhe eindrang.

Panisch blickte sie sich um, aber es gab keinen Ausweg. Hinter ihr lag der See und vor ihr war der Werwolf, der es auf sie abgesehen hatte.

Der Wolf setzte zum letzten Sprung an, mit dem er das Mädchen niederreißen würde.

Penelope kniff die Augen zusammen, wartete auf das Gewicht, dass sie ins Wasser schmeißen würde.

Es blieb aus.

Stattdessen hörte sie ein lautes Bellen und einen dumpfen Aufprall.

Ängstlich öffnete sie die Augen und schnappte nach Luft.

Ein zweiter Wolf? Nein, ein Hund, ein großer schwarzer Hund, kämpfte mit dem Wolf, zog und zerrte an ihm, wobei er jedoch vorsichtig zu sein schien, als wolle er den Wolf nicht verletzen.

Dennoch war es brutal und Penny hätte dem Hund am liebsten zu geschrieen, er solle Remus ganz in Ruhe lassen.

Arme umschlangen sie und zogen sie Weg.

"Penny, los komm schon, wir müssen hier weg!", hörte sie James Stimme und drehte sich perplex zu ihm um.

"Was tust du hier?", fragte sie atemlos.

"Dich retten, komm schon!", sagte er und zog an ihrer Hand, aber Penny schien wie angewurzelt.

"Aber Remus...", sagte sie.

"Überlass das Sirius", sagte er und zog sie auf seinen Rücken.

Er schien nach vorne überzukippen, aber anstatt eines Aufpralls fühlte Penelope plötzlich kurzes Fell und als sie sich vom Schreck erholt hatte und die Augen öffnete, bemerkte sie, dass sie sich nicht auf James Rücken sondern auf dem eines großen Hirsches befand.

Panisch klammerte sie sich an den dicken Hals, als das Tier los galoppierte.

Sie hörte ein schmerzverzerrtes Heulen, aber traute sich nicht den Blick zurückzuwerfen.

Der Hirsch rannte schnell über die Wiesen und hielt erst an, als sie den schützenden Hof des Schlosses erreicht hatten.

Penelope rutschte vom Rücken des Tieres und lehnte sie mit zittrigen Beinen an eine Säule.

Vor ihren Augen schien der Hirsch sich aufzustellen und zu schrumpfen.

Das Geweih wich zerzausten dunklen Haaren und die Schnauze Mund und Nase von James.

Auch der Junge lehnte sich erschöpft an.

"Was für ein Ritt", meinte er und grinste leicht.

Penelope sah ihn mit großen Augen an. "Du bist ein Animagus", stellte sie fest.

Er nickte nur. "Ja, genauso wie Sirius und Peter."

Sie sah ihn an und ihre Augen weiteten sich.

"Der Hund, das ist -" "Sirius", bestätigte er ihre Vermutung.

Es schien als hätte sie plötzlich wieder genug Kraft um loszulaufen.

James hielt sie fest und drückte sie an die Wand, damit die nicht entkam.

"Lass Sirius das machen. Er wird aufpassen."

Panisch schüttelte sie den Kopf.

"Remus", hauchte sie leise.

Der Animagus seufzte. "Du hast recht. Dieser Wolf ist Remus, aber bitte hör mir zu. Lass es mich einfach erklären. Wir, also Peter, Sirius und ich, wissen seit der zweiten Klasse, dass Remus ein Werwolf ist. Sirius hatte einmal in seinem Leben wirklich gedacht und erkannt, dass Remus Geschichte von einer kranken Großmutter Unfug ist. Natürlich habe wir Remus sofort zur Rede gestellt und er hat gestanden. Gegen seine Angst, haben wir trotzdem weiter zu ihm gehalten, weil es uns egal war. Remus mag einmal im Monat ein bisschen wild sein, aber er ist trotzdem ein prima Kerl.

Weil er unser Freund ist, wollten wir uns was einfallen lassen, wie wir ihm helfen konnten. Anfangs haben wir ihn während seiner aggressiven Tage abgeschirmt, damit niemandem auffiel, dass er anders war als sonst.

Dann hat Sirius in den Ferien eine Entdeckung gemacht. Eigentlich verdanken wir dir diese Sache, denn in einem Buch, dass du ihm für Verwandlungshausaufgaben geliehen hast, fanden wir die Lösung. Es stand geschrieben, dass ein Mensch in Tiergestalt, also ein Animagi, nicht ernsthaft von einem Werwolf verletzt werden kann."

"Und darauf hin habt ihr euch zu Animagi ausbilden lassen?", fragte Penelope.

James schaute etwas verlegen zu Boden.

"Naja, nicht direkt. Wir haben uns die nötigen Informationen besorgt und uns sozusagen selbst ausgebildet."

"Ihr habt das ganz allein geschafft?", erwiderte sie und schien ziemlich verwundert, aber auch stolz zu sein.

Er nickte. "Ja, jetzt können wir bei Remus sein und ihm helfen, diese Nächte zu überstehen."

Sie war gerührt und fiel ihm um den Hals. "Oh, James", sagte sie.

"Bessere Freunde kann er sich gar nicht wünschen."

Er lachte. "Danke".

Prüfend sah er sie an. "Bist du in Ordnung?"

"Ich denke schon", antwortet sie.

Er lächelte leicht. "Das ist gut." Dann seufzte er. "Remus wird sich das nie verzeihen. Hoffen wir, dass er sich morgen nicht mehr daran erinnert."

Penelope sah ihn an, sah den Kummer in seinen Augen und ihr wurde klar, das James schon wusste, dass Remus sich mit Sicherheit erinnern würde.

Tränen krochen hervor und liefen ihre Wangen hinab.

"Jetzt wird alles anders. Es wird nie wieder normal sein", sagte sich schluchzend.

James schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm.

"Es tut mir Leid, Penny."

Remus' Geständnis

Penelope behielt recht.

Nichts würde mehr so sein wie zuvor.

Am nächsten Morgen begleitete sie James nach dem Frühstück in den Krankenflügel.

Sie erhaschte einen kurzen Blick auf den schlafenden Remus, über den sich die Krankenschwester gerade beugte.

Aber ihre Aufmerksamkeit wurde von jemand anderem gefordert.

"Penny! Wunderbar dich zu sehen", meinte Sirius und das Mädchen erschrak bei seinem Anblick.

"Oh mein Gott", hauchte sie leise und sah ihn besorgt an.

Er hatte etliche Schrammen im Gesicht und seine Schulter war komplett bandagiert.

Aber Sirius lachte.

"Hey Kleine, ist kein Problem. Es tut gar nicht weh."

James grinste. "Man, du siehst echt scheiße aus", meinte er.

"Lass das James, Sirius ist verletzt und du machst dich lustig über ihn!", schimpfte Penelope, "Oh Sirius, es tut mir so leid, das ist alles meine Schuld."

Er schüttelte den Kopf. "Nein, es war unsere Sache und hey, es ist besser, dass ich ein paar Kratzer habe, als das du tot wärst. Im Gegensatz zu mir, wärst du ein echter Verlust für die Welt. Fang jetzt ja nicht an zu weinen", meinte er und grinste.

Sie lachte leise und nahm ihn in den Arm. "Du bist so ein verdammter Held, Black."

"Ja, das kommt gut bei den Frauen", meinte er locker.

Die Drei lachten, wurden jedoch von Madame Pomfrey jäh unterbrochen.

"Mr. Black, sie brauchen Ruhe. Da sie sich weigern mir zu erklären, wie genau sie sich diese Blessuren zugezogen haben und ich daher nicht weiß, wie genau ich sie behandeln muss, werden wir auf die langsam, natürliche Heilung vertrauen müssen."

Anschließend wandte sie sich an Penelope und James. "Es tut mir wirklich Leid, aber es wäre wohl besser, wenn sie jetzt gehen würden."

Sie scheuchte die beiden hinaus und schloss lautstark hinter ihnen.

Penelope seufzte. "Sie kann so unmöglich sein."

James zuckte die Schultern. "Also ich glaube, das liegt am Beruf, meine Mutter ist auch immer so überfürsorglich, wenn jemand krank ist."

Das Mädchen lächelte. "Ja, ich erinnere mich daran. Weißt du noch als du die magische Grippe hattest. Dir sind ständig Seifenblasen aus der Nase entwichen, wenn du niesen musstest."

James lachte. "Nicht zu vergessen von dem Pudding oder den Plüschdrachen, die immer erschienen sind."

"Also der Pudding war gut", meinte Penelope grinsend und ging mit ihm die Treppen hinauf.

"Gott, war das ne tolle Zeit. Wie alt war ich da?"

"Ich glaube sechs oder sieben", antwortete Penelope.

"Ja, und du bist mir nie von der Seite gewichen", meinte er lachend und legte ihr einen Arm um die Schultern.

"Na hör mal", sagte sie, "ich hätte dich ja nicht allein lassen können mit dem ganzen guten Pudding."

James zog eine Schnute und sah beleidigt drein. "Du warst nur auf den Pudding aus?"

Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern und beide fingen an zu lachen.
 

Aus Remus kleinen Geheimnis war das Geheimnis der Rumtreiber geworden, schon seit Ende der zweiten Klasse wussten die Jungs davon und jetzt war auch Penelope ein Teil des Geheimnisses.

Remus lag wach. Es war mitten in der Nacht, den gesamten Tag hatte er verschlafen. Obwohl er noch immer müde war, brachte ihn nichts zurück ins Land der Träume.

Er erinnerte sich. Noch nie war seine Erinnerung an eine pelzige Vollmondnacht so klar gewesen wie diese.

Hass. Ein unbändiger Hass auf sich selbst wütete in ihm. Alles war zerstört! Nicht nur, dass seine beste Freundin nun Bescheid wusste, nein, er hätte Penelope beinahe getötet!

Es war ein seltsames Gefühl gewesen, eigenartig. Denn diese Nacht war es anders gewesen. Nicht nur seine Erinnerung blieb, er hatte auch das Gefühl, dass ein Stück Menschlichkeit ihn ihm erwacht war, in dem Moment als er Penelope sah. Beinahe war es so, als hätte seine unterdrückte menschliche Seite erkannt, wer da vor ihm stand und mit alles Mitteln versucht, die Überhand zu gewinnen, um Penelope zu schützen. Vor ihm zu schützen.

Tränen der Wut stiegen auf und er ballte die Hände zu Fäusten. Er war zu schwach gewesen, der Wolf hatte gesiegt und sich auf Penny gestürzt.

Von da an sah er die gewöhnliche Schwärze seiner Erinnerung als Wolf. Nicht einmal Gewissheit über das Befinden seines Opfers hatte er. Aber wenn sie tot wäre, hätte man ihn nicht schon lange abgeführt?

Verzweifelt hielt er an dem kleinen Rest Hoffnung fest. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich damit über Wasser.

"Verdammt", fluchte er und schlug mit der Faust auf die Matratze. "Verdammt! Verdammt, Verdammt! Warum?"

Warum. Die ganze Zeit fragte er sich warum.

Warum war er ein Monster?

Warum hatte er ausgerechnet in dieser Nacht einen Fluchtweg aus seinem Versteck gefunden?

Warum sie? Warum musste er ausgerechnet Penelope begegnen?
 

"Man so hab ich mir unsere erste Nacht von Operation Mondspaziergang nicht vorgestellt, wirklich nicht."

Remus Kopf schnellte herum, mit weit aufgerissenen Augen starrte er Sirius an, der sich seufzend auf das Bett neben ihm fallen ließ.

Der Werwolf war überrascht und beinahe schockiert.

"Was tust du hier? Und wovon zu Hölle redest du? Nein, Moment warte, erst beantworte mir die wichtigste Frage: wie geht es Penny?"

Sirius lachte.

"Man, ganz ruhig Moony. Also erstens - Penny geht es naja, ich würde gerne sagen gut, aber das wäre gelogen. Keine Panik, gesundheitlich geht es ihr ganz prächtig, aber seelisch ist sie ziemlich angeknackst."

Zum einen war Remus sichtlich erleichtert. sie lebte und schien sogar unverletzt zu sein. Aber er fühlte sich dennoch schlecht, seinetwegen war Penelope sicherlich mit den Nerven am Ende.

"Zum anderen, okay, mhh, wo fang ich an?", überlegte Sirius, "Ja, okay, also du erinnerst dich an unser kleines Gespräch von Vorgestern? Du weißt schon, dass wo du rasend verschwunden bist. Du hast uns ja nicht ausreden lassen. Wir haben uns zu Animagi ausgebildet, ganz alleine, ja und jetzt darfst du platzen vor Stolz. Haben wir ganz alleine geschafft und nur für dich, mein pelziger Freund. Da wären wir auch schon den Grund warum ich hier bin. Ich muss mich von einer Werwolfattacke erholen. Natürlich, weiß die gute Poppy nicht, wie ich verletzt wurde, aber Fakt ist, ich bin hier ebenfalls Patient, weil James und ich zur rechten Zeit am rechten Ort waren. Während James Penny in Sicherheit gebracht hat, hab ich mich um ein freilaufendes böses Pelztier gekümmert. Man, du bist wirklich gut, aber ich war eben besser. Auf jeden Fall war es ein toller Spaß."

Sirius klang munter und ausgelassen, typisch Sirius eben.

Remus dagegen starrte ihn entsetzt an. Er war aufgebracht und erleichtert zugleich und irgendwie auch glücklich.

"Komm schon Moony, was sagst du dazu. sind wir nicht super Freunde?", hakte Sirius nach, da Remus nichts sagte.

Dieser nickte nur schwach. "Ganz toll", meinte er und hatte einen sarkastischen Unterton, den sein Kumpel aber entweder nicht bemerkte oder, was eher der Fall war, gekonnt ignorierte.

"Sogar Pete hat es geschafft, das war nen hartes Stück arbeitet. Er ist 'ne Ratte geworden. Ich find das passend."

"Lass das", meinte Remus knurrig.

Verwundert sah Sirius ihn an. "Was denn?"

"Hör auf mit dieser guten Laune und dem ganzen Schauspiel. Ich ertrag das nicht. Du denkst es wäre alles schön und gut. Meinetwegen belüg dich selbst mit deiner heilen Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, aber lass mich damit in Ruhe!

Nichts ist gut, kapiert Black. Gar nichts! Aber du verstehst das nicht. Ich bin ein Monster, das zu allem fähig ist. Ich hätte beinahe das Mädchen umgebracht, das ich liebe."

Er erstarrte. Jetzt war es raus. Gefühle, die er verzweifelt zu verbergen versucht hatte, wurden nun offenbart.

Remus wusste nicht, wann es angefangen hatte. Vielleicht war es schon ihre erste Begegnung in der Buchhandlung. Wie sie da stand, klein und zierlich, mit dem großen Buch in den Händen, die Bilder bestaunend.

Von Anfang an war eine Sympathie zwischen Penelope und ihm gewesen.

Im Zug damals war sie es gewesen, die ihn an die anderen angeschlossen hatte. Sie war das wichtige Verbindungsstück gewesen.
 

Remus hatte sich von seinen Eltern und seiner Schwester verabschiedet, hatte seinen großen Koffer genommen und schleifte ihn durch den Zug. Sie waren spät dran gewesen und nun war jedes Abteil besetzt, mit mehr oder weniger Schülern.

Wohin sollte er sich setzen? Er kannte doch niemanden.

"Remus?", eine liebliche Stimme vernahm er und drehte sich nach ihr um. Da stand sie. Das Mädchen, welches er in der Buchhandlung getroffen hatte.

Penelope.

Sie lächelte freundlich und kam auf ihn zu, nahm ihn in den Arm. Einfach so.

"Bei uns im Abteil ist noch was frei, setzt du dich zu uns?", fragte sie und nahm seine Hand, zog ihn einfach mit.

Sie trat in ein Abteil, in dem zwei Jungs saßen, beide schwarzhaarig, wobei dem einen die langen Strähnen ins Gesicht vielen und die Haare des anderen total verwüstet waren.

"Jungs, das ist Remus. Wir haben uns in der Winkelgasse getroffen. Ist doch okay wenn er bei uns sitzt oder?"

Die Jungs nickten und lächelten.

"Klar, herzlich willkommen."

"Freut mich. Remus"

Penny lächelte froh. "Also Remus, das sind mein Cousin James Potter und der andere ist Sirius Black, er ist ganz in Ordnung", meinte sie lachend.

"Naja, wir warten natürlich noch die Ergebnisse der Hauswahl ab. Wenn er nach Slytherin kommt, wie seine reizende Familie, geben wir uns nicht mit ihm ab."

Die beiden Jungs lachten und Sirius warf seinen Rucksack nach James.

"Pass auf das du nicht nach Slytherin kommst, Dumpfbacke."

Penelope lachte. "Mach dir keine Sorgen, das geht schon eine halbe Stunde lang so."

Er konnte nicht anders, als sie anzusehen. Sie strahlte Optimismus und pure Lebensfreude aus, etwas, dass er selbst selten spürte, aber sie steckte ihn förmlich an und er lachte. Frei und unbeschwert.
 

Penelope war seine Sonne gewesen. Immer und überall konnte sie ihn aufmuntern und ihm Mut machen weiter zu kämpfen, weiter zu leben. Irgendwann hatte er wohl angefangen, für sie zu leben.

Es war schwer für ihn, sie nicht lächeln zu sehen und sein Ziel wurde es, diese Sonne weiter strahlen zu lassen. Er wollte das sie lachte und ihr Licht, ihre Wärme verbreitete.

Doch all seine Bemühungen schienen an diesem Punkt gescheitert, denn seinetwegen verlor seine Sonne die Kraft, um zu scheinen.

"Was hab ich nur getan?", murmelte Remus und vergrub das Gesicht in den Händen.

"Nichts Falsches", antwortete Sirius, klopfte seinem Freund auf die Schulter, aber er schaute nicht auf.

"Lass mich allein, Sirius. Bitte, lass mich jetzt einfach allein!", flüsterte er heiser.

Sirius stand auf.

"Tut mir Leid, Moony", murmelte er noch, ehe er den Vorhang hinter sich zu zog und wieder in sein Bett ging.
 

Apolline und Lily waren ratlos.

Schweigend tauschten sie einen verwirrten Blick, wie so oft in letzter Zeit, ehe sie wieder Penelope beobachteten, die ebenso still in ihren Mittagessen stocherte.

Der Blick der zwei Mädchen glitt am Tisch entlang, bis er den braunhaarigen Jungen fand, der zwischen seinen Freunden saß, ebenfalls stumm, während seine Kumpels auf ihn einredeten.

James und Sirius kamen aus ihren Predigten nicht mehr heraus. Schon seit Tagen wollten sie Remus dazu animieren, mit Penny zu reden, doch ihr Freund hörte nicht zu. Aber sie wären keine Rumtreiber, wenn sie sich so einfach würden stoppen lassen.

Also redeten sie weiter auf eine Wand ein.

Penelope schob ihren Teller von sich, ohne einen Bissen genommen zu haben.

Sie stand auf und ging, ohne Abschied, eilte aus der Halle, einige Treppen hinauf und bog in einen verlassenen Geheimgang ein, der durch einen Einsturz blockiert war.

Allein, unbemerkt von ihren Freundinnen und anderen Zeugen, brach sie zusammen.

Sie schluchzte und Tränen überströmten die Wangen, die hektische rote Flecken bildeten.

Die Wahrheit lag klar vor ihr. Remus war weg, sie hatte ihren besten Freund verloren.

Er hatte sich von ihr abgewandt, egal was sie in den letzten Tagen versucht hatte, er redete nicht mehr mit ihr, spielte Verstecken und dieses Spiel beherrschte er sehr gut.

Penelope wünschte sich sehnlich wieder die Normalität zurück. Die Scherze und das bloße Zusammensein mit Remus. Sein Lächeln, seine fürsorgliche und ruhige Art, seine Antworten auf ihre Fragen, wenn sie mal wieder etwas nicht verstanden hatte.

Sie vermisste es, neben ihm auf dem Rasen zu liegen und in den Himmel zu schauen oder mit ihm am See entlang zu spazieren.
 

Arme schlossen sich um ihren Körper, zogen ihn an eine muskulös gebaute Brust.

Eine hand strich ihr sanft durchs Haar.

Penelope hatte niemanden bemerkt, der den Gang betreten hatte. Alles war ihr egal gewesen.

Jetzt roch sie Zitrone und Holz, in einem angenehmen Gemisch. Es war kein Parfüm, kein Waschmittel, sondern einfach ein natürlicher Geruch. Sie spürte die Körperwärme, die unter ihre Haut drang und auch sie erwärmte.

"Bitte, nicht weinen, Penny. Alles wird wieder gut", vernahm sie die leise Stimme von André.

Sie schaute langsam auf. Er lächelte sie sanft an, holte ein Taschentuch heraus und wischte ihr die Tränen ab.

André setzte sich neben das weinende Mädchen und zog sie wieder in seine Umarmung. Bereitwillig ließ sie es zu und ließ die letzten Tränen heraus, die auf seinen Pullover tropften, aber das störte ihn nicht.

"Danke", murmelte sie leise, aber er schüttelte nur den Kopf. "Dafür brauchst du mir nicht danken", gab er leise zurück.

Still saßen sie nebeneinander. Worte waren unnötig.

André ahnte, dass sie unter einem Streit mit Remus litt, obwohl er nicht wusste, weshalb diese beiden Freunde stritten.

Penelope war einfach froh, dass er da war, dass er nicht fragte, was los war, sowie ihre Freundinnen es taten.
 

Seufzend ließ Apolline in einen Sessel fallen, während Lily aufgeregt auf und ab ging.

Sie waren so überrascht von Penelopes plötzlichem Aufbrechen gewesen, dass sie ihre Freundin nicht mehr hatten einholen können. Jeden denkbaren Ort von Hogwarts hatten sie nach ihr abgesucht, aber Penny blieb verschwunden.

"Wo kann sie nur sein? Glaubst du, ihr ist etwas passiert? Oh Gott, sie wird doch nicht so dumm sein und sich was getan haben, oder? Oh je, wir hätten ihr mehr helfen sollen, wir hätten -"

"Gar nichts tun können", unterbrach Polly ihre beste Freundin, "Lily, mach dir keine Sorgen. Penny geht es bestimmt gut. Bitte bleib ruhig. Es bringt uns ja nicht weiter, wenn du durchdrehst."

In dem Moment schwang die Porträttür beiseite und die Rumtreiber betraten den Raum.

Es war das gleiche Bild wie beim Mittagessen... und beim Frühstück... und die letzten Tage: Sirius und James redeten auf Remus ein, der nur schweigend vor sich hinstarrte und völlig abwesend schien.

Es störte Polly. Natürlich war ihr und Lily nicht entgangen, dass Remus und Penny nicht mehr miteinander redeten.

Als Apolline die Jungs sah, platzte ihr der Kragen. Wütend sprang sie auf und ging auf Remus zu.

"Was ist nur los mit dir? Du verdammter Idiot! Was hast du gemacht!?", schrie sie ihn an, doch er schaute nur kurz auf, ehe er bedrückt den Blick senkte und an ihr vorbeigehen wollte.

Sie hielt ihn fest und funkelte wütend.

"Ich rede mit dir! Was hast du gemacht? Was hat Penny dir denn getan, dass du nicht mehr mit ihr redest? Deinetwegen ist sie traurig. Ich will jetzt wissen, was passiert ist!", wütete sie.

"Polly, beruhig dich", sagte Sirius und legte ihr die Hand auf die Schulter, aber sie schlug seine Hand fort.

"Halt dich da raus, Black!"

Sie fasste Remus an den Schultern und schüttelte ihn. "Verdammt! Was ist nur los mit euch? WAS?!"

Tränen stiegen ihr in die Augen, aus Wut und Angst um ihre Freundin.

"Ich... ich... das verstehst du nicht", murmelte Remus und auch in seinen Augen glitzerten Tränen.

"Du versuchst es ja nicht mal zu erklären. Natürlich verstehe ich es nicht. Ich verstehe wirklich Nichts!", weinte Apolline.

Kraftlos lies sie die Arme sinken, ging schwankend einen Schritt zurück. Sirius hielt sie fest, als sie drohte umzukippen.

"Ich kann es nicht erklären, aber ich... ich werde es versuchen wieder gut zu machen", murmelte Remus und rannte in seinen Schlafssaal.

Polly sah ihm hinterher, machte aber keine Anstalten ihm folgen zu wollen.

Sie weinte, weil sie irgendwie wusste, dass es nicht wieder 'gut' werden würde.
 

Lily stand hilflos im Raum, hatte mit ansehen müssen, wie ihre Freundin vor Kummer und Sorge die Beherrschung verlor. Sie hätte sie aufhalten können, aber das hätte nichts gebracht, denn im Grunde hatte Polly nur das ausgesprochen, was auch ihr im Kopf herumging.

Die beiden Mädchen waren auf der selben Wellenlänge, hatten ähnliche Ansichten und Vorstellung. Der größte Unterschied zwischen ihnen war Temperament.

Apolline war stark genug ihre Gefühle auf solch herrische Form preiszugeben, Lily dachte viel zu sehr darüber nach, wie andere reagieren würden.

Sie war keine gefühlskalte Person, im Gegenteil, aber ihr fiel es schwer anderen ihre Gefühle zu zeigen.

"Hey, Lily, alles in Ordnung?", James Stimme klang sanft, es gab keinen Grund ihre Wut jetzt an ihm auszulassen, wie sonst immer, auch wenn sie wusste, dass er sie verstehen würde. Er verstand sie immer und egal was sie tat, wie oft sie ihre Wut an ihm ausließ, er hörte nie auf sie zu lieben, auch wenn sie das nicht verstand.

"Nein, James, nein, nichts ist in Ordnung", sagte sie ehrlich.

Seine Arme legten sich um sie, zogen sie sanft an sich.

Es gab keinen Widerstand, keine Gegenwehr. Sie ließ es einfach zu.
 

Die kleine Jodie hatte mit ihrer Freundin Melinda eine Partie Schach gespielt, ehe die Älteren aneinander geraten waren.

Besorgt hatte sie das Verhalten ihres großen Bruders in den letzten Tagen mit ansehen müssen. Sie verstand, wie er sich fühlen musste.

"Entschuldigung Mel", sagte sie, ehe sie aufstand und die Treppen zu den Jungenschlafräumen hinaufging.

Zaghaft klopfte sie an den Schlafsaal der Fünftklässler und trat leise ein.

"Remus." Sie ging auf den bebenden Körper zu, der auf einem der Betten lag, wie ein Häufchen Elend.

Jodie setzte sich auf das Bett und strich ihrem Bruder durchs Haar.

"Ich hab dich lieb Remus", wisperte sie leise, "Egal was passiert, okay? Ich hab dich immer lieb."

"Auch wenn du wüsstest, dass ich beinahe jemanden getötet hätte?", gab er zurück, erstickt von dem Kissen.

"Ja, weil ich doch weiß, dass es nicht deine Schuld ist. Du bist einer der liebsten Menschen auf der Welt. Das Monster in dir ist nur bei Vollmond stark genug, um dich zu besiegen", erklärte sie leise. "Du bist kein böser Mensch, Remus. Dir ist nur schlechtes widerfahren, aber dafür hast du doch keine Schuld."

Remus drehte sich auf die Seite, um seine kleine Schwester ansehen zu können.

Aufmunternd lächelnd wischte sie ihm eine Träne weg und umarmte ihn.

Das Lächeln sanft erwidernd schloss er sie in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Ihm wurde wieder einmal bewusst, warum seine kleine Schwester jeden in ihren Bann zog, warum jeder Jodie so sehr liebte - weil sie selbst Liebe und Freude schenkte. Jodie fragte nicht, was los war, wenn jemand weinte, sie nahm den Betroffenen einfach in den Arm, war einfach nur da. Sie war ein gemütliches Feuer, spendete Wärme und Licht.

"Ich hab dich auch lieb, Jodie. Für immer", flüsterte Remus leise und für einen Moment war es ihm egal, was er war und was er beinahe getan hätte.
 

Das Porträt schwang beiseite und Penelope betrat, gefolgt von André, den Gemeinschaftsraum.

"Penny!" Lily und Apolline stürzte beide von ihren Sesseln auf und umarmten ihre Freundin stürmisch.

"Oh Gott, wir haben uns solche Sorgen gemacht", beklagte sich Lily und Polly fügte ein vorwurfsvolles "Wo hast du nur gesteckt?" hinzu.

Ein Räuspern ließ die beiden aufsehen.

"Das war wohl meine Schuld, tut mir Leid. Ich habe Penny zu einem Spaziergang eingeladen gehabt und völlig die Zeit vergessen", erklärte André charmant lächelnd.

Polly sah ihren Bruder kritisch an. Sie kannte seine Art, sich mit diesem Lächeln aus allem herauszubringen, aber letzten endlich war auch sie diesem erlegen und musste einfach zurücklächeln. "Okay, dann war sie wenigstens sicher, sag doch aber nächstes Mal bitte Bescheid, wenn du eine meiner Freundinnen entführst", meinte sie und lachte.

"Kein Problem. Ich muss dann auch mal nach Frank sehen, hab noch was mit ihm zu klären. Männersache und so", meinte er zwinkernd und ging lachend davon.

Penelope schüttelte lächelnd den Kopf, als sie ihm hinterher sah.

Es war schön gewesen, das er bei ihr war, dass konnte sie nicht leugnen. Sie hatte seine Nähe genossen.

"Leute, hört mal alle her!", rief Lilavati Khan, Vertrauensschülerin aus der Sechsten, "Der Termin für das erste Hogsmeadwochenende steht und da diese Gelegenheit selten werden, solltet ihr euch ein Date schnappen und Spaß haben!"

Sie kicherte und pinnte einen Zettel ans Schwarze Brett.

Lily machte sofort kehrt und hechtete in ihren Schlafraum, ehe Potter auf die Idee kam, sie nach einem Date zu fragen.

Polly und Penny registrierten die Flucht lachend und gingen zu der Mitteilung, die groß verkündete:
 

Ausflug nach Hogsmead

27. Oktober

Nur mit Genehmigung der Eltern erlaubt!

Aufgrund der momentanen Situation, ist es keinem Schüler erlaubt, allein das Dorf zu besuchen.

Ein Fast-Vielleicht-Date

Jetzt saß sie tatsächlich hier.

Im Drei Besen.

Mit James Potter.

Freiwillig!

Okay, mehr oder weniger.

Er war ein verdammter manipulierender Idiot, der die Verwirrung der letzten Zeit genutzt hatte. Der ihre Verwirrung genutzt hatte.

Jetzt saß sie hier.

Lily Evans saß mit James Potter im Drei Besen und trank ein Butterbier.

Aber das war kein Date! Das hatte sie jedem beteuert, immer und immer wieder.

Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass sie ja gesagt hatte.

Er war verzweifelt gewesen, dass hatte sie erkannt und er hatte beteuert, dass es ihm gar nicht um ein Date ginge.
 

"Lily, warte mal, bitte!"

Sie war auf der Flucht, vor ihm, damit er sie nicht wieder nach einem Date fragte.

Sie war ihm entkommen, bis hier hin.

Beinahe wäre Lily einfach weitergelaufen, ihn gekonnt ignorierend. Aber da lag etwas in seiner Stimme, dass sie stoppen ließ.

Verzweiflung. Aber es war nicht die sonstige Verzweiflung, weil sie immer wieder ablehnte. Heute lag eine besorgte Verzweiflung darin.

Sie kannte diesen Ton nicht von ihm, also blieb sie verwirrt stehen und drehte sich um.

"Was ist los?", fragte sie.

"Ich brauche deine Hilfe. Bitte hör mich an, bevor du gleich nein sagt. Bitte, es ist wirklich dringend", flehte er und sein Blick sprach Bände. Wie konnte sie diesen wunderbaren Haselnussaugen widerstehen.

Seufzend nickte sie. "Was gibt es denn?"

Er strich sich durchs Haar. Die typische Pottergeste. Sie hasste sie, aber in diesem Moment machte sie diese Geste schwach. Der sonst so sichere James Potter sah nervös und völlig durcheinander aus.

"Naja, ich wollte fragen ob du mit nach Hogsmead kommst. Nicht für ein Date, wirklich nicht. Remus wäre dabei und ich glaube du weißt, wie er momentan drauf ist. Er ist mein Freund klar, aber ich halt es nicht aus, mit ihm allein zu sein. Ich hoffe das klingt nicht hart."

Lily war unfähig zu antworten, sie war überfordert mit dem hilflosen James.

Natürlich war es nicht hart, was er sagte, da sie wusste, wie Remus drauf war.

"Warum nimmst du nicht Sirius mit?", fragte sie.

"Der hat ein Date mit irgendeiner Hufflepuff", sagte er seufzend.

Sie nickte nur.

"Ich meine ich versteh, wenn du lieber mit Polly und Penny gehen willst. War dumm, dass ich gefragt habe."

"Ich würde ja mit ihnen gehen, aber leider sind die beiden schon vergeben und ich wollte mich nicht aufdrängen. Kurz gesagt, ich hab nichts vor. Eigentlich wollte ich im Schloss bleiben", erklärte sie.

Er sah sie verdutzt an. "Wie jetzt? Vergeben? Du meinst sie haben ein Date? Penny auch? Wer fasst meine Cousine an?"

Sie lachte über sein Beschützerverhalten, das Penelope Bruderliebe nannte.

Lily wusste das James so sein konnte und das mochte sie so an ihm. Sein Mut für Menschen, die er liebte, einzutreten, egal wann, egal wo. Ja, diese Eigenschaft mochte sie sehr an ihm, leider zeigte er sie nur selten.

"Ja, beide haben ein Verabredung. Apolline geht mit Emanuel Meza. Er hat sie gefragt und sie hat, aus mir unbekannten Gründen ja gesagt. Sie kennt ihn nicht mal richtig", erzählte sie seufzend, "Penelope nun ja, die braucht mich anscheinend nicht, denn sie hat einen neuen Aufmunterungscoach, der angekündigt hat, dass er sie nach Hogsmead schleift, sollte sie sich weigern. Tja, wie könnte sie auch einem André Malloy etwas entgegensetzen?"

Lily klang ein wenig verbittert und enttäuscht.

"Oh", mehr wusste auch James nicht zu sagen, stattdessen nahm er sie einfach in den Arm. "Das tut mir wirklich Leid, Lily. Wenn du eine Schulter zum Ausweinen brauchst, bin ich da. Tag und Nacht."

Sie schnaubte und stieß in von sich. "Potter, du bist unmöglich", meinte sie und ging an ihm vorbei. Ließ in verdutzt stehen.

Er wollte gerade selbst seinen Weg fortsetzten, als er ihre Stimme vernahm, die er so liebte und die seinen Namen rief. "Potter!"

Überrascht drehte James sich um und sah sie an.

"Ich komme mit. Aber das ist kein Date und ich tue das nicht für dich, sondern für Remus. Ich möchte wenigstens für einen meiner Freunde eine Stütze sein", verkündete sie und ging wieder weiter.

James akzeptierte das und trotzdem konnte er dieses glückliche Grinsen nicht vom Gesicht wischen.
 

Im Drei Besen herrschte großes Treiben, wie an jedem Wochenende, wenn die Schüler der Schlosses hinunter ins Dorf durften.

Lily spielte mit einer Serviette und James schaute sich um.

Es herrschte Stille an ihrem kleinen Ecktisch. Remus saß einfach mit verschränkten Armen da und starrte auf den Tisch, als könnte er allein mit seinem bösen Blick ein Loch in das Holz brennen. Peter, der sich auch dazu gesellt hatte, sehr zum Leidwesen von Lily, schaute verwirrt von einem zum anderen, traute sich aber selbst nicht, diese Stille zu durchbrechen.
 

Apolline amüsierte sich prächtig. Hätte sie gewusst, dass Emanuel ein so geselliger Zeitgenosse war, wäre sie sicher schon früher mal mit ihm ausgegangen.

"Und dann hat mein Onkel den Braten quer durch das Esszimmer geworfen", erzählte er eine lustige Familiengeschichte und Polly musste lachen.

Sie betraten den Honigtopf. Der Süßwarenladen war voll mit Schülern, die zwischen den Regalen und Töpfen umherhuschten.

"Okay, was möchtest du?", fragte Emanuel.

Sie lächelte. "Zuckerwatten-Schokolade und hüpfende Kirschen", sagte sie und steuerte auf das Regal mit ihren Lieblingssorten zu. Als sie sich zu ihm umdrehte, konnte sie sein Grinsen sehen. "Genau das sind auch meine Lieblingssüßigkeiten."

Beide lachten, weil sie erneut eine Gemeinsamkeit gefunden hatten.

Sie waren beide Fans der Tutshill Tornados.

Sie liebten beide die Musik der 'Fairys'.

Sie waren beide in den Muggel-Pizzaservice vernarrt.

Sie beide hassten Schnee.

"Ich würde sagen, deine neue Ration Süßes geht auf mich", erklärte Emanuel und kaufte ihr zwei große Tafeln Zuckerwatten-Schokolade und drei Tüten mit hüpfenden Kirschen.

Sie nahm sie entgegen und umarmte ihn lächelnd. "Danke."

"Was Süßes für die Süßen", gab er grinsend zurück.

Polly lachte und verließ mit ihm den Laden.

Plaudernd liefen sie über den Marktplatz von Hogsmead und ließen sich dann auf einer Bank nieder und öffneten eine Tüte Flippers, Gummitiere mit Schokoladenüberzug.
 

Sirius war gelangweilt. Die kleine Hufflepuff neben ihn, Roslyn Doyle, plapperte ohne Punkt und Komma, erzählte ihm langweilige Geschichten über die tausend Tiere, die ihre Eltern zuhause pflegten. Egal was er tat, sie redete munter weiter.

Er hatte ihr was Süßes gekauft, aber sie lehnte ab.

Er war mit ihr was trinken gegangen, aber sie rührte ihr Getränk nicht an.

Er war kurz davor sie bewusstlos zu zaubern, aber wahrscheinlich hätte sie dann trotzdem nicht aufgehört.

Sirius wusste nur eins. Er musste dieses Mädchen loswerden!

Roslyn Doyle erzählte weiter, bemerkte nicht sie verzweifelten Versuche ihres Begleiters sie loszuwerden. Sie war einfach unglaublich froh, dass Sirius Black, der Sirius Black, ausgerechnet sie gefragt hatte.

Die Hufflepuff war hübsch. Einen anderen Grund gab es wohl nicht zu nennen.

Sie hatte blonde Locken, auch wenn Apollines Locken schöner waren.

Sie hatte blaue Augen, aber ihre waren trüber als Apollines.

Sie war dünn, aber ihr fehlten Apollines Rundungen.

Sie war Roslyn Doyle und nicht Apolline Malloy.

Vermutlich war das etwas das ihn so sehr störte, obwohl er das natürlich nie aussprechen würde.

Er seufzte und ging neben Roslyn über den Marktplatz, steuerte Zonkos, den Scherzartikelladen, an, als sein Blick etwas erfasste, dass ihn aus allen Wolken fallen ließ.

Apolline lachte mit Emanuel Meza und im nächsten Moment beugte er sich zu ihr und küsste sie. Das Mädchen legte eine Hand in den Nacken ihres Gegenübers und erwiderte augenscheinlich den Kuss.

Etwas platzte in Sirius und ein abfälliges leises Knurren entfuhr ihm. Er ballte die Hände zu Fäusten und musste sich zwingen, sich nicht auf diesen Kerl zu stürzen.

Ihm wurde bewusst, dass Apolline nicht in diesem Sinne zu ihm gehörte und dass machte ihn rasend. Am liebsten hätte er das neue Liebespaar auseinander gerissen, sich Polly über die Schulter geworfen und wäre mit ihr weggerannt.

"Sirius?", fragte Roslyn verwirrt.

"Halt die Klappe, vedammt! Sei endlich still, dass erträgt ja kein Mensch. Lass mich bloß in Ruhe!", herrschte Sirius sie an und drehte sich rum, stapfte hinauf zum Schloss.
 

André hatte seine Drohung war gemacht und nun saßen Penelope in einem kleinen Café in einer Seitenstraße. Er hatte Remus durch das Fenster des Drei Besens gesehen und wollte Penny eine Begegnung mit ihm ersparen. Sie war schon bei der Erwähnung des Namens den Tränen nah.

Penelope rührte in ihrem Tee und sah André an.

"Tut mir Leid, dass du dir meinetwegen so eine Mühe gibst", sagte sie leise, aber er lachte nur.

"Das ist keine Mühe. Ich tue es mit Vergnügen, denn ich kann es nicht ertragen, dich betrübt zu erleben."

Sie lächelte sanft. "Danke."

"Wofür?", meinte er.

Penelope schüttelte leicht den Kopf. "Einfach das du da warst. Dabei hast du nie gefragt was los ist."

André nickte. "Ich wollte dich nicht bedrängen", antwortete er und die beiden verfielen für einige Zeit in Schweigen.

"Hattest du schon einmal ein Geheimnis, dass du keinem erzählen konntest?", fragte Penny und ihr Begleiter sah sie verwundert an.

"Wie meinst du das?"

"Was wenn du etwas erfährst, dass dir selbst Angst macht und dich belastet, aber du kannst es keinem erzählen, weil es andere Menschen verletzen könnte? Was würdest du machen?", fragte sie leise und mit ängstlicher Verzweiflung.

"Gibt es niemanden der dieses Geheimnis teilt? Es ist zu schwer, die Last allein zu tragen."

"Ich bin nicht die Einzige, aber trotzdem werde ich nicht entlastet", sagte sie seufzend.

"Er hat Angst. Ich weiß nicht was passiert ist, was so furchtbar ist, aber vermutlich hat er einfach nur Angst über die Folgen", erklärte André ruhig, "Hast du Angst?"

Penny seufzte und nickte leicht. "Davor, dass alles nichts so sein wird, wie bevor."

Er griff über den Tisch nach ihrer Hand, drückte sie beruhigend.

"Es ist okay, sich zu fürchten, aber du darfst die Angst nicht über dich bestimmen lassen. Es gibt immer einen Weg. Ich bin an deiner Seite, wenn du mich dort brauchst."

Sie lächelte ihn an, nickte wieder. "Danke", sagte sie und drückte seine Hand.
 

Remus seufzte.

"Weshalb habt ihr mich hierher geschleift?", fragte er knurrig.

"Damit du endlich mal aus deinem Loch kommst", antwortete James und funkelte ihn an.

Er hatte es satt, so was von satt. Das ständige Trübsal seines Freundes, die Teilnahmslosigkeit, all das war genug. James hasste es.

"So geht es nicht weiter, Moony", erklärte er und schlug mit der Hand auf den Tisch.

"Rede mit ihr! Entweder du räumst deine Selbstzweifel beiseite und bekommst deine Penny zurück oder du klärst die Fronten und schließt mit dem Thema ab. Entweder alles oder nichts, aber in dieser Schlucht dazwischen, kannst du nicht hängen bleiben!"

"Du hast doch keine Ahnung, James. Du weißt doch nicht, was sie mir bedeutet und was es bedeutet, dass sie es weiß. Sie hasst mich."

"Tut sie nicht!", mischte sich jetzt auch Lily ein, "Remus, Penny braucht ihren besten Freund. Bitte! Ich weiß nicht was passiert ist, aber rede mit ihr. Sie ist am Boden zerstört, weil du ihr ausweichst."

"Sie braucht mich nicht. Wieso sollte sie das? Ich kann ihr nichts geben. Meine Liebe würde nicht reichen, um meinen Fehler wieder gut zu machen", warf Remus ein.

"Wie kannst du das wissen?", fragte James.

"Wenn du sie liebst, dann rede mit ihr", flehte Lily, aber Remus schnaubte nur.

"Du hast doch überhaupt keine Ahnung worum es hier geht", keifte er sie wütend an.

Tränen stiegen in ihre Augen.

"Remus", flüsterte sie leise.

"Was? Es stimmt doch. Du hängst dich rein, ihr alle hängt euch in meine Angelegenheiten ein, die euch nichts angehen!", rief Remus und schnappt seine Jacke.

"Moony, komm schon", versuchte Peter, der die ganze Zeit geschockt daneben gesessen hatte , ihn zu beruhigen.

"Ich gehe jetzt", meinte Remus und verließ eiligst das Lokal. Peter fasste Mut und folgte ihm. Vielleicht konnte er ihn zur Vernunft bringen.

Lily weinte. Sie verstand die Welt nicht mehr. Was war denn nur los? Warum wurden ihre Freunde so auseinander gerissen?

Sie spürte einen Arm, der sich um sie legte und sie an einen Körper drückte.

"Ganz ruhig, Lily. Wir werden das regeln. Irgendwie kriegen wir das hin. Bitte weine nicht", flüsterte James beruhigend.

"Komm lass uns an die frische Luft", sagte er und die beiden standen auf. Er wischte ihr sanft die Tränen weg und half ihr in die Jacke.

Zusammen verließen sie das Lokal. Draußen wehte ein angenehm kühler Wind.

"Möchtest du lieber zurück?", fragte James besorgt, aber Lily schüttelte den Kopf.

"Nein, wir sind ja einmal hier. Können wir zum Honigtopf?", fragte sie.

Er nickte und lächelte. "Natürlich. Ich merke schon, du brauchst jetzt eine große Portion Schokoladenerdbeeren."

Sie erwiderte sein Lächeln leicht. "Die liebe ich."

"Ich weiß."

So wurde aus ihrem Kein-Date ein Vielleicht-Date, irgendwie.

Lily konnte nicht einmal abstreiten, dass es ein schöner Nachmittag wurde. Natürlich stritt sie später alles ab und behauptete, sie wäre nur bei Potter geblieben, weil man ja nicht allein umherlaufen sollte.
 

Währendessen hatte Sirius schon den Gryffindor-Gemeinschaftsraum erreicht und warf sich frustriert in einen Sessel.

"Warum bist du schon zurück?" Jodie tauchte in seinem Blickfeld auf und sah ihn fragend an. "Es ist gerade mal ein Uhr."

Sirius seufzte. "Ich konnte dieses Mädchen nicht mehr ertragen. Die redet ohne Punkt und Komma."

Sie kicherte leise. "Du musst doch vorher gewusst haben, wie sie ist", meinte die Kleine.

"Nö. Ich erklär dir das mal. Ich frag ein Mädchen ob sie mit ihr ausgeht, wegen ihres Aussehens, so von wegen erster Eindruck. Leider stellen sich die meisten als Püppchen heraus."

"Du bist ziemlich oberflächlich", klagte Jodie ihn an.

"Vielleicht. Aber ich würde es einfach als Suche bezeichnen."

"Wonach suchst du?"

Er schüttelte den Kopf. Jetzt redete er schon mit Remus' kleiner Schwester über sein Gefühlsleben.

"Nach der einen. Das tun wir alle, Kleines", meinte er.

Sie sah ihn nachdenklich an und lächelte dann.

"Manchmal läuft man ziemlich blind durch die Gegend und sieht gar nicht, dass man das Gesuchte schon gefunden hat. Ich glaube, du weißt eigentlich schon, wer die Eine ist."

Jetzt sah Black verwirrt aus. "Wovon -" Und ihm ging ein Licht auf. "Nein, da liegst du ziemlich daneben, Jodie. Nie und nimmer, suche ich nach Apolline Malloy. Außerdem hat die doch ihren Emanuel."

Er spuckte den Namen des Konkurrenten aus, wie ein verdorbenes Stück Fleisch.

"Weil du nur damit beschäftigt bist, wegzulaufen, anstatt dich deinen Gefühlen zu stellen", erwiderte das Mädchen.

Wieder schüttelte Sirius den Kopf und stand auf.

"Ich bin nicht in sie verliebt, verstanden? Komm du erstmal in die Pubertät, dann reden wir noch einmal drüber", giftete er und stieg die Treppe zu seinem Schlafsaal nach oben. Er wusste, dass dieses kleine Mädchen recht hatte, tief in seinem Herzen wusste er das, aber ein Sirius Black würde das doch niemals zugeben!
 

"Moony, jetzt warte doch", Peter rannte förmlich hinter Remus hinterher, der den Weg zum Schloss hoch eilte.

"Lass mich in Ruhe, Pete", raunte Remus, setzte seinen Weg unbeirrt vor.

"Nein, werde ich nicht", rief der andere in einem Anflug von Mut.

"Du musst mit ihr reden, das weißt du. Es zerstört euch beide. Deine Dickköpfigkeit macht euch beide kaputt! Keiner kennt Penny besser als du. Erinnerst du dich daran, wie sie drauf war, nachdem ihre Tante gestorben ist? Erinnerst du dich, wie lange es gebraucht hat, sie wieder lächeln zu sehen? Wie lange du gebraucht hast? Selbst heute hat sie doch noch Albträume! Willst du sie noch einmal in so was stürzen lassen?!"

Remus blieb abrupt stehen, die Hände zu Fäusten geballt.

"Aber ich hätte sie beinahe umgebracht", sprach er leise, schluckte die Tränen herunter.

"Das war ein blöder Zufall, Remus. Niemand hätte ahnen können, dass sie dort draußen ist. Niemand hätte wissen könne, dass du dich in dieser Nacht aus deinem Gefängnis befreist."

"Das ändert aber nichts daran. Es wäre passiert, wärt ihr nicht da gewesen."

"Aber wir waren doch da. Sirius hat dich gestoppt und James Penny in Sicherheit gebracht. Alles ist in Ordnung. Jetzt wo sie es weiß, wird sie diese Gefahr meiden können. Bitte Remus. Es macht euch kaputt und nicht nur euch. Hast du dir in letzter Zeit mal deine Freunde angeschaut? Sie alle leiden darunter. Hast du Lily vorhin nicht weinen sehen? Seit wann bist du so gefühlskalt?", fragte Peter leise und anklagend.

Remus brachte keine Antwort hervor. Müde setzte er sich auf einen großen Stein, der etwas abseits vom Wege stand.

Peter kam langsam näher, setzte sich neben ihn.

"Ich habe Angst", flüsterte Remus und sein Freund legte ihm einen Arm um die Schulter. "Ich weiß. Irgendwie haben wir das doch alle."

"James würde jetzt sagen, wir alle müssen für unsere Zukunft kämpfen, wir alle müssen für unser Glück kämpfen", erzählte Remus sanft lächelnd und Peter lachte.

"Er hat Recht und genau das werden wir tun. Wir kämpfen."

"Und mein erster Kampf wird wohl das Gespräch mit Penelope sein", meinte Remus und sein Freund klopfte ihm auf die Schulter.

"Egal wie du entscheidest, sie wird es verstehen."

"Hoffentlich."
 

In einer Welt in der ein Krieg tobt, scheint das Gute verloren, aber dieser Schein trügt immer.

Denn wenn wir uns umschauen und in uns hinein hören, dann entdecken wir die Kraft, die uns stärkt, damit wir das Böse und das Unglück bekämpfen können.

Irgendwo findet sich immer Liebe und Freundschaft.

Die Hoffnung auf bessere Zeiten stirbt zuletzt, denn erst wenn der letzte das Gute vergisst, dann ist alles verloren.

Kein Monster

Remus konnte nicht länger leugnen, dass all seine Freunde recht gehabt hatten. Er war ein Idiot, ein verdammter Vollidiot. Die Sache war so einfach und er machte daraus ein Problem.

Einfach mit Penny reden! So einfach.

Dachte er zumindest bis zu dem Moment.

Die Halle war voll mit hungrigen Schülern, die sich ihr Abendessen schmecken ließen.

Seine Augen wanderten des Öfteren am Tisch entlang, hinunter zu den Mädchen, die gemeinsam scherzten. Penny lachte und er fühlte wieder die gewohnte Wärme in sich aufsteigen. Sie spendete wieder Licht.

Wenn sie traurig war, waren nicht ihre Tränen so schwer zu ertragen, sondern dass ihm Licht und Wärme fehlte. War das egoistisch? Ja, natürlich war es das.

Konnte er aber so egoistisch sein und sie wieder für sich beanspruchen? Sie brauchte ihn nicht, oder?

Ihr Kopf drehte sich ein Stück und ihre Augen trafen seine.

Schnell blickte er weg, sah betrübt seinen Hackbraten an.

Nein, so egoistisch war Remus Lupin einfach nicht.

Er stand auf murmelte nur kurz „Ich hab keinen Hunger“, ehe er aus der Halle eilte.

Frische Luft würde ihm gut tun, das tat sie meistens.

Seine Beine liefen Richtung See, an dessen Ufer er sich niederließ. Er starrte auf den dunklen See hinaus, der vom Wind gewiegt wurde wie ein Kind.

Er zog die Beine an und legte das Kinn aufs Knie.

Was sollte er machen? Sich entschuldigen, ganz klar, aber wie?

Remus hatte Angst, dass Penny ihm nicht verzeihen würde oder viel schlimmer noch, dass sie ihn für ein Monster hielt und nichts mit ihm zu tun haben wollte. Aber war er nicht auch eines?

„Natürlich bin ich ein Monster“, flüsterte er.

„Bist du nicht“, ihre Stimme ließ ihn aufschrecken.

Lächelnd ließ sich Penelope neben ihm nieder und bot ihm eine dampfende Tasse Tee an.

„Es ist kalt“, meinte sie.

Er blieb still, sah nachdenklich auf den See hinaus.

Ein paar Minuten blieb sie ebenfalls still, aber sie hielt es nicht länger aus. Sie wollte und konnte nicht mehr mit ihm Schweigen.

„Remus, es tut mir Leid. Ich war eine blö…“

„Stopp“, redete er ihr rein und sah sie fest an, „Wag es nicht, dir die Schuld an irgendwas zu geben. Wenn hier jemand Schuld ist, dann ich. Sieh mich an, Penelope. Ich bin ein Monster.“

Sie schüttelte vehement den Kopf und nahm sein Gesicht in ihre Hände.

„Alles was ich sehe, ist mein bester Freund, Remus Lupin, einer der wohl nettesten und liebevollsten Menschen die ich kenne. Hör auf dich schlecht zu machen. Du bist kein Monster nur weil du ein bisschen haarig wirst, wenn Vollmond ist“, erklärte sie lächelnd.

„Spiel das nicht so herunter“, murmelte er, „Diese Sache ist ziemlich ernst.“

„Ich weiß“, sagte sie traurig, „Und es tut mir Leid, dass diese Welt so ungerecht ist und ausgerechnet dir so eine Hürde gibt. Das hast du nicht verdient. Du bist ein toller Mensch.“

„Tja, das ist der Welt wohl egal und ihren Bewohnern auch.“

Er war es leid, diese gesamte Hetze gegen Werwölfe. Es machte ihn müde, zerrte an all seinen Kräften. Als Penny ihn betrachtete, sah sie nicht in die Augen eines lebensfrohen Teenagers, sondern in die Seele eines gebrochenen Mannes und dieser Anblick war schockierender als der eines Werwolfs, der sie hatte töten wollen.

Sie fiel ihm um den Hals und fing an zu weinen.

„Mir ist es nicht egal, James, Sirius und Peter ist es nicht egal, all deinen Freunden, all die die dich wirklich kennen wissen, dass du ein guter Mensch bist. Es ist nicht fair, dass du so leiden musst, unter einem Fluch, den du nicht gewählt hast. Und es tut mir so leid, dass die Welt so dumm ist.“

Und zum ersten Mal in ihrem Leben hasste Penelope etwas abgrundtief. Sie verfluchte die Dummheit und Ignoranz der Menschen, die andere verurteilten, nur weil sie anders waren, ohne zu hinterfragen, was in ihren Opfern vorging und welches Unheil sie mit ihren verletzenden Taten und Worten anrichteten. Was hatten die Werwölfe ihnen getan? Sie waren ebenso Mitglieder der magischen Gesellschaft wie all die anderen. Man ließ sogar Vampire im magischen Rat zu und Werwölfe nicht? Sie hasste diese Ungerechtigkeit!

Etwas entsetzt über ihre plötzlichen Tränen, war Remus einen Moment fassungslos, ehe er sich wieder fing und ihr sanft über die Rücken strich.

„Ich weiß Penny, ich weiß“, murmelte er leise.

Sie sah ihn an und wischte sich eine Träne weg. „Ich hab dich vermisst“, sagte sie.

Remus lächelte sie an. „Und ich dich erst.“
 

Die beiden Versöhnten bekamen nicht mit, dass sie von mehreren Augenpaaren beobachtet wurden.

Versteckt in einem Gebüsch klatschen die übrigen Rumtreiber ein. Sirius und James klopften Peter kräftig auf die Schulter.

„Gut gemacht, egal was du gesagt hast, es scheint ja gewirkt zu haben“, meinte James grinsend.

„Ja, und der Zufall hat sein übriges getan“, gab sein bester Freund hinzu.

„Nenn es Zufall, Black, oder weibliche Intuition.“

Die drei fuhren herum und sahen Apolline und Lily auf sie zu schleichen. Lächelnd hockten sie sich zu den Jungs und betrachteten ihre Freunde am See.

„Ihr habt sie rausgeschickt?“, hakte James verwirrt nach.

„Natürlich haben wir das, James“, murmelte Polly, ließ aber Remus und Penelope nicht aus den Augen.

„Ich bin beeindruckt“, meinte Sirius ernst und erntete nur einen abschätzenden Blick von Lily.

„Ach komm, so grandios war das jawohl nicht. Remus geht doch immer an den See, wenn er nachdenken will.“

Nun, das stimmte. Warum war er nicht auf die Idee gekommen?

„Passt auf, sie wollen zurück zum Schloss“, warnte Peter.

„Mist, weg hier“, murmelte James und zog Apolline hinter dem Gebüsch entlang zur Mauer des Schlosses. Sirius und Lily folgten den anderen dreien.

Sie rannten an der Mauer entlang, zu einem Seiteneingang.

„Wir haben Penny gesagt, wir würden im Gemeinschaftsraum warten“, meinte Lily, „Wir müssen vor ihnen da sein.“

Als sie aus dem Seitengang hinausschauten, sahen sie Remus und Penelope, die gerade durch das Portal kamen.

„Hier entlang, wir kennen da eine Abkürzung“, meinte James grinsend und rannte den Seitengang zurück, bis zu einem bodentiefen Spiegel. Doch dieser zeigte kein Spiegelbild von James, sondern einfach die Wand gegenüber.

„Hier durch“, sagte James und sprang durch den schweren Rahmen.

Lily und Polly sahen sich verwundert an. Warum war ihnen dieser seltsame Spiegel nie aufgefallen?

„Na los jetzt, wir haben keine Zeit für ein Kaffeekränzchen“, sagte Sirius genervt und stieg ebenfalls hindurch, gefolgt von Peter und den noch immer verdutzten Mädchen.

Sie liefen den Geheimgang ein Stück entlang und standen am Fuße einer steilen Treppe.

„Da müssen wir jetzt durch“, meinte James seufzend.

„Tja, ist gut für die Figur“, lächelte Polly und pikste ihn in den Bauch, „Schadet dir auch nicht Potter.“

Lachend rannte sie die Treppe hoch, gefolgt von James Potter, der diesen Spruch absolut nicht amüsant gefunden hatte. „Was soll das denn heißen? Ich bin so athletisch wie Herkules.“

„Eher so plump wie Merlin“, gab sie zurück, um ihn anzutreiben.

Sirius und Lily rannten nebeneinander die Treppe hinauf und grinsten sich an.

„Gut, das wir solche Probleme nicht haben, was?“, meinte er.

„Tja, und selbst mit ein paar Pfunden mehr, würden wir super aussehen“, gab sie zurück.

Beide grinsten sie sich an und bekamen kaum mit, dass die frühere Rivalität von ihnen abfiel und die Freundschaft an die Tür klopfte und eintrat. Diese Freundschaft sollte ihr Spuren hinterlassen, ihre Fäden ziehen und das Spiel des Lebens voranbringen.
 

Gerade noch rechtzeitig hatten sie es durch das Porträtloch geschafft.

Völlig außer Atem warfen sie sich auf die Sofas und versuchten einen möglichst unverdächtige Position einzunehmen, aber als Penelope und Remus wenige Augenblicke später ebenfalls den Gemeinschaftsraum betraten, rangen ihre Freunde noch immer nach Luft.

„Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Remus skeptisch.

„Ach ähm? Wir? Nichts, nur ein wenig Sport, wir müssen fit sein, für das Spiel in zwei Wochen“, log Sirius.

„Aber Lily spielt nicht und Peter auch nicht“, stellte sein Freund trocken fest und verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich wusste er schon, was passiert war, zumindest hatte er eine ziemlich treffende Ahnung, aber wie seine Freunde so ertappt dasaßen war schon zu komisch.

Penelope lachte leise. „Die beiden waren sicherlich so nett, sie beim Training zu unterstützen, zur Motivation“, meinte sie.

„Wollen wir eine Partie Zauberschach spielen Remus? Ich glaube die anderen wollen erst einmal verschnaufen… vom Sport“, schlug sie vor und lächelnd willigte er ein.

Der vergangene Alltag kehrte zurück und würde schon bald neue Veränderungen bringen.

Quidditch-Mat(s)ch

Vorwort:

Das letzte Kapitel ist über ein Jahr her und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so unzuverlässig war. Ich war in der "heißen Abiturphase" und zum schreiben nicht motiviert. Aber jetzt hab ich mein Abi in der Tasche und bin dank des letzten Films (R.I.P. Kindheit!) wieder kreativ und hab ein neuen Kapitel dabei.

Ich hoffe der ein oder andere erinnert sich noch an diese Geschichte und möchte sie weiterlesen.
 

glg Nicole
 

Zur Erinnerung, was bisher geschah:

Das fünfte Schuljahr der Rumtreiber hatte begonnen und der Alltag kehrte in Hogwarts ein. Penelope, Remus beste Freundin, hat sein Geheimnis herausgefunden und war zunächst ziemlich geschockt, aber die beiden haben sich wieder gefunden. Lily und James sind noch weit davon entfernt irgendwie ihre Beziehung auf die Reihe zu kriegen, wenn man von ihrem Fast-Vielleicht-Date absieht. Sirius und Apolline verbindet einzig und allein ihr Groll auf den jeweils anderen, obwohl Sirius ein Date zwischen Apolline und einem Ravenclaw nicht gerade glücklich bemerkt.

Eine große Konfrontation zwischen Slytherin und Gryffindor gab es noch nicht, folgt aber in diesem Kapitel.

Seit Zuschauer beim großen Spiel: Gryffindor vs. Slytherin!
 

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Quidditch-Mat(s)ch
 

Der September war schneller vorübergezogen, als so manch einem lieb war und der Oktober hatte nasskalt begonnen. Bereits seit einer Woche schien es ohne Pause zu regnen. Doch das hielt das Team der Gryffindors nicht ab, sich ins Training zu stürzen. Sie wollten nicht gegen Slytherin verlieren, dieser Schande würden sie sich nicht aussetzen, da waren sie sich einig. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten sich auch Apolline und Sirius zusammen gerauft und spielten jetzt miteinander statt zu konkurrieren.

Chun Han, Kapitänin der Ravenclaws, saß mit einem Regenschirm bewaffnet und einem kleinen tragbaren Feuerchen auf der Tribüne und versuchte, das letzte Training Gryffindors vor dem großen Spiel zu beobachten, was gar nicht so einfach war, denn der Regen verschlechterte ihre Sicht erheblich. Aber soweit sie die roten Schleier erkennen konnte, lief es ganz gut, sogar mehr als das. Sie rechnete schon fest mit einem Sieg ihrer Verbündeten.

Nach dem Training ging sie in die Umkleide, in der die Löwen allesamt pitschnass und schlammbedeckt saßen und sich angeregt unterhielten.

„Diese Schlangen haben nicht den Hauch einer Chance!“, erklärte André, „Wir sind mit Abstand das bessere Team. Am Samstag werden wir ihnen mal zeigen, wie man Quidditch spielt.“ Alle brachen in Beifall aus und pflichteten ihrem Kapitän zu.

„Du hast vielleicht Recht, aber bei dem Wetter sind die Bedingungen trotzdem nicht optimal. Ich glaube nicht, dass bis Samstag der Dauerregen aufhört, der Boden ist komplett aufgeweicht und die Sicht ziemlich schlecht“, erklärt Chun.

„Gut der Boden ist sehr weich, wir können uns wohl kaum abstoßen, aber sobald wir erstmal auf Touren sind, können die uns nicht mehr stoppen“, sagte James.

Alle Spieler führten ihre optimistischen Argumente auf, so dass sich die Ravenclaw nicht weiter beschweren konnte. Diese positive Einstellung war einfach zu ansteckend, also beließ sie es dabei.

Glücklich und mit geröteten Gesichtern, teils von der Kälte, teils von der Vorfreude auf das Spiel, marschierte das Team zurück ins Schloss, wo sie eine hübsche Schlammspur hinterließen, was dem alten Hausmeister ganz und gar nicht gefiel.
 

Im Gemeinschaftsraum wurden sie mit bewundernden, aber auch mit entsetzten Blicken empfangen, weil sie tatsächlich bei dem Wetter trainiert hatten. Natürlich waren alle stolz auf den Ehrgeiz des Teams, der nicht mal von ein bisschen Regen gedämpft werden konnte, aber einige hatten dennoch die Realität vor Augen. Es war Erkältungszeit und sich bei so einem Wetter ständig draußen aufzuhalten, war absolut leichtsinnig – Gryffindor konnte sich schließlich keinen Ausfall eines Spielers leisten!

Penelope und Lily hatten bereits mit Handtüchern auf die Spieler gewartet und reichten jetzt jedem eines. Eva Lesley, wie die Rumtreiber in der Fünften, hatte einen Tee gekocht und ihn mithilfe eines leichten Aufpäppeltranks verstärkt. Das ganze Haus sorgte für das Wohl ihrer sieben Helden, die den Kampf gegen die Slytherins antreten würden.

„Oh man, ich bin so fertig, ich will eigentlich am liebsten nur noch schlafen“, meinte Apolline und warf ihren dreckigen Umhang von sich. Erschöpft ließ sie sich auf einen Sessel in der Nähe des Feuers fallen.

„Nicht schlapp machen, Polly, was sollen Sirius und ich ohne dich am Samstag machen?“, fragte James müde und ließ sich direkt auf dem Boden vor dem Kamin wieder. „Man war das kalt da draußen.“

Das ganze Team war erschöpft, aber sie rauften sich zusammen. Das mussten sie, denn Schwäche zeigen – das würde den Slytherins vermutlich auch noch gefallen. Aber sie wären im falschen Haus, würden sie einfach aufgeben. Also schlurften die einzelnen Spieler, teilweise geschoben von ihren Freunden, unter die Duschen und nach dieser kleinen Wiederbelebungskur gingen sie geschlossen zum Abendessen.

Remus, Penelope und Lily ließen sich neben ihren Freunden nieder und unterhielten sich kurz über das Training. Es war Donnerstagabend und obwohl die Spannung bereits deutlich spürbar war, ging es noch sehr locker am Tisch der Gryffindors zu. Jeder fieberte dem Samstag mit Optimismus entgegen.
 

Wenn man sich so umsah, man könnte meinen, alles sei gut. Man hatte das Gefühl, die Kinder seien kaum von dem Schrecken, der außerhalb der schützenden Schlossmauern tobte, betroffen.

Nachdem Remus und Penelope sich ausgesprochen hatten und Penny den Schock überwunden hatten, waren die beiden wieder die besten Freunde wie früher, obwohl sie hin und wieder von Sirius gestört wurden. Denn der junge Black hatte keineswegs das Liebesgeständnis vergessen, welches Remus eines nachts ausgesprochen hatte. Doch während Remus ihm liebend gerne auf den Fuß trat, wenn er wieder eine Anspielung machte, blickte Penny nur etwas verwirrt drein. In solchen Dingen war sie doch recht blind und taub.

Was wohl alle skeptisch beäugten war die mehr oder weniger vorhandene und doch eigenartige Freundschaft zwischen Lily und Sirius. Natürlich war James total aus dem Häuschen, das sein bester Freund und die Frau seiner Träume sich so gut verstanden, aber immer wieder schlossen sie ihn aus ihrer Mitte aus und tuschelten miteinander und lachten und wer weiß was. Sirius weigerte sich permanent James irgendwelche Auskünfte zu geben und klopfte ihm meistens nur auf die Schulter, während er blöd grinste. Der arme Potter war ziemlich verwirrt, aber auch seine Cousine hatte keinen Erfolg. Penelope war ebenso ratlos.

Und Apolline? Die schwebte im siebten Himmel, denn seit dem Hogsmead-Date war sie glücklich mit Emanuel zusammen. Zu Lilys Leidwesen musste sie sich ständig die Schwärmereien anhören und mit einem Lächeln ihre Freude ausdrücken, dabei wusste sie, dass nicht jeder so glücklich über diese Beziehung war.

Wann immer Sirius auf Emanuel Meza traf, waren hämische Bemerkungen und Streit vorprogrammiert. Aber natürlich weigerte sich Sirius nach wie vor, sich selbst und anderen gegenüber einzugestehen, dass Apolline Malloy ihm nicht so egal war, wie er gerne tat. Er erfand irgendwelche Ausreden, von wegen, er wolle nicht, dass sie vom Quidditch abgelenkt wurde. Aber jeder wusste im Grunde genommen, dass dies absoluter Unfug war. Verstehe einer ein Männerherz!

Ja, die Probleme in Hogwarts waren vollkommen normal in einer Schule. Hier war man schließlich sicher, unantastbar für die dunklen Kräfte dort draußen.

Wären sie doch nicht so töricht, darauf zu vertrauen!
 

„Okay Leute, hört mir nochmal gut zu!“, schrie André durch die Umkleidekabine seiner Mannschaft. Die Aufregung war hier förmlich in der Luft greifbar. Die Spieler hatten sich angeregt unterhalten. James und Sirius hatten versucht die Stimmung etwas aufzulockern, aber nicht alle waren darauf eingegangen. Alice Samuels hatte die Beine dicht an ihren Körper gezogen und den Kopf drauf gelegt, versuchte ruhig zu atmen. Sie war schließlich die Sucherin und hatte einen schweren Job.

„Alice, komm schon, du schaffst das!“, sagte ihr Kapitän optimistisch, während ihr Freund Frank ihr behutsam über den Rücken strich.

„Also, das Wetter hat sich etwas gebessert, der Regen hat ein wenig nachgelassen, das heißt auch, dass wir auf jeden Fall eine bessere Sicht haben als während des Trainings. Andererseits ist der Boden ziemlich schlammig, aber denkt dran, wir haben das abstoßen in solchen Fällen genug geübt und sobald wir einmal in der Luft sind, hält der Schlamm uns nicht mehr auf. Wir sind gut, nein, wir sind fantastisch. Wir sind ein starkes Team und haben sehr hart trainiert. Die Slytherins haben keine Chance gegen uns, also lasst uns jetzt daraus gehen und sie platt machen! Wenn ihr einen weiteren Anreiz braucht, dann denkt an die Party die man heute im Gemeinschaftsraum für uns schmeißt, wenn wir gewinnen. Ich hab gehört, es ist schon alles vorbereitet, also verlieren gilt hier nicht. Auf geht’s!“

Das Team applaudierte und auch Alice hatte sich wieder gefangen. Gemeinsam marschierten sie unter dem tosenden Jubel der Gryffindors aufs Feld. Slytherin war schon anwesend und grinste siegessicher.

„Und da ist Gryffindor, wie üblich in Rot und Gold, aber ob das Gold auch gleich den Sieg bedeutet? Wir dürfen auf ein spannendes Spiel gespannt sein. Das ist ein spektakulärer Auftakt für diese Saison. Das Spiel Slytherin gegen Gryffindor“, kommentierte Gad Blake, ein Viertklässler aus Hufflepuff.

„Teamführer reicht euch die Hand“, befahl Madam Hooch unter ihrem strengen Blick. Widerwillig taten André und Robin Bale das Verlangte und drückten einander so fest die Hände, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, dennoch verzog keiner der beiden eine Miene.

Dann bestiegen sie die Besen und mit dem Pfiff schossen sie in die Höhe, während Madame Hooch die Bälle aus ihrer Kiste entließ. Ein weiterer Pfiff ertönte und das Spiel begann.

„Und Gryffindor ist im Quaffelbesitz. Apolline Malloy legt einen sauberen Start nach vorne hin. Slytherins Jäger und Mannschaftskapitän Robin Bale jagt ihr nach und – nein, das gibt’s doch nicht, das ist doch eindeutig ein Foul gewesen!“

Doch die Schiedsrichterin pfiff nicht ab. Bale hatte Polly seitlich gerammt und sie mit einem gekonnten Hieb mit dem Ellenbogen fast vom Besen geworfen. Aber sie zog scharf nach links und tauchte elegant unter ihm hinweg, schon war sie wieder auf dem Weg nach vorne. Jedoch wendete sie kurz vor den Torstangen der Slytherins und flog in entgegengesetzte Richtung.

„Ja, was ist das denn? Doch nicht etwa ein Verwirrungszauber? Aber nein, sie wirft und Leute dieser Pass kann doch nichts werden! Halt, doch, Potter ändert mit einem Schlag des Besenschweifs die Richtung des Quaffels und Black fängt ihn. Sirius Black prescht nach vorne, da kommen die Slytherins nicht hinterher und…. Er trifft! Zehn zu Null für Gryffindor! Was für ein Täuschungsmanöver, exzellent!“

In den rot-goldenen Reihen brach der Jubel aus und übertönte jede Missgunst der Schlangen. Apolline flog an James und Sirius vorbei und klatschte ihnen in die Hände.

„Ja! Weiter so!“, jubelte Lily lautstark. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und besuchte das Spiel. Normalerweise war sie kein Anhänger der Anfeindungen der Häuser, aber dies war doch immerhin ein sportlicher Wettkampf.

„Die Slytherins spielen aber ziemlich aggressiv“, urteilte Penelope besorgt. Gerade erst hatte ein Klatscher James seitlich erwischt und er war mit dem Besen einige Meter abgesackt.

„Ja, warum pfeift Hooch nicht? Das waren doch schon mehr Fouls als man an beiden Händen abzählen kann!“, beschwerte sich Peter.

„Ja schon, aber es könnten auch einfach als Manöver der Treiber betrachtet werden“, überlegte Remus, obwohl es in seinen Augen ebenfalls durchtriebene Fouls waren.

In der Luft ging das Gerangel weiter und zu allem Übel wurde der Regen wieder stärker, was aber niemanden großartig interessierte. Das war ein spannendes Spiel und keiner wollte nur einen Moment davon verpassen. Nach einer halben Stunde stand es bereits fünfzig zu fünfzig. Dementsprechend laut hallten die Rufe der Gryffindors wieder als Apolline das sechste Tor schoss. Um wenige Millimeter war der Quaffel an den Fingerspitzen des grünen Torhüters vorbei geschossen und direkt durch den mittleren Ring.
 

Alice stieg höher in die Luft, zog ihre Runden um das Feld, aber sie konnte den Schnatz nicht finden. Immer wieder ging ihr Blick zu Bellatrix, die jedoch augenscheinlich auch keine Ahnung hatte, wo sich der kleine Ball befand.

„Na Samuels, Lust auf ein Teekränzchen“, feixte sie und saß locker auf ihrem Besen, als wären sie bei einem kleinen Sonntagsausflug und die besten Freundinnen.

Die Gryffindor lächelte ihre Gegnerin ironisch an. „Natürlich immer gerne, meine Giftkekse werden dir bestimmt so gut schmecken, dass sie dir im Hals stecken bleiben.“

Bellatrix gekünsteltes Lachen wurde von Rauschen des Regens verschluckt. Sie flog näher an Alice heran und blieb direkt neben ihr schweben.

„Pass auf das dir nichts im Hals stecken bleibt, Schätzchen“, säuselte sie ihr ins Ohr.

Aber das bekam Alice nicht wirklich mit, denn sie lehnte sich nach vorne und stürzte in einem spitzen Winkel nach unten. Die Sucherin der Slytherins war so vollkommen verdattert, dass sie einen Moment brauchte, ehe sie die Verfolgung aufnehmen konnte.

„Sieht aus, als wurde der Schnatz gesichtet, während die Quaffeljagd zwischen Apolline Malloy und Regulus Black weitergeht. Gibt es noch ein Tor oder wird der Schnatz in den nächsten Momenten gefangen?!“, schallte der Kommentar von Gad durch das Stadion.

„Sie werden doch aufschlagen, wenn sie so weitermachen, sie werden ganz sicher mit voller Fahrt in den Boden rammen!“ Penelope traute sich gar nicht dem Sturzflug der Sucherinnen zuzusehen und vergrub ihr Gesicht in Remus Umhang. Auch die anderen sahen gebannt zu, wie Bellatrix Alice nachjagte, die immer strenger ihren Besen antrieb.

„Oh Gott, da wird einem ja schlecht“, murmelte Lily, während Peter neben ihr das Geschehen durch die Finger beobachtete.

„Oh und ein Tor für Gryffindor. Es steht jetzt siebzig zu fünfzig“, hallte der schon beinah gelangweilte Kommentar durch die Reihen. Viel spannender war schließlich die Hetzjagd um den Schnatz.

Bellatrix hatte es ungefähr auf die gleiche Höhe von Alice geschafft, aber keine der beiden beachtete die andere, sondern sie waren beide auf den kleinen Punkt fixiert, der etwa vier Meter über dem Boden schwebte.

Alice streckte die Hand aus, holte noch einmal die letzten Reserven aus ihrem treuen Besen und preschte nach vorne. Ihr Blick galt dem Schnatz, aber ihre Gedanken waren schon weiter. Sie schloss ihre Finger um den kleinen Ball, behielt in fest in der Faust und dann kurz über dem Boden sprang sie ab. Man könnte fast von Eleganz sprechen, wie sie dort in der Hocke landete, den Besen in der einen Hand und den Ball in der anderen.

Bellatrix Landung war dagegen alles andere als elegant. Sie schaffte es nicht mehr ihren Besen rechtzeitig zu umzulenken und rammte mit voller Kraft in den Boden. Die Slytherin wurde vom Besen geworfen und landete mit ihrem Gesicht im Matsch direkt vor Alices Füßen.

„Aber, aber Bellatrix, du musst mir doch nicht gleich zu Füßen liegen“, meinte Alice und lachend streckte sie den Arm in die Höhe und präsentierte der Menge den Goldenen Schnatz zwischen ihren Fingern.

Das Publikum brach in Jubelstürme und vereinzeltem Gelächter aus.

„Das Spiel ist vorbei. Alice Samuels hat den Schnatz gefangen und das bringt Gryffindor weitere hundertfünfzig Punkte. Mit einem Endstand von zweihundertzwanzig zu fünfzig Punkten gewinnt Gryffindor!“, schloss der Kommentator.

Das rotgewandete Team landete und Alice lief ebenfalls jubelnd und mit dem Schnatz winkend auf sie zu. Sie alle umarmten sich, beglückwünschten sich gegenseitig, während Bellatrix wutentbrannt aufstand, überall mit Schlamm beschmutzt, und in ihre Kabine stampfte. Ihre Schoßhündchen boten ihr Hilfe an, aber sie schubste sie weg und stakste allein durch den Schlamm, begleitet von dem Gelächter der Gryffindors.

„Ihr ward großartig!“ Penelope kam mit der anderen erfreuten Fans auf das Team zu und umarmte ihren Cousin James, dann Sirius und Polly und all die anderen aus dem Team.

„Fantastisches Spiel Polly“, erklärte Lily freudestrahlend und umarmte ihre beste Freundin ebenfalls.

James sah sie an, als sei sie die Offenbarung, dann fing er an fröhlich zu grinsen. Dass seine Traumfrau ihm beim Spiel gesehen hatte, machte ihn einfach glücklich. Jetzt hatte sie gesehen, dass er ein hervorragender Spieler war und war sicher total beeindruckt.

„Und ich war auch gut oder Lily?“, fragte er und schloss seine Arme um sie. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn abschätzend an.

„Naja, Potter. Deine Leistung war okay, aber eher mittelmäßig. Polly und Sirius waren eindeutig besser als du“, erklärte sie, „Und jetzt nimm deine Finger von mir.“

Enttäuscht, seinem Gesichtsausdruck nach zu Tode gequält, ließ er die Arme sinken und stammelte unverständlich vor sich hin. Etwas geschockt sah Lily ihn an. Das hatte sie nicht gewollt oder? Er sah richtig schlimm aus.

Vorsichtig streckte sie die Hand aus und tätschelte unbeholfen seine Schulter. „Ähm, also naja, das nächste Mal bist du bestimmt besser“, erklärte sie.

James lächelte erfreut. „Ich werde dich nicht enttäuschen Lily.“

Darüber schüttelte sie nur den Kopf. Remus, der die Szene beobachtet hatte, fragte sich, ob das nicht ein guter Anfang war.
 

Unter tosendem Applaus war das Team durch das Portal in die große Halle getreten und hatte es sich schmecken lassen, aber das war noch lange nicht alles. Natürlich ging die Party im Gemeinschaftsraum erst richtig los. Die vier Rumtreiber hatten genug Getränke und Essen aus der Küche besorgt, einige musikalische Schüler hatten spontan eine Band gegründet und spielten jetzt alles Mögliche, was ihnen so einfiel. Es wurde gelacht und getanzt. Mit einem unglaublichen Talent präsentierte Alice die dreckige Landung ihrer Konkurrentin und erntete großen Beifall.

„Das war der Hammer, du warst echt super.“ Eine Traube aus Bewunderern hatte sich um Polly gesammelt, die jetzt völlig untypisch ziemlich verlegen wirkte.

„Ach, also ich spiel schon seit ich klein bin und mein Onkel hat oft mit uns geübt, also ähm, naja, er ist Quidditchspieler“, erzählte sie schulterzuckend und mild lächelnd.

„Sieht aus, als hätte Polly wieder ein paar neue Verehrer“, bemerkte Penny und reichte Lily ein Butterbier, die kurz dankte und dann seufzte.

„Ja, sieht ganz so aus. Aber ich frag mich, wen das mehr stört. Emanuel oder Sirius?“, sagte sie, mehr zu sich, aber laut genug.

„Wieso sollte es Sirius stören, er hat doch selbst genug Verehrerinnen am Hals“, meinte Penny und nippte an ihrem Glas.

Lily schüttelte lächelnd den Kopf. So hatte sie das nicht gemeint. Sie blickte kurz rüber zu Sirius, der gemeinsam mit Potter von weiblichen Fans umringt war. In der Tat warf er hin und wieder einen säuerlichen Blick in Apollines Richtung. Aber scheinbar fiel das keinem so richtig auf.

„Nette Party“, sagte Peter gut gelaunt und kam auf die beiden Mädchen zu. Zustimmend stießen auf den Erfolg der Gryffindors an und unterhielten sich zunächst über das Spiel, dann über alles Mögliche. Lily rang sich sogar zu einem Tanz mit Peter durch, was James scheinbar oder eher zum Glück nicht mitbekommen hatte, denn er war mal wieder bei ihr abgeblitzt, als er zu Beginn versucht hatte, sie zum Tanz zu bitten.
 

Remus hatte sich ein wenig an den Rand des Geschehens zurückgezogen und beobachtete die Szenerie. Er war Vertrauensschüler. Eigentlich sollte er ja dafür sorgen, dass die Party bald endete, aber wie könnte er? Gryffindor hatte haushoch gewonnen und die Slytherins waren, teilweise wortwörtlich, in den Boden gerammt worden. Das verschaffte selbst dem sonst so gutmütigen Remus eine gewisse Genugtuung. Außerdem was sollte man schon gegen eine kleine Party sagen? Professor McGonagall würde schon auftauchen, wenn es ihr zu bunt wurde, aber irgendwie bezweifelte der Junge, dass die Hauslehrerin heute auftauchen würde.

„So eine Siegesfeier ist besser als ich dachte, du hast ja fast untertrieben“, sagte Jodie begeistert und ließ sich neben ihrem Bruder auf dem Sofa nieder. Er lächelte.

„Ja, heute ist es aber auch besonders gut gemacht, aber was machst du eigentlich noch hier. Es ist schon fast Mitternacht. Du solltest schlafen gehen“, ermahnte er sie, aber sein Gesicht zeigte eher Belustigung als Strenge.

„Ach komm schon Remus, ich bin ja gar nicht müde und morgen ist Sonntag“, bettelte sie und sah ihn mit großen Augen an. Lachend wuschelte ihr durchs Haar.

„Ist ja schon gut, aber wehe du beklagst dich morgen“, meinte er.

Sie lachte ebenfalls und stand auf. „Mach ich nicht und jetzt – lass uns tanzen, bitte!“ Seufzend nickte er stand ebenfalls auf, um mit seiner kleinen Schwester zu tanzen.

Für diesen einen Abend war es gut, alle Sorgen vergessen zu können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (68)
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Von: abgemeldet
2011-08-25T13:09:09+00:00 25.08.2011 15:09
Hallo Nicole! ♥

Wie versprochen (und mal wieder zu spät, sorry! >____<) bekommst du hier deinen Kommentar. Ich bin sehr froh, dass deine Story endlich weitergeht und freue mich auf den Vortlauf! ♥

Das Quidditchspiel hast du wirklich super beschrieben - die Spannung war zum greifen! Und ich fand es super, dass Alice den Schnatz so galant gefangen hat, während Bellatrix im Matsch landete (der Kapitelname ist übrigens erste Sahne! ;D).

Das einzige, was mir selber gerade auffällt ist, dass Bellatrix eigentlich zu der Zeit schon aus der Schule raus sein müsste, oder? oO LOL, dann hab ich's bei "In Sirius' Denkarium" auch falsch gemacht ... xDDD Ist mir aber auch bei Arthur und Molly passiert --- und das werde ich so bald wie möglich ausmerzen; der Fehler mit den beiden ist fast schon peinlich! xD

Schade, dass Lily und James es bei dir immer noch nciht geschafft haben, sich zu nähern, dabei ist zumindest Sirius anscheinend endlich dabei, sein Herz zu verlieren - was ich persönlich sehr gut finde - Polly ist klasse! =D Und eine tolle Spielerin.

Am schönsten war jedoch das Ende mit Jodie und Remus. Die Kleine war ja schon von Beginn an mein kleiner Liebling, aber die Sache mit dem Tanz war so ZUCKERSÜSS!!! ♥ ich liebe die kleine einfach - und Remus, der immer so sanft zu ihr ist ... haaach~. >///<

So, ich glaube, jetzt hab ich genug gelabert - jetzt werde ich dir endlich nochmal sagen, wie TOLL ich diese FF finde. Ich mag jedes einzelne Kapitel und die Aussicht auf MEHR macht mich richtig happy!
Lass mich nciht allzu lange warten! ♥♥♥

Allerliebste Grüße,
deine abgemeldet.
Von: abgemeldet
2011-08-06T12:15:21+00:00 06.08.2011 14:15
So, jetzt bin ich durch! Super, dass Gryffindor gewonnen hat! Ich habe die Quidditch Szenen im Buch immer geliebt und freue mich deshalb auch, in FFs etwas darüber zu lesen. Und ich mag alle Charaktere echt gern, auch Peter, was ja gut ist. Bei der Bellatrix-Alice Konfrontation musste ich ein wenig schlucken, man weiss ja, was später passiert:( Aber für jetzt haben sie es diesen arroganten Slytherins gezeigt, jippie!
Ich freue mich schon sehr auf die Fortstzung, neben Remus und Penny ist mir vorallem James ans Herz gewachsen und ich hoffe, dass Lily sich bald erweicht!
Übrigens ging es mir nach dem letzten Film (und zuvor beim Buch) ganz ähnlich. Jetzt ist es also offiziell zu Ende! Aber es gibt ja immer noch ganz viele FFs, mit denen man sich trösten kann!

Liebe Grüsse:

Meyra
Von: abgemeldet
2011-08-06T11:40:27+00:00 06.08.2011 13:40
Hey!
ich habe mit deiner FF heute morgen angefangen und ich habe so ziemlich ohne Pause gelesen, so sehr gefällt mir deine Story! Ich liebe Penny und Remus, die zwei sind meine absoluten Lieblingscharas und ich bin gespannt, wie du ihre Geschichte ausbaust. Die andern Charaktere mag ich auch, aber die zwei sind mir eben sofort ans Herz gewachsen!
So, jetzt mach ich mich mal dran, die nächsten Kapitel zu lesen.

Liebe Grüsse:

Meyra
Von:  Lily_Toyama
2010-08-11T12:06:02+00:00 11.08.2010 14:06
Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber irgendwie habe ich das neue Kapitel total vergessen und obwohl ich unbedingt wissen wollte, die es weiter geht.
Es war … etwas kitschig.
Aber irgendwie gut kitschig, nach dem ganze Drama tut das ganz gut.
Jetzt ist wieder fast alles gut, aber ich gehe davon aus, dass das du gleich im nächsten Kapitel ändern wirst.
Ich bin auf jeden Fall gespannt.
Lg Lily
Von: abgemeldet
2010-07-25T18:38:43+00:00 25.07.2010 20:38
Hey

es ist ziemlich kurz geraten, aber da ist schon okay. =)

Wider gut gelungen.

Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2010-07-25T18:34:55+00:00 25.07.2010 20:34
Huhu

Ich fand es süß, wie sich Penny um Zissy gekümmert hat. =)

Oh ich mag das Kapitel wirklich sehr.
Ich hatte eh nicht gedacht, das Cissy Lucius lieben würde,
das mit der Zwangsheirat leuchtet ein und auch, dass sie eigentlich nicht gemein ist, sondern völlig anders als ihre schwester ist. =)

Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2010-07-25T18:22:40+00:00 25.07.2010 20:22
Wieder ein wundervolles Kapitel, dass du da geschrieben hast. ;)

Ganz klasse fand ich die Verbindung, wie du die dargestellt hast, zwischen Sev und Lily. ^^

Werde gleich das nächste lesen.

Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2010-07-25T17:57:08+00:00 25.07.2010 19:57
Hilfe. 5 Uhr morgens. Man Penny ist aber wirklich keine Langschläferin. XD

Hahaaha
"Hey James", sagte sie und beugte sich etwas über ihn, "Lily hat nach dir gefragt."
und sofort ist er hellwach. XD einfach geil
Und da dachte ich Penny sei lieb und freundlich... aber nicht wenn's ums Wecken geht. *gg*

Wie nützlich doch eine Zeitung sein konnte. XD

Wieder ein tolles Kapitel. =)

Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2010-07-25T17:44:40+00:00 25.07.2010 19:44
Jodie ist wirklich total knuffig...
Das Kapitel war ganz gut.

Nur manchmal komme ich mit Polly und Penny durcheinander... aber ist nicht weiter schlimm. ^^

Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2010-07-16T19:53:48+00:00 16.07.2010 21:53
Mei, mei, mei
Ich bin doch tatsächlich jetzt erst dazu gekommen,
deine wundervolle FF zu lesen, naja wieder zu lesen trifft es wohl eher.
Da ja ein neues Kapitel draußen ist, les ich mir die anderen noch mal durch. =)

Jaja. James ist mal wieder so typisch James halt. XD
Obwohl Siri auch nicht schlecht ist.

Klar sind die Paare klar, aber der Weg bis die das auch mal kapieren ist bestimmt sehr amüsant. =)

Besonders der "Farbenblind-Fluch" von James war einsame spitze...
Lil muss zugeben, dass das ziemlich orginell war. ;)

Dein Schreibstil ist echt angenehem zu lesen und der Trailer macht echt lust auf mehr!

Lg
Aki ;)


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