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Seelenfänger

NEU! Kapitel 13! Man glaubt es kaum!
von

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Merkwürdig

Ehm... ja... und noch eins... Man muss mir langweilig sein! XDDDD
 

Ehm ja... viel Spaß! Disclaimer siehe bitte Kapi 1

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Kapitel 3 – Merkwürdig
 

Jetzt stehe ich also vor seiner Tür. Abgemacht waren zwei Stunden... und ich war natürlich so unruhig nach diesem tollen Gespräch mit Kao, dass ich jetzt ne halbe Stunde zu früh bin. Toll... Was muss er auch so zickig sein? Ich versteh denn Mann nicht. Aber etwas positives hat das Ganze! Ich hab mir die letzten anderthalb Stunden den Kopf darüber zermartert was ich falsches gesagt hab, und ob Kao jetzt sauer auf mich ist. Mal ne Abwechslung zum sonstigen monotonen Grübeln über... na ja... Yomi und der Veränderung in meinem Leben. Und was ich meinen Freunden damit eigentlich aussetze… Na super! Jetzt fang ich ja doch wieder an… Manchmal möchte ich echt einfach meinen Kopf abschalten und einfach gar nicht denken.
 

Ich schüttle kurz den Kopf und konzentriere ich mich wieder auf mein primäres Problem. Klingeln oder nicht klingeln? Sich Kaoru stellen oder einfach weglaufen? Ist er sauer oder leide ich einfach nur unter Verfolgungswahn?… Gott… ich sollte mir nen Therapeuten suchen.
 

Ich hadere noch einen Moment mit mir selbst und drücke schließlich die Klingel. Es dauert nur einen kurzen Moment und schon wird die Tür geöffnet, wohl eher aufgerissen und Kao steht vor mir. "Kyo? Du?" - "Ehm... ja... Erinnerst du dich? Du hast mich zum Essen eingeladen? Oder... komm ich ungelegen?", frage ich sichtlich nervös und suche verunsichert seinen Blick. Sein Gesichtsausruck ist kalt und unlesbar, wie immer. Nach meiner Frage ändert er sich jedoch schlagartig und er lächelt mich warm an. Er scheint ebenfalls etwas verunsichtert zu sein. "NEIN! Nein nein... ich hab's nicht vergessen. Ich hab nur nicht so früh mit dir gerechnet. Aber komm erstmal rein!", lächelt er und winkt mich in seine Wohnung. Etwas erleichtert trete ich ein und ziehe meine nassen Schuhe aus. Danach wickle ich mich aus meiner dicken Jacke und meinem Schal. Kaoru beobachtet mich dabei fasziniert. "Was ist?", frage ich etwas misstrauisch. Ich fühle mich unter diesem prüfenden... Leaderblick ganz und gar nicht wohl. "Du hast abgenommen." Ich weiche seinem Blick aus und hänge meine Jacke auf. Mein Gewicht, ja das ist so eine Sache... Direkt nach der Trennung war es am Schlimmsten. Es war beinahe so als würde sich mein Körper gegen sämtliche Nahrung wehren. Entweder ich hatte überhaupt keinen Hunger, hab mich regelrecht vor Nahrung geekelt, oder mir ging es nach drei Bissen, so dreckig, dass ich aufgehört hab zu essen. Inzwischen hab ich es schon wieder etwas im Griff. Es war zeitweise so schlimm, dass mir der rapide Verlust schon selbst Angst gemacht hat. Ganz zu schweigen von meinem instabilen Kreislauf.
 

"Etwas... ja", antworte ich leise und sehe zu ihm auf. "Etwas... heftig." Schweigen von meiner Seite. Ich weiß, dass er es nicht böse meint, dass er mir eigentlich nur helfen will. Einen Ansatz sucht... Aber... ich kann noch nicht darüber reden. Mich wundert es nur, dass er es so offen anspricht. Das hat er bisher noch nie getan. "Gut... ehm... willst du nen Tee?", lenkt er schließlich von sich aus auf ein anderes Thema. Ich hebe den Blick, stimme ihm kurz zu und lächle dankend, dass er nicht weiterfragt. Er geht voran ins Wohnzimmer und ich folge ihm. Mein Blick fällt sofort auf den Boden, der übersäht ist mit Notenblättern, Texten von mir und Notizen. Daneben liegt seine Gitarre. "Ich hab dich gestört!", sprudelt diese Erkenntnis sofort aus mir heraus und ich sehe ihn etwas betreten an, während Kaoru mit einem ruhigen Lächeln anfängt, das Blätterchaos aufzusammeln. "Aber nein... ich hab nur die Zeit totgeschlagen... Setz dich!" Seiner Bitte nicht nachkommend, mache ich mich – immer mehr ein schlechtes Gewissen bekommend, weil ich ihn DOCH gestört habe – daran ihm dabei zu helfen die Blätter vom Boden aufzusammeln.
 

"Sag mal... hattest du vor, die nächsten zwei Album fertig zu schreiben oder was hast du hier veranstaltet? Das sind mindestens 10 meiner neuen Texte. Du bist echt ein Work-o-holic", murmle ich halblaut vor mich hin, während ich gedankenverloren die unzähligen Blätter aufsammle. Ich schüttle kurz den Kopf. Hat Kao eigentlich auch sowas wie ein Privatleben? Ich meine, is ja o.k. wenn er Lieder komponiert. Aber DAS finde selbst ich übertrieben. Ein freier Tag so wie heute is wirklich rar. Er sollte sich auch mal ausruhen und faul sein. Wobei... Kaoru... faul... vor dem Fernseher? Nein... diese Vorstellung will mir gerade so gar nicht in den Kopf. Sein leises Lachen lässt mich kurz aufblicken. "Du ziehst Grimassen, wenn du so vor dich hin brütest." - "Bitte was?", frage ich verwirrt und unterbreche für einen Moment meine Blätteraufräumerei. Er lacht immer noch, kommt zu mir herüber und nimmt mir die bisher aufgesammelten Blätter aus der Hand. "Du ziehst Grimassen! Und du murmelst...", stellt er grinsend fest und nickt dabei bestätigend mit dem Kopf. "Tu ich gar nicht", brumme ich und wende mich wieder den Blättern am Boden zu. "Doch tust du... Du bist so in Gedanken. Du merkst es ja noch nicht mal." Ich hebe kurz den Kopf und strecke ihm einfach die Zunge heraus. "Na und... lieber ein wirrer Murmler als ein niemals abschaltendes Arbeitstier wie du." - "Boah... das stimmt nicht." Ich hebe gerade die letzten Blätter vom Boden auf und reiche sie ihm. Er sieht mich pseudo-schmollend an. "Oder wie nennst du das? Faul sein bedeutet gar nichts tun." - "Ich kann faul sein... Schließlich hab ich dich zum Essen eingeladen! Wenn das nicht faul ist..." Ich öffne den Mund will argumentieren und stelle fest... er hat recht. Also schließe ich den Mund wieder nur um ihm erneut die Zunge herauszustrecken. "Ausnahmsweise...", füge ich hinzu und er lacht laut auf.
 

"Verdammt! Du hast mich durchschaut." Er legt die Blätter beiseite auf sein Sideboard und ich nehme vorsichtig seine Gitarre hoch. Ich weiß wie sehr er seine Gitarren liebt. Besonders seit er das neue Viper-Model von ESP hat. Also werfe ich ihm einen flüchtigen Seitenblick zu, ob er Anstalten macht, mich entweder zu erwürgen oder nervöse Zuckungen hat, weil er zu höflich ist mir die Gitarre einfach aus den Armen zu reißen. Er lächelt nur, geht um sein Sofa herum zur Küche.
 

Meine Hände gleiten über den langen Hals der Gitarre und die Form des Körpers. Es ist wirklich eine wunderschöne Gitarre. Ich kann verstehen warum er sie so liebt. Wie von selbst beginnen meine Finger einige Accorde anzuschlagen und ich zupfe die Saiten gekonnt. Ein Lächeln kommt über meine Lippen. Doch nichts verlernt. "Warum spielst du eigentlich nicht mehr?" dringt seine Stimme aus der Küche zu mir. "Weil es mich auf Dauer langweilt. Außerdem hab ich nicht so ein Talent dafür. Ich bin bekanntermaßen mehr ein Meister der Worte." Meine Antwort wird von einigen weiteren Accorden begleitet. Zusammenhanglose Töne... Nein, Gitarre, Bass oder Drums... Instrumente liegen mir nicht. Ich besitze nicht die nötige Geduld und Ausdauer dafür. Instrumente bedeuten immer währendes Training... ist so ähnlich wie Sport. Und dafür bin ich zu faul. Ausgenommen natürlich mein Schwimmen, aber das ist eigentlich mehr Entspannung als Sport.
 

Meine Gedanken beginnen während ich noch so vor mich hin stümpere auf diesem wundervollen Instrument, sich wieder zu regen. Ich erinnere mich wieder an vor wenige Stunden. Warum war Kaoru so seltsam? Jetzt ist wieder alles vollkommen normal. Ob ich ihn danach fragen sollte? Nein... wahrscheinlich war es auch nichts weiter. Und wenn doch... dann halte ich es für besser er erzählt es mir von sich aus. Vielleicht will er ja auch gar nicht darüber reden. Ich höre auf zu spielen und stelle die Gitarre vorsichtig auf den leeren Ständer neben seinem Computer. "Sie ist echt einmalig schön", lächle ich als ich mich zurück auf das Sofa setze. Nur wenige Momente später kommt Kaoru mit zwei Tassen voll mit dampfendem Tee. Seine Augen leuchten. "Ja, nicht wahr? Sie ist perfekt! Ihr Klang, ihr Körper... einfach perfekt!" Mir entkommt ein glugsen. "Was ist?" - "Nichts...", grinse ich. Er rollt mit den Augen und reicht mir eine Tasse. "Ich bin gar nicht besessen von der Gitarre." - "Ich hab nichts gesagt." kommt meine Antwort. Doch ein Grinsen kann ich dabei nicht unterdrücken. "Aber du hast es gedacht! Das läuft gerade soooo dick auf deiner Stirn durch", knurrt er mit gespielter Aufgebracht hat, formt seine Finger zu einem Balken den er über seien Stirn zieht. Ich lache leicht.
 

Meine Finger wickeln sich um meine Teetasse. Währenddessen blicke ich mich interessiert um, bis mein Blick Kaoru streift, der mich von der Seite her mustert. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe ihn aufmerksam an. Früher hätte ich ihn wohl angeknurrt, was er mich schon wieder so mustert... Nein, früher wäre ich noch nicht einmal zu ihm gekommen um mit ihm Zeit zu verbringen.
 

Solche Gedanken wie diese sind es, die mir bewusst machen, was für gute Freunde ich eigentlich habe. Und wie viel sie mir bedeuten. Ich war und bin ziemlich schwierig zu handhaben. Und sie machen mir bewusst, wie sehr ich mich verändert habe. Es macht mich stolz... weil es mir beweist, dass ich zu einem viel besseren Freund werden kann, wenn ich nur weiter hart an mir arbeite.
 

"Ich... bin ehrlich gesagt überrascht, dass du zugesagt hast.", setzt er schließlich nach einigen weiteren Momenten des Schweigens zaghaft an. "Ich weiß..." Ein Lächeln kommt mir dabei über die Lippen. Ein trauriges, etwas melancholisches Lächeln. Ich muss früher echt ein totaler Kotzbrocken gewesen sein, wenn meine Freunde so von mir denken. "Du hast dich wirklich wahnsinnig verändert. Manchmal hab ich das Gefühl, ich sitze neben einem komplett fremden Menschen." Eine kurze Pause. "Ich meine, natürlich kennen wir uns schon seit Jahren. Aber so wirklich KENNEN, tut keiner von uns dich. Du hast dich immer nur dann geöffnet, wenn... er dabei war. Aber ansonsten hast du nie viel von dir erzählt. Und jetzt... Du lachst, du bist offen, gehst aus dir heraus. Es ist..." Er sucht einen Moment nach Worten. Gedanklich stelle ich fest, dass er nicht Yomis Namen ausgesprochen hat. Und danke ihm dafür... Obwohl allein schon die Erwähnung von ihm in einem Nebensatz in meiner Magengegend Knoten verursacht. Und eine kleine Stimme in mir fragt, warum er seinen Namen so betont umgeht.
 

"Verwirrend? Anstrengend?", versuche ich ihm auf die Sprünge zu helfen. Er sieht mir in die Augen und schüttelt lächelnd den Kopf. "Nein... schön. Einfach nur schön. Ein besseres Wort fällt mir einfach nicht ein." Meine Augen werden groß und ich sehe ihn überrascht an. "Kuck nicht so als hätte ich irgendwas schlimmes gesagt. Ich mein das ernst. Ich mein, du bist mein Freund und mir liegt unheimlich viel daran, dass du glücklich bist. Aber dass du glücklich bist, das Gefühl hab ich erst seit 4 oder 5 Wochen." Ich höre ihm einfach nur zu und beobachte ihn dabei. All das scheint ihm schon lange auf der Seele zu liegen, also lasse ich ihn einfach reden. Jetzt verstehe ich auch, warum er so seltsam am Telefon reagiert hat. Kennen… richtig kennen… stimmt… ich hab mich ja vor aller Welt verschlossen. Das war mir früher nie so bewusst, aber ich bin wirklich kein sehr offener Mensch gewesen. Natürlich mit Yomi hab ich über alles geredet. Aber mit meinen Freunden, die ich schon seit Jahren kenne… ihnen gegenüber hab ich viel verschwiegen. Zuviel… Das bereue ich jetzt schwer. Wichtige Dinge oder unwichtig… selbst nach all den Jahren wissen sie fast nichts von mir und scheuen sich – zumindest zu einem gewissen Maß – mich auch nur nach Kleinigkeiten zu fragen.
 

Ich seufze tief. "Ich weiß… ich hab es euch nie leicht gemacht. Und momentan schon gleich dreimal nicht. Darum versuche ich mich ja zu ändern. Ich will endlich glücklich sein im Leben. Und ja du hast recht. In den letzten Wochen ging es mir schon wesentlich besser. Und ich bin glücklich…" Gedanklich füge ich ein meistens hinzu. Natürlich gibt es auch schlechte Tage sowie gestern. Und das weiß Kaoru auch ziemlich genau. Er sieht mich von der Seite her an, sagt nichts für einen Moment, bevor er schüchtern ansetzt. "Du weißt… wenn es dir schlecht geht. Oder du reden willst… kannst du jederzeit zu mir kommen." Ich sehe ihm in die Augen. Ich weiß nicht warum oder wieso. Aber ich stürze mich auf Kaoru und umarme ihn einfach nur. Diese Ehrlichkeit und Ruhe die er ausstrahlt… Es ist einfach überwältigend. "Kyo…", flüstert er und ist einen Moment lang überrumpelt. "Halt mich einfach nur fest, ja? Nur für einen Moment", gebe ich zurück und vergrabe mein Gesicht in seinem Pullover. Ich spüre wie sich seine Arme um mich legen und er mich an sich zieht.
 

Wir verharren Minuten lang in dieser Position. Schweigend. Er strahlt so eine Wärme aus. Das ist beinahe schon einschläfernd. So beruhigend und warm… Seine Hände streichen mir langsam über den Rücken. Ich könnte hier jetzt wirklich einschlafen. Doch... ein unverschämtes Geräusch stört plötzlich die Ruhe dieses fast schon magischen Moments. Mein Magenknurren. Kaoru beginnt leise zu glugsen und löst sich langsam von mir. Während ich etwas verschämt ihn von unten heraus ansehe. "Gomen, ne?" - "Ne charmante Art mir zu sagen, dass du Hunger hast!", grinst er mich an und streicht mir über die Schulter. "Wer hat behauptet ich wäre charmant?", grinse ich ihn frech an. "Na los... komm... Lass uns mal sehen was wir kochen wollen." Er steht auf und reicht mir die Hand. Ich greife danach und lasse mich von ihm hochziehen.
 

"Und was jetzt?", frage ich während ich immer noch etwas unbeholfen vor dem Wok mit dem vor sich hinkochenden Gemüse stehe. Seit einer guten Stunde gibt nun Leader-sama die Instruktionen, scheucht mich von A nach B und organisiert das gesamte Essen durch. Suppe mit Soba-Nudeln, danach Gemüse mit Reis. Und als Nachspeise Mangoreisbällchen. Kaoru hat mich gewarnt, dass wenn ich auch nur ein Krümelchen übrig lassen würde, würde er mich gewaltsam zwingen aufzuessen. Er hat wohl irgendwie Panik ich könnte verhungern. Nun gut... nach diesem Essen muss ich mir glaub ich keine Sorgen mehr über mein weniger werdendes Gewicht machen. Wohl eher das Gegenteil.
 

Trotz dessen, dass wir hier kochen und eigentlich entspannt sind, erinnert mich Kaorus Tonfall mehr an eine Probe von Dir en Grey. Er kann eben doch nicht faul sein! Leader-sama durch und durch. Ich grinse bei diesem Gedanken und sehe ihn danach erwartungsvoll an. Kaoru wirft einen kurzen Blick in sein Kochbuch. "Soja-Soße und umrühen" – "In dieser Reihenfolge?", frage ich neckend und greife nach der Flasche mit der Soja-Soße. Er streckt mir die Zunge heraus und grinst mich an. "Ja... GENAU in dieser Reihenfolge." Ich lache kurz und gieße etwas von der Soße über das Gemüse und rühre dann fleißig um. Umrühen hat er mir nämlich heute schon beigebracht... oder zumindest versucht.
 

Kaoru ist schon ein netter Kerl. Zwar etwas arbeitswütig und total versessen auf Planen und Organisieren. Aber er ist verständnisvoll und mehr als geduldig. Manchmal frage ich mich warum er eigentlich niemand hat, naja... so als Freund oder Freundin. "Nicht so hektisch! Du zermanscht das Gemüse!" Ich rolle mit den Augen und bemühe mich etwas liebevoller und langsamer in dem Gemüse umzurühren. "Nein... nicht rechts rum! Links rum!", mault er und rührt in der Luft mit einem imaginären Kochlöffel entgegen der Richtung in die ich gerade rühre. Erneutes Augenrollen von mir. Ja... deswegen hat er niemanden. Er ist ein Perfektionist. Aber eigentlich... ein ziemlich liebenswerter. Mich würde das glaube ich nicht weiter stören.
 

"Du nimmst mich nicht ernst!" tönt seine Stimme im Schmollton an mein Ohr als ich übertrieben langsam und genau in der vorgegebenen Richtung in dem Gemüse herum rühre. Ich lache leicht. "Sorry Kao... aber wenn du aus 'nem Essen so 'ne Wissenschaft machst, kann ich dich nicht ernst nehmen." - "Kochen ist auch eine Wissenschaft!" Und von einem Moment zum anderen steht er direkt hinter mir, greift um meine Hüfte und fasst mit seiner anderen Hand mein rechtes Handgelenk, in der ich immer noch den Kochlöffel halte. Sein Kopf liegt auf meiner Schulter und sieht in den Wok hinein, während er mein Handgelenk langsam im Kreis herum führt und das Gemüse somit umrührt. "Langsam und ruhig... Siehst du? So... Kochen ist... wie ein guter Kuss" Ich bin für einen Moment wie erstarrt. Warum... kann ich nicht genau sagen. Ob es seine körperliche Nähe zu mir ist, oder seine Art mich anzufassen oder ganz einfach der Tonfall seiner Stimme. Was ist das nur für ein Gefühl?
 

"Du riechst gut...", haucht er mir sanft zu und ich kann spüren wie er den Kopf leicht dreht. Er atmet tief ein. Ich kann seinen Atem an meinem Hals spüren. Mehr aus Reflex als es wirklich zu wollen, schließe ich meine Augen und lehne mich etwas nach hinten an seine Brust. "Dior... Higher Engergy!", flüstere ich zurück. Meine Stimme kommt mir in diesem Moment so unheimlich laut vor. "Passt zu dir..." Sein Arm um meine Hüften zieht mich näher an ihn.
 

Was passiert hier gerade? Ich... hab keine Ahnung. Ich kann kaum noch klar denken. Es fühlt sich einfach nur unbeschreiblich gut an. Warum auch immer und was auch immer hier gerade passiert... es soll bitte niemals aufhören. "Kyo... ich... wollte dir..." Ich öffne meine Augen leicht und warte. Irgendwie fühle ich mich total benebelt. Warum nur?
 

Plötzlich spüre ich wie etwas in seiner Hosentasche vibriert. Wie aus einem Traum gerissen, löse ich mich schlagartig von ihm und sehe ihn etwas verwirrt an. Er lächelt mich schräg an. "Nur mein Handy... Entschuldige!" Und um das Ganze auch zu beweisen, zieht er demonstrativ das vibrierende Gerät aus seiner Hosentasche und hebt ab. "MoshiMoshi Niikura Kaoru desu!" Sein Ton klingt leicht gereizt. Und ich bin immer noch vollkommen benommen und konfus, von dem was gerade passiert ist. Hunderte Fragen schießen mir durch den Kopf. Aber ich könnte jetzt nicht eine klar ausformulieren.
 

"Hey DaiDai! Kyo-kun ist bei mir und wir kochen gerade.", höre ich Kaoru unterdessen ins Telefon sprechen. "Nein... NEIN!... Du hast echt keine Ahnung! Hör auf so nen Stuß zu verzapfen....", knurrt er genervt in sein Handy. Eine kurze Pause. "Du weißt wie lange ich... JA! Verdammt! Aber... Ich kann das auch sehr wohl alleine... NEIN! Stell dir vor, ich bin schon groß und brauch' deine Hilfe nicht... DaiDai bitte~~ lass gut sein ja? Außerdem störst du gerade wirklich!... Ja, mach's gut... Bai, ne?" Und damit legt er genervt auf und murmelt Unverständliches vor sich hin. Ich bin plötzlich wieder ganz klar im Kopf und sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ärger?", frage ich vorsichtig. Er hebt den Blick, starrt für einen Moment leer durch mich hindurch bevor er mich sanft anlächelt. Er schüttelt kurz den Kopf. "DIE nervt nur... Das ist alles. Als ob ich das nicht alleine könnte... Idiot...", mault er halb laut vor sich hin, weicht meinem Blick aus und wendet sich wieder dem Gemüse zu. "Was nicht alleine könntest?" - "Ach nichts... Vergiss es einfach", faucht er mich barsch an. Er scheint ziemlich verärgert zu sein. Also lasse ich es weiter zu fragen. Er scheint es mir nicht sagen zu wollen... also... Ich seufze tief. Die entspannte Stimmung ist nun komplett flöten gegangen. Kleine bekannte Knoten bilden sich in meinem Magen... Leise kriechen mir Zweifel in den Kopf ob es wirklich so eine gute Idee war herzukommen.
 

Eine Hand an meiner Wange lässt mich aufblicken. "Hey... tut mir leid. Ich... wollte dich nicht so anfahren." - "Schon o.k.", antworte ich, meine es aber nicht wirklich so. Er hätte mich wirklich nicht anfahren sollen. Ich hab doch nur gefragt was los ist. Und irgendwie... weiß nicht... werd ich das Gefühl nicht los, dass ich Schuld bin an dem... Streit zwischen DIE und Kao. Ach verdammt! Jetzt zermarterte ich mir über so nen Schrott den Kopf. Danke auch Kao. Echt! Was ist nur los mit dem Kerl?
 

Er fasst mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger und zwingt mich sanft ihn anzusehen. "Kyo! Ich wollte das wirklich nicht! Ich... war nur verärgert, dass DIE uns gestört hat. Nicht wegen dir." Sein Blick ist... unbeschreiblich. Er lässt keinen Widerspruch oder eine Art von Protest zu. Also nicke ich und er lächelt gequält. "Deckst du den Tisch? Dann können wir gleich essen" - "Sicher..."
 

Das Essen war... seltsam. Die Gerichte an sich haben natürlich fantastisch geschmeckt. Aber dennoch war die Stimmung seltsam. Wir saßen uns an Kaorus kleinem Tisch gegenüber und haben uns angeschwiegen. Das ganze Essen hindurch. Auch den Abwasch hindurch... Ich weiß nicht ob man sich das vorstellen kann, aber wir haben wirklich kein Wort miteinander geredet. Und es lag diese Spannung im Raum. Ich wusste einfach nicht wie ich die Stimmung auflockern sollte. Kaoru schien dermaßen verärgert über DIEs Anruf zu sein, dass ich mich einfach nicht traute auch nur ein Wort zu sagen, aus Angst ihn damit dann noch mehr zu verärgern. Nicht, dass ich Angst vor Kaoru hätte… nur… ich kenne Kaoru. Ich weiß wie er ist, wenn er wütend ist. Und mir das heute zu geben… oder mich überhaupt momentan seinem Missmut auszusetzen, dafür habe ich momentan einfach nicht die Nerven. Es ist seltsam. Aber sei der Trennung von Yomi, bin ich absolut harmoniesüchtig und hypersensibel in Sachen Streit geworden. Also versuche es allen, aber besonders meinen Freunden Recht zu machen. Warum einen Streit mit Kaoru herauf beschwören, wenn ich ihn durch Schweigen ganz einfach umgehen kann? Obwohl ich ihn wirklich gern aufheitern würde… Doch ich weiß nicht wie.

Irgendwann mitten beim Abwasch, war ich so in Gedanken versunken, dass ich wohl angefangen hab vor mich hinzusummen. Um mich selber davon abzuhalten meine Gedanken noch tiefer in dieses Labyrinth was sich Kaoru schimpfte zu führen. Was war das vor DIEs Anruf? Was hatte das zu bedeuten? Und was hatte DIEs Anruf zu bedeuten? Warum war Kaoru so seltsam momentan? Ich verstehe das alles nicht. Aber ich würde es doch so gerne. Schließlich kümmert er sich so sehr um mich.
 

"Is ne schöne Melodie!" Dieser Satz reißt mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich zucke verschreckt zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er jemals nochmal mit mir reden würde. "Was?", frage ich irritiert. Kaoru lächelt mich sanft an. "Die Melodie..." - "Oh... achso... ja... entschuldige... ich... is ne dumme neue Angewohnheit. Wenn ich zu viel denke, dann summ ich immer vor mich hin.", gebe ich etwas kleinlaut, aber ehrlich zurück und stelle den letzten Teller beiseite.
 

"Und an was denkst du gerade?" - "Weiß nicht... einfach nur so... über alles irgendwie grad." - "Wegen vorhin?" Klingt mehr wie eine Feststellung als eine Frage. Ich zögere einen Moment, dann nicke ich langsam. Er seufzt tief. "Tut mir leid..." Mehr sagt er nicht. Und ich akzeptiere es einfach. Was bleibt mir auch für eine Wahl? Ich kann ihn ja schlecht zwingen mir zu erzählen was los ist. Obwohl ich das gern würde. Ich meine… er ist mein Freund. Und ich würde ihm gerne zurückgeben, was er mir an Freundschaft und Aufmerksamkeit entgegenbringt. Aber ich weiß nicht wie ich das machen soll. Ich will ihn zu nichts drängen.
 

"Los komm! Ich hab Soul Calibur III! Lass uns ein paar Runden zocken", wechselt er schließlich das Thema. Und gemeinsam gehen wir in sein Wohnzimmer. Und für ein paar Stunden, in denen wir wie kleine Kinder lachend vor seiner Konsole sitzen und unsere Charaktere sich gegenseitig verprügeln, verdränge ich all diese seltsamen Ereignisse und Kaorus Verhalten einfach. Es ist einfach zu... normal hier mit ihm zu sitzen und einfach Spaß zu haben. Wahrscheinlich bin ich momentan einfach nur zu überempfindlich. Ja, wahrscheinlich.



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