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Kimba Staffel 3

Vom Paradis in die Hölle
von

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(kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon)
 

Dies ist die Serienfolge 20 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de !
 

Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog.
 

Viel Spaß

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Kimba, der weiße Löwe

"Schatten des Imperiums"

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"Guten Morgen Sira!" begrüßte Daniel Rahja. Die schaute ebenso verstört wie Kimba.

"Du, Daniel... ich sag es ja nur ungern... aber wir haben Abend, die Sonne ist gerade untergegangen und meine Freundin heißt Rahja. Sira ist Rahjas Freundin," erklärte Kimba dem alten Affen, der sie Stirn runzelte.

"Meinst du...," wunderte er sich und kratzte sich Kopf. Dann schaute er plötzlich, als fiele ihm etwas ein. "Ach herrje. Ich muß ja noch die Brote fertigmachen. Die für den Schulausflug zum Mondberg, den Tommy morgen machen will." Daniel wollte schon in die Küche flitzen, als Kimba ihn festhielt. "Daniel... ich fürchte, du hast ein kleines Gedächtnisproblem. Der Ausflug hatte schon vor etlichen Tagen stattgefunden." erklärte Kimba ihm. Der alte Affe schaute etwas verwirrt und ratlos.
 

"Guten Morgen Kimba!" rief eine Männerstimme, die der weiße Löwe Juris Vater zuordnen konnte. Und tatsächlich erschien das gewohnte Gesicht mit Vollbart und Pfeife im Mundwinkel. Er hatte seine inzwischen übliche Archeologen Kleidung an, ein leichter Tropenanzug mit etlichen Zusatzgurten für kleinere und größere Geräte. Und über der Schulter trug er das Fell des weißen Löwen, der bei dem Anblick seines eigenen Felles wieder bemerkte, wie skurril diese neue Welt doch war.

"Wie haben das Fell und die Proben von den Statuen untersucht. Dabei haben wir festgestellt, dass alle Statuen bereits 2 Mal aufgebrochen worden waren. Das erste Aufbrechen war relativ primitiv gemacht, auch wenn sie Löcher später wieder gut gekittet worden waren.Bei diesem ersten Aufbruch hat man damals wahrscheinlich die Felle in die Statuen gelegt. Danach gab es viele Jahre Ruhe und dann wurden sie in jüngerer Vergangenheit erneut aufgebrochen. Doch dieses Mal mit äußerst präzisem Werkzeug. Ebenso präzise waren die Löcher dann auch wieder geschlossen worden. Sogar extrem präzise: Wir haben ausser einem kreisrunden, mikroskopisch kleinem Riß keinen Hinweis auf das zweite Aufbrechen finden können. Und das war auch nur möglich mit Hilfe der zurückgebliebenen Technologie der Rekar. Es ist also undenkbar, dass Menschen die Statuen das zweite Mal aufgebrochen hatten. Außerdem wurden die Felle darin zurückgelassen. Aber: Man hat Proben von den Fellen entnommen. Wir fanden nämlich mikroskopisch kleine Einstichlöcher in den Fellen."

Kimba war beim letzten Punkt, der ihm erzählt gerade erzählt worden war, kurz leichenblass geworden. Es war ihm, als hätte er ganz kurz eine Ahnung gehabt, Wer und Was etwas getan hatte und wieso all das geschehen war, was sie in der neuen Welt erlebt hatten. Doch entweder war es bloß Einbildung oder das Ergebnis so schrecklich, dass es sofort aus seinem Gedächtnis gestrichen wurde und er außer dieser kurzen, dunklen Ahnung nichts mehr von seinen Gedankengängen wußte.

Kimba bedankte sich bei Juris Vater für die Hilfe, der ihm bei dieser Gelegenheit auch gleich das Fell in die Hand drückte. Dann verabschiedete er sich wieder, da noch viel Arbeit auf ihn wartete. Kimba wollte es ihm gleich tun, denn auch er hatte jetzt eine Menge zu tun. Er wollte noch etwas über die Geschichte der Statuen erfahren und wer konnte dafür besser geeignet sein, als die Nomaden auf den Plateaus, die schon seinen Enkel gekannt hatten? Sie waren die gesamte Zeit vor und nach dem Krieg anwesend gewesen und würden ihm sicherlich mehr über die Vorkommnisse des Dschungels in der Vergangenheit erzählen können.

"Was für Nomaden?" fragte Daniel überrascht. Dann zögerte er kurz. Nach wenigen Sekunden schüttelte er den Kopf. "Ach, schon gut Kimba. Es wird mir schon wieder einfallen. Irgendwie passiert mir das in letzter Zeit häufiger und ich kann beim besten Willen nicht sagen warum."

Kimba schaute besorgt zu dem alten Affen und Mentor. "Wenn wir dir irgendwie helfen können, Daniel, dann brauchst du es mich nur wissen zu lassen."

Der alte Affe schaute traurig. "Ich weiß nicht, wie ihr mir helfen könntet. Oder sonst irgendjemand. Irgendwie scheine ich wohl doch schon in meine alten Tage gekommen."

"Was? So alt bist du doch gar nicht," warf Kimba sogleich ein.

"Ich dachte bisher auch nicht, dass es schon soweit ist... aber... das, was ich in letzter Zeit denke, scheint nicht gerade viel mit der Realität übereinzustimmen."

Kimba mußte einsehen, dass sein Freund und Lehrer Recht hatte. Er wußte auch nicht, was er nun noch tun sollte, also ging er erst einmal zu den Nomaden.
 

Das Dorf der Nomaden sah noch immer so grau und staubig aus, wie eh und je. Auch die Gassen zwischen den Zelten und einfachen Lehmhäusern waren noch so verwinkelt, wie der weisse Löwe es in Erinnerung hatte. Aber es war merklich ruhiger geworden. Viel weniger Leute lebten dort, denn viele - vor allem junge - waren in die Stadt gezogen, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen.

Kimba suchte das große Versammlungszelt auf, in dem meist der Dorfälteste zu finden war. Und tatsächlich saß die schrumpelige, zerbrechlich wirkende Gestalt auf einem großen Kissen und rauchte eine komische Pfeife, die aus einem sehr langen, dünnen Mundstück und einem kleinen Kessel am Boden bestand. Der alte Mann schaute blinzelnd zu Kimba. Was konnte er von ihm wollen?
 

"Die Statuen wurden von den Kindern von Rahja und Kimba gebaut, gleich nachdem ihre Eltern gestorben waren. Kurz darauf war auch der weise Affe Daniel gestorben und eine dritte Statue wurde in jener Höhle errichtet. So entstand die Idee, allen eine Statue zu setzen, die sich in der Zeit des großen Aufbaus des Dschungels besonders verdient gemacht hatten. Zuerst sollten die Felle der Löwen in einer Ahnengallerie aufbewahrt werden, doch dies war zu unsicher geworden, da mehrere Banden arbeits- und perspektivloser Menschen aus den Ghettos der Hauptstadt im Land umherzogen und unter anderem auch Dörfer plünderten. So wurden also die Felle der "Großen der 1. Generation" nachträglich in die Statuen gebracht. Mit der Zeit entstand ein Tempel, in dem viele der ehemaligen Dschungelbewohner eine letzte Ruhestätte gefunden hatten. Ja, so war das damals... aber ein zweites Mal sind die Statuen nicht angerührt worden... erst recht nicht in den letzten Jahren. Da war ja zuerst der Sturm und danach waren da noch die Sumpfzombies und die Dunkelpiraten, die haben dann alle möglichen Menschen aus der näheren Umgebung ferngehalten. Bis auf uns und Mbangis Stamm. Wir waren zu viele, aber keiner von uns oder von denen hätte auch nur einen Grund gehabt, überhaupt zum Tempel zu gehen."

"Vielen dank, weiser Mann," bedankte sich Kimba und dachte: "Wenn hier tatsächlich kein Mensch für den 2. Aufbruch verantwortlich war, dann war es vielleicht einer, der nicht von hier ist. Oder der vielleicht auch gar kein Mensch ist. Ich glaube, ich weiß, wen ich fragen muß..."
 

Ein leichter Wind strich über das Feld. Es war eine angenehme, frische Luft. "Subco!" rief Kimba laut in die Leere der Steppe. "Ich muß mit dir reden! Komm zu mir!"

Zuerst geschah nichts. Aber Kimba wußte, er würde gleich erscheinen. Mit seiner Technologie konnte er sie alle ständig beobachten. Und noch mehr... sogar schlimme Wunden heilen und Tote wieder zum Leben erwecken. Kimba überlegte noch einmal. Tote zum Leben erwecken? Hatte der Subco ihm nicht erzählt, dass das ging, indem man so ein künstliches Abbild eines Körpers erschuf? Und dafür brauchte man nichts weiter als den Bauplan? Sein Freund Ronny in der vergangenen Welt hatte ihm im Dschungelunterricht beigebracht, dass der Bauplan eines jeden Lebewesens in ihm selbst steckt. Genau genommen sogar millionenfach. In jeder Körperzelle. "In den Zellen also...," überlegte Kimba, "Das ist genau das, was beim zweiten Aufbrechen der Statuen aus den Fellen entnommen worden war." Ein schreckliche Ahnung beschlich ihn.
 

Die Luft vor ihm erzitterte, leuchte kurz auf und ein Mini-Wurmloch zog sich von unten nach oben, den Körper des Subcos freigebend.
 

"Du weißt, warum du hier bist...?" fragte Kimba.

Der Subco nickte. "Auch ich habe es bemerkt. Doch auch ich weiß noch nicht genau, wie man das Problem lösen kann. Es ist die Strahlung vom Mondberg, die Daniels Verstand zersetzt. Wir arbeiten so schnell wie es geht an einer Lösung."

"Interessant," meinte Kimba, "doch das ist nicht das, weshalb ich dich gerufen habe."

Der Subco schaute verwundert. Eigentlich hatte er schon damit gerechnet, wegen dem massiven Problem mit Daniel gerufen zu werden. Doch einen zweiten Grund - ein zweites Problem - hatte er nicht erkennen können. Er war sich sicher gewesen, dass ansonsten alles normal verliefe.
 

"Warst du es, der die Statuen aufbebrochen und die Proben entnommen hat? Du hast doch von der so großartigen Technologie des Imperiums erzählt, und davon, wie leicht sich damit neue Körper erschaffen liessen. Hast du uns neu erschaffen, nachdem wir alle in der Vergangenheit gestorben waren?" fragte Kimba so direkt, wie er es bei besonders Kritischen Fragen nur selten tat, vor allem seinen Freunden gegenüber. Und zu denen hatte der mysteriöse Subco irgendwie schon gezählt.

"Ja,"antwortete der Subco wie in Trance. Das war jetzt eine Frage, auf die er nicht vorbereitet war.

Kimba wollte es genau wissen: "Wieso?"
 

"Ich habe dir doch erzählt, dass das Imperium in den letzten Jahren stark gewachsen ist," begann der Subco und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. "Nun, und wir sind an dem Punkt angelangt, wo ein Subco für das Imperium in dieser Galaxie einfach zu wenig ist. Ich habe auf allen möglichen Welten nach geeigneten Wesen gesucht, die sich als imperialer Subco verdient machen würden, doch leider waren sie alle bereits durch die Welt um sie herum verdorben gewesen oder hatten zwar ihr gute Persönlichkeit behalten, doch dafür massiv an innerer Stabilität eingebüßt. Du bist das einzige Wesen, das ich jemals beobachtet hatte und alle Anforderungen, die an einem imperialen Subco gestellt werden, erfüllt. Doch zu dem Zeitpunkt, als ich das erkannte, warst du leider schon lange tot. Also flog ich zurück zur Erde, um entweder deine Nachfahren auf die Kriterien zu überprüfen oder notfalls dich selbst wieder zum Leben zu erwecken. Und da die Erde durch den Großen Krieg zerstört worden war, hab ich halt die letztere Möglichkeit genommen."
 

"Aber warum braucht gerade jemand wie du, jemand der so mächtig und überlegen ist und eine Technologie zur Verfügung hat, die ganze Sternensysteme alleine verwalten kann, jemand anderes an seiner Seite? Und dann auch noch jemanden, der sich da oben überhaupt nicht auskennt und zudem noch zu einer völlig anderen Spezies gehört?" hakte der weisse Löwe nach. "So leicht, wie du die anderen hast vernichten können, scheint das Imperium nicht gerade den Untergang befürchten zu müssen."
 

" Genau da ist das Problem. Das Imperium ist natürlich so mächtig, dass es sich auch mit mir alleine über das ganze Universum ausbreiten könnte. Doch das ist nicht der Sinn des Imperiums. Das Imperium soll ein Reich des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit werden. Und dafür braucht es ein starkes gutes Herz. Doch desto mehr Macht das Imperium hat, desto schlechter wird ein schwaches gutes Herz. Wenn ich alleine so viel Macht in meinen Händen halte, dass ich tun kann, was immer ich will ohne je dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, dann birgt das das Risiko des Mißbrauchs. Und das Imperium würde sich von einem Reich des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit in ein Reich des Schreckens verwandeln, das vielleicht keine Macht im Universum mehr aufzuhalten vermag.

Und daher brauche ich dich, damit du mein Gewissen sein kannst. Der, der mich im Überschwang des Erfolges auf den Boden der Realität zurück holt. Der, der in den Kritischen Phasen durch eine zweite, andere Sichtweise eine mögliche Überreaktion verhindert. Der, der in den Zeiten von Niederlagen und Rückschlägen Trost und Unterstützung geben kann.

Dies sind Aufgaben, die nicht einfach sind. Also muß ein weiterer Subco stark sein. Auch sind die Aufgaben mit einem extrem hohen Maß an Vertrauen versehen, so dass ich demjenigen voll und ganz vertrauen können muß. Und dafür muß derjenige ein durch und durch gutes Herz haben, so daß er nicht das Risiko darstellt, das ich so versuche zu umgehen."
 

Kimba horchte auf: "Ich verstehe, warum dafür nur wenige geeignet sind und ich fühle mich geehrt, dass du meinst, ich sei dafür geeignet. Aber was ist mit meinem Leben hier auf der Erde? Willst du mich hier wegreissen? Weg von meinen Freunden? Weg von meiner Freundin? Weg von meinen zukünftigen Kindern?"
 

"Nein, das ganz gewiß nicht. Du hast ebenso ein Recht auf dein Leben, wie jedes andere Wesen. Es ist deine alleinige Entscheidung. Ich könnte dich auch nie zwingen. Zum einen, weil es gegen meinen Ethos verstossen würde, zum anderen weil dein freier Wille nur dir gehört. Den kann man dir nie nehmen."
 

"Schön. Und wie willst du das jetzt mit deinen Zielen vereinbaren?"
 

"Du würdest durch meine Technologie ebenso unsterblich sein, wie ich. Daher kannst du hier auf der Erde ganz normal leben. Du wirst Kinder kriegen, zusehends altern und schließlich sterben. Wie in einem ganz gewöhnlichen Leben. - Nur dass mit deinem Tode noch lange nicht das Ende erreicht ist. Nach deinem Ableben würde ich deinen Geist in einen neuen, jungen Körper transferieren, bevor deine letzte Sekunde verstrichen ist. Und von da an wirst du mir helfen können. Deine Familie wird dich als normalen Löwen in Erinnerung behalten und du sie ebenso. Nur dass du eben theoretisch doch noch am Leben bist. Wenn du wolltest, könntest du beobachten, wie sie sich weiter entwickelt. Nur von einer Kontaktaufnahme danach würde ich abraten. Sie würden dich wieder bei sich haben wollen und vielleicht ist das nicht möglich."
 

Kimba wußte, dass er dem Subco viel zu verdanken hatte. Vor allem sein eigenes Leben. Dies sogar mehrfach. Doch ob er das Angebot des Subcos annehmen sollte? Er wußte es nicht - noch nicht.
 

"Aber wieso tötet die Strahlung vom Mondberg eigentlich nur Daniel?" fiel es ihm plötzlich ein. "Wir haben hier doch schon einmal gelebt und damals schien das nicht passiert zu sein."

"Leider war Daniels Fell nicht so gut erhalten - genau genommen war seine DNA bereits zerfallen. Wir mußten sie in einem aufwendigen Verfahren aus dem errechnenen, was übrig geblieben war. Dadurch sind eventuell kleine Fehler drin, die zuvor nicht dabei waren. Außerdem hat die Steuerung des Computers seinen Verstand beansprucht."
 

"Steuerung?" glaubt der weiße Löwe nicht richtig gehört zu haben.
 

"Ja. Ihr habt hier nicht von Anfang an gelebt. Obwohl du erst in dieser Zeit geboren wurdest, hast du deine ursprüngliche, normale Jugend erlebt. Das war nur möglich, indem wir eine künstliche, holographische Welt erschufen, die genauso aussah wie die, aus der du - bzw. dein Vorgänger - ursprünglich gelebt hast. Damit du dich genau so entwickelst, wie in der Zeit, als ich dich das erste Mal beobachtete, und damit zu dem durch und durch guten weißen Löwen wurdest, habe ich jedes Detail, jedes Gespräch ganz präzise nachgestellt. Sogar die großen Herden ausserhalb des Dschungels hab ich mit einprogrammiert, obwohl alle diese Wesen lediglich rein Computergesteuerte Hologramme waren. Daher sind die jetzt auch nicht hier.

Eigentlich hätte alles schon perfekt funktionieren sollen, indem wir jeden von euch mit eurer authentischen Erinnerung ausstatteten und euer Verhalten damit nahtlos in das der Vergangenheit gepaßt hätte. Also, wie sich ein Wesen verhält, wird zu einem kleineren Teil aus seinen Genen bestimmt, zum anderen größeren Teil von dem, was es erlebt hat. Daher mußtest du dasselbe erleben wie damals, damit du auch die richtige Entwicklung durchlebst.

Leider mußten wir ja bei Daniels Genen leicht improvisieren. Und das hatte kleine, aber immer stärker werdende Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte. Sie spielte sich im Holodeck nicht ein zweites Mal hundertprozentig so ab, wie in der Vergangenheit. Und um eine allzugroße Differenz zu vermeiden, griff der Zentralcomputer des Imperiums ab und an auf Daniels Verstand zu, um ihn im richigen Moment die richtigen Dinge sagen und tun zu lassen. Nach einiger Zeit hatte sich der Zustand dann wieder normalisiert und die Steuerung wurde in den letzten 2 Monaten deiner Existenz auf dem Holodeck nur noch ab und an eingesetzt, um dir so Tips und eine grundlegende Ausbildung in Strategie und Taktik zukommen zu lassen."
 

Kimba konnte erst gar nicht fassen, was er da zu hören gekriegt hatte: "Du kannst doch nicht einfach andere Wesen steuern! Da pfeife ich auf meine authentische Vergangenheit!" schimpfte er.
 

"Das wird auch nicht mehr geschehen," versuchte der Subco ihn sogleich zu beruhigen, "Es war eine Notlösung, um dich zu dem Kimba zu machen, den ich damals kannte. Jetzt brauche ich das ja nicht mehr."
 

"Dann produziere dir doch gleich den richtigen!" sties Kimba sauer hervor.
 

"Kimba, bitte! Ich versuche doch nur, dir zu erklären was passiert ist. Die Sache mit Daniel tut mir ja auch leid und wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir nur die vollständige und richtige DNA verwenden brauchen. Doch leider war das ja nicht möglich."
 

"Und was bringt ihm das? Bleibt er dadurch am Leben?"
 

Der Subco verdrehte die Augen. "Nein, ihm selbst hilft das nicht. - Aber wir können ihn ja nachproduzieren und dann wäre er nicht gesteuert worden," versuchte er sich aus dieser reichlich unschönen Situation heraus zu reden.
 

"Nachproduzieren?!" fragte Kimba entsetzt. "Hast du uns vielleicht auch Seriennummer gegeben? Welche ist denn meine? Und was machst du, wenn an mir so ein netter kleiner 'Defekt' entsteht durch die ganze Steuerung? Entwirfst du dann neue Pläne und baust den Kimba Version 2.0?"
 

Subco: "Ich verstehe gar nicht, warum du dich so darüber aufregst. Dass du nicht auf natürliche Art und Weise geboren wurdest ist doch kein Nachteil. Und den ganzen Aufwand mit der Steuerung anderer habe ich doch auch nur für dich gemacht, damit du dein glückliches, echtes Leben führen konntest."
 

Kimba hatte die Nase von den Teilwahrheiten des Subcos inzwischen gestrichen voll: "Ich will jetzt die Wahrheit wissen! Und zwar die ganze Wahrheit. Kurz, knapp, präzise und nur 100% Fakten. Jetzt!"
 

Der Subco mußte erkennen, dass sich seine Mission anders entwickelt hatte, als geplant. Wenn er es sich nicht ganz und gar mit Kimba verscherzen wollte, ürde er ihm einfach alles erzählen müssen und nur hoffen können, dass sie ihm nicht völlig mißfiele. - Obgleich das meiste schon erzählt worden war.

"Also gut. Ich war mal ein ganz normaler Mensch. Auf einer Afrika-Reise fand ich die alte imperiale Basis. Ich reaktivierte sie und begann mit dem Neuaufbau des Imperiums. Dabei entdeckte ich auch dich - oder besser: Deinen Vorgänger - mit Hilfe der Sensoren der Basis. Zunächst blieb ich auf der Erde und erweiterte das Imperium Stück für Stück, während ich dich nebenbei beobachtete. Ich sah, was du tatest, sagtest und wie du deine Ideale in die Realität umgesetzt hattest. Dafür bewunderte ich dich schon damals. Doch ich htte andere Sorgen, als mich um einen zweiten Subco zu kümmern: Das Imperium war so groß geworden, dass es immer wahrscheinlicher geworden war, dass es von den Menschen entdeckt wurde. Damit denen nicht eventuell die Technologie des Imperiums in die Hände fiel und sie für neue Kriege nutzten, verließ ich die Erde mit allem, was zum Imperium gehörte. Ich zog um in ein fernes System am äußersten Rande der Galaxie. Dort baute ich lange Zeit das Imerpium auf, bis es in der Tat wieder ein Imperium war.

Alles schien perfekt zu laufen, doch dann kamen die ersten shwerwiegenden Entscheidungen, beispielsweise der Krieg gegen die Hyphen, die wiedererkannten, was das Imperium einst war und was sie vernichtet geglaubt hatten. Wenn du einen Gegenschlag befiehlst und dabei hunderttausende Lebewesen umkommen, fragst du dich mehr als einmal, ob das denn die richtige Entscheidung gewesen war. Und ich fragte mich, ob ich alleine überhaupt auf Dauer in der Lage war, diese Großmacht zu lenken oder ob ich nicht ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellte.

Nun, und dann habe ich nach entsprechenden geeigneten Wesen gesucht, wie ich dir vorhin schon gesagt hatte. Und letztlich nur dich gefunden - dummerweise nur in meiner Datenbank. Es waren sehr viele Jahre vergangen und ich wußte, dass weder du noch deine Kinder noch am Leben waren. So flog ich wieder zur Erde und wollte deine Nachfahren prüfen, ob sie vielleicht geeignet wären für diese Aufgabe. Doch die Erde war zerstört und ich mußte mir etwas anderes einfallen lassen. So erschuf ich deinen Körper mit den wenigen Zellen aus deinem Fell in der Statue neu - inklusive deinem Geist. Dann erschuf ich die Holowelt, die ich mittels meinen Aufzeichnungen nach dem Vorbild der Vergangenheit rekonstruiert hatte und wartete ab, dass du dich entwickeltest. Dabei solltest du die gleichen Erfahrungen machen, wie es ursprünglich mal der Fall war.

Doch durch die fehlerhafte DNA - Konstruktion von Daniel verhielt er sich minimal anders als er sich gewöhnlich verhalten hätte. Und um diese Abweichungen in Granzen zu halten, ließ ich den Computer korrigierend eingreifen. Als deine Entwicklung und auch dein Training abgeschlossen war, ließ ich euch zur Erde tranportieren. Das war in der Nacht, als du und alle anderen mich im Traum gesehen habt.

Die durch den großen Krieg zerstörte Erde hatte ich unterdessen wiederaufgebaut und bewohnbar gemacht. Der große Ost-West-Sturm war ausgelöscht worden, das Erdreich vor allem in dieser Gegend hier wieder entgiftet und ein neuer Dschungel konnte durch gezielte Aussaat und Bestrahlung in binnen weniger Monate wachsen. Es war nötig, euch an die Realität heranzuführen, da das Leben auf dem Holodeck letztlich nichts als eine Illusion war und ihr ein Recht habt, ein echtes Leben zu führen.

Damit der Schnitt zwischen Illusion und Realität leichter für euch zu überwinden war, hab ich zuerst die paar Worte in euren Träumen an euch gerichtet. Während der folgenden 1 1/2 Tage habt ihr geschlafen und seid dann schließlich auf die Erde transportiert worden. Doch die Worte waren nur ein Anfang. Deine Vergangenheit, die Wahrheit, hättest du sowieso herausfinden sollen, denn Ehrlichkeit ist in einer Beziehung, die auf Vertrauen aufbauen soll, das Wichtigste. Ich wollte nie ein falsches Spiel mit dir spielen, daher habe ich immer mal wieder Hinweise auf deine Vergangenheit zurück gelassen oder sogar erschaffen. Wie die Stadtbibliothek. Da war eigentlich kein Raum gewesen. Es war eine Holodeck Illusion, wenn auch hier auf der Erde. Ich hatte dafür ein multidimensionales Wurmloch geöffnet und so einen kaum bemerkbaren Zugang zu meinem Holodeck erschaffen. Als ihr also in der Bibliothek wart, wart ihr in Wahrheit auf dem Holodeck meines Flaggschiffes. Und als ihr durch die Mauer wieder in die Gänge des Gebäudes gegangen wart, wart ihr wieder auf der Erde. Daher war die Bibliothek später auch verschwunden. Zum einen hattest du genug erfahren für einen einzelnen Tag und zum anderen ist so ein multidimensionales Wurmloch nur mit immensen Energieaufwand zu realisieren. Es war auch nicht länger aufrecht zu erhalten, da uns die Energie ausging.

Tja, aber offenbar waren es letztens doch zu viele Hinweise auf einmal. Ich wollte dich nicht auf einen Schlag damit konfrontieren, da das eine ziemlich beängstigende Erfahrung sein muss, quasi als Schatten seiner selbst zu leben. Ich hoffe du verstehst mich, Kimba?"
 

Kimba stand der Mund halboffen. Nie war er sich bewußt gewesen, wie groß der Einfluß des Subcos auf sein bisheriges Leben - und gerade auf den Teil hier auf der Erde - tatsächlich gewesen war. Mißtrauisch schaute er den Menschen in seiner schwarz-blauen Uniform an. Er schien ihm nichts tun zu wollen, das konnte Kimba spüren. Andererseits war das, was er getan hatte, schon mehr als nur kritisch gewesen. Aber war es richtig gewesen? Oder falsch? Kimba konnte es beim besten Willen nicht sagen.

In einem hatte der Subco in jedem Fall recht gehabt: Mit sowas konfrontiert zu werden, ist tatsächlich alles andere als einfach.
 

"Ich werde darüber nachdenken," meinte Kimba dann. "Ich muß mir das erst mal eine Nacht lang durch den Kopf gehen lassen."
 

Kimba ging, leicht benommen, wieder zu Daniels Restaurant zurück. Er würde den anderen die Sache mit dem Tempel erzählen. Aber was war mit dem, was der Subco ihm gesagt hatte? Er selbst war stark, ihn erschütterte nichts so schnell. Aber seine Freunde...? Würden sie es einfach nur aufnehmen und akzeptieren? Oder würden sie in Depressionen verfallen oder gar Panik kriegen und sich dadurch in Lebensgefahr begeben?

Kimba beschloß, es ihnen lieber noch nicht zu sagen.
 

Als sich die letzten Zweige der Büsche aus seinem Blickfeld bewegten und den Blick auf Daniels Restaurant freigaben, sah er eine große Menge an Tieren, die im Kreis um etwas herum standen.

"Da muß etwas passiert sein," schoß es ihm durch den Kopf.

Schnell rannte er zu der entsprechenden Stelle hin. Er quetschte sich durch die großen und kleinen Tiere, bis die ihn erkannten und durchliessen. In der Mitte des Kreises lag Daniel auf einem Tisch.
 

"Daniel! Was ist passiert?" fragte Kimba besorgt und angsterfüllt. Wenn der Subco Recht haben sollte - und er wußte nichts, was dagegen sprach - würde Daniel keine Überlebenschance haben.

Der alte Affe dreht mühsam den Kopf zur Seite, um Kimba sehen zu können.

"Aaach... Kimba," ächzte er, "ich fürchte, es sieht nicht gut aus."

"Versuch nicht zu sprechen, Daniel. Ruh dich lieber richtig aus."

"Nein Kimba... ich... bin ausgeruht. Nur leider habe ich nicht die Möglichkeit, aufzustehen, da mein Körper nicht mehr auf mich hört. Außerdem bin ich gerade mal wieder bei Verstand, da will ich dir noch das ein oder andere sagen. Wer weiß, wie lange... wie lange ich noch Gelegenheit dazu habe."

Kimba spürte, wie sich seine Kehle und seine Brust zusamenschnürten. Er war sich sicher: Daniel war am Ende. Er konnte es förmlich spüren. Ebenso auch seine Trauer, die nun in ihm aufstieg. Nur mit Mühe konnte er seine Tränen zurückhalten.

"Kimba, du bist inzwischen ein großer, starker König geworden. Ein wenig mußt du noch lernen... aber ich bin sicher... dass du den Dschungel weise regieren wirst."

Daniel pausierte kurz, um nach Luft zu schnappen. Kimba bemerkte dabei, wie der ein oder andere kleine blaue Lichtblitz über die Haut des weisen Alten zuckte. Es schien dabei manchmal so, als würde Daniel leicht durchsichtig werden.

"Kimba... ich...," begann Daniel mit letzter Kraft, "ich wünsche dir alles gute. Und auch...," Daniel überlegte kurz, gab dann aber auf, "... deiner Freundin. Mein Verstand hat sogar ihren Namen gestrichen, aber ich weiß noch, dass ihr gut zusammen passen werdet. ... Ich habe dich immer... als meinen Sohn angesehen... und geliebt, als wärst du mein eigener Sohn. Ich wünsche dir alles Gute in der Zukunft."

Die blauen Lichtblitze verstärkten sich. Sogar die umstehenden Tiere konnten sie wahrnehmen.

"Leb wohl... Kimba." seufzte Daniel und eine kleine Träne lief am Rande seines Auges zusammen, als es sich für immer schloß.
 

Die Lichtblitze verschwanden mehr und mehr. Ein wenig Blut rann aus seiner Nase und seinen Ohren. Dann begann sein Körper schnell zu zerfallen. Kimba und seine Freunde konnten unter ihrem Tränenschleier gerade noch sehen, wie Daniel immer dünner wurde und sich schließlich in einer braunen Flüssigkeit völlig auflöste.
 

"Der Subco und seine dämlichen Pläne," dachte Kimba verärgert. "Wie konnte er das nur tun." Zugleich wußte er aber auch, dass der Subco alles getan hätte, was in seiner Macht stand, um Daniel zu helfen - wenn es nur irgendwie gegangen wäre. Aber ein wenig Ärger blieb dennoch.
 

Als Kimba am Abend neben seinem Unterschlupf saß und die Ereignisse des Tages noch einmal an sich vorrüberziehen ließ, während er auf Rahja wartete, erschien unvermittelt der Subco neben ihm.
 

"Tut mir leid, dass Daniel nicht mehr zu retten war," begann der Imperiale Kommando Offizier. "Mittels meiner Technik könnten wir einen neuen Daniel erschaffen, der die Erinnerungen des alten in sich hätte und damit faktisch derselbe wäre."

Kimba schaute den Subco etwas irritiert an. "Hast du aus deinen Fehlern denn nichts gelernt?"

"Doch. Und der neue wäre immun gegen die Strahlung. Zum einen, weil er nie gesteuert worden wäre, zum anderen haben wir einige Veränderungen vorgenommen, die seinen Körper verstärken. Als ich gesehen habe, wie sehr du ihn vermißt, konnte ich nicht zusehen und habe den Computer alle Daten für den Bau eines neuen Daniel zusammenrechnen lassen. Wenn du also wünscht, kann ich dir Daniel zurückgeben. Er wäre derselbe, der noch im Sterben lag, nur dass dieser plötzlich wieder gesund wäre."
 

Kimba seufzte. Im Prinzip hörte sich der Vorschlag des Subco recht verlockend an. Doch was, wenn es wieder schiefginge? Noch einen Daniel bauen? Vielleicht in Massenproduktion? Und wie wäre es, wenn dann der zweite oder dritte Erschaffen worden war? Mit jedem Mal wäre er doch ein wenig weiter von dem Daniel entfernt, den Kimba bis dahin kannte. Er würde die Kopie - so ähnlich sie dem Original auch war - nie als den einen Daniel akzeptieren können. Weil das eben nicht der Fall war: Es war jemand völlig anderes, nur dass Aussehen und sogar das Verhalten hundertprozentig mit dem seines alten Freundes übereinstimmten.

"Es ist nett gemeint... aber ich kann nicht einfach andere Wesen erschaffen lassen. Ich bin doch kein Gott, Subco. Und ich würde den zweiten Daniel nie als den echten akzeptieren können. Du mußt das schon selbst wissen, ob du jemanden erschaffen willst."

"Du selbst wirst diese Entscheidung treffen. Tag für Tag, doch nie wird sie endgültig sein. Heute hast du dich entschieden, ihn nicht wiederauferstehen zu lassen. Wer weiß, wie es morgen aussieht... die Chance ihn wieder zu erwecken wird schließlich nie verschwinden?" gab ihm der Subco noch zu denken.

Kimba schaute fragend.

"Du wirst es verstehen, wenn die Zeit reif ist. Vertrau mir." Der Subco drückte ein paar Knöpfe auf dem rechten Arm seines Anzugs. Die roten Kreise erschienen wieder unter ihm und das Mini-Wurmloch zog sich über seinen Körper. Kimba wußte noch immer nicht, was genau er nun davon halten sollte.
 

Wieder auf seinem Schiff machte der Subco ein etwas sorgenvolles Gesicht: "Wenn du wüßtest, was alles auf dich zukommt... ."
 

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Nächster Teil: Kimba 21 - "Spaß - Sucht"



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