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Spiel der Liebe

von

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Alter Bekannter

Mein Kopf pocht total unangenehm und ich fühle mich auch total benebelt und schlecht als ich die Augen öffne.

Eben war ich doch noch auf dem Klo?

Wie bin ich zurück in den Proberaum gekommen?

Und wer hat mich auf die Couch gelegt?

Und warum liegen mehrere Decken auf mir?

Und warum ist nur noch Ruki hier?

Mit belegter Stimme frage ich unseren Sänger: „Was ist passiert?“

„Akiya hatte dich bewusstlos im Flur gefunden. Ist dir immer noch schlecht?“, erkundigt er sich besorgt.

Ich nicke nur und setze mich hin.

Seufzend nimmt Ruki eine Tablette aus meiner Umhängetasche und drückt mir diese zusammen mit einer Flasche Wasser in die Hand.

Warum trage ich bitte nur eine Kapuzenjacke von Akiya?

Wo ist mein T-Shirt hin?

Nachdem ich die Tablette eingenommen habe schließe ich die Augen wieder und lehne mich zurück.
 

Es dauert gefühlt ewig bis ich mich ein ganzes Stück besser fühle und mich per Email bei Akiya bedanken kann.

Hoffentlich dauert es dieses Mal nicht so lange bis sich mein Magen wieder beruhigt hat.

Warum wirft mich das mit Uruha so aus der Bahn?

Es läuft doch alles wieder alles besser und momentan sieht es ja nicht danach aus als würde er es nicht schaffen.

Aber trotzdem mache ich mir unglaubliche Sorgen um ihn und auch um die Band.

Unerwartet fragt mich Ruki: „Magst du darüber reden?“

Ich schüttele nur den Kopf und lege mich wieder hin.

Und so liege ich gefühlt Stunden da bis mir Ruki einen kalten Waschlappen auf die Stirn legt.

„Trinkst du wieder Aoi?“, fragt mich Ruki ganz unerwartet.

Wie kommt er bitte darauf?

Ich habe schon ewig nichts mehr getrunken und nur weil Kai momentan so viel zu tun hat fange ich garantiert nicht an zu trinken.

Ich habe noch nicht einmal mehr Lust darauf etwas trinken zu gehen.

„Wieso?“, erkundige ich mich und gucke ihn missmutig an.

„Du bist die letzten Tagen total abwesend und es schien halt so, als hättest du die ganze Zeit einen Kater“, verteidigt sich Ruki.

Als die Bauchkrämpfe wieder einsetzen rolle ich mich wimmernd zusammen.

Und so ignorieren wir uns wieder gegenseitig eine ganze Weile.

Von allen Bandmitgliedern weiß Ruki am wenigstens über alles was die letzten Wochen passiert ist.

Und er scheint darüber auch ziemlich froh zu sein.

Etwas widerwillig nehme ich noch eine Tablette und hoffe einfach einmal, dass der Spuk schnell vorbei ist.

Warum sind die Schmerzen überhaupt so schlimm?

Ich habe die Tage nichts ungewöhnliches gegessen und obwohl Kai nicht da war habe ich zu geregelten Zeiten gegessen.

„Ruki? Es tut mir Leid, dass ihr euch Sorgen um mich macht. Das sind einfach nur die Tabletten und nichts anderes. Ich trinke nicht und die Ärzte haben ein ziemlich genaues Auge darauf was ich überhaupt an Tabletten einnehme. Wenn ich dir hier auf den Keks gehe, dann kann ich auch heimfahren. Und ich bin jetzt auch nicht sauer darauf, wenn du mich heimschickst“, gebe ich zu.

Momentan ist es so stressig mit den ganzen Presseterminen. Mittlerweile nimmt Uruha wieder an einigen teil und das bedeutet auch viel mehr Arbeit für uns alle. Es ist halt ein ganz ungewohntes Gefühl mal nicht von Pressetermin zu Pressetermin zu hetzen und zwischendrin für eine entspannte Stimmung zu sorgen.

Wann er wohl wieder ganz normal arbeiten gehen kann?

Aus dem Grund ist die Stimmung auch total angespannt.

Und seit Uruha aus dem Krankenhaus entlassen wurde ist eh der Wurm drinnen.

„Du gehst mir nicht auf die Nerven, Aoi. Und ich lass dich jetzt auch nicht alleine, das kannst du vergessen. Du warst eben ziemlich lange bewusstlos und ich will einfach nicht, dass dir daheim etwas passiert. Schlaf noch etwas, ja?“, schlägt er vor.

Ob er das ernst meint?

Ist er einfach nur schlecht drauf, weil es mit dem Texte schreiben nicht so klappt wie er will?

Oder wollte er heute Nacht etwas mit seiner Verlobten machen und ich halte ihn davon ab?

„Danke, dass du für mich da bist“, erwidere ich und versuche es noch einmal mit dem Schlafen.
 

~

Am nächsten Tag haben wir so viele Interviewtermine, dass ich mich total zudröhnen muss mit Medikamenten um überhaupt daran teilnehmen zu können. Ich will den anderen einfach keine Last sein und es reicht mir schon, dass wir gestern die Probe abbrechen mussten wegen mir.

Obwohl ich alle meine Notfallmedikamente nehme wollen die nicht so recht anschlagen.

Und das frustriert mich ungemein.

Es ist jetzt nicht das erste Mal, aber da ich so lange Ruhe vor dem Kram hatte ist es halt ungewohnt.
 

Gerade sitze ich auf Uruhas Schoß im Proberaum und versuche mein bestes die Nerven zu behalten.

Er streicht mir immer wieder beruhigend über den Rücken, während ich leise vor mich hin schluchze.

Die Nacht über waren die Bauchkrämpfe wieder ziemlich stark und nur wegen den Terminen kann ich das ganze nicht einfach daheim aussitzen.

Es ist so erniedrigend immer wieder hier aufs Klo zu rennen und vor allem von meinen Kollegen dabei auch noch gesehen zu werden. Ich möchte einfach nicht als schwach gelten.

Ich weiß noch nicht einmal, ob mich heute jemand schon in dem Zustand gesehen hat?

Aber es reicht ja schon, dass mich meine Band so sieht, oder?

Seufzend setzt sich Reita neben mich und legt eine Hand auf meine Schulter um mir mitzuteilen: „Wir fahren gleich nach dem Interview zu mir. Die Tablette müsste gleich wenigstens etwas wirken.“

Ich nicke nur und kralle meine Hände in Uruhas Oberteil.

Wie habe ich nur die ganzen Wochen ohne ihn durchgestanden?
 

Es fühlt sich so unendlich lange an ehe wir zum Konferenzraum gehen und danach endlich zu Reita fahren.

Die Tablette wollte auch nicht so recht wirken und es fiel mir schon ziemlich schwer ruhig sitzen zu bleiben und wenigstens den Anschein zu erwecken, dass ich zuhöre.

Reita musste mich Huckepack nehmen, da ich nach dem Interview total kaputt war und kaum geradeaus gehen konnte.
 

Auch bei ihm daheim will es mir einfach nicht besser gehen.

Immer wieder versuche ich meine eigenen Schreie im Kissen zu ersticken.

Es tat schon lange nicht mehr so unendlich weh.

Hoffentlich ist das Morgen alles wieder weg, da einige wichtige Termine anstehen.

Und schon wieder lässt mich ein Krampf zusammen zucken und schon wieder ramme ich mir meine Fingernägel in den Oberschenkel.

Uruha rubbelt mir mit einem Handtuch den Körper trocken und streicht mir einige Male durch die Haare.

Ich habe so Angst, dass das alles ihn triggern könnte.

Was mach ich dann?

Erinnert ihn das nicht alles zu sehr an Shizuoka?

Oder an die Zeit, in der ich so viel Alkohol trank?

Zitternd schiebe ich Uruha von mir weg.

Ich will ihm nicht weh tun.

Er hat schon genug Sorgen und sollte sich nicht noch um seinen kranken Freund kümmern müssen.

Warum kann ich nicht einfach einmal für längere Zeit gesund bleiben?

Die Tabletten haben doch so lange gewirkt, warum können sie dann nicht noch ein wenig länger wirken?

Ich rolle mich zusammen und werde schon wieder von einem Krampf durchgeschüttelt.

Es sind gleißende Schmerzen, ganz so als würde jemand ein Messer immer wieder in meinen Bauch rammen.

Und alles wird ganz plötzlich schwarz.
 

Ich bekomme kaum mit wie jemand an meiner Schulter ruckelt, den Kopf festhält, mir Wasser ins Gesicht spritzt und fremde Menschen die Wohnung betreten.

Es fühlt sich alles so schrecklich weit weg an.

Die Fahrt ins Krankenhaus im Rettungswagen und die unzähligen Untersuchungen in der Notaufnahme fühlen sich so unwirklich an.

Was passiert mit mir?
 

Was ich als nächstes bewusst wahrnehme ist der beißende Geruch vom Desinfektionsmittel und die vielen Kabel an mir.

„Aoi? Hey, es ist alles okay“, versichert mir Uruha.

Erschöpft öffne ich die Augen und erschrecke mich schon ziemlich, als ich die ganzen Gerätschaften neben mir erblicke.

Warum bin ich auf der Intensivstation?

Geht es mir wirklich so schlecht?

Vorsichtig streicht er mir über die Wangenknochen und zieht etwas die Decke hoch.

Ich fühle mich so als hätte jemand mein ganzes Gehirn mit Wattebällchen gefüllt.

„Es tut mir Leid“, sage ich mit ganz heiserer Stimme.

„Dir muss nichts Leid tun, Aoi. Wir hätten dich schon gestern hierhin bringen sollen“, erwidert Uruha und streicht mir vorsichtig die Haare hinter die Ohren.

„Jetzt müsst ihr aber wegen mir eine Pause einlegen“, antworte ich.

„Mach dir keine Gedanken darum, okay?“, bittet mich Uruha.

Ich nicke nur und schlafe wieder ein.
 

Es dauert einige Tage ehe ich wieder auf die normale Station darf und in der Zeit hat mich auch keiner besucht.

Es fühlt sich alles so unwirklich an.

Und ich weiß nicht, ob es nach diesem Krankenhausaufenthalt überhaupt noch eine Band gibt.

Es muss ja schon einen schwerwiegenden Grund haben warum mich keiner besuchen kommt, oder?

Durch die Dusche eben bin ich schon wieder total geschlaucht und obwohl ich die letzten Tage so viel geschlafen habe könnte ich jetzt wieder schlafen gehen.

Anstatt mich weiter im Bett herumzuwälzen stehe ich auf und setze mich an den Tisch um die Interviews abzuarbeiten.

Ich hoffe so sehr, dass unsere Band nicht an all den Problemen momentan zerbricht.

Haben wir nicht demnächst noch eine Tour?

Darf ich überhaupt mit auf Tour gehen?

Der Arzt gibt mir keine klaren Antworten und will sich nicht festlegen.

Er meint ich solle noch diese Woche abwarten, da meine Blutwerte nach wie vor ziemlich schlecht sind.

Es wäre halt die erste Tour seit langem zusammen mit Uruha und ich hatte mich eigentlich schon darauf gefreut. Zur Zeit lebt Uruha ja immer noch bei Reita, weshalb ich ihn auch nicht so oft sehen kann. Es wäre schön sich halt wieder öfters zu sehen.

Als jemand an die Tür klopft und herein kommt drehe ich mich demonstrativ weg.

Leise lachend meint Kai: „Ich verschwinde nicht einfach, nur weil du das willst.“

„Was machst du hier?“, erwidere ich ziemlich genervt.

„Mich versichern, dass mein Gitarrist nicht das Krankenhaus zerlegt“, sagt er scherzhaft, „Ich hatte einfach das Gefühl, dass du eine Auszeit von uns brauchst. Geht es dir wieder etwas besser? Ich hab dich gestern bei den Terminen wirklich vermisst.“

Kai ist ziemlich gut drauf und das obwohl er ja wegen mir viel mehr Arbeit hat.

Ob er die Zeit ohne mich genießt? Immerhin bin ich ja kein einfacher Zeitgenosse.

Ich bin ganz schön enttäuscht als ich mich umdrehe und keinen Uruha sehen kann.

Ob es ihm nicht gut geht zur Zeit?

Oder hat er wegen der Tagesklinik einfach keine Zeit?

Lächelnd streicht mir Kai ein paar Mal durch die Haare und setzt sich auf den anderen Stuhl.

„Die anderen sind beschäftigt, aber sie vermissen dich auch. Komm einfach ganz schnell wieder auf die Beine, ja?“, bittet mich Kai.

Seufzend halte ich ihm ein paar Zettel hin, die er auch direkt annimmt und verschränke die Arme vor der Brust.

Irgendetwas ist hier faul, oder?

Selbst meine anderen Freunde haben mich in Ruhe gelassen und das ist wirklich sehr ungewöhnlich.

„Hab ich irgendetwas falsches gesagt die letzten Tage? Um ehrlich zu sein hatte ich echt Angst davor, dass du jetzt auftauchst und mich aus der Band schmeißt“, gebe ich ehrlich zu.

Kai guckt mich auf einmal ganz besorgt an und tätschelt meinen Arm ehe er meint: „Wie kommst du denn auf so etwas? Das ist völliger Schwachsinn. Ich wollte einfach nur, dass du dich etwas ausruhen kannst. Und das klappt einfach nicht, wenn Uruha um dich herum wuselt. Deine Freunde hatte ich auch gebeten etwas Abstand zu nehmen, da dir das alles ja ziemlich unangenehm ist. Ich wollte dir mit der Aktion nicht weh tun, Aoi.“

„Dann habe ich das wohl falsch verstanden. Wie geht es Uruha? Ich hoffe er macht sich nicht zu große Sorgen um mich“, erkundige ich mich.

Nachdenklich erwidert Kai: „Ihn nimmt das schon ziemlich mit, da du ja schon ziemlich schlecht dran warst als der Krankenwagen gerufen wurde. Aber ansonsten tut ihm die Arbeit wirklich gut und er wird auch noch diesen Monat von der Tagesklinik entlassen. Du kannst ihn ja mal nachher anrufen? Er wird sich garantiert darüber freuen.“

Nachdenklich packt er seine Mappe aus und legt mir einige neue Blätter auf den Tisch. Scheinbar sind das schon die fertigen Interviews von den letzten Wochen.

„Werde ich machen“, antworte ich.

Glücklich umarme ich Kai, der diese direkt erwidert und mich ganz schön an sich drückt.

Ich bin so froh darüber, dass ich immer noch in dieser Band sein darf.

Ohne sie hätte ich schon längst aufgeben.

Und ohne sie wäre ich schon längst nicht mehr mit Uruha zusammen.



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