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Spiel der Liebe

von

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Lüge

Es dauert fast eine ganze Woche bis wir endlich erfahren was wirklich mit Uruha los ist.

Und leider erfahren wir das ganze nicht von ihm, sondern von den Ärzten.

Heute hatte Reita während einer Besprechung einen Anruf aus der Tagesklinik bekommen und war deshalb auf den Flur gegangen. Als er wieder reinkam war er kreidebleich.

Er meinte nur, dass Uruha gerade per Rettungswagen in die Klinik gebracht wird und die Ärzte gerne ihn vor Ort haben würden.

Deshalb hatte der Manager dann Reita und mich dorthin gefahren.

Und aus dem Grund sitzen wir gerade an Uruhas Bett und warten darauf, dass er wieder aufwacht.
 

Bisher haben sie schon ein CT und eine Magenspiegelung gemacht und bisher wissen wir nur, dass Uruhas Entzündungswerte unheimlich hoch sind.

Er ist wohl auf dem Weg zur nächsten Therapiestunde direkt nachdem Mittagessen umgekippt und war wohl kurz darauf noch einmal für längere Zeit bewusstlos gewesen. Und da er plötzlich auch sehr hohes Fieber bekam wurde ein Rettungswagen gerufen.
 

Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, ob ich jetzt sauer auf ihn sein soll oder nicht.

Er tut mir ja schon wahnsinnig leid und ich glaube nicht, dass er mit den Konsequenzen gerechnet hat.

Wenn Uruha nämlich etwas nicht gerne ist, dann ist es krank und auf andere angewiesen sein.
 

Von Uruha hört man nur ein Grummeln, ehe er sich auf die Seite dreht und die Bettdecke von sich schiebt.

Reita geht gerade auf die andere Seite des Bettes und beugt sich zu Uruha runter und spricht ihn an: „Uru-chan, bist du wach? Ich bin es Reita. Sollen wir einen Arzt rufen?“

Uruha schüttelt nur ein ganz klein bisschen den Kopf und öffnet die Augen.

Mit heiserer Stimme fragt er: „Was ist nachdem ich in der Notaufnahme war passiert?“

Beunruhigt schaut mich Reita kurz an ehe er antwortet: „Bei dir wurde ein CT und eine Magenspiegelung gemacht und momentan warten wir auf die Ergebnisse. Geht es dir wieder etwas besser?“

Uruha schüttelt nur den Kopf ehe er die Augen wieder schließt.

„Brauchst du mehr Schmerzmittel?“, bohrt Reita nach.

„Lass mich in Ruhe“, antwortet Uruha einfach nur.

Ist zwischen den beiden wirklich alles in Ordnung?

Reita setzt sich ganz frustriert neben mich und funkelt Uruha ganz schön böse an.

Ob ich es einmal versuchen soll?

Ich möchte die Situation aber nicht verschlimmern und es ist ja offensichtlich, dass Uruha gerade einfach nicht reden will.

Plötzlich zeigt Reita immer wieder auf mich und Uruha, weshalb ich ziemlich deutlich die Augen rollen lasse.
 

Nach einer halben Stunde ungefähr fasse ich mir trotzdem ein Herz und gehe ums Bett herum um Uruhas Schultern zu massieren.

Ohne seine Augen zu öffnen fragt Uruha nur: „Aoi-chan, seid ihr sauer auf mich?“

Ich frage mich gerade, ob ich ihm überhaupt die Wahrheit sagen darf?

Natürlich sind wir alle sauer, da er ja einfach mal den Mund hätte aufmachen können! Dann würde er jetzt nicht im Krankenhaus liegen und sich so elend fühlen!

Reita schüttelt nur den Kopf und macht ein Kreuz mit seinen Arm. Also soll ich etwa lügen?

„Warum sollten wir sauer auf dich sein? Ist wirklich alles okay mit dir gerade, oder warum magst du die Augen nicht öffnen?“, erkundige ich mich.

„Mir ist schlecht“, antwortet Uruha nur und guckt mich ganz wehleidig an.

Seufzend streiche ich ihm ein paar Mal durch die Haare und setze mich auf die Bettkante.

Er wurde schon bei der Einlieferung voll mit Medikamenten gepumpt, damit sie überhaupt die Untersuchungen durchführen konnten.

„Versuch einmal etwas Tee zu trinken, okay?“, fordert Reita ihn ziemlich eindringlich auf.

Von Uruha ist nur ein Grummeln zu hören, ehe er sich ein wenig aufrichtet und ich ihm mit der Tasse behilflich sein kann. Direkt danach legt er sich wieder hin und schließt die Augen.

Ganz unsicher frage ich nach: „Magst du uns wenigstens erzählen, warum du hier bist?“

Er öffnet nur kurz die Augen um mich anzuschauen.

Er ist so unglaublich blass und ich mache mir einfach unglaublich Sorgen um ihn.

Warum tut er sich selbst das alles an?

Ihm muss es doch schon heute morgen ziemlich schlecht gegangen sein, also warum hat er nicht einfach Reita Bescheid gesagt?
 

Ganz unerwartet antwortet Uruha: „Mir war nach dem Mittagessen schwindlig und ich wollte gerade dem Pfleger Bescheid sagen, aber da war es schon zu spät. Und dann kann ich mich nur noch ganz vage an alles erinnern. Ich erinnere mich auf alle Fälle an die Sanitäter und die Notaufnahme. Ich wollte euch keine Sorgen bereiten, es tut mir Leid, ja? Ich hatte gedacht die Bauchschmerzen kämen wegen der ganzen Aufregung, aber dem war wohl nicht so.“

Scheinbar tut es ihm wirklich Leid, da er gerade immer wieder Tränen weg blinzelt.

Ich will gar nicht wissen wie schlimm die letzten Stunden für Uruha gewesen sein müssen.

Reita steht gerade auf und setzt sich auf die Bettdecke und nimmt Uruhas Hand in seine. Ob er sich schuldig fühlt? Immerhin war Uruha in seiner Obhut und nicht in meiner.

Reita meint nur: „Mach dir keine Vorwürfe, ja? Die Ärzte gehen momentan von einem einfachen Infekt aus und wenn sie wissen welcher Erreger es ist, dann bekommst du auch Antibiotikum. Du bist echt ein Held, Uru-chan. Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, hm?“

Uruha nickt nur und legt seine Hand auf die Stirn.

„Wir lassen dich jetzt weiter schlafen, ja? Sag einfach dem Arzt Bescheid, falls es dir wieder schlechter geht. Ich bring dir beim nächsten Besuch auch dein Handy mit“, fügt Reita hinzu und gibt Uruha eine Kopfnuss.

Nachdem ich Uruha einen Kuss auf die Wange gegeben habe bitte ich ihn: „Bitte sei ehrlich zu den Ärzten.“

Zusammen mit Reita verlasse ich das Zimmer und gehe mit ihm zum Schwesternzimmer.
 

Reita entschuldigt sich nur kurz und geht ganz alleine ins Schwesternzimmer.

Es dauert gefühlt Ewigkeiten ehe er wieder rauskommt und wir schweigend zum Taxistand gehen.

Wenigstens dauert es nicht lange bis wir wieder im Proberaum sind, wo Reita direkt von Kai mit Fragen überhäuft wirft.

Um ehrlich zu sein will ich es auch gar nicht wissen was Uruha hat.

Aus dem Grund entschuldige ich mich und gehe zu den Getränkeautomaten, wo ich mir einen Tee kaufe.

Mir brummt der Schädel und am liebsten würde ich gerade den Becher gegen die Wand werfen.

Warum macht Uruha so etwas?

Warum kann er uns nicht mehr vertrauen?

Wütend gehe ich in den Aufenthaltsraum und setze mich aufs Sofa.

Und warum konnte er das alles so gut vor uns verstecken?

Und auch vor den Ärzten?

Was versteckt er noch vor uns allen?

Verletzt er sich selbst und keiner merkt es?

Ich lassen den Tränen und der Wut und meinen Gefühlen einfach freien Lauf.

Zittrig stelle ich den Becher auf den Tisch und lasse mich wieder auf das Sofa fallen und vergrabe mein Gesicht in den Händen.

Ich habe so unglaubliche Angst davor, dass Uruha irgendetwas zustoßen könnte.

Was würde ich nur ohne ihn machen?

Und was passiert, wenn ich im Alltag nicht mehr mit Uruha zurecht komme?

Er braucht so viel Unterstützung und ich weiß einfach nicht, ob ich ihm überhaupt behilflich sein kann.
 

Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an ehe Kai durch die Tür kommt und mich einfach nur in eine Umarmung zieht.

Als ich mich endlich wieder beruhigt habe reicht mir Kai kommentarlos ein Taschentuch, mit dem ich mir das Gesicht abwische und welches ich dann zusammen knülle und in den Papierkorb werfe.

Der Tee ist mittlerweile kalt, aber trotzdem trinke ich ihn langsam auf und werfe dann auch den Becher weg.

„Magst du reden oder sollen wir einfach wieder zurück gehen und so tun, als hätte das hier nie statt gefunden?“, fragt mich Kai.

„Denkst du Uruha verbirgt noch viel mehr vor uns?“, erwidere ich.

„Beziehst du dich jetzt auf dem was nach dem Klinikaufenthalt vorgefallen ist?“, will Kai wissen.

Ich weiß ja selbst, dass es Uruhas gutes Recht ist Geheimnisse vor uns zu haben.

Ich bin ja selbst nicht immer ganz ehrlich zu ihm, aber trotz allem hat er mir unglaublich weh getan mit der Aktion.

Und ich habe auch einfach Angst davor, dass unsere ganze Geheimnistuerei unsere Beziehung zu Grunde richten wird.

„Weißt du seit wann Uruha diese Bauchschmerzen hatte? Hat dir Reita erzählt wie Uruha ihn im Krankenhaus behandelt hatte? Als wäre irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen, aber ich weiß einfach nicht was! Und warum hatte uns Uruha beim Abendessen nicht erzählt, dass es ihm nicht gut geht? Es ist ja jetzt nicht so, als wäre ich einige Zeit ganz alleine mit ihm gewesen“, antworte ich.

Und schon wieder fängt mein Blut an zu kochen und ich könnte ausrasten und Sachen durch die Gegend werfen, aber ich bleibe einfach sitzen und balle meine Hände zu Fäusten

Vielleicht hat Uruha auch einfach das Gefühl, dass man mit mir nicht über solche Dinge reden kann?

Immerhin habe ich ja schon so lange mit Magenbeschwerden zu kämpfen und ich geh ja auch nicht jedes Mal dafür ins Krankenhaus.

„Es ist Uruha, Aoi-chan. Reita meinte nur, dass sie am Abend zuvor einen heftigen Streit hatten und ich denke mal deshalb war er auch nicht erfreut, als Reita die ganzen Fragen gestellt hatte. Und soweit ich weiß hatte Uruha dir ja erzählt warum er uns nicht Bescheid gesagt hatte. Zerbreche dir bitte nicht den Kopf wegen so etwas. Magst du mir sonst noch etwas erzählen? Zum Beispiel warum du eben einfach abgehauen bist?“, fragt mich Kai.

Seufzend boxe ich leicht gegen Kais Schulter und stehe auf um etwas im Raum herum zu gehen.

Ich habe so Lust darauf eine Runde laufen zu gehen oder solange auf einen Boxsack einzuschlagen bis meine Knöchel bluten.

Ich bin so sauer auf Uruha und mich selbst und ich habe keine Ahnung wie ich mit diesem Gefühl umgehen soll.

„Ich will einfach nicht wissen warum Uruha im Krankenhaus ist und deshalb bin ich hierhin gegangen. Können wir vielleicht etwas im Gebäude herum gehen?“, bitte ich Kai.

„Ich gebe gerade den anderen Bescheid, okay?“, erwidert er nur und zückt sein Smartphone.
 

Auch später bei Kai zu Hause bin ich immer noch ziemlich schlecht drauf, weshalb ich ganz alleine in seinem Arbeitszimmer sitze und Playstation spiele. Er sitzt gerade in der Küche und versucht etwas für mich zu kochen in der Hoffnung, dass mich wenigstens das Essen aufheitert.

Eben hatte Uruha angerufen und sich noch einmal entschuldigt und mich gefragt, ob alles zwischen uns beiden in Ordnung ist.

Und ich habe ihn angelogen und ihm gesagt, dass alles okay ist und ich auch nicht wütend auf ihn bin.

Und ich fühle mich noch nicht einmal schlecht deswegen.

Ist es wirklich okay ihn anzulügen?

Klar er ist psychisch gesehen alles andere als in der Lage die Wahrheit zu ertragen, aber was ist mit mir?

Was machen die ganzen Lügen mit mir?

Kopfschüttelnd nehme ich einen der Reiscracker und esse diesen.

Ich sollte die Sache erst einmal ruhen lassen.

Uruha ist bis Montag noch im Krankenhaus und dann darf er auch direkt wieder nach der Entlassung in die Tagesklinik. Reita meinte eben nur per Mail, dass sie noch einmal über gestern Abend geredet haben und alles wieder okay ist.
 

Ich erschrecke mich ziemlich als Kai mich zum Essen ruft.

Etwas widerwillig drücke ich beim Autorennen auf Pause und gehe in die Küche und staune nicht schlecht als ich das Essen sehe.

Kai hat sich wirklich Mühe gegeben und Yakitori mit Reis zubereitet.

Und zur Vorspeise gibt es Miso-Suppe mit Tofu.

Und das soll jetzt meine Stimmung heben?

Ich bedanke mich bei Kai und setze mich an den Tisch und beginne die Suppe zu essen.

„Ich hoffe das Gespräch mit Uruha hat dich nicht zu sehr aufgewühlt?“, erkundigt sich Kai, während er am essen ist.

„Ich frage mich halt nur, ob es richtig ist ihn anzulügen. Und warum fühlt er sich so unwohl, wenn wir zusammen sitzen?“, frage ich nach.

„Fürs erste bleibt uns halt nichts anderes übrig. Uruha hat wahnsinnige Angst davor, dass wir nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Auf jeden Fall meinte das Reita zu mir. Und ich denke Mal deshalb fühlt sich Uruha auch so unwohl in unserer Gegenwart. Uruha hat halt einen großen Selbsthass wegen der Vergewaltigung. Und momentan müssen wir aufpassen, dass dieser nicht noch größer wird. Da dir viel an der Beziehung liegt, musst du halt lügen. Mir gefällt das auch nicht um ehrlich zu sein, aber Uruha wird das ganze eines Tages verstehen“, erklärt mit Kai.

Mir fällt es ziemlich schwer den Tofu zu essen und überhaupt weiterhin ruhig am Tisch sitzen zu bleiben.

Wann wird die Situation endlich einmal besser?

Wie lange kann ich dem tosenden Meer noch standhalten?

Es ist so unglaublich schwer einem Menschen Halt zu geben, wenn man selbst so eine Person braucht.

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Das nächste Kapitel :)

Wer Fehler findet kann mir diese gerne mitteilen.

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen.



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