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Ich liebe ihn ... aber ich hasse ihn auch

Die Geschichte meiner Familie
von

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„Nii-chan, du musst aufstehen!!!“

Akio wachte von der leichten Berührung seines kleinen Bruders an der Schulter auf. Er blinzelte

ihn etwas verwirrt und verschlafen an. Er rieb sich die Augen, man sollte ihm die Tränen, mit denen er sich in den Schlaf geweint hatte nicht ansehen.

„Shino, was machst du denn schon hier...Wir haben doch Sonntag.“

„Ja, der Sonntag! Du hast doch heute deine Prüfung! So steht es zumindest im Kalender.“

Shino blickte Akio stolz an. Endlich konnte er sich mal nützlich machen, denn er hatte Akio vor dem verschlafen

bewahrt.

„Frühstück ist auch schon fertig.“

Akio nickte leicht und setzte sich auf. Mit einer Geste schickte er Shino aus seinem Zimmer. Als dieser hinaus war legte er seine Hand an die Stirn und stützte so seinen Kopf ab. Wie war es nach so kurzer Zeit, nach nur wenigen Monaten, knapp einem Jahr, möglich, das die beiden anderen Familienmitglieder von ihm schon wieder so normal verhielten. Selbst seine Mutter hatte sich wieder gefangen und ging nun einer geregelten Arbeit nach um ihre Kinder durchs Leben bringen zu können. Shino fragte nicht mehr, wann ihr Vater wieder käme. Überhaupt wurde nicht mehr über ihn gesprochen, so als ob er nie existiert hätte. Alleine das schürte Akios Wut auf seinen Vater weiterhin.

Doch nun sollte er erst einmal zu dieser Mittelschulprüfung gehen, zu der ihn seine Mutter

angemeldet hatte. Auch wenn er nicht zu dieser Prüfung, nicht auf diese Schule wollte. Was sollte das bringen, es kümmerte sich doch eh keiner um ihn, warum also sollte er weiterhin hier verweilen? Es schien als ob es keinen interessierte wie er fühlte oder dachte.

Doch trotz allem stand er auf und ging ins Bad. Langsam entkleidete er sich und stieg unter die Dusche. Die

erste Zeit ließ er einfach das wärmende Wasser über seinen Körper fließen. Wie in Trance hob er plötzlich seine rechte Hand und stricht mit einem Finger der anderen über die Innenseite des Handgelenkes. Ob es jemand

merken würde? Merken vielleicht schon, aber auch interessieren? Vielleicht sollte er es einfach probieren, vielleicht würde sich ja doch dann mal jemand um ihn kümmern. Doch das glaubte er nicht. Die anderen dachte doch es ging ihm gut, sie schauten einfach nicht wirklich hin, ihr Blick war oberflächlich, er kümmerte sich nicht um seine inneren Gefühle.

Doch seine Mutter riss ihn aus den Gedanken, als sie an die Badezimmertüre klopfte und ihn zum Frühstück bat.

„Ich komme!“

Er stieg aus der Dusche und zog sich die mitgebrachten neuen Sachen an. Er ging hinunter in die im Erdgeschoss

gelegene Küche und setzte sich an den Tisch. Nach dem in Stille verlaufendem Frühstücke machte er sich auf den Weg zu der Mittelschule. Er war alleine gegangen, ohne auch nur auf die Frage seiner Mutter zu warten, ob sie ihn fahren solle.

Er wollte es nicht. Er wollte alleine sein, auch in der Schule nicht. Sich mit niemandem anfreunden, es sollte niemand nett zu ihm sein, nicht noch jemand, der sich nicht um sein innerstes scherte.

Die Prüfung brachte er hinter sich, ob er sie geschafft hatte konnte er nicht sagen, er hatte nicht dafür gelernt, es drauf ankommen lassen, doch dies war ihm auch egal. Der einzigste Grund warum er die Prüfung abgelegt hatte, was der, dass er seine Pflichtschulzeit noch nicht beendet hatte und nicht auf irgendeine nicht angesehene Schule gehen wollte. Und diese hier war die einzigste mit einer angeblich einfachen Aufnahmeprüfung, naya ob sie das auch war würde er sehen.

Doch noch konnte er den Saal nicht verlassen, das durfte keiner bis die Zeit abgelaufen war, daher ging er einfach noch mal die Antworten durch. Am Ende der Zeit wurden die Bögen eingesammelt und den Bewerbern gesagt, dass sie in den nächsten Tagen einen Anruf bekämen, ob sie bestanden hätten oder nicht.

Kurz darauf war Akio bereits aus dem Gebäude verschwunden ohne einen seiner vielleicht künftigen Mitschüler auch nur einen Blickes zu würdigen. Ebenso wenig interessierte es ihn, ob vielleicht irgendwelche alte Klassenkameraden auch hier ihre Prüfung abgelegt hatten, sie vielleicht schaffen würden. Er hatte diese Freunde ja nicht interessiert, er wusste nun das es keine wahren Freunde gewesen waren, also warum sollte es ihn

interessieren, ob sie ebenfalls auf diese Schule gingen?

Mit diesen Gedanken folgte er dem kurzen Heimweg und kam schnell zuhause an. Mit kurzen Sätzen berichtete er seiner Mutter, das sie einen Anruf bekämen, wenn er bestanden hätte. Danach verschwand Akio in sein Zimmer, das Nicken seiner Mutter nicht bemerkend.

Für heute hatte er genug Menschen um sich herum gehabt, er wollte erst einmal ruhe haben. Hinter sich schloss er die Türe ab, nahm seinen CD-Player und ein Buch vom Schreibtisch und setzte sich aufs Bett. Die Kopfhörer auf den Ohren und das Buch in der Hand schaltete er die Musik an, leise aber laut genug das er nichts mitbekam.

Erst jetzt fing er an zu lesen. Viel zu lesen gab es in diesem Buch zwar nicht, aber das war ihm egal. Die Kochbücher seiner Mutter waren die einzigsten Bücher im Haus die er noch nicht gelesen hatte und Geld für neue Bücher hatte er auch nicht.

Doch diese Bücher waren, auch wenn er es nicht gedacht hätte, sehr interessant. Er lernte verschiedene Gerichte und Zubereitungsmethoden und konnte bald auch kochen. Er hatte etwas gefunden, was seine Gedanken auf ein anderes Thema bringen konnte als seine Vater oder die anderen.

Kochen konnte er auch immer wenn seine Mutter bei einem ihrer beiden Jobs war, Shino freute es, so hatte er auch Mittags immer etwas warmes zu essen. Doch selbst wenn er nun ein Hobby gefunden hatte, brachte ihm das seinen Lebensmut nicht wieder. Er lenkte sich damit einfach ab und konnte sich wenige Minuten an etwas anderes denken.

Die nächsten Tage hatte Akio frei, da die Abschlussfeier seiner alten Schule bereits vorbei war. Diese verbrachte er meist in seinem Zimmer. Auf dem Bett sitzend und lesend. Wenn er mal aus seinem Zimmer hinaus kam, dann nur um zu essen oder um ins Bad zu gehen.

Am dritten Tag nach der Prüfung, kam der Anruf der Schule. Der Schulleiter beglückwünschte seine Mutter, dass ihr Sohn die Prüfung bestanden habe und somit auf diese Schule gehen konnte. Als seine Mutter ihm das mitteilte tat er äußerlich so als ob es ihn freuen würde und hielt so den Schein das es ihn wirklich interessierte. Auch wenn er sich im inneren genau gegenteilig fühlte. Ihm war es egal, nur hatte er jetzt die nächsten drei Jahre in dieser Schule abzusitzen, doch trotzdem ging er von Anfang an regelmäßig und pünktlich in die neue Schule.

Doch auch wenn er das tat, seine Noten besserten sich nicht, denn lernen tat er nicht. Ebenso wollte er wie er es sich an dem Tag der Prüfung geschworen hatte, keine Freunde. So hatte er, zu seiner Zufriedenheit einen Einzelplatz in seiner Klasse.

Doch dies schien selbst in den nächsten Monaten nicht aufzufallen, selbst sein fünfzehnter Geburtstag wurde in der Schule nicht gefeiert, da er es nicht wollte. Zuhause nur im engsten Familienkreis, da war Akio nur recht, denn die meisten mussten auch am nächsten Tag arbeiten oder in die Schule.

Einige Zeit später war ein Elternabend in der Schule in der seine Lehrerin seine Mutter fragte, ob Akio

er immer so still sei und sich abschotten würde. Die Befragte bejahte es nur, da er ja äußerlich auch glücklich zu sein schien. Die Lehrerin akzeptierte es dann auch, kannte sie ihn ja auch nicht anders. So war er in die Klasse gekommen und hatte sich nicht verändert, es schien wirklich normal zu sein. So machte sich noch ein Mensch weniger Sorgen um sein Befinden, noch einer der es merken würde wenn er verschwand, noch einer den es nicht interessieren würde wenn er verschwand.

Ebenso machte auch nach einiger Zeit, durch seine alten Klassenkameraden, das Gerücht die Runde, dass Akios Vater ihn und seine Familie hatte sitzen lassen. Akio tat so als würde es ihn nicht interessieren, doch innerlich regte sich die Wut auf seinen Vater. Immer wo er war, wurde er als der arme Sohn einer Verlassenen Frau betitelt, oder von seinen Mitschülern als Muttersöhnchen. Doch so wurde er nur noch stiller und zog sich weiter zurück.

In dieser Zeit kamen ihm die Gedanken des Verschwindens immer öfter, so könnte er allem entkommen, doch er hielt weiter durch, wollte noch nicht aufgeben. Sein Lebenswille war noch nicht vollständig zerbrochen. So wie er das letzte Jahr und die Monate davor durchgehalten hatte, würde er auch die künftigen Jahre an dieser Schule

durchhalten.

Er schaffte jede Prüfung gerade eben. So konnte er sicher bleiben, dass er auf der Schule blieb und dass seine Mutter nicht merkte. Doch wenn sie Überprüfungen oder Tests schrieben, versaute er diese jedes Mal. Aber das interessierte ihn nicht, alles war ihm egal. Er hatte nichts wofür er lernen sollte. Er hatte keinen Berufswunsch, machte sich keine Gedanken über seine Zukunft, also warum sollte er lernen und gute Noten schreiben?

Er schottete sich einfach immer weiter von seiner Umwelt ab. Doch zuhause spielte er weiterhin den fröhlichen und glücklichen Jungen, diese Maske hatte er perfekt drauf, und würde sie auch niemals ablegen. So kümmerte sich seine Mutter auch nicht weiter um sein Befinden, da sie dachte es ginge ihrem Sohn gut.

Doch auch seine Mitschüler kümmerte sich nicht um ihn. Seit dem das Gerücht aufgekommen war, hatte keiner mehr mit ihm gesprochen. Er auch nur wenn er etwas von einem seiner Lehrern etwas gefragt wurde, oder etwas

beantworten sollte. Doch das änderte sich als sie einen neuen Mitschüler bekamen. Er war mit seiner Familie von Kyushu nach Tokio gezogen und ging nun auf ihre Schule. Doch das einzigste was Akio von ihm bemerkte, war das rabenschwarze Haar und ein relativ erwachsenes Gesicht, das nicht wie 15 wirkte. Und das dieser sich auf den einzigst freien Platz in der Klasse setzte, neben ihn. Wirklich aufmerksam wurde er erst auf diesen Jungen, als er ihn in der Pause mit Fragen über Akio selbst löcherte. Doch Akio antwortete auf keiner seiner Fragen, schaute gelangweilt aus dem Fenster, doch das hielt den Jungen nicht davon ab weiter zu fragen. Kurz vor Ende der zweiten Pause wurde es Akio doch zu viel. Er Schlug die Hände auf den Tisch und stand ruckartig auf. Sein Stuhl fiel klappernd nach hinten.

„Kannst du auch mal die Klappe halten? Ich will mich nicht unterreden und ich habe auch kein Interesse an einer Freundschaft oder was auch immer du mit den Fragen bezwecken willst!“

Die ganze Klasse hatte sich zu den beiden umgewandt, so laut hatte Akio den Neuen angeschrien. Doch Akio schottete sich binnen weniger Sekunden wieder ab, schnappte sich seine Tasche und verließ den Raum. Die Klasse war totenstill, so hatte noch keiner von ihnen Akio erlebt. Er kam noch an seiner Klassenlehrerin vorbei und entschuldigte sich, das ihm schlecht sei und ging nach hause.

Diesen Jungen würde er wohl nicht so schnell vergessen.

Nicht diesem Kouji Natako.



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