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Ich liebe ihn ... aber ich hasse ihn auch

Die Geschichte meiner Familie
von

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Nach diesem Tag, an dem Kouji in die Klasse gekommen war, sprach Akio noch weniger in der Klasse. Selbst auf manche Fragen der Lehrer antwortete er nicht mehr. Er schottete sich nun komplett von allem und jedem ab. Auch wenn er trotzdem immer noch alles mitbekam, und er Kouji mal am liebsten die Meinung gegeigt hätte. Denn dieser hatte sich wohl zu Ziel gesetzt Akio noch einmal so ausrasten zu sehen wie damals. Seit dem waren knapp 2 Monate vergangen und trotzdem fragte Kouji ihn weiterhin aus. Aber Akio antwortete nicht mehr, er unterbrach ihn nicht mehr und reagierte auch überhaupt nicht auf diesen.

Doch er hörte das die anderen immer weiter über ihn und Kouji redeten. Warum sich Kouji überhaupt so eine Mühe mit ihm machen würde. Er würde doch eh nie was sagen, sich für nichts interessieren. Er, das Kind

einer Verlassenen. Das dies immer noch ein Thema in der Klasse war wurmte ihn, doch er sagte da nichts zu. Er ließ es einfach über sich ergehen und fragte sich, warum es der Junge neben ihm riskierte ein Außenseiter in der Klasse zu werden, nur weil er mit ihm sprach. Nur diese Frage auszusprechen wagte er nicht. Er könnte Kouji Hoffnungen machen, Hoffnungen wecken die er nicht wecken wollte, daher blieb er still.

Doch er merkte auch, dass das Kouji nicht davon ab hielt, sich weiter an ihn heran zu machen, aber auf Freundschaftlicher Ebene. Es war als ob diesen das abweisende Verhalten von Akio anziehen würde und Akio für ihn dadurch zu einer Art Magnet wurde. Doch auf diese Gedanken ließ sich Akio nicht ein. Bald standen wieder Prüfungen an, und wenn er die bestehen wollte, sollte er wenigstens etwas vom Stoff

mitbekommen. Daher machte er sich ein paar Notizen und lernte diese als er zu hause war. Das waren die letzten Prüfungen vor dem Jahres Ende. Sie fanden jedes Jahr im tiefsten Winter, kurz vor den Ferien statt, zu welchen es noch knapp 2 Wochen waren.

Als Akio an diesem Tag nach hause kam, hatte es gerade angefangen zu schneien. Es schien, als ob es wohl in den nächsten Stunden, vielleicht sogar Tagen nicht mehr aufhören würde zu schneien. Der Schnee hatte eine beruhigende Wirkung auf Akio. Er machte einen Abstecher in einen nahe gelegenen Park und ging auf direktem Wege zu einer kleinen versteckten Bank. Hier konnte er in Ruhe nachdenken und alleine sein, das hier war sein eigener Platz, den er schon nach kurzer Zeit gefunden hatte und nun seit knapp 2 Jahren regelmäßig hierher kam. Je kälter es wurde desto öfter, denn besonders im Winter kam hier niemand mehr vorbei. Er setzte sich auf die Bank und legte seinen Kopf in die auf den Knien abgestützten Arme. Warum konnte die anderen das ganze nicht einfach vergessen wie auch seine Mutter und Shino. Immer und immer wieder erwähnten sie das, was ihn so quälte. Seinen Vater. Er hatte sie einfach allein gelassen, im Stich gelassen und sie ihrem Schicksal überlassen. Was wäre gewesen wenn seine Mutter sich nicht mehr gefangen hätte, sie vielleicht deswegen hätte behandelt werden müssen, wären er und sein Bruder dann zu ihm gekommen, wären sie dann genauso wie er geworden? Nein...das war das was er am wenigsten wollte. Er wollte niemals so werden wie er. Wenn er mal jemanden lieben würde, dann würde er diesen nicht allein lassen. Niemals.

Akio merkte nicht wie die Zeit über seine Gedanken vergangen. Erst als er auf die Uhr sah, merkte er das es schon Abend war. Er musste nach hause gehen, die Bibliothek, die immer seine Ausrede war, hatte bereits seit 10 Minuten geschlossen. So fragte seine Mutter nicht weiter nach und das war ihm nur recht. So war es auch dieses Mal. Akio berichtete das er in der Bibliothek die Zeit vergessen hatte und es war okay. Sie wärmte ihm

noch einen Teller des Abendessens auf, den er dann auch aß und sich auf sein Zimmer entschuldigte.

Später am Abend, hörte er noch wie es schellte. Doch wirklich realisieren tat er es nicht. Auch die Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte er dann nicht.

Er schlief auch ein, wie jeden Abend, mit den Gedanken an seinen Vater und mit der unbändigen Wut auf diesen.

Doch Nachts irgendwann wachte er schweißgebadet auf. Er hatte genau das geträumt, wovor er am meisten Angst hatte.

Er hatte sich in ein Mädchen verliebt und auch dieses sich in ihn. Die beiden waren ein glückliches Paar gewesen, bis er sie ohne den Grund selber zu kennen, Nachts sitzen gelassen hatte. Er war in

diesem Traum, wie sein Vater gewesen. Er schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden. Niemals würde er so werden, eher würde er sterben. Seine Hand fuhr zu seinem Nachtisch, auf dem ein kleines Messer lag. Dieses hatte er sich gekauft, als er wirklich sterben wollte, danach hatte er es versteckt, damit seine Mutter es nicht fand. Doch vor ein paar Tagen hatte er es wieder hervorgeholt. Die Gerüchte in der Schule waren immer schlimmer geworden.

Immer ausführlicher, auch wenn die Hauptinformation stimmte, der Rest war frei erfunden. Das nagte immer weiter an seiner Seele. Bis einer seiner Mitschüler auf den Gedanken kam, ihn zu fragen, ob er ein Mädchen auch so abservieren würde. Akio hatte nicht geantwortet, doch nur ein Ruf seiner Mutter an jenem Abend, hatte ihn von der Tat abgehalten.

Heute fühlte er sich genauso elend. Er hielt das Messer in der Hand und schaute es sich an. Ob es wirklich scharf genug war, wenn er stark drückte und es über das Handgelenk zog bestimmt. Doch er steckte das Messer weg und ging hinunter in die Küche. Er hatte einen ganz trockenen Mund und holte sich ein Glas Wasser. Doch als er zurück auf sein Zimmer wollte, hörte er aus dem Wohnzimmer, die Stimme seiner Mutter und ihrer Freundin. Eigentlich wollte er weitergehen, doch plötzlich fiel sein Name, so blieb er an der angelehnten Türe stehen

und lauschte.

„Akio....Er ist seinem Vater so ähnlich. Nicht nur vom äußeren. Es scheint als würde er genauso werden wie Ryo. Akio ist so verschlossen, Ryo sagte auch nie was über sich. Ich dachte immer es ginge ihm nicht gut und hab ihn mit Fragen belagert. Doch ich glaube das war der Grund womit ich ihn vertrieben habe. Doch Akio ist nun genauso....“

„Izumi, das ist doch normal für einen Jungen in der Pubertät...die erzählen ihren Müttern kaum was über....“

Mehr hörte Akio nicht mehr denn er war in den Flur gelaufen. Auch den Satz seiner Mutter, das sie sich um ihn kümmern und beschützen wollte, hörte er nicht mehr.

Es war ja klar, das alles wieder auf die Pubertät geschoben wurde. Aber war er seinem Vater wirklich so ähnlich? Er wollte nicht so werden, wie die von ihm am meisten gehasste Person. Er hatte sich seine Schuhe angezogen und eine Jacke um die Schultern geworfen. Nun war er mitten in der Nacht unterwegs zu seiner Bank. Doch bis dahin schaffte er es nicht mehr. Er sank weinend an einem Baum etwa 10 Meter von der Bank entfernt, zusammen. Seine rechte Hand hielt das kleine Messer umklammert, als sei es die letzte Stütze, die er hatte. Er hatte es auf dem Weg hierhin, aus seiner Hosentasche genommen und die ganze Zeit umklammert.

Das war doch einfach nicht möglich, das selbst seine Mutter nun dachte, das er wie sein Vater werden würde. Hatte er sich nicht um sie und Shino gekümmert, als ihr Vater gerade verschwunden war. Aber das wusste sie

wahrscheinlich nicht mehr. Ja, er war verschlossen, aber das hatten sie und auch alle anderen verschuldet. Sie kümmerten sich nicht um seine Gefühle, sprachen ihn nicht an.

Es kümmerte sie doch gar nicht, wie er sich fühlte. Es scherte sich keiner von ihnen um sein leben, so dachte zumindest Akio. Warum also sollte er weiter leben. Weiter aushalten würde er es nicht. Und er hatte auch keinen Grund mehr zu leben. Shino hatte ihre Mutter, er würde es auch verkraften. Seine Mutter würde über ihn hinwegkommen, falls es sie überhaupt interessierte, so wie auch über seinen Vater. Auch wenn er nun verschwinden würde, er war nicht wie sein Vater. Niemals, niemals wäre er so geworden.

Sein Blick senkte sich, er betrachtete das Messer wie in Trance. Nun waren seine Gedanken wie weggeblasen. Er war total abwesend und hätte in ein paar Stunden nicht mehr sagen können, was er getan hatte, oder noch tun würde. Selbst kalt war ihm nicht, obwohl der Schnee bereits seinen Schlafanzug durchnässt und aufgeweicht hatte. Er fühlte nicht mehr, keine Kälte, keine Angst, keine Trauer. Nur noch Wut. Wut auf alle die es nicht

interessierte, wie er sich fühlte.

Er hob das Messer und legte es sich an die Innenseite des linken Handgelenkes. Er schlug noch einmal die Augenlieder zusammen, ehe er den kalten Stahl auf seine Haut drückte und ihn quer über das Handgelenk zog.

Doch! Einen gab es der sich um ihn scherte.

Aber nun war es zu spät. Er hatte ihn in der Schule immer zugelabert. Hatte ihn nicht in Ruhe gelassen. Ihm waren die Gerüchte egal, er wollte die Person Akio kennen lernen. Doch das würde er nun nicht mehr. Alles war zu spät, nun in diesem Moment.

Der Schnee um den 15-jährigen färbte sich leicht rot. Als erstes da, wo seine linke Hand auf den Boden fiel, als er das Bewusstsein verloren hatte, da sein Blutverlust bereits zu hoch war. Der leblose Körper rutschte zur Seite und fiel in den kalten und sich rot färbenden Schnee. Selbst die Kleidung war rot, von demselben Blut.

Akios Blut.



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