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Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit

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Ein Abend in Madrid

Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit

 

Teil 28 Ein Abend in Madrid
 

 

Rückblick

 

Fünf Augenpaare folgten ihr als sie nach drinnen ging. „Ich würde sagen, jetzt wo die junge Dame kurz weg ist können wir mal unsere Wettschulden begleichen.“, verkündete Sergio. „Welche Wettschulden?“, wollte Fernando wissen. „Nun ja. Als wir aus Deutschland zurückkamen haben wir uns zufällig abends unten bei Manolito getroffen und nachdem wir über deine Aufgabe in Berlin geredet haben gewettet, ob du mit oder ohne Frau wieder zurück nach Spanien kommst.“

 

 

Fernando sah verwirrt in die Runde. „Wie?“, fragte er. Iker Casillas nahm sich ein Bier, öffnete es und lehnte sich zurück. „Also eigentlich hatten Sergio und ich uns im Flugzeug zurück nach Madrid nur darüber unterhalten, dass wir relativ zeitnah mal wieder einen Besuch bei Manolito abhalten sollten. Da die anderen irgendwie alle keine Lust hatten abends irgendwas zu machen, haben wir beide das dann halt am gleichen Abend schon kurzfristig getan. Dani, Oscar und Elias waren auch da und irgendwie kam dann eins zum anderen.“, erklärte der Torhüter von Real Madrid. Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Wie man von meiner Reise und einem feucht-fröhlichen Abend bei Manolito hin zu einer Wette darüber, dass ich nicht allein wiederkomme, kommen kann erschließt sich mir trotzdem nicht.“, verkündete der Kapitän der Rojiblancos.

 

Nun mischte sich der langhaarige Defensivspieler aus der Nähe von Sevilla in das Gespräch ein. „Nun ja. Nachdem du mir das Foto von damals gezeigt hattest, war es doch eigentlich sonnenklar, was deine Großmutter mit diesem kleinen Urlaub bezwecken wollte.“, meinte Sergio dann. „So?“ „Wieso sonst sollte sie dich einfach so in ein Hotel in einem Land schicken, wo du dich mit niemandem unterhalten kannst, weil du weder deren Sprache noch Englisch sprichst? Mal davon abgesehen, dass du zu Deutschland keinerlei Verbindung hast. Dass da irgendwas hinter steckte hättest du dir denken können. Oder sprechen in Deutschland auf einmal alle fließend Spanisch als Fremdsprache und du hättest da nicht allein rumlaufen müssen?“

 

Der Kapitän von Atlético Madrid überlegte. Aus der Sicht hatte er das ganze noch gar nicht betrachtet gehabt. Aber so ganz glaubte er dem nicht. „Du kannst im Nachhinein viel behaupten. Wenn du das ganze von Anfang an durchschaut hast, hättest du mich aber warnen können.“, stellte Fernando fest. Der Defensivspieler von Real schüttelte den Kopf. „Ich dachte mir, dass deine Oma sicherlich ihre Gründe haben wird. Und wenn du es schon nicht selbst durchschaust, wollte ich ihr den Spaß nicht verderben. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass du zur Suche der Frau an deiner Seite noch auf die Hilfe deiner Oma angewiesen bist, aber na ja.“. erwiderte er lachend. „Außerdem hättest du das sicherlich nicht gewollt, wenn er dich gewarnt hätte. Und ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass du es jetzt sicherlich bereuen würdest.“ Der Leadsänger von El Canto del Loco schaltete sich in die Diskussion ein. „Außerdem musste es ja nicht unbedingt diese besagte Dame sein. Man sagt ja nicht umsonst, dass deutsche Frauen sehr interessant sind und von denen gibt es in Deutschland doch einige. Da du ja inzwischen sicherlich auch dort etwas bekannt bist, wärst du da auch wenn du sie nicht getroffen hättest, nicht allein geblieben. Irgendeine blonde, blauäugige Germanin hätte dich sicherlich erweicht.“, verkündete er.

 

Fernando lachte. „Also eigentlich stehe ich nicht wirklich auf blond und blauäugig. Entsprechend denke ich, dass ich meinen Urlaub dann mit zwei Herren aus Valencia verbracht.“, verkündete er. Die anderen sahen ihn verdutzt an. „Es gab im Hotel noch zwei weitere spanische Gäste, die sehr nett waren“, erklärte er ihnen. Sergio sah ihn an. „Manchmal glaube ich echt, dass mit dir was nicht stimmt.“, verkündete er lachend. Der spanische Stürmer lächelte unschuldig. „Warum? Weil ich nicht so auf Groupies stehe und es dann bevorzugt hätte meinen Urlaub mit zwei Mittvierzigern aus Valencia zu verbringen?“, fragte er belustigt und nippte an seinem Bier. „Du weißt selbst wie langweilig und anspruchslos das immer ist wenn du einen Fan triffst. Es ist keine Herausforderung, wenn die Frau sich schon ausziehen würde, wenn du gerade mal „Hallo“ gesagt hast.“ Iker Casillas grinste und sah zu seinem Mannschaftskollegen herüber. „Da hat er schon ein gutes Argument.“ „Und außerdem musst du auch noch aufpassen, dass du nicht nachher im Knast landest, weil die Mädels sich älter machen und älter aussehen als sie wirklich sind.“, fügte der Kapitän von Atlético noch hinzu.

 

„Mal von irgendwelchen willigen weiblichen Fans abgesehen, hättest dir auch eine anständige Frau suchen können. Es gibt da nicht nur Fangirls“, meinte Sergio schließlich. Fernando lachte. „Du hast es doch eben selbst angemerkt. Ich spreche die Sprache doch gar nicht. Wie hätte ich mich dann mit einer Frau bei einem Date unterhalten sollen? Mit Hand und Fuß?“ „Die Sprache der Liebe spricht jeder.“, verkündete Dani belustigt. „Wie poetisch.“ Der Sänger zuckte mit den Achseln. „Es soll ja Frauen geben die gehen da total drauf ab, wenn du

Ihnen irgendwas in einer anderen Sprache erzählst.  Selbst wenn es der Metroplan von Madrid ist. Hauptsache es ist in einer anderen Sprache und sie versteht es nicht.“, meinte er. Die anderen brachen in Gelächter aus. „Du triffst seltsame Frauen.“, entgegnete er Torwart von Real Madrid.

 

Fernandos Kindheitsfreund Oscar nahm einen Schluck Bier und testete das ganze direkt einmal „Nächster Halt: Sol.“, verkündete er grinsend. Sein Kumpel Elias lehnte sich an ihn. „Oh ja, sag mir mehr…“ stöhnte er grinsend. „Umsteigemöglichkeit in die Linie 1, 2 und 3. Achtung, die Station befindet sich in einer Kurve. Passen Sie auf Ihren Fuß nicht zwischen Wagen und Bahnsteig einzuklemmen.“ Elias schüttelte dann den Kopf. „Ne, das funktioniert doch nicht.“, erklärte er. „Ja, weil du verstehst was er sagt.“

 

Fernando kehrte dann aber zum Thema zurück. „Wer hat denn nun gewonnen?“ Iker Casillas schüttelte den Kopf. „Ich nicht. Ich dachte du würdest sogar deinen Urlaub abbrechen, weil du dich zu Tode langweilst.“. Fernandos Freund Elias brachte dann Licht ins Dunkel. „Sergio und Dani haben beide gesagt dass du mit Begleitung wiederkommst. Allerdings hat Dani doch eher auf eine andere deutsche Frau spekuliert.“ Dani lachte. „Ich dachte du magst blond und blauäugig…“, verkündete er. „Nachdem du mir am Tag nach dem Treffen die Mail geschickt hattest, wusste ich aber schon, dass ich die Wette nicht gewinnen würde.“ , fügte Oscar hinzu. Der Spanier stand auf, ging zum Grill herüber und stocherte noch einmal mit der Grillzange in der Kohle. „Ihr scheint eine interessante Meinung von mir zu haben, dass ihr direkt glaubt ich sei nicht in der Lage jemanden wieder zu sehen ohne sie direkt mitzubringen bzw. einen Urlaub zu machen, ohne mir eine Frau anzulachen.“ Sergio lachte „Du hast schon Recht. Aber vielleicht haben wir drauf gewettet, weil es gerade so untypisch für dich wäre? Stille Wasser sind ja nun meist ziemlich tief und dreckig. Ich hab am Anfang auch nicht geglaubt, dass ich Recht behalten würde.“

 

„Und was hast du jetzt gewonnen?“, wollte der Kapitän von Atlético Madrid wissen. „Da unser finanzielles Polster sich doch etwas voneinander unterscheidet haben wir es bei 50 Euro pro Person belassen.“

 

Derweil hatte Anna drinnen zunächst in allen Schränken der Küche und des Wohnzimmers nach einer Vase für die Blumen gesucht, den Backofen angeschaltet und das Fleisch sowie das Geschirr auf ein Tablett gestellt. Der erste Eindruck von Fernandos Freunden war doch ganz positiv. Auf den ersten Blick schienen sie wirklich nett zu sein. Der Halbspanierin war immer noch etwas unwohl bei dem Gedanken, dass sie mit so vielen berühmten Persönlichkeiten zusammen sitzen würde, schob das ganze aber beiseite. Für Fernando waren das Freunde wie Ingrid und die anderen es für sie waren. Sie atmete einmal tief durch, nahm sich das Tablett und ging wieder nach draußen.

 

Dort angekommen hatten die Jungs inzwischen ihre Wettschulden beglichen ohne dass die Halbspanierin etwas davon mitbekommen hatte. Fernando brachte nun das Fleisch auf dem Grill unter und setzte sich dann in den Korbsessel neben Anna und nahm sich noch ein Bier. „Worauf trinken wir?“, fragte er. Dani nahm sein Weinglas. „Auf euch natürlich. Du solltest öfter in Urlaub fahren und eine Frau mitbringen. Deine Grillpartys gewinnen dadurch doch um einiges an Qualität.“, meinte er lachend.

 

Oscar nippte an seinem Bier. „Eine Frage hab ich aber. Auf deiner Website steht ihr kennt euch aus eurer Kindheit. Das ist auch das, was du in deiner E-Mail an uns geschrieben hast. Aber wenn ihr euch schon aus dem Kindergarten kennt, wie kommt es dann, dass wir uns nicht kennen? Schließlich haben wir in der Nachbarschaft gewohnt.“ Der spanische Nationalspieler sah seine Kumpels an. „Ihr habt euch um ein paar Monate verpasst. Anna ist nach Deutschland gegangen kurz bevor ihr beide hergezogen seid.“  

 

Der jüngere von Fernandos Freunden musterte Anna noch einmal interessiert. „Sie ist das Mädchen mit dem Zopf!“, stellte er dann fest. Sowohl Fernando als auch Anna sahen verwirrt zu ihm herüber. „Wie?“, fragte Anna dann. Oscar lachte „Ich hab dein Foto mal vom Kaminsims geschossen.“ Fernando überlegte und lachte dann auch.

 

Fernando, Oscar und Elias hatten an dem Nachmittag im Hinterhof des Hauses seiner  Oma Fußball gespielt. Da es schon einmal vorgekommen war, dass Fernando mit einem etwas zu festen Schuss die Scheibe des Küchenfensters zerschossen hatte, hatte Fernandos Großmutter seitdem das Fenster zur Küche und zum Wohnzimmer immer geöffnet, wenn ihr Enkel mit seinen Freunden draußen spielte. So kam es, das ein Schuss von Oscar von Fernando so abgefälscht wurde, dass er genau durch das Wohnzimmerfenster nach drinnen flog. Von drinnen ertönte sofort eine spanische Schimpftirade. Nachdem die Jungs sich zunächst beratschlagt hatten wie sie Fernandos Oma entgegentreten wollten, gingen alle drei – Fernando zuerst – mit gesenktem Kopf nach drinnen, um sich anzusehen was sie denn getan hatten. Dort wurden sie von Fernandos Oma erwartet, die einen kaputten Bilderrahmen in der Hand hielt. Fernando hatte das Bild sofort erkannt. Schuldbewusst entschuldigten sich die drei nachdem sie die obligatorische Predigt darüber erhalten hatten doch bitte künftig etwas besser aufzupassen, wenn sie im Hof Fußball spielen. „Wenigstens haben wir das richtige Bild getroffen…“, hatte  Fernando dann beim hinausgehen verkündet. „Wer ist das auf dem Bild?“, fragte Oscar neugierig. „Niemand.“, antwortete der junge Nationalspieler dann.

 

„Dass du dich daran noch erinnerst…“ , meinte Fernando amüsiert. „Naja der Wutanfall deiner Oma hat sich in meinen Kopf eingebrannt.“ „Apropos Oma, wir sollten meiner Morgen mal einen Besuch abstatten, oder?“, verkündete Fernando und sah seine Freundin an. „Klar. Ich denke in Anbetracht der Tatsache, dass sie das ganze aufgesetzt hat ist das Pflicht.“

 

„Fernando hat mir geschrieben du wärst eine ganz passable Fußballspielerin.“, verkündete Sergio. Anna nippte an ihrem Bier. „Fernando übertreibt.“, entgegnete sie. Der legte seinen Arm um sie. „Du weißt, dass das nicht stimmt. Man hat dich nicht ohne Grund damals in die spanische Nationalelf eingeladen.“ „Du warst bei der Nationalmannschaft?“, fragte Dani beeindruckt. „Nur in der U16. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen.“ „Und du spielst auf welcher Position?“ „Offensives Mittelfeld, Rechts.“ „Sie hat vor kurzem ein sehr schönes Tor aus der Distanz gemacht.“, erklärte der spanische Nationalstürmer stolz. Anna lächelte unsicher. Es war ihr ganz und gar nicht recht wie er über sie redete. Er weckte Erwartungen an sie, die sie nicht erfüllen konnte. „Weil du mir gesagt hast, wie ich vorgehen sollte.“ „Aber du hast ihn reingemacht. Ich denke du hättest kein Problem hier ein Team zu finden um ein bisschen zu spielen. Du bist nicht so schlecht wie du sagst.“ Sie gab Fernando einen bösen Blick um ihm deutlich zu machen, dass sie über das Thema nicht sprechen wollte.

 

„Du könntest dich bei den Real Madrid Damen bewerben.“, schlug Sergio grinsend vor. „Eher würde ich gar nicht mehr spielen.“, entgegnete sie. „Immer dieser Hass auf Real Madrid. Was haben wir euch Rojiblancos eigentlich getan?“ „Ihr existiert. Geh du einmal Montagmorgen in die Schule in eine Klasse mit 28 Real Madrid Fans.“ „Oder in eine bei einen 29 von 30 Leuten noch nie von Atlético gehört haben.“, fügte Anna hinzu. Die Diskussion wurde vom Piepen von Annas Handy unterbrochen, dessen Countdown-Funktion sie darauf hinwies, dass die Tortilla im Ofen fertig zu sein schien. Während die Halbspanierin nach drinnen ging um sich um den Ofen zu kümmern, drehte Fernando das Fleisch auf dem Grill um.

 

Mehrere Stunden und mehrere Gläser Wein, Bier und Ponche Caballero später verabschiedeten sich die Gäste von Fernando und Anna. Die Halb-Spanierin musste zugeben, dass es ein toller Abend gewesen war. Fernandos Freunde, sogar die Madridista, waren richtig nett und überhaupt nicht so abgehoben wie man sich den x-beliebigen Fußballspieler vorstellte. Sie hatten viel Spaß gehabt und unglaublich viel gelacht. In Madrid war es so angenehm warm, dass sie den ganzen Abend hatten draußen sitzen können ohne dass es ihnen kalt wurde. Nachdem sie gemeinsam die Gläser und das Geschirr nach drinnen geräumt und draußen noch ein wenig aufgeräumt hatten, ließ sie sich auf das geräumige Sofa im Wohnzimmer fallen. Ein Blick auf die Uhr verriet Anna, dass es schon nach vier Uhr morgens war. Erstaunlicherweise war sie noch nicht richtig müde. Sie drehte sich auf die Seite und beobachtete ihren Freund dabei, wie er grinsend eine SMS tippte.

 

„Ungeduldige Zweitfreundin?“, fragte sie amüsiert. Der Spanier lächelte unschuldig. „Sicher. Ich muss doch alle vorwarnen, dass sie nicht unangemeldet vorbeikommen und mich nackt in meinem Bett erwarten sollen.“ Sie grinste. „Ein guter Ratschlag. Wie viele Leute haben denn einen Schlüssel zu deinem Haus?“ Fernando überlegte kurz. „Meine Eltern, mein Bruder, Antonio und meine Putzfrau.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“, erklärte sie und machte eine Geste, um ihn dazu anzuregen zu ihr auf die Couch zu kommen. Der Spanier setzte sich neben sie und strich über ihren Kopf. Anna setzte sich aufrecht hin und küsste ihn kurz. „Ich mag deine Freunde.“ Fernando lächelte. „Das freut mich.“ Dann setzte sie aber ein Grinsen auf. „Allerdings bin ich jetzt auch froh, dass sie weg sind. So haben wir ein wenig Zeit für uns.“, sagte sie und legte ihre Arme um ihn. Fernando küsste sie erneut kurz. „So verlockend das Angebot auch ist, wir haben jetzt noch was vor.“ „Bitte was?“, fragte sie verdutzt. „Es ist kurz nach vier am Morgen. Wo wollen wir jetzt denn hin? Du kannst doch gar nicht mehr fahren.“ „Das weiß ich. Du solltest dir ein paar bequemere Klamotten und Schuhe anziehen. Wir haben noch fünf Minuten bis das Taxi da ist.“ „Aber…“ Fernando lachte. „Kein Aber. Auf!“

 

Anna ging sich im Schlafzimmer kurz umziehen. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam war Fernando nicht mehr alleine dort. Bei ihm stand ein älterer Herr in Jeans und Hemd den sie irgendwo her kannte. Sie wusste nur nicht woher. Fernando lächelte sie an. „Anna, das ist Santi.“ Der Spanier begrüßte Fernandos Freundin im traditionsgemäß mit einem Kuss rechts und links auf die Wange. „Verrätst du mir wo wir hinfahren?“, erkundigte sie sich, aber Fernando schüttelte nur den Kopf. Stattdessen verband er ihr die Augen und führte sie nach draußen zum Auto.

 

Die Zeit im Wagen kam Anna vor wie eine Ewigkeit. Dadurch, dass sie nichts sehen konnte hatte sie keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war. Die Dunkelheit in Verbindung mit den paar Drinks die sie vorher hatte machte sie müde. Gerade als sie soweit war sofort einzuschlafen, merkte sie wie der Wagen anhielt und Fernando nur kurze Zeit später ihre Hand ergriff, um ihr aus dem Wagen zu helfen.

 

Ein frischer Wind wehte wo immer gerade beide standen. Die Geräusche der vorbeifahrenden Wagen ließ sie schnell wissen, dass sie an einer Hauptverkehrsstraße stand. Der gedämpfte Ton herum hörte sich an, als stünden sie in einem Tunnel. Sie überlegte kurz und kam sofort darauf welcher Tunnel es war, denn diesen würde sie von überall her erkennen. Sie war schon etliche Male auf dem Fußgängerstreifen durch den Tunnel gegangen. Sie hörte wie eine Stahltür vor ihr geöffnet wurde und Fernando führte sie dann drei Schritte weiter, bevor er sagte: „Vorsicht, Stufe.“ Anna ging die Stufe hinauf und blieb stehen, da Fernando hinter sie getreten war, um die Augenbinde zu entfernen. Anna blinzelte wegen des nun auf die einstrahlenden Lichts, aber sie wusste sofort wo sie war. Fernando hatte sie zur Puerta 0, dem Eingang Nummer 0, der in die Kabinen und auf die Ehrentribüne ihres Stadions, des Estadio Vicente Calderón, führte.

 

Der Spanier lächelte sie von der Seite an. „Willkommen im Calderón.“ Verdutzt sah sie ihren Freund an. „Es ist mitten in der Nacht?!“ Fernando nickte. „Ich weiß. Aber das ist die perfekte Zeit für eine Privatführung.“, sagte er, nahm sie an der Hand und führte sie die Treppe hinunter. Unten angekommen stand Anna nun im Eingangsbereich des Stadions. Von der Stadionführung die sie einmal gemacht hatte wusste sie, dass auf der rechten Seite hinter dem Rolltor der Presseraum des Stadions lag. Fernando führte sie aber nach links in die Kabine des Teams und von dort aus in den Spielertunnel, wo die Spieler vor dem Spiel immer darauf warteten die Treppe nach oben zu steigen sobald die Hymne des Clubs im Stadion erschallte. Vom Fuß der Treppe aus schaute Anna nach oben und sah kein Flutlicht, hörte keine Zuschauer, sondern sah nur Sterne und die gedimmte Notbeleuchtung des Stadions.

 

Oben angekommen schaute sie sich überwältigt von der Ruhe des weitläufigen Stadions um. Sie sah die leeren Ränge, die leeren Bänke und den Rasen in nächtlicher Stille. Es war wunderschön. Sie liebte diesen Ort. Anna zog ihr Schuhe aus und ging über den taunassen Rasen bis zum Mittelkreis von wo sie einmal ins leere Rund des Stadions schaute. „Das Stadion ist wunderschön bei Nacht, nicht wahr?“ Anna nickte nur, immer noch sprachlos. Das Calderón war ein Stadion, das schon in die Jahre gekommen war. Bei Tag konnte man dies immer hervorragend sehen. Es machte ihr nichts aus, im Gegenteil sogar, denn der Zustand des Calderón versprühte ein Flair, was sie sonst nirgendwo sah. Aber bei Nacht wirkte das Stadion in seiner Stille und Dunkelheit wie in vergangenen Zeiten. „Komm, ich zeig dir meinen Lieblingsplatz,“, erklärte Fernando und nahm wieder ihre Hand.

Zielsicher bewegte Fernando sich auf die nicht überdachte Tribüne des Stadions zu und begann die Treppen hinauf in den Oberrang zu steigen. Dort angekommen ging Fernando in Richtung der Südkurve und dann hinauf bis zu einem Platz in der viertletzten Reihe des Segundo Anfiteatro und setzte sich dort hin. Anna ließ sich neben ihm nieder. So richtig konnte sie noch nicht sagen was das Besondere an diesem Platz war. Wenn sie da war, saß sie in der Regel irgendwo im Unterrang unter ihnen, in der Nähe der Eckfahne an der bei jedem Spiel in Erinnerung an das Doblete 1996 ein Strauß rot-weißer Blumen niedergelegt wurde. Fernando bemerkte ihr zögern und legte den Arm um sie. „Du wirst gleich sehen wieso.“, verkündete er.

 

Fernando sollte Recht behalten, denn nur Minuten später, als über Madrid die Sonne aufging und die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf die gegenüberliegende Seite des Stadions fielen und die rot-weiß-blauen Sitze im Stadion ein wunderschönes Licht tauchten, während der andere Teil des Stadions noch im Schatten lag, wusste Anna genau wieso dies sein Lieblingsplatz war. Der spanische Nationalspieler legte seinen Arm enger um sie und zog sie an sich, während beide schweigend den Sonnenaufgang beobachteten. „Ich liebe dich.“, flüsterte er.

 

To be continued.

 

Noch 2 Teile bis zum Ende ;)

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  el_nino
2013-10-27T19:40:42+00:00 27.10.2013 20:40
Endlich habe ich Zeit gefunden, dass neue Kapitel zu lesen.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich so, so, so froh bin, dass du an dieser FF weiter schreibst. Schließlich gehörte sie immer zu meinen absoluten Favoriten.

So jetzt aber zum Kapitel.
Oh man, da wetten die, ob Fernando mit oder ohne Frau zurükkommt. Gute Wette, dass muss man ihnen schon lassen und Sergio gewinnt auch noch.
So sieht also ein Abend unter Fußballern und Sängern aus. Interessant =)

Und die Idee mit dem nächtlichen/morgendlichen Besuch im Stadion ist einfach total süß, wenn man bedenkt, was für eine Bedeutung dieses Stadion für beide hat. Wirklich sehr süß von Fernando.

So und nun warte ich gedulig auf das nächste Kapitel und ich mag noch gar nicht daran denken, dass die FF bald zu ende ist.

lg el nino


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