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Crossfire - Die Stadt der Diebe

Vision of Escaflowne - Story
von

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Flucht!!!

In einem düsteren Gefängnis waren zwei kleine Mädchen eingeschlossen. Sie waren einsam und alleine. Niemand würde ihnen hier raus helfen, dass war ihnen bewusst, doch sie mussten hier irgendwie rauskommen. Doch nur wie? Das wusste keiner von den beiden Mädchen. Jeden Morgen hörte sie Schritte eines Mannes. Doch es war zu Dunkel um ein Gesicht erkennen zu können. Beide wimmerten und wussten sich meist nicht zu helfen. Sie ließen alle Experimente über sich ergehen. Meist wurden sie geschlagen oder gar gefoltert. Unzählige Narben prangten schon auf den Rücken und dem gesamten Körper. Jeden Abend kam ein alter Mann und gab ihnen eine Spritze. Keiner von ihnen wusste was sie dort bekamen. Nur dieser alte Kerl wusste was er ihnen dort gab.
 

Wieder nahte der nächste Morgen. Ein kleines Mädchen mit rosa Haaren wurde aus einem Kerker herausgeholt und in einen Raum gebracht. Zwei Männer mussten sie unter den Armen packen, denn in ihrem Zustand konnte sie nicht einmal geradeaus gehen. Auf einem Tisch wurde sie festgeschnallt. Ihre Arme wurden freigelegt. Auch an den Armen sah man etliche Stichwunden und Narben. Ihr Wimmern hallte durch die Flure. Ihr wurden mehrere Spritzen gesetzt. Es war irgendein Zeug, was sie noch nie zuvor bekam. In ihrem Körper pulsierten auf einmal die Adern. Sie pochten regelrecht und schmerzten ungemein. Sie schrie mehrere Mal laut auf. Doch zum Schluss wurde sie geknebelt, dass ihre Angstschreie nicht mehr alles erhallten. Nach mehreren Stunden der Qual wurde sie wieder zurück in ihre Zelle gebracht. Nun wurde das Mädchen geholt das sich neben ihr befand. Sie hatte blonde lange Haare. Auch sie musste hingetragen werden, weil sie nicht mehr imstande war alleine zu gehen. Genauso wie die Kleine vor ihr, wurde sie auf dem Tisch gefesselt und bekam die gleichen Spritzen gesetzt. Ihre Schreie erhallten ebenfalls die kahlen Fluren. Niemanden im diesen Gefängnis interessierte sich dafür, was mit dem beiden geschah. Doch was geschah mit den Beiden? Das wusste Keiner!
 

Mitten in der Nacht wurde das Mädchen mit den rosa Haaren wach. Auch das blonde Mädchen, das eine Zelle neben ihr war, hatte ihre Augen offen. Ihre Körper mussten sich schon an die Droge gewöhnt haben. Beide sprachen durch die Wand miteinander.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“

„Mein Name ist Serena.“, erwiderte die Blonde.

„Ich heiße Rosa.“

„Ich will hier raus!“, wimmerte Serena.

„Ich auch! Hast du irgendetwas Spitzes bei dir, dann bekomm ich vielleicht die Tür auf!“

Serena gab Rosa eine Gabel. Die sie am Tag zuvor eingesteckt hatte. Rosa fummelte am Schloss umher, bis es ein klackendes Geräusch gab und sich die Kerkertür öffnete. Es dauerte auch nicht lange und schon hatte sie die Tür von Serena geöffnet. Doch sie konnten nicht ahnen, dass ein Wachenwechsel stattgefunden hatte. Einer der Wachleute entdeckte sie und schlug Alarm. Mehrere Wachleute kamen angelaufen und wollten sich beide schnappen. Doch sie waren zu flink. Kurz bevor sie die letzte Tür zur Freiheit erreichten, wurde Serena von dem alten Mann gepackt. „Lauf Rosa!“ Sie nahm ihre neugewonnene Freundin beim Wort und nahm ihre Beine in die Hand. Sie lief durch die letzte Tür in die Freiheit! Ihre Beine brachten sie über die Holzbrücke. Die Holzbrücke führte sie auf eine Wiese. Die lange Wiese zog sich über Kilometer hinweg. Zwischendurch musste sie hin und wieder eine Pause einlegen. Ihre Lungen rangen nach mehr Luft. Ihre Luftröhre schmerzte und zog sich immer mehr zusammen. Riesige Eisengiganten kamen auf sie zu. Vor ihr, nur noch wenige Meter entfernt, befand sich der sichrere Wald. Wenn sie wieder von diesen Kerlen gefangen wird, droht ihr der sichere Foltertod. Doch vor ihr lag der verfluchte Wald. Aus ihm ist noch niemand lebend wieder herausgekommen. Doch es war ihr egal. Selbst wenn sie in diesem Wald sterben würde, war es ihr lieber als wieder zurückzukehren. Sie sprintete los und erreichte im letzten Moment einen sicheren Baum. Sie versteckte sich hinter ihm.

Die riesigen Stahlgiganten blieben vor dem Wald stehen und wagten sich nicht den Wald zu betreten. Der Anführer wollte die Beiden vorschicken, doch sie ließen sich anscheinend nichts mehr sagen. Beide weigerten sich strickt diesen Wald zu betreten. Dann antwortete endlich einer von ihnen: „Das ist der Wald Crossfire! Noch niemand ist dort lebend herausgekommen! Und wenn mal jemand lebend herausgekommen ist, hat er nur noch für zwei oder drei Tage gelebt und hatte vor irgendwelche Kreaturen Angst, die er noch nicht einmal beschreiben konnte. Mich kriegen dort keine zehn Pferde hinein, lieber leiste ich eine Ewigkeit lang Putzarbeit!“ Der andere stimmte ihm zu und so weigerten sich Beide die Befehle durchzuführen.
 

Währenddessen saß Rosa schluchzend hinter einer dicken Eiche. Sie kauerte sich zusammen. Der Wind heulte durch das Geäst und kühlte die Temperatur stark ab. Als sie einen Blick um die Eiche warf, sah sie die Kampfmaschinen. Dann öffneten die Krieger eine Lucke und kamen aus ihren Maschinen heraus.
 

Einer der Soldaten bemerkte ein merkwürdiges strahlen und glitzern in einer der höchsten Baumkronen. Jemand kam blitzschnell auf sie zugeeilt und zog eine Waffe. Diese unglaubliche Waffe durchtrennte die Eisengiganten in einem Zug. Zum Vorschein kam eine junge Frau. Sie hatte eine riesige Sense. Braune lange Haare wehten im Wind. Eine lange frische Narbe verzierte ihren rechten Oberschenkel. Grüne scharfe Augen durchdrangen die Blicke der Soldaten. Die Stahlgiganten konnten nicht mehr bewegt werden. Ein kurzes Lächeln streifte ihr Gesicht. Ein kurzes Oberteil, das gerade noch alles verdeckte, verzierte ihren Oberkörper. Ihr Rock lief weit auseinander und war nach unten hin sehr zerfetzt. Sie trug lange Stiefel. Sie schwang ihre Waffe und zerstörte auch die zweite Kampfeinheit. Der Letzte der noch am Leben war, war der Kommandant. Dieser lief verzweifelt wieder in Richtung Burg. Doch er kam nicht weit. Auch er wurde ein Opfer ihrer Sense. Mit einem Schwung wurde ihm ebenfalls das Licht des Lebens ausgeknipst.
 

Rosa hatte alles mit angesehen und zitterte vor Angst, sie wollte nicht von diesem Monstrum entdeckt werden. Also versuchte sie sich so gut es ging zu verstecken. Doch dann hörte sie über sich wie die dünnen Äste nachgaben und nun vor ihr die Kriegerin erschien. Die langen braunen Haare umschlangen ihren Hals. Rosa spürte, dass sie ihr vertrauen konnte. Doch warum überkam sie dieses komische Gefühl?

Eine helfende Hand

Die unbekannte schöne Kriegerin kam immer dichter auf Rosa zu. Rosa zwängte sich immer dichter an den Baum. Angst übermannte sie. Mit einer ungewollten Selbstsicherheit ging die brutale Kriegerin auf Rosa zu. Dann packte sie Rosa und zog sie zu sich hoch. Ihre Katzenaugen strahlten richtig, als die Sonne darauf schien. Allerdings hatte sie zwei verschiedene Augenfarben. Das Katzenauge strahlte auf der rechten Seite, auf der anderen schaute sie ein tiefes braunes Auge an. Solch eine Kombination hatte sie noch nie gesehen. Dann erklang ihre raue Stimme: „Was hast du hier im Wald zu suchen?“ Rosa wollte antworten, doch ihre Angst die sie auf einmal bekam, konnte sie nichts sagen. Also wurde sie geschüttelt und die Frage wurde von der Kriegerin wiederholt. Rosa fing an zu stottern: „Ih….Ich woll….wollte nur…Schutz suchen! Und da…da bin ich….in den Wald….gelaufen!“ Diese Aussage zeugte bei der Unbekannten nicht gerade für Überzeugung. Erneut fragte sie: „Warum sind dir die Guymelefs von den Zaibachern gefolgt?“ Diese raue Stimme hatte einen harten Unterton. Sie schien der Kleinen nicht zu trauen. „Sie wollten mich wieder zurück bringen! Ich bin aus ihrem Gefängnis geflohen!“, sagte sie und ließ den Kopf hängen. Die Kriegerin ließ ihr Handgelenk los und blickte ihr stur in die Augen. Rosa fasste Mut und hielt dem durchdringenden Blick stand. Sie schien ganz überrascht zu sein und sprach: „Noch niemand, konnte meinen Blicken stand halten. Aber jetzt kommen wir erstmal zu uns zurück! Wie ist dein Name?“

„Ich heiße Rosa“, erwiderte sie.

„Okay, Rosa, ja?! Komm mit! Wir müssen hier weg, bevor noch mehr Guymelefs kommen! Drei sind für mich kein Problem, aber wenn es mehr werden, habe ich sicherlich Probleme. Also los, komm schon mit! Ich werde dich in Sicherheit bringen. Und dann werden wir erstmal schauen, was die Zaibach-Magier mit dir angestellt haben!“, daraufhin packte sie Rosa und nahm sie mit.
 

Rosa verwunderte es. Diese Kriegerin musste sich wohl ziemlich gut auskennen. Sie ging an Bäumen vorbei und trat um Ecken wo alles gleich aussah. Rosa konnte von alledem nichts Unterschiedliches finden, wonach sich diese Frau orientierte. Mit der Zeit ging ihr die Luft aus. Dann erblickte sie einen See und zog die unbekannte Kriegerin hinter sich her. In der Nähe eines Baumes setzte sie sich hin und zerrte die Kriegerin mit nach unten. „Aua!“, ertönte es von ihr nach dem unsanften Aufprall. Wieder blickte sie Rosa an mit diesem durchdringenden Blick. Doch nun wurde Rosa mit der Zeit neugieriger. Sie wollte mehr wissen und fragte einfach auf gut Glück: „Wie heißt du eigentlich?“

Die Kriegerin schloss ihre Augen und ließ sich in die Wiese fallen, dann antwortete sie ihr: „Ich heiße Reika. Ich wohne seit langem in diesem Wald:“

„Wie lange denn schon?“

„Seit fast 15 Jahren. Ich bin hier groß geworden, deshalb kenne ich mich auch so gut hier aus. Ich weiß jeden Schlupfwinkel und kenne alle Abkürzungen, wie man am schnellsten aus diesem Wald herauskommt. Doch mich hält ein unsichtbares Band fest. Welches mich nicht loslassen wird, weil ich diesem viel zu wichtig bin.“

„Ich hab niemanden!“

„Das stimmt nicht ganz!“

Rosa sah Reika fragend an.

„Ich bin doch hier! Und ich werde dir helfen! Darauf gebe ich dir mein Wort!“

Fröhlich ließ sie ihren Blick auf den Boden fallen und sagte: „Ich wurde vor zwei Jahren von den Zaibachern weggeschnappt. Sie haben meine Familie ausgelöscht. Ich bin also Vollwaise.“

„Nicht nur du! Auch bei mir haben die Zaibacher zugeschlagen. Sie haben meine gesamte Familie ausgelöscht und wollten mich als Sklave verkaufen. Doch ich wurde gerettet.“

„Ich auch! Und zwar von dir! Danke dafür!“

„Kein Problem. Außerdem sind sie meinem Gebiet zu nahe gekommen. Da ist es kein Wunder das ich sie angegriffen habe!“

„Das war beeindruckend!“

„Ich werde auch schon lange in der Schwertkunst trainiert. Seitdem ich gerettet worden bin, kämpfe ich unerbittlich gegen die Zaibacher. Damals wurde ich andauernd geschlagen und habe etliche Wunden davon getragen! Doch dank dieser Sense, welche ich von dem König höchstpersönlich geschenkt bekommen habe, kann mir nichts mehr passieren!“

„Dem König? Welchem König?“

„Ich werde dich in meine Heimatstadt bringen, in der ich groß geworden bin! Dort werden wir dich noch einmal untersuchen müssen, um dir zu helfen! Wenn du willst bleibe ich dort an deiner Seite. Dann wird es nicht allzu unangenehm für dich sein. Allerdings müssen wir dich dem neuen König vorstellen. Der alte König hat abgedankt und seinem Sohn das Zepter übergeben. Bald wird seine Krönung öffentlich gemacht. An diesem Tag wird er auch heiraten!“

Reikas Gesicht wurde trauriger, als sie den letzten Satz beendete. Sie erhob sich wieder und reichte Rosa ihre Hand. Beide gingen weiter und durchkämmten den Wald.

Reika erklärte Rosa allerhand. Sie hörte ihr auch mit Vergnügen zu. Es schien, als sei Reika mit dem Wald verwachsen zu sein. Keines der Tiere, die in dieser Baumlandschaft lebten, schien Angst vor ihr zu haben. Rosa wunderte sich auch ein wenig über Reika. Die gesamte Strecke über legte sie ihre Sense, die sie auf dem Rücken trug, nicht ab. Das unglaubliche Gewicht schien ihr nichts auszumachen.
 

Dann nahm sie nach einer halben Stunde ihre Sense vom Rücken. Die Sonnen ließ ihren Schein durch die Baumkronen glühen. Vor ihnen war ein riesiger Wall errichtet. Rosa betrachtet diesen interessant. Reika hielt die Sense in der rechten Hand und richtete sie gegen die Sonnenstrahlen. Die Strahlen wurden auf eine der Wachposten reflektiert. Sie schien eingeschlafen zu sein. Als Reika diese auf unangenehme Weise geweckte, schaute der Wachmann über die Brüstung und erkannte Reika. Sie war in Begleitung. Doch solange es Reika war, konnte die Bekanntschaft nicht gefährlich sein. Also gab der Wachmann ein Zeichen und schon öffneten sich die Tore. Diese zwei Giganten waren das Siegel zu einer Stadt, welche sich im Wald verbarg.

Die Stadt Crossfire

Die beiden Siegel trennten sich von einander und gaben eine unglaubliche Stadt preis. Sie war verborgen in der Mitte des Waldes, einfach so versteckt. Erwachsene, Kinder, Frauen, Männer liefen quer durch die Stadtmitte. Sie hatten moderne Kleidung an. Einige von ihnen waren sehr vornehmend gekleidet. Freundliche Gesichter sah Rosa in jedem dieser Menschen. Noch nie hatte sie von dieser Stadt irgendwas gehört. Verängstigt versteckte sie sich hinter Reika. Diese umfasste ihr Handgelenk und brachte sie zu einem Haus, das in einer Baumkrone geschickt hineingebaut wurde. Reika deutete an, dass sie nach oben gehen sollte. Was sie dann auch tat. Oben angekommen blickte sie hinunter auf die Stadt. In der Mitte war ein Brunnen. Rundherum waren die verschiedensten Stände aufgebaut. Eine Frau verkaufte ihre Töpferware, die andere Obst und Gemüse. Ein Händler versuchte seine Fleisch- und Fischware zu verkaufen. Schmiede zeigten ihre Waffen und waren sogar bereit Reparaturen vorzunehmen. Die Stadt war Kreisförmig angeordnet. Die Häuser wurden zur Stadtmitte hin kleiner. Doch für Einbrecher war es unmöglich einzubrechen. Die Gebäude waren so weit auseinander gebaut oder mit Zacken versehen, das es unmöglich war dort einzubrechen. Solch ein Aufgebot an künstlerischen Talenten hatte sie bislang noch nie gesehen. Diese Stadt war gut vor gegnerischen Angegriffen geschützt. Hinzu kam noch die mächtige Kriegerin Reika, mit ihrer ebenso starken Sense.
 

Rosa war total überrascht von dieser Stadt und war in ihrer Fantasie versunken. Reika kam von hinten und fasste ihr auf die Schulter: „Ich werde erst einmal zum König gehen und dich anmelden. Du kannst solange durch die Stadt gehen. Allerdings bleibst du in der Stadt und wirst dich nicht hinter den Palisaden aufhalten! Ich habe schon längst mitbekommen, dass du dich hier nicht auskennst, also ist es besser du bleibst in der Stadt. So kann ich dich schneller finden und muss nicht den gesamten Wald nach dir durchkämmen. Ich werde dann mal gehen, stell mir in der Zwischenzeit keinen Unsinn an, Rosa!“ Kurz wuschelte sie ihr noch einmal durch das Haar und sprang von der Baumkrone herunter! Rosa riss die Augen auf, doch als sie Reika unverletzt davon eilen sah, war sie erleichtert. Nun wollte sie aber wissen, was sich in diese Stadt noch so alles verbarg.
 

Rosa stieg die Seiltreppe herunter und fing an die Stadt zu untersuchen. Als erstes machte sie Rast bei dem Schmied. Durch dichte Augenbrauen sah er sie an. Sein Schnurrbart war gestutzt und wirkte sehr gepflegt. Mit seinen schwarzen Augen sah er Rosa an und musterte sie von oben bis unten. Dann legte er seinen schweren Hammer zur Seite und ging einige Schritte auf die Kleine zu. Auf dem Weg zu ihr legte er seinen Handschuhe ab und reichte ihr mit einem breitem Grinsen die Hand: „Ich hab dich schon mit Reika gesehen! Mein Name ist Ruk. Ich bin der Schmied dieser Stadt, freut mich dich kennen zu lernen!“ Rosa war von dieser Art der Freundlichkeit überrascht. Freudentränen liefen ihr herunter und der Schmied dachte, er hätte sie erschreckt. Er versuchte sie zu beruhigen. Schon kam die Verkäuferin der Töpferware und meckerte auf den Schmied ein: „Kein Wunder bei deinem grimmigem Gesicht! Die arme Kleine! Du hast sie sicherlich zu Tode erschreckt!“ Die Händler der anderen Stände kamen auch schnell angelaufen. Alle versuchten Rosa zu beruhigen, doch die fing noch mehr an zu weinen. Noch nie hatte sie solche Menschen kennen gelernt. Jeder einzelne von ihnen sorgte sich um Rosa. Sie dachte immer, dass es so etwas nicht gibt und hatte sich damit abgefunden, doch nun die Bestätigung für ihre Lügengeschichte zu erhalten, gab ihr Mut doch wieder Vertrauen zu anderen Menschen zu haben. Die Töpferin hatte Rosa auf dem Arm genommen und versuchte sie nun so zu trösten. Beruhigende Worte wurden ihr ins Ohr geflüstert. Ein kleines Katzenmädchen mit gelb-braunem Fell brachte ihre Puppe. Sofort schoss Rosa Serena wieder in dem Kopf. Aus ihren Freudetränen, endlich Menschen gefunden zu haben, die sich um sie sorgten, wurden Trauertränen. Diese flossen nur für Serena. Ihre verlorene Freundin. Mit einem Ruck umarmte sie das Katzenmädchen und heulte laut los. Sie vermisste Serena. Serena ihre beste und bislang einzige Freundin, die sie kennen gelernt hatte. Ihr gesamtes Leben bei den Zaibachern bestand aus Folter. Sie hatte es zwar geschafft zu fliehen, doch Serena musste noch immer bei ihnen bleiben und diese Qualen über sich ergehen lassen. Dafür hasste sich die kleine Rosa. Sie öffnete ihre getränkten Augen und blickte wütend auf den Boden. Einzelne Tränen durchtränkten den Boden und weichten ihn auf. Ihre Hände krallten sich in den Erdboden fest. Dann richtete sie ihren Blick auf. Glühend rote Augen durchdrangen die Umgebung. Das Katzenmädchen schüttelte sie. Verzweifelte grüne Augen blickten sie an. Mit erzürnter Stimme sagte sie: „Ich werde sie befreien! Ich werde Serena aus den Händen der Zaibacher befreien. Und wenn ich dabei sterben muss! Sie ist meine Freundin und ich werde es schaffen sie zu befreien! Selbst wenn ich mein Leben lassen muss!“

„Ist das nicht ein bisschen zu voreilig getroffen, diese Entscheidung!“, hallte eine klare Stimme durch die Menschenmasse. Schritte kamen näher und die Menge teilte sich. Sie verbeugten sich und zwar vor Reika!

„Komm mit mir! Ich werde dir helfen, deine Freundin zu befreien. Aber das wird ein langer und schmerzhafter Weg werden!“

„Ich werde ihn beschreiten. Um Serenas Willen!“

„Und um deinen Willen!“

„Hä?!“

„Willst du dich nicht rächen für das, was dir die Zaibacher angetan haben?“

„Doch! Sie sollen leiden, genauso qualvoll, wie ich und wie Serena noch immer leiden muss!“

„Gut. Ich werde dir zur Seite stehen, bis du es geschafft hast!“

Freudetränen übermannten sie: „Ich danke dir Reika!“

Reika reichte ihr die Hand: „Komm jetzt mit mir, Rosa! Der König erwartet dich!“

Rosa sah sie hoffnungsvoll an und nickte. Ihr Schicksal sollte nun ihren Lauf nehmen.

Der König

Die Bewohner der Stadt machten den Weg frei für Reika und Rosa. Egal an wem sie vorbeikamen. Andauernd verbeugten sie sich. Rosa wunderte sich. Doch sie wollte Reika nicht danach fragen, was hier eigentlich los war. Stillschweigend folgte sie der Kriegerin. Beide kamen an Häusern und Ständen vorbei. Manche Gestalten machten Rosa Angst. Sie sahen widerlich aus und stanken bestialisch. Das junge Mädchen krallte sich an Reikas Hand fest. Einer dieser Kreaturen zuckte kurz zusammen, als Reika einen drohenden Blick auf ihn warf. Mit ihren schwarzen Augen beobachteten sie Rosa und Reika. Besonders allerdings Reika und ihre Sense. Einer von ihnen versuchte Rosa zu Nahe zu kommen. Was ihm nicht gut bekam. Reika zog Rosa hinter sich und griff im selben Augenblick nach ihrer Sense. Ihre Augen waren mit Kampfgelüsten gefüllt. Sie fühlte nichts, als sie ihm die Hand abtrennte. Ein schmerzerfüllender Aufschrei drang durch die Stadt. Keiner der Dorfbewohner rannte zu ihm hinüber. Niemand half ihm die Wunde zu verarzten. Rosa riss sich los und schnappte sich einen Verband. Allerdings wurde sie von Reika gepackt und zurückgezogen: „Nein, lass ihn! Er wird das überstehen.“ Rosa konnte es nicht fassen: „Wie kannst du nur? Er hat dir nichts getan!“

„Aber er hätte dir was tun können!“

„Hat er aber doch nicht!“

„Weil ich dazwischen gegangen bin. Du kannst mein Handeln noch nicht verstehen. Später wirst du genauso reagieren. Vertrau mir bis dahin!“

Tränen liefen an Rosas Wangen herunter. Sie konnte ihre Reaktion einfach nicht verstehen. Reika zog ihre Waffe zurück und schnallte sie auf ihrem Rücken fest. Dann wandten sie sich von dem Wesen ab und gingen weiter Richtung Palast.
 

Auf dem Weg dorthin, kamen ihnen Frauen entgegen. Einige Male verbeugte sich Reika. Doch wie schon vorher im Zentrum verbeugten sich Menschen vor Reika. Sie musste etwas besonders gewesen sein! Doch welche Stellung hatte sie hier in der Stadt? Rosa wusste, dass sie diese Antwort erst vom König erhalten würde. Die Sonne versank mittlerweile in den Baumkronen und schickte ihr rotes Licht über das Land. Dann blickte Rosa auf. Ihre Augen wurden immer größer. Es schien so, als sei der Palast in den Wald hineingebaut zu sein. Ringsherum um das Gebilde rankten die Bäume hervor. Der Palast schien im Wald zu versinken. Die Steine des Gebäudes waren Smaragdgrün. Erneut brachte diese Stadt Rosa zum Staunen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas gesehen, geschweige denn von irgendjemand gehört. Rosa rannte vor und streichelte mit ihrer Hand über die Holztore. „Hier sind ja gar keine Wachen!?“, bemerkte die Kleine. Reika lachte und erwiderte: „Falsch! Es gibt eine Wache.“ - „Was nur eine?!“

„Glaub mir, diese eine Frau reicht vollkommen aus. Sie besitzt genauso viel Schlagkraft, wie ich sie habe. Du wirst ihr in wenigen Minuten begegnen, denn sie ist ganz in der Nähe!“

„Hä?“

In diesem Moment sauste ein gewaltiges, großes blaues Schwert heran. Es war ein Zweihänder. Diese Waffe ankerte sich in eines der Holztore fest. Aus einer der Baumkronen kam eine junge Frau heraus. Mit einem Satz stand sie vor Rosa. Niemand hätte es geschafft das verankerte Schwert herauszuziehen, doch die Unbekannte schnappte sich den Griff und zog es mit Leichtigkeit heraus. Was Rosa noch mehr verwunderte war, dass sie das lange Schwert mit einer Hand trug. Sie musste unglaublich stark sein.

Mit einem miesen Grinsen ging sie in Kampfstellung. Reika packte ihre Sense und schwang diese. Ohne ein Wort zu sagen, ging die Unbekannte auf Reika los. Die blaue Klinge knallte auf die Sense. Reika kickte ihre Beine weg und so landete ihre Gegnerin auf dem Boden. Die Bewohner bemerkten den Kampf und kamen herbei geeilt. Allerdings mischte sich niemand in den Kampf ein. Die Schwertkämpferin rammte ihr Schwert in den Boden und beschwor irgendetwas herauf. Sie murmelte unverständlich Worte vor sich hin. Rosa konnte leider nichts hören. Plötzlich schoss ein Geysir herauf und verschlang Reika. Ihre Sense fing an zu glühen. Aus dem schwarzen Griff und Klinge wurde ein brennendes Rot. Mit Leichtigkeit brach Reika aus dem Wirbel heraus und stürzte von oben auf die Unbekannte. Ein riesiges Krachen war zu vernehmen, als Reika aus einer unglaublichen Höhe heruntersauste und auf dem Boden ankam. Der Stab der Sense schlug gegen den Hals der Gegnerin. Woraufhin diese zu Boden ging. Beide rangen nach Luft. Doch es gab kein Anzeichen der Aufgabe. Aus ihren blauen Augen strahlte eine Selbstsicherheit die Rosa zuletzt bei Reika gesehen hatte. Das Schwert war der Kriegerin, während des Zusammenstoßens mit Reika, aus der Hand gefallen. Dieses ragte senkrecht aus dem Rasen. Reika schwang ihre Sense und wollte zum letzten Schlag ansetzen. Doch dann erklang eine Stimme: „Reika und Nana! Es ist genug der Vorführung eurer Kräfte! Es reicht! Kommt alle fünf in den Palast. Reika und du nimm dieses Mädchen mit!“ Reika und ihre Gegnerin gingen auf die Knie und verbeugten sich in Hochachtung vor einem jungen Burschen. Seine langen grünen Haare wehten ihm Wind. Seine schwarzen Augen hatten einen durchdringenden Blick. Eine kurze Weste umhüllte seinen Oberkörper. Seine Hüften hielten eine lange Hose. Auch die Bewohner verbeugten sich vor diesem jungen Mann.

„Reika! Mein Vater verlangt dich sofort mit dem Mädchen zu sprechen. Gehe seinem Befehl bitte sofort nach!“

Reika stand auf und verbeugte sich kurz, um dann zu sagen: „Jawohl, Prinz!“ Dann schielte sie noch einmal kurz zu der Kriegerin herüber. Ihre blauen Haare und Augen stachen besonders hervor. Ihr kurzes Top und die enganliegende Hose waren komplett zerfetzt. „Nana und du zieh dich um! Wir werden dich dann auch erwarten!“ Nana tat dasselbe, wie zuvor Reika es getan hatte und fügte hinzu: „Ich werde mich beeilen, mein Prinz!“
 

Rosa betrachtete sich diesen Prinzen. Als sie ihren Blick von ihm ablenkte, stand Reika bereits neben ihr. Dicht folgte sie Reika, die ihr den Weg zeigte. Der Prinz war nicht mehr zu sehen und auch diese Nana hatte sich aus dem Staub gemacht. Mit der Zeit wusste Rosa nicht mehr in welchem Gang sie war. Denn jeder Flur glich sich, wie der zuvor. Zwei Wachen waren dann an einem Ende zu sehen. Es waren Riesen. Beide mit Muskeln bepackt.

Mit grimmigen Mienen blickten sie auf Reika und Rosa herab. Als sie Reika erkannten, öffneten sie die Tür. Ein prachtvoller Saal kam zum Vorschein. An der Decke hingen zwei prunkvolle Kronleuchter. Der rote Teppich führte direkt zum Thron. Dort standen drei Stühle. In der Mitte saß ein alter gebrechlicher Mann. Sein weißer Bart hing gepflegt an seinem Kinn. Zu seiner rechten saß eine streng dreinblickende Frau. Sie warf ihren strengen Blick hinüber zu Rosa. Auf der linken Seite hockte der Prinz. Vor dem Thron standen bereits drei weitere junge Damen. Alle lächelten als sie Reika erblickten. Diese trat mit Rosa vor. Erneut verbeugte sie sich und bat darum sprechen zu dürfen, was ihr auch gewährt wurde. Reika erzählte jede Einzelheit von Rosa und alles was passiert war. Dann winkte der König Rosa näher zu sich heran. Noch immer stand Reika hinter ihr und wich nicht von ihrer Seite. Doch dann räusperte sich die Königin und stellte noch einige komplizierte Fragen. Manche beantwortete Reika schnell, wobei sie danach schnell einen zurückweisenden Blick der Majestät einfing. Der König lächelte und sagte: „Wir werden dir helfen! Reika wird für dein Wohl sorgen und dir alles beibringen, damit du eines Tages erfolgreich in die Schlacht gegen die Zaibacher ziehen kannst. Hast du denn noch Fragen an uns?“

Rosa nickte und wusste nicht so recht, wie sie sich ausdrücken sollte. „Sprich ruhig in deiner Umgangssprache mit uns. Wir werden dir nichts übel nehmen“, warf der Prinz schnell dazwischen.

„Warum haben sich alle vor Reika und Nana verbeugt? Ich frage mich das schon die ganze Zeit, aber ich komme nie auf eine Antwort. Weil ich Reika nicht schon wieder mit Fragen belästigen wollte, hoffe ich, dass sie mir meine Fragen beantworten können.“ Der Prinz lachte und erwiderte: „Ich werde dir die Antwort geben, meine Kleine!“

Die königlichen Kriegerinnen

Der Prinz stand auf und ging auf Rosa und den Anderen zu. Reika und die anderen Frauen stellten sich stramm hin. Der königliche Sohn ging um alle vier herum und blieb hinter Reika stehen. Kurz schnupperte er an Reikas Haar. Ihm fiel auf, dass es nach Pfirsich roch. Dann begann er zu erzählen: „Rosa bei uns gibt es eine ganz bestimmte Rangordnung. Die du auch irgendwann einmal befolgen musst. Die Bewohner werden von uns beschützt! Wenn jemand sie angreift, setzen wir uns dafür ein, dass sie unverletzt davon kommen. Es geht los bei einem Soldaten. Er ist noch der Schwächste in der Rangfolge. Dieser beherrscht nur die Anfänge der Kriegsführung. Danach folgen die Wachen. Sie sind schnell und haben meinst eine unglaubliche Kraft. Diese reicht manchmal bei ihnen aus, um einen Baum mit bloßer Hand zu fällen. Hierauf folgen unsere Offiziere. Ihre Spezialität sind Übergriffe. Es folgen die Ritter. Ihre Technik in der Schwertkunst ist sicherlich ein Begriff für dich. Die Grafen sind hier anders als du es gewohnt bist, denn sie sind gescheite Kämpfer. Sie erkennen nach wenigen Minuten die Schwachstellen bei dem Gegner, um diese dann vernichtend zu schlagen. Dann folgen der König und die Königin, sowie ich der Prinz. Reika gehört allerdings zu einer so genannten Spezialeinheit. Ihre Gruppe ordnet sich nicht direkt ein. Gewisse Gruppen sind ihnen Untertan. Ihre Macht besteht in ihrer Besonderheit. Was du draußen vor den Toren des Palastes erlebt hast, war eine kleine Kostprobe ihrer Fähigkeiten. Sie sind in der Lage mit den Elementen zu verschmelzen und sie zu kontrollieren. Diese Einheit untersteht nur dem Befehl der königlichen Familie. Es sind fünf Damen die dieser Einheit angehören. Reika kennst du bereits. Dazu gehören noch Nana, die ihr vor den Toren begegnet seid, Vera, Xen und Loreley. Jede von ihnen beherrscht ein Gebiet im Wald. Reika ihr Gebiet ist der östliche Teil. In ihrem Territorium wurdest du auch von ihr entdeckt. Nana ist sehr flink und kann sich sehr gut in den Bäumen verstecken. Sie erkennt Gefahren schon aus einer großen Entfernung und warnt die Anderen immer. Ihr Gebiet ist der Zentrale Teil des Waldes. Im Norden wirst du auf Vera stoßen. Durch ihre macht ist schon so mancher in seinen eigenen Tod gegangen. Außerdem ist sie die Frau von Ruk, dem Schmied. Xen ist eine Meisterin des Nahkampfes. Wer sich in den Westen des Waldes wagt, entkommt ihr nicht so schnell. Als letztes noch Loreley. Im Süden dieses Waldes ist sie zu Hause. Man sieht sie so gut wie nie. Ein jeder weiß, dass sie existiert, doch keiner hat sie zu Gesicht bekommen, außer der königlichen Familie. Man nennt sie bei uns in der Stadt der Diebe die königlichen Kriegerinnen. Ihre unvorstellbare große Macht die sich in sie vereinen, sind Erbschaften von Drachen die einst oder noch immer auf Gaia leben. In ihren Herzen ist jeweils ein Stück eines elementaren Kristalls. An so ein Stück zu kommen, muss man einem Drachen sehr nahe kommen und Freundschaft mit ihm schließen. Dann der Ursprungskristall befindet sich auf der Stirn zwischen seinen Augen. Jeder von diesen Drachen ist eine Macht für sich alleine. Um eine königliche Kriegerin zu werden braucht man einen Kristall von einem elementaren Drachen. Aber ich warne dich, begebe dich nie auf die Suche nach einem. Sie sind sehr launisch und verstehen keinen Spaß. Diese Ungeheuer machen Jagd auf alles was sich im Wald bewegt. Sie machen keine Ausnahme. Erst wenn man weiß, wie man sich gegen diese Biester wehren kann, kann man sich auch getrost los in den Wald begeben. Reika wird dich soweit trainieren, dass du in den Wald gehen kannst ohne dir Sorgen zu machen. Ich werde einmal in der Woche zu euch kommen, um zu sehen, wie weit du im Training bist. Ich hoffe, dass ich all deine Unklarheiten beseitigt habe!“

Rosa nickte. Als sie und Reika gehen wollte, rief der Prinz: „Reika, ich erwarte dich in fünf Minuten im Saal des Kampfes!“ Sie blickte in seine Augen und stimmte ihm mit einer Verbeugung zu. Danach nahm sie Rosa bei der Hand und ging mit ihr aus dem Palast. Vera kam hinzu und fragte: „Hat die Kleine überhaupt schon was gegessen?“ Bevor Reika auch nur einen Ton sagen konnte, war Rosa bei Vera eingeladen. Sie verabschiedeten sich von der Kriegerin und gingen in das Haus von Vera und Ruk, dem Schmied. An dem Tisch saßen schon Nana und Xen. Nana hob ihren Kopf und blickte sie aus ihren blauen Augen an. Auch Xen betrachtete sich das junge Mädchen. Rosa nahm am anderen Ende des Tisches platz. Die blauen Augen von Nana und die rauchgrauen Augen von Xen schwebten weiter über die Platte. Dann fragte Nana als erstes: „Warum bist du vor den Zaibachern davon gelaufen?“

„Weil..Weil sie mich wieder foltern wollten!“

Die beiden Kriegerinnen sahen sich an und waren entsetzt über diese Antwort.

Xen hackte nach: „Wie hast du es denn geschafft zu entkommen?“

„Eine Freundin hat mir geholfen und ich will sie da jetzt wieder rausholen, das bin ich hier Schuldig!“

Die Blauhaarige meinte: „Du hattest großes Glück, dass du Reika begegnet bist!“

Auch Xen stimmte zu: „Ja, Nana hat Recht! Es hätte schlimm ausgehen könne. Rosa ließ den Kopf hängen. Dann kam Vera und erwiderte freudestrahlend: „Aber du hast es geschafft. Reika wird dich auf jeden Fall unterstützen. Da wird sie aber nicht die einzige sein! Oder Mädels?“

Alle beiden grinsten. „Ich hab sowieso noch eine Rechnung mit ihnen offen“, fiel Nana ein. „Richtig, es wird Zeit, dass wir ihnen zeigen, wer hier das sagen hat“, entgegnete Xen. Rosa war über diese Spontanität sehr überrascht. Dann fasste Vera ihr freundschaftlich auf die Schulter und reichte ihr eine Schüssel mit Fleischsuppe. Nana und Xen brüllten um die Wette und Ruk versuchte beide wieder still zu bekommen. Es war eine glückliche Runde. Sie lachten bis in die Nacht hinein.
 

Währenddessen war Reika auf dem Weg zum Saal des Kampfes. Der Prinz erwartete sie schon…..

Angriff!

so nach langem warten bekommt ihr endlich wieder was neues zu crossfire

sry wenn ihr so lange warten musstest T.T

echt jetzt sry

eure Picco^^

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Reika war unterwegs zum Saal des Kampfes. Sie durchquerte mehrere Gänge. Jeder einzelne ähnelte seinem Vorgänger. Als sie von weitem schon eine Tür sah, atmete sie noch einmal tief durch und riss die Tür auf.
 

Mitten im Saal stand Amee. Er war ihr mit dem Rücken zugewandt. In der linken Hand hielt er ein langes Schwert und starrte ins Leere. Reika schloss die Tür hinter sich und blieb an Ort und Stelle stehen. Wie gelähmt sah sie zu ihm rüber. Dann drehte er sich um und sah sie zornig an. Auf einmal griff er Reika an. Er sauste auf sie zu und wuchtete ihr sein Schwert entgegen. Im letzten Moment konnte die Kriegerin ihre Sense zücken und wehrte sich gegen ihn. Die Klinge der Sense und die des Schwertes klirrten aufeinander. Reika verstand Amees Verhalten nicht. Doch sie trat trotzdem gegen ihn an. Immer mehr stieg ihr Zorn. Die scharfe Spitze ihrer Sense fing an rot zu leuchten. Langsam gewann Reika die Oberhand. „Crosser! Hilf mir nicht! Ich will ihn nicht verletzen. Also halt dich zurück!“, dachte sie zornig in sich hinein. Amee musste sich mehr anstrengen. Mit einer großen Geschicklichkeit balancierte er mit dem Schwert. Hin und wieder hätte er sie fast erwischt, doch sie konnte sich gerade noch befreien. Die Sense wurde immer wärmer, bis sie eine wahnsinnige Hitze hatten. Sie schwang ihre Sense und erwischte Amee mit der stumpfen Seite der Klinge am Schulterblatt. Er sank auf die Knie zusammen. Doch er gab sich noch nicht geschlagen. Mit seinem rechten Bein kickte er ihre vom Boden, auf dem sie dann unsanft landete. Durch den Sturz verlor sie ihre Sense. Allerdings hatte Amee noch immer sein Schwert. Dieses rammte er nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht in den Hallenboden! Amee kam Reika immer näher. Seine Lippen rückten den ihren immer dichter. „Amee wenn uns jemand sieht!“, erwähnte Reika. Amee wimmelte ab: „Das ist mir egal!“ Dann krachte es auf einmal und Reika drückte sich von Amee ab und machte sich auf dem Weg. Doch Amee wollte sich nicht so einfach von ihr versetzen lassen. Er drückte ihren Körper an seinen und ihre Lippen berührten sich. „So leicht werde ich dich nicht aufgeben!“ Dann ließ er sie gehen. Sie schnappte sich noch ihre Sense und lief dann davon. In ihren Augen glänzten flüssige Diamanten.
 

In der Stadt war allgemeine Panik ausgebrochen. Unsichtbare Guymelefs griffen die Stadt an und zerstörten alles was sich ihnen in den Weg stellte. Die Wachen der Stadt probierten ihr Bestes, doch auch sie konnten sich nicht dauerhaft gegen diese Stahlgiganten wehren. Der König stand vor seinem Palast. Reika kam von oben herab und landete neben dem König. Sie blieb in der verbeugenden Haltung und die anderen folgten ihr. Alle Kriegerinnen warteten auf den Befehl des Königs. Als Rosa dazukam fragte sie Ruk der neben ihr stand: „Warum tun sie denn nichts! Sie würden diese Guymelefs doch locker zerstören!“ Ruk legte eine Hand auf ihrem Kopf und streichelte sie vorsichtig, dann sagte er mit gesenkter Stimme: „Sie handeln nur im Befehl des Königs. Gibt er keinen Befehl, dürfen sie nicht Angreifen! Selbst wenn die gesamte Stadt in Flammen aufgehen würde, dürften sie nichts machen. Wer doch eingreift, missachten den König! Und das wird bestraft!“ Sie war starr. Rosa konnte es einfach nicht verstehen. „Wie werden sie bestraft?“

Ruk kniete sich hin: „Es gibt einen Drachen, den noch niemand bändigen konnte. Dieser Drache ist wild und hat eine unglaubliche Zerstörungskraft. Er kann das Wetter beeinflussen und gehört mit zu den stärksten Drachen, die je gelebt haben. Selbst Reika, die es geschafft hat zwei Drachen zu bändigen, konnte ihn nicht zähmen. Und das soll schon was heißen!“

Rosa bekam Angst. Wie konnte man so etwas nur jemanden antun.
 

Der König grinste nur. Er wartete auf die Gelegenheit seine besten Kriegerinnen loszuschicken. Reika und die anderen standen auf. Alle hielten ihre Waffen in der Hand. Mit einem emotionslosen Blick starrten sie auf den Platz des Geschehens. Die Guymelefs zerstörten mit ihren Schwertern die Häuser. Pferde flippten aus und rannten ziellos in den Wald, die Hunde bellten die Stahlgiganten an. Allerdings zogen sie sich bei Gefahr zurück. Immer noch standen die Kriegerinnen neben dem König und rührten sich nicht. Ruk und Rosa standen in Sicherheit. So glaubten sie. Einer der Guymelefs entdeckte Rosa und den Schmied. Mit seinem riesigen Schwert ging er auf die Beiden los. Im letzten Moment konnte Ruk Rosa aus der Schusslinie rausziehen. Dann kam ein weiterer Guymelef und umzingelte beide. Es gab kein entkommen mehr. Der König ließ einen Blick auf Reika fallen. Sie zuckte. Am liebsten hätte sie sofort eingegriffen. Doch wenn sie das machen würde, würde sie den Befehl des Königs missachten. Zorn kam in ihr auf. Sie spürte zwei fremde Herzen in sich pochen. Die Sense glühte. Amee beobachtete dies alles von oben. „Reika, zeig uns deine Kraft! Beweis dich! Greif an!“, brannte es in Amees Gedanken.

Missachtung des Befehls

Das pochende Herz klopfte wie wild und drückte näher an ihre Brust. „Sie melden sich! Meine Freunde! Crosser und Arkase was soll ich tun? Hilft mir doch!“, flehte sie sich selbst an. Der Guymelef rammte sein Schwert nur ein paar Meter neben Rosa in den Boden. Auch die anderen königlichen Kriegerinnen wollten eingreifen, doch der König gab keinen Befehl. Als Ruk sich schützend vor Rosa stellte, machte Vera sich Sorgen. Ihr Mann begab sich in Gefahr. Vera zückte ihre Waffe. Sie rannte an Nana und Xen vorbei. Ohne einen Befehl zu bekommen, wollte sie angreifen! Allerdings kam Reika ihr zuvor. Reika rannte die Treppen herunter und stürmte auf die Guymelefs zu. Vera war direkt hinter ihr. Der König war gereizt. Noch nie hatte jemand seinen Befehl missachtet! Xen, Nana und Loreley rannten hinterher. Jeder hatte seine Waffe bereitgehalten.
 

Nana hielt die Spitze ihres Schwertes in die Luft: „Zyrna, Hüterin des Wasserkristalls! Steh mir bei!“ Dann wirbelte sie mit dem Schwert herum und rammte die Klinge in den Boden. Ein Wasserwirbel entstand und suchte seinen Weg in den Himmel. Er breitete sich immer weiter aus. Plötzlich stießen zwei gigantische Flügel aus dem Wirbel und zerstörten ihn. Nebel bildete sich. Als dieser verschwand, stand Nana einfach nur da und blickte zu Boden. Als zwei Guymelefs auf sie zukamen, rührte sie sich nicht vom Fleck. Mit einem Mal blieben sie stehen, die Eisenginanten. Stahlblaue mächtige muskulöse Beine standen hinter Nana. Ihr Kopf ging gerade mal biss zu dem Knöchel. Zwei Pranken bohrten sich in den Boden. Ein mächtiges Gebrüll hallte durch den Wald. Mit einem Prankenhieb von dem Drachen wurde der Guymelef geteilt. Seine Zähne rammten sich in den Stamm und zogen einen Baum aus dem Boden. Diesen warf Zyrna auf einen anderen Guymelef. Dann legte er sich auf den Boden und gähnte laut.
 

Xen und Loreley hatten vor sich drei Guymelefs und grinsten sich hämisch an. Die schwarzhaarige Xen ballte ihre Fäuste und aus ihren Handflüchen schossen krallenartige Sicheln hervor. Loreley streichelte das Gras und zog zehn Grashalme heraus, zwei davon ließ sie wieder fallen. Diese fielen rasant zu Boden und bohrten sich in die grüne Wiese. Dann legte sie die Halme in die Zwischenräume der Finger und ballte ihre Hände zusammen. Die Halme wurden zu Dolche. Die grünen Klingen glänzten im Sonnenlicht. Xen und Loreley griffen an. Mit einem Hieb drang Xen in den Oberkörper ein. Ihre Hand durchbohrte den Stahlpanzer und durchdrang den Körper des Soldaten. Noch lebte er. Doch das sollte nicht lange anhalten. Loreley sang in einer wunderschönen Tonlage und warf die Dolche in das Loch, welches von Xen war. Der erste Guymelef kippte um. Es waren nur noch zwei andere. Xen leckte über ihre Krallen und ballte ihre Fäuste noch mehr. Die Krallen drangen noch ein Stückchen mehr aus ihren Händen und waren schon beinahe so groß wie eine Klinge von einem Schwert. Der nächste Guymelef näherte sich ihnen. Mit einem Sprung und einer kurzen Handbewegung zerlegte sie den Eisengiganten. Loreley hielt noch immer ein paar Dolche in ihrer Hand doch anstatt diese zu werfen, sang sie. Wie in Trance wickelten sich Ranken um den Riesen. Sie machte eigenartige Handbewegungen. Dadurch schlangen sich die Ranken noch mehr um den Giganten. Man hörte es hin und wieder knacken, der Schutzpanzer gab nach. Als Loreley dann die Hand zusammenballte, hörte man es nur noch knacken. Die Ranken hatten ihn soweit umschlungen bis man nichts mehr sehen konnte. So konnte man auch nicht mehr sehen, wie der Guymelef elendig zusammengedrückt wurde. Loreley verzog keine Mine. Ihr Gesicht blieb kalt.
 

Vera musste sich durchringen. Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Gleich fünf Guymelefs stellten sich ihr in den Weg. Ihre Stablanze durchbohrte bereits den ersten Stahlgiganten. Sie stand auf seinen Oberkörper und zog ihre blutdurchtränkte Lanze aus dem Körper des Opfers. Ihre grauen Augen funkelten. Ihr Hass brachte sie zum überkochen. Um Vera herum bildete sich ein kleiner Tornado. Erst war er nur ganz klein, doch dann wuchs er bis dieser fast die Baumkronen herreichte. Die übrigen vier Guymelefs wurden in diesen herein gesogen. Dann wirbelte sie mit der Klinge im Auge des Tornados. Die Stahlgiganten wurden in die Säge gerissen und zerstört.
 

Zwischen Reika und Rosa befanden sich sechs Guymelefs. Diese waren allerdings größer und hatten einen anderen Panzer, als die übrigen. Reika musste sich konzentrieren, damit nichts schief geht. Die Sense glühte und würde bald ihre wahre Macht zeigen. Die Panzergiganten schritten zurück. Doch einer von ihnen wagte sich, sich gegen Reika zu stellen. Ihre Augen brannten vor Wut. Sie rammte ihre Sense quer durch den Panzer und teilte den Guymelef. Nun wollten zwei andere von ihnen ihr Glück versuchen. Doch auch dieses Mal war die Klinge von Reika stärker und gewann den Kampf. Drei blieben noch. Diese zitterten und wollten verschwinden. Sie zogen einen Mantel über und waren verschwunden. Allerdings machten sie die Rechnung ohne die Kriegerin. Reika schloss die Augen und konzentrierte sich. Loreley schloss ebenfalls die Augen und übertrug ein paar von ihren Eigenschaften auf ihre Kollegin. Sie spürte wie einer der Guymelefs Pflanzen zertrat und konnte alle drei aufspüren und mit leichten Hieben vernichten.
 

Rosa rannte auf Reika zu. Diese schloss sie in ihre Umarmung und hielt sie fest. „Ist dir auch nichts passiert meine Kleine?“

Sie schniefte und erwiderte kopfschüttelnd: „Nein, mir geht es gut. Doch wer ist dieser blaue Drache dort?“

„Das ist Zyrna. Sie ist ein weiblicher Drache. Vor dir ist ein elementarer Drache. Einer von 18 noch existierenden. Mehr Drachen leben nicht mehr!“, antwortete Reika.

Dann durchdrang eine Stimme Rosas Gedanken: „Es gibt aber nur noch 9 Drachen, die wirklich noch Magie beherrschen!“

Nana lachte und meinte, dass Zyrna mit ihr gesprochen hatte. Mehr zu Lachen gab es allerdings nicht, denn der König stand direkt hinter ihr. Als sich Nana und Reika zu ihnen umdrehte, blickte der König ernst drein….

Bestrafung

Der König schaute zornig drein und machte eine kurze Handbewegung. Reika und die anderen Kriegerinnen wussten, was gleich auf sie zukommen würde. Die Hände von Reika ließen Rosa los. Ihre Beine brachten sie in Richtung Palast zurück. Auch die anderen Kriege­rinnen gingen mit. Rosa wollte ihr hinterher, doch Ruk hielt sie zurück. Er schüttelte nur den Kopf und meinte: „Du kannst dort nicht mit hin! Auch wenn es dir schwer fällt, glaub mir ich fühle mit dir!“ Sein Kopf sackte herunter und eine vereinzelnde Träne suchte ihren Weg auf den blutdurchtränkten Boden. Zyrna stupste Nana kurz an. Diese lächelte ihren Drachen an: „Mach dir keine Gedanken! Wir haben das Richtige getan und keine Strafe der Welt kann unsere gute Tat unterdrücken. Geh jetzt! Dein Kleines wartet sicherlich auf dich!“ Der Was­serdrache erhob sich. Mit dem Erheben zogen sich Unmengen an Wasserstrahlen um den Kör­per des Drachen. Ein kurzer Blick auf den Schützling und schon war Zyrna verschwunden. Reika sah sich um und blieb kurz stehen. Nana rannte auf sie zu.
 

Die Wachen des Tempels machten sorgsame Gesichter. Sie konnten auch nicht fassen was sie gerade getan haben. Der Anblick eines Drachens war nicht neu für sie gewesen. Doch noch nie hatten sie den Befehl des Königs missachtet. Auch konnten sie es nicht fassen, dass Reika das alles für ein kleines Mädchen getan hatte. Doch Reika betrat die Gänge des Gebäudes mit einem guten Gewissen und sie wusste, dass der König sie bestrafen würde. Und dass alles nur, weil sie als erste in den Kampf ging ohne einen Befehl zu erhalten. Sie hatte es allerdings nicht nur wegen Rosa getan, sondern auch für Vera. Man hätte sie von ihren Mann getrennt und dass hätte beiden das Herz gebrochen. Um das zu vermeiden ist sie, ohne nachzudenken, einfach losgelaufen. Die fünf Kriegerinnen gingen mit einem Lächeln auf den Lippen die einzelnen Gänge entlang.
 

Auf dem Weg dort hin unterhielten sie sich.

Nana: Das war mal ein Kampf!

Xen: Du sagst es!

Loreley: So konnte ich mich auch mal ein wenig amüsieren.

Vera: Reika, tut mir leid!

Reika: Schon okay, ich konnte dich nicht in dein Unglück laufen lassen! Außerdem warst du damals eine der ersten, die mich herzlich aufgenommen haben. So konnte ich mal revanchie­ren.

Vera: Danke, Reika!

Nana: So konnte Rosa auch gleich mal einen Drachen kennen lernen.

Xen: Du hast Zyrna nur rausgeholt, dass Rosa sie sehen kann!

Loreley: Gib zu, dass du dich nicht gegen die beiden alleine wehren konntest!

Nana: Das ist nicht wahr!! Reika, sag doch auch mal was!

Reika: Die beiden haben Recht! Außerdem hättest du mit dem Auftritt von Zyrna fast das ganze Dort unter Wasser gesetzt!

Xen: Genau, du weißt doch das sie immer das Wasser anzieht, bei Auftritt und sogar beim Abgang!!

Loreley: Denk doch auch mal an die Pflanzen! Wenn sie zuviel Wasser bekommen gehen sie ein!

Nana: Du denkst wohl immer nur an deine Pflanzen, was????

Reika: Nana, du müsstest wissen, das wir ohne die Bäume und den Rest der Pflanzenwelt, schon längst aufgeflogen wären!

Nana: Musst du immer wieder Recht haben! Schon gut, ich hab nicht nachgedacht.

Xen: Das konntest du doch noch nie!
 

Alle lachten aus vollem Herzen, doch als sie dann vor der Throntür standen, verstummten alle fünf. Die Wachen öffneten die Türen. Der Saal wurde enthüllt. An den Wänden hingen Fackeln. Der komplette Raum war mit rotem Samt ausgestattet. Der König richtete seinen wütenden Blick auf Reika. Sie stand in der Mitte der königlichen Kriegerinnen. Grafen, Sol­daten und die restlichen Hoheiten standen vor dem Thron. Alle adligen Blicke waren auf Reika gerichtet. Eine zornige Stimme durchdrang den Saal, es war die des Königs: „Reika, komm näher zu uns! Das ist ein Befehl!“ Die Kriegerinnen zuckten zusammen. Noch nie wurde jemand von ihnen bestraft. In Vera schnürte sich alles zusammen. Sie war doch die erste. Nur weil Reika schneller war, würde sie jetzt bestraft werden. „Nein! Ich bitte sie be­strafen sie mich! Ich war doch….!“, schoss es aus Vera raus. Doch Reika klopfte ihr auf die Schulter und ging grinsend an ihr vorbei. Es war wie ein Bußgang. Verachtenswerte Blicke richteten sich auf Reika.
 

Im Hintergrund hörte man eilige Schritte heraneilen. Es war Amee. Doch die Wachen hielten ihn auf, indem sie die Lanzen kreuzten. „Nein, Vater! Sie hat nur das getan, was sie einst im Eid geschworen hat. Nämlich das Volk beschützen, wenn es der König nicht mehr kann!“

Der Blick des König wurde ernster: „Schweig!“ Das Gebrüll des Königs hallte durch den Saal. Auch die anderen Kriegerinnen spürten den Zorn. Reika ging weiter und kniete vor dem König. Sie hatte zwar einen Befehl missachtet, doch sie kannte noch immer das Wort Respekt. Und diesem gab sie dem König mit ihrem Verhalten. Er fühlte sich stark, Doch wie würde seine Strafe aussehen. „Erhebe dich Reika und empfange deine gerechte Strafe!“

Reika tat das, was ihr König von ihr verlange. „Du hast meinen Befehl missachtet, als du los­gestürmt bist. Vera kann sich glücklich schätzen, dass du nun ihre Strafe trägst. Deine Macht ist überwältigend. Eigentlich zog ich dich in Erwähnung die neue Königin an der Seite meines Sohnes zu werden! Doch durch dein Verhalten hast du alles zu Nichte gemacht!“
 

Amee brach zusammen. Er murmelte nur noch vor sich hin: „Das was ich mir gewünscht habe, wäre fast Tatsache geworden. Nur deswegen soll es nicht geschehen! Verdammt! Reika, ich liebe dich doch!“ Seine nackte Faust schlug auf den Boden des Saals. Auch Vera sackte zusammen und brubbelte vor sich hin: „Ich hab ihr, ihren sehnlichsten Wunsch verbaut!“ Tränen der Verzweiflung rollten herab.
 

Reika nahm es einfach hin. Auch sie wäre am Liebsten zusammen gebrochen. Doch sie be­hielt Haltung, auch sie wäre jetzt lieber zusammengebrochen. Ihr Blick sah stur nach vorne, direkt auf den König gewandt. Er fuhr fort: „Deine Strafe wird härter sein. Da du die Beste aus unserem Dorf bist und das die geeignete Sache ist, die uns der Rat der Diebe eingefallen ist! Du wirst dich in den Osten dieses Waldes begeben und mir als Beweis deiner Loyalität ein Stück des Donnerkristalls bringen! Und das ohne Hilfe deiner Drachen Crosser und Arkase!“…..

Sharank

Die Kriegerinnen zitterten. Es war die gefürchtete Höhle des Donnerdrachen. Dieser eigenwillige Drache wurde noch nie gezähmt. Sein Zorn wollte niemand spüren. Keine der Kriegerinnen würde sich in die Nähe dieser Höhle trauen ohne ihren Drachen.
 

Doch Reika verneigte sich und sprach: „Wie mein König es wünscht, werde ich meine Bestrafung annehmen und mich in die Höhle des Donnerdrachens Sharank begeben. Dort werde ich als Anerkennung meines Respekts und die Schande die ich euch bereitet habe ein Stück des Kristalls mitbringen, selbst wenn ich dabei sterben sollte. So wird das denn ein Zeichen meiner Unerfahrenheit sein!“ Sie erhob sich wieder und ging ohne etwas zu sagen an ihren Freundinnen vorbei. Als sie Amee auf dem Boden auf allen vieren sah, beugte sie sich herunter und half ihm hoch. Er schaute sie an. Doch er konnte keinen Ton herausbringen. Sie streichelte mit ihrer Hand über seine Wange und machte sich auf den Weg.
 

Amee stürmte zum Thron und krallte sich seinen Vater am Kragen: „Wenn sie stirbt, wirst du nie einen Sohn gehabt haben, weil ich ihr dann in den Tod folgen werde!“ Mit diesen Worten ging er und verabschiedete sich von ihm. Die anderen Kriegerinnen waren in ihrer eigenen Welt gefangen. Jeder von ihnen machte sich schwere Vorwürfe, warum sie sie nicht aufgehalten haben, dann wäre es vielleicht nur eine kleine Strafe geworden.
 

Reika stieg die Außentreppen hinab. Rosa kam ihr entgegengelaufen und warf sich in ihre Arme. Ihre Tränen tränkten die Sachen von Reika. Mit einem Lächeln auf den Lippen streichelte sie über den Kopf von Rosa und gab ihr einen kleinen Kuss. Dann drückte sie die Kleine von sich weg. Sie verließ ohne ein Wort zu sagen die Stadt und durchstreifte den Wald. Rosa blieb wie angewurzelt stehen. Ruk legte ihm eine Hand auf die Schulter. Auch die anderen Kriegerinnen kamen. Vera nahm ihren Mann in die Arme und ließ ihrer Trauer freien Lauf. „Was ist denn passiert?“, fragte Ruk seine Frau. Nana kam und stellte sich in die Mitte des Platzes und gab die Bestrafung von Reika bekannt: „Der König verdammte die königliche Kriegerin Reika Jevailé in die Höhle des Donnerdrachens Sharank zu gehen. Sie soll ihm en Stück von seinem Stirnkristall bringen! Lasst uns für Reika beten! Unser wahren Königin!“ Das gesamte Volk brüllte und als Amee die Begeisterung in den Augen des Volkes sah, wusste er genau, wer an seine Seite gehört. Doch Rosa blieb nicht stehen, sondern bahnte sich einen Weg zu Nana. In Rosa ihren Augen erkannte Nana sofort was sie wollte. Sie kniete sich zu der Kleinen runter: „Weißt du auch welche Gefahr du dich dann aussetzen wirst. Ich kann dir zwar den Weg zeigen, aber ich muss in wenigen Minuten selber zum König. Die Zeit dich bis dahin zu bringen hab ich zwar, doch ich schaffe es nicht dich zu beschützen, wenn du hinein musst!“

„Das ist nicht weiter wild! Ich werde es schon alleine schaffen! Ohne Reika wäre ich ohnehin schon längst Tod! Das bin ich ihr schuldig!“
 

Nana und Vera berieten sich.

Vera: Reika wird dich töten, wenn der Kleinen was passiert! Reika gab ihr einst das Wort einer königlichen Kriegerin. Und dieses Wort ist bindet, wenn Rosa etwas passiert, wird sich Reika das nie verzeihen können!

Nana: Wenn sie dort stirbt, kann sie auch nicht ihr Versprechen halten und dann haben wir den Salat! Dann wird uns Rosa für immer hassen, weil wir Reika nicht geholfen haben!

Vera: Na schön, macht was ihr wollt, aber ich bin immer noch dagegen. Wie kann man nur immer so bockig sein!
 

Trotz Veras Missmut machten sich die Beiden auf den Weg und folgten Reika.

Diese war bereits in einer Gegend angekommen wo der Wald aufhörte und das Geröll, als auch die Erde herrschten. Gras oder andere Pflanzen waren hier ausgestorben. Wahrscheinlich hasste Sharank solche Lebewesen. Keiner kannte die Gestalt von Sharank. Man konnte nur vermuten wie dieser Drache ausgesehen hat. Man spürte nur immer seinen Zorn. Gleich würde sie ihm gegenübertreten. Crosser und Arkase meldeten sich bei ihr, doch sie unterdrückte sie und speiste sie mit den Worten ab: „Ihr wisst ganz genau was ich versprochen habe!“ Sie wollten Reika beschützen, doch sie ließ sich von ihrem Versprechen nicht abbringen, das sie dem König gegeben hatte. Nach etlichen Suchen in verschiedenen Höhlen fand sie endlich Sharank seine. Blitze zuckten aus der Höhle heraus und umschlangen Bäume. Diese wurden in wenigen Minuten vernichtet. Reika wagte sich hinein. Vor ihr erstreckte sich ein mächtiger gelber Drache. Seine Zähne waren spitzer und wesentlich scharfkantiger als die von ihrem Drachen Crosser. Goldenen Augen brachen auf sie ein. Eine Pranke von Sharank verfehlte sie nur knapp. Sie riss etliche Granitblöcke aus den Wänden. Sein Gebrüll ließ die gesamte Höhle vibrieren. Auch die Umgebung zitterte unter seinem furchteinflössenden Gebrüll. Die Höhle stürzte ein. Nur noch ein winziger Eingang blieb offen. Sharank wuchtete seinen stachligen Schwanz gegen die Wände. Immer mehr Geröll kam von der Decke. Mit seinem Maul wollte er nach Reika schnappen, doch diese konnte im letzten Moment ausweichen. Auf seiner Stirn glühte der Donnerkristall. Seine rechte Pranke fing an zu glühen. Er würde in wenigen Sekunden einen mächtigen Donnerblitz loslassen. „Verdammt…!“, dachte sie. Blitze zuckten um seiner messerscharfen Klaue. Damit schnellte er auf den Boden, direkt auf Reika…..!

Sharanks Versprechen

Sharank verfehlte aus irgendeinem Grund Reika. Sie saß eingequetscht in einer Ecke fest. Ein Fels hatte sich über ihrem Bein verankert. Alleine konnte sie es nie im Leben schaffen. Ihre einzige Hoffnung wäre dieser Drache gewesen. Doch dieser ließ sich nicht beruhigen. Jeder Versuch mit ihm über die Gedanken zu sprechen, wurde mit schrecklichen Schmerzen bestraft. Außerdem musste Reika aufpassen. Einer dieser Blitze würde sie töten.
 

Nana brachte sie bis kurz vor die Höhle. Sie konnte nicht sehen, dass der Eingang zugeschüttet war. Also schickte sie Rosa weiter. „Sei vorsichtig! Ich werde versuchen so schnell es geht wieder zurück zu sein. Stell in der zwischen Zeit keinen Ärger an. Halte dich von der Höhle fern. Und sag uns jede Begebenheit, wenn ich mit den Anderen komme!“ Rosa nickte und machte sich alleine auf den Weg. Nana drehte und machte sich wieder auf den Weg zur Stadt der Diebe. Rosa ging den Pfad noch ein Stück weiter und entdeckte den zugeschütteten Eingang. Sie hörte das Brüllen eines Tieres. „Das muss dieser Drache sein!“ Rosa sah das kleine Loch. Sie räumte ein paar Steine beiseite und passte danach mühelos durch den kleinen Eingang. Als sie tiefer in die Höhle ging, sah sie Reika mit ihrem eingeklemmten Bein.
 

Sharank spürte die Anwesenheit einer weiteren Person. Erneut schwang er seinen Schwanz. Sein Gebrüll wurde noch bedrohlicher und seine Pranke krallte sich wieder in die Wände. Die Höhle bebte unter seinen Aufschreien. Rosa sank auf die Knie und hielt sich schützend die Hände über den Kopf. Sharank riss sein Maul auf und schnappte nach Rosa! Er konnte sie an einem kleinem Stück Stoff packen. Die Muskelkraft dieses Drachens konnte Rosa nichts entgegenbringen. „ROSA!!!“, schrie Reika noch auf. Sharank warf sie in die Luft.
 

Rosa landete dann auf seinen Rücken. Dort blieb sie erst einmal sitzen. Dann fragte sie: „Wie heißt du eigentlich?“

Drache: Mein Name ist Sharank. Ich bin der letzte lebende Donnerdrache. Und wer bist du?

Rosa: Mein Name ist Rosa und ich bin gekommen um Reika zu helfen.

Drache: Meinst du dieser Frau dort unten?

Rosa: Genau ihr! Aber warum brüllst du immer so?

Drache: Ich habe irgendetwas zwischen meinen Rückenschuppen. Ich versuche es schon die ganze Zeit zu entfernen, doch alleine schaff ich es einfach nicht!

Rosa: Warum hast du Reika nicht gefragt, sie hätte dir doch geholfen!

Drache: Wir Drachen sind sehr eitel und wollen immer alles alleine schaffen!

Rosa: So ein Unsinn, wenn man was alleine nicht schafft, ist es nie falsch oder ein Zeichen von Schwäche es zuzugeben. Im Gegenteil es ist ein Zeichen von Stärke! Wo genau hast du Schmerzen?

Drache: Steh auf!

Rosa: Gut und nun?

Drache: Gehe drei Schritte vorwärts, dort ist es!

Rosa tat das, was der Drache von ihr verlangte. Sie wühlte in seinem Schuppenpanzer und zog zum Schluss ein Panzertier heraus. Dieses ergriff danach sofort die Flucht. Das Mädchen rutschte von dem Rücken und schaute den Drachen an.

„Ich danke dir!“

„Könntest du als Gegenleistung, Reika und mir helfen hier raus zukommen. Der Eingang ist auch versperrt!“

„Das ist das geringste Problem!“

Sharank nahm den Stein herunter und brach die Steinwand mit seinem Schädel auf. Danach nahm er die beiden auf seinen Rücken und flog mit ihnen zur Stadt der Diebe zurück.
 

Noch immer diskutierten der König und sein Sohn mit den königlichen Kriegerinnen. Als ein großer Schatten über die Stadt schwebt, kamen die Bewohner und die Adligen aus ihren Häusern. Sharank landet in der Mitte der Stadt auf dem Marktplatz. Als Amee Reika erblickt, stürmt er zu ihr hin. „Was ist passiert, konntest du ihn zähmen?“ Reika schüttelt den Kopf. Der König brüllt zornig: „Du wagst es dich trotz deiner misslungenen Tat wieder in die Stadt? Verschwinde!“

Rosa schaut ihn zornig an. Sharank bemerkte ihren Stimmungswechsel und fragte: „Was ist mit diesem Menschling?“

„Reika hat mich beschützt und über mich gewacht, nur weil sie einmal einen Befehl missachtet hat um mich zu retten, wird sie so hart bestraft!“ Eine Träne perlte auf den Panzer von Sharank. Er brüllte auf und seine Pranke verankerte sich nur wenige Meter vor dem Palast in den Boden. Ein riesiges Loch wurde dadurch aufgewühlt. Der König zuckte zusammen. Denn Sharank war ein alter Drache und je älter ein Drache ist, umso größer sind sie. Sharank schnaufte ihn an, dann durchdrang er seinen Gedankengang: „Wenn du Sie noch einmal bestrafen solltest, werde ich dich fressen! Außerdem wird Rosa ab sofort von mir beschützt! Rühr sie an und ich werde Euch mit meiner Pranke zweiteilen!“ Um seinen Worten die genaue Ernsthaftigkeit zu geben, ließ Sharank es noch einmal aufblitzen.

Dann setzte er Rosa ab und stupste sie noch einmal an: „Wenn du Hilfe von mir erwartest, rufe meinen Namen und ich werde dir helfen! Das verspreche ich dir!“ Der Donnerdrache verschwand danach wieder in den grauen Wolken. Der König brach zusammen, dass konnte er nicht durchhalten. Als er dann einen Blick auf Reika und Amee warf, wurde er zornig. Sein Blick schweifte auch über Rosa. Diese sah mit freudigem Blick auf die Beiden.
 

Der König winkte zwei Wachen heran die ihm aufhelfen sollten. „Amee, morgen wirst du zum König gekrönt. Deine Braut wird deine Cousine Cecil sein! Bereite dich darauf vor!“, als er diese erschreckenden Worte ausgesprochen hatte, verschwand er wieder in seinem Palast. Amee sank zu Boden...

Die Vermählung

Amee traute seinen Ohren nicht, doch Reika hielt ihn fest. „Nein lass ihn! Es soll nicht sein zwischen uns! Ich habe das schon lange akzeptiert!“ Durch die Worte von Reika war er schier außer sich: „Wie bitte, ich glaube ich habe mich eben verhört! Reika, seit ich dich gerettete habe, weiß ich genau, dass ich nur dich an meiner Seite akzeptiere. Alle anderen Frauen haben mich nie interessiert und das werden sie auch nicht! Ich werde sie nicht heiraten! Denn ich will dich und nur dich!“ Reika drückte sich von ihm weg und stand eisern auf ihrem verletzten Bein: „Seh es endlich ein! Zwischen uns wird es nie was werden!“ Amee rastete aus und schlug Reika: „Willst du unsere Liebe einfach so wegwerfen!“

Reika unterdrückte ihren Schmerz: „Ich hab dich nie geliebt! Es war nur ein Scherz für mich, mehr nicht!“ Nach diesen Worten ging sie. Vera kam angelaufen und bot ihr stützend ihre Schulter an. Diese nahm Reika dankend an. Amee brach auf seine Knie zusammen: „Bin ich der Einzige gewesen, der geliebt hat?“
 

Rosa ging auf den zusammengebrochenen Prinzen zu. Sie packte ihn an der Schulter. Amee blickte auf und sah in die Kinderaugen von Rosa. Diese lächelte ihn an: „Reika hat das nur getan, weil Sie die Rangfolge beachtet! Als ich sie das erste Mal getroffen hatte und von dem König und dem Prinzen sprach, wurde sie traurig, als sie von Ihrer Krönung sprach. Sie hatte sich damit abgefunden, nie an Eurer Seite sein zu können. Und weil Ihr das nie begreift, hat sie so reagiert!“ Nach diesen bedenkenden Worten verschwand Rosa. Sie lief zu Nana, die sie dann zu Reika führte.
 

Amee blieb zurück und dachte darüber genauer nach. Wachen kamen und wollten ihm aufhelfen. Doch er schlug ihre Hände beiseite und stand selber auf. Beide begleiteten ihren Prinzen zum Palast. Draußen vor den Toren des Eingangs stand Cecil. Ein Kleid mit Diamanten übersehen in einem schlichtem grün gehalten, umschlang ihren Körper und betonte diesen. Sie verbeugte sich vor ihrem zukünftigen Mann. Doch dieser sagte mit eiskalter Stimme: „Du magst zwar die Frau sein, die mein Vater auserwählt hat. Aber ich werde dich nie lieben! Meine Liebe gilt Reika! Eine andere Frau wird nie meine Liebe für sich gewinnen. Ist dir das klar?“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, ging er weiter in Richtung seines Zimmers. Mit einem trostlosen Blick sah sie den Prinzen hinterher.
 

Reika saß auf einem Holzhocker. Einer der Ärzte kam angelaufen und untersuchte sofort Reikas verletzten Knöchel. Er stellte eine leichte Verstauchung fest. Sie sollte sich für wenige Tage ausruhen. „Überanstrenge deinen Fuß nicht!“, mahnte er. Reika nickte mit einem Lächeln und stand vorsichtig auf. Rosa lief ihr in die Arme. „Rosa, da steckst du ja! Los es ist schon spät. Jetzt geht es ab ins Bett!“ Rosa fiel Reika weinend in die Arme.
 

Reika deckte die Kleine nur noch zu und ging dann vorsichtig aus dem Zimmer. Für ein paar Minuten schaute sie aus dem Fenster zu den Sternen, danach ging sie dann auch zu Bett.
 

Der nächste Morgen brach herein und die Sonne ließ ihre Strahlen auf das Reikas Gesicht fallen. Nur widerwillig stand sie auf und machte sich fertig. Mit einer Schüssel warmen Wasser und einem Lappen ging sie zu Rosa. Diese schlug um sich, als Reika versuchte sie zu wecken. Als es ihr dann doch gelang, hielt sie einen Arm und ein Bein fest. Die Schüssel hatte sie sich auf den Kopf gestellt. Damit balancierte sie hin und her. Rosa wurde leicht rot um die Nase, weil es ihr doch sichtlich peinlich war. Reika drückte ihr nur alles in die Hand mit den Worten, sie solle sich waschen und verschwand dann wieder. Die Kleine tat immer das, was sie von der braunhaarigen Schönheit aufgetragen bekam. Als sie das Wasser wegbringen wollte, bemerkte sie, dass Reika das Wasser unmöglich warm gemacht haben kann. Denn sie hatte weder Herd, noch sonst irgendwas in ihrer Unterkunft. „Oder sie kann mit dem Feuer spielen?“, dachte sie bei sich, „aber das ist unmöglich. Obwohl Nana kann mit Wasser umgehen?“
 

Schnell zog der Vormittag vorbei und der Nachmittag brach herein. Rosa lag auf einer Wiese. Da Reika sie noch nicht trainieren konnte, brauchten sie auch nicht zu üben. Trotzdem bekam sie die Aufgabe die Umgebung zu erspüren. Loreley half ihr dabei. Sie sollte noch so einiges lernen. Gedanklich sprachen beide miteinander.
 

Rosa (R): Warum hat Reika gestern so reagiert?

Loreley (L): Das kann ich dir auch nicht sagen!

R: Wie schafft Reika es eigentlich Wasser warm zu machen?

L: Das musst du dir von ihr erklären lassen. Wir reden nie über so etwas, wenn die Andere nicht anwesend ist.

R: Wieso das denn?

L: Weil sie es möglicherweise nicht möchte, dass du es erfährst. Und nun konzentrier dich wieder!
 

Die Glocken fingen an zu erklingen. Das Training wurde abgeblasen. Loreley und Rosa kamen angelaufen und schauten wissbegierig zum Tempel hoch. Blütenblätter regneten vom Tempel herunter. Amee und Cecil standen beide in Hochzeitsbekleidung vor einem Pfarrer. Beide sollten vor dem gesamten Volk vermählt werden. Der König blickte auf Reika und lenkte danach seinen Blick grinsend, auf seinen Sohn Amee. Die Königin blickte starr zu den Beiden vor dem Altar.
 

„WIR HABEN UNS HEUTE IHR VERSAMMELT UM CECIL UND AMEE, PRINZ DER DIEBE, ZU VERMÄHLEN! NUN CECIL SO FRAGE ICH DICH, WILLST DU AMEE LIEBEN UND EHREN BIS DAS DER TOD EUCH SCHEIDET. SO ANTWORTE: JA, ICH WILL!“

Cecil antwortete nur zögerlich, denn sie spürte den drohenden Blick von Amee: JA, ICH WILL!

AMEE, PRINZ DER DIEBE, WILLST DU DIE HIER ANWESENDE CECIL EHREN UND LIEBEN BIS DAS DER TOD EUCH SCHEIDET SO ANTWORTE: JA, ICH WILL!“……

Wahre Liebe hält nichts auf!

Amee blickte den Pfarrer mit einem tiefen zornigen Blick an. Er zog kurz die Mundwinkel an. Sein Vater stand direkt neben Cecil und hoffte auf den erhofften Satz. Auch Amees Mutter flehte den Himmel an, dass er zusagt. Doch er blieb still und dachte über sich nach.
 

"Ist es das, was ich wirklich will! Mit einer Frau zusammen sein, die ich noch nicht einmal liebe? Kommt die Liebe vielleicht, wenn ich länger mit ihr zusammen bin? Ich kenne die Antwort nicht! Zu gern würde ich hier mit Reika stehen. Doch sie erwidert meine Gefühle nicht. All die Zeit kann sie mich doch nicht angelogen haben! Oder doch? Ich weiß nicht was ich denken soll? Mein Kopf platzt gleich. Diese dämlichen Gedanken die durch meinen Kopf streifen. Egal welches weibliche Wesen ich anschaue, immerwieder sehe ich nur Reika. Ich liebe sie doch! Warum kann sie nicht das Gleiche für mich empfinden. Sind ihr meine Gefühle denn vollkommen egal! So sehr ich mir auch wünsche, dass sie nur mir gehört, um so weiter entferne ich mich von ihr. Also hab ich nur eine Chance, dass sie endlich kapiert, dass ich nur sie liebe. Was mein Vater dazu sagt, ist mir total egal. Er hat doch keinen Schimmer, wie ich mich fühle. Sein Handeln kann man einfach nicht verstehen. Will er mich in mein Verderben laufen lassen? Reika! Warum darf ich nicht an deiner Seite sein? Warum können wir nicht zusammen sein. Als wir noch Kinder waren, ging es doch auch. Wir spielten und tollten umher, waren frei. Der Wind zeigte uns jeden Tag einen anderen Weg. Dann haben wir uns ein Versprechen gegeben. Willst du es etwa brechen? Du hast mir damals versprochen.....!“
 

Der Pfarrer riss ihn aus seinen Gedankengang heraus und fragte ihn erneut: „Prinz Amee, wollen Sie nicht antworten?“ Amees Vater wurde immer zorniger. In ihm brodelte es unentwegt. Nur seine Frau konnte ihn zurückhalten. Wie gerne hätte sie ihren Sohn mit seiner Geliebten Reika gesehen. Doch dieser Wunsch blieb ihr verwehrt. Sie musste sich den Etiketten fügen und ihrem Mann gehorchen. Amee schüttelte mit dem Kopf, als wolle er die sinnlosen Gedankengänge wegreizen. Dann blickte er auf, starrte auf den Pfarrer, auf seine zukünftige Braut, wenn er endlich diesen Satz rausbekommen würde. Er wollte ihn sagen, wollte sich von Reika losreizen, doch er steckte fest. Kein Ton erklang. Dann wurde ihm klar, wie tief seine Liebe zu Reika war. Zu dieser ungezähmten Schönheit. Seine Arme hebten sich und legten sich auf die Schulter von Cecil. Ein flüchtiger Kuss auf die Wange, dann sah er in das Volk. Sein Blick schweifte quer durch die Versammlung. Nach einem kleinen Moment fand er sie dann auch endlich. REIKA!
 

Sie merkte, dass sie von ihm angesehen wurde. Ein kurzes Grinsen sauste über ihr Gesicht.

„Nein Amee, tu es nicht! Heirate diese Frau und werde mit ihr glücklich. Niemand wird damit einverstanden sein, dass du mich heiratest. Selbst der König wird uns nicht seinen Segen geben. Du darfst es nicht tun! Auch wenn ich dich liebe, tu es nicht! Sei nicht so stur! Benimm dich nicht wie ein kleines Kind!“
 

Doch Reika konnte ihn nicht mit ihren Gedanken erreichen. Amee löste sich von Cecil und blickte nur noch auf sie, die königliche Kriegerin Reika! Sein Vater wollte ihn packen, doch dann sagte seine Frau erzürnt: „Lass deinen Sohn! Er wird das Richtige tun! Ich weiß es! Auch wenn du nicht auf mich hören willst! Ich werde es nicht zulassen, dass du unseren Sohn in sein Verderben rennen lässt!“ Der König brachte keinen Ton mehr heraus. Es war für ihn das erste Mal, dass seine Frau ihm widersprach.
 

„Reika!“, fing Amee an, „Die Etikette soll uns verbieten uns zu lieben! Das glaube ich einfach nicht. Je mehr mir klar wird, wie sehr ich dich liebe, um so verrückter werde ich, weil du meine Liebe nicht erwiderst.“ Bei jedem seiner Worte schritt er ein paar Stufen hinunter zu seiner Angebeteten. „Je mehr man uns trennen will, um so größer wird meine Liebe zu dir! Mein Vater will uns nicht vereint sehen. Aber es wird mich nie interessieren, was andere Leute über mich denken. Ich scheiß auf die Etikette, weil ich nicht unglücklich werden will. Mein Glück bist du und ich werde dich nicht hergeben. Nie könnte ich dich verletzen!" (kleiner Rückblick von mir, weil sich das hier widerspricht...er hat sie im vorigen Kapi geschlagen! komisch oder????) Er stand direkt vor ihr. Doch sie schüttelte nur den Kopf. Sie wollte ihn nicht so nah sein. Nie wieder wollte sie ihm so nah sein. Ihre Gefühle traten selbst hervor. Sie konnte sie nicht mehr verstecken. Egal wie sehr sie es versuchte. Die Trauer ihn zu verlieren spiegelte sich in einer Träne wieder, welche ihr am Gesicht runterlief. Vor dem gesamten Volk leckte Amee die Salzperle mit seiner Zunge weg und küsste sie. Dann sah er ihr erneut in die Augen und sagte: „Erinnerst du dich, was wir uns damals versprochen haben? Wir werden eines Tages heiraten. Das war unser Versprechen. Seit diesem Tag klammere ich mich an dein Versprechen. Niemand auf der Welt kann so einen Schwur brechen. Reika, heirate mich heute. Hier und jetzt auf der Stelle!“ Sie griff nach seinen Handgelenken und nahm ihm den Kontakt zu ihrem Gesicht. Ihr trauriger Blick richtete sich auf ihn: „Amee! Ich kann dich nicht heiraten. Jetzt nicht und auch nicht in zehn Jahren!“ Amee war fassungslos. Er hatte eben ihr, Reika, einen Heiratsantrag gemacht, vor versammelten Volk und sie lehnt ihn ab. „Das kann nicht sein! Reika ist dir bewusst was du sagst?!“
 

Von oben herab ertönte die Stimme des Königs: „Du hast sie selbst gehört! Lass es sein! Gehe deinen Pflichten nach!“ Doch auch die Königin hatte was zu sagen: „Reika! Ich weiß, dass du nicht aus deinem Herzen sprichst! Dein Herz sagt dir was vollkommen anderes. Es sagt dir immer wieder, wie sehr es meinen Sohn liebt. Warum willst du ihn nicht heiraten? Wegen dieser dämlichen Etikette! Reika, auch ich war einst eine königliche Kriegerin. Vom Rang her nehmen wir uns nichts! Denn ohne eure Hilfe wären wir schon längst alle ausgelöscht worden! Was ist der Grund?“ Reika brach zusammen und sackte auf die Knie. Amee kniete sich zu ihr herunter und packte sie am Gesicht: „Die Etikette interessiert mich nicht! Du bist es, die mich interessiert und niemand sonst!“ Reika fiel Amee um den Hals. Sie weinte. „Reika ich liebe dich und ich will dich heiraten!“ - „Amee es geht nicht!“ - „Was ist denn der Grund dafür?“ - „Ich habe noch ein zweites Versprechen gegeben, welches ich einlösen muss!“ - „Du meinst Rosa?“ - „Ja!“ - „Ich werde auf dich warten! Wenn du dein Versprechen eingelöst hast, sie zur Kriegerin ausgebildet zu haben, werden wir heiraten. Das verspreche ich dir!“

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so das wars^^

mehr gibt es später...........keine Angst so lange werde ich nun auch wieder nicht brauchen um das neue Kapi on zu stellenXD

hoffe ihr seit über dieses Kapi ein wenig glücklich....ich finds irgendwie komisch, aber wenn ich es nicht mag, mögt ihr es meistens, ist aber immer so....

also keep reading
 

eure Picco ^.^ v

Training

Rosa öffnete die Augen und blickte aus dem Fenster. Die Wolken hatten sich verdunkelt und ließen es regnet. Bedrückt legte sie ihr Kinn auf das Fensterbrett und starrte in den grauen Himmel. Reika schlich sich von hinten an und legte ihre Hand auf Rosas Schultern. Diese erschrak so sehr, dass sie fast aus dem Fenster gefallen wäre, hätte Reika sie nicht festgehalten. Mit einem verdutzen Blick starrte Reika sie an: „Was hast du denn auf einmal?“ Rosa deutete nach draußen: „Es regnet und heute sollte doch mein Training anfangen! Ich hab mich schon so darauf gefreut!“ Reika konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Rosa verstand nur Bahnhof. Je mehr Rosa das Gesicht verzog, um so mehr musste Reika lachen. „Hey warum lachst du so?!“ - „Nur weil es regnet, heißt es noch lange nicht, dass du kein Training hast!“ - „WIE!“ - „Hast du noch den Zettel von Loreley?“ - „Ja, wieso?“ - „Der wo die ganzen Kräuter drauf sind?“ - „Ja, den hab ich hier?“ - „Gut! Diese Kräuter wirst du suchen! Du hast zwei Stunden Zeit! Wenn du zu langsam bist, wird Loreley aktiv und macht dir das Leben im Wald zur Hölle. Also beeil dich gefälligst, denn die Zeit hat gerade angefangen!“ - „WAAAAAAAAAAAAAAS!“ - „Willst du noch mehr Zeit vertrödeln?“ - „Das ist gemein Reika!“ - „Du willst doch eine Kriegerin werden. Und da ist das Leben nicht immer leicht, schon gar nicht das Training!“

Ohne noch die Belehrung von ihr anzuhören, gab Rosa gas und war schon im Wald verschwunden.
 

„Verdammt, wo soll ich diese Kräuter nur herbekommen! Und wenn ich mich nicht beeile, werde ich von Loreley angegriffen! Oh man, da bekommt man ja jetzt schon Angst!“

Sie blieb an einer Kreuzung stehen. „Mmmh! Hier war ich schon mal! Die eine Kräutersorte finde ich an einem dieser Wege. Aber war es jetzt der rechte oder der linke? Verdammt! Ich weiß es nicht mehr! Ich geh jetzt einfach mal....! Oh man, wenn ich den falschen nehme, vergeude ich wertvolle Zeit!“ Ohne weiter nachzudenken entschied sie sich für den linken Waldweg. (klar oder! sie muss selbstverständlich rechts lang!) „Irgendwie kommt mir das hier alles nur zu bekannt vor...aber ich glaube, ich hab den falschen Weg genommen!“ Am Ende ihres Weges entdeckte sie eine Höhle. „Hier war ich doch schon mal!“ Als sie sich der Höhle näherte kehrte auch ihre Erinnerung wieder. „Aber klar, das ist Sharank seine! Hoffentlich kann er mir helfen! Denn Reika hat nichts von Hilfe gesagt, die ich in Anspruch nehmen kann!“ So schnell ihre Füße sie tragen konnte, lief sie in die Behausung von dem Donnerdrachen. Dieser schien zu schlafen, denn er rührte sich nicht als Rosa die Höhle betrat. Doch der Drache hatte Schweißperlen auf der Stirn und sein Herz schlug schneller als gewöhnlich. Als Rosa eines seiner Lider öffnete erschreckte sie sich. „Sharank was ist passiert?“ - „Rosa? Bist du es?“ - „Ja! Ich bin’s! Was ist passiert?“ - „Die Menschen haben mich am Himmel gesehen...dann wurde ich mit einem Pfeil beschossen...ich hab ihn zu spät gesehen...er hat mich getroffen...es muss ein Giftpfeil gewesen sein....!“ - „Na super...ich mitten in der Ausbildung und vor mir ein vergifteter Drache! Ach Scheiß auf das Training ich muss Sharank helfen!!!“, kämpfte sie mit sich selber. Sie zog den Pfeil aus seinem Oberschenkel und machte sich ihre Kenntnisse zu nutze, die ihr Loreley beigebracht hatte. Sie griff sich ein paar Blätter und fand so die Giftmischung heraus. „Sharank! Ich geh schnell die Kräuter suchen! Ich bin gleich wieder da!“ - „Warte...Hier laufen viele gefährliche Kreaturen rum! Geh ein Stück weiter in die Höhle...dort wirst du einen Bumerang finden...nimm ihn solange, damit du dich verteidigen kannst!“

Rosa tat das was der Drache zu ihr sagte. Als sie das Ende der Höhle erreichte, erblickte sie einen Boomrang der in der Wand steckte. Sie kletterte die steile Wand hinauf und zog mit all ihrer Kraft an ihm. Als sie es endlich schaffte, verlor sie das Gleichgewicht und fiel herunter. Zum Glück landete sie nur auf ihrem Hinter. „AUA!“

Sie sah genauer zu ihrer neuen Waffe: „Wahnsinn ist das ein Teil!“ Diese Waffe war mindestens so groß wie sie selbst. Und es trug das Donnerzeichen in der Mitte. Die grelle gelbe Farbe strahlte einmal auf und erlosch dann! „Was war das?“ Doch sie wollte sich darüber jetzt nicht den Kopf zerbrechen, sondern die Kräuter für ihren verletzten Freund finden. Sie wusste genau wo diese Pflanze war. Dazu musste sie quer durch den Wald laufen. Die Äste und Bäume schienen nach ihr zu greifen. Einige braune Arme der Bäume verfingen sich in ihren Haaren. „Wenn ich wieder im Dorf bin, lass ich mir die Haare schneiden!“ Die Umgebung wurde immer finsterer. Doch dann brach ein Sonnenstrahl in die Umgebung ein. „Da hinten ist es!“ Sie rannte und kam an einem Abhang an. Unter ihr war der strömende Wasserfall. In ihm hatte Nana einst Zyrna gefunden und Freundschaft geschlossen. Das Kraut welches sie brauchte, war hinter dem Wasserfall. „So ein Mist, alleine komm ich da nicht hin!“ Sie warf ihren Körper verzweifelt auf die Erde. „Was mach ich nur? Ich muss Sharank doch helfen!“ Während sie vor sich herbrummelte, schlichen von hinten die Ranks an sie heran. Ranks waren ekelhafte Biester. Ihre Haut war schimmlig und bläulich. Sie hatten verkümmerte Hände. Diese Biester lebten von Sklavenhandeln und wollten Rosa schnappen. Rosa bemerkte von alledem nichts. Erst als einer der sechs Ranks auf einen Ast traten, schreckte sie auf. Doch es war mittlerweile zu spät. Sie war umzingelt und konnte nicht mehr fliehen.

„Entweder ich trete an oder ich stürze mich den Abhang hinunter!“

Sorge um Sharank

„Bleibt ganz ruhig Kleine, wir werden dir nicht weh tun!“, zischte einer der Ranks. „Das sagt ihr schmierigen Viecher doch immer! Fasst mich bloß nicht an!“ - „Sonst was?“ Rosa griff instinktiv nach dem Bumerang und hielt ihn vor ihren Körper. „Zwingt mich nicht ihn anzuwenden!“, schrie sie die Ranks an. Doch gedanklich, sah sie nicht so stark aus: „Verdammt! Ich hab doch keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll!“ Einer der Ranks meldete sich zu Wort: „Sie hat keine Ahnung welch mächtige Waffe sie in Händen hält!“ - „Scheiße! Sag bloß ihr ekligen Dinger könnt Gedankenlesen!“ - „So sieht es wohl aus!“, kam eine versteckte Stimme.

Die Ranks drehten sich um und schauten durch die Baumkronen. Einer von ihnen zuckte zusammen. Seine gelben Augen waren weit aufgerissen und blickte auf blaue Haare. Als Rosa endlich sah, wer da in der Baumkrone hockte, war sie sichtlich erleichtert. Sie sackte zusammen und schnaufte einmal auf. „Puh! Ich hab schon gedacht, ich müsste runterspringen!“

Die Blauhaarige glotzte sie ungläubig an: „Du weißt schon, dass du hier in meinem Gebiet umherrennst. Und meine Aufgabe ist es schließlich die Dorfbewohner zu beschützen! Aber ich bin ziemlich faul und hab keine Lust zu kämpfen! Was bei meiner Drachendame anders aussieht!“ Nana ließ sich von einen der vielen Äste fallen. Mitten im Flug zog sie ihr Schwert: „Hüterin des Wasserkristalls, erhöre mich und folge mir! Zyrna ich rufe dich!“

Der Boden unter ihren Füßen fing an zu beben und aus dem Wasserfall heraus kam die blaue Drachendame. Ihre Pranken krallten sich in den Boden. Mit lautem Gebrüll erschien der Wasserdrache und schnaufte die Ranks einmal an. Sie wollten fliehen. Doch Zyrna erhob einmal ihre Pranke und ihre Krallen durchtrennten die Körper aller sechs Ranks. Als der kurze Auftritt von Zyrna zu Ende war, verschwand der Wasserdrache wieder. Nana kam auf Rosa zu: „Was hast du hier überhaupt zu suchen, solltest du nicht lieber die Aufgabe von Reika lösen?“ - „Ja ich weiß, aber Sharank braucht meine Hilfe! Ich muss mir die Wasserpflanze Hyodros holen! Ansonsten wird der Drache sterben!“ - „Immer mit der Ruhe....!“, Nana klopfte ihr auf die Schulter, „Ich hol sie dir! Warte du hier!“ Mit diesen Worten ließ sich Nana rückwärts fallen. Sie fiel den Abhang hinunter und mit einem gewaltigen Klatscher landete sie im Wasser. „NANA!“, schrie Rosa noch. Doch es war zu spät. Zu sehen waren nur noch kleine Wasserwellen. Mit einem mal schoss eine Wasserfontäne hinauf und spaltete sich in der Mitte. Nana schoss an ihr vorbei und landete wieder heil auf den Beinen neben Rosa. In der Hand hielt sie die Pflanze, die Sharank so dringend brauchte. Rosa bedankte sich und schnappte Nana die blaue Blume aus der Hand. Bevor Nana irgendetwas sagen konnte, war Rosa schon außer Hörweite.
 

Auf ihrem Rücken hatte sie die Waffe von Sharank gespannt. Als sie in der Höhle ankam, atmete der Donnerdrache nur noch schwer. Das Gift hatte sich weiter ausgebreitet. „Sharank, kannst du mich hören! Sag doch was, bitte!“ An Rosa ihrem Gesicht liefen die Tränen ununterbrochen herunter. Rosa beeilte sich beim zusammenstellen der Heilmischung. Vorsichtig legte sie ein Blatt auf die Wunde. Den Rest der Heilmedizin musste er allerdings trinken und der Drache weigerte sich strickt dagegen. „Sharank, du musst das Trinken oder willst du sterben! Ich will nicht das du stirbst. Dafür hab ich dich viel zu lieb! Hörst du! Sharank!“ Irgendwann wurde es Rosa zuviel, sie riss ihm einfach die Ober- und Unterlippe auseinander und kippte die bittere Flüssigkeit einfach über seine Zähne. So müsste der Drache das ganze wohl oder übel schlucken. Rosa hockte sich an die Felswand und wartete. „Sharank, bitte werde wieder gesund! Ich will dich nicht verlieren. Wir sind doch mittlerweile Freunde geworden! Freunde lässt man nicht im Stich. Bitte Sharank!“ Die Zeit verging und auch die Gnadenfrist.
 

Reika blickte auf die Uhr: „Sie hätte es eigentlich schaffen müssen. Aber ich habe es ihr schließlich angedroht und ich muss es halten, sonst wird sie mich nicht ernst nehmen!“ Gedanklich suchte sie nach Loreley.

R: Loreley?

L: Ja?

R: Du kannst anfangen!

L: Sie hätte es doch eigentlich schaffen müssen! Die vorgegebene Zeit reicht eigentlich locker aus. Denn die Kräuter sind alle auf einem Weg zu finden!

R: Wir beide wissen es auch, aber Rosa nicht!

L: Gut ich werde mich vorbereiten! Ich gebe ihr noch 10 Minuten, vielleicht hat sie erst den falschen Weg genommen.

R: Sag das lieber nicht! Denn dort sind die Ranks. Vor denen haben wir sie doch gewarnt!

L: Du warst damals genauso wie Rosa. Auch sie hatte ihre unaufmerksamen Tage! Mach dir aber keine Sorgen, ich werde sie suchen!

R: Sag mir bescheid, wenn du bei ihr bist!

L: Jawohl, Reika!
 

Es wurde langsam dunkel und der Tag neigte sich seinem Ende entgegen. Noch immer war Sharank nicht aufgewacht. Rosa war mittlerweile, an der Wand lehnend, eingeschlafen. Vereinzelt glitzerte eine Träne, die durch die untergehende Sonne angestrahlt wurde. Sharank öffnete endlich eines seiner Augenlider und erblickte die zitternde Rosa. Er umschlang sie mit einen seiner Flügel und versuchte ihr so Wärme zu schenken. Doch es drohte erneut Gefahr. Die anderen Ranks hatten, kurz bevor die anderen Ranks gestorben sind, von der Waffe erfahren, die ein kleines Mädchen trug. Sharank spürte sie und die Anwesenheit ihres Königs. Sie trauten sich nicht in die Höhle hinein, denn sie wusste, dass der Drache sie sonst zerfleischen würde. Wenn Sharank sie jetzt verlassen würde, wäre sie Tod. Dann begann es unter seinem Flügel zu zucken. Rosa war aufgewacht und schaute in das Auge von Sharank.

S: Wir haben ungebetene Besucher!

R: Wen meinst du damit?

S: Vor meiner Höhle stehen Ranks!

R: Die können doch unsere Gedanken lesen!

S: Sie trauen sich aber nicht die eines Drachens zu lesen und seinem Begleiter, denn sie wissen, dass ihnen sonst der Tod droht!

R: Und was machen wir jetzt?

S: Nimm den Bumerang, den du von mir hast und steig damit auf meinem Rücken!

R: Was hast du vor?

S: Du wirst bald ein Teil von mir sein...

Der Donnerkristall

Rosa kletterte auf den Rücken Sharanks. Dabei hielt sie sich an seinen Schuppen fest. Sie hangelte sich hoch und saß wenig später auf seinem Rücken. Sharank schnaufte noch einmal: „Halt dich gut fest!“

Die Erde donnerte unter den Krallen des Drachens. Als er aus der Höhle kam, warf er einen Blick auf einen der Ranks. Der Drache mit dem gelben Schuppenpanzer beugte seinen Kopf nach unten und blickte ihm mit einem seiner Augen an. Der Rank konnte sich nicht bewegen. Sein Kopf sagte ihm immer wieder er solle verschwinden, doch sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Der Donnerdrache stellte sich auf die Hinterpranken und brüllte laut auf. Die Tiere des Waldes blieben ruhig auf ihren Plätzen. Die Ranks erstarrten auch vor Angst. Ihre Beine bebten und zitterten. Mit voller Wucht ließ Sharank seine Vorderbeine auf den Boden krachen. Ein Riss in der Erde entstand und der Spalt verschlang einige Ranks. Diese rückten immer mehr zurück. Sharanks Blick wurde immer finsterer und seine Laune nahm immer mehr ab. Seine Nüstern blähten sich auf und ein gewaltiger Feuerstrom entbrannte aus seinen Maul. Wieder erloschen die Lebenslichter von ein paar Ranks. Es waren nicht mehr viele übrig. Was die beiden nicht mitbekamen war, dass sich drei von ihnen sich von hinten anschlichen. Als einer von ihnen auf einen Ast trat, drehte Sharank seinen Kopf. Die Drachenaugen glühten goldgelb auf. Noch finsterer als zuvor, packte er sich einen von ihnen mit seinen Reißzähnen. Das Knacken der Knochen war zu vernehmen. Blut floss am Unterkiefer entlang. Er spuckte den toten Rank aus und brüllte erneut. Erneut beschwor er seine Drachenkraft herbei und schoss einen Flammenstrahl auf die übrigen Opfern. Trotz seiner Wutausbrüche schafften es drei noch zu überleben. Doch diese interessierten ihn nicht mehr. Er breitete seine Schwingen aus und hob sich mit nur einem Schwung in die Lüfte. Sie waren bei diesem einem Flügelschlag schon höher als die Baumkronen.
 

Sharank flog nicht allzu hoch, da Rosa solche Umstände noch nicht kannte. Sehr schnell fing sie an zu frieren und klammerte sich an Sharank fest. Dieser wiederum entfachte hin und wieder Flammen in seinen Nüstern, damit sie sich etwas wärmen konnte. Rosa erkannte, dass in weiter Ferne ein Tempel stand. Dieser war über den Wolken....falsch...er war direkt auf den Wolken gebaut! Die Augen von Rosa rissen sich immer mehr auf. So etwas hatte sie noch nie im Leben gesehen, geschweige denn von irgendjemanden gehört!

Sharank weitete seine Flügel aus und landete auf einem freien Platz, der genügend Freiraum für seine Schwingen bot. Rosa kletterte etwas behaglich von seinem Rücken. Kurz bevor sie allerdings einen Fuß auf die Wolke setzte, prüfte sie mit einem Fuß ob sie auch wirklich „festen“ Boden unter den Füßen hatte. Nachdem dies geklärt war und auch positiv ausgefallen war, blickte sie Sharank an. Dieser stupste sie mit seiner Schnauze an und brummte: „Hab jetzt keine Angst!“ Rosa drückte sich an den Donnerdrachen und meinte: „Wenn du bei mir bist, werde ich nie Angst haben, Sharank!“ Der Drache freute sich, dass dieser Menschling ihm vertraute. Innerlich wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sharank hob seinen Kopf und brüllte noch schriller auf, als bei den Ranks. Der Donnerkristall auf seiner Stirn fing an zu leuchten. Einer der Strahlen richtete sich direkt auf den Tempel, der vor ihnen war. Er war riesig und majestätisch erbaut (wie so ein inkatempel!). Rosa konnte den Blick nicht davon abwenden. Doch dann spaltete sich der Tempel und zum Vorschein kam ein etwas kleinerer Kristall. Dieser hatte die selbe Farbe, wie Sharank seiner. Sharank schaute von oben zu ihr herab und brummte: „Wenn du den Kristall berührst, werden unsere Seelen, unsere Gedanken und unser Herz zusammenschmelzen. Du hast die freie Wahl! Wenn du ihn annimmst, meinen Schwur dich zu beschützen bis ich sterbe, dann nimm den Kristall. Dieser wird dir die Kraft verleihen mit Blitz und Donner umzugehen. Diese Macht ist noch stärker als Feuer oder seine Spaltform!“

Rosa schaute ihn irritiert an: „Wie meinst du das mit Spaltform?“

„Jedes Element wurde gespalten. Die vier Hauptelemente zumindest. So konnte aus Feuer noch Lava entstehen. Aus Wasser wurde der Eiskristall geformt und aus Erde der Gesteinskristall. Obwohl diese Spaltformen den Ursprung eines Hauptelementes haben, sind sie anders als man glaubt. Die Spaltformen besitzen eine mächtigere Kraft als ihre Vorreiter. Blitz und Donner gehört ebenfalls zu den Spaltformen.“

„Ach so! Aber was passiert, wenn ich den Kristall verweigere?“

„Dann werden sich unsere Wege auf ewig trennen!“

„Nein, das will ich auf keinen Fall! Ich will nicht von dir getrennt sein! Du bist doch mein Freund!“

„Ich kann dich zu nichts zwingen, meine Kleine!“

„Du bist gut Sharank!“, Rosa ging auf den Kristall zu. Sie zögerte erst. Doch dann griff sie einfach zum Kristall......

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so leutz

kann hin und wieder schon mal vorkommen, dass ich mal was hochlade

aber dann nur weil ich grad nich so viel zu tun hab auf arbeit^^

baba eure Picco^^

Vereint

Als Rosa den Kristall in der Hand hielt, glühte er auf. Der Kristall schien ein eigenes Leben zu haben. Rosa trat einige Schritte zurück und stieß mit ihrem Rücken an die eine Vorderpranke Sharanks. Dieser stupste sie kurz am Rücken an. Der gelbe Stein flog direkt auf sie zu. Vor Schreck schloss sie die Augen. Als sie die Augenlider wieder öffnete, war der Kristall verschwunden.

Rosa sah sich um. Doch der Stein war nirgends zu entdecken. Sie sah Sharank fragend an. Er verdrehte nur den Kopf und meinte: „Nun bist du ein Teil von mir. Der Kristall ist fest mit deinem Herzen verankert! Der Bumerang ist die Waffe zum Kristall!“ - „Wie meinst du das jetzt wieder Sharank? Ich kann dir nicht ganz folgen!“

Sharank legte sich hin und schloss seine Augen. Rosa stürmte auf ihn zu: „Hey hier wird nicht geschlafen! Ich hab dich schließlich was gefragt!“ Doch Sharank hob eine Pranke und drückte sie an sich: „Tu es mir gleich! Schließe deine Augen!“ Ohne weiter Fragen zu stellen, tat sie das, was der Drache von ihr verlangte. Auch der Donnerdrache schloss seine Augen und zeigte ihr die Welt der Drachen.
 

S: Das ist die Welt der Drachen....Wir sind noch 18 Stück....Allerdings beherrschen nur noch 9 davon die Kunst die Elementarenkristalle zu kontrollieren. Die restlichen haben es vergessen oder sind auf Grund ihrer Kräfte zu schwach diese freizusetzen. Einige Kristalle kann ich dir verraten. Die übrigen kenne ich selber nicht mehr, weil ich schon viel zu alt bin! Nur noch der Drache von Reika, Crosser, kann es dir sagen. Dieser Drache ist zwar noch älter, wie ich aber er ist weiser. Außerdem ist Crosser der König der Drachen und auch der mächtigste. Selbst ich bin schwach im Gegensatz zu ihm!“

R: „Aber selbst Reika konnte dich nicht zähmen!“

S: „Um einen Drachen zu zähmen, kommt es nicht auf die Stärke eines Kriegers oder einer Kriegerin an. Wir entscheiden immer von der Stärke des Herzens. Ist das Herz stark, so lassen wir uns zähmen. Habe ich dir nicht schon mal gesagt, dass wir Drachen sehr Eitel und Stolz sind? Nie lassen wir uns unsere Freiheit oder gar unseren eigenen Willen nehmen. Denn die Freiheit ist unser höchstes Gut.“

R: „Stimmt da kann ich dir zustimmen!“

S: „Ich werde dir jetzt ein Leben lang beistehen. Bei jeder Schwierigkeit werde ich an deiner Seite sein. Du musst mich nur rufen!“

R: „Wie kann ich dich denn rufen?“

S: „Merk die Worte, die ich dir jetzt sage sehr gut! Mächtiger Donner Keiros, erhöre mich! Sharank, Donnerdrache komm an meiner Seite!“

R: „Oje, ich hoffe ich kann mir das merken!“

S: „Das schaffst du schon. Wenn du morgen aufwachst, schau dann mal in den Spiegel! Und sieh dir deinen Rücken genauer an!“

R: „Was meinst du damit?“

S: „Das wirst du morgen schon sehen! So nun haben wir aber genug geredet, lass uns aufbrechen!“

R: „Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah! Ich hab Reika total vergessen!“

S: „Spring auf! Ich werde dich ins Dorf zurückbringen!“
 

Rosa stieg auf, nachdem sie schnell den Bumerang auf den Rücken geschnallt hatte. Erneut hielt sie sich an den Panzerschuppen des Drachens fest und stieg auf. Sharank erhob sich. In windeseile erreichten sie die Stadt der Diebe. Rosa sah bereits von oben Reika auf den Platz stehen. In der rechten Hand hielt sie ihre Sense. „Oh man, wenn das nicht Ärger gibt, weiß ich auch nicht!“, sprach sie zu sich selbst.
 

Sharank landete auf den Dorfplatz und ließ Rosa absteigen. Reika kam mit schnellen Schritten auf sie zu. Ihr zorniger Blick fraß sich regelrecht in Rosas Augen: „Wo warst du denn die ganze Zeit? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“ Rosa blickte zu Boden: „Es tut mir Leid. Aber.....!“

Reika wollte wissen was los war, doch Rosa sprach einfach nicht weiter. Dann übernahm Sharank: „Sie hat mir das Leben gerettet. Ich wurde von einem Giftpfeil getroffen. Sie hat ihr Training meinetwegen abgebrochen. Nur um mir zu helfen, konnte sie eure Aufgaben nicht gerecht werden. Dafür möchte ich mich entschuldigen!“

Reika lächelte ein wenig und fasste Rosa an die Schultern: „Sieh einer an. Du bist noch nicht lange hier. Denkst aber schon wie eine königliche Kriegerin. Morgen wirst du diese Aufgabe wiederholen. Dieses Mal ohne die Hilfe von Sharank. Ich könnte wetten du wolltest ihn um Hilfe bitten. Aber mit dieser Aufgabe musst du alleine fertig werden. Denn du kannst nicht bei jedem kleinen bisschen deinen Drachen rufen. So werden deine Gegner dich schnell durchschauen. Nun geh aber lieber ins Bett, du wirst dich heute sicherlich überanstrengt haben!“

Sie nickte nur noch und verabschiedete sich dann von ihrem neuen Freund. Auch Sharank verabschiedete sich und flog davon.

Reika und Rosa stiegen den Baum hoch und legten sich sofort ins Bett.

Kein Entkommen!

Rosa wachte am nächsten Morgen als erste auf. Heimlich nahm sie ihre Sachen und den Zettel mit den Kräutern, die sie eigentlich einen Tag zuvor hätte besorgen sollen. Reika schlief noch immer tief und fest. Auf Zehenspitzen schlich sie sich raus. Vorsichtig stieg sie die Leiter hinunter und lief aus der Stadt hinaus. Als sie die Stadt nicht mehr sehen konnte, nahm sie Kontakt mit Sharank auf.

R: „Sharank! Kannst du mich hören?“

S: „Laut und deutlich meine Kleine!“

R: „Ich hol jetzt noch mal die Kräuter, die ich eigentlich gestern besorgen sollte! Kannst du mal ein Auge auf die Umgebung werfen, ob zu starke Feinde in der Nähe sind?“

S: „Das ist kein Problem! Wenn sich welche nähern, bekommen sie es mit meinen Pranken zu tun! Hast du den Bumerang dabei?“

R: „Ja er ist auf den Rücken! Der wird sogar Unsichtbar, wenn ich ihn richtig aufgeschnallt habe!“

S: „Das ist die Besonderheit dieser Waffe!“

R: „Gut, ich muss weiter!“

S: „Pass aber auf dich auf!“
 

Beide trennten ihre Gedanken und Rosa rannte mit der Waffe durch den Wald. Die Äste und Zweige schienen nach ihr zu greifen, wollten sie gar festhalten. Hin und wieder verhackte sich mal einer der Äste mit ihren Haaren. „Mist verdammter! Ich wollte mir doch die Haare abschneiden lassen! Aber das hab ich total vergessen!“, wirbelten ihre Gedanken durch den Kopf. Dann kam sie erneut an die selbe Kreuzung. Sie schaute in die Richtung, wo sie gestern langgegangen war. „Nein, da komm ich zu Sharank...und ich soll das alleine machen. Außerdem sind dort die Ranks!“

Also nahm sie diesmal den anderen richtigen Weg.
 

Mit einem Mal veränderte sich ihre Umgebung. Sie wunderte sich, anstatt wie ein anderer Mensch hysterisch durch die Gegend zu laufen, blieb sie einfach stehen! In ihrem Kopf ratterte es. Es muss eine königliche Kriegerin sein. Doch wer von ihnen konnte noch mal Pflanzen bewegen und gedeihen lassen. Es wollte ihr einfach nicht einfallen. Als sie ihren Blick vom Boden hob, schnellten zwei Grashalme an ihr vorbei. Vor ihr erschien eine zierliche Frau mit grünen langen Haaren. Ihre spitzen Ohren standen ab. Sie hatte einen elfenhaften Gang. Als Loreley dann vor ihr stand, wurde eine weiche Hand auf ihren Kopf gelegt. „Na Rosa! Was suchst du denn hier? Ich habe gedacht, du und Reika wollt erst in zwei Stunden mit dem Training anfangen?“

Rosa grinste Loreley an und meinte: „Ich wollte meine gestern versäumte Aufgabe nachholen! Da Reika in einer Stunde aufwacht, hab ich jetzt nicht wirklich die Zeit für eine kleine Kaffeerunde. Tut mir Leid!“ Loreley schüttelte ihren Kopf und sagte: „Aber nicht doch. Du musst dich nicht entschuldigen! Was mich überrascht ist, dass du schon fast so denkst wie eine richtige Kriegerin! Du wirst sicherlich mal eine von uns werden. Auf diesen Tag freue ich mich jetzt schon! Pass auf dich auf! Und denk daran was ich dir beigebracht habe!“ Dann verschwand die elegante Kriegerin wieder. Rosa dachte nicht weiter darüber nach und setzte ihren Weg fort. Mittlerweile waren die Bäume und Pflanzen wieder in ihre ursprüngliche Form zurückgekehrt. So konnte Rosa alle Kräuter auf der Liste spielend finden und einpacken. Das letzte Kraut war die Zylerne. Es war ein sehr seltenes Kraut und überall konnte man es auch nicht finden. Doch Rosa fand auf anhieb die Stelle. Als sie die Pflanze pflücken wollte, schossen ihr drei Rehe entgegen. Sie donnerten durch das Gebüsch, rissen sie mit und verschwanden wieder, so schnell wie sie auch auftauchten. Ihr entgegen kamen zwei riesige Minotauren. Ihre gewaltigen Hörner und die muskulösen Beine mit Hufen hämmerten auf den Boden. Als einer von ihnen Rosa erblickte, blieb auch der andere stehen. „Verdammt!“, schoss es ihr sofort durch den Kopf. Ohne großartig nachzudenken, zückte sie ihre Waffe. Der Bumerang fing an zu glühen. Doch die beiden Minotauren ließen sich davon nicht beeindrucken. Das erzeugte genau das Gegenteil. Einer von den beiden scharrte mit seinen Hufen im Waldboden und machte sich zum Angriff bereit. Der andere sicherte die Umgebung ab, so dass niemand die Drei stören würde. Rosa saß in der Falle. Sie konnte nicht fliehe. Ihre einzige Hoffnung war ihr Drache. Doch diesen konnte sie aus irgendeinem Grund nicht erreichen. Der Minotaurus startete seine Attacke! „Ha, einmal ist immer das erste Mal!“, sagte Rosa für sich selbst. Und stellte sich kampfbereit hin.
 

Währenddessen in der Stadt der Diebe. Nana passierte die Stadttore und ging auf dem direkten Weg zu Reika. Unsanft weckte sie ihre Freundin aus dem Schlaf. „HEY! SCHLAFMÜTZ! Wie lange willst du denn noch pennen? Hattest wohl gestern noch eine Verabredung mit König Amee!“, schrie Nana quer durch die Behausung. Reika brubbelte etwas unverständliches vor sich hin. Doch dann gab sie Nana ihren Willen und stand auf. Eigentlich wollte sie gleich danach auch noch Rosa wecken, allerdings war sie nicht mehr da! „Nana, wo ist Rosa?“, stürmte sie zu ihr hin und packte sie am Kragen. „Keine Ahnung!“, erwiderte diese total schockiert. „Ich werde sie suchen gehen! Sag Amee Bescheid! Er soll auch noch einen Suchtrupp losschicken. Und sorg dafür das Loreley mit mir Kontakt aufnimmt!“ - „Werd ich machen, du kannst dich auf mich verlassen!“, doch Reika war schon außer Hörweite, als sie ihr das sagen wollte.
 

Rosa ging langsam die Puste aus. Sie konnte nur ausweichen, weil die Minotauren durch ihre starken Beine schneller waren. Doch dann wurde sie von beiden eingekreist. Dann raste einer von vorne auf sie zu und der andere von hinten. Als sie zur Seite ausweichen wollte, kamen noch zwei weitere dazu. Diese griffen von den freien Seiten an. Rosa hatte keinen Fluchtweg mehr. Ihr wurden alles versperrt. Doch dann hörte sie ein merkwürdiges Geräusch......

Der Lavadrache Crosser

Doch dann hörte sie ein merkwürdiges Geräusch, welches ihr ziemlich bekannt war. Man konnte es nicht beschreiben, es war undefinierbar. Die Minotauren hörten es nicht. Da sie schlechtere Ohren hatten als ein Mensch. Mit einem Mal schnellte etwas an ihnen vorbei und rammte sich in den Boden. Rosa kniff ihre Augen zusammen und öffnete diese erst, als sie den Aufprall vernahm. Ihr Blick fiel auf etwas langes scharfes. Die Sonne strahlte mittlerweile so durch das Geäst, dass man es nicht so richtig erkennen konnte. Doch als die Wolken die Sonnenstrahlen abschirmten, erkannte sie endlich wer es war. Kein Schwert und keine Lanze steckte in dem Boden, sondern eine Sense und zwar die von Reika. Als die Minotauren sie sahen, ließen sie endlich von Rosa ab. Doch nun musste Reika gegen diese Monstren antreten.
 

R: „Loreley!“

L: „Ja Reika!“

R: „Nimm Rosa aus der Gefahrenzone raus!“

L: „Wird sofort erledigt!“
 

Loreley saß auf einen Stein nicht weit entfernt. Sie hob beide Arme und wie von Zauberhand schossen die Gräser in die Luft und bildeten einen Schutzwall um die Schülerin. Loreley musste diesen Zustand den gesamten Kampf über anhalten.
 

Reika hatte mit Ausweichmanövern zu tun. Die Minotauren gaben ihr keine Gelegenheit eine Attacke zu starten. Doch dann rammten zwei zusammen und Reika konnte sich ihre Sense schnappen. „Das war der größte Fehler den ihr machen konntet! Niemand greift ungestraft einen Menschen an! Seit wann leben die Minotauren mit uns im Streit?“ Keiner gab eine Antwort. doch als dann noch ein fünfter dazukam, wurde es eng. Dieser attackierte Reika und ließ sie zu Boden gehen. Eine große Wunde öffnete sich am Rücken. Das Blut strömte an ihrem Rückrad herunter und tränkte den Boden. Mit Mühe und unter Schmerzen stand Reika auf. Noch immer hielt sie die Waffe in der Hand. Nun packte sie auch mit der rechten Hand die Sense und wirbelte damit bis über ihren Kopf: „Ihr wolltet es ja nicht anders!“
 

Rosa blickte zu Loreley rüber. Diese saß ganz still da und musste sich konzentrieren. „Loreley, was hat Reika vor?“

Loreley blickte auf und grinste: „Du wirst gleich die Ehre bekommen, einen der beiden Drachen von ihr zu sehen!“ - „Sie hat zwei!“ - „Ja, Arkase und Crosser! Diese Minotauren sollten lieber verschwinden, denn ihre Drachen kennen keine Gnade. Sie vernichten alles was ihnen in die Pranken kommt!“
 

Reika machte sich bereit: „Herr des Elements! Ich rufe einen Spaltdrachen! Crosser! Mächtiger Herr der Drachen und des Elements Lava, komm zu mir! Crosser ich rufe dich! Steh mir bei, bei unserem Pakt!“

Wolken zogen auf und verdunkelten das Land. Die Tiere verkrochen sich in jeden Spalt den sie finden konnten und wo sie reinpassten. Ihre Gegner, die Minotauren, konnten kaum noch auf ihren Hufen stehen, weil die Erde bebte. Der Erdboden spaltete sich und Magma strömte nach oben. Reika stand inmitten dieser brühenden Hitze und rührte sich nicht. Sie wartete auf ihren Drachen.

In den Wolken sah man dann langsam etwas herabschweben. Ein gepanzerter Schwanz und Pranken schauten hervor. Die blutrote Farbe jagte jedem Tier Angst ein. Dann brüllte er los und ließ einen mächtigen Feuerstrahl über den Himmel schießen. Seine tiefdunklen roten Augen starrten die Minotauren an. Jeder von Ihnen ging diesen Drachen noch nicht mal bis zum Knie. Crosser war fast doppelt so groß wie Sharank. Seine Pranken hämmerten auf den Boden und erzeugten noch mehr Risse. Einer der Minotauren traute sich Crosser anzugreifen......!

Reika rastet aus

Einer der Minotauren traute sich sogar Crosser anzugreifen. Dieser blickte die anderen Biester an. Als er dann auf das Monstrum schaute, welches direkt auf ihm zukam, beugte er sich ein Stück runter und schnaufte durch seine Nasenlöcher. Der aufkommende Sturm war so stark, dass er das Hufenbiest von dem Boden fegte. Dann entflammte er in seinen Nüstern das Feuer. Mit kräftigem Atem lies er seiner Feuerbrunft freien Lauf. Einer der Minotauren dachte, dass der Drache nun Reika vergessen hatte und stürmte auf sie zu. Allerdings brach er den Angriff sofort ab, als die riesige Pranke Crossers ihm den Weg versperrte. Ein strenger Blick voll Zorn und Boshaftigkeit warf der Lavadrache auf ihn. Er atmete Luft ein und brüllte ihm in einem schrillen Ton an! Dieser Ton war ohrenbetäubend! Alle Tiere in der Umgebung hielten sich die Ohren zu. Die anderen Beiden stürmten nun auf den Luftkünstler zu. Crosser sah sie schon aus den Augenwinkeln angelaufen kommen. Den beiden Minotauren kam ein kräftiger Schuppengepanzerter Schwanz entgegen. Durch diese Wucht wurden sie durch etliche Bäume geschleudert. Erneut versuchte einer sein Glück gegen Crosser. Doch dieser hatte langsam genug und beschwor sein Element herbei. Der Kristall auf seiner Stirn fing an zu glühen.
 

Rosa und Loreley beobachteten dieses von einer sicheren Entfernung. Und die Bewunderung die Rosa gegenüber Reika hatte, wuchs immer mehr an. Auch Loreley hatte bislang nie Crosser zu Gesicht bekommen. Das war auch ihr erstes Mal das sie diesen Drachen sah. Ihre Bewunderung gegenüber diesen Drachen konnte sie nicht in Worte fassen. Über seine Erscheinung war sie so hin- und hergerissen, dass sie den Schutzwall vollkommen vergaß. Einer der Minotauren die durch die Bäume gefegt wurden, merkte das und griff nun die beiden Wehrlosen an. Er erwischte Rosa mit voller Wucht. Seine Hörner waren mit Blut getränkt. Rosa hatte eine tiefe Wunde im Bauchbereich und krümmte sich vor Schmerzen.
 

Crosser hielt sich im letzten Moment zurück mit seiner Attacke. Reika hatte sich schon wieder erholt und kochte vor Wut. Ihre Hand umfasste die Sense. Ihr Blut pulsierte in ihren Adern. Es fing regelrecht an zu kochen. Jeden Herzschlag vernahm sie, wie es in ihr pochte und zuckte. Ein kleiner Wirbel entstand unter ihren Füßen und dehnte sich weiter aus. Mit einem eiskalten Blick sah sie auf die Bestien. „Crosser! Komm zurück! Ich mach den Rest!“, schrie sie ihren Drachen regelrecht an. Beide sahen sich direkt in die Augen. Crosser brummte noch einmal, doch dann weitete er seine Flügel aus und verschwand. Nun dachten die Minotauren sie hätten leichtes Spiel, doch Reika hielt noch immer ihre Sense in der Hand. Loreley wusste genau was gleich kommen würde und rannte zu Rosa um sie in Sicherheit zu bringen. Auch sie wurde von dem Minotaurus verletzt, doch nicht so gravierend, wie es Rosa erwischt hatte.
 

Reika wirbelte ihre Sense über ihren Kopf und rammte dann den Lanzteil in den Boden. „Mächtiges Element, welches mir wurde geschenkt von Crosser, erhebe dich! Lava-Welle!“

Eine mächtige blutrote Welle erhob sich vor Reika und stemmte sich auf. Die vier Minotauren wurden von brühendheißer Lava umschlossen. Sie wurden in einen reißenden Wirbelsturm gezogen. Reika ballte ihre Hand zu einer Faust. Die Wirbel schlossen sich immer dichter zusammen. Die Schreie der Minotauren verhallten nach einer gewissen Zeit. Ihre Schmerzen, die sie erlitten, machten sie bewusstlos. Immer dichter rückten sie, bis man es knacken hörte. Dann flogen die Wirbel auseinander und waren verschwunden, auch die Minotauren waren nirgends mehr zu sehen. Nur noch ein Staubhaufen war von ihnen übrig geblieben. Doch eine kleine Windböe verwehte die Überreste der Monstren.
 

Reika atmete schwer, doch sie hatte was ganz anderes im Kopf. So schnell ihre Beine sie tragen konnten, rannte sie zu Rosa. Diese krümmte sich immer noch vor Schmerzen. Blut sickerte aus ihrer zerfetzten Kleidung und tränkte den Boden blutrot. Loreley und Reika packten sie unter dem Schultern und wollten sich auf dem Weg machen. Da kam Sharank von oben angeflogen. Er legte sich auf den Boden und breitete seine Flügel aus. „So sind wir schneller!“, murmelte er sie an.....

Reika und Amee

Rosa lag drei Tage lang im Krankenbett. Reika wich nicht von ihrer Seite. Amee kam jeden Tag zur gleichen Uhrzeit herein und erkundigte sich. Doch jedes Mal bekam er von Reika dieselbe Antwort. „Reika, kommst du mal mit mir?“, erklang sanft Amees Stimme. Mit schüttelndem Kopf sah sie ihn an: „Ich kann nicht! Wenn sie aufwacht, will ich bei ihr sein!“ Amee winkte Nana herein. Diese brachte ein gequältes Lächeln heraus: „Lass mal! Wenn sie wach wird, werd ich dich rufen!“ Notgedrungen und regelrecht überfallen, sagte sie zu. Nana setzte sich schnell auf den Stuhl und drückte Reika noch ein Stück weiter zu Amee. Dieser packte sie am Handgelenk und zog sie mit nach draußen.
 

Beide gingen zu einem See. Dieser war ganz in der Nähe von der Stadt, allerdings so gut versteckt, dass niemand ihn kannte, außer Reika und Amee. Reika ging mit den Füßen ins Wasser. Es fühlte sich an, als würde sie schweben. Immer weiter ging sie hinein und drehte sich hin und wieder. Vereinzelnd hebten einzelne Wassertropfen ab. Diese reflektierten das Mondlicht und schienen auf Reika. Das Licht schien sie zu verzaubern. Amee sah belustigend zu. Dann legte er seinen Umhang ab. Dieser plumpste mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Auch er machte sich auf den Weg ins Wasser. Vorsichtig und langsam kam er hinter Reika. Ihr Blick schien leer auf den Mond zu fallen. Amee ging einmal um sie herum und blickte ihr dabei in die Augen. Nun richtete auch sie ihre Augen auf ihn. Sie musste dabei lachen: „Was ist?“ Er musste ebenfalls grinsen: „Nichts, ich beobachte dich nur! Das ist alles!“ Reika zog eine Schnute. Dann streckte sie ihre Arme nach hinten. Amee wurde leicht rot im Gesicht. Doch was dann passierte ließ ihn zittern. Er bekam eine wolle Ladung Wasser ab, welche Reika auf ihn spritzte. Wie ein begossener Pudel stand er vor ihr, doch er ließ sich das nicht so ohnesgleichen gefallen. Auch er bewarf sie mit Wasser. Dieses quirlige Schauspiel ging etliche Minuten so, bis Amee dann untertauchte. Reika sah um sich, denn sie hatte ihn nicht abtauchen gesehen. Er schwamm durch ihre Beine durch, ohne sie zu berühren und tauchte leise hinter ihr auf. Dann packte Amee sie von hinten, riss ihren Kopf zu sich herum und drückte ihr einen Kuss auf die weichen Lippen. Erst wehrte sie sich gegen seinen Kuss, doch dann gab sie auf und erwiderte ihn. Amee drückte seine Hand dichter an ihren Bauch, so wurde sie auch näher zu ihm herangezogen. Reika drehte sich mit ihrem gesamten Körper zu ihm um. Dann kippten sie nach hinten und tauchten ab. Amee legte eine Hand an ihren Po und drückte ihren Körper noch dichter an sich heran. Er spürte auf einmal dieses Verlangen. Ein Verlangen das mehr wollte, als sie zu küssen. Besitz, es sagte nur dieses eine Wort und verstummte dann wieder. Sein gesamter Körper schrie regelrecht nach ihr. Mit seiner Zunge stupste er ihre Lippen an. Doch sie wollten sich nicht öffnen, also leckte er über diese hinüber. Irgendwann gaben sie nach und ließen seine Zunge einkehren, um das Gegenstück zu liebkosen.
 

Reika hatte ihre Hände um seinen Hals geschlungen. Ihr Gesicht war leicht rot angelaufen. Als beide dann wieder auftauchten, rang sie nach Luft. Amee allerdings war damit beschäftigt an ihrem Hals kleine Bissspuren zu hinterlassen. Reika lehnte ihren Hals breitwillig zu ihm hin. Seine zärtlichen Liebkosungen ließen sie hin und wieder aufstöhnen. Dann spreizte Amee ihre Beine und legte sie um seine Hüfte. Sie ließ alles über sich ergehen. Der Prinz, mittlerweile König, legte sie ans Ufer. Er küsste an ihrem Hals entlang, biss und leckte an ihrem Fleisch. Sein Puls ging schneller. Der Atem schwerer. Mit seinen Händen öffnete er die Schnüre ihres Oberteils. Ihr nackter Oberkörper berührte seine kalte Rüstung. Sie zuckte zusammen und Amee entledigte sich daraufhin davon. Langsam strich er ihr auch die Kleider unterhalb ihrer Hüfte ab. Er küsste sich abwärts. Seine Zunge leckte über den Hals, strich sie runter bis zum Schlüsselbein. Wo sich seine Lippen für kurze Zeit festsaugten und dann noch ein Stück weiter nach unten rutschten. Reika schloss die Augen. Doch dann riss ein Bild der Vergangenheit sie wieder nach oben. Sie stieß Amee von sich weg und griff um ihre Oberschenkel und kauerte sich zusammen.

Amee wusste nicht was auf einmal los war. Still und heimlich setzte er sich hinter sie und drückte seine Geliebte an sich. „Keine Angst!“, flüsterte er, „Ich kann warten! Ich werde dich nicht verletzen. Denn das ist das Letzte was ich tun will!“ Reika weinte und lehnte sich an ihn. Ihr Körper begann unwillkürlich zu Zittern. Amee dachte nicht lange nach und griff nach seinem trockenem Umhang. Diesen hängte er ihr um den Körper und stand erst einmal auf. Er suchte die Sachen zusammen und ging zu Reika zurück. Diese stand noch immer stur, wie vom Donner getroffen da und rührte sich nicht. Als Amee eine Hand auf ihre Schultern legte, zuckte sie zusammen. Erneut ließ Amee die Sachen fallen und packte Reika an den Oberarmen: „Hey! Ganz ruhig, ich bin es nur!“ Reika sah ihn mit Kulleraugen an und schlang ihre Arme um ihn. Sofort fing sie an zu weinen. Allerdings halfen auch keine Aufmunterungen mehr. Also tat Amee das einzig Richtige. Er nahm sie auf den Arm, schnappte sich die Klamotten und ging mit ihr in den Palast. Dort legte er sie in sein Bett und setzte sich auf einen Stuhl. Reika war mittlerweile unter Tränen eingeschlafen. Amee saß stillschweigend daneben und überlegte, was er falsch gemacht hatte. Doch er fand keine Antwort. Er musste Reika wohl oder übel doch fragen.
 

Plötzlich.......

Rache der Vergangenheit

Plötzlich blickte Reika ihm in die Augen. Als sie sich aufsetzen wollte, rutschte ihr die Bettdecke vom Körper und entblößte ihren Oberkörper. Amee hatte sie vorhin nur im Dunkeln sehen können. „Der Anblick ist schöner, als der vorhin am See!“, kam es spontan aus ihm heraus und grinste dabei. Reika lief rot an und feuerte ihm ein Kissen entgegen. Jubelnd griff sie zur Decke und hielt diese schützend vor ihren Körper. Amee nahm das Kissen aus seinem Gesicht und sah nun ziemlich zersaust aus. Er verzog das Gesicht und fragte einfach drauf los: „Halt mich jetzt ja nicht für Gefühllos, aber was war vorhin mit dir?“

Reika ließ den Kopf sinken: „Kannst du dich noch daran erinnern, als du mich gefunden hast? Davor bin ich weggelaufen, weil ich mit ansehen musste, wie meine Mutter, mein Vater und meine kleine Schwester erstochen wurde. Das ist heute auf den Tag genau 17 Jahre her. Die Bilder kamen wieder hoch. Tut mir Leid!“

Amee setzte sich auf die Bettkante und zog Reika zu sich ran. „Du musst dich für nichts entschuldigen. Kannst du dich noch an die Mistkerle erinnern?“ Sie nickte. „Gut, dann gehen wir sie morgen suchen!“ – „Dann kann ich mir auch die Halskette wiederholen, die sie meiner Mutter abgenommen haben!“ Amee stand auf und wollte gehen. Reika streckte ihre Hand aus und konnte ihm am Umhang zurückziehen. „Ich sollte dieses Teil einfach ablegen, wenn ich in deiner Nähe bin!“ – „Wieso ist doch praktisch! Wo wolltest du eben überhaupt hin?“ – „Ich? Ins Gästezimmer! Damit du dich hier ausschlafen kannst!“ – „Das kommt gar nicht in Frage! Du bleibst hier bei mir!“ Sei krallte sich an ihm fest. Amee verstand sie und löste sich aus ihrer Umarmung.
 

Am nächsten Morgen wachten sie Arm in Arm auf. Reika öffnete zuerst die Augen. Die Sonne strahlte direkt auf ihr Gesicht und so war es ihr unmöglich weiterzuschlafen. Nach etlichen Stunden standen sie dann doch endlich auf und machten sich fertig. Amee verpflichtete Xen und Vera zur Wache und Schutzstellung. Dann brach er zusammen mit Reika auf.
 

Xen und Vera hockte oben auf dem Tempel und blickten auf die Stadt.

X: Was meinst du? Wann können wir endlich auf einen kleinen Amee hoffen?

V: Xen du bist einfach nur unmöglich!

X: Wieso denn? Wäre doch toll! Ich mag Kinder! Wieso hast du eigentlich noch keine?

V: Weil ich zuviel mit der Arbeit zutun hab! Wenn ich abends nach Hause komme, liegt Ruk auch schon im Bett!

X: Das sind doch nur dumme Ausreden! Sag bloß ihr habt noch nicht!

V: Xen deine Fragen gehen einen langsam auf den Wecker!

X: Warum wirst du denn so rot!? Tomate!

V: Hör gefälligst auf zu Lachen!

X: War doch nur ein Scherz! Aber die Beiden sind richtig zu beneiden.

V: Ja, du hast Recht! Ich frage mich wo die wohl hinwollen?

X: Ich mich auch! Die hauen ab und wir müssen hier Wache schieben!

V: Aber echt! Eigentlich hatte ich heute meinen freien Tag! So was bekommen wir doch nur alle 4 oder 5 Jahre!

X: Du hast einen freien Tag! Ich hatte so einen Tag noch nie!

X und V: Ooooooooooooooooooooooooh.....
 

Reika und Amee waren schon fast außerhalb des Waldes. Die Kriegerin saß auf einem Ast und Amee stand direkt über ihr. „Ich war schon lange nicht mehr auf Beutezug!“, meinte Reika. „Stimmt! Wir haben uns schon lange nicht mehr blicken lassen!“, erwiderte Amee. Beide warfen sich Gewänder um und betraten die Stadt Amasis. Die Häuser und Stände waren wild aneinander gereiht. Jeder handelte dort mit allem möglichen herum. Schaulustige drängten sich zu einem kleinen Stand heran. Dort wurden mal wieder neue Sklaven vorgeführt. Gleich auf den ersten Blick erkannte Reika alle vier Banditen, welche sie vor Jahren hatten verkaufen wollen. Die Finger von Reika krallten sich an Amees Unterarm. Dieser schaute sie sofort an. Kurz zeigte sie auf die vier. Beide grinsten sich an. Und dann trennten sie sich. Vorher zog Amee Reika zu einem Kuss heran, wobei Reika die Schamesröte ins Gesicht schoss. Die beiden Turteltauben trennten sich. Schnell war Reika auf dem Dach eines Hauses und schaute sich um. Nirgends waren Wachen zu sehen. Schnell zückte sie einen Spiegel und gab Amee ein Zeichen. Dieser wiederum nahm seine Kapuze ab und holte seinen Bogen heraus und richtete einen Pfeil auf einen Banditen. Dabei visierte er die Hand an. Er ließ die Sehne los und der Pfeil verfehlte nicht sein Ziel. Die Metallspitze durchbohrte die Hand des Fieslings. Danach erfolgte ein lauter Aufschrei. Durch seinen Schrei und den steckendem Holzstab in seiner Hand, wurde Panik ausgelöst. Die Menschen liefen wild drauf los. Amee und Reika kamen aus ihren Verstecken hervor. Reika sprang von dem Haus herunter und landete mit einem riesigen Knall vor den Schurken. Jeder von ihnen starrte Reika an. Niemand von ihnen konnte sich an die Kriegerin erinnern. Als einer von den Banditen Reika anfassen wollte, hämmerte ein Schwert neben seinem Bein nieder. Er zuckte zusammen und blickte in die dunklen Augen von Amee. „Sind die das?“ Reika drehte sich in Richtung Amee und antwortete: "Ja!" Dann erkannte einer sie endlich wieder: „Das kleine Gör! Wir haben gedacht du wärst Tod!“
 

Die Wachen der Stadt kamen und umzingelten sie. Er schaute sich um und sagte dann zu Reika: „Geh! Ich komme nach!“ Einer der Wachen rief: „Wer seit ihr?“ Reika und Amee brachen im schallenden Lachen aus. Dann rissen sie die Gewänder von ihren Leibern und entblößten sich der Öffentlichkeit. „Mein Name ist Amee, König der Diebe!“ – „Ich bin Reika, königliche Kriegerin von der Stadt der Diebe!“ Guymelefs rückte an und versperrten Beiden den Weg. „Ich hab doch gesagt du sollst gehen!“ – „Kannst mal sehen, wie ich dir gehorche! Wir gehen hier nicht vorher weg, bevor ich nicht die Kette meiner Mutter in den Händen halte!" - "Willst du das wir hier draufgehen?" - "Was ist, hat der König der Diebe etwa Angst vor einer kleinen Auseinandersetzung mit ein paar kleinen Guymelefs?" - "Das du immer das letzte Wort haben musst!" - "Ich such die Kette und du kannst dich hier von mir aus amüsieren!" - "Das nenn ich doch mal Spaß haben!", grinste Amee. Mit einer Hand schnappte er sich sein Schwert und steuerte damit auf die Giganten zu.
 

In der Zwischenzeit war Reika auf der Suche nach ihrer Kette, die sie schon die ganzen Jahre über vermisst hat. Die zierliche Frau flog wie ein eleganter Vogel über die Dächer der Stadt. Weite und gefährliche Sprünge machten das Zusehen sehenswert. Die Jagd über die Dächer hatte nur einen Sinn, die Ganoven zu fangen, die ihr einst das Leben schwer gemacht hatten. Und es sollte sich lohnen. Reika landete vor den Typen und grinste diese mit einem fiesen Gesichtsausdruck an: "Da wären wir wieder Jungs und jetzt heißt es Rache ist süß!" - "Bitte verschone uns!", flehte der eine auf Knien. Reika erhob ihren Kopf und meinte: "Ihr habt mir damals was gestohlen und das will ich wieder haben! Wo ist die Kette?!" - "Welche Kette?!" Reika wurde zornig und griff nach der Sense auf ihrem Rücken. "Ich geb euch noch eine letzte Chance mir zu sagen, wo die Kette ist, die ihr mir vor über 10 Jahren abgeknöpft habt!" Der eine versuchte sich zu erinnern, doch es wollte ihm einfach nicht einfallen. Reika erblickte ein kleines Stück einer Kette. Sie beugte sich nach unten und hob einen kleinen Stein auf. Kurz warf sie den Stein nach oben und fang ihn immer wieder auf. Mit einem hinterhältigen Lachen warf sie den Stein auf die Tasche und zum Vorschein kam die Kette, welche sie all die Jahre vermisst hatte. Dies war das einzige Stück, welches sie an ihre Kindheit und an ihre Eltern erinnerte. In dem Anhänger waren Bilder von ihrer Familie drinne und sie wollte dieses Medaillon um jeden Preis zurück bekommen. Die Sense in ihrer Hand kreiste vor ihrem Kopf und mit einem kleinen Ruck landete sie im Boden und grub sich ein Stück in die Erde. Wütend schaute Reika auf und packte ihre Sense mit der zweiten Hand. Mit ihren Beinen stieß sie sich von dem Boden ab und griff alle vier Banditen an.
 

Währenddessen bei Amee. Dieser hatte ordentlich mit den Guymelefs zu tun und mit der Zeit kamen immer mehr dazu. Mittlerweile hatten ihn schon sechs dieser Stahlgiganten umzingelt. Vom Himmel herab stürzte die Rettung. Kaum mit menschlichem Auge sichtbar, wurden die Guymelefs zerlegt. Das riesige Monstrum teilte sich und fiel krachend zu Boden. Eine Rauchwolke zog auf und der vorbeiziehende Wind nahm den aufwirbelnden Sand mit. Zurück blieb eine Kriegerin. Um ihren Hals schillerte eine silberne Kette. Amee schien sehr glücklich über dieses Wesen zu sein, welches erschien. Jetzt konnte er auch neuen Mut fassen. Der König schnappte sich sein Schwert und hielt es kampfbereit vor sich hin. Rücken an Rücken standen Amee und Reika, um sie herum hatten sich die übrigen Guymelefs versammelt. "Bist du bereit?", fragte Amee. Reika gab nur ein kurzes Lachen von sich. Mit unglaublicher Wucht rammte er sein Schwert in den Boden und ein Guymelef verschwand. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Als sich alles wieder lichtete, sah man nur noch einen Krater, welcher sich tief in den Planeten Gaia bohrte. Doch kaum war dieser beseitigt, rückte der Nächste an. Egal was sie taten, sie würden hier auf keinen Fall sicheren Fußes heraus kommen. Dann schoss Reika die rettende Idee in den Kopf: "Ich ruf Crosser, der holt uns hier raus!" – „Nein! Ruf Arkase!“ Reika hörte auf Amee in diesem Fall und schwang ihr Sense hinter ihrem Körper, dann rammte sie die Spitze in den Boden: „Flammen der Unterwelt erhebt euch und gebt euren Drachen, Arkase, frei! Komm zu mir!“ Der Boden riss auseinander und Feuerwirbel brach heraus. Schwarze Augen stachen hervor und die Schwingen schallten aus dem Wirbel. Der Tornado verblasste und ein brüllender weinroter Drache erschien. Die Guymelefs wollten Arkase angreifen. Doch auch dieser Drache wütete und stürzte sich auf fünf von ihnen. Mit ihrem Kiefer zerbrach der Drache das Metallgehäuse. Durch ihre Pranke riss sie gleich zwei von den Metallgiganten in zwei. Die Guymelefs zogen sich zurück und Arkase stemmte sich auf ihre hinteren Pranken und brüllte. Amee und Reika stiegen auf den Rücken von der Drachendame. Diese schnaubte noch einmal und schoss zum Abschluss einen Feuerstrahl durch die Menschenmasse. Diese versuchten sich von der Feuergefahr zu verstecken. Arkase nutze diese Gelegenheit und wuchtete sich in den Himmel. Mit nur einem Flügelschlag schoss sie über 50 m in die Höhe. Ein weiterer Schlag mit ihren Schwingen und schon war sie mit ihren Schützlingen in der Wolkendecke verschwunden.

Katzenmenschen

Rosa konnte das Training nach ein paar Wochen der Schonung wieder aufnehmen. Ihre Geschicklichkeit entwickelte sich. Sie wurde schneller und gelenkiger als so manche Kriegerin. Nicht nur in Punkto Schnelligkeit wurde sie ausgebildet. Krafttraining stand auch auf dem Tagesplan. Denn je größer sie wurde, um so schwerer wurde auch der Bumerang. Dieser wuchs mit wachsendem Wissen. Er war bald fünfmal so schwer, wie zum Anfang. Ihre Geschicklichkeit im Kampf war schon hervorragend, doch auch die Allgemeinbildung durfte an ihr nicht vorbeiziehen. Loreley übernahm diesen Punkt gerne. So lernte Rosa unter den wachenden Händen von der königlichen Kriegerin die Kräuter und Gifte.
 

Endlich konnte sie sich mal einen Tag entspannen. Sie lag auf einer Wiese und blickte in den Himmel. Ihre Gedanken fassten alles auf, was ihr so in den Sinn kam. Egal wie hirnspinnstig es auch war. Nun konnte sie sich mal frei fühlen. Schon lange konnte sie keine Ruhe finden. Denn es lag jeden Tag wieder was anderes an. Mal sollte sie kämpfen, mit Ruk zusammen schmieden oder gar mit Loreley in den Wald gehen, die gesamten Kräuter lernen. Sie fühlte sich bald wie eine Magierin. Auch musste sie Lesen und Schreiben erlernen. Reika half ihr dabei. Rosa hatte dabei die meiste Mühe. Diese ganzen Buchstaben, wofür waren sie überhaupt gut? Diese einzige Frage beschäftigte sie den ganzen Abend. Dann sah sie etwas goldenes direkt auf sie zustürzen. Ihre Augen schienen gleich aus ihrem Kopf zu fallen, so sehr erschrak sie sich. Kurz bevor der Himmelsgleiter den Boden berührte, hievte er seinen Kopf in den Himmel und stampfte mit seinen Pranken auf dem Gras. Sharank lockerte seine Schwingen und legte sich hin. Fragend sah er zu Rosa. Beide hatten sich seit Wochen nicht mehr gesehen. Tränen der Freunden liefen an den Wangen von ihr herunter. Sie hatte diesen Riesen so sehr vermisst. Weinend lief sie auf ihn zu und warf sich auf seine linke Pranke. Die Gefühle überströmten sie und ließen sie nicht los. Nach einer gewissen Zeit konnte sie sich wieder etwas beruhigen. Beide lagen dann auf der Wiese und genossen die Sonnenstrahlen. Mit einem mal hörte Rosa Schreie. Angstschreie hallten an ihr Ohr und ließen sie zusammenzucken. Sharank hob seinen Kopf und schaute mit seinen Drachenaugen. Dann sagte er: „Es sind zwei Katzenmenschen!“ – „Wir müssen ihnen helfen!“

Rosa sprang auf und setzte sich auf den Rücken von Sharank. Dieser hob ab und flog in Richtung Lichtung. Sklaventreiber zwangen zwei kleine Katzenmenschen ihnen zu folgen. Es waren drei Stück. Einer von ihnen hatte eine Peitsche und schlug damit auf die Geschöpfe ein. Wunden hatten sich bereits geöffnet und bluteten. Rosa kochte vor Wut und sprang von Sharanks Rücken. Mitten im Sturzflug fiel ihr ein: „So eine Scheiße! Ich kann doch noch nicht so gut landen, wie die anderen!“ – „Das fällt dir aber früh ein!“, meinte Sharank und rettete sie in der Luft vor ihrem tödlichen Aufprall. Die Sklaventreiber sahen die Beiden nicht. So konnte Sharank seinen Schützling in einer angemessenen Höhe fallen lassen. „Wenn du meine Hilfe brauchst, sag bescheid!“ – „Das werd ich! Halt dich startklar!“ Sie rannte los und zückte ihren Bumerang mitten im Lauf. Sofort schwang sie die Donnerwaffe und warf sie auf die Sklaventreiber. Einer wurde mit der Waffe an den Baum gefesselt. Diese rammte sich so stark in den Stamm, dass er nicht ohne fremde Hilfe davonkommen konnte. Die Katzenmenschen blickten auf und erkannten einen kleinen Hoffnungsschimmer. Doch sie machten sich nicht allzu große Hoffnungen. Denn auf Gaia waren Katzenmenschen nicht sehr beliebt. Rosa hatte keine Waffe mehr, um sich zu verteidigen. Der Sklaventreiber mit der Peitsche griff Rosa an. Er schwang seine Waffe und schlang diese um ihren Arm. Mit seiner Kraft war er Rosa überlegen.

Sharank beobachtete dieses Schauspiel von weitem. Irgendwann langte es ihm und mischte sich ein. Mit einer Kralle riss er die Peitsche entzwei und baute sich hinter Rosa auf. Immer mehr stieg ihnen die Angst hoch. Sie zitterten. Womöglich waren sie noch nie einem Drachen begegnet. Auch die Katzenmenschen krallten sich verzweifelt aneinander fest. Sharank atmete die Luft ein und ließ seine Nüster aufblähen. Mit einem kräftigem Stoß flammte er die Sklaventreiber nieder und schnaufte zufrieden. Rosa streichelte über sein Hinterbein. Dann wandte sie sich von ihm ab und ging auf die Katzenmenschen zu. Je näher sie kam, um so mehr zitterten sie. „Habt keine Angst! Ich werde euch nichts tun, das verspreche ich euch!“, dann reichte sie ihnen die Hand. Beide sahen sich an und blickten dann in Richtung Rosa. Diese lächelte sie an und forderte sie abermals auf ihre Hand zu ergreifen. Die jüngere von beiden griff als erstes zu. Rosa zog sie zu sich ran und umarmte sie. Dann hielt sie die andere Hand zu ihr hin und wollte auch die andere zu sich ranholen. Nur sehr zögerlich nahm sie die helfende Hand entgegen.

Sharank legte sich hin und schnaufte zufrieden. Die Katzenmädchen sprangen vor Freude durch die Gegend. Rosa warf einen fragenden Blick zu Sharank. Dieser bemerkte den Blick sofort und nahm Kontakt mit ihr auf: „Worüber denkst du so angestrengt nach?“ – „Meinst du ich kann sie mit in die Stadt nehmen?“ Sharank gab ihr darauf keine Antwort. Im Gegenteil er richtete sich auf und verschwand. „Soll wohl heißen, dass ich mir die Frage selber beantworten muss!“, dachte Rosa. Doch was sollte sie tun? Sollte sie die Katzen einfach mit in die Stadt nehmen? Was wenn das ein Fehler wird? Was würde dann mit ihnen geschehen? Sie zerbrach sich sehr lange den Kopf darüber. Etliche Fragen kamen ihr in den Sinn. Sie malte sich erfreuliche und zornige Begrüßungen aus. Zum Schluss nahm sie die Mädchen einfach mit. Es interessierte sie nicht, was die anderen dachten oder mit ihr anstellen würden. Schließlich wurde auch sie freundlich aufgenommen. Warum sollte es jetzt anders sein? Die Katzenmenschen folgten ihr. Sie waren sehr dankbar und schworen ihr ewige Treue. Dies sollte ein Dank sein, weil Rosa sie vor den Schandtreibern bewahrt hatte. Außerdem wussten sie auch nicht, wo sie hinsollten.
 

Rosa betrat mit ihnen die Stadt. Doch dieses mal war alles anders.....

Reika vs Rosa

Rosa betrat mit ihnen die Stadt. Doch dieses mal war alles anders. Die Dorfbewohner nahmen von ihr Abstand. Diese Gesten waren ihr total unbekannt. Dann hallte die Stimme durch die Menschenmasse, nach der sie sich jetzt so sehr sehnte. „Rosa!“, rief Reika. Doch sie klang anders als sonst. Sie war zorniger und sehr viel strenger. Was war bloß los heute? Sie verstand die Welt nicht mehr! Als sie dann auch noch sah, dass Reika ihre Sense in der Hand hielt wurde ihr schlecht. Wie ein Blitzschlag fiel ihr dann ein, dass sie ihren Bumerang im Baum vergessen hatte. Ohne ein Wort zu sagen, griff Reika auch schon an. Rosa konnte nur eines tun. AUSWEICHEN! Dann sah sie wie die Katzenmenschen sich umarmten und auf den Boden sanken. „Holt meinen Bumerang aus dem Baum! Los schnell!“ Die Beiden nickten zustimmend und liefen los. Reika nahm keine Rücksicht mehr. Ihre Sense knallte auf den Boden und krallte sich dort in die Erde. „Was ist los mit dir? Wieso tust du das?“ – „Das wirst du noch mitkriegen“, bekam Rosa einzig zur Antwort. Hart und Erbarmungslos richtete Reika ihre Waffe gegen Rosa. Doch sie hatte keine Ahnung wieso sie das tat! Eine Erklärung würde sie so schnell auch nicht erhalten. Sie musste gegen Reika einen Treffer landen. Nur wie? Ohne eine Waffe konnte sie sich der Klinge von ihr nicht entziehen. Dann war es soweit. Reika beschwor ihre Magie herauf. Lava umströmte ihren Körper und um die Sense. Noch schneller als zuvor, raste Reika auf Rosa zu und versuchte ihre scharfe Spitze in den Hals von Rosa zu stechen. Die Dorfbewohner standen im Kreis um die Beiden herum. In der Nähe war keine andere königliche Kriegerin zu entdecken. Selbst Ruk war wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Angst machte sich in Rosa breit. Sie wollte nicht gegen Reika antreten. Reika war die erste Person gewesen, der sie vertrauen konnte. Sollte dies ein Vertrauensbruch zwischen ihnen sein. Ihre Kleidung wurde allmählich zerfetzt. Dann übersah Rosa eine Stein. Sie fiel zu Boden und konnte gar nicht so schnell reagieren. Reika rammte ihre Sense in den Boden. In der Mitte der beiden Klingen steckte ihr Hals.
 

Die Katzenmädchen rannten so schnell sie konnte. Die ältere von Beiden sprang in die Bäume und hüpfte von Ast zu Ast. Auch die jüngere tat es ihr gleich und so kamen sie auch schneller voran. Als sie endlich am Baum ankamen, erblickten sie ein paar Ranks. Sofort versteckten sie sich hintern den Bäumen. „Was machen wir jetzt?“ – „Einfach abhauen!“ Die jüngere blickte mit aufgerissenen Augen zu ihrer Schwester: „Das können wir nicht machen!“ – „Wie willst du denn einen Rank angreifen? Sie sind schneller, stärker und selbst mit einem könnten wir es nicht aufnehmen!“ – „Aber wir sind schlauer! Ich lenk sie ab und du holst den Bumerang da raus!“ Die Kleine sprang vom Ast und landete nur wenige Meter von ihnen entfernt. Sie reizte die Ranks und lief so schnell es ging weg. Die andere machte sich nun an die Arbeit den Bumerang daraus zubekommen. Sie versuchte alles. Sogar mit den beiden Beinen stemmte sie sich an den Baumstamm und hing regelrecht in der Luft. Dann tippte ihr jemand auf die Schulter. Mit wedelnder Hand wollte sie ihn abwimmeln. Doch dann wurde sie noch mal von dem Finger auf ihrer Schulter berührt. Sie drehte sich mit einem genervten Blick um und starrte in die Augen eines Ranks. Er stemmte seine Hand an den Baumstamm und umzingelte sie mit seinen Armen. „Was hast du hier zu suchen?“ – „Das geht dich gar nichts an!“ Der Rank stemmte sein Bein zwischen die von der Katzendame. Diese fauchte ihn an und versuchte sich zu wehren. Aber dann kamen die anderen Ranks und hatten ihre Schwester gefangen. Sie war mittlerweile bewusstlos und konnte sich nicht mehr wehren. Tränen liefen dem Katzenmädchen herunter. Sie wusste nicht mehr was sie tun sollte. Alles war hoffnungslos. Die Träne prallte auf dem Erdboden nieder.
 

Mit einem Mal schossen Grashalme hervor und umschlangen die Kehle von den Ranks. Die anderen ließen auch die Bewusstlose los. Alle Ranks versuchten die Gräser von ihren Hälsen zu lösen. Doch es war nicht machbar. Die grünen Stängel waren rasiermesserscharf und hart wie Stahl. Einige der Ranks spuckten bereits Blut und wanden sich vor Schmerzen. Dann tauchte eine Gestalt auf. Ihre langen grünen Haare wehten glatt im vorbeizeihen Wind. Die stechenden Augen blickte niederträchtig und unterwürfig auf die Ranks. Mit einem Fingerschnipsen war ihr Schicksal besiegelt. Die Grashalme erhoben sich blitzschnell und umrankten ihre Körper. Das Knirschen der Knochen hallte durch den Wald. Dann setzte sie sich. Aber unter ihr war nichts zum hinsetzen. Plötzlich schoss ein Pilz hervor und stützte sie. Mit ihren Augen blickte sie nun in Richtung der Katzenmädchen. „Wie heißt ihr beiden eigentlich?“ – „Mein Name ist Lily und meine kleine Schwester heißt Loria. Danke, dass du uns geholfen hast! Aber wie ist dein Name?“ – „Mein Name ist Loreley. Ich komme aus der Stadt Crossfire! Rosa hat euch dort hingebracht. Stimmt doch oder?“ – „Sie brauch ganz dringend ihren Bumerang!“ – „Nun nicht mehr!“ Die Augen der Katzendame rissen auf. Was war mit ihr geschehen?

Sorgnis

Lily sprang auf und packte Loreley: „Was habt ihr, mit ihr gemacht?“ Loreley lachte bloß und zeigte ihnen den Weg zurück zur Stadt. Lily und Lori, die mittlerweile ihr Bewusstsein wieder erlangt hatte, stürmten in die Stadt hinein und rissen die Augen auf. Reika klopfte sich den Dreck von den Klamotten und blickte strahlend in ihre Richtung: „Na ihr?“ Lily sprang hin und krallte sich Reika. Einer der Wachen wollte eingreifen, doch sie lehnte ab. „Bleib ruhig! Ich weiß, du willst wissen wo Rosa ist! Das kann ich euch gleich verraten, aber erst einmal braucht ihr ordentliche Klamotten und einen vollen Magen! Geht mit Xen! Die gibt euch alles was ihr braucht.“
 

Nana und Vera hockten vor der Schmiede und unterhielten sich.

N: „Was meinst du? War es richtig was Reika getan hat?

V: „Klar was besseres hätte ihr gar nicht erst einfallen können!“

N: „Ich fand sie war ziemlich hart zu der Kleinen!“

V: „So klein ist sie gar nicht mehr!“

N: „Stimmt, sie ist schon.....? Wie lange ist sie eigentlich bei uns?“

Loreley kam hinzu....

L: „Rosa ist seit fast fünf Jahren bei uns! Da wurde es langsam Zeit!“

N: „Wenn ich an meine Ausbildung zurückdenke, wäre ich froh gewesen solange trainieren zu können!“

V: „Ich hatte eine Vorbereitung von einem Jahr!“

L: „Ich ebenso!“

N: „Ich durfte gerade mal fünf Monate trainieren und dann wurde ich schon angepackt!“

L: „Kein Wunder!“

V: „Eben, du hast denen ja schon nach zwei Wochen in den Ohren gelegen!“

L: „Da beschwerst du dich?“

V: „Ich stimme Loreley zu! Du hast dir das doch selbst ausgesucht, also beschwer dich jetzt nicht!“

L: „Außerdem konnte Rosa sich nicht dazu entschließen!“

N & V: „Wir doch auch nicht!“

L: „Ja stimmt, hab ich schon fast wieder vergessen!“

N: „Ja, nur weil wir diese besonderen Fähigkeiten als kleine Kinder hatten, wurden wir ausgesucht!“

V: „Ja, und auch weil wir als Babys anders waren, als die anderen!“

N: „Aber auch, weil sich keiner mit uns abgeben wollte, haben wir uns gefunden!“

L: „Mich hat Reika angesprochen, als wir noch in der Ausbildungsschule waren..“

V & N: „Mich auch!“

L: „Sie war immer sehr aufgeweckt!“

V: „Ich kann mich auch noch an ihre Streiche erinnern, die sie den Lehrern gerne gespielt hat!“

N: „Ja, aber einmal wurde ich für ihre Schandtaten bestraft, das war nicht gerade toll, kann ich euch sagen! Wusstest ihr schon das die synodische Umlaufszeit 583,924 Tage und die mittlere Bahngeschwindigkeit 35,021 km/s bei der Venus ist. Ich durfte bei Hr. Dr. Prof. Winkler nachsitzen.“

V: „Du Ärmste! So was ist mir zum Glück erspart geblieben!“

L: „Mich hat sie erst dazugebracht, mit euch zu reden.“

V: „Stimmt, du warst immer sehr still.“

N: „Ja jetzt wo du es sagst.“

V: „Ich hab damals gedacht, du könntest nicht sprechen!“

L: „Ich hab euch immer für unmöglich gehalten, besonders Nana!“

N: „Immer trifft es mich!“

V: „Tja!“
 

Lily und Lori kamen mit voll bepackten Magen und frischen Sachen wieder zurück. Als die beiden Katzenmädchen die lachende Runde sahen, gingen sie hin. Noch immer hatten sie keine Ahnung, was mit Rosa geschehen war. Es gab auch keinen Hinweis ob sie noch lebte oder ob sie schon gestorben war. Allerdings wollten die Katzenmenschen, nicht daran denken. Bei diesem Gedanken lief es den beiden eiskalt den Rücken herunter. Lily fragte sofort drauf los: „Wo steckt Rosa?“ Die drei Kriegerinnen starrten sie mit einem verwirrten Blick an.
 

Dann ganz plötzlich hörten sie eine Stimme. Sie klang sehr vertraut, doch sie war auch gleichzeitig so fremd: „Das geht euch nichts an!“ Lily und Lora drehten sich um und erblickten.....

Das unbekannte andere ICH!

Lily und Lora drehten sich um und erblickten eine Frau mit lila Haaren. Scharfe und finstere rote Augen starrten sie an. Ihre dunkle Seele wurde durch ihre elegante Körperhaltung versteckt. Sehr von sich überzeugt, ging sie an den Katzenmenschen vorbei und steuerte auf den Palast zu. Nana und Vera starrten sich an. Selbst sie brachten keinen Ton heraus. Zu sehr waren sie von dieser Haltung geschockt gewesen, als das sie hätten dazu etwas sagen können.
 

Unbemerkt hinter einem Baum wurde diese Situation von Reika beobachtet. Diese schüttelte enttäuscht und auch ein wenig geschockt den Kopf. „Was die Zaibach-Magier nicht so alles anstellen!“, dachte sie bei sich. Mit leisen und vorsichtigen Schritten schlich sich Reika hinter der namenlosen Frau. Ein paar Mal hörte sie ein leises Knacken, welches sie dazu veranlasste, sich umzudrehen. Doch egal wann sie sich umdrehte, nie war jemand hinter ihr zu erblicken. Eisige Schauer fuhren ihr über den Rücken. Irgendjemand verfolgte sie, doch wer um alles in der Welt ist das? Reika schwang sich direkt über ihr durch das Geäst und machte absichtlich Fehler. Dann war selbst Reika das Spiel über und sie griff nach einem Ast der in ihrem Blickfeld war. Mit einem kleinen Salto landete die Kriegerin wohlbehütet auf dem Boden. Ihre unterschiedlichen Augen starrten stier in die Richtung der Frau. Noch immer saß der Schock tief. Denn sie hatte Reika einfach nicht erkannt und gehört schon gar nicht. Aus dem kühlen und angsteinflößenden Gesicht der unbekannten Frau, ist ein ängstliches geworden. Innerlich spürte sie die Macht von Reika. Eine unsichtbare Aura umgab ihren Körper und schützte sie vor feindlichen Eroberungen. Der todbringende Blick rundete das Bild ab. Zwei unterschiedliche Augen, das eine grün und das andere braun, visierten sie. Aus Angst von Reika attackiert zu werden, ging sie einige Schritte zurück. Doch als dann die verruchte Stimme von Reika erklang, wurde sie still: „Ich wusste, dass du in ihr schlummerst. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass du Angst vor mir hast!“ Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn. Vereinzelt blieben kleine Haare an ihrer Stirn kleben. Immer mehr verschwamm der Blick, der sie in die Realität hielt. Fest wollte er sich an ihr halten. Doch der Wille und die Kraft konnten die Macht des Körpers nicht besiegen. Erschöpft brach sie zusammen. Und dann! Ganz plötzlich erschien ein gelber Lichtball um das Mädchen herum und umschloss ihren Körper. Er raubte ihr das Aussehen und die Kleider. Zurückblieb eine bewusstlose Rosa! Doch was war passiert?
 

Währenddessen ärgerten sich im Palast die Dienstmädchen mit den Katzenmenschen rum. Sie wollten einfach nicht die Klamotten anziehen, die für sie extra maßgeschneidert wurden. Es waren ihnen zuviel Rüschen und sonstigen Schnickschnack an den Kleidern befestigt. Alle stritten so sehr miteinander, dass sie gar nicht bemerkten, wie die Tür sich öffnete. Eine kauende und mampfende Nana betrat das Zimmer. Sie wollte einfach mal sehen, wie bescheuert die beiden Katzenmädchen in den Kleidungsstücken aussahen. Doch alles was sie entdeckte, war ein Haufen Chaos. Raffiniert musste sie ihr Lächeln verstecken. Allerdings gelang es ihr überhaupt nicht. So ein lebensfroher Mensch, wie Nana einer war, konnte sie nichts verkneifen und lachte lauthals. Die Katzenmädchen entdeckten die offene Tür und flohen aus dieser. Genervt und vollkommen verwüstet, schauten die Dienstmädchen in Nana ihre Richtung. Diese verstummte bei den Blicken und winkte kurz zum Abschied. Vollkommen verwirrt, taten sie es Nana gleich und blickten noch mehr durcheinander herein, als sie die Verantwortliche verschwinden sahen. Ihr protestierendes Gebrüll, welches sie ihr hinterher warfen, wurde ebenfalls nicht wahrgenommen.
 

Als Nana aus dem Palast sprang und sich an den glatten Steinen nach unten rutschen ließ, sauste sie auch an Reika vorbei. Diese hatte die bewusstlose Rosa auf ihrer Schulter trapiert und ging Richtung Eingang des Palastes. Gezielt und mit zügigem Schritt brachte sie Rosa in ihr Zimmer. Dort legte sie das Mädchen ins Bett und setzte sich auf einen Stuhl, der direkt daneben stand. Kaum hatte sie sich hingesetzt, machte Rosa die Augen auf und richtete ihren Kopf in Richtung Reika. „Na Kleines?! Bist du wieder aufgewacht? Ist alles in Ordnung mit dir?“ – „Mir tut mein Kopf weh!“ – „Das ist beim ersten Mal normal. Aber ich hab da eine andere Frage! Erinnerst du dich an das was du getan hast?“ – „Ich versteh dich nicht ganz?“ – „Schlaf jetzt lieber! Ich erklär es dir ein anderes Mal!“, sagte sie und verließ, ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, das Schlafzimmer.
 

„Reika!“, rief eine kräftige Männerstimme ihr zu. Sie drehte sich um und erblickte den Stadtarzt. Ein kleiner zierlicher Mann, mit einem beige farbenen Anzug und einer verkrümmten Brille auf der Nase. Mit seinen kurzen Beinchen tapste er vorwärts und fragte schnell: „Hast du was Neues herausgefunden?“ – „Die gleichen Symptome, wie sie es bei mir waren!“ – „Oh...!“

Reika/Reiko & Rosa/Rexia

„Reika!“, rief eine kräftige Männerstimme ihr zu. Sie drehte sich um und erblickte den Stadtarzt. Ein kleiner zierlicher Mann, mit einem beige farbenen Anzug und einer verkrümmten Brille auf der Nase. Mit seinen kurzen Beinchen tapste er vorwärts und fragte schnell: „Hast du was Neues herausgefunden?“ – „Die gleichen Symptome wie sie es bei mir waren!“ – „Oh...!“, bekam der Arzt nur heraus. Auch Reika machte nun ein besorgnisverzerrtes Gesicht. „Was meinst du? Wird sie mit ihrer Gabe klarkommen?“ – „Das kommt ganz drauf an Reika! Wenn sie stark genug ist, dieses andere Ich zu kontrollieren, kann sie es schaffen! Aber du müsstest dich da besser auskennen, als ich!“ – „Stimmt! Denn das andere Ich hat mir schon Verwandlungen beschert!“ – „Meinst du damit deine unterschiedlichen Augenfarben?“ – „Ja!“
 

Rosa wachte nach ein paar Stunden wieder auf. Sie fühlte sie irgendwie so schwer. Als würden in ihrem Körper auf einmal zwei Personen wohnen. Mühselig entfernte sie die Decke, die über ihrem Bauch lag, streckte ihre Beine über die Bettkante und stand auf. Torkelnd ging sie vorwärts in Richtung Spiegel. Als sie sich selbst sah, erschrack sie. Eine vollkommen fremde Person starrte sie an. Lila Haare wellte sich nach unten, stechende rote Augen stierten sie an und schienen sie zu verfolgen. Dann griff auch noch die Hand der unbekannten Spiegelfrau nach ihr und packte sie. Es schien so, als wollte sie erneut den Platz mit Rosa tauschen. Doch es war nicht so. Sie umarmte Rosa und nahm sie mit in ihre Welt. Alles um sie herum verfinsterte sich und die Dunkelheit nahm Besitz von dem Licht. Es verschlang das Gute und ließ nur Chaos zurück. Tod, Hunger und Hass regierten diese Welt. Mit angstvollem Blick sah Rosa sich alles genau an. Fragende und hilfensuchende Augen wandten sich an Rosa. Diese verstand nicht, was hier eigentlich mit ihr geschah. „Rosa!“, schallte es auf einmal in der Umgebung, „du musst uns helfen! Die Zaibacher werden uns bald angreifen! Deine Gabe die sie dir gegeben haben, musst du gegen sie einsetzten!“ – „Aber wie?“, schrie Rosa vollkommen verzweifelt. „Verschmelze mit Rexia! Sie wird dich dann leiten!“ Die Stimmen verstummten. Auch die Welt in der sie momentan gefangen war, löste sie auf. Tageslicht brach herein und erhellte alles. Wunderschöne Blumenwiesen und lachende Kinder waren zu sehen. Doch dann zog ein schwarzer Schatten übers Land und alles Schöne wurde ausgemerzt. Kein Kinderlachen erhallte mehr die Umgebung, sondern die Angstschreie jedes einzelnen. Rosa hielt sich vergeblich die Ohren zu. Jeder Schrei eines Todes ließ ihr Knochenmark erbeben. Wut, Kummer, Angst und die Hilflosigkeit stiegen in der jungen Kriegerin empor. Sie wollte jedem helfen, doch sie konnte nicht. Dann am Ende des Horizonts strahlte ein kleines Licht. Es gab ihr Stärke, Geborgenheit und den nötigen Mut, um den erschwerlichen Weg zu beschreiten. Blut tränkte den Boden und die vertrockneten Blumen ertränkten in Selbstmitleid. Rosa griff nach diesem Licht und schnappte eine warme Hand. Das Lächeln erfüllte ihr Herz mit Freude. Ein Engel mit schneeweißen Flügeln suchte ihre Umarmung. Rosa schien mit den Engel zu verschmelzen. Zarte weiche Lippen drückten sich auf Rosas. Zufriedenheit machte sich in ihrem Herzen breit. Erneut streckte Rosa ihre Hand zu ihr aus. Eine helfende Hand wollte sie ihr reichen. Diesem schönen Engel, mit dem Himmelsgewand, wollte sie ihre Hilfe anbieten. Auch dieser wollte ihre Hand annehmen, zögerte aber im letzten Moment: „Wenn wir uns vereinigen, könnte es Schwierigkeiten geben!“ – „Die werde ich in Kauf nehmen! Ich habe einst einer Freundin ein Versprechen gegeben, wenn ich dir helfe, hilfst du mir dann auch sie zu befreien?“ – „Ich werde dir folgen! Bis ans Ende der Welt!“ Der Engel nahm die Hand und ein gleißendes Licht erstrahlte die Umgebung.
 

Die junge Kriegerin schreckte hoch. Alles in ihrer Umgebung war wie gewohnt. Doch sie fühlte sich stärker. Dann nahm sie eine bekannte Wärme war. Rosa musste sich hinstellen und suchte nach diesem Gewohnten. Abgedunkelt in einer Ecke fand sie dann, was sie gesucht hatte. Doch diese Person war anders. Sie dachte es wäre Reika, doch sie war es nicht. Langes rotes Haar, das zusammengeflochten war, rankte am Rücken herunter. Katzengrüne Augen verfolgten ihre Bewegungen. Die Seele im Inneren war verdorben. Kein kleiner Funke Hoffnung wollte aufkeimen. Schwarz wie die Nacht ihre tiefsten Gedanken und Träume, gar Wünsche. Die kecke Zunge leckte über die scharfe Klinge des Schwertes. „Wer bist du?“, fragte Rosa schluckend. „Erkannt hast du die helle Seite bei mir! Aber das hier, ist das wahre und einzige Ich!“ – „Nein!“ – „Du hast Recht! Ich wollte dich nur ein wenig aufziehen! Allerdings erkannt hast du mich richtig! Wenn du auch diesen Körper kennst, mich hast du noch nie gesehen oder?“ – „Was hast du mit Reika gemacht?“ – „Ich bin Reika!“, lachte sie schamlos. „Nein! Du bist nicht Reika! Reika hat kein rotes Haar....“, sie wurde von ihrer Gegenüber unterbrochen. „Und sie hat auch keine gleichen Augen! Das grüne Auge hat sie von mir! Ihre wahre Regenbogenhaut von dem grünen Auge ist braun! Das andere Ich in ihr, hat ihr das verpasst!“ – „DU!“ – „Ja! Genau wie du den Bund eingegangen bist, ist ihn auch Reika eingegangen!“ Wieder ein helles Licht. Rosa musste die Augen zukneifen, um sie davor zu schützen. Als sie ihre Lider vorsichtig öffnete, stand auf einmal Reika vor ihr. „Wie kommst du hierher?“ – „Ich war die ganze Zeit in diesem Raum.“ – „Wo ist dieses andere Mädchen?“ – „Rosa, versteh doch endlich! Ich bin beide Personen!“ – „Wie?!“ – „Du und ich, sind einen Pakt eingegangen! Diesen Pakt den wir geschlossen haben, haben wir mit unseren Vorfahren gemacht!“ – „Unseren Vorfahren?“ – „Rosa, wir sind beide vom gleichen Volk!“ – „Welches Volk meinst du?“ – „Ich rede vom verfluchten Volk! Dem Drachenvolk!“ Rosa musste schlucken: „Dann war der Engel den ich gesehen habe, ein Mensch vom Drachenvolk?“ – „Ja! Und diese besitzen immer noch die Gabe der Zukunftsvorhersage. Meiner hat mir dieselbe schreckliche Welt gezeigt, wie deiner dir.“ – „Soll das etwa heißen....“ – „Ja, dass was du gesehen hast, wird passieren, wenn wir die Zaibacher nicht stoppen!“

Ritterliche Begegnung

Der Wind zieht übers Land und frischt die Landschaft auf. Ein kleiner Junge schleicht durch den Wald. Seine Blicke gehen immer um seinen eigenen Achse. Verfolgungsängste würde man ihm zuordnen, doch er hatte ein breites Grinsen über dem Gesicht zu laufen. Schnell und geschickt rennt er durch den Wald. Im Rausch der Geschwindigkeit lässt er die Anziehungskraft von Gaia als Nichts erscheinen. Die Griffe zur Sicherheit schnell und präzise. Kein Handgriff geht daneben. Im Wahn seines Laufes bemerkt er die Lichtung nicht, der er sich nähert. Der Abhang steil und gefährlich verbunden mit dem sicherem Tod. Er blickt dieser Gefahr, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, ins Auge. Kräftig drückt er sich vom Ast des alten Baumes ab und springt seinem Schicksal entgegen. Mit dem Kopf nach unten gerichtet, stürzt er sich in den See. Die Wellen schlagen gegen das Kliff. Das Wasser rutscht auseinander und gibt die Spitzen der Felsbrocken frei. Messerscharf bestimmen sie den Tod und nehmen auf kein Lebewesen Rücksicht. Noch immer hat der Junge keine Angst. Freudestrahlend springt er dem Sensenmann entgegen.
 

„Pflanzenranken!“, ertönte eine Stimme im Hintergrund. Knapp vor dem Tod wurde er gerettet. Grinsend lag er in den sicheren Fängen von Loreley. Loreley schaute ebenfalls lächelnd auf ihn herab: „Du hast genauso viel Temperament, wie deine Mutter!“ – „Hey Loreley, wie war meine Mutter so als königliche Kriegerin?“ – „Stur! Ihr habt beide den gleichen Dickschädel. Außerdem liebte sie es die Umgebung zu erkunden. Sie kennt hier jede Abkürzung. Schneller als sie, kann dich hier keiner finden. Aber jetzt ist Schluss mit lustig. Gehen wir wieder.“ – „Holst du mich hier raus?“ – „Das kannst du doch alleine. Sonst willst du doch immer alles alleine machen und lässt dir von niemanden helfen!“ – „Ja, aber du bist auch ne Ausnahme!“ – „Schon gut!“, sagte Loreley grinsend und beförderte ihn mit einem Ruck in den Himmel. Frei wie ein Vogel wurde er in die Luft katapultiert und landete wieder auf dem Abhang, wo er vor wenigen Minuten herunter gesprungen ist. Der Junge blickte noch einmal aus die Stelle wo Loreley gesessen hatte, doch sie war verschwunden. „Vergiss es Loreley ich werde schneller da sein!“, murmelte er und lief los.
 

Was der Kleine nicht bemerkte, waren die Ranks, die sich in der Nähe befanden. Sie hatten bereits ein Auge auf ihn geworfen. Still und leise verfolgten sie ihn und hatten ihm ständig im Visier. Als sich die Bäume auf einer Landschaft zurück zogen und dem Gras seinen Freiheiten gewährten, sahen die Ranks ihre Chance. Sie schnappten sich den Jungen und hielten ihm den Mund zu. So konnte er keine Hilferufe von sich geben.
 

Nicht weit davon entfernt, tigerten Allen, Van, Hitomi und die anderen durch den Wald. Auch sie hatten die weitgezogene Wiese erreicht und erblickten die Ranks. Van sah sofort, dass die Ranks jemanden gefangen hielten. Er und Allen zückten ihre Schwerter und rannten zu den Ungeheuern. Von weitem waren lediglich zwei zu erkennen. Beide Retter liefen direkt in die Falle. Ursprünglich wollten die Ranks jemand anderen gefangen nehmen. Aber sie waren nicht wählerisch, wenn es darum ging Sklaven gefangen zunehmen. Die restlichen zehn Ranks kamen aus ihrem Versteck. Erschreckt blieben Allen und Van stehen. „Wie viele kommen da denn noch?“, fragte Van. Allen wiederum meinte: „Wir können den Jungen doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen!“ Mit einem Mal rauschte ein Bumerang zwischen ihnen durch und befreite den Jungen aus seiner Lage. Kaum hatte er den Boden mit seinen Beinen berührt, lief er ihnen davon. „Lasst ihn nicht entkommen!“, brüllte einer der Ranks. Ihre Hartnäckigkeit sollten sie noch bereuen. Allen und Van waren wie versteinert. Sie konnten sich nicht bewegen.
 

Die Gräser schossen nach oben und verhackten sich ineinander. Dann gingen sie wie eine Blüte auf und Loreley erschien. Mit zornigen Blick sah sie auf die Ranks. Einer von den Monstern begann zu zittern. Loreley sagte keinen Ton. Sie hob lediglich den linken Arm und schnipste einmal. Der unüberhörbare Befehl Loreleys wurde von den Pflanzen ausgeführt. Das Grün schoss nach oben und wuchs im rasantem Tempo. „Es tut uns Leid! Aber bitte verschone uns!“ Loreley meinte nur eiskalt: „Keine Chance!“ Das Schicksal war damit für sie besiegelt. Ein letztes Mal rief Loreley ihre Mächte herbei. Aber dann brach ein schwarzer Drache aus den Wolken hervor und schnappte sich einen der Ranks. So schnell wie dieser Drache aufgetaucht war, verschwand er auch wieder und ließ sich nicht mehr blicken. Der Junge sah diesem Drachen noch mal hinterher. Seine Augen funkelten beim Anblick dieses Geschöpfes. Wie gerne wäre er, wie seine Mutter und hätte einen Drachen. Loreley war von ihrem Vorkommnissen abgekommen und hatte den Griff, den sie um die gesamte Rankschar hatte, gelöst. Die Monstren konnten sich befreien und liefen zurück in den Wald. Allen und Van sahen dort ihre Chance die Ranks zu stellen. „Hitomi, Merle! Ihr bleibt hier!“, gab Van seinen letzten Befehl und folgte Allen in den Wald. Doch die Gefolgschaft wollte nicht so ganz hören und folgte den Beiden.
 

Van und Allen waren aufgeschmissen. Alles sah gleich aus und nichts unterschied sich von anderen Dingen. Sie hatten die Orientierung verloren und wussten nicht mehr wo sie langgehen sollten. Die anderen hatten mittlerweile zu den beiden Kriegern aufgeschlossen. Sofort durften sie sich eine Standpauke abholen. Dann vernahm Allen ein Geräusch. Auch Hitomi hatte es gehört und blieb wie angewurzelt stehen. In ihrer Nähe raschelte es in den Baumkronen. Schnell kamen sie zum Vorschein. Es waren Loria und Lily. Die beiden Katzenmenschen hatten Dolche an ihren Gürteln und sahen die Menschenmenge mit messerscharfen Augen an. Merle versuchte mit ihnen zu reden, doch sie drang nicht durch. Sie wollten nicht mit ihr reden. Hitomi machte einige Schritte nach hinten und schrie auf. Alles dreht sich sofort nach ihr um. Lange rosa Haare wehten im Wind. In der Hand eine Lanze. Ihre Augen blickten zornig auf die Truppe. Keiner von ihnen traute sich zu sprechen. Doch dann brach Van die Stille: „Wer seit ihr? Und was wollt ihr von uns?“ Rosa lachte: „Ihr seit ungefragt in das Territorium von den Dieben eingedrungen! Und jetzt, müssen wir euch töten!“ Dabei stemmte sie die Lanze gegen die Brust von Allen und grinste hinterhältig. Loria und Lily blieben im Hintergrund.
 

Allen rührte sich nicht vom Fleck. Er starrte mit seinen Augen in die von Rosa. Doch darin waren keine Gefühlregungen zu vernehmen. Als sie dann angreifen wollte, spürte sie einen Stich im Herzen. „Bring sie her!“, sagte ihr eine Stimme im Unterbewusstsein. Rosa erkannte die Stimme. Ihrer Macht musste sie sich ergeben. Sie nahm die Lanze von Allens Brust und sagte: „Das war Glück, Blondschopf! Beim nächsten Mal mach ich dich alle! Aber zuerst werde ich euch in die Stadt der Diebe führen. Folgt mir!“ Allen wusste warum sie die Lanze zurückgezogen hatte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, folgte der blonde Ritter Rosa. Auch die anderen richteten sich nach Allen.

Loria und Lily beobachteten die anderen aus den Baumkronen heraus. Beide Katzenmenschen folgte ihnen über die Äste der starken Kinder von Mutter Natur.

Der Blutpakt

Der Weg war unaufhörlich lang. Merle konnte schon kaum noch einen Schritt vor den anderen setzen. Van hievte sie letzten Endes auf seinen Rücken und trug sie. Rosa hingegen schritt ohne eine Pause zu machen voran und zeigte ihnen den komplizierten Weg. Hitomi war von der Gestalt Rosas sehr beeindruckt. Alleine hätten sie nie so weit gefunden. Natürlich machte sie sich auch Gedanken, warum sie vorhin die Lanze wieder von Allens Brust genommen hatte? Außerdem fragte sie sich noch, wieso er sich nicht gewährt hatte? Wusste er etwa, dass sie ihn nicht töten würde? Das alles bereitete ihr ganz schön Kopfzerbrechen, doch sie konnte daran erst mal nichts ändern. Hin und wieder warf Van einen Blick auf sie und musste grinsen. Denn jedes mal lief sie rot an und stolperte über ihre eigenen Beine. Sie fühlte sich andauernd von ihm erwischt, wenn sie ihre Gedanken nachging.
 

Nach etlichen Stunden kamen sie dann endlich vor dem Tor der Diebe an. Rosa gab mit ihrer Lanze den Befehl es zu öffnen. Staunend traten die Gäste in die verborgene Stadt ein. Immer ihnen voraus ging Rosa und führte sie zum Tempel am Ende der Stadt. Neugierig warfen alle einen Blick auf die Häuser und Schmieden. Böse Blicke wurden ihnen zugeworfen. Ängstlich kauerten sich die Mädchen an den Rücken der Männer und wichen diesen keinen Schritt mehr von der Seite. Zwei groß ausgewachsene Wächter standen vor dem Eingang und wollten Rosas Gefolge den Weg versperren. „Ihr wollt die Gäste der Königin den Weg verweigern?“, fragte sie mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. Voller Angst gaben sie den Eingang frei und entschuldigten sich verbeugend bei ihnen. Allen betrat ohne ein Wort zu sagen den Tempel und folgte Rosa. Keiner von der Mannschaft ließ sich dazu hinziehen etwas auszusprechen. Die Gänge waren dunkel und kalt. Jede Wärme schien ihnen durch die Kahlheit verloren zu sein. Merle zitterte immer noch am ganzen Leib. Auch Hitomi fand diese Räumlichkeiten alles andere als einladend. Von weitem bereits zu sehen, war die Tür zum Thronsaal. Ebenso wie vor dem Eingang des Tempels, waren auch hier zwei Wächter positioniert worden. Bereits über den Besuch informiert, gaben sie den weiteren Weg frei. Die schweren Türen wurden von ihnen geöffnet.
 

Ihnen öffnete sich ein prunkvoller Saal. Alles war schlicht gehalten. Ein seidener roter Teppich führte zu dem Thron. Der gesamte Raum erstrahlte in einer ungewohnten Helligkeit, waren doch die Gänge die reinste Schattenseite. Ein gigantischer Krohnleuchter mit Diamanten hing von der Decke herab. Riesige rote Tücher und Gardinen wanden sich durch den Raum. Gold und Rot gaben die typische Eleganz in einem Königssaal. Aber auf dem Thron war niemand zu sehen. Ohne es bemerkt zu haben, war auch Rosa verschwunden. „Ist das eine Falle?“, fragte Hitomi ängstlich. Allen beruhigte sie: „Hab keine Angst! Sie wird gleich kommen!“ – „Du scheinst sie zu kennen!“, sagte Milerna. „Sie ist eine alte Bekannte.“, entfuhr es dem Ritter. Als er noch etwas hinzufügen wollte, erschien die Königin der Diebe vor ihnen. Lange braune Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Grüne Handschuhe die bis zu den Oberarmen reichten. Das enganliegende Kleid mit den Schlitzen an den Seiten zur Beinfreiheit, passte sich harmonisch an ihren Körper. Stiefel verdeckten die schlanken und zierlichen Beine. Mit dieser kurzen Vorführung ihres Äußeren sagte sie dann: „Was willst du hier in dem Wald Crossfire Allen?“ – „Ich habe dich gesucht!“ – „Hier bin ich und was willst du nun von mir?“ – „Ich brauche deine Hilfe!“ – „Wobei?!“ – „Seit wann so erzürnt?“ – „Du hast mich einmal im Stich gelassen und ich glaube du würdest es wieder tun!“ – „Ich war es nicht der dich in Stich gelassen hat! Aber genug von der Vergangenheit. Es geht hier weniger um mich. Ich brauche deine Hilfe um meine Schwester Serena aus den Fängen der Zaibacher zu befreien!“ – „Was interessiert mich deine Familienangelegenheiten!“ – „Ohne dich werde ich nicht in der Lage sein sie zu befreien. Ihr ist schreckliches wiederfahren und ich will sie endlich da raus holen!“ – „Wie oft soll ich mich wiederholen! Deine Familienangelegenheiten interessieren mich nicht und ich werde dir auch nicht helfen!“ – „Meine Schwester kann doch nichts für unsere Streitigkeiten! Gib mir wenigstens eine Chance!“, flehte er die Königin an.
 

Rosa die in einem Versteck alles mit angehört hatte, sank auf die Knie. In all den Jahren hatte sie ihre Freundin nicht vergessen können. Serena! Sie die ihr zur Flucht verholfen hatte. Diejenige die sich freiwillig von den Zaibachern wieder gefangen nehmen ließ. Endlich war der Zeitpunkt der Rache gekommen. Die Wut, die Angst, der Schmerz und die Demut die sie all die Jahre spürte, konnte sie jetzt endlich freien Lauf lassen. Mit geballten Fäusten kam sie aus ihrem Versteck und fiel erneut vor der Königin auf die Knie. Tränen flossen über die Wangen der Kriegerin. Gewillt alles zu erfüllen, sprach sie: „Reika! Erinnerst du dich an dein Versprechen? Jetzt kannst du es einlösen! Vergiss deine Streitigkeiten mit ihm! Aber denk an dein Versprechen mir gegenüber! Ich versprach Serena sie eines Tages zu befreien! Nur durch ihren Bruder komme ich an sie heran. Ich bitte dich, versperre mir nicht diese Chance!“ – „An unser Versprechen erinnere ich mich noch sehr gut! Da ich es dir versprochen habe, werde ich es nicht brechen! Rosa du hast meine volle Unterstützung. Arkase und Crosser werde ich dir dafür zur Verfügung stellen. Sie beide werden sich sicherlich dafür bereit erklären dir zu helfen!“, sagte sie und beugte sich zu Rosa runter. Diese sprang ihr weinend in die Arme. Die Zeit der Rache wird bald kommen.
 

Am Abend zeigte Rosa dem Gefolge ihre Schlafgemächer. Dann machte sie sich wieder auf den Weg. Allen zog sie kurz zur Seite um ihr noch einige Fragen zu stellen. „Ey! Was soll das!“, fuhr sie den Ritter an. „Beruhig dich! Ich will dir nur ein paar Fragen stellen!“ – „Was willst du von mir?“ – „Woher kennst du meine Schwester Serena?“ – „Wir wurden beide gefangen genommen! Die Zaibacher nahmen uns gefangen und gaben uns ständig irgendwelche Spritzen. Durch ihre Machenschaften haben sie in mir eine zweite Persönlichkeit erschaffen! Rexia taucht immer dann auf, wenn ich in Gefahr bin. Und diese Seite in mir wird erst dann ruhen, wenn man uns tötet!“ – „Genauso wie bei Serena! Nur sie kann ihre dunkle Seite nicht kontrollieren!“ – „Sie wurde auch länger diesen Qualen ausgesetzt, als ich!“ – „Daher kennst du sie also, ihr beide wurdet Experimenten unterzogen!“ Rosa rutschte an der Wand zu Boden und senkte ihren Kopf auf die Beine herab. Die Arme schlang sie um ihre Schenkel. Salzperlen kullerten an ihr herab und prallten auf den Boden. Sie zersprangen in tausende Kristalle.

Der Ritter beugte sich weiter zu ihr herunter. Er nahm ihre Hände von ihr weg und drückte ihren Körper an seinen. Beruhigend legte er eine Hand an ihren Hinterkopf. Immer wieder streichelte er durch ihre Haare und sagte: „Wir werden sie da rausholen! Mit der Hilfe von Reika schaffen wir das!“ Sie nickte in seine Schulter herein und warf sich ihm um den Hals. Endlich konnte sie einer verstehen. Nun fühlte auch jemand denselben Schmerz wie sie und das Gefühl der Einsamkeit verschwand um ihr Herz.
 

Am nächsten Morgen versammelten sich die Einwohner der Stadt. Im Zentrum bliesen die Trompeter zur Versammlung. Die königlichen Kriegerinnen versammelten sich. Aus einer riesigen Feuerblume erschien die Königin der Diebe. Leise tuschelte Merle zu Hitomi: „Wo ist eigentlich ihr Mann? Hat sie den über den Jordan gebracht?“ – „Nein, du undankbare Katze! Der lebt noch und ist auch anwesend! Er steht direkt hinter der Königin. Wenn es um Angelegenheiten der Kriegsführung geht, überlässt er seiner Frau das Ruder! Sie war auch einst eine königliche Kriegerin! Und nun hört lieber zu!“, zischte Loria.

An Amees rechtem Bein krallte sich der kleine Prinz fest. Dieser schaute kurz zu seinem Vater auf. Dieser wiederum streichelte ihm durchs Haar: „Alles in Ordnung mit dir?“ – „Ja! Aber wieso übernimmt Mama das Reden?“ – „Weil sie ihr Versprechen einhalten muss. Das geht mich nichts an!“ – „Achso!“
 

„Vor über 10 Jahren gab ich Rosa das Versprechen ihr zu helfen eine königliche Kriegerin zu werden und ihre Freundin aus den Fängen der Zaibacher zu befreien. Heute werde ich mein Versprechen einlösen. Der Kampf zwischen den Zaibachern und den Dieben ist bestehende Sachen seit Jahren. Doch nun haben wir auch einen Grund, einen Krieg anzustacheln. Sie halten eine Freundin einer königlichen Kriegerin gefangen! Der Pakt zwischen Allen Shezar und der Königin der Diebe wird heute geschlossen! Dieser Pakt gilt nur für die Zeit des Krieges gegen die Zaibacher. Danach allerdings werden sich unsere Wege wieder trennen! Hiermit gebe ich den Pakt der Diebe meinen Blutschwur!“, sagte sie und ritzte sich mit einem Dolch über die Handfläche. Das Blut träufelte an ihrer Handfläche herunter. Damit war es besiegelt. Offiziell würde nun jeder Dieb auf die Zaibacher Jagd machen.

Rosa stand neben Vera und ballte die Faust. Endlich würde der Tag kommen, nach dem sie sich schon all die Jahre gesehnt hatte. DIE RACHE!

Informationssammeltrip

Die Verbündeten wurden in einzelne Truppen eingeteilt. Allen und Rosa sollten sich in die Stadt der Zaibacher begeben und erst einmal vernünftige Informationen besorgen. Über den Zusammenwurf mit Allen, war Rosa überhaupt nicht begeistert. So hatte sie eine Last, die sie nicht einfach zurücklassen konnte. Auch der Versuch ihn wieder loszuwerden, scheiterte kläglich. Die junge Diebin hatte keine Wahl, sie musste sich wohl oder übel damit zurechtfinden einen Partner an die Seite bekommen zu haben. Rosa versuchte noch ihn im Wald abzuhängen, doch es war zwecklos. Der Ritter konnte ihr den gesamten Weg über folgen. Kurz bevor sie den sicheren Wald verließen, blickten beide in die Weite. Keiner von ihnen entdeckte fremde Leute oder gar Menschenmassen. Rosa ertastete noch einmal ihre Donnerwaffe und ihre Lanze. Beide Waffen waren an ihrem Platz verstaut und sofort griffbereit. Allen hob seinen Kopf zu einem Ast, auf dem Rosa saß und fragte: „Bist du bereit?“ – „Sicher doch! Aber komm mir ja nicht in die Quere! Haben wir uns verstanden?“ – „Wir müssen zusammenarbeiten! Ansonsten wirst du nichts erreichen können!“ – „Bis jetzt habe ich alles alleine geschafft und das werde ich auch jetzt schaffen!“ – „Trotzdem werde ich an deiner Seite sein!“, murmelte er vor sich hin.

Rosa stieß sich kräftig vom Ast ab und rannte voraus. Der Ritter mit den langen blonden Haaren hatte ordentlich zu tun, der jungen Kriegerin zu folgen. Ihr Blick fiel auf einen Stoffhändler der den Weg mit seinen Wagen schob. Sie ging in Deckung schlug blitzschnell zu. Rosa krallte sich eine Stoffdecke und hob in die Luft damit ab. Der Händler schimpfte wütend und ballte die Faust. Doch seine Drohungen schüchterten Rosa nicht ein. Etliche Meter vor ihm kam sie wieder auf den Boden auf. Der Bestohlene versuchte Rosa zu stellen, doch sie war mächtiger als sie aussah. Mit einem Handgriff zog sie einen riesigen Bumerang hervor und schwang vor sich hin. Die Erde bebte, als Rosa ihre Waffe in die Erde rammte. Ein hinterhältiges Grinsen zog sich über ihr Gesicht: „Richte den Zaibachern aus, dass wir kommen werden und uns das holen, was uns zusteht!“
 

Allen der das alles mit angesehen hatte, schüttelte nur den Kopf. Wie konnte man nur so unvorsichtig sein? Das begriff er einfach nicht. Nun würden sie alles dicht machen und das Eindringen in ihre Festung würde ihnen auch nicht mehr gelingen. Was Allen nicht wusste war, dass ihnen jemand die ganze Zeit über folgte. Verborgen im Schatten hielt sich eine zierliche Person auf. In der Hand ein gigantischen Schwert. Der Unbekannte rührte sich nicht vom Fleck und behielt beide immer im Auge.
 

Rosa und Allen betraten verkleidet, mit den gestohlenen Stoffen um den Körper, die Stadt der Zaibacher. (Sry, hab total vergessen wie die heißt, hab schon lange nicht mehr The Vision of Escaflowne gesehen!!!) Beide gingen auf dem direkten Weg zum Hauptquartier. Rosa kannte sich, erstaunlicher Weise, sehr gut aus. Ohne von irgendwelchen Wachposten entdeckt zu werden, schlichen sie sich durch die engen Straßen. Dann hielt Rosa inne. Vor ihnen gingen die Kommandantin und der Kriegsführer. Sofort nahm Rosa eine Verbindung auf. „Serena!“, murmelte sie kaum hörbar. Dilandau, die diese Stimme irgendwoher kannte, drehte sich um. Geistesgegenwärtig reagierte Allen. Er zog Rosa zu sich, drückte sie gegen die Gebäudemauer und drückte ihr seine Lippen auf. Die Kommandantin kehrte den Beiden angewidert den Rücken zu. Aber auch ein stechender Schmerz fuhr ihr in die Brust. Kannte sie die Beiden etwa? Erneut drehte sie sich um. Allen hatte mittlerweile das Bein von Rosa an seinen Körper gezogen. Noch immer küssten sich beide. Rosa verstand auch die Welt nicht mehr. Normalerweise hätte sie ihn von sich gestoßen und ihm eine ordentliche Tracht Prügel verabreicht. Doch sie konnte es aus irgendeinem Grund nicht. Folken rief aus der Ferne: „Dilandau! Komm endlich!“ Erst als die Kommandantin außer Sichtweite war, löste Allen sich von Rosa. Diese nun wieder klar bei Sinnen hämmerte ihre flache Hand gegen die Wange von Allen. „Was hast du dir denn dabei gedacht?“ – „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Wenn du weiter da wie angewurzelt gestanden hättest, wären wir beide aufgeflogen. Außerdem standen wir in Sichtweite für sie!“ – „Hättest du dir nicht was anderes einfallen lassen können! Musste es ausgerechnet ein Kuss sein!“ – „Wie hättest du denn in meiner Situation gehandelt?“ – „Ich wäre dir garantiert nicht um die Arme gefallen!“, beendete sie fauchend das Gespräch. Wütend stiefelte sie weiter bis zum Haupttor. „Wo willst du denn hin?“, fragte er verwirrt. „Ich suche unseren Informanten, der sich hier ganz in der Nähe befindet!“
 

Die unbekannte Person folgte ihnen immer noch, bei dem Anblick von Folken murmelte sie: „Du lebst also noch, Folken!“ Rosa merkte die Schritte der dritten Person. Doch sie kamen ihr sehr vertraut vor. Schnell zog sie Allen um die nächste Ecke und drückte im ihre Hand auf den Mund. Auf ihrer Hand wiederum drückte sie ihre Lippen. In der Ecke hockte bereits die vermummte Gestalt. „Du kannst damit aufhören Rosa!“, sagte sie und zog die Kapuze weg. „Nana!?“ – „Richtig!“ – „Bist du alleine hier?“ – „Nein, selbstverständlich nicht. Ich werde noch von Vera begleitet!“ – „Was macht ihr hier?“ – „Dich beobachten!“ – „Aber.....?“, weiter kam sie nicht, denn etwas Unsichtbares rammte die Gebäudemauern auseinander. „Ein unsichtbarer Guymelef!“, rief Allen. „Verdammt wir wurden entdeckt!“, fluchte Rosa. Nana trat neben beide und fragte: „Hast du das ausgerichtet, was wir dir gesagt haben?“ – „Ja, hab ich!“ – „Gut, dann raus hier mit euch beiden! Das werde ich jetzt mit Vera übernehmen!“ Rosa nickt und packte sich das Handgelenk des Ritters. Sie zog ihn durch das wahre Labyrinth der Stadt.
 

Folken und Dilandau hatten den Lärm bemerkt und waren ebenfalls herausgetreten. Vera stand neben Nana mittlerweile und deutete auf Folken: „Kennst du ihn noch?“ – „Überlass mir Folken! Nimm du die Guymelefs auseinander!“ – „Wird erledigt!“ Sie trennten sich. Nana stürmte auf dem direkten Wege zu Folken. Schnell zog sie ihr Schwert heraus und spaltete damit kurz vor Folken die steinerne Treppe. Mit einem zornigen Blick erhob sie sich und sah auf Folken. Dilandau stürmte an der königlichen Kriegerin vorbei und sprang in ihren Guymelef. „So sieht man sich wieder!“, knurrte Nana. „Ich hab gedacht sie hätten dich getötet!“, schauerte es Folken über den Rücken. Nana richtete ihr Schwert auf Folken: „Die Ranks! Die sind doch zu blöd! Selbst zum Sterben taugen die nichts! Aber als du mich zurückgelassen hast, habe ich dich gehasst. Und noch heute kann ich nicht aufhören dich zu hassen!“ – „Lass mich dir doch erklären!“ – „Erklären? Was willst du mir schon erklären? Dem Tod kannst du von mir aus alles beichten!“ – „Alexandria!“ – „So heiße ich nicht mehr! Mein Name lautet nun Nana! Die Schwertmeisterin aus der Stadt der Diebe!“, schrie sie und ging mit dem Schwert auf ihn los. Folken hatte keine andere Wahl, als ihr auszuweichen. Schnell zog er auch seine Waffe.
 

Währenddessen bei Vera. „Verdammt! Das werden ja immer mehr! Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl!“, murmelte sie vor sich hin. Sie hob ihre Hand und drehte sich einmal kurz um die eigene Achse. Die Ritter der Guymelefs dachten sie würde jetzt durchdrehen oder aufgeben. Aber aufgeben, kam noch nie für eine königliche Kriegerin in Frage: „Brise der Felder erhebt euch vor euren Schöpfer! Xyrnus!“ Hinter Vera schoss eine graue Rauchwolke heran. Mit erhobenem Haupt und Grinsen auf den Lippen wurde sie verschlungen. Dann peitschte die Wolke in die Luft und Vera fand sich auf dem Rücken eines Drachen wieder. Die Flügel ausgebreitet, verdeckte er die Sonne und warf einen gigantischen Schatten auf Gaia. Das Gebrüll von dem Drachen ließ die Gebäude einstürzen. Dank seiner Staubwolke konnte er alle Guymelefs ausfindig machen. Ein kräftiger Schwung mit dem Schwanz reichte aus um alle kampfunfähig zu machen. Dilandau wagte sich nicht näher an den Drachen heran. Wütend hämmerte er seine Pranken in jedes Gemäuer. Bei dem Wüten riss Xyrnus den Kerker auf und entdeckte eine junge Frau, Angekettet und kurz vor der Exekution stehend. Vera schnappte sich ihre Waffe und befreite sie kurzerhand. Sie schwang die Bewusstlose auf den Rücken von Xyrnus und flog mit ihr davon.
 

Nana rang immer noch mit Folken. „Wieso!?“ – „Wieso was?“ – „Wieso hast du mir das angetan!“ – „Was hab ich dir denn angetan?“ – „Du mieser Schuft! Wir waren verlobt und du hast mich sitzen gelassen. Ich habe Tage und Nächte um dich geweint und dann seh ich dich bei den Zaibachern wieder! Damit lass ich dich nicht durchkommen!“ – „Alexandria!“ – „Nenn mich nie wieder so! Ich heiße Nana! Merk dir das endlich!“ Als sie den Schatten von Xyrnus über sich spürte, ließ sie von Folken ab. Tränen kullerten ihr herunter. „Ich habe dich einst geliebt Folken! Doch nun empfinde ich nur noch Hass für dich!“ Ohne eine Beschwörung aufzusagen, erschien Zyrna. Die mächtige Wasserdrachendame brachte alles noch mehr zum Beben und half ihrer Jägerin auf den Rücken. Voller Trauer verließ sie die Stadt und kehrte zu ihrer neuen Heimat zurück.
 

Rosa und Allen hatten es fast geschafft. Doch dann erschien Dilandau vor ihnen. „SERENA!“, schrie Allen ihr entgegen. Aber die Kommandantin grinste nur. Nicht ein Funken Liebe oder Güte floss durch ihre Adern. Die Serena, die Rosa und Allen kannten, gab es nicht mehr. Zornig hob Rosa ihre Hand und rief: „Mächtiger Donner Keiros, erhöre mich! Sharank, Donnerdrache komm an meine Seite!“ Blitze zuckten durch die dunklen Wolken und eine gelbgrüne Schnauze lugte daraus hervor. Der peitschende Schwanz nicht mehr zu kontrollieren, säbelte die Überreste noch einmal durcheinander. Unter der vibrierende Erde erschien der mächtige Donnerdrache aus den Wolken. Ein lautstarkes Gebrüll brachte auch noch die restliche stehenden Mauern zum Einsturz. Rosa reichte Allen die Hand: „Komm! Jetzt können wir ihr noch nicht helfen! Aber beim nächsten Mal werden wir sie ganz bestimmt retten können!“ Ohne weitere Worte zu verlieren, nahm der Ritter die Hand an und saß zum ersten Mal in seinem Leben auf einen lebendigen Drachen.
 

Währenddessen bei Varno, dem Prinz der Diebe.......

Suche nach Exkarnus

Währenddessen bei Varno, dem kleinen Prinzen. Er hockte strampelt am See und ging seinen Gedanken nach. Noch immer hatte er das Bild eines schwarzen Drachens vor sich. Wütend peitschte er durch die Luft und sein zorniger Blick schweifte über die Menschenmassen. „Wer er wohl sein mag?“, fragte sich Varno und schloss die Augen.

Der Wind zog warm übers Land und machte die Welt kuschelig. Die Grashalme richteten sich mit dem vorüberzeihenden Unsichtbaren. Die Tiere des Waldes grasten ruhig. Varno sah hinauf zum Himmel und machte sich immer noch Gedanken über dieses Geschöpf. Er konnte ihn einfach nicht vergessen. Anmutig und voller Stärker, so einen Drachen sah man nicht alle Tage. Seinen Namen, wie gerne wüsste er ihn. Dann hörte er ein leises Knacken. Er schreckte nicht hoch, auch weglaufen wollte er nicht. Nur gelangweilt meinte er dann: „Xen. Wie heißt dieser schwarzer Drache?“ – „Du meinst den Drachen den du mir beschrieben hast?“ – „Genau den! Er war sehr anbetungswürdig. So eine Macht habe ich schon lange nicht mehr gesehen!“ – „Ich kenne die Namen der Drachendynastie leider nicht. Aber dein Vater hat ein Register von ihnen angelegt. Bei ihm solltest du dich mal erkunden. Er kann dir gewiss weiterhelfen.“ – „Was meinst du Xen, wenn ich erst mal einen Drachen habe, werde ich dann noch stärker, als meine Mutter sein?“ – „Ganz bestimmt! Aber denk dran, ein guter König wirst du nur, wenn du auch das Herz dazu hast!“ – „Das werde ich ganz sicher haben. Duhu, Xen?“ – „Was gibt’s denn, Varno?“ – „Du hast doch auch einen Drachen! Wie hast du ihn denn kennen gelernt?“ – „Das war ein dummer Zufall! Ich war total ungeschickt und bin in die Höhle reingeschlittert. Alles andere hat sich von alleine erledigt.“ – „Hoffentlich bekomm ich diesen schwarzen Drachen! Ich will keinen anderen Drachen als ihn! Und seinen Namen wird hoffentlich mein Vater kennen!“, sagte er und sprang auf. Er rannte quer über eine Graswiese. Vorbei an Tieren und Geäst sprang er durch Gewässer und andere Hindernisse. Angst hatte er keine, denn er wusste, dass er beschützt wurde. Xen, sein Kindermädchen, war als königliche Kriegerin zurückgetreten und hatte sich seit diesem Tag um ihn gekümmert. Sie folgte ihm weiter über ihn und hatte ihn immer in ihrer Sicht.
 

In der Stadt der Diebe angekommen, lief er sofort in den Palast hinein. Unterwegs dorthin winkte er allen Dorfbewohnern, mit einem Lächeln auf dem Lippen, zu. Seine Mutter und Xen hatten ihn immer wieder gepredigt, er solle sich gut zu den Dorfbewohnern verhalten. Streiche die er ihnen gespielt hatte, wurden hart von der Mutter bestraft.

Als er endlich das Arbeitszimmer seines Vaters erreichte, staunte er, dass Amee nicht anwesend war. Sein Blick fiel durch den Raum und überall hingen Drachengemälde, Statuen und aberdutzende von Büchern. Varno schnappte sich einen Stuhl und versuchte an das Buch der Drachendynastie heranzukommen. Als Autor war Amee angegeben, dass bedeutete sein Vater kannte die Drachen und hat sogar das Buch dazu verfasst. So sehr er sich aber auch bemühte, er kam einfach nicht ran. „Xen, kannst du mir mal helfen?“, rief er in den menschenleeren Raum. Aber niemand kam. Er rief noch einmal nach ihr, doch wieder war keine Reaktion. Grummelnd drehte er sich um. So hatte Xen ihn noch nie hängen gelassen.

Anstatt vorwärts zu gehen, hämmerte er gegen eine Rüstung. Seine Hand tastete sich nach oben und er konnte etwas vertrautes um den Hals dieser Person wahrnehmen und sie sogar erkennen. Freudestrahlend guckte er in das Gesicht von seinem Vater. Dieser hob ihn zu sich nach oben: „Seit was kommst du mich denn besuchen?“ – „Ich will mal ins Buch der Drachendynastie gucken! Das was du geschrieben hast!“ Amee setzte seinen Sohn ab und ging zum Regal hin. Er stellte den Stuhl beiseite und nahm es aus dem Fach. Doch bevor er ihm das gab, mahnte er noch: „Das Buch bleibt aber hier in diesem Raum. Wenn du es lesen willst, musst du auch hier bleiben!“ – „Verstanden, Vater. Darf ich es denn haben?“ – „Sicher!“, sagte er und überreichte es ihm. Sofort rannte Varno damit in eine andere Ecke und setzte sich auf ein Sofa. Wie wild blätterte er darin herum und suchte einen bestimmten Drachen, der zu seiner Beschreibung passte. „Vater! Wer hat die Bilder hier gemalt?“ – „Das war ich! Ich wollte eigentlich nie regieren, musst du wissen. Als deine Mutter mein Talent sah, redete sie mit mir. Als ich ihr sagte, was ich wirklich möchte, haben wir uns auf das geeinigt was heute an der Tagesordnung ist. Deine Mutter regiert hauptsächlich und mich lässt sie das tun was ich gerne möchte! Ich verdanke deiner Mutter viel.“ – „Hast du auch schon mal ein Bild von Mama gemalt?“ – „Wenn du weiterblätterst, dann wirst du sie auch noch finden. Aber wieso wolltest du das Buch haben?“ – „Ich hab neulich einen Drachen gesehen! Einen Schwarzen! Und nun wüsste ich gerne wie er heißt.“ – „Es gibt nur einen schwarzen Drachen. Und sein Name ist Exkarnus. Er ist der Sturmdrache. Wenn du mehr über seine Geschichte erfahren willst, musst du das Buch lesen, dort wirst du alle Einzelheiten erfahren.“ – „Woher kennst du all diese Geschichten?“ – „Ich hab Arkase und Crosser darüber ausgefragt und sie haben mir Wahrheitsgemäß geantwortet.“ – „Woher willst du wissen, ob sie dir die Wahrheit gesagt haben, sie können dich doch auch angelogen haben.“ – „Ein Drache kann nicht lügen, wenn du ihn fragst. Dazu sind sie nicht in der Lage. Es gibt da eine bestimmte Hürde, die ein elementar Drache nicht überschreiten kann. Triffst du einen wildlebenden Drachen, dann kann es gut möglich sein, dass er dich belügt!“

Varno blätterte neugierig im Buch und fand dann wonach er die ganze Zeit gesucht hatte. Ein prachtvolles Bild das den wütenden schwarzen Drachen zeigte. Die Pranken durchbohrten soeben einen Körper und das wütende Flammeninferno, welches der Drache auslöste, flammte auf dem Bild ein Haus nieder.

„Exkarnus..“, flüsterte er und streichelte über die Seite. Das Verlangen ihn zu besitzen, wurde immer größer. Es stieg ihm regelrecht zu Kopf. Als er endlich mit der Geschichte von dem Drachen fertig war, ging er wieder hinaus und schlenderte seinen Weg entlang. Seine Gedanken drehten sich nur noch um dieses schwarze Wesen. Die glühenden gelben Augen die er sich verinnerlicht hatte, wollten ihn anscheinend verfolgen.
 

Sein ziellos geplanter Weg führte ihn zu der Höhle von Sharank. Davor hockte Rosa die mit einem großen gelbgrünen Kopf sprach. Kurz hinter ihr stand dieser Ritter. Schnell nahm er seine Beine in die Hand und rannte zu Rosa. Wild sprang er ihr in die Arme. „Varno! Was gibt es denn so wichtiges?“ – „Ich möchte Sharank gerne etwas fragen! Darf ich?“ – „Wenn er dir antwortet, gerne“, sagte sie und blickte zu ihrem Drachen, „Sharank?“ – „Ja, er darf seine Frage stellen.“ Varno stellte sich vor den Donnerdrache und fragte: „Kennst du den Drachen Exkarnus? Ich würde ihn gerne treffen!“ – „Exkarnus! Dieser Drache ist die Geburt der Hölle. Jeder der sich ihm nähert, wird getötet. Er macht keine Ausnahmen. Bei seiner Vergangenheit würde jeder Drache so reagieren. Was willst du denn von ihm?“ – „Ich kenne seine Vergangenheit. Ich würde ihn mir nur gerne von nahem ansehen!“ – „Da hast du keine Chance. Kein Drache wird dir diesen Gefallen tun. Wir halten uns von den Höhlen der anderen fern. Keiner von uns mag es, wenn ein fremder Drache unsere betritt, also warum sollten wir die anderen betreten, wenn wir es selber nicht mögen.“ – „Gibt es da keine Möglichkeit?“ – „Keine Chance!“, schüttelte er den Kopf. Aber Varno ließ sich nicht abschütteln und hakte nach: „Wo finde ich seine Höhle?“ Nun mischte sich auch Rosa ein: „Da wirst du nicht hingehen!“ – „Aber...!“ – „Hör auf Rosa. Das ist viel zu gefährlich!“, klang es eingebungsvoll von Allen, „Alle wollen hier nur dein Bestes und haben Angst um dich.“ Varno sah es ein, dass es für ihn viel zu gefährlich war. Er verabschiedete sich von ihnen und ging wieder den Weg zurück den er gekommen war. „Ich glaube nicht, dass er hören wird!“, kam es überraschend von Rosa. Sie richtete sich auf und entdeckte schnell Xen: „Pass gut auf ihn auf! Wenn etwas sein sollte, ruf mich einfach!“ Sie nickte und folgte weiterhin ihren Schützling.
 

Die königlichen Kriegerinnen kannten ihren kleinen Prinzen gut, denn er hatte die Absicht nun die Höhle alleine ausfindig zu machen. Den Wald und die Umgebung kannte er gut. Sein Weg ging auch schnell voran und er kannte jede Einkerbung oder Erhebung in Schluchten und andere Gegenden im Wald. Aber seine Suche verlief im Sand. Er hockte sich an einen Abgrund einer Schlucht und starrte auf das blaue Nass hinaus. Die Wellen schlugen gegen die Steilwand und rissen immer etliche Steine mit sich. Xen hockte auf einem Ast und beobachtete ihn mit sicherem Blick. In Ferner und Nähe war nichts zu sehen. Dann erhallte ein Gebrüll und die Kante auf welcher Varno hockte, stürzte in die Tiefe hinab. Schreiend mit Angst in der Kehle fiel er herunter. Sein Kindermädchen eilte zu spät zu ihm heran. Große Vorwürfe machten sich in ihr breit. Doch Varno landete sicher einige Meter tiefer auf ein Plato. Vorsichtig öffnete er wieder die Augen und vor ihm erschien eine Öffnung zu einer Höhle. Noch nie hatte er sie gesehen. Er dachte immer er kannte alle, doch nun stand er vor einer Unbekannten. Tief in ihm drin machte sich Angst breit. Aber er überwandt seine Angst und ging hinein. Im Inneren gab es nirgends eine Lichtquelle, einzig das Tageslicht aus dem einem Eingang spendete Helligkeit. Mit den Armen ausgestreckt machte er sich auf den Weg, weiter nach Innen zu gehen. Als er die Hände nur für einen Augenblick herunternahm, rannte er gegen etwas hartes schuppiges. Das Lid öffnete sich und ein gelbes Auge starrte ihn an. Hass und Zorn spiegelten sich wieder. Ein letzter Schwung Sonnenlicht strömte herein und erhellten die Hölle. Vor dem kleinen Prinzen bäumte sich der Drache Exkarnus auf. Er brüllte das die Wände wackelten. Wie versteinert blieb er stehen. Eine Pranke von dem Sturmdrachen holte aus. Im letzten Moment konnte er sich bücken. Trotz schlotternder Knie lief er den Weg hinaus. Hinter ihm hämmerte der schwarze Drache auf ihm zu. „XEN!!!“, schrie er verzweifelt. Zur rechten Zeit erhörte Xen ihren Schützling. „Er hat es tatsächlich geschafft, diesen Drachen zu finden!“, flüsterte sie vor sich hin. Doch es blieb ihr keine Zeit. Sie stellte sich aufrecht hin und legte die Innenhandflächen aneinander: „Mutter Natur zeig uns deine Macht! Brok komm an meine Seite!“ Die Erde bebte. Auch Exkarnus blieb in seiner Höhle. Varno schaffte es nach draußen auf den Vorsprung. Die Erdkruste spaltete sich und Lava trat hervor. Zwei Pranken herhoben sich aus dem Spalt und ein brauner Kopf lugte hervor. Ein gewaltiges Horn auf der Nasenspitze. Er durchbohrte mit seinem Panzer die Erde und ein brüllender Drache mit einem gewaltigem Horn hämmerte seine stählenden Pranken auf den Boden. Ohne ein Wort seitens Xen hebte er ab und flog vor zum Vorsprung, wo sich Varno aufhielt. Er drehte dem Jungen den Rücken zu und hielt seinen Schwanz zu ihm hin, den er dankend annahm. Als Brok gerade abheben wollte, durchbrach Exkarnus die Wand der Steilküste und rammte den Erddrachen. Nur mit Müh und Not konnte er Varno noch festhalten. Zornige braune Augen richteten sich auf Exkarnus. Brok beförderte den Jungen mit einem Wurf in die Arme von Xen: „Varno, verschwinde von hier!“
 

„Du hast dich mit einem Menschen eingelassen! Wie kann man nur so weit sinken!“ – „Was geht dich mein Leben an!“ – „Ich will den Jungen töten und du hast mich davon abgehalten!“ – „Der Junge ist ein Bekannter meiner Jägerin und wenn sie mir befehligt ihn zu beschützen, dann werde ich das auch tun. Egal wie sehr du versuchst uns aufzuhalten! Denk dran, dass du der jüngste Drache bist und keine Erfahrung hast!“ – „Schweig Brok! Meine Macht übertrumpft eure, in vielen Dingen!“ – „Das mag sein, aber wir haben die meiste Erfahrung und wissen mit unserer Macht umzugehen. Deine Vergangenheit ist traurig, jeder kennt sie, aber das gibt dir nicht das Recht vorschnell zu Handeln!“ – „Seh du die Dinge wie du willst, aber ich seh sie so, wie ich es will!“ – „Lass es nicht dazukommen, dass ich einen Befehl erhalte! Ich werde ihn ausführen, egal was du von mir hältst!“ – „Was geben euch die Menschen schon? Sie rufen euch herbei und ihr führt ihre Befehle aus? Was aber tun sie für euch?“ – „Loreley beschützt Myrnus vor Eindringlingen! Und Xen hat mir die Einsamkeit genommen! Du musst dich doch auch schrecklich einsam fühlen, oder etwa nicht?“ – „Dank den Menschen werde ich immer einsam bleiben!!!“, zischte er den Erddrachen an und nahm erneut Kurs auf den Prinzen. Xen schrie nur noch: „Brok! Greif ihn an!“ Brok richtete einen traurigen Blick nach unten und vergoss eine Träne. Der Erddrache drehte sich nach oben und spreizte seine Flügel aus. Sein ohrenbetäubendes Gebrüll rauschte durch den Wald Crosser. „Es tut mir Leid, mein Bruder!“, dachte er. Er riss sein Maul auf und erzeugte eine Energiekugel, welche komplett aus Steinen bestand. Lianen kamen aus allen Ecken und fesselten Exkarnus. Dieser hatte nun keine Möglichkeit mehr zu fliehen. Varno drehte sich noch einmal um und sah den Gefangenen. Sofort machte er kehrt und stellte sich schützend vor den Schwarzen. Er spreizte seine Arme aus und brüllte Brok an: „Hör sofort auf damit! Du darfst ihn nicht verletzten! Es ist doch alles die Schuld der Menschen, dass er so geworden ist!“

Xen suchte schnell den Kontakt mit den Gedanken zu ihrem Wächter: „Brok! Stell deine Attacke ein! Varno steht vor ihm!“ Brok verschluckte die Steine und sank zu Boden. Xen und Brok standen nebeneinander und starrten auf Varno und Exkarnus.
 

Der Sturmdrache hatte geweitete Augen. Noch nie hatte sich ein Mensch für sein Leben eingesetzt. Das war ihm alles neu und er verstand sich selber nicht mehr. Varno holte ein Messer heraus und trennte die Liane entzwei. Dann grinste er Exkarnus an und meinte: „So jetzt bist du wieder frei!“ Exkarnus senkte seine Schnauze zu ihm herunter. Leicht stupste er ihn an und sagte: „Dich hab ich vorschnell beurteilt. Tut mir Leid!“ Lächelnd umarmte Varno die Schnauze von Exkarnus. Plötzlich erblickte der Schwarze im Augenwinkel Ranks. Sie hatten sich mal wieder den Prinzen ausgesucht. Doch sie blieben lieber aus der Reichweite und wiegten sich in Sicherheit. Schützend legte Exkarnus seinen Schwanz um Varno und drohte immer wieder mit einem Blick zu ihnen. Nicht ganz zogen sie sich zurück. Es schien so, als wollten sie nicht Varno gefangen nehmen, sondern Exkarnus.

Als sich Xen genauer umgesehen hatte, waren sie von diesen Monstren umzingelt gewesen. Selbst in der Luft hatten sie sich mit einem Luftschiff die Macht über den Himmel angeeignet. Exkarnus verzog verduzt die Augen und holte einmal kräftig Luft, dann schoss er aus seinem Maul eine gewaltige Feuerbrunft. Das Luftschiff begann zu brennen und stürzte vom Himmel herab. Beide Vorderpranken hämmerte er in die Erde und stieß einen schreckensverzehrten Geschrei aus. Die Ranks hielten sich mit schmerzverzehrtem Gesicht die Ohren zu. Für alle anderen Anwesenden war dieser Schrei von Exkarnus nicht zu hören. Varno stand immer noch in der Nähe des Drachens. Plötzlich griff einer der Ranks nach ihm. Die blutige Vergeltung folgte auf dem Fuße. Exkarnus umschlang den Körper des Jungen mit seinem Schwanz und entriss dem Rank seine Beute. Dann teilte er den Angreifer in kleine Stücke und wehte diese zu den Anderen hinüber. Sanft ließ er den Jungen wieder runter und stellte sich nun über ihn. Erneut ertönte aus seiner Kehle der Schrei. Als sich wieder einer an Varno ranmachen wollte, klammerte sich dieser an die Pranke von Exkarnus. Dieser beugte seinen Kopf nach unten und stieß aus seinen Nasenlöchern Rauch heraus, welcher im Gesicht des Menschenhändlers landete. Varno kletterte auf den Rücken seines neuen Freundes. In Sicherheit vor seinen Feinden, sprach Exkarnus zu ihm: „Halt dich fest!“ Im selben Moment drückte er sich mit allen vier Pranken von dem Boden ab und machte nur einen Flügelschlag, schon war er in der Luft.
 

Die Chance verpasst sich Varno zu schnappen, entdeckten sie Xen und ihren Drachen Brok. Xen stellte sich kampfbereit hin. Sie ballte ihre Fäuste und sagte zu Brok: „Kann es losgehen?“ – „Ich werde immer an deiner Seite kämpfe!“, grummelte Brok. Als ein Rank sich nähern wollte, fiel die Pranke von Brok kurz neben ihn und die Erde begann zu beben. Alle Ranks in der Nähe fielen hin und konnten sich kaum noch bewegen. Xen drückte ihre Fäuste noch stärker zusammen und schon schossen die Krallen heraus, für die sie einst berühmt war. Sie rieb die Klingen aneinander und erzeugte so ein quietschendes Geräusch. Dann preschte sie los, mit ihren Krallen voraus. Gelenkig wie eine Katze wich sie jedem Angriff aus und konterte tödlich. Innerhalb von wenigen Minuten kippten alle Ranks Tod um.

Zum Schluss stand Xen alleine da und um sie herum waren die gesamten Ranks erledigt gewesen. Ein gehässiges Grinsen zog sich über ihre Lippen. Varno saß oben auf Exkarnus und sah Xen zum ersten Mal in Aktion. Seine Erstaunung ihr gegenüber wuchs immer mehr. Plötzlich entdeckte Exkarnus den Anführer von ihnen. Er holte tief Luft und stieß eine Feuerbrunft hinunter und verkokelte den Rankführer. Langsam schwebte Exkarnus wieder herab und ließ den Kleinen wieder nach unten.
 

Mit einem Mal breite er seine Flügel aus und legte diese schützend um Varno. Ein glühendes Licht entfachte sich um den Prinzen und hüllten ihn eine warme Umgebung. Verwirrt, was nun mit ihm passiert, sah er sich um. Eine Lichtsäule schoss in den Himmel. Exkarnus beugte sich weiter zu ihm herunter und berührte mit seiner Schnauze die Stirn von Varno. Dieser legte seine Hände auf dessen Schnauze. Eine unbekannte Macht stieg in ihm hoch. Er verspürte eine Energie langsam in sich hinaufkriechen. Erst jetzt erblickte er, verborgen auf seiner Stirn, einen schwarzen Kristall. Davon löste sich ein Stück und trat auf ihn zu. „Wenn du mit mir einen Pakt eingehen willst, musst du ein Stück von meinem Kristall in dir tragen! Bist du bereit dafür?“ – „Ja!“ Der Kristall drang in seinen Körper ein und suchte sich sein Herz. Beide verbanden sich miteinander. Vor Varno erschien ein Schwert. Dieses war die verborgene Waffe, die Exkarnus bei sich trug und nun für seinen Jäger bestimmt war.

Erschöpft davon, lag der Junge auf dem Boden und schnappte nach Luft. Der schwarze Riese beugte sich zu ihm nach unten, schützend legte er sich um ihn herum. Seine Schnauze bettete er auf seinen Beinen ab und beobachtete seinen neuen Schützling. Nie hätte er gedacht, dass sich jemals jemand solche Sorgen um ihn machte. Brok sah von weitem zu und meinte schließlich: „Du kannst ihn getrost hierlassen! Exkarnus wird nun sein Leben für ihn opfern!“ – „Lass uns nach Hause gehen!“

Der Beschluss

Rosa, Allen und Sharank hockten noch immer vor seiner Höhle und überlegte, wie sie am Besten Serena helfen konnten. Die junge Kriegerin machte sich breit und streckte alle Glieder von sich. Ihr Blick richtete sich stur gen Himmel. „Ich verabscheue die Zaibacher. Serena kann ihre andere Hälfte nicht kontrollieren. Das ist doch zum verrückt werden!“ – „Sag bloß, du hast dasselbe Problem, wie meine Schwester?“ – „Als Problem würde ich das nicht bezeichnen. Ich kann diese Hälfte kontrollieren, im Gegensatz zu Serena!“ – „Wie kommst du denn wieder in deine andere Gestalt?“ – „Ich schaff das nur mit der Hilfe von Sharank! Und Serena hat nun mal keinen Drachen!“ – „Verdammt!“, fauchte er und rammte seine Faust in einen Baum, „All die Jahre hab ich sie vermisst und nun, wo ich sie wiedergefunden habe, kann ich ihr noch nicht einmal helfen! Was bin ich denn für ein Bruder?!“ Rosa stützte sich auf und legte ihre Arme auf die Knie: „Du bist ein guter Bruder! Trotz ihren ganzen Taten die sie begangen hat, hältst du noch immer zu ihr und das ist schon sehr viel wert!“ – „Sie ist nun mal meine kleine Schwester! Außerdem sind die Zaibacher an allem Schuld!“ – „Dieses Mal kämpft ihr nicht alleine! Ihr habt unsere Hilfe und wir bauen auf die Macht unserer Drachen!“ – „Ich frag mich schon die ganze Zeit, wie ihr es schafft Drachen herbeizurufen und sie auch noch zu kontrollieren?!“ – „Wir kontrollieren sie nicht! Sharank ist mein bester Freund. Er ist meine einzige Familie die ich noch habe und wenn man ihn mir wegnehmen würde, würde ich ihm in den Tod folgen. Keiner wird es je schaffen, mich von meinen Freund zu trennen. Sharank hat mir die Blüten des Lebens gezeigt und mich gelehrt, dass es nicht nur Schattenseiten gibt. Dank ihm, bin ich heute so, wie ich jetzt bin! Und mit ihm zusammen werde ich auch Serena befreien können. Du stehst mir doch bei, oder Sharank?“ Er beugte seine Schnauze zu ihr herunter und fuhr damit durch ihre Haare. Dann schlappte er mit seiner Zunge noch über sie. „Hey Sharank! Hör auf damit, das Kitzelt doch!“ – „Lass uns gehen Rosa! Es wird Zeit!“, sprach Sharank. Sie stützte sich an ihren Knien um aufzustehen und drehte sich dann zu Allen um. Strahlend reichte sie ihm dann die Hand: „Komm! Wir müssen noch mit Reika sprechen. Sie kann uns sicherlich weiterhelfen. Und dann holen wir uns Serena zurück!“ – „Genau!“ Beide stiegen auf Sharanks Rücken und dieser hob ab in die Lüfte. Allen hielt sich von hinten an Rosa fest. Plötzlich machte der Donnerdrache einen Sturzflug und Allen verrutschte mit seinen Händen zu sehr nach oben. Der Ritter wurde rot im Gesicht und versuchte mit den Händen wieder um ihre Hüfte zu fassen, doch Sharank machte solche Manöver, dass es ihm einfach nicht gelingen wollte. Sharank zog, kurz bevor er den Boden berührte, wieder nach oben und warf Rosa und Allen herunter. Rosa packte Allen am Handgelenk und an der Hüfte, so konnte er sicher auf dem Boden landen. Sein Blick fiel sofort auf die Kriegerin. Trotz dem Mischgeschick und allen anderen Sachen hatte sie immer noch einen klaren Kopf, meinte aber dann jedoch: „Beim nächsten Mal behalte die Finger lieber bei dir!“ Bei diesem Satz verschränkte sie die Arme und schaute ihn griesgrämig an. Sofort wurde er rot um den Schopf und wackelte verlegen mit den Händen vor seinem Gesicht. Trotz seines Eifers konnte er seine Scham nicht verbergen. „Das wollte ich gar nicht, das ist alles so plötzlich passiert!“ Rosa beugte sich weiter hoch zu seinem Gesicht: „Du hast doch garantiert auch einen Guymelef! Und da muss man doch auch, auf solche Sachen vorbereitet sein oder etwa nicht?“ – „Eigentlich schon! Aber das ist doch was ganz anderes!“ – „Was ist an Drachenfliegen und Guymelef steuern so anders? Da kann es doch kaum Unterschiede geben!“ – „Ähm, na ja weißt du.......!“ – „Los raus mit der Sprache! Oder hab ich doch Recht?“ In diesem Moment wirbelte eine Feuerblume auf und Reika erschien. „Schluss mit den Gespräch! Wir haben wichtigere Dinge zu erledigen!“ – „Warum ausgerechnet jetzt? Ich wollte ihn noch ein bisschen mehr ausquetschen!“ – „Dafür hast du hinterher auch noch Zeit! Jetzt brauch ich erst einmal nützliche Informationen! Was habt ihr alles herausgefunden?“
 

Nachdem Allen und Rosa ihr alles berichteten, fasste sie folgenden Entschluss:

„Beim nächsten Mal werden euch Arkase und Crosser begleiten! Beide werden von mir den ausdrücklichen Befehl erhalten! So könnt ihr euch Dilendau schnappen und mit ihr hierher kommen! Seit aber vorsichtig! Wenn Folken eingreift, hol sofort Sharank raus. Folken hat dank ihm einen Arm verloren! Jetzt geht lieber schlafen, morgen wird ein anstrengender Tag werden!“

Es beginnt...

Rosa führte Allen noch zu seiner Schlafkammer und wollte dann gehen. Aber dann fing Allen an vor sich her zustottern: „D-das m-mit vorhin, t-tut mir Leid!“ – „Das kenn ich selber. Man ist nicht vorbereitet!“ – „Häh?!“ – „Das ist der Unterschied zwischen einem Drachen und einem Guymelef. Bei einem Drachen kann niemand vorhersehen, was er als nächstes macht. Ein Guymelef kann man steuern und so weiß man, welche Bewegung man machen muss!“ – „Ja genau!“ – „Feuereifer, mh?“ – „Wie?“ – „Zu dieser Ausrede kommt niemand! Weil man nämlich so von der Frage überfordert ist, dass kaum noch jemand klar denken kann!“, sagte sie und streckte ihre Gliedmaßen, „Ich geh jetzt aber ins Bett. Morgen geht es los und ich will ausgeschlafen und erholt sein. Es darf kein Fehler passieren!“ Sie drehte sich um und wollte gehen. Bei ihrer Bewegung erinnerte sich Allen plötzlich wieder an seine Schwester. Rosa hatte einen betrübten Gesichtsausdruck. Wie von selbst, griff Allens Hand nach dem Arm von Rosa. Er drückte sie zu sich ran und legte seine Lippen erneut auf ihre. Vor Schock, über das was Allen tat, riss sie die Augen auf und konnte es kaum glauben. Die langen blonden Haare von Allen kitzelten ihr Gesicht und sie fing an zu kichern. Der Ritter hatte seine Augen geschlossen und genoss diesen einfühlsamen Kuss mit der Kriegerin. Diese legte mittlerweile ihre Hände an seine Oberarme. Als sich Beide wieder voneinander lösen konnte, mahnte Rosa: „Das war jetzt aber das letzte Mal!“ – „Tut mir Leid! Ist irgendwie so über mich gekommen.“, erwiderte er verlegen. Total verschlafen und mit einer Hand das Auge reibend, trat Prinz Varno heran: „Rosa.....?“ – „Kannst du nicht schlafen?“ – „Nein, das ist es nicht! Kann ich dich um einen Gefallen bitten?“ – „Um einen Gefallen?“, kam es nachdenklich von ihr.
 

„Das werde ich garantiert nicht ein zweites Mal machen!“ – „Ist mir auch schon klar! Xen sträubte sich auch dagegen!“ – „Ich weiß auch wieso! Wenn der König mich erwischt, macht der aus mir Drachenfutter!“, sagte sie etwas säuerlich und sprang mit dem Prinzen von Ast zu Ast im Wald. „Wie kommst du nur auf die Idee, mitten in der Nacht, zu Exkarnus zu wollen?“ – „Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle, dass dort etwas faul ist!“, sprach er mit einem ernsten Tonfall. Beide liefen durch den dunklen Wald. Die Arme der Bäume schienen nach ihnen zu greifen. Das Licht des Mondes ließ die Bäume lebendig wirken und gab ihnen grauenvolle und verzehrte Gesichter. An der Seite von Rosa fühlte Varno sich sicher und folgte seinem Ziel. Exkarnus Höhle. Von weitem konnte der kleine Prinz seinen neuen Freund schon sehen, trotz der Dunkelheit. Das Licht des Mondes fiel auf seinen Panzer und spiegelte es in verschiedenen Farben wieder. Der Drache hämmerte eine Pranke in den Boden und brüllte bedrohlich in die Richtung von den beiden Herannahenden. Bevor Rosa reagieren konnte, wurde ein Fangnetz über ihnen ausgebreitet. Die Kriegerin zappelte ordentlich im Netz und versuchte sich zu befreien. Aber egal was sie versuchte, es konnte ihr einfach nicht gelingen. Dann packte sie eine Hand am Hinterkopf und drückte sie auf den Boden. Mit aller Gewalt die Rosa mobilisieren konnte, versuchte sie dagegen anzukämpfen. Aber auch hier konnte sie nichts erreichen. Ein blaues Gesicht mit gelben Augen schielte sie schelmisch an. „Ein Rank!“, schnaufte sie wütend. Hinter diesem Rank tauchte ein alter Mann in einem Umhang auf. Die Kapuze lag tief in seinem Gesicht. Dadurch war es der Kriegerin unmöglich, ihn zu erkennen. Doch als sie seine Lache hörte, erkannte sie ihn: „Zaibachs-Magier Radochs!“ – „Wie schön dich wiederzusehen!“ – „Unter schön stell ich mir eigentlich was anderes vor!“ – „Kaum zu glauben, dass du tatsächlich überlebt hast!“ – „Ich werde dir jede einzelne Gräte brechen!“ – „Wie denn? Du liegst auf dem Boden, schon vergessen? Exkarnus ist auch gefangen und du besitzt keinen Drachen! Dafür bist du viel zu schwach!“ – „Glaubst auch nur du! Mächtiger Donner Keiros, erhöre mich! Sharank, Donnerdrache, komm an meine Seite!“ Wolken kamen aus dem Nichts und verdunkelten die Nacht noch mehr. Sie tauchten die Welt Gaias ins Schwarze. Die Hand vor Augen konnte man nicht erkennen. Radochs wollte sich zu Rosa runterbeugen, als plötzlich ein Blitz vor ihm niedersauste und kurz vor seinem Auge einschlug. Ein mächtiger Brüll hallte durch die stille Nacht. Nun rauschten immer mehr Blitze zu Boden und erhellten die komplette Umgebung.
 

Von dem ganzen Lärm wurde Reika wach. Erschrocken über das leere Zimmer ihres Sohnes, erblickte sie Sharank am Nachthimmel. Schnell packte sie sich ihre Sense und rannte dorthin, wo sie den Donnerdrachen erblickt hatte. Amee folgte ihr unbemerkt und ließ sie nicht aus den Augen. Im Inneren hoffte Reika, dass Rosa und Varno nichts passiert ist. Doch als sie den Zaibach-Magier erblickte, wurde ihr mulmig. Radochs sah in Richtung Reika und erkannte sein damaliges Versuchsobjekt sofort wieder: „Sieh einer an! Wird das eine Wiedervereinigung? Ranks greift sie an!“ Sharank befreite erst einmal Rosa und Varno aus ihrem Gefängnis. Sofort zog Rosa ihren Bumerang. Der kleine Prinz machte sich so schnell es ging, auf dem Weg zu seinem Drachen und versuchte ihn zu befreien. Durch seinen Körper fuhr ein Schlag und ließ ihn zurückschleudern. Tränen der Verzweiflung fuhren seinem Gesicht herunter. Wehleidig schrie er immer wieder den Namen seines Drachens, doch niemand konnte ihm helfen. Sharank wurde ebenfalls mit Seilen auf dem Boden gehalten und gefesselt. Rosa und Reika mussten nicht nur Ranks ausweichen, sondern auch Minotauren. Ein Horn streckte Rosa und Reika gleichzeitig nieder. In dem Moment als, sie sich beide Frauen greifen wollte, wirbelte ein grün-schwarzes Schwert herbei. Radochs suchte nach dem Besitzer, doch fand ihn einfach nicht. Der Anführer der Ranks und der der Minotauren holten ihre Streiter zurück. Jeder erkannte dieses Schwert und wollte sich diesem auf gar keinem Fall nähern. Die Befehle von Radochs ignorierten sie einfach. Dieser lief stocksauer auf das Schwert zu und berührte es am Griff. Mit einem Mal durchfuhr ihn ein saftiger Stromstoß, der ihn einige Meter weit schleuderte. Immer noch zuckten die Blitze und wirbelten um die Klinge. Aus dem dunklen Hintergrund kam Amee hervor. Sein finsterer Blick ließ nichts gutes erhoffen. Er streckte seine Hand hinaus. Von alleine kam das Schwert zurück in seine Hand. Reika und Rosa stützten sich gegenseitig, um aufzustehen. Der Magier erhob sich und tobte. Hinter ihm am Abhang schwebte ein Guymelef nach oben. Es war der von Dilendau. Reika zog ihre Sense und zielte auf die Kommandantin. Aber Rosa sprang ihr dazwischen und schrie: „Nicht! Das ist doch Serena! Du darfst sie nicht verletzen!“ – „Geh mir aus dem Weg! Oder sie wird uns töten!“ – „Nein! Das werde ich nicht!“, ernst blickte sie Reika an. Noch nie in ihrem Leben war ihr etwas so ernst, wie das hier. Reika senkte die Sense und sah im Augenwinkel, eine Beschwörung von Radochs. Ohne noch groß zu zögern, legte Reika nach. Sie rammte ihre Sense in den Mutterboden und zog damit einen Kreis. Um sie herum entstand ein kleiner Graben, der nur wenige Millimeter tief war. Sie schloss ihre Augenlider und ging in die Knie. Die Klinge ihrer Sense kreuzte ihre Innenhandfläche. Ihr Blut rieselte auf den Boden und sie fing an, leise immer wieder folgende Sätze zu wiederholen: „Zusammenvereint bis in die Ewigkeit! Unser Pakt zu dritt geschlossen, nachdem soviel Blut vergossen! Arkase Feuerdrache! Crosser Lavadrache! Und Reika, einst königliche Kriegerin! Das Blut fließt zusammen und vereinigt unseren Pakt!“ Insgesamt sagte sie es dreimal. Dann entriss sich Exkarnus seinen Fesseln und weitete seine Flügel schützend über Varno. Die Umgebung glühte förmlich. Die gezogene Rinne fing an Lava herauszuspeien. Wie Arme tasteten sie sich am Boden entlang und erstarrten auf einmal. Reika schnipste einmal und die abgekühlte Lava fing Feuer. Aus dem Wasser schossen zwei Drachen hervor. Beide waren Blutrot. Schwarze und rote Augen funkelten den Magier an. In voller Pracht standen Arkase und Crosser vor dem Zaibach-Magier.....

Wyn

Aus dem Wasser schossen zwei Drachen hervor. Beide waren Blutrot. Schwarze und rote Augen funkelten den Magier an. In voller Pracht standen Arkase und Crosser vor dem Zaibach-Magier. Ihre Pranken bohrten sich in den Boden und rissen die Muttererde auf. Die beiden gepanzerten Schwänze schlugen immer wieder gegeneinander. Dadurch bebte die gesamte Umgebung. Crossers Nüstern brodelten und die Flammen stießen immer wieder kurz aus seinen Nasenlöchern. Arkase brummte und schoss einen kleinen Flammenstrahl ab. Radochs stand wie gelähmt vor diesen Giganten. Trotz seiner Größe erreichte er noch nicht einmal Crossers Knöchel. Die Pranke von dem Lavadrache hätten ihn leicht erdrücken können, ohne dass er sich auch nur hätte wehren können. Arkase, die ein kleines Stück kleiner war, hatte ebenfalls eine beachtliche Größe. Ihre Flügelspanne war fast doppelt so groß, wie die von Crosser. Am Horizont versuchte die Sonne etwas Licht ins Dunklen hereinzubringen, doch es gelang ihr nicht. Die glühend roten Flügel der Drachendame verdunkelten die Erde und kühlten den Boden. Kein Sonnenstrahl stach hervor. Radochs musste eine Möglichkeit finden zu entkommen. Sein Blick fiel auf den jungen Prinzen. Ganz ohne Schutz stand er frei da. Noch ehe irgendjemand anderes reagieren konnte, stürmte er auf den Jungen zu. Allerdings schossen im rechten Moment Dolche aus dem Nichts auf und nagelten den Magier an einen Baum fest. Exkarnus der dies mit ansah, tobte vor Wut. Um ihn herum zogen Blitze und schwarze Wolken auf. Sie erstickten die aufgehende Sonne und verschlangen sie ganz. Nur die aufleuchtenden Blitze erhellten die Umgebung. Er wollte diesem entgültig ein Ende setzen und rief seine gesamte Drachenmacht herbei. Durch seine Flügelschläge baute sich ein Wirbelsturm auf, welcher die schwarzen Wolken, wie ein Staubsauger aufsaugte. Pechschwarz und riesen groß türmte sich diese Gewalt vor Exkarnus und drehte seine Runden. Ein letztes Mal blickten zornige Augen in die Richtungen des Magiers Radochs. Die Augen von Exkarnus waren feuerrot angelaufen und ständig stieß er Rauch aus seinen Nasenlöchern. Der schwarze Sturmdrache streckte seine Flügel aus, durch seinen Flügelschlag entstand ein kleiner Windhauch der den Tornado nach vorne trieb.
 

Hinter Exkarnus sah man wie Xen nach ihren Drachen rief. Die letzten Worte konnte man nur noch verstehen. „Brok komm zu mir!“ Der Boden unter den Füßen der Anwesenden bebte und bröckelte. Ein Stück der Erde fiel ins Erdeninnere und der entstehende Spalt quoll mit Lava über. Eine tief braune Pranke schlüpfte aus der Lava hervor und das Horn von Brok kam hervor. Der Erddrache herhob sich aus seiner Öffnung und gab zur Begrüßung einen mächtigen Aufschrei von sich. Xen deutet auf den Zaibach-Magier und schon verstand der Drache, was seine Jägerin von ihm wollte. Ein wuchtiger Schwanzhieb knallte auf den Boden nieder. Im nächsten Moment wurden aus Muttererde eine Gesteinswand erhoben. Diese beschützte Radochs vor dem Todbringenden Angriff seitens Exkarnus. Wütend funkelten seine Augen nun Brok an. Doch dieser blieb unbeeindruckt und stand schützend vor dem Magier.
 

Rosa und Reika standen sich noch immer gegenüber. Dilendau, dahinter in ihrem Guymelef, ging nun endlich zum Angriff über. Im letzten Moment konnte Rosa noch ausweichen, dank des Rufes von Reika. Reika nahm ihre Sense und rief ihre Drachen herbei. Sharank rauschte von oben herab und krachte in den Guymelef von Dilendau. Der Donnerdrache riss sie mit nach unten und ballte in seinem Maul eine Macht des Donners zusammen. Die Blitzkugel wurde immer Größer, doch dann hörte er leise den Wehklagenden Befehl seiner Jägerin: „Bring sie nicht um! Bitte Sharank! Hilf mir!“ – „Verlass dich auf mich!“, erwiderte er und schoss die Blitzkugel ab. Unter Strom gesetzt verlor Dilendau das Bewusstsein. Die scharfen Klauen des Drachens bohrten sich in den Stahlkörper der Kampfmaschine. Sharank hob mit ihr in die Lüfte ab und schwebte dann auf den sicheren Boden nieder. Rosa rannte zu ihrer Freundin und holte sich als erstes aus den Stahlgiganten.
 

Versteckt im Dickicht hockte Nana und behielt sich eine Übersicht über die Umgebung. Direkt hinter Rosa bemerkte sie, wie die Gebüsche raschelten und knackten. Ihre Hand griff nach dem Schwert, welches sich auf ihrem Rücken befand. Die Klinge leuchtete blau auf. „Zyrna! Hörst du mich?“, fragte sie in Gedanken. Prompt bekam sie eine Antwort: „Laut und deutlich Nana!“ – „Komm zum Wasserhang!“ – „Dann müsst du die ‚stille Zeremonie’ machen! Ohne eine Beschwörung kann ich dir nicht helfen. So sind nun mal die Gesetze.“ – „Mach dir keine Sorgen! Ich schaff das schon.“ – „Gut dann sehen wir uns gleich.“ – „Bereite dich schon mal darauf vor!“, sagte sie zum Schluss noch einmal und der Kontakt zu ihrem Drachen wurde abgebrochen. Nana rutschte vom Ast und landete auf dem Boden. Sie legte das Schwert vor ihren Füßen, dann legte sie die beiden Handflächen übereinander. Dann murmelte sie vor sich hin: „Der Pakt von zweien, die sich auf ewig vereinen, so erhöre mich. Zyrna!“ Unten wirbelte sich das Wasser zusammen, bis ein Strudel sich gebildet hatte. Dieser sank immer weiter Richtung Wassergrund. Auf dem Boden lugte ein Stahlblauer Drache hervor und breitete seine Flügel auseinander. Zyrna schwang sich empor und tauchte wenige Minuten später am Himmel wieder auf. Die funkelten blauen Augen blickte durch die Gegend und entdeckten einen blonden Schopf versteckt im Dickicht. Ihre Nüstern rauchten und ein Feuerstrahl flammte das überflüssige Grün davon. Allen und die anderen versuchten ihre angesenkte Kleidung schnell von dem Ruß zu befreien. Nana schüttelte nur den Kopf. Grimmig und zornig legte Allen seinen Blick auf Nana, doch das interessierte ihn jetzt weniger. Seine Sorgen kreisten sich mehr um seine Schwester. Sharank hatte sie mittlerweile brutal aus dem Guymelef herausgepflückt. Dilendau lag regungslos und bewusstlos auf dem kalten Boden. Rosa war bereits über ihr gebeugt und versorgte sie. Reika stand schützend vor ihrer Kriegerin und hielt ihre Sense drohend vor sich. Denn das Gesicht von Radochs veränderte sich auf einmal. Aus seinen Händen wurden Pranken und an seinem Steiß wuchs ein gepanzerter Drachenschwanz. Die Augen färbten sich braun und ein Maul mit gefährlichen Reizzähnen entstand. Mit solch einer Verwandlung hat niemand von ihnen gerechnet. Exkarnus, welcher noch immer in der Luft schwebte, erkannte diese Gestalt als einen Bekannten wieder. Langsam schraubte sich seine Wut nach unten und er ließ sich gen Boden schweben. Seine Flügel schlugen nur noch in Zeitlupe. Brummend zischte er den jungen Drachen an. Dieser wich umgehend zurück. Trotz seiner Schutzhaltung wurde im der harte gepanzerte Drachenschwanz von Exkarnus um die Ohren geschlagen. Als der Schwarze auf den Jungen losgehen wollte, um seine Zähne in den Hals des anderen zu Schlagen, wurde er von Crosser zurückgehalten. Der Sturmdrache wich seinem Oberhaupt aus und ließ ihn gewähren. Crosser stupste ihn mit der Nasenspitze an und fragte: „Warum hast du das getan?“ – „.....“ – „Ich frage dich ein letztes Mal! Warum hast du das getan?“ – „Ihr habt meine Eltern getötet!“ – „Dafür kannst du uns nicht verantwortlich machen. Die Zaibacher haben dir eine einzige Lüge vorgehalten. Wie ist dein Name?“ – „Ich habe keinen Namen.“ – „Jeder Drache erhält bei der Geburt einen Namen.“ – „Aber ich nicht.“, raunte er. Crosser trat noch dichter an ihn heran und berührte mit seiner Schnauze die Stirn des Braunen. Der Lavadrache blickte dadurch in die Vergangenheit und lüftete sein Geheimnis. Das Oberhaupt der elementaren Drachen wich einige Schritte zurück und meinte dann: „Dein Name ist Wyn. Dieser Name ist selten unter den Drachen. Deine Eltern wurden von keinem anderen Drachen getötet. Sie wurden von den Zaibachern getötet. Aber eine Frage hab ich noch! Wo ist Radochs?“ – „....“, er blieb stumm. Zu tief saß der Schock. Er hatte diesen Drachen zum ersten Mal gesehen und schon wusste er seinen Namen und er kannte seine Eltern. Crosser blieb nicht lange stumm, sein Drachegebrüll hallte durch den gesamten Wald. Dann sagte Wyn kurz und knapp: „tot.“ Der Lavadrache blickte zu seiner Jägerin. Diese nickte nur und meinte dann zu den restlichen Anwesenden: „Morgen werden wir die Burg stürmen. Die Zaibacher haben kein Recht alle zu missbrauchen. Morgen wird der jüngste Tag anbrechen. Die Vorbereitung werden umgehend eingeleitet. Keine Gnadenfrist mehr!“
 

Allen und Rosa beugten sich über Dilendau......

Serena versus Dilendau/ Rosa versus Allen

Allen und Rosa beugten sich über Dilendau. Mit traurigem Blick sah sie auf ihre alte Freundin. Panik steigerte sich in ihr auf. Der Körper begann unkontrolliert zu Zittern. Sharank leckte sich seine Pranken sauber und kümmerte sich nicht weiter um sein Opfer. Allen stand auf und ging protestierend auf den Donnerdrachen zu. Er zog sein Schwert aus der Scheide und forderte den Drachen zum Kampf heraus. Der Drache schnaubte nur aus seinen Nasenlöchern und blickte ihn verständnisvoll in die klaren blauen Augen. Dem Ritter reichte es. Dieses Monstrum hatte es gewagt seine Schwester zu verletzen und er wollte sich an diesem Riesen nun rächen. Dieser Gedanke war jedoch verwerflich. An ihm vorbei rauschte ein Bumerang, welcher schützend in den Boden unmittelbar vor Sharank zum stehen kam. Verwirrend sah er hinter sich und erblickte Rosa die in Wurfposition gewesen war. „Warum hältst du mich auf?!“, wollte er wissen. Prompt erhielt er eine Antwort: „Wenn du meinen Drachen angreifst, habe ich keine Wahl! Wir sind verbunden und wenn er angegriffen wird, von einem Menschen, so muss ich ihn beschützen! Egal wer es ist und ob es mein Leben kostet! Das sind nun mal die dunklen Seiten an einem Pakt zwischen Drachen und Menschen. Allen wenn du Sharank angreifst muss ich dich töten!“ – „Dann bleibt uns wohl keine andere Wahl!“ – „Du hast vergessen, dass ich eine Drachenjägerin bin! Ich verfüge ebenfalls über die Macht die ein Drache hat! Vergiss es lieber, deine Chancen gegen mich zu gewinnen stehen minimal! Gib lieber auf! Allen!“ – „Niemals!“ – „Dann kann ich dir auch nicht mehr helfen!“, sagte sie und erhob ihre Hand, dann rief sie, „Mächtiger Donner Keiros! Sharank, Donnerdrache! Steh mir bei!“ Der Donnerkristall auf der Stirn von Sharank begann von Innen heraus zu Leuchten. Ein grelles gelbes Licht erstrahlte über die Welt Gaia. Sharank erhob seinen Kopf und brüllte. Sein dummes Gegröle erschallte über den Himmel hinweg. Der Bumerang wurde in die Luft geschleudert und Rosa fing ihn, wenig später, mit Leichtigkeit wieder auf. Die Iris von Rosa veränderte sich. Ihre Haare verdunkelten. Tief schwarze Augen beäugelten die Umgebung. Das Haar in ein nachtlila geworden. Die verhärteten Gesichtszüge ließen nichts Gutes verhoffen. Allen sah mit Schrecken zu, wie sich Rosa verwandelte. Die blauen Augen des Ritters waren weit aufgerissen und der Schock über das Gesehene war sehr tief. Ein hämisches Gackern erklang seitens Rosa und ohne eine Vorwarnung setzte sie ihre Waffe kampfbereit an.
 

Reika, welche einen gewissen Abstand zur Situation hatte, ergriff erneut ihre Sense. Crosser und Arkase waren ebenfalls bereit einzugreifen, wenn es die Situation verlangte. Der kleine Prinz hatte sich bei Xen versteckt und hoffte dort in Sicherheit zu sein. Varno zupfte ein wenig an dem Gewand von Xen und fragte: „Was ist mit Rosa los?“ – „Sie ist nicht mehr Rosa! Das ist Rexia!“ – „Das versteh ich nicht!“ – „Die Zaibacher haben ihr damals etwas gespritzt. Dadurch ist ein Zwiespalt in ihr entstanden, der eine andere zweite Person hervorrufen kann! Diese Person ist Rexia. Ohne jede Gefühlsregung ist diese Gestalt. Daher muss man sich in acht nehmen. Sie vernichtet alles was ihr nicht passt. Deswegen hält deine Mutter auch schon ihre Waffe bereit!“
 

Rexia holte aus und warf den Bumerang Richtung Allen. Dieser konnte im letzten Moment ausweichen. Bei seinem Manöver musste er allerdings ein paar Haarsträhnen einbüßen. Ohne eine Pause einzulegen, zückte die dunkle Seite die Lanze heraus und ging damit auf Allen los. Lanze und Schwert kreuzten die Klingen. Es knallte immer wieder Metal auf Metal und mit der Zeit verließ dem Ritter die Kraft. Er hielt sich trotzdem standhaft und versuchte jedem Angriff so gut es ging auszuweichen. Doch ihre Geschwindigkeit nahm immer schneller zu. Sie musste irgendwoher Kraft sammeln! Aber woher? Der Stiel der Lanze schlug Allen das Schwert aus der Hand. Ohne eine Waffe mit der er sich verteidigen konnte, stand er vor Rexia. Wie in Zeitlupe sah er die Klinge der Lanze auf sich zukommen.
 

In der Zwischenzeit hatte Dilendau ihr Bewusstsein wiedererlangt und sah den Kampf zwischen den Beiden mit voller Bewunderung zu. Die Schnelligkeit und erst diese hasserfüllten Schläge seitens Rexia faszinierten sie. Doch dann bemerkte sie einen stechenden Schmerz in der Brust. Panisch griff ihre Hand ans Herz, mit der anderen stützte sie sich am Boden ab und hechelte nach Luft. Der Atem ging schwerer und der Schädel schmerzte. Gelöschte Erinnerungen traten in ihr Gedächtnis. Unbekannte Stimmen die Dilendau noch nie gehört hatte, erklangen auf einmal in ihren Ohren. Kindergelächter und –geschrei, zwei kleine Kinder die sich umarmen und einen gemeinsamen Plan schmieden zu fliehen. Erinnerungen aus den Kindertagen einer ihr vollkommen Unbekannten. Wer sollte das sein? Warum bekam sie diese Erinnerung von längst vergangenen Tagen? Immer stechender und präziser wurde der Schmerz, es schien als wolle er nie vergehen. Die Luft erschien so knapp zu sein. Das Hecheln zum Röcheln und wieder zurück. Immer wieder erklang diese Kinderstimme in ihren Gedanken. Eine weiche und zarte Stimme, die immer wieder den Namen „Serena“ ruft. Dilendau fantasierte und erblickte vor ihren Augen genau dieses Mädchen. Rosa gewellte und zerzauste Haare die nur bis zur Schulter gingen. Das Gesicht vom Spielen verdreckt. Ein Lachen wie es nur ein Kind hat, unschuldig, treu und geborgen. Ohne es wirklich zu merken streckte sie diesem Kind ihre Hand entgegen und berührte sie.
 

Allen machte sich auf sein Ende gefasst und schloss bereits die Augen. Doch dann ertönte eine bekannte Stimme in den Ohren von Rexia: „ROSA! Tu das nicht!“ Die Klinge der Lanze hatte bereits das Fleisch von Allen am Hals angeschnitten. Die kleine Wunde blutete. Es zog südlich in seine Kleidung hinein. Er konnte spüren, wie diese Flüssigkeit in Kontakt mit seinem Kragen kam. Aus einem Reflex heraus ließ sie die Lanze fallen. Schmerzen zogen durch ihren Kopf und vernebelten ihr die Sicht. Sharank setzte sich auf und der Donnerkristall glühte wieder auf. Der Schmerz im Kopf von Rexia verschwand wieder. Dank Sharank seiner Hilfe, konnte sie sich ohne weitere Schmerzen wieder zurückverwandeln. Die Haare hellten wieder auf und auch die Pupillen tauchten wieder in die Ursprungsfarbe hinab. Total erschöpft sackte sie zusammen. Allen konnte sie im letzten Moment auffangen, bevor sie eine unsanfte Landung hinter sich bringen musste. Serena sank ebenfalls auf die Knie und musste sich erholen. Rosa lag auf den Armen von Allen. Dieser näherte sich seiner Schwester und ging mit Rosa auf die Knie. Serena lächelte ihn an und schlang ihre Arme um den Hals von Rosa. Mit den letzten Worten: „Gott sei Dank! Euch geht’s gut!“, verlor das Mädchen ihr Bewusstsein. Amee tauchte hinter den Dreien auf und hievte die Bewusstlose auf seine Arme.
 

In Gedanken vernahm der Ritter auf einmal eine bekannte Stimme. Es war Sharank: „Pass gut auf sie auf! Wenn ihr etwas passiert, kann ich für nichts garantieren!“ – „Mach dir keine Sorgen!“
 

Auch die anderen Drachen verschwanden von der Bildfläche. Nur der junge Drache Wyn war noch da und rührte sich nicht. Noch immer waren seine Gedanken auf den mächtigen Crosser gerichtet. Er verstand einfach nicht, warum dieser Drache von einen auf den anderen Moment soviel über ihn wusste. Dann raunte ihn Exkarnus an: „Kein Wunder, dass du so überrascht bist! Du kennst unsere Hierarchie einfach nicht. Der rote Drache der mit dir über deine Eltern gesprochen hat, war das Oberhaupt aller Drachen. Sein Name lautet Crosser. Keine Macht kann ihn besiegen! Selbst die Macht des Wassers oder des Eises kann ihn bändigen. Die etwas mattrote Drachendame ist ebenfalls unser Oberhaupt. Sie ist die Begleiterin von Crosser. Er weiß soviel über deine Eltern, weil dein Vater, der Bruder von Crosser war. Mit eigenen Augen musste er mit ansehen, wie sein jüngerer Bruder von den Zaibachern umgebracht wurde. Er war damals noch zu jung und hatte nicht die Macht die er jetzt besitzt. Mit den Jahren werden unsere Mächte größer und wir gewinnen an einige. Crosser ist nun bereit sich seiner Vergangenheit zu stellen und endlich Rache zu nehmen. Wenn du an seiner Seite kämpfen willst, dann finde seine Höhle und rede mit ihm. Aber sei vorsichtig, noch ist jemand aus seiner lebendig zurückgekehrt!“ Der Sturmdrache breitete seine Flügel aus und schwang sich in die Lüfte. Ein verwirrtes Drachenjunges blieb zurück.

Das Geheimnis um den Drachenpakt

Nach langer Pause melde ich mich jetzt endlich mit einem neuen Kapitel zurück ^^

Hoffe, ihr entschuldigt mir die lange Auszeit. Ich hatte ordentlich Streß und konnte einfach keinen Fuß mehr zu der FF fassen. Und als ich dann endlich wieder Zeit hatte, kam der Schock noch größer!!! BLACKOUT!! Ich hatte auf einmal keine Ahnung mehr wie ich weiterschreiben sollte, zum Glück kam mir der Gedanke mit der Überarbeitung und schon kamen die Ideen wieder angelaufen, wie kleine Hunde ^^, hoffe ihr habt weiterhin Freude an meiner FF...würde mich sehr über Kommis freuen...so und nun genug von meinem Gelaber, hier ist das neue Kapitel, nach langer Pause....

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Wyn stand immer noch gebannt auf einem Fleck und rührte sich nicht. Varno, der Prinz der Diebe, kam mit kleinen Schritten dichter an den Jungdrachen heran. Ein Fuß von ihm ließ einen Ast brechen und ruckartig drehte sich Wyn zu ihm um. Der Prinz zuckte zusammen. Er versuchte seine Angst gegenüber diesem Drachen zu verbergen, doch es gelang ihm nicht wirklich. In dem jungen Drachen tobte eine ungemeine Wut und er wollte sie irgendwo rauslassen, doch er wusste, dass dieses Menschenkind nichts für sein Leid konnte. Also breitete er seine Flügel aus, um sich auf und davon zu machen. Aber dann erhallte die Stimme des Jungen: „Willst du, dass ich dir helfe, die Höhle von Crosser zu finden?“ Vollkommen desinteressiert wand er seinen Kopf zum Prinzen und meinte: „Woher will ein kleiner Gernegroß, wie du es bist, wissen wo die Höhle des mächtigen Crosser ist?“ – „Meine Mutter hat sie gefunden, wenn du sie darum bittest, wird sie dir sicherlich helfen, ihn zu finden!“ – „Sie wird mir sicherlich nicht verraten, wo der Schlupfwinkel ist!“ – „Woher willst du es wissen, wenn du sie noch nicht einmal gefragt hast!“ – „Geh lieber, bevor noch andere Monstren kommen und dich gefangen nehmen oder dich gar zerfleischen!“, sagte er zum Schluss und schwang sich mit seinen Flügel gen Himmel empor.
 

Varno schüttelte nur den Kopf. Als er sich umdrehte, stand seine Mutter in der Lichtung und wartete bereits auf ihn. Eine kleine Träne lief dem jungen Prinzen die Wange herunter. Verzweifelnd stürzte er sich in die Arme seiner Mutter. Dort ließ er seiner Trauer und seiner Wut freien Lauf. Er konnte einfach nicht verstehen, wie man seine Herkunft nicht wissen wollte! Da bat man jemanden eine helfende Hand und er schlug sie einfach aus. Reika versuchte ihren Sohn zu gut es ging zu Trösten und sagte mit einfühlsamer Stimme: „Keine Angst, er wird noch zu uns kommen und das sicherlich noch eher, als du denken kannst. Aber jetzt ist genug für heute, wir sollten nach Hause gehen! Du musst dich ausschlafen, dass heute hat dich viel zu sehr angestrengt! Eigentlich wäre das noch nichts für dich gewesen! Lass uns gehen, Einverstanden Varno?“ – „Ja! Mama?“ – „Ja?“ – „Ich kann nicht mehr gehen....!“ – „Komm ich trag dich!“
 

Am selben Abend noch wurde für Serena ein Schlafgemach eingerichtet. Man bettete sich auf ein Himmelbett und deckte sie mit vielen Decken zu. Ärzte sorgten ständig für ihr Wohlergehen und ein Dienstmädchen wachte unaufhörlich über ihr Empfinden.
 

Zur selben Zeit saßen alle in einer Runde zusammen. An einem riesigen Tisch hatten sich alle versammelt und berieten sich, was am Besten nun zu tun wäre. Am nördlichsten Ende saßen Amee und Reika nebeneinander. Die restlichen hatten an den Seiten platzgenommen. „Wir müssen ihnen endlich Einhalt gebeten!“, hämmerte Van mit der Hand auf den Tisch. „Ich stimme dem voll und ganz zu, wir können nicht zu lassen, dass sie noch mehr Menschen quälen und aus ihnen solche Monster machen!“, erwiderte Allen. Rosa schielte ihm mit wütenden Blick an: „Ich bin also ein Monster, ja?“ – „So hab ich das nicht gemeint...!“ – „Ich weiß schon wie du das gemeint hast! Du hast dich ganz auf Serena bezogen. Sie kann die Macht, die ihr die Zaibacher gaben, nicht gegen sie einsetzen. Aber ich kann es und ich werde es auch jeder Zeit tun. Selbst wenn ich dafür mein Leben geben muss. Ich werde es nicht länger zu lassen, dass sie mit Scheuklappen durch die Welt reisen und einfach Menschen abschlachten!“, regte sich Rosa auf. „Wir müssen etwas unternehmen, dass ist uns allen klar! Aber wenn wir einen Fehler begehen, dann haben wir so gut wie verloren! Ihr wisst doch, wenn sie einen Drachen von uns tödlich verletzen, dann sind wir auch....!“, setzte Nana an, traute sich aber nicht weiter zusprechen. Allen sah sie fragend an: „Was dann?“ – „Ja genau! Was dann?! Wie läuft das eigentlich mit einem Pakt den man mit einem Drachen geschlossen hat?“, warf Van hinein. „Dieser Pakt ist ein tödlicher Schwur, welchen man nur zwischen Drachen und Mensch schwören kann!“, setzte die Königin an, „Ein Drache sucht sich nur einen Menschen aus, dem er sein Leben anvertrauen kann! Denn mit dem Pakt, legt jeder dem jeweils anderen sein Leben in die Hände. Dieses tiefe Fühlen zu seinem Drachen und die Angst, dass ihm etwas passiert, ist nicht nur eine kleine Fiktion im jeden Hirn eines Drachenkriegers. Selbst der Drache hat Angst um seinen Schützling. Mit dem Schwur den Beide eingehen, bürgen sie sich ein schweres Schicksal auf. Die Kristalle die sich in unseren Herzen verankert haben, sind unsichtbare Bänder, welche beide Leben miteinander verbinden. Wird dieses Band durch irgendeinen Grund getrennt, sterben Beide! Der Drache und sein Schützling erleiden einen sehr schmerzhaften Tod! Die Kristalle werden ihnen bei vollem Bewusstsein aus dem Körper gerissen. Dabei zerbricht die Seele von jedem und zerspringt in Tausende von Stücken. Deswegen sucht sich ein Drache immer jemanden aus, dem er voll und ganz vertraut. Seinen Auserwählten vertraut er sein Leben an und ihm Gegenzug schenkt der Drache ihm seine Macht. Ist der Drache ein mächtiges Tier in seiner eigenen Hierarchie, so bekommt der Krieger seine Macht übertragen und das bis zum Ende ihres Paktes. Je stärker die Macht eines Drachen, um so grausamer ist der Tod in den Beide gehen.“ Hitomi meldete sich zu Wort: „Wie steht es mit einem Drachen vor diesem Pakt. Ich kenne es als Mythos, dass sie unsterblich sind und Tausende Jahre überleben können!“ Reika musste ein wenig schmunzeln und Van schlug sich die Hand an den Kopf. Mit einem strengen Blick sah sie zu Hitomi: „Du kommst nicht von hier, oder?“ – „Wie, wie meinst du das?“ – „Du kannst unmöglich von Gaia stammen!“ – „Ähm...nein, das stimmt nicht!“ – „Lüg mich bitte nicht an.“ – „Sie haben Recht, ich komme von der Erde!“ – „Hab ich es mir doch gedacht! Denn jeder der von Gaia kommt, weiß um einen Drachen bescheid. Na gut, da du es nicht zu wissen scheinst, werde ich es dir erzählen. Den Mythos, den du von der Erde her kennst, ist die reine Wahrheit. Ein Drache ist unsterblich und kann nur durch einen gezielten Stich durch den Kristall und das Herz getötet werden.“ – „Verliert der Drache seine Unsterblichkeit mit dem Menschen den er auserwählt hat?“ – „Da hast du wieder Recht. Der Drache gibt sein ewiges Leben her und verbindet sich so stark mit dem Auserwählten, dass er im Prinzip alles aufgibt!“ – „Lebt der Drache dann solange wie ein Mensch?“ – „Nein, da muss ich dir widersprechen! Der Drache gibt zwar sein ewiges Leben auf, aber er überträgt ein Teil seiner Unsterblichkeit auf den Menschen bzw. Krieger. Diese Leben länger und werden im Laufe der Zeit kaum altern.“ – „Was passiert, wenn einer einen Kristall verliert?“ – „Hitomi!“, mahnte Van von der Seite. „Was denn? Man darf doch noch mal fragen!“, verteidigte sie sich. Reika fand die kleinen Streitigkeiten zwischen ihnen amüsant: „Du stellst wirklich viele Fragen, aber das macht mir nichts aus. Also, wenn einer seinen Kristall oder Kristallsplitter, den der Auserwählte trägt verliert, sterben beide. Der Splitter und der Kristall ist das Bündnis der Zweien und muss immer an seinem Platz sein, wenn er fehlt, ist es um die Beiden sofort geschehen!“ – „Sie haben zwei Drachen, wie ist das überhaupt möglich?“ – „Das ist ein spezieller Pakt, der sehr viel Kraft und Lebensenergie beansprucht, wenn der Mensch ihn nicht übersteht, dann überstehen ihn auch nicht die Drachen, die ihn mit einem eingehen wollen.“ – „Dann müssen sie aber über sehr viel Macht verfügen!“ – „Das hast du jetzt gesagt. So etwas würde niemand von sich selbst behaupten, der einen Drachen, als Beschützer hat!“ – „Verstehe!“ – „Sind dann alle Angelegenheiten geklärt? Wenn ja, dann würde ich vorschlagen, dass wir jetzt alle in unsere Betten gehen. Morgen können wir alles weitere besprechen!“ Plötzlich hallte eine fremde, aber doch bekannte Stimme durch den Saal: „NICHT SO SCHNELL! ICH HÄTTE DA NOCH EIN ANLIEGEN!“

Verschwunden!!!

Am anderen Ende des Saals stand ein kleiner Junge. Seine strubbeligen Haare ließen nicht gerade auf Sauberkeit und Ordnung schließen. Die gesamten Sachen die er trug, waren komplett zerfetzt und zerrissen. Er kam in kleinen Schritten auf den Tisch zu und er blickte Reika direkt in die Augen. Diese erkannte sofort den jungen Drachen wieder, der die Fähigkeit hat, sich in Menschen zu verwandeln. Reika lehnte sich gelassen zurück und meinte: „Jetzt willst du garantiert von mir, dass ich dir die Höhle von Crosser zeige oder?“ – „Genau, deswegen bin ich hier. Ich will endlich wissen woher ich komme und wer mir meine Familie genommen hat. Außerdem ist Crosser ja so was wie mein Onkel.“ – „Das kann man so sagen. Ich werde dir ein Zimmer geben lassen, wir werden das Morgen sofort in Angriff nehmen. Aber jetzt sollten wir alle ins Bett gehen!“, sagte sie und löste die Versammlung auf.
 

Rosa ging mit schweren Schritten aus dem Palast. Auch die anderen Kriegerinnen machten sich auf den Weg in ihre Unterkünften. Allen machte sich auf den direkten Weg in das Zimmer seiner Schwester. Er setzte sich an die Seite seiner Schwester. Angst um das Leben seiner Schwester machte sich in ihm breit. Sein Hass gegenüber den Zaibachern nahm stark zu. Sie waren es schließlich gewesen, die seiner Schwester dieses Schicksal aufgebürgt haben. Doch noch mehr machte er sich Sorgen um Rosa, denn auch sie musste dasselbe durchmachen wie seine Schwester.
 

Rosa und Xen hatten wie immer denselben Rückweg. „Na wie läuft es mit dir und Allen?“, fragte Xen neugierig. „Was sollte da laufen? Er ist nur ein Ritter und der Bruder von meiner besten Freundin Serena. Auf was willst du denn hinaus?“ – „Das sich der Ritter vielleicht in dich verliebt hat!“ – „Du spinnst eher, Xen!“ – „Ach ja? Aber geküsst hat er dich sicherlich schon oder?“, meinte Xen und Rosa lief rot an, „Hab ich es doch geahnt!“ – „Dafür hab ich aber keine Zeit! Ich bin endlich auf meinem Rachezug und da werde ich mich von nichts aufhalten lassen! Auch nicht von so einem Blödsinn!“ – „Denk dran, dass Reika uns sogar verlassen hat und aus dem Bund der königlichen Kriegerinnen ausgetreten ist!“ – „Bist du doch auch!“ – „Ich bin zwar das Kindermädchen von Varno, aber ich bin immer noch eine königliche Kriegerin!“ – „Wollen wir jetzt die ganze Zeit darüber streiten, dass können wir auch Morgen noch machen!“ – „Dann schlaf mal gut!“ – „Du auch Xen!“ Beide trennten sich und legten sich sofort schlafen. Ihre Körper waren von dem gesamten Tag an über, voll ausstrapaziert worden und nun sehr schwach. Sofort schlossen sich die Augen und die Kriegerinnen fielen ins Land der Träume.
 

Reika und Amee waren noch immer wach und unterhielten sich. „Was meinst du? Ob Crosser sich das einfach gefallen lässt, wenn du morgen mit irgendeinem Drachen da rein kommst?“ – „Ich weiß was du meinst Amee, aber ohne ihn kann Crosser seine Vergangenheit nicht aufarbeiten. Und ohne ihn sind wir wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, dass eigentliche Ziel, welches wir uns schon seit langem gesetzt haben, zu erfüllen!“ – „Wieso?“ – „Crosser braucht seine gesamte Energie für diesen Kampf und die kann er nur erlangen durch, wenn er endlich mit seiner Vergangenheit abschließt. Ich weiß, dass es selbstsüchtig klingt, aber ich will nur das Beste für meinen alten Kumpel!“ – „Ich kann dich verstehen!“, sagte er und umarmte seine Frau.
 

Die Nacht verging sehr schnell und die Sonnenstrahlen erlangten wieder die Herrschaft über den Planeten Gaia. Rosa und Xen waren mal wieder auf dem Weg zum Palast. Auch Nana kam ihnen hinterher. Selbst Loreley kam aus dem Wald heraus und folgte ihnen in dieselbe Richtung. Die königlichen Kriegerinnen versammelten vor der Treppe, welche hoch zum Eingang des Palastes führte. Kaum hatten sie sich versammelt kam auch schon Reika herunter. Sie trug ihre alten Sachen, welche bestens geeignet waren, um auf die Jagd zu gehen. Doch dann kam ihnen eine Wache entgegen gelaufen: „Königin Reika, der kleine Junge von Gestern ist weggelaufen, einer der anderen Wache konnte ihn gerade noch sehen!“ – „Was ist da so schlimm dran, dass du jetzt ganz außer Atem bist?“ – „Er hat Prinz Varno dabei und es hat ganz den Anschein, als wenn das gegen seinen Willen geschehen wäre!“ – „Okay ich lass alles durchgehen, aber wenn man meinen Sohn entführt, dann mach ich auch ernst! Xen! Loreley! Macht euch auf den Weg!“ – „Verstanden!“ – „Rosa und Nana ihr geht mit mir!“ – „Verstanden!“ – „Und du sagst umgehend meinem Mann bescheid! Er trifft die restlichen Vorkehrungen! Und jetzt los!“, sagte sie und alle verstreuten sich. Reika ihre Wut kochte immer höher, denn sie hatte diesem Drachen ein Dach über dem Kopf für eine Nacht gegeben und sie wollte ihm helfen, doch dann entführte er einfach ihren Sohn und das ging zu weit. Die Königin nahm ihre Sense und die Jagd nach ihrem Jungen und dem Drachen konnte beginnen.....

Die Vulkanhöhle

Wyn breitete seine Flügel aus und landete auf einer Wiese. Varno wurde dabei von seinem Rücken geschleudert und auf die Erde geschleudert. Dabei zog er sich ein paar Schürfwunden an den Armen und Beinen zu. Der junge Drache verwandelte sich in einen Menschenjungen und fauchte den Prinzen böse an: „Hier in der Gegend ist nirgends ein Vulkan zu sehen! Du willst mich doch nur hinhalten!“ – „Nein, wir müssen noch ein Stück gehen! Dann sind wir da! Ich habe nicht vor, dich hereinzulegen!“ – „Das will ich dir auch nicht geraten haben!“, sagte er mit wütendem Unterton. Er schupste Varno vor. Wyn dachte nur noch an seine Vergangenheit und daran, dass dieser Drache ihn alles verraten konnte, sogar wer seine Eltern auf den Gewissen hatte.
 

Währenddessen bei Xen und Loreley. Diese waren auf dem Weg zur Höhle von Exkarnus. Da sie ihn zum Anfang dort vermuteten. Außerdem hätte Varno auch zu ihm fliehen können. Xen machte sich schwere Vorwürfe. „Verdammt! Ich bin für seine Sicherheit verantwortlich! Ich habe jämmerlich versagt! Wenn dem Prinzen etwas zustößt, dann kann ich mir das nie verzeihen!“ – „Beruhige dich Xen! Daran kannst du momentan auch nichts ändern. Wir können nur hoffen, dass sich Varno bei Exkarnus aufhält!“, beruhigte Loreley sie. Schnell liefen sie durch das Geäst der Bäume. Jeder kleiner Ast wurde zur Fortbewegung ausgenutzt. Geschmeidig wie eine Katze, huschte die königlichen Kriegerinnen durch die Baumkronen. Bis sie schließlich an die kleine offenliegende Wiese ankamen. Xen sprang voraus. Loreley fühlte sich nie wohl auf freies Terrain, weshalb sie am Waldrand blieb. So konnte sie ihrer Freundin wenigstens Rückendeckung geben. Was sie auch dringend nötig hatte. Denn in ihrer Sorge, um den kleinen Prinzen, ließ sie sich von Minotauren einkesseln.

„Verdammt! Jetzt auch noch das!“, verfluchte sie ihre Ungeschicklichkeit. „Wen haben wir denn da! Einen kleinen Appetithappen. Der kommt uns doch ganz gelegen!“, brummte einer der Gehörnten. Sie bäumten sich auf ihren Hinterbeinen auf. Gedanklich drang Loreley zu ihr durch: „Weich ihnen aus und geh weiter zu Exkarnus! Ich werde das mit Myrnus erledigen!“ Xen bedankte sich und setzte zu einem gewaltigen Sprung an. Während das Kindermädchen des Prinzen auswich, kam aus dem Boden eine riesige Blüte empor. Als sie sich entfaltete, kam Loreley zum Vorschein. Diese saß auf einem Blütenblatt und betrachtete sich ihre Gegner. Eigentlich wollte sie ihren Drachen immer im Verbogenen halten, doch dieses mal, würde sie gegen diese Angreifer alleine keine Chance haben. Also faltete sie im sitzen ihre Hände zusammen und sprach laut: „Alt wie die Welt, Robuster als Stahl! Hör mein Flehen und mein Klagen, Myrnus!“ Unter ihr erschien ein Kreis der sich auseinander breitete. Die Blüte erstrahlte immer noch in ihrer Schönheit, was das Gras nicht von sich behaupten konnte. Es verdorrte in einer beängstigenden Geschwindigkeit. Wie erstarrt, blickten die Minotauren auf das was geschah. Sie waren unfähig sich zu bewegen. Auch wenn sie wollten, wurden sie von irgendjemanden Unsichtbaren festgehalten. Dann brach um Loreley Umgebung in sich zusammen. Ein Drache erschien unter ihr. Die Blume verwelkte in dem Augenblick, als sie den Kopf des Drachens berührte. Nun saß die königliche Kriegerin auf dem Kopf des dreihornigen Drachen. Seine spitze Schnauze und die scharfen Zacken auf seinen Körper ließen ihn sogleich gefährlich aussehen. Ein greller Schrei wurde von dem braunen Drachen ausgestoßen, als er klarstellte, wer hier der Boss war. Nun endlich konnten sich die Minotauren rühren. Sie schritten unwillkürlich einige Schritte zurück. Myrnus schmale spitzen Pranken donnerten noch einmal auf den Boden, welcher unter dieser Erschütterung anfing zu beben. Zwei der sechs Minotauren wagten sich einen lebensbedrohlichen Kampf gegen den Drachen einzugehen. Doch es endete tödlich! Denn Myrnus stellte sich auf seine Hinterpranken und erzeugte vor seinem Maul etliche Gesteinsbrocken aus Stahl, welche mit einer starken Geschwindigkeit auf die Monstren niederprasselten.

Loreley saß die gesamte Zeit über auf der Stirn ihres Gefährten und rührte sich kein Stück. Erst als sie hinter sich eine Bewegung wahrnahm, welche ihren Drachen angreifen wollte. Die Waldelfe schnipste einmal mit den Finger und Gräserranken schossen aus dem Boden empor. Zwei weitere Minotauren wurden ausgeschaltet, da sich die Gräser an ihren Körpern hochschlangen und ihnen zum Schluss die Luft abschnürten. Die anderen beiden Gehörnten verschwanden in dem Wald.

Nun endlich ließ Myrnus sich erweichen und setzte seinen Schützling auf dem Boden ab. Er stupste sie kurz an und fragte dann: „Was ist passiert, dass du mich rufst?“ – „Varno ist verschwunden! Wahrscheinlich ist dieser Wyn dafür verantwortlich!“ – „Der kleine Wyn?!“ – „Du kennst ihn also?“ – „Ja, jeder von uns kennt ihn. Ohne, dass der Kleine was davon erfahren hat, haben wir Drachen ihn beschützt.“ – „Wir sind hier vor Exkarnus Höhle! Vielleicht konnte der Prinz sich ja befreien und ist nun bei seinem Drachen!“ – „Hoffen wir es!“ – „Du kannst gerne wieder gehen! Ich glaube, die trauen sich nicht mehr noch einmal zu kommen!“ – „Vorsichtshalber bleibe ich lieber! Man weiß ja nie!“ – „Wie es dir beliebt! Danke noch mal für deine Hilfe!“ – „Dafür bin ich schließlich dein Drache!“ – „Nein! Du bist mein Freund Myrnus. Vergiss das bloß nicht!“, meinte Loreley.

Xen war dabei die Höhle von Exkarnus zu erforschen. Der Unterschlupf des Sturmdrachens ließ sehr wenig Sonnenlicht herein. Ohne zu wissen, wann endlich Schluss war, rannte das Kindermädchen gegen etwas undefinierbares. Dann öffnete Exkarnus ein Auge und erblickte die Beschützerin seines Schützlings. Sofort brummte er: „Was willst du hier?“ – „Ist Varno bei dir?“ – „Der Kleine? Nein! Sonst würde hier Licht sein! Was ist mit ihm?“ – „Varno wurde von Wyn entführt!“ – „WAS!!“, sofort weiteten sich die Augen des Sturmdrachens und er stieß einen ärgerlichen Brüll aus, der die gesamte Höhle zum Beben brachte. „Beruhig dich! Seine Mutter ist bereits auf der Suche nach ihm! Sie wird ihn sicher wohlbehalten finden!“ – „Das rate ich diesem kleinen Grünschnabel auch, dass er meinen Kleinen nichts antut, ansonsten lernt er mich kennen! Ich werde aber ebenfalls nach ihm suchen gehen!“, brummte der schwarze Drache.

Xen kletterte die steile Wand empor und erblickte Myrnus mit seiner Jägerin Loreley. „Waren es doch mehr?“ – „Es waren sechs! Zwei haben sich zurückgezogen! Deshalb sollten wir vorsichtig sein, wenn wir wieder durch den Wald gehen!“ – „Dann nehmen wir lieber den Weg oben drüber!“ – „Was hast du vor?“ – „Exkarnus sucht ebenfalls nach Varno. Wir sollten den Wald gründlich durchforsten! Deshalb werde ich Brok rufen, dann sind wir schneller und können uns aufteilen!“, meinte Xen. „Gar nicht mal so eine schlechte Idee.“, brummte Myrnus. Sogleich begann Xen mit der Zeremonie: „Mutter Natur zeig uns deine Macht! Brok komm an meine Seite!“ Die Erde begann zu bebte. Die Erdkruste spaltete sich und Lava trat hervor. Zwei Pranken herhoben sich aus dem Spalt und ein brauner Kopf lugte hervor. Ein gewaltiges Horn auf der Nasenspitze. Er durchbohrte mit seinem Panzer die Erde und ein brüllender Drache mit einem gewaltigem Horn hämmerte seine stählenden Pranken auf den Boden. Brok lehnte seinen Kopf herunter: „Du hast mich gerufen?“ – „Wir müssen Varno finden! Deshalb wollen wir uns den Wald mal von oben angucken!“ – „Steig auf!“, meinte der Erddrache. Myrnus ließ Loreley ebenfalls aufsteigen, welche wieder auf seiner Stirn saß. Beide Drachen stiegen in die Luft empor und trennten sich.
 

In der Zwischenzeit bei Reika, Nana und Rosa. Die drei Kriegerinnen waren zu Fuß auf dem Weg zur Höhle Crossers. Reika war sich sicher, dass sich dort ihr Sohn mit dem Drachenjungen Wyn aufhielt. Doch sie mussten sich beeilen, da die Königin der Diebe nicht wusste, ob ihr Drache gute Laune hatte. Dies war immerhin ein seltenes Phänomen, dass sich nur alle hundert Jahre wiederholte. Und noch waren diese Jahre nicht verstrichen. Doch ihnen in den Weg stellten sich mal wieder die Ranks. „Aus dem Weg! Wir haben keine Zeit um uns mit euch abzugeben!“, schrie Reika sofort auf. Keiner der Ranks ließ sich davon beeindrucken. „Kämpfen! Uns bleibt nichts anderes übrig.“, sprach Rosa. „Aber wir müssen uns beeilen!“, entgegnete Nana. Reika schaltete schnell und erwiderte: „Die mögen doch kein Wasser, so weit ich weiß! Nana!“ – „Geht klar!“ Die Schwertmeisterin schnappte sich ihre Klinge vom Rücken und grinste in Richtung Ranks. Diese zuckten zusammen. „Wasserwelle!“ Um Nana herum erschienen die Wasserstrahlen und umschlangen ihren Körper. Es sah beinahe so aus, als würde das Wasser um ihren Körper tanzen, bis die Kriegerin mit der Schwertspitze auf die Ranks zeigte. Sofort entfernte sich das Wasser von ihr und schlang sich über die Klinge. Es wahre Macht an Wassermassen strömte auf die Ranks nieder. Diese schüttelten sich vor Ekel und erzitterten, da ihnen die Körperwärme entglitt. Dann erklang Rosas Stimme: „Euch ist kalt? Ich werde euch ein wenig Wärme schenken!“ Die königliche Kriegerin ließ ihren Bumerang erscheinen, welcher die gesamte Zeit über unsichtbar auf ihrem Rücken verweilte. „Yellow…Shadow!“ Ein Blitz schlug auf den Bumerang, welchen sie danach auf die Erde hämmerte. Die Blitze rauschten regelrecht den nassen Weg entlang und erschütterten die Ranks. Ein elektrischer Stromschlag setzte sich außer Gefecht. „Wir dürfen keine Zeit verlieren! Wir müssen weiter!“, erwiderte Rosa, als sie sich zu den anderen beiden umdrehte. Umgänglich machten sie sich auf den Weg. Dabei gingen sie einen riesen Bogen um die Geschlagenen.
 

Nur wenige Kilometer weiter, stampften Varno und Wyn durch den Wald. Der Drachenjunge wurde immer ungeduldiger und ließ dies an den Prinzen aus. Schließlich kamen sie an eine Schlucht an, welche Wyn übersah. Er stürzte in die Tiefe. Aus dem Schock heraus, konnte er sich nicht in einen Drachen verwandeln. Im letzten Moment griff Varno nach seiner Hand. „Halt dich fest! Ich werde dich raufziehen!“, keuchte der kleine Junge. Nur mit viel Kraft und ein wenig Hilfe von dem Drachenjungen, gelang es dem Prinzen Wyn heraufzuziehen. Dieser bedankte sich bei Varno und stand sogleich wieder auf. „Wir müssen weiter! Wo geht’s also lang!“, forderte er den Prinzen der Diebe auf. Varno packte sich Wyn an den Schultern und drehte ihn zur Schlucht um. „Wir sind da! Dort drüben ist Crossers Höhle!“, sagte er und zeigte auf eine Einkerbung. „Super! Endlich bin ich meinem Ziel ein Stück näher gekommen!“ – „Welchem Ziel?“ – „Ich werde mich an den rächen, die meine Eltern auf dem Gewissen haben!“, sprach Wyn und sprang dieses mal in die Tiefe. Doch mitten im freien Fall verwandelte er sich in einen Drachen und flog zur Einkerbung, in welcher er auch sogleich verschwand. Varno setzte sich auf den Schluchtrand und seufzte. Er wäre auch am liebsten mit hineingegangen. Plötzlich erschien über ihn ein schwarzer Schatten, welcher zu ihm herunterkam. Ein gelbes Auge beäugelte ihn und freute sich ihn heil und in einem Stück zu sehen. „Exkarnus!“, rief der Prinz freudestrahlend. „Was hast du hier zu suchen? Und wo ist Wyn?“ – „Ich hab Wyn hierher gebracht und nun ist er zu Crosser gegangen.“ – „Deine Mutter und die anderen suchen die bereits seit Tagesanbruch!“ – „Oh nein! Das wollte ich nicht, dass sie sich sorgen, um mich machen! Weißt du wo sie sind?“ – „Sie werden gleich hier sein. Solange bleibe ich bei dir und wache über dich!“, meinte der Sturmdrache und ließ sich daraufhin neben seinen Schützling nieder. „Wie konntest du mich finden?“ – „Ich hab dich einfach geortet! Unsere Kristalle verraten dem anderen immer wo er sich aufhält! Ich werde es dir beibringen! Das wirst du geschafft haben, bis deine Mutter hier ist!“ – „Versprochen!?“ – „Versprochen mein Kleiner!“
 

Wyn war über die Schlucht geflogen. Direkt dahinter erschreckte sich ein gigantischer Vulkan. Dieser Berg erhob sich bis in die Wolken. Als Wyn in den Krater flog, bemerkte er, wie die Wärme auf einmal unwahrscheinlich anstieg. Je dichter er der Höhle kam, um so heißer wurde seine Umgebung. „Wie hat Reika nur Crosser gefunden! Selbst bei meinem gepanzerten Schuppenkleid kann ich es kaum noch aushalten?!“, fragte er sich selbst. Als er die Höhle erreicht hatte, kühlte es wieder ab. Um durch den Schacht zu gehen, verwandelte er sich wieder in einen Menschen. Als Drache wäre es viel zu schwierig geworden. Vorsichtig tat er einen Schritt nach dem anderen. Dank der Sonne und der günstigen Lage der Höhle, drang genügend Licht herein, um alles sehen zu können. Aus den Wänden ragten überall spitze und scharfkantige Felsen. Geschickt umging er diese Gefahren bis er schließlich in einer riesigen Höhle ankam. Vor ihm schlief der mächtige Lavadrache Crosser. Doch er konnte spüren, dass jemand fremdes in sein Reich eingedrungen war. Also öffnete er ein Auge. Sogleich erblickte er Wyn. Der Lavadrache richtete sich auf und musterte ihn eingehend. Dann brummte Crosser: „Was willst du hier?“ – „Erzähl mir wer meine Eltern getötet hat und warum du es nicht verhindern konntest!?“ – „Ist das ein Befehl oder eine Frage?“ – „Das ist ein Befehl! Ich werde mich nicht länger von allen rumkommandieren lassen! Ich will endlich die Wahrheit wissen!“ – „Was ist, wenn du die Wahrheit nicht vertragen kannst!“, entgegnete ihm der mächtige Elementardrache.
 

Reika, Nana und Rosa waren mittlerweile an der Schlucht angekommen. Überglücklich schloss die Königin ihren Sohn in die Arme. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“ – „Tut mir leid Mama! Das wollte ich nicht!“, sprach Varno. „Hat er dich verletzt?“, mischte sich nun auch Rosa ins Gespräch ein. Der Prinz schüttelte den Kopf. Allerdings entdeckte Nana die ganzen Schürfwunden. „Und was ist das?“ – „Wie?…Ach das! Wir hatten eine unglückliche Landung!“ Reika richtete ihren Blick auf Exkarnus: „Pass solange auf meinen Sohn auf! Wir werden in die Höhle von Crosser gehen!“ Der Sturmdrache nickte der Königin der Diebe zu. Doch da protestierte der Prinz: „Ich will aber mitkommen!“ – „Das ist viel zu gefährlich für dich! Wenn du größer bist, werden wir dich mal mitnehmen, aber noch bist du zu klein!“, entgegnete Nana. Geknickt gab sich Varno geschlagen und sah zu, wie seine Mutter und die beiden königlichen Kriegerinnen auf die Höhle Crossers zusteuerten. Reika übernahm dabei die Führung, da sie sich in dieser Umgebung am besten auskannte.
 

Xen und Loreley waren wieder in der Stadt der Diebe zurückgekehrt, nachdem Exkarnus sich gemeldet hatte. Auf dem direkten Weg gingen sie zur Schmiede, wo Vera bereits auf beide wartete. „Der Prinz ist wohlauf! Aber warum sollten wir kommen?“, fragte Xen. „Kannst du dich noch an das Mädchen erinnern, welches wir aus dem Kerker befreit haben? Sie ist jetzt aufgewacht und ruft ständig deinen Namen Xen!“, erwiderte Vera und führte beide zu der Verletzten. Die Verletzte hatte sich mehrere Knochen gebrochen und wurde von Ruk und Vera gepflegt.

Xen betrat als einzige das Zimmer und sah auf die bettlegere Person nieder. „Xen!“, rief diese hocherfreut, als sie das Kindermädchen entdeckte. „Woher kennst du meinen Namen?“, entgegnete diese vorsichtig. Die braunhaarige schüttelte nur noch ihren Kopf und sagte daraufhin: „Mein Name ist Sheila! Ich bin deine jüngere Schwester. Kannst du dich denn gar nicht mehr, an mich erinnern?“ – „Sheila?“, wiederholte sie und fing an zu überlegen. Es gab tatsächlich mal jemanden in ihrem Leben der so hieß. Doch da selbst Xen als kleines Kind entführt wurde, konnte sie sich nicht mehr so genau daran erinnern. Xen wusste bereits, dass ihre Zieheltern nicht ihre richtigen waren.

Um sich in ihren Behauptungen zu unterstützen, holte Sheila aus einer Tasche eine kleine Puppe hervor. „Als du klein warst und noch bei uns, hast du diese Puppe von Herzen geliebt!“ Jetzt dämmerte es wieder bei dem Kindermädchen. Jede Einzelheit kramte sich wieder hervor. „Was hattest du im Gefängnis der Zaibacher zu suchen?“ – „Ich wurde beim Stehlen erwischt. Daraufhin wurde ich zu einem Sklavenhändler gebracht. Ich hab ihn getötet und sollte nun seinem Schicksal nachkommen und auch mein Leben lassen. Doch dann habt ihr mich gerettet!“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln. „Jetzt bist du auf jeden Fall in Sicherheit und kannst dich ausruhen. Den Rest sollten wir besser Morgen besprechen. Der Tag ist noch jung und du hast noch nicht genügend Kraft. Außerdem muss ich auch gleich wieder aufbrechen!“ – „Ich habe schon gehört, was du hier machst! Aber was sind das für riesige Kreaturen, die ihr kontrolliert?!“ – „Das sind die letzten noch lebenden Elementardrachen. Und wir kontrollieren sie nicht, sondern sind mit ihnen befreundet!“, sagte Xen abschließend und verließ das Zimmer wieder. Draußen rutschte sie an der Hauswand auf den Boden. Sie konnte es nicht glauben, dass sie noch eine lebende Verwandte hatte.
 

Wyn stand immer noch vor Crosser und horchte diesem bis zum Ende zu. Die Wahrheit konnte er wirklich nicht ganz verkraften. „Hab ich es dir nicht gesagt! Was willst du also machen?“ – „Meine Eltern rächen! Deswegen lebe ich überhaupt noch! Erst wenn ich das erledigt habe, kann ich in Ruhe sterben!“ – „Du wirst nichts unternehmen!“ – „Willst du mich etwa davon abhalten?“ – „Fordere mich lieber nicht heraus, dass könnte nicht gut für dich ausgehen!“, brummte Crosser wütend. Seine Nüstern begannen zu donnern. Wyn zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt. Trotzdem konnte er hinter sich fremde Gestalten ausmachen. Ruckartig drehte er sich um. Hinter ihm tauchten Reika, Nana und Rosa auf. „Reika?“, war selbst Crosser erstaunt. Diese zeigte vorwurfsvoll auf Wyn: „Hast du meinen Sohn nur entführt, weil du mit Crosser sprechen wolltest? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich hierher führen werde!“ – „Willst du mir jetzt etwa Angst einjagen? Das schaffst du sowieso nicht!“, entgegnete er ihr kühn. Das ließ Crosser allerdings nicht zu und hämmerte mit einer Pranke auf den Boden des Vulkans. Dann zischte er: „Rede so nie wieder mit ihr!“ – „Danke noch für die Informationen! Ich mach mich dann wieder vom Acker!“ – „So schnell nicht! Verspreche mir erst auf dein Drachenherz, dass du nichts unternehmen wirst, um deine Eltern zu rächen!“ – „Wieso sollte ich!?“ – „Weil ich es dir sage und du es mir jetzt auf der Stelle schwörst!“ – „Ich denk nicht dran!“, schnalzte er widerwillig mit der Zunge. Daraufhin packte sich der Lavadrache den jungen und riss ihn am Hals empor, um ihn in die Luft zu schleudern. Wyn war verängstigt. Hatte er Crosser etwa so weit in die Wut getrieben. Während Wyn in der Luft schwebte, donnerte das Gebrüll von Crosser durch den Vulkan und ließ diesen erzittern. Mit der Pranke riss er den kleinen Drachen nieder und beugte seinen Kopf dicht an den von Wyn. Dann fauchte er aus seinen Nüstern heraus: „Selbst ich bin noch zu schwach, um mich mit diesem Menschen anzulegen! Er ist ein Magier! Wenn du gegen ihn antreten willst, dann versuche mich zu besiegen, dann wirst du es vielleicht auch gegen diesen Magier schaffen!“ Wyn war wild entschlossen sich in einem Kampf mit Crosser zu messen.

Reika sah von weitem zu und entschloss sich erst einmal zurückzuziehen, denn in diesem Kampf hatte sie nichts zu suchen. Crosser brüllte noch einmal auf und entfernte seine Pranke vom Brustkorb seines Gegners. Wyn erhob sich langsam und wollte seine Energie sammeln, da traf ihn bereits der mächtige Schwanz des Lavadrachens. Crosser drückte sich mit seiner Brust und dem Kopf Richtung Boden und legte seinen Schopf schief. Erneut erhallte ein Gebrüll seitens des Drachens, doch dieses mal war er schriller und unerträglich für die Ohren eines Drachens. Wyn verwandelte sich schnell in einen Menschen und hielt seine Ohren zu. Das nutze Crosser um ihn einen Prankenhieb zu versetzen. Der Jungdrache wurde nach hinten an die nächste Felswand geschleudert. Mit einem Keuchen fiel er dann auf die Erde. Er stemmte seine Hände auf dem Boden ab und stützte sich nach oben, um sich wieder in einen Drachen zu verwandeln. Doch in diesem Moment entflammten sich die Nüstern von Crosser und gaben eine gewaltige Feuerbrunft frei, welche genau auf Wyn zusteuert. Er hatte nicht mehr die Zeit gehabt sich zu verwandeln, doch er schaffte es rechtzeitig auszuweichen. Das Drachenfeuer ließ die Felsen zerschmelzen. Wyn blickte mit Angst auf diese Stelle. Jetzt erst sah er ein, dass er gegen diesen Drachen keine Chance hatte. Doch dieser zeigte kein erbarmen und ließ erneut seine Nüstern aufleuchten. Wyn kniff ängstlich die Augen zusammen. Als er dachte, alles wäre vorbei öffnete er seine Augen wieder und entdeckte, dass Reika vor ihm stand. Diese hatte ihre Sense eingesetzt, um der Feuerbrunft ihres Drachens Herr zu werden. Dann stieß sie die Waffe auf die Erde und stand ihrem Beschützer gegenüber. „Es ist genug Crosser! Ich glaube er hat verstanden!“, sagte sie. Der Lavadrache hingegen brummte: „Der Kleine hat Glück im Unglück! Wenn du nicht da gewesen wärst, wäre er jetzt zu Asche geworden.“ Reika drehte sich den anderen zu. „Lasst uns nach Hause gehen! Und ausarbeiten, was wir heute Nachmittag machen.“

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Entschuldigt erst mal, dass Ihr alle solange auf das Kapitel hier warten musstet. Ich hab aber schon das 38. Kapitel angefangen und werde es, wenn ich es schaffe, heute noch hochladen ^^. Also ich bin wieder voll dabei, bei Crossfire und das Ende ist schon in Sicht XD. Euer Teufelchen_Picco

Schnee, Eis, Drache

Reika und die anderen waren zur Stadt der Diebe zurückgekehrt. Sie ruhten sich erst einmal von den Strapazen der letzten Stunden aus. Eine Versammlung war auf den Nachmittag angesetzt.

Als Xen den Prinzen sah, schloss auch sie ihn glücklich in die Arme. „Xen? Tut mir Leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast!“ – „Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert ist!“, sagte sie erleichtert und drückte ihn noch ein Stückchen dichter an sich heran.
 

Währenddessen schaffte Sheila es aufzustehen. Sie wollte die Umgebung ein wenig erkunden und Vera stand ihr dabei hilfreich zu Seite. Langsam schritten beide voran. Sheila stützte sich auf eine Holzkrücke, die sie von Vera bekommen hat. Mit kleinen Schritten betraten sie den Wald. Alles um sie herum war still. Nur das Zwitschern der Vögel und das Zirpen der Grillen war zu hören. Die Geräusche der Natur nahmen beide vollkommen in ihren Bann. Sheila war wie von Sinnen und folgte einer Stimme. Bevor Vera realisieren konnte, was geschah, ging sie der Verletzten hinterher. Ein magischer Gesang erklang in ihren Ohren und führte sie in eine unbekannte Gegend. Das war nicht mehr der Crossfirewald! Kleine blaue Geschöpfe flogen um die beiden Frauen herum. Ihre verzauberten Klänge ließen Vera und Sheila alles tun, was sie von ihnen verlangten. Eine kleine blaue Fee kicherte und führte sie weiter hinein. Blaue Ranken griffen um ihren Körper und drückte ihnen die Luft weg. Vera kam so langsam wieder zu sich. Als sie bemerkte was mit ihnen passierte zog die königliche Kriegerin ihre Waffe. Die Stichlanze schoss direkt aus ihrem Arm heraus und ihr Blut tränkte den Boden. Über die Klinge und dem Stab floss noch ihr Blut. Die Wunde an ihrer Handinnenfläche zog sich zusammen und hinterließ eine kleinen Narbe. Vera wirbelte mit ihrer Lanze herum und zerschnitt die Ranken, welche sie bedrohten. Es war bereits zu spät. Die Rankenpflanze zog Sheila mit sich in die Tiefe. Bevor Vera auch nur was machen konnte, war die Verletzte bereits verschwunden. „SHEILA!“, schrie Vera noch.
 

Sheila wurde in die Tiefe gerissen. Allerdings löste sich von oben ein Felsbrocken und stürzte auf die Ranke nieder. Diese ließ unter Schmerzen von der Verletzten ab. Sheila kam wieder zu sich, doch hatte nicht mehr die Kraft dazu, sich an der eiskalten Felsenwand festzuhalten. Ihre Arme und Beine wurden an der scharfkantigen Felswand aufgeschnitten. Die Wunden wurden immer tiefer und schmerzhafter. Als sie endlich unten angekommen war, waren ihre Arme und Beine von Blut getränkt. „Das kann auch immer nur mir passieren!“, verfluchte sie sich selbst. Vorsichtig stand sie auf und sah sich die Umgebung an. Alles war zugefroren. Selbst die Blumen waren Eisblumen. „Was ist hier nur passiert?“, fragte sich Sheila und ging vorsichtig voran. Nirgends waren Tiere zu entdecken. Die gesamte Umgebung schien wie ausgestorben. Nur kleine blaue Feen versteckten sich hinter den Eispflanzen. Der Boden war glatt und man musste aufpassen, dass man nicht ausrutschte. Je weiter sie in diesen Eiswald ging, um so stärker kam ein Schneesturm auf. Dann verließ sie endlich den Wald und kam auf eine weiträumige Wiese. Auch hier war alles blau und schneeweiß. Aber irgendwas oder irgendwer schien sie zu rufen. Schon ganz diesem Ruf verfallen, folgte sie dieser scheinbaren Stimme.

Mit einem Mal ragte ein riesiger Eispalast in die Höhe. Wie ein Kristall sah er aus. Sheila konnte nicht anders und ging in diesen Palast. Bevor sie über die Zugbrücke ging, testete sie diese auf Standfestigkeit. Als Sheila sich davon überzeugt hatte, betrat sie diese trotzdem mit einem mulmigem Gefühl. Sheila hatte die Brücke bis ungefähr zu Hälfte betreten und brach dann ein. Hilfeschreie drangen an die Oberfläche wurden aber von niemandem gehört. Ungehindert stürzte sie in die Tiefe, wurde dann aber von irgendjemand geholfen. Dieser jemand stoppte ihren Sturz und ließ sie sicher landen.

Sheila landete direkt vor einer Tür. Vorsichtig fuhr sie mit der Hand über die Schrift.

„Vergessen, verachtet und gedemütigt! Herz aus Eis und Gefühle eingefroren!“

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte sich Sheila. Trotz dieser Inschrift ließ sie sich nicht davon abbringen in den Palast einzudringen. Sie drückte ihre Schulter gegen den Tür und fiel ins Innere. An ihren Knien drückte sie sich nach oben und klopfte ihre Sachen ab. Ihr Blick schweifte durch den makabren erhellten Raum. Zwei gelbe Augen blickten ihr entgegen. Aus dem Dunkel heraus kam ein Rank. Dieser trug eine Krone auf dem Kopf. Sheila wich einige Schritte zurück und wollte wieder fliehen, allerdings war die Tür hinter ihr verschwunden! „Verdammt!“, fluchte sie kleinlaut, „Was mach ich denn jetzt!“ Der Rank lachte und trat die restlichen Schritten auf die zu, dann zischte er: „Wen haben wir denn da? Bislang hat noch niemand unseren Palast gefunden!“ Hinter dem Rankkönig erschienen noch weitere, es wollte gar nicht mehr aufhören. Ohne es zu wissen, war Sheila in den Hauptsitz der Rankschar geraten. Sie wurde gepackt und in den Kerker geschmissen. Dort sollte sie warten, auf das was mit ihr geschehen sollte. Die junge Frau hämmerte gegen die Eiswand und schrie verzweifelt, doch niemand erhörte sie. Sichtlich erledigt und von den Verletzungen des Sturzes geschwächt, rutschte Sheila an einer Eiswand nieder. „Ich muss hier rauskommen! Verdammt, wenn Xen nur hier wäre! Sie könnte sie wehren! Sie hat ja diesen Drachen an ihrer Seite!“ Tränen suchten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Verzweiflung machte sich in ihr breit, bis sie schließlich ihr Schicksal annahm. Sheila konnte bereits die Schritte hören. Zwei Ranks kamen in ihre Eiszelle und packten sie an den Armen. Die beiden Ungeheuer schleiften sie durch die wirren Gänge und brachten sie in den Thronsaal des Königs und Anführers. Vor seinem Thron zwang man sie auf die Knie. Ihre Augen spielten ihr Streiche und ließen die Umgebung verschwommen wahrnehmen. „Lange halte ich das nicht mehr aus!“, meinte sie mehr zu sich selbst. Doch der Rankkönig brach im schallenden Gelächter aus und erwiderte zischend: „Du brauchst auch nichts mehr aushalten! Wir wollen schließlich nicht, dass du verrätst, wo wir unser Versteck haben! Deswegen werfen wir dich unserer Göttin vor! Sie wird deinem leidigen Leben ein Ende setzen!“ Daraufhin nahm der Rank einen blauen Eiskristallfächer in die Hand und faltete diesen aus, dann sprach er folgende Worte: „Vergessen, verachtet und gedemütigt! Herz aus Eis und Gefühle eingefroren!“ Sofort erkannte Sheila diese Worte wieder. Diese standen draußen auf der Tür, welche sie in diese Lage gebracht hatte. Ein lautstarkes Gebrüll ertönte. Hinter dem Thron sausten riesige Eiskristalle nieder und verbanden sich zu einem großen Kristall. Zwei blaue eiskalte Augen starrten auf Sheila herunter. Dann pochte es dreimal und der Kristall zersprang. Aus diesem Koloss heraus kam ein blau und schneeweißer Drache. Der Schuppenpanzer klirrte unter den ganzen Eiskristallen. Der Drache wirkte, als sei er aus Stahl. Doch der gesamte Panzer war aus Eis! Er breitete seine Flügel aus und brüllte erneut in einer hohen Tonlage. Dann reckte er seinen Hals nieder zur gefangenen. Die Ranks hatten sich mittlerweile zurückgezogen.

Mit einem Mal drang eine fremde Stimme in Sheilas Gedanken ein. „Wer bist du! Und was willst du hier?!“ – „Wer spricht da mit mir?“, fragte sie laut. „Das bin ich! Der Drache vor dir! Wie heißt du?“ – „Ich bin Sheila! Ich hab mich verlaufen!“ – „Dein Pech! Denn ich werde dich jetzt fressen!“ – „Nein! Bitte nicht!“, doch dann fielen ihr die Ranks ein. Diese würden sie eh töten, wenn es dieser Drache nicht tat. Also schluckte sie und entschied sich für eine Variante: „Gut! Dann friss mich!“ – „Wie?! Keine ängstlichen Schreie mehr?“ – „Wieso sollte ich? Ich werde eh sterben! Wenn du mich nicht umbringst, werden es die Ranks tun!“ – „Ja, da hast du Recht!“, brummte der Eisdrache. „Also bringen wir es hinter uns!“, sagte Sheila und streckte ihre Arme, wobei sie auch ihre Augen schloss.

Der Rankkönig sah von weitem zu und war über diese Tapferkeit erstaunt. Noch nie hatte es jemand gegeben, der diesem Drachen so mutig entgegen getreten war. Der Drache verlor hingegen die Lust auf Sheila und meinte: „Du kannst gehen!“ – „WIE?“ – „Du hast die Wahrheit gesprochen! So was merke ich sofort!“ – „Aber wie komme ich hier wieder raus! Das hier ist der reinste Irrgarten!“ – „Blicke über mich! Das ist der einzige Weg!“ – „Verrat mir jetzt nur noch, wie ich an den Ranks vorbeikomme! Alleine bin ich machtlos! Das sind einfach zu viele!“ – „Mehr helfen kann ich dir nicht! Ich bin ihnen untergeben!“ – „Kann ich dir helfen!?“ – „Du willst mir helfen?“ – „Du hast mich nicht gefressen und mir den Ausgang gezeigt! Den Ausgang erreiche ich nie alleine! Also wenn ich dir helfe, hilfst du mir dann hier rauszukommen?“ – „Dann werde ich ewig in deiner Schuld stehen!“ – „Was muss ich tun?“, sagte Sheila und hielt ihren linken Arm. „Siehst du den Fächer, welchen der Rank trägt?“ – „Ja!“ – „Ich brauche diesen Gegenstand! Ohne ihn, werde ich nicht frei sein!“ – „Alles klar! Ich hole diesen Fächer und du hilfst mir anschließend hier raus!“ – „Warte noch einen Augenblick!“, erwiderte der Eisdrache und beugte sich zu Sheila herunter. Die Schnauze des Drachen berührte die Stirn Sheilas. All ihre Wunden verschwanden, als der Drache sie in eine blaue Kugel hüllte. „Hab vielen Dank! So wird es leichter gehen!“ – „Schaffst du es auch? Ich kann dir da leider nicht helfen! Da er den Fächer trägt, ist er mein Herrscher!“ – „Keine Sorge! Ich war mal eine Diebin!“, sagte sie ganz stolz und klopfte sich gegen ihr Herz. Dann drehte sich Sheila todesmutig um und verlangte von dem Rankkönig, dass er den Fächer herausrücken sollte. Dieser lachte nur und kam aus seinem Versteck hervor. Dieser meinte dann, dass Sheila den Eisfächer bekommen würde, wenn sie ihn besiegt. „Einverstanden!“, rief Sheila freudestrahlend aus.

Beide stellten sich gegenüber und der Kampf konnte beginnen. Was Sheila nicht wusste war, dass der Fächer nicht nur dazu diente den Eisdrachen zu rufen, sondern auch mit ihm anzugreifen. Eiskristalle hagelten auf sie nieder. Als sie versuchte einer Attacke springend auszuweichen. Ihre Landung war nicht gerade perfekt, doch dabei stahl sie sich von einem Rank eine Schwert. Dieser erkannte sein Schwert wieder und fluchte vor sich hin. Doch der König winkte ihn zurück und meinte: „Sie ist flink! Wird aber verlieren!“ Er war sehr von sich überzeugt, aber trotzdem musste Sheila sich was einfallen lassen, wie sie ihn besiegen konnte. Zum Glück besaß sie nun eine Waffe, mit der sie sich verteidigen konnte. Der Rank und Sheila stürmten aufeinander zu. Der Fächer war unglaublich stabil und konnte gegen das Schwert standhalten. „Sobald du den Fächer hast, kann ich dir helfen!“, sprach Der Eisdrache gedanklich zu Sheila. „Also nur den Fächer!“, erwiderte die Kriegerin, „Das dürfte nicht allzu schwierig sein!“ Sheila zog dem Rank den Boden unter den Füßen weg. Der Rankkönig landete hart auf dem Boden der Tatsachen. Schnell rammte Sheila das Schwert neben den Kopf des Ranks und griff nach dem Fächer. Trotzdem ließ das Ungeheuer nicht vom dem Eisfächer hab. Daraufhin stieß Sheila ihr Knie in die Magenkuhle des blauen Monstrums. Mit einem schmerzverzerrtem Gesicht ließ der Rankkönig von dem Fächer und hielt sich den Magen. Endlich hatte Sheila es geschafft und hielt den Fächer nun in ihren Händen. Unter Schmerzen stand der Rank wieder auf und meinte zischend: „Das wirst du bereuen!“ Bevor dieser jedoch angreifen konnte, brüllte hinter ihm der Eisdrache. „Was ist mit dem Drachen los!“ – „Das weißt du nicht? Sobald ich dir deinen Fächer abgenommen hab, ist sie nicht mehr eine Gefangene von euch Ranks!“, erwiderte Sheila. Alle Ranks zuckten zusammen, denn der Drache hatte keine gute Laune. Zu lange musste der Eisdrache ihre Befehle ausführen. Nun konnte sie sich endlich rächen! Der Elementardrache hämmerte seine Vorderpranken auf den Eisboden. Daraus schossen Eisfelsen empor und versperrten jeglichen Weg zur Flucht. Das Maul riss der Drache auf und schleuderte einen Eisstrahl auf die Ranks. Diese wurden eingefroren und konnten sich nicht mehr rühren.
 

Sheila saß auf dem Boden in Sicherheit. Der Eisdrache trat an sie heran und berührte sie erneut mit der Schnauze an die Stirn. „Ich bin dir sehr dankbar!“, schnurrte der große blauschneeweiße Drache. „Wie heißt du eigentlich?“, stellte Sheila nun die Frage, welche ihr die gesamte Zeit durch den Kopf ging. „Ich heiße Sherim! Und ich bin der Elementardrache des Eises!“ – „Hilfst du mir hier rauszukommen?“ – „Gerne! Steig auf meinen Rücken und ich werde uns hier rausbringen!“

Sheila tat was Sherim von ihr verlangte. Als sie auf ihren Schultern saß, hob der Eisdrache ab und schnellte in die Höhe. Im Himmel angekommen und über den Wolken streckte Sherim ihre Flügel aus. „Endlich wieder frei! Endlich kann ich meine Flügel wieder ausstrecken!“ – „Ich bin froh, dass du glücklich bist! Aber ich würde gerne runter, damit ich nach Hause gehen kann!“ – „Ich kann dich auch fliegen! Das macht mir gar nichts aus! Dank dir darf ich endlich wieder frei fliegen und bin diesen Ranks entkommen!“ – „Ach ja der Fächer!“, sagte sie erstaunt und holte ihn aus einer Tasche heraus, „Hier! Es ist schließlich deiner!“ – „Behalte ihn! Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir ewig Dankbar bin, wenn du mich befreist! Mit diesem Fächer kannst du mich rufen, solltest du in Schwierigkeiten sein!“ – „Wie bitte?!“ – „Willst du nicht mein Jäger sein? Wir könnten einen Bund eingehen! Dieser verpflichtet uns beide auf einander aufzupassen!“ – „Gegenseitig aufeinander aufpassen? Aber wie? Ich würde es ja schön finden, wenn wir uns nicht entzweien, aber ich verstehe dich nicht ganz!“ – „Hab keine Angst, wir landen gleich in dem Eiswald der Shiva! Und dann wirst du schon sehen, was es bedeutet!“

Kurz darauf landete der Eisdrache vor einer Art Tempel oder Altar. „Geh dort bitte hin und nehme den Fächer mit. Dort ist eine Vorrichtung, wo du den Fächer hineinstecken kannst. Wenn du es tust, wird dir ein Kristallsplitter ins Herz gepflanzt! Jeder Schmerz wird von dem anderem gespürt. Daher werde ich immer wissen, ob du in Gefahr bist, wenn du diesen Bund eingehst!“ – „Wird das wehtun?“ – „Nein! Du wirst nichts spüren, wenn der Kristallsplitter in dir eindringt. Ich werde ein Stück von meinem Kristall an dir weitergeben. Du wirst dann einige Fähigkeiten von mir erlangen, die dir im Kampf sehr nützlich sein können! Stirbt jedoch einer von uns, wird der andere ihm in den Tod folgen! Es ist deine Entscheidung! Ich kann dich zu nichts zwingen!“ – „Doch! Ich werde es tun! Dann wird dich niemand mehr verletzen, wenn ich den Bund eingehe oder?“ – „Ja! Aber wie gesagt, ich kann dich nicht zwingen!“ – „Wenn es dir gut geht, dann werde ich den Bund eingehen! Ohne dich wäre ich gestorben, getötet worden von den Ranks und wenn ich dir helfen kann, dann werde ich es auch tun!“, sagte Sheila und steckte den Fächer in die Vorrichtung.

Sofort glühte der Kristall, welcher zwischen Sherims Augen war. Ein kleiner Splitter löste sich daraus und erschien vor Sheila. Sie streckte ihre Arme von sich und zeigte an, dass sie bereit war. Der Kristall kam langsam auf sie zu und bohrte sich in ihren Körper. Sherim hatte recht! Kein Schmerz drang durch ihren Körper, dann klinkte sich der Kristall an ihr Herz. Sheila sank zu Boden. Sie hatte zwar keine Schmerzen, aber es wurde ihr Kraft geraubt. „Geht es dir gut?“, fragte der Eisdrache. „Es geht schon. Können wir jetzt zurück? Ich muss zur Stadt Crossfire! Dort vermisst man mich sicherlich schon!“ – „Ja. Warte ich helfe dir…!“, sagte Sherim und griff mit dem Maul nach Sheila, welche sie dann auf ihrem Rücken platzierte. „Halt dich fest! Es geht los!“, warnte der Eisdrache noch einmal, bevor sie abhob.
 

Währenddessen in der Crossfire Stadt. Xen machte sich große Sorgen, weil sie nicht wusste wo ihre Schwester war. Außerdem machte sich Vera schwere Vorwürfe, doch Reika meinte dazu: „Wir werden sie schon finden! Und du hast keine Schuld daran Vera! Wir kannten diese Umgebung doch gar nicht und deshalb konntest du nicht wissen, was auf dich zukommt!…Weißt du denn wenigstens noch, wo das war, als du sie verloren hast?“ – „So ungefähr!“, erwiderte Vera. Auf einmal schneite Ruk herein. „Ihr müsst unbedingt nach draußen kommen! Sonst glaubt ihr mir das nie!“, meinte der Schmied. Reika, Vera und Xen kamen seiner Bitte nach. Vor der Tür der Schmiede glaubten sie ihren Augen kaum. Sheila kam auf einem Drachen zurück in die Stadt der Diebe. Xen lief ohne groß nachzudenken zu ihrer Schwerster. „Sheila! Ist alles in Ordnung mit dir?“ Diese fiel nur noch erschöpft in die Arme ihrer älteren Schwester. „Tut mir Leid! Aber ich weiß, wo das Versteck der Ranks ist!“ Xen blickte zu ihrer Königin, welche sprach: „Bring sie erst mal ins Bett, sie wird bestimmt bald wieder aufwachen! Außerdem müssen wir gleich zur Versammlung. Van, Allen und die anderen werden bestimmt schon auf uns warten!“

Bevor Sheila in ein Bett gebracht wurde, redete Sherim noch einmal mit ihr: „Wenn du mich rufen willst, dann sag folgende Worte Vergessen, verachtet und gedemütigt! Herz aus Eis und Gefühle eingefroren! Nun rufe ich dich und verbrenne die Schmach! Eisdrache Sherim!“ – „Ist gut! Hab vielen Dank für alles Sherim!“, bedankte sich die Geschwächte noch einmal.

Die Eisdrachendame breitete ihre Flügel aus und verschwand im klaren Himmel.

Kampf über den Wolken

Alle waren am Tisch versammelt. Es herrschte noch immer das reinste Chaos. Reika und Amee waren noch nicht anwesend. Außerdem versuchte Varno sich mit hinein zu schleichen, wurde allerdings von Xen wieder nach draußen geschickt. Zwei Wachen kümmerten sich nun um den Prinzen.

Das Geschrei im Saal wurde immer lauter. Jeder gab dem anderen die Schuld dafür, dass es so weit kommen musste, dass sich das Reich der Diebe mit Außenstehende zusammentat, um den Zaibachern die Stirn zu bieten. Die Diebe stellten sich stur und hörten erst gar nicht darauf, was die anderen versuchten ihnen mitzuteilen. Wichtige Hinweise gingen dabei im Gebrüll unter. „RUHE!“, donnerte die mächtige Stimme Amees durch den Raum. Alle richteten ihren Blick auf das Königspaar. Die Berater des Königspaar standen auf und stachelten die anderen auch an, indem sie ihnen bedrohliche Blicke zuwarfen. Erst als Reika und Amee sich gesetzt hatten, taten es ihnen die restlichen Anwesenden gleich. Einer der Berater der Diebe wollte sich zu Wort melden, doch Reika hob ihre Hand, um anzudeuten, dass er nicht sprechen sollte. „Durch die kleine Unterbrechung des Drachens Wyn, sind wir nicht eher dazu gekommen uns hier zu versammeln. Jetzt dürfen wir uns nicht unnötig mit Streitigkeiten aufhalten. Glaubt ihr etwa, dass die Zaibacher sich in der Sonne bräunen? Im Gegenteil! Ich habe bereits erfahren, dass sie sich aufrüsten, um gegen uns in den Kampf zu ziehen. Noch sind wir im Vorteil, dank unseren Drachen. Doch unserer siegreiches Segel, kann sich schnell in den Gegenwind stürzen! Uns bleibt nichts anderes übrig, als heute Nacht die Zaibacher anzugreifen und sie zu schwächen. Wenn sie diesen Rückschlag eingesteckt haben, dann haben wir ein wenig an Zeit gewonnen, welche wir dringend brauchen!“ – „Wer traut sich in sein eigenes Grab zu gehen, um die Zaibacher anzugreifen!“, hakte ein Berater nach. „Ich werde gehen!“, ertönte es von der anderen Seite des Saals. Alle rissen ihre Köpfen nach hinten um und starrten ungläubig auf Rosa. „Bist du dir sicher, dass du es schaffen wirst?“ – „Meine König ich werde Ihnen schwören, dass ich es schaffen werde! Wenn Sie erlauben, werde ich mit Sharank diesen Auftrag ausführen!“ – „Dir ist bewusst, dass du diese Mission ganz alleine mit deinem Drachen schaffen musst, ansonsten stecken wir in Schwierigkeiten!“ – „Ich werde mein Bestes geben und den Zaibachern einen Rückschlag bescheren, den sie so schnell nicht verkraften werden!“ – „Deine Worte sind mutig. Aber kannst du deinen Worten auch Taten folgen lassen?“ – „Gewiss! Was ich nicht halten kann, würde ich nie aussprechen! Lassen Sie mich ziehen?“ – „Ich vertraue dir unser Schicksal an! Enttäusche mich nicht Rosa!“ – „Das werde ich nicht, meine Königin!“, erwiderte Rosa und verbeugte sich vor Reika. Rosa verließ den Saal und wollte sich einen Plan erstellen, dazu brauchte sie allerdings die Meinung von ihrem Drachen, also machte sie sich auf den Weg.

Kaum war die Tür hinter Rosa verschlossen, schon beschwerten sich die Berater der Diebe über diese Entscheidung der Königin. Amee hämmerte mit der Faust auf den Tisch. „Was bildet Ihr Euch eigentlich ein!“, sprach Amee mit unterdrückter Wut, „Sie opfert sich für uns und nimmt so eine schweres Schicksal einfach auf sich! Rosa weiß, was das alles für uns bedeutet. Noch nie hat sie mich enttäuscht. Ihr hättet doch alle Euren Schwanz eingekniffen! Oder derjenige soll sich erheben, welcher jetzt lieber an Rosas Stelle wäre?“ Stille herrschte im Saal. Keiner wollte nun an ihrer Stelle sein, denn dieser Auftrag war der Ruf nach dem Henker. Die Stadt der Zaibacher war besser geschützt als ihr Versteck. „Rosa hat mehr Kraft entwickelt, als Ihr alle zusammen! Ich weiß, dass sie mich nicht enttäuschen wird!…Jetzt sollten wir uns dem anderen widmen! Während Rosa sich opfert, sollten wir nicht einfach nur hier rumsitzen!“

Durch Allens Kopf schwirrte nur noch Rosa. Wieso wollte sich diese Kriegerin für sie opfern? Es musste doch einen Grund geben! Weil er ihn nicht fand, entschuldigte er sich und lief Rosa hinterher. Van wollte ihm nachrufen, doch Reika bat ihn um Ruhe. „Lass ihn gehen! Er hat bestimmt einen guten Grund! Lasst uns lieber über das Eigentliche sprechen, weshalb wir uns hier versammelt haben!“
 

Rosa suchte in ihrer Unterkunft alles zusammen, um zu ihrem Drachen aufzubrechen. Alles verpackt, trat sie aus ihrer Hütte und sah sich noch einmal genau um. „Das wird vielleicht das letzte Mal sein, dass ich das hier alles sehen!“, dachte sie. Ihre Gedanken ließen sie an ihrer Entscheidung zweifeln, doch dann erinnerte sich Rosa zurück. Was hatten die Zaibacher ihr alles angetan? Was hatten sie Serena alles angetan? Was hatten sie aus ihr gemacht?! So etwas sollte nie wieder irgendjemand passieren! Selbst Reika war von ihnen gefangen genommen worden und konnte ihre andere Seite kontrollieren. Sie selbst war zwar noch nicht so weit gekommen, aber trotzdem konnte sie mit Rexia umgehen.

Allen kam aus dem Palast heraus und rannte direkt auf Rosa zu, welche er am Oberarm packte. „Wieso willst du dich opfern? Das kannst du doch nicht nur aus Dankbarkeit machen!“ – „Ich tue es, weil ich es nun mal will! Und jetzt lass mich los, Allen!“ – „Nein! Ich werde dich nicht in dein Unglück stürzen lassen! Du wirst dich umbringen, wenn du alleine gehst!“ – „Hast du schon vergessen, dass Sharank an meiner Seite sein wird?“ – „Sharank! Sharank! Er kann dich nicht ständig verteidigen! Irgendwann wirst du auch mal Schutzlos sein! Was machst du dann?“ – „Mich verteidigen! Ich bin kein kleines Mädchen mehr! Bevor du hier ankamst, habe ich gegen Ranks und Minotauren gekämpft! Bin gegen andere Drachen angetreten, habe Guymelefs vernichtet und jedes mal habe ich es alleine geschafft! Ich bin kein Nichtsnutz! Ich habe genügend Kraft, um den Zaibachern ihr elendiges Genick zu brechen!“, durchströmte Rosa eine Macht der Sicherheit. Sie riss sich von Allen los und ging Richtung Wald. Allen ließ sie einfach stehen und blickte auch nicht zurück. Sie hatte genug, dass ihr jeder reinreden wollte.

Allen schüttelte alles aus seinen Kopf und lief Rosa hinterher. Er riss sie herum, drückte ungefragt seine Lippen auf ihre. Rosa war total überrascht, riss ihre Augen auf und war unfähig sich zu bewegen. Als sie endlich wieder die Kontrolle über ihren Körper und Geist wiedererlangte, stieß sie den Ritter von sich weg und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Rosa!“ – „Was sollte das? Was willst du von mir?“ – „Rosa…ich wie selber nicht, wie ich es dir erklären soll...du bist so anders als alle Frauen denen ich begegnet bin!“ – „Kein Wunder! Ich bin auch eine Drachenjägerin! Ich bin eine Kriegerin! Ich wurde von Reika zu dem gemacht was ich jetzt bin, jetzt kann ich mich endlich gegen die Zaibacher wehren! Und ich werde mich von niemanden zurückhalten lassen! Auch nicht von Gefühlen!“ – „Rosa!“ – „Lass mich in Ruhe!“ – „Willst du dein Leben einfach so wegschmeißen? Du rennst in den sicheren Tod!“ – „Solange ich damit Reika helfen kann…“ – „Was redest du denn da…willst du dich wirklich opfern?“ – „Opfern werde ich mich nicht! Solange ich Sharank an meiner Seite habe, kann mir nichts passieren! Er ist der einzige der mich je verstanden hat, der an meiner Seite war, wenn es mir nicht gut ging! Dieser Drache zeigte mir, was es hieß zu leben! Und für ihn werde ich stark werden! Für ihn werde ich das erreichen, was ich immer wollte! Für ihn würde ich alles aufgeben! Sharank ist meine einzige Familie!“ – „Rosa…“ – „Such dir eine andere Frau, mit der du zusammenleben willst. Ich gehöre Sharank!“, sagte Rosa mit einem strengen Ton.

Plötzlich hallte ein Gebrüll durch den Wald. Rosa fuhr herum, da sie sofort erkannte, woher dieses kam. Sie ließ Allen einfach stehen und rannte zur Hölle ihres Drachen. Als die königliche Kriegerin bei ihrem Drachen ankam, stockte ihr der Atem. Mehrere Soldaten waren um die Höhle Sharanks verteilt und hielten wache. Ein Mann mit weißen Haaren und einem Skelettarm trat vorsichtig herein. Rosa wollte nicht länger warten und sprang mit einem Satz vor dem Eingang. „Keinen Schritt weiter! Niemand wird diese Höhle betreten!“ – „Wer versperrt uns denn den Weg?“ – „Ich könnte auch fragen, wer es wagt, in die Höhle meines Drachen zu gehen!?“ – „Wenn du es so haben willst! Mein Name ist Folken! Und ob du nun die Jägerin von diesem Drachen bist oder nicht! Das interessiert mich nicht! Ich will endlich meine Rache an diesem Drachen!“ – „Dann musst du mit mir vorlieb nehmen!“, entgegnete Rosa. Aus der Höhle glühten zwei gelbe Augen, welches die Soldaten zurückschrecken ließ. Sharank trat heraus und legte schützend seinen Schwanz um Rosa. Diese drehte sich zu ihm um. „Sharank was soll das?“ Er beugte seinen Kopf zu ihr herunter und stupste sie mit der Schnauze leicht an. „Das ist mein Kampf! Trete bitte zurück. Mach die keine Sorgen!“ – „Trotzdem werde ich einschreiten, falls er dich verletzen sollte!“ – „Meine Kleine! Du machst dir immer zuviel Sorgen um mich! Ich habe auch schon vor dir gekämpft und wie du siehst, bin ich noch sehr lebendig, also werde ich das schon schaffen!“, leckte er über die Wange Rosas. Dann spreizte er seine Flügel auseinander und brummte zu Folken: „Wenn einer deiner Wachen meinen Schützling angreift, dann werde ich andere Seiten aufziehen!“ – „Mach dir keine Sorgen. Deiner Kleinen wird nichts passieren!“ – „Fliehen kannst du noch?“ – „Gewiss!“, grinste Folken und seine weißen Flügel kamen zum Vorschein. Sharank und Folken hoben in den Himmel ab. Die Wachen um Rosa herum verschwanden.

Rosa blieb alleine zurück, doch sie hatte ein komisches Gefühl. „Sharank! Wie weit ist der Tempel von euch entfernt?“ – „Du meinst den Tempel wo wir beide waren?“ – „Genau der!“ – „Nicht weit von hier!“ – „Komm sofort herunter und lass diesen Folken alleine! Die wollen dich nur ablenken und den Tempel angreifen!“ – „Ich komme!“, erwiderte Sharank schnell und kam im Sturzflug auf die Erde. „Spring auf! Du verteidigst den Tempel und ich werde mich dann mit Folken beschäftigen!“

Dieses Mal hob der Donnerdrache mit seiner Jägerin ab. Folken wollte ihnen folgen und sie aufhalten, doch Rosa erhob sich von Sharanks Schultern und zog ihren Bumerang. „Was hast du vor?“ – „Keine Angst, du wirst einen fairen Kampf mit ihm haben, aber er ist schneller! Also werde ich ihn ein bisschen nach hinten schlagen!“ – „Mach das!“ Rosa hob eine Spitze ihrer Waffe in die Luft. Schon zuckten um ihrem Bumerang Blitze. „Voltenladung!“ Blitze zuckten durch den blauen Himmel und verloschen. Aber nur fürs menschliche Augen. Sie waren trotzdem noch da, nur konnte man sie nicht mehr sehen. Folken flog direkt in einen Blitz hinein und wurde paralysiert. „Jetzt gib Vollgas!“, ermahnte Rosa ihren Drachen. Dieser folgte sofort ihrer Aufforderung. Sharanks Augen sahen einen Fremden, welcher auf den Tempel zuging. „Rosa! Sieh durch meine Augen! Kennst du diesen Fremden?“ – „Warte.“, sagte Rosa. Sie legte sich auf den Drachen und schloss ihre Augen. Ihre beiden Seelen verschmolzen miteinander und sie wurden zu einer Person, zu einem Drachen. Sharank schloss kurz seine Augen und öffnete diese wieder. Nun gelang es Rosa durch seine Augen zu blicken. Diese zuckte unwillkürlich zusammen. „Das ist Radochs! Ich hab gedacht er lebt nicht mehr!“ – „Dann müssen wir gegen ihn antreten!“ – „Das ist unmöglich! Selbst Reika kommt mit ihren beiden Drachen nicht gegen diesen Kerl an! Er ist der direkte Untergebene von Imperator Dornkirk!“, sagte Rosa aufgebracht. „Überlass mir das!“ Dann mit einem ordentlichen Knall landete der Donnerdrache. Radochs drehte sich um. Sein Alter war überhaupt nicht anzusehen. Noch immer hatte er eine glatte Haut. Die stechenden grünen Augen blickten auf Rosa. „So schnell sieht man sich wieder. Willst du wieder zu mir zurück?“, fragte er mit einem gefährlichen Unterton. Rosa stieg vom Donnerdrachen hinab und widersprach: „Nein! Ich bin hierher gekommen, um dich aufzuhalten!“ – „Das wird nichts. Du bist viel zu schwach, so wie du es schon früher warst.“, lachte er. Sharank donnerte mit seinen Forderpranken in den Boden und brüllte. „Dich alten Jungen kenne ich auch noch! Warum hast du dich wieder mit einem Menschen zusammengeschlossen? Du hast sie doch immer gehasst!“ – „Du bist es also! Du kamst mir gleich so bekannt vor! Aber wie ich mein Leben gestallte, hat dich nichts anzugehen und nun verschwinde von hier!“ – „Eigentlich wollte ich dich holen. Imperator Dornkirk wünscht dein Erscheinen!“ – „Vergiss es! Ich bleibe an Rosas Seite.“ – „Dann hast du hiermit dein Todesurteil heraufbeschworen!“, zischte Radochs und streckte seine Hände aus. Seine langen spitzen Fingernägel hätten leicht einen Körper durchbohren können. „Halt dich von ihm fern und setz nur Attacken ein, die du aus der Weite abschießen kannst!“, riet Sharank seinem Schützling. Diese nickte und zückte erneut ihren Bumerang. „Selbst wenn wir ihn nicht besiegen können, müssen wir ihn von dem Schrein fernhalten!“, sagte Rosa zu ihrem Drachen. Radochs rief schwarze Wolken herbei und wollte einen Drachen rufen, doch dieser kam nicht. „Was ist mit Exkarnus?“ – „Diesen Drachen brauchst du nicht mehr rufen! Er ist nun ebenfalls ein Elementardrache, welcher einen Jäger besitzt und Sherim hat es ebenfalls geschafft!“ – „Ihr elendigen Biester!“, raunte er und streckte seine Arme nach vorne. Ein kräftiger Windstoß fegte über die Plattform hinweg. Rosa hätte es beinahe davon geweht, wenn Sharank nicht sein Maul stützend an ihren Rücken gehalten hätte. „Alles in Ordnung Rosa?“ – „Ja, danke! Ohne dich wäre ich jetzt nach unten gestürzt.“, bedankte sich die königliche Kriegerin. Rosa hob ihren Bumerang. „Black Thunder!“ Ein schwarzer Blitz zuckte vom Himmel nieder und rutschte regelrecht über die Plattform. Radochs hatte Schwierigkeiten dieser Attacke standzuhalten. „Das kann doch nicht wahr sein, dass sie so stark geworden ist!“, brummelte der Magier. Sharank brüllte auf und sein Donnerkristall auf der Stirn fing an zu leuchten. Rosas Angriff wurde noch verstärkt und fegte Radochs von den Beinen. „Donnerblitz!“, brüllte sie kurz darauf. Ein weiterer Blitz zuckte aus den Wolken und krachte auf den liegenden Radochs. Sharank sauste mit seinem Schwanz über den Boden und erzeugte einen kleinen Windstoß. Der Magier wurde von der gesamten Plattform runtergefegt.
 

Beide atmen durch und Rosa setzte sich erst einmal hin. „Du zitterst ja! Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sharank besorgniserregend. „Es geht schon. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er noch lebt. Das hat mir Angst gemacht!“ – „Wieso Angst?“ – „Er war einer von den Magiern, die mich gequält haben.“ – „Keine Sorge, ich werde dich beschützen!“, strich Sharank mit der Schnauze über ihre Wange. „Das will ich sehen!“, kam eine bekannte Stimme. Sharank drehte seinen Kopf herum. „Was willst du denn hier?“, brummte der Donnerdrache, „Verzieh dich lieber! Ansonsten dreh ich auf und dieses mal wirst du nicht nur deinen Arm verlieren!“ Rosa stützte sich an seiner Pranke, um aufzustehen. „Rosa?“ – „Ja?“ – „Weißt du wo ich Nana finden kann?“ – „In der Wasserschlucht bei Zyrna!“ – „Unseren Kampf Sharank werden wir erst einmal aufschieben! Aber seit gefasst! Nur weil ihr Radochs in die Tiefe stürzt, könnt ihr ihn nicht umbringen!“, meinte Folken an den Drachen gerichtet. „Lass dir gesagt sein, wenn sich einer an meinen Schützling vergreift, dann werde ich denjenigen mit Sicherheit in der Luft zerreizen!“, brummte der Drache bedrohlich. Folken verschwand wieder, indem er sich einfach nach unten stürzte und mitten im Fall seine Flügel aufspannte.

Rosa fiel erneut zu Boden. „Wie viel müssen wir noch überstehen, damit endlich Ruhe herrscht?“ – „Keine Sorge, es ist bald überstanden! Das verspreche ich dir, meine Kleine!“ Mit Tränen in den Augen blickte sie zu ihrem Drachen.

Radochs gegen Reika/Reiko

Rosa kam sichtlich geschafft in die Stadt der Diebe zurück. Sofort machte sie sich auf den Weg zu ihrer Königin. Die königliche Kriegerin erzählte von ihrer Begegnung mit dem mächtigen Magier und Reika war sichtlich geschockt. Nie im Leben hatte sie gedacht, dass er noch lebte. Innerlich verfluchte sie diesen Magier. Er war mächtig, zu mächtig. Keiner von ihnen war diesem Mann ebenbürtig. Was sollte sie nur machen? Wie konnte sie Radochs aufhalten? Es musste doch eine Lösung geben!

„Radochs...!“, flüsterte Reika vor sich hin, während sie Richtung ihrer Gemächer ging. Mehrere Diener verbeugten sich vor ihr, doch sie sah nicht einen einzigen. Zu sehr war der Schock ihr Beherrscher. Radochs lebte! Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Er durfte einfach nicht am Leben sein!

All diese Erinnerungen kamen hoch. Diese Folter, welche sie gerade so überstand, jedes Bild kam hoch und zeigte sich von seiner schrecklichsten Seite.

In ihren Räumlichkeiten angekommen, rutschte sie an der Tür herunter auf den Boden. Zitternd griff ihre Hand nach dem Rücken. Sie griff unter ihre Kleider und berührte ihre Narbe. Ihre letzte Erinnerung an Radochs Folterung. Tränen tropften bereits auf ihre Sachen. Jeder Zeitpunkt aus ihrer Vergangenheit kam empor. Eine sanfte raue Stimme drang an ihr Ohr: „Reika?“ Sie zuckte zusammen und sah mit einem verweinten Blick zu ihrem Mann auf. Dieser griff nach ihrem Oberarm und zog sie in seine Umarmung. Sofort krallte sich Reika an ihren Mann.
 

Nana saß auf einem kleinen Vorsprung im Wasserfall. Unter ihr in einer Unterwasserhöhle versteckt, lag Zyrna. Über den Gedanken sprachen beide miteinander. Etwas verzweifelt lehnte sich die Kriegerin an die Wand. Plötzlich hörte sie Flügelschwingen. Jemand landete am Ufer und sah sich um. Er schien jemanden zu suchen. Ob er Nana suchte?

Geschickt kletterte sie hinterm Wasserfall herunter und versteckte sich unter Wasser. Dank Zyrna war es ihr möglich, für längere ohne Luft zu holen, unter Wasser zu bleiben. Langsam schwamm sie heran und erkannte ihre alte Liebe wieder. Umgehend erschien sie aus dem Wasser, griff ihr Doppelhändlerschwert vom Rücken und attackierte ihn, ohne ein Wort zu sagen. Folken konnte nicht anders als ausweichen. Die wütende Kriegerin war in der Lage ihn zu töten, das wusste er. Der Strateger der Zaibacher versuchte Worte zu finden, doch er musste immer wieder ausweichen. „Lass mich doch erklären!“ – „Hier gibt es nichts mehr zu erklären! Du gehörst zu den Zaibachern und ich werde dich entgültig vernichten! So wie du es mit meinem Herzen und meiner Seele getan hast!“ , wütete die Kriegerin und griff weiter mit ihrem Schwert an. Langsam wurde es auch für Folken zuviel. Er schnappte mit seinem Skelettarm die Klinge des Schwertes und wehrte so weitere Angriffe ab. „So! Jetzt hör mir endlich zu!“ – „Vergiss es!“, zischte Nana und aktivierte ihre magischen Kräfte, welche sie Dank dem Bund mit Zyrna erhalten hatte. „Wassertycoon!“ Eine Wasserschlange schlängelte sich über den Griff empor und umwickelte Folken. Es schnürte ihm die Luft ab. Was konnte er noch tun, um daraus zu entkommen? Dieser Wasserstrahl lähmte ihn komplett. Aber dann brach die Kriegerin einfach ab. Folken ging in die Knie und röchelte nach Luft. Nur noch wenige Minuten länger und er wäre jämmerlich erstickt. Immer noch röchelnd blickte er zu Nana auf. Diese hatte ihre Waffe niedergelegt und sah erbost zu ihm herab. Ihre Augen funkelten gefährlich auf. „Was willst du?“ – „Du hast dich kein Stück verändert in all der Zeit!“, grinste Folken. Doch dann legte sich eine scharfe Klinge unter sein Kinn. „Lass den Quatsch! Das ist Vergangenheit und wird nie wieder kommen! Was willst du!“, brüllte sie ihn an. „Ihr werdet untergehen, wenn ihr zu uns kommt. Die haben bereits aufgerüstet!“ – „Warum erzählst du mir das?“ – „Damit ich wenigstens einen kleinen wieder gut machen kann. Ich weiß, dass ich dir viel angetan habe, aber ich kann es nun mal nicht wieder rückgängig machen. Aber so kann ich dir vielleicht noch ein bisschen länger das Leben schenken!“ – „Du hast es mir vor Jahren entrissen, mein Leben! Ich werde nie wieder die sein, die ich einmal war! Ich bin eine Kriegerin, weil ihr mein Land und meine Familie zerstört habt. Ihr seit für all das Leid verantwortlich. Dank euch, kann es nie wieder Freiheit geben. Doch ich werde dafür kämpfen, dass es bald wieder so sein wird, indem ich euch entgültig in den Abgrund stürzen und vernichten werde. Einen Anfang werde ich machen, indem ich dich töte!“, sagte sie und richtete ihr Schwert auf Folken, „Zyrna, Hüterin des Wasserkristalls! Steh mir bei!“ Der See hinter ihr begann zu leuchten und die Erde unter ihnen bebte auf. Ein donnerndes Gebrüll erhallte durch den Wald. Das Wasser im See wirbelte auf und zeigte seinen blauen Drachen. Rotierend stieg die Drachendame in den Himmel und schlug ihre Flügel auf. Wütend reckte sie ihren Kopf empor und landete hinter Nana.

Folken riss die Augen auf. „Willst du mich wirklich töten?“ – „Um nichts in der Welt, möchte ich etwas anderes!“, zischte die königliche Kriegerin. Bevor sie allerdings mit ihrer Drachendame angreifen konnte, erschien ein schwarzer Schatten. Aus diesem kam langsam eine Gestalt hervor.

Zyrna donnerte mit den Vorderpranken auf den Boden und stellte sich kampfbereit hin. Nana riss die Augen auf. Sofort erkannte sie den Mann wieder. Seine Krallen, sein Blick und seine Kälte, welche jeden beinahe zerfraß. „Nein! Radochs!“, stolperte sie nach hinten.
 

„Was ist mit dir los, Reika?“ – „Rosa hat mir von einem alten Bekannten erzählt! Aber diese Bekanntschaft ist leider nicht so glücklich, wie ich es in der Erinnerung habe. Es…es ist Radochs! Der Zaibach-Magier, der mächtigste von ihnen! Radochs! Der Radochs, der für meine Narbe verantwortlich ist!“ – „Beruhig dich! Es ist Jahre her und du bist stärker geworden! Deine Drachen sind stärker geworden! Du kannst es mittlerweile locker mit ihm aufnehmen!“ – „Bist du dir da so sicher? Auch er hat in der Zeit an Macht gewonnen!“, brüllte sie ihren Mann an und krallte sich an seinen Unterarmen fest.

„Reika!“ Drang es plötzlich an ihrem Ohr heran. „Wie?“, sah sie verwundert drein. „Reika? Reika!“, fragte der König seine Frau. „Das war Nana! Sie ruft mich! Da muss irgendwas passiert sein!“ – „Weißt du wo sie steckt?“ – „An der Wasserschlucht! Ich muss dorthin, sofort!“ – „Pass auf dich auf!“, erwiderte Amee und küsste sie noch einmal. Reika ging regelrecht in Flammen auf und verschwand.
 

Radochs hatte Nana an die Felswand des Wasserfalls gedrückt. Auch Zyrna war gelähmt und ebenfalls an der Wand. Ihre Hälse wurden von etwas Unsichtbarem verschnürt, wodurch ihnen allmählich die Luft ausging. „Endlich kann ich euch töten! Ich hab schon solange darauf gewartet!“, lachte der Magier.

Folken lag bewusstlos an einem Baum. Auch er konnte Nana nicht mehr helfen. Er versuchte es, doch wurde von Radochs ausgeschaltet.

Es fehlte nicht mehr viel, dann hätte er eine königliche Kriegerin ausgeschaltet. „Wenn auch nur eine von euch, ihr Ende findet mit dem Drachen, dann hab ich keinen Gegner mehr, den ihr rufen könnt!“

„Lavawelle!“, ertönte es hinter dem Magier. Eine brandheiße und zähflüssige Welle umströmte ihn. Er konnte nicht länger den unsichtbaren Draht halten und ließ so von Nana und Zyrna ab. Dieser Angriff hatte sein Gesicht verbrannt, als auch seine Hände. „Verdammt! Wer war das! Zeig dich!“, schrie er in die Nacht hinein.

Auf einmal erschien eine kleine Flamme. Diese entfaltete sich zu einer Blüte und daraus hinaus trat Reika. Nana lag keuchend auf dem Boden. „Endlich!“

Mit ihrer Sense in der Hand stand sie bereit für einen Kampf. „Du kleines Miststück! Du lebst?“ – „Ja, ich hab alles überstanden, was du mir angetan hast! Dank dir, habe ich meine Stärke erreicht!“, sagte sie und erhob ihre Waffe, „Lavawelle!“ Erneut schoss eine Welle über Radochs herein. Ehe sich der Magier daraus befreien konnte, rief die Königin bereits ihre Gefährten:
 

Pakt zweier Drachen

Arkase und Crosser.

Zusammen vereint,

bis in die Ewigkeit.

Unser Pakt zu dritt geschlossen,

nachdem so viel Blut geflossen.

Arkase Feuerdrache! Crosser Lavadrache!

Und Reika, einst königliche Kriegerin!

Das Blut fließt zusammen.

Das ist unser Pakt!
 

Endlich konnte sich der Magier befreien, doch es war bereits zu spät. Die beiden Drachen landeten bereits auf dem Boden neben ihrer Herrin. Crosser stieß sofort eine Feuerbrunft auf den Magier. Kurz nach ihm legte Arkase los. Radochs schützte sich mit seiner Magie vor den Attacken.

Hinter den beiden Drachen geschah etwas anders. Reikas Haare loderte mit einem Mal feuerrot auf und ihre Augen färbten sich grün. Diese spiegelten einen unglaublichen Hass wieder. Sah man ihr zu lange in die Augen, wäre man wahrscheinlich in die Dunkelheit gezogen worden.

„Sieh einer an! Sie hat gelernt, damit umzugehen!“, zischte Radochs, welcher noch immer gegen die Feuerbrunft der beiden Drachen ankämpfte. Jetzt hob allerdings Reika ihre Hand. Feuer erschien kreisförmig in ihrer Hand und eine weitere Feuerbrunft schoss auf den Magier. Diese Macht schleuderte Radochs in den See und gegen die Felswand hinter dem Wasserfall. Die Drachen breiteten ihre Flügel auseinander und flogen gen Himmel.

Reika ging weiter zum Ufer und spaltete den Wasserfall mit einer weiteren Attacke. Jedoch war Radochs nirgends mehr zu sehen. „Feigling!“, zischte sie. Keuchend trat hinter ihr Radochs in Erscheinung. Er hoffte auf den Überraschungsmoment, musste aber vorlieb mit der Sense Reikas nehmen. „Wer bist du! Reika doch garantiert nicht mehr!“ – „Sehr gut erkannt, Radochs!“ – „Verrat mir deinen Namen!“ – „Besieg mich, wenn du kannst!“, schnalzte es ihm entgegen. Noch ehe er eine Attacke starten konnte, flog der Magier durch drei Bäume, welche daraufhin umfielen. Der Magier rief den Wind zu sich. Ein Wirbelsturm entstand und steuerte direkt auf Reika zu. Diese ballte ihre Hände zu Fäusten, woraufhin Feuerbälle erschienen. Diese wirbelten um ihre Hände. Dann sprang sie kräftig vom Boden ab und durchquerte ohne jegliche Mühe den Wirbelsturm. Feuerkugeln hagelten auf den Magier nieder. Radochs loderte auf. Eine Art Wasserwand erhob sich aus dem Erdboden und schleuderte die Königin hinfort. „Du kleines Miststück!“, murmelte er. Mitten im Flug drehte sich Reika auf die Beine und schleuderte die nächste Attacke los. Schnell verschwand der Magier in seinem schwarzen Schatten. „Beim nächsten Mal werde ich dich töten!“, zog sich Radochs feige zurück. „Elendiger Feigling!“, schrie sie ihm noch hinterher. Sie ließ ihre Sense verschwinden und ihre alte Haarfarbe erschien wieder. Braune Haare wellten sich geschmeidig um ihr Gesicht. „Er lebt also tatsächlich! Dann gibt es nur noch eine einzige Lösung für uns!“, sagte sie dann.
 

Die beiden Drachen sahen auf die verletzte Zyrna. Crosser landete vor der Wasserdrachendame und legte seinen Schnauze an ihrem Hals. Sein Kristall begann zu glühen und die Wunden Zyrnas verschwanden.

Reika stützte Nana und ging zusammen mit ihr Richtung Stadt der Diebe. „Es gibt wohl doch nur noch diese eine Sache, die wir machen können! Aber wenn wir uns um Radochs kümmern, wer erledigt Dornkirk?“ – „Das müssen dann wohl die anderen übernehmen.“ – „Bist du dir sicher, dass Allen und Van das hinbekommen?“ – „Uns bleibt nichts anderes übrig. Dornkirk besitzt nur sein dämliches Glas, wo er durchguckt und alles sieht. Ist seine Armee geschlagen, dann ist auch er am Ende! Aber besser wir besprechen das später. Du musst dich erst einmal ausruhen. Und mit Amee muss ich auch noch sprechen. Erst wenn ich seine Erlaubnis bekomme, können wir diesen Drachen rufen!“ – „Schon klar, er muss das Siegel brechen!“, erwiderte Nana. „Die letzte Stunde für diese Tyrannei hat geschlagen.“, grinste Reika und setzte ihren Weg mit Nana fort.

Letzte Entscheidungen

Reika kam zusammen mit Nana in der Stadt der Diebe an. Die königliche Kriegerin machte sich selber auf dem Weg zum Arzt. Ihr Bein schmerzte immer noch, doch sie bestand darauf, alleine zugehen.
 

Währenddessen machte sich Reika auf dem Weg zu ihrem Mann. Mit schnellen Schritten lief sie in ihre Gemächer. Doch auch hier war er nicht anzutreffen. Sofort stürmte sie wieder hinaus und packte sich ein vorbeigehendes Dienstmädchen. Diese meinte, auf ihre Frage, wo ihr Mann sei, dass sie ihn noch bis vor kurzem in der Bibliothek gesehen hätte.

Reika bedankte sich bei dem Dienstmädchen und machte sich unverzüglich auf dem Weg. Sie lief regelrecht dorthin und riss die Türen auf.

„Amee?“, rief sie in den Büchersaal, aber erhielt keine Antwort. Reika lief durch die Bücherregale und sah in jedem Schlupfwinkel nach. Erschöpft fiel sie schließlich in einen Sessel und schnaufte durch. Ihr Mann war nirgends zu finden. Das war schon ziemlich deprimierend.
 

„Suchst du mich?“, erklang es auf einmal vom Eingang. Reika schnellte mit dem Kopf nach oben und entdeckte im Eingang ihren Mann. „Geht es dir gut? Ich habe gesehen, dass Nana hinkt.“ – „Nein mir geht’s gut.“, sagte sie mit leicht gedrückter Stimme. Der König verschloss die Türen hinter sich und ging schließlich auf seine Frau zu. Er kniete sich vor ihr hin und legte seine Hände auf ihre Knie. „Was ist passiert?“ – „Ich habe ihn gesehen.“ – „Wen meinst du?“ – „Radochs lebt! Und er ist mächtiger als jemals zuvor.“ – „Könnt ihr ihn denn nicht gemeinsam aufhalten?“, fragte Amee und legte eine Hand an ihre Kinn. Reika nahm seine Hand in ihre und schüttelte den Kopf. „Wir haben keine Chance. Selbst wenn wir das alte Volk zur Hilfe rufen sollten, es wird nichts bringen!“ – „Und was habt ihr jetzt vor?“ – „Du bist unsere letzte Hoffnung, Amee!“ – „Reika, du willst von mir, dass ich das Siegel breche?“, fragte er ungläubig und schüttelte den Kopf, während er aufstand. Amee trat einige Schritte zurück und wand sich dabei von seiner Frau ab. „Du weißt doch, dass er viel zu mächtig ist! Ich konnte ihn nicht bändigen, sondern nur gefangen nehmen!“ – „Ja, bis Radochs in umgebracht hat!“ – „Wie wollt ihr ihn denn wiederholen?“ – „Mit der Hilfe unserer Drachen können wir ihn holen und mit ihm holen wir deine Macht zurück!“ – „Das ist der reinste Wahnsinn Reika! Dieser Drache ist ein Untier! Verdammt!…Weißt du überhaupt was du da von mir verlangst?“ – „Willst du etwa das Radochs über ganz Gaia herrscht?“ – „Ich will das genauso wenig wie du, aber es muss doch noch einen anderen Weg geben!“ – „Es gibt keinen anderen Weg mehr! Entweder wir holen diesen Drachen oder wir werden alle untergehen!“ – „Lass mich darüber nachdenken.“, sagte der König der Diebe und verließ die Bibliothek.

Reika senkte ihren Blick. Der Kampf gegen Radochs hatte sie ziemlich geschwächt. Doch dann machte ihr Herz einen Sprung. Es war ganz anders als sonst. So ein Gefühl hatte sie noch nie. Umgehend suchte sie Kontakt zu ihrem ältesten Drachen. „Crosser?“ – „Ich höre dich!“ – „Ist dir irgendwas passiert?“ – „Wie kommst du auf die Idee?“ – „Und mit Arkase?“ – „Der geht es auch gut. Aber sag mir liebe was mit dir los ist?“ – „Mit mir? Mein Herz hat so einen komischen Sprung gemacht?“ – „Kannst du es beschreiben?“ – „Nein, es war so eigenartig.“ – „Als ob etwas in dir stirbt?“ – „Ja...Woher weißt du das?“ – „Dann ist die Zeit für einen von uns Drachen abgelaufen. Auch die anderen haben es gespürt.“ – „Was soll das bedeuten, die Zeit ist abgelaufen?“ – „Ein Drache wird bald sterben.“ – „Nein!“ – „So ist es leider, der Pakt zwischen ihnen beiden, wird sich bald auflösen.“ – „Das kann doch nicht sein. Wir sind kurz davor und nun sollen wir auch noch einen von euch verlieren?“ – „Die Zeit des Lebens interessiert so etwas nicht. Welcher Drache das zeitliche segnen wird, kann ich dir leider nicht sagen, ich weiß es nicht. Nur der Drache selbst weiß es.“ – „Wieso?“ – „Das ist leider ein Drachengeheimnis, dass niemand erfahren darf. Es sei denn, der sterbende Drache verrät es euch.“, brummte Crosser noch einmal und die Verbindung zwischen ihnen verstummte.
 

Reika konnte diese Nachricht gar nicht fassen. Was würde sie nur tun, wenn einer ihrer Drache das Leben ausgelöscht wird. Sie wollte gar nicht erst daran denken. Also ging sie ins Arztzimmer, um nachzusehen, wie es Nana ging.

Die König öffnete die Tür und fand Nana im Bett. „Hey, was suchst du denn hier? Wolltest du nicht mit Amee sprechen?“ – „Ja. Das habe ich auch. Er muss darüber erst einmal nachdenken. Wir geben ihm ja schließlich, all seine Macht wieder, wenn er das Siegel bricht. Aber...“ – „Er findet unsere Idee nicht gerade super oder?“ – „Nein. Amee hat beinahe total geblockt.“ – „Das war vorherzusehen. Er will einfach nicht, dass irgendjemanden etwas passiert.“ – „Wenn wir diesen Drachen nicht rufen, dann werden wir alle draufgehen!“, schrie Reika beinahe. Dann pochte es wieder in ihrem Herzen. „Wenn das nicht bald aufhört, dreh ich noch durch.“, murmelte sich unverständlich vor sich in. Nana sah sie etwas verwirrt an: „Hast du was gesagt?“ – „Nein.“, schoss es umgehend aus ihr heraus.

Nachfragen konnte Nana nicht mehr, da ein Dienstbote hereintrat. Reika und Nana richteten ihren Blick auf ihn. „Königliche Hoheit! Königliche Kriegerin! Ich habe den Befehl vom König erhalten, Ihnen mitzuteilen, dass er im Saal eine Versammlung einberufen hat. Er möchte, dass Sie auch daran teilnehmen.“ – „Sag ihm, dass wir gleich kommen werden. Wir brauchen noch etwas, weil Nana nicht so schnell laufen kann.“, sagte sie dem Boten und schickte ihn wieder zu ihrem Mann zurück.

Nana warf die Decke beiseite und rutschte aus dem Bett. „Warte ich helfe dir!“ – „Danke, Reika!“, sagte sie und stützte sich an ihrer Königin ab.

Während sie langsam die Gänge entlanggingen, fragte die königliche Kriegerin: „Was meinst du, ob er unser Angebot annimmt?“ – „Ich glaube eher, dass er die Berater und die anderen Kriegerinnen mit dabei hat. Er will die Meinungen von allen wissen.“ – „Ob dieser Ritter auch dabei ist?“ – „Du meinst Allen? Ich glaube eher nicht.“ – „Woher kennst du ihn eigentlich?“ – „Das ist schon ewig her. Das war noch bevor ich Amee kennen lernte. An die Stadt kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Aber ich wurde von Ranks verfolgt. Allen hätte mich retten können, doch er tat es nicht.“ – „Deswegen bist du so sauer auf ihn gewesen!“ – „Bin ich immer noch. Aber dadurch konnte ich überhaupt Amee begegnen.“ – „Und ohne Allen wäre Varno auch nicht auf der Welt.“ – „Stimmt. Aber trotzdem wäre ich dann nicht gefoltert worden.“, spracht die Königin noch und führte ihre alte Freundin in den Saal. Reika brachte Nana noch an ihren Platz und setzte sich dann selber neben ihren Mann.
 

Als sie neben Amee saß, legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel. Dann erhob er sich. „Ich hab euch hier versammeln lassen, weil wir in wirklichen Schwierigkeiten stecken. Der Magier Radochs ist noch am Leben. Meine eigene Frau durfte ihm gegenüberstehen. Selbst sie kann ihn, nach eigenen Angaben, nicht besiegen. Nun müssen wir eine Lösung finden. Vorgeschlagen wurde, von ihr und der königlichen Kriegerin Nana, Perok aus seinem Gefängnis zu befreien. Jetzt möchte ich eure Meinung dazu haben.“, beendete er und setzte sich wieder.

Reikas Herz schlug schneller. War Amee etwa damit einverstanden? Doch bevor sie sich darauf einen Reim machen konnte, verpönte ein Berater diesen Vorschlag: „Das ist der reinste Wahnsinn! Wir wissen alle am besten, wie blutrünstig dieser Drache ist und welche Macht er hat.“ Ein anderer stimmte seinem Vorredner zu: „Das wäre der Untergang für ganz Gaia, wenn wir ihn befreien.“ Reika platzte der Kragen: „Wenn wir ihn nicht rufen, dann gehen wir mit Radochs unter! Dieser Magier hat eine unvorstellbare Macht. Selbst meine andere Seite konnte ihn nicht niederstrecken. Er hat sich noch nicht einmal in unserem Kampf angestrengt, sondern nur seine Taschenspielertricks angewandt. Wollt ihr kampflos die Fahne niederlegen? Ich garantiert nicht! Ich werde bis zum letzten Atemzug kämpfen. Aber das geht nicht ohne diesen Drachen! Er ist stark genug ihn niederzustrecken. Selbst Perok hat noch eine Rechnung mit Radochs offen! Erst wird er sich auf ihn stürzen und danach müssen wir ihn rechtzeitig in sein Gefängnis zurückschicken. Es wird sicherlich nicht leicht werden, aber besser noch, als uns auszuliefern!“ – „Ich bin ganz der Meinung der Königin!“, sagte Nana ernst, „Wir haben nur noch diese Trumpfkarte! Warum sollten wir ihn nicht einsetzen, um alle zu retten?“ – „Weil wir uns damit selber umbringen!“, brüllte ein Berater vor Zorn.

Die Königin ballte ihre Hände zu Fäuste. Warum waren sie so dagegen? Das war doch eine sichere Möglichkeit Radochs ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Amee legte eine beruhigende Hand auf ihre Faust. Verwirrt sah sie ihren Mann an. Der König beugte sich zu ihr rüber und flüsterte in ihr Ohr: „Beruhige dich!“ – „Amee.“ Durch seinen Zärtlichkeit konnte sich Reika tatsächlich ein wenig beruhigen.

Nun richtete ein Berater die Frage direkt an den König: „König Amee, haltet ihr das wirklich für die beste Idee? Sollen wir das jahrelange beschützte Geheimnis der Drachendynastie einfach so entfesseln? Wir werden untergehen!“ – „Ihr macht es euch ja ziemlich leicht!“, grinste Amee belustigt, „Hab Ihr Angst ich könnte meine gesamte Macht zurückerlangen? Glaubt Ihr wirklich ich hätte nicht lange genug darüber nachgedacht? Schließlich kam meine Frau erst zu mir!…Gewiss ist das der reinste Wahnsinn, sollten wir uns dafür entscheiden! Aber was sagt uns denn, dass wir es nicht machen sollen? Perok könnte sich in der langen Zeit geändert haben!“ – „Drachencharaktere ändern sich nicht!“ – „Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe. Auch wenn er ein Drache ist, besitzt er eine Seele! Auch Drachen können sich verändern! Mein eigener Sohn ist zum Sturmdrachen Exkarnus gegangen und konnte mit ihm Freundschaft schließen! Jetzt sagt mir noch einmal, ein Drache könnte sich nicht ändern!“, ließ der König den Saal erbeben mit seiner Stimme. Die Berater blickten sich erstaunt an. Einer richtete dann das Wort an ihn: „Habt ihr euch etwa schon entschieden den Drachen zu rufen?“ – „Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht genau. Aber durch euer dämliches Geschwafel, konntet ihr mich davon überzeugen, dass meine Frau und Nana recht haben, mit ihrer Idee.“

Die Runde erstarrte. Plötzlich ging die Tür auf und ein verschlafener Prinz stand im Türrahmen. „Varno, was suchst du denn hier?“ – „Ich kann nicht schlafen!“, murmelte er und rieb sich ein Auge. Xen erhob sich bereits: „Soll ich dich ins Bett bringen?“ Der kleine Prinz nickte nur, stellte vorher jedoch noch eine Frage an seinen Vater: „Wer ist Perok, Vater?“

Perok, der Drache der Unterwelt

„Perok...“, erklang Amees Stimme rau, „Er ist die mächtigste Waffe die man in einem Kampf einsetzen kann.“ - „Stärker als Mama und Crosser?“, fragte Varno seinen Vater. „Erheblich stärker sogar. Als er noch ein kleines Drachenbaby war, wurde er von der falschen Person aufgezogen. Hass, Hunger und Niedertracht sind für ihn bekannte Gesichter. Das andere, Liebe - Zuneigung - Gefühl offenbaren und Hilfe, sind für ihn fremde Sachen. Sein gesamtes Leben über wurde er hintergangen und niedergestreckt von seinem Jäger. Bis Perok schließlich seinen Pakt niederlegte und sich selber schwor, diesen Menschen zu töten.“ - „Kann der Drache den Pakt einfach so lösen?“ - „Ja, dadurch verliert er allerdings all seine magischen Fähigkeiten und überträgt sie dieser Person. Der Drache ist wieder frei und kann machen was er will. Perok fand eine Drachendame. Sie übertrug ihm ihre magischen Fähigkeiten. Kurze Zeit später wurde sie von Peroks früherem Besitzer brutal umgebracht. Er schwor ewige Rache und konnte seine alten Fähigkeiten aus ihm heraussaugen.“ - „Der arme Drache!“ - „Da er fast ganz Gaia in Grund und Boden gestampft hat, schloss ich ihn in ein Siegel ein!“ - „In ein Siegel? Das muss doch Unmengen an Kraft gekostet haben!“ - „Ich gab dafür einen Teil meiner Kraft her. Fast meine ganzen Kräfte musste ich einsetzen, damit das Siegel ihn gefangen hielt.“ - „Wer war denn der Jäger von Perok?“ - „Radochs!…Radochs mein Mentor!“ - „D…Dein Mentor?!“ - „Ich bin ebenfalls ein Magier. Doch ich kann ihm nicht gegenübertreten. Meine ganzen magischen Fähigkeiten halten Perok gefangen! Breche ich das Siegel, bekomme ich all meine Macht zurück.“ - „Wieso machst du das denn nicht?“ - „Wenn ich das Siegel breche, ist Perok auch wieder frei und kann seinen Rachefeldzug gegenüber Gaia beenden. Die vergangenen Jahre haben seine Macht nur noch gestärkt. Er muss mittlerweile doppelt so stark sein, wie damals.“ - „Aber wie kann ihn das Siegel dann noch halten?“ - „Die Kraft des Siegels wächst mit Peroks Macht.“, sagte Amee und beendete damit das Gespräch mit seinem Sohn.
 

Xen führte den kleinen Prinzen in sein Zimmer. „Xen?“ - „Was gibt’s mein Kleiner?“ - „Ist Perok wirklich so stark?“ - „Ja, ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.“, sagte das Kindermädchen und deckte ihn zu.

Sie küsste ihn sanft auf die Stirn. „Schlaf mein Kleiner. Es wird alles wieder gut werden. Denk dran du hast die besten Eltern der Welt. Sie werden schon dafür sorgen, dass wir wieder in Frieden leben können.“ Varno schloss langsam die Augen und erreichte bald das Land der Träume. Vorher nuschelte er allerdings: „Bleibst du noch hier?“ - „Aber ja doch.“, sagte das Kindermädchen mit sanfter Stimme und streichelte ihm durchs Haar. „Bitte Reika! Bring den Frieden wieder zurück zu Gaia! Nicht nur wegen uns, sondern vor allem wegen deinem Sohn!“, flüsterte Xen leise.
 

„König Amee wollt Ihr wirklich diesen Drachen rufen?“, fragte der Berater nach. Amee fasste sich an die Stirn: „Ja. Auch wenn ich meinen Sohn damit in Gefahr bringe! Aber ich weiß auch, dass meine Frau und die königlichen Kriegerinnen ihn beschützen werden!“

Dann erhob sich Vera. „Außerdem müssen wir Sheila noch bescheid geben. Denn ohne Sherim können wir ihn nicht rufen!“ - „Außerdem“, mischte sich Loreley ein, „müssen wir noch Radochs finden!“ - „Das ist gar kein Problem!“, meinte Amee, „Ich kann ihn überall aufspüren. Dauert zwar ein bisschen, aber das sollte gar kein Problem sein!“

Reika legte nun ihre Hand auf die Amees. „Trotzdem sollten wir uns schlafen legen und uns bis morgen ausruhen. Wenn wir nicht ausgeruht sind, dann könnten wir Schwierigkeiten bekommen.“

Obwohl die Berater dies nicht guthießen, gingen auch sie schlafen.
 

Nana hinkte zu ihrer Unterkunft und stieß dabei gegen jemanden. „Aua!“ Sie hielt sich die Nase und blickte nach oben. Dabei sah sie direkt in die Augen Folkens. „Was hast du hier zu suchen?“ - „Ich wollte endlich mit dir sprechen“ - „Aber doch nicht hier im Palast! Wie bist du überhaupt hier reingekommen!“, fauchte sie ihn flüsternd an und zog ihn mit ins Ärztezimmer.

„Beeil dich!“ - „Alexandria, es tut mir Leid! Aber ich konnte nicht mehr zu dir zurückkehren!“ - „Bist du extra hierher gekommen, nur um dich zu entschuldigen? Das fällt dir aber spät ein! Und ich heiße nicht mehr Alexandria! Mein Name ist Nana. Halt dich endlich da dran!“, sprach sie in einer bedrohlichen Stimmlage. „Was wolltest du überhaupt von mir und warum hast du Radochs mit zum See gebracht?“ - „Radochs ist dabei Dornkirk zu hintergehen! Ich wollte euch warnen, kam aber leider zu spät.“ - „Das habe ich auch gemerkt. Trotzdem…mmmh!“, brach sie ab und zuckte zusammen. Folken legte einfach ihre beide Lippen aufeinander. Die verletzte Kriegerin konnte sich dagegen nicht wehren. Es war als würde ein langersehnter Traum in Erfüllung gehen. Beide ließen sich auf das Bett fallen und gaben sich in dieser Nacht ihrer Sehnsüchte hin.
 

Reika war noch immer wach. Sie konnte die Worte der Berater einfach nicht aus ihrem Kopf kriegen. Verträumt schaute sie aus dem Fenster und blickte in den Sternenhimmel.

Amee kam ins gemeinsame Schlafzimmer. „Was hast du?“ - „Ich befürchte die Berater werden unsere Entscheidung nicht akzeptieren und werden irgendwas planen.“ - „Nicht nur du hast dieses Gefühl. Aber was willst du dagegen tun?“ - „Die ganze Nacht aufbleiben wäre wohl übertrieben.“ - „Ja. Mich töten bringt ihnen nichts, dann bricht das Siegel von alleine!“ - „Dann werden sie wohl auf mich Jagd machen heute Nacht.“ - „Mach dir darüber keine Sorgen, ich werde das schon regeln.“ - „Inwiefern regeln?“, fragte die Königin verwundert.

Eine grüne Blüte erschien vor ihr und öffnete sich. Daraus erschien Loreley. „Mein König, meine Königin.“, verbeugte sich die königliche Kriegerin. Reika schüttelte nur den Kopf. „Lass den Unsinn Loreley. Du musst dich nicht vor mir verbeugen.“ - „Heute Nacht werde ich über euch wachen. Ich werde euer Zimmer mit meinem Pflanzenzauber versehen. So ist es uns gestattet, schlafen zu gehen und unsere müden Körper auszuruhen.“ - „Danke Loreley!“ - „Nichts zu danken. Ich habe schließlich zu danken, Dank dir Reika bin ich immer noch am Leben und habe Freunde gefunden.“, verbeugte sich die Elfenkriegerin. Ein grüner Schimmer legte sich über das Zimmer und verkroch sich in den Wänden. Danach verschwand Loreley wieder. So konnte sich Reika getrost schlafen legen.
 

Rosa hatte sich zu ihrem Drachen verzogen. Diese letzte gemeinsame Nacht vor dem großen Kampf, wollte sie bei ihm verbringen. Vorsichtig betrat sie seine Höhle und suchte nach seinen gepanzerten Körper. Der Donnerdrache hatte sich ganz hinten in die letzte Ecke verkrochen. Er öffnete ein Auge. Als er seine Jägerin erblickte, erhob er seinen Kopf. „Was machst du hier? Du solltest besser schlafen!“ - „Darf ich heute Nacht bei dir bleiben, Sharank?“, fragte sie vorsichtig an. Sharank hob einen Flügel an: „Dann leg dich unter meinen Flügel, dort ist es wärmer!“

Sofort schlüpfte Rosa unter die Schwinge und drückte ihren Kopf an Sharanks Körper. Wärme umhüllten ihren Körper. Geborgen bei ihrem Drachen gelang sie langsam ins Reich der Träume. Bevor sie allerdings ganz wegtrat, flüsterte sie noch: „Ich liebe dich, Sharank!“ Mit sanftem Blick sah der Donnerdrache auf seinen kleinen Schützling herab.

Rosa schlummerte leicht und dachte sie wäre erwacht. Doch es fühlte sich auch an, als würde sie noch schlafen. Zwei wärmende Hände umschlangen ihren Körper und drückten sie an einen anderen. Schneeweißes weiches Haar streifte über ihr Gesicht. Ein junger Mann hielt sie fest im Arm. Er schielte nur durch seine Augenlider zu ihr herüber. Sie wusste nicht warum, aber irgendwoher kannte sie dieses Gesicht und fühlte sich geborgen bei ihm. Rosa drehte sich auf dem Rücken. Der junge Mann lehnte sich über sie. Er hauchte ihr sanft ins Ohr: „Ich liebe dich, meine kleine Prinzessin!“ Langsam legte er seine Lippen auf die ihren. Rosa hatte nichts dagegen, obwohl sie sich hätte wehren wollen, ließ die Kriegerin es über sich ergehen. Es war ja schließlich nur ein Traum. Alles was er mit ihr anstellte ließ sie über sich ergehen, sogar einer Vereinigung war sie nicht abgelehnt. Bis alles wieder schwarz vor ihren Augen wurde. Es schien nur Sekunden später zu sein, als die Sonne sie weckte. Sie öffnete ihre Lider und lag noch immer unter Sharanks Drachenschwingen. „Bist du wach?“, brummte es sachte an ihr Ohr. „Ja!“, murmelte sie noch immer verschlafen, „Ich hatte einen komischen Traum!“ - „Magst du ihn mir erzählen?“ - „Besser nicht, der war wirklich merkwürdig.“ - „Ganz wie du willst.“, meinte Sharank und stupste sachte mit seiner Schnauze an Rosas Wange.

Drachenzustimmung

Als Reika am nächsten Morgen erwachte, war die Zimmertür mit Pflanzen bedeckt und von draußen hörte man verzweifelte Schreie. Schnell sprang sie aus ihrem Bett und sah nach. Reika riss die Tür auf und die gesamten Berater waren von Pflanzen umzingelt und gefangen gehalten.

Noch etwas verschlafen stand Amee hinter ihr und musste leicht grinsen. Loreley hatte ihre Arbeit sehr gut gemacht. „Ihr wolltet doch tatsächlich die Königin umbringen. Ich glaub das ganze nicht!“, wurde er langsam zornig, „Ihr ward doch auch schon die Berater meines Vaters und dann wollt ihr einfach meine Frau umbringen?!“ Amee ließ die Wachen rufen und sperrte die Berater in den Kerker.
 

Als Nana erwachte war Folken schon längst verschwunden. Sie hatte es bereits geahnt, doch wollte sie es nicht ganz glauben. Traurig stand sie auf und machte sich fertig. Amee wollte Allen und den anderen erklären, dass sie zusammen mit den anderen Kriegern der Diebe die Stadt und Armee Dornkirks angreifen sollte In der Zwischenzeit wollte sich der König damit beschäftigten Radochs ausfindig zumachen.

So geschah es auch im Versammlungssaal. Allen stimmte dem König der Diebe zu. Die Krieger der Stadt unterstellten sich seinem Befehl und folgten ihnen.
 

Währenddessen zogen sich die königlichen Kriegerinnen zu ihren Drachen zurück.

Rosa erreichte noch am helllichten Tage die Höhle ihres Donnerdrachens. Sharank sah sie etwas verwirrt an. Er ahnte zwar schon, dass der Kampf mit Radochs bald auf ihn zukommen würde, aber so schnell hatte er nicht damit gerechnet. „Wir wollen Perok rausholen, um mit ihm gegen Radochs anzutreten.“ – „Die Idee ist zwar wahnsinnig, aber wohl unsere einzige Chance. Aber wo ist dieser andere kleine Drache abgeblieben?“ – „Du meinst Wyn? Ich habe keine Ahnung. Er hat sich schon lange nicht mehr blicken lassen. Aber nun wollen wir mal zu Perok zurückkommen! Wir müssen ein Ritual mit euch abhalten, um ihn zu rufen.“ – „Keine Sorge. Ich habe nichts dagegen, du kannst mich gerne rufen. Ich werde immer an deiner Seite kämpfen, dass weißt du doch!“, brummte Sharank und stupste Rosa leicht mit seiner Schnauze an. Rosa legte ihre Hände auf seine Schnauze und schloss dankend die Augen.
 

Nana stand oben an der Klippe und sah zum See hinunter. Eine Salzperle tropfte herab in den See. Dann sprang sie hinterher. Die königliche Kriegerin tauchte hinab zu ihrer Drachendame.

Zyrna öffnete ihre Augen und tauchte auf. Auf dem Rücken saß dann ihre Jägerin. Diese legte sich auf dem Rücken des Wasserdrachens. „Was ist los mit dir?“ – „Das ist momentan egal. Ich habe eine andere Frage an dich.“ – „Wie du meinst. Ich kann dich zu nichts zwingen. Welche Frage möchtest du mir stellen?“ – „Wir wollen Perok rufen, um gegen Radochs anzukommen.“ – „Ich bin dabei! Gegen diesen Magier hab ich noch eine Rechnung offen, aber ich bin leider nicht stark genug.“ – „Hab vielen Dank, Zyrna.“ – „Willst du mit mir jetzt über dein Problem sprechen?“ – „Wenn ich mich jetzt darüber unterhalte, wird es mich nur vom Kampf abhalten.“ – „Ich verstehe. Aber lass es dich nicht auffressen!“ – „Wird es schon nicht!“, grinste Nana gequält.
 

Vera suchte sich geschickt ihren Weg durch den Wald. Schnell sprang sie durch das Geäst von Mutter Natur und landete vor einer Klippe. Etwas weiter in die See hinein, ragte ein gigantischer Felsen hinaus. Darauf war eine Höhle. Sie brauchte nichts zusagen, Xyrnus kam freiwillig heraus, als er ihre Anwesenheit spürte. Der Winddrache breitete seine Flügel aus und flog zu seiner Jägerin hinüber. Er riss sein Maul auf, um sich Vera am Kragen zu packen. Von da aus, kletterte die waghalsige Kriegerin auf den Rücken ihres Drachens. „Warum bist du zu mir gekommen? Das passiert doch sonst nie.“, brummte der Drache. Vera war etwas verwundert: „Hast du noch nichts davon gehört, dass Radochs noch lebt?“ – „Doch! Zum Glück bin ich ihm noch nicht begegnet. Aber was führt dich zu mir?“ – „Wir wollen Perok rufen! Bist du dabei?“ – „Wieso wollt ihr ihn rufen?“ – „Anders wissen wir uns nicht mehr zu helfen. Selbst Reika, Crosser und Arkase hatten keine Chance gegen ihn.“ – „Gut, dann bin ich dabei.“ – „Super!“ – „Wollen wir noch einen kleinen Rundflug machen?“ – „Gerne, dass ist schon lange her, dass wir das gemacht haben.“, lächelte Vera mal wieder nach langer Zeit.
 

Loreley ging leichtfüßig über das Gras. Sie erreichte, versteckt zwischen Bäumen und Ranken, die Höhle ihres Drachens. Myrnus sah ungläubig auf seine Jägerin. Der Gesteinsdrache wusste, dass sie nur zu ihm kam, wenn es wichtig war. Loreley trat zu ihm heran. „Wie kann ich dir helfen, Loreley?“ – „Ich brauche deine Hilfe Myrnus. Bitte steh mir bei.“ – „Wenn du mir sagst worum es geht, kann ich dir auch sagen, ob ich dir helfen kann.“ – „Du hast sicherlich auch schon gehört, dass Radochs noch lebt. Um ihn nun zu besiegen, wollen wir Perok rufen. Dazu brauchen wir euch Drachen. Ansonsten können wir ihn nicht rufen.“ – „Anders geht es wohl nicht, wie?“ – „Nein. Reika ist zu schwach, selbst mit beiden Drachen konnte sie ihn nicht besiegen.“ – „Ich hoffe nur, dass es dann gut ausgeht.“ – „Heißt das nun, dass du uns helfen wirst?“ – „Ja. Ich werde an deiner Seite kämpfen. Ich habe es dir doch schon mal versprochen, vor vielen Jahren.“, meinte Myrnus und stupste mit seiner Schnauze sanft gegen Loreley. „Danke Myrnus, dass du immer an meiner Seite bist.“, sagte die königliche Kriegerin und griff mit beiden Händen an den Oberkiefer des Drachens.
 

Währenddessen schickte Xen ihren kleinen Schützling und auch Sheila zur Königin. Beide sollten über die kommenden Ereignisse unterrichtet werden. Außerdem brauchte Reika die Unterstützung der anderen beiden Drachen.

Xen machte sich in der Zwischenzeit zu ihrem Drachen Brok auf. Der zu diesem Erddrachen, war nicht gerade der einfachste. Steile Klippen und Schluchten mussten überwunden werden. Dank ihrer Erfahrung war dieser Gang nicht allzu schwierig, wie beim aller ersten Mal. Die Höhle dieses Drachens befand sich auf einem hohen Berg. Dieser musste auch erst einmal erklommen werden. Dank ihren Krallen an den Händen, ging es erheblich leichter. Das waren ihre Waffen, welche die geheime Waffe ihres Drachens waren. Eine sehr schmerzliche Prozedur, die sie da überstehen musste. Doch nun waren sie zu ihrem Merkmal geworden.

Es war nicht mehr sehr weit, bis hoch zur Spitze. Ihr Körper wurde immer schwerer und mit Mühe hievte sie sich nach oben. Danach streckte sie alle ihre Gliedmaßen aus, um sich von den Strapazen zu erholen. Nach wenigen Minuten der Ruhe legte sich ein Schatten über ihr Gesicht. Sie blinzte kurz durch ein Auge und strahlte danach über ihr Gesicht, als sie ihren Drachen sah. „Womit habe ich die Ehre denn verdient?“, wurde sie von ihrem Drachen begrüßt. Xen richtete sich auf. „Ich brauch deine Hilfe um Radochs zu besiegen.“ – „Ich bin dabei.“ – „Du weißt doch noch gar nicht wofür!“ – „Doch! Die anderen Drachen haben mir bescheid gesagt und ich stimme zu Perok zu rufen.“

Reika musste ihrem Sohn und Sheila erklären, wofür sie ihre Hilfe braucht. Varno stimmte sofort zu. Er war schon ganz aufgeregt, endlich durfte er mal an der Seite seiner Eltern kämpfen. Doch die Königin zerbrach diese Freude wieder. „Du hilfst und nur beim Rufen! Danach wird Xen dich mit Brok in Sicherheit bringen.“

Sheila besprach das ganze mit ihrer Drachendame über Gedanken. Auch der Eisdrache war damit einverstanden. Jetzt lag es nur noch an dem König, Radochs ausfindig zumachen. Kaum hatte Reika daran gedacht, schoss Amee auch schon herein. „Ich hab ihn gefunden! Er ist ganz in der Nähe! Wir müssen ihn über die Wolken locken! Das werde ich übernehmen und ihr macht euch bereit!“, platzte es aus ihm heraus.
 

Der letzte Kampf um das wohl Gaias hatte begonnen. Nur noch das Schicksal bestimmte über den Ausgang dieses Krieges.

Entscheidender Kampf über den Wolken

Amee machte sich auf den Weg. Der Weg führte ihn in den vergessenen Wald. Langsam kamen Nebelschwaden auf und umkreisten seinen Körper. Der König bekam davon nicht sehr viel mit. Doch er kannte diesen Wald sehr gut. Als er noch ein kleiner Junge war, war er fast jeden Tag hier gewesen. Radochs hatte ihn schließlich unterrichtet. Noch sehr gut konnte er sich daran erinnern. Damals war er noch sehr warmherzig gewesen, doch irgendwann änderte sich dies schlagartig. Bis heute konnte Amee sich das nicht erklären. Aber eines wusste er genau, wenn er seinen alten Meister nicht stoppte, würde ganz Gaia seinem Ende nahe sein.
 

Amee zog einen herunterhängenden Ast beiseite. Verborgenen in einem schwarzen Schatten tauchte Radochs auf. Langsam nahm er wieder seine Züge an. Durch den schwarzen Nebel um ihn herum, wirkte es, als würde er verbrennen. Sein strenger Blick fiel auf den König der Diebe. „So schnell sieht man sich wieder kleiner Amee.“ - „Ich bin nicht mehr so naiv wie damals.“ - „Musst du aber sein, wenn du dich traust mich hier aufzusuchen.“ - „Falsch Radochs! Ich habe dich nicht aufgesucht...“ - „Sondern...?“ - „Ich jage dich!“ - „Du bist immer noch der kleine naive Junge von damals.“, zischte der mächtige Magier auf und griff Amee an. Doch dieser verschwand schnell selber im weißen Nebel. „Wenn du kämpfen willst Amee, dann darfst du nicht weglaufen!“ - „Wer sagt, dass ich weglaufe? Komm zu den alten Ruinen und dann werden wir es entgültig klären.“ - „Wieso sollte ich dort hinkommen?“ - „Hast du immer noch Angst? Schon vergessen, dass du Perok getötet hast?“, grinste der König der Diebe, „Oder bist du immer noch der Feigling von damals?“ - „Na warte du elendiger kleiner Dieb!“, fauchte Radochs. Bevor er noch angreifen konnte, verschwand Amee.
 

Nur wenige Minute später erreichten die anderen den Tempel der alten Ruine. Was kaum jemand wusste, dass diese alten Steine, einst der Unterschlupf Peroks waren.

Alle Anwesenden waren sichtlich nervös, doch sie unterdrückten es oder versuchten dies zumindest.

Vor ihren Augen erschien aus einem weißen Nebel Amee. „Seit ihr bereit.“, sagte er und sprach damit niemand wirklich an. Alle nickten nur und warteten darauf, dass Radochs erschien. Was auch nicht lange dauerte. Schwarze Wolken zogen am blauen Himmel auf und verdunkelten Gaia. Nebel stieg auf und wirbelte auf einer Stelle hoch. Radochs Körper formte sich langsam zusammen. In voller Pracht stand der Magier nun vor ihnen. Er lachte siegessicher auf. „Nette kleine Falle! Und dann auch noch hier bei den Ruinen. Wollt ihr etwa die alte Macht Peroks heraufbeschwören?“ - „Du kannst ihn also immer noch spüren. Hörst du ihn denn auch? Er weiß, dass du hier bist. Sein Zorn ist deutlich spürbar. Perok brummt bereits in der Unterwelt. Sein größter Wunsch ist es, dich mit zunehmen! Ins Reich der Toten!“, sprach Amee.

Sie standen ungefähr in der Mitte der schwebenden Plattform. Beide Magier starrten sich einfach nur an. Aber dann erhob Amee seine Hand und sein Schwert erschien unter Blitzen in seiner Hand. „Sag bloß du kannst dich nicht mehr wehren, ohne dein ach so tolles Schwert?“ - „Du weißt genau, dass ich diese Waffe von Perok bekommen habe. Und was meinst du wen ich rufen werde?“ - „Du kannst ihn nicht rufen! Außer du kannst alle Drachen vereinigen!“, grinste Radochs, immer noch davon überzeugt, dass er gewinnt.

„Glaubst du wirklich, wir wären hier, wenn wir das nicht könnten?“, fragte eine Stimme. Radochs riss die Augen auf. Alle Drachenjäger standen um ihn herum. Sie bildeten eine Art Stern.

Dann begann der Schwur.

„Mutter Natur zeig uns deine Macht! Brok, komm an meine Seite!“, rief das Kindermädchen Xen ihren Erddrachen. Unter dieser Beschwörung bebte die gesamte Plattform. Die schwarzen Wolken rissen auseinander und mit ausgespreizten Flügeln erschien Brok. Ein donnerndes Gebrüll hallte über Gaia. Der Erddrache webte hinter Xen nieder und blieb in der Luft.

„Objekt der Gewalt! Angst der Menschen! Vereinigt euch und zeigt euren Zorn! Exkarnus, Blüte dieser Vereinigung erscheine!“, rief der Prinz der Diebe, Varno. Erneut zitterte die schwebende Plattform unter des Sturmdrachens. Ein Wirbelsturm riss hoch. Schwarze Flügel durchstachen den Wirbelwind. Mit vorgestrecktem Kopf und großem Gebrüll zeigte sich der schwarze Drache. Auch er sank hinter seinem Schützling zu Boden.

„Flammen der Unterwelt erhebt euch und gebt euren Drachen, Arkase, frei! Komm zu mir!“, rief die Königin. Daraufhin färbte sich der Himmel blutrot. Wolken zogen auf. Eine Schnauze mit spitzen Reißzähnen schaute daraus. Ein Gebrüll wurde laut und riss die Wolken auseinander. Die Drachendame Arkase erschien hinter ihrer Jägerin.

Radochs konnte nichts machen. Er war wie gelähmt. Der Magier riss seinen Kopf nach hinten und entdeckte den kleinen Wyn. Mit einem Fesselzauber hatte er ihn überrascht und hielt ihn nun fest.

„Brise der Felder erhebt euch vor eurem Schöpfer! Xyrnus!“, beschwor Vera ihren Drachen. Grauer Rauch zog auf und verschlang Vera vollkommen. Nur ein donnerndes Gebrüll hörte man. Dann lichtete sich der Rauch und Xyrnus stand bereits auf den Pranken hinter Vera. Sein Schwanz peitschte wild umher.

„Zyrna, Hüterin des Wasserkristalls! Steh mir bei!“, kam es nun von Nana. Wasserringe bildeten sich und schossen geysirartig in die Höhe. Rotierend erschien die Wasserdrachendame und breitete ihre Flügel auseinander. Der Wasserstrudel brach auseinander und tränkte den Boden.

„Alt wie die Welt. Robuster als Stahl! Hör mein Fleh’n und mein Klagen, Myrnus!“, sprach die Elfenkriegerin Loreley. Gleich nach dem Schwur brüllte es unter ihnen auf. Die gesamte Umgebung erzitterte unter diesem Gedonner. Der Gesteinsdrache schoss von Gaia in die Lüfte. Hinter Loreley sank er dann langsam nieder.

„Vergessen, Verachtet und gedemütigt! Herz aus Eis und Gefühle eingefroren! Nun rufe ich dich und verbreine die Schmach! Eisdrache Sherim!“, beschwor Sheila zum ersten Mal ihre Drachendame. Eiskristalle schossen aus den Wolken hernieder. Sie bildeten eine Art riesigen Kristall. Strahlend weiße Augen rissen auf und der Eiskristall zerbrach und gab den Eisdrachen preis. Ein schriller Schrei schallte über das Gebiet und Radochs verzog schmerzend das Gesicht.

Rosa riss ihren Bumerang Richtung Himmel: „Mächtiger Donner Kairos, erhöre mich! Sharank, Donnerdrache, komm an meine Seite!“ Der gesamte Himmel färbte sich schwarz. Blitze zuckten durch die Wolkenlandschaft. Eine grüne Schnauze zeigte sich. Langsam erschien der Donnerdrache stückweise in voller Pracht. Sein Gebrüll ließ fast ganz Gaia erzittern. Sharank ließ sich hinter seiner Jäger nieder und rammte seine Pranken schützend vor Rosa in den Boden.

Radochs blieb die Sprache weg. Es fehlte nur noch ein Drache und der Unterweltschwur konnte ausgesprochen werden. Er wusste, dass Reika diesen letzten Drache besaß, welches sie auch bereits herbeirief.

„Herr der Elemente! Ich rufe einen Spaltdrachen! Crosser! Mächtiger Herr der Drachen und des Elements Lava! Crosser ich rufe dich! Steh mir bei, bei unserem Pakt!“ Eine Flutwelle brach über die Königin hernieder. Ehe man sich versah, hämmerten zwei gepanzerte Pranken auf den Boden nieder und der Lavadrache zog sich herauf. Als das Oberhaupt der Drachen aufbrüllte, taten es ihm die anderen gleich. Alle elementaren Drachen waren erschienen. Nicht einer fehlte! Jeder Kristall begann zu glühen. Im Chor erschallte es dann:
 

Versessen auf Rache

Erhebe deinen Zorn

Komme aus der Unterwelt empor zu uns

Sei unser Beschützer in dieser dunklen Zeit!

Breite deine Schwingen aus

Zeige deine Macht aus der Vergangenheit

Beweise uns deine Unterwürfigkeit!

Perok!

Verstoßen, Verachtet, Gedemütigt!

Der du alle Elemente beherrscht!

ERSCHEINE!
 

Fünf Ketten schossen aus dem Himmel herunter und bohrten sich in den Boden hinein. Unfähig diesen Vorgang zu verhindern, musste Radochs zuschauen, wie sein schlimmster und mächtigster Fein gerufen wurde. Die Ketten zogen einen gigantischen Drachen hervor. Dreimal so groß wie Crosser, war dieser ausgewachsener Drache. Gefesselt an allen vier Pranken und ein Siegel ebenfalls ums Maul, spreizte er seine Flügel aus. Seine Schwingen bedeckten ganz Gaia.

Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, sprengte Arme das Siegel um Peroks Schnauze. Erneut riss der Elementardrache seine Flügel auseinander und brüllte auf. Gaia erbebte unter diesem Laut. Gefährlich, gar bedrohlich, richtete er seinen Blick auf Amee. „Lange nicht gesehen!“, meine Amee zu ihm. Perok schnellte mit seinem Kopf herunter, riss dabei das Maul auf und wollte Amee zerfleischen. Doch es fehlten nur Millimeter bis zur Vollendung. „Sieh hinter dich, dort ist dein wirklicher Feind! Ich werde dich entfesseln, wenn du mir nur für diesen Kampf zu Seite stehst!“ - „Was sollte da für mich rausspringen?!“, donnerte es bedrohlich durch des Königs Kopfes. „Die ewige Freiheit und dein Sohn!“ - „Das wird das letzte Mal sein, dass ich kämpfe, danach will ich endlich Ruhe haben!“ - „Das wollen wir alle!“ - „Gut, dann sei für diesen Kampf mein Jäger! Danach wird der Pakt wieder gelöst!“ - „Dein Wunsch ist mir Befehl, Perok!“, erwiderte Amee und erhob sein Schwert. „Einst eingeschlossen, zur ewigen Einsamkeit verdammt! Nun breche ich dieses Siegel und verlange meine Macht zurück!“ Ein weißer Schimmer nahm den Drachen gefangen. Die Siegel klickten auf und die Fesseln sprangen von den Pranken. Nach all den Jahren konnte der Drache endlich wieder frei sein. Alle Glieder reckend schrie er seine Freiheit hinaus, sodass ganz Gaia ihn hören konnte. Danach landete er hinter Amee. Dieser besaß all seine magischen Fähigkeiten. Nun war er Radochs ebenwürdig und konnte sich ihm stellen. Stolz auf seine Unterstützung konnte es endlich losgehen.

Perok ließ seinen Blick über das Feld schweifen und entdeckte den kleinen Wyn, in Menschengestalt. „WYN!“, schoss es sofort aus ihm heraus. Der kleine Drache hatte Tränen in den Augen, endlich konnte er seinen Vater sehen. Durch die Salzperlen war er nicht mehr in der Lage den Lähmungszauber aufrecht zu erhalten. Radochs konnte sich bewegen und griff sofort an. Er beschwor all seine Macht herauf. Amee rührte sich kein Stück.

Wie vereinbart, brachte Xen Varno aus der Schusslinie.

Radochs schoss direkt auf Amee zu. Der König der Dieb hob nur seine Hand und errichtete so eine Schutzmauer. Der Magier wurde nach hinten geschleudert. Er rutschte mit seinen Schuhe über die Gesteine hinweg. Myrnus hämmerte mit seinen Pranken auf den Boden und ließ das Gestein wackelig werden. So konnte Radochs sein Gleichgewicht nicht halten und fiel hin. Doch das war nicht alles was er in Petto hatte. Er schnipste einmal mit den Finger und hinter ihm erschienen die Ranks.

Die königlichen Kriegerinnen und auch die Königin machten sich kampfbereit. Jeder holte seine Waffe heraus. Noch ehe sich ein Rank bewegen konnte, schoss bereits der Bumerang Rosas über das Schlachtfeld. Allerdings erschienen hinter diesen Monstren die Minotauren. Einer packte sich das Geschoss. Doch er konnte dieser Wucht nichts entgegenbringen und wurde nach hinten geschleudert. Zielsicher kam die Waffe wieder zurück in die Hände Rosas.

Einer der Ranks entdeckte den wehrlosen Wyn. Sofort lief er auf ihn zu. Noch ehe er ihn, mit seinen Krallen erreichen konnte, tauchte Loreley auf und fegte ihn aus dem Weg. Schwer angeschlagen rutschte er zur gegenüberliegenden Seite. Die Waldelfe schnappte sich den jungen Drachen und brachte auch ihn in Sicherheit. Perok bedankte sich bei ihr und kämpfte weiter gegen seinen alten Jäger.

Zusammen mit Amee war es sichtlich einfacher Radochs mehrfach zu Fall zubringen. Doch sie schafften es nicht ihm den Gnadenstoß zu geben. Jedes mal konnte er sich im letzten Moment retten. Es war beinahe zum Verzweifeln, trotzdem gaben sie nicht auf und kämpften, ungeachtet ihrer Erschöpfung, weiter. Amee rief den Wind herbei, welcher sich um sein Schwert schlang. Perok rief das Feuer des Phönix herbei. Beide Attacken vereinigten sich zu einer mächtigeren, doch Radochs konnte dieser Macht standhalten.
 

Die Minotauren und die Ranks hielten fest zusammen. Es war, als würden sie eine Einheit bilden und sich blendend verstehen. Irgendwie mussten sie diese Vertrautheit zerstören, doch es gelang den Kriegerinnen nicht. Reika erhob ihre Macht und schwang ihre Sense. Feuer- und Lavastrahlen umkreisten ihren Körper, bis hin zur Vereinung. Erst dann feuerte sie die Attacke ab. Doch ein unsichtbares Schutzschild schoss die Attacke doppelt so stark wieder zurück. Die Kriegerinnen hielten sich schützend die Hände vors Gesicht. „Verdammt, dass muss doch zu schaffen sein!“, meinte Rosa. Sheila erwiderte: „Irgendwer schützt diese Biester vor unseren Attacken, wir können sie nicht mit den Elementen angreifen, wir müssen sie körperlich angreifen, ansonsten werde unsere Angriffe immer wieder zurückkommen!“ - „Da stimme ich dir voll und ganz zu!“, sagte Nana, welche bereits ihr Schwert gezogen hatte. Auch die anderen Damen zogen ihre Waffen.

Die Drachen schwebten über ihnen und warteten auf einen Befehl. Rosa warf sich als erste ins Getümmel der Feinde. Bis sie gegen etwas stählendes rammte und zu Boden ging. Eine gigantische Hand packte um ihren Hals und nahm ihr den sicheren Boden unter den Füßen weg. Sofort schaltete sich ihr Drache ein und riss den Unsichtbaren nieder. Der Versteckte ging krachend zu Boden und ein Guymelef erschien. „Die Zaibacher sind ebenfalls hier!“, schrie Vera. „Überlass sie mir!“, befahl Reika ihr, „Die werde ich schon finden!“ Feuerrotes Haar und grüne Augen ließen schlussfolgern, dass Reika sich wieder ihrer anderen Identität anvertraut hatte. Jeder Schritt der Stahlgiganten konnte sie wahrnehmen und auch ihre Anwesenheit. Ein leichtes Grinsen huschte über ihre Lippen. Ihre Sense grifffest in der Hand, stürzte sie sich auf die Metallriesen. Die Königin brachte jeden zu Fall und übersah keinen einzigen. Der sichere Schutzschild vor der Magie verlor sich im Winde. Schutzlos waren sie nun den elementaren Attacken der Kriegerinnen ausgeliefert. „Wassertrunade!“, erhob sich Nanas Stimme. Wasserstrahlen versammelten sich zu einer riesigen Kugel. Welche sich selbst zersprengte und in einem Wirbelsturm auf die Gegner zusteuerte. „Darkside Yellow!“, ertönte es von Rosa. Blitze schnellten um den Bumerang und entluden sich, als die Donnerkriegerin damit auf den Gesteinsboden hämmerte. Die elektrischen Strahlen zuckten über den Boden und wurden von der Trunade verschluckt. Wasser und Blitz vereinigten sich zu einer zerstörischen Attacke. „Blizzard!“, kam es nun auch von Sheila. Am Himmel wirbelten die Wolken umher und bildeten eine Art Strudel, bis schließlich eine eisige Kälte über die Monstren hereinbrach und sie bewegungsunfähig machten. Die anderen beiden Attacken erreichten sie ebenfalls und rissen sich von den Füßen beziehungsweise von den Hufen. Eine Art hilfesuchend richteten die Kriegerinnen ihren Blick gen Himmel. Ihre Flugbegleiter verstanden sofort und stürzten herab. Crosser riss mit seinen Pranken etliche nieder und erwischte noch einige mit seinem Schuppenschwanz. Arkase rammte gleich drei Minotauren unangespitzt in den Boden. Sharank erledigte sofort sieben Stück von ihnen. Brok übernahm die Ranks, welche nichts zu Lachen hatten. Zyrna, Xyrnus und Sherim rissen die restlichen mit den Schwingen zu Boden.
 

Bereits vollkommen außer Atem standen sich noch immer die anderen drei gegenüber. Amee und Perok schnauften aus dem letzten Loch. Während Radochs standhaft blieb und sich keinerlei Schwächen erlaubte. „Da hast du ihn extra gerufen und eine wirkliche Hilfe ist er dir nicht! Ich wusste schon immer, dass ihr beide Schwächlinge seit! Mich könnt ihr auch nicht gemeinsam schlagen! Dafür seit ihr viel zu erledigt und zu schwach!“, lachte der Magier seine Gegner aus. Die beiden wollten sich das nicht weiter anhören. Sie wollten ihn endlich töten, doch sie schafften es einfach nicht. Trotz ihrer Stärke, war Radochs ihnen immer noch überlegen. Der schwarze Magier rief einen Giftnebel herbei und machte Perok und seinem Jäger den Kampf noch schwerer, als er bereits war. Radochs riss beide nieder. Die letzte Stunde hatte für beide geschlagen, da er beide sofort lähmend an den Boden fesselte. Seine Hände wurden zu messerscharfen Schneiden. Im Sturzflug raste er auf seine Opfer nieder.

Noch ehe er den letzten Stoß aufführen konnte, rauschte ein Bumerang heran und riss ihn mitten in der Luft zu Boden. Die Waffe steuerte sicher zurück zu Rosa. „Wir haben noch eine Rechnung offen, alter Mann!“, schnalzte Rosa mit der Zunge. Doch ihre gesamte Art hatte sich verändert. Ihre Haare, ihre Augen und ihr Verhalten ähnelten der Rosa überhaupt, die man kannte. „Du bist es wieder!“, fauchte Radochs zurück. Lachend stützte sich Radochs auf seinem Bein ab, um aufzustehen. In seinen Händen rief er seine Magie herbei und griff Rexia an. Trotzdem hielt der Magier, den Lähmungszauber aufrecht, so konnte die anderen Beiden ihn nicht dazwischenfunken.

Rexia wehrte die glühenden Hände Radochs mit dem Bumerang ab. Hin und wieder hätte er sie beinahe erwischt, doch die Geschicklichkeit Rexias wich jedem Angriff gekonnt aus. Während des Kampfes konzentrierte sich der Schwarzmagier nur auf das Mädel. Dabei vergaß er einen wichtigen Punkt. SHARANK! Dieser hämmerte seinen Schweif gegen Radochs, wodurch dieser sogleich zu Boden stürzte und sich erheblich verletzte.

Radochs wischte sich das Blut von seiner Wange und Lippen, als er wieder aufstand. „Dieser verdammte Drache! Dich hatte ich ganz vergessen!“, verfluchte er sich selbst, für seine Vergesslichkeit. Sharank schwang seinen gepanzerten Schwanz hin und her, während er sich schützend hinter Rexia aufbäumte. Diese erhob bereits wieder ihre Waffe und griff nun ihrerseits Radochs an. Dieser hatte ordentlich zu tun, der flinken Kriegerin auszuweichen. Doch er wusste, dass sie eine Schwachstelle hatte und wenn er an dieser kam, würde er leichtes Spiel haben, alle anderen auszuschalten. Wie er es sich schon gedacht hatte, war sie nur auf den Kampf fokussiert, dass sie nicht an ihre Schwachstelle dachte. Schnell löste sich Radochs auf und griff Sharank an, ihre einzige Schwachstelle. Rexia riss erschüttert die Augen auf, als Radochs mit all seinen magischen Fähigkeiten auf Sharank losging. Selbst der Donnerdrache hatte nicht damit gerechnet. Quer über die gesamte Plattform wurde er geschliffen. Sein rechter Flügel brach dabei und auch seine linke Pranke gab nach. Der gigantische Drache wurde von der schwebende Ruine gefeuert und stürzte auf Gaia zu. Das Ende war nahe, da er noch nicht einmal mehr fliegen konnte! Rexia verwandelte sich sofort zurück und stürmte zum anderen Ende der Plattform, verzweifelt schrie sie ihrem Drachen hinterher. Mit tränenüberflutetem Gesicht sah sie ihn herabstürzen. Rosa flehte ihn regelrecht an, er solle endlich fliegen.

Radochs lachte nur auf und war sich seines Sieges bereits sicher. „Was wirst du nun tun? Ihm hinterher springen? Das überlebst du sowieso nicht! Und wenn er auf dem Boden ankommt, bist du auch Geschichte!“ - „Das werde ich dir nie verzeihen, Radochs! Ich werde dich vernichten, mit Sharank an meiner Seite!“ - „Das glaubst du doch wohl selber nicht!“, lachte er spöttisch über Rosas Worte. „Du wirst sehen! Ich werde ihm helfen!“, sagte sie ein letztes Mal und ließ sich von der schwebenden Plattform fallen.

Das goldene Geschenk

Rosa fiel von der schwebenden Plattform herab und folgte Sharank in den sicheren Tod. Nie wollte sie ihn alleine lassen, dass hatte sie ihm einmal versprochen. Immer wollten beide Seite an Seite gegen jeden Feind kämpfen. Ständig wurde sie von ihm beschützt und gerettet. Jetzt wollte sie ihn retten. Ihn! Ihren geliebten Drachen!

Gaias Boden kam immer gefährlich näher. Es würde nicht mehr lange dauern. Rosa sah bereits den Sensenmann lachend stehen, mit seiner Sense in der Hand. Doch noch wollte sie nicht aufgeben. Auf gar keinen Fall wollte sie sich so einfach geschlagen geben. Nach all der harten Arbeit, nach all dem harten Training, nach all dieser Zeit, dieser Folter! NEIN! Jetzt war sie es, die ihr Schicksal selbst bestimmte. Und sie wollte leben, zusammen mit ihrem Drachen. Mit Sharank diesen Kampf gewinnen und danach endlich in Frieden leben.

Langsam näherte sie sich ihm. Als er sah, dass sein Schützling sich ebenfalls in den sicheren Tod gestürzt hatte, begannen seine Augen sich mit Tränen zu füllen. Nein, dass hatte nie gewollt!

„SHARANK!“, schrie sie ihm verzweifelt zu. Sie musste schneller werden. Irgendwie musste sie ihn doch erreichen. Immer lauter konnte Rosa den Sensenmann lachen hören. Doch sie schüttelte ihren Kopf, um wieder klar zu werden. Dann endlich erreichte sie ihren Drachen und krallte sich um seinen gepanzerten Hals. „Du bist dumm! Wir werden beide draufgehen!“, meinte Sharank bitter. „NEIN! Wir werden nicht sterben! Ich werde dich beschützen! Ich werde uns beide retten! Egal wie! EGAL!“, schrie sie auf.

Der Kristall in ihrem Herzen begann zu Pochen. Er schien in ihr zu verglühen und hüllte beide in eine Kugel. „Sharank, ich…ich liebe dich!“, weinte sie bitterlich. Um die Kugel herum zuckten die Blitze auf. Die Knochenbrüche verheilten und Sharank konnte wieder fliegen. Allerdings schienen beide in der Luft zu schweben.

Sharanks Herz begann zu springen und wie wild zu pulsieren. Er brüllte auf und sein gelb-grüner Schuppenpanzer bröckelte langsam ab. Ein goldenes Panzerkleid kam zum Vorschein.

Auch Rosa konnte spüren, wie ihr Körper sich veränderte. Schmerzhaft zog es in ihrem Rückrad. Pechschwarze Flügel bohrten sich aus ihrem Rücken und spreizten sich auseinander. Wie Rauch perlte das Schwarz von den Federn und schneeweiße Flügel reckten sich gen Himmel. Ihre Haare wuchsen ein gutes Stück und knoteten sich selbst zu einem Pferdeschwanz zusammen. Magische Kraft durchströmte ihren Körper. Neue Gewänder legten sich um ihre zierliche Gestalt. Ein weißes Kleid schnürte sich um ihre Taille. Handschuhe und Stiefel wickelten sich um ihre Gliedmaßen. Als Rosa ihre Augen wieder öffnete, konnte sie die neugewonnene Macht deutlich spüren.
 

Auf dem Plateau standen sich Radochs und die restlichen Krieger gegenüber. Alle Drachen lagen bewegungsunfähig auf dem Boden. Zu sehr wurden sie vom Magier angegriffen. „Gleich ist es geschafft! Dornkirk ist bereits gefallen und dann regiere ich über Gaia!“ - „Bist du da nicht ein wenig voreilig, Radochs?“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Ruckartig drehte sich der Magier um, ungläubig sah er Rosa vor sich stehen. Eine magische Aura umgab sie und ließ ihre Macht spüren. „Du lebst?!“, rief er erstaunt. Rosa grinste voller Stolz: „Ich hab dir auch jemanden mitgebracht!“ Zwei goldene Pranken rissen sich in den Boden. Allmählich kam Sharank, mit neuem Schuppenpanzer, zum Vorschein. Radochs riss ungläubig die Augen auf. Der Donnerdrache war am Leben! Er riss sein Maul auf, um es zu verkünden. „Zahl schon mal deine letzten Sekunden!“, schnaufte Sharank bedrohlich. Er hob ab und öffnete seine Schnauze. Umgehend bildete sich eine Blitzkugel, von beängstigender Größe. Rosa nahm ihren Bumerang und streckte ihn nach oben. Noch immer stand Radochs ungläubig da und konnte es einfach nicht glauben, dass die beiden in dieser Kürze so schnell an Macht gewonnen hatten. „Black…Thunder!“, rief Rosa aus. Sharank schleuderte die Blitzkugel auf Rosa, welche diese mit ihrem Bumerang ab fang und der Attacke Geschwindigkeit hinzufügte. Mit Kraft und Wucht schleuderte sie diese auf den Magier ab. Im letzten Moment konnte er sich aus der Schusslinie retten. Die Attacke sprengte die letzten Ruinen in die Luft und ließ nun Gesteinsbrocken hageln. Sharank hielt sofort schützend seine Flügel ausgebreitet über Rosa, sodass sie nicht von den Brocken getroffen wurde. „Machen wir dem Grauen endlich ein Ende Sharank!“ - „Ja, lass uns diesen letzten Kampf gemeinsam durchstehen!“, sagte er zu seiner Jägerin und stupste sie leicht an.

Radochs hatte sich in der Zwischenzeit von seinem Schock erholt. „Ihr beiden glaubt doch nicht wirklich daran, dass ihr mich besiegen könnt oder? Das hat bislang noch niemand geschafft!“ - „Dann werden wir die ersten und letzten sein, die dir das beweisen, dass du nicht unbesiegbar bist!“, entgegnete Rosa scharf. Der Hagel war überstanden und Sharank hob wieder ab. Der Himmel verdunkelte sich, da Sharank all seine Macht herbeirief. Wilde Blitze schlängelten sich durch die schwarzen Wolken. Der Donnerkristall auf seiner Stirn glühte auf und brachte ein wenig Licht ins Dunkle. Rosas Bumerang strahlte ebenfalls auf. „Mächtiger Donner Kairo! Gib uns deine Macht! Donnergewalt des Thors!“, beschwor Rosa ihre gesamte Magie. Sharank brüllte auf und beide Kristalle schienen durch ein unsichtbares Band zusammen zuschmelzen. Eine mächtige Blitzsäule stürzte aus dem Wolkenhimmel auf Radochs nieder. Sein Magiepanzer brach in tausend Scherben auseinander. Die gesamte Macht entlud sich und Radochs fiel besiegt und ohne Lebenskraft zu Boden.

Reika und die anderen konnten es einfach nicht glauben, zu welcher Macht Rosa fähig war, zusammen mit ihrem Drachen. Ein Sonnenstrahl brach durch die Wolken und verkündete den Frieden. Sie hatten es wirklich geschafft. Radochs war endlich besiegt. Immer mehr lichtete sich die Wolkendecke und gab der Sonne Platz. Die wärmenden Strahlen erhellten ganz Gaia. Keiner von ihnen konnte es wirklich ganz glauben, dass es endlich vorbei war. Erleichtert lächelte Reika auf.
 

Aber dann stupste Sharank Rosa an. „Es wird Zeit für mich zu gehen!“ - „Wie denn? Jetzt schon? Willst du dich etwa in deiner Höhle verkriechen?“, fragte Rosa ungläubig. „Nein Rosa. Ich muss gehen! Ein neues Drachenbaby wird jeden Augenblick schlüpfen und meinen Platz einnehmen. Ich habe nicht mehr viel Zeit zum Leben. Deswegen will ich mich jetzt von dir verabschieden!“ - „WAS? NEIN! NEIN, DAS DARFST DU MIR NICHT ANTUN! DU KANNST MICH DOCH NICHT EINFACH SO ALLEINE LASSEN! DAS WILL ICH NICHT! DAS LASSE ICH NICHT ZU! HÖRST DU SHARANK! ICH WILL NICHT, DASS DU GEHST!“ - „Das kann ich leider nicht entscheiden. Ich werde dich auch sehr vermissen mein kleiner Engel. Aber ich habe keine andere Wahl, so ist nun mal mein Schicksal gestrickt.“, sagte Sharank mit ruhiger Stimme. Rosa stürzte sich an seine linke vordere Pranke und krallte sich fest. Tränen fluteten über ihr Gesicht. „Nein! Ich will nicht, dass du mich verlässt. Du bist meine einzige Familie! Du hast mir versprochen immer an meiner Seite zu sein!“, schluchzte sie unter Tränen. Mit einem Mal wurden aus den Pranken weiche Hände und der Drachenkörper verwandelte sich langsam in einen Menschen. Ein junger Mann mit schneeweißen Haaren umarmte Rosa und drückte sich sachte an seinen Körper. „Ich werde immer bei dir sein. Dein Herz wird mich nie vergessen und ich werde es auch nie tun!“ - „Sharank…du…du bist ja ein Mensch! Dann war das letzte Nacht kein Traum!“ - „Nein, es war kein Traum! Es ist alles wirklich passiert! Ich hab mich lange Jahre nach dir gesehnt!“ - „Wie bitte?“ - „Ich verlor dich vor über 500 Jahren auf dem Schlachtfeld. Ich beschwor dem Himmel, dass ich dich noch einmal wiedersehen möchte, egal in welcher Gestalt ich es auch tun mag, aber einmal wollte ich dich noch sehen, bevor ich sterbe. Also verwandelte ich mich durch den Donnerkristall in einen Drachen. Als ich dich wieder sah, wollte ich dich unbedingt an mich fesseln. Was mir geglückt ist und ich sehr dankbar bin! All die Jahre dachte ich, ich würde umsonst warten, doch dann tauchtest du in meiner Höhle auf. Ich habe dir nie etwas davon erzählt, weil ich Angst hatte, dich dann wieder zu verlieren.“ - „Du bist doch so dumm! Wie kommst du auf diesen Gedanken? Ich liebe dich Sharank und daran hat sich all die Jahre nichts geändert!“ - „Noch immer bist du dieselbe geblieben, du hast dich kein Stück verändert. Deshalb liebe ich dich auch so.“, sagte er und küsste sich auf den Mund. Dabei lief der Kriegerin eine Salzperle über die Wangen. „Rosa, pass bitte gut auf den kleinen Drachen auf und sei für ihn da. Er wird dich brauchen.“ - „…“ - „Rosa?“ - „Ich will nicht, dass du gehst, jetzt wo ich dich endlich wiederhabe, soll ich dich wieder hergeben. Das ist doch nicht fair!“ - „Sei unbesorgt! Egal wo du bist, egal wo du hingehst. Ich werde immer an deiner Seite sein! Keiner kann uns mehr trennen!“, hauchte er ihr ins Ohr und umarmte sie. Langsam löste sich sein Körper auf. Noch ein letztes Mal streiften sich ihre Lippen. „Ich liebe dich Rosa! Pass gut auf dich auf!“, sagte er zum Abschied und verschwand gänzlich.

Bitterlich brach sie unter Tränen zusammen. Ihre Hände verkeilten sich in den Boden. Die Salzperlen tränkten mittlerweile den vertrockneten Boden. Sie konnte spüren, wie ein Teil in ihr starb und wohl nie wieder zurückkehrte.
 

Vera wollte zu ihr hinüber laufen, doch Reika hielt sie auf. „Reika, was...?“ - „Diesen Schmerz kann ihr niemand nehmen. Es ist besser wenn wir sie alleine lassen.“, meinte die Königin und Vera stimmte ihr zum Schluss zu. Hilflos standen sie da und mussten mit ansehen, wie Rosa langsam zerbrach. Doch dann erhob sich die Kriegerin und schwang sich mit ihren Flügeln zur Höhle des Donnerdrachens.

Wyn lief währenddessen zu seinem Vater und krallte sich an ihm fest. „Endlich hab ich dich wieder!“, strahlte der Kleine übers Gesicht.
 

Rosa landete vorsichtig vor der Höhle und verbarg ihre Flügel. Langsam schritt sie in die Höhle, wo all ihre Erinnerung an Sharank festklebten. Tief versteckt in der Höhle hörte sie einen kleinen Drachen aufschreien. Er schien jemanden zu rufen. Doch sie wusste nicht wen?!

Ihr Blick fiel um eine Ecke und aus der zerplatzten Eierschale quietschte ein junges Drachenbaby. Ein goldener Panzer sollte ihn schützen. Sofort kamen Rosa die Erinnerung hoch, über Sharanks neuen Schuppenpanzer. Sie stürzte auf die Knie und packte sich den kleinen Drachen, welcher total verwirrt war, in eine sichere Umarmung. Wieder flossen Tränen über ihre gerötete Wangen. „Wenn du sein Jäger werden willst, musst seine Beschwörung aus dem Herzen kennen!“, ertönte eine bekannte Stimme in ihren Ohren. Rosa war sich sicher, dass es Sharank war, doch wer hätte es ihr schon geglaubt.

Sie sah dem kleinen Drachen tief in die braunen Augen. „Die Augen wie ein Falke!…Falkenauge!“, sagte sie lächelnd. Der Babydrache schmunzelte sie fröhlich an. „Aus den Wurzeln der Vergangenheit sehne ich mich nach dir! Falkenauge bereinige meinen Schmerz und sei mein Begleiter!“, sprach Rosa laut vor sich hin, während sie den Blick nicht von dem Babydrache abwand. Der Kleine brüllte schrill auf und vor Rosas Augen erschien der Donnerkristall. Wie schon damals, teilte sich der Stein. Ein Teil wanderte auf die Stirn des Drachens und die andere verankerte sich in ihrem Herzen. Ein neuer Pakt war geschlossen.

Erneut kamen alte Erinnerungen hoch und Rosa hielt das Baby fest im Arm.

Letzte Erinnerungen

Der Wind streifte über Gaia hinweg. Es waren etliche Jahre vergangen, seit Rosa Radochs ein für alle male erledigt hat. Seit sie Sharank verlor.

Sie war erwachsen geworden und aus der einzigen Nacht mit Sharank war ein kleines Mädchen entstanden. Rosa liebte ihre Tochter. Zwar hatte sie mit sich selbst zu kämpfen, doch gab sie ihr die nötige Freiheit, welche die Kleine brauchte. Auch wusste Leisa (Kind von Rosa und Sharank), wer ihr Vater war und fragte ständig wie er denn so war.

Die königliche Kriegerin saß auf einem Hügel und starrte gedankenlos in den blauen Himmel. Dies machte sie jedes Jahr zur selben Zeit. Denn vor über 10 Jahren fand dort der letzte Kampf statt und zugleich war es der Todestag von Sharank. Über all die Jahre konnte sie ihn einfach nicht vergessen, geschweige denn aus ihrem Herzen verbannen. Was sie auch gar nicht wollte.

„Rosa? Wollen wir los?“, fragte eine Stimme vorsichtig bei ihr an. Sie musste leicht grinsen und erhob sich. „Lass uns gehen, Falkenauge!“, sprach sie schließlich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

Das einstige Drachenbaby war zu einem prächtigen Drachen herangewachsen. Gefährliche Pranken und messerscharfe spitze Reißzähne ließen ihn furchteinflößend wirken. Aber er war das genaue Gegenteil.

Rosa schwang sich auf seinen Rücken und schweifte noch einmal mit ihrem Blick zum blauen Himmel. „Sharank! Ich danke dir für alles! Niemals werde ich dich vergessen, mein Herz wird immer dir gehören! Ich liebe dich!“

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So jetzt hab ich es endlich geschafft. Die Story Crossfire ist beendet. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und wenn ihr Vorschläge habt, was ich noch verbessern kann, dann schickt mir doch einfach nen Kommi. Freu mich riesig darauf, auch wenn man immer erst einmal Schlucken muss xD.

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Kommentare zu dieser Fanfic (83)
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Von:  Kinito
2008-08-20T20:31:56+00:00 20.08.2008 22:31
huhu^^
Rosa war am anfang wirklich sehr unvorsichtig fand ich.
aber sie ist halt noch jung ;-)
Dilandau beschreibst du immer als Frau so ganz stimmt das lkeider nicht.
Dilandau ist nur in der Gestallt von Serena eine Frau als Dilandau ist sie ein Kerl. Das wird irgendwann in der Serie mal gezeigt als sie sich zurückverwandelt.
Aber das tut dem ganzen keinen Abruch
das war wieder ein spannendes Kapitel

bey
Von:  Kinito
2007-11-27T21:42:00+00:00 27.11.2007 22:42
jetz gehts Zeibach an den kragen.hehe
ich vermutte man das Allen hier auch noch nicht weiss das seine Schwester und Dilandau..
interesant ist auch dass er schon mal Reika begegnet ist.
Von:  Kinito
2007-11-15T02:31:04+00:00 15.11.2007 03:31
bin mal gespannt was dabei rauskommt wenn sie mit in die stadt gehen
immerhin haben sie ja einen gemeinsamen feind. hm
mir ist aufgefallen das du am anfang in der gegenwart schreibst und dan im nächsten absatz in der vergangenheit. war aber vieleicht auch absicht^^

grüzerli^^
Von:  Kinito
2007-11-09T21:56:57+00:00 09.11.2007 22:56
interesant
das ist bestimmt eine echte herausforderung "das andere ich" zu kontrollieren.
Von:  Kinito
2007-09-24T14:38:58+00:00 24.09.2007 16:38
sehr Interesant
es ist also Rosa aber ihre Persönlichkeit..hm
es bleibst spannend....
Von:  Kinito
2007-09-15T07:38:44+00:00 15.09.2007 09:38
Das Spannende kommt immer vor der werbung und hier genau so^^
Wer steht da hinter ihnen??
ist es Rosa? ein alter Feind der Katzen oder ...???


Von:  Kinito
2007-09-15T07:34:43+00:00 15.09.2007 09:34
Ich weiss ja nicht warum Reika Rosa angegriffen hat. aber wenn es wegen den Katzenmenschen war wären diese ja später im Wald nicht von Loreley gerettet worden.
Rosa ist bestimmt nicht tot ..oder?
Du machst es immer so spannend
ein klasse Kapitel
Von:  Kinito
2007-09-11T11:42:46+00:00 11.09.2007 13:42
Neue Gefährten das find ich prima
und noch da zu Katzenmenchenkinder wie niedlich^///^
Erinert mich an die folge von Escaflone in der die Beiden Katzenmädchen zu Folken kamen.
jetzt bin ich mal gespannt wie die Bewohner der Stadt auf die beiden reagieren...
Von: abgemeldet
2007-08-30T00:39:03+00:00 30.08.2007 02:39
cool *__*
au wenn ich vom vorheringen nur noch die hälfte weis is es trotzdem supi überarbeitet ^^v
ich müsst au ma weiter lesen ich weis <<''
Von:  Kinito
2007-05-29T19:14:55+00:00 29.05.2007 21:14
jetzt gehts wider rund
AKTION supi

obwohl das alles ein wenig Plötzlich kommt dass sie sich Rächen will, Sie ist doch bestimmt schon länger eine Kriegerin und hegt diese Rachegedanken bestimmt auch schon länger deshalbt wirkt dieser handlungsstrang ein wenig eingequetscht weil vorher davon noch nicht berichtet wurde dass das ganze so Plötzlich erst zur Sprache kam und so zu spontan ist.
Aber sonst ist es klasse ich finde es ja grosse klasse wie du Kampfscenen beschreibst
^^


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