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Shikon No Tama

von

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Feuer

Hallo, allerseits!^^ Gleich vorneweg: Es tut mir sehr Leid, dass ich so selten zum Schreiben komme. Gomennasai. Aber der Job... Dann sind auch noch so viele Dinge in meinem Privatleben passiert... *haare rauf* Ich sag euch, des alles wirkt sich auch und gerade aufs Schreiben aus... O.o

Jedenfalls: Ich freu mich, dass ihr (wieder) vorbeischaut, danke für eure unerschütterliche Treue und wünsch euch nun viel Spaß mit dem neuen Kapi, von dem ich die Grundzüge (die Mitte^^) schon lange stehen hatte, aber eben noch vier Stunden lang etwas daraus gemacht habe - zumindest hab ichs versucht, urteilt bitte selbst^^.

JETZT kommen gleich ein PAAR neue Charas hinzu. Fans von "Samurai Champloo" kommen endlich auch mal auf ihre Kosten^^. Ich liebe diese schrägen Charas und MUSSTE sie einfach mal in eine FF von mir einbauen. Ich weiß, ich weiß, ich hab mir ne Selbstgeißelung auferlegt, indem ich erbarmungslose Komik mit einem ungemein traurigen und tiefen Plot zusammenzubringen versuche. Aber vielleicht habt ihr ja trotzdem Spaß dran? *hoffnungvoller blick*

Spaß ist, was wir draus machen, gell?

Freu mich immer über Kommies!^^x

Und hier gehts los:
 

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Edo

Sengoku-Ära

Onigumos Anwesen
 

Es war unglaublich, welche Ähnlichkeit diese junge Frau auf den ersten Blick

mit ihr hatte.

Mit IHR.

Hanako...

Der Schmerz raubte ihm einige endlose Herzschläge lang beinahe den Verstand.

Shinta Himura war bis ins Mark erschüttert. Der junge rothaarige Samurai war

beim Eintreten in das kleine Zimmer wie erstarrt stehen geblieben, konnte

kaum atmen, als sein Blick auf eine junge Frau fiel, die zitternd und mit

vor Schreck geweiteten Augen, sowie mit aufgelöstem, langem, dunklem Haar

mitten im Raum stand, scheinbar soeben einer versuchten Vergewaltigung

entronnen.

Er war mit seinen Männern heute hierher gekommen, um die verbrecherische

Bande um Onigumo endgültig in ihre Schranken zu weisen, sie zu zerreiben und

auszulöschen – und um Onigumo selbst zu töten.

Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass er sich so bald und

so intensiv mit seiner Vergangenheit konfrontiert sehen sollte.

Hanako...

Es tat weh.

Viel mehr als es nach all der Zeit eigentlich sollte. Aber DIESER Schmerz würde ihn wohl niemals mehr verlassen. Er war ihm vertraut und ein Teil von ihm geworden. Etwas, das ihn nun auch ausmachte.

Was in jenen Bruchteilen von Sekunden, in denen er hinter seinen Männern den Raum betrat und stehen blieb, in dem jungen Mann vorging ließ sich kaum mit Worten beschreiben.

Hanako. Seine geliebte Frau.

Sie war ein so sanftmütiger, freundlicher Mensch gewesen.

Warum hatte man sie so früh aus dem Leben gerissen?

Plötzlicher Hass stieg in ihm auf, überrollte ihn wie eine schwarze, alles

verschlingende Woge. Er sah vor seinem geistigen Auge wieder Onigumos

böses, kaltes Lächeln. Er sah die Hand, welche das Schwert hielt. Es blitzte im Kerzenschein. Erneut spürte er sich gegen seine unsichtbaren Fesseln stemmen, versuchte sich zu befreien, zu ihr zu eilen. Vergeblich.

Ihre Augen! Nie würde er Hanakos Augen im Moment ihres Todes vergessen können.

Sie verfolgten ihn. Bei Tag und bei Nacht, im

Schlaf und beim Wachen. Entsetzen. Pures Entsetzen las er in ihrem Blick.

Angst. Aber auch eine unendlich tiefe, verzweifelte Liebe zu ihm, Shinta.

Als Onigumo Hanako vor den Augen ihres Mannes die Kehle durchschnitt, das dunkle

Blut wie ein bizarrer Wasserfall zäh und absurd langsam über ihren gewölbten

Leib zu rinnen begann, da endete nicht nur das Leben von Himuras junger Frau,

sondern auch das seines Erben.

Seines ungeborenen Kindes.

Es war wie ein doppelter Aufschrei in seiner Seele gewesen, dessen Nachhall ihn bis heute verfolgte. Gewaltsam entriss man ihm das Herz, zertrat es und warf es achtlos fort.

Onigumo.

Der Mann, der auch seinen Vater getötet hatte. Der seine Frau und sein Kind

umgebracht hatte.

Onigumo.

Keinen Namen auf der Welt hasste Shinta Himura mehr als diesen.

Er war hier, um sich zu rächen. Da mochte es noch so edle, andere Gründe

geben, das Verbrechersyndikat zu zerstören. ER war nur aus diesem einen

Grund hier. Rache würde es nicht besser machen, ihm die geliebten Menschen

nicht wieder zurückbringen. Das wusste er. Aber es verschaffte Genugtuung.

Und sei es nur für den Moment.
 

All das strömte in Sekundenbruchteilen durch seine Gedanken, als er SIE sah.

Er wusste sehr wohl und auch gleich beim Eintreten, dass es NICHT Hanako war,

dass sie es einfach nicht sein KONNTE, die dort zitternd und halbnackt stand.

Aber sie sah ihr so ähnlich... Der verletzliche Ausdruck, die Angst, ihre nicht zu verleugnende Weiblichkeit und ihr eindringlicher Blick... All das ließ ihn innerlich

erstarren und etwas in ihm krümmte sich wie ein getretener Wurm bei den Erinnerungen, die ihr Anblick heraufbeschwor.

Doch es war nicht Hanako.

Er musste sich besinnen. Er war hier um eine Aufgabe zu erfüllen.

Und so umfasste er sein Katana fester, entließ die junge, unbekannte Frau

endlich aus seinem klammernden, forschenden Blick - und sah den Mann, der neben ihr stand. Er erkannte in ihm den Mann, der ihn kurz zuvor auf der Straße angegriffen und ihm sein Geld gestohlen hatte.

Eine ganz andere Wut, eine Art von entnervtem, ungeduldigem Zorn,

flackerte in ihm auf. Dies war so unnötig! Und momentan auch wirklich nicht

wichtig. Aber... der Mann schien sich an dem Mädchen vergriffen zu haben -

und ihre verlaufene Wimperntusche verriet ihm, dass sie geweint, sich wohl

gewehrt haben musste. Daher hatte er nun ZWEI gute Gründe, diesem

dahergelaufenen, abgerissen wirkenden und unverschämten Kerl eine Lektion zu

erteilen.

Nur aus diesen Gründen hatte Shinta sich eingemischt -

und feststellen müssen, dass sein Gegner unberechenbar, bösartig und sehr

stark war.

Dieser Mann war gefährlich. Auch seine ironischen, scheinbar flapsigen Bemerkungen konnten dies nicht verbergen. Und auch nicht den Blick aus seinen flammend roten, düsteren Augen. Er musste wachsam bleiben und durfte ihn nicht unterschätzen. Dies war nicht nur ein Taschendieb.
 

Und jetzt...

Lag Shinta Himuras rechte Hand wie ein Schraubstock um dem Handgelenk des

Mädchens. Er fühlte ihren raschen Puls unter seinen Fingern heftig schlagen und versuchte das irritierende, Schwindel erregende Gefühl zu ignorieren, welches diese

Empfindung nun wieder auslöste.

‚Mein Gott, Hanako. Ich vermisse dich...

Ich brauche dich...’

Während er die junge Frau in Richtung Fenster hinter sich her zog

schüttelte er unwillig den Kopf, seine lange Mähne folgte der Bewegung getreulich, als wollte er diesen Gedanken loswerden. Der Kinnhaken des Fremden hatte ihm eine

heftig blutende Wunde an der Innenseite seiner Wange beigebracht. Sein

Schädel dröhnte immer noch. Nun, der Kerl würde dafür bezahlen. Und für alles andere auch. Doch momentan war ihm die Sicherheit dieser jungen Frau wichtiger.

Warum?

Nur weil sie aussah wie Hanako?

Ja, lautete die schlichte Antwort. Im Moment war es einfach so.

Er kannte dieses Mädchen nicht. Aber er würde ihr helfen. Ihr und auch den

anderen Frauen durfte kein Leid geschehen.
 

Verdammt! Wie hatte es nur dazu kommen können, dass ein Brand ausbrach?

Oder war er gelegt worden?

Er und seine Männer hatten am frühen Abend beobachtet, wie Onigumo von einem Streifzug zurückgekehrt war. Sie hatten den Moment abgepasst, in dem die Männer endlich alle in dem Innenhof des Hauses verschwunden waren und das Durcheinander, welches sie durch die geöffneten Tore sehen konnten, perfekt schien, perfekt für einen Überraschungsangriff. Onigumos Männer waren wohl auf Beutezug gewesen. Leute der Dienerschaft liefen wie aufgescheuchte Hühner hin und her und entluden die Karren und Pferde. Es war ein einziges lautes Chaos aus schwitzenden, herumlaufenden Menschen, die sich gegenseitig etwas zubrüllten, ihre Beute ins Haus trugen und von wiehernden, steigenden Pferden, die man verzweifelt versuchte im Zaum zu halten.

Es schien wirklich alles perfekt.

Aber Onigumo… schien nicht überrascht. Seine Männer hatten unsagbar schnell reagiert, als Himuras Männer von allen Seiten in das Haus eindrangen, die Wachen überwältigten, und sogar über das Dach in den Innenhof sprangen.

War es vielleicht Onigumos Wille gewesen, die Eindringlinge im eigenen

Haus auszuräuchern? Nun ja. Irgendwie passte dies in das Bild,

das er sich von Onigumo hatte machen können. Dieser Mann hatte UNZÄHLIGE Häuser in der Stadt unter seiner Kontrolle. Er konnte jederzeit auch an einem anderen Ort untertauchen. Das hatte nicht nur Shinta selbst, sondern auch sein Vater, als er noch gelebt und die Miliz gegen das Verbrechersyndikat angeführt hatte, bereits oft zur Kenntnis nehmen müssen.

Shinta hatte dieses Freudenhaus einige Male verkleidet als vermeintlicher Kunde

aufgesucht, um zu spionieren. Und er war in seinem Verdacht bestätigt worden.

Hier war der Hauptsitz des Syndikats.

Hier musste er Onigumo schnell und sehr hart treffen.

Und was war geschehen?

Er war selbst scheinbar in eine Falle getappt. Blind vor Hass und Zorn. Wie

hatte das nur passieren können?
 

Er hielt die Antwort fest mit seinen Fingern umschlungen.

Vielleicht war SIE der Grund, warum er hier war.

SIE – und auch Hanako.

Vielleicht hatte ihm das Schicksal eine neue Aufgabe auferlegt.

Er wusste es nicht. Aber er würde es herausfinden.

Er würde so oder so seine Rache bekommen. Er würde Onigumo dieses Mal

stellen.

Aber nicht, bevor SIE nicht in Sicherheit war.
 

Der Brandgeruch wurde stärker, der Qualm dichter.

Madoka hustete. Der Griff des jungen Samurai um ihrem Handgelenk tat beinahe weh. Rücksichtslos drängte er sich zwischen die sich windenden Leiber am Fenster, versuchte, Madoka nach vorn zu schieben, als plötzlich das charakteristische Sirren gespannter Bogensehnen zu ihnen heraufdrang. Madoka ahnte, was nun folgen würde und eine eiskalte Hand schien nach ihr zu greifen.

Man konnte hören, die die Sehnen mit peitschendem Knall, der

beinahe wie ein einziger klang, losgelassen wurden und mit einem Mal war

die Luft voll von ängstlichen Rufen und Schreien und nachtschwarzen

Pfeilen, die durch das offene Fenster zu ihnen eindrangen und sich federnd

in den Rahmen oder den Boden und die Wände des Raumes bohrten. Einige dieser Pfeile brannten…

Zwei oder drei der Krieger, welche den Frauen aus dem Fenster geholfen

hatten, verschwanden getroffen schreiend in der Tiefe. Das Seil riss.

Erschrockene und schmerzerfüllte Laute drangen von unten zu ihnen hinauf.

"Verdammt!" Der junge Samurai schaute mit weit aufgerissenen Augen aus dem

Fenster.

"Er will uns hier tatsächlich ausräuchern! Ist es ihm gleich, dass seine eigenen Männer noch hier drin sind?"

Die Frage war unnötig und richtete sich auch an niemand Bestimmten. Er wusste, wie kalt und berechnend Onigumo war. Wenn es seinem Ziel dienlich war, so würde er auch die eigenen Männer opfern. Was die Frauen anging, die in diesem Etablissement arbeiteten, so bedeuteten sie ihm wahrscheinlich noch weniger. Weniger als der Dreck, der unter seinen Schuhen klebte. Grimmig presste der junge Mann die Lippen aufeinander und fuhr herum.

Madoka half einer jungen Frau auf die Füße, die auf der Flucht zurück vom

Fenster gestolpert und gefallen war. Die Frau sah sie mit weit aufgerissenen

Augen an - und floh dann auf den raucherfüllten Flur tiefer ins Haus

hinein. Der Rothaarige fluchte.

"Wir müssen hier raus! Du, Mädchen!", er lief auf Madoka zu und ergriff

sie erneut grob am Arm. "Weißt du, ob es hier noch einen anderen Ausweg gibt?

Einen Hinterausgang? Wir müssen euch hier rausbringen!"

Madoka versuchte angestrengt sich zu erinnern. Ihr Atem und ihr Puls

rasten. Sie hatte Angst.

"Idioten.", sagte Kyo nun. Er hatte dem Treiben mit verschränkten Armen allenfalls mäßig interessiert und scheinbar ein wenig amüsiert zugesehen. Jetzt schob er sich an ihnen beiden vorbei, ebenfalls hinaus auf den Flur. Ein unheilvolles Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. "Wenn ihr da noch lange herumsteht erübrigt sich jede weitere Diskussion."

Madoka beachtete ihn nicht. Sie versuchte es zumindest… "Ich glaube, es gibt einen Weg durch die Großküche nach hinten raus. Wenn der Weg durch die Eingangshalle noch passierbar ist..."

"Los!", rief der junge Mann und begann damit, sie wieder hinter sich herzuzerren, als er mit großen Sätzen hinter Kyo durch den Flur stürmte.
 

Sie kamen an mehreren Räumen vorbei, in denen ein ähnliches Chaos ausgebrochen war wie in ihrem Zimmer. Zu ihrem Erschrecken erkannte Madoka selbst im Vorbeilaufen, dass es nicht wenige Opfer unter dem erbarmungslosen Pfeilhagel gegeben hatte. Es brannte hier und da. Die Flammen breiteten sich schnell aus. Es roch nach verschmortem Fleisch und sie gewahrte Blut. Viel Blut. Es tränkte die Tatami, es verunzierte die wunderschön bemalten papiernen Wände…

Sie liefen weiter. Madoka wurde übel. Sie kämpfte gegen den Brechreiz und taumelte. Hätte der junge Samurai sie nicht ohnehin festgehalten, wäre sie gestürzt. Aber er nahm kaum Rücksicht und zog sie unbarmherzig weiter.

Wer war dieser Mann überhaupt, der so abrupt in ihr Leben getreten war und sich nun anmaßte, ihr vorschreiben zu können was sie tun sollte? Sie kämpfte ihre Übelkeit nieder, versuchte sie durch gerechten Zorn zu ersetzen. Was DACHTE sich dieser Kerl? Sekundenlang spielte sie mit dem Gedanken sich loszureißen, doch sie sah ein, dass dies nur eine kostbare Zeitverschwendung gewesen wäre. Sie mussten aus diesem Haus heraus!

Sie würde ihn später zur Rede stellen – wenn sie dann noch die Gelegenheit dazu hatte.

Doch wer waren all diese Männer? Sie konnte nicht aufhören sich zu wundern. Während sie die Gänge kreuzten trafen sie auf dutzende dieser Gestalten, die wie Ninja gekleidet waren.

Ungewollt saugte sich ihr Blick an der langen, dunkelrot schimmernden Mähne fest, die vor ihr herwogte. Er wirkte so schlank und zierlich – und doch schien er eine unbändige Kraft in sich zu beherbergen. Er war so anders als Kyo. Und doch schätzte sie, dass er nicht weniger mächtig im Kampf war, als dieser.

Sie verschob den Gedanken. Was tat sie hier überhaupt? Um sie her starben MENSCHEN! Und sie machte sich Gedanken darum, wer sie nun aus was auch immer für Gründen retten wollte. Dankbar sollte sie sein.

Sie fühlte sich plötzlich einfach nur noch schlecht. Schlecht, klein und mies.

Aber sie war nicht allein. Das war ein kleiner Trost.

Madoka versuchte mit ihrer freien Hand das bisschen Kleidung, das sie

noch am Leib trug, zusammenzuraffen und irgendwie zu verknoten. Es blieb

bei dem Versuch.

Nun ja, falsche Scham hatte hier momentan wirklich GAR NICHTS mehr zu

suchen...

Sie konzentrierte sich jetzt darauf, mit dem jungen Mann Schritt zu halten, ohne

weiter darüber nachzudenken, was hier eigentlich gerade geschah.
 

Jetzt kamen sie an einem Raum vorbei, in dem anscheinend lautstark ein

verbaler Streit ausgetragen wurde.

In vollem Lauf erhaschte Madoka den Blick auf zwei Männer und eine junge

Frau, die...

"FUU!", schrie sie plötzlich erschrocken und blieb so abrupt stehen, dass

sie damit den jungen Samurai vollkommen überraschte. Er stieß einen

unterdrückten Fluch aus und wollte sich noch mit einem ungeschickten Ausfallschritt nach hinten vor einem unsanften Sturz bewahren. Es blieb bei dem Versuch. Er drehte sich und fiel, fing sich halb an der Wand und mit einer Hand am Boden ab, landete hart auf den Knien.

Madoka war schon längst mit ein paar wenigen Sätzen zurück zur Tür und

schaute in das Zimmer hinein. Fuu war dort.

Und noch zwei weitere, sehr seltsam anzuschauende (jedoch eindeutig männliche) Gestalten.

"DU wolltest doch unbedingt hierher und dich amüsieren! Es war nie die

Rede davon, dass es MEINE Idee war.", sagte der eine nun mit aufreizender, aufgesetzter Ruhe und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war hoch gewachsen, sehr schlank und hatte eine ähnliche Statur wie der junge Samurai mit dem roten Haar, der sich soeben umständlich hinter Madoka wieder aufrappelte. Er hatte

schwarzes, glattes, recht langes Haar, das er zu einem Zopf gebunden trug und ein seltsames Gestell auf der Nase, durch dessen zwei runde

Löcher seine Augen schauen konnten. Madoka hatte so etwas noch nie zuvor

gesehen. Vielleicht war es eines dieser „Zauberdinge“, die mit den

Ausländern vom Kontinent manchmal unter der Hand hierzulande verkauft

wurden. Die Kleidung des jungen Mannes, traditionell japanisch mit Yukata und Hakama, war staubig und zerschlissen, als wäre er schon lange Zeit auf Wanderschaft. Und auch DIESER Mann war ein Schwertkämpfer. Davon zeugte das recht beeindruckende, lange Katana, dass in einer schwarzen Scheide an seiner Seite hing.

"Ach ja, natürlich. Jetzt bin ich mal wieder Schuld. Wie bequem.", maulte

der andere Mann und versuchte, sein scheinbar gleichgültiges Gegenüber

regelrecht mit Blicken aufzuspießen. Er schien das genaue Gegenteil des

Samurai mit dem schwarzen Haar zu sein. Auch er war recht groß, wirkte

jedoch um einiges ungepflegter und geradezu schlaksig. Die Haare,

dunkelbraun wie Madokas eigene, waren kurz geschnitten und standen wild in

alle Himmelsrichtungen ab. Sein Gesicht zeigte, um das Maß voll zu machen,

einen ungleichmäßigen Drei-Tage-Bart. Seine Kleidung war überdies sehr

merkwürdig. Wüsste sie es nicht besser, so würde sie sagen, dass auch

diese Kleidungsstücke irgendwann aus dem Festland (über den Schwarzmarkt?)

hier herüber gekommen waren. Japanische Kleidung war das jedenfalls

nicht...

Jin und Mugen.

Die Männer, von denen ihr Fuu erzählt hatte.

Sie MUSSTEN es sein.

Lange zu überlegen, wer nun WER von den beiden war, musste sie erst gar

nicht...

"DU hast doch gesagt, wenn wir nun einmal hier sind, können wir auch

gleich..."

"... nach Fuu suchen. DAS habe ich gesagt.", unterbrach Jin den anderen

ungehalten.

"Und jetzt dreh mir nicht die Worte im Mund herum. Ich hatte

keine andere Absicht hier abzusteigen, als Fuu zu suchen."

"Natürlich. Jin, der Held in strahlender Rüstung.", schoss Mugen wütend

zurück. "Na, schön. Dann war es eben so, dass DU die Kleine suchen wolltest. ICH

wollte Spaß haben. Diese Welt... oder meinetwegen auch Zeit ist so abstrus

und so... ANDERS, dass ich mich halt gern mal ablenken wollte."

"Aber oberste Priorität hatte nun mal..."

"... das wir schleunigst versuchen das Haus zu verlassen!", schrie Fuu nun

fassungslos dazwischen. "Jungs! Jetzt kommt mal wieder runter! Hallo? Ich

bin doch hier! Also: Gehen wir! Das Haus brennt. Falls es euch entgangen

sein sollte." Sie hustete. Wie aufs Stichwort hin wurde der Qualm auch hier nun dichter.

"Fuu!", rief Madoka nun von der Tür her und winkte der Freundin hektisch.

"Hierher! Schnell! Wir fliehen!"

Irgendwo unten im Haus krachte es ganz gewaltig. Madoka verband das

Geräusch mit dem Zusammensturz der Galerie in der Haupthalle. Oder gleich mit dem von einem Teil des gesamten Gebäudes. Ganz leicht zitterte der Boden unter ihren Füßen. Madoka beschlich eine namenlose, flüsternde Furcht. Wenn sie nun nicht mehr hier herauskamen? Sie mussten sich beeilen!

Sollte das mit der Galerie stimmen hatten sie allerdings ein Problem das obere Stockwerk zu verlassen...

Fuu setzte sich in Bewegung und zerrte die zwei Männer mit erstaunlicher

Kraft hinter sich her.

Mugen schaute Madoka irritiert an.

"Und wer ist DAS nun wieder?", fragte er scheinbar gelangweilt.

Madoka fand ihn mehr als seltsam. Er schien den Ernst der Lage überhaupt nicht

richtig zu erfassen.

"Nicht jetzt!", erwiderte Fuu auch prompt.

Jin hingegen schaute den jungen, rothaarigen Samurai an, der hinter Madoka

stand und zum Aufbruch drängte.

"Sieh an. Himura, richtig?"

Sowohl Madoka, als auch Fuu sagten gleichzeitig und ungläubig: "Ihr kennt

euch?" Die Mädchen sahen sich noch verwirrter an.

"Dafür ist jetzt keine ZEIT.", sagte der junge Samurai mit Namen Himura

betont. "Später."

Er ergriff Madoka bereits wieder am Arm und drehte sich herum um zu gehen.

Jin glitt an seine Seite. Geschmeidig, lautlos, schnell und wie ein Schatten.

Spätestens JETZT wusste Madoka: Dieser Mann war genauso mit Leib und Seele

Schwertkämpfer, wie der Rothaarige es sein musste.

"Also, wenn dies der "geplante" Angriff sein soll, von dem du erzählt

hast, dann - verzeih, wenn ich das anmerke - wirkt er auf mich doch

reichlich... unkoordiniert...", sagte Jin nun, während sie sich alle bereits

wieder im Laufschritt in Richtung Halle bewegten.

Madoka sah schwarze, fettige Rauchwolken von dort in den Gang hereinwehen.

Auch die Schreie und eindeutig so etwas wie Kampflärm wurden nun sehr

schnell lauter. Sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl.

Um es vorsichtig auszudrücken.

Himura musste es auch bemerkt haben - genau wie sie alle. Er schürzte

ungehalten sie Lippen und sparte es sich, Jin direkt zu antworten.

"Sie haben uns überrumpelt. Ich... hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell nach ihrer Rückkehr zum Kampf rüsten können. Verdammt!“
 

Sie erreichten endlich die Halle und stolperten hustend auf die Galerie

hinaus, um dann hinabzublicken.

Madoka hatte Recht gehabt und sah nun ihr ungutes Gefühl bestätigt.

Die gegenüberliegende Seite der Halle bestand aus einer lohenden

Flammenwand. Die Galerie dort war komplett zusammengebrochen und brannte

nun als gigantischer Scheiterhaufen am Fuße der Treppe, die beinahe

grotesk und trotzig aus den Trümmern in die Höhe zu ragen schien,

unversehrt, aber ins Nichts führend. Auch der Haupteingang war dicht. Eine Feuerwand versperrte den Ausweg. Flammen züngelten an den Säulen auch zu ihrem Teil der Galerie hinauf. Madoka hatte plötzlich das Gefühl flüssige Lava zu atmen. Es tat WEH!

Großer Gott!

Während sie hinabblickte zu dem Teil der Halle, der noch verschont

geblieben war von den Flammen, und die dort kämpfenden Männer sah (die

einen in derselben Ninja-Tracht, wie die Männer, mit denen Himura zu ihnen

ins Zimmer gekommen war, die anderen unverkennbar unter Onigumos Wappen), schien es ihr endgültig klar zu werden.

Dies war kein Traum.

Dies war bittere Realität.

Alles war wahr. Ihre absurde Reise zurück durch die Zeit. Ihre noch

merkwürdigere Gefangenschaft durch Onigumo, einen Mann, der ihr einen

kalten Schauer auch nur bei der Erwähnung seines Namens über den Rücken

laufen ließ. Kyo.... Sie hatte sich bislang noch einreden können… Doch jetzt…

Sie blinzelte.

"Wo ist Kyo?"

"Wer ist...?", wollte Mugen fragen, doch er unterbrach sich, als Himura mit einem Mal scharf die Luft einsog.

Madoka wandte den Blick – und erschrak bis ins Mark. Vollkommen fassungslos schaute sie den jungen Samurai von der Seite her an. Was sie nun in seinen tiefblauen Augen gewahrte, ließ sie zurückschrecken wie die Hand vor dem Feuer. Der unendliche Hass und die Wut die aus ihnen sprachen waren allenfalls vergleichbar mit dem, was sie in den Augen des Mörders von Tausenden gesehen hatte. Vergleichbar – und doch anders. Himuras Zorn schien ihr auf eine merkwürdige und nicht in Worte zu fassende Weise… realer. Greifbarer. Dieser Mann hasste nicht nur um des Hassens Willen. Dieser Mann hasste, weil er gar keine andere Wahl hatte, weil ein unendlich böses Schicksal es von ihm verlangte. Sein Hass hatte ein Ziel und richtete sich nicht gegen alles und die ganze Welt, wie es bei Kyo bisweilen zu sein schien. Nein. Dieser Mann…

Sie folgte seinem Blick hinunter zum anderen Ende der Halle. Und dort, von den hoch lodernden Flammen hinter ihm in unheimliches, rotes Licht getaucht, stand er.

Onigumo.

Er sah zu ihnen hinauf. Und er sah Himura an.

Auch auf die Entfernung hin glaubte Madoka zu spüren, wie eine eiskalte Hand ihre Seele berührte, als sie diesen Blick gewahrte.

Himura schien das nicht zu merken – oder er ignorierte es. Entschlossen griff der junge Schwertkämpfer nach der Brüstung der Galerie und flankte mit einem Satz hinüber, sprang die vielleicht knapp vier Meter in die Halle hinab. Fuu schrie erschrocken auf und Jin trat vor, wollte ihn zurückhalten, doch Himura war schon verschwunden.
 

Madoka war mit einem Satz an der Brüstung und starrte hinunter in das Kampfgetümmel.

Im ersten Moment sah sie ihn nicht einmal. Doch da, die Rauchschwaden zerrissen und gaben den Blick auf den jungen Samurai frei, der tatsächlich unversehrt schien und mit einem markerschütternden Kampfschrei auf den Lippen durch die Halle stürmte, rücksichtslos Freund oder Feind nieder rennend und nur ein Ziel vor Augen.

Onigumo erwartete ihn scheinbar ganz ruhig, als hätte er dort schon geraume Zeit gestanden und nur auf diesen einen Moment gewartet.

Madokas Hände krampften sich unbewusst um das hölzerne Geländer.

Wo zum Teufel war Kyo?
 

Mugen machte sich an den Abstieg der Treppe.

„Also, ich weiß ja nicht wie’s euch geht, Kinder. Aber mir wird das hier ein bisschen zu heiß. Draußen können wir von mir aus dann gern weiterkämpfen. Ich hab überhaupt nichts gegen eine ordentliche Rangelei. Aber das Ambiente hier sagt mir zur Zeit nicht sonderlich zu.“

Madoka blinzelte gegen den Rauch an. Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Wie konnte dieser Mann jetzt nur so sarkastisch sein?

Jin legte ihr eine Hand auf die Schulter und versuchte, auch sie zum Abstieg der Galerie zu bewegen.

„Er ist so. Achte nicht darauf. Lass uns gehen. Fuu sagt, sie weiß, wo es einen hinteren Ausgang gibt.“

Aber Madoka hatte längst wieder den Kopf gewandt und starrte gebannt auf den bizarren Zweikampf hinab, der zwischen Onigumo und Himura entbrannt war.

Zwei vom Feuer rot beleuchtete, verzerrte Schatten, die wie in einem irren Tanz umeinander kreisten und Schlagabtausch auf Schlagabtausch austauschten. Madoka merkte kaum, wie sie von Fuu die Treppe hinunterbugsiert wurde, stolperte ein paar Mal, hielt sich geistesgegenwärtig am Geländer fest, und konnte doch nicht den Blick von diesem Kampf lösen.
 

Sie hatte noch nie solch einen Kampf gesehen.

Himura war unglaublich.

Sie hatte zwar nur wenig Ahnung vom japanischen Schwertkampf, hatte sie doch lediglich ein paar Mal zusehen dürfen, wenn im Dojo gegenüber des Higurashi-Schreins trainiert wurde. Doch solche Bewegungen, solch eine Geschmeidigkeit, ja solch eine… furchtbare SCHÖNHEIT im Kampf hatte sie noch nie gesehen. Dieser Mann war für das Schwert geboren worden. Dieser Mann WAR das Schwert! Unglaublich schnell, präzise und absolut tödlich – für jeden anderen Gegner, außer für Onigumo…

Sie sah nicht genau, was geschah, aber Onigumo… TAT irgendetwas. Sie konnte seine Stimme, jedoch nicht die Worte über den Lärm in der Halle hinweg verstehen, und sah, dass er einige komplizierte Bewegungen mit der Hand ausführte. Doch sie hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Sie sah nur, dass der junge Samurai plötzlich scheinbar mitten im Sprung auf ein unsichtbares Hindernis zu prallen schien, herum- und zu Boden gerissen wurde.

Madoka erwachte aus ihrer Starre.

Sie entwand sich Fuus Griff und wollte zu Himura eilen, ihm aufhelfen.

Doch jetzt war es plötzlich Mugen, der sie abfing. Sie wandt sich in seinem Arm.

„Nein! Lass mich los! Ich muss…!“

„Was denn?“, fragte Mugen spöttisch. Er roch nach Sake und billigem Frauen-Parfume. „Dich selbst heldenhaft opfern? Was willst du denn tun? Unbewaffnet und halbnackt?“

Madoka ignorierte ihn. Sie verspürte plötzlich das große Bedürfnis, diesem Besserwisser mit ihren Nägeln das Gesicht zu zerkratzen.

„Ich muss ihm helfen!“, rief sie, versuchte immer noch sich loszureißen.

„Hör auf dich wie ein Kleinkind zu benehmen, Mädchen! Glaubst du, du hilfst ihm wenn du dich selbst in Gefahr begibst?“ Mugen klang nun tatsächlich einmal ungehalten.

Madoka hatte nur Augen für Himura. Er regte sich, am Boden liegend, und stemmte sich mühsam wieder hoch. Er schien Schmerzen zu haben – und etwas in Madoka litt mit ihm.

Wieso fühlte sie so?

Was war nur mit ihr los?

Und wieso war Kyo nie da, wenn man ihn vielleicht doch mal brauchte?
 

In diesem Moment griff Himura erneut an. Und es war einfach erstaunlich.

Er schrie den Namen seines Angriffs laut heraus, gewann daraus scheinbar sowohl Schnelligkeit als auch wieder neue Kraft! Beinahe spielerisch umkreiste er den Gegner, ging beinahe unmerklich in die Knie - und sprang plötzlich mit einem gewaltigen Satz über seinen Gegner hinweg, schlug einen Salto und zielte mit dem im Licht des Feuers gleißenden Katana von oben auf Onigumos ungeschützten Kopf. Er KONNTE ihn gar nicht verfehlen.

Doch sein Schwert sollte nie sein Ziel erreichen.

Die Klinge wurde ihm plötzlich heftig aus der Hand geprellt, als auch sie nun auf einen unsichtbaren Widerstand zu prallen schien. Und wieder schien Onigumo nur die Hand zu heben, etwas zu sagen, und Himura wurde von einer Urgewalt erfasst und quer durch den Raum zu Boden geschleudert, wo er sich mehrmals überschlagend gefährlich nahe am Feuer zum Liegen kam.

Onigumo trat vor und hob das Katana des jungen Mannes auf. Er kam mit langsamen Schritten auf ihn zu.

Jetzt verstand Madoka auch die Worte, die gesprochen wurden.

„Himura.“, sagte Onigumo mit dieser irritierend tiefen und rauen Stimme. „Ich hätte dich schon damals töten sollen. Doch du warst so wundervoll in deinem Leid, dass ich es nicht über mich brachte.“ Er lachte leise und kalt. „Wie passend, nicht wahr? Dass ich dich nun mit eben jener Klinge ins Jenseits befördere, mit der ich schon die Mutter deines ungeborenen Kindes tötete…“

Madoka ertarrte. Sie hörte Fuu hinter sich aufstöhnen.

‚Mein Gott… Ist das wahr?’

Ja es war so. Sie wusste nun, woher dieser verzweifelte, abgrundtiefe Hass in Himuras Augen stammte. Sie erkannte die Wahrheit in seinem Blick, als er nun den Kopf hob und seine Wut laut herausschrie! Tränen rannen über sein Gesicht. Das Licht des Feuers fing sich in ihnen. Er versuchte sich zu erheben, doch er schien nun doch ernsthafter verletzt zu sein und schaffte es nicht gleich.

„Du verdammter… Bastard! Ich töte dich! Ich bringe dich um!“ Blut lief aus seiner aufgeplatzten Lippe und der linke Arm hing wie leblos herab, als er sich mit gewaltiger Kraftanstrengung hocharbeitete. Das schweißnasse, dunkelrote Haar fiel in langen Strähnen über sein tränenüberströmtes Gesicht.

Madokas Herz krampfte sich zusammen.

Onigumo hob das Schwert.

„Sprich dein letztes Gebet, denn DU bist es, der hier sterben wird. Jetzt!“ Er holte aus. Himura schloss die Augen.

„Hanako… Ich habe… versagt…“ flüsterte er.

Madoka schrie. Jin wollte losstürmen.

Doch dann, beinahe lautlos und wie ein Schatten, der das Licht schluckt, war er plötzlich da.

Er.

Kyo.
 

Mit seinem fünf Shaku langen Schwert fing er Onigumos Schlag mühelos ab, die lange Schneide vibrierte und gab einen hohen, beinahe sphärischen Ton von sich, einen Klang, ein Geräusch, dass noch lange Sekunden nachhallte und sämtlichen anderen Lärm zu übertönen schien.

Alle standen wie erstarrt. Selbst die Männer, die in unmittelbarer Nähe gefochten hatten, waren in der Bewegung verharrt und starrten den Mörder von Tausenden an.

Shinta hatte die Augen geöffnet. Er blickte fassungslos. Ungläubig.

„Wie… so…?“, hauchte er.

„Bilde dir nichts ein, Kleiner.“, sagte Kyo nun und Madoka hatte das Gefühl, dass seine Stimme noch tiefer, noch voller, noch durchdringender klang als sonst. Sie erschauerte. Das Licht der flackernden Flammen schien sein schwarzes Haar geradezu zu liebkosen, spiegelte sich in seinen roten Augen und verstärkte ihr Glühen zu einem infernalischen Toben. Dieser Blick war, während er sprach, unverwandt auf Onigumo gerichtet.

Täuschte sich Madoka, oder war da… noch etwas anderes im Blick des jungen Mannes, während er Onigumo musterte? Etwas… Lauerndes? Forschendes?

Nein. Das war wohl nur ihre Einbildung.
 

In diesem Moment und mit ohrenbetäubendem Lärm stürzte nun die gesamte Hausfassade zur Straße hin ein. Die Erde bebte. Trümmer und Funken flogen in alle Richtungen davon. Kämpfer beider Seiten wurden unbarmherzig unter Schutt und Asche begraben. Schreie wurden laut. Und plötzlich konnte Madoka den Himmel sehen. Die Sterne. Es war tiefschwarze Nacht.

Das Feuer bekam durch den Sauerstoff nun zusätzlich Nahrung und begann sich noch schneller auszubreiten.

Doch unberührt standen Onigumo und Kyo noch immer voreinander.

„Verschwindet von hier. Na los! Ich werde das hier übernehmen.“ Kyo begann auf die übliche Art böse zu lächeln. „Ich habe nämlich gerade Lust dazu.“

Shinta erhob sich schwankend.

„Gib ihm sein Katana zurück. Du brauchst doch solche Waffen nicht, oder?“, richtete Kyo nun seine Worte an Onigumo. Wieder dieses… Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht, doch Madoka konnte es nicht benennen.

Onigumo schien nach wie vor unglaublich ruhig. Den Ausdruck seiner dunklen Augen vermochte niemand zu deuten.

Und… das Unglaubliche geschah!

Onigumo ließ das Katana fallen und beförderte es mit einem Tritt, der es über den Boden schlittern ließ, auf Himura zu.

Dieser schaute nun noch viel fassungsloser drein, als noch vor wenigen Sekunden. Onigumo… tat was dieser… Fremde von ihm wollte? Irgendetwas ging hier vor sich, von dem Shinta keine Ahnung hatte. Und er war nicht sicher, ob das nicht vielleicht auch besser so war.

„Komm, Madoka! Lass uns endlich gehen!“ Fuu zog an ihrem Arm.

Doch Madoka streifte ihn ab, ging zu Himura hinüber und legte sich wortlos seinen Arm über die Schultern, stützte ihn beim Gehen. Ihr Blick begegnete beinahe scheu dem seinen, als er sie dankbar durch sein dichtes Haar hinweg ansah. Rasch senkte er die Lider.

‚Es ist nicht Hanako!’, hämmerte es in seinen Gedanken. ‚Sie ist es nicht! Du tust dem Mädchen Unrecht. Vergleiche sie nicht! Erwarte nichts!’

Madoka blickte zu Kyo hinüber.

„Sei vorsichtig…“

Kyo schnaubte abfällig. „Seht zu, dass ihr Land gewinnt. Mit dem hier werde ich spielend fertig.“

Madoka wollte noch etwas sagen, doch er unterbrach sie, wandte das erste Mal überhaupt seit seinem Eingreifen in den Kampf den Kopf und seinen Blick von Onigumo ab, sah sie an, durchdringend, eindringlich.

„Und um deiner nächsten Frage zuvorzukommen, Süße. Ich hab seinen Kampfstil genau beobachtet, als er mit dem Rotschopf da am Gange war. Ich weiß worauf ich mich einlasse.“ Er drehte sich wieder herum, erwiderte Onigumos scheinbar teilnahmslosen Blick. „Auf Magie.“, endete er leise.

Diese Worte… rührten etwas ganz tief in Madoka an. Sie konnte es nicht beim Namen nennen, sie konnte es nicht greifen. Aber… Magie…

Magie und Dämonen. Wenn es Dämonen gab. Warum nicht auch Magie? Aber das hier… war schwarze, dunkle Magie. Onigumo war durch und durch böse. Sie spürte es mit jeder Faser ihres Seins. Er würde so etwas wie Magie nur dazu nutzen, um Leid zu verursachen.

„Geh!“, schnappte Kyo nun ungehalten in ihre Richtung. „Verschwindet! Alle!“

Und endlich drehte sich Madoka herum und verließ gemeinsam mit den anderen und den letzten überlebenden Kämpfern das, was noch von dem Haus übrig geblieben war.

Doch eine anhaltende, nagende Furcht schien sich in ihrer Brust eingenistet zu haben. Etwas war nicht so, wie es sein sollte. Etwas, das ihr Gefühl ihr sagte. Oder die berühmte weibliche Intuition.

Etwas, das mit Kyo zusammenhing. Und auch mit Onigumo.

Sie hörte Himura leise an ihrer Seite stöhnen. Vorsichtig half sie ihm einen Schritt vor den anderen zu setzen. Sein linker Arm schien gebrochen. Er blutete aus unzähligen Schrammen und einer größeren Platzwunde an der Schläfe. Und erneut war es, als würde sich ihr Herz zusammendrücken.

Dieser Mann neben ihr… Warum lebte er noch? Er hatte alles verloren. Und doch kämpfte er weiter. Für die Rache? Ja, so musste es wohl sein. Sie bewunderte seine Entschlossenheit. Denn wenn er Onigumo schon so lange kannte, wie sie vermutete, dann musste er wissen, dass ein Schwertkämpfer kaum etwas gegen die unsichtbare Macht Onigumos auszurichten vermochte.

Tollkühn?

Oder doch mutig?

Vielleicht musste man beides sein, um einen übermächtigen Feind angreifen zu können.

Vielleicht musste man beides sein, um zu überleben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2007-06-06T20:08:07+00:00 06.06.2007 22:08
hui, cooles Kapitel...verschlägt einem ja glatt die SprachexD
Ich hab mich total über Mugen und Jin gefreut^^x Die lockern die Story ein bisschen auf^^
Der Kampf von Shinta gegen Onigumo war klasse beschrieben, man konnte sich alles richtig bildlich vorstellen.
(Bei manchen FF-schreibern kapiert man immer garnicht, wie die Technik jetzt ausgeführt wurde, bei dir klappt das aber ganz gut^^b)

Achja..Shinta;____; der arme...da kann man richtig mitfühlen...(wobei ich allerdings zugeben muss, dass Shinta/Kenshin mir besser gefällt wenn er leidet...bin ich fies? Aber irgendwie..passt das zu ihmxD)

Kyo, Kyo...was hat er denn? Bin schon gespannt warum er das gemacht hat...*g*

Ich hab die letzten Kapitel in einem Rutsch gelesen, sry dass ich nicht für jedes ein kommi dagelassen hab^^°

Also, ich mach mich gleich auf zum nächsten Kappi;D
lg
Astat
Von:  Aurinia
2007-05-17T16:00:13+00:00 17.05.2007 18:00
+zu der Frage wie man jemanden anschreiben kann wenn man nicht auf das GB kommt. Klicke mit der linken Maustaste auf den Namen selbst und da erscheint dann die Liste was freigegeben ist zum anschrieben^^ Meistens ist das ENS immer zu erreichen.^^*

So nun endlich mal zu Kommi^^

Gott was ein trauiges Schicksam von Shinta. T.T das er dadurch doch sehr in Hass und verzweiflung steht ist wohl nicht übel zu nehmen. Und madoka.^^ Sie wird ja richtig mutig^^. Nya muss sie ja auch in so einer harten Welt.^^
Wieder mal ist alles so toll beschrieben und vile gefühl reingebracht. So wie du malst so schreibst du auch. du hast wohl ein wunderbares Bildliches Vorstellungsvermögen.^^ Gut wennich etwas lese sehe ich auch die Bilder vor mir. aber ab und an wenn cih von etwas gar keien Ahnung hab weiß ich nie wie ich was beschreiben soll oder mir fehlen die richtigen Worte. Deswegen werd eich wohl nie so gut wie du oder Rogi werden beim fanfic schreiben.^^
Nya mach du nur mal weiter so. Und gomen das ich so spät schreibe.^^ Bin bisher kaum dazu gekommen irgednwas zu tun, aber diese Woche hab ich tatsächlich Ziet udn muse gefunden. udn vor allem ne Badewanne in de rman wunder voll Fanfics lesen kann XD Und neben dem Lesen bin ich wieder an einem neuen Projekt dran^^
Gut Das Thema wird dich nicht so sher interessieren. Ich mach grade nen Doji zu FF7 AC. *Neben Kommi noch schlechwerbung mach * *schäm*
Gut dann nehm ich mal mein werbe schild und verzieh mich wieder XD
Von:  MorgainePendragon
2007-04-18T10:22:38+00:00 18.04.2007 12:22
@ Carcajou:
Falls du das hier lesen solltest: VIELEN, LIEBEN DANK für deinen Kommie, dein Interesse!!! Und ich würd dir wirklich gern per ENS Bescheid geben, wenns weitergeht. Aber WIE, wenn ich gar nicht auf deinen Steckie komme? Da ist gar kein Link neben deinem Namen. Kann ich dich hier auch anders finden? *ratlos schau*
Aber ich danke an dieser Stelle und sage nur: Lass dich BLOß nicht entmutigen selbst was zu schreiben!!! Jeder schreibt doch in seinem eigenen, individuellen Stil - und der ist nun mal unterschiedlich. Das heißt aber doch net, dass deiner schlecht sein muss! Lass dir das von keinem (auch net von dir^^) einreden! Spaß ist, was wir draus machen, gell? Imemr ran an die Tastatur und Stifte!^^
Grüßle,
Mado
Von: abgemeldet
2007-04-17T15:26:37+00:00 17.04.2007 17:26
Bitte, bitte, schreib schnell weiter...

Ich will mehr lesen!!!!!!!!!!!!!!!

Ich finde die Story einfach genial!

Lg Aki
Von:  Carcajou
2007-04-17T00:54:25+00:00 17.04.2007 02:54
Neid, Neid, Neid...
Bin gerade auf deine ff gestoßen und habe sie in einem Rutsch durchgelesen.
Meine Fr... Die Kampfszenen sind fantastisch geschrieben, die bedrohliche Atmosphäre kann man beinahe spüren.Bei den Beschreibungen von Kyo und Onigumo könnte man eine Gänsehaut kriegen! die Gedankenwelt der Charas ist ausführlich, aber nicht ausgewalzt beschrieben, man kann sich super in sie hinein versetzen.
Hatte nach eifrigen Durchfoersten von ff's eigentlich Lust bekommen, selbst etwas zu fabrizieren. Bin nach dieser Lektüre jedoch zutiefst... desillusioniert?
(Sieht den eigenen Kram an, drückt resigniert auf "Löschen")
Sei's drum...
Bin jedenfalls absolut gespannt auf die Fortsetzung und Inu's Auftritt.
Kriegt man Ne ENS, wenn es weiter geht?
Gruß, Carcajou
Von:  Karen_Kasumi
2007-04-12T12:30:12+00:00 12.04.2007 14:30
Jihaaaaaaaaa^^
Ob dus glaubst oder nicht, ich habs endlich geschafft!!! *jahahahahaha* Das Dumme bei deinen tollen Geschichten is ja, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen, wenn man einmal angefangen hat....Hör auf, so toll zu schreiben oder ich werd noch neidisch *lach* *umarmtz*

Aber sehr, sehr schön beschrieben das alles! Wenn ich es mir mal so erlauben darf, das zu sagen....ich finde, du wirst von Geschichte zu Geschichte besser! *applaudier*
Hach und da isser ja, mein toller Shinta (gib mir auch was ab *gg*) LECKER! Wie Nighty schon sagte, die Beschreibung war echt klasse......perfekt. Man kann sich immer genau vorstellen, wie er aussieht...was für die anderen übrigens genau so gilt *knuffelz*

Hach ja und der Kampf....*mjammmjamm* Das lässt einem so richtig das Wasser im Mund zusammen laufen....und ich kann mich noch immer nicht entscheiden, wen ich nun lieber magen soll....ach irgendwie sind die alle toll^^ Sogar Onigumo...aber es war fies, dass er mit Magie gekämpft hat! *böse guck* das war fiiiiiieeeeeees....*lechz*
OK, ich steh auf böse Jungs...*hüstel*
Bin grad sowieso ein bisschen durchgeknallt xD Ma sehn....ich schreib grad auch an einem Crossover^^ Mal was lustiges......Shinta /Kenshin kommt auch vor *juhu* Wird wohl ein Mega-Crossover.....*lachz*
Paralell zu meiner Macht des Feuers-Story...man braucht ja auch mal was zum Lachen^^

So, jetzt aber genug gelabert....freu mich schon auf die nächsten Kapis! *schnutscherl*

deene Karööööööööööön :)
Von: abgemeldet
2007-04-07T17:11:26+00:00 07.04.2007 19:11
Woow ich muß schon sagen, du schreibst echt echt echt gut!! Der Schwertkampf war wirklich toll beschrieben und auch die Gefühle der Personen kamen wirklich gut rüber!
Ich kenne Samurai Champloo nicht aber Jin und Mugen gefallen mir wirklich gut. Und Kyo hat ja jetzt auch seine guten Seiten.
Naja, ich bin gespannt wie es weitergeht...
MayumiNoHeiko
Von: abgemeldet
2007-03-14T14:53:14+00:00 14.03.2007 15:53
Hab mich grad ertappt, wie ich mit offen stehendem Mund gelesen habe. Man, das muss echt dämlich ausgesehen haben... ^^
Einfach nur irre. Das Warten hat sich gelohnt. Ich finde, eines der kurzweiligsten und besten Kapis hier bislang. Echt mal.
Und was du dem armen Shinta für ein grauenvolles Schicksal auferlegts...Du liebst es deine Herzchen zu quälen, du dreckiges Stück!! *lach*
Hach und man merkt, wie sehr du ihn liebst. Die Beschreibungen seiner Figur sind einfach einmalig. Ich musste aber auch so lachen, als er sich wegen Madoka so aufs Mett gepackt hat. Schön Slapstick-mäßig. Nett.

UND: (das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt, Nighty stolz is) Neulich nachts lief doch auf VOX Samurai Champloo, da wo ich NAchtschicht hatte. Jaaa, und da habe ich dann auch fast die ganze zeit vorm Fernseher gehockt und das geguckt. ^^ Nur irgendwie wollte sich mir die Serie nicht erschließen.... o.O Is ja auch wurscht, aber jedenfalls kann ich jetzt voll was mit den Charas anfangen!!!! Und das is noch viel geiler!!! ^^
Ich finds total gelungen, grade Mugen is so geil.

Natürlich is der Rahmen hier eher furchtbar und schrecklich. Aber diese kleinen Untertöne und bissigen Bemerkungen (die eigentlich eher zu mir passen würden, mehehehe) sind dermaßen cool, dass sie das Ganze irgendwie auflockern. Man is nich völlig gefangen in dieser Düsteren Stimmung und das is realistischer. Irgendwo gibts immer irgendwen mit dummen Sprüchen.... ö.ö *auf sich zeig*

Ooooh, und nicht zu vergessen der Kampf gegen Onigomo. Krass. Wie du Shintas entstehenden Zorn beschreibst. Und ich war sooooo böse, dass der Idiot (Onigomo) so feige is und mit Magie kämpft. Dummbeutel. Sackeimer.
Selbstverständlich habe ich auch auf Kyo gelauert. obwohl ich die ganze Zeit überlegt habe, warum er denn helfen sollte... o.O Aber dann sein erscheinen... UUuuuhhhh, Gänsehaut. Toll beschrieben. Jaja, auch den magste gern, das merkt man auch. ^^
Nur doof, dass es da aufhört... *schmoll* Was wird das wohl für ein Kampf zwischen den beiden???

Ich musste im übrigen auch etwas grinsen, als Madoka mal wieder von irgendwem wildfremden durch die gegend gezertt wurde. ^^ Das scheint ihr ja irgendwie ständig zu passieren, kleines Anhängsel. *kicher*

Beigeistert bin ich von diesem Kapi. Schreibstil nach wie vor sehr schön, flüssig und rund.
Warte geduldig auf die Fortsetzung. ^^
Von: abgemeldet
2007-03-10T14:23:20+00:00 10.03.2007 15:23
XDD Hab dein Kapi sofort gelesen, nach deiner ENS. Danke dafür! :)
Wuaaah!! Also ich bin sprachlos.
Das war ein krasses Kapitel! Endlich ein richiger Schwertkampf! Ich liiiebe sowas *grins*. Hast du toll beschrieben. Man konnte sich echt alles ganau vorstellen.

Ich hab mich auch mega gefreut, dass endlich Jin und Mugen da sind!!! Grad erst kennen gelernt, und schon mag ich sie ^__^

Außerdem frag ich mich, ob Madoka vielleicht so eine Art Wiedergeburt von Shintos Frau ist, so wie Kakome von Kikyo.
Oder nich?
Bin ja mal gespannt, wie sich das zwischen ihr und Shinto weiterentwickelt. (Von der Kurzbeschreibung her weiß ich's zwar schon ein bisschen, aber trotzdem ;) )

Das Ende war mir allerdings nicht so klar.
Wer kämpft denn jetzt gegen Onigumo weier? Kyo oder Shinta?

Bis zum nächsten Kapitel... *drück+
Erugwen
Von: abgemeldet
2007-03-10T12:35:22+00:00 10.03.2007 13:35
Ersteeee!! xDD

Tjaja... Wow... ^.^
Man, da hast du Shinta ja 'n schlimmes Schicksal auferlegt. Der Arme tut einem ja wirklich richtig Leid. Und Kyo's schlechte Seite scheint ja auch gute Seiten zu haben, ne wa?

Haaaaaii!! Jiiin!! Endlich! xDD das Trio is komplett! *lach*
Na ja. Ich warte auf's nächste Kapi. Bin gespannt, was da noch im Kampf zwischen Onigumo und Kyo passiert... Werden sehn. ^.^
Mataneeee! yuki


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