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Shikon No Tama

von

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The demon within me...

Ohaio! *verbeug* Seid gegrüßt, ihr Lieben! Weiter geht's! Übrigens, ich bin sehr dankbar dass es den Duden gibt^^. "DAS" oder "DER" Juwel? Geht BEIDES - laut Duden!^^ Na, dann hab ich ja nix falsch gemacht, eh?

So, nun wünsch ich euch viel Vergnügen. Jetzt kommt mein zweiter persönlicher Favo ins Spiel. Shinta... *träum* Und ihr werdet etwas von Kyo(shiros) Vergangenheit erfahren! Also: Dran bleiben! Ich freu mich über jeden noch so kleinen Kommie!^^
 

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Edo

Sengoku-Ära

Onigumos Anwesen
 


 

Madoka stand einfach nur da und starrte wie paralysiert hinüber zu dem Mann,

der ihren besten Freund kaltblütig ermordet hatte.

Immer wieder nur dieser eine, furchtbare Gedanke.

Immer wieder diese Worte und Bilder in ihrem Kopf,

wie ein unbarmherziges Mantra, das zu wiederholen sie gezwungen war.

Er saß im Fenster, hatte den hölzernen Laden zur Seite geschoben, jedoch war

sein Gesicht von ihr abgewandt und lag im Schatten. Er schien nach draußen

zu blicken.

Madoka spürte jeden einzelnen ihrer harten, beinahe schmerzhaften

Herzschläge bis hinein in die Fingerspitzen. Sie zitterte.

Nicht vor Angst.

Nein.

Vor mühsam zurückgehaltenem Zorn.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie den verhassten Mörder von Tausenden an, war unfähig klar zu denken und wusste dennoch instinktiv, dass ein

Angriff (ob nun verbal oder gar handgreiflich) unweigerlich mit ihrer eigenen

Niederlage enden musste. So etwas geschah nun einmal, wenn ein Kaninchen

den Wolf angriff.

Dennoch...

Sie KONNTE dieser Intuition nun nicht die Beachtung schenken, die sie ihr

eigentlich zu zollen hatte. Sie KONNTE nicht denken.

Denn sie brannte. Ihr ganzer Körper stand in Flammen. Und selbst ihre Tränen

schienen wie brennende Säure, als sie letztendlich, ohne dass es ihr selbst

bewusst war, in ihr emporstiegen, ihren Blick verschleierten und schließlich

heiße Spuren auf ihren Wangen hinterließen.

Ohne ein Wort, ohne auch nur WIRKLICH darüber nachzudenken, was sie zu tun

im Begriff war, lief sie los. Mit zwei, drei Sätzen durchquerte sie das

vergleichsweise kleine Zimmer und sprang ihn an - eben jenes im Grunde

verstörte und verängstigte Kaninchen, ein Opfer im Angesicht des Feindes,

das noch einmal ALLES auf eine Karte setzte.

Sie schrie und begann wie wild mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen.

Wild flog ihr langes Haar, als sich ihr Knoten löste und die teuren Kämme herausfielen, und sie versuchte mit ihren langen Nägeln sein Gesicht zu treffen.
 

Dämonenauge Kyo nahm jeden einzelnen dieser Hiebe klaglos hin.

Er sagte nichts, wich auch nicht aus. Er versuchte lediglich seine Augen vor

ihren Nägeln zu schützen, indem er den Kopf zur Seite wegdrehte.

"Warum?! WARUM, verdammt noch mal!", schluchzte Madoka, unablässig weiter

auf ihn einschlagend. Jedoch hatten ihre Schläge bereits zu dem Zeitpunkt

ihre größte Wucht verloren, als sie merkte, dass er sich (merkwürdigerweise)nicht wehrte.

"Du hast ihn UMGEBRACHT! Du hast ihn... einfach so... Warum nur?! Wieso..."

Nun strömten die Tränen nur so über ihr Gesicht.

"Du bist das verabscheuungswürdigste Wesen, dem ich je begegnet bin.“, zischte sie, wollte wütend klingen, klang aber in Wahrheit jedoch nur verzweifelt.

„Ich HASSE dich! NIEMALS werde ich das vergessen! Niemals! Und ich wünschte ich... ich hätte die Kraft dich zu töten und Takeru zu rächen!“

Sie hielt in ihrem Toben kurz inne und schwer atmend seinem brennenden Blick aus dunklen Augen stand.

„Ich weiß, dass ich zu schwach bin um es zu tun. Doch was ICH nicht schaffe, das schafft vielleicht ein anderer. Söldner gibt es ja auch hier sicher genug. Ich werde dafür sorgen, dass...“

Er schlug sie.

Hart, kurz und quer über den Mund.

Ihr Kopf flog zurück, sie taumelte und landete schließlich vollkommen

überrascht auf ihrem Hintern.

Sie hatte sogar vergessen zu weinen, als sie nun zu ihm aufsah, sein Gesicht

nur als dunkle Silhouette vor dem nur geringfügig helleren Hintergrund der

Nacht draußen zu erkennen. Doch sie glaubte das dunkle, böse Rot in seinen

Augen ausmachen zu können, Augen, die sie musterten, wie die eines

Wissenschaftlers ein Insekt unter dem Mikroskop betrachten würden. Oder wie besagtes Raubtier sein Opfer...

Interessiert und aufmerksam.

Wachsam.

Madoka hob die Hand an die Lippen. Warmes Blut benetzte ihr Kinn, das aus

ihrer aufgeplatzten Unterlippe floss.

Kyos Blick folgte auch dieser Bewegung sehr genau.

"Bist du jetzt bereit mir zuzuhören, Kleine?", fragte er mit seltsam rauer

Stimme.

Sein brennender Blick glitt ihren Körper hinab und blieb an dem aufklaffenden Kimono

hängen, der, durch den Sturz verrutscht, mehr von ihrer Brust zeigte als

verhüllte.

Wütend raffte Madoka den Stoff zusammen und funkelte ihn an.

"Warum sollte ich einem Mörder zuhören?"

"Zum Beispiel weil du keine Wahl hast, Süße.", antwortete er ruhig. Wider Willen ließ ihr seine tiefe, dunkle Stimme einen Schauer über den Rücken jagen. Sie zitterte unwillkürlich.

"Was glaubst du wird passieren, wenn du da rausläufst?" Er deutete mit dem Kopf

zur Tür. "Sie werden dich dem nächstbesten Kunden vorführen der hier

vorbeikommt. Und dann wird jemand daneben sitzen und zuschauen, um bezeugen

zu können, dass du deinen Pflichten als Hure auch wirklich nachkommst. Im

besten Fall."

Er hielt inne und wartete anscheinend auf eine Reaktion von ihrer Seite. Als

diese ausblieb fuhr er fort. "Im schlimmsten Fall prügeln sie dich tot. Denn

ein Maul durchfüttern zu müssen, das kein Geld einbringt, ist einfach zu

kostspielig."

Madokas Hände krallten sich in den Stoff ihres Kimonos.

"Das ist mir egal.“ Ihre Wut war so schnell verraucht, wie sie begonnen hatte. Sie fühlte plötzlich, dass es die Wahrheit war; was sie gesagt hatte stimmte: Es war ihr gleichgültig, was mit ihr geschah.
 

Takeru...
 

Sie erhob sich und machte Anstalten, tatsächlich das Zimmer zu verlassen. „Ich habe nichts mehr zu verlieren. Sollen sie mich doch umbringen. Lieber sterbe ich, als... "

"Nicht so schnell, Süße.", unterbrach sie Kyo, trat endlich vom Fenster

zurück in den Lichtkreis der Laterne, die am Boden stehend ihr mildes Licht

verströmte, und griff nach ihrem Arm. "Du solltest dankbar sein, dass ich dir den alten Bock vom Hals geschafft habe."

Endlich sah sie sein Gesicht deutlich vor sich.

Und...

war verwirrt...

Es gab keinen Zweifel, dass es Dämonenauge Kyo war, derselbe Mann der Takeru Higurashi niedergestochen hatte.

Aber er wirkte... anders. Seine Augen loderten in dem gewohnten, düsteren Rot

und verströmten pure Bosheit und abgrundtiefen Hass auf alles, das lebte.

Doch da war noch etwas anderes an ihm. Sie konnte es nicht in Worte fassen.

Doch seine gesamte Haltung wirkte weniger bedrohlich, als noch an dem Tag,

wo sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

Sie stutzte.

Kyo sah auf sie hinab, aber sie bildete sich ein, plötzlich so etwas wie

Sorge in diesen furchtbaren Augen aufblitzen zu sehen, als sein Blick auf das Blut an ihren Lippen fiel. Einen winzigen Sekundenbruchteil lang.

Dann wurde er wieder der selbstgefällige, arrogante und rüpelhafte Mann, den

sie als „Dämonenauge“ kennengelernt hatte.

Madoka blinzelte. Hatte sie sich das nur eingebildet?

Nun ja...

Es war auch gleich wer oder was er nun war.

Er war der Mörder von Takeru.

Er war ein Mörder von TAUSENDEN.

Wie konnte sie auch nur im Entferntesten erwarten, dass dieses... Wesen da

vor IHR Halt machen, geschweigedenn SORGE empfinden würde.

Sie schaute hinab auf seine Hand, die ihren Unterarm umfasst hielt und fühlte endgültig, wie all ihr gerechter Zorn nun in eine Woge der Hilflosigkeit und des Schmerzes umschlug.

Sie würde Takerus Tod wohl nie wirklich überwinden können.

"Warum...", flüsterte sie nur noch. "Sag mir nur warum."

Nun blickte sie auf und begegnete plötzlich unerschrocken seinem Blick. Ihre Tränen waren indes noch nicht versiegt.

"Ich hasse dich."

Absolute Kälte und Tonlosigkeit sprachen aus ihrer Stimme. "Mag sein, dass

dir das nichts bedeutet. Dass es dir vollkommen gleich ist ob ein weiterer

Mensch auf Erden dich verabscheut oder nicht. Doch du solltest wissen, dass

ich dich mit allem was ich bin und sein wollte, verfluche und verabscheue.“

Sie hielt inne und versuchte in seinem Blick zu lesen. Es gelang ihr nicht. Seine Augen waren unergründlich. Doch zumindest verspottete er sie nicht.

„Ich bin nicht so ganz machtlos, wie du vielleicht glaubst. Ich habe viel von Meister Higurashi gelernt. Ich verfluche dich und ich werde dich verfolgen, in

deinen Träumen, in deinen Gedanken und bei jedem Schritt, den du fortan tust.“ Kyo begann nun sehr dünn und sehr böse zu lächeln.

Soviel dazu, dass er ihrer nicht spottete...

“Auch ein Dämon wird einmal schlafen müssen.“, fuhr sie ungerührt fort. „Und dann bin ich dort. Die Miko, die ich werden sollte. Verlass

dich darauf, dass ich dann bei dir sein werde um dich zu töten und Takeru zu

rächen. Ich – oder jemand der es für mich tun wird."

Kyo lachte. Leise. Abgrundtief böse. Etwas in ihr erstarrte zu Eis, als sie dieses Lachen vernahm.

"DU? Du willst den Mörder von Tausenden töten?“, er hatte aufgehört zu lachen, klang nun lauernd.

„Mich, einen der furchtbarsten Krieger der Schlacht von Sekigahara? Du weißt ja nicht, was du redest, Mädchen. Wenn ich dich so ansehe, dann fürchte ich, dass du nicht einmal einer dreckigen Schabe etwas antun könntest!"

Madoka fauchte: "Wer weiß? Vielleicht braucht es ein Mädchen um das zu

vollbringen, was viele hundert Männer umsonst versucht haben."

Sie wurde bereits wieder wütend. Erstaunlich. Dieser Mann ließ sie die reinste

Achterbahnfahrt der Gefühle durchleben.

"Du bist verrückt...", setzte Kyo abfällig an. Doch Madoka unterbrach ihn:

"Oh ja, und vielleicht muss dieses Mädchen verrückt genug sein, genau dies

zu wagen."

Sie trat jetzt ganz nah auf ihn zu. Seine Hand ließ sie los und sein Arm fiel hinab.

"Ich habe keine Angst vor dir.", behauptete sie nun. Ihre Stimme blieb

sogar recht fest dabei, was sie selbst ein wenig wunderte, denn sie war

sich ihrer Worte längst nicht so sicher wie sie es gern gewesen wäre. Sie HATTE

Angst. Doch irgendetwas sagte ihr, dass sie diese vor ihm nie zeigen durfte

- dann hätte sie schon verloren. Sie fuhr fort und kam mit einem

falschen Lächeln auf den Lippen näher.

"Wieso hättest du herkommen, wieso hättest du mich retten sollen, wenn dir

nicht IRGENDETWAS an mir wichtig zu sein scheint? Warum solltest du mich

dann töten?“

"Wie kommst du darauf, dass ich dich umbringen will, kleine Miko?", fragte Kyo in gespielt überraschtem Tonfall. Er trat nun seinerseits einen Schritt auf sie zu, sodass ihre Gesichter nunmehr nur noch eine Handbreite voneinander entfernt

waren.

"Schätzchen, es gibt noch ganz andere Dinge, die ein Mann mit einer

Frau tun kann."

Madokas Atem stockte. Doch ihr Gesicht blieb ausdruckslos.

"Warum tust du es dann nicht?", zischte sie wütend – und scheinbar ohne Verstand. "Warum tust du dann nicht wofür du hergekommen bist? Wofür du gezahlt hast?"

Sie musste vorsichtig sein. Wenn sie zu dick auftrug würde er durchschauen, dass sie im Grunde vor Angst zitterte. Was tat sie hier überhaupt? Sie provozierte ihn. Und warum? Nun, vielleicht fand sie so den WAHREN Grund heraus, aus dem er sie bislang verschont hatte. Oder sie würde bald merken, dass er tatsächlich nur mit ihr gespielt hatte...

Sie musste es riskieren.

"Du widerst mich an. Eiskalter Killer? Dass ich nicht lache. Du bist nicht

einmal an Mann. Du bist ein Monster..."
 

Es ging schneller als sie überhaupt noch ein Wort sagen, geschweigedenn

DENKEN konnte. Kyos Arme schossen vor und sie wurde erneut zu Boden

gestoßen. Diesmal setzte er ihr jedoch nach.

Grob ergriff er sie am Arm und zerrte sie auf den Futon.

Dann war er über ihr.

Mit groben, heftigen Bewegungen riss er ihren Kimono auseinander.

"Du hast mich wütend gemacht, Süße. Ist es das was du wolltest? Ja? Wolltest

du so angefasst werden? Entschuldige, dann hatte ich dich tatsächlich falsch

eingeschätzt. Stille Wasser sind ja wirklich manchmal recht tief..."

Er fuhr fort damit ihr die Kleider vom Leib zu reißen, während sich Madoka

nach Kräften wehrte - jedoch ohne Erfolg. Er hatte sich mit gespreizten

Beinen auf sie gesetzt und nagelte sie so an den Boden.

"Du bist also tatsächlich nichts anderes als eine billige Hure. Wenn das so ist hättest du das auch gleich sagen sollen. Ich hätte dich schon viel früher haben können, kleine Schlampe!"

Madoka gab keinen Laut von sich, wehrte sich jedoch weiterhin verbissen,

versuchte nach seinem Gesicht zu schlagen. Sie hätte damit rechnen müssen,

dass dies geschah. Sie war einfach zu dumm. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Hatte sie wirklich geglaubt, wenn er wütend wurde würde er schon REDEN? Nein, die Art von Mensch war er einfach nicht.

"Wieso...", keuchte sie heftig. "Wieso schonst du mich?"

Plötzlich und ganz unvermittelt, aber heftiger als vorher, begann sie zu

weinen.

"WARUM TÖTEST DU MICH NICHT EINFACH? Warum? Mein Leben ist sowieso zu

Ende!", schluchzte sie und erkannte, dass dies genau das war, was sie wollte:

Nicht mehr leben.

Wozu auch?

Und die Lehren des Erleuchteten, die ihr momentan so fern waren wie noch

nie, hatten ihr zumindest eines genommen: Die Angst vor dem Tod.

Aber nicht die Angst vor dem Sterben...

Sie erschauerte.

"Töte mich! So wie du Takeru getötet hast. Warum schonst du mich? Warum tust

du das? Ich... Ich HASSE dich!"

Und sie hasste SICH!

Sich selbst. Für ihre Schwäche. Ihre Tränen. Und für das Verlangen, dass mit einem Mal unverkennbar aufgrund seiner Nähe von ihr Besitz ergriff.

Sie schloss angewidert vor sich selbst die Augen. Sie konnte ihn deutlich spüren. Seine Hüften, die pulsierende Härte, die sich gegen ihren Unterleib drängte. Seine Hände, heiß und fordernd auf ihrer kühlen Haut.
 

Doch Kyo hatte inne gehalten.

Aus weit aufgerissenen Augen schaute er das halbnackte Mädchen an, das

zitternd und mit aufgelöstem Haar unter ihm lag.

Er brauchte nur zugreifen!

Er war so nah dran.

Er brauchte sie sich nur noch zu nehmen. Er spürte das beinahe schmerzhafte

Pochen in seinen Lenden als sein Blick über ihre vollen Brüste glitt.

Aber dann glitt eben dieser Blick hinauf zu ihrem Gesicht - und zu ihren

Tränen. Und wenn er je jemanden gesehen hatte, in dessen Augen

Todessehnsucht vorherrschte, dann jetzt im Blick dieses Mädchens.

Und...

etwas geschah.
 

Kyo spürte ihn kommen, doch dieses Mal war er einfach zu überrascht, vielleicht auch nur zu abgelenkt, um rechtzeitig zu reagieren und den Impuls zu unterdrücken. Als Kyoshiro kam, da geschah dies lautlos und für Außenstehende zunächst vollkommen unbemerkt, doch für Kyo war es einmal mehr die Hölle. Er WOLLTE nicht gehen! Er wollte dieses Mädchen nehmen, sie stöhnen und schreien hören. Doch Kyoshiro war in diesem einen, zeitlosen Augenblick einfach stärker. Sein MITLEID, war stärker. Kyo verschwand tobend und um sich schlagend in den hintersten Winkel seiner Seele, als Kyoshiro erschien.

Und mit seinem Kommen verlosch das glühende Rot seiner Augen und wich einem tiefen, dunklen Blau, das der Farbe von Kornblumen im Sonnenlicht glich, und das so komplett ANDERS war als das hasserfüllte Rot, dass Madoka nicht umhin konnte ihn unverwandt und vollkommen überrascht anzusehen. Sie hörte auf sich zu wehren.

Sekunden später traf Kyoshiro die Erkenntnis, was er hier gerade tat – was KYO gerade im Begriff war zu tun! - wie ein Schlag in die Magengrube.

Kyoshiro krümmte sich.

Nach wie vor fassungslos sah Madoka den Mann über sich an. Und in diesem Moment schien ihn die Kraft zu verlassen. Er sank nach vorn, sein Körper fiel gegen ihren und sein Kopf sank auf ihre nackte Brust.

Madoka hielt sie Luft an. Was ging hier nur vor sich? Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Wie erstarrt waren ihre Augen jetzt auf die Decke über sich gerichtet. Es war ihr peinlich, dass er so auf ihr lag. Und dennoch... Sie meinte zu fühlen, dass das wilde Verlangen in ihm erloschen war. Er würde ihr nichts mehr tun. Jetzt nicht mehr.
 

„Er ist nicht tot...“, flüsterte er plötzlich leise und sie konnte den Hauch seines Atems, der diese Worte begleitete, warm auf ihrer Brust spüren. Ein Schauer jagte ihren Körper hinab.

Was hatte er da gesagt?

Sie verstand sehr wohl die Worte, nicht aber ihren Sinn.

„Er... ist nicht tot, glaube mir, Madoka...“

Woher kannte er ihren Namen? Und warum klang seine Stimme auf einmal so ganz anders? Und WEN ZUM TEUFEL MEINTE.... Sie erschrak! Ganz weit riss sie die Augen auf und wagte es nun doch, den Kopf zu heben, um auf sein rabenschwarzes, seidiges Haar hinabzublicken.

„Was... sagst du da?“, murmelte sie heiser und völlig verstört. „Meinst du... Soll das heißen...“

„Dein Freund lebt noch, ja.“, sagte er nun und seine Stimme wurde fester. Sie klang nach wie vor tief und sehr angenehm. Allerdings fehlte ihr die wilde Rauheit der Stimme Kyos.

„Sieh mich an und sag das noch mal!“, verlangte sie schwach, schon wieder nahe daran zu weinen. „Sieh mich bitte an und wiederhole das!“

Am Rande, scheinbar in einer ganz anderen Realität, bekam sie nun mit, dass unten in der Eingangshalle des Hauses lautes Getöse und Lärm losbrachen. Gedämpft waren die Geräusche bis hier hinauf zu hören. Aber sie verschob den Gedanken daran auf später.

Und Kyoshiro Mibu hob den Kopf und erwiderte ihren Blick.
 

Madoka starrte ihn an und konnte ihren Blick nicht von ihm wenden. Sein Gesicht... Es hatte sich verändert! Nein... Nicht wirklich. Da waren noch immer die hohen Wangenknochen und die kühn geschwungenen Augenbrauen, die vollen Lippen und die gerade Nase. Aber... seine Augen...

„Mein... Gott...“, hauchte sie. „Kyo... shiro?“, flüsterte sie ungläubig. Erst jetzt schien sie WIRKLICH zu begreifen.

Sie wusste nicht einmal, warum sie dies tat, aber aus einem Impuls heraus hob sie die Hand und wollte sein durchaus hübsches Gesicht berühren, hielt jedoch Millimeter vor seiner Haut inne, als hätte sie Angst davor, dass er verschwand, wenn sie zu sehr zweifelte.

„Ja, ich bin es. Und es tut mir so... furchtbar Leid, Madoka-chan.“, er senkte den Kopf, gequält von der dämonischen Seele in seinem Inneren und der Erkenntnis, was diese getan hatte.

„Dein Freund lebt. Ich konnte das Schwert Kyos ablenken. Er wird die Verletzung überleben.“

Madoka durfte eigentlich keine Tränen mehr haben, aber unaufhörlich trat die salzige Flüssigkeit aus ihren Augen.

„Verzeih mir...“, flüsterte er.

Madoka konnte ihn vor lauter Tränen kaum noch sehen. Aber sie musste plötzlich lächeln.

„Takeru... lebt? Ich...“ Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss die warme Freude, die sie auszufüllen begann. Da gab es immer noch Higurashis Tod zu beklagen. Aber für diesen war nicht der Mann vor ihr verantwortlich gewesen. Auch nicht für die Verletzung Takerus...

„Ich wüsste nicht, warum ich dir vergeben sollte, Kyoshiro.“, sagte sie leise und konnte nicht aufhören unter Tränen zu lächeln. Sie berührte ihn nun doch und strich ihm beinahe sanft eine lange, schwarze Haarsträhne aus den Augen. „DU warst es nicht, der Takeru verletzt hat...“

„Nein.“, sagte er und griff nach ihrer Hand. Er ließ sie nicht los. Madoka spürte ein merkwürdiges... Ziehen in ihrer Brust und fühlte, wie unpassenderweise ihr Herz schneller zu schlagen begann. Diese Augen... Sie konnte sich nicht satt sehen an seinen Augen.

„Nein, es war Kyo.“ Kyoshiro stützte sich auf einen Ellenbogen und schaute ihr unverwandt ins Gesicht. „Ich war schwach, Madoka. Der alte Higurashi hat auch MICH viel gelehrt, weißt du?“

Er schien plötzlich auf irgendetwas zu lauschen. Auch Madoka hörte nun, dass der Lärm, den sie schon vorher vernommen hatte, plötzlich um einiges lauter, präsenter wirkte. Was zur Hölle ging denn unten im Haus vor? Doch eine andere Frage interessierte sie momentan noch mehr.

„Du kanntest den Meister?“, fragte sie. Sie hatte so etwas ähnliches jedoch erwartet. Schließlich hatte sie gehört, wie der Meister ihn angesprochen und über was sie geredet hatten. Aber er musste VOR ihrer Zeit als Miko dort gewesen sein.

„Ja. Ich bin bei ihm aufgewachsen.“ Madoka blinzelte. Erstaunlich. Dieser Mann wies tatsächlich so einige Ähnlichkeiten in seinem Lebenslauf mit ihr auf.

„Doch ich habe mich... verführen lassen. Es gab da... einen Mann. Einen Wanderprediger. Böse Gerüchte waren über ihn in Umlauf. Doch ich beachtete sie nicht und suchte seine Nähe. Ich schätze, das Böse hat schon immer eine unheilvolle Anziehungskraft auf mich ausgeübt.“ Er seufzte.

„Dieser... Mann, versprach mir, dass er einen wahren Krieger, einen unbesiegbaren Schwertkämpfer aus mir machen würde, wenn ich etwas für ihn tun würde. Ich war jung. Sehr jung. Und er schmeichelte mir. Ich ließ mich hinreißen. Ich tötete einige Männer für ihn, die ihm im Wege standen – bei welchen Geschäften auch immer. Ich habe mich nie näher damit befasst. Als ich von ihm dann meinen Lohn verlangte, da sagte er mir, ich solle mit ihm im Wald übernachten und am nächsten Morgen, wenn ich aufwachen würde, sei ich ein ganz neuer Mensch. Ein wahrer Krieger.“

Kyoshiros Stimme wurde bitter. „Oh, das stimmte durchaus. Die Seele Dämonenauge Kyos hatte in jener Nacht einen neuen Körper bekommen. Ich wurde stark – stärker als alle anderen. Doch ich bezahlte mit meiner Seele dafür. Verdorben, schwarz und lauernd, wie eine giftige Spinne, hockt seine Präsenz in meinem Geist und in meiner Seele und verlangt nach ihrem Recht auf falsche Ehre und blutigen Kampf. Ich... wurde schwächer. Der... Dämon drängt mich zurück. Ohne den Juwel der Vier Seelen wird er mich nie aus meinem Körper treiben können, aber ich werde irgendwann hilflos zusehen müssen, was er in meiner Gestalt für schreckliche Dinge tut. Das tue ich zwar auch jetzt. Aber DANN ist das ein endgültiger, dauerhafter Zustand fürchte ich...“
 

Madoka hatte ihm mit weit aufgerissenen Augen gelauscht. Ungläubig und so abgelenkt, dass sie vergessen hatte, dass er noch immer auf ihrem nackten Körper lag. Selbst sein Gewicht schien sie nicht zu spüren. „Und wenn das geschieht...“, hauchte sie jetzt.

„Wenn das geschieht gibt es nur noch Dämonenauge Kyo. Ich werde verschwunden sein.“

„Nein!“, entfuhr es der jungen Frau. Kyoshiro gestattete sich ein mildes, trauriges Lächeln. „Es gibt nur eine Möglichkeit, wie ich Kyo ein für alle Mal loswerden kann. Shikon No Tama, den Juwel der Vier Seelen. Mit seiner Hilfe kann es mir gelingen, den Dämon zu bannen und aus meinem Körper und meinem Geist zu vertreiben.“

„Genau dasselbe hat Kyo...“

„Ja.“, unterbrach sie Kyoshiro traurig. „Auch Kyo verlangt nach dem Juwel. Denn auch ER trachtet danach, mich vollkommen zu vernichten und ein vollwertiger Dämon zu werden. Die Folgen wären...“ er sprach nicht weiter. Aber das musste er auch gar nicht.

Madoka schauderte. „Dieser... „Wanderprediger“...“, sagte sie und betonte das Wort sehr merkwürdig. „Er muss ein sehr mächtiger Magier gewesen sein.“

„Ich weiß bis heute nicht wie er das gemacht hat. Oder zu welchem Zweck.“, meinte Kyoshiro nachdenklich. „Ich kannte nicht einmal seinen Namen. Ich...“ er verstummte.

Etwas fiel lautstark in einem Zimmer direkt unter ihnen um. Sie vernahmen wilde Schreie und laute, polternde Schritte. Doch für Madoka schien der Moment zeitlos. Alles um sie herum wirkte... unwirklich. So als würde es nur sie selbst, Kyoshiro und ihre Unterhaltung geben.

Madoka hob die Hand und zwang ihn, sie anzusehen. „Aber du warst doch noch ein Kind. Das hast du doch gesagt. Kinder sind leichtgläubig. Mach dir keine Vorwürfe.“

Doch sie erkannte in seinen Augen, dass er sich diese sehr wohl machte. Und egal was sie sagen würde: Er würde sich wahrscheinlich sein ganzes Leben lang für seine damalige Schwäche hassen.

„Ich schätze, das alles beantwortet nun auch deine Frage, warum Kyo dich am Leben ließ. Durch dich erhofft er sich, genau wie ich selbst, den Shikon No Tama zu finden. Nachdem wir durch die Zeit gereist sind bist du sein.... MEIN letzter Anhaltspunkt.“ Er sah auf und ihr erneut direkt in die Augen. „Du warst eine Zeit lang die Hüterin des Juwels.“

Madoka schüttelte stumm den Kopf. „Es ist wahr, dass das Juwel im Schrein der Higurashi-Familie verborgen wurde. In unserer Zeit zumindest... Aber ich selbst habe das Schmuckstück nie gesehen. Higurashi hat ihn vor allen Blicken verborgen. Es kann sogar sein...“ Madoka überlegte.

„Was?“, wollte Kyoshiro beunruhigt wissen.

„Nun ja, der Meister hat im Hinblick auf den Juwel auch uns Miko verschwiegen, dass er durch die Zeit gereist war. Das habe ich auch erst erfahren, als du aufgetaucht bist...“, sie hielt kurz inne und verbesserte sich dann hastig, als sie sein Gesicht sah, „Ich meine, als Kyo aufgetaucht ist. Es könnte also sein, dass der Juwel schon lange nicht mehr in der Tokugawa-Zeit war. Allerdings KÖNNTE es auch so gewesen sein, dass Higurashi-sensei gelogen hat. Um den Juwel zu schützen. Denn ebenso gut könnte der Stein den Schrein auch nie verlassen haben.“

„Das würde ja bedeuten...“

„..., dass wir umsonst durch die Zeit zurückgereist sind.“, vollendete sie leise. „Ich behaupte ja nicht, dass es so gewesen sein muss. Aber ich KENNE Higurashi. Eine solche Lüge würde er tatsächlich aussprechen, um uns alle in die Irre zu führen, jedoch vor allem, um Dämonenauge Kyo auf eine falsche Fährte zu locken. Damit der Juwel in Sicherheit bleiben kann.“

„Wenn DAS wahr sein sollte... Dann werde ich hier sterben. Denn ich werde es nicht zulassen, dass Kyo meinen Körper übernimmt. Dann sterben wir wohl BEIDE hier. In einer völlig fremden Zeit.“

Madoka schaute entsetzt zu ihm hinauf. „Ich... Kyoshiro.“

Sie wartete, bis er sie wieder anschaute. „Ich helfe dir. Wenn der Juwel hier ist, dann werden wir ihn finden. Ich werde dir helfen. Immerhin sollte ich eine Miko werden...“ Sie lächelte schief. „Und wie gesagt, so EINIGES habe ich doch von Higurashi gelernt. Wenn es diese mächtige Miko hier gibt, von der der sensei gesprochen hat, dann werden wir sie ausfindig machen und sie um den Juwel bitten.“
 

Kyoshiro war sprachlos. Ein ganz leichtes, hoffnungsvolles Lächeln stahl sich auf seine Züge. Seine Augen schienen aufzuleuchten. Er hob den Arm, legte die Hand auf ihre Brust und schob sich ganz nah an sie heran:

„Du bist unglaublich, kleine Miko. Du kennst mich nicht einmal und doch... willst du mir helfen.“, sagte er leise. Sekundenlang konnte sie den Hauch seines Atems über ihre Lippen streichen fühlen. Wenn er sie nun küssen wollte... Nun... Sie würde sich nicht wehren. Doch Kyoshiro gab sich einen sichtlichen Ruck und wollte sich ohne Umschweife erheben – als er plötzlich merkte, WO er seine Hand hingelegt hatte.

Es war erstaunlich, wie schnell der junge Mann rot anlief. Sein Gesicht glühte regelrecht und er zog die Hand so schnell von ihrer Brust zurück, als hätte er sich verbrannt.

„Entschuldige...“, murmelte er verlegen.

Madoka raffte ihren Kimono um die Schultern. Auch sie spürte das Blut in ihre Wangen schießen.

„Nicht schlimm...“, antwortete sie beinahe unhörbar und versuchte Ordnung in ihre lange Mähne (und in ihre Gedanken) zu bringen, registrierte beiläufig, dass der Lärm nun draußen auch auf ihrem Korridor näher kam.

Kyoshiro streckte plötzlich den Arm aus und pflückte eine kleine Feder aus ihrem Haar. Madokas Blick folgte wie paralysiert jeder seiner Bewegungen -
 

als plötzlich mit einem ohrenbetäubenden Krach die Schiebetür zum Flur aufgerissen wurde und zwei, drei Männer in den Raum stürmten. Sie alle trugen zum Dreieck geschlagene, dunkle Tücher über Nase und Mund, sodass man lediglich die Augen von ihrem Gesicht sehen konnte. Madokas erster Gedanke war, dass es Ninja sein mussten. Aber dazu war ihre restliche Kleidung einfach zu traditionell: Schlichte dunkle Hakama und dazu passende Suikan. Zwei der Männer beachteten den Mann und die junge Frau jedoch gar nicht und stürmten ohne anzuhalten zum Fenster. Sie schauten hinunter und brüllten etwas hinaus, dass Madoka nicht verstand.

„Herr, hier ist es vielleicht am einfachsten. Ich hole ein Seil, dann können wir die Frauen retten.“

Einer der Männer verließ auf dem Absatz das Zimmer, der andere sah, am Fenster stehend, zu dem dritten Mann zurück, der direkt nach dem Eintreten wie erstarrt stehen geblieben war. Er blickte sie an. Genauer gesagt, er starrte Madoka an.
 

Sekundenlang geschah gar nichts.

Es war, als würden alle Geräusche um sie herum ausgeblendet und sie konnte ihren eigenen Herzschlag überdeutlich spüren.

Sie erwiderte den Blick aus den weit aufgerissenen, vollkommen fassungslosen Augen ihres Gegenübers und fühlte einen seltsamen Schauer ihren Rücken hinunterjagen.

Dann war der Moment vorbei, der Blick des Mannes richtete sich auf Kyoshiro - und wenn dies überhaupt noch möglich war, so weiteten sich seine Augen in diesem Augenblick noch ein Stück mehr.

Madoka war... fasziniert. Eine bessere Beschreibung für das, was sie momentan empfand, ließ sich einfach nicht finden. Selbst als der Blick des Mannes sie losgelassen hatte konnte sie ihn noch immer beinahe körperlich spüren, als hätte dieser eine, zeitlose Moment sich in sie eingebrannt, etwas in ihr zum Klingen gebracht, von dessen Anwesenheit sie bislang überhaupt nicht gewusst hatte.

Sie war verwirrt. War sie so leicht zu beeinflussen? Anscheinend war dem so. Sie war allzu wohlbehütet aufgewachsen in dem Shinto-Schrein mit seinen besonnenen und freundlichen Mönchen. Schwertkämpfer hatten daher wohl eine beinahe magische Anziehungskraft auf sie... Sie schüttelte den Kopf, als würde sie den Gedanken so loswerden können. Dennoch... Sie MUSSTE ihn erneut ansehen. Etwas... ZWANG sie dazu.

Der Mann war nicht einmal besonders groß, aber wahrscheinlich immer noch so groß wie sie selbst. Im Vergleich zu Kyoshiros war sein Körper weniger muskulös, dafür athletischer, und verriet in seiner schlanken, geschmeidigen Form seine Wendigkeit und Zähigkeit.

Wenn Madoka je einem Samurai gegenüber gestanden hatte, dann jetzt. Und er war wohl der auffälligste von den Männern, die hereingekommen waren. Er mochte sein Gesicht verbergen können – doch die lange, dunkelrot schimmernde Haarpracht, die er in einem hohen Zopf gebändigt trug, weniger...

Die Augen des jungen Samurai, überdies von einer bemerkenswert dunkelblauen Farbe, waren auf Kyoshiro gerichtet – und plötzlich wurde sein Blick dunkel vor Zorn.

„DU!?“, zischte er wütend.

Langsam hob er sein Schwert, ein formvollendetes, im Kerzenlicht gleißendes Katana. Er richtete es direkt auf Kyoshiros Gesicht.

„Du!“ Diesmal klang es eindeutig nach einer Feststellung. „Du verdammter, dreckiger Bastard! Stiehlst mein Geld und verprasst es im nächstbesten Hurenhaus der Stadt – ja, ganz genau SO hab ich dich auch eingeschätzt! STEH AUF!“

Kyoshiro erinnerte sich. Madoka konnte förmlich SEHEN, wie sein Gesicht sich vor Schrecken verzerrte. Sein Gegenüber würde, nein KONNTE, ihm gar nicht glauben, dass es ein anderer Mann gewesen war, der sein Geld gestohlen hatte.

`Kyo...`, dachte Madoka. Dieser... Er hatte also das Geld gestohlen, mit dem er sie gekauft hatte. Nun, wieso überraschte sie das eigentlich noch?

Der Rothaarige kam näher. Sein Blick glitt kurz hinüber zu Madoka, taxierte sie abschätzend, registrierten ihre Tränen und die verlaufene Schminke. Und sein Blick schien regelrecht zu explodieren.

„Was hast du mit dem Mädchen gemacht, du verdammter...?“ Er wartete jedoch eine Antwort gar nicht erst ab. Unvermittelt trat er an Kyoshiro heran und schlug ihn. Kyoshiros Kopf flog nach hinten, er landete unsanft auf den Tatami. Madoka keuchte erschrocken.

„Nein! Hör auf! Er hat nicht...“

Der Rothaarige schien sie nicht zu hören. Er griff Kyoshiro ins Haar und zerrte ihn wieder hoch, zwang ihn, ihn anzusehen.

„Damit das klar ist! Ich werde mein Geld auf JEDEN Fall zurückbekommen!“

Mit einem erstaunlich kräftigen Tritt beförderte er Kyoshiro erneut zu Boden. Und dieses Mal war der Aufprall so hart, das Kyoshiro benommen liegen blieb.

Madoka wurde wütend.

Sie sprang auf und stellte sich schützend vor den am Boden liegenden jungen Mann.

„Hör auf ihn zu schlagen! Was soll das?! So bekommst du dein Geld auch nicht wieder zurück!“, rief sie.

Der Blick des Rothaarigen wirkte mit einem Mal erschrocken, dann irgendwie... verlegen. Ihr Blick folgte dem seinen auf ihren Körper. Sie stieß einen erstickten Schrei aus. Der Kimono hing in Fetzen. Sie war de facto beinahe vollkommen nackt. Nun, das nahm ihren Worten eindeutig die Schärfe. Hastig bedeckte sie Ihre Brüste notdürftig mit einem Arm und hielt die andere Hand über ihren Schritt. Sie wurde rot.

So ein Mist.

Der Rothaarige war aber zumindest insoweit ein Gentleman, als dass er hastig seinen Blick wieder abwandte und Kyoshiro ansah. Er wirkte erschrocken.

Erst jetzt schien ihm zu dämmern, was er da getan hatte.

„Oh mein... Ich... habe die Beherrschung verloren...“ Er bückte sich, wie um nach Kyoshiro zu sehen oder ihm aufzuhelfen, streckte eine Hand nach ihm aus. Doch plötzlich wurde sein Arm zur Seite geschlagen.

Kyoshiro (?) erhob sich, sehr langsam und ohne sich indes zu ihnen herumzudrehen. Er lachte. Leise. Und sehr böse.
 

Madoka KANNTE dieses Lachen...

„Kleiner Bastard. Glaubst du, so etwas haut mich um?“ Mit einem Ruck drehte er den Kopf. Rote Augen fixierten den jungen Samurai mit unverhohlenem Hass und blankem Zorn.

„Im Gegenteil! Du hast mich ziemlich nett unterhalten, muss ich sagen. Die kleine Schlampe da...“, er nickte kurz abfällig in Madokas Richtung, und sie zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen, „...war nicht wirklich befriedigend. Und da lieferst du mir ja direkt nen Vorwand für eine kleine, nette Prügelei. Was meinst du? Bist du dabei?“

Er grinste breit und falsch. "Oder...", er taxierte sein Gegenüber lauernd. Sein Blick würde anzüglich. "Vielleicht möchtest du lieber, dass ich mich um DICH kümmere, Kleiner? Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du mit der Mähne und dem Körper glatt als Weib durchgehen könntest?" Er machte eine obszöne Geste. "Du siehst jedenfalls wie jemand aus, der es mal richtig gebrauchen könnte."

Madoka starrte Kyo entgeistert an.

Und auch der Rothaarige beging den Fehler und schaute ihn geschlagene fünf Sekunden vollkommen fassungslos und verwirrt an. Der Kinnhaken traf ihn also vollkommen überraschend, aber so heftig, dass Madoka einen Knochen (oder Zähne) knacken hören konnte. Der Samurai wurde mit solcher Macht zu Boden geworfen, dass dieser merklich zitterte. Das Tuch, welches sein Gesicht bislang zur Hälfte verborgen hatte, löste sich und fiel herab, gab den Blick auf vor Schmerz fest zusammengepresste Lippen frei.

Und wieder war es an Madoka erschrocken zu keuchen und dem Hilflosen zur Seite zu eilen. Nur, dass sie sich DIESES Mal für den Samurai einsetzte...

„Kyo, hör auf! Bitte! Lass ihn! Lass uns verschwinden! Ich helfe dir, hörst du? Ich helfe dir den Juwel zu finden! Nur lass und gehen, ja? JETZT!“

Kyo tat das, was er am besten konnte: Er lachte. Böse und dunkel.

„Du gestattest wohl, dass ich dem kleinen Volltrottel hier noch einmal gehörig den Kopf wasche, bevor wir gehen.“

Er fegte sie mit einer beiläufigen Geste beiseite, packte den Rothaarigen am Kragen und hob ihn scheinbar mühelos an, bis sich ihre Gesichter beinahe berührten.

Der Samurai stöhnte unterdrückt.

„Was? Ich kann dich nicht hören.“, feixte Kyo.

„Keine... Zeit mehr...“, keuchte der Rothaarige unter enormer Anstrengung. „Wie bitte? Oh, ich glaube doch, dass genug Zeit bleibt, um sich zu amüsieren. Was hälst du davon, erst prügeln, dann f..cken wir die Kleine? Das GANZE HAUS ist voll von willigen, kleinen... Oder nein, warte. Ich besorge es DIR, was meinst...“

Der Schlag traf Kyo seitlich am Kopf. Er hatte die Faust des jungen Samurai nicht einmal KOMMEN sehen, so schnell hatte er sich bewegt. Das Heft des Schwertes, dass er nach wie vor in der Hand trug, traf ihn mit voller Wucht dicht über der Schläfe. Kyo ging schwer zu Boden, stützte sich keuchend mit einer Hand ab. Auch der junge Samurai ging erneut in die Knie, rang nach Atem.

„Du Idiot!“, zischte er wütend. „Dieses Haus brennt! Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen, wenn wir überleben wollen!“

Und Madoka, die dem Kampf mit schreckgeweiteten Augen gefolgt war, erkannte, dass er Recht hatte. Von draußen drangen nicht nur hysterische, aufgeregte Stimmen, das charakteristische Geklirr von aufeinanderprallenden Schwertklingen und polternde Schritte herein, sondern auch beißender Rauch und penetranter Brandgeruch. Noch sehr leicht zwar, aber dennoch deutlich.
 

Das Haus brannte.

Mehrere Männer kamen jetzt mir schreienden, weinenden Frauen im Schlepptau zur Tür herein und binnen Kurzem war der Raum hoffnungslos überfüllt. Einer der Männer eilte an die Seite seines Herren, half ihm auf die Füße.

„Beeilt euch!“, rief der Samurai und versuchte, den Lärm zu übertönen. „Bringt die Frauen in Sicherheit. Um Onigumo werde ich mich persönlich kümmern...“ Ein grimmiger Ausdruck erschien in seinem Blick, während die Männer die Frauen zum Fenster bugsierten und ihnen dort halfen, an einem Seil hinunter zur Straße zu gelangen.

„Mein Herr, der Haupteingang steht in Flammen. Wenn ihr hier raus wollt, dann geht das nur noch auf diesem Weg hier.“ Der Rothaarige erwiderte den Blick des jungen, ihm untergebenen Mannes entschlossen.

„Geh, Yotaro. Ich werde schon eine Ausweg finden. Aber ich MUSS Onigumo stellen. Sonst war alles umsonst.“

Er schaute sich hastig um. Sein Blick fiel auf Madoka. Er stürmte auf sie zu und ergriff sie am Arm, zog sie in Richtung Fenster. „Du musst auch fliehen. Schnell!“

Madoka musste ihm folgen, ob sie wollte oder nicht. Sie wurde einfach mitgezerrt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2007-02-24T16:53:34+00:00 24.02.2007 17:53
WOW!Mann! Das war ja mal wieder ein supa geiles Chapter!!! Richtig aufregend!
Und da ist auch endlich Shinta!!
Auf den war ich ja schon die ganze Zeit gespannt. X)
Ich kenn die ganzen Charas noch gar nicht.
Aus welchen Mangas od. Animes stammen die denn? *neugierig bin*

Jedenfalls hoff, ich, dass es bald mit deiner FF weiter geht - und dass die arme Madoka dann endlich mal wieder was vernünftiges zum anziehen bekommt ;)

LG, Eru
Von:  Shadowthief_Lupa
2007-01-24T16:31:46+00:00 24.01.2007 17:31
geil .... einfach nur geil .... was soll ich noch anders sagen ^^ weisste was mir nach der Starbesetztung noch am besten gefällt ... deine umschreibungen-wie sie sich fühlt,wie sieh aussieht, wie alles andere aussieht ^^
du bist und bleibst ne sehr gute Autorin
darauf drinken wir *prost ^^
Von:  Aurinia
2007-01-21T12:20:52+00:00 21.01.2007 13:20
So viele neue "Überraschungen" für Madoka. und ja stille Wasser sind tief. XD
Heute ist der tag der Offenbarungen oder wie?XD
Na, nach den klärendene Worten beiderseits hat sich dennoch nicht viel für mich geändert. Legendlich nur die Worte XD. Muss man jetzt nicht verstehen.
Das ganze erinnert auch diese Kapitel. gaaanz viele offenbarungen, die man erst mal verdauen muss.^^ Na wenigstesn hat Madoka wieder einen hauch mehr hoffnung...^^

Die Beschreibungen finde ich wieder mal ganz toll.^^
Von: abgemeldet
2007-01-16T20:03:24+00:00 16.01.2007 21:03
Wow! Ich hab deine Fanfic gelesen und du schreibst echt gut! Man fühlt sich echt als wäre man mit drin... Diese ganzen verschiedenen Animes und Mangas auf einmal sind auch nich schlecht.
Ich hab nur ein kleines Problem *g*: ich finde das du (bis jetzt) Kyo zu negativ darstellst, ich finds halt ein bisschen OOC. Ich meine im SDK Manga ist er natürlich brutal und alles, aber er hat trotzdem seine gute Seiten und das nicht nur weil er im Körper von Kyoshiro ist... Naja, das ist meine Meinung aber es ist ja deine FF! Und die ist sowieso richtig geil!
Kyo hat mir sowieso immer schon besser als Kyoshiro gefallen...
Von:  _abbelmousse_
2007-01-09T18:37:38+00:00 09.01.2007 19:37
ha, ich habs endlich geschafft!! boah, ich find das kappi voll geil, ich hoffe, es wird noch spannender als es schon is XD
naja, aber irgendiwe fehlt mir mugen... ich hoffe, der kommt bald vor^^sag mir bitte wieda bescheid wenns weitageht, ja?

lg Banjaki
Von:  Hrafna
2007-01-07T19:10:26+00:00 07.01.2007 20:10
Hi du! ^.^
Bin schon vor einiger Zeit über deine FF gestolpert, hab sie aber gestern erst angefangen zu lesen und bin heute fertig geworden. Meine Meinung dazu wollte ich dir nicht vorenthalten.

Zuerst mal das Formale:
Dein Schreibstil ist echt super, flüssig zu lesen und abwechslungsreich. Man fühlt sich richtig in die Geschichte reingezogen, als stände man daneben. An deinem Ausdruck und der Rechtschreibung gibt es auch nichts zu meckern. ^.^
Die Formatierung des Textes ist manchmal etwas seltsam, aber daran trägst du ja keine Schuld.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber der Titel des vierten Kapitels klingt in meinen Ohren nicht richtig. Müsste es nicht "The demon inside of me" heißen?
Auch das "Demoneye" würde ich im Text ändern, es passt nicht zur Stimmung, finde ich. Warum hast du es nicht im Original gelassen oder die deutsche Übersetzung verwendet?
Wenn's nach mir geht, hört sich da sim Kontext wesentlich passender an.

Ich finde die Idee, so viel Animes (und damit eben die Charaktere) zusammen zu bringen nicht ganz ungefährlich; bis jetzt hältst du alles gut zusammen, und es passt, aber man sollte da besser vorsichtig sein. Der Ansatz ist wirklich nicht schlecht!
Bis jetzt sind die Figuren auch alle gut getroffen. ^.^
[So am Rande: was hast du eigentlich (schon im Vorfeld) mit Yuya angestellt?]

Ich werde die FF weiterverfolgen! ^.^
Bless,
Hrafna
Von: abgemeldet
2007-01-06T18:02:05+00:00 06.01.2007 19:02
Okay... Jetzt hab ichs doch noch gelesen... Du kennst mich ja... *lächel*
................SHINTAAAAAAAAAA!!!!!!!!!! *totknuddl* Kleiner, kleiner Shinta! Jipiieeehhhh!!!!
Aber ich muss ehrlich sagen... Kyo gefällt mir irgendwie besser als Kyoshiro.
Sodele, muss jetzt! Nächstes Kapi wird sehnsüchtig erwartet! ^^


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