Die Reise nach Agartha und die Suche nach dem verlorenen Sinn im Medium Anime
Autor: Yeo
Grad auf Conventions werd ich oft gefragt, warum ich keine Anime mehr anschau, wo ich doch so fest in der Szene verwurzelt bin und somit auch zwangsläufig ´ne Symbiose mit der japansichen Kultur eingehe. Und "Die Reise nach Agartha" is eigentlich ´ne gute Antwort.
Ich mag nach wie vor voll gerne die ganzen Anime-Klassiker - vor allem das "World Masterpiece Theatre" oder eine meine absoluten Lieblingsserien: "Die Schatzinsel". Auch Sachen wie "Hallo Kurt" oder so ziemlich das aktuellste, was mir noch aus anderen Gründen gefallen hat: "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex".
Das waren aber alles noch Story-getriebene Sachen. Selbst die alten Digimon-Staffeln waren in der Hinsicht noch sehr gut.
Mittlerweile hab ich jedoch das Gefühl, die japanische Popkultur hat völlig den Verstand verloren. Und das mein ich nicht mal negativ, weil so eine Entwicklung auch sehr interessante Dynamiken hervorbringen kann. Nur beschleicht mich das Gefühl, es interessiert sich niemand mehr für logische Zusammenhänge.
Wird der Held in die Enge getrieben, aktiviert er einfach seine Kraft des Mutes und ihm wächst ein Schwert aus der Hand. Begegnet man einem mystischen Tor, wachsen da Tentakel raus und ziehen einen in eine Unterwassersphäre und einem wachsen Flügel und der Bösewicht kann durch lautes Schreien mit der Kraft des Lichts gesäubert werden, woraufhin er sich in Federn auflöst und Partikel reiner guter Energie über die Welt regnen und alle Menschen wiederbelebt werden.
Im Fall von dem Agartha-Film: "Oh, Herr Lehrer, du bist ja ein Mitglied einer nicht näher definierten Militärorganisation, hast gerade schweres Dauerfeuer auf mich gerichtet und einen blinden Wal abgeknallt, aber ich kann dch trotzdem leiden, weil wir gerade in eine bodenlose Wasserschlucht hinabgefallen und in einem Dorf im Mittelpunt der Erde aufgewacht sind. Und der gruselige Golem frisst mit seinem Tentakelmund meine Katze, die gestorben ist, weil ... ich mit einem Floß ... ähm ... und dann werd ich noch von so Schleim überzogen und Adolf Hitler hat mal den Mittelpunkt der Erde attackiert ... und ... äh ... Ende."
Nichts ergibt mehr Sinn, alles folgt den Regeln des Chaos. Das mag visuell beeindruckend sein, aber ich will das nich mehr. Gebt mir fassbare Charaktere mit nachvollziehbaren Motivationen und Handlungsstränge, die sinnvoll verfolgt werden, liebe Japaner.
Ich steh auf Mangas als Erzählform, aber die Japaner haben schon irgendwie ganz schön einen an der Klatsche.
Naja, aber ich denke jedes Land hat seine eigenen Film-Schablonen, die es immer wieder rauskramt und die Sachen die auf Super RTL laufen sind größtenteils solche Schablonenfilme.
Allgemein halte ich aber solche Filmlogik-Debatten für albern. Darum geht's doch gar nicht. Viel wichtiger ist die emotionale Dramaturgie einer Geschichte, und gerade dieser Film ist da ein ziemlich brilliantes und intensives Beispiel. Das sind eben alles Spielarten postmoderner Erzählformen. Jacqueline Berndt hat das ja mal mit kontinuierlichen Erzählungen aus eigentlich diskontinuierlichen Elementen beschrieben - also Zeitreisen, Alternativwelten, Metamorphosen und so weiter; all die Dinge von der moderne japanische Erzählformen geradezu besessen sind.
Eigentlich passt alles nicht zusammen und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - wirkt es oft unglaublich intensiv. Man denke an die ebenso konfusen wie immer wieder mitreißenden Final-Fantasy-Spiele. Da sind schon echte Inszinierungsgenies am Werk. Finde ich total faszinierend. Man muss nicht alles mögen, aber die Genialität dieser Werke wie auch dieses Filmes kann man trotzdem ruhig mal anerkennen.
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Ich find diesen trend extrem negativ. D:
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Diese Vermischungen verschiedenster Settings, Genre, literarischer Vorlagen usw. find ich prinzipiell auch großartig. Final Fantasy VII ist deswegen auch mein Alltime-Lieblings-Videospiel und ich steh auch voll auf Mixturen à la Secret of Blue Water.
Allerdings muss sich für mich eine Kohärenz der Einzelemente einspielen - so durcheinander die auch sind.
Und ich glaube, dass es selbst im abgedrehtesten Setting noch Regeln geben muss. Der Film hatte diese Regeln zu oft nicht.
Und auch wenn er das Thema Trauer bzw. die beklemmende Stimmung des Todes teilweise hervorragend einfangen konnte (ein paar Szenen waren wirklich echt gut), so riss er mich doch jedes Mal wieder raus durch logische Löcher. Und die kann ich einfach nicht verzeihen, weil sie sich eben auch weniger auf Zauberweltphysik beziehen, sondern zu oft auf nachvollziehbare Handlungen.
Wie in dem Beispiel mit dem Lehrer, der in ´nem Heli auf seine Schülerin schießt und im nächsten Moment wäscht sie seine Wäsche.
Wie hatten da auch auf Facebook ´ne umfangreiche und interessante Diskussion.