Der Kampf gegen mich selbst
Oder ein alternativer Titel wäre auch: "Ein Auszug aus den Morgenseiten: Ich vs. Selbstzweifel". So irgendwie.
Ich denke, damit kann man bereits erahnen, worum es in dem heutigen Weblogbeitrag gehen wird.
Es gibt viele Gründe, die dagegensprechen, das zu tun, was ich hier vorhabe. Für mich gibt es aber auch mindestens genauso viele Gründe, die dafürsprechen, es zu tun. Und letzten Endes denke ich, ist es mein eigenes Risiko. Und ich bin bereit, es einzugehen. Denn vielleicht ist das, was ich heute für mich privat erreicht habe, auch für andere hilfreich, denen es in gewissen Gelegenheiten ähnlich geht wie mir.
Das große Thema heute lautet: Selbstzweifel.
Und die dazugehörige Konfliktlösung, die in meinem Fall über die Morgenseiten erfolgt ist.
Was sind Morgenseiten?
Unter "Morgenseiten" bezeichnet man eine Art tägliches Ritual, das man für sich selbst betreibt. Hierbei werden morgendlich drei Seiten geschrieben. Worüber man schreibt, ist dabei ganz egal. Auch wie lange es dauert, solange man die Seiten füllt. Es ist eine Art Hilfsmittel zur Selbstmotivation sowie Selbstdisziplin, die den Ausübenden bestär- ken sollen.
Sinn und Zweck hinter den Morgenseiten ist es, dass man durch das Schreiben seinen Kopf freibekommt. Man kann es wie eine Art Tagebuchprojekt betrachten und über das schreiben, was einen bewegt, beschäftigt oder in irgend- einer Art und Weise Kummer bereitet. Man kann aber auch über irgendwelche sinnfreien und zusammenhanglose Dinge schreiben – und wenn man zehnmal erwähnt, dass man keine Lust auf etwas hat.
Ganz egal. Man betreibt eine Art Therapie oder Meditation; nimmt sich Zeit für sich selbst und unterstützt sich selbst dabei, freier und somit auch kreativer in den Tag hineinzustarten.
Die Morgenseiten sind ein bewährtes und gern genutztes Mittel, das u.a. Autoren zum kreativen Schreiben dient. Aber nicht nur Autoren, auch Künstler jeglicher Art bedienen sich ihnen. Sie sind ebenfalls für Leute geeignet, die gern mehr Kreativität in ihr Leben bringen oder sich von alltäglichem Ballast befreien wollen.
Die Morgenseiten beruhen auf der Autorin Julia Cameron. Sie selbst sagt dazu in ihrem Buch "Der Weg des Künstlers":
"Was sind die Morgenseiten? Einfach ausgedrückt sind sie drei Seiten ohne Abkürzungen vollgeschriebene Blätter, die streng dem Bewusstseinsstrom folgen: »O Gott, schon wieder ein Morgen. Ich habe NICHTS zu sagen. Ich muss die Vorhänge waschen. Habe ich gestern meine Wäsche gewaschen? Bla, bla, bla ...« Sie könnten also auch einfach Gehirnentleerung genannt werden, denn das ist eine ihrer Hauptfunktionen."
Die Vorgeschichte dazu?
(Liebe Erenya, es tut mir leid, sollte dies unter "Werbung" fallen und sollte ich damit gegen unsere Challenge-Regeln verstoßen.
Es ist nicht als solche gedacht, lässt sich zu diesem Thema aber auch leider nicht umgehen.)
Ich habe an einem neuen One Shot gearbeitet. Voller Elan und Vorfreude habe ich mich ans Schreiben gesetzt, hatte viele Ideen und wollte diese natürlich umsetzen. Ich hatte meinen Plot, mein Ziel und konnte das alles einfach nicht erwarten.
Allerdings, während ich so schrieb und schrieb, merkte ich irgendwann, dass ich komplett am Ziel vorbeiziehe ... Dass die Wörter immer mehr und mehr werden, ohne dass wirklich etwas daraus hervorgeht. Und ich hätte noch einige Zeit so fort- fahren können, wäre ich nicht selbst stutzig geworden.
Das versetzte mir einen gehörigen Dämpfer und stieß mich am Ende in die Selbstzweifel hinein. Mein Abend war daraufhin gelaufen und sämtliche Versuche, mich aus dieser verzwickten Situation wieder herauszuholen, erfüllten keinen Zweck oder erstickten noch im Keim.
So hatte ich mich erst noch mit anderen Dingen abgelenkt. Es munterte mich nicht auf.
Ich versuchte, etwas anderes zu schreiben. Es fanden sich keine zusammenhängenden Sätze.
Ich gab auf, stand in Tränen und am Rande eines Wutausbruchs. Mein Stift flog durchs Zimmer. So ging ich ins Bett.
Als ich heute Morgen aufstand, war es noch immer nicht wirklich besser. Kaum dass ich an mein heutiges Vorhaben und den gestrigen Fehlschlag dachte, verdüsterte sich alles in meinem Kopf und ich rang mit der Verzweiflung. Ich wusste aber, dass ich meinen Tag nicht davon dominieren lassen wollte. Ein Kampf stand mir bevor.
Ein Versuch, mir selbst zu helfen, lag in den Morgenseiten. Ich rang einige Zeit mit mir, wollte anfangs noch flüchten, bis ich mich doch dazu ermutigen konnte, den Stift in die Hand zu nehmen und mein Büchlein aufzuschlagen.
Und so begann mein Kampf gegen die Selbstzweifel.
Was sich daraus ergab, daran möchte ich euch heute ausnahmsweise einmal teilhaben lassen. Ich möchte jenen, die solche verzwickten Situationen von sich selbst in irgendeiner Form kennen, einen Einblick gewähren, wie ich in solch schwierigen Momenten mit mir selbst hapere und mit Problemen umgehe. Vielleicht, so hoffe ich, hilft es dem einen oder anderen weiter, indem er daraus etwas für sich selbst ziehen kann, das ihm künftig bei der Problembewältigung helfen wird.
Des Weiteren möchte ich damit zeigen, dass es schlichtweg nicht stimmt, wenn Leute mir immer wieder Dinge sagen wie: "Dir bereitet das Schreiben keinerlei Probleme. Du löst das immer alles mit solcher Leichtfertigkeit. Du kannst es eben!"
Liebe Leute: Ich weiß, diese Worte sind lieb gemeint. Ich denke, ihr meint sie als Kompliment. Aber bitte, nein, so ist es schlichtweg nicht. So einfach, wie einige von euch es sich denken, ist es nicht. Auch für mich nicht.
Nein, ich bin nicht der "perfekte" Autor, für den einige mich halten. (Ich bin selbst schockiert, dass einige das denken ...) Nein, ich meistere das Schreiben nicht "mit links". Da steckt tatsächlich Arbeit dahinter.
Und manchmal, in der Tat, auch ein Akt der Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin und Selbstermunterung.
Und manchmal stehe ich durchaus der Verzweiflung nahe. Und halte mich für einen Versager.
Auszug Morgenseiten
26.07.2014, Samstag, 9:00 Uhr
Heute fällt mir das Schreiben besonders schwer. Es kostet mich viel Überwindung, den Stift zu greifen und auf diesen weißen Seiten zu schreiben. Ich fürchte mich davor. Aber ich denke, die Selbstüberwindung ist der erste, wichtige Schritt an diesem heutigen Tag, um wieder in das Schreiben hineinzufinden.
Ich bin nicht willens, mich aufzugeben. Und das, was mir so viel bedeutet.
Ich bin nicht gewillt, kampflos aufzugeben. Noch nicht. Nicht so. Nicht deswegen.
Gestern hatte ich einen Rückschlag. Einen dieser Momente, die mir das Gefühl geben, als Autor versagt zu haben. Nicht mehr zu sein als ein Versager. Ein Träumer. Jemand, der dachte, er habe sein Handwerk gemeistert. Nun, wie ich feststellte, ist es nicht an dem.
Was ist passiert? – Ich habe die Kontrolle verloren. Über meine Geschichte. Ließ mich von den Ideen überrennen und stellte erst spät fest, dass ich mich mehr und mehr von meinem Ziel entferne.
Man sollte annehmen, dass es nicht schlimm ist, als Autor viele Ideen zu haben und diese umzusetzen zu wissen. Das sagte auch Alex.
Man sollte annehmen, dass es nicht schlimm ist, viel schreiben zu können. Ideen zu haben und diese fließen zu lassen. Das sagte Eri.
Man sollte es annehmen, doch ich habe das Gefühl … dass es genau das ist. Schlimm, falsch. Als Autor die Kontrolle zu verlieren … das ist schlimm, oder nicht? Unprofessionell.
Hat das noch etwas mit Kreativität zu tun? Oder ist es doch nur eine Ausrede? Ein Schönreden, ein Verharmlosen, ein Vorwand … eine Rechtfertigung, eine Entschuldigung.
Kontrolle, sollte nicht auch ein Autor dazu in der Lage sein, diese aufzubringen? Habe ich je die Kontrolle über meine Geschichten? Sollte ich diese denn nicht haben?
Ich habe nichts dagegen, es „fließen“ zu lassen. Überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. So sollte es doch sein, oder nicht?
Aber gestern … ist es aus dem Ruder gelaufen. Und als ich es bemerkte, war es schon halbwegs zu spät. Und was tue ich jetzt?
Ich zweifle an mir. Ich bin unsicher. Ich habe Angst.
Bin ich wirklich so ein guter Autor? Ließ ich mich blenden? Habe ich mich wohlmöglich falsch bemessen?
Was ist ein „guter Autor“? … Gibt es darauf überhaupt eine Antwort?
Was für eine Art Autor bin ich?
Ich habe keine Antwort darauf. Gibt es keine? Sehe ich sie nur nicht?
Vielleicht sollte ich aufhören, mir all diese Fragen zu stellen. Sind sie notwendig? Tragen sie Gewicht? Sind sie nicht überflüssig? Unnötiger Ballast? Der mich nur ausbremst. Mich im Kreis drehen lässt. Einen Teufelskreis, aus dem ich so nicht herauskomme.
Ich brauche nicht noch mehr Fragen. Noch mehr Zweifel. Ich brauche Antworten. Ein Ziel.
Was will ich? – Ohne Frage: Ich will schreiben.
Wie? – Frei. Ohne Zweifel. Ganz ich selbst. Ehrliche Geschichten.
Und was? – … Das ist die Frage.
Oppositeshippy? – Ich weiß nicht. Ich bin noch unsicher, was ich damit machen soll.
Amnesia? – Ich würde gern, liebend gern, weiß aber nicht, was.
Seventh Heaven? – Ähnlich. Mir fällt nur Größeres dazu ein. Wäre das nicht eher ungünstig? Zumindest im Moment. Es fühlt sich nicht aufrichtig an.
Dare? – Ungünstig.
Sonst? – Ich glaube, ich sollte an Opposite dranbleiben. Auch wenn es mir gerade viel abverlangt. Aber ich wollte es schreiben. Will es immer noch.
Sicher? – Aufgeben kommt für mich nicht infrage, nicht wahr? Früher oder später muss ich mich mir selbst stellen. Stehen bleiben ist keine Perspektive.
Ist das Problem damit gelöst? – Nein, nicht wirklich, aber … ich muss mich der Sache stellen. Ich kann und will das nicht auf mir beruhen lassen. Ich will nicht das Handtuch schmeißen. Ich gebe das Schreiben nicht auf. Nicht so, nicht jetzt. Nicht deswegen.
Das Schreiben bedeutet mir alles. Es ist mir egal, ob das irgendjemand verstehen kann. Es ist mir egal, was andere darüber denken, wenn ich das sage.
Das Schreiben fängt mich auf. Es erfüllt mich. Gibt mir das Gefühl, nicht unnütz zu sein. Vielleicht ist es nicht viel … Vielleicht gibt es sonst nichts, was ich „kann“ … Vielleicht trägt es für die Welt kein Gewicht. Vielleicht wird es nie (an)erkannt werden … Dennoch. Ich will schreiben. Ich will es nicht aufgeben. Nicht so.
Ich bin nicht bereit, zuzulassen, dass ich mich mir selbst in den Weg stelle. Wenn es wirklich notwendig ist, nehme ich auch den Kampf gegen mich selbst auf, um das Schreiben nicht an mir zu verlieren. Egal, wie oft ich deswegen gegen mich selbst antreten muss.
Ich weiß, was ich will, und schmeiße nicht vor mir das Handtuch. Nicht heute, nicht so. Fuck off!
Und, was mache ich nun? – Ich weiß noch nicht, ob ich mich heute sofort wieder an Opposite setzen werde. Der Gedanke bereitet mir noch Magenschmerzen … Aber vielleicht … werde ich es versuchen und den Kampf aufnehmen. Ich setze mich nicht damit unter Druck, bin mir aber dessen bewusst, dass ich mich der Sache früher oder später stellen muss, wenn ich vorankommen will. Und das will ich, ganz definitiv! Es ist eine Challenge, nicht? Jetzt ist es mehr denn je eine Herausforderung an mich selbst, mich ein weiteres Mal zu überwinden und mutig voranzugehen. Fanfiction hin oder her, was macht das? Wer will darüber urteilen, was es „wert“ ist? Auch Fanfiction sind eine Kunst des Schreibens. Sicher, ich kann daraus keinen Gewinn ziehen, aber sehr wohl Erfahrungen. Ich wachse an ihnen. Also sollen sich die Leute hüten, darüber zu urteilen, die keine Ahnung haben!
Was auch immer ich heute noch tun werde, ich werde nicht aufgeben! Egal was, ich werde versuchen, zu schreiben. Jetzt erst recht!
Es ist nicht schlimm, einen Dämpfer zu haben. Wichtig ist, dass man niemals aufgibt, sich aufrappelt und weitermacht. Wie sonst könnte ich noch in den Spiegel oder auf meine Geschichten schauen und mich stolz einen Autor nennen?
Fanfiction hin oder her. Geld damit verdienen hin oder her. Tatsache bleibt: Ich bin ein Autor. Es hat mich lange genug gebraucht, mir das zuzugestehen. Und wenn das für andere nicht zählt, weil ich noch nicht veröffentlicht habe … Für mich zählt es.
Letztlich bin ICH die einzige Person, auf die ich in dieser Hinsicht bauen kann. Wenn ich nicht an mich glaube … wie könnten es andere? Das ist es, was zählt.
Vielen lieben Dank an abgemeldet, die sich die Zeit genommen hat, dass ich ihr diesen Text aus meinen handgeschriebenen Morgenseiten diktieren durfte, sodass er digital für diesen Beitrag verwendet werden konnte. Danke.
Ich habe nichts an dem Text verkürzt oder verändert. Er ist komplett so, wie er auch handschriftlich in meinem Büchlein geschrieben steht.
Ich habe auch nichts dazu zu ergänzen. Oder etwas, wozu ich mich zusätzlich äußern möchte.
Ich ziele auf nichts Bestimmtes mit diesem Eintrag ab. Ich wollte es lediglich teilen.
In der Hoffnung, oder in dem Glauben, dass es anderen helfen und sie ebenfalls ermutigen kann.
Dass es euch daran erinnert, dass es nicht schlimm ist, Rückschläge zu haben. Oder schwache Momente.
Wichtig ist, dass ihr euch niemals aufgebt. Dass ihr euch nicht ausbremsen lasst und weitermacht.
Mit dem, was euch wichtig ist. Dem, was euch am Herzen liegt.
Shizana Ende.
Ich kenn die Situation ein bisschen (nicht ganz genau so, aber zumindest in etwa), weil es mir mit dem Zeichnen ähnlich ging. Letztendlich ist es schwer. Man hat selten einen Flow, in dem man meint, die Kunst (ob Zeichnung oder Schriftstellerei) fließe einem leicht aus dem Kopf durch die Finger aufs Papier. Oft ist es Kampf und Selbstzweifel. Und dazu kommt dann auch noch, dass man völliges Unverständnis von seiner Umwelt erntet. Es sei unsinnig, man quäle sich umsonst, es sei ja nur ein Spaß, für den man sich nicht so aufarbeiten sollte, ...
Man lässt sich das einreden und redet es sich auch selbst ein. Mit Selbstzweifel lähmt man sich selbst und legt sich selbst unnötige Ketten an.
Es ist schwere Arbeit, sich diese Fragen abzugewöhnen, dieses "Ist das okay? Darf ich das überhaupt? Bin ich denn gut? Erreich ich jemals was damit? Was werden die anderen davon halten? Hat es überhaupt einen Sinn, weiterzumachen?". Aber letztendlich muss man manchmal auch einfach auf sein Gefühl hören und "unvernünftig" sein, um das zu machen, was einem _wirklich_ wichtig ist. Und später stellt man dann fest, dass es viel unvernünftiger gewesen wäre, sich selbst zu verleugnen nur um vernünftig zu sein.
Manchmal sind Gefühle schlauer als man denkt. ;D
Schön gesagt, danke dir. :)
Fühl dich ebenfalls lieb gedrückt.
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Du scheinst dich allgemein viel zu sehr unter Druck zu setzen, was sicher auch daran liegt, dass einem in so einem Fall die Rückschläge eher im Kopf verhaftet bleiben als die positiven Erfahrungen. Damit meine ich: Du erinnerst dich automatisch eher an die Phasen, in denen du am Schreiben verzweifelst, als an die, in denen es richtig gut lief. Das sorgt aber wiederum dafür, dass du in einer schlechten Phase auch dazu neigst, gleich alles zu verwerfen und dich somit selbst für eine schlechte Autorin zu halten, weil du eben den guten Zeiten, in denen du vielleicht auch stolz auf dich warst, in dem Moment nicht genug Beachtung schenkst.
Ich denke, du hängst dich auch zu sehr an der Schwarz-Weiß-Beurteilung von "gut" und "schlecht" auf, die es aber beim Schreiben eigentlich objektiv gar nicht gibt. Selbst wenn es nicht so flüssig läuft beim Schreiben, heißt das nicht, dass das Geschriebene schlecht ist. Genauso heißt es ja auch nicht, dass wenn ich flüssig schreibe, automatisch etwas Gutes dabei herauskommt. Es fällt dir einfach nur nicht leicht und das ist in meinen Augen ein Unterschied. An manchen Tagen musst du härter für dasselbe Ergebnis arbeiten, an manchen Tagen geht es einfacher. Aber das ist wirklich bei allen Berufen/Sportarten/Beschäftigungen so. Du nimmst es deshalb so ernst, weil dir das Schreiben so wichtig ist und du, ehrgeizig wie du zu sein scheinst, immer die maximale Leistung herausholen möchtest. Vielleicht ist aber genau diese Sache das Problem, denn ich fürchte, du wirst auf Dauer den Spaß am Schreiben verlieren, wenn du dich zwingst, wenn es an manchen Tagen einfach nicht geht. Dabei geht es doch sogar den berühmtesten Autoren so, dass sie Tage erleben, an denen es mit dem Schreiben einfach nicht klappt (siehe Kafka). Du kritisierst dich viel zu sehr für die Tatsache, dass es nicht so gelaufen ist, wie du es dir gewünscht hast.
Es ist ja sehr gut und bewundernswert, dass du so dafür kämpfst, dass es doch besser läuft als es der Fall ist, aber du darfst Rückschlägen/schlechteren Tagen nicht dieses Gewicht geben. Es würde dir sicher besser gehen, wenn du akzeptieren könntest, dass es dir an einem bestimmten Tag nicht so leicht fällt, ohne dir Vorwürfe zu machen. Wenn ich einem Vergleich zum Freizeitsportler ziehen darf: Wenn dieser ein Spiel richtig mies macht, obwohl er sonst gut spielt, wirft er weder die Sportart hin noch zerbricht er sich anschließend den Kopf darüber, dass er verloren hat, obwohl er seiner Meinung nach eigentlich alles gegeben hatte. Sollte er Letzteres tun, wird er nämlich doch die Sportart irgendwann hinwerfen: Wenn er es nur als Leistung sieht, hört irgendwann der Spaß auf, und man gerät in den Teufelskreis, dass es dann noch schlechter läuft.
Auch dem Begriff "Autor" solltest du nicht so viel Gewicht schenken. Du fühlst dich als ein Autor? Du liebst das Schreiben? Du willst den Menschen deine Botschaft überbringen? Dann bist du auch ein Autor. Dazu brauchst du weder andere Menschen, die dir das Etikett "Autor" aufdrücken, noch allgemein irgendwelche anderen Qualitätsvoraussetzungen erfüllen. Du bist ein Autor an guten und an schlechten Tagen, das hört ja nicht einfach auch. Genauso wirst du kein "schlechter" Autor, wenn es mal nicht so gut läuft, denn diese Erfahrung teilen alle, sowohl Profis als auch Laien.
Mein Rat wäre also: Besinne dich auf da, was auch in deinem Text deutlich wird - auf deine Liebe zu Schreiben. Liebe, nicht Leistung. Das Autorendasein und die Qualität eines Textes ist nicht an Leistung gebunden, sondern an das Herzblut und die Arbeit, die man in ein Werk steckt. Und ich bin mir sicher, dass Letzteres bei dir wunderbar läuft, solange du akzeptieren kannst, dass das nicht jeden Tag klappt. Gerade dass es nicht jeden Tag klappt, macht ein Werk besonders oder? Also die Tatsache, dass es eben nicht mal locker von der Hand geschrieben wird.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich weiß wirklich zu schätzen, dass du dir so viel Zeit dafür genommen hast, mir ein paar ermutigende Worte dazulassen.
Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass du etwas zu viel in meinen Beitrag hineininterpretiert hast. Ich kann schlecht beurteilen, ob meine Morgenseiten wirklich so auf andere wirken, aber ... du liegst mit deiner Einschätzung zu meiner Person leider weit daneben.
Ich bin niemand, der schnell in Depressionen versinkt. Ich bin auch niemand, der schnell an der Schwelle wandelt, sich aufzugeben und alles, was an einem Tag einmal schief läuft, zu betrauern oder gar zu verteufeln. Noch weniger wiege ich negative Erfahrungen schwerer auf als die positiven. Ich habe bereits viele Erfahrungen verschiedenster Art in meinem Leben gemacht und durfte lernen, dass schlechte Tage ebenso dazugehören wie die guten und dass man aus beiden etwas für sich mitnehmen kann. So ist meine Einstellung.
Ich werte deine Einschätzung mir gegenüber nicht als beleidigend, bin jedoch irritiert, wie es zu diesem Bild kommen konnte. Möglich aber, dass man schnell denkt, andere würden sich schnell auf dem Negativen festfahren. Man bekommt mehr als genug von solchen Fällen mit.
Es gibt sicherlich Tage, an denen ein Fehlschlag mehr für mich wiegt als an anderen. Es ist aber keinesfalls die Regel, sondern die Ausnahme. Ich belasse es dann auch nicht dabei, sondern versuche, etwas Positives daraus zu ziehen. Manchmal muss ich mich dafür erst zurechtrücken, aber das dürfte normal sein.
Ich möchte betonen, dass ich durchaus aus Leidenschaft schreibe. Leute, die mich kennen, werden das bezeugen können. Es geht mir weder in erster Linie um Leistung noch um Anerkennung. Ich schreibe seit all diesen Jahren, weil es mir etwas bedeutet, mir Spaß macht, etwas Persönliches gibt und ich ein eigenes Ziel damit verfolge. Alles andere sind zusätzliche Freuden und Erfolge, die mich zusätzlich antreiben. Keinesfalls aber mache ich es daran fest.
Ich bin sicherlich in einigen Belangen ein Perfektionist, gerade in Hinsicht auf das Schreiben. Das will ich nicht abstreiten. An einigen Tagen tu ich mich auch schwerer damit, anzuerkennen, dass etwas einmal nicht so gut lief. Sorge haben, dass das immer so bei mir ist, braucht man allerdings nicht. Wäre dem so, fänden sich bereits dutzende solcher Einträge hier oder in meinen Morgenseiten wieder. Und schreiben, das würde ich vermutlich auch nicht mehr. Auf jeden Fall nicht mit dieser Leidenschaft, dieser Beharrlichkeit und diesem Herzblut, wie ich es nach über zehn Jahren heute immer noch tue. :)
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was ich gelesen habe und hatte dementsprechend nur eine Grundlage. Allerdings hast du, glaube ich, einige meiner Anmerkung zu stark auf dein gesamtes Leben und nicht bloß, wie beabsichtigt, auf das Schreiben bezogen.
Ich wollte ja auch nicht darauf hinaus, dass du schnell in Depressionen (was sicher noch ein zu
großes Wort ist für diese Art Selbstzweifel) versinkst oder negativ eingestellt bist, ich meinte
es eigentlich auf eine etwas andere Art.
Ich denke, dass man einfach eher dazu neigt, alles negativ zu sehen, wenn man sich in einer negativen Phase befindet. Damit meinte ich nicht, dass du dich auch im Alltag bloß immer an das Negative erinnerst, im Gegenteil: Ich wollte damit sagen, dass man in einer miesen Phase dazu tendiert, die positiven Erinnerungen nicht wahrzunehmen. In normalen Zeiten ist das natürlich was anderes. Damit wollte ich dich nicht als pessimistischen Menschen darzustellen, der aufgibt, im Gegenteil, davon habe ich nichts gesagt. Hast ja deutlich genug gemacht, dass du den Kampf bereitwillig aufnimmst. Kurz gefasst wollte ich lediglich darauf hinaus, dass du zu hart mit dir ins Gericht gehst.
Und bezüglich "schlechter Phasen, guter Phasen" - das bezog sich lediglich, wie alles andere auch, auf das Schreiben und nicht auf deine Lebenserfahrung. Ich meinte nicht, dass du auch bezüglich allgemeiner Erinnerungen die negativen eher im Gedächtnis behältst.
Dass du mit Leidenschaft schreibst, habe ich auch nicht angegezweifelt. Liebe und Leidenschaft ist ja nicht dasselbe. Du scheinst sogar mit riesiger Leidenschaft zu schreiben. Ich wollte dir damit ja auch nicht unterstellen, dass du nicht aus Liebe schreibst, sondern lediglich aussagen, dass du, wenn du so darauf pochst, dass wenn eine solche Phase vorkommt, trotzdem alles gut laufen muss, du dich zu sehr unter Druck setzt, was eher nach Leistungsbestreben als nach Liebe für das Schreiben klingt. Wie gesagt, ich kann nur sagen, wie es klingt, nicht wie es ist, aber das kann sowieso niemand außer dir.
Auch behaupte ich nicht, dass das immer so bei dir ist. Meine Anmerkungen bezogen sich lediglich auf diese eine Situation, die du ja offensichtlich doch sehr intensiv wahrgenommen hast. Ich traue mir definitiv nicht zu, Aussagen über dich oder deinen Alltag zu machen, ich habe mich nur das kommentiert, was dort stand :)
Ist schon okay. Wie ich schon sagte, habe ich deine Worte nicht als beleidigend aufgefasst. Auch nicht wirklich als einen Angriff gegen meine Person, ich fühlte mich dennoch in einer Lage, in der ich meinen Standpunkt vielleicht noch einmal deutlich machen sollte. Einfach, um nicht auf Personen, die mich nicht kennen, einen falschen Eindruck zu erwecken. Das hätte ich als schade empfunden, da es nicht an dem ist.
Es stimmt natürlich, dass man in schlechten Momenten dazu neigt, alles schlecht zu reden. Ist bei mir ebenfalls der Fall, das streite ich nicht ab. Wichtig ist allerdings – so meine Meinung –, dass man weiß, wann es genug ist und wann man wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen sollte. Zumindest das versuche ich immer, wenn es auch manchmal etwas länger braucht. (In der Regel steht aber mein Freund immer in vorderster Front, um mir gehörig den Kopf zu waschen und die Augen zu öffnen, sollte ich mich wirklich mal zu sehr vergraben.)
Wie gesagt, ich habe deine Worte nicht negativ aufgenommen. Mir war nur unwohl bei dem Gedanken, dass du ein schlechteres Bild unbekannterweise von mir hast, als notwendig gewesen wäre. Man muss sich um mich wirklich nicht sorgen. Nicht in dieser Hinsicht zumindest. :)
Es tut mir leid, sollte mein Kommentar zu sehr wie eine Rechtfertigung o.ä. gewirkt haben.
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Zumindest nicht auf Basis dessen, was einer Person wichtig ist und was nicht.
Vielmehr bewundere ich es, dass du so sehr hinter dem Schreiben steckst und dass du die Motivation besitzt, immter weiter zu machen. Das hat nicht jeder.
Klar, es gehört dazu, dass man einmal alles schlecht redet. Das hat wohl jeder. Ist sicher auch gut so, weil man alles dann auf einmal loswird.
Sollte eigentlich auch, wenn vielleicht unglücklich ausgedrückt, keine Kritik an deinem Denken/deinem Verhalten/deiner Person sein, sondern nur die ausschließlich gut gemeinte Bitte, nicht so hart mit dir zu sein, wenn es vorkommt :) nicht dass dich die Selbstzweifel dann zerfressen und wenn es doch einmal häufiger kommt, du irgendwann Schreiben automatisch mit negativen Gefühlen verbindest. Das wäre bei deiner Leidenschaft dafür sehr schade!
> [...] sondern nur die ausschließlich gut gemeinte Bitte, nicht so hart mit dir zu sein, wenn es vorkommt :)
Das werde ich mir sehr gern zu Herzen nehmen, schon allein für diesen Satz: "Das wäre bei deiner Leidenschaft dafür sehr schade!" Ich danke dir. :)
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sich besonders hart zu kritisieren (das meinte ich mit Ehrgeiz)
Manchmal kann das fruchtbar sein, aber nicht so, dass es dir auf Dauer mies geht!
Aber ich bin mir sicher, du kriegst den Spagat dazwischen sehr gut hin! Wenn du aber mal wieder eine Phase hast, bei der es nicht läuft, kannst du gerne wieder einen Weblog schreiben, hehe
Ich hatte gestern Besuch und war daher größtenteils offline.
Zum Text: Du bist wirklich ein sehr passionierter Künstler, also wörtlich genommen leiden-schaftlich.
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S.N.O.R.T. ~ Snape Needs Our Respect Too
Aye, dafür war es gewesen. Zum Glück hat sich ja schnell wer gefunden, sonst hätte ich locker die doppelte Zeit gebraucht, um das alles selbst abzutippen. ^^'
> Zum Text: Du bist wirklich ein sehr passionierter Künstler, also wörtlich genommen leiden-schaftlich.
Yay, Wortspiele! Wie wahr, wie wahr. Und dennoch liebe ich es, everlasting. ♥
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