Was sagt der Kalender: Halloween
Es gibt bestimmte Menschen, die gerne schadenfroh Clip- und Casting- Shows ansehen, Horrorfilme im unzensierten Original kaufen und nervende Menschen mit einem so sadistischen Lächeln ansehen, dass es andere beim bloßen Anblick schon erschaudert. Es muss solche Menschen geben, denn sonst gäbe es keine Feste wie Halloween.
Dieses Fest am Ende des Oktobers ist quasi die Mutter vom Zombie-Walk, des Horror-Marathons und der im Fernsehen ausgestrahlten Schönheits-Operationen. Irgendwas scheint in der Seele des Menschen zu liegen, wie ein kleiner Junge gerade die ekelhaften Dinge reizvoll zu finden. Vielleicht ist dies eine Art Katharsis, durch die wir das Ferkel im eigenen Körper feiern? In Horrorfilmen lieben wir es, wenn Idioten ermordet werden, da wir insgeheim finden, dass diese bekommen, was sie verdienen. Das ist nicht erst seit Erfindung des Filmes so, sondern war auch oft Moral von Bibelgeschichten und Fabeln: Wenn du ein Idiot bist, musst du sterben.
Deshalb wird jeder Mensch, der zu Halloween nicht mitfeiert, zwar nicht als Idiot bezeichnet, aber als solcher behandelt. Ein ähnliches Phänomen hat Fasching, bei dem statt Horror und Ekel Liebe und Spaß künstlich gepusht werden, was jeden Kritiker zum geächteten Außenseiter macht.
Wer mitfeiert, erntet aber auch nicht nur Wohlwollen. Beim in den USA traditionellen Rundgang von Haus zu Haus im Kostüm werden die Bewohner bedroht, Süßigkeiten rauszurücken, ansonsten dürfen sie sich auf Streiche gefasst machen. Im Vergleich zum Martinsfest wird hier nicht einmal gesungen, es gibt keinerlei Lohn fürs Aushändigen der Süßigkeiten. Andererseits gibt es auch keinerlei Einfluss, was man in den Häusern, die sich für die Verkleideten öffnen, für Fressalien bekommt. Insgesamt kein sehr dankbares Fest, wenn diejenigen, die es feiern, zur Schadenfreude aller Nichtfeiernden beitragen. Aber um Schadenfreude scheint es ja auch bei Halloween zu gehen.