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Germanga-Review: Remembering Gale 1 Remembering Gale, Germanga, Manga, Review

Autor:  Jitsch

Update (8.4.17): Bestellmöglichkeit ergänzt.

War Personal Succubus der dickste Klopper von der Messe, so steckend darin doch immerhin einige Jahre Arbeit. Der neue Band von Pushcart ist zwar nicht ganz so dick, dafür aber in nur einem Jahr entstanden, während die Autorinnen nebenbei Vollzeit arbeiten. Allein das verdient Respekt, aber hier lest ihr, ob das Werk auch ansonsten überzeugt:  

Remembering Gale

Autorinnen: Pushcart
(maRlicious und Mim)
Genre: Alltag, Schule
Leserichtung: Westlich
Preis: je 15€
Seitenzahl:

je 240

Bestellung: Im Freibeutershop. Öffnung des geplanten eigenen Onlineshops wird im Dojinshi sowie über die Facebookseite und Twitter kommuniziert. 
Status: Bisher 2 Bände, nicht abgeschlossen
Leseprobe: Hier auf Animexx

  

Story

Als Priester in einem Shinto-Schrein hat Rem einen Platz in der Welt gefunden - doch als er das Angebot erhält, Lehrer an einer internationalen Schule zu werden, nimmt er dieses gerne an. Schnell wird deutlich, dass er es dort mit mehr Problemen als faulen Schülern zu tun bekommt: An der Schule gibt es zwei kleine Gruppen, zwischen denen es immer wieder zu Handgreiflichkeiten kommt. Der Anführer der einen, Vincent, ist leider aufgrund der Rolle seines Vaters im Aufsichtsrat der Schule, kaum rauszuschmeißen. Aber Rem hält einen Rausschmiss sowieso nicht für die richtige Lösung - er möchte dein Schülern helfen, ihr Leben in die richtige Bahn zu bringen. Allerdings müssen diese das erst einmal selbst einsehen.

Review

Geschichten die in Japan spielen sind immer so eine Sache, vor allem bei mir, weil ich aufgrund meines Japanaufenthalts ziemlich schnell sehe, wenn jemand keine Ahnung hat. Aber die gute Nachricht: Pushcart kennen Japan und zeigen das nicht nur durch die Verwendung von japanischen Begriffen wie "Onigiri" oder realistische Hintergründe. Es gibt Geschichten von Japanern, die die Kultur und typische Straßenzüge schlechter einfangen. Gleichzeitig bietet das Konzept der internationalen Schule die Möglichkeit, die Story auch für Nichtjapaner nicht allzu entrückt erscheinen zu lassen. Unter den Schülern finden sich einige Ausländer oder Halbjapaner, so dass man gerne glaubt, dass es an der Schule nicht ganz so zugeht wie an einer typischen Japanischen. Zumal der Fokus ohnehin auf zwei Gruppen von Schülern liegt, die besonders unangepasst sind.

Die Zeichnungen malen ein detailliertes Bild, nicht nur von den Charakteren. Auch Hintergründe sind voll von Details, die die Welt von Remembering Gale greifbar machen. Den Zeichenstil macht die lockere und dynamische Strichführung aus, die den Figuren ihr charakteristisches Aussehen verleiht. Dazu gehören auch manchmal wirklich ulkig deformierte Gesichter, aber nur wenn es in die Stimmung passt. Eine gewisse Schwäche sind in meinen Augen die Actionszenen, wenn sich Charaktere prügeln. Die Dynamik wirkt in einzelnen Panels nicht ganz überzeugend, auch der Einsatz von Speedlines und Effektlinien wirkt stellenweise ein wenig ungelenk. Da es aber kein reiner Actionmanga ist, stört das das Lesevergnügen kaum.

Die Story ist eigentlich rein charaktergetrieben und das funktioniert richtig gut. Die Figuren sind nicht nur von verschiedener Nationalität, sie strotzen auch sonst nur so vor Individualität. Gesichter, Körperbau, Kleidungsstil, alles macht jeden von ihnen unverwechselbar. Und das, obwohl die konkurrierenden Gangs aus je 5 Personen bestehen und sie von weiteren Charakteren umgeben sind, die für den Fortgang der Handlung zwar kleinere Rollen spielen, aber nicht minder gut ausgearbeitet sind. Der Fokus liegt daher auch auf ihren Interaktionen. Gerade die Szenen, in denen die Charaktere einfach nur auf dem Schulhof oder nach Schulschluss miteinander abhängen werden sehr gut eingesetzt um sowohl die einzelnen Figuren als auch die Dynamik zwischen ihnen deutlich zu machen. Dazu gehört übrigens, das steht auch hinten auf dem Einband, dass es Boy's Love in geringen Dosen gibt - oder vielmehr, es geht um junge Leute die sich sexuell ausprobieren und da kommt eigentlich alles vor: Mann mit Mann, Frau mit Frau, Gruppensex und ja, auch heterosexuelle Annäherungen. Die wenigen expliziten Sexszenen sind allerdings nicht als Eye Candy vorhanden, sondern weil sie eben wie alles andere auch zum Leben der Charakteren gehören, in das wir Leser eintauchen.

Beziehungen, egal ob nun sexueller oder platonischer Art, machen die Geschichte aus. Die Gruppe um Lorn und die Gruppe um Vincent stehen sich feindlich gegenüber und beide sind extrem schnell dazu bereit, den anderen eine rein zu hauen. Aber im Umgang miteinander wird deutlich, wer "die Guten" sind, denn bei Lorn und den vier Jungs um sich herum überwiegt gegenseitiger Respekt, auch wenn Sticheleien und Konflikte nicht ausbleiben. Im Gegensatz dazu ist der Umgangston in Vincents Umfeld auch unter völlig alltäglichen Umständen rau und unfreundlich. Sie sind in der Geschichte "die Bösen", was durch ein Ereignis besonders deutlich wird, das den gesamten zweiten Band überschattet. Aber sie sind eben auch nur getrieben von ihren Umständen, und wie jeder von ihnen mit dem Geschehenen umgeht, ist sehr einfühlsam erzählt. Wohin sich die diversen Plotstränge noch entwickeln werden, bleibt abzuwarten.

Fazit


★★★★☆  (4 von 5 Sternen)

Eine absolut fesselnde Charakterstudie, die von ihren vielschichtigen Figuren lebt und ihnen nichts erspart. Man muss einfach mitfiebern. Ich wünsche Pushcart das Durchhaltevermögen, diese Story erfolgreich weiter durchzuziehen - denn wenn ich schon für einen Teil der Story gerne 5 Sterne vergeben möchte und dies nur nicht tue weil ich nicht weiß was noch kommt, dann heißt das, dass sie alles richtig gemacht haben.

Datum: 15.04.2017 15:00
Vielen Vielen Dank für deine ausführliche und durchaus positive Kritik unsers fettes Kinds! Wir haben uns sehr gefreut, dass er dir so gut gefallen hat und hoffen natürlich, dass sich das in Zukunft nicht ändern wird und wir das Niveau so halten und hoffentlich auch heben können.

Deine Kritik über die doch sehr stockig wirkenden Aktion-Szenen ist berechtigt. Ich (bob) tu mich da noch ziemlich schwer, hoffe aber, das in den nächsten Bänden halbwegs gut hinzukriegen :D <3

Dass wir Japan halbwegs realistisch eingefangen haben, freut uns natürlich sehr. Wir hatten am Anfang schon ein bisschen Angst, dass uns in vielen Dingen die Kenntnisse fehlen (was sicherlich immer irgendwo der Fall ist), haben aber viel Zeit in Recherche investiert und auch unseren letzten Aufenthalt in Japan so geplant, dass wir viele Sachen überprüfen und Referenzen machen konnten :)

Wir finden es übrigens interessant, dass du die beiden Gruppen in Schwarz und Weiß aufteilst (was nach bestimmten Begebenheiten natürlich irgendwie legitim ist). Im Moment sieht es für das eine Grüppchen tatsächlich ziemlich schwarz aus, aber wir sind sind gespannt, ob es sich in den nächsten Bänden wandeln wird oder du bei der Auffassung bleibst.

Nochmals vielen Dank für deine Review, wir werden weiterhin viel Durchhaltevermögen beweisen und sind schon fleißig an Band 3 dran und hoffen mit ein bisschen Optimierung vielleicht in Zukunft nicht nur einen Band pro Jahr zu schaffen (UTOPIE, aber man wird ja noch träumen können xD)

liebe Grüße & sorry für die doch so späte ausführlichere Antwort,
Bob (+Mim)


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