Jitsch: Jitschels Sammelsurium

Review

Sternensammler ist von der Story her ziemlich leichte, man könnte auch sagen, banale Kost. Mann trifft Mann, sie mögen sich irgendwie, küssen sich unterm Sternenhimmel, dann gibt es Streit und Eifersucht auf eine Exfreundin und am Ende sind sie dann doch irgendwie zusammen (zählt das als Spoiler?). So weit klingt das erst mal ziemlich unspannend - ist es aber nicht. Denn die Autorin Salamandra versteht es wie kaum eine andere, Charaktere zum Leben zu erwecken und so liebenswert und glaubwürdig zu gestalten, dass man sich trotzdem mit ihnen mit freut oder mitleidet. Letztlich liest man die Geschichte, nicht weil sie spannend ist oder besonders innovativ, sondern weil es einen wirklich interessiert, was aus den Hauptcharakteren wird.

Zu denen gehört neben dem Pärchen das auf allen Covers zu sehen ist auch noch Fynns Ex-Freundin Zoe, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielt und für ein wenig mehr weibliche Präsenz sorgt. Nichtsdestotrotz bleibt der Fokus auf Fynn und Niko als Paar beziehungsweise vor allem auf Ersterem, aus dessen Sicht die Geschichte geschrieben ist. So erfahren wir schon recht früh alles Mögliche über Fynns Alltag und können ihn gut begreifen, während Niko sich nicht wirklich in die Karten schauen lässt. In den ersten fünf Kapiteln, die den ersten Sammelband bilden, bleibt er eher abweisend und auch bei der abschließenden Aussprache möchte er nicht viel Persönliches preis geben. Auch das weckt die Neugierde auf die folgenden Kapitel, denn das bei Niko einiges im Argen liegt, wurde in den bisherigen Heften nur angedeutet.

À propos: Heft? Bei Sternensammler hat sich Tokyopop echt etwas einfallen lassen um, fies ausgedrückt, möglichst viel Geld zu machen. Anstatt gleich einen Sammelband zu verkaufen, veröffentlichen sie die Reihe zunächst in großformatigen Einzelheften, die jeweils ein Kapitel umfassen. Diese Hefte sind vergleichsweise teuer (eins davon kostet mehr als ein typischer Manga-Band), eben Sammlerobjekte: Mit schön verzierten Covern (die ersten fünf zieren glitzernde goldene Sterne, beim 6. Band sind es Silberne), jeweils einem großformatigen farbigen Druck (man traut sich allerdings nicht, diese herauszutrennen um sie als Poster an die Wand zu hängen) und einer auf Aquarellkarton gedruckten Postkarte sowie ein paar Stickern. Das Konzept hat sich offenbar bewährt, denn die "zweite Runde" hat bereits begonnen.

Wer nicht so viel Geld zum Ausgeben hat, kann getrost auf den Sammelband warten, die Story dürfte dieselbe sein. Aber auch die Einzelhefte sind ihr Geld wert - denn auch die Zeichnungen sind ein sehr guter Grund, sich Sternensammler zuzulegen. In den Heften ist einfach mehr Platz für die traumhaft schönen Aquarelle von Traumholz und auch die Zeichnungen dürften hier ein bisschen besser zur Geltung kommen als im Taschenbuchformat. Sind die Charaktere schon gut geschrieben, so werden sie doch erst durch die Zeichnungen zum Leben erweckt - durch Gesichtsausdrücke, Gesten und gezielt eingesetzte Bildsprache, die Traumholz einfach gut beherrscht.

Lobend erwähnen möchte ich auch das Setting, das anders als manch andere (auch deutsche) Manga sehr vertraut daherkommt. Die Hauptcharaktere sind Schüler an einer deutschen Schule, rauchen, können Auto fahren oder gehen auf Partys bei Freunden, von denen sie dann ein Elternteil abholen muss - zumindest bei mir weckt das Erinnerungen an die eigene Schulzeit, ein Identifikationsfaktor, den japanische Manga dann doch eher selten haben (interessanterweise auch bei mir, obwohl ich ein Jahr an einer japanischen Schule verbracht habe). Auch deshalb kann ich dieses Vorzeigebeispiel eines guten Manga made in Germany sehr empfehlen.

Fazit

★★★★☆  (4 von 5 Sternen)

Eine an sich typische Romance-Story, die aber kaum sympathischer oder schöner umgesetzt sein konnte. Fynn und Niko muss man einfach gern haben. Die Story ist noch nicht abgschlossen und ich hoffe, wir können noch viel Zeit mit den beiden verbringen.