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Final Review: Keijo!!!!!!!! Keijo!!!!!!!!, Anime-Review, Crunchyroll, Final Review, Simulcast

Autor:  Jitsch

No. 2!

Keijo!!!!!!!!
競女!!!!!!!!

Anbieter: Crunchyroll

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Kosten:

keine (SD, Werbung)

4,99 € / Monat (HD, Werbefrei)

Lief seit: 6.10.2016
Episoden: 12

 

Story

Seit sie das erste Mal live ein Match gesehen hat, brennt Nozomi Kaminashi für den noch jungen Sport Keijo. Dabei geht es darum, die Gegnerin von einer im Wasser schwimmenden Plattform zu stoßen - doch dabei dürfen weder Hände noch Füße eingesetzt werden. Oder anders gesagt: die wichtigsten Waffen im Keijo sind der Hintern und die Brüste. Um den Sport von der Pike auf zu lernen, gehen Nozomi und ihre neu gefundene Freundin und Rivalin Miyata an die Setouchi-Schule. Dort müssen sie schnell lernen, dass die Anforderungen hoch sind und der Trainingsalltag hart. Aber sie weigern sich aufzugeben - vor allem, weil Nozomi ihr Ziel fest vor Augen hat: die beste, und damit auch reichste, Keijo-Athletin zu werden.

Jitsch findet...

Keijo!!!!!!!! (nur echt mit 8 Ausrufezeichen, die ich in Folge aber aus Platzgründen weglassen werde) war in der vergangenen Season so etwas wie das absolute Gegenteil des von mir jüngst reviewten Yuri!!! on ICE (mit nur 3 Ausrufezeichen, aber deshalb nicht die schlechtere Serie ;). Obwohl beide sich um Sport drehen könnten sie unterschiedlicher nicht sein - und bringen nebenbei Geschlechterklischees gehörig durcheinander. Obwohl Yuri on ICE sich um Männer dreht, geht es um Eleganz und die emotionale Komponente - Keijo dagegen bietet trotz seines zu 99% aus Frauen bestehenden Casts typische Shōnen-Tropes. Da wird trainiert bis zum Umfallen, mit teils übertriebener Belastung der Körper gestählt, Kampftechniken weiterentwickelt und die Gegnerin mit Einfallsreichtum, vor allem aber mit der besseren Technik, übertrumpft. 

Ja, Keijo ist mit seiner Prämisse auf ein männliches Publikum ausgelegt und ja, man bekommt darin am laufenden Band Hintern und Brüste von jungen Frauen zu sehen. Aber wenn die Serie eins nicht ist, dann sexistisch (außer man möchte sich beklagen, dass Männer kein Keijo betreiben dürfen). Anime haben meiner Erfahrung nach die Angewohnheit, letztlich doch immer darauf zurückzufallen, dass eine Frau vom Wesen her beschützenswert ist. Sei sie vordergründig noch so stark und abgebrüht, irgendwann kommt der Moment wo der männliche Hauptcharakter sie beschützen muss, ob nun physisch oder durch moralische Unterstützung. Nicht so in Keijo. Die Frauen schlagen und beißen sich durch. Wie typische (männliche) Shōnen-Helden überwinden sie Schwächephasen selbst, indem sie ihr Selbstbewusstsein durch hartes Training und neue Siege wieder aufbauen. 

Noch dazu bieten die Charaktere der Serie eine nie gekannte optische Vielfalt. Weibliche Anime-Charaktere unterliegen ja immer noch zum Großteil dem Diktat des Moé und die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind meist Haarfarbe- und Länge, Körpergröße sowie die Größe der Brüste. Letztere spielt in Keijo auch eine Rolle, aber eher eine taktische: Miyata hat wegen ihrer geringen Körbchengröße keine Komplexe sondern ärgert sich einfach, dass sie ihre Brüste nicht wie andere Athletinnen benutzen kann, um zum Beispiel Angriffe abzufedern. Und ansonsten gibt es einfach alles: Dicke Frauen, muskulöse Frauen, Frauen mit raspelkurzen Haaren, Frauen mit ausgeprägten Rundungen und welche, die athletisch und drahtig sind.

Nichtsdestotrotz hat Keijo, das sollte bei der Prämisse aber auch jedem schon von vornherein klar sein, einen gewissen Trash-Faktor. Angriffe sind Spezialattacken mit im Bild angezeigten Spezialnamen, die meist irgendein Wortspiel mit "Hintern" beinhalten und bei denen auch immer Hintern (oder Brüste) im Bild sind. Die Macher haben hier eine schier unbegrenzte Fantasie und man reibt sich des Öfteren die Augen: Den Gegner mit schwingenden Titten hypnotisieren? Ein Hintern, der quasi selbstständig auf die Jagd nach dem Gegner geht? Gibt es alles. Manches wirkt vielleicht doch sehr absurd, aber gilt das nicht auch für Spezialtechniken männlicher Charaktere in Shōnen-Serien? Und überraschenderweise wird wenig sexualisiert. Brüste und Hintern sind in der Darstellung eben die Waffen der Athletinnen - nicht mehr und nicht weniger.

Optisch ist die Serie eher Mittelmaß. Die Animationen bestechen selten durch ihre technische Ausführung. Die Qualität der Zeichnungen ist auch eher durchwachsen, immer wieder schleichen sich trotz eines eher simplen Zeichenstils schiefe Gesichter oder anatomische Ungenauigkeiten ein. Dem Spaß daran, motivierten weiblichen Charakteren dabei zuzusehen, wie sie immer stärker werden (wie oft gibt es das, nicht nur in der Animewelt, schon?) schmälert das aber nur geringfügig.

Die Umsetzung von Crunchyroll ist hier auf gewohntem Niveau. Man gibt sich durchaus Mühe, bei all den Wortwitzen mitzuhalten, was freilich nicht immer funktionieren kann, aber teilweise kommen schon kreative Ergebnisse heraus (ich sag nur: "Arschtack on Titan", natürlich eine Referenz auf eine beliebte andere Anime-Serie). Und es hat wohl auch seinen Grund, dass die Serie dort in diversen Bundesländern und ein paar Ländern Europas sogar der meist geschaute Simulcast der letzten Season war.  

Fazit

★★★☆☆  (3 von 5 Sternen)

Trotz einer fragwürdigen Prämisse überrascht Keijo!!!!!!!! mit einem Konzept, das, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen, ziemlichen Spaß macht. Nebenbei ist es eines der wenigen Beispiele jüngeren Datums, wo Frauen in Anime absolute Selbstständigkeit beweisen und zeigen, dass man vom "schwachen Geschlecht" wirklich nicht sprechen kann. Punktabzüge gibt's für die mittelmäßige Optik, ein paar über die Stränge schlagende Fremdschäm-Momente und weil die Serie gerne noch fortgesetzt werden darf.



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