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The Korea Experience ~한국 체험~ Pt. 15: International vs. Koreanisch Auslandssemester, KAIST, KAIST-Blog, Korea

Autor:  Jitsch

Es gibt mal wieder was Neues von mir :) Wer in meinem Dropbox-Ordner ist (gebt mir die Mailadresse unter der ihr bei Dropbox registriert seid und ihr seid dabei!) hat die Fotos wahrscheinlich schon gesehen, aber natürlich will ich auch ein bisschen was dazu erzählen.

Aber erstmal kurz nachgereicht: Der Vergleich der Wohnheimauslastung mit und ohne Chuseok.

   
Links: Mittwoch vor Chuseok, rechts: normaler Mittwoch (Klicken für große Version) 

Merke hierzu: Wo am normalen Mittwoch Fenster dunkel sind, sind die Bewohner noch im Lab oder sonstwo. Schlafen tut um diese Uhrzeit (das Bild entstand kurz nach 23 Uhr) kein Mensch.

Was ich noch erwähnen möchte: Seit Mittwoch bin ich im Besitz einer Alien Registration Card, einer Art Meldebescheinigung für Ausländer. Sowas hätte ich in Japan damals ja auch machen lassen sollen, aber da ich keine Ahnung hatte wo wie und so weiter und sich in meiner ersten Gastfamilie keiner je drum gekümmert hat, hatte ich dort ja bis zum Schluss keine XD Theoretisch darf man ohne so eine Karte kein Handy kaufen und bekommt keinen Vertrag (ja, theoretisch...) und jetzt kann ich bei der Bank auf dem Campus auch endlich beantragen, dass mein Studentenausweis als Kreditkarte freigeschaltet wird. Ich hoffe, dass ich dann endlich Sachen im Internet werde bestellen können, zum Beispiel (endlich) einen Monitor für meinen Laptop.

Donnerstag, 26.09.2013 - Mathe und Pojang Macha

Der Tag fing erstmal damit an, dass wir in Scheduling Theory and Applications die erste Hausaufgabe zurückbekamen. Ich dachte, ich guck nicht richtig: 10 von 20 Punkten? Und das einzige, was an Korrektur war, waren drei Fragezeichen neben drei Zeilen der Ergebnistabelle.

Dann habe ich mit meinen holländischen Mitstudenten die Ergebnisse verglichen und erst mal rausgefunden, dass ich an einer Stelle 14-9=3 geschrieben hatte. Als wäre das nicht schon schlimm genug, habe ich es bei zwei (!) Produktionsplänen geschafft, dass am Anfang eines Prozesses der Zeitpunkt "7" war. Ich hatte "13" als Endzeitpunkt für einen 5 Zeiteinheiten dauernden Prozess geschrieben. Also diesmal 7+5=13. Obwohl ich die Kästchen sogar hätte zählen können (1 Kästchen pro Zeiteinheit) - es waren nur 12. Blöderweise basierten alle weiteren Werte zu diesen zwei Produktionsplänen auf den so (falsch) bestimmten Endzeitpunkten, und "Folgefehler" ist für Koreaner (oder zumindest diesen Professor) ein Fremdwort.

Ich weiß, ich weiß, ich sollte niemals eine Brücke bauen. Oder ein Auto. Oder, ich weiß nicht, irgendwas anderes mit dem Menschen zu tun haben. Garantiert würde die Brücke zusammenbrechen oder der Tank explodieren, weil ich ohne wirklich nachzudenken in der Berechnung sowas wie 15+7=23 geschrieben habe.

Den Kurztest in Simulation gab es an dem Tag auch zurück. Da war ich erfolgreicher und hatte 31/40 Punkten. Ein paar Sachen fehlten mir, wo ich schon beim Ausfüllen extrem unsicher war, aber immerhin habe ich in der einen Aufgabe wo man ein bisschen rechnen musste auch Sachen wie 4+2 richtig ausgerechnet. Genau die Aufgabe war ich aber auch schon zweimal durchgegangen, weil sie als Beispiel in den Folien stand.

Damit kommen wir jetzt zum *hust* erfolgreicheren Teil des Abends. Die im letzten Eintrag angekündigte Outdoorparty (auf Koreanisch: Pojang Macha), organisiert vom KISA (die solltet ihr langsam kennen). Treffpunkt war in der Nähe der Nordmensa, wo immer ein Haufen Taxen steht. Die ersten Leute, die außer mir da waren, waren Felix (auch Deutscher) und Kimia (Schottin mit iranischen Wurzeln, die aber einen deutschen Freund hat).

Klischee des Abends #1: Deutsche sind überpünktlich.

Später stieß noch Hongxiang zu unserer Gruppe von Leuten, die eigentlich nicht so scharf drauf waren, in einer riesigen Gruppe Party zu machen. Als schließlich die Organisatoren da waren, musste erstmal jeder das Geld für die Veranstaltung rausrücken. Ich stand seltsamerweise nicht auf der Teilnehmerliste, obwohl ich eine Bestätigungsmail bekommen hatte. Bei Felix war es, was noch seltsamer war, umgekehrt (d.h. er hatte keine Bestätigungsmail bekommen, obwohl er auf der Liste stand). War aber beides kein Problem, Kimia war weder angemeldet noch stand sie auf der Liste, mit durfte sie trotzdem.

Entgegen meiner Erwartung sind wir dann aber nicht mit Taxis gefahren (bei 40 Personen wäre das auch schwierig geworden), sondern zu einem Bus gelaufen, der vor einem ganz anderen Gebäude stand. Marta, die Polin aus meinem Wohnheim mit der ich vorher noch über Facebook kommuniziert hatte, war immer noch nirgendwo zu sehen (Treffen war viertel vor acht und sie schrieb mir, sie würde noch ca.5 Minuten brauchen, war aber fünf nach acht als wir am Bus waren immer noch nicht zu sehen... ich glaube, sie ist mit dem Taxi nachgekommen).

   
Unser Bereich vorher und nachher (Klicken für große Version) 

Die Outdoor-Bar war gar nicht richtig outdoor, sondern in einem Zelt. Im Nebenzelt (unsere Runde hatte einen eigenen, von den restlichen Koreanern abgetrennten Bereich) wurde irgendwann gegen Ende allerdings noch das Dach zur Seite gefahren. Auf uns warteten schon Snacks (ich hatte kein Abendessen und habe dementsprechend gut zugelangt) und pro Tisch zwei Flaschen Soju, zwei Flaschen koreanisches Bier und Wasser. Man durfte aber nachbestellen und ich habe gleich mein recht frisches Wissen über die koreanischen Zahlen* angewendet, um was zu bestellen.

Dann bekam ich noch Gelegenheit, eine Bierflasche an der Tischkante zu öffnen (es gab einen Flaschenöffner, aber am Nebentisch und das haben wir erst hinterher gesehen) und zu erzählen, dass ich das beim Fußball gelernt habe.

Klischee des Abends #2: Deutsche spielen Fußball und können mit allem eine Bierflasche öffnen

   
Unser Tisch vorher und irgendwann gegen Ende (Klicken für große Version) 

Später kamen dann koreanische Trinkspiele zum Zug. Das einfachste ist das "Game of Death". Jeder zeigt einfach auf irgendwen und der Initiator sagt gleichzeitig eine Zahl x. Dann wird x-mal jeweils, entsprechend der Zeigerichtung, von einem zum Nächsten gesprungen und bei wem man dann endet, der muss einen trinken. Andere erfordern mehr Aufmerksamkeit von den Mitspielenden, z.B. muss man entsprechend einer bestimmten Reihenfolge verschieden oft klatschen o.Ä. Jedenfalls kann man so in kurzer Zeit sehr viel Soju zu trinken gezwungen sein. Marian, der auch da war, erzählte übrigens dass man in Korea eigentlich nichts mit ähnlich viel Alkoholgehalt kriegt, was wirklich besser ist als Soju... aber er wird vor allem getrunken weil er für seine rund 20 Umdrehungen extrem billig ist. So eine Flasche wie auf den Bildern oben kostet etwa 4000 Won (rund 2,75 Euro).

Klischee des Abends #3: Deutsche sind trinkfest (zumindest wurde mir immer gesagt "du bist doch Deutsch, du hältst das schon aus... aber ich habe in einem Monat in Korea garantiert schon mehr Alkohol getrunken als in Deutschland in den letzten zwei, drei Jahren zusammen).

   
Die Bar "Sponge" und das Straßenbild bei Nacht (Klicken für große Version) 

Dann haben wir noch festgestellt, dass wir Deutschen uns auch super untereinander auf Englisch unterhalten können (und sowieso nicht daran interessiert sind, mit Deutschen abzuhängen). Anders als die Franzosen, die gerne Grüppchen bilden und die Brasilianer, die meist unter sich bleiben (auf der Party waren jedenfalls eher weniger Brasilianer, obwohl es so viele von denen am KAIST gibt).

Irgendwann brachen wir dann von der Outdoor-Bar auf und landeten in der European Style Bar "Sponge". Da haben wir noch ein bisschen Zeit verbracht und unter anderem auch amüsiert die Koreaner beobachtet, die in Anzug und Krawatte wohl direkt von der Arbeit dort hingekommen waren. Insgesamt war es aber eher leer. Gegen 1 Uhr Nachts haben wir die Bar verlassen (die meisten blieben noch) und waren innerhalb kürzester Zeit mit dem Taxi zurück am KAIST. Da hat natürlich noch kein Mensch geschlafen. Ich bin aber dann doch gleich ins Bett gegangen, immerhin hatte ich am nächsten Tag um 10 Uhr mein Koreanisch-Tutoring.

Freitag, 27.09.2013 - Deungsan

Die Koreanischstunde war gut, immerhin haben wir 2 Stunden gemacht und sind am Ende weiter hinten im Lehrbuch gelandet, als ich gedacht hätte. Mittlerweile kriege ich die koreanischen Zahlen* bis 10 ganz gut zusammen.

   
Haejangguk, noch ein Kaffee bevor es losgeht (Klicken für große Version) 

Dann ging es los mit dem Hiking. Joohweh, die Doktorandin, konnte leider nicht mit weil sie noch einiges schaffen musste und von Meerah wusste ich schon länger, dass sie nicht kann. Also waren wir nur zu viert: Der Professor, Mr. Kim, Dr. Kang und ich. Zuerst ging es zu einem Restaurant, wo wir Haejangguk gegessen haben. Mir wurde aber von der Kellnerin eine Variante mit Mandu statt der mit Oxenblut ans Herz gelegt und ich hab nicht weiter protestiert.

Dann ging es zum Eingang des Gyeryongsan National Parks. Der ist quas an der Stadtgrenze zu Daejeon und man braucht direkt vielleicht 10 - 15 Minuten. Bevor es los ging, haben wir nochmal einen Kaffee getrunken und dann ging es ab auf den Berg.

   
Der Eingang zum Nationalpark, auf einer Aussichtsplattform (Klicken für große Version) 

Na ja, was soll man davon groß erzählen? Das Gebiet ist zum Wandern echt gut erschlossen, an vielen Orten hat man Treppen, die das Klettern erleichtern, gerade wenn es relativ steil wird. An anderen kraxelt man über halbwegs scharfkantiges Gestein und Geröll. Der Aufstieg bis zum ersten Gipfel gleich am Anfang war relativ anstrengend, danach sind wir eine recht große Runde gelaufen, die fast nur auf dem Bergkamm entlang ging. Zwischendurch gab es immer wieder Plätze mit Bänken zum Ausruhen.

Am Anfang war es noch relativ voll und uns kamen ständig Leute entgegen, aber nachde wir den Gipfel hinter uns hatten, wurde es doch eher leer. Die meisten anderen Leute dort waren übrigens im Rentenalter. An sich ist aber Wandern in Korea quasi ein Nationalsport und nicht unbedingt auf bestimmte Altersgruppen begrenzt. Die Rentner haben nur die meiste Zeit dazu ;) Ich habe übrigens gleich noch gelernt, dass "Wandern" bzw. eher "Bergsteigen" auf Koreanisch "Deungsan" heißt, was denselben Ursprung hat wie das japanische Äquivalent, "Touzan". Obwohl man auf Englisch ständig von "Hiking" spricht, heißt es wörtlich eben doch, dass man einen Berg besteigt.


Unsere Wanderroute (Klicken für große Version) 

 Der Karte nach sind wir insgesamt so 6 bis 7 Kilometer gewandert. Das Lustige ist, dass der Professor (wie gesagt, er geht nächstes Jahr in Rente) und ich fast immer vorneweg waren. Dass Dr. Kong nicht so sportlich ist, sieht man ihm an, aber auch Mr. Kim, der um die 25 und damit im besten Alter sein müsste hat recht oft verschnaufen müssen. Und dabei hatte ich noch das Gefühl, dass mir die Party von Vortag durchaus noch etwas in den Knochen steckte.

    
Der Keumsu-Dong (Gipfel) und der Blick über die Berge (Klicken für große Version) 

Prof. Choi hat beim Blick auf Daejeon von oben auch erwähnt, dass es, als er so um 1980 nach Daejeon kam, noch fast gar keine Apartmentblocks dort gab. Mein Eindruck beim Blick von oben war übrigens, dass Korea (noch?) nicht ganz so mit Wohnraum zugeknallt ist wie Japan... aber sie arbeiten dran.

Ich fand es jedenfalls toll, denn ich finde Berge grundsätzlich beeindruckend. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich ein absolutes Flachlandkind bin und so selten Berge sehe, aber ein unglaublich weiter Blick in die Ferne ist einfach was Tolles.

   
Dakdoritang, mit frischem Gemüse und bereit zum Essen (Klicken für große Version) 

Als wir wieder unten waren, gab es wieder eine Art von Suppe. Diesmal: mit scharfem Hühnchen. Das ganze nannte sich Dakdoritang (offiziell heißt das Gericht offenbar Dakbokkeumtang). In dem Restaurant waren wir die einzigen und die Familie, der das ganze gehörte saß im Gastraum in einer Ecke vorm Fernseher und war dabei, Nudeln zu schneiden oder sowas in der Art. Das Essen war seehr scharf und noch dazu war die Suppe ziemlich heiß, aber ich will nicht behaupten, dass es nicht geschmeckt hat ;) Dazu gab es dann noch Makgeolli, ein mild alkoholisches Getränk das mir sehr gefallen hat. Besser als Soju ist es allemal XD

Ja, und das war's dann auch schon für den diesmaligen Eintrag, weil ich heute den ganzen Tag im Lab war um Hausaufgaben zu machen und diesen Weblog zu schreiben. Morgen sieht wahrscheinlich ähnlich aus. Dafür gibt es Montag eine kleine Dinnerparty für die internationalen Studenten im ISysE-Department, von der ich nicht erfahren hätte, wenn mich Prof. Morrison nicht vorhin auf der Treppe drauf angesprochen hätte. Ich hatte die Einladung über das KAIST-Mail-System bekommen und da habe ich bisher noch nie reingeschaut ^^" Mittlerweile ist aber eine Umleitung auf meine detusche Mailadresse eingerichtet, so dass ich das nächste Mal alles etwas eher mitkriegen sollte.

Bis demnächst!

Jitsch*



 *ähnlich wie im Japanischen gibt es für jede Zahl zwei Wörter. Die koreanischen Zahlen sind nicht die, die man zuerst lernt und werden benutzt, um Dinge zu zählen. Wie im Japanischen gibt es hier auch noch Zählworte. Daher ist "Zwei Flaschen Bier, bitte" gar nicht so einfach wie man denkt.

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Datum: 28.09.2013 17:32
Diese Rechenfehler erinnern mich an Lineare Algebra 1... Da hat man auch ständig mit einstelligen Zahlen und elementaren Rechenoperationen hantiert und es kam trotzdem dauernd was Falsches raus. Ich glaube, wenn du eine Brücke baust, wird das oft genug geprüft, dass sowas nicht passieren kann :D

Berge sind für mich gar nichts besonderes mehr, dafür brauch ich nur aus dem Fenster zu gucken :D Ich kenne hier viele Studenten, die gerne mal wandern gehen und auch echt lange Strecken angehen - ziemlich cool eigentlich!
"Schreiben ist die Rebellion der Sanften gegen den Lärm der Großmäuler."
- Bernhard Steiner
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Datum: 29.09.2013 06:35
>Ich glaube, wenn du eine Brücke baust, wird das oft genug geprüft, dass sowas nicht passieren kann :D

Wahrscheinlich wird in dem Fall sowieso eine FEM oder ähnliche Belastungsanalse gemacht, wo der PC die Rechenarbeit übernimmt, stimmt schon xD


„Um nach vorne zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an,
wie gut du bist, wenn du gut bist,
sondern wie gut du bist, wenn du schlecht bist.“

Martina Navratilova
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Datum: 07.10.2013 19:42
Ich bin eher der Meer-Typ ^^
Der Professor ist der mit dem Hut? Er sieht ziemlich cool aus. Den Eintrag über's Klettern fand ich witzig.
❤❤❤ Mewtu-Blog ❤❤❤
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S.N.O.R.T. Snape Needs Our Respect Too
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Datum: 08.10.2013 13:58
Ja, der Professor ist der mit dem Hut ^^ In der Vorlesung trägt er immer superschicke Anzüge :D

Der im blauen Shirt ist der erwähnte Postdoktorand Dr. Kang.
„Um nach vorne zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an,
wie gut du bist, wenn du gut bist,
sondern wie gut du bist, wenn du schlecht bist.“

Martina Navratilova


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