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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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31.3.2024: putzen

Nach vielen Wochen der Doppelbelastung merkte Steffen inzwischen doch so langsam, wie ihm die Arbeit in der Schreinerei und an seinem Haus an den Kräften zehrten. Besonders dieser Tag hatte es in sich gehabt; nachdem er und seine Kollegen wegen eines wichtigen Auftrags Überstunden geschoben hatten, wollte er einfach nur noch nach hause und die Füße hochlegen. Nach einem kurzen Gruß zum Feierabend schlurfte er zum Parkplatz, setzte sich ins Auto und seufzte aus.

„Was für ein Tag“, murmelte er und startete den Wagen. Er war lange nicht mehr so erschöpft gewesen.

„Stell dich nicht so an! Gleich eine gute Tasse Kaffee und dann wird noch was an der Baustelle gemacht!“, schimpfte er trotzdem mit sich und dachte an den Spruch „Von nichts kommt nichts“. Irgendwie würde er das schon schaffen, und wenn er nur einfache kleine Arbeiten anginge, wie aufräumen oder putzen. Die mussten schließlich auch gemacht werden und obendrein wollte er Detlef seine Erschöpfung nicht merken lassen. Der hatte schon genug Selbstzweifel nach dem Rausschmiss seiner Eltern und Steffen wollte verhindern, dass er auch noch den Eindruck bekam, ihm eine Last zu sein.

Der Junge gibt wirklich sein Bestes“, dachte er bei sich, als er nach der kurzen Autofahrt vor seinem Haus parkte und aus dem Wagen stieg.

„Ich glaub, manchmal weiß er gar nicht, welches Potenzial in ihm steckt“, murmelte er gedankenverloren, während er zur Haustür ging, sie öffnete und dann wie vom Schlag getroffen stehen blieb. Die Augen weit aufgerissen, starrte er auf seine zukünftige Werkstatt.

„Was ist denn hier passiert?“, entfuhr es ihm atemlos und beinahe rutschte ihm der Rucksack, den er immer mit zur Arbeit nahm, aus der Hand.

„Man, bist du heute spät. So viel zu tun?“, kam Detlef aus einem der anderen Räume und drückte zwei Knöpfe an dem kleinen Ofen, der inzwischen auch in ihre Kochnische eingezogen war.

„Ich hoffe, die Lasagne ist nicht zu matschig geworden“, schnappte er sich Topflappen, holte die Auflaufform heraus und trug sie hinüber zum Tisch. Steffen konnte sich erst langsam aus seiner Schockstarre lösen und ging mit mechanischen Schritten durch den Raum. Alles war ordentlich gestapelt, durchgefegt, sogar der Boden geputzt. Nirgendwo schien mehr ein Staubkorn zu liegen, obwohl er am Morgen noch das Gefühl gehabt hatte, eine Müllhalde zu durchqueren, als er durch diesen Raum gewandert war.

„Ist es okay, dass ich ein bisschen aufgeräumt hab?“, fragte Detlef schließlich, nachdem von Steffen für gefühlte Stunden kein Ton gekommen war. Der richtete langsam den Blick auf seinen Mitbewohner und zog die Augenbrauen hoch.

„Ob das okay war?“, wiederholte er und stellte seinen Rucksack ab. Langsam bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen, das immer breiter wurde.

„Ich hab den Raum noch nie so aufgeräumt gesehen!“

Detlef schmunzelte und nickte leicht.

„Ich dachte mir, da kann ich nicht allzu viel falsch machen und es ist auch ein bisschen gemütlicher, nicht immer zwischen Steinen und alten Pizzakartons zu essen“, meinte Detlef und bat Steffen, noch kurz mit in einen der anderen Räume zu kommen. Er schob die Hände die Hosentaschen, aber Steffen konnte ihm die Nervosität an der Nasenspitze ablesen.

„Was ist denn jetzt noch? Sag mir nicht, die Rückwand ist beim Wind rausgebrochen und du wolltest mich mit der aufgeräumten Bude nur ablenken“, scherzte er und seufzte doch erleichtert aus, als Detlef den Kopf schüttelte. Bei dem alten Gemäuer hätte ihn das wenig überrascht. Detlef reckte das Kinn und deutete hinüber zur gegenüberliegenden Mauer.

„Ist das so okay?“, fragte er und wippte unruhig mit dem Fuß. Einen Moment lang starrte Steffen schweigend die Wand an.

„Ich hab ja gestern gesehen, wie du den ersten Teil verputzt hast und…“

„… hast den Rest heute fertig gemacht“, murmelte Steffen, ehe er Detlefs Arbeit näher betrachtete. Der ging ihm nach, die Arme vor der Brust verschränkt und das Gesicht auf Steffens Profil gerichtet. Vorsichtig fuhr Steffen mit seinen Fingern über den Putz, ließ den Blick über die Wand schweifen und stemmte die Hände auf die Hüften.

„An ein paar Stellen müssen wir noch etwas nachbessern, aber im Großen und Ganzen…“, er nickte zufrieden und strahlte Detlef an. Der ließ die Schultern sinken und ein klein wenig Stolz schlich sich auf sein Gesicht.

„Weißt du was? Heute Abend machen wir uns einen lauen!“, zog Steffen den überraschten Detlef in eine Umarmung und klopfte ihm herzhaft auf den Rücken, während er sich für seine Arbeit bedankte.

„Ach, kein Ding. Dann lass uns mal essen, bevors kalt wird“, wiegelte der ab und ging zurück in die künftige Werkstatt; mit einem Grinsen auf dem Gesicht, das Steffens in nichts nachstand.



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