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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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28.3.2024: Frühlingstag

„Das war heut ein wundervoller Frühlingstag, findest du nicht? Schade, dass es schon wieder dunkel wird“, wandte Saskia sich von Steffen ab, schob die Hände in die Hosentaschen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den abendlichen Himmel, der in den buntesten Farben leuchtete. Steffen bedachte sie mit liebevoller Strenge.

„Lenk nicht ab, Cousinchen. Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst“, ging er die drei kurzen Schritte nach und legte den Arm um ihre Schultern. Sie standen noch immer auf dem Parkplatz des Baumarkts.

„Ich seh dir an, dass es dir schon mal besser ging.“

Saskia presste die Lippen aufeinander. Mit dem Anflug eines Lächelns deutete sie hinüber zu einem Stück Rasen, auf dem Krokusse zu sehen waren, doch als sie gerade auf diese zu sprechen kommen wollte, brachen die Tränen hervor. Sie ließ sich von Steffen in eine Umarmung ziehen und halten, solange sie diese Nähe und Schutz brauchte.

„Danke“, flüsterte sie schließlich mit einem tiefen Seufzen und tupfte sich die Wangen ab. Steffen bedeutete ihr, mit zum Wagen zu kommen und sie nahmen wieder Platz, um ungestört und vor der aufkommenden Kühle geschützt reden zu können.

„Weißt du, wir haben uns in den letzten Monaten ständig gestritten, ich war immer nur genervt von seiner Planlosigkeit und hab selbst auch drüber nachgedacht, mich von ihm zu trennen. Aber dass es jetzt wirklich so gekommen ist, tat mehr weh, als ich gedacht hätte“, brach Saskia endlich ihr Schweigen und ließ sich dabei in den Sitz sinken.

„Und dann hat er mich jetzt auch noch angerufen…“ murmelte sie.

„… und damit die Wunden wieder aufgerissen, hm?“, vervollständigte Steffen ihren Satz und Saskia nickte.

„Es war jetzt das erste Mal, dass ich ein paar Tage nicht an ihn denken musste.“

Für einen Moment kehrte Stille ein.

„Ich mag Detlef zwar, aber wenn du willst, verpass ich ihm eins auf die Nase“, meinte Steffen plötzlich und brachte Saskia damit zum Lachen.

„Das ist lieb von dir, aber nein.“

Das Lächeln verflog und der Ausdruck auf ihrem Gesicht wurde wieder ernster.

„Nein, das hat er wirklich nicht verdient“, meinte sie und zog die Knie an sich, um dann die Unterarme auf ihnen abzulegen. Das Armaturenbrett diente ihren Füßen als Stütze.

„Ich hab ein paar Mal überlegt, ob die Trennung für mich einfacher gewesen wäre, wenn er es wegen einer anderen Frau getan hätte. Oder weil wir uns nicht mehr lieben“, murmelte sie und zuckte die Schultern, als Steffen fragte, ob ihr das wirklich geholfen hätte.

„Dann wär die Enttäuschung vielleicht nicht so groß gewesen. Oder ich hätte wenigstens wütend auf ihn sein können, aber wie kann ich wütend auf jemanden sein, der einfach nur seinen Platz im Leben finden will? Einerseits hass ich ihn dafür, dass er unsere Beziehung beendet hat, weil er die Situation als zu große Belastung für uns beide empfindet. Andererseits…“

Saskia seufzte aus und legte den Kopf in den Nacken, bis er die Kopfstütze berührte.

„Andererseits hat er das auch gemacht, um dir weiteren Kummer zu ersparen, weil die ganze Situation eurer Beziehung eh schon sehr geschadet hat“, griff Steffen ihre Worte auf und Saskia nickte. Er musterte sie und legte den Kopf schief.

„Ich kenn diesen Blick. Du hast ein schlechtes Gewissen“, meinte er und gab ihr ein weiteres Taschentuch, als nach einem kurzen Nicken erneut die Tränen kullerten.

„Ich hätte ihn mehr unterstützen müssen, dann wäre es vielleicht gar nicht so weit gekommen“, schluchzte Saskia und Steffen schaute sie fragend an.

„Er hat sich neben der Uni immer wieder Nebenjobs und Praktika gesucht, um herauszufinden, was er machen möchte, aber ich hab gedacht, das wären nur Blödeleien von ihm. Dass er sich vorm Lernen drücken will und einer dieser Dauerstudenten sein will, die auf Kosten ihrer Eltern ewig an der Uni bleiben. Mir war nicht bewusst, wie ernst es ihm war und wie… unwohl er sich auch gefühlt hat. Sollte ich als seine Freundin da nicht besser erkennen, was in meinem Freund vorgeht und mehr zu ihm stehen, statt ihm auch noch zusätzlich Druck zu machen, weil ich unzufrieden bin?“

Steffen verschränkte die Arme vor der Brust und dachte einen Moment über diese Frage nach.

„Verlangst du da nicht ein bisschen viel von dir? Du bist doch auch nur ein Mensch. Und so, wie ich Detlef kenne - vermutlich hat er anfangs auch gar nicht so deutlich gesagt, dass er sich in seinem aktuellen Leben ziemlich verloren fühlt, oder?“, meinte er und Saskia hob die Augenbrauen.

„Verloren?“, wiederholte sie und ließ die Schultern sinken, als Steffen nickte. Nein, so deutlich hatte Detlef es ihr nicht einmal am Tag der Trennung gesagt, als sie im Park gesessen und lange darüber gesprochen hatten, wie es weitergehen sollte.

„Hey, jetzt krieg nicht noch ein schlechteres Gewissen, Cousinchen! Selbst nach so vielen Jahren Beziehung kannst du ihm immer noch nicht IN den Kopf gucken. Der Junge weiß teilweise selbst noch nicht so richtig, was er will, woher sollst du das dann wissen?“, legte Steffen die Hand wieder auf Saskias Schulter und drückte sie sanft.

„Trotzdem denk ich, dass ich ihm mehr hätte helfen sollen“, murmelte sie und Steffen schmunzelte.

„Hast du das nicht?“

Langsam hob sie den Blick und schaute in Steffens gütige Augen.

„Also, wenn ich mich richtig erinnere, war der Gute zuletzt ganz schön durch den Wind und du hast alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit er nicht auf der Straße landet, oder?“

Saskia nickte und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Ich bin froh, dass er sich bei mir gemeldet hat und nicht zu stolz dafür war“, meinte sie und Steffen grinste.

„So stolz, wie du es vermutlich gewesen wärst?“

Beide schmunzelten für einen Moment, ehe sie anfingen zu lachen. Diese kurzen lockeren Momente zwischen den ernsten Passagen taten ihnen beiden gut.

„Danke, dass du immer ein offenes Ohr für mich hast und generell für deine Hilfe“, sagte Saskia schließlich und bekam von Steffen die Haare verwuschelt.

„Jetzt werd mal nicht sentimental“, grinste er und fragte, ob sie langsam den Rückweg antreten wollten. Während Saskia noch damit beschäftigt war, ihre Frisur zu richten, rollte der Wagen bereits los.

„Kannst du mich gleich vielleicht an der Ecke Dorfstraße/Marktgasse rauslassen? Dann geh ich von da aus nach hause“, meinte Saskia plötzlich und Steffen hob verwundert die Augenbrauen.

„Willst du nicht noch mit zu mir kommen?“, warf er ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zu und sah ihr Kopfschütteln.

„Nein, das halt ich für keine gute Idee“, murmelte sie und schaute aus dem Fenster. Kurz überlegte Steffen, ob er die nächste Frage stellen sollte.

„Kommst du vor deiner Abreise denn noch mal vorbei?“

Wieder schüttelte Saskia den Kopf und Steffen spürte trotz seiner Vorahnung, wie es ihm einen Stich versetzte. Er hatte seine Cousine jetzt so viele Monate nicht mehr persönlich gesehen.

„Wäre wohl ein bisschen viel, was?“, meinte er und versuchte sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

„Falls du Montagmittag um eins zufällig am Bahnhof bist, würd ich mich sehr freuen, dir noch Tschüss zu sagen“, antwortete Saskia und Steffen gab ihr das Versprechen, dass er da sein würde.

„Na, dann grüß deine Eltern und die drei Chaoten von mir und spätestens, wenn ich mit der Renovierung fertig bin, will ich dich in meiner Werkstatt sehen, okay?“, fuhr er an besagter Straßenecke rechts an und zog Saskia noch einmal in eine feste Umarmung.

„Das werd ich“, versprach sie und klaute ihm die Cappy vom Kopf.

„Hey!“, empörte er sich, aber Saskia war schon aus dem Wagen gesprungen.

„Strafe für meine Frisur!“, grinste sie und wedelte mit der Diebesbeute.

„Die kriegst du Montag wieder.“

„Wehe, wenn nicht!“, wedelte Steffen drohend mit dem Finger und beide lachten.

„Noch mal danke und komm gut nach hause“, hob Saskia die Hand zum Gruße.

„Ist ja nicht so weit“, grinste Steffen.

"Und Cousinchen? Gib euch beiden ein bisschen Zeit, das wird schon wieder", zwinkerte er und winkte ihr dann zu, als er weiterfuhr. Im Rückspiegel konnte er sehen, wie sie ihm einen kurzen Moment nachschaute und dann in die Gasse verschwand. Die nächsten paar Minuten der Autofahrt nutzte er, um das Gespräch sacken zu lassen und obwohl er gern einen kurzen Umweg eingeschlagen hätte, fuhr er geradewegs zu seinem Häuschen zurück.
 

„Hast du alles bekommen?“, schallte es ihm schon entgegen, als er zur Tür herein kam und erfreut nahm er den Geruch aufgewärmter Pizza wahr.

„Ja, morgen kanns in alter Frische weitergehen“, meinte Steffen und schaute auf die beiden Teller, die schon parat standen.

„Aber vielleicht sollten wir uns morgen mal was anderes zu essen besorgen“, ging er hinüber zum Schlafzimmer und betrachtete die Fortschritte.

„Solange es in die Mikrowelle passt und sich noch mal aufwärmen lässt, ist das kein Problem.“

Steffen lachte.

„Wir hausen gerade wie die Junggesellen“, lehnte er sich an die Türzarge und schaute hinüber zu der kleinen Nische, die aktuell noch als provisorische Küche diente - bestehend aus einigen Kisten mit Besteck und Tellern sowie einer Mikrowelle und dem Wasserkocher.

„Na ja, sind wir doch auch“, bekam er zu hören.

„Nur, dass es in Junggesellenbuden meistens noch fließendes Wasser gibt, das nicht nur aus einem Schlauch kommt.“

Steffen grinste.

„Sei froh, dass du nicht im angrenzenden Fluss baden musst! Außerdem hab ich dafür auch schon was mitgebracht. Du hast beim Abschleifen echt gut vorgelegt, da können wir morgen streichen und als nächstes das Bad weiter angehen“, ging er zum Tisch und nahm Platz.

„Dann kommen wir gut voran?“, konnte Steffen die Freude in den Worten hören.

Er nickte und guckte mit knurrendem Magen auf die kredenzte Pizza.

„Ja, du hilfst mir echt sehr!“, lächelte er und griff sich ein Stück.

„Ich glaub, das ist das Mindeste, oder?“

Steffen machte eine wegwerfende Handbewegung und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Nicht zum ersten Mal ließ er den Blick über sein neues Heim schweifen und stellte sich vor, wie aus der Baustelle irgendwann ein gemütliches Zuhause und seine eigene Werkstatt würde.

„Hattest du vorhin nicht noch ne Mütze auf?“, hörte er nach einem kurzen Knarren des gegenüberliegenden Stuhls und zuckte die Schultern.

„Hab ich wohl mal wieder irgendwo liegen lassen. Und jetzt greif endlich zu, Detlef, sonst futter ich dir alles weg!"



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