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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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7.3.2024: salomonisch - Archiv

„Lässt dein Kumpel sich überhaupt noch mal hier blicken?“

Sven spürte, wie bei diesen Worten die Wut in ihm hoch kam und trotzdem zwang er sich zur Höflichkeit.

„Seit wann interessierst du dich eigentlich so für Detlef, Oberfelder?“, stand er von seinem Platz auf, um seinem Kommilitonen in die Augen blicken zu können. Er hatte es sich während der Pause auf einer Bank gemütlich gemacht und seine Gedanken schweifen lassen. Viel Lust auf sein Mittagessen bestand eh nicht und die Anwesenheit seines Mitstudenten ließ den restlichen Appetit nun auch noch vergehen.

„Ich interessier mich nicht für diesen arroganten Sack, ich frag mich nur, wie lange wir den noch ertragen müssen“, verschränkte jener die Arme vor der Brust und schnaubte verächtlich aus. Sven fragte sich, wie Detlef es immer geschafft hatte, über diesem Gerede zu stehen.

„Also? Schwänzt der Faulpelz einfach nur wieder oder hat er womöglich endlich die salomonische Einsicht gefunden, dass er hier fehl am Platze ist?“

Im ersten Moment juckte es Sven in der Faust – etwas, das er so gar nicht von sich kannte – aber dann erinnerte er sich an einen Satz von Detlef zurück und ein kurzes Schmunzeln umspielte seine Lippen.

Salomonisch… Du hast wirklich ein Problem mit deinem Ego, oder?“, schob er eine Hand in die Hosentasche und hob die andere, um seinem Gegenüber mit einer Geste zu bedeuten, dass er noch nicht fertig war. Schluss mit Höflichkeit!

„Anstatt dich mal auf dich und dein Studium zu konzentrieren, suchst du Leute, mit denen du dich messen kannst oder willst dich über andere stellen. Hast du so ein kleines Selbstbewusstsein? Selbst wenn Detlef in deinen Augen ein Faulpelz ist, hat er dir weder den Studienplatz weggenommen noch hält er dich vom Lernen ab. Ich versteh also echt nicht, wo dein Problem ist! Ignorier ihn doch einfach! Aber das kannst du nicht, oder? Er haut manchmal dumme Sprüche raus? Ja, mag sein, aber du laberst oft genug auch Müll! Also spiel dich hier lieber nicht so auf!“, griff er seinen Rucksack und warf sich dessen Riemen über die Schulter. Oberfelder starrte ihn wie ein Fisch auf dem Trockenen an und klappte immer wieder tonlos den Mund auf und zu.

„Und nur damit du es weißt: Detlef ist weder blöd noch faul, aber du bist offensichtlich zu arrogant, um mal ein ernsthaftes Gespräch mit ihm zu führen. Sonst wüsstest du das nämlich!“, wendete Sven sichvon seinem Kommilitonen ab und schenkte ihm keinen Blick mehr. Es wunderte ihn selbst, wie aufbrausend er gewesen war und wie sehr ihn aufwühlte, was Detlef ihm an jenem Abend gesagt hatte. Irgendwie tat es aber auch gut, diesem Großmaul mal eins reingewürgt zu haben - selbst wenn Oberfelder jetzt langsam zu alter Form zurückfand und lauthals los zeterte. Sven kam seinem eigenen Rat nach und ignorierte ihn einfach. Stattdessen ging er zu Jasmin hinüber, die erst von einem anderen Hörsaalgebäude aus hierher hatte kommen müssen und nun verwundert da stand.

„Was ist denn hier los?“, fragte sie, nachdem sie die gesamte Szene vom Eingangstor aus beobachtet hatte.

„So hab ich dich ja noch nie erlebt, Sven“, war die Sorge in ihrer Stimme nicht zu überhören. Seit Tagen hatte sie Detlef nicht mehr gesehen und Sven trug fast nur noch eine trübe Miene, aber jedes Mal, wenn sie ihn darauf ansprechen wollte, wechselte er das Thema.

„Ist alles in Ordnung?“, wagte sie einen neuen Versuch, als er im Vorbeigehen ihren Arm griff und sie mit sich zog. Aber wieder blockte er ab.

„Komm, suchen wir uns einen anderen Platz. Ich muss meine Notizen für gleich noch durchgehen.“



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