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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vor ein paar Tagen war es ja schon einmal so gewesen, dass das Wort des Tages morgens noch nicht auf mich wartete und mich das aus meiner geliebten Routine riss - genau wie heute. Darum hab ich nun den Entschluss gefasst, in solchen Fällen auf das Archiv des Wort des Tages zurückzugreifen. Ich nehme das Wort, das mir als erstes ins Auge springt oder das, auf das ich ohne Hinsehen tippen werde. Heute war es Variante A: Während ich noch überlegte, ob ich noch etwas warte oder das mit dem Archiv wirklich etablieren möchte, sprang mir "Bö" ins Auge.
Wenn das eigentliche Wort des Tages nachher noch online kommt, schreib ich vielleicht noch eine zweite Geschichte. Mal schauen :) Komplett anzeigen

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18.2.2024: Bö - Archiv

Der Regen peitschte und in Böen stellte sich ihr der Wind in den Weg. Manches Mal musste sie sich regelrecht gegen ihn lehnen, um voran zu kommen. Ohne die Kapuze festzuhalten, blieb sie nicht länger als wenige Sekunden auf ihrem Kopf. Die eine Hand war dadurch schon so kalt, dass sie schmerzte und langsam begann taub zu werden. Die andere war tief in der Manteltasche vergraben. Es war ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagte und trotzdem hielt sie sich freiwillig darin auf. Sie hatte den Fuß nicht vor die Tür setzen müssen, aber sie wollte es. Der Wind wehte ihr den Kopf frei und der Regen spülte das in ihr fort, was sie bereits seit Tagen und Wochen beschäftigte, sie nicht schlafen ließ und wie ein Karussell in ihrem Kopf kreiste. Ein Berg an Gedanken hatte sich aufgetürmt und so schwer auf ihren Schultern gelegen, dass sie sich kaum noch an Momente erinnern konnte, ihn denen sie nicht ein latenter Kopfschmerz begleitete. Zuletzt war ihre Brust wie zugeschnürt gewesen, aber jetzt löste sich ihr Atem Bö für Bö und sie füllte ihre Lungen mit frischer, klarer Luft.

Ausgehalten hatte sie, heruntergeschluckt, die Tränen und Emotionen solange von sich geschoben, bis sie das Gefühl hatte, sich selbst nicht mehr zu spüren. Jetzt stand sie da, schrie alles in den Regen hinein und ließ sich endlich einmal gehen – umgeben von der Sicherheit, dass niemand sie sah oder hörte und niemand sie beurteilen würde. Wie lange hatte sie sich nicht mehr so lebendig gefühlt? Dieser Spaziergang brachte ihre Gefühle so ins Tosen wie der Wind das Wasser des Sees, an dessen Steg sie stand.

„Ich lebe!“, schrie sie und sog die Energie in sich auf, die mit jedem Schritt stärker durch sie hindurchströmte. Schluss mit dem Hamsterrad! Schluss damit, die Bedürfnisse aller anderen über die eigenen zu stellen! Es war Zeit, für sich einzustehen!

Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ die großen, kräftigen Tropfen in ihrem Gesicht zerplatzen. Nie mehr wollte sie sich so taub fühlen wie zu Beginn dieses Spazierganges. Sie wollte die Freude spüren, den Schmerz zulassen und ihre Gedanken und Gefühle äußern. Das Tosen nahm ab und aus den Böen wurde ein ruhiger Hauch. Die kräftigen Tropfen wurden zu einem leichten Schleier. Die tiefgrauen Wolken schoben langsam auseinander und machten Platz für den blauen Himmel und die kräftigen Sonnenstrahlen.



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