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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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20.01.2024 - Zugehörigkeit

Seufzend lehnte Luna den Kopf gegen die Fensterscheibe in ihrem Zimmer. Sie saß schon länger auf ihrer übergrößen Marmorfensterbank und beobachtete die Kinder aus der Nachbarschaft dabei, wie sie draußen herumtollten. Sie fuhren mit Inline Skates die Straße hoch und runter, oder mit ihren Fahrrädern. Sie lachten und spielten Fangen oder saßen einfach nur in der Sonne. Sie hingegen war in ihrem Zimmer gefangen und konnte nur nachts raus, wenn alle anderen schliefen. Sie wollte auch dieses Gefühl der Zugehörigkeit spüren, sie wollte mit ihren Freunden lachen oder ihre ersten Erfahrungen mit Jungs machen. Aber all das war nicht möglich und Luna fühlte sich einsamer denn je. Sie hatte ja nicht einmal eine beste Freundin, mit der sie reden oder etwas unternehmen konnte. Hier in ihrem Zimmer, nachts oder wenn keine Sonne am Himmel zu sehen war.

Durch eine Krankheit, die sie allergisch auf das Sonnenlicht werden ließ, konnte sie kaum rausgehen und Zeit mit ihren Freunden verbringen, konnte sie schon lange nicht. Sie konnte nicht einmal richtig in die Schule gehen und musste die meisten Schulaufgaben und Klausuren online absolvieren.

Als sie ihren Schwarm Jasper erblickte, der sich just in diesem Moment neben einem seiner Freunde auf den Rasen vor seinem Haus sinken ließ, schossen ihr direkt Tränen in die Wangen. Schon länger war sie in den Älteren verliebt, aber wirklich nahe gekommen war sie ihm noch nie.

Wie auch, wenn sie ihn kaum zu Gesicht bekam und ihn nur aus der Ferne beobachten konnte. Vielleicht wusste er nicht einmal, dass sie überhaupt existierte, obwohl sie auf eine Schule gingen. Um den Tränen Einhalt gebieten zu können, schloss sie ihre Augen und biss sich auf die Lippen. Als sie die Augen nach ein paar Augenblicken wieder öffnete, war Jasper weg und sie ertappte sich dabei, dass sie direkt enttäuscht war. Mit einem weiteren Seufzen rutschte sie von der Fensterbank, um sich am Schreibtisch niederzulassen. Sie musste noch einige Schulaufgaben nachholen und wenn sie eh schon nicht rausgehen konnte und auch Jasper nicht mehr beobachten konnte, konnte sie sich auch genauso gut darum kümmern.
 

In dem Moment, in dem sie das Mathebuch wieder zuschlug und die Aufgaben erledigt hatte, die dort fällig gewesen waren, klopfte es an ihre Zimmertür. “Ja?”, gab sie nur knapp zurück und sah zur Tür, als sich diese öffnete und ihre Mutter in dieser erschien. “Besuch für dich, Kleines”, richtete sie das Wort an ihre Tochter und das Lächeln, dass dabei auf den Lippen ihrer Mutter lag, irritierte Luna direkt.

“Besuch?”, wollte sie wissen und als ihre Mutter an die Seite trat, um den Besucher in ihr Zimmer zu lassen, weiteten sich ihre Augen direkt. “Jasper.”

Ihr Herz setzte kurzzeitig auf und sie war vollkommen überfordert mit der Tatsache, dass der Ältere in ihrem Zimmer stand. “Was machst du hier?”, wollte sie wissen und sah ihrer Mutter kurz nach, als sie die Tür wieder hinter ihr schloss.

“Ich wollte dich sehen”, entgegnete der Angesprochene und lehnte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür.

“Warum?” Verwirrt drehte sich Luna ganz in die Richtung ihres Gesprächspartners und musterte ihn etwas. Seine bloße Anwesenheit brachte sie durcheinander und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum er sie sehen wollte.

“Ich habe dich schon oft gesehen. Nicht nur in der Schule, wenn du denn mal dort warst. Sondern auch, wenn du hier oben auf deiner Fensterbank gesessen hast und ich wollte dich unbedingt kennenlernen. Cedric hat mich heute zum wiederholten Male ermuntert, einfach mal bei dir zu klingeln und ich finde, er hat gar nicht so unrecht", hörte sie Jaspers Stimme und im ersten Moment seufzte sie lediglich.

“Wozu? Ich bin nicht wie die anderen. Ich werde nie zu euch gehören. Ich werde nie gemeinsam mit euch in die Schule gehen können oder auf irgendwelche Partys", erwiderte sie und drehte sich wieder von ihm weg. Die Fensterbank ermöglichte es ihr nur deshalb nach draußen sehen zu können, da sie mit einer Spezialfolie versiegelt waren, die die Sonne fernhielt.

“Ich werde nie die Art von Freundin sein, die auf Dates gehen kann oder tagsüber in irgendwelchen Eisdielen abhängt”, schob sie leise hinzu, zumal sie sich all das schon oft genug vorgestellt hatte. Sie hatte sich selbst mit Jasper gesehen, Hand in Hand im Park. Oder beim Eis essen. Beim Schwimmen im nahegelegenen See, aber nichts davon war möglich.

“Wer sagt, dass ich mit dir in einer Eisdiele abhängen will? Vielleicht liebe ich es ja auch, nachts die Sterne zu beobachten. Oder den Mond, wenn er in voller Pracht am Himmel steht. Wenn die Welt still ist und man seine eigenen Gedanken am besten hören kann”, erwiderte Jasper, woraufhin Luna sich leicht auf die Lippen biss. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, aber als sie Jaspers nächste Worte hörte, wirbelte sie doch wieder zu ihm herum. “Geh aus mit mir, heute Nacht!”

“Was?”, wollte sie perplex wissen und folgte Jasper etwas unsicher mit dem Blick, als er sich von der Tür abstieß und sich auf sie zubewegte. Mit einer Hand stützte er sich am Schreibtisch ab und beugte sich zu ihr. “Nur du und ich und unsere Gedanken. Ein Spaziergang im Mondschein”, hauchte er ihr leise entdecken und grinste kurz, als Luna etwas überfordert nickte.

“Super, ich hole dich um zehn ab!”, glitt es ihm über die Lippen, bevor er sich wieder aufrichtete und ohne ein weiteres Wort wieder aus ihrem Zimmer verschwand. Völlig überfordert und durcheinander sah Luna ihm nach und konnte gar nicht fassen, was gerade geschehen war. Aber eines war sie vollkommen klar: Sie hatte ein Date mit Jasper. Und vielleicht würde er es schaffen, ihr doch irgendwann das Gefühl von Zugehörigkeit zu vermitteln. Wenn sie ihn nur ließ.



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