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Ein Schritt in die falsche Richtung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen :)

Der Anfang ist wie bei der zeitgleichen Fortsetzung in den ersten Absätzen identisch. Danach gehen die Geschichten aber unterschiedliche Wege.
Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hups, schon wieder das Wochenende verpasst xD
Das wird wohl nichts mehr mit mir und der Pünktlichkeit :'D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallou :3
Ich bin mal wieder aus dem Takt gekommen, ich glaube, es ist schon zwei Wochen her... Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
...mal wieder zu spät ^^' Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute mal pünktlich!
So eine Kleinigkeit und dennoch bin ich mächtig stolz auf mich... ^^' Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und schon ist Sonntag... Ich fände es ja toll, wenn der Montag auch noch ins Wochenende eingebettet werden würde! Was wäre das für ein Luxus... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Aber jetzt, ihr Lieben!!! Komplett anzeigen

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Eine Entscheidung

Temaris Rückreise verlief wie immer ziemlich unspektakulär. Wie immer hatte sie an jeden der drei Abende nebenher ihren Bericht geschrieben, damit sie ihn zuhause direkt Gaara in die Hand drücken und ihre Ruhe haben konnte. Dieser hatte nur in typisch stiller Manier das Schriftstück entgegen genommen und auf seinen Stapel der abgearbeiteten Akten gelegt. Ein Vorteil für den Kazekagen, Berichte seiner Geschwister konnte er guten Gewissens ohne Gegenlesen archivieren, das sparte auch ihm Zeit.

„Und wie war's dieses Mal?“, fragte Kankurou, als sie sich im Wohnzimmer auf eines der Sofas langlegte. Gelangweilt winkte die Blonde ab: „Ah, das Spannendste des Examens hast du ja gesehen. Aber dieser Papierkrieg, vor allem davor, ist echt ätzend.“

„Na wenigstens hast du dabei Gesellschaft und leidest nicht alleine.“, scherzte der Puppenspieler und ließ eine seiner kleinen Marionetten die Decke entlang laufen. Temari sah der Holzfigur zu und dachte an den Mist, den Shikamaru und sie an ihrem letzten Abend verzapft hatten. Es war alles andere als elegant, was sie beide da hingelegt hatten. Aber war dass nicht auch das ausgemachte Ziel des Abends gewesen?
 

Das ihr gemeinsamer Ausflug in die Dummheit nicht ohne Folge geblieben war, wurde Temari zwei Wochen später bewusst. Seit Tagen ging es ihr miserabel, aber vor allem am frühen Morgen kämpfte sie mit einer starken Übelkeit, die sie immer in die Knie zwang. Zunächst hatte die Blonde es auf einen Infekt geschoben, aber nach über einer Woche ohne Veränderung konnte sie die Augen nicht mehr davor verschließen. Wütend auf sich selbst, mied sie die Gesellschaft eines jeden und verbrachte die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer, wo sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie es weitergehen sollte. Verdammt nochmal, sie wollte das Wort weder sagen, noch denken.

Von Tag zu Tag war sie frustrierter, weil ihr einfach kein Ausweg einfiel. Aber wie hätte das auch passieren sollen? Es gab keinen, das Ding war gelaufen.
 

Ihren Brüdern entgingen ihre Launen nicht. Klar, sie war öfter mal schlecht drauf, aber dass sie neue Maßstäbe erreicht hatte, war auch Kankurou und Gaara bewusst geworden. Und so hatten sie ihre Schwester besonders aufmerksam im Auge behalten. Nachdem sie zwei Wochen beobachtet, aber geschwiegen hatten, standen die beiden an einem Morgen in der Badezimmertür, während die Blonde würgend über der Toilette hing.

„Jungs, es ist fünf Uhr morgens, habt ihr nichts besseres zu tun?“, murrte Temari und wischte sich mit dem Handrücken den kalten Schweiß von der Stirn. Kankurou verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen: „Für wie blöd hältst du uns eigentlich?“ Genervt seufzte sie auf: „Oh man, bitte nicht jetzt.“

„Wann sollten wir dich denn sonst darauf ansprechen?“, fragte Gaara und reichte ihr ein Handtuch. Frustriert nahm die Blonde das Handtuch entgegen und wischte sich kurz über den Mund, ehe sie sich ihren Brüdern gegenüber an die Wand setzte: „Wie wäre es mit gar nicht.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Du kotzt dir seit drei Wochen jeden Morgen die Seele aus dem Leib und redest kein Sterbenswörtchen mit uns. Erwartest du echt, dass wir nichts sagen?“ Wieder ein Grummeln von der Frau, die den Kopf hängen ließ und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Der Jüngste hockte sich zu ihr hinunter: „Ist dir überhaupt klar, was los ist?“ Ein ungläubiges Lachen entwich ihr: „Ja, durchaus, ich bin nicht blöd.“

„Und warum sagst du uns dann nichts?“, wollte Kankurou wissen, „Und komm nicht mit 'das geht euch nichts an' – wir wohnen alle zusammen unter einem Dach, also geht es uns sehr wohl etwas an.“ Schnaubend blickte sie dem Stehenden ins Gesicht: „Man darf ja wohl noch seine Gedanken sortieren.“ Der Rothaarige klappte den Klodeckel runter und ließ sich darauf nieder: „Erzählst du uns nun davon?“

„Was soll ich denn sagen?“

„Vielleicht, dass du schwanger bist?“, half der Puppenspieler ihr auf die Sprünge. Grummelnd hielt sich Temari eine Hand über die Augen.

„Kann es sein, dass du es verdrängen wolltest?“, warf Gaara ein und legte leicht den Kopf schief.

„Schön wäre es, wenn es ginge.“, Temari lehnte den Kopf zurück an die Fliesen und starrte an die Decke, „Das war nicht geplant.“ Kankurou nickte leicht: „Das hatten wir uns gedacht. Wobei wir nicht nachvollziehen können, wie es dazu kam.“ Sie atmete hörbar ein und aus: „Ja, schon klar, ich bin ja sonst auch die Vernünftige...“

„Klingt, als wärst du es wohl einmal nicht gewesen?“, tastete sich der Kazekage langsam voran. Temari schüttelte leicht den Kopf: „Nein, nicht vernünftig, sondern richtig richtig dumm.“

„Oh Kami...“, nun war es Kankurou, der im Anbetracht dessen, was ihre Schwester ihnen gleich erzählen wollte, die Hand über die Augen legte, „Kommt jetzt eine Story von einem One-Night-Stand mit einem wildfremden Typen?“ Nüchtern blickte diese zu dem Puppenspieler. Beide Brüder schwiegen und starrten wiederum abwartend die Blonde an.

„Ja, es war ein One-Night-Stand. Sturzbetrunken.“ Fassungslos klappte Kankurou die Kinnlade auf: „Dein Ernst?“ Sie lachte bitter: „Oh, wart's ab, es wird noch besser.“ Gaara hatte mittlerweile die Pose mit der Hand über den Augen übernommen und seufzte tief.

„Was denn noch?“

„Es war Shikamaru. Ebenfalls betrunken.“ In dem Moment entglitten dem älteren Bruder sämtliche Gesichtszüge. Kurz warf er die Hände über den Kopf und drehte sich von ihr weg, um sich einen Moment später wieder zu ihr zu wenden: „Du hast ihn abgefüllt und flachgelegt?“

„Ja und nein.“, gab die Blonde ehrlich zurück, dachte dann aber nochmal darüber nach, „Wobei, Ja und Jein.“

„Könnten wir den Punkt bitte übergehen?“, bat Gaara murmelnd, doch das kam bei den Älteren nicht an.

„Was soll das heißen?“

„Ich hab angefangen, aber da ich unten lag, würde ich wohl sagen, dass er mich flachgelegt hat!“, meckerte sie geladen zurück, „Sind das jetzt genug Details für dich?“

„Wie zum Teufel nochmal kommst du auf die Idee, Sex zu haben, ohne zu verhüten? Mal abgesehen davon, das du mit dem Intelligenzbolzen schlechthin aus Konoha geschlafen hast, der doch selbst auf den Trichter hätte kommen können!“

„Wir wollten an dem Abend halt mal nicht die Vernünftigen raushängen lassen. Eigentlich wollten wir uns nur zusammen betrinken. Wobei nicht mal das geplant war... Eigentlich nur, dass wir etwas trinken gehen.“, erklärte sie nun etwas ruhiger, „Es ist dann aber etwas ausgeufert und auf dem Heimweg ist es dann passiert!“ Kurz herrschte Stille zwischen den drei Geschwistern.

„Glaubt ihr etwa, ich hab es mir ausgesucht, von meinem besten Freund schwanger zu sein?“

„Naja... Da du das Wagnis in Kauf genommen hast...“, entgegnete der Rothaarige und stützte den Kopf auf den aufgestellten Armen ab.

„Vielen Dank für die Blumen, ich weiß, dass es dumm war.“ Kankurou setzte sich nun ebenfalls hin und lehnte sich an den Türrahmen: „Und was hast du nun vor?“

„Darüber zerbreche ich mir noch den Kopf.“, gab sie ehrlich zu.

„Naja, vielleicht wäre der erste Schritt, dass du Shikamaru davon erzählst? Ihn geht es ja genauso an.“, schlug Gaara vor.

„Gaara, er ist gerade mal 19! Stell dir mal vor, du würdest in neun Monaten Vater werden, wärst du jetzt schon bereit dafür?“, fragte Temari zurück. Ihr jüngster Bruder schwieg, dafür warf Kankurou seinen Kommentar dazu in den Raum: „Ich wäre es wohl auch in drei vier Jahren noch nicht.“

„Seht ihr?“, seufzend fuhr sich Temari wieder durchs Haar und schaute abermals an die Decke, „Shikamaru hängt doch ständig mit dem Kopf in den Wolken, ein Baby ist total anstrengend und arbeitsintensiv, überhaupt nicht sein Ding.“

„Aber ihm deswegen die Chance unterschlagen, sich der Verantwortung zu stellen, ist auch nicht fair.“, gab der Kazekage zu bedenken. Missmutig schaute die Blonde zu ihm rüber: „Damit zwinge ich ihm die Verantwortung auf. Sein Pflichtbewusstsein würde ihn dazu nötigen, sich dem zu stellen. Aber das ist doch Mist.“ Schweigen breitete sich unter den Dreien aus. Temari knetete hin und wieder ihre Hände, fuhr sich mit ihnen durchs Gesicht bis in den Haaransatz, nur um sie erneut zueinander zu führen und gegenseitig zu bearbeiten. Stumm setzte sich Kankurou ihr gegenüber an die Wand und suchte ihren Blick. Als die Blonde den Kontakt endlich zu ließ, begann der Puppenspieler in eine für ihn untypische sanfte Art zu reden: „Du willst ihn schonen, weil du Angst hast, dass es zwischen euch nicht mehr so ist, wie vorher, stimmt`s?“ Temari entfuhr ein peinlich berührtes Stöhnen. Das ihr Bruder sie enttarnt hatte, war ihr unangenehm. Etwas beschämt legte sie sich wieder die Hand über die Augen: „Ist das egoistisch?“ Bei der Frage musste Gaara leicht schmunzeln: „Kann es sein, dass er dir doch mehr bedeutet und du Sorge hast, ihn zu verlieren?“

„Man, verdammt, ich weiß überhaupt nichts mehr!“, polterte die Frau los.

„Dann rede mit ihm?“, schlug der Rothaarige nochmal vor.

„Nein!“, wies Temari energisch ab, sprach dann aber ruhiger weiter, „Nein... Er soll es nicht erfahren. Ihr werdet auch nichts sagen.“ Der Kazekage schloss kurz die Augen: „Wenn das deine Entscheidung ist, werden wir sie akzeptieren.“ Wie ihr Bruder das so sagte, fühlte sich die Blonde erleichtert. Der Puppenspieler klatschte ihr seine Hand aufs Knie: „Irgendwie kriegen wir das schon hin. Du bist ja nicht alleine!“
 

Temaris Entscheidung änderte sich auch mit dem Voranschreiten der Schwangerschaft nicht. Sie bekam anfangs noch kleinere, führendere Aufgaben in Suna, bis sie auch unter weiterer Kleidung ihre Veränderung nicht mehr verbergen konnte. Bereits relativ früh hatte sie mit ihren Brüdern entschieden, dass sie sich in einer kleinen Siedlung außerhalb von Suna niederlassen würde. Ihr Kind wäre einfach ein zu gutes Druckmittel gegen Gaara gewesen, daher wollten sie ein sicheres Zuhause schaffen.

Die Monate bis zur Entbindung vertrieb sich Temari oftmals alleine. Da Gaara als Kazekage keine Zeit hatte, kam nur Kankurou sie hin und wieder besuchen. Da sie nun ausfiel, hatte der Puppenspieler wesentlich mehr Pflichten als zuvor, doch er stand zu seinem Wort und beklagte sich nicht.

Der Sommer war besonders anstrengend für sie. Niemals hätte Temari gedacht, das eine Schwangerschaft so extrem anstrengend sein könnte. Sie war froh, als sich der September langsam neigte und auch die Hitze endlich nachließ. Auf der anderen Seite wurde sie mit jedem Tag unruhiger, denn es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde ihr Kind kommen.

Am 22. September kam die Blonde nicht umhin, an Shikamaru zu denken. Es war sein Geburtstag. Was er wohl tat? Ob er überhaupt einen Gedanken in den letzten Monaten an sie verschwendet hatte? Jedenfalls war sie sich sicher, dass er ohne sie und das noch ungeborene Kind einen viel entspannteren Geburtstag hatte.
 

„Na, denkst du an ihn?“, unterbrach Kankurou ihre Gedanken. Schulterzuckend drehte sich Temari zu ihrem Bruder um, der gerade etwas zu trinken auf den Tisch stellte.

„Er hat heute Geburtstag. Liegt bestimmt irgendwo faul rum und schaut in die Wolken.“, entgegnete sie und setzte sich langsam aufs Sofa, wobei ihr ein schmerzhafter Stöhner entwich. Sitzen tat weh, laufen war doof und liegen war auch nicht viel besser. Sie würde drei Kreuze machen, wenn das Kind endlich da war!

Der Puppenspieler setzte sich ihr gegenüber und nippte an seinem Tee: „Hast du ihm gratuliert?“ Seine Schwester winkte ab: „Nein, hab ich dieses Jahr halt einfach mal vergessen.“

„Geplant vergessen, was?“ Seufzend griff sie nach ihrem Tee: „Keine Aufmerksamkeit erregen.“

„Du bist sowas von weit weg von der Bildfläche... Da fragt man sich viel eher, wo du steckst, weil von dir nichts zu hören und sehen ist.“ Die Blonde zuckte wieder mit den Schultern: „Leute verschwinden hin und wieder für eine gewisse Zeit, ist nicht ungewöhnlich.“

„Wenn du das sagst. Was willst du eigentlich zum Abendbrot essen? Irgendwelche Wünsche?“ Mit hochgezogener Augenbraue starrte sie ihren Bruder an: „Könntest du aufhören mich zu bemuttern wie ein kleines unfähiges Kind?“ Grinsend zeigte Kankurou auf ihren Bauch: „Du bist momentan aber ziemlich unfähig. Kommst du überhaupt an den Inhalt der oberen Schränke an?“

„Besten Dank.“

„Also, was willst du essen?“

„Ist mir egal, mach irgendwas kleines. Viel essen kann ich ja eh nicht.“
 

Das Abendessen nahmen sie schweigend zu sich. Temari sagte es zwar nicht, aber sie war sehr froh und dankbar über die Hilfe ihres Bruders.
 

In dieser Nacht wachte die Blonde mit heftigen Schmerzen auf. Überrascht von der Intensität, schrie sie kurz auf, ehe sie sich orientierte und ihre Gedanken sich klärten.

„Temari?!“, Kankurou stand mit einem panischen Gesichtsausdruck in ihrer Tür und knipste das Licht an. Seine Schwester schaute ihn entgeistert an, bis sie die Situation realisierte: „Es geht los.“

„Was?! Jetzt?!“ Genervt rollte Temari mit den Augen: „Ja, wann denn sonst, du Idiot?! Nächstes Jahr?!“

„Und was machen wir jetzt?!“, kam es wieder hilflos von ihm. Grummelnd klatschte sich Temari eine Hand ins Gesicht: „Oh Gott... Man könnte meinen, du bekommst das Kind, nicht ich.“ Eingeschnappt gestikulierte ihr Bruder mit den Armen: „Du schreist hier rum, was erwartest du von mir?!“

„Meine Fresse, ich habe bis eben ja auch geschlafen und wurde davon überrascht!“

„Und jetzt?“, fragte er etwas hilflos.

„Bekomme ich halt ein Kind?“, gab Temari unbekümmert zurück. Kankurou blinzelte: „Hast du dich mit irgendeiner Frau hier aus der Siedlung zusammen gesetzt, die dir hilft?“

„Nein.“ Bei dem Wort fiel der Mann aus allen Wolken: „Ist das dein Ernst?! Hattest du nicht vor Monaten gesagt, du willst dir hier jemanden suchen?“

„Kankurou, Frauen bekommen seit eh und je Kinder. Ich bin mir sicher, meines wird den Ausgang alleine finden.“ Verblüfft starrte er seine Schwester an: „Du willst ohne Beistand einer anderen Frau dein Kind kriegen?“

„Dir macht das scheinbar Angst.“, gab Temari unbekümmert zurück. Ihr Bruder nickte: „Natürlich macht mir das Angst, ich bin nämlich mit dir alleine in diesem Haus und wenn etwas ist, dann muss ich dir helfen!“ Ein Lachen entfuhr der Blonden: „Keine Panik, du wirst nicht daran sterben!“
 

Kankurou wusste nicht, ob er mehr litt, als seine Schwester. Stunde um Stunde verbrachte er die Nacht bei ihr, während sie mal auf dem Boden saß, mit dem Kopf abgestützt auf ihrem Bett, im Zimmer rumlief oder den Kopf aus dem Fenster hielt, um sich die frische Luft ins Gesicht wehen zu lassen. Erst hatte er Sorge, dass sie nun stundenlang vor sich hinschreien würde, doch dem war nicht so. Sehr gefasst und mit einer unglaublichen Konzentration schien sich Temari mit dem Schmerz zu befassen, der sie wieder und wieder übermannte.

Als die Sonne aufging, bat sie den Puppenspieler lediglich um ein Glas Wasser.

„Wie lange dauert das eigentlich?“, fragte Kankurou, als er ihr das leere Glas wieder abnahm und auf ihren Nachtschrank stellte. Temari setzte sich wieder vor ihr Bett und legte den Kopf auf ihre Arme ab, die auf ihrem Bett ruhten: „Keine Ahnung. Ist wohl unterschiedlich. Mir sagte man, je schneller die Wehen kommen, desto weiter schreitet die Geburt voran.“

„Wehen?! Du hast schon Wehen?!“, allein das Wort sorgte bei ihm wieder für Panik.

„Boa Kankurou...“, ein leichtes Lachen entfuhr ihr, „Was glaubst du denn, was ich hier sonst die letzten Stunden hatte?“

„Dir fällt aber nicht gleich das Kind raus?“

„Du bist echt ein Trottel.“

„Woher soll ich denn wissen, wie eine Geburt abläuft?!“ Da hatte er recht. Temari hatte es vorher auch nicht so genau gewusst, hatte sich aber vor ihrem Auszug aus Suna informiert.

„Von der ersten Wehe bis zur Geburt kann schon mal ein Tag vergehen. Kann aber auch schneller gehen.“ Ihr Bruder warf einen Blick auf ihren Wecker. Es waren bereits fünf Stunden, die sie hier saßen.

„Hilf mir hoch, ich muss ins Bad.“, Temaris Hand griff nach seiner, wortlos geleitete er sie einen Raum weiter und wartete dann vor der Tür. Die gesamte Situation überforderte ihn. Er konnte nicht verstehen, wieso seine Schwester auch bei dieser Angelegenheit ihren Dickkopf durchsetzte und es anscheinend im Alleingang meistern wollte. Überhaupt, machte ihr die Geburt keine Angst? Vollkommen alleine dabei zu sein? Ein kleiner Schrei von ihr ließ ihn zur Tür blicken. Es klang noch immer sehr kontrolliert, aber schon schmerzhaft. Temari war trotz allem noch immer so gefasst und ruhig, während er ein totales Nervenbündel war. Kopfschüttelnd stellte Kankurou fest, dass es so wahrscheinlich werdenden Vätern ging. Aber er war doch nur der Onkel! Vielleicht war es auch so schlimm für ihn, weil es seine Schwester war?

Jeden weiteren Schrei nahm er kommentarlos war. Drei, vier, fünf... einunddreißig... hundertsechs... Die stoische Art seiner Schwester beruhigte ihn langsam. Wenn Temari trotz der Schmerzen so ruhig blieb, musste er es wohl auch bleiben. Was konnte er auch anderes machen? Er konnte niemanden holen, ohne sie alleine zu lassen. Und selbst wenn er aus dem Fenster nach Hilfe schrie, würde sie ihn wohl umbringen, denn sie wollte niemanden hier haben.

Und dann veränderten sich ihre Schreie plötzlich. Am liebsten wäre er jetzt wirklich davon gelaufen, es machte ihm einfach Angst. Innerlich schwor sich der Mann, niemals selbst Kinder in die Welt zu setzen, das hier wollte er auf keinen Fall noch einmal erleben! Schweißgebadet saß er vor der Tür und krallte die Hände an seinen Knien in die Hose, während er auf die Tür starrte. Wann hörte das endlich auf? In dem Moment, als er sich schon die Ohren zuhalten wollte, kam plötzlich ein heller, gluckender Schrei, der Temari ablöste. Fassungslos sprang er auf die Beine: „Temari?“

Ein erschöpftes Keuchen kam von der anderen Seite der Tür: „Warte...“ Warten? Wie lange sollte er denn hier noch auf sie warten? Es kam kein weiterer Mucks aus dem Badezimmer.Unruhig lief er nun wie sie zuvor hin und her, bis er einen Blick zur Uhr warf. Mittlerweile war es kurz nach zwölf mittags. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie lange Temari schon im Bad war. Noch immer innerlich gehetzt, lief er hin und her zwischen der Badtür und ihrem Zimmer. Schließlich wusste er sich nicht anders zu helfen, als dass er ihr Bett für sie vorbereitete und sich wieder vor die Badtür stellte, um dort zu warten, wie sie es ihm gesagt hatte. War das Kind nun da? War alles gut? Wie ging es ihr?

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der kein Ton aus dem Bad kam, wurde endlich die Klinke der Tür hinunter gedrückt. Da stand Temari, in einem Bademantel und mit einem kleinen Bündel auf dem Arm. Die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber sie wirkte auch glücklich und erleichtert.

„Es ist ein Junge.“, kam ihr lächelnd über die Lippen.

„Komm, leg dich erstmal hin!“, Kankurou legte einen Arm um ihre Taille und geleitete sie sofort zum Bett, zu groß war seine Angst, dass sie vielleicht umkippte. Sie nahm es hin und ließ sich seufzend nieder. Erst als sie lag, konnte ihr Bruder erleichtert aufatmen und sich das Kindchen genauer ansehen. Fast schon ehrfürchtig blickte der Puppenspieler in das Gesicht des Babys: „Ein Junge also?“

Nickend strich Temari dem Kleinen über die Wange.

„Und wie soll er heißen?“

„Ich werde ihn Shikadai nennen...“, kam es bedacht von der Blonden. Das ließ Kankurou lachen: „Das ist ein ordentlicher Wink mit dem Zaunpfahl!“ Sie lachte ebenfalls: „Ja, stimmt.“

„Wie geht’s dir?“, fragte er besorgt und musterte erneut ihr Gesicht. Ihre grünen Augen schauten zu ihm auf: „Ich bin total fertig. Es war scheiße schmerzhaft, mir reicht ein Kind.“

„Was bist du auch so irre und machst das ohne jegliche Hilfe?! Vielleicht hätte dir jemand helfen können!“

„Ich wollte das halt alleine machen und es hat doch auch alles geklappt!“, schmetterte sie ab und legte den Kopf nach hinten auf ihr Kissen, „Aber geh bloß nicht ins Bad...“

„Am liebsten würde ich einfach nach hause rennen.“ Da musste seine Schwester lachen: „Kann ich verstehen. Aber wie wäre es, wenn du uns erst mal was zu essen machst?“

„Eine gute Idee!“, der Puppenspieler erhob sich und ließ die frisch gebackene Mama alleine.

Zufrieden mit sich und ihrer Leistung, strich sie ihrem Sohn immer und immer wieder über die Stirn runter zur Nasenspitze. Es fühlte sich seltsam an, nun Mutter dieses winzigen Etwas zu sein. Sie würde für ihn sorgen, ihn groß ziehen. Und so langsam fühlte sie auch im Herzen, wie eine unglaubliche Liebe zu diesem Kind entstand.

Während der Schwangerschaft tat sich Temari damit schwer, eine Bindung zu dem Kind aufzubauen. Sie war die ganze Sache ziemlich objektiv angegangen. Natürlich hatte die Blonde all das organisiert, was das Kind so brauchen würde, aber es war nicht so, dass sie auf ganz romantische Art Babystrampler gekauft hatte. Aber nun, mit diesem Kind im Arm, fühlte es sich ganz anders an. Sie hätte sich davor niemals vorstellen können, das es jemanden in ihrem Leben geben könnte, den sie sofort so bedingungslos lieben könnte.

Wiedersehen

Monate und Jahre zogen ins Land und Shikadai hielt Temari ordentlich auf Trapp. Dieses Kind war wie eine Miniaturausgabe von Shikamaru, damit hatte die Blonde einfach nicht gerechnet. Der Junge wollte sich schon von Anfang an nicht die Haare schneiden lassen – es schien ihm einfach zu lästig zu sein. So kam es, wie es kommen musste: ziemlich schnell trug er die exakt gleiche Frisur seines Vaters. Er war ein kleiner Neunmalklug, der es aber hasste, unnötig viel zu tun. Am liebsten faulenzte er herum. Doch wenn er mal seine aktiven Momente hatte, kam Temari schnell in Not, denn es war gar nicht so einfach, seinem hellen Köpfchen gerecht zu werden. Und so versuchte sie meist, ihren Sohn körperlich stets neue Herausforderungen zu geben, damit ihm nicht zu langweilig wurde.
 

Als Shikadai vier war, musste Temari ihn zum ersten Mal in der Obhut ihrer Brüder lassen. Da Kankurou sich durch eine vorherige Mission ungünstig am Bein verletzt hatte, konnte er nicht, wie die Jahre zuvor stellvertretend für Temari, das Examen mitmanagen. Und so kam es, das Temari nach langer Zeit zum ersten Mal wieder Konoha betrat.

Es war ihr unangenehm. Nicht nur, dass ihr der Abschied von Shikadai schwer gefallen war, sie hatte ein so schlechtes Gefühl im Magen, bei dem Gedanken, die nächsten Tage mit Shikamaru zusammen zu arbeiten. Vor über vier Jahren hatten sie sich das letzte Mal gesehen. In all den Jahren hatte er ihr zu jedem Geburtstag geschrieben, was sie mit einer Höflichkeitsfloskel beantwortet hatte. Und natürlich hatte sie ihm aus Höflichkeit auch immer Geburtstagsgrüße übermittelt. Doch mehr war nie passiert. Was er wohl von ihr dachte? Schließlich waren sie ja schon sowas wie beste Freunde gewesen. Gewesen, dachte die Blonde und seufzte. Mit einer Nacht war ihre Freundschaft dahin. Als das Tor von Konoha schließlich in Sicht kam, wurden ihre Füße gefühlt immer schwerer. Sie hatte schon Sorge, das der Nara sie nicht mehr leiden konnte. Ihr ungutes Bauchgefühl wurde nicht besser, als sie mit jedem weiteren Schritt deutlich eine Person erkennen konnte, die da auf sie zu warten schien.

Shikamaru hatte sich nicht viel verändert. Vielleicht war er noch ein kleines bisschen größer geworden. Und Temari kam nicht umhin zu bemerken, dass er etwas kantiger im Gesicht geworden war.

„Lange nicht mehr gesehen.“, begrüßte er die Blonde und grinste leicht. Etwas verunsichert, wie sie reagieren sollte, zuckte Temari nur leicht mit den Schultern und kratzte sich kurz am Hinterkopf: „Tja, Kankurou liegt verletzt zuhause rum.“

„Also eigentlich fand ich es in den letzten Jahren eher seltsam, das nicht du kamst.“

„Ich wurde halt woanders dringender gebraucht.“, wies sie ab, „Lass uns das Ding über die Bühne bringen, ich steh unter Zeitdruck.“ Der Nara musterte kurz ihr Gesicht, ehe er sich von ihr abwandte und mit ihr Richtung Hokage lief: „Na dann verlieren wir keine Zeit und stürzen uns auf den Papierkram.“
 

Für Shikamaru war es irgendwie befremdlich, nach so langer Zeit die Blonde wiederzusehen. In den vergangenen Jahren hatte er sie schon vermisst und das Examen mit Kankurou war kein Vergnügen gewesen. Auch verstand er nicht wirklich, wieso der Puppenspieler statt Temari auftauchte. Im ersten Jahr hatte er es noch so abgetan, dass die Schwester des Kazekagen tatsächlich irgendwas anderes Wichtiges zu tun hatte. Im zweiten Jahr wurde der Nara stutzig. Auch, weil er bei einer Mission, die ihn nach Suna führte, die Blonde nicht antraf. Im dritten Jahr war er bereits deutlich skeptisch und im vierten Jahr zerbrach er sich den Kopf, ob es an ihrer gemeinsamen Nacht lag, dass Temari nicht mehr nach Konoha kam. Hatte sie eine Abneigung ihm gegenüber entwickelt? War doch etwas an ihrer Freundschaft kaputt gegangen? Shikamaru konnte es sich nicht erklären, schließlich beharrte sie doch darauf, dass sie dennoch weiter Freunde seien.

Nun war sie endlich wieder da, doch irgendwie wirkte sie zu ihm deutlich distanziert. Die Tage der gemeinsamen Arbeit zogen sich dahin und sie blieb bei ihrer Haltung. Ihre Art verunsicherte Shikamaru, sodass er am letzten Abend nach abgeschlossener Arbeit alles auf eine Karte setzte.
 

„Fertig... Darf es zur Feier des Tages etwas zu trinken sein?“ Temari konnte nicht anders, als kurz zu lachen. Sie schloss kurz die Augen und fuhr sich mit einer Hand über die Augen, ehe sie wieder zum Dunkelhaarigen schaute, der die restlichen Papiere zur Seite legte. All die Tage hatte sie einfach nicht gewusst, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte und nun brach er mit einem Satz das Eis.

„Etwas trinken also?“

„Ja, Freunde tun sowas hin und wieder nach getaner Arbeit.“, gab Shikamaru zu bedenken und erhob sich. Seufzend stand auch Temari auf und blickte zu ihren eigentlich besten Freund. Stumm erwiderte er ihren Blick und wartete auf eine Antwort. Für einen Moment betrachtete sie ihn einfach nur, um wie in den vergangenen Tagen festzustellen, dass er ein echter Mann geworden war, den sie ziemlich anziehend fand. Schließlich konnte Temari nicht anders, als grinsend zuzustimmen: „Okay.“
 

Wieso sollten sie auch nicht gemeinsam etwas trinken gehen? War es nicht das, was sie wollte? Normalität zwischen ihnen?

Schweigend spazierten sie schließlich zu einer kleinen Bar, in der sie sich an die Theke setzten und Shikamaru ihnen etwas bestellte. Nach einigen weiteren stillen Minuten war es wieder der Dunkelhaarige, der das Wort ergriff: „Was gab es denn so Wichtiges in den letzten Jahren zur Zeit des Examens für dich zu tun?“

„Ach...“, begann Temari lapidar, wusste aber nicht, was sie erzählen sollte. Planlos schaute sie in ihre Glas und nippte ein paar Mal daran, bis sie sich für eine schwammige Aussage entschied: „Wichtige Dinge halt. Konnte kein anderer machen.“ Der Nara wusste nicht, was er davon halten sollte. Durfte sie nicht mit ihm darüber reden oder wollte sie nicht?

„War es so schlimm mit Kankurou?“, lenkte Temari schnell ab und trank einen weiteren Schluck. Shikamaru zuckte mit den Schultern: „Schlimm ist nicht das richtige Wort. Es zog sich so unnatürlich lange hin. Und er redet viel weniger als du.“ Überrascht schaute die Blonde auf: „Ach ja? Ist mir neu.“

„Also meist hat er nur das Allernötigste mit mir gesprochen. Er schien immer schlechte Laune zu haben.“ Temari hatte eine Vermutung, warum ihr Bruder sich gegenüber Shikamaru so verhielt. Aber sie musste ihm zugute halten, dass er sich eisern an ihre Abmachung hielt.

„Tja, nicht jeder redet gerne viel.“

„Ich hab dich auch schon mal redseliger erlebt...“, warf er recht spitz ein, was ziemlich ungewohnt für Temari kam. Überrascht von seiner Aussage konnte sie nicht anders, als ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Der Nara hatte den Kopf leicht aufgestützt und hielt ihrem Blick konsequent stand.

„Ehm...“, kam es planlos von der Blonden. Was sollte sie nun sagen? Allen Anschein nach wollte Shikamaru sie nicht so leicht aus dieser Situation entlassen.

„Darfst du es mir nicht sagen oder willst du mir nicht sagen, was die letzten Jahre los war?“ Innerlich unruhig wandte sich die Ältere ab und trank einen größeren Schluck, um ihm dann etwas verbissen zu antworten: „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ Er trank sein Glas in einem Zug leer und stellte es ab: „Das letzte Mal, als wir so zusammen saßen, warst du wesentlich entspannter.“

„Tss...“, kam es von ihr, doch ein Grinsen konnte sie nicht unterdrücken. Der Erinnerung nachhängend, trank auch sie ihr Glas leer und bestellte direkt zwei neue Gläser für sich und Shikamaru.

„Dieses Mal kannst du ja die Rechnung zahlen!“, mit einem überheblichen Grinsen ganz nach ihrer Art schob sie ihm das Glas zu und setzte selbst das eigene Glas an die Lippen, um es keine drei Sekunden später wieder leer auf die Theke zu stellen. Shikamaru hatte ihr stumm dabei zugesehen und erkannte trotz all ihrer Mühe, dass ihr Grinsen nicht ihre Augen erreichten, es wirkte nicht ganz echt. Doch was verbarg Temari vor ihm? Da er sie noch immer anstarrte, griff die Blonde nach seinem Glas und trank auch dieses komplett leer. Wieder grinste sie ihn an, was beim Nara innerlich etwas durchbrennen ließ. Ohne noch etwas zu sagen, knallte er passendes Geld auf die Theke und zog Temari hinter sich her, raus aus der Bar.

„Hey, wir sind doch erst hergekommen!“, motzte sie ihn an, als sie alleine auf die Straße traten.

„Du hast so viel auf Ex weggekippt, dass du gleich garantiert nach hause torkeln wirst.“, entgegnete er und peilte den Weg zu ihrer Wohnung an.

„Ach was, Blödsinn.“, schmetterte sie ab und spurtete an ihm vorbei. Mit wenigen Sprüngen war sie auf die Höhe der Dächer gekommen und wollte ihm so zeigen, das sie voll im Besitz ihrer Fähigkeiten war. Wenige Augenblicke später landete Temari auf ihrem eigenen Balkon und schob die Tür zur Wohnung auf, Shikamaru landete knapp hinter ihr auf dem Geländer.

„Siehst du Heulsuse, ich torkel bestimmt nicht!“, gab sie überheblich von sich und drehte sich zu dem Nara, um ihm gewitzt ins Gesicht zu schauen. Doch als die Blonde in seine Augen sah, blieb ihr das Lachen im Halse stecken. Mit einem weiteren Schritt war er vom Geländer herunter zu ihr getreten, fasste sie im Nacken und zog sie zu einem recht stürmischen Kuss zu sich. Temari wusste gar nicht wie ihr geschah, als er sie schon rückwärts in ihre Wohnung schob und die Balkontür hinter sie mit einem beiläufigen Griff zuwarf.

„Shikamaru-“, kam es brüchig zwischen seinen Küssen von ihr, doch ließ er ihr keinen Raum zum weichen. Plötzlich hatte sie die Wand im Rücken und vor sich diesen Mann, den sie aber auch nicht abwehren wollte. Was tat er da? Und wer von ihnen beiden hatte jetzt wirklich mehr getrunken? Ihre Arme lagen wie von ganz alleine auf seinen Schultern, als er sich von ihrem Kinn aus an ihrem Hals hinunter zur Schulter küsste. Nebenbei fanden seine Hände von ganz allein an ihren Obi und ehe die Blonde einen Gedanken daran verschwendet hatte, schob der Nara ihr schon den Kimono von den Schultern. Ein Keuchen entrann ihrer Kehle, als eine Hand von ihm zwischen ihre Beine fuhr.

„Was tust du da?!“, fragte Temari verwirrt.

„Wenn du es nicht möchtest, höre ich auf...“, kam es lapidar von Shikamaru, mit einer Selbstsicherheit, als wenn er ganz genau wusste, das sie ihn niemals stoppen würde. Mit einem Schlag fühlte Temari nicht nur die aufkommende Hitze vom Alkohol, die ihr die Sinne vernebelten, sondern auch ein Verlangen nach Shikamaru, welches tief in ihrem inneren brannte. Ruppig begann nun auch sie ihm die Klamotten vom Leib zu zerren. Hastig befreite die Blonde seinen Oberkörper von Weste und Shirt, ehe sie ihn ungeduldig nach hinten zu ihrem Bett küsste. Nebenbei zog sie sich selbst komplett aus, was dem Nara ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte. Ihm war selbst nicht ganz so klar, was ihn dazu gebracht hatte, Temari einfach so zu überrumpeln. Aber das sie es so dringend wollte, bestätigte ihm, dass er vollkommen richtig gehandelt hatte und es ihr gefiel.

„Temari...“, hauchte er gegen ihre Lippen, bevor er sie wieder gierig küsste und nebenbei zu ließ, dass sie ihm die Hose öffnete.

„Was?“, fragte sie beiläufig in seinen Kuss und wollte ihn auf das Bett drängen, als er sich mit ihr drehte und sie auf das Bett drückte. Ein überraschter Laut kam über ihre Lippen, als sie sich leicht mit den Unterarmen vom Bett abstützte und dabei den Kopf anhob. Die Situation wurde immer grotesker für Temari, sie kam gedanklich nicht so schnell hinterher, wie Shikamarus Handlungen aufeinander folgten. Ihre grünen Augen huschten hoch zu seinen Gesicht und bei dem Anblick von ihm setzte kurz ihr Herz aus. Da stand dieser Mann vor ihr, mit einem Grinsen im Gesicht, so selbstsicher und dominant, wie sie es von ihm überhaupt nicht kannte. Er griff nach ihrem Knöchel und hauchte ihr zärtlich einen Kuss auf die Haut, ehe er sich über sie beugte. Röte schoss ihr ins Gesicht, als sich der Dunkelhaarige an ihr hinunter küsste und ihr fast den Verstand raubte.
 

Temari fühlte sich wie in einem Rausch, vom Alkohol getrieben, aber größtenteils von Shikamaru immer wieder aufgepusht, gingen ihr jegliche Gedanken an alles andere flöten. Das einzige, was ihr klar durch den Kopf schoss, bevor sie in diesem Rausch verschwand, war das Shikamaru ihr Herz gestohlen hatte.
 

Als Temari am nächsten Morgen erwachte, kam sie nicht umhin, erst einmal nur zu murren. Noch nie in ihrem Leben hatte sie Muskelkater am ganzen Körper gehabt und sie fragte sich, wie zum Teufel sie das geschafft hatte.

„Aua......“, murmelte die Blonde, setzte sich auf und bekam kaum einen Arm hoch, um sich den Schlafsand aus den Augen zu reiben. Antriebslos ließ die Blonde den Arm in ihren Schoss sinken und öffnete so die Augen. Verwirrt blickte sie sich um, während ihr Kopf in Gang kam und sich den vorherigen Abend zurück ins Gedächtnis rufen wollte. Als sie nach rechts schaute, erblickte Temari einen offenen, dunklen Haarschopf, der ihr Herz zum klopfen brachte. Entgeistert starrte sie auf einen vollkommen nackten Shikamaru, dessen Hintern ihre Wangen zum Glühen brachten.

„Oh mein Gott......“, panisch sprang Temari auf und war mit wenigen schnellen Schritten an ihrer Kommode. Von dem Lärm geweckt, drehte sich der Nara gähnend zu ihr um und beäugte das Schauspiel. Die Blonde suchte scheinbar gehetzt etwas in der obersten Schublade, fand es und atmete durch.

„Was tust du da?“, fragte Shikamaru gelassen und hatte den Kopf auf einen Arm aufgestützt. Sie erstarrte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich leicht umwandte und dem Blick des Mannes begegnete. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl, komplett nackt vor ihm zu stehen. Auf der anderen Seite erinnerte sich Temari immer mehr an das, was er in der Nacht mit ihr veranstaltet hatte. Dazu kamen die Muskelschmerzen zurück, da sie ihren Schrecken von eben überwunden hatte.

„Was hast du getan?!“, war daher ihre Gegenfrage.

„Wohl eher: was haben wir getan.“, entgegnete Shikamaru und setzte sich auf, wobei er sich die Decke etwas über den Schoss zog, da ihm nicht entgangen war, das es Temari unangenehm war, ihn gänzlich ohne Kleidung zu sehen.

„Das ist doch auf deinem Mist gewachsen!“, kam es pampig von ihr zurück, wobei sie die Arme um ihren Oberkörper legte, um sich irgendwie zu bedecken. Doch das Gefühl von Schutz stellte sich nicht ein, da sie ja gar nichts am Körper trug. Der Nara legte den Kopf schief und musterte die Blonde, was diese mit einer gesunden Gesichtsfarbe quittierte. Seufzend erhob er sich und trat zu ihr: „Du brauchst dich nicht bedecken... Ich kenne jeden Zentimeter auf dir.“ Im ersten Moment starrte sie ihn verdattert an, im zweiten fiel sie ihm schon an den Hals, um ihn zu küssen. Doch anders als gestern, kam ihr Verstand viel schneller wieder zurück und so unterbrach sie selbst ihren Ansturm auf den Nara: „Nein, stopp!“ Fragend hob er eine Augenbraue und ließ die Blonde los, die sich von ihm schob.

„Das ist nicht richtig.“

„Was daran ist nicht richtig?“, fragte Shikamaru. Temari strich sich ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und wandte sich von ihm ab, um seine Klamotten aufzusammeln: „Du kannst mich doch nicht so überfallen und mir dann- dann-“ Sie verstummte kurz und stellte sich wieder hin. Grummelnd suchte die Blonde die passenden Worte, fand aber irgendwie keine, die nicht obszön klangen. Ruppig drückte sie ihm seine Sachen in die Hände: „Du kannst mich nicht einfach überfallen und mir das Gehirn rausvögeln!“

„Ach?“, kam es mit einem Lachen von ihm, bei ihrer Wortwahl konnte er nicht anders.

„Ja!“, kam es noch energischer von ihr, „Ich hab tierischen Muskelkater, wie kannst du eigentlich so entspannt da stehen?!“ Ein schelmisches Grinsen umspielte seine Lippen: „Klingt, als hättest du dich in letzter Zeit nicht gerade viel bewegt – erfüllst du in Suna einen Büro-Job und bist deswegen so gut wie nie zu sehen?“

„Boa...!“, in diesem Moment musste Temari sich so zusammen reißen, um ihn nicht zu erzählen, wie anstrengend es war, ein Kind alleine aufzuziehen.

„Temari... Du wolltest nicht aufhören.“, erzählte Shikamaru und zog sich an. Mit diesem Satz nahm er ihr sämtlichen Wind aus den Segeln: „Was?“ Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen gab er ihr einen Kuss auf die Wange: „Vielleicht solltest du wieder öfter nach Konoha kommen.“ Er hob noch kurz die Hand zum Abschied und verließ ihre Wohnung über den gleichem Wege, wie er am Abend zuvor mit ihr herein gekommen war. Nachdenklich sah Temari ihm nach und hing ihren Erinnerungen an gestern Nacht nach. Nie hätte sie gedacht, das es ihnen überhaupt noch einmal passieren würde, das sie miteinander schlafen. Die letzte Nacht war pure Ekstase gewesen. Und ja, er hatte recht, wie ihr nach und nach bewusst wurde. Temari schämte sich unglaublich dafür, dass sie fast den gleichen Fehler wiederholt hatte, dessen Folgen nun ihr Leben bestimmten. Von sich selbst enttäuscht, öffnete sie die Schublade der Kommode wieder und ergriff einen Streifen mit Tabletten. Hätte sie ihre Pille nicht genommen, wäre es das wohl gewesen. Wobei ihr nun auch der Gedanke kam, warum er nicht verhütet hatte – war Shikamaru wirklich so sorglos damit umgegangen? Er konnte doch keine Kondome dabei gehabt haben, dann hätte er sie doch schon mit Vorsatz eingepackt. Temari ging zurück zum Bett und riss die Schubladen ihres Nachtschranks auf. Da fand sie sie, eine aufgerissene Packung Kondome. Sie hielt sich die Stirn. Ihre Brüder hatten sich einen Scherz erlaubt und an bestimmten Orten, die sich dafür anboten, überall Kondompackungen hinterlegt. Es begann schon während ihrer Schwangerschaft, das sie ständig über Kondompackungen stolperte, die sie, damals noch im gemeinsamen Haus mit ihren Brüdern, im Bad, im Wäscheschrank oder eben bei sich im Nachtschrank fand. Das sie auch hier welche hinterlassen hatten, bescherte ihr nun einen bitteren Nachgeschmack. Würden die beiden jemals davon erfahren, würde sie sich in Grund und Boden schämen.
 

Als Temari wenige Stunden später wieder vor Shikamaru stand, war sie die Selbstbeherrschung in Person. Eisern achte sie auf den gebührenden Abstand und verhielt sich ihm gegenüber, als wäre nie etwas gewesen. Der Nara wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Stumm gingen sie gemeinsam zum Haupttor, um Gaara in Empfang zu nehmen.

„Bist du sauer auf mich?“, fragte der Nara, solange der Kazekage noch nicht in Sicht war, wollte er seine Chance zum Gespräch nutzen.

„Heulsuse, passiert ist passiert. Verbuchen wir es einfach auf unser Konto für Dummheiten.“

„Du hältst es für eine Dummheit?“, bei ihrem Satz spürte Shikamaru einen Stich ins Herz. Für ihn war es alles andere, nur garantiert keine Dummheit. Wortlos schaute er sie an, doch machte sie keine Anstalten, den Blick zu erwidern. Er erkannte eine Härte in ihrem Gesicht, die ihm unbekannt war. Doch schien sie Temari selbst auch zu schmerzen.

„Da kommt Gaara.“ Es war fast ein Flüstern. Der Nara blickte wieder nach vorne und sortierte sich innerlich. Wo würde das alles hinführen?

„Hallo Shikamaru.“, begrüßte der Kazekage zuerst den Nara, worauf dieser den Kopf neigte und den Gruß erwiderte: „Ihr kommt alleine, Kazekage?“

„Kankurou ist noch immer verhindert.“, er wandte sich zu seiner großen Schwester, „Man erwartet dich, du solltest dich beeilen.“

„Ist etwas passiert?“, fragte Temari sofort. Die große Besorgnis in ihrer Stimme überraschte den Nara.

„Es ist nichts lebensbedrohliches, aber du solltest dich beeilen.“, fügte der Rothaarige hinzu. Temari machte auf dem Absatz kehrt und rannte zu ihrem Wohnhaus. Fragend sah Shikamaru ihr nach, ehe er wieder zu Gaara blickte: „Ist etwas Schlimmes passiert?“ Der Kazekage presste in ungewöhnlicher Manier die Lippen aufeinander und schüttelte schließlich den Kopf. Shikamaru hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend.

„Würdest du mich zum Hokagen begleiten?“ Nickend setzte sich der Dunkelhaarige in Bewegung. Sie waren keine zehn Meter gegangen, da kam ihnen Temari mit ihrer Tasche entgegen. Ohne sie auch nur zu beachten, eilte sie an ihnen vorbei und verließ Konoha.

Nebel

Für Temari war die Rückreise der Horror. Da Gaara ihr nicht in Gegenwart von Shikamaru sagen konnte, was los war und er ihr auch keinen Zettel mit der Information überreicht hatte, war sie in großer Sorge um ihren Sohn. Sie schlief nur sehr wenig und rannte die meiste Zeit, immer in Richtung des kleinen Dorfes in der Nähe von Suna, wo sie sich mit ihrem Sohn niedergelassen hatte.

Als sie am Ende des zweiten Tages endlich erschöpft durch ihre eigene Haustür stolperte, kam ihr ein fürchterlich aussehender Kankurou entgegen.

„Was ist los?!“, fragte Temari unruhig und ließ ihre Tasche achtlos hinter der geschlossenen Haustür liegen.

„Shikadai hat Fieber, schon den siebten Tag.“, erklärte ihr Bruder knapp, „Er hat wohl eine Mittelohrentzündung, heut Nachmittag war jemand aus Suna da, seitdem geht das Fieber endlich runter.“ Temari seufzte schwer auf und flitzte die Treppe hinauf zum Zimmer ihres Sohnes.

„Mama...“, kam es sofort von ihrem kleinen Sturkopf, der in seinem Bett lag und einen Lappen auf der Stirn liegen hatte. Ein Lächeln der Erleichterung legte sich auf ihre Lippen: „Was machst du denn für Sachen? Ich sagte doch du sollst Kankurou nicht das Leben schwer machen, während ich unterwegs bin.“ Sie setzte sich zu ihm ans Bett, strich ihm über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Ich will doch gar nicht krank sein!“, beklagte sie der Junge und zog beleidigt eine Schmolllippe.

„Das weiß ich doch.“, wisperte Temari und atmete wesentlich entspannter aus, „Aber hast du dir mal deinen Onkel angeschaut? Der sieht aus, als würde er gleich tot ins Grab fallen.“

„Besten Dank, Schwesterchen.“, grummelte Kankurou aus dem Türrahmen hinter ihnen, „Ist halt nicht einfach, rund um die Uhr ein fieberndes Kind zu versorgen.“ Sie drehte sich zu ihrem Bruder um und grinste: „Hast du sehr gut gemacht, danke dir!“
 

Nach einigen Tagen war Shikadai wieder gesund und der Alltag ging für sie weiter. Erst jetzt kam sie innerlich wieder zur Ruhe und ließ die Tage in Konoha Revue passieren. Ohne das sie es beeinflussen konnte, wurde ihr ziemlich warm, als sie an ihre letzte Nacht mit Shikamaru dachte. Herrje, er machte sie ganz verrückt. Und sie ertappte sich bei dem Gedanken, ab sofort wieder jedes Jahr mit ihm das Examen zu stemmen oder sonst jede mögliche Mission anzunehmen, die sie nach Konoha führte, nur um in seiner Nähe zu sein. Ihr war bewusst, wie töricht das ganze wirken musste. Doch auf der anderen Seite konnte sie nicht bestreiten, dass er ihr mit seinem Handeln endgültig den Kopf verdreht hatte. Temari wurde klar, wie sehr er ihr in den letzten vier Jahren gefehlt hatte und das sie es nicht mehr ertragen konnte, noch einmal so lange auf seine Gegenwart zu verzichten. Und so verfasste sie noch am selben Abend einen Brief an Gaara, in dem sie ihm bat, ihr wieder Missionen zu geben, die sie nach Konoha brachten und das sie ab sofort wieder ihren alten Job für das Examen zurück nahm. Das ihre Gedanken dahinter ziemlich auf der Hand lagen und Gaara das auch sofort erkennen würde, war ihr klar, aber ziemlich egal. Warum sollte man sich dafür schämen, wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlte?

Die Antwort von Gaara kam flott – er hatte überhaupt keine Probleme mit ihren Wünschen und schien sich, augenscheinlich durch seine Wortwahl in seinem Brief, sogar darüber zu freuen. Ob es daran lag, das sie einen Schritt auf Shikamaru zumachte oder das der Kazekage nun mehr Aufträge verteilen konnte, war ihr dabei nicht so ganz bewusst, aber es interessierte sie nicht wirklich.
 

Und dann war sie da.
 

Ein paar Wochen nach dem Examen wies Gaara sie einer Mission zu, die sie nach Konoha führte. In Zusammenarbeit mit Konoha galt es einen Auftrag zur Informationsbeschaffung auszuführen. Für Shikadai hatte sie in der Zeit eine ältere Frau aus Suna begeistern können, die ihren Job als Jonin an den Nagel gehangen hatte. Doch als Beschützerin für ihren Sohn war sie genau die Richtige.
 

Je näher Temari dem Dorf kam, desto wilder klopfte ihr Herz. Innerlich schimpfte sie mit sich selbst, wie dämlich das ganze war, wie albern, naiv und was ihr sonst noch alles in den Kopf kam. Sie fühlte sich wie ein dummes verliebtes Schulkind! Ganz in Gedanken versunken, wäre ihr fast entgangen, wie Sakura ihr entgegen kam, die gerade wohl Konoha verließ: „Hey Temari!“ Abrupt blieb die Blonde stehen und reagierte erst nach einem kurzen Blinzeln, um aus ihren Gedanken aufzutauchen: „Hey.“ Die Haruno grinste: „Du scheinst ziemlich weit weg gewesen zu sein.“ Ertappt zuckte Temari kurz mit einem Mundwinkel: „Und du bist auf dem Weg zu einer Mission?“

„Na ja, nicht wirklich. Kleinkram eben, der so anfällt. Ich suche ein paar Pflanzen für die Arzneien, ich möchte etwas ausprobieren.“

“Na dann viel Erfolg, das du alles findest, was du suchst.“, wünschte Temari ihr und grinste leicht.

„Danke, dir auch viel Spaß in Konoha!“, verabschiedete sich Sakura und ging weiter ihrer Wege. Temari sah ihr noch kurz nach. Sakura war ein Paradebeispiel für eine hoffnungslos verliebte junge Frau, aber dennoch stand sie fest im Leben und war zufrieden. Und jeder wusste davon! Wieso kam ihr ihre eigene Schwärmerei also so töricht vor? Schwärmerei? Temari hielt sich kurz die Stirn. Ihre Gedanken ließen sie zittrig grinsen. Das alles war schon etwas verrückt.

Als die Blonde das Tor des Dorfes passierte, schaute sie sich kurz um und schlug direkt den Weg zum Hokage ein. Es kam so gut wie nie vor, dass sie nicht schon von jemandem erwartet wurde. Hier zu sein, fühlte sich so gut an. Noch immer war sie etwas aufgeregt, aber langsam beruhigte sich ihr Herz.

Ein paar Minuten später betrat sie das Büro vom Hokagen, nachdem sie geklopft und hereingebeten

wurde.

„Temari-san, welch eine Abwechslung!“, begrüßte Kakashi sie freundlich. Temari zog leicht eine Augenbraue hoch, die Begrüßung raubte ihr kurz die Sprache. Der Hokage grinste unter seiner Maske: „Du warst in den letzten Jahren nicht zu sehen, ich hatte mit Kankurou gerechnet.“ Kurz durchatmend zuckte Temari mit den Schultern: „Ich wurde anderweitig gebraucht.“

„Ist das so?“, gab er zurück, als hätte er eine Ahnung und würde so versuchen, ihr etwas zu entlocken. Was sollte sie davon halten? Stumm blickte die Frau zurück zum Hokagen.

„Die Mission wird sich über mehrere Tage, vielleicht ein paar Wochen erstrecken. Morgen früh geht es los, rüste dich für diese Zeit gut aus. Es könnte ziemlich nass und kalt werden. Um 6 Uhr wirst du bei deinem Wohnhaus abgeholt.“

„Okay. Mit wem werde ich zusammenarbeiten?“ Kakashi lehnte sich zurück: „Das ist noch nicht klar, ich warte noch auf Rückkehrer einer anderen Mission. Da ihr zu zweit reist und eventuell inkognito arbeiten müsst, habe ich mir diese Entscheidung aufgehoben. Ich wusste ja nicht genau, wer mir aus Suna geschickt wird.“

„Na dann lass ich mich mal überraschen.“, gab Temari zurück und verlagerte ihr Gewicht leicht von einem Bein auf das andere, da sie ihre innere Unruhe irgendwie nach außen lassen musste. Kakashi nickte: „Falls dir was an Rüstung oder Waffen fehlen sollte, melde dich einfach. Was du auch brauchst, sollst du gerne bekommen.“

„Danke, Hokage.“, sie verbeugte sich leicht und verließ die Räumlichkeiten.
 

Sich überraschen zu lassen, gefiel ihr ganz und gar nicht. Leicht murrend machte sich Temari auf dem Weg, um sich ein paar Sachen zu besorgen. Musste es denn ausgerechnet in eine kalte, nasse Gegend gehen? Das war genau das, was sie überhaupt nicht mochte. Mit Hitze konnte sie super umgehen, das war alles kein Problem. Aber Kälte war echt nicht ihr Ding, erst recht nicht in Verbindung mit Wasser von oben. Innerlich meckernd arbeitete sie ihre gedankliche Liste ab, was sie alles benötigte und trug ihre Besorgungen nach hause.

„Inkognito...“, sprach sie leise vor sich hin und überlegte, was das denn für eine sonderbare Mission war. Informationen zu beschaffen war keine Seltenheit. Aber sich dabei bewusst aktiv hinein zu begeben und dabei eine andere Rolle zu spielen, kam eher weniger vor. Und vermutlich wurde dieser Auftrag auch deswegen nicht an niedrigere Ränge abgegeben, weil er zu komplex war. Denn anfangs hatte sie sich schon gefragt, wieso ein Jonin für solch eine Mission angefordert wurde.
 

Nachdem sie ihre Tasche mit allen nötigen Dingen gepackt und ihre Sachen für den nächsten Tag bereit gelegt hatte, ging Temari duschen. Ihre Gedanken schweiften ab zu Shikamaru. Sie hatte ihn nirgends gesehen, während sie einkaufen war. Auch beim Hokagen war er nicht gewesen. Gerade beim Hokagen hatte sie ihn vermutet. Ob er selber unterwegs war? Seufzend stellte Temari das Wasser aus, schnappte sich ihr Handtuch und ging darin eingewickelt in ihr Schlafzimmer. Wie gerne hätte sie ihn gesehen... Aber was dann? Noch tiefer seufzend suchte sie sich frische Unterwäsche aus ihrer Kommode. Es war so seltsam, all diese Gedanken zu haben. Sie fühlte sich teilweise nicht mehr wie sie selbst.

„Meine Güte, es muss doch auch mal gut sein!“, leicht gereizt warf sie ihr Handtuch von sich und schlüpfte in eine Panty und ein Top. Grummelnd griff sie nach ihrem Handtuch und hob es wieder auf. Dabei zog sie etwas hervor, was knapp unter ihrem Bett gelegen haben musste. Mit gerunzelter Stirn hob Temari ein Zopfband auf. Es war schwarz. Sie besaß keine schwarzen Zopfbänder. Röte stieg ihr ins Gesicht und ihr Blick glitt vom Zopfband zum Bett. Shikamaru, nackt und mit offenen Haaren, in ihrem Bett... Dieser Kerl sah mit offenen Haaren verboten gut aus. Haare konnten Menschen so stark verändern. Sie schaute wieder auf das Zopfband. Was so ein kleiner Gegenstand alles verändern konnte. Mit heißen Wangen ließ sich Temari ins Bett sinken, das Zopfband noch immer in der Hand. Wie von alleine schlossen sich ihre Augen und ihre Gedanken drifteten weiter zu Shikamaru ab.
 

Keuchend schreckte Temari aus ihrem Schlaf hoch, als es an ihrer Tür klopfte. Sie hatte geschlafen. Und geträumt, stellte sie mit einem Griff neben ihr ins Bett fest, denn da war niemand. Es klopfte noch einmal. Sie schaute zum Flur und atmete kurz durch. Himmelswillen, sie fühlte sich wie ein pubertäres, kleines Mädchen. Schnell stand sie auf und öffnete gedankenlos die Tür.

„Guten-“, der Rest der Begrüßung blieb dem jungem Mann fast im Halse stecken, „Morgen...“ Temari blinzelte. Da stand ihr Bettnachbar aus ihrem Traum. Leicht verwirrt zog sie eine Augenbraue hoch und sagte nichts. Shikamaru hatte seine Fassung schnell wieder und grinste leicht: „Es ist 6 Uhr.“

„Was?“, kam planlos von ihr und sie fasste sich kurz an den Hals.

„Schläfst du noch? Wir wollten um 6 Uhr los.“, er folgte ihrer Handbewegung und nahm etwas Schwarzes in ihrer Hand wahr. Nun hellwach drehte sich sich um und ging zurück in ihr Schlafzimmer: „Scheiße...“ Shikamarus Grinsen wurde noch breiter. Temari auf dem falschen Fuß zu erwischen war quasi unmöglich. Und so, wie sie da gerade halbnackt und verschlafen in der Tür stand, musste er sich schon etwas beherrschen, keinen Kommentar dazu abzugeben. Er sah ihr zu, wie sie nach ihren Klamotten griff, ihr aber direkt ein Teil davon herunterfiel. Fluchend ließ sie alles fallen, um sich mit einem schwarzen Zopfband, das sie bereits in der Hand gehalten hatte, ihre Haare zusammen zubinden, die ihr störend ins Gesicht hingen. Shikamaru erkannte sofort, das es ihm gehörte. Aufgrund ihrer blonden Haare besaß Temari nur helle Zopfbänder. Sie griff wieder nach ihren Sachen und ging damit ins Bad. Der Nara steckte die Hände in die Hosentaschen. Das alles wirkte ziemlich interessant auf ihn und warf Fragen auf.

Zwei Minuten später kam Temari wieder aus dem Bad, angezogen und mit ihrer normalen Frisur. Als sie nach ihrer Tasche und ihrem Umhang griff, sah Shikamaru das dunkle Zopfband an ihrem Handgelenk verstohlen unterm Ärmel hervorblitzen.

„Fertig.“, kommentierte sie und wich leicht seinem Blick aus. Während sie sich angezogen hatte, war ihr bewusst geworden, dass sie ihm halbnackt die Tür geöffnet hatte. Im Nachhinein war ihr das unangenehm.

„Dann wollen wir mal...“, entgegnete der junge Mann ruhig und ging voran.
 

Nicht ein Wort kam über ihre Lippen, seitdem sie aus Konoha gestartet waren. Und Shikamaru ertrug die Stille. Tatsächlich war das auch nicht schwer für ihn, sondern vielmehr amüsant. Er spürte, das Temari sich für den Start am Morgen schämte. Zudem war ihm klar, dass sie niemals von alleine ein Gespräch anfangen würde, da sie irgendwas beschäftigte, was ihr irgendwie unangenehm war. Nach einer Stunde aber fand er, dass es genug war und erlöste die Blonde aus der unangenehmen Stille: „Wie kommts, das du verschlafen hast? Ist gar nicht deine Art.“

„Keine Ahnung.“, gab sie lapidar zurück.

„Zu gut geträumt?“, tastete sich der Nara voran. Ertappt zuckte Temari etwas zusammen und antwortete, wie sie im Anschluss fand, ziemlich nachteilig für sich: „Wie kommst du darauf?“ Er grinste: „Du meinst, abgesehen davon, dass du in Unterwäsche die Tür geöffnet hast, mein Zopfband in der Hand hattest und kognitiv neben dir standest?“ Entsetzt drehte sie ihren Kopf zu ihm und starrte ihn entgeistert an: „Shikamaru!“ Mit einem leicht spöttischen Grinsen schaute er zurück: „Ja?“ Wie konnte er so schamlos diesen Satz raus hauen?

„Du-“, grummelnd wandte sie sich wieder von ihm ab und zog dann das Zopfband von ihrem Handgelenk, „Hier bitte, hattest du vergessen!“ Energisch drückte sie es ihm vor die Brust, doch er hob nicht die Hände, um es entgegen zu nehmen. Sein Grinsen sprach Bände. Beide dachten an die letzte, gemeinsame Nacht zurück. Schließlich ergriff der Nara wieder das Wort: „Behalte es.“

„Was?“, kam es verblüfft von ihr. Damit war ihre aufkommende Wut verflogen. Er zuckte leicht mit den Schultern, ergriff ihre Hände und machte ihr das Zopfband wieder um: „Vielleicht brauchst du es nochmal. Ich hab ja eines, das reicht mir.“ Ohne auf ihre Reaktion zu warten, lief er weiter und erst dabei fiel Temari auf, das sie stehen geblieben waren. Wo war sie nur mit ihren Gedanken? Stumm sah sie erst auf ihr Handgelenk mit den Zopfband, dann wieder zu ihm. Seufzend setzte sie sich wieder in Bewegung. Vor Shikamaru konnte man fast so gut wie nichts geheim halten. Fast.
 

Am Abend kamen sie in einer Gegend an, die alles andere als einladend wirkte. Alles war nass, der Boden ziemlich matschig und es war kalt. Nebel stieg auf. Temari zog ihr größeres Halstuch etwas enger, in ihren Haaren hatten sich schon Tropfen vom Nebel gebildet, die hin und wieder hinunter tropften.

„Was für eine ekelhafte Gegend.“, klagte sie leise neben Shikamaru.

„Und es wird noch schlimmer.“, eröffnete er ihr und wischte sich über die Stirn. Ihm gefiel es auch nicht sonderlich, doch kam er damit zurecht. Temari hingegen wirkte alles andere als entspannt und gelöst.

„Es dämmert bereits, wir sollten uns ein Schlafplatz für die Nacht suchen.“, warf er ein und sah sich um.

„Einen Schlafplatz? Hast du dich mal umgesehen? Willst du im Schlamm oder im Moor schlafen?“, gab die Blonde sarkastisch zurück. Der Nara hatte etwas entdeckt und lief darauf zu: „Warum jammerst du so viel? Wann war deine letzte Mission, wo du draußen übernachten musstest?“ Verdutzt blieb Temari stehen. Leider musste sie sich eingestehen, dass er recht hatte. Seit Shikadais Geburt war sie auf keiner einzigen Mission gewesen, wo sie draußen hatte schlafen müssen.

„Komm schon, ich will dich im Nebel nicht verlieren.“, überging er ihre Reaktion und winkte sie zu sich. Wortlos folgte sie ihm, wie es eigentlich gar nicht ihre Art war. Ein paar Meter weiter erkannte sie, was er gefunden hatte. Ein größerer, umgestürzter Baum hing halb in ein paar anderen Bäumen fest und bot somit eine Möglichkeit, einen Unterschlupf für die Nacht zu bauen. Der Boden darunter war erstaunlicherweise nur etwas klamm, da er höher gelegen war, als die umgebene Fläche. Der Nara packte eine Plane aus und baute damit einen Regenschutz. Temari setzte ebenfalls ihre Tasche ab und zog eine weitere Plane hervor, die sie auf dem Boden darunter ausbreitete. Es war nicht viel, aber sie könnten für die Nacht darunter schlafen, ohne von oben oder unten nass zu werden. Was blieb, war die hohe Luftfeuchtigkeit, die ihr in die Knochen kroch.

„So nass wie es ist, werden wir kaum ein Feuer anmachen können...“, meinte Shikamaru und legte eine dünne Decke auf die Plane, um sich bequem darauf zu setzen.

„Das war klar.“, murmelte die Blonde und setzte sich ebenfalls auf eine Decke, die sie aus ihren Rucksack geholt hatte. Ihr war kalt. Es war nass. Und es war noch nicht komplett dunkel, das bedeutete, es würde noch schlimmer werden.

„Wäre der Nebel nicht so dicht, könnte man wenigstens weiterlaufen und sich somit warm halten.“, seufzte Temari und strich sich ein paar nasse Strähnen von der Stirn.

„Mach dir halt warme Gedanken.“, schlug Shikamaru vor und lehnte sich auf den ausgestellten Armen nach hinten, wobei er in die undefinierbare Nebelsuppe vor ihnen starrte.

„Tss...“, gab Temari von sich und wandte sich ab.

„Was denn?“, hakte er nach. Sie schüttelte den Kopf: „Lass gut sein...“ Ihr stieg die Röte ins Gesicht. Warme Gedanken waren neben ihm sitzend gerade nicht angebracht.

„Was hast du denn gedacht?“, fragte der Dunkelhaarige nun interessiert und schaute zu ihr.

„Frag nicht!“ Mit diesem Kommentar hatte sie seine Frage beantwortet und er lachte leise. Die Anspannung in Temaris Bauch stieg direkt weiter. Obwohl sie hier in der nassen Kälte saß, hatte sie das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Unruhig zog sie ihre Decke auseinander und wickelte sich, so gut es ging, darin ein. Die Kälte aber blieb und die Unruhe auch.

„Ist dir sehr kalt?“, fragte Shikamaru schließlich. Sie schnaubte: „Wie kommst du bloß darauf?“ Genervt verdrehte sie die Augen und rieb sich über die Oberarme. Mittlerweile war es dunkel. Der Nara umfasste sie von hinten und zog sie zwischen seine Beine, ihren Rücken an seine Brust. Sein Atem an ihrem Ohr bescherte ihr eine Gänsehaut. Ohne Umschweife suchten seine Hände ihre, um sie ebenfalls zu wärmen. Überrascht stellte sie fest, das Shikamaru tatsächlich deutlich wärmer war. Wie schaffte er das bei der Kälte?

„Wieso bist du so warm?“, fragte sie leicht bibbernd und schmiegte sich unbewusst an ihn.

„Vielleicht weil ich Regenwetter mehr gewöhnt bin, als du?“ Ein Seufzen kam ihr über die Lippen, während er seine Finger mit ihren verschränkte: „Ja, vermutlich.“ Temari zog ihre Hände mit seinen tiefer in ihren Schoß, da es dort am wärmsten war. Langsam wurde ihr wärmer. Erleichtert ließ sie ihren Kopf nach hinten auf seine Schulter sinken und schloss die Augen. Seine Nasenspitze strich dabei leicht gegen ihren Hals. Temari spürte, wie ihr Herz nur aufgrund dieser kleinen Bewegung schneller schlug. Die steigende Anspannung ging in ihre Arme über, sie spannte die Muskeln an und drückte ihre Hände tiefer zwischen ihre Schenkel. Und da lösten sich die Hände von Shikamaru. Zunächst dachte Temari, er würde sie wieder wegziehen, erst dabei wurde ihr bewusst, wo sie seine Hände hingeführt hatte. Doch das Gegenteil war der Fall, sie wanderten tiefer. Ein überraschter Stöhner entwich ihr, als Shikamaru ihr den Rock hochzog und seine Hand zwischen ihre Schenkel schob. Entsetzt hielt sich Temari eine Hand vor den Mund, direkt durch solch eine kleine Berührung die Fassung zu verlieren, war ihr peinlich. Mit der anderen griff sie nach seiner, um ihn zu stoppen, doch seine zweite Hand hielt ihre wiederum auf. Ungehindert machte der Nara weiter und legte ihre Hand an seinem Oberschenkel ab, wo die Frau sich festkrallte. Sanft ließ er seine Hand in ihre Unterwäsche gleiten und streichelte sie zärtlich. Die Blonde gab innerlich auf und ließ sich fallen. Mit ihrer zweiten Hand fuhr sie hoch in seinen Nacken, um sich an ihm festzuhalten, während sie ihre Beine entspannte und ihm Platz bot. Ungeniert keuchte sie ihm ins Ohr und ließ ihn machen. Er ließ sie nicht lange warten, zügig hatte er sie über die Klippe geführt und sie stöhnte laut auf. Es dauerte, bis sich ihr Atem beruhigt hatte. Ihr war unglaublich heiß. Seicht hauchte Shikamaru ihr anschließend einen Kuss an den Hals.

„Oh mein Gott...“, kam es unbedacht von ihr.

„Gerne doch...“, gab er zurück, wobei sie sein Grinsen ganz genau heraushörte. Doch war sie schlichtweg zu erschöpft, um weiter darauf einzugehen. Sie driftete in die Dunkelheit ab und schlief ein.

Im Sumpf

Am nächsten Morgen hatte sich der Nebel etwas gelegt. Als Temari erwachte, saß sie noch immer zwischen seinen Beinen. Shikamaru lehnte hinter sich gegen einem Baumstamm und schien zu schlafen. Die Blonde zog seine Arme, die um ihre Mitte geschlungen waren, von sich und erhob sich vorsichtig. Sie streckte sich ausgiebig und schaute sich um, nach einem Platz, wo sie sich erleichtern konnte. Leise schlich sie ein paar Meter weiter, außerhalb seines Sichtfeldes. Trotz der Nacht draußen im Nebel hatte sie sehr gut geschlafen. Das Shikamaru daran einen großen Anteil hatte, war ihr klar. Sie fühlte sich so glücklich und zufrieden.

Als sie zurück kam, hatte er bereits alles abgebaut und verstaut. Lächelnd reichte er ihr ihre Tasche. Mit einem verschmitzten Lächeln erwiderte sie seine Geste und nahm ihre Tasche.
 

Wieder liefen sie wortlos nebeneinander her, doch war die Stille nun auch für Temari sehr angenehm. Er wusste, was er für Freiheiten bei ihr hatte und wie sehr sie diese genoss.

So wunderte es keinen der beiden, dass sie am Abend und auch am Folgeabend wieder in der gleichen Situation endeten.
 

Temari war dieses Mal aber wesentlich wacher danach und schmiegte sich zufrieden an ihn. Sie wollte ihn gefühlt so vieles fragen, wusste aber nicht, wo sie anfangen sollte, also fing sie mit dem banalsten an, was ihr einfiel: „Ist das so okay für dich?“

„Wie meinst du das?“, gab er leise zurück. Ja, wie meinte sie das eigentlich. Irgendwie hatte sie zu schnell geredet und wurde sich jetzt darüber bewusst, worauf diese Frage hinaus laufen würde. Also seufzte sie und entschied sich bewusst für eine Antwort: „Du gehst leer aus.“

„Wie kommst du darauf?“ Temari war überrascht und schaute ihn dementsprechend an. Er grinste zurück: „Weißt du, wie schön es ist, das mit dir zu machen?“ Röte stieg ihr ins Gesicht. Sie drehte sich in seiner Umarmung und konnte nicht anders, als ihre Hände auf seinen Wangen zu legen: „Shikamaru...“ Ohne Umschweife legte sie ihre Lippen auf seine und küsste ihn fordernd. Der Nara stützte sie am Rücken und drückte sie an sich. Dann wanderte eine ihrer Hände tiefer. Mit Leichtigkeit öffnete sie seine Hose und fuhr in seine Shorts. Shikamaru keuchte in ihren Kuss und ließ sich mit ihr nach hinten sinken. Überrascht davon löste Temari den Kuss und schaute ihm ins Gesicht, während sie ihn umfasste. Sie konnte es in diesem Moment nicht mehr abstreiten. Wie er da unter ihr lag, mit der gleichen Röte im Gesicht wie sie, raubte ihr den Verstand. Erst zögerlich, dann immer sicherer, machte sie weiter. Er schloss die Augen, während seine Hände links und rechts an ihrer Taille lagen und nicht zuließen, dass sie sich von ihm löste. Es war das eine, mit ihm Sex zu haben. Aber ihm bewusst ins Gesicht zu schauen, während er durch sie kam, riss Temari vom Hocker, diese Emotionen hatte sie noch nicht so bei ihm beobachten können. Wenn sie miteinander geschlafen hatten, war sie zu diesem Zeitpunkt meist zu sehr mit ihrem eigenem Höhepunkt beschäftigt. Der Nara öffnete wieder seine Augen. Fahrig griff er nach ihrem Nacken und zog sie zu einem Kuss hinunter. Temari erwiderte den Kuss, sie genoss seine Nähe so sehr.
 

Am nächsten Vormittag erreichten sie eine kleine Siedlung. Shikamaru checkte kurz die Karte: „Das müssten die ersten Bewohner der Stadt sein, in dem wir Informationen beschaffen sollen.“

„Was meinte Kakashi eigentlich mit Inkognito? Gibts dafür einen Grund? Und um was für Informationen handelt es sich eigentlich?“, hakte Temari nach. Bisher wusste sie praktisch nichts über ihren Auftrag und aufgrund der Situation zwischen ihr und Shikamaru war sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen, ihn danach zu fragen, es hatte sie schlichtweg nicht interessiert. Er grinste leicht: „Ich hab mich schon gefragt, wann du etwas Genaueres wissen willst.“ Sie zog eine Augenbraue hoch und schenkte ihm einen Blick, mit dem sie ihn wortlos fragte, ob das sein Ernst war.

„Was denn? Ich kann doch nichts dafür.“, gab er amüsiert zurück. Die Blonde rollte mit den Augen, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen: „Nein, überhaupt nicht, Nara!“ Er faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie ein: „Es geht darum, das diese Stadt plötzlich Geschäfte mit Konoha machen möchte, in einem Umfang, wie es eine solch kleine Stadt es sich eigentlich nicht leisten könnte. Du siehst es ja, hier gibt es nichts. Die Angebote sind aber genau das, was Konoha derzeit sucht. Darum sollen wir Erkundungen einholen, indem wir uns unters Volk mischen. Es könnte sein, dass das Angebot nur ein Vorwand ist.“

„Vorwand für was ist die Frage...“, Temari ließ ihren Blick schweifen, „Und was hat Suna damit zu tun?“

„Suna ist Handelspartner neben Konoha und profitiert ebenfalls davon. Nur das Suna da mit drin steckt, wissen eigentlich die wenigsten, da es nicht Publik gemacht wurde.“ Temari zog die Augenbrauen zusammen: „Worum zum Teufel geht es bitte?“

„Um spezielle, seltene Mineralien und andere Zutaten für medizinische Zwecke. Allesamt extrem selten und kostspielig. In ihrer Wirkung aber hervorragend und effizienter als das, was wir vor Ort haben. Oder ihr in Suna.“

„Und warum wird ein so großes Geheimnis daraus gemacht, das Konoha und Suna zusammen etwas beziehen möchten? Ist ja nicht das erste Mal und auch bestimmt nicht das letzte Mal.“, dieser Punkt verwirrte Temari ziemlich.

„Tja, gesagt hat man es mir nicht.“, entgegnete Shikamaru, „Ich vermute mal, ihr habt in Suna ein großes Problem, weswegen es niemand erfahren darf.“ Die Blonde stöhnte leicht genervt auf: „Ist das zum kotzen, nie auf dem Laufenden zu sein.“

„Wieso eigentlich nicht? Gaara redet doch sonst immer über alles mit dir und Kankurou, oder?“, fragte der junge Mann nach und legte leicht den Kopf schief. Temari presste die Lippen aufeinander. Er hatte sie auf dem falschen Fuß ertappt.

„Na ja, ich wohne derzeit nicht in Suna, daher sehe ich meine Brüder nicht so häufig und erfahre vieles nicht.“, erklärte sie lapidar und setzte sich wieder in Bewegung, „Wollen wir? Geht es ab jetzt inkognito weiter?“ Shikamaru spürte, das sie ihm nicht alles erzählt hatte und es auch nicht wollte. Doch auf eine richtige Erklärung zu pochen, war absolut sinnlos, damit würde er nur eines erreichen, nämlich einen Wutausbruch ihrerseits. Also folgte er ihr und schloss wieder auf.

„Ab jetzt wäre es wohl besser, tatsächlich inkognito zu reisen. So können wir uns alle nötigen Informationen holen, ohne das es mit Konoha in Verbindung kommt.“ Temari nickte stumm.

„Temari?“, er blieb stehen, woraufhin sie ebenso stehen blieb und sich mit einem fragenden Laut zu ihm drehte. Ohne zu fragen, trat er näher und zog ihr das Stirnband vom Kopf: „Es ist ja toll, dass du deinen Fächer scheinbar in einer Schriftrolle trägst, aber mit einem Stirnband bist du noch immer ein Aushängeschild für Suna.“ Sie sah zu ihm auf und musterte sein Gesicht, ehe sie ihr Stirnband von ihm entgegen nahm: „Meinst du, ohne Stirnband sehe ich weniger nach Temari aus?“

„Wenn du mich so fragst... Nein. Vielleicht solltest du deine Zöpfe noch lösen. Ist ziemlich markant.“ Ohne Umschweife fasste sich Temari in die Haare und zog die vier Zopfbänder raus. Anschließend fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare, bis sie ordentlich lagen. Der Nara sah ihr dabei zu: „Krass, wie unterschiedlich es wirken kann.“ Ein Lachen entfuhr ihr, weil sie nun an seine Haare denken musste: „Das sagt genau der Richtige.“

„Hm?“, kam fragend von ihm. Sie schmunzelte: „Shikamaru, wie viele haben dich mal mit offenen Haaren gesehen?“ Seine Augen blieben an ihren hängen: „Eigentlich nur du.“ Grinsend schüttelte sie leicht den Kopf: „Du hast keine Ahnung.“ Shikamaru griff hoch zu seinem Zopf und löste ihn ebenfalls. Temaris Blick blieb direkt an seinem dunklen Schopf hängen. Mit einem Schlag wirkte er noch anziehender für sie. Dem Dunkelhaarigen entging die Reaktion nicht und so war er es, der nun grinste: „Jetzt weiß ich es.“
 

Sie reisten weiter und die Siedlungen und Gehöfte häuften sich, bis sie in einer tristen, grauen Stadt landeten. Alles wirkte ärmlich und herunter gewirtschaftet.

„Jetzt versteht man die Bedenken zu dem Angebot noch besser...“, wisperte Temari und zog ihren Umhang etwas hoch, als sie über eine besonders große und tiefe Pfütze traten. Auch hier war alles nass und matschig, zudem lag ein moderiger Geruch in der Luft. Shikamaru nickte kaum merklich und warf einen Blick hinter sich zu den Wiesen, aus dessen Richtung sie gekommen waren. Der Nebel stieg bereits wieder auf und die Dämmerung setzte ein.

„Wir sollten uns einen Gasthof suchen...“
 

In der Mitte des Ortes wurden sie fündig, nachdem sie an mehreren geschlossenen und mit Brettern zugenagelten Wirtshäusern und Gaststätten vorbeigegangen waren. Wirklich einladend sah es zwar nicht aus, aber irgendwo mussten sie ja unterkommen. Und was konnte schlimmer sein, als ein unter Wasser stehender, mooriger Wald voll mit dichtem Nebel?

Am Tresen begrüßte sie ein mürrischer Mann mittleren Alters, der ziemlich abgearbeitet und erschöpft aussah: „Ein Zimmer für zwei?“ Ohne das weiter zu kommentieren, nickte der Nara und legte etwas Geld hin. Für Temari fühlte es sich seltsam an. Auf der anderen Seite wäre es für den Wirt wohl seltsam gewesen, wenn ein junger Mann und eine junge Frau zusammen reisten, sich aber kein Zimmer zusammen teilten. Der Mann legte ihnen einen rostigen Schlüssel hin: „Letzte Tür rechts, wenn ihr die Treppe hoch geht. Vorsicht bei der vierten Stufe, die ist empfindlich.“ Er wandte sich von ihnen ab und ließ sie stehen. Temari wusste nicht, was sie von dieser Ansage halten sollte. So eine Bruchbude von Gasthof hatte sie wirklich noch nie gesehen. Shikamaru schnappte sich den Schlüssel und zusammen stiegen sie die Treppe hoch, wobei beide die vierte Stufe komplett übergingen. Der Weg zu ihrer Tür war kurz. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, schüttelte Temari entgeistert den Kopf: „Diese Stadt will Handel mit uns betreiben?! Mit seltenen Wirkstoffen?! Das ich nicht lache!“ Shikamaru seufzte tief und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, um ein paar Strähnen aus den Gesicht zu ziehen. Temari sah sich unterdessen um. Ein schmales Bett, ein Tisch, zwei Stühle und eine schiefe Kommode, mehr hatte das Zimmer nicht zu bieten. Sie zog eine Augenbraue hoch: „Ein Zimmer für zwei also. Da möchte ich nicht wissen, wie klein das Bett für eine Person hier ist.“ Ein Lachen entrann dem jungen Mann hinter ihr: „Aber immerhin ein Bett. Kein matschiger Waldboden.“ Keck grinsend drehte sie sich wieder zu ihm um: „Da hast du recht...“ Temari stellte ihre Tasche neben sich auf dem Boden ab und ließ den Umhang von ihren Schultern gleiten. Shikamaru ließ das ganze erst einmal auf sich wirken. Die Blonde machte unbeirrt weiter, schlüpfte aus ihren Schuhen und legte ihr Tuch ab. Dann trat sie zu dem Dunkelhaarigen und zog ihm seinen Rucksack, den er nur noch auf einer Seite trug, von der Schulter, um ihn ebenfalls abzustellen. Nun doch etwas langsamer, legte sie ihre Hände an seinen Umhang, griff zu und schob auch diesen von seinen Schultern, wobei der Nara sie nicht aus den Augen ließ. Temari schaute hin und wieder hoch zum Nara und wartete auf eine Reaktion von ihm. Als er sich noch immer nicht wirklich rührte, drückte sie sich ihm entgegen und hauchte ihm einen Kuss seitlich ans Kinn: „Worauf wartest du?“ Shikamaru schloss seufzend die Augen: „Ich will nichts beginnen, was ich nicht zu Ende führen kann.“ Verwirrt stoppte sie ihr Tun: „Was meinst du?“

„Temari, egal wie klein das Bett ist, du liegst da drin. Und das ist zu verlockend.“, gestand er.

„Und? Meinst du, nach den letzten drei Abenden und dem, was ich hier gerade beginne, will ich das nicht?“, sie lachte kurz darüber.

„Darum geht es nicht.“, wieder seufzte der Dunkelhaarige und legte vorsichtig eine Hand an ihre Taille, als hätte er Angst, sich zu verbrennen, „Ich habe erst auf dem Hinweg zu deiner Wohnung erfahren, das du mein Partner für die Mission bist. Und ich weiß von Kakashi, das du auch nicht wusstest, das ich der Mission zugeteilt werde.“

„Was hat das alles damit zu tun?“, fragte Temari langsam genervt. Er hob eine Augenbraue: „Temari, ich schlafe nicht mit dir, wenn wir nichts zur Verhütung haben.“ Ohne es kontrollieren zu können, prustete Temari laut los und brach in Gelächter aus. Seine Aussage zog ihr komplett den Boden unter den Füßen weg. Sollte sie lachen oder weinen? Wie betrunken musste er damals gewesen sein, als er sie geschwängert hatte? Sie drehte sich von ihm weg und konnte nicht aufhören zu lachen. Schließlich fasste die Blonde sich ans Herz, weil ihre Gefühle auf und ab gingen. Shikamaru hingegen verstand ihre Reaktion überhaupt nicht. Temari bemerkte seinen irritierten Blick und schnappte tief nach Luft, um sich zu beruhigen.

„Okay, okay. Sag mal, hast du die Kondome beim letzten Examen aus dem Nachtschrank genommen oder war ich das?“, das wollte sie nun wirklich wissen.

„Ich hatte dich danach gefragt und du meintest, im Nachtschrank würden bestimmt welche liegen.“ Temari nickte kurz: „Okay, daran konnte ich mich nämlich nicht mehr erinnern.“ Stutzig runzelte er die Stirn: „Und dann hast du dir keine Sorgen gemacht?“ Wieder entfloh ihr ein kleiner Lacher und sie biss sich kurz auf den Daumennagel, ehe sie sich umdrehte und zu ihrer Tasche griff. Noch verwunderter sah er ihr zu: „Du willst mir jetzt aber nicht sagen, das du immer-“

„Shikamaru!“, unterbrach sie ihn, weil sie ahnte, was er sagen wollte, „Nein, natürlich trage ich nicht überall Kondome mit mir hin, erst recht nicht, wenn ich nicht mal weiß, mit wem ich reise.“ Daraufhin hielt er sich die Stirn.

„Aber, mein werter Herr...“, sie zog einen Plastikstreifen aus ihrer Tasche und wedelte damit leicht herum, als sie sich wieder zu ihm drehte, „Erinnerst du dich, wie ich an dem Morgen nach unserer sportlichen Nacht zur Kommode gerannt bin? Ich hatte schiss, dass ich meine Pille vergessen hatte. Aber das habe ich nicht. Ebenso wie jetzt nicht. Die nächste ist morgen früh fällig.“ Ihr Grinsen wurde immer breiter. Ungläubig musste auch Shikamaru bei jedem ihrer Worte breiter grinsen. Sie ließ den Streifen mit ihrer Pille wieder auf ihre geöffnete Tasche fallen und im nächsten Moment setzte sich Shikamaru schon in Bewegung. Ohne zu zögern, küsste er sie stürmisch und machte sich an ihrer Kleidung zu schaffen. Mit einem überraschenden Laut nahm Temari den Überfall zufrieden hin und tat es ihm gleich. Seine Hände auf ihrer Haut berauschten sie und seine Haare zwischen ihren Fingern fühlte sich so gut an. Recht schnell lag sie nackt auf dem Bett und er küsste sich an ihr hinunter. Ihre Gedanken kreisten nur noch um ihn. Egal was er tat, es war absolut perfekt und ließ keine ihrer Wünsche offen. Irgendwann saß sie auf seinem Schoß und fühlte sich rundum glücklich. Ganz in diesem Gefühl eingenommen, schlang sie die Arme eng um ihn, mit einer Hand in seinen dunklen Haaren, die sie so gern spürte. Leise, fast kaum hörbar, flüsterte sie ihm im Rausch etwas zu, während sie wegen ihm immer wieder keuchte: „Shika, ich liebe dich.“ Ob er es gehört hatte? Sie wusste es nicht. Keine Sekunde später kam er tief in ihr und bereitete auch ihr ein Feuerwerk an Gefühlen im Unterleib.

„Tem...“, wisperte er sanft in ihr Ohr und küsste sie darunter. So hatte er sie noch nie genannt. War das seine Antwort auf ihr Geständnis, welches sie völlig spontan, ungeplant, aber absolut wahrheitsgemäß von sich gegeben hatte? Immerhin hatte sie ihn auch zum ersten Mal mit der kurzen Variante seines Namens angesprochen. Doch sie kam nicht dazu, weiter nachzudenken, Shikamarus Lippen fanden ihre und ehe sie sich versah, lag er wieder über ihr.
 

Am folgenden Tag erkundeten sie die Stadt und verschafften sich einen Überblick über die scheinbar finanzielle Lage und die Möglichkeiten der Stadt.

„Ganz im Ernst, ich habe keine Idee, wie man hier überhaupt sich irgendwo inkognito einschleichen sollte. Hier gibt’s einfach nichts!“, zischte Temari dem jungen Mann neben ihr zu, als sie in eine Seitengasse einbogen. Er schaute leicht angesäuert zur Seite, ehe er leise antwortete: „Ich muss dir leider recht geben. Ich sehe auch überhaupt nichts. Irgendwas stimmt definitiv nicht mit dem Angebot, denn hier gibt es nichts zu holen. Lass uns unsere Sachen holen und die Gegend erkunden. Aber irgendwie bezweifle ich, das wir irgendwelche Mienen oder Felder zur Gewinnung dieser Wirkstoffe finden.“ Temari nickte: „Sehe ich auch so.“
 

Auf der einen Seite war sie nicht wirklich traurig, den baufälligen Gasthof zu verlassen. Auf der anderen Seite hatte Temari gehofft, ein paar Tage mehr mit Shikamaru hier zu haben. Als sie die Stadt verließen, entrann ihr aufgrund dessen ein schwerer Seufzer.

„Na, was war denn das?“, fragte der Nara. Temari winkte ab: „Nichts. Lass uns die tote Gegend checken.“ Stumm nahm er ihre Antwort hin und sie setzten ihren Weg fort.

Viel gab es nicht zu entdecken. Ein paar Felder, die irgendwann mal bewirtschaftet worden waren, jetzt aber eindeutig der Natur überlassen wurden. Kleine, brüchige Brücken über moderige, stillstehende Bäche.

„Wer will hier leben?“, fragte die Blonde Kopf schüttelnd.

„Na ja, das fragen sich Leute von hier vermutlich, wenn sie bei dir zuhause stehen.“, spöttelte er leicht und grinste.

„Hey, die Wüste kann toll sein! Da gibt’s kein Moor oder komische Bäche, wo man drin stecken bleibt oder ertrinken kann. Man kann schön weit sehen und hört von weitem, was los ist.“, gedankenversunken machte sie einen größeren Schritt über eine Matschpfütze, „Und es gibt nicht solche Massen an Dreck.“ Ihre komplette Aussage wunderte ihn. Irgendwie kam ihm das bekannt vor, doch er wusste einfach nicht, woher. Und wieso waren ihr diese Punkte scheinbar wichtig?

„Meinst du, du versinkst hier im Moor?“, fragte er deshalb einfach pauschal nach.

„Tss, ich doch nicht.“, grinste sie. Die Antwort half ihm nun auch nicht weiter.

„Dafür ist es bei euch ziemlich heiß.“, warf er daher ein. Temari machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand: „Wenn man da aufwächst, weiß man, wie man mit der Hitze umgehen muss. Und man weiß, wie man sich davor schützen kann. Das ist eigentlich das erste, was man einem Kind beibringt, wenn es begreift, was Hitze ist.“ Wieder wunderte er sich über diese Antwort. Doch kam Shikamaru nicht dazu, ihr weitere Fragen zu stellen, da sie seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte: „Schau mal, da drüben...“ Sie nickte kaum merklich mit dem Kopf in die betreffende Richtung und blieb weiter in ihrem Tempo, in dem sie liefen. Der Nara tat so, als würde er beiläufig den Blick schweifen lassen und entdeckte, was sie meinte. Weiter hinten, am Ende einer halb unter Wasser stehenden Wiese, begann ein kleiner Wald, in dem zwei schwarze Gestalten verschwanden.

„Vielleicht wird es jetzt spannender.“, entgegnete er leise. Als sie endlich ebenfalls den Wald erreicht hatten, stahlen sich die beiden direkt ins Unterholz und begaben sich auf die Suche nach diesen Gestalten. Allerdings war es alles andere als leicht, da der Wald an den meisten Stellen unter Wasser stand. Temari wurde immer kälter, bis zu den Oberschenkeln war sie nass und voller Schlamm. Doch auch nach zwei Stunden fanden sie einfach nichts. Schließlich setzte die Dämmerung ein und Temari hatte keine Nerven mehr: „Entweder taucht hier sofort jemand auf oder ich gehe!“ Shikamaru schaute sich noch immer um: „Ich glaube, hier wird in den nächsten Stunden keiner vorbeikommen. Wenn überhaupt.“ Wie recht er hatte. Sie waren ein gutes Stück weg von einem Waldweg, es wurde dunkel und sie beide sahen aus, als hätten sie eine Schlammschlacht hinter sich.

„Ich hasse Matsch...“, die Blonde schüttelte kurz ihre Hand aus, um etwas Schlamm loszuwerden. Resignierend ließ er die Schultern sinken: „Lass uns zurück zum Weg gehen. Am Wegesrand ist es für die Nacht vermutlich am Besten.“

„Da kann man auch nicht versinken...“, kommentierte sie seine Entscheidung und setzte sich in Bewegung. Es dauerte gefühlt noch eine weitere Stunde, bis sie endlich auf halbwegs festen Boden waren. Ganz zum Schluss war Temari noch in ein Loch gesunken und nun bis zum Bauch voll mit Morast. Sie zitterte, ihr war so kalt und sie hatte eine riesige Wut.

Sie suchten sich den trockensten Platz aus, den sie finden konnten und bauten mit den zwei Planen wieder ihr Nachtlager auf. Doch so dreckig wollte sich keiner direkt in die Decken legen. Und so begann Temari, sich mitten in der Dunkelheit auszuziehen. Mit den nackten Füßen stellte sie sich auf die Plane, bis auf ihr Tuch waren alle ihre Klamotten nass und voller Schlamm.

„So eine scheiße...“, zitternd zog sie sich frische Wäsche an. Zum Glück war der Schlamm nicht in ihre Schuhe gegangen. Shikamaru tat es ihr gleich, nur hatte er aufgrund seiner Größe das Glück, nur seine Hose wechseln zu müssen. Während sie sich noch anzog, stopfte er die verdreckten Sachen in eine größere Tüte, die er anschließend ganz unten in seinen Rucksack verbannte.

„Was willst du denn mit meiner dreckigen Wäsche?“, fragte sie mit sarkastischem Unterton, während sie vor sich hin bibberte.

„Nasse Wäsche mit Schlamm ist schwer.“, war seine Erklärung, „Und bevor du was sagst, ja, ich trage gerne was für dich.“

„Na klar, Mister Klischee.“, entgegnete sie und wickelte sich angezogen endlich in ihre Decke. Ihren Umhang hatte sie einfach in einem Busch neben ihnen zu Shikamarus gehangen. Vielleicht hatten sie Glück, und morgen war der Schlamm soweit zäher, dass sie ihn abklopfen konnten. Ohne sie zu fragen, zog Shikamaru sie wieder in seine Arme und spendete ihr Wärme. Seufzend kuschelte sie sich an und schloss die Augen. Sie war so unendlich erschöpft.

Freundschaft Plus

Die Rückreise war unglaublich kräftezehrend. Leichte Schauer und Starkregen wechselten sich im Dauerregenmodus ab und ziemlich schnell hatten beide nichts mehr, was trocken war. Zudem empfand Temari den moderigen Geruch ihrer Klamotten furchtbar. Vielleicht hätte sie doch erst einmal kleinere Missionen annehmen oder trainieren sollen, bevor sie sich an eine solche Mission wagte. Auf der anderen Seite hatte sie das zwischen Shikamaru und ihr absolut genossen.

„Geschafft.“, kam es erleichtert von Shikamarus Lippen. Auch er hatte keinen Bock mehr auf all den Dreck und die nassen Klamotten am Leib, die einfach nicht trocknen wollten.

„Ich will sofort eine Dusche.“

„Erst zum Hokage...“ Die Blonde grummelte laut auf und warf die Hände in die Luft: „So dreckig sollen wir zum Hokage?! Wir stinken doch fünf Kilometer gegen den Sturm an!“

„Glaub mir, Kakashi riecht auch frisch gewaschen vieles. Er hat einen besseren Geruchssinn als Hunde.“, warf der Nara ein und lief Richtung Hokage.

„Ich hasse dein Pflichtbewusstsein.“, murrend folgte sie ihm und hoffte, dass alles ganz schnell hinter sich zu bringen.
 

„Das ging ja schneller als erwartet. Was ist passiert?“, verwundert lehnte sich Kakashi in seinem Stuhl zurück und beäugte die beiden dreckigen Gestalten vor sich. Temari hatte sogar im Haar Schlamm, der sich dank des Regens tief in ihre Strähnen gearbeitet hatte.

„Nichts.“, war die knappe Antwort von der Frau. Shikamaru räusperte sich. Ihr war klar, das Shikamaru ihre Antwort als nicht mal ansatzweise ausreichend anerkannte. Also erzählte er, was genau sie gefunden hatten.
 

„Hm, das ist allerdings merkwürdig. Wenn es euch recht ist, behalte ich mir vor, euch zu diesem Thema erneut auf Missionen zu schicken, sollte sich eine Möglichkeit ergeben.“, wies der Hokage an, „Und jetzt solltet ihr beide ausgiebig duschen. Der Geruch ist wirklich... beeindruckend. Man riecht kaum etwas anderes.“ Temari runzelte kurz die Stirn und fragte sich, was er denn sonst noch riechen konnte bei all dem Dreck. Aber da sie einfach nur unter die Dusche wollte, verkniff sie sich jeden weiteren Kommentar. Beide verneigten sich und verließen den Turm.

„Ich begleite dich noch nach hause.“, warf der Dunkelhaarige ein und blieb an ihrer Seite. Ein spöttischer Laut entwich ihrem Mund.

„Ich hab noch deine Wäsche in der Tasche.“, fügte er hinzu.

„Na klar, Shikamaru...“, winkte sie ab, wobei ihre Wörter trieften vor Ironie.
 

Es endete, wie sie es sich gedacht hatte. Erst standen sie zusammen über eine Stunde unter der Dusche, bis sie wieder im Bett landeten. Irgendwann lagen sie einfach da und starrten zusammen die Zimmerdecke an.

„Wieso hast du eigentlich Kondome in deinem Nachtschrank?“, kam es überraschend von Shikamaru.

„Wo sollte man sowas sonst liegen haben?“, fragte sie zurück.

„Klar macht es da Sinn. Aber du sagtest, da liegen bestimmt welche. Das klingt nicht so, als wenn du sie da selbst hingelegt hättest, sonst wärst du dir ja absolut sicher gewesen.“, gab der Nara zu bedenken. Dieser verdammte Schlaukopf... Gott wie hatte sie die Nase voll davon, Shikadai war exakt genauso, wirklich nichts entging ihrer Aufmerksamkeit.

„Tja, also...“, welche Ausrede half ihr jetzt? Das durchschaute er doch sofort!

„Versuchst du mich anzulügen?“, hakte er nach. Temari hatte das Gefühl, dass es nur noch schlimmer wurde. Dadurch, das sie nun so intim miteinander waren, hatte Shikamaru keine Hemmungen mehr, sie alles zu fragen, was ihm in den Sinn kam.

„Pass auf. Ich sag dir jetzt, wer es war. Aber keine weiteren Fragen dazu, okay?“, seufzte sie schwer und setzte sich auf. Er nickte. Sie zog ihre Beine an und legte ihre Unterarme auf die aufgestellten Knie.

„Es waren meine Brüder.“

„Was? Ihre eigenen oder-“

„Nein, für mich.“, unterbrach sie ihn, „Hey, ich sagte keine weiteren Fragen!“ Der Nara grinste: „Werde ich jemals die ganze Geschichte dahinter erfahren?“ Ein schwermütiger Blick von Temari sorgte bei ihm für ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Dann erhob sie sich und küsste ihn: „Wird es nicht langsam Zeit für dich, das du nach hause gehst?“

„Schmeißt du mich aus deinem Bett?“, fragte er zurück. Ein Lächeln zierte ihre Lippen: „Wenn ich es jetzt nicht mache, wird es nie etwas. Deine Sachen müssten jetzt trocken sein, ich hatte sie vorhin nach der Waschmaschine auf die Heizung gelegt.“

„Die Frage ist, ob es schlimm ist, wenn ich länger bleibe.“

„Ich muss nach hause.“, sie beugte sich ein letztes Mal über ihn, um ihn zu küssen, „Ich freu mich auf unsere nächste Mission zusammen.“ Damit erhob sich die Blonde und räumte ihre Sachen zusammen. Shikamaru setzte sich auf. In seinem Kopf blieben so viele Fragen zurück, wie er es noch nie erlebt hatte. Diese Frau brachte ihn auf so vielen Ebenen um seinen Verstand. Doch er wusste, wann es besser war, ihr zu folgen. Also zog er sich an, nahm seine Sachen und ging.
 

Temari machte sich noch am gleichen Tag auf dem Weg nach hause. Die Mission mit Shikamaru kam ihr nun wie ein weit entferntes Abenteuer vor. Sie hatte es so genossen, einfach mal nicht Mutter zu sein, sondern frei und wild, ohne Verpflichtungen. Aber nun freute sie sich auch auf ihren Sohn.
 

Die Monate zogen ins Land und Temari wartete vergebens auf einen weiteren Auftrag Richtung Konoha. Shikamaru fehlte ihr so unfassbar, dass sie manchmal abends da saß und seufzend die Wolken anstarrte, die im Abendrot aufleuchteten. Hin und wieder hatte sie das Gefühl, in einer ganz anderen Welt zu leben, dass ihre Zeit mit dem Nara nur ein Traum gewesen war.

Der Winter zog vorbei, der Frühling kam. Und mit ihm endlich die Chance, wieder nach Konoha zu gehen. Leider allerdings mit ihren Brüdern im Gepäck. Doch Temari war es egal.

Für Shikadai blieb wieder die rüstige ehemalige Jonin da.
 

„Schwesterchen, ich sags dir gleich, deinen Bettkameraden darfst du nicht mit in die Wohnung nehmen.“, kommentierte Kankurou ihr verstohlenes Grinsen, als Konoha in Sicht kam. Entrüstet meckerte sie ihn an: „Sag mal spinnst du?!“

„Ach komm, hör auf.“, winkte er unbekümmert ab, „Du kannst mir erzählen was du willst. Ich wette mit dir, die Kondompackung im Nachttisch ist leer. Oder musstest du Nachschub kaufen, als du das letzte Mal hier warst?“

„Du bist ein unglaublicher Idiot!“, erzürnt wollte sie schon nach ihrem Fächer greifen, als Gaara dazwischen funkte: „Ist doch gut, wenn sie die Kondome auch nutzt.“

„Da hast du recht. Noch eine Geburt überlebe ich nämlich nicht!“, allein bei der Erinnerung an die Schreie von Temari lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Mit dieser Aussage verpuffte auch direkt ihre Wut. Sie konnte ihm nicht böse sein, er hatte ihr beigestanden. Also entschied sie sich für einen anderen Weg: „Freu dich doch für mich.“

„Dafür, dass du, statt eine Mission zu erfüllen, eigentlich nur mit dem Intelligenzbolzen zugange warst?“

„Ich habe wenigstens überhaupt Sex.“, gab sie patzig zurück und verschränkte die Arme. Der Puppenspieler bedachte sie mit einem Seitenblick: „Wer sagt, das ich keinen habe?“

„Leute!“, Gaara jammerte kurz auf, wie es eigentlich gar nicht seine Art war, „Ich will nicht wissen, wann und mit wem ihr was habt.“ Temari zog eine Augenbraue hoch: „Gaara, bist du eigentlich noch Jungfrau?“ Kankurou lachte auf: „Du hast nicht ernsthaft unseren ehrwürdigen Kazekagen gefragt, ob er schon Sex hatte?!“

„Natürlich, ich bin seine große Schwester, ich darf das!“

„Also falls du auf einen Erziehungsauftrag aus bist, hast du kläglich versagt.“, kommentierte Kankurou ihre Aussage, „Er weiß bestens, wie man verhütet, weil du es nicht getan hast.“

„Du Trottel!“, jetzt griff sie doch zu ihrem Fächer und beförderte ihn in den Wald. Seufzend hielt sich Gaara die Hand an die Stirn. Einerseits war er froh, das sie ihn gerade außen vorgelassen hatten, andererseits waren seine Geschwister einfach anstrengend.
 

Als sie beim Tor ankamen, erwartete sie natürlich der Nara.

„Tag auch...“, Kankurou und Gaara hoben beiläufig die Hand, als hätten sie ihn erst gestern gesehen und liefen unbeirrt weiter. Seine Begrüßung für den Kazekagen konnte er sich sparen. Fragend blickte er Temari an.

„Wunder dich nicht weiter...“, entgegnete sie, schenkte ihm dann aber ein gewisses Lächeln. Doch ihnen war beiden klar, das sie nun erst einmal ihre Pflichten zu erledigen hatten. Und so folgten die beiden den Brüdern.
 

Der Tag zog sich wie Kaugummi, Temari war einfach nur genervt. Als Shikamaru und sie auch noch in das Archiv geschickt wurden, um eine nicht gerade kurze Liste an Dokumenten zu holen, wollte sie am liebsten explodieren.

„Als würde es nicht reichen, dass wir während des Examens hier eingesperrt sind. Jetzt sollen wir auch noch außerhalb davon hier Sachen suchen!“, fluchte die Blonde und knallte die Tür erbarmungslos auf, sodass diese an die Wand dahinter knallte. Shikamaru folgte ihr stumm und schloss die Tür entspannt hinter ihr.

„Gott verdammt, ich wollte doch keine Bücher und Schriftrollen wälzen!“, rabiat klatschte sie das Klemmbrett mit der sechsseitigen Liste auf den kleinen Tisch, den sie sich während ihrer sonstigen Arbeit hier immer teilen mussten.

„Das wird bestimmt länger dauern, bis wir alles haben.“, kommentierte der Nara. Grummelnd zog Temari die erste Seite vom Klemmbrett und marschierte los zum hintersten Gang im Raum. Shikamaru griff nach einer Kiste, um die rausgesuchten Werke direkt dort verstauen zu können und lief ihr nach. Wortlos stellte er sich neben sie, während sie eine Schriftrolle nach der anderen raus zog und bei ihm in die Kiste stellte.

„Wieso haben die das nicht irgendwelchen Idioten aufgedrückt?! Warum wir?!“, regte sie sich weiter auf und warf noch vier weitere Schriftrollen dazu.

„Vermutlich weil wir zwei uns hier am Besten auskennen. Niemand verbringt hier so viel Zeit, wie wir. Ich weiß nicht mal, ob überhaupt jemand außer uns hier her kommt.“, beantwortete der Dunkelhaarige ihre Frage. Die Frau schnaubte unweigerlich: „Kein Wunder, das hier niemand her will!“ Sie griff nach einer weiteren Rolle, die ihr allerdings entglitt. Fluchend beugte sie sich zu Boden und hob diese auf.

„Tem...“, kam es in einer gewissen Tonlage vom Nara hinter ihr. Augenblicklich änderte sich ihre Gefühlslage. Das letzte Mal, als Shikamaru sie so angesprochen hatte, waren sie beide ziemlich miteinander beschäftigt gewesen. Stumm drehte sie sich zu ihm und schaute ihn fragend an.

„Das wird ziemlich lange dauern, bis wir alles zusammen gesucht haben.“, ein Grinsen zierte seinen Mund. Baff starrte die Blonde ihn an.

„Dein Ernst?“, fragte sie langsam und bedacht, während sie ihm in die Augen schaute und die Schriftrolle nebenbei in die Kiste steckte. Der Nara zog eine Augenbraue hoch: „Deswegen bist du doch gereizt.“ Das er sie so durchschauen konnte, war ihr etwas unheimlich. Sie verschränkte die Arme und verlagerte das Gewicht auf das linke Bein: „Weswegen bin ich gereizt?“ Grinsend zuckte Shikamaru mit den Schultern und ging wieder nach vorne, um die gefüllte Kiste auf den Tisch zu stellen.

„Shikamaru!“, die Blonde folgte ihm, so stehen gelassen werden wollte sie nun auch wieder nicht.

„Ja?“, fragend drehte sich der Jüngere zu ihr um und schaute nebenbei auf das Klemmbrett, wo er die Seiten umblätterte. Das konnte nicht wahr sein! Erst bot er ihr etwas an und dann das? Sie ließ ihren Zettel fallen, riss ihm das Klemmbrett aus der Hand und warf es hinterher. Ohne Umschweife packte Temari ihn am Kragen und zog ihn zu einem Kuss hinunter. Durch ihre ruckartige Bewegung hatte sie ihn an die Tischkante gedrückt, auf die er sich nun halb setzte. Ein kurzes Lachen kam über seine Lippen, während sich die Blonde an ihn drückte und ihm die Weste von den Schultern schob. Er umfing sie mit einer Hand an ihrer Taille und einer in ihrem Nacken. Bestimmend löste er sich von ihr und begann ihren Hals zu küssen: „Wünsche?“ Temari seufzte wohlig. Wann waren sie denn bei solchen Spielereien angekommen?

„Ist das nicht etwas verwerflich, wenn ich meinen besten Freund um gewisse Dienste bitte?“

„Ist ja nicht das erste Mal...“, entgegnete Shikamaru und wanderte mit einer Hand hinunter zu ihrem Hintern.

„Wow, alles klar... Dann... überrasch mich doch mal. Mach etwas ganz Neues.“, schnurrte sie förmlich und spürte, wie ihr Unterleib noch mehr kribbelte, weil seine Hand zupackte. Der Nara löste sich etwas von ihr und schaute ihr in die Augen, ehe er etwas sagte: „Egal was?“

„Du hast bestimmt eine Menge Fantasie. Irgendwas fällt dir schon ein, was ich mögen könnte.“, sie schenkte ihm ein keckes Grinsen und zwinkerte ihm ermutigend zu. Shikamaru hielt für einen Moment inne, als wägte er etwas ab. Dann fasste er sie am Kinn und zog sie näher zu sich, was sich für sie schon ungewohnt anfühlte, da sie eigentlich nie jemandem folgte: „Dann hoffe ich mal, dass ich das überlebe.“

„Was willst du denn bitte anstellen, das du solche Befürchtungen hast?“, fragte Temari belustigt, „Ich werde dich schon nicht umbringen.“ Er atmete hörbar durch. Fasziniert musterte sie seine Augen. Scheinbar hatte er tatsächlich Hemmungen, was auch immer er sich überlegt hatte. Ermutigend küsste sie ihn erneut, als er sich in Bewegung setzte. Temari musste einen Schritt zurück gehen, als er sich erhob. Im nächsten Moment hatte Shikamaru sie gepackt und mit sanfter Gewalt dem Oberkörper voran an die nächste Wand gedrückt. Ihr Herz machte einen Sprung. Damit hatte sie in der Tat nicht gerechnet. Ihre Hände hatte der Nara an den Handgelenken gegriffen und hielt sie nun mit einer Hand über ihren Kopf fest. Als sie seine Nasenspitze in ihrem Nacken spürte, bekam sie schlagartig am ganzen Körper eine Gänsehaut. Mit der anderen Hand fuhr er über ihren Bauch, öffnete ihren Obi und ließ die Hand tiefer in ihre Unterwäsche verschwinden. Ein Keuchen entfloh der Blonden, sie fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden und senkte den Kopf mit der Stirn gegen die kühle Wand. Shikamaru wusste ganz genau, wie er sie reizen und regelrecht quälen konnte. Mehrfach war sie kurz vorm Höhepunkt, doch er ließ sie einfach nicht kommen. Temari hatte das Gefühl, gleich zu Boden zu rutschen, doch hatte der Nara einfach eines seiner Beine zwischen ihre gestellt, weswegen sie dort blieb, wo er sie haben wollte.

„Shika, bitte!“, bettelte die Blonde schließlich nach Erlösung, ohne überhaupt noch darüber nachzudenken, was sie da gerade sagte, „Bitte nimm mich endlich...!“

Keine Sekunde später hatte der Nara sie von der Wand gezogen und zum Tisch manövriert. Wieder mit dem Oberkörper voran fand sie sich dieses mal auf die Tischplatte gedrückt wieder. Ihren Kimono hatte er ihr bei dem kleinen Stück irgendwo vom Körper gezogen. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, spürte sie seine Hand auf dem Rücken und eine am Becken, während er in sie eindrang. Haltlos stöhnte sie auf und schloss die Augen. Ihr war alles egal, sollte er mit ihr machen, was er wollte. Ihre Hände links und rechts neben ihrem Kopf kratzen leicht in die Tischplatte. Es war ziemlich schnell und hart und ihr Orgasmus überrollte sie so intensiv, das sie zum ersten Mal Sternchen sah. Erst als ihre Atmung sich langsam beruhigte, fiel ihr auf, dass sie viel zu schnell geatmet hatte. Fassungslos schaltete sich ihr Gehirn wieder an, als ihr Shikamaru einen Kuss aufs Schulterblatt hauchte.

„Oh mein Gott...“, flüsterte sie entgeistert. Peinlich berührt von einer inneren Erkenntnis drehte sie das Gesicht zur Tischplatte und verbarg es in ihren Händen. Zärtlich strich ihr der Mann über den Rücken und blieb, wo er war. Das der Nara sie nicht frei gab, steigerte ihre Anspannung: „Wie- wieso?“

„Ich hab richtig gelegen, oder?“, war seine Gegenfrage, wobei sie sein Grinsen heraushörte.

„Keine Ahnung, was du meinst...!“, keuchte Temari leise. Frech beugte er sich zu ihrem Ohr runter: „Du stehst total drauf, wenn man dich dominiert.“ Die Blonde hatte das Gefühl, gleich direkt nochmal zu kommen, so wie er sprach. Zufrieden löste er sich von ihr, zog sie zurück auf die Füße und drehte die Blonde zu sich. Zufrieden griff Shikamaru wieder nach ihrem Kinn und zog sie nah zu sich: „Du hast gebettelt, Tem.“ Neckisch hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Temari brachte kein Wort über die Lippen, auch konnte sie ihm nicht in die Augen sehen. Sie schämte sich so sehr dafür, die Fassung verloren zu haben. Aber das es verdammt gut war, konnte die Blonde auch nicht bestreiten. Wieder versteckte sie ihr Gesicht hinter den Händen. Ein Lächeln stahl sich auf Shikamarus Gesicht: „Dann überlebe ich das ja doch.“ Kurz lachte sie auf und ließ eine Hand sinken, während sie die andere über den Mund legte. Dann huschten ihre Augen zu seinen.

„Dazu gehören zwei...“, fing sie leise an, „Du stehst drauf, mich zu dominieren.“

„Es hat definitiv einen großen Reiz.“, gestand er, ohne sich in irgendeiner Weise dafür zu schämen. Von seiner Ehrlichkeit bestärkt, wandte Temari nur kurz den Blick ab, um dann wieder das Wort an ihn zu richten und dabei genau seine Gesichtszüge zu beobachten: „Warnst du mich das nächste Mal bitte nicht?“ Der Nara grinste breit.
 

Drei Stunden später kamen sie mit mehreren Kisten zu den anderen zurück. Mit deutlich besserer Laune und wesentlich gelassener wartete Temari, während Kakashi, Gaara und Shikamaru einige Sachen durchgingen. Kankurou neben ihr stützte seinen Kopf mit dem Unterarm am Tisch auf, an dem sie saßen und warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Fragend blickte die Blonde zurück: „Was?“ Wortlos schaute Kankurou zu Shikamaru und dann wieder zu ihr, wobei er eine Augenbraue hoch zog. Temari presste die Lippen aufeinander, verschränkte die Arme und wandte sich von ihm ab. Entrüstet ließ ihr Bruder seine Hand auf den Tisch sinken, während ihm der Mund halb aufklappte. Leicht beugte er sich zu ihr und flüsterte: „Nicht euer Ernst?!“

„Das habe ich ihn auch gefragt...“, gab sie wispernd zurück. Kankurou hielt sich kurz die Hand vor Augen, während er leise weitersprach: „Ihr seid schlimmer als pubertäre Gören...“ Temari zuckte kaum merklich mit den Schultern und beobachtete die anderen, die noch immer sehr in einer Diskussion vertieft waren: „Was geht es dich an.“

„Ist auf der einen Seite lächerlich, auf der anderen Seite unfair. Ihm gegenüber.“, gab Kankurou ernst zu bedenken. Überrascht von seiner Aussage, schaute sie zu ihm. Der Puppenspieler sagte nichts mehr und auch sie schwieg. Lediglich ein kleines, bedrückendes Seufzen kam von ihr.
 

Während der restlichen Zeit beim Hokage sprachen beide kein Wort miteinander. Als sich die drei Geschwister schließlich verabschiedeten und von Shikamaru nach draußen begleitet wurden, rief Kakashi den Nara noch einmal zu sich: „Shikamaru, auf ein Wort. Schließ doch bitte die Tür.“ Temari war kurz irritiert, doch kümmerte es sie nicht weiter und sie machte sich mit ihren Brüdern auf dem Weg zu ihrer Wohnung.

Shogi

„Shikamaru, ist dir bewusst, was du tust?“, hakte Kakashi nach und verschränkte leicht grinsend die Arme miteinander.

„Ist das relevant für den Hokage?“, fragte der Dunkelhaarige zurück. Er wusste sofort, was der Ältere mit seiner Frage meinte. Dank Naruto wusste Shikamaru, das Kakashi besser riechen konnte als ein Hund, Gerüchten zufolge könne er sogar riechen, ob eine Frau in anderen Umständen war. Es musste ihm direkt aufgefallen sein, das Temaris Geruch an ihm hing und seiner an Temari.

„Es könnte schon ziemlich relevant sein, wenn es Streit zwischen meinem besten Mann und der Schwester des Kazekagen gibt. Nach eurer letzten Mission war ich aufgrund des Drecks, der an euch haftete, nicht ganz sicher. Aber jetzt...“, er kratzte sich kurz am Hinterkopf, „Eine perfekte Story für ein Flirtparadies...“ Shikamaru hielt sich die Stirn: „Bitte nicht weiterreden. Das ist ein Gespräch, was ich nicht führen will.“

„Das müssen wir aber. Temari ist nicht irgendjemand. Und im übrigen ist Sex im Archiv nicht angebracht.“, redete der Grauhaarige weiter. Der Jüngere versuchte eine Schamesröte zu unterdrücken, was ihm nicht so ganz gelang.

„Auch, wenn es nicht verboten ist. Aber während der Arbeit Sex zu haben... Ich weiß nicht...“, schob er nach und bohrte weiter in der Wunde. Shikamaru zog die Hand von der Stirn und gestikulierte kurz damit, um seine nächste Aussage zu unterstreichen: „Es war einvernehmlich, ich zwinge sie zu nichts. Und ja, ich werde ihnen keine weiteren Anhaltspunkte mehr liefen, Hokage.“ Kakashi lachte auf: „Das du sie nicht gezwungen hast, ist mir klar, sie war absolut tiefenentspannt nach eurem Besuch im Archiv. Dafür, das sie vorher gekocht hat vor Zorn, finde ich das schon sehr beeindruckend. Aber ja, wäre nett, wenn ihr Arbeit und Privates besser trennt. Und ich möchte keine Unannehmlichkeiten erleben. Die Beziehung zwischen Konoha und Suna ist das beste Bündnis, welches wir haben und so soll es bleiben, ohne das es von euren Abenteuern belastet wird.“ Schweigend nickte Shikamaru und verneigte sich kurz, um dann den Raum zu verlassen.
 

„Temari, das ist doch nicht richtig!“, fing Kankurou an, als sie zurück in ihrer Wohnung waren und gemeinsam ihr Abendessen zubereiteten.

„Worum geht’s?“, fragte Gaara interessiert und wusch nebenbei etwas Gemüse zum klein schneiden ab. Der Puppenspieler holte nebenbei Reis und einen Topf aus den Schränken: „Unsere Schwester hat sich ganz vorbildlich mit dem Nara im Archiv vergnügt!“ Der Rothaarige schaute sie stutzig an: „Was?“ Die Frau grummelte genervt und deckte unterdessen den Tisch: „Das geht euch doch nichts an...“

„Weiß nicht, das ist auf so vielen Ebenen nicht richtig und verwerflich.“, gab der Puppenspieler sarkastisch von sich.

„Da hat er recht. Du verheimlichst ihm euer gemeinsames Kind.“, führte Gaara den wichtigsten Punkt auf.

„Und so ganz nebenbei kann es irgendwie nicht korrekt sein, zum einen in einem Archiv und dann noch während der Arbeitszeit Sex zu haben. Was sagt der Kazekage eigentlich dazu? Dürfen wir uns während der Arbeitszeit so vergnügen?“

„So ein Blödsinn.“, Temari wollte nicht, das Gaara darauf antwortete und hoffte, das Thema somit beendet zu haben. Doch Gaara dachte in aller Ruhe nach, während er eine Paprika klein schnitt. Schließlich ergriff er wieder das Wort: „Also grundsätzlich ist das nicht okay. Ich finde, das wirft auch kein gutes Bild auf uns und Suna. Stell dir vor, man hätte euch erwischt.“ Sie rollte mit den Augen: „Wir sind doch nicht blöd, uns fällt schon auf, wenn jemand vorbeikommt.“

„Nein, ihr seid nur zu blöd zum verhüten. Hattest du eigentlich Kondome dabei? Oder müssen wir uns Sorgen machen?“, Kankurou lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und warf ihr einen ernsthaften Blick zu.

„Sie nimmt doch die Pille.“, gab der Jüngste zu bedenken. Der andere gestikulierte kurz mit den Händen in der Luft vor sich: „Oh wie praktisch für sie! Grenzenloser Spaß!“

„Kankurou...“, seine Schwester seufzte, „Könntest du bitte endlich aufhören, dich auf mein Sexleben zu konzentrieren?“

„Wenn es nicht mit dem Nara ist, ja. Solange bleibe ich dabei, das es unfair ihm gegenüber ist.“

„Das du auf seiner Seite stehst, finde ich beeindruckend.“, Gaara warf die Paprika zu anderem geschibbeltem Gemüse in die Pfanne.

„Das bedeutet nicht, das ich nicht sauer auf ihn bin, weil er sie geschwängert hat!“

„Du bist doch so gerne Onkel...“, trällerte Temari, „Der liebste Onkel von Shikadai! Du räumst immer für ihn auf!“ Ihr Bruder rollte mit den Augen: „Ach lass stecken.“
 

Am nächsten Tag mussten sie leider bereits wieder zurück nach Suna. Da Gaara noch eine Kleinigkeit unter vier Augen mit Kakashi zu besprechen hatte, bummelten Kankurou und Temari gemeinsam durch die Läden von Konoha, auf der Suche nach neuem Gehirnfutter für ihr jüngstes Familienmitglied.

„Ich weiß echt nicht, was man ihm noch anbieten könnte.“, seufzte Temari und legte ein weiteres Buch zurück. Er war jetzt fast fünf, konnte bereits lesen, doch Bücher waren ihm zu wider, egal ob darin Rätsel enthalten waren oder sonst etwas.

„Ich wüsste ja jemanden, den du fragen kannst, der genauso tickt.“, erwähnte ihr Bruder beiläufig und besah sich ein paar Fingerknoblereien aus Holz.

„Sowas hatte er schon.“, wies sie seine unausgesprochene Idee ab, „Und lass das bitte, nicht hier.“ Nun war er es, der tief seufzte: „Irgendwas muss es doch geben. Weißt du eigentlich wie anstrengend es ist, auf ihn aufzupassen?“

„Meinst du etwa, er quält nur dich?“

„Entschuldigung, kann ich ihnen weiterhelfen?“, wandte sich eine Verkäuferin an sie, „Das klang gerade etwas verzweifelt.“ Temari lächelte verhalten und wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Wir suchen eine Herausforderung für ein fünfjähriges Kind, das zu intelligent für sein Alter ist und seine Eltern in den Wahnsinn treibt.“, half ihr Kankurou aus der Patsche.

„Ah, sind sie die Paten des Kindes?“, fragte die Verkäuferin lächelnd.

„Könnte man so sagen, ja. Der Preis ist zweitrangig, Hauptsache es hilft!“, warf Temari schnell ein.

„Okay und Bücher kommen nicht in Frage?“

„Nein, ist ihm zu anstrengend.“ Die Dame lachte: „Okay, wenn Bücher zu langweilig sind, werden es diese Spielereien hier es auch sein. Lassen sie uns doch dort rüber zu den Sachen gehen.“, sie geleitete die beiden ein paar Regale weiter zu den Sachen für Erwachsene, „Wie wäre es mit einem klassischen Strategiespiel? Shogi zum Beispiel.“ Temari hatte das Gefühl, vom Blitz getroffen worden zu sein. Es lag so offensichtlich die ganze Zeit vor ihrer Nase. Shikamaru liebte Shogi und konnte sich stundenlang damit beschäftigen. Temari lachte kurz auf: „Ja, exakt das bitte. Können sie es gut einpacken? Wir reisen heute ab.“

„Gerne!“
 

„Shogi also?“, Kankurou trug das verschnürte Päckchen, während sie sich auf dem Weg zum Hokageturm machten, um Gaara abzuholen.

„Er spielt es ständig, stundenlang.“, erzählte Temari leise, „Also ist die Chance sehr hoch, das Dai es auch mag.“

„Ich sag ja, hättest du ihn gleich gefragt...“

„Ha ha, sehr lustig.“, meckerte sie zurück, „Ich bin noch nicht soweit...“
 

Und das war Temari auch in den nächsten Monaten nicht. Das Jahr schritt unaufhörlich voran, es gab hin und wieder kleine Missionen, wo sie sich in Konoha oder Suna für ein oder zwei Tage sahen. Doch wirklich zum Reden kam Temari nicht.

Schließlich stand das nächste Examen an und Shikadai bettelte sie an, ihn doch mitzunehmen. Er hatte keine Lust, zuhause mit der älteren Jonin Kinderspiele zu spielen.
 

„Mama, es ist ätzend langweilig! Wieso darf ich nie mit, wenn du verreist?“, beklagte sich der Junge und verschränkte erbost die Arme. Ein Grummeln entfuhr ihr: „Wieso spielst du nicht Shogi mit Raku?“

„Weil sie es nicht kann! Und mal ganz nebenbei erwähnt, du bist auch grottenschlecht!“, beschwerte sich der Junge. Temari rollte mit den Augen: „Ich lass mir in Konoha ein paar Tipps geben, dann wird’s besser.“

„Tipps? Gibts da jemanden, der gut spielen kann? Wieso darf ich nicht mit? Ich will mit jemandem Shogi spielen, der es richtig gut beherrscht!“ Bei dem Satz fiel Temari fast ihre fast fertig gepackte Tasche aus den Händen: „Auf gar keinen Fall!“

„Man, was ist denn so schlimm daran, das ich mitkomme?“ Das Quengeln ihres Sohnes ließ nicht nach. Das tat es nie, bis man ihm eine schlüssige Antwort gab. Temari war klar, das er nicht Unrecht hatte. Aber sie konnte Shikadai nichts von seinem Vater erzählen.

„Du bleibst hier. Ende der Diskussion.“, schmetterte sie gnadenlos ab, setzte dann aber sanfter hinterher, „Aber ich verspreche dir, ich gebe mir Mühe mit dem Shogi spielen und lerne ein paar Kniffe in Konoha.“ Grummelnd, dann seufzend, gab er sich geschlagen: „Versprochen?“

„Hallo? Wenn deine Mutter dir etwas verspricht, dann hält sie es auch.“
 

Den gesamten Weg nach Konoha zerbrach sich Temari den Kopf, wie sie Shikamaru dazu bekam, mit ihr Shogi zu spielen. Shikamaru und sie hatten seit Beginn des Jahres eigentlich nur zwei Inhalte, mit denen sie ihre gemeinsame Zeit füllten, Arbeit und Sex. Und dennoch war ihr Verhältnis zueinander ansonsten weiterhin auf freundschaftlicher Basis.
 

„Du siehst ziemlich bedrückt aus.“, wie aus heiterem Himmel landete Shikamaru neben ihr, dabei war das Tor von Konoha noch gar nicht in Sicht.

„Heulsuse, was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht und versuchte all ihre Gedanken, die sie gerade beschäftigt hatten, weit nach hinten zu schieben.

„Ich hab noch etwas weggebracht, gab keinen Schüler, der den Laufburschen spielen konnte.“, gab er zurück, „Wie war die Reise?“

„Wie immer vollkommen unspektakulär. Keine schwarzen Gestalten zu sehen.“, gab sie gähnend zurück. Schwarze Gestalten waren es, die sie die letzten Monate immer mal wieder während ihrer kleinen Zusammenkünfte beschäftigten. Denn überall, wo diese auftauchten, sollten Shikamaru und sie Nachforschungen anstellen. Doch immer wieder stellte sich heraus, das die Sache eine Finte war.

„Das wäre auch merkwürdig, wenn die plötzlich so nah bei uns auftauchen würden.“, entgegnete er und steckte die Hände in die Hosentaschen. Die Blonde zuckte mit den Schultern: „Aber dann könnte man ihnen leichter auf die Spur kommen.“

„Jetzt haben wir erst einmal wieder viel Papierkram vor uns. Freust du dich schon?“, fragte der Dunkelhaarige sarkastisch.

„Tss, auf die Arbeit oder auf was anderes?“, sie grinste und stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. Doch dann seufzte sie. So würde sie ihr Versprechen nicht halten können, wenn sie direkt wieder in ihren typischen Trott mit Shikamaru versank.

„Sag mal, kannst du mir Shogi beibringen?“ Shikamaru runzelte die Stirn: „Du willst Shogi spielen?“

„Ich kann es, aber nicht sonderlich gut.“

„Und dann willst du ausgerechnet gegen mich spielen?“, der Nara grinste.

„Mir geht’s nicht ums Gewinnen, ich weiß, das ich dich nicht schlagen kann. Aber du bist bestimmt ein guter Lehrer.“, ihr Einwand schmeichelte ihm durchaus.

„Also lieber Shogi, als etwas anderes?“

„Schließt sich das gegenseitig aus?“, war ihre Gegenfrage, wobei sie ihn wirklich verblüfft anschaute. Shikamaru schmunzelte: „Nicht unbedingt. Aber es nimmt viel Zeit in Anspruch. Wenn ich dir Shogi beibringe, dann richtig.“ Leicht geknickt ließ Temari den Kopf hängen und seufzte: „Na dann, Herr Lehrer...“

„Es zwingt dich ja keiner dazu, oder?“ Die Blonde winkte ab: „Nein nein, schon gut. Bring mir Shogi bei.“
 

Shikamaru verstand noch immer nicht, wieso er ihr Shogi spielen beibringen sollte, wenn es sie scheinbar nervte. Aber Temari blieb dabei und so saßen sie am Abend nach getaner Arbeit bei ihm zuhause, um Shogi zu spielen.

„Zeig mir erstmal, wie du eigentlich spielst...“, meinte der Nara zu Beginn und ließ sie einfach machen. Das Spiel endete ziemlich schnell und Temari kam nicht umhin, zu erkennen, dass Shikamaru ähnliche Züge setzte, wie Shikadai. Grummelnd suchte sie ihre Steine zusammen: „Ich sag`s ja, ich bin schlecht.“ Zustimmend nickte er: „Mit Verlaub, grottenschlecht.“

„Besten Dank auch, diesen Wortlaut durfte ich mir bereits anhören.“, gab sie sarkastisch zurück, als ihr im Nachgang auffiel, das sie zu viel gesagt hatte. Also redete sie schnell weiter: „Wie mach ich es besser?“

„Also zunächst solltest du bedenken, das man bei Shogi immer mehrere Züge vorausdenkt. Das bedeutet auch, dass du mit einer Strategie bereits starten musst.“, begann er mit seiner Erklärung.

„Oh man, das artet ja richtig in Arbeit aus...“

„Sollen wir aufhören?“ Bestimmend schüttelte sie den Kopf: „Erzähl weiter...“ Shikamaru nickte und setzte seine Erklärung fort.
 

Drei Stunden später saßen sie noch immer da, doch Temari merkte, wie ihre Konzentration immer stärker nachließ. Sie war einfach müde. Jedoch war sie noch wach genug, um sich darüber zu wundern, wie hellwach Shikamaru war. Er redete und redete, erzählte ihr so viel und fand einfach kein Ende.

„Sitzt ihr noch immer da?“, fragte Yoshino und gähnte leise, als sie an der Veranda vorbei lief, „Ihr müsst morgen doch wieder früh raus.“

„Ja, wissen wir...“, kam es monoton von Shikamaru, der einen Stein setzte und somit das Spiel beendete.

„Endlich...“, Temari streckte ihre Arme hoch und gähnte ausgelassen.

„Wir sind noch nicht fertig.“, mahnte Shikamaru sie und begann mit einer genauen Erklärung, welche Züge sie nicht gut gewählt und wie sie es besser hätte machen können. Yoshino lachte kurz auf und ging weiter.
 

Am nächsten Morgen lag Temari mit dem Kopf auf dem Tisch im Archiv. Sie war so unglaublich müde und hatte nur von Shogi geträumt. Als Shikamaru das Archiv betrat, musste er bei ihrem Anblick kurz lachen: „Bist du etwa müde?“

„Du nicht?“, gähnte die Blonde und ließ ihre Augen geschlossen, „Dank dir lag ich erst um halb zwei im Bett. Und jetzt ist es gerade mal kurz nach acht.“

„Ich bin nicht müde. Mir hat`s Spaß gemacht. Du musst halt noch einiges lernen, damit du vernünftig Shogi spielen kannst. Das ist nicht wie beim Dame spielen, da gehört wesentlich mehr dazu.“ Seufzend hob sie den Kopf: „Schön, das du wenigstens Spaß hattest. Kann ich dir ja was zurückgeben.“

„Zurückgeben?“, hakte er belustigt nach.

„Ja, Freunde machen das doch so. Ich bekomme ja ziemlich viel von dir.“, grinste sie ihn an.

„Weil ich ja auch nichts davon habe.“, gab er ironisch zurück und griff nach einer Liste, um mit der Arbeit zu starten. Temari zuckte mit den Schultern: „Vielleicht bin ich ja eine Belastung? Oder du kommst nicht auf deine Kosten?“ Da musste Shikamaru kurz lachen: „Darum musst du dir keine Sorgen machen.“ Temari biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe sie sich zu ihm stellte, während er eine Schriftrolle aus dem Regal zog.

„Muss ich nicht?“ Ihr Unterton entging ihm nicht: „Temari, nicht hier im Archiv.“ Verblüfft zog sie eine Augenbraue hoch: „Das hat dich beim letzten Mal aber nicht gestört.“

„Das war auch bevor Kakashi gerochen hat, das wir hier Sex hatten.“

„Bitte was?!“, kam es schrill von ihr, „Der kann sowas riechen?!“

„Ja. Jedenfalls sollen wir Arbeit und Privates trennen, war seine Anweisung.“ Noch immer fassungslos starrte Temari ihn an: „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Gerade von ihm mit seinen Büchern hätte ich das nicht erwartet.“ Shikamaru nickte: „Er fand, es wäre eine tolle Story für ein Flirtparadies.“

„Das sieht ihm schon viel ähnlicher.“, seufzend lehnte sich Temari neben ihn seitlich gegen das Regal, „Ich für meinen Teil hätte halt nichts dagegen, um wach zu werden.“ Der junge Mann ignorierte ihre letzte Aussage.

„Shikamaru, komm schon, ein kleiner Freundschaftsdienst. Wir sehen Kakashi heute doch eh nicht.“, leicht zwinkerte sie ihm zu. Ohne zu ihr zu schauen, griff er sie im Nacken und zog sie zu sich, bis er sie nah an seinem Gesicht hatte, um dann von einer Schriftrolle zu ihr zu sehen: „Wenn du mich in Shogi schlägst, bekommst du mehr als einen kleinen Freundschaftsdienst.“ Leichtes Entsetzen machte sich in ihrem Gesicht breit, ehe sie gegen seine Lippen sprach, die so nah und nun doch ziemlich weit entfernt wirkten: „Das ist unfair!“ Der Dunkelhaarige grinste: „Streng dich an. In der Zwischenzeit musst du dich wohl gedulden.“ Kurz nippte er an ihren Lippen, wobei er bewusst über ihre Unterlippe leckte, sich ihr dann aber entzog und sie stehen ließ. Temari wusste nicht, ob sie noch entsetzter sein konnte. Der Nara beherrschte diese Spielereien verdammt gut und ihr war klar, das er irrsinnig viel Spaß daran hatte, mit ihr zu spielen.

„Wenn wir mit dem Tagespensum heute schnell durch sind, kommen wir schneller zum Shogi.“ Was für eine Motivation er ihr nun servierte! Schlagartig war sie wach und machte sich an die Arbeit, während sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie zum Teufel sie es anstellen sollte, ihn beim Shogi zu schlagen.
 

„Oh man, hab doch etwas Mitleid mit mir!“, fluchte die Blonde und ließ sich nach hinten auf den Boden fallen. Sie hatte das siebte Mal in Folge verloren.

„Mitleid ist nichts für eine Temari. Du hast ja noch ein paar Tage Zeit.“, gab Shikamaru zu bedenken und zog einen Mundwinkel spitzbübisch hoch.
 

Abend um Abend saßen sie da, von Mal zu Mal wurde ein Spiel länger und Temari konnte ihm besser stand halten, doch schlussendlich gewann immer Shikamaru.
 

Doch schließlich hatte sie eine Idee.
 

„Heute Abend spielen wir bei mir.“, beschloss die Blonde und wartete auf seine Antwort.

„Wieso?“, wollte der Nara wissen, „Meinst du, in den eigenen vier Wänden geht es besser?“

„Hast du was zu verlieren?“, stichelte sie zurück. Lächelnd schüttelte Shikamaru den Kopf: „Dann bei dir.“

Fair

Später am Abend klopfte er an ihrer Wohnungstür. Temari öffnete grinsend: „Bereit für die nächste Runde?“ Misstrauisch betrat er den Flur und schloss die Tür hinter sich: „Wieso hab ich das Gefühl, dass du etwas ausgeheckt hast?“

„Und wenn schon, hast du etwa Angst?“, fragte sie keck zurück. Er folgte Temari ins Wohnzimmer, wo zu seiner Überraschung etwas zu trinken bereit stand.

„Du willst schummeln.“

„Nein, ich stelle nur ein paar zusätzliche Regeln auf. Du sagtest, ich soll mir eine Strategie überlegen. Hab ich getan.“, sie nahm ihm das Shogi ab, setzte sich hin und begann mit den Vorbereitungen. Kopf schüttelnd legte er seine Weste ab und setzte sich zu ihr: „Und wie wären die Regeln?“

„Ganz einfach. Nach jedem Zug wird ein Schluck getrunken. Willst du nicht trinken, musst du dafür ein Kleidungsstück ausziehen.“, entgegnete sie unverblümt. Nun schaute er zu seiner Weste.

„Vergiss es! Die hast du schon ausgezogen, die bleibt hübsch da liegen.“

„Ich finde das nicht passend, ich hatte nicht vor, mich zu betrinken.“

„Shikamaru, du bist mittlerweile volljährig. Sag mir nicht, du hast seit unserem ersten Techtelmechtel nichts mehr getrunken?“, fragte sie beiläufig und goss ihre Gläser voll.

Stille.

„Shikamaru?“, Temari schaute wieder zu ihm. Und er blickte leicht beleidigt zurück.

„Oh... Dann hab ich ja noch bessere Chancen...“, grinste sie breit und setzte sich hin. Sie machte den ersten Zug und nahm darauf einen Schluck.

„Du bist.“ Seufzend griff er nach dem ersten Stein. Das hier könnte sein Verderben sein. Sie wusste, dass er Alkohol im Gegensatz zu ihr viel schlechter weg steckte, ein ordentlicher Vorteil. Und nebenbei wollte sich die Blonde noch den Weg zu ihrem Ziel ebnen, in dem sie zusätzlich die Möglichkeit mit den Klamotten ausziehen eingebaut hatte. Resignierend nahm er ebenfalls den ersten Schluck.

„Wie gut, das morgen Sonntag ist und wir eh frei haben...“, warf Temari ein und setzte direkt den nächsten Stein. Während sie ihren Schluck nahm, überlegte Shikamaru, wie er sie so schnell wie möglich besiegen konnte. Einen Stein später griff der Dunkelhaarige wieder zum Glas. Es schmeckte ja nicht schlecht. Aber die wärmende Wirkung hatte sofort eingesetzt bei ihm. Und so zog er beim nächsten Zug sein Pullover aus. Temari nahm das grinsend hin, setzte ihren Stein und trank ganz entspannt. Zehn bewegte Steine später fuhr sich Shikamaru fahrig durch die Haare. Langsam bekam er das Gefühl, den Faden zu verlieren. Temari hatte mittlerweile nachgekippt.

„Ist das wirklich so warm hier...?“, fragte er bei seinem nächsten Zug und hielt sich kurz die Stirn.

„Nein, das liegt wohl eher am Alkohol.“ Seufzend erhob er sich und öffnete nebenbei seine Hose. Das war einfach verrückt. Zufrieden schaute seine Spielpartnerin ihm zu. Das Kleidungsstück rutschte an ihm runter und er trat sie einfach weg. Nun saß er nur noch in Shorts und Shirt da.

„Du bist wieder dran.“, lächelte sie. Während er sich seiner Hose entledigt hatte, hatte sie bereits gesetzt und wieder einen Schluck getrunken. Grummelnd setzte Shikamaru wieder, doch als er beim Trinken nochmal aufs Spielfeld schaute, sah er, dass er einen Fehler begann hatte. Temari nutzte ihre Chance sofort und freute sich. Nun war der Nara wieder ein größeres Stück vom Sieg entfernt. Wieder setzte er und trank. Und Temari ließ nicht lange auf sich warten. Beim nächsten Zug entledigte er sich seines Shirts. Shikamaru wollte einfach nichts mehr trinken. Als er dann wieder an der Reihe war, hielt er sich den Kopf. Er hatte nur noch seine Shorts. Diese Frau machte ihn auf ihre ganz persönliche Art fertig. Wieder strich er sich durchs Haar und blieb an seinem Zopf hängen.

„Ha...“, kam es grinsend von ihm, als er sich sein Zopfband aus den Haaren zog und zu ihr warf, „Bitte, die sammelst du doch.“ Zufrieden setzte er. Doch das brachte ihn leider noch immer nicht zum Sieg. Die Blonde zuckte nur mit den Schultern, bedachte ihn aber mit einem intensiven Blick. Shikamaru so gut wie nackt und mit offenen Haaren hatte einfach einen großen Reiz auf sie.

„Shikamaru...“, sehr andächtig setzte sie einen Stein, „Ich habe gewonnen!“

„Was?“, kam überrascht von ihm.

„Haha, ich hab gewonnen!“, sie hüpfte hoch, streckte die Fäuste in die Luft und hüpfte kurz im Kreis, „Gewonnen! Ich hab Shikamaru Nara geplättet!“ Ergeben ließ er sich nach hinten sinken, schloss die Augen und hielt sich die Stirn: „Du hast mit unfairen Mitteln gearbeitet.“

„Nein, ich habe lediglich dafür gesorgt, das wir ebenbürtig sind!“, wehrte Temari ab und stellte sich über ihn, das er zwischen ihren Beinen lag, „Ich habe fair gewonnen!“

„Gönnst du mir jetzt etwas Wasser?“, fragte der Dunkelhaarige murrend.

„Natürlich, für den Verlierer gibt’s Wasser.“ Sie verschwand kurz in der Küche und kam mit einem Wasserglas wieder: „Hier.“ Langsam setzte sich Shikamaru auf und nahm dankbar das Glas an. Ein paar Schlücke später fühlte er sich etwas besser. Müde wollte er sich wieder zurücklehnen, als Temari ihm eine Hand reichte: „Vergiss es, du pennst nicht auf dem Boden.“

„Ich schlafe überhaupt nicht...“, grummelte der Dunkelhaarige, aber Temari ließ nicht locker und griff nach seiner Hand.

„Mitkommen...“, befahl sie und zog ihn hinter sich her in ihr Schlafzimmer. Mit sanfter Gewalt hatte die Blonde Shikamaru aufs Bett geschubst, der aufgab und einfach seitlich liegen blieb.

„Von wegen, du schläfst nicht...“, flüsterte sie und strich ihm ein paar Strähnen von der Wange. Der Nara war direkt eingeschlafen.
 

Es war noch immer dunkel, als Shikamaru erwachte. Er hatte unglaublichen Durst. Blinzelnd versuchte er sich zu orientieren und blickte sich nach dem Aufsetzen im Zimmer um. Er war definitiv bei Temari. Ein Blick zur Seite bestätigte ihn. Da lag sie, stumpf wie sie war, hatte sie sich einfach neben ihn zum Schlafen gelegt. Ihre Freundschaft hatte sich wirklich auf sonderbare Art verändert. Einen Blick weiter fand er ihren Wecker. Es war kurz nach vier. Leise stand er auf, um etwas zu trinken. Zufrieden stellte er fest, das er sich wieder vollkommen normal anfühlte, wenn auch noch etwas gelöst. Nach einem Glas Wasser stieg er zurück ins Bett, in das sich Temari komplett breit gemacht hatte. Grinsend piekste er ihr in die Seite. Unruhig schlug sie nach der Hand, doch hörte Shikamaru nicht auf. Schließlich legte er seine Hand auf ihre Taille und strich mit dieser langsam tiefer.

„Shikamaru, was tust du da...“, nuschelte sie verschlafen. Doch statt zu antworten, ergriff er mit beiden Händen den Saumen ihres Tops und zog es ihr umsichtig aus. Dabei hockte er sich breitbeinig auf den Knien über ihr Becken.

„Wie spät ist es?“, fragte sie und rieb sich die Augen.

„Genug Zeit für das hier...“, antwortete der Dunkelhaarige und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Leise seufzte Temari zufrieden und spürte, wie es in ihrem Unterleib zu kribbeln begann. Mit der linken Hand strich er von ihrem Hals hinab über eine ihrer Brüste: „Was wünschst du dir?“

„Was ich mir wünsche?“

„Du hast gewonnen.“ Die Blonde lachte leise auf: „Ich hätte da eine Idee...“ Bestimmend drückte Temari ihn wieder zurück ins Bett und beugte sich nun ihrerseits in gleicher Haltung über ihn. Als Shikamaru mit seinen Händen tätig wurde, ergriff sie diese und legte sie über seinen Kopf ab.

„Schön da lassen, egal was passiert...“, flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste sich dann an seinem Hals hinunter. Aufgeputscht atmete der junge Mann kurz durch, sodass seine Brust sich gut sichtbar hob und senkte. Ihre Küsse waren so sanft und hinterließen eine kribbelnde Spur auf seiner Haut. Dann kam sie bei seiner Shorts an. Gezielt zog sie diese hinunter und bedachte sein bestes Stück mit einem Kuss, bevor sie ihn in den Mund nahm. Bei dieser Berührung zuckte Shikamaru überrascht und stöhnte ergeben auf. Da er nicht anders konnte, vergrub er eine seiner Hände in ihren blonden Schopf und schloss die Augen, während sie ihn tiefer aufnahm. Die Töne, die sie ihm entlockte, heizten sie an, bloß nicht aufzuhören. Schmunzelnd griff sie seine Hand aus ihren Haaren, verschränkte ihre Finger mit seinen und drückte sie so neben seinem Becken in die Matratze. Schließlich saugte Temari etwas, wodurch sie den anderen hörbar in den Wahnsinn trieb. Jede kleine Bewegung mit ihrem Mund und ihrer Zunge ließen ihn erzittern.

„Temari...“, stöhnte er laut in Silben ihren Namen, „Nicht- weiter-“ Seine Warnung ignorierend, machte sie weiter und erreichte das, was sie wollte. Laut stöhnend kam er, was sie stumm hinnahm. Es hatte sie schon immer interessiert, ob sie damit ein Problem hatte oder wie es schmeckte. Zufrieden mit ihrem Werk schluckte sie es einfach hinunter, entließ ihn und setzte sich auf seine Oberschenkel. Shikamaru schaute zu der Blonden hoch, die ihm mit einem arroganten, selbstsicheren Grinsen begegnete, während sie sich mit der Zunge über die Oberlippe strich: „Hat es dir gefallen?“

„Du bist unglaublich.“, noch leicht keuchend setzte sich Shikamaru auf, um den Spieß umzudrehen. Grob schubste er sie von sich runter, um ihr im nächsten Moment die Panty die Beine hinunter zu ziehen. Achtlos warf er das kleine Stückchen Stoff irgendwo hinter sich hin und beugte sich zu ihrer Mitte hinunter. Mit einer Hand griff er eines ihrer Beine in der Kniekehle und winkelte es an. Als er sie mit der Zunge berührte, ließ Temari sich fallen. Hemmungslos stöhnte sie bei jeder seiner Berührungen und winkelte ganz von alleine das zweite Bein an.

„Tiefer...“, flüsterte die Blonde, was er grinsend registrierte. Da er bereits wieder steif war, ließ er sich auch nicht weiter bitten, küsste sich zu ihr hoch und versenkte sich dann in einem Stoß in ihr. Ein lauter Stöhner ihrerseits feuerte ihn weiter an. Da sie beide nicht lange aushalten konnten, brachte Shikamaru sie beide ziemlich schnell zum Orgasmus. Zärtlich biss er ihr dabei in die Schulter, was Temari mit einem Keucher und tieferen Kratzspuren auf seinem Rücken quittierte. Erschöpft ließ die Blonde anschließend ihre Hände an ihm einfach hinunter rutschen, sie blieb einfach liegen. Noch etwas schnell atmend löste sich der Dunkelhaarige von ihr und legte sich neben sie.

„Wahnsinn...“, nuschelte sie entspannt mit geschlossenen Augen.

„Temari?“, kam es fragend vom Jüngeren.

„Ja?“

„Du bist wahnsinnig.“ Ein Lachen entrann ihrer Kehle, worauf er mit einstieg.
 

Am folgenden Tag saßen sie gemütlich beisammen und aßen Pizza. Temari genoss die Zeit sehr mit ihm.

„Warum wolltest du eigentlich Shogi spielen lernen?“, diese Frage brannte Shikamaru schon die ganze Zeit auf der Zunge. Desinteressiert winkte Temari ab: „Nicht wichtig.“ Der Nara warf ihr einen argwöhnischen Blick zu: „Du hast dafür mehrere Abende Sex ausfallen lassen, wen willst du bitte belügen?“

„Du bist ganz schön eingenommen von dir!“, lachte sie und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. Es klopfte an der Tür. Verwundert drehte die Blonde den Kopf Richtung Tür, ehe auch schon ein Schlüssel zu hören war und die Tür geöffnet wurde. Keine Sekunde später standen ihre Brüder in der Wohnzimmertür.

„Was macht ihr denn schön hier?“, fragte Temari verwundert. Kankurou schüttelte beim Anblick der beiden den Kopf. Temari nur in Unterwäsche, Shikamaru in Hose und Shirt.

„Habt ihr beiden mal einen Blick auf die Uhr geworfen? Ihr zwei hättet uns vor ein paar Minuten am Haupttor abholen müssen. Seine Schwester schaute zur Uhr: „Ups.“ Gaara konnte nicht anders, als grinsen: „Ihr habt euch gut amüsiert?“ Shikamaru wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Wussten ihre Brüder von dem, was zwischen ihnen ablief? Immerhin saß Temari nur in Unterwäsche da, es war ziemlich offensichtlich.

„Temari, du wirst erwartet. Da stehen noch wichtige Termine an.“, Gaara hielt ihr einen Zettel hin. Sofort stand sie auf und nahm den Zettel: „Was? Aber die waren doch erst für nächstes Jahr angesetzt!“ Gaara zuckte mit den Schultern: „Ich vermute einen Quereinstieg.“

„Unfassbar.“, eilig stand sie auf und verschwand in ihrem Zimmer, um sich anzuziehen. Shikamaru griff nach seinem Pullover und warf ihn sich über, um als nächstes in seine Weste zu schlüpfen.

„Tut mir leid, Shikamaru, bis zum nächsten Mal!“, die Blonde kam noch einmal schnell zu ihm, drückte ihm vor den Augen ihrer Brüder einen Kuss auf die Wange auf und machte sich dann auf dem Weg.

Eine peinliche Stille blieb zurück. Kankurou seufzte und verschränkte die Arme: „Falls du glaubst, das wir dich in der Luft zerreißen, muss ich dich enttäuschen.“

„Ich bin nicht auf ihren Schutz angewiesen, wenn ihr mir etwas sagen wollt.“, gab er nüchtern zurück. Gaara schüttelte den Kopf: „Das hat nichts damit zu tun, das sie dich schützt.“
 

Temari fühlte sich wieder so, als würde sie zwischen zwei Welten wandern. Die Termine, um die es ging, betrafen Shikadais Beschulung. Er sollte bereits in den nächsten Tagen getestet werden. Und wie Gaara vermutete sie ebenfalls, das er noch dieses Jahr in die Schule sollte, statt erst nächstes Jahr, wie es regulär seinem Alter entsprechend gewesen wäre.
 

Die Tests brachten das zutage, was eigentlich schon vorher ganz offensichtlich auf der Hand lag: Shikadai musste dringend in die Schule, ein Jahr zu warten hätte bedeutet, dass er noch weiter den Erstklässlern voraus gewesen wäre. Mit seinem Schuleintritt wurde das Leben für Temari noch einmal eine deutliche Spur stressiger. Dieses Kind stets anzuhalten, seine Pflichten zu erledigen, war ein Vollzeitjob. Sämtliche Missionen musste sie streichen, mit dem Verhalten wollte sie ihn nicht der armen Raku antun. Die einzigen kleinen Lichtblicke waren die wöchentlichen Shogispiele der beiden. Jeden Freitag setzte sich Temari mit ihm hin und gab ihr Bestes. Leider beschäftigte es den Jungen nicht so lange, wie sie gehofft hatte. Schnell hatte er ihre Strategien herausgefunden und das Spiel mit ihr verlor jeglichen Reiz. Rund um die Uhr für ein gelangweiltes, frustriertes Kind da zu sein, das einfach nur eine passende Herausforderung suchte, erschöpfte sie sehr.
 

Der Winter kam und es wurde ein bisschen frischer in der Wüste. Die Schultage der Kinder verlängerten sich dafür, so hatten sie im Sommer weniger Stunden aufgrund der Hitze. Temari genoss zur Abwechslung mal die freie Zeit, in der sie sich immerhin mit etwas Papierkram für Gaara befassen konnte. Zu gerne wäre sie mal wieder mit Shikamaru auf eine Mission gegangen, es gab auch immer wieder mal Anfragen von Konoha, doch leider musste sie diese bisher immer wieder absagen. Und so schickte ihr Shikamaru auch regelmäßig Berichte, Thesen und Fakten zu den mittlerweile so genannten schwarzen Gestalten.

Es waren immer nur vereinzelte, kleine Vorfälle, wo unbekannte Personen irgendwo gesichtet wurden, die komplett in schwarz gehüllt waren. Manchmal gab es bei ihren Sichtungen merkwürdige Vorfälle. Es verschwanden Dinge, Menschen fühlten sich bespitzelt. Anderenorts wurden Kräutergärten bis zur vollkommen Zerstörung umgegraben und zerpflügt. Und dann traten seltsame Krankheitswellen auf. Menschen litten unter Schwindel, Übelkeit, hatten keine Kraft zum arbeiten, konnten aber auch nicht schlafen. Anfangs hatte dem keiner viel beigemessen. Doch Shikamaru hatte sich alles notiert und schnell Zusammenhänge fest gestellt. Nichts verband die Gestalten direkt mit den Vorfällen, doch nur da, wo sie auftauchten, wurden die Menschen anschließend krank.
 

Über den Winter verteilt nahmen die Sichtungen wieder ab. Shikamaru schrieb in seinen Briefen an Temari, dass er vermutete, dass die gesunkene Aktivität seiner Meinung nach mit der Kälte zu tun haben musste.

Und tatsächlich, als der Frühling kam, es wärmer wurde und überall die Kräuter in den Gärten wuchsen, häuften sich die Vorfälle wieder. Zu Beginn waren es wieder die zerstörten Gärten und gestohlene Gegenstände, die in verschiedenen Gegenden um Konoha für Aufsehen erregten. Als dann immer mehr Menschen in kleinen Siedlungen außerhalb Konohas erkrankten, war klar, dass dringend etwas passieren musste.
 

Als eines Tages Gaara persönlich in ihrer Tür stand, war Temari klar, das die Lage ernst war.
 

„Gaara, was willst du hier? Wieso schickst du nicht Kankurou?“, überrascht hatte die Blonde ihren jüngeren Bruder am Schal ins Haus gezerrt und die Tür hinter ihm zugeworfen.

„Kankurou ist an anderer Stelle beschäftigt.“, der Rothaarige sah sich kurz um, ehe er den Augenkontakt zu seiner Schwester wieder herstellte, „Temari, es ist ernst. Wir haben ein großes Problem.“

„Was ist los?“, fragte sie besorgt. Gaara presste kurz die Lippen aufeinander, bevor er sprach: „Du stehst doch mit Shikamaru ständig im Briefkontakt wegen dieser Gestalten und den Vorfällen, die mit ihnen einhergehen, oder?“ Die Blonde nickte stumm.

„Es gibt die ersten Todesfälle.“ Temari schluckte: „Wann? Und wo?“ Gaara seufzte schwer: „Zwischen Konoha und Suna, aber die Vorfälle kommen wie ein Laubfeuer näher. Es sind immer mehr Siedlungen und kleine Dörfer betroffen. Und die Erkrankungen werden heftiger. Ein paar ältere Menschen haben die Infektion nicht überstanden. Kankurou ist unterwegs mit einem Team, um das ganze genauer zu untersuchen und um Hilfe zu leisten.“ Geschockt für sich Temari kurz über die Stirn: „Weiß man in Konoha darüber Bescheid?“

„Shikamaru ist bereits unterwegs. Ihr sollt gemeinsam der Sache auf den Grund gehen und eine Lösung finden. Du triffst dich mit ihm hier...“, Gaara zog eine Karte hervor und zeigte ihr eine Stelle, die etwa eine Zwei-Tages-Reise entfernt war, „Ich weiß, du willst wegen Shikadai nicht gehen. Aber du musst. Ich habe Raku mitgebracht, sie wird ihn nach der Schule direkt entgegen nehmen.“

„Gaara!“, Temari hatte das Gefühl, sich gleich die Haare zu zerraufen. Ihr Kind auf Druck allein zu lassen, gefiel ihr überhaupt nicht. Zumal ihr Sohn aktuell alles mögliche tat, nur nicht das, was er sollte. Manchmal ging er auch früher von der Schule, weil er der Meinung war, seine Zeit sinnvoller nutzen zu können.

„Es tut mir leid, das einfach über deinen Kopf zu entscheiden, aber du musst gehen. Shikadai wird es gut gehen, Raku wird ihn schon in den Griff kriegen.“, sein Blick machte ihr klar, das sie keine Chance hatte. Der Kazekage hatte einen Entschluss gefasst und dem hatte sich die Blonde zu fügen.

Temari grummelte wütend vor sich hin, ging aber wortlos an ihrem Bruder vorbei, um ihre Sachen zu holen. Einfach so abkommandiert zu werden, ging ihr gewaltig gegen den Strich. Widerwillig stopfte sie in ihre Tasche einige Dinge, zog sich um und schrieb ihrem Sohn noch schnell einen Brief, den sie anschließend Gaara in die Hand drückte: „Den gibst du ihm höchstpersönlich! So viel Anstand hast du deinem Neffen gegenüber ja wohl!“ Der Rothaarige nickte nur stumm und reichte ihr dafür die Karte, auf der der Treffpunkt markiert war.

Shikadai

Die ganze Zeit hatte Temari das Gefühl, irgendetwas Wichtiges zuhause vergessen zu haben. Doch egal wie oft sie den Inhalt ihrer Tasche im Kopf durchging, ihr fiel nicht ein, was sie hätte vergessen haben können. Vermutlich lag es eher an der Situation, wie abrupt sie das Haus verlassen hatte müssen. Die knapp zwei Tage ihrer Reise vergingen wie im Fluge, weil die Blonde die ganze Zeit nachdachte. Wie sollten sie eine Lösung für dieses Problem finden? Bisher hatte man nur feststellen können, dass die Situationen immer zeitgleich auftraten. Aber in direkter Verbindung standen die Gestalten nie mit den Vorfällen.
 

„Na, bist du in Gedanken?“ Erschrocken griff Temari nach ihrem Fächer und drehte sich um. Shikamaru landete neben ihr und grinste.

„Heulsuse, erschreck mich doch nicht so!“, beschwerte sich die Blonde und packte ihre Waffe zurück. Der Nara zuckte mit den Schultern: „Ich kann ja nichts dafür, wenn du unaufmerksam in der Gegend rumstehst.“

„Ich hab mir halt den Kopf wegen diesen Gestalten zerbrochen.“, leicht beleidigt verschränkte sie ihre Arme und schenkte ihm einen genervten Blick, „Oder bist du schon weiter?“

„Leider nein. Und das nervt ziemlich.“, gab der Dunkelhaarige zurück, wobei sie deutlich seinen Missmut heraushören konnte. Natürlich, dem Nara passte es natürlich nicht, wenn er nicht hinter ein Rätsel kam.

„Wie geht’s weiter?“ Shikamaru fuhr sich mit einer Hand kurz in den Nacken: „Ich würde sagen, wir krempeln die Gegend um. Ich bin seit Tagen unterwegs und habe fast jeden Tag eine Siedlung oder ein Dorf gesehen, wo Menschen erkrankt waren. Und die Orte lagen immer dichter beieinander. Daher vermute ich, dass wir ihnen ziemlich nahe sind.“

„Ist das eigentlich irgendwie ansteckend?“ Er schüttelte den Kopf: „Seltsamerweise nicht. Alle wurden zum gleichen Zeitpunkt krank, danach gab es keine weiteren Infektionen mehr.“ Temari seufzte: „Und in welche Richtung soll es jetzt gehen?“

„Erstmal weiter Richtung Westen.“, entgegnete er und setzte sich auch direkt wieder in Bewegung. Die Blonde folgte ihm kommentarlos und sah sich nebenbei um. Shikamaru warf ihr einen unauffälligen Seitenblick zu, ehe er sich räusperte und das Gespräch wieder aufnahm: „Wie kommts, dass du die letzten Monate keine Missionen mehr angenommen hast?“

„Ich hatte keine Zeit, zu viel Stress.“, gab Temari unbedacht zurück. Erst nach ihrer Antwort wurde ihr bewusst, dass sie Shikamaru damit gesagt hatte, dass sie nicht anderweitig eingeplant gewesen war, sondern das sie von sich aus die Missionen nicht angenommen hatte. Allerdings verriet seine Art der Frage auch, dass ihm das bereits vorher klar gewesen sein musste.

„Hast gefehlt, ohne dich war es ziemlich langweilig auf den Missionen.“, gab der Nara zurück und schaute dabei stur nach vorne. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus, doch schluckte sie das Gefühl hinunter, um ihm bei ihrer Antwort nicht zu offenbaren, was sie fühlte: „Hättest ja Naruto mitnehmen können, wäre bestimmt unterhaltsam gewesen.“ Ein kleines Lachen kam von ihm: „Vermutlich ja.“
 

Am Abend rasteten sie in einer kleinen Höhle. Trotz ständigem Suchen hatten sie mal wieder nichts gefunden. Temari entging nicht, wie hochgradig genervt Shikamaru von dieser Tatsache war. Seit fast einem Jahr befasste sich der Nara mit dieser Angelegenheit und unterm Strich gab es so gut wie keine Informationen. Keiner wusste, ob diese Gestalten etwas mit dem ominösen Deal mit der unbekannten Stadt zu tun hatten. Oder wer sonst dahinter stecken konnte. Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht mal den Hauch einer Idee gab, was genau diese Gruppierung mit ihren Handlungen vorhatte.

„Shikamaru, lass gut sein.“, durchbrach Temari die Stille schließlich. Sie konnte seinen pessimistischen Gesichtsausdruck nicht mehr ertragen. Fragend hob er eine Augenbraue.

„Schon mal darüber nachgedacht, dass es in diesem Falle vielleicht keine logische Erklärung gibt? Oder mehrere Faktoren zusammen spielen, die einfach überhaupt keinen Sinn ergeben?“

„Natürlich habe ich das in Betracht gezogen.“, kam es leicht schnippisch von ihm zurück, „Aber es können doch nicht so viele Zufälle sein.“

„Vielleicht gehören einige Dinge schon zusammen. Aber nicht alle.“, meinte die Blonde und erhob sich von ihrem Platz, um sich dann vor dem Mann hinzustellen und auf ihn hinab zu schauen, „Was ich aber auf jeden Fall weiß: wenn ich noch länger dein deprimiertes Gesicht sehen muss, drehe ich durch.“

„Sehr schmeichelnd, wie von einem Stein.“, konterte er grob, wodurch aber beide grinsen mussten.

„Ich und ein Stein? Ich glaube, so hart fühle ich mich gar nicht an...“, keck schubste sie ihn an der Brust zurück, dass er sich nach hinten abstütze. Unverblümt setzte sie sich auf seinen Schoss: „Ich glaube, du brauchst den Kopf frei.“

„Wie wahr...“
 

Ob es wirklich ihre Empathie war oder ihr purer Eigennutz, der sie dazu bewogen hatte, Shikamaru direkt wieder zu verführen, konnte Temari im Nachhinein nicht sagen. Innerlich hatte sie es resignierend abgestempelt. So hatten sie beide aufgehört, sich die Köpfe wegen diverser Dinge zu zerbrechen. Am nächsten Morgen waren sie früh aufgebrochen und hatten keine Stunde später eine kleine Siedlung vorgefunden, in der es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Einige Haustüren und Fenster standen offen, Dinge lagen herum und es war unglaublich still. Mit einem unguten Gefühl sahen sie sich um. Es dauerte nicht lange, da fanden sie die wenigen Bewohner in einem der größten Häuser. Keuchend saßen oder lagen sie zusammen in einem größeren Raum und registrierten kaum die zwei Fremden.

„Hey, was ist passiert?“, Shikamaru hatte sich zu einem Mann mittleren Alters hinunter gebeugt und ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Der Mann bewegte leicht den Kopf hin und her, als wolle er eigentlich den Kopf schütteln: „Einfach so...“

„Nein...“, wisperte eine Frau neben ihm, „Da war diese Person in schwarz...“

„Hat sie euch irgendwas angetan?“, fragte Temari nun und beugte sich ebenfalls hinunter.

„Sie waren einfach da. Ich dachte, es sind Reisende, die ein Bett für die Nacht suchen würden. Aber dann waren sie wieder weg.“, die Frau würgte leicht und hielt sich die Hand vor den Mund, bis sie sich beruhigt hatte, „Und dann ging es plötzlich allen schlecht. Ich habe noch versucht, ein paar Kräuter aus dem Garten zu holen. Aber da waren diese Fremden und haben Blätter abgepflückt.“

„Die Personen in schwarz?“, hakte Shikamaru nach.

„Ja...“, kam es leise von der Frau, „Sie haben sie ganz vorsichtig abgesammelt und und ein großes Glas gesteckt.“

„Okay, danke für die Informationen. Du musst dich jetzt ausruhen, wir bringen dir und den anderen Wasser.“, Temari legte der Fremden beruhigend die Hand auf die Stirn, ehe sie Shikamarus Blick suchte. Stumm gingen sie vor die Tür, um sich auszutauschen.

„Wenn die irgendwelche Kräuter eingesammelt haben, sollten wir uns den Garten mal genauer anschauen.“, flüsterte Temari schon fast und griff nebenbei nach einem Eimer, den sie am Brunnen, der in Sichtweite war, auffüllen wollte. Shikamaru ließ seinen skeptischen Blick durch die kleine Siedlung wandern. Es waren weniger als zehn Häuser.

„Wenn es bestimmte Kräuter gewesen wären, hätte die Frau das bestimmt erwähnt. Wenn sie die anderen mit den Kräutern versorgen wollte, muss sie sich auskennen. Ihr wäre es bestimmt aufgefallen, wenn es etwas ganz Bestimmtes gewesen wäre.“

„Die Frau ist fix und fertig.“, entgegnete die Blonde und marschierte zum Brunnen, wo sie nach einem Seil griff, an dem unten im Brunnen ein Eimer hing, „Vermutlich hat sie wegen der Erkrankung weder alles richtig gesehen, noch kann sie sich korrekt dran erinnern.“

„Ich glaube, es geht nicht direkt um spezielle Pflanzen...“, Shikamaru sah sich um und ging zwischen den Häusern entlang, während Temari sich um die Menschen kümmerte. Als er den Kräutergarten fand, bot sich ihm ein Bild der Verwüstung. An den meisten Pflanzen waren die Blätter abgerupft. Dies betraf aber nur Pflanzen mit großen Blättern. Die oberen und unteren Blätter dieser Pflanzen, die deutlich kleiner waren oder leicht welk, hingen hingegen noch unberührt an den Pflanzenstilen. Grübelnd ging er durch den Garten und betrachtete das Grün genauer.

„Was denkst du?“, harkte Temari nach, die am Zaun auftauchte. Der Nara fasste sich nachdenklich ans Kinn: „Ich kann nichts konkretes sagen. Bisher sind es nur Vermutungen.“ Sie rollte mit den Augen und verschränkte die Arme: „Komm schon, spuck es aus. Ich verpetz dich schon nicht, falls du falsch liegst.“ Der Dunkelhaarige schaute zu ihr und zog eine Augenbraue hoch: „Es ist unprofessionell, etwas zu äußern, was so ungewiss ist.“ Ein Lachen entwich ihr. Mit einem leicht überheblichen Blick schaute sie zurück: „Unprofessionell? Meinst du nicht, das wir beide schon längst über 'unprofessionell' hinweg sind? Du weißt, das du mir alles erzählen kannst, sei es noch so verrückt. Ich kenne weit mehr Geheimnisse über dich.“ Da konnte Shikamaru ein Grinsen ebenso wenig unterdrücken. Stumm schüttelte er den Kopf und erhob sich, um den Garten zu verlassen: „Es wurden nur die großen Blätter der Pflanzen entfernt, egal welche Sorte. Sogar vom Unkraut fehlen die großen Blätter.“ Fragend hob Temari eine Augenbraue, als er vor ihr zum Stehen kam: „Und was könnte das bedeuten?“

„Na ja...“, er fasste sich in den Nacken und legte den Kopf dabei etwas schief, „Die Erkrankung ist nie ansteckend, das weist daraufhin, dass es nicht von Bakterien oder Viren übertragen wird. Da fallen mir direkt Parasiten ein oder eben Infekte, die von Parasiten oder Insekten übertragen werden. Und solche nisten gerne an speziellen Pflanzenteilen. Und das passt auch dazu, dass es im Winter keine Vorfälle gab. Auch das diese Gestalten erst auftauchten, dann wieder verschwanden und später dann die Gärten zerlegt haben, passt dazu. Wenn sie die Insekten erst in deren Umgebung irgendwie ausgebracht haben, diese sich fortgepflanzt haben, dabei die Menschen krank gemacht haben und sich dann zur Eiablage an die Pflanzen setzen, mussten diese Gestalten ja anschließend die neue Generation mit den Blättern wieder abpflücken.“ Temari grinste: „Klingt für mich extrem schlüssig. Ich vermute, das einzige, was dir als Bestätigung fehlt, sind handfeste Beweise.“ Der Größere nickte: „Ich habe kein einziges Blatt gefunden, an dem Spuren zu sehen sind, die darauf hinweisen.“ Die Blonde ließ ihren Blick schweifen: „Wir können für die Leute hier nichts tun. Ich habe sie mit allem versorgt, was möglich war. Wir sollten einen Falken schicken, dass Gaara ein Team hier her schickt, das sich weiter um die Menschen kümmert. Dann können wir weiter. Vielleicht holen wir sie ein.“
 

Als die beiden eine Stunde später wieder auf dem Weg waren, bekam Temari ein ungutes Gefühl. Denn Shikamaru hatte aufgrund der letzten Bewegungen der Gestalten und der Umgebung eine Richtung eingeschlagen, die ihr wohl bekannt war.

Am späten Abend fanden sie dann auch tatsächlich eine Stelle, die wie ein vor wenigen Stunden verlassenes Nachtlager aussah. Ohne weiter darüber zu reden, waren sie direkt weitergelaufen, die gesamte Nacht. Schweigsam waren die Stunden in der Dunkelheit, was Shikamaru etwas wunderte. Klar war das eine ernste Angelegenheit, aber das die Blonde kein einziges Wort verlor, empfand er als merkwürdig, sie wirkte sehr angespannt auf ihn.

Mit dem Sonnenaufgang kamen immer mehrere kleine Spuren zu Tage. Dezente Fußspuren im Sand, frisch abgebrochene kleine Steine von Felsen. Temari konnte ihre Sorge nicht mehr zurückhalten, denn sie näherten sich unaufhörlich und in einem schnellen Tempo dem Dorf in dem sie mit Shikadai lebte. Automatisch beschleunigte sie und ignorierte den Dunkelhaarigen vollkommen.

„Temari, nicht so schnell, wir sollen sie erstmal nur verfolgen.“, wies Shikamaru sie an, doch ignorierte sie ihn völlig. Wenn diese Typen das gleiche mit dem Dorf vorhatten, wie mit den kleinen Siedlungen und Dörfern zuvor, würde die Blonde alles daran setzen, sie vorher außer Gefecht zu setzen.

„Temari!“, Shikamaru packte sie am Oberarm und wollte sie stoppen, doch das konnte sie nicht zulassen. Unruhig schüttelte Temari seine Hand ab und rannte unbeirrt weiter. Der Nara wusste nicht, was er davon halten sollte. Erneut probierte er es, dieses Mal etwas energischer. Doch so leicht ließ sich eine Temari nicht festhalten. Bevor er auch nur ansatzweise nochmal an sie herankam, hatte sie mit dem Fuß nach ihm ausgeholt und war nochmal ein größeres Stück voran gesprungen.

„Verdammt, was soll das?!“, fluchte er und spurtete ihr hinterher. Nach einigen Momenten hatte er die Blonde überholt und stellte sich ihr in den Weg: „Bleib endlich stehen, Temari!“ Der Blick, den sie ihm entgegen warf, erschreckte ihn. Wild, ungestüm und definitiv nicht davon abzubringen, was auch immer sie vor hatte. Und so überraschte es Shikamaru nicht so sehr, dass sie nach ihrem Fächer langte und ihn frontal angriff: „Geh mir sofort aus dem Weg, Shikamaru!“ Ihr Schreien machte dem Dunkelhaarigen unmissverständlich klar, das sie ihn im Notfall mit aller Gewalt aus dem Weg räumen würde. Einen kräftigen Fächerschlag später wurde er gegen einen Baum katapultiert. Der Nara hörte seine Knochen knacken und hatte das Gefühl, nie wieder gerade stehen zu können. Hustend rutschte er hinunter und sah der wilden Amazone hinterher.

„Was zum Teufel ist los mit dir?“, langsam erhob er sich und atmete einmal tief durch. Shikamaru hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn wirklich angreifen würde. Seufzend machte er sich wieder auf die Beine und rannte ihr hinterher.

Temari hatte unterdessen die Gestalten eingeholt. Sie liefen zu dritt, waren komplett vermummt und schienen sie noch nicht bemerkt zu haben.

„Hey!“, unerschüttert schloss die Blonde zu ihnen auf und legte direkt mit einem Angriff los. Die Gestalten waren jedoch schneller, als sie erwartet hatte. Egal was sie tat, sie kam nicht richtig an sie heran. Schließlich begannen sie, Temari anzugreifen. All mögliche Wurfwaffen wurden auf sie angeworfen, denen sie auswich oder sie mit ihrem Fächer abwehrte. Als die Gestalten sich plötzlich verdoppelten und die Blonde nicht mehr drei, sondern zwölf Gestalten gegenüber stand, musste sie schlucken. Bei all den Angriffen schwindete ihr langsam die Kraft.

Shikamaru hatte sie mittlerweile eingeholt und schaute sich aus dem Dickicht das Spektakel an. Kurz überlegte er, wie am besten eingreifen konnte, als ein Schatten ein paar Meter weiter aus dem Wald hervor über den Boden hervorschnellte und eine der Gestalten stoppte, die Temari gerade mit eine Klinge attackierte.

„Ma!“ Erschrocken blickte die Blonde in die Richtung und wurde unaufmerksam: „Shikadai!“ Prompt wurde sie am Oberarm von einem Kunai getroffen. Doch bevor es noch schlimmer wurde, beförderte sie sich mit einem Sprung zu einem Jungen, der noch immer eine der Gestalten in Schach hielt. Temari zog sich das Kunai und warf es zurück an den Absender, um dann ihren Fächer komplett zu öffnen und das Kind zu schützen: „Was machst du hier?! Du solltest bei Raku sein! Verdammt!“ Als die Gestalten auf sie zuhielten, rechnete Temari mit dem Schlimmsten. Sie musste Shikadai um jeden Preis schützen, und wenn es sie ihr Leben kosten würde. Sie umfing Shikadai mit ihren Armen, drückte ihn eng an sich und beugte sich nieder. Doch anders, als sie es vermutet hatte, flogen die Gestalten alle weit auseinander in den umliegenden Wald. Keine Sekunde später stand Shikamaru bei ihnen, der jeden weiteren Angriff abwehrte. Als die Blonde ihn wahr nahm, entließ sie Shikadai aus ihrem Griff und kümmerte sich ebenfalls um die Angreifer. Shikadai blieb nur staunend das Ganze zu beobachten. Wie im Rausch zogen die Angriffe schnell an ihm vorbei, gedanklich kam er nicht so schnell hinterher mit dem, was er sah.

Die letzte Gestalt erledigten sie gemeinsam, während Shikamaru sie im Wickel hatte, gab Temari ihm mit ihrem Jutsu den Rest. Keuchend drehte sich Shikamaru zu ihr um. Sein Gesicht zeigte blanke Wut: „Wie konntest du mir das antun?!“ Zitternd erwiderte sie seinen Blick. Noch nie hatte sie vor ihm Angst gehabt. Aber in diesem Moment hatte Temari keine Ahnung, wie sie ihn einschätzen sollte. Shikadai stand regungslos ein paar Meter entfernt von beiden und starrte zwischen ihnen hin und her.

„Das kann nicht dein Ernst sein!“, er wies mit einer Hand auf Shikadai, „Wir haben ein Kind und du sagst mir nichts?! All die Jahre nichts?!“ Tränen stiegen ihr in die Augen und ein ersticktes Schluchzen kam ihr über die Lippen: „Du warst doch selber noch ein Kind!“

„Spinnst du?!“, gab er zurück, „Wie alt ist er? 5? 6? Wann Temari, wann verdammt nochmal bist du schwanger gewesen?!“

„Direkt beim ersten Mal, du Idiot! Oder hast du etwa verhütet?!“, sie ignorierte ihre Tränen, die ihr über die Wangen liefen und stellte sich mit in den Seiten gestemmten Armen vor ihn.

„Er ist sechs Jahre alt und du hast es nicht einmal in den sechs Jahren geschafft, mit mir zu reden?! Wir sehen uns seit über zwei Jahren wieder regelmäßig, du hattest so viele Möglichkeiten!“

„Hey!“, schrie Shikadai und drängte sich zwischen sie und drückte beide auseinander, „Hört auf!“ Temari tat einen Schritt zurück und wandte sich ab. Sie wischte sich mit dem Unterarm die Tränen weg und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren, um etwas runterzukommen. Shikamaru hingegen blickte einfach baff in das Gesicht seines Sohnes, der ebenso zurück starrte. Er war sein absolutes Ebenbild. Nur die Augen, die hatte er eindeutig von Temari. Shikadais Blick huschte zu seinem Stirnband: „Du bist aus Konoha...“ Dem Jungen wurde plötzlich so viel klar. Dem größerem Nara wurden die Beine weich. Er ließ sich auf die Knie nieder und konnte nicht anders, als dieses Kind zu mustern: „Ich glaub es nicht...“

„Du siehst aus wie ich.“, Shikadai legte den Kopf leicht schief und fasste Shikamaru kurz in den Zopf. Der Mann konnte nicht anders, als kurz lachen: „Du wohl eher wie ich.“

„Wie heißt du?“

„Shikamaru.“ Der Junge grinste breit: „Ich heiße Shikadai.“ Der Größere schüttelte lächelnd den Kopf: „Der Name ist sehr gut.“

„Wie alt bist du?“ Nun kratzte sich Shikamaru kurz am Hinterkopf: „25.“ Der Junge hob eine Augenbraue und drehte sich zu seiner Mutter um: „Mein Vater ist jünger als du?“ Temari drückte die Fingerspitzen ihrer linken Hand gegen die Stirn und seufzte tief: „Ich sagte ja, er war selber noch ein Kind.“

„Ich war zwar 19, aber ich hätte dich niemals allein gelassen mit dieser Verantwortung!“, gab Shikamaru zurück und warf ihr einen bitterbösen Blick zu.

„Mit 19 war Gaara schon Kazekage.“, entgegnete Shikadai, „Ich glaube, da kann man schon Verantwortung für ein Kind tragen.“

„Sehe ich genauso.“, grinste Shikamaru, „Shikadai... Weißt du überhaupt irgendwas von mir?“ Der Junge legte den Kopf schief: „Du bist der Grund, warum ich nie mit nach Konoha durfte. Ich durfte allgemein kaum das Dorf verlassen. Und ich kann dir sagen, es ist ätzend langweilig hier.“

„Aber du beherrscht schon das Jutsu unserer Familie. Du hast die Langeweile also gut genutzt.“

„Meinst du den Schatten? Mama sagte mir mal, ich solle das probieren. Ich wusste nicht, dass es etwas ganz Spezielles ist.“ Shikamaru fuhr sich mit einer Hand kurz durchs Gesicht: „Ich fasse es einfach nicht.“

„Weißt du, Mama hat sich immer sehr auf Konoha gefreut. Und sie hatte immer mega gute Laune, wenn sie wieder da war. Ich weiß, das es sie stinksauer macht, wenn ich dir das jetzt sage, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie dich liebt.“

„Shikadai!“, entsetzt und mit hochrotem Kopf drehte sich Temari wieder zu den beiden um, „Das kannst du nicht einfach so sagen!“ Shikamaru seufzte schwer und legte Shikadai die Hände auf die Schultern, der ihm daraufhin wieder direkt in die Augen sah: „Das weiß ich schon länger, Shikadai.“

„Was?“, verblüfft und mit hochrotem Kopf schaute sie zu Shikamaru. Langsam erhob er sich: „Du hast es mir selbst gesagt, bei unserer ersten Mission, nachdem du vier Jahre lang vom Erdboden verschluckt warst. Nur hast du vermutlich keine Erinnerung mehr daran.“ Sie hielt sich die Hand an den Mund: „Hab ich?“

„Das ändert aber nichts daran, das du mich extrem enttäuscht und verletzt hast, Temari.“, begann der Nara nun etwas ruhiger, „Du hattest so viele Möglichkeiten und hast nie etwas gesagt.“

„Du warst noch so jung, du wolltest lieber faul in die Wolken gucken!“, wies sie ihn ab, „Und später hat sich nie der passende Zeitpunkt ergeben.“

„Dafür gibt es keinen passenden Zeitpunkt, es hätte gar nicht so weit kommen dürfen!“, meckerte Shikamaru energisch zurück. Wieder musste er tief seufzen: „Ich muss nach hause. Ich ertrage dich gerade einfach nicht.“ Temari schluckte. Dieser Satz hatte sie tief getroffen.

„Warte, ich will mit!“, warf Shikadai ein. Überrascht schaute Shikamaru zu seinem Sohn: „Was? Mit nach Konoha?“

„Du bist mein Vater, also darf ich doch mit dir gehen, oder?“ Nachdenklich blickte der größere Nara zu Temari: „Unrecht hat er nicht.“

„Nein!“, schmetterte sie ab und ging ein paar Schritte auf den Mann zu, „Er kann nicht weg, er hat hier seine Schule und du kennst ihn doch gar nicht!“

„Temari, in Konoha gibt’s auch Schulen. Und eben weil ich ihn nicht kenne, wäre es für uns beide mehr als fair, das zu ändern.“ Nun wurde sie wütend: „Du hast doch keine Ahnung, wie er tickt, was er braucht! Du hast dich noch nie um ein Kind gekümmert, du bist Einzelkind!“

„Ja und wenn du nicht aufhörst mich anzumeckern, ist die Chance bei einhundert Prozent, das er für den Rest seines Lebens Einzelkind bleibt! Du machst mir keine Angst, Temari, du schüchterst mich kein bisschen ein!“, Shikamaru baute sich vor ihr auf und blickte eisern zu ihr hinab, „Wenn er mit möchte, dann darf er das. Da du ihn Shikadai genannt hast, gehe ich mal davon aus, das ich in der Geburtsurkunde als Vater aufgeführt bin.“ Wutentbrannt schrie sie kurz auf: „Ja verdammt, natürlich stehst du drin! Er trägt nicht nur eure Vorsilbe, er hat auch deinen Nachnamen! Was glaubst du wohl, warum ich am Arsch der Welt mit ihm wohne!“

„Perfekt, dann habe ich ebenso das Recht, für ihn zu entscheiden. Und da er ein Nara ist, ist er automatisch Bürger von Konoha!“

„Du wagst es nicht...!“, zischte die Blonde. Shikamaru hatte sie noch nie so gesehen, doch es war ihm schlichtweg egal.

„Wo sind seine Dokumente?“, fuhr Shikamaru monoton fort. Shikadai hatte sich mittlerweile hinter Shikamaru gestellt und klammerte sich leicht an dessen Hosenbein, seine Mutter in diesem Zustand empfand er als absolut beängstigend. Doch seinem Vater kratzte das überhaupt nicht.

„Schön, nimm ihn mit! Die Dokumente findet ihr im Wohnzimmer in der obersten Schublade der Kommode!“, sie machte auf dem Absatz kehrt und stürzte davon.

„Mama...“, Shikadai rannte ihr ein paar Schritte nach, doch da war die Blonde bereits verschwunden. Tröstend legte Shikamaru ihm eine Hand auf die Schulter: „Mach dir keine Sorgen. Sie wird sich irgendwann beruhigen.“

„Ich hab Angst.“, meinte der Jüngere.

„Komm, lass uns deine Sachen holen. Du musst mir den Weg zeigen.“ Nickend setzte sich der Junge in Bewegung: „Meinte Mama mit Vorsilbe 'Shika'?“

„Ja. Shikadai, Shikamaru, Shikaku. Das ist dein Großvater. Und das Schattenbändigen liegt in unserer Familie. Es gibt keine andere, die das kann. Daran habe ich als allererstes gesehen, dass du ein Nara bist. Abgesehen davon, das du mein Spiegelbild bist.“, erzählte Shikamaru. Wieder nickte der Junge und bog mit ihm um einen größeren Felsen, dahinter kam eine kleine Siedlung zum Vorschein.

„Da vorne ist unser Haus.“, Shikadai zeigte auf ein einfaches Haus, direkt am Eingang zur Siedlung. Es dauerte nicht lange, da hatten sie die Dokumente und ein paar nötige Sachen für den Jungen in eine Tasche verstaut. Noch etwas unsicher blickte sie das Kind ein letztes Mal um, verließ dann aber zusammen mit seinem Vater das Haus, das bisher immer sein zuhause gewesen war.

Vor der Haustür trafen sie auf Raku, die mehr als überrascht war, den Vater ihres Schützlinges gegenüber zu stehen. Nach einem kurzen Gespräch ließ sie die beiden ziehen.

„Glaubst du, Mama ist mir böse...?“, fragte der Junge leise und schulterte seinen Rucksack zurecht. Shikamaru seufzte: „Deine Mutter ist gerade am kochen vor Wut, aber dass sie nur auf sich selbst wütend ist, kann sie gerade noch nicht sehen. Lass ihr Zeit, das dauert etwas.“ Stumm nickte das Kind.

„Wir müssen noch einmal zu dieser Lichtung, ich muss noch nach etwas suchen...“, entgegnete Shikamaru ergeben. Fast hatte er die Mission komplett vergessen. Kurzerhand suchte er in den Klamotten der Gestalten nach Beweisen. Er fand lediglich zermahlene, getrocknete Blätter, zwischen denen viele kleine rote Kügelchen waren. Ansonsten hatten sie nichts an sich, was Hinweise darauf gab, woher sie kamen oder was sie vorhatten. Also machten sich die beiden auf den Weg nach Konoha.

Vaterfreuden

Temari sah den beiden von den Felsen aus nach. Sie fühlte sich elendig dreckig. Wieso stand sie sich eigentlich immer selbst im Weg? Es war falsch gewesen, Shikamaru damals nichts zu erzählen. Und es war falsch, Shikadai nichts von seinem Vater zu erzählen. Seufzend legte sie den Kopf auf die Unterarme, die sie auf die Knie abgelegt hatte. Der Nara hatte ja recht, natürlich durfte ihr gemeinsamer Sohn ihn begleiten. Nur blieb sie dabei leider mit einem beschissenen Gefühl zurück. Die Blonde hätte heulen können, es war so, als hätte sie beide zeitgleich verloren. In den vergangenen Jahren hatte sie viel Zeit gehabt, um über sich und diesen Faulpelz nachzudenken. Zum damaligen Zeitpunkt hatte sie ihn als ihren besten Freund angesehen. Aber mit der Zeit war ihr klar geworden, wie viel er ihr bedeutete. Vielleicht war es eben nicht die Angst, das er mit einem Kind überfordert gewesen wäre, was sie dazu bewogen hatte, ihm all das zu verschweigen. Vielleicht war es eher die Angst gewesen, dass er sie nicht gewollt hätte. Ein Schluchzen kam ihr über die Lippen. Bei dem Gedanken an die gemeinsame Zeit mit Shikamaru kamen ihr nun doch die Tränen. Und das sie ihm irgendwann, ohne es zu merken, gestanden hatte, das sie ihn liebte, brach ihr fast das Genick. Seit zwei Jahren wusste er es und hatte nichts gesagt. Immer wieder sprachen sie beide davon, beste Freunde zu sein. Was empfand er eigentlich für sie? Und würde er ihr jemals verzeihen?
 

Sie waren bereits eine halbe Stunde unterwegs, als Shikadai sich langsam entspannte. Es war seltsam, mit diesem für ihn noch fremden Mann, dem er aber zum verwechseln ähnlich sah, mitzugehen. Es hieß ja immer, man solle nicht mit Fremden mitgehen. Aber er war ja sein Vater! Grübelnd wandte sich der Junge bei dem Gedanken an Shikamaru: „Du... Ehm...“

„Hm?“, gab der Mann fragend von sich und schaute zu seinem Sohn hinunter.

„Darf ich Papa sagen?“ Shikamaru hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Aber ja, sollte sein Sohn ihn nicht so anreden dürfen?

„Wie du möchtest.“, antwortete er daher und versuchte sich innerlich zu entspannen, denn plötzlich fühlte er noch mehr Verantwortung auf seinen Schultern. Shikadai sah wieder nach vorne und grinste leicht: „Okay, Papa... Erzählst du mir was von dir?“ Oje. Das konnte anstrengend werden.

„Was willst du denn wissen?“ Der Jüngere überlegte kurz: „Was spielst du am liebsten?“

„Shogi.“, gab der andere knapp zurück.

„Oh! Bist du gut? Mama verliert immer gegen mich, das ist langweilig.“, erzählte Shikadai. Shikamaru grinste: „Kommt drauf an, wer mir gegenüber sitzt.“ Und gedanklich hatte er nun endlich eine Erklärung dafür, warum Temari unbedingt Shogi spielen von ihm lernen wollte.

„Können wir in Konoha Shogi spielen?“

„Klar. Das wird aber mindestens drei Tage dauern. Konoha ist nicht direkt um die Ecke.“, erklärte Shikamaru, um seinem Sohn auch bewusst zu machen, wie lange die Reise dauern würde. Doch der Kleinere winkte nur beiläufig ab: „Ist mir klar. Mama war dann auch immer länger weg.“

„Wer war dann eigentlich bei dir?“

„Kankurou kommt dann immer. Gaara hat keine Zeit und nach Suna darf ich nur ganz selten. Und wenn sie alle drei weg sind, kommt halt Raku, sie ist eine Jonin im Ruhestand.“ Shikamaru nickte. Seiner Vermutung nach ließ Temari ihn wohl nicht nach Suna, weil wohl jedem, der ihn kannte, sofort klar wurde, dass er der Vater des Kindes war, schließlich war er sein Ebenbild. Das war wohl auch der Grund, warum sie nicht mehr in Suna lebte.

„Wärst du gerne öfter in Suna?“, fragte der Mann nebenbei. Shikadai schüttelte den Kopf: „Nein... Ist langweilig. Es gibt nur Sand und wenn wir da sind, hat eh keiner Zeit für mich. Dann arbeiten Mama, Kankurou und Gaara stundenlang im Wohnzimmer an irgendwelchen Akten. Außerdem darf ich da nie das Haus verlassen.“

„Was machst du denn zuhause den ganzen Tag?“, nun wollte Shikamaru auch mehr von seinem Sohn erfahren, um ihn kennenzulernen. Der Jüngere verschränkte die Arme am Hinterkopf: „Ich schlaf gerne aus oder werfe mit Freunden Shuriken. Shogi spiel ich auch ganz gerne, aber mit Mama macht es keinen Spaß und meine Freunde können es nicht.“ Ein Grinsen zog sich über Shikamarus Lippen: „Und Schule?“ Empört zog der Kleinere eine Schippe: „Nervt. Aber Mama besteht darauf.“ Nun warf Shikadai seinem Vater einen hoffnungsvollen Blick zu: „Muss ich in Konoha wirklich in die Schule?“

„Deine Mutter bringt mich um, wenn du nicht gehst.“

„Wie nervig...“, kam es jammernd von seinem Sohn zurück. Da musste Shikamaru lachen, doch er behielt seine Gedanken für sich. Er wollte seinem Sohn nichts Falsches vermitteln, gerade weil er selbst als Kind aus Faulheit nichts für die Schule getan und dementsprechend schlechte Noten hatte.
 

Am späten Abend, als Shikadai bereits fleißig am Gähnen war, kam Shikamaru erst der Gedanke, dass er die Reise anders strukturieren musste. Der Junge brauchte häufiger Pausen und mehr Schlaf in der Nacht.

„Wir rasten hier.“, Shikamaru stoppte mit ihm im Schatten einer größeren Felsformation und stellte seinen Rucksack ab, „Ich hoffe, du hast dir einen Schlafsack eingepackt.“

„Natürlich.“, erwiderte Shikadai müde und rieb sich die Augen, während er seinen Rucksack hinunterrutschen ließ. Träge packte er das gesuchte Stück aus und entrollte es. Ein Knurren durchbrach die Stille. Shikamaru, der in dem Moment seine Decke auspackte, warf ihm einen Blick zu: „Hunger?“ Der Kleinere nickte: „Und Durst.“

„Wir haben nicht viel.“, Shikamaru reichte ihm eine Wasserflasche, „All zu viel Platz hatte ich nicht mehr in meinem Rucksack.“ Er warf ihm einen Apfel zu und holte sich selbst auch einen aus den Rucksack. Murrend betrachtete der Junge das rote Obst: „Das ist kein tolles Abendbrot.“ Der Größere seufzte: „So ist das nun mal auf Reisen. Man kann nicht viel mitschleppen.“ Murrend biss Shikadai in den Apfel und gab sich mit dem Bisschen zufrieden.
 

Als der Junge endlich in seinem Schlafsack lag und schlief, ließ Shikamaru seine Gedanken schweifen.

Die damalige Nacht hatte also eine Spur hinterlassen. Und Temari hatte es ihm all die Jahre verschwiegen, obwohl sie immer wieder mal in Konoha war. Es fühlte sich so surreal an, das dieses Kind, das da leise vor sich hin schlief, sein Sohn war. Wann wurde man schon von einem auf den anderen Moment Vater eines Sechsjährigen?

Temari hatte ihn hintergangen, bei einer so enorm wichtigen Sache. Noch immer konnte er nicht nachvollziehen, warum sie ihm gegenüber nie etwas gesagt hatte. Aber Shikamaru erkannte nun, warum die Blonde so plötzlich für fast vier Jahre verschwunden war. Drei Jahre lang hatte Kankurou das Examen mit ihm gemanagt. Fast vier Jahre lang hatte er Temari gar nicht gesehen. Dann war sie überraschend wieder in ihrer Pflicht für das Examen aufgetaucht, jedoch war sie deutlich distanzierter zu ihm und viel gereizter, bis er sie am letzten Abend praktisch verführt hatte. Es setzte sich alles nach und nach zu einem Bild zusammen.

Was Shikamaru jedoch erstaunte, war, das sich Kankurou ihm gegenüber nicht das kleinste bisschen anders verhalten hatte. Abgesehen davon, das er weniger mit ihm gesprochen hatte. Shikamaru hätte dem Puppenspieler durchaus zugetraut, dass er ihm nach dem Leben trachten würde. Aber das hätte Kankurou nicht machen können, da der Nara gar nichts von seinem Kind wusste. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Brüder von Temari es als richtig empfunden hatten, ihm alles zu verschweigen.

Müde zog Shikamaru die Decke enger um sich und lehnte den Kopf zurück an den Felsen, um anschließend in den Sternenhimmel zu schauen. Diese Frau war schon immer so anstrengend gewesen, ebenso alles, was mit ihr zu tun hatte. Noch nie hatte Temari es ihm leicht gemacht. Ihr Verhalten hatte ihn sehr enttäuscht und verletzt, doch Shikamaru konnte nicht anders, als sie zu vermissen. Die letzten zwei Jahre war ihre Freundschaft zueinander so viel tiefer geworden. Zu tief, wie er sich eingestand. Welche besten Freunde landeten denn jeden Abend gemeinsam im Bett? Shikamaru seufzte. Sie hatten es zwar immer mal wieder betont, das sie beste Freunde waren. Aber wenn er ganz ehrlich darüber nachdachte, führten sie doch eigentlich schon eine Beziehung. Alles war so ungewiss und an diesem Punkt ärgerte sich der Nara, nie klar mit ihr darüber gesprochen zu haben. Er war einfach sorglos damit umgegangen und hatte jeden Moment mit der Blonden genossen.

Und nun saß er hier, mit ihrem gemeinsamen Kind, während sie wahrscheinlich in ihrer Wut und Trauer alleine war. Shikamaru tat es so leid, und am liebsten wäre er jetzt bei Temari gewesen, doch auf der anderen Seite hatte sie ihn so sehr verletzt und enttäuscht, das er nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte.
 

„Papa?“, fragte Shikadai umsichtig. Er fühlte sich nicht so ganz wohl dabei, diesen Mann so anzusprechen, auch wenn es in Ordnung war. Shikamaru hörte ihn nur am Rande, er war noch viel zu müde, als das er auf dieses noch neue Wort ihm gegenüber reagierte.

„Shikamaru?“, probierte der Junge es nun mit dem Vornamen seines Vaters. Gähnend öffnete dieser die Augen: „Hm?“

„Ich hab Hunger.“ Mit einem Schlag trafen den Nara die Ereignisse vom Vortag. Tief seufzend fuhr er sich mit einer Hand über die Augen und löste eher widerstrebend die Decke um sich. Wie spät war es überhaupt? Hatte der Junge nicht gesagt, er schlief gerne lange aus?

„Hast du nicht gesagt, dass du Langschläfer bist?“, harkte Shikamaru direkt nach, während er seine Decke zusammen faltete und einsteckte. Beleidigt verschränkte der Kleinere die Arme: „Ich bin hungrig schlafen gegangen, da kann ich nicht lange schlafen.“

„Schon gut... Lass uns weiter, sobald wir den Wald erreicht haben, essen wir.“

„Was?!“, platzte es aus dem Kleineren heraus. Sofort breitete sich ein schlechtes Gewissen in Shikamarus Magengegend aus: „Ich hab noch einen Apfel. Im Wald können wir uns was zu essen suchen.“ Er reichte dem Jungen den Apfel, der diesen nur widerwillig annahm.

„Es ist nicht mehr allzu weit. Dann können wir ein paar Fische fangen und braten.“ Shikadai zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Sowas war er von seiner Mutter einfach nicht gewöhnt, sie hatte immer ausreichend Essen dabei. Grummelnd packte der Junge seinen Schlafsack auch ein und setzte seinen Rucksack auf. Die Laune seines Sohnes war definitiv im Keller. Um etwas anderen Wind zwischen sie zu bringen, fing Shikamaru mit Fragen an: „Wie stellst du dich so an mit Shuriken?“ Murrend antwortete Shikadai: „Geht so.“

„Sonst noch etwas? Bringt dir deine Mutter irgendwas bei?“ Die Körperhaltung des Kleineren lockerte sich etwas: „Mama zeigt mir viel. Kankurou auch. Aber irgendwie ist das nicht meins.“

„Fächer und Puppen, was?“, grinste Shikamaru.

„Ja. Mamas Fächer ist mir noch zu schwer und Puppen kann ich kein Millimeter bewegen. Und doof finde ich sie eh.“

„Und die Schatten?“ Shikadai runzelte kurz die Stirn: „Es ist schwierig. Ich mag es, aber richtig zeigen kann es mir ja keiner. Mama konnte mir nur ein paar Handzeichen zeigen, das war alles.“ Shikamaru nickte: „Ich wusste gar nicht, dass sie sich die gemerkt hatte. Oder sie hat sie mit Absicht für dich verinnerlicht. Zeig mal her, wie du das machst.“ Shikadai blieb stehen: „Okay!“ Shikamaru stellte sich ein paar Meter vor ihm hin und wartete ab. Sein Sohn legte die Hände in der richtigen Position zusammen und schloss die Augen. Wortlos ließ er seinen Schatten hervorschnellen und erreichte Shikamaru.

„Kannst du mich auch laufen lassen?“

„Was?“, fragte Shikadai, verlor dabei aber auch die Kontrolle und sein Schatten schrumpfte wieder auf seine ursprüngliche Größe. Shikamaru war nun an der Reihe. Als er seinen Sohn unter Kontrolle hatte, ließ er ihn hin und her laufen und nebenbei die Arme heben.

„Das will ich lernen!“, kam es begeistert von seinem Sohn.
 

Der Morgen war gerettet. Unterwegs zum ersehnten Frühstück erzählte Shikamaru dem Jungen alles über das Jutsu, welche Möglichkeiten man hatte und worauf man achten musste. Nebenbei übte der Junge sich in den Handzeichen und hörte aufmerksam zu.

„Das ist ja voll praktisch, damit kann man ja jeden Gegner bewegungsunfähig machen und angreifen, ohne sich selbst vom Fleck zu bewegen.“

„Dafür musst du aber auch die Reichweite haben.“, gab Shikamaru zu bedenken.

„Mir gefällt die Technik trotzdem viel mehr, als die von Mama. Da muss man ständig in Bewegung sein.“

„Das hat aber auch seine Vorteile. Deine Mutter ist ein ernstzunehmender Gegner. Eigentlich ist sie nie zu fassen und ihre Kraft ist gewaltig.“

„Mama macht mir auch ohne Fächer Angst.“, warf der Junge ein und kratzte sich am Hinterkopf. Grinsend nickte sein Vater: „Verständlich.“ Shikadai sah zu ihm auf: „Aber du hast doch keine Angst vor ihr?“

„Angst ist nicht das richtige Wort. Ich weiß, wann es besser ist, nichts zu sagen und sie machen zu lassen. Aber ich habe auch keine Probleme damit, mich ihr in den Weg zu stellen oder meine Meinung zu sagen, wenn es sein muss.“ Der Junge sah wieder nach vorne und dachte nach. Eine ganze Weile liefen sie so schweigend nebeneinander her, bis er wieder den Mund aufmachte: „Sag mal... Liebst du Mama eigentlich?“ Die Frage lag Shikamaru direkt schwer im Magen, weil er Shikadai keine vernünftige Antwort auf die Frage geben konnte.

„Warum möchtest du das wissen?“, antwortete der Ältere mit einer Gegenfrage. Shikadai zuckte kurz mit den Schultern: „Weiß nicht.“ Wieder Stille.

„Tust du's?“

„Das ist kompliziert, Shikadai.“, antwortete Shikamaru schließlich seufzend. Der Junge rollte mit den Augen: „Ich hasse solche Antworten. Ich bin nicht dumm.“

„Das ist mir bewusst. Dennoch gibt es Dinge, die in deinem Alter noch nicht so nachvollziehbar sind.“

„Ich glaube, du willst es mir nicht sagen. So wie Mama. Die sagt auch nichts über dich.“ Der Nara wünschte sich augenblicklich die Stille zwischen ihnen zurück. Dieses Gespräch war ihm unangenehm.

„Das ist blöd, wenn Erwachsene meinen, sie wären viel schlauer.“

„Ist es für dich denn wichtig, dass ich deine Mutter liebe?“, warf Shikamaru ein. Nun grübelte der Junge und legte den Kopf schief: „Ich weiß nicht. Es wäre schön für Mama, glaube ich. Sie ist immer allein.“

„Und du glaubst, das macht sie unglücklich?“ Leicht nickte der Kleinere: „Ja.“ Das Gespräch machte den Mann nachdenklich. Was sollte er nur über die Blonde denken, nach dieser Aktion? Und was fühlte er?

„Da ist der Wald!“, durchbrach sein Sohn seine Gedanken und zeigte auf das Grün in der Ferne. Resignierend ließ Shikamaru seine Gedanken liegen: „Na dann auf zum Frühstück.“
 

Als sie endlich am Fluss ankamen, hopste der Junge begeistert am Ufer über die Steine. Er wirkte wie eine Pflanze, die im Kontakt mit Grünem zum Leben erwachte. Grinsend schnappte sich Shikamaru ein paar Kunais und folgte ihm zum Wasser.
 

Wenig später saßen die beiden zufrieden vor einem prasselnden Feuer und genossen ihr Mahl.

„Wie weit ist es noch?“

„Hm... Ich schätze, drei Tage.“

„Brauchst du alleine auch vier Tage?“ Der Mann schüttelte den Kopf leicht: „Nein. Aber du hast kürzere Beine, das ist legitim.“ Der Junge zog einen Schmollmund: „Ich kann schnell sein!“ Abschätzend musterte Shikamaru seinen Sohn: „So, meinst du?“

„Ja!“

„Wir haben es aber nicht eilig. Außerdem solltest du mal in eines deiner Schulbücher gucken, sonst bringt deine Mutter mich um.“, entgegnete der Nara locker und warf den Stock, auf dem sein letzter Fisch gespießt war, ins Feuer.

„Hab ich zuhause liegen gelassen, hatte keinen Platz mehr im Rucksack.“, kam es nüchtern vom Kleineren. Mit einem Schlag war die Laune von Shikamaru im Keller: „Du solltest sie doch einpacken!“

„Hat keiner zu mir gesagt.“ Es war so typisch Kind. Und irgendwie typisch Temari. Dabei wurde dem Mann bewusst, wie sehr Kinder einen Nerven kosten konnten.

„Deine Mutter wird stinksauer sein, wenn sie das herausfindet.“ Doch Shikadai kümmerte das in dem Moment herzlich wenig und so zuckte er nur mit den Schultern.

„Steh auf, wir gehen weiter. Und nebenbei werde ich dir Aufgaben stellen.“

„Was?!“, nörgelte der Junge sofort los.

„Du musst irgendwelchen Schulkram machen, sonst bekommen wir beide Ärger mit deiner Mutter!“, etwas gereizt löschte Shikamaru das Feuer mit Erde, die er mit dem Fuß auf die Glut schob. Augenrollend erhob sich sein Sohn: „Schule nervt...“
 

Nach und nach wurde Shikamaru klar, wie anstrengend ein Kind sein konnte. Natürlich war es auch schön, aber der Junge forderte ihn und ließ ihn eigentlich nur zur Ruhe kommen, wenn er schlief. Wenn sie gezwungenermaßen irgendwelche Aufgaben für die Schule im Kopf machten, herrschte dicke Luft zwischen den beiden, da der Vater eigentlich ebenso wenig Motivation dazu hatte, wie der Sohn. Dennoch war da eben der Unterschied, dass Shikamaru nun die Verantwortung dafür hatte und er wollte Temari auf keinen Fall enttäuschen.

Alltag

„Ist dass das Haupttor von Konoha?“, fragte Shikadai etwas still, als Konoha in Sicht war. Shikamaru nickte: „Ja. Bist du aufgeregt?“

„Ich weiß nicht. Ist etwas komisch. Dich kennen alle. Und Mama kennen vermutlich auch alle, oder?“

„Allerdings. Deine Mutter ist jedem ein Begriff.“

„Worauf muss ich mich einstellen? Werden mich alle anstarren?“, wollte der Junge wissen und verschränkte die Arme im Nacken. Der Größere seufzte etwas peinlich berührt: „Definitiv. Es wird bestimmt gestarrt, getuschelt und mehrfach nachgefragt. Das du mein Sohn bist, ist nicht zu übersehen. Und deine Augen...“ An dieser Stelle legte er Shikadai eine Hand auf den dunklen Schopf: „Du hast genau die gleichen Augen wie deine Mutter. Und da Temari und ich sehr viel arbeitstechnisch miteinander zu tun haben und immer im Doppelpack durch Konoha gelaufen sind, werden alle sofort wissen, wer deine Mutter ist.“ Shikadai schaute zu ihm hoch: „Jetzt weiß ich es. Ihr habt ein platonisches Verhältnis.“

„Bengel!“, Shikamaru drückte ihn etwas runter, „Tu mir einen Gefallen und steck deine Nase nicht in dieses Thema, das ich noch nicht mal mit deiner Mutter geklärt habe...“ Der Junge lachte kurz: „Aber das werden doch alle fragen, wenn sie mich sehen, oder nicht?“ Ein noch tieferer Seufzer von seinem Vater folgte: „Ja und das ist anstrengend und lästig genug.“
 

Sie liefen weiter und direkt am Haupttor klappten die ersten zwei Münder auf. Izumo und Kotetsu starrten entsetzt die Kopie von Shikamaru an.

„Nara, seit wann hast du ein Kind?!“

„Vor allem ein so großes, du bist doch erst... 23? 24?“, Kotetsu grübelte.

„25.“, gab Shikamaru zurück, „Mal was neues, das ich noch jünger geschätzt werde.“

„Komm schon, du bist in jedem deiner Bereiche ein Küken.“, lachte Izumo, „Aber ein Kind?“ Shikadai sah nervös zu den beiden hin, zuvor hatte er in eine andere Richtung geschaut.

„Um Himmels Willen!“, Kotetsu packte Izumo am Kragen, „Du schuldest mir Geld! Die beiden haben doch was am laufen!“ Shikadai zog leicht genervt eine Augenbraue hoch: „Ihr habt gewettet, das meine Eltern was miteinander haben?“

„Eine Wette ganz nach ihrem Geschmack.“, kommentierte der größere Nara und schob seinen Sohn weiter.

„Respekt Nara, Respekt! Aber wo hast du die Windlady gelassen?“

„Wir gehen zum Hokage, tragt uns einfach ins Protokoll ein.“

„Wie heißt dein Sohn?“, rief Izumo ihm nach.

„Shikadai Nara.“
 

„Das war peinlich.“, kam es seinem Sohn leicht bitter über die Lippen.

„Tut mir leid, da müssen wir beide jetzt leider durch.“

„Wird es noch schlimmer?“

„Tja... Könnte sein.“, presste Shikamaru hervor und führte ihn durch Gassen, die meist leer waren. Bis zum Hokageturm trafen sie auch niemanden. Nur sobald sie ihn betraten, entbrannte ein wahres Lauffeuer an Getuschel. Shikamaru ignorierte es, für Shikadai war es schwieriger. Als sie vor der Tür des Hokagen standen, bekam Shikadai ein ungutes Gefühl. Doch bevor er seinem Vater etwas sagen konnte, hatte dieser geklopft und Shikadai voran als erstes durch die Tür geschoben.

„Ah, was sagt man dazu?“, Kakashi stand direkt von seinem Stuhl auf und stützte sich auf seinem Schreibtisch ab, „Darauf hab ich schon gewartet!“

„Sie wussten davon?“, Shikamaru hob gereizt eine Augenbraue. Kakashi ging um seinen Tisch herum und lehnte sich vorne an die Kante.

„Tatsächlich hat der Kazekage mir erst beim letzten Besuch vor ein paar Wochen von seinem Neffen erzählt. Und ich kann dir garantieren, dass es ihm verdammt unangenehm war, weil er damit seine Schwester hintergangen hat.“, Kakashi legte die Hände links und rechts an der Tischkante ab, „Deswegen habe ich für Shikadai auch noch keine Dokumente oder anderes anfertigen lassen, damit Gaara nicht mit Temari in einen Konflikt kommt, sollte sie das je herausfinden.“

„Also ich weiß von nichts...“, zuckte Shikadai mit den Schultern.

„Gutes Kind!“, lobte der Hokage ihn. Shikamaru tat es ihm gleich: „Dann muss ich ja nicht mehr viel erzählen.“

„Ich wüsste ja zu gerne, wie es dazu kam.“

„Privatsphäre.“, gab Shikamaru zurück und zog etwas aus seiner Westentasche hervor, um es Kakashi zu reichen, „Hier ist ein Bericht und Beweismittel für die Mission. Für dazugehörige Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Für andere Fragen nicht.“, der Dunkelhaarige hatte seinen Sohn an den Schultern gepackt und mit ihm das Büro verlassen. Er hatte entschieden keine Lust auf ein Gespräch und wollte einfach nur noch seine Ruhe.
 

Wieder auf der Straße schaute sich der Junge um: „Wo geht’s jetzt hin?“

„Nach hause. Da wird jemand ausflippen.“

„So schlimm?“

„Stell dir mal vor, du würdest in meiner Haut stecken und kommst mit einem Kind zu deiner Mutter nach hause.“ Shikadai grübelte kurz: „Du willst mir sagen, das meine Großmutter genauso ist wie Mama?“

„Sie haben vieles gemeinsam.“
 

„Ich bin wieder zuhause.“, rief Shikamaru, nachdem er die Tür hinter sich und seinem Sohn zugeschoben hatte.

„Ah, schön das du wieder da bist, wie lief die Mission?“, Yoshino kam von der Küche in den Flur und augenblicklich entgleisten ihr sämtliche Gesichtszüge.

„Oh mein Gott!“, erschrocken hob sie die Hände ans Gesicht und trat näher, um Shikadai zu mustern, „Ein Mini-Shikamaru!“ Im nächsten Moment zog sie ihrem Sohn eine über: „Seit wann hast du ein Kind und wieso weiß ich nichts davon?!“ Shikadai lächelte verlegen und kratze sich am Hinterkopf, Shikamaru hatte kein bisschen übertrieben mit seiner Beschreibung.

„Er ist sechs. Und ich weiß seit vier Tagen von ihm.“

„Sechs?!“, empört starrte sie zwischen dem Kind und Shikamaru hin und her, „Du warst 19! Und zum Teufel nochmal, ein IQ von über 200 und du verhütest- Moment mal!“ Sie fasste Shikadai ans Kinn und zog sein Gesicht zu sich.

„Shikamaru... Du hast die Schwester vom Kazekagen geschwängert?!“ Er seufzte tief: „Wie wäre es, wenn du deinen Enkel einfach ganz normal begrüßt, ihn sich dir vorstellen lässt und Tee kochst?“

„Wir sprechen uns noch!“, mahnte sie ihn mit erhobenem Finger, kniete sich dann aber runter zu dem Jungen und lächelte: „Tut mir leid, mein Kind. Wie heißt du?“

„Shikadai...“, kam es leise über seine Lippen. Seine Großmutter war ihm nicht ganz geheuer, auch wenn ihm die Art des Umgangs nicht unbekannt war.

„Shikadai Nara also. Ein toller Name!“, sie zwinkerte ihm zu, „Hast du Hunger?“

„Ja!“, da strahlte er direkt übers ganze Gesicht.
 

Eine Stunde später ging Shikadai gut gesättigt im Garten auf Entdeckungsreise, während Shikamaru sich mit seiner Mutter auf die Veranda niederließ.

„So und jetzt erzähl mir endlich, wieso ich plötzlich Großmutter von einem Sechsjährigen bin. Du bist der Vernünftigste unter deinen Altersgenossen. Und Temari... Ihr seid beide so vernünftig und verantwortungsbewusst! Ich kann nicht nachvollziehen, wie euch das passieren konnte. Oder wolltet ihr das?“, Yoshino hatte sich schon während des Essens den Kopf zerbrochen.

„Genau das war der springende Punkt in dieser einen Nacht. Eben genau das nicht zu sein. Jedenfalls wurde sie schwanger und hat mir nichts erzählt. Und war dann vier Jahre lang weg.“, fasste er es kurz zusammen.

„Du hast bewusst mit ihr geschlafen, ohne zu verhüten? So dumm kannst du nicht gewesen sein.“ Shikamaru rollte mit den Augen: „Na schön, noch mehr Details für dich. Ich war zum ersten Mal betrunken.“ Kurz schwieg sie.

„Temari ist älter, oder? Sie hat den Alkohol gekauft?“ Er nickte: „Ja, sie war bereits volljährig.“

„Sie hat dich abgefüllt?“

„Ma, das geht dich doch nichts an.“, wehrte Shikamaru ab. Sie seufzte: „Ich weiß, das dir das unangenehm ist. Ich will es einfach nur wissen. Vielleicht muss ich mit dir ja nochmal über Verhütung sprechen?“ Er rollte genervt mit den Augen: „Keine Sorge, ich weiß sehr gut, wie das funktioniert.“

„Ich muss mir also keine Gedanken machen, das morgen das nächste Kind hier steht?“, scherzte sie und stupste ihrem Sohn mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Keine Sorge, sie hat nur eines und schwanger ist sie gerade auch nicht, also nein.“

„Ihr. Ihr habt eines. Also seid ihr ein Paar? Wo ist Temari überhaupt?“ Shikamaru beobachtete Shikadai, wie er eine Libelle genauer in Augenschein nahm: „Ich weiß nicht, wo sie ist. Und nein, wir sind kein Paar.“

„Ach Shikamaru...“, seufzend legte Yoshino ihm eine Hand an die Wange, „Und du bist schon so lange in sie verliebt.“ Verwirrt schaute er seine Mutter an.

„Ja natürlich! Hältst du mich für so blind?“ Da der Blick ihres Sohnes nicht nach ließ, lachte sie kurz auf: „Shikamaru! Jeder in Konoha hat nur drauf gewartet, dass ihr bekannt gebt, ein Paar zu sein! Und jetzt tauchst du mit einem gemeinsamen Kind auf... Natürlich bin ich davon ausgegangen, das ihr ein Paar seid, beziehungsweise das du selbst weißt, das du in sie verliebt bist!“

„Tja...“, mehr fiel ihm dazu nicht ein.

„Du denkst zu viel nach.“, Yoshino verschränkte die Arme und schaute nun auch zu Shikadai, „Sechs Jahre... Das ist eine Menge.“

„Es soll niemand erfahren, dass sie ihn verheimlicht hat.“, entgegnete er leise. Sie nickte: „Verständlich. Du schützt sie. Das ist nobel, bei der Situation, in die sie dich gebracht hat. Was soll die offizielle Version sein?“

„Das sie ihn versteckt hat, um ihn zu schützen. Und ich von ihm wusste, aber es verschwiegen habe, ebenfalls zum Schutz.“

„Okay.“
 

Es dauerte nicht lange, und jeder im Dorf sprach über den überraschenden Nachwuchs im Hause Nara. Am späten Nachmittag stürmte Ino mit Choji im Gepäck das Haus.

„Shikamaru!“

„Ino Yamanaka!“, tadelte Yoshino die junge Frau, schloss aber einfach nur die Tür hinter den beiden und ließ sie gewähren, „Im Flur, am Shogi spielen...“ Die Freunde von Shikamaru bogen um die nächste Ecke und erblickten Shikamaru im Doppelpack.

„Oh mein Gott, es stimmt! Du hast ein Kind!“, kreischte Ino und hüpfte kurz auf der Stelle. Genervt rollte Shikamaru mit den Augen. Shikadai drehte sich um und schaute zu den beiden. Choji bekam kurz Schnappatmung: „Diese Augen – Ist Temari die Mutter?“

„Wer denn sonst, du Idiot!“, meckerte Ino ihn an. Shikadai drehte sich wieder zurück: „Die Blonde ist verrückt!“

„Gewöhn dich dran, das ist meine Sandkastenfreundin Ino.“
 

Diese Art der Situation wiederholte sich in den nächsten Tagen unzählige Male wieder. Ständig fielen die Menschen aus allen Wolken. Manchmal bereute Shikadai es, nach Konoha gekommen zu sein. Auf der anderen Seite genoss er es, neue Menschen kennen zu lernen, mit seinem Vater zu trainieren und abends Shogi zu spielen. Auf die Schule hätte er hingegen verzichten können. Leider gingen ihm die Lehrer besonders auf die Nerven und ließen nicht einmal locker. Die Erklärung lieferten sie direkt mit, wenn er sich beschwerte: er solle erst gar nicht versuchen, den Unterricht zu boykottieren, das habe man schon mit seinem Vater durchgemacht.
 

Die Wochen vergingen und der Junge fragte sich, wo seine Mutter bloß steckte. Regelmäßig schrieb er ihr, doch es kam keine Antwort zurück.

„Ob sie sich irgendwann meldet?“, fragte der Junge eines abends während sie wieder Shogi spielten.

„Shikadai... Deine Mutter liebt dich über alles. An dem Tag, als wir uns zum ersten Mal getroffen hatten, lautete der Auftrag für uns, lediglich diese Personen zu verfolgen, auf gar keinen Fall einzugreifen. Aber als Temari feststellte, dass sie in deine Richtung unterwegs waren und du damit in Gefahr warst, hat sie nicht eine Sekunde gezögert, den Auftrag zu ignorieren und diese Typen zu stoppen. Was folglich auch bedeutete, das sie an mir vorbei musste, denn ich wollte sie aufhalten.“, erzählte Shikamaru und setzte seinen Stein, „Temari hätte mich im Zweifelsfall sogar für dich getötet.“ Der Junge seufzte und setzte ebenfalls.

„Sie ist unglaublich stolz. Und hat einen sehr dicken Sturkopf.“, Shikamaru fixierte einen Stein auf dem Spielfeld, „Und dennoch kann sie unfassbar liebevoll sein. Sie ist bestimmt sehr traurig, das sie nicht bei uns sein kann. Sie ist einfach noch nicht so weit.“

„Hast du ihr verziehen?“

„Das beschäftigt dich sehr. Hast du Angst, einen von uns zu verlieren?“ Der Junge schüttelte den Kopf: „Nein. Ich glaube aber, es würde sie zerstören, wenn sie dich nicht mehr hätte.“ Shikamaru sah überrascht auf. Das der Jüngere sich solche Gedanken machte, war bedrückend. Ein Kind sollte sich keine Sorgen um die eigene Mutter machen müssen.

„Hast du ihr denn verziehen?“, fragte Shikamaru daher, um das Thema seicht umzulenken.

„Ich war sauer. Aber auch wenn sie einen Fehler gemacht hat, hat sie alles für mich getan.“ Der Ältere nickte und tat seinen nächsten Zug: „Sie hat für dich Shogi mit mir gelernt. Es war unglaublich anstrengend, weil sie nur am meckern war. Aber sie hat nicht aufgegeben.“

„Hat sie dich einmal schlagen können?“, wollte Shikadai wissen und setzte wieder. Shikamaru presste die Lippen zu einem leicht gequälten Grinsen zusammen: „Mit unfairen Mitteln, ja.“ Fragend legte der Junge den Kopf schief: „Welche unfairen Mittel?“ Shikamaru seufzte und wog ab, was er seinem Sohn erzählen konnte, eher er begann: „Deine Mutter verträgt Alkohol ziemlich gut. Ich allerdings nicht.“ Shikadai hob ernüchternd eine Augenbraue: „Sie hat dich betrunken gemacht?“

„Ich sag ja, unfaire Mittel. Aber kreativ. Sie hat sich etwas einfallen lassen, damit wir ebenbürtig sind.“

„Aber wieso seid ihr nie ein Paar gewesen, wenn ihr euch so gut versteht?“ Der größere Nara fuhr sich mit einer Hand in den Nacken: „Gute Frage... Ich weiß nicht, wieso wir nie richtig drüber gesprochen haben. Aber ich glaube, bis auf die offizielle Betitlung unserer Beziehung hat nichts gefehlt.“

„Wenn Mama bei dir in Konoha war, hat Kankurou immer gesagt, sie wäre bei ihrem besten Freund, sich amüsieren.“

„Shikadai, du bist erst sechs Jahre alt.“, kam es mit einem Lächeln von Shikamaru, „Es gibt Dinge, über die musst du nichts wissen und über die solltest du nicht grübeln. Was du wissen musst, ist das Temari für mich einmalig ist, es gibt keine wie sie für mich. Okay?“ Zufrieden strahlte das Kind und nickte. Er hatte verstanden.
 

Für Shikamaru und Shikadai hatte sich schnell ein Alltag eingespielt. Während Shikadai in der Schule war, schlug sich Shikamaru mit Papierkram rum und strukturierte Missionen und andere wichtige Aufgaben für den Hokage. Vorerst wollte er nicht auf Missionen gehen. Für den jungen Vater war in dieser Entscheidung auch eine Erkenntnis. Ihm war nun auf jeder Ebene klar, wieso Temari vier Jahre lang nur zuhause gesessen und keine Missionen angenommen hatte. Wenn man ein Kind hatte, wollte man es nicht ständig abschieben und von anderen betreuen lassen. Andererseits ging die eigene Freizeit extrem flöten. Und wie er ja bereits auf dem Weg nach Konoha festgestellt hatte, war Shikadai kein einfaches Kind. Ständig musste dieses Kind beschäftigt sein. Shikamaru brachte das häufig zum seufzen und grummeln. Er selbst als Kind brauchte auch viel kognitive Herausforderungen, um wirklich bei der Sache zu sein. Aber im Vergleich mit Shikadai hatte er nicht dieses große Bedürfnis gehabt, ständig sich mit irgendwas zu beschäftigen. Er führte das auf Temaris Gene zurück. Die Blonde konnte auch nie lange rasten, sie war ständig in Bewegung. Zwar war Shikadai auch faul, aber er war dann auch unglaublich anstrengend und ging jedem auf die Nerven. An manchen Tagen wollte Shikamaru nicht einmal mehr Shogi spielen, weil der Junge einfach nicht genug davon bekam. Wie sehr wünschte er sich seinen eigenen Vater herbei oder Asuma, einfach irgendwen, mit dem der Junge sonst noch Shogi spielen konnte.
 

Und dann kamen die Sommerferien... Damit Shikadai Yoshino nicht vollends den letzten Nerv raubte, beschloss Shikamaru, kleinere, einfachere Missionen mit seinem Sohn anzunehmen. Das bot die Möglichkeit, seinen Sohn gut zu beschäftigen und ihm noch etwas beizubringen. Je nach Art der Mission war der Junge begeistert oder angefressen.

Die Suche nach einer Katze fand er mega ätzend. Lustig war es aber, das gesuchte Tier mit seinem Jutsu zu kontrollieren und laufen zu lassen. Der Junge hatte viel gelernt in den letzten Wochen.

Botschaften und andere Dokumente hin und her zu tragen war recht anspruchslos, aber mit seinem Vater draußen in den Wäldern unterwegs zu sein, bot wieder die Chance, solche Dinge wie Fischen zu lernen.
 

Und dann neigte sich der September zum Ende. Am Morgen des 22. Septembers weckte Yoshino Shikadai früher als gewöhnlich. Genervt wollte er von ihr wissen, wieso zum Teufel er denn früher aufstehen sollte.

„Weil dein Vater heute Geburtstag hat...“, hatte sie ihm grinsend zugeflüstert. Verblüfft war der Junge sofort aufgestanden und hatte ihr geholfen, für Shikamaru Frühstück zu machen.
 

Am 23.September folgte dann der siebte Geburtstag von Shikadai. Der Junge war am Abend zuvor recht bedrückt zu Bett gegangen, denn von seiner Mutter fehlte noch immer jegliches Lebenszeichen. Und so hatte er für seinen Geburtstag eigentlich nur einen Wunsch; das Temari wieder da war.

Als ihn dann am Morgen die Sonne weckte und er sich langsam aufsetzte, hatte er wenig Hoffnung. Demotiviert stand der Junge auf, um sich anzuziehen. Dann vernahm er das Geräusch seiner aufschiebenden Zimmertür. Fragend blickte Shikadai in die Richtung und augenblicklich begann er zu grinsen. Da lief eine kleine Version von Kankurous Puppen mit einem Geschenk in den Händen auf ihn zu.

„Kankurou!“, begeistert sprang er an der Puppe vorbei auf den Flur und fiel seinem Onkel in die Arme.

„Hey Geburtstagskind!“, der Puppenspieler lachte ebenfalls und drückte den Jungen kurz an sich, „Alles Gute zum Geburtstag!“

„Wo ist Mama?“, fragte der kleine Nara sofort, als sie sich voneinander lösten. Die Hoffnung stand ihm ins Gesicht geschrieben und es fiel Kankurou schwer, seinen Neffen zu enttäuschen. Leicht wehleidig blickte er zurück und der Junge verstand. Geknickt ließ er den Blick sinken. Shikamaru, der hinter Shikadai stand, legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Sei nicht traurig, Shikadai. Sie hat dich nicht vergessen.“

„Sie ist nicht hier.“, murrte der Junge niedergeschlagen. Kankurou ließ seine Puppe zu Shikadai laufen und das Geschenk hochhalten: „Aber ihr Geschenk ist hier, persönlich von ihr in Auftrag gegeben und für dich gefertigt.“ Seufzend griff Shikadai nach dem Paket. Es war fast so lang wie er und hatte ein ordentliches Gewicht. Ohne Umschweife riss er das Papier ab und legte einen Fächer in seiner Größe frei. Fragend starrte er auf die Waffe, die wie eine Miniausgabe von der seiner Mutter aussah.

„Happy Birthday, Shikadai.“, wünschte ihm sein Vater grinsend, „Gehen wir die Waffe deiner Mutter mal ausprobieren?“ Erstaunt schaute Shikadai zu seinem Vater: „Was soll ich mit dem Fächer?“

„Lernen damit umzugehen, was für eine Frage!“, lachte der größere Nara, „Deine Mutter schenkt uns eine Aufgabe. So wie sie dir unser Familienjutsu nahe gebracht hat, ohne davon wirklich Ahnung zu haben, werden wir zwei nun mit dem Fächer Temaris Jutsus ausprobieren.“

„Nicht ausprobieren, sondern erlernen.“, kommentierte Kankurou und grinste, „Wollen wir doch mal sehen, wie viel Temari in Shikadai steckt!“ Shikadais Mundwinkel zogen sich langsam hoch. Näher kam er seiner Mutter leider nicht, aber er wollte sie stolz machen.
 

Shikadai genoss die gemeinsame Zeit mit Shikamaru und Kankurou sehr. Mit ihnen zu trainieren machte ihm Spaß und es gab ihm das Gefühl, das seine Mutter ihn trainierte. Beide Männer wussten recht detailliert, wie er den Fächer zu händeln hatte und erzählten ihm genau, wie Temari mit ihren Fächer arbeitete. Zudem gab ihm das Wissen, dass seine Mutter selbst ihm dem Fächer geschenkt hatte, ein besonderes Gefühl. Er hielt etwas in den Händen, was sie extra nur für ihn hatte anfertigen lassen.

Familie

Der Sommer neigte sich dem Herbst und Shikadai ging wieder zur Schule. Parallel erhielt er von Kakashi hin und wieder kleine Aufträge, die er alleine innerhalb von Konoha erfüllte. Shikadai genoss es und ein Stück weit machte es den Jungen arrogant, weil andere in seinem Alter noch keine kleinen Aufträge vom Hokage bekamen. Shikamaru konnte darüber nur den Kopf schütteln, denn er erkannte in der Arroganz seines Sohnes eindeutig Temaris überhebliches Verhalten. Doch übte der Junge auch viel alleine auf dem Übungsplatz mit dem Fächer. In diesen Momenten fühlte er sich seiner Mutter am nächsten.
 

Der Winter kam und mit ihm der erste Schnee, den Shikadai in seinem Leben sah. Fasziniert lief das Kind ohne Jacke raus und hielt die Hände den weißen Flocken entgegen. Shikamaru war ihm mit Mantel, Schal und Handschuhe gefolgt: „Du musst dich doch vorher anziehen, sonst wirst du krank.“

„Wie schön Schnee aussieht!“, der Junge hatte seinen Vater einfach überhört und betrachtete verzückt die Eiskristalle in seiner Hand. Lächelnd wickelte Shikamaru ihm den Schal um den Hals und verpackte ihn anschließend in seinen Mantel. Die Handschuhe stopfte er vorerst in die Kapuze des Mantels. Das Kind brauchte seine Hände zu sehr bei der erstmaligen Erkundung des Schnees.

Shikamaru fragte sich an dieser Stelle, wie es für Temari wohl war, als sie das erste Mal Schnee erlebt hatte. Er wusste von ihrer Faszination von Blumen, davon konnte sie nie genug kriegen, auch wenn sie das so niemandem offen zeigte.
 

Fast den ganzen Winter über verbrachten die beiden in ihrer Freizeit auf dem Übungsplatz. Der kleine Nara hatte großes Vergnügen daran, mit dem Fächer zu trainieren, wenn es schneite. Denn nur dann konnte er perfekt durch die Flocken sehen, wie er den Wind wo hin lenken konnte oder musste.
 

Mit dem neuen Jahr bekam Shikadai den ersten Brief von Temari. Viel stand zu seiner Enttäuschung nicht drin. Sie schrieb, das sie ihn sehr liebte, das sie hoffte, dass es ihm gut ginge und er fleißig mit dem Fächer übte. Und natürlich ein Tadel, das er sich in der Schule benehmen und nicht so faul sein sollte.

Das waren alles Dinge, denen er sich bewusst von ihr war.

„Sei nicht enttäuscht, Shikadai. So ist sie halt.“, tröstete sein Vater ihn, als sich der Junge während einer Runde Shogi darüber aufregte, „Sie hat dir geschrieben, dass ist alles, was zählt.“ Shikadai sah auf. Hörte er da eine Spur Leid aus der Stimme seines Vaters?

„Du hast keinen Brief bekommen?“, hakte der Junge nach. Sein Vater schüttelte wortlos den Kopf. Stumm spielten sie weiter.
 

Mit dem Frühling kam nicht nur die Wärme zurück nach Konoha, es passierten auch sonderbare Dinge. Shikamaru brachte das in höchster Alarmbereitschaft, denn sehr nahe an Konoha dran tauchten die schwarzen Gestalten auf. Noch immer waren sie keinen Schritt weiter und wussten nicht, was dahinter steckte. Lediglich seine These um die parasitären Insekten hatte sich durch die Untersuchung des Beweismittels bestätigt. Die Fälle hatten nach dem Zusammenstoß von den Gestalten, ihm und Temari auch abrupt geendet. Noch waren keine neuen Fälle aufgetaucht, doch das die Gestalten hier und da in den Wäldern von Konoha gesichtet wurden, sorgte für großes Unbehagen. Im Austausch mit Gaara erfuhren sie, dass nur Konoha davon betroffen war, in Suna wurde niemand gesehen.
 

„Was macht das ganze nur für einen Sinn...“, dachte Kakashi laut nach, während Shikamaru die Berichte der Sichtungen noch einmal durchblätterte.

„Keine Ahnung. Ich bezweifle mittlerweile auch, dass dieser Handel damit wirklich ernsthaft etwas zu tun hatte. Mag sein, dass es eventuell anfangs ein Versuch war, leichter in die Stadt zu kommen. Aber wirklich erforderlich war es wohl nicht. Aber wieso diese ganzen Angriffe mit den Insekten...“, der größere Nara zuckte mit den Schultern. Shikadai, der an einem kleinen Tisch am Rande seine Hausaufgaben machte, balancierte gerade seinen Stift auf der Nasenspitze und gab seinen Kommentar dazu ab: „Manchmal machen Dinge halt keinen Sinn?“ Shikamaru rollte mit den Augen: „Der Kommentar hätte auch eins zu eins von deiner Mutter kommen können.“ Kakashi lachte kurz: „Aber Unrecht hat er nicht. In dieser Angelegenheit haben von Anfang an viele Dinge einfach keinen Sinn gemacht. Mit Logik ist diesem Fall wohl nicht beizukommen.“

„Es gibt immer einen Sinn hinter solchen Sachen...“, grummelte Shikamaru genervt und rollte ein paar weitere Berichte aus, um sie quer zu lesen.

„Vielleicht sind es auch mehrere verschiedene Sachen, die sich überlagern?“, warf der Junge wieder ungefragt ein und verlor nebenbei das Gleichgewicht seines Stiftes auf der Nase, der abstürzte. Kurzerhand warf Kakashi ein Kunai und pinnte damit den Stift am Regal neben Shikadai fest, bevor dieser zu Boden fiel: „Guter Einwand. Aber solltest du nicht deine Hausaufgaben machen?“ Nun war es an Shikadai, genervt mit den Augen zu rollen. Lustlos zog er das Kunai mit seinem Stift ab und löste diesen von der Waffe, ehe er diese zurück zum Hokage warf, der sie auffing und wegsteckte. Shikamaru fuhr sich kurz von der Stirn aus in den Haaransatz. Dieses Kind trieb ihn in den Wahnsinn: „Hast du überhaupt schon irgendwas gemacht? Du sitzt seit zwei Stunden hier!“

„Nö.“, war die provokante Antwort seines Sohnes. Der Hokage lachte: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“

Shikamaru fand das nicht wirklich lustig. Die Motivation seines Sohnes war der Grund, wieso Yoshino sich seit kurzem weigerte, ihren Enkel bei den Hausaufgaben zu betreuen. Und so hatte Shikamaru in Absprache mit Kakashi vereinbart, das der Sprössling am Nachmittag in der Zeit, wo sie sich eh immer mit den Papieren beschäftigten, seine Hausaufgaben im Büro des Hokagen zu machen hatte. Jedoch beteiligte sich Shikadai mehr an den Unterhaltungen, als das er sich auf seine Aufgaben konzentrierte. Shikamaru konnte ihn ja verstehen... Die Hausaufgaben der Schule waren nicht gerade anspruchsvoll. Aber er als Vater musste dennoch darauf bestehen, dass sein Sohn diesen Mist abarbeitete. Wie oft hatte er sich Temari bereits herbei gewünscht... Ihre stoische Art fehlte ihm so sehr.

„Weißt du, Shikadai... Dein Vater hatte auch nie wirklich Lust, sich um seine Schulsachen zu kümmern.“, erzählte der Grauhaarige.

„Kakashi!“, kam es abrupt ohne Höflichkeitsfloskel von Shikamaru. Der Hokage lachte, während Shikadai neugierig aufblickte. Er spürte, hier gab es noch etwas zu hören, was er noch nicht wusste und so grinste er ebenso.

„Shikamaru hat ziemlich viel Mist gebaut, zusammen mit Naruto und Choji. Und ihm war die Meinung seiner Eltern auch recht egal.“ Der größere Nara klatschte sich kurz die Hand an die Stirn: „Extrem hilfreich, Hokage...“ Shikadai blickte ihn triumphierend an: „Wieso soll ich dann diesen scheiß machen, wenn du es auch nicht gemacht hast? Aus dir ist ja trotzdem was geworden!“ Shikamaru verdrehte erneut grummelnd die Augen. Kakashi lachte: „Tja, deine Mutter hat ihm irgendwie keine Wahl gelassen.“

„Aber Mama ist doch in Suna aufgewachsen, nicht hier.“, fragend schaute der Junge zum Älteren.

„Shikamaru und Temari waren Gegner bei der Chuninprüfung. Ein ziemlich beeindruckender Kampf. Wie du weißt, ist deine Mutter drei Jahre älter. Zudem war sie damals ziemlich brutal und erbarmungslos. Shikamaru hingegen wirkte auf die meisten faul und unstrebsam, auch wenn er schon da natürlich extrem schlau war.“ Shikamaru seufzte, verschränkte die Arme und lehnte sich sitzend an die Tischkante seines eigenen Tisches, um Kakashi zu lauschen. Gefühlt war der erste Kampf von Temari und ihm ein ganzes Leben lang her.

„Shikamaru hatte die Ansicht, das man nicht gegen Mädchen kämpfte. Das war Temari aber natürlich ziemlich egal. Sie griff ihn gnadenlos an. Jedoch ließ sich Shikamaru nicht erwischen. Er hatte sich direkt zu Beginn eine Strategie überlegt und überlistete sie damit.“

„Und er hat gewonnen?“, kam es gespannt von Shikadai.

„Nein!“, kam es lachend von Kakashi.

„Was? Wieso?!“, verwirrt blickte Shikadai zu seinem Vater. Shikamaru schloss die Augen: „Ich hatte deine Mutter zwar mit den Schatten im Griff, aber meine Energie war aufgebraucht. Also habe ich aufgegeben.“ Seinem Sohn klappte das Kinn runter: „Du hast sie gewinnen lassen!“

„Das würde ich auch sagen. Faktisch hat Shikamaru Temari geschlagen. Und das war Temari auch bewusst.“ Shikadai versuchte sich in Gedanken seine Mutter vorzustellen, wie sie eine Schlappe hinnahm. Das Bild war irgendwie grotesk: „Was passierte dann?“

„Ich würde sagen, von da an hatte Temari ein Auge auf Shikamaru geworfen. Sie hat ihn nämlich nicht mehr in Ruhe gelassen. Hätte sie ihm keinen Druck gemacht, hätte er wohl nicht mal die Chuninprüfung absolviert.“ Der Junge grinste. Das klang wirklich nach seiner Mutter.

„Und dann haben die beiden ja immer zusammen das Examen gemanagt, bis-“

„Das reicht an Erzählungen.“, unterbrach der größere Nara Kakashi, stand auf und klappte Shikadais Heft zu, „Pack deine Sachen ein, wir gehen nach hause.“

„Pah, es wurde gerade spannend!“, beleidigt packte Shikadai seine Sachen ein. Der Hokage zuckte mit den Schultern: „Da gibt’s eh nicht mehr viel zu erzählen. Deine Eltern hatten Sex, du bist entstanden, Temari war vier Jahre lang verschwunden und-“

„Kakashi, er ist sieben!“, kam es lauter von Shikamaru. Der Junge stand mit roten Ohren da und dreht sich von Kakashi weg. An diesem Punkt lernte er, dass es manchmal auch besser war, nicht alles erzählt zu bekommen. Klar wusste er, wie Kinder entstehen. Aber das ganz direkt gesagt zu bekommen und dann unweigerlich Bilder im Kopf zu haben, war für ihn definitiv viel zu viel.
 

Als sie das Gebäude verlassen hatten, atmete Shikadai einmal tief durch. Shikamaru hatte noch eine leichte Röte über der Nase. Das war auch zu viel für ihn gewesen. Ein ganzes Stück liefen sie schweigend nebeneinander, bis Shikadai das Wort ergriff: „Papa, war es dir immer egal, das Mama älter ist als du?“

„Ja.“, kam es ohne zu zögern vom Größeren, „Was sagt das Alter schon über einen Menschen aus. Es gibt Menschen, die werden ihr Leben lang nicht erwachsen. Und es gibt Menschen, die schon sehr früh erwachsen werden müssen und deswegen viel älter wirken vom Kopf, als sie es eigentlich sind. Schau dir Naruto an. Keine Ahnung, wie er seinen Traum, Hokage zu werden, wahr machen will, er ist ein totaler Kindskopf. Und dann gibt es Menschen, wie deine Mutter. Ich weiß nicht, wie viel du von der Familie seitens Temari weißt. Aber Temari musste früh sehr viel Verantwortung tragen. Das Leben war nicht leicht für sie und deine beiden Onkel. Naruto hatte auch einen harten Start ins Leben und bei weitem keine leichte Kindheit. Aber er ist ein anderer Charakter und ist anders damit umgegangen. Wir alle sind das Resultat aus unseren Erlebnissen und Erfahrungen, jeder reift anders. Dabei entstehen ganz individuelle Menschen. Und wenn sich dann zwei Menschen angezogen fühlen, gucken sie eigentlich nicht, ob ihr Alter zueinander passt, sondern ob ihre Charakter miteinander harmonieren.“ Shikamaru wurde bei den letzten Sätzen selbst immer nachdenklicher, bis er schließlich schwieg. Wo Temari wohl war? Jetzt konnte er nicht anders, als an sie zu denken und sie zu vermissen. Sie war einfach das passende Gegenstück zu ihm. Shikadai ergriff seine Hand und drückte sie leicht. Sein Sohn hatte bemerkt, wie er in Gedanken versunken war: „Ich verstehe, was du sagst.“
 

Shikamaru saß an diesem Abend noch lange wach auf der Veranda und schaute in den Himmel. Wo war sie bloß? Zu gerne wäre er direkt losgegangen und hätte sie gesucht, doch er wollte Shikadai nicht alleine zurücklassen. Mitnehmen kam für ihn ebenso wenig in Frage, denn falls Temari noch nicht bereit war, sie wiederzusehen, würde ihre Ablehnung den Jungen tief verletzen.
 

Der Frühling schritt voran und mit ihm stiegen auch die Sichtungen der Gestalten.
 

Der Schock überhaupt kam an einem Nachmittag im April. Beim routinemäßigen Ablegen von Akten im Archiv floh eine Gestalt durch ein eingeschlagenes Fenster. Im gesamten Hokageturm herrschte helle Aufregung und alle stürmten dem Unbekannten hinterher. Als Shikamaru ebenso davon hetzte, blieb auch Shikadai nicht auf seinem Stuhl sitzen und rannte hinterher.

„Shikadai, geh sofort zurück und mach deine Hausaufgaben!“, tadelte Shikamaru seinen Sohn, doch der hörte nicht auf ihn.

„Ich kann euch helfen, das weißt du!“, stur rannte er weiter und überholte seinen Vater auf Höhe des Haupttores.

„Shikadai, komm sofort zurück!“, brüllte Shikamaru seinem Sohn hinterher, doch der spurtete durch das Dickicht des Waldes davon. Wieso zum Teufel konnte dieses Kind nicht einfach mal auf das hören, was man ihm sagte? Kopfschüttelnd stellte der Nara mal wieder fest, dass sein Sohn viel vom Wesen seiner Mutter übernommen hatte, er war ebenso impulsiv wie Temari und seine Intelligenz konnte ihn nicht über seinen Sturkopf hinweg bringen. Ohne zu zögern setzte Shikamaru dem Jungen nach und hoffte, dass dieser sich nicht überstürzt in einen Kampf begab. Er hetzte durch den Wald, konnte Shikadai aber nicht sofort finden. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit für Shikamaru, Zeit, in der er sich grottenschlecht fühlte und zutiefst besorgt war.

Als er auf eine größere Lichtung kam, fand er endlich seinen Sohn, allerdings im Würgegriff dieser vermummten Gestalt, der ihm ein Kunai an den Hals hielt.

„Lass ihn sofort los!“, schrie Shikamaru ihm entgegen, doch blieb er stehen, aus Angst, ein weiterer Schritt könnte sein Kind gefährden. Innerlich war er zerrissen zwischen Wut und Sorge, dieses Gefühl war er nicht gewohnt, sodass er sich auch unsicher war, was er nun tun sollte.

Der Vermummte hingegen lachte nur und hielt die Klinge noch enger an den Hals von Shikadai: „Ich würde mal behaupten, dieses Kind ist deines, so wie es aussieht. Allerdings hätte ich erwartet, dass es wesentlich intelligenter ist, bei solch einem Vater.“

„Lass ihn gehen, sofort!“

„Wieso sollte ich? Vielleicht bekomme ich ja doch noch das, was ich will!“, entgegnete die Gestalt hämisch, „Los, hol mir die Dokumente mit der Kennzeichnung P87JN! Du weißt sicherlich ganz genau, was ich meine!“ Shikamaru biss sich auf die Unterlippe. Er konnte diesem Typen auf gar keinen Fall diese Dokumente geben, geschweige denn, dass er selber an diese kam, ohne das er Hochverrat an Konoha begann. Zwar wusste Shikamaru nicht, um was für Dokumente es sich handelte, doch die Kennung sagte ihm, das es streng geheime Papiere waren.

Er blickte seinem Sohn ins Gesicht und erkannte in dessen Gesichtszügen, das er unglaublich wütend war, aber auch immer panischer wurde, weil er der Gefahr nicht entkam.

„Du zögerst? Ist das doch nicht dein Sprössling?“, fragte der Vermummte nach und setzte die Spitze des Kunais in die oberste Hautschicht, das Shikadai einen erschrockenen Laut von sich gab.

Bevor Shikamaru überhaupt auf dessen Frage reagieren konnte, zog wie aus dem Nichts eine gewaltige Windrose auf und zwang ihn in die Knie. Als er wieder etwas sehen konnte, sah er Shikadai auf den Knien sitzen, aber alleine und somit wesentlich sicherer, als einen Augenblick zuvor.

„Du verdammter Mistkerl rührst mein Kind nicht an!“, schrie niemand geringeres als Temari, die mit brachialer Gewalt nun mit ihrem Fächer zuschlug und den Vermummten gegen den nächsten größeren Baum beförderte. Shikamarus Herz machte einen Sprung und er atmete auf. Schnell sprang er zu Shikadai, nahm ihn auf den Arm und ging auf den größtmöglichen Abstand, um Temari dennoch sehen zu können.

„Mama!“, rief der kleine Nara, als er von seinem Vater wieder auf die eigenen Beine gestellt wurde, „Wir müssen ihr helfen!“

„Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck!“, befahl Shikamaru, stellte sich aber weiter vor Shikadai hin und hielt sich bereit, für den Fall der Fälle sofort einzugreifen, sollte Temari nicht alleine zurecht kommen.

„Der Grünschnabel ist dein Kind? Hast ihm anscheinend nicht beigebracht, sein Temperament zu zügeln!“, lachte der Unbekannte und griff Temari mit einem schnellen Tempo frontal mit einem Kunai an. Die Blonde hatte mit der Außenkante ihres Fächers den Angriff abgeblockt und keifte zurück: „Du lernst unser Temperament gleich mal kennen!“

„Temari, wir brauchen ihn lebend!“, rief Shikamaru ihr zu. Ein kleiner Wutschrei entwich ihr: „Dein Ernst?! Dann beweg deinen Arsch hier her, sonst bringe ich ihn um!“ Noch ehe sich Shikamaru in Bewegung gesetzt hatte, griff der Vermummte nun Temari mit einer größeren Klinge an, Schlag auf Schlag drängte er sie mit seiner enormen Schnelligkeit nach hinten. Es schien so, als fürchtete er die Kombination aus seinen zwei Gegnern, sodass er die Blonde so schnell wie möglich eliminieren wollte.

„Ma!“, schrie Shikadai ängstlich, was sie wiederum dazu brachte, sich nach ihm umzusehen.

„Temari!“, Shikamaru hatte sie gerade so noch am Oberarm erwischt, um sie wegzuzerren und sich schützend vor sie zu stellen. Schmerz breitete sich in Shikamarus Schulter aus, dann spürte er die kalte Klinge des Schwertes. Temari wurde kreidebleich: „Shikamaru!“

„Stirb!“, lachte der Vermummte gehässig, doch bewegte er sich keinen Millimeter. Der Nara lachte leise: „Heute nicht.“

„Was?! Nein!“, all das Schreien brachte dem Angreifer nichts, Shikamaru hatte ihn, trotz Klinge in der Schulter, mit den Schatten gebändigt und grinste siegessicher zur schwarzen Gestalt.

„Tem, schlag ihn bewusstlos!“

„Gerne doch!“, antwortete die Blonde und holte schon mit ihrer Waffe aus. Keine Sekunde später lag der Attentäter auf dem Boden und rührte sich kein Stück mehr. Schwer seufzend zog Shikamaru die Klinge aus der Schulter.

„Shikamaru!“, besorgt wandte sich Temari an ihn und riss ihm das Shirt vom Kragen her auf, um sich die Wunde anzusehen. Etwas belustigt grinste Shikamaru: „Schon gut, du musst dir keine Sorgen machen.“

„Keine Sorgen?!“, blaffte die Blonde ihn an, „Du hast eine Klinge in der Schulter gehabt, das muss sofort versorgt werden!“ Er rollte mit den Augen: „Das weiß ich.“

„Ich weiß, dass du das weißt!“, grummelte sie zurück und zog ihn am gesunden Arm mit sich.

„Papa...“, etwas bleich blieb Shikadai wie eine Salzsäule stehen und schaute betreten zu Boden. Es bereitete ihm Bauchschmerzen, dass sein Vater wegen ihm verletzt war.

„Schon gut, Shikadai. Lass uns ins Krankenhaus gehen, bevor deine Mutter mich da hin prügelt.“, Shikamaru schenkte seinem Sohn ein beruhigendes Lächeln und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, „Du bist halt nicht nur mein Kind, du hast auch viel von Temari.“ Die Blonde gab einen seufzenden Ton von sich, sagte aber nichts weiter.
 

Im Krankenhaus angekommen, bekam Shikamaru direkt die nötige Behandlung und lag kurze Zeit später in einem steril weißem Zimmer. Shikadai saß neben ihm auf einem der Stühle und starrte unsicher auf seine Hände. Minutenlang sagten sie gar nichts, bis das Kind es nicht mehr aushalten konnte.

„Es tut mir so leid... Wenn ich jetzt nicht mehr bei dir sein darf, versteh ich das...“, sprach der kleine Nara geknickt, hielt aber eisern seine Tränen zurück. Shikamaru schüttelte leicht den Kopf: „Wieso sollte ich dich wegschicken?“

„Wegen mir bist du verletzt...“

„Ich war schon weitaus schlimmer verletzt, das ist kein Drama. Und bis morgen hat Sakura mich soweit fit, das ich wieder gehen kann.“

Die Tür des Zimmers öffnete sich und Temari betrat den Raum. Wesentlich ruhiger als zuvor im Wald schloss sie die Tür hinter sich und blieb dort stehen. Fragend blickte Shikamaru zu ihr, doch sie wich seinem Blick aus. Shikadai hatte sich nicht gerührt, doch die Anwesenheit seiner Mutter war ihm nicht entgangen: „Ma, es tut mir leid. Du musst sehr enttäuscht von mir sein.“ Für einen Moment herrschte absolute Stille, bis die Blonde sich in Bewegung setzte und sich auf die andere Bettseite von Shikamaru stellte, um mit dem Gesicht zum Fenster gewandt zu reden: „Nein, ich bin diejenige, die alle enttäuscht hat.“ Ihre Stimme klang leicht zittrig.

„Ich weiß jetzt, dass es falsch war, dir damals nichts zu sagen, Shikamaru. Ich kann dir nicht einmal mehr sagen, wieso ich mich nie getraut habe, dir von Shikadai zu erzählen. Die ersten Jahre hatte ich das so erfolgreich verdrängt, außerdem war ich gedanklich eh fast rund um die Uhr mit dem Kleinen beschäftigt.“, sie seufzte schwer und griff sich kurz an die Stirn, wobei sie halb das Gesicht verbarg aus Scham, „Und dann beim ersten Examen nach langer Zeit ist es direkt eskaliert, das hat mir fast den Boden unter den Füßen weggerissen.“ Shikamaru räusperte sich kurz bei ihrem letzten Satz, er hatte Bedenken, dass Shikadai zu viel verstand.

„Shikadai, würdest du uns alleine reden lassen?“ Der Junge hob eine Augenbraue und schien ein Gefühl dafür zu bekommen, dass seine Eltern keine simple Beziehung zueinander hatten, egal auf welche Art. Stumm erhob er sich und verließ den Raum.

„Temari, ich bin unglaublich wütend gewesen, ich war noch nie in meinem Leben so sauer, enttäuscht und verletzt. Wir haben doch immer über alles gesprochen und konnten uns immer aufeinander verlassen. Hast du dich jemals bei einem anderen Mann so fallen gelassen, wie bei mir? Egal ob es nun um die einfachsten Dinge geht oder um Intimeres.“ Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie näher zu sich, um ihr Gesicht zu sehen. Überrascht nahm er die Röte in ihrem Gesicht wahr und wie sie beschämt zur Seite blickte: „Du warst immer der Einzige. Ich habe auch nie mit einem anderen geschlafen.“

„Warum dann das alles?“

„Du warst noch so jung... Und vielleicht hatte ich auch Bedenken, dass es für dich zu viel wird. Oder ich dir zu viel bin...“ Er zog eine Augenbraue hoch: „Du zu viel?!“ Mit etwas gereiztem Blick schaute sie ihn nun an: „Du hast dich immer darüber beschwert, wie anstrengend das alles mit mir ist!“ Er lachte kurz: „Ja, du bist verdammt anstrengend. Aber mal im Ernst Temari, glaubst du wirklich, ich habe mich immer und immer wieder auf dich eingelassen, nur weil ich Sex wollte? Für platonischen Sex hätte ich vermutlich auch eine andere gefunden, ohne Wochen oder Monate auf Sex verzichten zu müssen.“ An diesem Punkt war die Röte bei ihren Ohren angekommen.

„Temari, es ging nie um Sex. Es ging um dich... und das seid dieser ersten Nacht.“, gestand ihr der Mann und griff auch nach ihrer zweiten Hand. Ein kurzes, ungläubiges Lachen kam von ihr: „Dafür hatten wir aber ziemlich viel Sex, wenn wir zusammen waren.“

„Ich musste ja auch für längere Zeit dann wieder auf dich verzichten.“, gab er amüsiert zurück, als er sie näher an sich zog, „Außerdem weiß ich ganz genau, das es kein besseres Mittel gibt, um dein Temperament zu besänftigen.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Die Blonde hatte das Gefühl, diese Nähe nicht verdient zu haben. Unsicher starrte sie auf ihre Hände, die Shikamaru noch immer hielt.

„Temari, ich verzeihe dir.“ Überrascht schaute die Frau in seine dunklen Augen auf. In ihnen lag eine unglaubliche Wärme, die alle Dämme bei ihr einriss. Als wären ihr mehrere Felsbrocken vom Herz gefallen, schluchzte Temari auf und drückte sich an ihn: „Shikamaru...“ Seufzend schlang er den Arm mit der gesunden Schulter um die Blonde und zog sie aufs Bett, zwischen seine angewinkelten Beine. Langsam hob Temari ihr Gesicht und suchte erleichtert wieder seinen Blick. Seine Hand strich die restlichen Tränen von der Wange und zog sie zu einem Kuss heran. Ein unglaubliches Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus.

„Tem...“, flüsterte der Nara ihr gegen die Lippen, „Ich liebe dich. Schon lange. Vielleicht sogar länger, als wir miteinander schlafen...“

„Shika...“, Temari drückte ihm direkt wieder die Lippen auf. In diesem Moment war sie so glücklich wie noch nie.

„Pa, Sakura kann dich heute schon-...“, Shikadai, der ohne zu klopfen eingetreten war, blieb in der Tür stehen. Seine Eltern eng beieinander zu sehen, wie sie sich küssten, war ein ganz neues Bild für ihn. Doch er grinste einfach nur glücklich und schaute zu, wie seine Mutter seinem Vater anschließend strahlend um den Hals fiel. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Shikadai das Gefühl, vollkommen zuhause zu sein und sich gänzlich wohl zu fühlen. Er hatte beide Elternteile bei sich und sie waren eindeutig glücklich miteinander.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Yeha! Nächstes Kapitel hochgeladen! Eigentlich wollte ich wieder zurück in meinen alten Rhythmus und jeden Freitag hochladen, aber irgendwie ist mir das nicht so gelungen xD
Ich versuche einfach mal jedes Wochenende anzupeilen!
Also bis nächste Woche! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars :)
Ich habe bewusst die Situation mit den schwarzen Gestalten nicht aufgelöst, da der Fokus hauptsächlich auf Shikamaru, Temari und Shikadai liegen sollte und sich jeder denken kann, wie es ja vermutlich für den Attentäter ausgegangen ist.

Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen, bis zur nächsten FF! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Carmion2
2024-04-21T19:21:35+00:00 21.04.2024 21:21
Hi, endlich hatte ich Zeit deine schöne Geschichte zu Ende zu lesen.
Ich finde den Spannungsbogen gut gespannt , und Temari tritt im Höhepunkt wieder auf.
Die Versöhnung ist toll beschrieben und bringt ein glückliches Ende.

Danke für die tolle Geschichte
Ich freu mich schon auf neuen Lesestoff von dir.
🤗
Von:  Carmion2
2024-02-08T20:31:44+00:00 08.02.2024 21:31
Oh oh, bei Shikamaru ist die Denkmaschine schon angesprungen. Er ist hat ein wahnsinnig schlaues Kerlchen und auch immer aufmerksam, ober er nun will oder nicht.

Ich mag die Entwicklung ihrer Beziehung zueinander sehr.
Antwort von:  Berrii
29.02.2024 20:54
Ich liebe es auch, genau sowas herauszuarbeiten bei den Geschichten :)
Und wie die Beziehung zwischen den beiden wächst, ist für mich immer das Beste an der ganzen FF <3
Das neue Kapitel kommt jetzt auch endlich!
Von:  Tara80
2024-02-06T21:28:39+00:00 06.02.2024 22:28
Also Wetter shit, "Dorf" könnte nun ja schöner sein, Umgebung reden wir nicht drüber, aber hey sie haben egal wie und wo scheinbar immer ihren Spaß. Sie sind so goldig die 2. Ich glaube, manche Dinge können nur besser werden auf dieser Reise. Bin gespannt wie es weiter geht.
Antwort von:  Berrii
29.02.2024 20:53
Danke für deinen Kommi! :)
Jetzt kommt auch endlich das neue Kapitel!
Von:  Tara80
2024-01-23T07:59:19+00:00 23.01.2024 08:59
Sehr schönes neues Kapitel. Herrlich wie schön Er Sie durcheinander bringt. Bin gespannt, wie die Reise so verlaufen wird. Kankuro scheint alle Hände voll zu tun gehabt zu haben =D
Freue mich auf ein neues Kapitel.
Antwort von:  Berrii
23.01.2024 21:29
Danke für deinen Kommentar :)
Ja, er nimmt seinen Job als Onkel ernst xD
Von:  Carmion2
2024-01-14T07:25:59+00:00 14.01.2024 08:25
Oh, ich liebe es ein tolles Kapitel!
Antwort von:  Berrii
14.01.2024 08:46
Danke :)
Von:  Tara80
2024-01-07T22:49:04+00:00 07.01.2024 23:49
Ich habe die beiden anderen Geschichten schon sehr gemocht. Bin gespannt wie diese wird.
Antwort von:  Berrii
07.01.2024 23:50
Hellou, schön das du auch da bist 😄
Von:  Carmion2
2024-01-07T22:04:05+00:00 07.01.2024 23:04
Das ist toll das du die zweit Möglichkeit fertig geschrieben hast, und mit uns teilst.

Ja so stellt man sich Temari mit ihrem Sturkopf vor. Du hast sie herrlich getroffen und Kankuro macht sich toll in seiner Rolle.
Antwort von:  Berrii
07.01.2024 23:21
Oh wie schön sich wiederzusehen! <3
Ich freu mich, wenn ich wieder jemanden begeistern kann x3
Danke für deinen Kommi!
Antwort von:  Carmion2
08.01.2024 22:39
Danke, und ich freu mich das du zurück bist.


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