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Persona 3 -After the Years-

von

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LVI – Der Schrein im Nebel


 

~~~Sonntag 26. Juni 2016~~~

 

Angespannt saßen Luca, Setsuna und die Mädchen des Wohnheims im Foyer in der Sitzecke und beratschlagen sich, wie es heute weitergehen sollte. Da Sonntag war, war es die beste Gelegenheit, um in die Shadow-Welt zu gehen und nach Aiko zu suchen. Das Problem an der Sache war Aiden, der sich immer noch in seinem Zimmer verkroch und nicht herauskam, trotz der Tatsache, dass er sich nach dem Gespräch mit Haruka immerhin etwas bemerkbarer machte. Zwar konnten sie auch zu viert gehen, immerhin hatten sie es vor Setsunas Beitritt auch zu viert geschafft, allerdings war das Fehlen von Aiden ein deutlich ausschlaggebenderer Faktor als Setsuna. Miyuki und Haruka beharrten darauf, den Braunhaarigen nicht zu bedrängen und ihm seine Zeit zu lassen, allerdings war Mirai wohl mit ihrer Geduld am Ende.

„Wenn der Kerl nicht freiwillig rauskommt, dann hol ich ihn eben!“, knurrte die Silberhaarige und stapfte in Richtung Treppe, wobei sie jeglichen Protest ihrer beiden Freundinnen vehement ignorierte.

Zwar sahen sich die Mädchen hilfesuchend nach den Jungs um, doch sahen diese keinen Grund, sich einzumischen, sondern ließen Mirai einfach machen.

 

Im ersten Stock angekommen klopfte die junge Frau nicht einmal an die Tür, sondern stieß sie einfach auf und betrat das Zimmer. Aiden saß auf der Bettkannte und sah auf seine im Schoß gefalteten Hände, als wäre er tief in Gedanken versunken.

Da Mirai keine Lust auf irgendwelche Sentimentalitäten hatte, trat sie vor den Braunhaarigen und verschränkte die Arme vor der Brust: „Wie lange willst du noch hier rumhocken. Wir wollen rüber und nach Tanaka suchen.“

Auf ihren barschen Tonfall zuckte Aiden kurz zusammen und sah zur Seite, um sie nicht ansehen zu müssen. Er konnte sich denken, dass sie alle sauer und besorgt wegen ihm waren, doch in seinem Kopf herrschte einfach ein zu großes Chaos, als dass er sich auf irgendwas wirklich konzentrieren könnte.

Anfangs schaute Mirai immer noch böse auf den Jungen herab, doch dann seufzte sie einmal und ging vor Aiden in die Hocke, wo sie eine Hand auf seine legte: „Hör mal… Ich kann mir vorstellen, dass du im Moment mit nichts und niemandem was zu tun haben willst und dass Kiara dir sehr fehlt, aber du musst auch auf das schauen, was um dich herum ist.“

Leicht hob er den Kopf an, um seiner Freundin in die Augen zu schauen, welche sich auf die Unterlippe biss und dann langsam weitersprach: „So grausam das jetzt klingen mag… Für Kiara gibt es keine Rettung mehr und auch wenn du dich hier drin verbarrikadierst, wird sie nicht zurückkommen. Für Tanaka gibt es noch Hoffnung, aber das schaffen wir nicht ohne dich.“

 

Ihre Worte schienen Aiden zu erreichen, denn er biss sich nun selbst auf die Unterlippe und rang um seine Fassung, wobei er seine Hände ineinander verkrampfte: „Wie… Wie kann ich irgendjemanden retten, wenn ich nicht einmal auf mein eigenes Haustier aufpassen kann?“

„Du hättest nichts für sie tun können, Aiden… So ist leider der Lauf der Natur. Außerdem bist du nicht alleine. Wir sind alle für dich da, egal ob jetzt bei Tanakas Rettung oder um dich aufzubauen. Wir brauchen dich, Aiden, also reiß dich bitte zusammen. Wenn du dich weiter hier drin verrammelst, waren die Mühen der anderen, um dich aufzubauen, völlig umsonst“, redete Mirai weiter auf ihn ein und bereute es, da sie im nächsten Moment die Tränen über Aidens Gesicht rennen sah.

„I-ich… Ich weiß, dass ich helfen muss…“, flüsterte Aiden und schluchzte schwer, weshalb Mirai die Arme um ihn schlang und ihn sanft an sich zog: „Hey, es ist okay zu weinen. Das habt ihr Setsuna ja auch klar gemacht, aber ich bitte dich, dass du dich für heute zusammenreißt. Wir sind alle für dich da. Das hat Haruka dir gestern gesagt, oder?“

Er nickte zaghaft und atmete schwer ein und aus, während Mirai von ihm abließ und aufstand: „Jeder Verlust schmerzt, aber du darfst dich in diesem Schmerz nicht komplett verlieren. Bleib stark.“

Damit machte die Silberhaarige auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür, wo sie noch einmal innehielt: „Wir warten unten auf dich, okay?“

 

Nach diesen Worten verließ sie das Zimmer und ließ Aiden alleine, der die Hände öffnete und auf das Halsband von Kiara schaute: „Was würdest du von mir erwarten?“

Stumm schaute er nur auf das Accessoire, bevor er sich erhob und zu dem kleinen Waschbecken neben seiner Tür ging. Einen Moment betrachtete er sich im Spiegel und seine stark geröteten Augen waren für ihn völlig untypisch. Langsam drehte er den Wasserhahn auf und warf sich ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht, um etwas klarer im Kopf zu werden. Seine Freunde sorgten sich um ihn und er verschanzte sich in seinem Zimmer. Warum reagierte er so? Leise seufzend schloss er die Augen und stützte sich mit beiden Händen auf dem Waschbecken ab. Zwar hatte er sich in den letzten Monaten mehr auf seine Freunde eingelassen, allerdings war er in einem Moment der Schwäche wieder in seine alte Marotte verfallen. Ein anderer Grund, warum er sich hier verkochen hatte war, dass er Angst hatte, seine Freunde vergrault zu haben. Wie hatte er in seiner Trauer nur so dumm sein können? Seine Freunde waren die ganze Zeit für ihn da gewesen und hatten die ganze Zeit versucht, ihn wieder aufzubauen. Wütend auf sich selbst raufte sich Aiden kurz die Haare und sah dann wieder in den Spiegel, wo ihm sein Spiegelbild mit leicht trüben Augen entgegenschaute.

„Ich bin so ein Vollidiot… Verkrieche mich und heule, anstatt auf meine Freunde zu hören, die sich um mich Sorgen. Schluss mit dem Selbstmitleid. Sie brauchen mich, also muss ich mich zusammenreißen“, sprach er zu sich selbst und klippte sich dann Kiaras Halsband um sein Handgelenk: „Pass bitte auf mich auf, Kiara.“

Noch einmal sah er in den Spiegel, wo er kaum realisierte, wie seine Augen für einen Moment gelb aufblitzten, bevor er sein Zimmer verließ und sich auf den Weg zu seinen Freunden machte.

 

Im Erdgeschoss unterhielten sich die Mädchen mit Setsuna darüber, was man für Aiden tun könnte, während Luca sich im Flur an die Wand neben den Toiletten lehnte. Ein Geräusch zu seiner linken ließ ihn aufsehen und mit einem leichten Grinsen sah er zu Aiden, der die Stufen hinunterkam und im Flur stehen blieb.

Die beiden Jungs sahen sich an, als Luca sich von der Wand abdrückte und ihm entgegenkam: „Hey. Wie geht’s dir?“

„Ganz ehrlich? Beschissen. Aber ich darf nicht den Kopf in den Sand stecken. Davon wird es nicht besser. Ich muss noch kurz mit euch allen reden“, gab Aiden Antwort und lächelte leicht, als Luca ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte und ihm dann zu der Sitzgruppe folgte, wo sofort alle Blicke zu dem Jungen gingen.

Etwas verlegen kratzte sich der Junge am Arm und sah auf seine Füße, bevor er den Kopf hob und sich verneigte: „Bitte verzeiht mir. Ich hätte euch gegenüber nicht so abweisend sein dürfen. Ich… kam mit meinen eigenen Gefühlen nicht klar.“

„Du musst dich nicht entschuldigen, Kurosaki-kun. Wir sind nur froh, dass du wieder aus deinem Zimmer gekommen bist“, stand Haruka von der Couch auf und trat an Aiden heran, der ihr ein dankbares Lächeln schenkte: „Danke, Haruka. Kann mich kurz jemand aufklären, wie der Stand der Dinge ist?“

 

Setsuna übernahm die Aufgabe mit Vergnügen und erzählte Aiden, was sie über Aiko in Erfahrung gebracht hatten und auch, dass Luca ihnen sogar einen Weg zu dem Mädchen beschafft hatte. Auf die Erklärung nickte der Braunhaarige knapp und sah dann auf seine Freunde, die sich im Kreis um ihn herumgestellt hatten.

„Leute, danke für alles. Lasst uns gehen“, gab er den Befehl zum Aufbruch, was sein Team einstimmig nicken ließ.

Nach und nach gingen die Teenager aus der Tür raus, während Aiden in seiner Brust ein starkes, warmes Gefühl verspürte. Das waren seine Freunde, auf die er sich verlassen konnte, egal was ihm widerfuhr.

Noch einmal atmete er tief durch, bevor er ebenfalls zur Tür ging, wo Haruka auf ihn wartete und ihm winkte: „Komm, Aiden-kun.“

 
 

~~~Shadow-Welt~~~
 

Nach und nach holte die Gruppe ihre Ausrüstung aus dem Schreingebäude, wobei die beiden Schützinnen ihre Waffen auch sofort schussbereit machten. Setsuna ließ sein Jo-Jo ein paar Mal hinabsausen, nur um es wieder nach oben zu ziehen und geschickt aufzufangen. Mirai hielt Kako an der Leine und wartete geduldig, bis Aiden und Luca bereit waren und sich nun dem Team zuwandten.

Auf den fragenden Blick des Anführers holte der Spanier den Haarreif mit dem Schmetterling hervor, welchen er der Hündin vor die Nase hielt: „Na dann, dein Auftritt, Kako. Du musst sie finden.“

Einen Moment sah die Hündin den Jungen an als würde sie ihn verstehen, denn schon im nächsten Moment schnupperte sie an dem Haarreif und dann am Boden. Geduldig sahen die Teenager auf das Tier, welches aufgeregt am Boden herumschnupperte, doch dann mit einem leisen Wimmern die Ohren hängen ließ.

„Was ist denn los? Ist ihre Nase kaputt?“, wunderte sich Setsuna und sah zu der Silberhaarigen, die auf den Kommentar etwas angespannt reagierte: „Eine Nase kann nicht kaputt gehen, Setsuna.“

„Komisch… Bei Setsuna hat es ohne Probleme funktioniert, warum jetzt nicht?“, murmelte Haruka und sah sich hilfesuchend um, während Mirai ihre Hündin wieder an dem Reif schnuppern ließ, doch auch eine weitere Suchaktion am Schrein führte zu keinem Ergebnis.

 

Unsicher sah die junge Frau mit den silbernen Haaren in die Runde und rieb sich den Oberarm: „Ist… es möglich, dass Tanaka nicht hier ist und es eigentlich jemand anderen erwischt hat?“

„Das wäre ein viel zu großer Zufall“, widersprach Setsuna und beharrte vehement darauf, dass es Aiko sein musste, die hier gefangen gehalten wurde.

Miyuki und Haruka unterhielten sich leise über eine etwaige Lösung des Problems, während Aiden zu Luca schaute, der die Stirn in Falten gelegt hatte: „Ist dir noch was eingefallen, Luca?“

„Ich denke gerade nach, aber… jetzt wo du mich so fragst, ja. Ich weiß, warum Kako hier nichts wittern kann“, erhob Luca die Stimme und wurde neugierig angestarrt, bevor er weitersprach: „Kako kann nichts riechen, weil Aiko nicht hier am Schrein war. Als ich bei ihrer Mutter war, hat einer ihrer Brüder erwähnt, dass er den Haarreif in der Nähe der Bäckerei gefunden hat. Wenn Kako also hier keine Spur hat, muss Aiko dort irgendwo rüber gewechselt sein.“

„Es gibt noch mehr dieser Portale?“, wunderte sich Setsuna und machte große Augen, doch konnte keiner diese Aussage bestätigen, da sie stets den Zugang am Baum verwendet hatten

„Lasst uns gehen. Die Bäckerei ist im Moment unsere einzige Anlaufstelle“, beschloss Luca kurzerhand und lief los, noch bevor einer der anderen reagieren konnte.

Im Laufschritt folgte der Rest des Teams, wobei Haruka auffiel, dass irgendwas mit ihrem Klassenkameraden nicht stimmte. Er benahm sich nicht wie sonst.

 

Die gesuchte Bäckerei befand sich ein Stück in der Stadt, nicht weit von Setsunas Haus entfernt. Bestimmt würde man hier die köstlichsten Backwaren vorfinden, wenn nicht alles in dem grünen Licht schimmern und von roten Pfützen bedeckt wäre. Kaum angekommen hielt Luca der Hündin erneut den Haarreif hin und lange musste das Tier nicht suchen, bis sie laut bellte und Mirai in eine Richtung zog. Um keine Zeit zu verlieren folgten die Schüler im Laufschritt und fanden sich nach kurzer Zeit in vor einem großen, Nebel vergangenen Platz wieder, auf dem ein kleiner Jahrmarkt aufgebaut war. Die Fahrgeschäfte, Essensstände und auch die Spielstände waren allesamt ramponiert bis völlig zerstört. Das Einzige, was der Zerstörung entgangen war, war der riesige, mit Spruchbändern und verrosteten Glocken behangene Schrein, welcher in der Mitte des Platzes stand und anscheinend alle anderen Geschäfte zur Seite gedrängt hatte.

„Scheiße, dagegen ist der Naganaki Schrein hier echt ein Witz“, kommentierte Setsuna und legte den Kopf in den Nacken, um die Spitze des Schreins zu sehen, doch war das Gebäude zu hoch und der Nebel machte es unmöglich, weiter nach oben zu sehen.

 

Der Anblick des Bauwerks jagte Miyuki einen eisigen Schauer über den Rücken, weshalb sie sich an Haruka klammerte: „W-warum sind eure Teile s-so gr-gruselig?“

„Das spielt doch jetzt keine Rolle, oder? Wir gehen da rein und hauen jeden Shadow um, der sich uns in den Weg stellt“, tat Luca seine Meinung kund und marschierte zielstrebig auf den Schrein zu, wobei er von Aiden und Mirai flankiert wurde. Setsuna klatschte sich einmal beide Hände an die Wangen und rannte hinter seinen Senpai her, wodurch er die beiden Mädchen alleine zurückließ.

Haruka sah auf die zitternde Miyuki und tätschelte ihr beruhigend den Rücken: „Keine Sorge, wir sind alle bei dir und ich muss sagen, dass ich das Ding von Setsuna gruseliger fand. Also Kopf hoch, du schaffst das.“

„O-okay“, jammerte die Grünhaarige, hielt sich aber beim Gehen immer noch an der Brünetten fest, welche ihr einen wehleidigen Blick schenkte und dann zu ihren Freunden aufschloss.

 

Mit vereinten Kräften drückten Aiden und Luca das große Eingangstor auf, wodurch sie erst einmal von einer dicken Staubwolke begrüßt wurden. Hinter dem offenen Tor erwartete die Gruppe ein langer, dunkler Gang, welcher sie regelrecht anzulocken schien. Noch einmal sah Aiden zu seinen Freunden und als diese ihm entschlossen zunickten betraten sie alle nacheinander den Schrein. Kaum hatte die letzte Person das Gebäude betreten, schlug das riesige Holztor krachend hinter ihnen zu und hüllte sie in vollkommene Dunkelheit. Die Situation brachte Miyuki dazu, laut aufzuschreien und sich noch fester an Haruka zu klammern, doch verflog im nächsten Moment die Dunkelheit, als nach und nach mehrere in der Luft schwebenden Kerzen zu brennen begannen. Das schummrige Licht und die langen Schatten sorgte bei allen Teammitgliedern für ein ungutes Gefühl, doch nahmen sie ihren Mut zusammen und wagten die ersten Schritte ins Innere des Gebäudes. Immer tiefer führte der erste Gang ins Innere und in unregelmäßigen Abständen ertönte das gespenstische Klimpern eines Windspiels, welches vom Knarzen der alten Holzdielen begleitet wurde. Die Wände des Schreins waren mit unzähligen Emas, Traumfängern und Spruchbändern behangen, während in den Nischen verschiedene groteske Dinge standen. Neben offenbar vergoldeten Katzen befanden sich tote Hasen, abgetrennte Tierbeinen mit Hufen, Gläser mit dutzenden toten Marienkäfern oder Schweineköpfe, deren Mäuler mit undefinierbarem Grünzeug vollgestopft waren, in den Auslagen.

 

Beim Anblick der ganzen Objekte jammerte Setsuna leise auf: „Die armen Tiere… was zur Hölle ist das alles?“

„Warum ist dieser Ort mit so vielen toten Tieren zugepflastert?“ kommentierte Mirai leicht angewidert und betrachtete die Nischen genauer, während Miyuki die Frage in den Raum warf, ob Aiko gefallen am Quälen von Tieren haben könnte.

Die ganze Szene bereitete der Gruppe starkes Unwohlsein und besonders Aiden ballte beim Anblick der gequälten Katzen die Fäuste so stark, dass sich seine Nägel in seine Handfläche bohrten.

Haruka bemerkte, wie sehr es an dem Jungen nagte, weshalb sie ihm sanft beide Hände auf die Schultern legte und sanft zum Gehen bewegte: „Wir sollten weitergehen. Achte einfach nicht auf das Zeug, okay?“

Mehr als ein knappes Nicken brachte der Junge nicht zustande und versuchte, seinen Blick starr nach vorne zu halten, um nicht zu stark von der Umgebung beeinflusst zu werden. Luca schloss zu ihm auf und lief neben ihm her, wobei er leise mit den Zähnen knirschte.

 

Der Pfad führte ein Stück weiter, bis sie an einer Kreuzung landeten, von der der Weg geradeaus nach kurzer Zeit von mehreren Spruchbändern versperrt war. Vorsichtig trat die Gruppe an die Spruchbänder, die nicht so wirkten, als würden sie sich so einfach zerreißen oder zerschneiden lassen. Luca hatte von seiner Aktion in Setsunas Dungeon gelernt und versuchte gar nicht, den Weg mit Gewalt zu öffnen.

Vorsichtig trat der Weißblauhaarige dann an die Siegel und deutete auf eine kleine Holzplatte, die an der Tür hing: „Schaut mal, ein Ema. Müssen wir etwa den Wunsch, der darauf geschrieben ist, erfüllen?“

„Würde zu dem Schreinthema passen. Ließ mal, was draufsteht, Setsuna“, murmelte Luca und verschränkte die Arme vor der Brust, während der Kleine mit einem leisen Brummen näher heranging: „Hm… »Ich bin arm und bin unglücklich… Kann mir jemand eine helfende Hand reichen?«“

„Klingt als bräuchte jemand dringend Geld und eine Umarmung. Heißt das, dass wir hier etwas Geld hinlegen müssen?“, überlegte Haruka und sah auf die Siegel, als Miyuki ihren Geldbeutel hervorholte und ein paar Yen-Münzen auf den Boden legte.

Einen Moment passierte nichts, doch dann erklang ein lauter Knall wie von einem krachenden Donner.

 

Erschrocken zuckten die Schüler zusammen, als hinter ihnen plötzlich zwei Shadows auftauchten, welche an einen Baum mit langen Zweigen in einem Kimono erinnerten. Sofort gingen die Teenager in Position und machten sich für den Kampf bereit, auf den die beiden Shadows nicht lange warten ließen. Der erste Baum schwang ein paar Mal den Kopf hin und her und ließ die langen Zweige, die aus seinem Kopf wuchsen, als Peitsche auf Haruka niedergehen. So schnell sie konnte wich die Brünette aus, doch streifte sie das Holz am Bein und verpasste ihr einen tiefen Schnitt. Aiden und Luca sprinteten nach vorne, um die Gegner in den Nahkampf zu zwingen, von denen der zweite Shadow kurz aufleuchtete und dann eine Art verspiegelte Wand vor seinem Partner erscheinen ließ.

„Stopp! Greift ihn nicht an!“, schrie Mirai und irritierte Luca damit so sehr, dass dieser den zaubernden Shadow verfehlte und leicht ins Straucheln geriet.

Aiden hingegen konnte nicht mehr reagieren und schlug mit seinem Schwert auf den Baum ein, allerdings prallte er an der eben entstandenen Wand und wurde unsanft zu Boden gerissen.

Sofort setzte der Shadow nach und versuchte, den Jungen mit seinem Asthieb zu treffen, allerdings traf ihn in dem Moment ein Bolzen in die Seite und ließ ihn zusammenzucken. Sofort spannte Haruka die Armbrust erneut und feuerte einen zweiten Bolzen auf den Shadow ab, allerdings prallte das Geschoss an dem Shadow ab und flog auf die Schützin zurück, welche in letzter Sekunde ausweichen konnte.

 

Die kleine Zeitspanne nutzte Aiden, um sich wieder auf die Beine zu kämpfen und etwas Abstand zu den Gegnern zu nehmen. Luca biss die Zähne zusammen und dachte nicht daran, nachzulassen, weshalb er mit der Hellebarde auf seinen Gegner einstach und diesen sogar verletzen konnte.

„Ist es möglich, dass sie nur manchmal Attacken abwehren können?“, mutmaßte Setsuna und behielt beide Gegner im Blick, was von Mirai bestätigt wurde: „Sie scheinen körperliche Attacken manchmal kontern zu können. Wenn wieder dieser Spiegel auftaucht, werfen sie einen physischen Angriff garantiert zurück.“

„Also greifen wir am besten magisch an!“, riefen Miyuki und Setsuna, welche sofort ihre Persona beschworen und zum Angriff übergingen.

Anser beschwor zwei Feuerbälle, welche sie auf beide Shadows abfeuerte und dadurch beide in sich zusammensacken ließ. Antares setzte nach und ließ unter dem Shadow, welche Aiden am nächsten war eine leuchtende Rune erscheinen, welche kurz aufblitzte und den Shadow dann komplett auflöste.

„Es hat geklappt! Los, noch einmal, Antares!“, feuerte der Junge seine Persona weiter an, den nächsten Shadow mit demselben Angriff zu attackieren, allerdings geschah nichts, nachdem die Rune verblasst war.

 

„Hä? Warum funktioniert das nicht?“, jammerte Setsuna und war so irritiert, dass er nicht realisierte, wie der Shadow sich erhob und mit der Holzpeitsche auf den Jüngsten einschlug.

Erschrocken riss Setsuna die Arme hoch, doch spürte er keinen Treffer als ein lautes Klatschen ertönte.

Mit großen Augen sah der Junge auf Luca, welcher vor ihm stand und den Schlag parierte und den Shadow zurückstieß: „Vergiss es, du Pisser! Aiden!“

Für einen Moment war der Anführer verwirrt, was sein Freund meinen könnte, doch dann nickte er: „Alles klar! Andras!“

Mit einem Schuss erschien die rote Persona mit dem Vogelkopf, welche mit einer Druckwelle einen blauen Wall um den Shadow erzeugte, nur um diese zerbersten zu lassen. Kaum war dies geschehen, ließ Luca Alphard erscheinen, der seinen Gegner unter einem großen Eisbrocken begrub und zu Staub zermalmte. Die letzten Eispartikel lösten sich in der Luft auf und daraufhin herrschte Stille im Gang.

Setsuna plumpste auf seinen Hintern und starrte auf die Stelle, wo eben noch die beiden Shadows gestanden hatten: „W-warum konnte ich den zweiten Shadow nicht besiegen?“

„Ganz einfach: Antares setzt die Mudo-Skills ein. Diese können den Gegner sofort töten, machen aber keinen Schaden, allerdings haben sie eine eher geringe Trefferrate. Du solltest nicht unnötig damit um dich schießen und erwarte keinen garantierten Treffer“, belehrte Mirai den Jungen, der leicht die Wangen aufblähte und zu Boden sah: „O-okay… Es tut mir leid.“

„Mach dir nichts draus, Setsuna. Du musst dich erst einmal an diese Welt gewöhnen. Ist bei euch alles in Ordnung?“, tröstete Haruka erst ihren kleinen Freund und sah dann zu Aiden, der in diesem Moment von Miyukis Persona geheilt wurde: „Bin schon am verarzten, Haruka. War meine Aktion mit dem Geld ein Fehler?“

„Ich schätze, wir müssen in diesem Bereich etwas finden, was den Wunsch erfüllt. Lasst uns suchen, ob wir etwas finden“, schlug Luca vor und sah zu Aiden, der nur knapp nickte: „Ja, vielleicht lassen die Shadows etwas fallen, was uns helfen kann.“

Noch einmal sah sich das Team an, ehe sie sich auf den Weg zurück zur Kreuzung machten, um das Gebiet des Dungeons zu erkunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2024-04-13T04:46:09+00:00 13.04.2024 06:46
Guten Morgen Fubuki-kun,

Jetzt hab ich das Kapitel endlich gelesen und kommentiere gleich.

Die Rettungsaktion steht ab und Aiden verschließt sich in seinem Zimmer... schwierige Situation, in der es nicht einfach ist den richtigen Weg zu gehen. Mirai mit ihrer direkten Art war aber anscheinend der richtige Weg. Klar, der Verlust einer wichtigen Person ist schmerzhaft, aber auch die Personen um einen herum sollten dabei nicht in Vergessenheit geraten. Zum Glück hat sich Aiden wieder aufgerafft.

Damit geht es direkt in die Spiegelwelt, wo die Gruppe trotz Lucas Idee erst einmal im Dunkeln sitzt. Zum Glück fiel Luca noch etwas ein und sie konnten damit den Weg zum Dungeon finden.

Und der wirkt verdammt unheimlich... ich kenne mindestens eine Person, die daran ihren Spaß hätte. Wobei ich nicht sicher bin, ob er mit dem ganzen Tierkadavern was anfangen könnte... x_x ich bin gespannt, was es damit auf sich hat.

Auch was die Rätsel zu bedeuten haben... mit denen es für Setsuna gleich in den ersten ernsten Kampf geht... Dabei kann der Kleine noch eine ganze Menge lernen, vor allem über die Affinität seiner Persona.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht. :)

Bis dahin...
LG
Shio~


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